3, Leerstandswerkstatt - Mitschrift vom 04.05.2012

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Mitschrift

im Rahmen des "LSO-ResearchLab", einem Teilprojekt des sozialen Projekts "iSLING™".


Projekt "LeerstandsOffensive" 3. Leerstandswerkstatt

0 4 . M a i 2 0 1 2 - 9 2 6 9 3 E sl a rn

Vorbemerkung Wir haben Ihnen diese Veranstaltung nachfolgend kurz dokumentiert, um Sie für die nächste Veranstaltung zu einem "Mitmachen" zu motivieren. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir nicht alle Dinge im Wortlaut, manche Feststellungen aufgrund der Lärmbelastung durch die vorbeiführende Hauptstrasse, akustisch bedingt nicht festhalten konnten. Wir hoffen jedoch, dass wir einigen Interessierten aber diesmal noch nicht Anwesenden die "Angst" vor einer solchen Veranstaltung nehmen, und die Veranstalter bei der nächsten Leerstandswerkstatt mehr Gäste begrüssen können. Der Erste Bürgermeister der Marktgemeinde Eslarn, Reiner Gäbl verwies in seiner Eröffnungsrede auf die unmittelbare Nähe des für Eslarn bedeutenden Kommunbrauhauses und die Absicht aufgrund dieses Alleinstellungsmerkmales hier mit Unterstützung von Fördermitteln der LAG ein Kommunbrau-Museum einzurichten, wobei nach der passenden Bezeichnung für diese Einrichtung noch gesucht werde, da es sich um keinen toten, sondern einen mit Leben erfüllten Raum handeln soll. Er begrüsste Herrn Poguntke, den Seniorenbeauftragten des Landkreises Schwandorf, die begleitende Dipl.-Ing. Stadtplanung Anne Krämer, den Vertreter des u.m.s., sowie M.A. Manuel Lischka, den LAG-Manager, wie auch den, das Eslarner Projekt begleitenden Architekten Dipl.-Ing. (FH) Josef Schönberger. man hat vor, dass Projekt "Zoigl-Museum" im Jahr 201 4 abzuschliessen.

Eröffnungsrede - Erster Bürgermeister Reiner Gäbl (Marktgemeinde Eslarn)

Der Weg der LSO bis zum Konzept "Seniorenwohnen". Drei markante Aussagen: Gäbl verwies darauf, dass sich die Bevölkerung in den teilnehmenden Gemeinden von 1 999-2009 um 3,6% reduziert hat. Trend setzt sich verstärkt fort. Von 2000 - 201 0 ist der Altersdurchschnitt von ca. 40 auf 42,8 Jahre gestiegen. Dies gilt auch für die gesamte Region. Die aktuelle Leerstandsquote beträgt bei allen beteiligten Gemeinden im Durchschnitt 6,44%, und umfasst absolut 341 Wohngebäude. , Gemäss einer Hochrechnung wird sich die Zahl der Leerstände auf 489 Gebäude erhöhen, wenn man zugrunde legt, wo jetzt bereits ältere Menschen wohnen. Es gilt, sich mit der Materie auseinanderzusetzen und Lösungen zu suchen, was nicht von heute auf morgen möglich ist. Er bedauerte diejenige Klientel, welche dies anders sieht, und als "Schlechtreden der Gemeinde" auffassen will. Die Ergebnisse solcher Veranstaltungen können auch anderen Gemeinden dazu dienen, sich mit diesem wichtigen Thema auseinanderzusetzen, und für sich Lösungen zu finden. Was kann man tun, um dem Leerstand in den Kommunen entgegenzuwirken. Gäbl verwies


