Sakrale Denkmäler Suedmaehren

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Sakrale Denkm채ler S체dm채hrens


Inhalt Christliche Denkmäler Südmährens...............................2 Cyrill und Method .............................................3 Großmährisches Reich und Beginn des Christentums ....4 Bischofsitz Brünn und mährische Kirchenprovinz.........6 Brünn – Stadt der Klöster ....................................8 Die ältesten Klosterareale Südmährens.................... 10 Wallfahrtsorte, Wallfahrten und Prozessionen ........... 12 Giovanni Blasius Santini-Aichel ........................... 14 Zauber der alten Bücher .................................... 16 Änderungen der Kirche im Laufe der Jahrhunderte ..... 18 Kleine geistlichen Denkmäler und Grabhügel des Friedens ................................ 20 Neuzeitliche sakrale Denkmäler............................ 22

Jüdische Denkmäler in Südmähren .............................. 24 Shalom! ....................................................... 25 Boskovice – Leben hinter dem Tor......................... 26 Jüdische Viertel, Synagogen und Friedhöfe............... 28

Südmähren – Land der Wallfahrer und Wege................. 30 Touristische Programme.......................................... 32


Sakrale Denkmäler Südmährens BEGEBEN WIR UNS AUF DEN FOLGENDEN SEITEN ZU DEN

ZEUGEN DER VERGANGENHEIT, DIE

IN DIE MÄHRISCHE

LANDSCHAFT GENAUSO

GEHÖREN WIE ROMANTISCHEN ALTEN

BURGEN, WUNDERSCHÖNE UNBERÜHRTE LANDSCHAFT, STILLVOLLE HISTORISCHE STÄDTE UND MALERISCHE WEINGÄRTEN. WIR SPRECHEN VON KIRCHEN, KAPELLEN, MARIEN- UND PESTSÄULEN, KREUZWEGEN UND

MARTERSÄULEN – KURZ GESAGT

VON DEN GEISTLICHEN DIE IN UNSEREN

DENKMÄLERN,

LÄNDERN EINE LANGE,

MEHR ALS TAUSENDJÄHRIGE DURCHGEMACHT HABEN. EINE

ENTWICKLUNG

SIE WAREN IMMER

VISITENKARTE DER EINMALIGEN ZEIT

IHRES

ENTSTEHENS UND EINE AUSSAGE ÜBER

DAS EWIGE

SUCHEN UND FINDEN.



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Cyrill und Method

Ego sum pastor bonus

Mähren ist seit mehr als elf Jahrhunderten auf der geistlichen Landkarte Europas das Zentrum der Verbreitung des Christentums. Obwohl da auch die Völker und Kulturen, die hier vor lang vergangenen Jahren lebten, eigene Götter, Tempel und Religionslehren hatten, wurde dieses Land vor mehr als tausend Jahren durch den Einfluss der Patrone Europas, der Heiligen Cyrill und Method, in das Christentum eingeweiht. Im Jahre 862 schickte der großmährische Fürst eine Abordnung zum byzantinischen Kaiser. Er versicherte ihm, dass seine Untertanen auf das Heidentum verzichteten und dass sie den christlichen Gesetzen treu sind.

Da er seine Länder von der deutschen Herrschaft befreien wollte, ersuchte er gleichzeitig Michael III., in Großmähren einen Bischofsitz zu errichten. Die Bewohner Mährens, die damals zum ersten Mal die winkeligen Wege der höchsten europäischen Demokratie beschritten, schickten eine ähnliche Abordnung auch zu Papst Nikolas. Dieser wollte in den Bereich des fränkischen Einflusses nicht eingreifen und lehnte das Ansuchen ab. Die Abordnung in das byzantinische Konstantinopel war allerdings erfolgreich. Die Legende sagt, dass sich zwei Brüder, Gelehrte und Mönche, der Herkunft nach aus dem griechischen Solun, etwa ein Jahr spä-

ter auf den langen Weg in den unbekannten Norden begaben. Als sie nach Mähren kamen, waren sie durch die Anzahl der Kirchen und Gläubigen sehr angenehm überrascht. Das ungebundene Leben der Slawen und die hiesigen frivolen Sitten haben sie aber erstaunt. Ähnlich erstaunt war auch Fürst Rostislav: er erwartete einen Bischof, aber es kamen nur Priester, die ihre Mission eher als eine Forschungsreise sahen. Der Fürst konnte nicht wissen, dass für die byzantinischen kirchlichen Kreise die Errichtung einer selbständigen kirchlichen Provinz nur in den Ländern möglich war, wo der Glauben schon fest eingewurzelt war.

Io 10,11

Method und Konstantin machten sich an die Arbeit. Den Glauben in den christlichen Gott predigten sie nicht im würdigen und unverständlichen Latein, sondern in der liebevollen und wunderschönen altslawischen Sprache, welche die Slawen gut verstanden und welche einige Jahre später eine vollberechtigte Gottesdienstsprache wurde. Aus einer Reihe einheimischer Einwohner erzogen sie ihre künftigen Nachfolger und schufen eine neue Schrift für die slawische Sprache, die glagolitische Schrift, in die sie danach eine ganze Reihe von liturgischen Büchern samt der Bibel aus dem Griechischen übersetzten. Und auch wenn die aus dem Westen kommenden mächtigen klösterlichen Orden nach dem Untergang des mährischen Staates die östliche christliche Kultur und Liturgie verdrängten, blieb die cyrillomethodische Tradition bis heute lebendig. Dank der Apostel hatten die einheimischen Leute früher als die Mehrheit der anderen europäischen Völker eine eigene Schrift und eigene Bücher. In Mähren fingen die Flammen des slawischen Schrifttums, der Ausbildung und der Kultur an zu brennen – und sie brennen bis heute. Apropos, noch eine Kleinigkeit aus den historischen Merkwürdigkeiten zum Schluss: Konstantin nahm den Ordensnamen Kyrillos – Cyrill erst in den letzten Tagen seines Lebens, kurz vor seinem Tod im Jahre 869 in Rom an, nichtsdestotrotz wurde er gerade unter diesem Namen heiliggesprochen. Sein älterer Bruder Method, der zum ersten Erzbischof der Pannonisch-Mährischen Erzdiözese erklärt wurde, ist im Jahre 885 gestorben.

VELEHRAD EINER DER BEDEUTENDSTEN WALLFAHRTSORTE MÄHRENS IST ENG MIT DER TRADITION CYRILLS UND METHODS VERBUNDEN. GERADE DA HATTE MIT GROSSER WAHRSCHEINLICHKEIT DER ERSTE GROSSMÄHRISCHE ERZBISCHOF, DER HL. METHOD, SEINEN SITZ. IM JAHR 1205 ENTSTAND HIER DAS ERSTE ZISTERZIENSERKLOSTER IN MÄHREN. SEIN GRÜNDER, DER MÄHRISCHE MARKGRAF VLADISLAV JINDŘICH, BENANNTE ES NACH DER NAHEN SIEDLUNG, DIE FÜR DAS ZENTRUM DES GROSSMÄHRISCHEN REICHES GEHALTEN WURDE, VELIGRAD. NEBEN DER HUNDERT METER LANGEN FÜNFSCHIFFIGEN BASILIKA, DAMALS ANGEBLICH DER GRÖSSTEN KIRCHE IM LAND, IST IM HEUTIGEN VELEHRAD DIE BESICHTIGUNG DER UNTERIRDISCHEN

KATAKOMBEN UND DES LAPIDARIUMS MIT DEN FUNDAMENTEN DER DAMALIGEN KIRCHE SEHENSWERT. BEI DEM NICHT WEIT ENTFERNTEN QUELLBRUNNEN FINDEN SIE DIE ST. CYRILL UND METHOD KAPELLE, GENANNT CYRILKA. IN DIESER KAPELLE BEFINDET SICH EIN HAUPTALTAR, DER IN ROM ZUM TAUSENDJÄHRIGEN JUBILÄUM DER ANKUNFT CYRILLS UND METHODS IN MÄHREN GEFERTIGT WURDE.  Basilika der Himmelfahrt der Jungfrau Maria und Zisterzienserinnenkloster Velehrad Tel.: +420 572 571 130


Großmährisches Reich und Beginn des Christentums

In principio

p Sadská Höhe WO STAND DIE HAUPTSTADT GROSSMÄHRENS? AUCH WENN MEHRERE KANDIDATEN BESTEHEN, HISTORIKER UND ARCHÄOLOGEN TAPPEN NOCH IMMER IM

DUNKELN. WAR ES VELEHRAD, SADSKÁ VÝŠINA IN STARÉ MĚSTO ODER MIKULČICE? HATTE VIELLEICHT DIE MODERNE BEZEICHNUNG „HAUPTSTADT“ IM 9. JAHRHUNDERT EINE GANZ ANDERE BEDEUTUNG? AUSSERDEM MUSSTE DIE RESIDENZ DES MAGNATEN NOCH LANGE KEINE KULTISCHE HAUPTSTADT SEIN, EGAL OB ES SICH UM DEN CHRISTLICHEN ODER

KULT HANDELTE. DAGEHEIMNISSE IMMER NOCH NICHT. GENAUSO WIRD SCHON VIELE JAHRHUNDERTE DAS GRAB DES BISCHOFS METHOD GESUCHT, DER NACH DER LEGENDE „IN EINER GROSSEN MÄHRISCHEN KIRCHE AUF DER LINKEN SEITE, HINTER DEM ALTAR DER MUTTER GOTTES“ BEGRABEN SEIN SOLL. BIS HEUTE WURDE HEIDNISCHEN

MIT ENDEN DIE

ER AUF KEINEM DER ANGEFÜHRTEN

PLÄTZE GEFUNDEN. ES BIETEN SICH NOCH WEITERE FRAGEN, FRAGEZEICHEN UND UNBEKANNTE STELLEN DER GESCHICHTE AN.

Das Großmährische Reich, das im unseren Unterbewusstsein mit den Namen der Apostel Cyrill und Method verbunden ist, hat an der Wende vom 9. zum 10. Jahrhundert, bei seinen knapp hundert Jahren des Bestehens, eine europäische Großmacht bedeutet, die mit dem Glanz des Reichtums, der Macht und des beachtlichen kulturellen Aufschwungs blendete. Seine Geschichte ist dank der schriftlichen Erwähnungen und archäologischen Funde ziemlich gut bekannt. Wunderschöne befestigte Siedlungen mit Palästen und mächtigen Festungswerken entlang der Flüsse, Streitigkeiten der Herrscher und ihre erschütternden Schicksale, erste Taufen, Kriege im Westen und im Osten und das ziemlich baldige Ende, das einerseits den Diskrepanzen zwischen den Söhnen des mächtigsten großmährischen Herrschers Svatopluk und andererseits den ungarischen Angriffen zuzurechnen ist. Der Stern Großmährens blendete die damalige Welt, strahlte auf und erlosch dann unwiederbringlich. Es hinterließ uns aber ein unschätzbares Vermächtnis: die ersten christlichen Kirchen. Vorromanische Dreischiffbasiliken, Rotunden in den verschiedenen Ausführungen mit einer oder mehreren Apsiden oder Kirchen mit einem kreisförmigen Grundriss mit vier

Nischen sind später die typischen Werke auch für die romanische kirchliche Architektur in Böhmen geworden. Der Glauben in Mähren wurzelte ganz tief. Geschichte und Archäologie betrachten heute Valy u Mikulčic und Staré Město bei Uherské Hradiště als die großmährischen Zentren. Zu diesen reiht sich Olomouc und Velehrad, von den anderen Städten dann vor allem Hradiště u Znojma und Rajhrad. Eine ganz einzigartige Rolle spielt gerade die Stadt Mikulčice bei Hodonín, eine von zwei vermutlichen Residenzen der großmährischen Fürsten. Auf dem leicht erhöhten Flachland in der Nähe des mäanderförmigen Flusses Morava erhob sich in Vorzeiten eine Burgstätte mit einer mächtigen Festung und stellenweise fast acht Meter hohen steinigen Bollwerken. Der Fluss Morava mit zahlreichen Altwässern und Sümpfen gewährte dem Platz einen natürlichen Schutz. Zur Zeit der Überschwemmungen stand die Burgstätte eigentlich auf einer Insel. Mikulčice wurde aber auch als weltbekanntes Zentrum der slawischen kirchlichen Architektur berühmt. Den archäologischen Gruppen gelang es hier nämlich im Laufe der Jahre die Fundamente von zwölf Kirchen zu entdecken. Eine von denen ist auch die dreischiffige Basilika mit einem Vorhof und

Atrium, die durch ihr Ausmaß von 36,5 x 12 Meter der größten freigelegten großmährischen Kirche ist. Der Besuch des Kulturdenkmales Valy u Mikulčic zahlt sich auf jeden Fall, auch wegen der hiesigen zauberhaften Landschaft, aus. Die Route mit den Infopanelen führt rund um die bedeutendsten archäologischen Objekte. In den Gebäuden können Sie die konservierten Fundamente einer der Kirchen und eine phantasievolle Ausstellung besichtigen. Manchmal wird angeführt, dass den Titel „Hauptstadt Großmährens“ auch die Burgstätte Pohansko, die in der eindrucksvollen Landschaft der Auwälder südlich von Břeclav liegt, anstreben könnte. Das Areal auf der Gesamtfläche von 28 ha, umzogen von einem Wall, ist ein archäologisches Denkmal. Nach und nach wurden hier außer einer ganzen Reihe von Gräbern von Menschen und Pferden auch die Fundamente der Bollwerke, der Kirche, von Bauernhöfen q Mikulčice – Ausstellung

p Mikulčice – Kirche Nr. II

und Handwerkssiedlungen entdeckt. Die Ausstellung dieser Ausgrabungen befindet sich in dem nicht weit entfernten Jagdschloss im Empirestil aus dem Jahr 1812. Pohansko ist ein perfektes Beispiel der zerbrechlichen


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erat Verbumti

Io 1,1

p Pohansko – Rekonstruktion des Opferplatzes

ST. KLIMENTS BERG TIEF IN DER STILLE DER WÄLDER VON CHŘIBY LIEGT OBERHALB DER GEMEINDE OSVĚTIMANY EIN URALTER WALLFAHRTORT, DESSEN TRADITION BIS HEUTE LEBENDIG IST. BIS HEUTE ERKENNEN SIE DA DIE ÜBERRESTE DER BEFESTIGTEN BURGSTÄTTE AUS DER ZEIT DES GROSSMÄHRISCHEN REICHES. EIN BESTANDTEIL SIND AUCH DIE ENTDECKTEN FUNDAMENTE DER KIRCHE, DIE VON DEN HUSITEN VERNICHTET WURDE. NEBEN DER KIRCHE STAND EIN KLOSTER, DAS DER LEGENDE NACH VOM FÜRSTEN ROSTISLAV DEN HEILIGEN KONSTANTIN, METHOD UND IHREN SCHÜLERN FÜR IHR BESINNLICHES LEBEN GEWIDMET WURDE. DIESE FANDEN HIER DEN PLATZ FÜR BESCHAULICHKEIT, ARBEIT UND GEBET. ES IST KEIN WUNDER, DASS AUCH HIER DAS GRAB DES BISCHOFS METHOD GESUCHT – UND NICHT GEFUNDEN WURDE. IN RAHMEN DER TAUSENDJAHRFEIER DER ANKUNFT DER APOSTEL WURDE HIER EINE ST. KLIMENTS HOLZKAPELLE ERBAUT.

p Schloss Pohansko

Grundlagen des Christentums. Genauso wie auf den anderen Plätzen, kehrten auch die heimischen Bewohner nach dem Untergang des Großmährischen Reiches zu den ursprünglichen heidnischen Kulten zurück. Die Hauptrolle in ihrer Religion spielte wahrscheinlich der Kult der Sonnengötter, die in den Jahresrhythmen der Sonnenwende und Tag-undNachtgleiche verehrt wurden. Die archäologischen Befunde verraten, dass in den

längst vergangenen Jahren die christliche Kirche entheiligt wurde. In ihrem Vorhof wurde ein Feuer angezündet und in der Nähe entstand auch ein kleiner heidnischer Kultplatz, der heute in einer seiner möglichen Formen wiederhergestellt wurde.

q Mikulčice – Fundamente der Kirche Nr. IV  Denkmals des Großmährens Masaryk Museum Hodonín Mikulčice Tel.: +420 518 357 293 Fax: +420 518 352 568 Email: masarykovomuzeum.hod@iol.cz http://www.masaryk.net  Schloss Pohansko Muzeum und Galerie Břeclav Pohan sko u Břeclavi Tel.: +420 519 371 488 Fax: +420 519 322 878 Email: bvmuz@bvnet.cz http://www.breclav-city.cz/muzeum

 St. Kliments Holzkapelle Osvětimany Tel.: +420 573 376 160 http://www.osvetimany.cz/ farnost.html


Bischofsitz Brünn und mährische Kirchenprovinz

Venite post me, et faciam

ST. JACOBSKIRCHE IM MEER DER BRÜNNER DÄCHER ERHEBT SICH WIE EIN LEUCHTTURM DER 92 METER HOHER TURM DER ST. JACOBSKIRCHE, DIE DAS TYPISCHE PANORAMA DER STADT BILDET. DER DREISCHIFFIGE DOM, DER ZU DEN WERTVOLLSTEN DENKMÄLERN DER SPÄTGOTIK IN DER TSCHECHISCHEN REPUBLIK GEHÖRT, ERHIELT SCHON AM ENDE DES 16. JAHRHUNDERTS UNGEFÄHR DIE GLEICHE

FORM, IN DER WIR IHN HEUTE KENNEN. SCHON DAMALS ZEIGTE DAS BERÜHMTE MÄNNCHEN NEHAŇBA DEN VORÜBERGEHENDEN, WAHRSCHEINLICH AUS DEM SÜDLICHEN FENSTER DES TURMES, SEINEN HINTERN. VERSCHIEDENE EINRICHTUNGEN DER INNENRÄUME BEINHALTEN GOTISCHE STATUEN, BAROCKALTÄRE UND BILDER, RENAISSANCEGRABSTEINE UND NEUGOTISCHES ZUBEHÖR.

p St. Peter- und Pauls Kathedrale q

Am 16. August 2003, 395 Jahre nach der Geburt des berühmten Militärkommandanten Louis Raduit de Souches, der es im dreißigjährigen Krieg schaffte, die Stadt Brno gegen die mehrfache schwedische Überzahl zu verteidigen, bestattete der Brünner Bischof Mons Vojtěch Cikrle seine sterblichen Überreste in dem sanierten Grab in der St. Jacobskirche in Brünn.

