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Schon im 9. Jahrhundert gelangten italienische Einflüsse nach Mähren. Zunächst hingen sie in erster Linie mit der Christianisierung der slawischen Bevölkerung zusammen. Mit dem Ausbau der Geschäftsbeziehungen und der Handelswege nahmen sie kulturellen und politischen Charakter an. Die Apenninhalbinsel wurde immer öfter von Reisenden aufgesucht, die herkamen, um sich Fachkenntnisse anzueignen und um berufliche Erfahrungen zu sammeln. Im Gegenzug waren Experten unterwegs nach Mähren, die auf ihrem Gebiet führend waren. Einen wichtigen Einschnitt stellte die sog. Groschenreform dar, die der König von Böhmen Wenzel II im Jahre 1300 gerade bei florentinischen Bankiers in Auftrag gab, um den Prager Groschen statt der bisherigen tschechischen Zahlungsmittel einzuführen. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts fanden in Mähren Grundsätze des frühen Humanismus rege Aufnahme. Zu den großen Befürwortern des Gedankenguts zählte auch Jobst, Markgraf von Mähren, der in Brno lebte. Die Verbreitung italienischer Kultur findet sich unter anderem durch musikalische Dokumente belegt, die in den Archiven von Kroměříž, Olomouc und Brno erhalten geblieben sind. Doch die tatsächliche Blütezeit setzte erst im 16. Jahrhundert ein. In dieser Epoche wirkten zahlreiche italienische Architekten, Bildhauer und Steinbildhauer in Mähren, sodass es hier heute noch Bauwerke aus der Renaissance und aus dem Frühbarock zu bewundern gibt, denen sie ihre Handschrift verliehen haben.
Palais Dietrichstein Brno Im oberen Teil des Krautmarktes steht ein Palais, das nach Kardinal Franz Fürst von Dietrichstein benannt ist. Für diesen wurde es vom italienischen Baumeister Giovanni Giacomo Tencalla für einen Bauplatz entworfen, an dem zuvor fünf mittelalterliche Bürgerhäuser gestanden waren, und in den Jahren 1614–1620 erbaut. Das ursprünglich frühbarocke Gebäude wurde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts von Domenico Martinelli umgebaut, sodass nur noch Außenmauern und einige Gewölbe erhalten geblieben sind. Sehenswert sind insbesondere das Eingangsportal von Martinelli und das Vestibül. Mit der Zeit erfuhr das Palais Dietrichstein weitere Änderungen, die im 1. Drittel des 20. Jahrhunderts in einem Dachgeschossausbau gipfelten. Bei der späteren Denkmalrenovierung wurden die Einbauten jedoch wieder abgetragen, und das Gebäude bekam, so gut es ging, außen sein früheres barockes Aussehen wieder. Heute beherbergt es das Mährische Landesmuseum.
Geöffnet: ganzjährig außer Mo und So Zelný trh 8, 659 37 Brno www.mzm.cz Domenico Martinelli (*1650 Lucca, Toskana – † 1718 ebenda) Italienischer barocker Priester und Architekt, der nicht nur in seinem Heimatland, sondern auch in Mähren, Böhmen sowie in den Niederlanden tätig war. Viele seiner Bauten können in den Städten Rousínov, Letonice, Uherský Brod bzw. Bzenec besichtigt werden. Zu seinem Werk zählen unter anderem Schlösser in Slavkov (vormals Austerlitz), Valtice und Milotice. Besonders ins Gewicht fällt ohne Zweifel das Wiener Palais Liechtenstein.
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Bischofshof Brno In unmittelbarer Nachbarschaft zum Palais Dietrichstein befindet sich unterhalb der St.-Peter-und-Paul-Kathedrale der Bischofshof. Der frühere Wohnsitz des Propstes des Brünner Kapitels wurde im Jahre 1588 vom Olmützer Bischof gekauft. An den von ihm in Auftrag gegebenen, groß angelegten Umbauten im Renaissancestil arbeitete auch Antonio Gabri mit. Dieser war genauso wie sein älterer Bruder Pietro ein Bau- und Maurermeister. In Brno wurde er als Geselle ansässig. Hier kaufte er sein erstes Haus und zog mit seiner späteren Gattin Maria 4 Kinder auf. Zehn Jahre später wurde er zum Bürger der Stadt ernannt. Zugleich nahm ihn die Steinmetzzunft und Baubrüderschaft als Meister auf. Er nahm am Turmumbau im Alten Rathaus teil. Nach dem Tode seines Bruders stellte er den Bau des ständischen Landtags- und Gerichtsgebäudes fertig und brachte Arbeiten am Jesuitenkolleg sowie am Augustinerkloster zum erfolgreichen Abschluss. Mehrere Brünner Häuser wurden von ihm modernisiert und anschließend verkauft. Auch der Turm der St. Jakobuskirche wurde von ihm um „mehrere Klafter“ erhöht. Als sein bedeutendstes Werk, das er in Brno ausführte, erwies sich das Schwarz´-Palais (heute Haus der Herren von Lippa). Geöffnet: ganzjährig außer Mo und So Muzejní 1, 602 00 Brno www.mzm.cz Giovanni Giacomo Tencalla Der in Mähren seit 1638 wirkende, italienische Architekt hat nicht nur das Brünner Palais Dietrichstein umgestaltet, sondern auch viele weitere bedeutende Bauwerke geschaffen. Dazu gehören die Lorettokapelle in Mikulov, das Schloss Lednice, die Kirche und das Schloss in Valtice, das Paulanerkloster in Vranov u Brna. Sein Bruder, der Stuckateur Giovanni Tencalla arbeitete mit ihm etwa an der Ausschmückung der Kirche Mariä Himmelfahrt in Valtice zusammen.
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Parnasbrunnen Brno Mitten unter Gemüseständen, die – alter Gewohnheit entsprechend - den Marktplatz an Werktagen einnehmen, steht der auffällige barocke Parnassbrunnen, aus dem ein Felsenriff hervortritt. An seiner Spitze wird die Figur Europas mit einem Zepter in der Hand auf einem überwundenen Drachen dargestellt, umgeben von weiteren drei allegorischen Gestalten, darunter Griechenland, Persien, Babylonien, ein Löwe mit Flügeln, ein Bär, sonstige kleinere Lebewesen und Minidrachen. Das einzigartige Beispiel für barocken Naturalismus und Illusionismus wurde nach Entwürfen von Johann Bernhard Fischer von Erlach errichtet. Die Grotte stellt das Werk des Wieners Adam Tobias Kracker dar, der auch einen Teil des Skulpturenschmucks übernahm, den er zusammen mit Anton Riga und mehreren, heute namentlich unbekannten italienischen Bildhauern schuf.
Geöffnet: frei zugängliche Sehenswürdigkeit Krautmarkt, Brno Johannes Capistranus (* 1385 Königreich Neapel, Italien – 1456 Ilok, heutiges Kroatien) An das Wirken des Franziskanermönchs und Predigers erinnert die Kanzel an der nördlichen Außenseite der St.-Peter-und-Paul-Kathedrale. Der ehemalige Statthalter von Perugia wurde nach dem Tode des Königs von Neapel gestürzt und verhaftet. Nach der Entlassung trat er dem Franziskanerorden bei und wurde Wanderprediger. Mit seinen wirkungsvollen Predigten feierte er in Italien, Deutschland, Polen, Ungarn sowie in Ländern der böhmischen Krone Erfolge. Mähren verdankt ihm die Gründung des Barfüßerordens der Franziskaner. Seine Hauptaufgabe bestand jedoch vor allem darin, die Anhänger von Johannes Hus wieder zum katholischen Glauben zu bekehren. Angeblich sei es ihm gelungen, an die 16 Tausend Hussiten zu überzeugen.
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Haus von Canello Brno In einer lieblichen Gasse, die zum kleinen Stöckl, dem sog. malý Špalíček abfällt, an dem auch Andrea (Ondřej) Erna, der Vater des Bauherrn Johann Baptist beteiligt war, befindet sich ein erhaltenes Portal aus dem Jahre 1596. Es wurde von dem damaligen Hauseigentümer, dem Steinbildhauer Francesco Canevale geschaffen, dessen Wappen bis heute an der Hausfront erkennbar ist. Das Gebäude erwarb er durch die Verehelichung der Witwe eines anderen berühmten italienischen Steinbildhauers Antonio Silva, der in Tessin, Morbio Inferiore zur Welt gekommen war. Das historische Bauwerk kann heute von Besuchern des darin befindlichen Hotels Royal Ricc bewundert werden.