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hierzu auf den bekannten, und schon einmal für die LAG tätig gewordenen Experten, Prof. Dr. Lothar Koppes, welche im Rahmen einer neuen Studie Ergebnisse vorgelegt hat. Danach fehlen auf dem Land nicht so sehr Arbeitsplätze, sondern es geht um die Attraktivität des Lebensraumes. Die Menschen wollen Zentren, belebte Zentren, Freizeitzentren, Erholungsräume. Da vor allem Frauen in einer Familie die Wohnsitzentscheidung bestimmten, gilt es vor allem diesen geeignete Arbeitsplätze bieten zu können. Eine der grössten Herausforderungen der Zukunft ist die Vergreisung der Bevölkerung. Wie können wir ältere Menschen in den Gebäuden in den Zentren halten. Das klassisches Altenheim wird bleiben, es wird daneben aber auch eine Vielzahl neuer Wohnformen geben. Der heutige Termin soll helfen weiterzukommen, die bereits gewonnenen Ergebnisse zu vertiefen und zu erweitern, Es sollen Lösungsansätze gefunden werden, um den einen oder anderen Leerstand dazu zu nutzen, die ältere Bevölkerung in den Orten halten zu können. Referat, Herr Poguntke - Landkreis Schwandorf

Zur historischen Entwicklung im Bereich der Altenpflege, wie auch der Wohnsituation von älteren Leuten referierte dann mit Bezugnahme auf den Landkreis Schwandorf, Herr Poguntke, der Seniorenbeauftragte im Landkreis Schwandorf. Das Konzept der Altenversorgung hat sich im Laufe der Zeit in demografischer, sozialer und institutioneller Hinsicht gewandelt. Die Zunahme älterer Menschen ist eingebunden in gesellschaftliche Veränderungstrends. Vor allem die Veränderung innerhalb der Familienstrukturen, Pluralisierung der Lebensstile und sozialkulturelle Einflüsse auf die Bereitschaft ältere Leute zu pflegen, sind hier besonders zu beachten. Ein kurzer Abriss über die Geschichte der Pflege sollte die ver-

2 änderten Anforderungen an die Gesellschaft verdeutlichen. Von "Pflege" im heutigen Sinne spricht man erst seit dem 1 9. Jahrhundert. Die Pflege fand hier regelmässig zuhause, im Rahmen des Besuchs von Ordensschwestern statt. Hospitäler waren Armenhäuser, die Pflege wurde von den Insassen selbst durchgeführt. Altenpflege im heutigen Sinne gab es nicht, weil es kaum alte Menschen gab. Im 1 8 Jhdt. lebten alte Menschen in Armenhäusern, erst im 1 9. Jhdt. gab es die ersten Alten- und Pflegeheime, da Kliniken und Krankenhäuser die Armenarbeit nicht mehr übernahmen. In die Alten- und Pflegeheime kamen hauptsächlich sog. "Sieche-Personen". Diese Heime standen unter kirchlicher, zumindest caritativer Führung (Wohlfahrtsverbände, Stiftungen, Genossenschaften etc.), und die Pflege wurde fast ausschliesslich von Frauen durchgeführt. Erst Mitte des 20. Jhdt.'s gab es erste Formen der heutigen Alten- und Pflegeheime. Später kam es zu einer fortschreitenden Auflösung der Generationenverpflichtung. Gemeinsame (familiäre) Wohnformen haben sich aufgelöst, eine staatliche Versorgungsverpflichtung und eine institutionalisierte Altersversorgung haben sich entwickelt. Vor ca. 25 Jahren haben sich dann die Altenwohn- und Betreuungseinrichtungen massiv entwickelt. So gab es im Landkreis Schwandorf um 1 990 sieben Altenheime und drei Altenwohnanlagen, welche aber hauptsächlich auf die Bezahlbarkeit der Unterbringung, nicht so sehr auf die Bedürfnisse der Senioren an sich ausgerichtet waren. Aktuell im Jahr 201 2 gibt es im Landkreis Schwandorf 20 Altenpflegeheime mit 1 700 Plätzen und bereits angedachten Erweiterungen, sowie diverse neue Wohnformen (Wohngemeinschaften, Betreutes Wohnen/ Servicewohnen etc.) für Senioren. Nach wie vor wohnen ältere Menschen in der Ursprungsfamilie, soweit eine Kindergeneration vorhanden ist. Daneben gibt es das Wohnumfeld der