Mit der Ankunft der Brüder aus Solun im Jahre 863 beginnt die kirchliche Geschichte Südmährens, wo auch die Brünner Diözese liegt. Im Jahr 1063 erscheint dann in den historischen Quellen der „mährische Bischof“, der Benediktiner Johann aus dem Kloster Břevnov, dessen Residenz dann Olomouc wurde. Da die

katholische Kirche die größte kirchliche Gemeinschaft Südmährens war, gab Papst Pius VI. im Jahr 1777 eine Bulle heraus, durch die er den Bischofssitz Olomouc zur Erzbischofssitz erhob und einen neuen Brünner Bischofssitz gründete. Das bisherige kollegiale Kapitel in Brünn auf Petrov wurde zum kathedralen Kapitel und seine


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vos

St. Peter- und Pauls Kirche zum neuen Dom der Diözese und der Brünner Bischofssitz gemeinsam mit dem Erzbischoftssitz in Olomouc bildeten eine mährische kirchliche Provinz. Das Panorama der Bischofstadt Brünn wird dominiert von der mittelalterlichen Burg und als Vertreter der verschwundenen weltlichen Macht der Barockfestung Špilberk und vom symbolischen Schiff der geistlichen Hoffnung in den Veränderungen der Zeit, der St. Peter- und Pauls Kathedrale. Der Dom steht auf einem hohen Berg, auf der Stelle der romanischen Pfarrkirche mit der Krypta, wo die Brünner Stadtbürger an der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert eine frühgotische St. Peterskirche erbauten. Diese wurde im Laufe der Jahre erweitert, ist mächtiger

piscatores hominum

geworden und wurde mehrmals umgebaut und saniert. Ihr Patrozinium wurde auf St. Paul ausgeweitet und erst unter der schwedischen Belagerung in den Jahren 1643 bis 1645 wurde sie durch die Geschützfeuer beschädigt und brannte nieder. Der Bau wurde dann provisorisch saniert, aber die vollständige Sanierung erlebte die Kirche erst nach fast einhundert Jahren zur Barockzeit. In den Jahren 1743–1746 wurde das Kirchenschiff gewölbt und die Änderungen der Kirche gingen weiter, vor allem dann im Zusammenhang mit der erwarteten Beförderung der Kirche zur Kathedrale nach der Errichtung des Brünner Bischofssitzes. Die heutige Form bekam der Dom nach dem neugotischen Umbau anfangs des 20. Jahrhunderts. Die Ausstattung der Innenräume ist vor allem

im barocken und im neugotischen Stil. Wir finden hier aber auch die gotische Madonna mit Kind aus dem 14. Jahrhundert. Rund um die Kathedrale finden wir die Überreste der Brünner Bollwerke und malerische Barockhäuser. Gleich unter der Kathedrale, in der Muzejní Straße, beim Kapuzinerplatz, können Sie einen Bischofshof besuchen, der schon im Jahr 1306 erstmals erwähnt wird. Vor allem den Bewunderern der Süßwasserfische, anderer Tiere und alter Münzen ist er bekannt, weil hier schon seit der Gründung im Jahr 1817 das Mährische Landesmuseum seinen Sitz hat und weil sich in den Innenräumen gerade die oben angeführten Ausstellungen befinden. Den Kern des Areals bildet die St. Peters Propstei, die in der Renaissance von Grund auf umgebaut wurde. Seit dem änderte sich das Aussehen des Bischofshofes nicht viel. Der Hof wurde ursprünglich als Lapidarium, in dem als Exponate exotische Bäume eingesetzt wurden, verwendet. An diese Zeiten erinnert der Torso des Merkurbrunnens, der bis 1860 auf dem Svoboda Platz stand.

q Bischofshof

Mt 4,19

PATRONIN DER STADT BRNO, JUNGFRAU MARIA SVATOTOMSKÁ DAS TAFELBILD DER SCHWARZEN JUNGFRAU MARIA GEHÖRT IN DIE REIHE DER URALTEN MADONNEN BYZANTINISCHEN

URSPRUNGS, DIE IM ACHTEN UND NEUNTEN JAHRHUNDERT ENTSTANDEN. OBWOHL WIR WEDER DIE GENAUE

ZEIT, NOCH DEN PLATZ DER ENTSTEHUNG DES BILDES KENNEN, EINES WISSEN WIR SICHER: KAISER KAREL IV. SCHENKTE DAS BILD SEINEM BRUDER, DEM MÄHRISCHEN MARKGRAFEN JOHANN HEINRICH FÜR DAS NEU GEGRÜNDETE KLOSTER DER BRÜNNER AUGUSTINER. BIS ZUM JAHR 1783 WURDE DAS BILD IN DER BESONDEREN KAPELLE DES ST. THOMAS KLOSTERS PLAZIERT. DAS BILD WIRD ALS PALLADIUM, DAS WUNDERTÄTIGE SYMBOL DES STADTSCHUTZES, VEREHRT. ALS IM JAHRE 1645 DIE SCHWEDEN BRÜNN BELAGERTEN, WURDE DIE MUTTER GOTTES IM ST. THOMAS KLOSTER ZUM GESUCHTEN ZUFLUCHTSORT UND DIE MÜDEN BRÜNNER GINGEN ZU IHR UM KRAFT UND MUT ZU SCHÖPFEN. NACH DER LEGENDE ERSCHIEN SIE GERADE ZUM ZEITPUNKT DER SCHLIMMSTEN KÄMPFE ÜBER DER STADT, WEIL SIE GERADE AM TAGE IHRER HIMMELFAHRT DURCH TAUSENDE VON KANONEN ENTHEILIGT WURDE, UND BREITETE ÜBER DIE STADT BRÜNN IHREN SCHUTZMANTEL AUS. DAS GLEICHE BILD ERSCHIEN AM HIMMEL NOCH EINMAL, UND ZWAR IM JAHR 1742, ALS DIE STADT VOM PREUSSISCH-SÄCHSISCHEN HEER BELAGERT WURDE. NICHT UMSONST WURDE DIE JUNGFRAU MARIA SVATOTOMSKÁ ZUR PATRONIN VON BRÜNN. IN DER ST. THOMASKIRCHE HÄNGT HEUTE DIE KOPIE DES BERÜHMTEN BILDES. DAS ORIGINAL WURDE IM JAHR 1783 AUF DER SPITZE DES SILBERNEN ALTARES IN DER BASILIKA DER HIMMELFAHRT DER JUNGFRAU MARIA IM ALTEN BRÜNN ANGEBRACHT, WOHIN DIE AUGUSTINER AN STELLE DES AUFGEHOBENEN ORDENS DER ZISTERZIENSERINNEN ÜBERSIEDELTEN UND WOHIN BIS HEUTE VIELE WALLFAHRER KOMMEN, UM VON DER WUNDERBAREN MADONNA DIE FÜRSPRACHE ZU ERBITTEN ODER ZUMINDEST DIE SCHÖNHEIT DES WERTVOLLEN WERKES ZU BEWUNDERN.

q Innenräume der St. Peter- und Pauls Kathedrale n St. Peter- und Pauls Kathedrale Petrov, Brno Tel.: +420 543 235 031 Email: rkf.brnodom@biskupstvi.cz n Bischofshof Mährisches Landesmuseum Muzejní 1, 602 00 Brno Tel.: +420 542 321 205 Fax: +420 542 212 475 Email: program@mzm.cz http://www.mzm.cz n St. Jacobs Kirche Jakubské nám., Brno Tel.: +420 542 213 835 Email: sv.jakub@volny.cz http://www.volny.cz/sv.jakub


Brünn – Stadt der Klöster

Laetatus sum in eo, quod dixerunt

Der historische Kern von Brünn rühmt sich mit dem dichtesten Netz von Klöstern und Klosterkirchen vermutlich von allen Städten der Tschechischen Republik. Schuld ist das schwedische Heer, das im Sommer des Jahres 1645, an der Neige des dreißigjährigen Krieges, die Stadt belagerte – und auch der siebenunddreißigjährige Oberst mitfranzösischer Herkunft, Louis Raduit de Souches, dem die Verteidigung der Stadt unglaubliche drei Monate vor dem Beginn der Belagerung anvertraut wurde. Der Oberst und die tapferen Brünner sollten das Unmögliche tun und sie erfüllten ihre Aufgabe restlos. Die Belagerung von Brünn dauerte dreieinhalb Monate, die Schweden marschierten unverrichteterdinge ab und der Hauptkommandant des schwedischen Heeres, General Torstenson, gab nach dem Brünner Misserfolg ernüchtert das Kommando ab. Brünn gewann damals zwar Respekt und trat in das Bewusstsein Europas ein, aber nach dem q St. Thomaskirche

Kriegskonflikt war es sehr zerrüttet. Oberst de Souches ordnete außerdem an, alle höheren Gebäude, die bis 600 Schritte von den Stadtmauern entfernt waren und welche der Feind ausnützen konnte, niederzureißen und dem Erdboden gleich zu machen. Die meisterhafte Strategie brachte zwar ihre Früchte, aber Brünn liquidierte selbst seine Vorstädte samt drei neuen Klöstern. Die Franziskaner, Franziskanerinnen und Kapuziner verloren ihre Sitze. Auch andere Orden suchten dann selbstverständlich ihr Asyl unter dem Schutz der Stadtmauer – und denen, die

ihren Sitz bereits in der Stadt hatten, fiel nach den bitteren Erfahrungen auf keinen Fall ein, in die Vorstädte zu übersiedeln. Im Laufe der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde aus Brünn eine große Baustelle. Das neue Franziskanerkloster wurde zwar im Jahr 1784 aufgelöst, aber die Kirche der St. Maria Magdalena auf der Ecke der Josefská und Masaryk Straße steht bis heute. Die Franziskanerinnen, später Ursulinen bauten ein neues Kloster mit der St. Josefskirche auf der Ecke der Straßen Josefská und Orlí und die Kapuziner ließen sich auf dem Kapuzinerplatz unter dem Bischofshof nieder. Das Augustinerkloster, das vom Markgrafen Johann Heinrich, dem Bruder Kaiser Karls IV. gegründet wurde, hatte in der Stadt den Sitz schon vor der schwedischen Belagerung, aber auch er wurde vernichtet. Damals entstand auch die neue St. Thomas Barock-

p Die Kanzel – Absturz der Engel – in der St. Michaels – Dominikanerkirche stammt aus der Werkstatt des Znaimer Bildhauers J. Winterhalter sen. Einmalig ist auch die Kanzel in der Form der Erdkugel in der Znaimer St. Nikolauskirche und weitere Barockwerke in einer ganzen Reihe von kirchlichen Denkmälern Südmährens.

kirche mit der Luxemburger Krypta, einem monumentalen postmortalen Sitz der mährischen Landesherren, der in den Innenräumen unter anderem die wertvolle Pietà aus dem Jahr 1358 versteckt. Auf dem Dominikanerplatz steht das Dominikanerkloster mit der eindrucksvollen St. Michaelskirche. Außer der wertvollen Barockausstattung ist die Kirche durch seine verkehrte Orientierung des Presbyteriums Richtung Westen interessant. Oberhalb des nördlichen Flügels des Kreuzganges und des Refektoriums wurde am Ende des 16. Jahrhunderts ein Standesgerichtssaal errichtet, womit der Grundstein des Areals des Landeshauses, heutigen Rathauses, gelegt wurde. Wir dürfen auch das Minoritenkloster mit der St. Johannskirche in der Minoritenstraße nicht vergessen. Die Kirche mit einem reich verzierten Portal wird durch die Heilige Lorettokapelle und die Heilige Treppe ergänzt. An das ehe-

malige Jesuitenkolleg, das bei der Sanierung des Stadtzentrums am Anfang des 20. Jahrhundert abgerissen wurde, erinnert heute nun mehr die außergewöhnliche Kirche der Himmelfahrt der Jungfrau Maria in der Jesuitenstraße, die an der Wende des 16. zum 17. Jahrhundert im Manierismusstil erbaut wurde. Übrigens – wegen den Schweden wird in der hiesigen Kathedrale Mittag schon um elf Uhr geläutet. Nach der mehr als hunderttägigen Belagerung sagte Torstenson angeblich, dass sich, wenn er es nicht schafft, die Stadt zu erobern bis in Petrov der Mittag geläutet wird, seine Armeen zurückziehen werden. Für den entscheidenden Tag der Schlacht bestimmte er den 15. August. Der General mit evangelisschem Glauben ahnte aber nicht, dass gerade dieser Tag der bedeutende katholische Feiertag der Himmelfahrt der Jungfrau Maria ist. Gerade dieser Fehler stärkte angeblich die


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mihi: „In domum Domini ibimus“ Entschlossenheit der erschöpften Verteidiger der Stadt so, dass sie Unmögliches schafften. Die Legende sagt aber, dass ein alter Glöckner aus der Kathedrale die Stadt rettete, weil er schlauerweise Mittag um eine Stunde früher läutete. Sobald die Schweden das Glockengeläute hörten, hörten sie auf zu kämpfen und dem Gerücht nach verschwanden sie bis zum Abend. Die historische Wahrheit schaut zwar anders aus, aber die Glocken in Petrov läuten weiterhin Mittag um einen Stunde früher … Der Oberst de Souches blieb in Mähren; wurde Feldmarschall, bekam Inkolat und für den Rest seines Lebens lebte er auf der Herrschaft Jevišovice, wo er im Jahr 1682 starb. Er wurde nach seinem Wunsch in der Brünner St. Jacobskirche bestattet, wo Sie bis heute seinen Grabstein besichtigen können. Auch ihm zu Ehren feiert die Stadt den fünfzehnten August nicht nur als den Tag der Himmelfahrt der Jungfrau Maria und den Gedenktag der Beendigung der schwedischen Belagerung, sondern auch mit einem großen Stadtfest als den Brünner Tag.