Starobrněnská 10 602 00 Brno http://www.hotelsprague.cz/hotels-brno/hotel-royal-ricc-brno-c.php Francesco Canevale ((* ? – † 1606 Brno) Aus Italien stammend, kam er im Jahre 1580 nach Brno, wo er in den Jahren von 1597 bis 1600 eigene Steinmetzhütte betrieb und später auch verstarb. Seinen Namen leitete er vom italienischen Wort „Canella“ ab, das auf Deutsch Zimtbaum bedeutet. Er war auch am Umbau des Alten und Neuen Rathauses sowie des Schwarz-Palais beteiligt.
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Altes Rathaus Brno Das älteste weltliche Gebäude von Brno steht gleich zu mehreren Namen italienischer Meister in Beziehung. Ein Teil des Gebäudes mit einem Turm ist bereits im 13. Jahrhundert entstanden. Zwei Jahrhunderte später hat der Architekt Anton Pilgram das typische Portal mit dem gekrümmten Türmchen geschaffen. An den umfangreichen Umbauten, die das Rathausgebäude im 16. Jahrhundert erfuhr, waren Antonio und Pietro Gabrio erheblich beteiligt. Zu Pietros Werk gehören die Erhöhung des Turms um knappe vier Meter, seine Versehung mit einem Bogengang sowie eine Kuppel mit Türmchen. Die Gebrüder haben auch den bezaubernden Arkadenhof, das Eingangsportal zur städtischen Schatzkammer und die Renaissancetreppe errichtet. Die letztere führt zum Turm und in das anliegende Landtags- und Gerichtsgebäude. Die Konsolen, Baluster und Turmsäulen stammen vom italienischen Steinbildhauer Antonio Silva, der im Jahre 1577 auch das ursprüngliche Portal von Pilgram renovierte. Die Glasmalerei aus dem Jahre 1893 wurde nach Vorlagen hergestellt, die dem Musterschatz der italienischen Buchmalerei entnommen waren. Italienische Motive und antike Allegorien, die auf dem römischen Recht beruhen, gibt es auch auf Wandgemälden (1790) im Renaissance-Gerichtssaal zu sehen. Nach der Beschädigung durch schwedische Kriege wurde die Renovierung des Gebäudes beim Baumeister Johann Baptist Erna in Auftrag gegeben. Nach einer der Legenden wird das Symbol von Brno, nämlich der in der Rathauspassage hängende „Drache“ mit Venezianischen Kaufleuten in Beziehung gebracht, welche die Haut eines Krokodils mitgebracht haben sollen, das ja damals hierzulande ein unbekanntes Tier war. Geöffnet: Außenbereich frei zugänglich, die Innenräume und der Turm IV–X Radnická 8,602 00 Brno http://www.kultura-brno.cz/radnice.php http://www.hrady.cz/index.php?OID=1967 Antonio und Pietro Gabrio (* ? Lombardei – † 1593 Brno; * ? Lombardei – † 1585, Brno) Die wahrscheinlich aus der Lombardei stammenden Gebrüder fielen unter ihren italienischen, deutschen und schweizerischen Kollegen, mit denen sie im ausgehenden 16. Jahrhundert nach Mähren gekommen waren, als charismatische Persönlichkeiten auf. Man weiß nicht, wo sie die Baukunst erlernt hatten, aber ihr Arbeitsstil weist auf norditalienische Baukunstschule hin. Sie brachten den frischen Wind der Renaissance in die damals mittelalterliche Stadt Brno. Beide wurden in Brno für immer sesshaft und verstarben hier.
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Neues Rathaus Brno Das frühere Zentrum der Landesverwaltung, das ein Tagungsort für den Landtag und für das Landgericht gewesen war, hat seine Funktion als Rathausgebäude von der „alten“ Kollegin im Jahre 1935 übernommen und wird seitdem Neues Rathaus genannt. Der Gebäudekomplex besteht zum Teil aus Resten eines mittelalterlichen Dominikanerklosters mit gotischem Kreuzgang. Der Renaissancekern mit einem eindrucksvollen Stiegenhaus und Herrensälen gehört zum Werk der Gebrüder Gabrio, die ihn in der Zeit von 1582 bis 1583 auf Ersuchen der mährischen Stände erbauten. Der Skulpturenschmuck wurde zur selben Zeit von Giorgio Gialdi geschaffen. Im 18. Jahrhundert wurden die Festräume noch würdevoller und anmutiger, dies dank dem österreichischen Maler italienischer Abstammung Ercole Gaetano Fanti, der unter anderem auch der Autor der nach einer Vorlage von Rubens angefertigten Kopie des sich über dem Altar der Kirche von Valtice befindlichen MariäHimmelfahrt-Bildes ist. Die spätere Barockisierung trägt die Handschrift von Moritz Grimm. Im Gebäude sind nach wie vor städtische Verwaltungsbehörden – der Oberbürgermeister und der Magistrat der Stadt Brno angesiedelt. Zugleich finden hier Sitzungen des Brünner Gemeinderats und Stadtsenats statt. In Nachbarschaft zum Rathaus steht die St. Michael Kirche, die im 17. Jahrhundert nach Plänen von Johann Baptist Erna barockisiert wurde. Geöffnet: Außenbereich frei zugänglich, die Innenräume nur bei besonderen Anlässen Dominikánské náměstí 1 602 00 Brno www.brno.cz /index.php?nav01=2222&nav02=6&obrazek=57 Groschenreform Im Jahre 1300 entschloss sich Wenzel II. von Böhmen, Bankiers aus Florenz mit der Durchführung einer Währungsreform zu betrauen. In der Königsaaler Chronik aus dem beginnenden 14. Jahrhundert wurde dazu sinngemäß vermerkt: „Der König sandte Boten nach Florenz und berief sorgfältige Fachleute, nämlich Reinhard, Alphard und Cynon aus der Lombardei, die in solchen Angelegenheiten so erfahren waren, dass sie eine derart wichtige Sache erfolgreich leiten konnten. Somit wurde im Jahre 1300 Anno Domini im Monat Juli damit begonnen, Prager Groschen und Kleinmünzen zu prägen, deren Nominalwert von Zwölf einem Groschen gleicht, und eine jede Münze wurde mit Wenzels Namen versehen, der sie eingeführt hat.“ Die Münzmeister Rinieri, Appard und Cino wurden für gut verrichtete Arbeit gut bezahlt. In Brno konnten sie sich ein ansehnliches Vermögen aufbauen. Appard ist sogar in Černá Hora zum Burgherren aufgestiegen.
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SCHWARZ-PALAIS Brno Das heutige Haus der Herren von Lippa, wurde unter seinem Eigentümer, dem Weinhändler Christoph Schwarz im Renaissancestil umgebaut. Die in der Zeit von 1589 bis 1596 durchgeführten Umbauten wurden vom angesehenen Baumeister Antonio Gabri ausgeführt. Mit Statuen im Stil des Manierismus wurde es von einem weiteren italienischen Künstler, nämlich von Giorgio Gialdi ausgeschmückt. Noch heute gibt es an der Hausfront Szenen nach Motiven aus der Antike, aus der Bibel und aus dem Alltagsleben zu bewundern. Später stand das Haus unter anderem im Eigentum einer weiteren bedeutenden Persönlichkeit, als es Luis Raduit de Souches erwarb, der die Verteidigung der Stadt Brno gegen die schwedischen Belagerungstruppen geleitet hatte. Das Gebäude wurde gegen Ende des 2. Weltkriegs stark beschädigt. Sein baulicher Zustand verschlechterte sich in den darauf folgenden 50 Jahren zusehends. Komplette Renovierung erfolgte erst im Jahre 2005. Zurzeit befindet sich im Haus der Herren von Lippa eine Geschäftspassage mit vielen Läden und Kaffeestuben, die zum Sitzen im überdachten Hof einladen.
Geöffnet: frei zugängliche Sehenswürdigkeit Haus der Herren z Lipé náměstí Svobody 15 602 00 Brno www.dpl.cz Giorgio Gialdi (* ? – † vor 1622) Italienischer Bildhauer, der in Mähren seit 1582 wirkte. Er schuf Skulpturen am Portal der Kapelle des Hl. Stanislaus im Olmützer Dom. In Brno stammen vermutlich die nicht erhaltene Brunnenanlage mit Statuen der Vier Elemente und die Ausschmückung des Schwarz-Palais sowie des im Neuen Rathaus befindlichen Trauungssaals (des früheren Rittersaals) von ihm. Er baute auch die Nordbastion des Nikolsburger Schlosses (Mikulov) in einen Festsaal um.
