KURZ UND KNAPP
Plastiksammeln bringt herzlich wenig
Foto: Gaëtan Bally / Keystone
Können wir das Müllproblem lösen, indem wir mehr Plastik einsammeln und recyceln? Das genügt nicht, wie Magdalena Klotz von der ETH Zürich herausgefunden hat. Für ihre Studie hat sie eine besonders umweltbewusste Schweiz für das Jahr 2025 modelliert – allerdings in nur einem Aspekt: 80 Prozent des Plastikabfalls würden eingesammelt. Heute sind es durchschnittlich 21 Prozent. Alle folgenden Sortier-, Recycling- und Produktionsprozesse aber blieben unverändert. Die Ergebnisse zeigen, dass recyceltes Plastik unter diesen Bedingungen trotz der hohen Sammelrate mit nur 14 Prozent einen sehr kleinen Anteil an neuen Kunststoffprodukten ausmachen würde – obwohl das eine Verdopplung zu heute wäre.
Wir können Plastik recyceln, so viel wir wollen: Die Neuware daraus fällt durch.
Das liegt vor allem am Verfahren, wie Plastik heute meist recycelt wird: Plastikmüll unterschiedlichen Ursprungs wird zusammen eingeschmolzen. «Der recycelte Kunststoff hat aufgrund der Mischung andere Eigenschaften als die ursprünglichen Materialien. Er kann deshalb nur in gewissen Produkten verwendet werden und nur sehr begrenzt Neuware in der Herstellung ersetzen», so Klotz. Sie glaubt deshalb, das ganze System müsse von Grund auf neu gedacht werden: «Schon beim Design neuer Kunststoffprodukte sollten wir mitdenken, wie das Rezyklat einmal genutzt werden kann. Und der Kunststoffabfall sollte genauer sortiert werden. Wenn wir nicht mehr Verwendungsmöglichkeiten für altes Plastik finden, ist der Umweltnutzen von Recycling auch in Zukunft sehr limitiert.» Johannes Giesler M. Klotz et al.: Limited utilization options for secondary plastics may restrict their circularity. Waste Management (2022).
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Die grünen Eier des Wasserflohs überstehen problemlos einen trockenen Sommer. Foto: Dieter Ebert
Dauer-Eier überleben Trockenheit Wenn ihr Tümpel austrocknet oder gefriert, Um herauszufinden, ob das bei Tieren auch brauchen im Wasser lebende Organismen cle- so funktioniert, suchten die Forschenden nach vere Strategien, um überleben zu können. Trehalose in Dauer-Eiern von Wasserflöhen Wasserflöhe produzieren deshalb Dauer-Eier, aus trockenen und feuchten Lebensräumen. die Trockenheit dank einem Zucker überste- Tatsächlich: Der Zucker war vor allem in Eiern, hen, wie Forschende der Univerdie im Sommer jeweils austrocksität Basel herausgefunden haben. nen, in grösseren Mengen vorhanDauer-Eier sind kleine Embryden. Trehalose verwandelt das «Wasserflöhe onen, die gegen Widrigkeiten geWasser in den Zellen in eine Art haben sich schützt sind und wieder «erwaGel, das verhindert, dass das Gelokal chen», sobald die Bedingungen webe zerreisst, wenn die Zellen angepasst.» besser sind. «Es erstaunt immer durch den Entzug der Feuchtigwieder, wie resistent solche Ruhekeit schrumpfen. «Nicht nur stadien bei wirbellosen Tieren scheint die Trehalose auch bei sind», sagt Studienleiter Dieter Ebert. Sein Tieren eine zentrale Rolle zu spielen, die WasTeam vermutete, dass ein bestimmter Zucker, serflöhe haben sich sogar lokal angepasst», so die Trehalose, für das Überleben der Dauer- Ebert. Dies sei wichtig, da Dürreperioden vieEier in ausgetrockneten Tümpeln wichtig sein lerorts häufiger werden. Sofia van Moorsel könnte. Es war bekannt, dass dieser Zucker S. Shadman et al.: Microstructured Biodegradable Bakterien und Pflanzen vor dem Austrocknen Fibers for Advanced Control Delivery. Advanced schützt. Functional Materials (2020)
Contact-Tracing-Apps bieten zu wenig Fehlende Dienste mit Mehrwert sind ein Grund, warum Contact-TracingApps wenig Zuspruch fanden. Zu diesem Schluss kommt ein Team der Universität Lausanne durch einen Vergleich von Apps aus verschiedenen Ländern. Die Entwicklerinnen hätten sich hauptsächlich auf Datenschutz konzentriert, so Erstautorin Dana Naous. Bei der nächsten Pandemie – falls es dazu kommt – sollte die Schweizer App zusätzliche Dienste wie Diagnose oder Check -in-Service integrieren. yv D. Naous et al.: Learning From the Past to Improve the Future. Value-Added Services as a Driver for Mass Adoption of Contact Tracing Apps. Business & Information Systems Engineering (2022)