Ps 122,1

n Augustinerkloster und St. Thomaskirche Rašínova ul., Brno Tel.: +420 545 572 215 Email: sv.tomas-brno@volny.cz http://www.volny.cz/sv.tomas-brno n Dominikanerkloster und St. Michaelskirche Dominikánské nám., Brno Tel.: +420 542 212 511 n Franziskanerkloster und St. Maria Magdalena Kirche Masarykova ul., Brno Tel.: +420 542 210 074 Fax: +420 542 210 074

p Jesuitenkirche der Himmelfahrt der Jungfrau Maria q Seitenaltar in der St. Thomaskirche

n Jesuitenkirche der Himmelfahrt der Jungfrau Maria Beethovenova ul., Brno Tel.: +420 542 216 695 Email: pmstreda@sky.cz http://www.jesuit.cz/brno.html n Kapuzinerkloster und die Kirche des heiligen Kreuzes Kapucínské náměstí, Brno Tel.: +420 542 213 232 Fax: +420 542 221 206 Email: brno@kapucini.cz http://www.volny.cz/kapucini.brno n Kartause und die Kirche der Allerheiligsten Dreifaltigkeit Božetěchova ul., Brno Tel.: +420 549 211 263 http://farnost.katolik.cz/krpole n Kloster der barmherzigen Brüder und St. Leopoldskirche Vídeňská ul., Brno Tel.: +420 543 165 319 Fax: +420 543 165 319 Email: milosrdni@volny.cz http://www.volny.cz/milosrdni

KAPUZINER UND BARON TRENCK AUF DEN KAPUZINERPLATZ BLICKT DURCH SEIN PORTAL MIT DER TERRASSE DIE KIRCHE DES HEILIGEN KREUZES HERAB. UNTER DER KIRCHE LIEGT DIE BERÜHMTE, LEGENDÄRE BAROCKKRYPTA. DAS SYSTEM DER ENTLÜFTUNGSLÖCHER IN DEN PFEILERN DER KIRCHE, DER FREIE LUFTZUTRITT UND DIE GEEIGNETE ZUSAMMENSETZUNG DES BODENS SCHAFFTEN ES, DIE VERSTORBENEN AUF EINE NATÜRLICHE ART UND WEISE ZU MUMIFIZIEREN. IN DIE KRYPTA WURDEN SEIT DER ZWEITEN HÄLFTE DES 17. JAHRHUNDERTS DIE ANGEHÖRIGEN DES KAPUZINERORDENS, SEINE MÄZENE UND ANDERE BEDEUTENDE PERSÖNLICHKEITEN BEGRABEN. HIER RUHT AUCH DER BERÜHMTE FÜHRER DER PANDUREN, BARON FRANZ TRENCK (1711–1749), DER FÜR SEINE MILITÄRISCHEN DELIKTE ZU LEBENSLANGER GEFÄNGNISSTRAFE IM ŠPILBERK VERURTEILT WURDE. ER STARB NACH EINEM JAHR HAFT UND WURDE NACH SEINEM WUNSCH IN DER KAPUZINERKRYPTA BEERDIGT.

n Prämonstratenserkloster und Kirche der Himmelfahrt der Jungfrau Maria Lazaretní ul., Brno Tel.: +420 545 212 156 Email: fara.zabrdovice@seznam.cz n Ursulinenkloster und St. Josefskirche Minoritská ul., Brno n Minoritenkloster mit der St. Johannskirche Minoritská ul., Brno Tel.: +420 542 215 600 Fax: +420 542 215 602 Email: brno@minorite.cz http://www.minorite.cz n Basilika der Himmelfahrt der Jungfrau Maria und Augustinerkloster im Alten Brünn Mendlovo náměstí 1, Brno Tel.: +420 543 424 010 Email: opatbrno@d-net.cz http://www.d-net.cz/opatbrno

q

St. Johannskirche – Heilige Treppen

q Louis Raduit de Souches


Die ältesten Klosterareale Südmährens

Multi enim sunt vocati,

p Portal der Kirche Porta coeli Warum hob Josef II. Klöster auf? Unbrauchbare Institutionen, die für den Staat und für seine Einwohner keinen Nutzen bringen – so sah Kaiser Josef II. die Klöster. Vom Mai 1782 bis Oktober 1784 wurden deswegen alle Orden aufgehoben, die sich nicht mit der Ausbildung beschäftigten, die nicht Wissenschaft betrieben und nicht Kranken pflegten. Diese Maßnahme hat zum Beispiel die Kartäuser, Theatiner, Trinitarier, Karmeliterinnen, Klarissen, Prämonstratenserinnen und andere Orden betroffen. Aus den aufgelösten Klöstern wurden vor allem Krankenhäuser und Kasernen, die ausgeräumten Kirchen und Kapellen wurden für millitärische und amtliche Zwecke verwendet, beziehungsweise an Private verkauft. In Böhmen wurden von 154 Konventen 71 aufgelöst, in Mähren von 74 ganze 41.

q Kapitelhaus des Klosters Porta coeli

p Paulaner Kloster in Vranov

Die Ruheinsel im dicht bevölkerten und lebhaften Mähren, Oasen der himmlischen Ruhe, Plätze, die zum Nachdenken verführen – das waren die uralten Klosterkomplexe, ehemalige Zentren des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens im Land. Wir fühlen uns angezogen, obwohl wir nicht wissen, wodurch sie so besonders sind. Das älteste Kloster Mährens ist Rajhrad, das dem Benediktinerorden gehört. Auch wenn das Kloster offiziell vom Fürsten

die nach dem Entwurf von J. B. Santini umgebaut wurde. Das Kloster wird schrittweise saniert. Zugänglich sind der Hof und die Kirche, die Innenräumlichkeiten bei Festen und Wallfahrten. Etwas jünger ist das Kloster Rosa coeli, himmlische Rose, in Dolní Kounice, das für den Orden der Prämonstratenserinnen wahrscheinlich im Jahr 1181 von Wilhelm aus Pravlov (in anderen Quellen wird er als Wilhelm aus Pulin angeführt) gegründet wurde. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Kloster mehrmals niedergebrannt und geplündert. Von den ursprünglichen Bauten sind nun mehr imposante gotische Ruinen – Paradieshof mit einem Kreuzgang, Kapitelhaus, Treppenturm und vor allem die St. Peter- und Pauls Kirche mit den eingebrochenen Gewölben erhalten geblieben.

Břetislav um das Jahr 1045 gegründet wurde, entstand es der Legende nach vielleicht schon zur Zeit der Mission von Cyrill und Method. Das Kloster Rajhrad war ein berühmtes Zentrum der Ausbildung. Aus der Bildergalerie des Klosters stammen zum Beispiel die gotischen Passionsbilder des Meisters des Rajhrader Altars, die in den Galerien in Prag und Brünn aufbewahrt werden. Das geräumige Areal dominiert die St. Peter- und Pauls Kirche,

Das Kloster mit der eindruckvollen Kirche, deren Boden die Erde und deren Decke der Himmel ist, ist während der Saison, am Wochenende und an den Feiertagen zugänglich. Im Jahr 1190, gründete der Znaimer Fürst Konrad Otto das Prämonstratenserkloster in Louka bei Znojmo. Der monumentale Barockkomplex mit der dreischiffigen Kirche der Himmelfahrt der Jungfrau Maria und mit der romanisch-gotischen St. Wenzelskrypta ist zum Teil zugänglich. In den Innerräumen hat zum Beispiel das Museum des Weinbaus und der Fassbinderei seinen Sitz. Im Jahr 1225


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pauci vero electi wurde in Oslavany das erste Zisterzienserinnenkloster in Mähren, Mariental, gegründet, das am Ende des 16. Jahrhunderts zu einem Renaissanceschloss umgebaut wurde. Der einzige Überrest des Klosters ist die frühgotische Kirche der Jungfrau Maria, die zueiner Schlosskapelle umgebaut wurde. Das zweite, aber bekannteste Zisterzienserinnenkloster Porta coeli in Předklášteří bei Tišnov gründete im Jahre 1233 die Königin Konstancie, Witwe nach Přemysl Otakar I. und Mutter von Wenzel I. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Kloster einmal geplündert und dreimal aufgelöst, aber es wurde dann immer wieder aufgebaut und dem Orden zurückgegeben. Dominiert wird das Areal von der gotisch-romanischen Kirche der Himmelfahrt der Jungfrau Maria mit dem einmaligen gotischen Portal vom französischen Kathedralentyp. Es symbolisiert den Weinberg Gottes mit den Aposteln, und im Thympanon sind neben Christus Konstanze aus Ungarn und Wenzel I. dargestellt. Der poetische Name des Klos-

ters Porta coeli, Himmeltor, drückte den Wunsch aus, dass das Kloster die Gläubigen in ihrem Leben mit dem Himmel verbindet und ihnen nach dem Tod den Zugang in den Himmel erleichtert. Das Himmeltor öffnet sich hier für alle Besucher. Im Objekt hat das Museum Podhoracko seinen Sitz, ein Bestandteil des Brünner Museums und für die Öffentlichkeit sind auch die wichtigsten, und künstlerisch wertvollsten Teile des Klosterkomplexes mit der Kirche, dem Paradieshof und Kapitelhaus zugänglich. Unsere Wanderung zu den ältesten ländlichen Klöstern schließen wir im bekannten Wallfahrtort Vranov ab, wo der Orden der kleinsten Brüder des St. Franz aus Paula – Paulane tätig ist. Unter dem Kirchenschiff der frühbarocken Kirche zu Maria Geburt befindet sich die Krypta des Geschlechtes Lichtenstein, der Gründer des Klosters, die mit einer Empiregrabstätte ergänzt wird. In der Kirche finden sie eine spätgotische Madonnastatue und die geschnitzte Krippe aus Vranov mit Mechanik und Musikautomat mit Weihnachtsliedern.

q Ruine des Klosters Rosa coeli in Dolní Kounice

Mt 22,14

q Benediktiner Kloster in Rajhrad

p Zwei kleine Zwischenstopps in Vranov: Glockenspiel auf dem Nordturm und eindruckvolle Aufschrift auf der Klostermauer, wo steht: „Dieses Haus steht in der Mitte der Welt und das Sternbild aller Wege leuchtet zu seiner Türschwelle. Wer es nicht glaubt, möge es nur messen. Hier besteige Wanderer Deinen ruhevolleren Weg.“

KLÖSTER AN DER WENDE DES MILLENNIUMS n Kloster Rosa coeli Dolní Kounice Email: rosa.coeli@post.cz http://www.homex.cz/kounice n Kirche der Jungfrau Maria und Zisterzienserinnenkloster Oslavany Tel.: +420 546 431 355 n St. Peter- und Pauls Kirche und Benediktinerkloster Klášter 1, Rajhrad Tel.: +420 547 230 027 n Kirche zu Maria Geburt und Paulanerkloster Kostelní náměstí 7, Vranov Tel.: +420 541 239 023 Email: dc-vranov@katolik.cz http://www.dc-vranov.katolik.cz

n Kirche der Himmelfahrt der Jungfrau Maria und Zisterzienserinnenkloster Porta coeli Podhorácké muzeum Předklášteří u Tišnova Tel.: +420 549 412 293 Fax: +420 549 410 098 Email: muzeum@brnenska.cz http://www.muzeumbrnenska.cz n Kirche der Himmelfahrt der Jungfrau Maria und St. Wenzels und Prämonstratenserkloster Znojmo-Louka Tel.: +420 515 227 723 http://www.louka.wz.cz

ES HANDELT SICH MEISTENS UM KLEINE GEMEINSCHAFTEN, WELCHE DIE KONTINUITÄT DES ORDENS SICHERN. SIE BEMÜHEN SICH IN DEN KLÖSTERN DAS ORDENLEBEN ZU ERNEUERN UND DIE „VERWILDERTEN“ GEBÄUDE ZU RETTEN. ES ENTSTEHEN AUCH NEUE KLÖSTER. DER ERSTE KONVENT, DER NACH DEM JAHR 1989 GEBAUT WURDE, IST DAS KLOSTER DES ORDENS DER ARMEN SCHWESTER ST. KLARA – KLARISSEN IN BRÜNN-SOBĚŠICE. EINIGE GRUPPEN HABEN HÖHERE AMBITIONEN, ZUM BEISPIEL DIE PAULANER KEHRTEN IM JAHR 1992 NACH VRANOV BEI BRÜNN ZURÜCK, MIT DEM ZIEL, HIER DAS GEISTLICHE ZENTRUM DER BRÜNNER DIÖZESE ZU BILDEN. VOR KURZEM WURDE TATSÄCHLICH DER ERSTE TEIL DES GEISTLICHEN ZENTRUMS ST. FRANZ AUS PAULA ERÖFFNET. AUGUSTINER IM ALTEN BRÜNN PFLEGEN WIEDER DIE VERERBUNG DES DAMALIGEN ABTES DES ORDENS, JOHANN GREGOR MENDEL (1822–1884), UND ÖFFNETEN FÜR DIE ÖFFENTLICHKEIT DIE AUSSTELLUNG ÜBER DAS LEBEN UND WERK DIESES GEISTLICHEN VATERS DER MODERNEN GENETIK.


Wallfahrtsorte, Wallfahrten und Prozessionen

Haec est dies,

p Die Stimmung der Wallfahrten unter Blatnice pod Svatým Antonínkem bot den Liebhabern der slawisch-mährischen Volkskunst immer ewige Motive an. Den Maler Joža Úprk inspirierten sie zu einer Reihe von Bildern einschließlich des hier angeführten Bildes – Wallfahrt beim St. Antonius.

LÄNGST VERGANGENE WALLFAHRTEN NACH HNANICE LOCKEN SIE LEGENDEN UND DIE GEHEIMNISVOLLE WELT DER WUNDER? DANN DÜRFEN SIE BEI IHRER WANDERUNG HNANICE, DIE WEINBAUGEMEINDE SÜDLICH VON ZNOJMO, NICHT VERGESSEN. ZUM HIESIGEN QUELLBRUNNEN KAMEN SEIT DEM 13. JAHRHUNDERT WALLFAHRER AUS GANZ EUROPA. IM NAHEN WALD LEBTE DER EINSIEDLER DANÍŽ, DER DURCH SEINE HEILFÄHIGKEITEN BERÜHMT WAR. WEIL DIE HIESIGEN WALLFAHRTEN WIRKLICH PRÄCHTIG WAREN, HAT DIE KAPELLE NICHT MEHR FÜR DIE ZAHL DER INTERESSENTEN GEREICHT. DIE HEUTIGE KIRCHE MIT DER BRUNNENKAPELLE IST ZUM TEIL GOTISCH UND ZUM TEIL IM BAROCKSTIL UND ANSTATT DES WUNDERWASSERS KÖNNEN SIE DA ZUM BEISPIEL AUSGEZEICHNETE HEIMISCHE WEISSWEINE VERKOSTEN. n St. Wolfgangskirche Hnanice Tel.: +420 515 227 723 http://www.louka.wz.cz

Wallfahrten und Prozessionen, ein untrennbarer Bestandteil des Lebens unserer Vorfahren, haben die Wurzeln in der uralten menschlichen Wanderung. Sie sind oft mit Wegen verbunden – entweder den Wegen in der Landschaft, gesäumt mit Kreuzen, Kapellen und Statuen oder in der weiteren Bedeutung dann mit den Wegen des gemeinsamen Glaubens. Die Pilgerfahrten, oft verbunden mit der Entsagung und Selbstverleugnung, wurden als Ausdruck der tiefen Frömmigkeit verstanden. Unter der Führung des Priesters fanden reumütige und auch bittende Wallfahrten statt, bei denen Hunderte von Leuten aus einem Pfarrbezirk oder Dorf teilnahmen. Die Wallfahrt war aber auch ein eindruckvolles Theater – hochwürdiges Glockengeläute über die Landschaft, leuchtende Wallfahrtskirche, Weihrauch und Schein der

Kerzen, goldbestickte Ornate und dazu engelhafter Gesang der Kirchechöre. Wer könnte dieser Augenweide, welche die Illusion des tatsächlichen Himmelsvorhofes gebildet hat, widerstehen? Obwohl die Wallfahrt im heutigen Sinne des Wortes auf das irdische Flittergold nicht verzichten kann, gemeinsames Treffen, Mitteilung, Wanderung oder Suche der geistlichen Werte sind zeitlos. Der Sinn und die Bedeutung blieben erhalten. Lassen Sie sich deswegen in eines der südmährischen Dörfer zu einer Wallfahrt einladen. Egal ob auf eine Marienwallfahrt oder eine Wallfahrt an den Tagen der örtlichen Patrone. Welche Sie aussuchen hängt nur von Ihnen ab. Sie werden auf keinen Fall enttäuscht sein. Ein bedeutender Wallfahrtsort ist auch das sehenswerte natürliche Wallfahrtsareal in Hluboké Mašůvky bei Znojmo, mit der Lourdeshöhle, dem heiligen Brunnen, dem Heiligen Grab und dem Kalvarienberg. Die hiesige Kirche der Maria Heimsuchung hat der Beschützer von Brünn vor den Schweden im Jahr 1645, Louis Raduit de Souches, bauen lassen, welcher der Kirche

gleichzeitig eine Kopie der Eichenstatue Madonna de Foi schenkte, die in Europa und auch in Übersee verehrt wird. Weit weg von da, bei den Ausläufern den Weißen Karpaten liegt ein malerisches Städtchen in Slovácko Blatnice pod Svatým Antonínkem. Die von weitem sichtbare Wallfahrtkapelle des St. Antonius von Padua auf dem Berg Blatnice hat am Ende des 17. Jahrhunderts Fürst Hartman von Lichtenstein als Danksagung für die Heilung seines Sohnes bauen lassen. An den hiesigen Wall-

fahrten nehmen Tausende von Wallfahrern aus allen Ecken Tschechiens, Mährens und aus der Slowakei teil. Am südlichen Fuß des Berges Ždánice finden Sie Žarošice, einen berühmten Wallfahrtsort, dessen Anfänge den Legenden nach bis in das 4. Jahrhundert zurückgehen, als hier die Markomanenkönigin Fritigil die Taufe empfing und eine Kirche gründete. Gegenstand der Verehrung ist die gotische Statue der Jungfrau Maria mit Christkind, die sich heute in der St. Anna Pfarrkirche befindet. Im Herzen des Mährischen Karsts befindet sich die Gemeinde Sloup mit einer Wallfahrtskirche der Schmerzensmutter im spätbarocken Stil, deren Entwurf vom berühmten italienischen Architekten M. A. Canevalle gemacht wurde. Einen Bestandteil der Kirche bildet Kapelle des heiligen Kreuzes mit dem Pietabild, dem wunderbare Heilungen zu gute geschrieben werden. Den weiteren bedeutenden Wallfahrtsort und gemeinsam mit ihm eine weitere Statue der Gottesmutter finden Sie in Brünn-Tuřany, in der Kirche der Verkündung der Jungfrau Maria.

q Wallfahrtskirche der Schmerzensmutter in Sloup


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quam fecit Dominus Die Madonna wird als cyrillische bezeichnet, weil sie den Legenden nach aus den Zeiten stammt, als in Mähren Cyrill und Method tätig waren. Als das Großmährische Reich aufgelöst wurde, versteckten Leute die Statue im Wald. Rund um das Jahr 1050 fand sie ein Bauer im Dornbusch, dort wo heute in der Ecke des Wallfahrtareals die sechsseitige St. Anna Kapelle steht.