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ADELIGES DAMENSTIFT Brno Der von der Stiftung der Gräfin Johanna Franziska Priska von Magnis erteilte Auftrag zur Errichtung einer Erziehungs- und Bildungsanstalt für aristokratische junge Mädchen ging an Johann Baptist Erna. Dieser baute in der Zeit von 1674 bis 1679 im Stadtzentrum ein einstöckiges barockes Palais mit einem kleinen Erkertürmchen, das hundert Jahre später V. J. Eitelberger um eine Etage erhöhte und mit dem benachbarten Althanpalais verband. Das letztere wurde jedoch bei einem Luftangriff im 2. Weltkrieg so stark beschädigt, dass es niedergerissen werden musste. Das Adelige Damenstift konnte aber gerettet werden und bekam nach den Plänen des Professors Bohuslav Fuchs sein früheres Aussehen wieder. Im Inneren gibt es eine Kapelle mit spätbarocken Fresken zu sehen. Es kann dort auch eine Ausstellung besucht werden, die das Institut für Völkerkunde des Mährischen Landesmuseums vorbereitet und gestaltet. Das Gebäude wurde zum Kulturdenkmal erklärt.
Geöffnet: ganzjährig außer Mo und So Kobližná 1 659 37 Brno www.mzm.cz Johann Baptist Erna (* ca. 1625 Brno – † 1698 ebenda) Sein Vater Andrea Erna stammte aus Mailand und kam zu Beginn des 17. Jahrhunderts nach Brno. Hier wurde er Bürger sowie Meister der Steinmetzzunft und Baubrüderschaft. Nach seinem Tode wurden die Aufträge von seinem Sohn übernommen, der Architekt, Autor, Bauherr, Unternehmer und Maurermeister in einer Person war. Er schuf, inspiriert durch den Wiener Frühbarock und nach Vorbild italienischer Kirchen, viele bedeutende Werke, von denen in Brno die Portale der Kirche des Hl. Thomas, des Jesuitenkollegs und des Adeligen Damenstift besonders in Erscheinung treten. Er wirkte auch bei den Umbauten im Alten Rathaus mit. Von den Arbeiten, die er außerhalb von Brno leitete, dürfen Schloss- und Kirchenbauten in Tuřany, Valtice, Lednice sowie Jaroměřice nicht unerwähnt bleiben.
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St. Thomas Kirche und Statthalterpalais
Brno
Das vormalige Augustinerkloster wurde im Jahre 1350 gegründet, dies von Johann Heinrich von Luxemburg, dem Markgrafen von Mähren. Nach der Beschädigung während des Dreißigjährigen Krieges wurde in der Zeit von 1665 bis 1675 eine neue dreischiffige Kirche nach Plänen des Baumeisters italienischer Abstammung Johann Baptist Erna erbaut. Vom ursprünglichen Inventar ist heute nur die steinerne Darstellung der Marienklage, sog. Pieta aus dem Jahre 1385, vermutlich ein Werk von Heinrich Parler erhalten. In der Kirche liegen der Klostergründer und sein Sohn Markgraf Jobst begraben, deren Statuen das benachbarte Statthalterpalais schmücken, das früher als Klosterprälatur diente. Der Statuenschmuck stammt von Joseph Leonard Weber, der Umbau des Konvents und der Prälatur im 18. Jahrhundert wurde von Moritz Grimm in Angriff genommen. Heute beherbergt das Gebäude den Fundus der Mährischen Galerie. St. Thomas Kirche Geöffnet: ganzjährig Moravské náměstí 1, 602 00 Brno http://www.volny.cz/sv.tomas-brno Statthalterpalais Geöffnet: ganzjährig außer Mo und Di Moravské náměstí 1, 602 00 Brno http://www.moravska-galerie.cz/cs/moravska-galerie-v-brne/budovy/ mistodrzitelsky-palac Jobst von Mähren, Luxemburger (* 1351 Brno – † 1411 ebenda) Neffe von Karl IV., Markgraf von Mähren, Kurfürst von Brandenburg, Generalvikar des Sacrum Imperium Romanum in Italien, im Jahre 1410 zum römischen König gewählt, verstarb jedoch kurz vor der Krönung. Die Stadt Brno verdankt ihm kulturelle Entfaltung und einen Bauboom. Er pflegte Kontakte zu italienischen Humanisten der Frühzeit. Unter anderen blieb ein Teil seines Briefverkehrs mit dem Kanzler von Florenz, Coluccio Salutati erhalten. Italienische Kunst im Fundus der Mährischen Galerie Sie gehört zur ständigen Kunstausstellung „Von der Gotik bis ins 19. Jahrhundert“. Der selbständige Saal „Anblick der Medusa“ ist der italienischen Malerei gewidmet und steht unter dem Motto„L’Italia Magnifica – Italienische Kunst des 14. –18. Jahrhunderts“. Unter den ausgestellten Werken befinden sich eine große Tafel mit Hl. Franziskus und Hl. Sebastian aus dem 15. Jahrhundert von Bernard Zangelli sowie ein Bild des Toten Christus, der von Engeln beweint wird. Dieses Bild wird dem Venezianischen Maler Paris Bordone (16. Jh.) zugeschrieben. Weiter gehören Bilder von Antonello da Saliba, Paolo Pagani, Bernardo Strozzi bzw. Artemisia da Gentileschi dazu.
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Burg Spielberg Brno Unter den Brünner Wahrzeichen tritt besonders die Festung Spielberg in Erscheinung, die als Burg um die Mitte des 13. Jahrhunderts auf einem kleinen, jedoch umso steileren Hügel oberhalb des historischen Stadtzentrums gegründet wurde. Heute ist der liebliche Ort ein beliebtes Ziel für romantische Spaziergänge und Familienausflüge, die unternommen werden, um Ausstellungen, Konzerte, Theater zu besuchen, oder um einfach den herrlichen Ausblick zu genießen. Dennoch lastet die Vergangenheit schwer auf diesem Ort. Auch die Verbindung des Spielbergs zur italienischen Geschichte hängt mit ihrer dunkelsten Zeit zusammen. Die Burg diente ursprünglich als Sitz mährischer Herrscher. Später verdrängten strategische Aspekte alle anderen Funktionen, sodass sie in der Zeit vor der Mitte des 18. Jahrhunderts zur gewaltigsten und bedeutendsten barocken Festung Mährens wurde. Am Umbau war auch der Militärtechniker und Festungsbauer italienischer Abstammung Nicolaus Peroni beteiligt. Das Festungsgefängnis wurde im Jahre 1783 auf einen Entschluss des Kaisers Joseph II. in einen zivilen Kerker für Schwerstverbrecher umgewandelt, zu denen nach und nach politische Gefangene hinzukamen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden somit die im Nordflügel der Festung soeben eingerichteten Zellen für „Staatsgefangene“ mit italienischen Carbonari gefüllt, die sich für Einigung, Freiheit und Unabhängigkeit ihrer Heimat einsetzten. Unter ihnen befanden sich der Dichter Silvio Pellico, der Komponist Pietro Maroncelli bzw. der Journalist Federico Confalonieri. An diese Menschen erinnern sowohl eine Gedenktafel mit den Namen aller gefangen gehaltenen Carbonari und Angehörigen der Bewegung Junges Italien beim Eingang zu den Kasematten als auch ein Mahnmal zur Ehren italienischer Gewissensgefangener und Opfer am Fuße des Spielbergs. Geöffnet: Kasematten I–VI, IX–XII täglich außer Mo, VII–VIII täglich Špilberk 1 662 24 Brno www.spilberk.cz Nicolaus Peroni (Pieroni) (* ? – † 1745 Brno) Aus einer Familie der Festungsbauer italienischer Abstammung kommend war er ein Landesingenieur im Rang eines Obersten und beteiligte sich maßgeblich an der Errichtung der barocken Befestigung des Spielbergs und der Stadt Brno in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, nachdem sein Vorfahre Giovanni Battista Pieroni bereits ein Jahrhundert zuvor mitgeholfen hatte, den Wehrbau dieser Art zu verbessern und zu innovieren. Silvio Pellico (* 1789 Saluzzo, Italien – † 1854 Turin, Italien) Der Dichter, Dramatiker, Prosaiker und Journalist hielt seinen unfreiwilligen Aufenthalt auf dem Spielberg im Buch Meine Kerker (Le mie Prigioni) fest. Er wurde wegen Hochverrats verurteilt und nach 8 Jahren Gefängnis entlassen. Sein Name wurde einer Straße in Brno verliehen, die - überragt von seinem ehemaligen Kerker – unter dem Spielberg verläuft. Pietro Maroncelli (* 1796 Forli, Italien – † 1846 New York, USA) Als Meister der Musik und der Schönen Künste gehörte er zur Bewegung der Carbonari. Auf den Spielberg kam er mit 26 Jahren nach einem Todesurteil wegen Hochverrats, das später zu einer zwanzigjährigen schweren Kerkerstrafe abgeändert wurde. Im Brünner Gefängnis verlor er ein Bein und wurde schließlich nach 10 Jahren begnadigt. Auf ihn geht der Text zurück, der auf dem Mahnmal zu Ehren italienischer Gewissensgefangener und Opfer auf dem Spielberg geschrieben steht: Söhne Italiens, von geheimen, außergesetzlichen, österreichischen Staats-kommissionen auf italienischem Boden als Carbonari rechtswidrig zum Tode verurteilt.“
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Kirche Mariä HimmelfAhrt
Brno-Zábrdovice
Im Jahre 1209 gründete Herr Lev von Klobouky nahe des Flusses Svitava ein Prämonstratenserkloster, das im Laufe der Jahrhunderte mehrere Brände erfuhr, und das durch die Belagerung Brünns durch schwedische Truppen im 17. Jahrhundert endgültig zerstört wurde. Die Überreste der alten Klosterkirche wurden niedergerissen und im Jahre 1661 wurde mit dem Bau einer neuen barocken Kirche begonnen. Die Bauplanung stellte offensichtlich eine der ersten Arbeiten des hervorragenden Architekten Giovanni Pietro Tencalla in Mähren dar. Das Werk wurde vom Baumeister Paul Weinberger in Angriff genommen, der den Bau in nur zehn Jahren fertig stellte. Unter der Herrschaft Josephs II. wurde das Kloster infolge seiner Reformen aufgelassen, zu einem Militärspital umgebaut und beherbergt heute immer noch das Militärkrankenhaus Brno. Die Kirche wird von der römischkatholischen Kirche verwaltet und dient ihrem ursprünglichen Zweck. Die Pfarrwohnung befindet sich im ehemaligen Schlossgebäude, über dessen Eingang nach wie vor das Wappen des Klostergründers Lev zu erkennen ist, auf dem ein Einhorn und ein Hut abgebildet sind.