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Partnerschaft/ Ehe, aber auch neue Wohnformen (Altenheim,Pflegeheim). Dies ist jeweils in Gegenüberstellung der Familien-/ Generationenverpflichtung, wie auch dem Auftrag der Gesellschaft Altersvorsorge zu betreiben, zu sehen. Der Referent sah aufgrund der mittlerweile verschiedenen Wohnformen ausserhalb des sog. "Alten-/ Pflegeheimes" Möglichkeiten, hier auch im Rahmen der sog. "Leerstandsoffensive" etwas zu entwickeln, um eine regionale Versorgung stattfinden zu lassen. Neben einem völlig selbstorganisierten Wohnen, kommt heute auch immer mehr der Gedanke eines dienstleistungsorientierten, auf die Inanspruchnahme von Serviceleistungen ausgerichteten Wohnes im Alter zum tragen. Ältere Menschen werden aktuell jedenfalls sehr gut versorgt, bzw. finden jede Menge Möglichkeiten, die Risiken der Hochaltrigkeit, der Gebrechlichkeit, und der Abnahme der Selbst-/ Eigenständigkeit entgegenzuwirken. Stationäre Pflege ist dann nur noch in den notwendigen Fällen nötig, da angepasste seniorengerechte Raumkonzepte infolge der Inanspruchnahme externer Dienstleistungen wie Hausmeisterdienste, Essenslieferungen ein gewisses "Komfortwohnen" bis ins hohe Alter ermöglichen. Gerade die sog. "Ambulant betreuten Wohngemeinschaften", bei welchen 1 2 Personen als Mieter in deutlicher Selbstbestimmung zusammenwohnen, sich nach Bedarf und freier Entscheidung ambulante Dienstleistungen hinzubuchen können, sowie sich selbst oder auch über Familienangehörige organisieren, bieten hier eine gute Möglichkeit. Sowohl diese neue Wohnform, wie auch das Angebot an den entsprechenden Dienstleistungen nimmt ständig zu. Der Referent betonte aber auch, dass ältere Menschen vor allem aufgrund eines bestimmten Sicherheitsverhaltens und dem gerade bei 70/80-jährigen Personen vorhandenem historischen Hintergrund noch nicht so schnell auf diese Angebot zugreifen.

Diese wollen sich nicht in eine vermeintliche Abhängigkeit begeben. Der referent zog ein klares Plädoyer für die "Ambulant betreuten Wohngemeinschaften", welche eine regionale Versorgungschance bieten und keine Konkurrenz zu bestehenden stationären Pflegeeinrichtungen darstellen. Dann ging es in die Arbeitsgruppen. 1 . AG: Was ist möglich, was ist gewollt? Verschied. Wohnformen

Hier ging es um die verschiedenen Wohnformen für SeniorInnen, vor allem um die Vorund Nachteile der diversen Wohnformen. Von einem "Betreuten Wohnen zu Hause", über "ambulante Hausgemeinschaften", sog. "intergenerative Wohnformen", "Wohngemeinschaften für Ältere" bis hin zu "ambulant betreuten Wohngemeinschaften", bei denen Dienstleistungen verschiedenster Art je nach Bedürfnis selbständig hinzugebucht werden können. Hier wurde letztlich das Modell der "Ambulant betreuten Wohngemeinschaften" als besonders positiv bewertet, soweit das traditionelle Wohnmodell im Kreise der Familie mangels Nachkommenschaft nicht gegeben ist. 2. AG: Besser leben zuhause. Welche Informationen brauchen Senioren, um selbständig zu leben? Informationspaket für Senioren.

Dem Lebensalter entsprechend, benötigen ältere Menschen aufgrund der zunehmenden Unselbständigkeit und Gebrechlichkeit Informationen, welche jüngere, im Arbeitsleben stehende Menschen "so nebenbei" zur Verfügung haben. Von Informationen zu Lieferdiensten, ambulanten Gesundheits- und Pflegeservices, bis zur Tatsache nicht mehr alle Dinge "vor Ort", also bei Behörden selbst erledigen zu können, sollten den älteren MitbürgerInnen diese Informationen möglichst


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zentral zur Verfügung gestellt, bzw. die Behördengänge abgenommen werden. 3. AG: Was wird aus meinem Haus? Kontrollierter Übergang: Barrieren zum Umzug überwinden, und beim Verkauf des Hauses unterstützen.