Die weiteren zwei Wallfahrtsorte Südmährens erwähnen wir an einer anderen Stelle. Die Informationen über Vranov bei Brünn finden Sie auf der Doppelseite 10–11, über Křtiny auf der Doppelseite 14–15. Selbstverständlich besteht auch eine ganze Reihe von anderen Wallfahrtsorten, die ebenso nicht vergessen werden sollten. Zum Beispiel das

Termine der Wallfahrten der bedeutendsten Wallfahrtsorte Südmährens n Blatnice pod Sv. Antonínkem Hauptwallfahrt – der erste Sonntag nach dem Feiertag des heiligen Antonius vom Paduan (13. 6.), in 14 Tagen die zweite Hauptwallfahrt Kleinere Wallfahrten – letzter Sonntag im August die Danksagungswallfahrt, letzter Samstag im Oktober die Wallfahrt zu Allerheiligen n Hnanice Wallfahrt am St. Wolfgang (31. 10.) n Hluboké Mašůvky Große Wallfahrt – zum Feiertag der Maria Heimsuchung (2. 7.), erster Sonntag im Juli Monatswallfahrten – jeden Samstag n Křtiny Hauptwallfahrt – am Feiertag der Ausgießung des Hl. Geistes (gleitender Feiertag Mai–Juni) Kleine Wallfahrten – von Mai bis November anlässlich der Feiertage der Jungfrau Maria (31. 5.), St. Floriani (3. 5.), St. Petrs und Pauls (29. 6.), St. Anna (26. 7.), Maria Himmelfahrt (15. 6.), St. Hubertus (3. 11.) und weitere n Sloup Hauptwallfahrt – Freitag Palmsonntag (gleitender Termin) und am Feiertag der Schmerzensmutter (15. 9.) 3. Sonntag im September n Vranov Hauptwallfahrt – zur Jungfrau Maria Vranovska immer am 1. Sonntag im September Zeitraum der Wallfahrten – vom letzten Sonntag im August bis zum ersten Sonntag im Oktober n Žarošice Hauptwallfahrt – zur Jungfrau Maria Žarošicka (zur alten Gottesmutter) 2. Samstag im September Monatliche Wallfahrten – vom Mai bis Oktober, 13. Tag im Monat

Ps 118,24

Wallfahrtsareal mit der Kirche der Maria Heimsuchung in Lechovice,die wertvolle Barockkapelle St. Antonius von Padua und St. Florians bei Dolní Kounice oder die St. Jakobskapelle in Ivančice, deren Einweihung der Legende nach eine Reminiszenz der Wallfahrt nach Santiago de Compostello war, wo der Heilige begraben ist. Eine interessante St. Florianwall-

fahrtkapelle finden Sie bei Moravský Krumlov. An der Wallfahrt nehmen oft die Feuerwehrmänner aus der Umgebung teil, um ihrem Schutzpatron zu huldigen. Erinnern wir uns an die Marienkapelle mit der Statue der Schmerzensmutter auf Lutršték und an die St. Gotthardskirche in Modřice, den Wallfahrtsort aller Gärtner aus Brünn und Umgebung.

p Moravský Krumlov

p Žarošice

n Wallfahrtskapelle des St. Antonius von Padua Blatnice pod Sv. Antonínkem Tel.: +420 518 331 424, 732 659 439 Email: farnostblatnice@seznam.cz http://www.sweb.cz/farnostblatnice

n St. Sebestians Kapelle Heilige Berg, Mikulov Email: info@kapitulamikulov.cz http://www.kapitulamikulov.cz

n Kirche der Verkündung der Jungfrau Maria Hanácká ul., Brno-Tuřany Tel.: +420 545 219 225 n Kirche der Maria Heimsuchung Hluboké Mašůvky Tel.: +420 515 255 227 n Wallfahrtskirche des Namens der Jungfrau Maria Křtiny Tel.: +420 516 439 189 n Kirche zu Maria Geburt Kostelní náměstí 7, Vranov Tel.: +420 541 239 023 Email: dc-vranov@katolik.cz http://www.dc-vranov.katolik.cz n Wallfahrtskirche der Schmerzensmutter Sloup Tel.: +420 516 435 374 n St. Anna Pfarrkirche Žarošice Tel.: +420 518 631 616

n Kapelle St. Antonius von Padua und St. Florians Dolní Kounice Tel.: +420 546 421 231 n Kapelle der Schmerzensmutter Němčany – Lutršték Tel.: +420 544 224 587 Email: rkf.slavkov@biskupstvi.cz http://www.sweb.cz/urbanet

p Hluboké Mašůvky n St. Jakobskapelle Nové Hory, Ivančice Tel.: +420 546 451 591 n Kirche der Maria Heimsuchung Lechovice Tel.: +420 515 277 123 n St. Gotthardskirche nám. Míru, Modřice Tel.: +420 542 210 074 Fax: +420 542 210 074 n St. Florianskapelle Moravský Krumlov Tel.: +420 515 322 713


Giovanni Blasius Santini-Aichel

Nisi Dominus aedificaverit domum, in vanum

FÜNFSTERNENMAGIE HL. JOHANNES VON NEPOMUK FRIEDHOFS- UND WALLFAHRTSKIRCHE AUF ZELENÁ HORA BEI ŽĎÁR NAD SÁZAVOU, SEIT DEM JAHR 1994 EINGETRAGEN IM VERZEICHNIS DES WELTKULTURERBES DER UNESCO, IST NICHT NUR EINE PERLE DER BAROCKGOTIK, SONDERN GLEICHZEITIG AUCH EIN PERFEKTES BEISPIEL DER MEISTERSCHAFT SANTINIS UND DER VORLIEBE ZUR ZAHLENSYMBOLIK. WEIL NACH DEM ERTRINKEN VON JOHANNES IN DEM MOLDAU FÜNF STERNE ERSCHIENEN, BAUTE SANTINI DIE KIRCHE IM ZEICHEN DES FÜNFERS. DIE KIRCHE HAT DEN GRUNDRISS DES PENTAGONS, FÜNF EINGÄNGE, FÜNF DREIECKSKAPELLEN, FÜNF OVALE KAPELLEN UND FÜNF ALTÄRE. SOGAR DEN HAUPTALTAR SCHMÜCKEN FÜNF STERNE UND FÜNF ENGEL. DIE KIRCHE IST VON EINEM FRIEDHOF UMSCHLOSSEN, DER MIT ARKADEN IN DER FORM DES ZEHNSTRAHLIGEN STERNES EINGEFASST IST.

Den geistlichen und kulturellen Aufschwung an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert in der Barockzeit können wir mit der Zeit der Hochgotik vergleichen. Eine Rolle spielte auch die gespannte religiöse Empfindung aller Einwohnerschichten, aber auch die Tatsache, dass in der Rolle der Besteller und Mäzene der außerordentlichen Bildwerke neben der Adeligen auch die gebildeten Prälaten und immer öfter die Äbte der traditionellen Orden – Benediktiner, Zisterzienser und Prämonstratenser waren. Zur Zeit der außergewöhnlichen wirtschaftlichen Prosperität, als die Hussitenzüge und die Schrecken des dreißigjährigen Krieges als auch das Schwenken der Zauberrute vergessen wurden, werden sowohl die Burgen und Schlösser als auch die weitläufigen Klosterkomplexe umgebaut. Die Kirchen füllten sich mit Statuen, Fresken, Bildern und Kunstwerken von märchenhaftem Wert, zur Ehre und Berühmtheit der Heiligen. Eine wichtige Rolle spielte aber auch der Patriotismus, die Erinnerungen an die herrliche Zeit der Herrschaft Kaisers Karl IV. und die Gotik, als Erinnerung an vergange-

q Hl. Johannes von Nepomuk Kirche auf Zelená Hora

p Wallfahrtskirche des Namens der Jungfrau Maria in Křtiny

ne Berühmtheit. So kam das Phänomen der Barockgotik zum Durchbruch, des Stiles, der bei den Barockbauten die gotische Morphologie verwendete und der für volle hundert Jahre die Welle des romantischen Interesses an der mittelalterlichen Architektur überholte. Ihr geistlicher Vater war der tschechische Architekt italienischen Ursprungs Giovanni Blasius (Jan Blažej) Santini. In Südmähren schuf dieser Künstler ein Werk, das manche Kenner für das schönste seiner Bauten, aber auch für das zauberhafteste kirchliche Denkmal der Tschechischen Republik zählen. Dieses

Schmuckstück der Barockarchitektur ist die Wallfahrtskirche des Namens der Jungfrau Maria mit der St. Anna Kapelle und die Sommerresidenz der Prämonstratenser aus Zábrdovice in Křtiny. Obwohl die Hauptkirche, sechsundfünfzig Meter lang, achtunddreißig Meter breit mit einer Kuppel, die sich in die Höhe von fünfunddreißig Meter wölbt, die größte der Santinibauten ist, sollte das ganze Areal nach dem ursprünglichen Projekt viel größer sein. Der Architekt entwarf links und rechts von der Hauptkirche symmetrisch Kreuzgänge und zwei hohe Kapellen. Zum Schluss

wurde nur die Zentralkirche mit einer einzigen Kapelle gebaut, aber der unvollendete Komplex schaut auch so imposant aus. Der geniale Projektant Santini, der unter anderem für einen Kenner der Kabbala und der Zahlensymbolik gehalten wird, konnte wahrscheinlich auch mit der Energie der Plätze umgehen. Der Nachweis ist gerade Křtiny. Das Grundelement der Santiniarchitektur ist der Grundriss des griechischen Kreuzes, dessen fünf Punkte – Mitte und Ende der Achsen – Zentren der konzentrischen Kreise sind. Die erhebenden Gefühle der erstaunten Wallfahrer beim


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laborant, qui aedificant eam

Ps 127,1

n Wallfahrtskirche des Namens der Jungfrau Maria Křtiny Tel.: +420 516 439 189 n Hl. Johannes von Nepomuk Kirche Zelená Hora, Žďár nad Sázavou Tel.: +420 566 625 190 n St. Peter- und Pauls Kirche und Benediktinerkloster Klášter 1, Rajhrad Tel.: +420 547 230 027

p Detail des Portales der St. Peterund Pauls Kirche in Rajhrad

GIOVANNI BLASIUS SANTINI-AICHEL (1677–1723) BERÜHMTER ARCHITEKT, GEISTIGER VATER DER BAROCKGOTIK, KAM IN DER PRAGER FAMILIE DER STEINMETZE UND MAURER AUF DIE WELT, DIE AUS DEM ITALIENISCHEN STÄDTCHEN ROVERETTO, DEUTSCH AICHEL GENANNT, STAMMTEN. SANTINI, NACH DEN SCHRIFTLICHEN QUELLEN GELÄHMT, WURDE IM PERSÖNLICHEN LEBEN HART VERFOLGT. UMSO STRAHLENDER WAR ABER DANN SEINE BERUFLICHE

KARRIERE. AUS SEINER WERKSTATT KAMEN

SCHÖPFERISCHEN

NEBEN DEN BEREITS ANGEFÜHRTEN

BAUTEN AUCH SOLCHE SCHMUCKSTÜCKE WIE ZUM BEISPIEL DIE KLOSTERKIRCHEN IN KLADRUBY, ŽELIV UND SEDLEC BEI KUTNÁ HORA, DAS SCHLOSS KARLOVA KORUNA, EINE GANZE REIHE VON STÄDTISCHEN UND DÖRFLICHEN KIRCHEN AUF SYMBOLISCHEN GRUNDRISSEN, BAUERNHÖFE UND SOGAR AUCH DER AUSSPANN AUF EINEM GRUNDRISS DES BUCHSTABENS W, DEN SIE IN OSTROV NAD OSLAVOU FINDEN KÖNNEN.

Eingang in das Hauptschiff mit den Durchblicken in die Nebenräume, wohin das Licht aus allen Seiten strahlt, sind unbeschreiblich. Die Gemeinde Křtiny selbst gehört zu den bekanntesten und auch zu den ältesten Wallfahrtsorten in Mähren. Während der Name der Gemeinde von der Legende abgeleitet wird, nach der nach dem Eindringen des Christentums die Heiden getauft wurden, verbindet sich die Wallfahrtstradition mit der gotischen Steinstatue der Madonna, die sich auf dem Hauptaltar befindet. Der zweite Santinibau in Südmähren ist das Areal des Be-

nediktinerklosters in Rajhrad zusammen mit dem Abtei von St. Petes und Pauls. Ähnlich wie bei zirka der Hälfte der Santiniwerke, handelt es sich im Falle der Kirche in Rajhrad um einen Umbau der älteren Kirche. Der Künstler musste also mit dem bestehenden Raum und mit den Maßen des ursprünglichen Baues arbeiten. Den Bau fing er leider nur an. Nach seinem vorzeitigen Tod wurde der Bau vom Wiener Architekten Ch. A. Oedtel beendet, dem oft vorgeworfen wird, dass er eigentlich die architektonische Lösung vom Santini umformte und dadurch eigentlich abwertete. Die einschiffige

p Innenräume der Kirche in Křtiny

Kirche mit dem Kufengewölbe und mit fünf Kuppeln trägt trotzdem in den Innenräumen alle typischen Elemente der Santinihandschrift. Der Einfluss des weltberühmten Baumeisterss ist auch in anderen Bauten in der Umgebung sichtbar. Zum Beispiel in der Pfarrkirche des Hl. Kreuzes in Rajhrad und Hl. Johannes des Täufers in Telnice, auf dem Kornspeicher in Rajhradice oder der Kirche und Residenz in Ostrovačice.


Zauber der alten Bücher

Caelum et terra transibunt, verba q

Das Bild – Brüderische Schule in Ivančice – Wiege der Kralicka Bibel, im Ausmaß von 8,10 x 6,10 Meter, wurde vom weltberühmten Maler Alfons Mucha, vom Landsmann aus Ivančice geschaffen. Das Bild ist ein Bestandteil der Slawischen Epopöe, einer Kollektion von zwanzig monumentalen Leinwänden, die im Schloss Moravský Krumlov ausgestellt sind.

STADT DER ÖKUMENISCHEN TOLERANZ IN DEN WILDEN ZEITEN DES MITTELALTERS WAR ES EIN RICHTIGES

GEHEIMNIS. WIE IST ES MÖGLICH, DASS DIE STADT BRÜNN NIE SCHARFE NATIONALE ZUSAMMENSTÖSSE, QUÄLENDE JÜDISCHE POGROME UND DIE HITZE DER KETZERISCHEN HOLZSTAPEL ERLEBTE? IM 20. JAHRHUNDERT ERMÖGLICHTE DANN DIE TOLERANTE

STADT DIE ENTSTEHUNG DER BEGRÄBNISSTÄTTE DER GEFALLENEN AUS DEM ZWEITEN WELTKRIEG, DEN LANGSAMEN AUFBAU DES EUROPÄISCHES UNIKATES – DES MUSEUMS DER ZIGEUNERKULTUR, DIE ENTSTEHUNG DER ERSTEN MOSCHEE IN DER TSCHECHISCHEN REPUBLIK ABER AUCH DAS ZUSAMMENLEBEN EINER GANZEN REIHE VON KIRCHEN, EINSCHLIESSLICH DER ORTHODOXEN KIRCHE, DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN HUSSITENKIRCHE, DER EVANGELISCHEN KIRCHE DER BÖHMISCHEN BRÜDER UND VIELER ANDEREN. AM NEUJAHRSTAG AM NACHMITTAG TREFFEN SICH DIE VERTRETER VON ALLEN CHRISTLICHEN KIRCHEN, DIE IN BRÜNN TÄTIG SIND, ZU EINEM ÖKUMENISCHEN GEBET DER GLÄUBIGEN IN DER ST. PETER- UND PAULS KATHEDRALE, DAMIT SIE WIEDER DIE GÜLTIGKEIT DER BEWUNDERNSWERTEN BRÜNNER VERTRÄGLICHKEIT, DES GEGENSEITIGEN RESPEKTS UND DER TOLERANZ BESTÄTIGEN.