Geöffnet: ganzjährig Lazaretní ulice 615 00 Brno-Zábrdovice www.zabrdovice.cz Giovanni Pietro Tencalla (* 1629 Bissone, Kanton Tessin, heutige Schweiz – † 1702 ebenda) Der aus der italienischen Schweiz stammende Architekt ist der Autor zahlreicher bedeutender kirchlicher und weltlicher Bauten. Zu den wichtigsten zählen hierzulande das Kloster Hradisko (Hradisch), die St. Michael Kirche in Olomouc sowie das dortige Erzbischöfliche Palais, die Basilika Mariä Heimsuchung auf Svatý Kopeček (Heiligenberg) bei Olomouc, bzw. Arbeiten an den Schlössern in Kroměříž (Kremsier), Vyškov und Valtice.
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Kirche Mariä Verkündigung
Brno-Tuřany
Der Ort Tuřany gehört zu den ältesten Marienwallfahrtsorten Mährens. Einer Legende zufolge hat hier das Volk eine Mutter-Gottes-Statue versteckt, die die beiden Apostel Cyrill und Method nach Velehrad gebracht hatten. Als der Bauer von Chrlice namens Horák im Jahre 1050 vom Feld kam, habe er ein stark glänzendes Licht gesehen, das von einem Rosenstrauch ausging. Darin habe er die Marienstatue mit dem Jesuskind entdeckt. Es fanden Prozessionen von Wallfahrern zum Fundort statt, sodass die frühere romanische Kirche erneuert werden musste. Nördlich davon erbaute in der Zeit von 1693 bis 1698 Johann Baptist Erna frühbarocke Kapelle der Hl. Anna, die Jesuiten diente. Die Kirche erhielt ihr heutiges Aussehen im 19. Jahrhundert. Dabei wurden, nach einer Erweiterung der Kapelle, zwei hohe Glockentürme und eine mächtige Front angebaut.
Geöffnet: ganzjährig Hanácká ulice 620 00 Brno www.turany.cz http://www.sweb.cz/farnost.turany Egbert Belcredi (* 1816 Jimramov – † 1894 Brno) Eigentümer der Herrschaft von Líšeň und Vertreter der aus der italienischen Lombardei stammenden Adelsfamilie Belcredi. Der aufgeklärte adelige Patriot gilt als markantester mährischer Politiker seiner Zeit. Er engagierte sich für das staatsrechtliche Programm des tschechischen Volkes und nahm mährische Interessen wahr. Er saß dem mährischen Kulturverein Matice moravská, der Katholischpolitischen Vereinigung in Brno sowie dem Mährischen Adler vor. Ihm hat das Vereinshaus Besední dům seine Entstehung zu verdanken. Nach ihm sind eine Straße in Líšeň sowie das Schloss benannt, das der Familie im Rahmen der Wiedergutmachung zurückgegeben wurde.
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Tunnel im Tal von Svitava In der Zeit von 1843 bis 1849 entstand am nordöstlichen Stadtrand von Brno ein Bahntunnelsystem, dessen Zweck es war, die Bahnverbindung in die Gebiete des Mährischen Karstes zu verbessern. Für die Strecke zwischen Brno und Česká Třebová war der Bau von 11 Tunnels und 60 Brücken in der Gesamtlänge von 1995 m geplant. Der Auftrag für den Abschnitt Brno und Blansko wurde in einem offenen Vergabeverfahren an den italienischen Unternehmer Felice Tallachini erteilt. Am Bau nahmen bis zu 3000 Arbeiter teil. Für den Tunnelvortrieb sorgten größtenteils 200 italienische Facharbeiter, die rund um die Uhr arbeiteten. Täglich wurden ca. 20 Zentimeter vorgetrieben. Die aus weißen Quadern bestehenden Portale der Tunnels waren im Empirestil gestaltet. Das mächtige Gesims war im oberen Teil durch Konsolen abgestützt. Darüber ragte eine glatte Wand, die in der Mitte zugespitzt war und so den Eindruck eines Dachs erweckte. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden die Tunnels nach und nach erweitert. Dadurch wurde ihr Aussehen in Mitleidenschaft gezogen. Manche von ihnen wurden sogar ganz beseitigt. Zuletzt wurde der Tunnel von Obřany demontiert. Leider wurde das ursprüngliche Vorhaben, das Portal an einer anderen, geeigneten Stelle zusammenzubauen, nicht verwirklicht. Schließlich blieb nur noch der Tunnel von Nový hrad übrig, den es als elegante Arbeit unserer Vorfahren bis heute zu besichtigen gibt. Geöffnet: frei zugängliche Sehenswürdigkeit http://spz.logout.cz/infra/obrany.html Johann Peter Cerroni (* 1753 Uherské Hradiště – † 1826 Brno) Sein Vater war ein reicher italienischer Kaufmann aus der Lombardei, der sich in Uherské Hradiště niedergelassen hatte. Nachdem Johann Peter das Studium der Rechtswissenschaften und der Philosophie absolviert hatte, wurde er mährisch-schlesischer Gubernialsekretär. Seine Vorliebe für Geschichte und Erfahrungen mit der Verwaltung des beschlagnahmten Vermögens veranlassten ihn dazu, sich um die Rettung verschiedener Dokumente zu bemühen. Dadurch entstand die Sammlung eines wertvollen Materials, aus dem die Forscher bis heute wertvolle Informationen gewinnen können. Die Sammlung wird teils im Mährischen Landesarchiv, teils im Archiv der Stadt Brno aufbewahrt.
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Schloss Rosice Das Schloss aus der Spätrenaissance ist das Wahrzeichen der 20 km westlich von Brno liegenden Stadt Rosice. Durch seine Hügellage ragt es am Zusammenlauf des Flusses Bobrava und des Baches Říčanský potok auf. Den nach einem italienischen Grundrisstyp angelegten Innenhof umschließt ein vierflügeliges Gebäude, in dem die erhaltenen, einmalig angeordneten Gewölbe, die schmückenden Malereien, der Arkadengang mit Reliefs nach italienischer Vorlage aus der Renaissance sowie die barocken, mit Stuckaturen verzierten Kabinette Beachtung verdienen. Beim Bau wirkte offenbar der italienische Architekt Leonard Garo de Bisono mit. Vorgefundene Aufzeichnungen über Zahlungsforderungen wegen der in Rosice geleisteten Arbeiten lassen darauf schließen, dass auch der Steinbildhauer Francesco Canevale mitwirkte. Die nur zum Teil erhaltene Verzierung mit Statuen wird häufig dem Kreis des italienischen Meisters Giorgio Gialdi zugeschrieben.
