IM SCHLAFLABOR
Wenn wir schlafen, arbeitet unser Gedächtnis trotzdem noch. Auch deswegen verkabeln Forschende Versuchspersonen und schauen zu, was im Gehirn passiert, wenn sie im Reich der Träume sind. Foto: Daniel Auf der Maur/13 Photo
Schäfchen zählen unter Beobachtung Um die Geheimnisse des Schlafs zu lüften, brauchen Forschende Freiwillige, die sie während einer Nacht im Labor beobachten. Die Redaktorin hat sich auf ein Mittagsnickerchen zur Verfügung gestellt. Text Elise Frioud
Heute besteht meine Arbeit darin zu schlafen. Aber nicht irgendwo, sondern im Schlaflabor der Universität Freiburg. Originell und ziemlich aufregend: Ich kann hier für die Dauer einer Siesta Versuchskaninchen spielen – die Nacht ist den Freiwilligen vorbehalten, die an echten Studien teilnehmen. Aber man weiss ja nie: Wenn ich einschlafe, könnte sich das, was sich in meinem Gehirn abspielt, als nützlich für die Wissenschaft erweisen. 11.30 Uhr: Ich habe einen Termin mit Björn Rasch, dem Leiter des Schlaflabors. Er führt mich in den Keller in einen kleinen, einfach ausgestatteten Raum: ein Schreibtisch und zwei Computer, auf denen die Aufnahmen der 34 Horizonte 133
Studienteilnehmenden analysiert werden. Rechts und links befinden sich zwei abgekapselte und schalldichte Kabinen, von denen eine für mein Nickerchen vorgesehen ist. Ich schaue mir das Zimmer an: Es ist hübsch eingerichtet, und das Bett scheint bequem zu sein. Allerdings sollte man nicht klaustrophobisch veranlagt sein, da es nicht gerade viel Platz und nur wenig Licht hat. In der ersten halben Stunde rüsten mich zwei Assistentinnen mit einer ganzen Batterie von Elektroden aus: zwei auf der Stirn, zwei an den Schläfen, zwei am Hinterkopf, zwei unter dem Kinn und eine auf dem Scheitel. Sobald sie gut angeklebt sind, was einige Zeit
dauert, messen sie die elektrische Aktivität meines Gehirns und über meine Muskeln die Augenbewegungen. Sie werden später im Elektroenzephalogramm (EEG) darüber Auskunft geben, ob ich wach bin oder in einer Schlafphase. Nun ist meine Bewegungsfreiheit eingeschränkt: Ich bin durch eine Vielzahl von Kabeln mit einer Box verbunden, die ich mit mir herumtragen muss. Mir kommt der unangenehme Gedanke, dass meine Gedanken nun der Forschung offenstehen. Gedanken verschlechtern Schlaf Aber so weit sind wir noch nicht. Die Wissenschaft versucht vor allem, den Zustand des