Hier wurde vor allem festgestellt, dass ältere Leute auf dem Land zumeist sehr spät Anwesen wie auch Unternehmen "aus der Hand geben" wollen. Eine frühe Übergabe an die kommende Generation, bzw. ein früherer Verkauf würde diesen jedoch ein sorgenfreieres, entspannteres Leben im Alter ermöglichen. Der Erste Bürgermeister der Marktgemeinde Eslarn bedauerte mit einem Vergleich seines Hobbies, dem Kochen, dass viele Leute sobald diese vom Wert ihres Anwesens erfahren, diese als Filetstücke betrachten, und nur noch zu horrenden, nicht akzeptablen Preisen veräussern wollen. Es wird dann so lange abgewartet, bis diese "Filetstücke" letztlich vollends an Wert eingebüsst haben. Dieselbe Auffassung vertrat der für Eslarn planende Architekt Dipl.-Ing. (FH) Josef Schönberger, welcher unter Hinweis auf seine eigene Familienstruktur mit drei Söhnen betonte, dass man auch die kommende Generation schnell in das Geschehen einbinden, diesen Verantwortung übertragen, und diese am Unternehmen, und am Einkommen beteiligen muss. 4. AG: Was zieht mich weg? Ansprüche an Gebäude/ Wohnungen, um als Alterssitz in der Heimatgemeinde in Frage zu kommen.

Diese Arbeitsgruppe befasste sich mit den vielfältigen Dingen, welche die Gebrechlichkeit im Alter, und die damit einhergehende Unselbständigkeit mit sich bringen kann. Vor allem auch baulich-strukturellle Verbesserungen an Gebäuden, wie diese auch schon längere Zeit in Fachgremien diskutiert werden, können ältere Leute sogar bis zum Lebensen-

4 de im eigenen Anwesen verbleiben lassen. Viele technische Möglichkeiten welche es heutzutage für (ältere) Anwesen nachrüstbar gibt, können wie z. B. ein Treppenlift, ein barrierefreies Bad, oder einfach nur ein barrierefrei gestalteter Zugang zum Anwesen, grds. Probleme beseitigen, und die Unfallgefahr vermeiden. Der Bürgermeister von Guteneck, Herr Wilhelm zog abschliessend das Resume, dass man mit dieser dritten Leerstandswerkstatt ein gutes Stück weiter gekommen ist. er bedauerte jedoch, dass sich hierzu nur sehr wenige Personen eingefunden hatten, und hegte den Wunsch, dass bei den künftigen Veranstaltungen mehr Leute der Einladung folgen werden. Die Problematik "Leben im Alter auf dem Land" scheint aufgrund der nur sehr wenigen Gäste - neben den "Funktionären" und den BürgermeisterInnen, waren unseren Feststellungen zufolge gerade einmal um die 1 2 Leute anwesend - noch nicht ins Bewusstsein der Bevölkerung vorgedrungen zu sein. Für die Marktgemeinde Eslarn muss man natürlich bemerken, dass wir bis zuletzt eine entsprechende Einladung, an der Amtstafel ausgehängt, vermisst haben. Viele Eslar-nerInnen dürften hier von einer Veranstaltung zum Thema "Zoigl-Museum" ausgegangen sein, und wie wir selbst immer wieder durch Rückmeldungen auf unsere jeweilige Berichterstattung zu diesem Thema erfahren, ist das "Zoigl-Museum" nicht gerade das "brennendste Thema", welches die Mehrheit der Eslarner Bevölkerung bewegt. Sehr schade, wo sich doch die Verantwortlichen allesamt wirklich sehr grosse Mühe gemacht hatten, und man sogar einen leibhaftigen Adeligen, Herrn Burkhard Graf Beissel v. Gymnich, vom Schloss Guteneck begrüssen konnte. [mwz]


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Eine Veröffentlichung von DEEZ im Rahmen des sozialen Projektes "iSLING™". Herausgeberin: V.i.S.d.P.:

Theresia M. Zach, Ludwig-Müller-Str. 2, D-92693 Eslarn. email: zach@zach.eu.org. Michael W. Zach. Erreichbarkeit wie vor!

Alle Angaben ohne Gewähr auf Richtigkeit und/ oder Vollständigkeit. Lesen Sie den offiziellen Bericht in der jeweiligen Teilausgabe in der Regionalzeitung "Der neue Tag", bzw. im zugehörigen Online-Portal, unter: www.oberpfalznetz.de


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