Geöffnet: IV und X an Wochenenden, V–IX täglich außer Mo Platz Žerotínovo náměstí 665 01 Rosice www.zamek.rosice.cz Franz von Paula (* 1416 Paolo, Italien – † 1507 Plessis-lès-Tours, Frankreich) Er war ein italienischer Eremit und Stifter des Ordo Fratrum Minimorum, der Minimen, die im Jahre 1992 nach zweihundert Jahren ins Kloster in Vranov u Brna zurückgekehrt sind. Die frühbarocke Pfarrkirche Mariä Geburt aus dem ersten Drittel des 17. Jahrhunderts gehört zu Baudenkmälern ganz besonderer Art. Sie wurde nach einem von Giovanni Maria Filippi ausgearbeiteten Projekt von Andrea Erna erbaut.
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Schloss Moravský Krumlov Die ursprünglich gotische Burg wurde im 16. Jahrhundert zu einem Renaissanceschloss umgebaut, dessen Kostbarkeit der von Arkaden umsäumte, in Anlehnung an die genuesische Palastarchitektur entstandene Hof ist. Zum Hauptplaner bestellten die damaligen Schlosseigentümer, die Herren von Lippa, den italienischen Architekten Leonard Garo de Bisono. Größere Veränderungen hat das Bauwerk zwei Jahrhunderte später erfahren. Damals ließ das Haus Liechtenstein barocke Umbauten vornehmen, einen englischen Park anlegen sowie eine Kapelle und eine Familiengruft im klassizistischen Stil errichten. Das Schloss ist heute in Privatbesitz. Nur der Rittersaal ist zugänglich. Darin wird der monumentale Bildzyklus aus der tschechischen Geschichte, der Slawische Epopöe gezeigt, den Alfons Mucha von 1910 bis 1928 gemalt hat.
Geöffnet: IV–X, täglich außer Mo Platz Klášterní nám. 125 672 11 Moravský Krumlov www.mkrumlov.cz Leonard Garo de Bisono (* 1528 Bisono, heutige Bissone, Schweiz – † 1574 Moravský Krumlov) Er stammte aus einer Baumeisterfamilie, die in einem Dorf am Luganersee, im ehemaligen Italien lebte. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde in der Pfarrkirche Allerheiligen von Moravský Krumlov ein Grabstein entdeckt, in den sein Bild eingemeißelt ist. In Mähren wirkten auch weitere Mitglieder seiner Familie, etwa Francesco Garo in Dačice.
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Schloss Ivančice Nicht nur die Stadt Brno hat ihr Haus der Herren von Lippa. Den gleichen Namen trägt auch das mit Wappen dieses Adelsgeschlechts geschmückte Rathaus von Ivančice, das früher eine gotische Burg gewesen war, und das der italienische Baumeister Antonio di Valdi für seinen Freund, den Seiler und Immobilienmakler Simon Pírko mit italienischen Steinbildhauern zu einem Stadtpalais im Renaissancestil umgestaltet hat. Das Bauwerk hat einen quadratischen Grundriss. Es erinnert an einen typischen italienischen Herrschaftssitz und prunkt mit einem reich verzierten, von Gialdi stammenden Portal. Derzeit wird es als Stadtamt genutzt.
Geöffnet: während des Parteienverkehrs Palackého náměstí 6 664 91 Ivančice www.muzeumbrnenska.cz www.ivancice.cz Kirche der Hl. Peter und Paul in Řeznovice In dem zu Ivančice gehörenden Ortsteil Řeznovice befindet sich eine Sehenswürdigkeit von gesamteuropäischer Bedeutung, nämlich eine kleine romanische Kirche, die der Přemyslide Konrad Otto um das Jahr 1160 bauen ließ, und die vom Charakter her den in der norditalienischen Lombardei zur selben Zeit errichteten Bauwerken entspricht. Aus architektonischer Sicht steht sie einer im bayerischen Regensburg befindlichen Kapelle am nächsten.
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Kirche Mariä Namen Křtiny Der Ort Křtiny hat den Ruf, das Eingangstor zum Mährischen Karst zu sein. Fest steht, dass er vor nicht allzu langer Zeit einer der bedeutendsten Marienwallfahrtsziele war. Ursprünglich sind hier zwei mittelalterliche Kirchen gestanden, die jedoch zum Beginn des 18. Jahrhunderts nicht genügend Platz boten, um die immer größer werdende Anzahl von Wallfahrern aufzunehmen. Im Jahre 1718 ließ der Abt des Klosters von Zábrdovice das gesamte Gelände vollständig umbauen. Der Auftrag ging an den böhmischen Architekten italienischer Abstammung Johann Blasius Santini-Aichel, dem es gelang, die Vorstellung der Prämonstratenser von einem geräumigen, harmonisch ins Landschaftsbild passenden Dom zu verwirklichen. Denn der barocke Neubau ist sensibel in die Umgebung eingefügt. Das auf eine Mitte hin ausgerichtete Bauwerk ist in konzentrischen Kreisen auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes angeordnet. Eine wichtige Rolle spielt auch die Wirkungsweise des Lichtes im Raum. Obwohl der Entwurf aus finanziellen Gründen schließlich geändert und zum Teil unvollendet blieb, gehört diese barocke Perle zu den Höhepunkten des Werkes von Santini.
Geöffnet: ganzjährig 679 05 Křtiny http://krtiny.katolik.cz www.santini.cz Johann Blasius Santini-Aichel (* 1677 Prag – † 1723 ebenda) Als Angehöriger der dritten Generation italienischer, in Prag eingebürgerter Steinbildhauer und Maurer geboren, war er klein und litt an einem körperlichen Gebrechen, sodass er die familiäre Tradition nicht fortsetzte, sondern den Malerberuf erlernte. Die äußere Erscheinung war zwar unvollkommen, dafür erwarb er sich aber umso größere, wenn nicht sogar einmalige Verdienste um die Architektur. Er galt als geistiger Vater der barocken Gotik und seine Werkstätte brachte echte Juwelen der Baukunst hervor: Darunter fallen, um nur einige zu nennen, die in die UNESCO Liste aufgenommene Wallfahrtskirche auf dem Hügel Zelená hora in Žďár nad Sázavou, der Konvent des Klosters Plasy, die Klosterkirchen von Kladruby, Želiv, Sedlec bei Kutná Hora sowie das Schloss Karlova Koruna.
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Propsteikirche St. Peter und Paul Rajhrad Die Geschichte dieses Bauwerks hängt eng mit den Bemühungen zusammen, die Propstei von Rajhrad zu einer Abtei zu erheben. Johann Blasius SantiniAichel wurde mit der Erstellung von Plänen betraut, als sich die Hoffnungen erfüllt zu haben schienen. Die Bauarbeiten gingen relativ schnell voran, dies ungeachtet dessen, dass die Fundamente des monumentalen Doms wegen des schlechten Untergrunds auf hölzernen Pfählen und Rahmen errichtet werden mussten. Leider hat Santini die Baufertigstellung nicht mehr erlebt, weil er nur ein Jahr nach der Aufnahme der Bauarbeiten verstarb. Heute birgt das Klostergebäude das Museum des Schrifttums in Mähren.
Geöffnet: ganzjährig, im Museum täglich außer Mo Památník písemnictví na Moravě (Museum des Schrifttums in Mähren) Klášter 1 664 61 Rajhrad www.rajhrad.cz/benediktini Anton Aichel Der Großvater des berühmten Johann Blasius stammte aus dem, am Luganersee gelegenen Städtchen Roveredo. Damals hieß der Geburtsort Aichel und in Böhmen fügte Anton die geographische Bezeichnung seinem Taufnahmen hinzu. Als er im Jahre 1635 in Prag heiratete, waren die beiden Architekten Carlo Lurago und Santini de Bossi seine Taufzeugen. Diese wurden auch später Paten seines Sohnes Santini-Aichel, des Vaters von Johann Blasius.