Immer, wenn wir zwischen die riesigen Regale aus polierten Holz kommen und die geräumigen Klosterbüchereien anschauen, werden wir von der Romantik der alten Bücher, in den schweren Ledereinbänden, mit zauberhaften, feurig verfärbten Initialen und mit den vergoldeten Buchrücken bezaubert. Gleich ob wir Christentum, Judentum oder Islam nehmen, haben wir es mit einer Religion des Buches zu tun, selbst wenn es immer anders heißt – Bibel, Tóra, Koran. Oft erblickten sie das Lebenslicht lange vor der Erfindung des Buchdruckes und eine ganze Reihe von denen entstand gerade in Südmähren, im Land, wo die uralte Tradition der Bücherherausgabe die Apostel Cyrill und Method selbst gründeten. Erinnern wir uns deswegen an die böhmische und polnische Königin Elise Rejčka, die in das Rad der Geschichte der gotischen Architektur und in die Kunst der Bücher bedeutend eingriff. Gerade

sie gründete im Alten Brünn das Kloster der Zisterzienserinnen mit einem Spital und einer wundeschönen Kirche Maria Himmelfahrt, die bis heute der Stolz der mährischen Gotik bedeutet, obwohl sie dank der Verwendung vom rohen Ziegelmauerwerk eher den norddeutschen oder polnischen Bauten ähnlich ist. Dieser Kirche l hat Papst Johannes Paul II. im Jahr 1987 den Ehrentitel Basilica minor, kleinere Basilika, den einzigen in der Brünner Diözese und einen der wenigen in der Tschechischen Republik, verliehen. Unter der Pflege der Königin Rejčka, einer sehr tatkräftigen Frau, entstanden acht wunderschöne illustrierte Kodices, liturgische Bücher. Das schönste und wertvollste von ihnen ist das Brevier der Königin Rejčka, auch Kodex von Rajhrad genannt. Schätze von unermesslichem Wert entstanden oft direkt auf kirchlichem Boden. Die heute schon vergessene Buchdruckerei, die in den Jah-

ren 1595–1613 einundzwanzig Titel herausgab, gründete der Abt eines der bedeutendsten Klosterkomplexe Mitteleuropas, des Prämonstratenserklosters in Louka bei Znojmo. Für die Druckerei arbeiteten zwei tatsächliche Meister in ihrem Fach – Kunststecher und Zeichner Johann Willenberger, der im Jahr 1593 durch seine Holzschnitzereien in dem „Spiegel der berühmten mährischen Markgrafschaft“ vom Paprocky berühmt wurde, und der Buchdrucker Bartholomaeus Albert Forman, lateinisch Albertus Auriga, der im Jahr 1601 eine eigene Druckerei in Brünn eröffnete. Bei der Wanderung zum Wunder namens Buch dürfen wir auf keinen Fall die Stadt Ivančice vergessen. Eine eindrucksvolle Stadt mit einer ganzen Reihe von Renaissancehäusern, Rathaus und Überresten der mittelalterlichen Stadtmauern. Unter dem Hauptplatz sehen Sie die mittelalterliche Kir-

che Maria Himmelfahrt mit einem wunderschönen Renaissancehaubendach, auch wenn uns viel mehr die Überreste der Gebäude der Böhmischen Brüdergemeinde, mit dem ursprünglichen Turm und den freigelegten Fundamenten der Kirche interessieren. In der Mitte des 16. Jahrhunderts wurden Ivančice zu einem wichtigen Zentrum der Böhmischen Brüdergemeinde, wo seit dem Jahr 1558 der besonders ausgebildete Bischof Johann Blahoslav seinen Sitz hatte. Unter seiner Führung veränderte sich die ruhige Siedlung zum Zentrum des geistlichen Lebens der Böhmischen Brüdergemeinde und das theologische Colleg in Ivančice wurde die beste gegenwärtige Schule der Gemeinde. Durch seine Initiative wurde die geheime brüderische Druckerei, die im Jahr 1562 mit der Herausgabe des wunderschönen Gesangsbuches aus Ivančice ihre Tätigkeit aufnahm, gegründet. Johann Blahoslav stand genauso beim Entstehen des monumentalen Werkes – der böhmisch-brüderischen Übersetzung der berühmten Kralická Bibel. Während sich die Editorarbeiten und Übersetzungen in Ivančice konzentrierten, wurde der Druck in Kralice nad Oslavou durchgeführt.


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vero mea non praeteribunt Mt 24,35

p Prämonstratenserkloster in Louka

Was sind die wichtigsten Vorteile der Kralická Bibel, die in sechs Teilen vom Jahr 1579 bis Jahr 1594 herausgegeben wurde. Außerordentliches Übersetzungsteam, sorgfältiger Vergleich der griechischen, lateinischen, hebräischen und aramäischen Vorlagen, reiche und sehr verständnisinnige historische und philologische Notizen, Verweisungen, und Druckqualität, Typographie – und vor allem ein wunderschönes kultiviertes Tschechisch, das dann für viele Jahre eine Sprachnorm geworden ist und die Grundlagen der tschechische Hochsprache gelegt hat. q Titelblatt des Gesangsbuches aus Ivančice

p Innenräume der ehemaligen Bibliothek des Klosters in Louka, heute platziert im Areal des Prämonstratenserklosters in Prag auf Strahov

n Kirche der Himmelfahrt der Jungfrau Maria und St. Wenzels und Prämonstratenserkloster Znojmo-Louka Tel.: +420 515 227 723 http://www.louka.wz.cz n Denkmal der Druckerei von Kralice Mährischen Landesmuseum Kralice nad Oslavou Tel.: +420 568 643 619

q Kralická Bibel – Titelblatt des Evangeliums nach dem Hl. Matthäus

DENKMAL DER DRUCKEREI VON KRALICE DIE FESTUNG IN KRALICE NAD OSLAVOU, IN DIE IM JAHR 1576 DIE DRUCKEREI VON IVANČICE VERLAGERT WURDE, GAB DER BÖHMISCHEN BRÜDERGEMEINDE IHR BEGEISTERTER FÖRDERER UND MÄZEN, JOHANN SENIOR AUS ŽEROTÍN, BESITZER DER HERRSCHAFT VON NÁMĚŠŤ. NACH DEM ZWANGSAUSSCHEIDEN DER MITGLIEDER DER BÖHMISCHEN BRÜDERGEMEINDE IN DIE VERBANNUNG VERWAISTE DIE FESTUNG UND SPÄTER GING SIE AUCH ZUGRUNDE. SPÄTERE ARCHÄOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN ENTDECKTEN ABER DIE

KOLLEKTION VON VIER TAUSEND SCHRIFTTYPEN AUS METALL UND BESCHLÄGE DER BÜCHER, DIE HEUTE ZU DEN WELTUNIKATEN GEHÖREN. DIE FUNDAMENTE DER FESTUNG BILDEN HEUTE ZUSAMMEN MIT DEM DENKMAL DER DRUCKEREI VON KRALICE EINE EINHEITLICHE AUSSTELLUNG. AN DIE BERÜHMTE BIBEL ERINNERT HEUTE AUCH DAS DENKMAL BEIM FRIEDHOF, DAS ERSTE KUNSTWERK SEINER ART AUF DER WELT, DAS DEM BUCH UND SEINEN GESTALTERN GEWIDMET WIRD.


Änderungen der Kirche im Laufe der Jahrhunderte Lapidem quem reprobaverunt

p Boskovice – St. Jacobs Kirche BEFESTIGTE KIRCHEN AUCH WENN WIR FÜR DIE BAUTEN DIESER ART IN DER TSCHECHISCHEN REPUBLIK SEHR SCHWER EINE ÄHNLICHKEIT FINDEN KÖNNTEN, IHR ZWECK IST OFFENSICHTLICH. DIE KIRCHEN ERFÜLLTEN DIE FUNKTION VON SCHUTZFESTUNGEN, WELCHE DIE EINWOHNER VOR DEN FEINDLICHEN EINGRIFFEN SCHÜTZEN SOLLTEN. ST. JOHANNES DES TÄUFERS KIRCHE IN KURDĚJOV BEINHALTET HEUTE NEBEN DER KIRCHE AUCH DEN SELBSTÄNDIG STEHENDEN KANTENTURM, KAPELLE ALLER HEILIGEN, KARNER UND SOGAR AUCH FLUCHTWEGE, ALLES UMGEBEN MIT BURGMAUERN UND WEHREN AUS DER ZEIT UM DAS JAHR 1500. BEI DER TÜRKISCHEN PLÜNDERUNG VON MÄHREN IM JAHR 1663 RETTETE DEN KURDĚJOV BÜRGERN DANN IHRE KIRCHE IHR LEBEN UND VERMÖGEN. DIE ZWEITE BEFESTIGTE ST. JACOBSKIRCHE MIT EINEM UNGEWOHNT MÄCHTIGEN TURM FINDEN SIE IN DER NICHT WEIT ENTFERNTEN GEMEINDE NOSISLAV.

q Nosislav – befestige St. Jacobskirche

Bei der Entwicklung der mährischen kirchlichen Architektur nahmen im Laufe der tausendjährigen Geschichte alle bekannten Kunstrichtungen teil. Einfache und asketisch nüchterne romanische Kunst werden Sie zum Beispiel beim Besuch von Znojmo bewundern können. Die dortige Rotunde der Jungfrau Maria und St. Katharina, das nationale Kulturdenkmal, erbaut wahrscheinlich um die Hälfte des 11. Jahrhunderts, zeichnet sich vor allem durch die Innenverzierung mit einigen Bändern romanischer Fresken aus. Aus der gleichen Zeit stammt auch die Rotunde St. Pantaleons in Pustiměř, von der aber nur die Überreste verblieben sind. Die dritte spätromanische Rotunde der Jungfrau Maria steht im Schlosspark in Plaveč. Das wirkliche Schmuckstück ist aber die St. Peter- und Pauls Kirche in Řeznovice mit drei Apsiden und einem ungewöhnlichen achtseitigen Turm, welche durch ihre Konzeption eine der sehenswürdigsten romanischen Kirchen darstellt. Eine ganze Reihe von Denkmälern finden in Südmähren auch die Freunde der mystischen Gotik. Zu den wertvollsten gotischen kirchlichen Bauten zählt die Kirche von St. Jacob den Größeren in Boskovice mit den zeitgemäßen Portalen. In den Innerräumen befinden sich einzigartige figurale Grabsteine mit reicher Verzierung. Der höchste von ihnen – und gleichzeitig der höchste Grabstein Südmährens – ist volle sieben Meter hoch! In der majestätischen Lage, oberhalb der Stadtmitte von Letovice steht eine wunderschöne gotische St. Prokopskirche. Innen können wir unter anderem auch die bunten gläsernen Mosaiken vom K. Svolinsky bewundern. Vergessen Sie nicht, die weiße, spätgotische Kirche

St. Katharina in der Gemeinde Kateřina, die wie ein Symbol fester Grundmauern und Dauerhaftigkeit von dieser Welt wäre. Die Schönheit der Gotik, obwohl sie mit Spuren anderer Baustile durchzogen ist, können Sie auch in Hostěradice bewundern. Dortige St. Kunigunde Kirche war früher ein Bestandteil der Kommende des Ordens der deutschen Ritter. Den Ausflug zu den mittelalterlichen Denkmälern beenden wir in der St. Kunigunde Kirche in Jevišovka, die eine ungewöhnliche Kombination der Spätgotik und der modernen funktionalistischen Architektur darstellt. Die Bewunderer vom lockerer und dekorativen Barock locken zum Beispiel in Valtice, wo sie das wunderschöne Lichtensteinschloss mit einer wertvollen Kapelle und der imposanten Barockkirche der Maria Himmelfahrt besuchen können, oder die Gemeinde Luleč, bei der am Rande einer der größten großmährischen Burgstätten, die St. Martins Barockkirche steht. Eine der schönsten Beispiele des Frühbarocks in Südmähren ist auch die Kirche der Maria Heimsuchung in Lomnice mit der Neubarockausstattung und mit den zeitgemäßen Skulpturen. Von den Kirchen, welche die modernen Baustile vertreten, dürfen wir die mächtige klassizistische Kirche der Auferstehung Gottes hervorheben, die am Ende des 18. Jahrhunderts in Slavkov bei Brünn vom Fürsten Wenzel Antonius Kounic erbaut wurde. Unübersehbar steht auch die neugotische Kirche der Maria Heimsuchung auf einem achteckigen Fundament, vom Ende des 19. Jahrhunderts in Břeclav-Poštorná, zu deren Bau die keramischen Formziegel aus der fürstlichen Liechtensteinischen Ziegelfabrik verwendet wurden. Schlußendlich finden wir auch drei

Kirchen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – die durch Historismus inspirierte Kirche des allerheiligsten Gottesherzens in Brünn-Husovice, die Kirche der Heiligen Cyrill und Method in Brünn-Židenice und ein ausgezeichnetes Beispiel des Baues im Stil des modernen Funktionalismus, die St. Augustini Kirche in Brünn-Masarykviertel. q Rotunde in Znojmo

q Řeznovice

q Kateřina

q Letovice


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aedificantes, hic factus est in caput anguli Ps 118,22

q Luleč

n Kirche St. Barbora nám. U kostela, Adamov Tel.: +420 516 446 330

q Valtice

q Břeclav – Poštorná

q Brno – Husovice

ROMANISCHE UND GOTISCHE KUNST DIE ROMANISCHEN WANDGEMÄLDE IN DER ZNAIMER ROTUNDE SIND ZWAR SEHR WERTVOLL, ABER IN SÜDMÄHREN SIND SIE BEI WEITEM NICHT DIE EINZIGEN. ROMANISCHE UND GOTISCHE GEMÄLDE FINDEN SIE ZUM BEISPIEL IN DEN INNENRÄUMEN DER ST. GEORGSKIRCHE IN BOŘITOV. ZU DEN BEISPIELEN DER MITTELALTERLICHEN MALKUNST IN MÄHREN GEHÖREN AUCH DIE NUR ZUM TEIL ERHALTENEN GEMÄLDE IM PRESBYTERIUM DER KIRCHE DER KREUZERHÖHUNG IN DRÁSOV ODER DIE FIGURALEN GEMÄLDE IN DER ROMANISCH-GOTISCHEN KIRCHE DES HEILIGEN KREUZES IN NEBOVIDY. DAS EINMALIGE MUSTER DER HOLZSCHNITZKUNST DER ALTEN MEISTER IST DER SPÄTGOTISCHE SVĚTELSKÝ ALTAR IN DER NEUGOTISCHEN KIRCHE ST. BARBORA IN ADAMOV. DER FLÜGELALTAR MIT EINER REICHEN FIGURALEN VERZIERUNG STAMMT AUS DER KIRCHE DER ZISTERZIENSERABTEI IM NIEDERÖSTERREICHISCHEN ZWETTL UND WURDE ZU BEGINN DES 16. JAHRHUNDERTS VOM HOLZSCHNITZER ONDŘEJ MORGENSTERN AUS ČESKÉ BUDĚJOVICE ERSCHAFFEN.

