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Geleitwort, Grußworte und Vorwort

Geleitwort

Ministerialrat Bernhard Treibenreif, B.A. M.A. ATLAS-Präsident Sondereinheit Einsatzkommando Cobra/Direktion für Spezialeinheiten (DSE) Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Interessierte an den europäischen Spezialeinheiten!

Seit dem 11. September 2001 sind nun schon 20 Jahre vergangen. An diesem Tag starben mehrere tausend Menschen in den USA an den Folgen von gleichzeitig ausgeführten, unglaublich brutalen Terroranschlägen. Die schrecklichen Bilder gingen um die Welt.

Auch an Europa ging dieses Ereignis nicht spurlos vorüber – und der Rat der europäischen Innenminister gab ein paar Tage später als Erstreaktion an die belgische EUVorsitzführung den Auftrag, die Kooperation unter den europäischen Polizei-Antiterror-Einheiten so schnell als möglich zu intensivieren.

Kurze Zeit nach den Anschlägen saßen wir, die Kommandanten aller EU-Antiterror-Einheiten, unter der Vorsitzführung des damaligen Chefs der belgischen Spezialeinheit DSU, zusammen und gründeten den sogenannten ATLAS-Verbund – dies ist der enge Kooperationsverbund von mittlerweile 38 Polizei-Spezialeinheiten der 27 EUMitgliedstaaten, Großbritanniens und drei assoziierter Staaten (Island, Norwegen, Schweiz).

Nach Jahren der Vorsitzführung durch Belgien und der Vizevorsitzführung durch Österreich ging die ATLASPräsidentschaft in weiterer Folge an die Niederlande, an Deutschland und im Jahr 2017 an Österreich über.

Seither ist viel geschehen:

Der ATLAS-Verbund wurde von Anbeginn stetig weiterentwickelt – und zwar mit vollem Elan aller Einheiten, weil jeder Kommandant wusste, dass diese EU-weite Kooperation jederzeit zu reellen grenzüberschreitenden Einsatzanforderungen führen kann – und wird. Viele Beispiele grenzüberschreitender Spezialeinsätze sind Beleg dafür. Leider blieb Europa von schweren Anschlägen wie in den Jahren 2003 in Madrid, 2005 in London, 2015 in Paris nicht verschont – und dies ist nur ein Auszug der Ereignisse.

Durch drei EU-Ratsbeschlüsse unter Vorsitz Estlands und Österreichs wurde ein rechtliches Regelwerk geschaffen, das einerseits den ATLAS-Verbund als formelles Netzwerk auf europäischer Ebene verankerte und andererseits eine Stärkung dieses Verbunds, u.a. durch eine Kooperation mit Europol mit einem fixen jährlichen EU-Budget, zur Folge hatte. Dieses wiederum ermöglicht den ATLAS-Einheiten umfangreiche Aktivitäten wie beispielsweise Workshops, grenzüberschreitende Übungen oder gemeinsame Entwicklungen von Einsatztechniken und Einsatztaktiken.

Mittlerweile werden europaweit gemeinsame Trainingszentren für Spezialeinheiten aufgebaut, und es wurde der Ausrüstungs- und Ausbildungsstandard aller ATLASSpezialeinheiten auf ein kompatibles Niveau gebracht.

Viel Arbeit wartet noch. Aber Spezialeinheiten und deren Leiter haben unisono die Eigenart, dass sie sinnvolle und wichtige Ziele beharrlich verfolgen und dass sie Projekte zu einem erfolgreichen Abschluss bringen wollen. Deshalb wird dieser Weg der gemeinsamen Entwicklung fortgesetzt. Ein gutes Stück eines gemeinsamen erfolgreichen Weges liegt hinter uns – ein langer Weg der notwendigen Weiterentwicklung und der gemeinsamen Verbesserung unserer Fähigkeiten liegt noch vor uns.

Dem ATLAS-Leitspruch folgend „All togehter to protect you“ wollen wir alles in unserem Einflussbereich Stehende unternehmen, um die Menschen in unseren europäischen Staaten weiterhin bestmöglich zu schützen.

Wiener Neustadt, Mai 2021

Grußwort

Monique Pariat Generaldirektorin der Generaldirektion Migration und Inneres der Europäischen Kommission Sehr geehrte Damen und Herren,

seit vielen Jahren sieht sich die Europäische Union einer hohen Bedrohung durch organisierte Kriminalität und terroristische Gruppen gegenüber. Die jüngsten Terrorangriffe belegen einmal mehr die Relevanz einer schnellen Antwort und Strafverfolgung durch polizeiliche Interventionskräfte. Wir müssen die Kräfte über Europa hinweg vereinen, um unsere Bürger und Städte zu schützen.