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Kirche Mariä Heimsuchung
Lomnice u Tišnova
Als der neue Eigentümer, Franz Graf von Serenyi im ausgehenden 17. Jahrhundert die Herrschaft von Lomnice erwarb, entschloss er sich, anstelle der vormaligen mittelalterlichen Kirche ein neues Gotteshaus im barocken Stil zu errichten. Mit der Bauplanung wurde der italienische Architekt Giovanni Pietro Tencalla betraut und im Jahre 1669 wurden die Arbeiten aufgenommen. Als Bauherr wurde aufgrund des guten Rufs, den er sich durch den Bau der Kirche in Zábrdovice erworben hatte, Paul Wimberg empfohlen. Unter seiner Leitung zog sich jedoch der Bau in die Länge, sodass er schließlich abberufen wurde. Seine Aufgabe wurde von Johann Baptist Erna übernommen, der auch den ursprünglichen Plan teilweise änderte. Die Kirche wurde im Jahre 1682 fertig gestellt und ein Jahr später eingeweiht.
Geöffnet: gelegentlich Platz nám. Palackého 73 679 23 Lomnice www.farnostlomnice.cz Miramare von Mähren Vom Zauber des italienischen, am Ufer der Adria nahe Triest liegenden Schlosses Miramare beeinflusst, ließ der Industrielle Richard Ježek für sein Unternehmen in Blansko im gleichen Stil ein Verwaltungsgebäude sowie einen Wasserturm bauen. Die Pläne des Gebäudes im Windsorstil stammen vom Baumeister Jaromír Roučka. Die Sehenswürdigkeit befindet sich in der Straße Svitavská ulice und ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
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Synagoge Maior Boskovice Die Große Synagoge ist das Werk des italienischen Baumeisters Sylvester Fiota, der sie im Jahre 1638 auf Ersuchen der hiesigen jüdischen Gemeinde entwarf. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts bot sie nicht mehr genügend Platz, sodass sie erweitert und umgebaut werden musste. Sie wurde dann zu einem Vorbild für barocke Synagogen in Böhmen und Mähren. In letzter Zeit verfiel das Gebäude, bis es vor einigen Jahren die unerlässliche Renovierung erfuhr. Seit 2002 ist es für die Öffentlichkeit zugänglich und birgt eine Ausstellung über das jüdische Viertel in Boskovice. Vis-a-vis gibt es im Keller des Hauses U Templu 3/5 ein erhaltenes rituelles Tauchbad, eine Mikwa zu sehen.
Geöffnet: IV–X Str. Traplova ulice 680 01 Boskovice www.boskovice.cz/muzeum Silvester Fiota Der aus Chiavenna, dt. Kleven oder Cleven, stammende italienische Baumeister kam im Jahre 1598 nach Boskovice und wurde hier sesshaft. Er heiratete, kaufte zwei Häuser und wurde eingebürgert. Abgesehen von der Großen Synagoge, war er in Boskovice auch an der Umgestaltung der hiesigen Burg im Renaissancestil sowie am Bau des Kirchturms beteiligt.
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Schloss Vyškov Das heutige Erscheinungsbild der vormals gotischen Burg datiert ins 17. Jahrhundert aus der Zeit des Bischofs Karl II. von LiechtensteinKastelkorn. Für die Bauplanung übernahm der Architekt Giovanni Pietro Tencalla die Verantwortung. Zunächst (von 1665 bis 1675) wurde der bestehende zweistöckige Teil umgestaltet, später (von 1680 bis 1862) wurde ein weiterer Trakt dazu gebaut. Derzeit ist im Renaissanceschloss das Regionalmuseum Vyškov untergebracht, das Wanderausstellungen und acht ständige Ausstellungen aus archäologischem, historischem und bildnerischen Fundus zeigt.
Geöffnet: V–X täglich außer Mo, XI–IV täglich außer Mo, Sa und So Platz nám. Čs. armády 2 682 01 Vyškov http://muzeum.vyskov.cz Kirchen von Rousínov Der Architekt Domenico Martinelli hat auch in dem unweit gelegenen Rousínov seine Handschrift hinterlassen. Er ist der Urheber der Kirche Sankt Maria Magdalena, deren Bau unter der Leitung von Gulio Tini ausgeführt wurde. Mit seinem Stil hat Martinelli wahrscheinlich auch den Bau der St. Wenzel Kirche im Ortsteil Rousínovec beeinflusst, den sein aus dem Herzogtum Mailand stammender Mitarbeiter Peter Giulietti ausgeführt hat. In der Nähe erhebt sich über den Austerlitzer Weingärten eine dem Winzerpatron Hl. Urban geweihte Kapelle, die, nachdem sie im Jahre 1861 niedergerissen worden war, nur mit geringfügigen Unterschieden nach einem ursprünglichen Entwurf von Martinelli wieder errichtet wurde.
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Kirche Mariä Himmelfahrt
Vyškov
Die spätgotische Kirche aus der Mitte des 15. Jahrhunderts zählt zu den Wahrzeichen der Stadt. Die im Jahre 1690 dazu gebaute St. Ottilien Kapelle ist reich mit Stuckaturen des italienischen Künstlers Balthasar Fontana ausgeschmückt. In den darauf folgenden Jahren wurde das Bauwerk von einem Brand heimgesucht und blieb bis ins 18. Jahrhundert hinein unsaniert. Damals kam der Westturm hinzu und zugleich wurde das Kirchenschiff nach Entwürfen des Architekten Giovanni Pietro Tencalla barockisiert.
Geöffnet: ganzjährig (während der hl. Messen) Str. Kostelní ulice 682 01 Vyškov www.vyskov-mesto.cz Balthasar Fontana (* Chiasso, heutige Schweiz – † 1733 ebenda) Der italienische barocke Bildhauer und Stuckateur wirkte nicht nur in seiner Heimat, sondern auch in Mähren und Polen. Seinem Werk begegnet man heute im Erzbischöflichen Palais Kroměříž, in den Schlössern von Uherčice, Vřesovice bzw. Šebetov, im Kloster von Velehrad, in der St. Michael Kirche, im Kloster Hradisko, im Erzbischöflichen Palais Olomouc, bzw. in der Basilika auf dem dortigen Heiligen Berg.
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Schloss Ivanovice na Hané Die knapp 10 Kilometer von Vyškov entfernt liegende Gemeinde prunkt mit einer über tausendjährigen Geschichte. Die historisch bedeutendsten Gebäude, die barocke St. Andreas Kirche und das Schloss liegen im Zentrum. Das Schloss verdankt sein Erscheinungsbild im Stil der Spätrenaissance umfangreichen Umbauten, die zu einer Zeit erfolgten, als es im Besitz der Herren Bukuvkové z Bukuvky stand. Die Umbauten wurden von den Eigentümern im Jahre 1608 beim italienischen Baumeister Antonio Lorenzo Pariz in Auftrag gegeben. Das Gebäude wurde durch drei zweistöckige, mit Arkadengängen und toskanischen Säulen geschmückte Flügel erweitert. Die steinbildnerischen Elemente, Wappen und Inschriften wurden von Johann Foncun geschaffen. Das derzeit sanierungsbedürftige Schloss ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Str. Wiedermannova ul. 683 23 Ivanovice na Hané Antonio Lorenzo Pariz Italienischer Baumeister, der zwischen 1590 und 1608 in Brno wirkte. Er arbeitete auch an der Umgestaltung der Brünner Burg Spielberg nach ihrem Brand im Jahre 1578 und baute das Schloss in Kuřim um.
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Schloss Slavkov u Brna (Austerlitz) Über ein halbes Jahrhundert hat die Verwandlung der mittelalterlichen Burgsiedlung in eines der bedeutendsten mährischen barocken Schlösser gedauert. Der an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert aufgenommene Umbau nach Plänen von Domenico Martinelli wurde vom Wiener Architekten italienischer Abstammung Ignacio Valmaggini fortgesetzt und vom Baumeister Wenzel Peruzzi im Jahre 1752 vollendet. Die Ausschmückung der Innenräume nahm weitere fünfzehn Jahre in Anspruch und wurde unter anderem von mehreren italienischen Künstlern ausgeführt: Die Fresken wurden zum Beispiel von Andrea Lanzani geschaffen, der mit dem Stuckateur Santino Bussi zusammenarbeitete. Zur Zeit der Entstehung des Schlosses wurde auch der mit einem Blumenparterre und einer Orangerie ausgestattete Renaissancegarten angelegt, den Fresken von Lanzani und Statuen von Giovanni Giuliani zieren. Sein im Laufe der Jahrhunderte sich veränderndes Erscheinungsbild wurde in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts zum Teil wieder rebarockisiert.