n St. Georgskirche Bořitov Tel.: +420 516 437 456

n St. Peter- und Pauls Kirche Řeznovice Tel.: +420 546 451 591

n St. Jacobskirche Masarykovo nám., Boskovice Tel.: +420 516 452 156 Email: rkfarabce@mtw.cz

n St. Kunigunde Kirche Jevišovka Tel.: +420 519 519 234

n Kirche des allerheiligsten Gottesherzens nám. Republiky, Brno Tel.: +420 545 576 475 Email: brno@ofm.cz n St. Augustinikirche nám. Míru, Brno Tel.: +420 543 248 134

n Kirche St. Katharina Kateřina Tel.: +420 541 239 023 Email: dc-vranov@katolik.cz http://www.dc-vranov.katolik.cz n St. Johannes des Täufers Kirche Kurdějov Tel.: +420 519 411 953

n Kirche der Maria Heimsuchung Břeclav-Poštorná Tel.: +420 519 333 518

n St. Prokopskirche Letovice Tel.: +420 516 474 165 Email: letfara@tiscali.cz

n Kirche der Kreuzerhöhung Drásov Tel.: +420 549 424 180

n St. Martinskirche Luleč Tel.: +420 517 353 308

n St. Kunigunde Kirche Hostěradice Tel.: +420 515 333 238 http://skalice.web.worldonline.cz

n Kirche des heiligen Kreuzes Nebovidy Tel.: +420 542 210 074

n Kirche der Himmelfahrt der Jungfrau Maria Palackého nám., Ivančice Tel.: +420 546 451 591

n St. Jacobskirche Nosislav Tel.: +420 547 231 636 n Rotunde der Jungfrau Maria Plaveč Tel.: +420 515 255 227 n Rotunde St. Pantaleons Pustiměř Tel.: +420 517 357 283 n Kirche der Auferstehung Gottes hervorheben Slavkov u Brna Tel.: +420 544 221 587 Email: rkf.slavkov@biskupstvi.cz http://www.sweb.cz/urbanet

q Brno – St. Augustini Kirche

n Kirche der Himmelfahrt der Jungfrau Maria nám. Svobody, Valtice Tel.: +420 519 352 115


Kleine geistlichen Denkmäler und Grabhügel des Friedens

Laudate Dominum, Znojmo

p Znojmo – St. Nikolauskirche

p Die romanischen Wandgemälde in der Znaimer Rotunde

p Krypte des Prämonstratenserklosters in Znojmo

Eine der ältesten Städte unseres Landes liegt im fruchtbaren Land des Weines und der Marillen auf den Hängen oberhalb des Flusses Thaya. Die Besucher bezaubert vor allem der historische Stadtkern, voll mit den Renaissancehäusern, winkeligen Gassen, romantischen Aussichten und stilvollen Plätzen. Eine Dominante der Stadt ist der achtzig Meter hohe Rathausturm. Wer Höhenangst hat, unternimmt eine Besichtigung der Znaimer unterirdischen Gänge, deren Länge fast 30 Kilometer beträgt und die oft auch drei Geschosse haben. In der damaligen Burg des Landesherren hat das Museum ihren Sitz und es befindet sich hier auch das wertvollste Denkmal – die romanische Rotunde der Jungfrau Maria und St. Katharina mit einzigartigen Wandgemälden. Das charakteristische Schattenbild der Stadt bildet die St. Nikolauskirche, die schon um das Jahr 1100 gegründet wurde. Der ursprüngliche Bau wurde wahrscheinlich schon im Jahr 1335, während der ungestümen Hochzeit von Anna, der jüngsten Tochter von Johann von Luxemburg, mit dem österreichischen Herzog Otto vernichtet als in

der ganzen Stadt ein Brand wütete. Manche architektonische Elemente der neuen Kirche, die schrittweise bis Ende des 15. Jahrhunderts gebaut wurde, erinnern an die Einflüsse des Gestalters der St. Veits Kathedrale in Prag. Von den weiteren kirchlichen Denkmälern erwähnen wir die St. Michaelskirche, das Minoritenkloster mit den Überresten der frühgotischen Kirche der Jungfrau Maria, das Kapuzinerkloster mit der Kirche des Hl. Johannes des Täufers und das Dominikanerkloster mit der Kirche der Kreuzerhöhung. Abseits des historischen Zentrums stehen zwei weitere Denkmäler: das monumentale Prämonstratenserkloster in Louka, das Sie im Rahmen des Weinbautouristikprogramms besuchen können und das Klosterareal der Kongregation der barmherzigen Schwester von St. Karl Boromejsky auf der Burgstätte mit der St. Hippolytus Barockkirche.

n St. Nikolauskirche Mikulášské nám., Znojmo Tel.: +420 515 224 694 n Dominikanerkloster mit der Kirche der Kreuzerhöhung Dolní Česká 3, Znojmo Tel.: +420 515 224 184 Email: znsvkriz@volny.cz http://mujweb.cz/kultura/svkriz n Klosterareal der Kongregation der barmherzigen Schwester von St. Karl Boromejsky auf der Burgstätte mit der St. Hippolytus Kirche Křížovnická ul., Znojmo-Hradiště Tel.: +420 515 236 211 n Kapuzinerkloster mit der Kirche des Hl. Johannes des Täufers Masarykovo nám. 13, Znojmo Tel.: +420 515 236 211 n St. Michaelskirche Jezuitské nám., Znojmo Tel.: +420 515 236 211


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omnes gentes Mikulov

Die unübersehbare Anziehungskraft verdankt die historische Stadt mit der reichen Weinbautradition nicht nur der Lage am Fuß der Pollauer Berge, aber auch ihren Gestaltern, vor allem dem Geschlecht von Dietrichstein, welche die Herrschaft Mikulov vom Jahr 1575 bis Jahr 1945 im Besitz hatten. Das Kernstück der Stadt bildet das Schloss im Spätbarockstil mit den Gärten, ehemaliger Sitz des Olmützer Bischofs Kardinal Franz Dietrichstein. Gerade er schuf aus Mikulov eine blühende Stadt mit einem reichen kulturellen und politischen Leben. Heute befinden sich im Schloss wertvolle

Sammlungen mit einer einzigartigen Weinausstellung und einem Riesenfass. Das zweite Zentrum der Stadt, welche schon von weitem die kommenden Besucher lockt, bildet der imposante Heilige Berg. Auf diesem stehen die St. Sebestians Barockwallfahrtskapelle, der prismenförmige Glockenturm und das Gottesgrab. Aus der Stadt geht zum bekannten Wallfahrtsareal ein steiler Kreuzweg, der mit vierseitigen Kapellen und Barockstatuen und Gemälden umrahmt wird. Ein bedeutender Bau ist auch die mittelalterliche, im Barockstil eingerichtete St. Wenzelskirche auf dem südöstlichen Hang des Schlossberges und die Lorettokirche der Hl. An-

Ps 117,1 na auf dem Hauptplatz, die als das älteste Loretto in den tschechischen Ländern im Jahre 1623 gegründet wurde. Nach dem Brand wurde der Torso der Kirche in die Dietrichsteingrabstätte, die für die Öffentlichkeit frei zugänglich ist, umgewandelt. Ein Muster der mährischen Hochbarockkunst bildet auch die monumentale Säule der allerheiligsten Dreifaltigkeit auf dem Hauptplatz. In der Komensky Straße befindet sich weiters das Piaristencolleg, Schule und Kirche des Hl. Johann des Täufers, die vom Kardinal Dietrichstein, als das älteste Ordencolleg in Mitteleuropa gegründet wurde. Das hiesige Gymnasium, gegründet im Jahr 1631, besteht bis heute.

p Mikulov – Lorettokirche der Hl. Anna mit Dietrichsteingrabstätte

n Lorettokirche der Hl. Anna mit Dietrichsteingrabstätte Vrchlického ul., Mikulov n Piaristencolleg und Kirche des Hl. Johann des Täufers Komenského ul., Mikulov n St. Wenzelskirche Kostelní nám., Mikulov Tel.: +420 519 510 309 Email: info@kapitulamikulov.cz http://www.kapitulamikulov.cz

p Mikulov – Heiliger Berg q Grabhügel des Friedens

Beim besten Willen können wir Ihnen nur einen Bruchteil des umfangreichen Reichtums der sakralen Denkmäler präsentieren. Erwähnen wir nur in aller Kürze die weiteren Landkirchen und städtische Kirchen, Kapellen und Kreuzwege, Passionssäulen, Kreuze, Statuen und Marksteine, die wir in allen Ecken Südmährens finden. Viele von denen hat die Geschichte der Kunst vielleicht vergessen, aber sie leben weiter in den Volksliedern – und in Südmähren werden Hunderte und Tausende dieser Lieder über sie gesungen!

Auch in der sonnigen Gegend des Weines bestehen Plätze, wo jedes Lied auf den Lippen erstirbt. Zum Beispiel in der hügeligen Landschaft östlich von Brünn, wo sich am 2. Dezember 1805 eine der berühmtesten Schlachten der Napoleonkriege, die Schlacht von Austerlitz, ereignete. Auf dem höchsten Punkt des Pratecky Hügels, auf der Stelle der entscheidenden Kämpfe, steht schon fast hundert Jahre der Grabhügel des Friedens, eine Steinkapelle die durch ihre Form an die uralten slawischen Grabhügel, die in den weiten östlichen Steppen gebaut wurden, erinnert. In

das hiesige Beinhaus werden gelegentlich die Überreste der Gefallenen gebracht, die auf dem ehemaligen Schlachtfeldes gefunden werden. Den Bau, der dann Dominante des Austerlitzer Schlachtfeldes und gleichzeitig zeitloses Memento aller Kriege wurde, hat der Brünner Priester Alois Slovák initiiert, der das Schlachtfeld nicht als das Feld der kriegerischen Ehre, sondern als einen Grab von Tausenden einfachen Leuten verstand. Der Grabhügel des Friedens stellt gleichzeitig ein einzigartiges Friedendenkmal, eines der ältesten Mitteleuropas, dar.

n Grabhügel des Friedens Museum des Brünnerlandes 664 58 Prace Tel.: +420 544 244 724 Email: muzeum@brnenska.cz http://www.muzeumbrnenska.cz


Neuzeitliche sakrale Denkmäler

Cantate Domino

Heilige Plätze, Tempel, Kirchen und Bethäuser, so wie die Menschheit selbst, hatten im Laufe der Jahrtausende verschiedene Formen. Manchmal hat die sakrale Architektur den Charakter des gesamten Bauwesens bestimmt, ein andermal wurden sie wieder durch das Herrschaftsregime zur bloßen Nutzung unterdrückt. Trotzdem provoziert das älteste architektonische Thema noch immer die Gestalter durch ihre Besonderheit und stimuliert sie zu ungewöhnlichen Lösungen. Grunddispositionen, Innenausstattung, eine Reihe von symbolischen Elementen und die Ausstattung der Kirchen wurde in den Jahrhunderten durch die unveränderte Liturgie beeinflusst. Eine grundsätzliche Änderung brachte aber das II. Vatikanische Konzil (1962–1965), das bedeutendste Ereignis im Leben der katholischen Kirche im 20. Jahrhundert. In allen Teilen der Liturgie überwog die Nationalsprache, die Kanzel wurde durch ein Lesepult ersetzt und man begann die Messe „mit dem Gesicht zu den Menschen“ zu lesen. Deswegen sind neue Altare – eucharistische Tische, die Sie heute in den meisten Kirchen sehen können. Die sakrale Architektur reagierte auf diese Änderung mit einer Dynamik, die alle Erwartungen überholte. Es sind viele Bauten entstanden, die aus der architektonischen Sicht und aus der Sicht der Stadtplanung, Innenverzierung und Konstruktionslösung sehr hochwertig waren. Dank der größeren Anzahl von Gläubigen in den verschiedensten religiösen Gemeinschaften entstand die Mehrheit der neu gebauten Kapellen und Kirchen in der Tschechische Republik gerade in Mähren. Sehr außergewöhnlich, dank der Zeit ihrer Entstehung, ist die St. Josefskapelle in Senetářov. Während die meisten Denkmäler erst nach dem Jahr 1990 entstanden, wurde

p Břeclav – St. Wenzelskirche q Hustopeče – Hl. Wenzel und St. Agnes die Böhmische Kirche

die Kirche in Senetářov schon seit dem Jahr 1971, zur Zeit der Normalisierung, genutzt. Diesem Projekt nahm sich der bekannte Brünner Architekt Ludvík Kolek, unter anderem auch Architekt der Kirchen in Břeclav und Hustopeče, an. Eine Inspiration für ihn waren die sakralen Werke des französischen Architekten Le Corbusiera. Ein ehrwürdiger Ersatz für die ursprüngliche Barockkirche, die während des Flugangriffes im Jahr 1944 vernichtet wurde, ist der moderne St. Wenzelskirche in Břeclav. In seinem Untergrund befinden sich die freigelegten Teile der Fundamente der ursprünglichen romanischen Kirche, die frei zugänglich sind. Während des Krieges wurde ebenfalls die gotische Kirche in Hustopeče beschädigt. Der ursprüngliche Bau wurde im Jahr 1961 nach dem Einsturz des Turmes niedergerissen und im Jahr 1994 wurde vom Brünner Bischof der neue Hl. Wenzel und für die St. Agnes die Böhmische Kirche eingeweiht. Ein interessanter zweistöckiger Bau auf einem Grundriss der Spirale, welcher die Auferstehung Christi darstellt. In den

Innenräumen sind die Kopien der geschützten architektonischen Teile der alten Kirche eingegliedert. Die Spitze der Kirche schmückt die stilisierte St. Wenzelskrone. In Brno-Žabovřesky steht die Kirche der Jungfrau Maria, der Helferin der Christen, deren schlanker weißer Turm mit den offen gelegenen Glocken nach der Einweihung im Jahr 1995, Dominante des Stadtviertels geworden ist. Seinen Sitz hat hier auch das salesianische Zentrum der Jugend, das als ein Freizeitzentrum dient. Durch ihre Architektur und Placierung ist auch die Kapelle der Kreuzfindung in Chudčice interessant. Nur ein Stück weiter liegen nämlich Drei Kreuze, ein mystischer kultischer Platz, der wahrscheinlich schon aus der paläolithischen Zeit bekannt ist. Aus den weiteren modernen sakralen Bauten sind zum Beispiel die Kirche der Rosenkranzjungfrau Maria in Louka bei Blatnice, St. Florians und Jungfrau Maria Kapelle in Příbram, St. Antonius vom Paduan Kapelle in Rozseč über Kunštát und die St. Johann vom Nepomuk Kirche in Žádovice bei Hodonín erwähnungswert.

q Dank der künstlerischen Qualitäten bleibt die Gestaltung des Presbyteriums der Peter und Paul Kirche in Jedovnice eindrucksvoll und bis heute unüberwindlich, an der in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts der Bildhauer Jan Koblasa und Maler Mikuláš Medek gearbeitet haben.


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canticum novum

Ps 96,1

p Šošůvka – Hl. Wenzel und St. Agnes Kapelle

p Senetářov – St. Josefskirche p Příbram – St. Florians und Jungfrau Maria Kapelle n Kirche der Jungfrau Maria, der Helferin der Christen und salesianisches Zentrum der Jugend Foerstrova ul., Brno Tel.: +420 541 213 110 Email: brnozab@volny.cz n St. Wenzelskirche Masarykovo nám., Břeclav Tel.: +420 519 371 413 n Hl. Wenzel und St. Agnes die Böhmische Kirche Masarykovo nám., Hustopeče Tel.: +420 519 412 027 Email: fu.hustopece@tiscali.cz http://farnost-hustopece.zde.cz n Kapelle der Kreuzfindung Chudčice Tel.: +420 549 420 206 Email: farnost.vev.bityska @seznam.cz n St. Peter- und Pauls Kirche Jedovnice Tel.: +420 516 442 221

n Kirche der Rosenkranzjungfrau Maria Louka Tel.: +420 518 338 132 n St. Florians und Jungfrau Maria Kapelle Příbram Tel.: +420 546 450 301 n Kapelle St. Antonius von Padua Rozseč nad Kunštátem Tel.: +420 516 470 622 n St. Josefskirche Senetářov Tel.: +420 516 442 221 n Hl. Wenzel und St. Agnes Kapelle Šošůvka Tel.: +420 516 435 374 n St. Johann vom Nepomuk Kirche Žádovice Tel.: +420 518 612 201

GEGENWÄRTIGES LEBEN DER CHRISTLICHEN KIRCHEN GENAUSO WIE BEIM BAU VON MODERNEN KIRCHEN LEBT NOCH IMMER DIE TRADITION DER BAUMEISTER VON KATHEDRALEN, ES LEBT AUCH DIE KIRCHLICHE GEMEINSCHAFT. DIE KIRCHEN SIND NOCH IMMER PLÄTZE, WO SICH DIE GLÄUBIGEN ZU GEMEINSAMEN BEGEGNUNGEN TREFFEN UND DAS AKTIVE LEBEN DER KIRCHEN SIEHT MAN AUCH AN DEN TÄTIGKEITEN, DIE MIT DEN GEISTLICHEN DENKMÄLERN SCHEINBAR NICHT ZUSAMMENHÄNGEN. ALS BEISPIEL NEHMEN WIR ZUM BEISPIEL DIE AKTIVITÄTEN DER KATHOLISCHEN KIRCHE. DIE PASTORALE TÄTIGKEIT SPIELT SICH NICHT NUR IN DEN KIRCHEN, SONDERN AUCH IN DEN KRANKENHÄUSERN AB. GROSSE AUFMERKSAMKEIT WIRD AUCH DEN FAMILIEN GEWIDMET. MIT DIESEN BESCHÄFTIGT SICH VOR ALLEM DAS ZENTRUM FÜR FAMILIE UND SOZIALHILFE, WELCHE URLAUBE FÜR FAMILIEN MIT KINDERN, ZUSAMMENKÜNFTE DER MÜTTER, SEMINARE ÜBER KINDERERZIEHUNG UND EHE, WOCHENENDE FÜR VÄTER MIT KINDERN, FÜR MÜTTER, PROGRAMME FÜR ALLEIN STEHENDE MÜTTER MIT KINDERN, SENIORENKLUBS, PROGRAMMEN FÜR KINDERLOSE EHEPAARE ODER FAMILIENTAGE ORGANISIEREN. ES WERDEN AUCH JUGEND UND STUDENTEN NICHT VERGESSEN. DIE KIRCHEN ERRICHTEN DIE GRUND- UND MITTELSCHULEN UND SORGEN FÜR DIE FREIZEIT DER KINDER. DIE SPORTLICHEN UND GESELLSCHAFTLICHEN AKTIVITÄTEN SPIELEN SICH IN DEN JUGENDZENTREN (ORATORIEN) AB, DIE VON DER GESELLSCHAFT DES HL. SALESIAN (SALESIANER DON BOSCA) IN BRÜNN-ŽABOVŘESKY UND BRÜNN-LÍŠEN GELEITET WERDEN. EINE TRADITIONELLE AUFGABE, WELCHER DIE KIRCHE VIEL AUFMERKSAMKEIT WIDMET, IST DIE KARITATIVE TÄTIGKEIT, DIE VOR ALLEM VON DER CARITAS DER DIÖZESE BRÜNN DURCHGEFÜHRT WIRD. IHRE ARBEIT BEGINNT MIT KRANKEN- UND BEHINDERTENHILFE, DEM FÜRSORGENDIENST UND DER HILFE FÜR MÜTTER IN NOT , DEN OBDACHLOSEN UND DEN EMIGRANTEN UND FLÜCHTLINGEN UND ENDET MIT DER HUMANITÄREN HILFE IM AUSLAND. UND EINE BESONDERHEIT ZUM SCHLUSS: IN BRÜNN SENDET DER EINZIGE TSCHECHISCHE CHRISTLICHE RADIOSENDER – RADIO PROGLAS.