Der ATLAS-Verbund der polizeilichen Spezialeinheiten der EU-Mitgliedstaaten sowie der Schweiz, Norwegens, Islands und des Vereinigten Königreichs demonstriert deutlich den Mehrwert einer EU-Kooperation im Kampf gegen Kriminalität und Terrorismus. Die Zusammenarbeit über ATLAS ist ein Kernanliegen der EU in Hinblick auf die Minimierung von Schäden und das Reagieren auf Terrorattacken sowie Schwerverbrechen durch eine gesteigerte Kooperation und verbesserte Fähigkeiten der polizeilichen Spezialkräfte. Mit der Durchführung von Trainings, Seminaren und Studien, aber auch der Entwicklung spezifischer Ausrüstung, dem Austausch der Best Practice und der Ausführung gemeinsamer Übungen hat der Verbund seine Fähigkeiten bewiesen. Auf Anfrage kann eine Interventionseinheit in einem anderen Mitgliedstaat Unterstützung leisten bei menschengemachten Krisensituationen, die eine ernste direkte physische Bedrohung für Bevölkerung, Eigentum, Infrastruktur oder Institutionen darstellen, insbesondere bei Geiselnahmen, Entführungen und ähnlichen Ereignissen.

Der Nutzen von ATLAS wird in ganz Europa geschätzt, denn das Netzwerk stellt ein einzigartiges EU-Instrument zur Stärkung der Reaktion auf Terror und Gewaltkriminalität dar, und zwar unabhängig davon, wo in Europa sich solche Akte ereignen.

Die Europäische Kommission fördert ATLAS seit mehr als zehn Jahren durch jährliche Finanzmittel von bis zu 1,5 Mio. Euro wie durch administrative und operative Unterstützung. Wir befürworten stark den Aufbau weiterer Trainingsmöglichkeiten und die noch engere Zusammenarbeit zwischen Europol und ATLAS, und wir sind überzeugt, dass beides den Wert des ATLAS-Verbunds weiter steigern wird.

Wir möchten Sie ermutigen, das vorliegende Buch über diese europäische Erfolgsgeschichte zur operativen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der inneren Sicherheit zu lesen.

Mit freundlichen Grüßen

Monique Pariat Generaldirektorin der Generaldirektion Migration und Inneres der Europäischen Kommission

Grußwort

Catherine De Bolle Direktorin Europol Organisierte Kriminalität und Terrorismus bleiben die wichtigsten Herausforderungen für die innere Sicherheit der Europäischen Union. Die Bewertung der Bedrohungen durch schwere und organisierte Kriminalität 2021 (The Serious and Organised Crime Threat Assessment, SOCTA 2021) legt klar ein erschreckendes Ausmaß an Bedrohung durch organisierte Kriminalität offen. Die Gewalttätigkeit von Kriminellen hat in ihrer Häufigkeit und Schwere in der EU zugenommen. Der Terrorismus wird immer komplexer und vielgestaltiger und bleibt eine Gefahr für das Leben unserer Bürgerinnen und Bürger und ein fortwährender Angriff auf unsere gemeinsamen Werte und Grundrechte.

Dies erfordert eine effektive strafrechtliche Verfolgung mittels verstärkter grenzübergreifender Zusammenarbeit, die alle verfügbaren Instrumente der EU-Mitgliedstaaten mobilisiert, inklusive der Verfügbarkeit gut trainierter und EU-weit kompatibler Spezialeinheiten (Special Intervention Units, SIU).

ATLAS und Europol teilen eine Vision, die auf gegenseitigem Vertrauen, gemeinsamen Arbeitsweisen und geteilten Werten beruht. Aus diesem Grund entschied der Europäische Rat im Dezember 2017, den ATLAS-Verbund durch eine besser geordnete EU-Unterstützung zu stärken. 2018 stimmten Europol und der ATLAS-Verbund – der Zusammenschluss der 38 Spezialeinsatzkommandos der EU-Mitgliedstaaten sowie der assoziierten Länder (Schweiz, Norwegen und Island) und des Vereinigten Königreichs – darüber überein, ihre gemeinsamen Anstrengungen im Kampf gegen Terrorismus und schwere und organisierte Kriminalität auszubauen.