Geöffnet: VI–VIII täglich, IV–V und IX–XI täglich außer Mo, XII–III gegen Voranmeldung Platz Palackého nám. 1 684 01 Slavkov u Brna www.zamek-slavkov.cz Santino Bussi (* 1666 Bissone, heutige Schweiz – † 1736 Wien, Österreich) Der italienische Stuckateur hat vor allem in Wien gelebt und gewirkt. Er zählt zu den Vertretern des Hochbarocks. Bei uns ist sein Werk etwa in den Schlössern Slavkov, Koloděje sowie im Palais ClamGallas in der Prager Altstadt präsent.
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Schloss Bučovice Das Schlossgelände von Bučovice ist eines der sehr seltenen Beispiele für die italienische Renaissance im Gebiet nördlich der Alpen. Sein Erscheinungsbild im Stil der Renaissance ist, im Gegensatz zu vielen anderen Bauwerken, nicht auf Umbauten, sondern darauf zurückzuführen, dass es komplett neu errichtet wurde. Die Pläne dazu stammen von Jacopo Strada, der kaiserlicher Hofarchitekt und zugleich Verwalter des künstlerischen Fundus der Habsburger war. Im Arkadenhof gibt es neunzig mit 540 Reliefs verzierte Säulen, auf denen Kriegsszenen, Wappen, Phantasietiere und –gestalten, Fratzengesichter sowie Musikinstrumente dargestellt sind. Die Innenräume sind im manieristischen Stil ausgeschmückt und im Hof steht ein bezaubernder Springbrunnen im gleichen Stil, den Pietro Maderna nach einem Entwurf von Giovanni Giacomo Tencalla schuf. Die steinbildhauerischen Beiwerke wurden von Elia Canavale und Antonio Silva geschaffen.
Geöffnet: IV und X an Wochenenden, V–IX täglich außer Mo Zámek 1 658 01 Bučovice www.bucovice-zamek.cz Nové zámky in Nesovice Auf der Fahrt von Brno nach Bučovice kommt links ein anmutiges, helles Gebäude zum Vorschein. Dem früher als Herrensitz dienenden Schlossgebäude, in dem sich Elemente des italienischen Kastells und der Villa Barco vereint finden, verleihen einzigartige kleine Volutengiebel und sog. „Schwalbenschwänze“ besonderes Aussehen. Das heute in Privatbesitz befindliche, beinahe fünfhundert Jahre alte Bauwerk ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
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Schloss Buchlovice Um das Juwel unter den heimischen barocken Herrensitzen ranken sich zahlreiche Legenden. Nach einer von ihnen habe Johann Dietrich Peterswald von Peterswald das Schloss deshalb für seine Gemahlin errichten lassen, weil sie sich nach einem Sitz sehnte, der sie, im Gegensatz zur kalten Burg in Buchlov, an ihre italienische Heimat erinnern würde. Es stimmt zwar, dass Anna Eleonora von Colonna-Fels italienische Vorfahren hatte. Sie selbst stammte allerdings aus Tirol. Wie auch immer wurde tatsächlich im Jahre 1699 damit begonnen, das Bauwerk nach der Vorlage der italienischen „Villa Rustica“ zu errichten. Die Identität des Architekten bleibt strittig. Genannt werden auch berühmte Namen wie Domenico Martinelli bzw. Carlo Fontana. Die Ausschmückung mit Stuckaturen wurde von Balthasar Fontana geschaffen. Umgeben von einem riesigen Park, besteht der Komplex aus zwei durch einen Hof getrennten Gebäuden. Davon fungierte das untere Schloss als eigentlicher Sitz, während der obere Teil der Gutsverwaltung diente. Der vormals italienische Garten erhielt später teilweise französischen Charakter und wurde zuletzt im sentimentalen Stil umgestaltet. Geöffnet: Schloss: IV und X an Wochenenden sowie an Feiertagen, V–VI und IX täglich außer Mo, VII–VIII täglich; Park: ganzjährig 687 08 Buchlovice www.zamek-buchlovice.cz St. Barbara Kapelle auf der Anhöhe Modla, dt. Götzenberg Die Kapelle birgt die Familiengruft der Burgherren. Ihre Errichtung fällt in die Epoche des späten mährischen Manierismus. Das ungefähr 15 Gehminuten von Buchlov entfernte, anscheinend von Giovanni Pietro Tencalla bzw. von Johannes Täufer Erna entworfene Bauwerk wurde im Jahre 1672 fertig gestellt.
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KLOSTERANLAGE mit DER wALLFAHRTSKIRCHE Mariä Himmelfahrt Und der HL. kYRILLOS und MethodUS
Velehrad
In dem heute für Mähren ganz wichtigen Wallfahrtsort wurde schon im 13. Jahrhundert zuvor ein nicht mehr bestehendes Zisterzienserkloster gegründet. Der Komplex mit dem von der Frühgotik beeinflussten, spätromanischen Dom wurde an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert barockisiert. An der Ausschmückung der hierzulande zu den größten ihrer Art zählenden Basilika waren viele Künstler beteiligt, darunter der Bildhauer und Stuckateur Balthasar Fontana, der Stein- und Marmorbildhauer Andrea Allio sowie die Maler Paulo Pagani und Ignaz Raab. Zu besichtigen gibt es auch ein Lapidarium mit Gängen, die zusammengerechnet 500m lang sind.
Geöffnet: ganzjährig Hof Stojanovo nádvoří 206 687 06 Velehrad www.velehrad.cz http://velehrad.maticevelehradska.cz Uherské Hradiště Italienische Künstler und Architekten haben auch in Uherské Hradiště ihre Handschrift hinterlassen. Die Kirche Mariä Verkündigung ist mit Stuckaturen aus der Werkstätte von Balthasar Fontana geschmückt. Dieser baute ebenfalls im Jahre 1757 das hiesige Franziskanerkloster um, an dem Einflüsse italienischer illusionistischer Malerei erkennbar sind. Die Kirche des Hl. Franz Xaver wurde in der Zeit von 1670 bis 1685 von Johann Hieronymus Canevale nach Plänen von Johann Dominik Orsi erbaut. Uherský Brod Die mit dem Namen Johann Amos Comenius untrennbar verbundene Stadt verdankt zahlreiche ihrer Bauwerke dem in seinem Fach nicht minder berühmten Autor, dem italienischen Architekten Domenico Martinelli. Dieser hat den Sitz der Obrigkeit, das sog. Herrenhaus (1690) barockisiert. Nach seinen Plänen sind der barocke Säulensaal Baraník (von 1690 bis 1693) sowie die Kirche Mariä Unbefleckte Empfängnis (von 1717 bis 1733) entstanden.
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Erzbischöfliches Palais
Kroměříž
Die Stadt Kroměříž, deutsch Kremsier, wird oft mit Recht als Athen der mährischen Region Hanna bezeichnet. Denn ihr Schlosskomplex einschließlich der ihn umgebenden Gärten wurde wegen der lieblichen Schönheit und des historischen Wertes im Jahre 1998 zum UNESCOKulturdenkmal erklärt. Das frühbarocke Erzbischöfliche Palais entstand in der Zeit von 1664 bis 1695 auf Anordnung des Bischofs Karl II. von Liechtenstein-Kastelkorn. Seine Errichtung ist den Plänen und Entwürfen der beiden Architekten Filiberto Lucchese und Giovanni Pietro Tencalla zu verdanken. Im Rosensalon runden Bilder des bedeutenden italienischen Malers Jacopo Bassano die künstlerische Ausgestaltung ab. Italienische Künstler haben auch die Wände des Lehenssaals aus künstlichem Marmor, die vergoldete Stuckverzierung und den Kamin realisiert.
Geöffnet: IV und X an Wochenenden und gegen Voranmeldung, V–IX täglich außer Mo Platz Sněmovní nám. 1 767 01 Kroměříž www.azz.cz Karl II. von Liechtenstein-Kastelkorn (* 1623 Glatz – † 1695 Olomouc) Der Bischof von Olomouc gehörte einem Adelsgeschlecht an, das aus dem heute in Italien liegenden Südtirol stammte. Der auch als weltlicher Fürst herrschende Olmützer Bischof hielt sich in einem zuvor nie da gewesenen Ausmaß an sein Versprechen, das er in Verträgen mit dem Wahlgremium, in sog. Wahlkapitulationen für den Fall seiner Wahl gegeben hatte, nämlich zu bauen und zu renovieren. Er wird als zweiter Gründer der Stadt Kroměříž bezeichnet. Denn ihm ist als Verdienst zuzuschreiben, dass nicht nur das repräsentative Schloss und die Gärten, sondern auch ein Spital, ein Kornhaus bzw. die Kanalisation entstanden sind. In Olmütz ließ er das Erzbischöfliche Palais errichten. Er veranlasste die Umbauten der Schlösser von Mírov, Chropyně und Vyškov.