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Shalom!

‫ברובים הכאים‬

Auch wenn die Juden in den tschechischen Ländern länger als Tausend Jahre leben und die jüdischen Denkmäler ein untrennbarer Bestandteil der Kultur in der Tschechischen Republik wurde, hält deren Erkennung in sich eine Heimlichkeit, die leicht vom Neugier und von der Unwissenheit gewürzt ist, geheim. Kein Wunder – die Denkmäler der bedeutendsten Minderheit wurden jahrzehntelang absichtlich vernichtet, und somit ist die Welt der jüdischen Traditionen und Bräuche für die Laien immer voll von Überraschungen und

interessanten Erkenntnissen. Jedes Ghetto, jede Synagoge, Friedhof oder Haus tragen in sich zusätzlich eine tragische Botschaft, lebendig auch sechzig Jahre nach Shoa. Die erste Erwähnung der jüdischen Händler auf den mährischen Märkten finden wir in dem so genannten Zollblatt vom Raffelstatt aus den Jahren 903–906. Die älteste örtlich nachgewiesene Schrift über die jüdische Ansiedelung bezieht sich auf das Jahr 1067, wo nach der Böhmischen Kosmas Chronik ein gewisser Jude namens Podiva die Burg Podivín gründen sollte.

Weil Mähren jahrhundertelang ein selbständiges Land mit eigener Landesverwaltung und der natürlichen Bindung an weitere Länder der Böhmischen Krone war, haben sich die jüdischen Gemeinden unter gleichen Bedingungen entwickelt und haben das gleiche Schicksal geteilt. Der geistliche Vertreter der mährischen Juden war der gewählte mährische Rabbi. Dieser hat den Sitz zuerst in Ivančice, seit Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum Jahr 1851 in Mikulov, danach in Boskovice und zum Schluss in Brünn. Genauso wie überall in Mäh-

ren waren die Juden in ihren Rechten ziemlich beschränkt. Sie mussten höhere Steuer zahlen, auf ihren Gewand mussten sie besondere Kennzeichen tragen, durften nur bestimmte Berufe ausüben und mussten in geschlossenen Siedlungen – Ghettos leben, die weit genug von den Kirchen, Hauptplätzen und Stätten entfernt waren, wo sich die christlichen, religiösen Feierlichkeiten abspielten. Aus den natürlichen und auch erzwungenen Unterschieden zu den Juden entstand die Feindschaft von anderen Bürgern, die von Zeit zu Zeit durch Gewalt, Pogrome und Aussiedlung aus der Stadt oder aus dem Land zum Ausbruch kam. Das tragische Schicksal wurde dann von der nazistischen „Endlösung der jüdischen Frage“ und von den Transporten in die Konzentrationslager an die Spitze getrieben. Das Grauen des Holocaust überlebten ca. 10 % der ursprünglichen jüdischen Bewohner. Die heutige religiöse jüdische Gemeinde in Brünn für Südmähren, vereinigt weniger als dreihundert Mitglieder, großteils ältere Leute. Neben der Befriedigung der religiösen Bedürfnisse der Gläubigen ist deren Hauptziel das Bemühen um die Erhaltung der jüdischen Traditionen und um die Pflege des Erbes der Vorfahren. Der Charakter der jüdischen Besiedelung in Südmähren ist trotzdem einmalig. Nachdem, König Ladislaus Posthumus die Juden im Jahr 1454 aus den königlichen Städten Brünn, Znojmo, Olmütz und Unicov verwies, ließen sie sich in den kleineren Städten und Gemeinden Südmährens nieder. Bis heute können wir mehr als fünfzig jüdischen Viertel, fünfundvierzig Synagogen und fünfundsiebzig jüdischen Friedhofe besuchen. Gemeinsam besuchen wir die Interessantesten.

p Hugo Haas (rechts oben) mit dem Vater und Bruder Paul

BERÜHMTE LANDESKINDER DIE JÜDISCHEN BÜRGER MACHTEN SICH UM DEN WIRTSCHAFTLICHEN, GESELLSCHAFTLICHEN UND KULTURELLEN AUFSCHWUNG UNSERES LANDES VERDIENT, ABER MANCHE WURDEN AUCH IM AUSLAND BERÜHMT. AUS MÄHREN STAMMEN AUCH DIE VORFAHREN DES EHEMALIGEN ÖSTERREICHISCHEN KANZLERS BRUNO KREISKY UND DES ITALIENISCHEN SCHRIFTSTELLERS ALBERTO MORAVIA. ERINNERN WIR UNS AN DIE FAMILIE DES INDUSTRIELLES LÖW-BEER AUS SVITÁVKA, AN DEN HERVORRAGENDEN KOMPONISTEN DER FILMMUSIK, ERICH WOLFGANG KORNGOLD, DEN GEISTLICHEN VATER DER PSYCHOANALYSE, SIGMUND FREUD, GEBOREN IM NORDMÄHRISCHEN PŘÍBOR, ODER DEN KOMPONISTEN GUSTAV MAHLER, DER IN KALIŠTE BEI JIHLAVA GEBOREN WURDE. ZUDEN BERÜHMTESTEN GEHÖREN AUCH DIE BRÜNNER BÜRGER HUGO HAAS (1901–1968), POPULÄRER TSCHECHISCHER SCHAUSPIELER, SZENARIST, REGISSEUR UND PRODUZENT DER DREISSIGER JAHRE DES 20. JAHRHUNDERTS UND SEIN BRUDER, KOMPONIST PAVEL HAAS, DER IM JAHR 1944 IN AUSCHWITZ STARB.


Boskovice – Leben hinter dem Tor

‫הזהּ דומה לפּרוזדור‬

p Synagoge in der Traplova Straße WAS IST DAS? JESHIVA – HÖHERE THEOLOGIESCHULE, WELCHE DIE STUDENTEN ZUM RABBIBERUF VORBEREITETE MIKVE – RITUELLES REINIGUNGSBAD MIT REINEM NATURWASSER RABBI – PRIESTER; RELIGIÖSE UND GERICHTLICHE AUTORITÄT DER JÜDISCHEN GEMEINSCHAFT SYNAGOGE – AUCH TEMPEL; GEISTLICHES ZENTRUM JEDER JÜDISCHEN GEMEINDE, WO DIE GEMEINSAMEN GEBETE STATTFANDEN SHOA – HEBRÄISCH HOLOCAUST, AUSDRUCK FÜR SYSTEMATISCHE ERMORDUNG VON 6MILLIONEN JUDEN DURCH DIE NAZIS WÄHREND DES ZWEITEN WELTKRIEGES TALMUD – SAMMELWERK – DAS FAST DIE GESAMTE JÜDISCHE, ÜBERLIEFERTE TRADITION ZUSAMMENFASST THORA – FÜNF BÜCHER DES MOSES IN DER FORM EINER PERGAMENTROLLE, AUS DER BEIM GOTTESDIENST DER ENTSPRECHENDE ABSATZ GELESEN WIRD. MEZUZA – SCHACHTEL FÜR DIE ROLLE DER SCHRIFT, WELCHES AUF DER RECHTEN SEITE DES TÜRFLÜGELS DER JÜDISCHEN HÄUSER PLATZIERT IST.

Das jüdische Viertel mit Synagoge, Badehaus und Friedhof in Boskovice gehört zu den komplexesten und am besten erhaltenen Denkmälern nicht nur in Südmähren, sondern auch in der ganzen Tschechischen Republik. Damit wurde von allen jüdischen Gemeinden in Mähren nur die von Boskovice und Holešov als selbständige Kataster, eine kleine „Stadt in der Stadt“ gehalten. Das ehemalige Ghetto ist denkmalgeschützt. Die ersten Aufzeichnungen von Juden in Boskovice datieren aus der ersten Hälfte des 14. Jh. obwohl die geschlossene jüdische Gemeinde erst nach dem Jahr 1727 entstanden ist. Von der restlichen Stadt wurde sie zuerst mit zwei, später mit drei Toren und einigen Ketten abgetrennt. In der Ecke der Mauer des Pfarrgartens in der Traplova Straße können Sie bis heute einen eisernen Stab sehen, zu dem ein Draht, der das Ghetto von den restlichen Teilen der Stadt abtrennte, befestigt wurde. Die Trennung des jüdischen Viertels von den christlichen Teilen der Stadt musste immer für die Nacht vom Samstag auf den Sonntag durchgeführt werden, damit der jüdische Feiertag nicht gestört wurde und die Ghettobewohner den christlichen

p Innenräume der Synagoge q Symbol der Trennung – Stange zur Aufhängung der Kette

Feiertag nicht stören konnten auch während der Feiertage beider Bekenntnisse. Der baulich beschränkte Raum des jüdischen Ghettos führte zu vielen Tragödien. Das Viertel wurde mehrere Male von großen Bränden heimgesucht, zum Anfang des 18. Jahrhunderts kamen viele Bewohner durch die Pest um. Trotzdem lebten Mitte des 19. Jahrhunderts in ungefähr einhundertfünfzig Häusern mehr als zweitausend Juden. Das war ca. ein Drittel der Einwohner von Boskovice. Genauso wie andere Juden aus der Umgebung wurden auch diese Menschen im Jahr 1942

in die Konzentrationslager verschleppt. Zurück kamen nun noch vierzehn Personen. Die jüdische Gemeinde in Boskovice, eine der größten in Mähren, war als Zentrum der bedeutenden Talmudisten bekannt, die auf der hiesigen berühmten Ješiva Schule unterrichtet haben. Der Berühmteste von ihnen war der gelehrte Rabbi Samuel ha-Levi Kolin, der Autor des Schriftstückes Machacit haŠekel, der auf dem hiesigen jüdischen Friedhof begraben wurde. Als weitere bedeutende Persönlichkeiten dürfen wir den Schriftsteller Hermann Ungar, den Professor der


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‫העולם‬ Geschichte Max Eisler, den Augenarzt Abraham Albert Ticho und die Solistin des Brünner Theaters, Maria Fialová erwähnen. Auch wenn eine ganze Reihe von historisch wertvollen Objekten unwiederbringlich zerstört wurde, bildet das jüdische Viertel eine selbstständige aber sehr effektvolle architektonische Einheit. Die größte Aufmerksamkeit zieht die zu Recht so genannte Synagoge auf der Traplova Straße an sich, die im Jahr 1698 aus einem älteren Tempel umgebaut wurde. In dieser befindet sich nach einer ausgezeichneten Sanierung das wertvolle Wandgemälde des jüdischen Museums von Boskovice. Am westlichen Rand der Stadt breitet sich der jüdische Friedhof aus dem 16. Jahrhundert, der drittgrößte in der Tschechischen Republik, aus. Die

gesamte jüdische Gemeinde wird von einem Lehrpfad mit siebenundzwanzig Stellen überquert. Neben der Synagoge können Sie auch knapp achtzig erhaltene Häuser einschließlich des Hauses des Rabbis und der Schule, den Brunnen, die Fleischbänke, das historische Tor und andere interessante Plätze besichtigen. Die Stadt mit zehntausend Einwohnern nördlich von Brünn bietet nicht nur einen Spaziergang durch das poetische jüdische Viertel. Sie können auch das Schloss in Empirestil, das Museum oder die Ruine der gotischen Burg besuchen. Jedes Jahr im Sommer findet hier das Festival Boskovice, viertägige Musik-, Theater- und Filmvorführungen statt sowie Ausstellungen, deren Hauptidee gerade die Rettung des ehemaligen Ghettos ist. Den Interessenten für aktive Erholung und Unterhaltung öffnet das Erholungsareal Červená zahrada (roter Garten) seine Tore, die Westernstadt oder der Golfplatz in Kořenec.

p Jüdischer Friedhof

p Ziergitter der Frauengalerie in der Synagoge

n Stadtmuseum Boskovice Ausstellung in der Synagoge Hradní 1, 680 01 Boskovice Tel.: +420 526 452 077 Email: muzeum@boskovice.cz http://www.boskovice.cz/kultura/muzeum/muzeum.htm

JÜDISCHES GHETTO IN TŘEBÍČ IN EINEM BEGRENZTEN RAUM, DER MIT DEN FELSEN, DEM FLUSS UND DER WEITEREN CHRISTLICHEN BEBAUUNG BEGRENZT IST, ENTSTAND FÜR VIELE JAHRHUNDERTE EIN GHETTO. DIESES GHETTO STELLT HEUTE DAS AM BESTEN ERHALTENE JÜDISCHE

VIERTEL NICHT NUR IN DER TSCHECHISCHEN REPUBLIK, ABER WAHRSCHEINLICH IN GANZ EUROPA, DAR. DAS ERHALTENE VIERTEL BEINHALTET EINHUNDERTDREIUNDZWANZIG

HÄUSER, ZWEI SYNAGOGEN, ZWEI HAUPTSTRASSEN, EINE UFERSTRASSE UND EINE UNZÄHLIGE MENGE VON ENGEN GASSEN, DURCHGÄNGEN UND PLÄTZEN. ORIGINELLES KOLORIT ERGÄNZEN DIE VERANDEN, BALKONE, WEINSTUBEN, KAFFEEHÄUSER UND VIELE GESCHÄFTE. ZUSAMMEN MIT DER NICHT WEIT ENTFERNTEN ROMANISCH-GOTISCHEN BASILIKA DES HL. PROKOPS UND EINEM DER SCHÖNSTEN UND AM BESTEN GEPFLEGTEN JÜDISCHEN FRIEDHÖFE IN MÄHREN. DAS GHETTO ZÁMOSTÍ IN TŘEBÍČ WURDE IM JAHR 2003 IN DAS UNESCO-VERZEICHNIS EINGETRAGEN. p Jüdisches Tor in Plačkova Straße


Jüdische Viertel, Synagogen und Friedhöfe

‫למעלה ממד‬

JEHUDA LÖW BEN BECALEL (1512–1609) ER WAR ZWANZIG JAHRE ALS MÄHRISCHER RABBI IN MIKULOV TÄTIG. GRÖSSERE BERÜHMTHEIT HAT ER ABER IN PRAG ERREICHT, WO ER IM JAHR 1573 ZUM REKTOR DER DORTIGEN TALMUDISCHEN SCHULE WURDE. IN DER GANZEN WELT WURDE ER JEDOCH ALS DER GESTALTER DES GEHEIMEN GOLEMS, DES MERKWÜRDIGEN WESENS AUS GEBRANNTEM TON BEKANNT. JA, WIR HABEN WIRKLICH DIE EHRE DEN RABBI LÖW, DEN GRÖSSTEN DER JÜDISCHEN DENKER UND DEN LEHRER EINIGER AUSGEZEICHNETER GELEHRTEN SEINER ZEIT KENNEN ZU LERNEN. WÄHREND GOLEM NACH DEN HISTORISCHEN QUELLEN IRGENDWO AUF DEM GELÄNDE EINER DER PRAGER SYNAGOGEN RUHT, GEHÖRT DER GRABSTEIN VOM RABBI LÖW ZU DEN AM MEISTEN BESUCHTEN GRÄBERN DES ALTEN JÜDISCHEN FRIEDHOFS IN PRAG.