Europol unterstützt den ATLAS-Verbund durch die Bereitstellung sicherer Kommunikationsplattformen und Werkzeuge, bei der finanziellen Verwaltung und durch administrative und logistische Hilfe über ein ATLAS-Unterstützungsbüro bei Europol. Übergeordnet zielt Europol darauf, die operative Zusammenarbeit mit dem ATLASVerbund und anderen Strafverfolgungsexperten und Erstinterventionskräften, die möglicherweise neben den SIU eingesetzt werden, zu verbessern. Ziel ist, den größten Nutzen aus der Expertise, den Ergebnissen und Dienstleistungen von Europol zu ziehen. Tatsächlich werden die SIU in einer Vielzahl von Situationen zum Eingreifen gerufen, die nicht zwangsweise nur im Zusammenhang mit Terrorismus stehen. Die gemeinsamen Bemühungen des ATLAS-Verbunds und Europols sollen dazu beitragen, auf EU-Ebene die Kapazitäten für Erstreaktionen bei Terroranschlägen, Geiselbefreiungen oder anderen Krisensituationen zu optimieren.

Ich bin erfreut, beitragen zu können zu dieser exzellenten Publikation, die aufzeigt, wie die Frauen und Männer der Spezialeinsatzkommandos im ATLAS-Verbund effektiv zur Sicherheit unserer Europäischen Bürgerinnen und Bürger beitragen. Europol setzt sich weiterhin uneingeschränkt für die Unterstützung des ATLAS-Verbunds als Schlüsselinstrument zur besseren Vorbereitung auf die Bekämpfung von Terroranschlägen und schweren Straftaten ein.

Catherine De Bolle Direktorin Europol

Vorwort

Christoph Lippay Lieber Leserinnen und Leser,

Gewaltkriminalität und Terrorismus machen längst an keiner Staatsgrenze mehr Halt. Vielmehr stellen grenzüberschreitende kriminelle bzw. terroristische Vereinigungen ein enormes Bedrohungspotenzial dar. Europa bietet mit dem ATLAS-Verbund als Netzwerk von Antiterror- und Spezialeinheiten eine effektive und innovative Antwort auf diese Gefahr. Die europäischen Antiterror-Einheiten sind seit der Gründung von ATLAS im Jahr 2001 wesentlich näher zusammengerückt, tauschen sich kontinuierlich aus, definieren gemeinsame Standards und trainieren für gemeinsame Einsätze. Das selbst gewählte Motto „All together to protect you (Alle zusammen, um Euch zu schützen)“ erfüllt der Verbund somit tagtäglich auf vielfältige Weise. Zu Recht darf deshalb von einer europäischen Erfolgsgeschichte gesprochen werden, die mit dem hier vorliegenden Band erstmals umfangreich sichtbar gemacht werden soll.

Es liegt im Wesen von Antiterror-Einheiten, weitgehend unerkannt zu agieren und keine Informationen preiszugeben, die Kriminellen oder Terroristen taktische Vorteile bieten könnten. Umso bemerkenswerter ist, dass für dieses Buch alle 38 Einheiten von ATLAS bereitwillig Informationen zur Verfügung gestellt haben. Sie öffneten ihre Türen und Archive, um exklusive Einblicke in ihre Organisation, Tätigkeiten und individuellen Besonderheiten zu gewähren, umrahmt von vielen bislang unveröffentlichten Bildern aus dem Alltag. Alle Portraits wurden von den jeweiligen Einheiten inhaltlich geprüft, sodass sämtliche Informationen authentisch und verifiziert sind.

Ohne die Mitwirkung aller 38 Einheiten, des ATLASVerbunds selbst sowie Europols wäre dieses Buch nicht zu verwirklichen gewesen. Den Kommandeuren und ATLASBeauftragten gilt daher mein tief empfundener Dank für die allzeit hervorragende Begleitung. Frau Monique Pariat, Generaldirektorin für Migration und Inneres der Europäischen Kommission, und Frau Catherine De Bolle, Direktorin von Europol, danke ich sehr für die wohlwollende Unterstützung dieses Buchprojekts und die freundlichen Grußworte.

Ganz besonders bedanken möchte ich mich bei den folgenden Personen, die mir die Idee zu diesem Buch gaben und mir bei der Umsetzung mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben: Polizeidirektorin Dr. med. Renate Bohnen, Oberrätin Mag. Renate Lanzenbacher, Ministerialrat Bernhard Treibenreif B.A. M.A., Dominique Soffers, „Schlagi“ und Damian I. Mein ganz spezieller Dank gilt Norbert Schweinberger für die großartige Beratung und Hilfe. „Last not least“ möchte ich meinem Lektor Dr. Robert Beyer für die absolut professionelle Bearbeitung und Herrn Dr. Justin Bender für die hervorragende englische Übersetzung herzlich danken.

Dieses Buch ist allen Angehörigen von Antiterror-Einheiten gewidmet, die sich jeden Tag mit einem hohen persönlichen Engagement und unter Einsatz von Leben und Gesundheit dafür einsetzen, dass die Bürgerinnen und Bürger in Europa sicher und friedlich leben können.

Christoph Lippay September 2021

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