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Blumengarten Kroměříž Die beiden Schlossarchitekten Filiberto Lucchese und Giovanni Pietro Tencalla haben sich auch der Aufgabe gestellt, hinter den Altstadtmauern manieristische Gärten im Stil der Spätrenaissance anzulegen. An der Ausschmückung wirkten viele italienische Künstler mit, unter anderen die Stuckateure Quirino Castelli und Carlo Borsa bzw. der Maler Carpoforo Tencalla. Aus dem unfruchtbaren Sumpfgebiet wurde ein Lustgarten, von dessen Haupteingang weg sich ein großartiger, 244 m langer Säulengang, eine Kolonnade mit an die hundert Statuen und Büsten nach antiker Vorlage erstreckt. Das gesamte Gelände war mit einem verzweigten Leitungsnetz versehen, das Teiche, Tümpel, Brunnen, Springbrunnen und Wasserspiele mit Wasser versorgte. In seinem nördlichen Teil steht ein Rundturm mit einem foucaultschen Pendel, im Süden gibt es zwei künstliche Erhebungen, sog. Erdbeerhügel.
Geöffnet: ganzjährig Generála Svobody 767 01 Kroměříž www.azz.cz Obrigkeitliches Kornhaus Das in der damaligen Vorstadt Novosady vor Kroměříž errichtete, barocke bischöfliche Kornhaus entstand zwar nach Plänen von G. P. Tencalla, allerdings erst nach seinem Tode im Jahre 1714. Das heutige Aussehen wurde ihm gegen Ende des 18. Jahrhunderts vom Baumeister J. A. Grimm gegeben. Barocker Friedhof in Střílky Nur knappe 30 Kilometer südlich von Kroměříž erstreckt sich hinter einer mächtigen Sandsteinmauer auf einer Fläche von fast 2 000 m2 der in der Zeit von 1730 bis 1743 angelegte Friedhof. Das Denkmal von gesamteuropäischer Bedeutung stammt wahrscheinlich von Ignaz Josef Cyrani von Bolleshaus, der Architekt von Kroměříž und italienischer Abstammung war.
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Schloss Lednice Das als Kultur- und Naturdenkmal seit 1996 auf die UNESCO Welterbeliste gesetzte Gelände von Lednice und Valtice birgt Herrschaftssitze, Jagdschlösschen, Kapellen, Parks, Gärten, Flüsse, Teiche und Wälder. Darunter fällt auch das ursprünglich im Renaissancestil gestaltete Schloss Lednice, an dessen Bau zahlreiche bedeutende Künstler beteiligt waren, nämlich Giovanni Giacomo Tencalla, Francesco Carrati bzw. Andrea Erna und sein Sohn Johann Baptist Erna. Erste erhebliche Veränderung wurde dem Bauwerk im ausgehenden 17. Jahrhundert zuteil. Damals haben es die Architekten Domenico Martinelli und Johann Bernhard Fischer von Erlach gemeinsam barockisiert. Das heutige romantische Erscheinungsbild im historistischen Stil der englischen Tudorgotik stammt aus dem 19. Jahrhundert. Das Schloss ist von Gärten und ausgedehnten barocken Parkanlagen umgeben, an deren späteren Gestaltung die italienischen Architekten Fanti und Michelli beteiligt waren.
Geöffnet: IV und X an Wochenenden und gegen Voranmeldung, V–IX täglich außer Mo Zámek 1 691 44 Lednice www.zamek-lednice.info Schloss Milotice Als südostmährische Perle gilt das barocke Schloss in einem Ort unweit von Kyjov. Auch an ihm lassen sich Belege für das Wirken italienischer Künstler entdecken. Die Stuckdecken in den Vorsälen wurden von Giovanni Michael Fontana ausgeführt. Für mögliche Autoren der Pläne werden Antonio Salla und Domenico Martinelli gehalten.
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Schloss und Kirche Valtice Zu dem auf die UNESCO Welterbeliste gesetzten Gelände gehört auch das Schloss Valtice. Es sieht heute fast genauso aus wie um die Mitte des 17. Jahrhunderts. Der zunächst manieristische Neubau wurde von Giovanni Giacomo Tencalla geplant, dessen Arbeit der ältere und jüngere Erna, Vater und Sohn fortsetzten. Später wurde das Schloss nach Entwürfen von Johannes Bernhard Fischer von Erlach barockisiert. Für die Umsetzung war der Architekt Domenico Martinelli verantwortlich. G. G. Tencalla arbeitete auch an der hiesigen Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. Da ein Gewölbe einstürzte, musste er die Baustelle verlassen. Mit der Fertigstellung wurde Andrea Erna betraut. An der Ausschmückung des Gotteshauses waren unter anderen der Steinbildhauer Dominik Morelli bzw. die Stuckateure Bernard Bianchi und Giovanni Tencalla beteiligt. Der mit dem Architekten Giacomo verwandte Gaetano Fanti ist der Autor des Altarbildes.
Schloss Geöffnet: V–IX täglich außer Mo, X an Wochenenden Zámek 1 694 01 Valtice www.zamek-valtice.cz Kirche Geöffnet: ganzjährig während der hl. Messen (Mo, Mi, Fr, So) Platz nám. Svobody 694 01 Valtice www.radnice-valtice.cz/cz/cms.php/pamatky-kostel.php Mikulov Das Schloss Mikulov diente als Hauptsitz der Familie Liechtenstein und wurde oft umgebaut, bis es das heutige barocke Aussehen erhielt. Im 16. Jahrhundert änderte der Italiener Gialdi eine der vier Renaissancebasteien in einen Festsaal um, im darauf folgenden Jahrhundert wurde das Gebäude im Stil des Manierismus umgestaltet, und zwar von Andrea Erna, der offensichtlich auch der Autor der nahe gelegenen Kirche St. Johannes der Täufer ist.
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Palais Goltz Znojmo Aus der von der Renaissance und vom Frühbarock geprägten, besonders gut erhaltenen denkmalgeschützten Altstadt, ist das neue Rathaus nicht wegzudenken. Es ist ein Renaissancepalais, das durch den Zusammenschluss mehrerer Häuser entstanden ist. Sein Eingangsraum besteht aus dem typischen Maßhaus aus dem Jahre 1570. Die Statuen von Adam und Eva auf dem Hauptportal stammen vom italienischen Bildhauer Giorgio Gialdi (1606). Im Hof gibt es eine zweistöckige Renaissance-Loggia mit toskanischen Arkaden zu besichtigen. Das Palais wird nach seinem vormaligen Besitzer benannt. Es war der kaiserliche General von der Goltz, der im Dreißigjährigen Krieg unter General Graf Wallenstein (eigentlich Waldstein) gekämpft hatte. Heute ist darin das Stadtamt angesiedelt.
Geöffnet: ganzjährig während des Parteienverkehrs Gasse Obroková 10 669 02 Znojmo www.znojmocity.cz Schloss Uherčice Das ausgedehnte Landgut im Renaissancestil besteht aus einem Herrenhaus, aus Wirtschaftsgebäuden, Nutz- und Ziergärten. Zu dem ursprünglichen Gebäude aus der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert kam bald das Schlossvorwerk mit Arkaden auf toskanischen Säulen dazu. Ein Jahrhundert später wurde der Außenbereich des Schlosses vom Architekten Francesco Martinelli gestaltet. Als bemerkenswertes Kunstwerk gilt die wunderschöne Ausschmückung mit Stuckaturen aus der Werkstätte von Balthasar Fontana, die es in der Kapelle, im Flur und in den Sälen zu bewundern gibt.
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Herausgegeben: Südmährishe Touristenzentrale Texte: S. Sanža Übersetzung: BM BUSINESS CONSULTANTS Fotografien: Czechtourism-Archiv, Měst IC Boskovice-Archiv, MMBArchiv, MZLU ŠLP Křtiny-Archiv, Sdružení České dědictví UNESCO-Archiv, Archiv von P. Nohel, TIC Beseda Znojmo-Archiv, M. Bouška, I. Durkajová, J. Frišová, V. Kotulán, J. Kruml, E. Obůrková, P. Přádka, V.Urban. Grafik: L. Němeček Produktion: Propag servis Brno, Advertum Printed in: POINT CZ Ausgabe: 2008