p Slavkov bei Brünn – Synagoge

p Brno – Innenräume der Synagoge Agudas Achim

Die Wanderung zu den jüdischen Denkmälern beginnen wir in Brünn. Als am Anfang des 13. Jahrhunderts die erste Stadtmauer gebaut wurde, wurde eine der fünf Stadttore als jüdische benannt. Der Grund dafür war einfach: in der Nähe erstreckte sich nämlich, unter dem Schutz der mächtigen Steinmauer, die jüdische Siedlung. Heute finden wir keine Spuren mehr. An ihrer Stelle finden Sie heute ein Franziskanerkloster mit der Kirche der Hl. Maria Magdalena, die wahrscheinlich auf den Grundmauern der mittelalterlichen Synagoge erbaut wurde. Der heutige Tempel auf Skořepka, die einzige Synagoge in Mähren und Schlesien, die dem ursprünglichen Zweck dient, wurde in den Jahren 1934–1936 im funktionalistischen Stil für die orthodoxe Gemeinschaft Agudas Achim erbaut. Der frei zugängliche jüdische Friedhof in Židenice, gegründet im Jahr 1852 ist durch sein Ausmaß von drei Hektar der größte in ganzem Mähren. Es handelt sich um eine der am besten erhaltenen Grabstätte in der Tschechi-

schen Republik, sie ist auch dadurch bemerkenswert, dass sie den zweiten Weltkrieg unbeschädigt überstand. Heute befinden sich hier zirka 11 000 mit 9 000 Grabsteinen. Der am meisten besuchte Grabstein gehört dem Schauspieler Hugo Haas. Das geistliche, kulturelle und politische Zentrum der mährischen Juden war Mikulov, bis zum Jahr 1851 die Residenz der mährischen Rabbiner. Die hiesige jüdische Gemeinde, bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts überhaupt die größte Kommune Mährens, hatte eigene Schulen, Badehäuser, Geschäfte, Bethäuser und einen Friedhof. Die Bedeutung beweist auch die Tatsache, dass in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Mikulov zwölf Synagogen existierten. Mehr betrieb nur die jüdische Gemeinde in Prag. Die wichtigste von ihnen war die Obere Synagoge in der Husova Straße, ein Bau aus dem Jahr 1550, wo sich die Dauerausstellung befindet, die den Juden aus Mikulov gewidmet ist. Von dem damaligen Ghetto blieb nach den vernichtenden Bränden

und Ässanierungen nur ein Viertel der ursprünglichen Bebauung über, einschließlich der Knabenschule, des Altersheimes und der mittelalterlichen Zisterne für Wasser im Erdgeschoss des Hauses in der Husova Straße, die wahrscheinlich zum Betrieb des rituellen Bades gedient hat. Der Lehrpfad mit dreizehn Stationen führt die Besucher auch zu einem wertvollen Friedhof, wo die q Mikulov – Jüdischer Friedhof

berühmten gelehrten mährischen Landesrabbier begraben sind und die das Ziel der Wallfahrer aus der ganzen Welt sind. Nur ein Stück von Mikulov entfernt liegt Břeclav, wo aus der ursprünglichen jüdischen Gemeinde ungefähr zwanzig Häuser und ein Friedhof erhalten blieben. Im Jahr 1868 wurde hier an Stelle des älteren Tempels eine neuromanische Synagoge gebaut, die heute zu den kulturellen und gesellschaftlichen Zwecken verwendet wird. Sehenswert ist auch das jüdische Viertel in Lomnice, ein geschlossenes zusammenhängendes Viertel mit einem kleinen Platz, mit der renovierten Synagoge und dem Friedhof. Das Viertel wurde am Anfang des 18. Jahrhunderts für ausgewählte jüdischen Familien vom Geschlecht der Serényii erbaut. ein malerisches jüdisches Viertel mit erlaubten Eintritt der Synagogen und gepflegten Friedhöfen finden wir auch in vielen anderen Städten Südmährens. Zum Beispiel in Dolní Kounice steht eine Barocksynagoge


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‫דע מה‬

n Brno Synagoge Agudas Achim Skořepka 13, Brno

ERICH WOLFGANG KORNGOLD (1897–1957) BERÜHMTER KOMPONIST JÜDISCHEN URSPRUNGS IST IN BRÜNN GEBOREN. DIE FAMILIE ZOG ABER BALD NACH WIEN UM. DIE AUSFÜHRUNG SEINE PANTOMIME „SCHNEEMANN“ AUF DER SZENE DER WIENER HOFOPER, ALS DER AUTOR BLOSSE 13 JAHRE ALT WAR, WURDE ZU EINER SENSATION. ER HAT EINIGE OPER KOMPONIERT, AUS DENEN VOR ALLEM DIE BERÜHMTESTE „TOTE STADT“ TRIUMPHAL DURCH ALLE OPERNHÄUSER GING. IM JAHR 1938 EMIGRIERTE ER IN DIE VEREINIGTEN STAATEN UND WURDE ZU EINEM MUSIKSTAR DER FILMSTUDIOS IN HOLLYWOOD. ER KOMPONIERTE MUSIK ZU ZWEIUNDZWANZIG FILMEN EINSCHLIESSLICH SOLCHEN HITS, WIE ZUM BEISPIEL „HERR DER SIEBEN SEEN“ ODER „DIE ABENTEUER DES ROBIN HOOD“. ZWEIMAL HAT ER DEN OSCAR GEWONNEN.

Zeremonienhalle und jüdische Friedhof Nezamyslova 27, Brno Tel.: +420 545244 710 Fax: +420 545 213 803 Email: zob@zob.cz http://www.zob.cz

p Břeclav – Innenräume der Synagoge

aus den Jahren 1652–1653, ein der ältesten und wertvollsten Bauten dieser Art in Mähren. In der nicht weiten entfernten Stadt Ivančice, die eher als Geburtsort des bekannten Sezessionsmalers Alfons Mucha berühmt wurde, dürfen Sie auf keinen

Fall vergessen, den Friedhof aus dem 16. Jahrhundert zu besuchen. Sein ältester lesbarer Grabstein trägt die Jahreszahl 1552. Während Sie in Strážnice eine einzige mährische Synagoge besuchen, die ein Friedhof umschließt, erwartet uns in Vyškov ein Einzelfall: neuromanischer Tempel – heute das Bethaus der Hussitenkirche, der direkt auf dem Hauptplatz steht. Im Vorraum der neuromanische Synagoge in Slavkov bei Brünn oder in der Zeremonienhalle des jüdischen Friedhofes in Podivín, in der Stadt die im Zusammenhang mit der jüdischen Besiedelung schon im Jahre 1063 erwähnt wurde, erwarten Sie kleine Ausstellungen.

n Břeclav Synagoge – Str. U tržiště Muzeum und Galerie Břeclav Tel.: +420 519 371 488 Fax: +420 519 322 878 Email: bvmuz@bvnet.cz http://www.breclav-city.cz/muzeum Jüdische Friedhof – Kupkova 13 n Dolní Kounice Synagoge – ul. U Synagogy Jüdische Friedhof – Trboušanská ul. n Ivančice Synagoge – J. Vávry 26 Zeremonienhalle und jüdische Jüdische Friedhof – Mřenkova ul. n Lomnice Synagoge – Židovské náměstí n Mikulov Obere Synagoge – Husova 13 Zeremonienhalle und jüdische Jüdische Friedhof – Hřbitovní nám. 6 Jüdische Viertel – Husova, Zámecká, A. Muchy, U Staré brány, Na Jámě n Podivín Zeremonienhalle und jüdische Jüdische Friedhof – Palackého ul. n Slavkov u Brna Synagoge – ul. U Synagogy n Strážnice Synagoge – Sadová ul. Jüdische Friedhof – Sadová ul. n Vyškov Synagoge – Masarykovo nám. 15 Jüdische Friedhof – Kroměřížská 12

p Die Villa Tugendhat, der bedeutendste europäische Bau des Architekten Ludwig Miese van der Rohe aus dem Jahr 1930, eingetragen im UNESCO-Verzeichnis, verdankt seine Entstehung den jüdischen Industriellen. Das Grundstück, auf dem die berühmte Villa steht, hat Greta Löw-Beer im Jahr 1928 als Aussteuer in die Ehe mit Fritz Tugendhat bekommen.


Südmähren – Land der Wallfahrer und Wege

DANK SEINER LAGE IST SÜDMÄHREN SCHON VOR TAUSEND JAHREN EINE BEDEUTENDE KREUZUNG URALTER HANDELSWEGE GEWORDEN. HIER TRAFEN SICH LEUTE AUS ALLEN ECKEN EUROPAS, VERMISCHTEN SICH VERSCHIEDENE EINFLÜSSE UND ES ENTSTAND EINE EINMALIGE KULTUR EINES GASTFREUNDLICHEN LANDES, DAS FÜR ALLE WALLFAHRER OFFEN WAR. GERADE AN DEM ZUSAMMENFLUSS VON ZEHN FLÜSSEN, FINDEN SIE EINE UNGLAUBLICHE MENGE VON KULTURHISTORISCHEN DENKMÄLERN, MALERISCHE LANDSCHAFT, AUSGEZEICHNETEN WEIN, KULTURELLE TRADITIONEN DER CYRILLISCH-METHODISCHEN KULTUR UND ERSTKLASSIGE GASTRONOMIE. UND WENN GERADE WEIN DAS SYMBOL DES SÜDMÄHRENS IST, DANN KÖNNEN DIE FÜNF TOURISTISCHEN GEBIETE VOM BLATT DER WEINREBE SYMBOLISIERT WERDEN – VOM MAGISCHEN FÜNFECK, DER EINIGES VERGNÜGEN VERSPRICHT.

Znaimerland und Thayatal Süßes und saftiges Obst aus den hiesigen Obstgärten, wundervolle Natur und vor allem Weingärten und tolle Weine verschiedener Art – trockene, süße, weiße, rote und rose, kräftige und leichte, starke und zarte. Begeben Sie sich auf eine einmalige Wanderung über die berühmten Weingärten und malerischen Keller in die altertümliche Stadt Znojmo, Stadt der Könige, Weine und in die Stadt der historischen Traditionen. Schnell auf die Seite 20.

Brünn und Umgebung Die Stadt an der Grenze der malerischen Tiefebenen und romantischen Ausläufern der böhmisch – mährischen Höhe, Zentrum des Landeskreises Südmähren und gleichzeitig die zweitgrößte Stadt der Tschechischen Republik ist gleichzeitig die Stadt der Klöster. Nirgendwo finden Sie so viele Klöster wie hier. Oberhalb des Stadtkernes türmt sich die Bischofsresidenz mit der Kathedrale, wo die Mittagszeit um eine Stunde früher geläutet wird. Warum? Blättern Sie auf die Seite 6.


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Mährischer Karst und Umgebung Romantische Karstlandschaft mit einer wunderschönen Natur und mit mehr als Tausend Höhlen verlockt zur Entdeckung der zerbrechlichen Schönheit der unterirdischen Welt. Sie entdecken hier auch wunderschöne Barocktempel, monumentale Klöster und berühmte Wallfahrtorte mit einer mehr als tausendjährigen Tradition. Gerade hier schuf der geniale Architekt Giovanni Blasius Santini-Aichel ein Werk, das alle Erwartungen übertrifft. Sehen Sie sich die Seite 14 an.

Pollauer Berge – Pálava und Areal Lednice – Valtice Am südlichsten Zipfel von Mähren liegt die zauberhafte Landschaft der Auwälder, poetischer Schlösser, eindrucksvoller Parkbauten, Kollonaden, Statuen und Waldtempeln – Das Areal Lednice-Valtice, als die größte Parklandschaft der Welt eingetragen im UNESCO-Verzeichnis. Lassen Sie sich nach Mikulov – in das ehemalige geistliche, kulturelle und politische Zentrum der mährischen Juden, einladen. Öffnen Sie die Seite 28.

Slovácko Land der Sonne und der Volkskunst, wo ein Fest nach dem anderen kommt. Es öffnet sich vor Ihnen die wundervolle Welt der Volkslieder, Trachten, Tänze, Feste und traditionelles Gewerbe, tollen Feinschmeckerdelikatessen und Weine. Es ist aber auch das Land der Wege und Wallfahrtorte, Land der uralten Prozessionen und des Glaubens, der hier schon vor vielen Jahrhunderten eingewurzelt ist. Begeben Sie sich mit uns auf die Reise – zum Beispiel auf der Seite 12.


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Touristische Programme Wallfahrer in Südmähren Montag • Ankunft nach Brünn • Brünn – Besichtigung der Denkmäler und des Stadtzentrums – St. Peters und Pauls Kathedrale – Kirchen im Zentrum von Brünn – St. Thomas, St. Thomas, St. Jacobs, St. Michaels, St. Johannes, St. Josefs, St. Maří Magdalena und Maria Himmelfahrt Kirchen – Kirche der Maria Himmelfahrt im alten Brünn – Für die Interessenten Besuch des jüdischen Friedhofes, Zwischenstopp bei der Synagoge • Unterkunft in Brünn

Schönste jüdische Denkmäler Freitag • Ankunft über Ivančice, Besuch des dortigen jüdischen Friedhofs • Ankunft nach Brünn, Besuch des jüdischen Friedhofs, Zwischenstopp bei der Synagoge • Besichtigung der Burg Špilberk und der Ausstellungen des Museums der Stadt Brünn: – Von Renaissance zur Moderne (Kopien der bildhauerischen Ausstattung vom verschwundenen jüdischen Tor) – Um das neue Brünn (Dokumentation der funktionalistischen sakralen Bauten – Synagoge Agudas Achim) • Besichtigung der Villa Tugendhat – UNESCO Denkmal • Unterkunft in Brünn Samstag • Besuch des morgendlichen Versammlung in der Brünner Synagoge • Abreise nach Boskovice, Besichtigung der jüdischen Stadt, Synagoge und des Friedhofs • Möglichkeit der Besichtigung des Schlosses und der Burg Boskovice • Abreise nach Mikulov, Abendessen und Beisammensein im Weinkeller mit der Weinverkostung der Weine aus dem Weinbaugebiet Mikulov, Unterkunft Sonntag • Besuch der Synagoge und des Friedhofs in Mikulov, Besichtigung des jüdischen Viertels • mögliche Besichtigung des Schlosses Mikulov mit der Ausstellung des Weinbauwesens • Nachmittag – Besuch des Areals Lednice-Valtice – UNESCO Denkmal (Schlösser in Lednice und Valtice, Schlossparkanlagen, künstliche Ruine Janohrad, Kollonade auf Rajstna, Rendez-vous, Drei Grazien) • Abreise, unterwegs Besuch der Synagoge und des Friedhofs in Břeclav

Dienstag • Rundreise durch die Landschaft nördlich von Brünn • Předklášteří – Kloster Porta coeli und Ausstellung des Museums Podhorácko und des Museums Brünn • Lomnice – jüdischer Friedhof • Boskovice – Stadtbesichtigung – Jüdische Stadt mit der Synagoge und dem Friedhof – St. Jacobskirche – Schloss – Für Interessenten Ausflug zur Burgruine • Sloup – Besuch der Wallfahrtkirche der Schmerzensmutter • Senetářov – Besuch der modernen St. Josefskirche • Křtiny – Besuch der Wallfahrtkirche des Namens der Jungfrau Maria • Vranov u Brna – Besuch des Paulaner Klosters mit der Wallfahrtkirche der Marien Geburt • Rückkehr nach Brünn, Unterkunft, für Interessenten am Abend Theatervorstellung oder Konzert Mittwoch • Rundreise durch die Landschaft südlich von Brünn • Ivančice – Stadtbesichtigung, jüdischer Friedhof, Überreste der brüderlichen Gemeinde • Řeznovice – Besuch der romanischen St. Peters und Pauls Kirche • Moravský Krumlov – Besuch des Schlosses (Slawische Epopöe von A. Mucha), Spaziergang zur St. Florianni Kapelle • Dolní Kounice – Stadtbesichtigung, jüdischer Friedhof, Kloster Rosa coeli • Besichtigung des Austerlitzer Schlachtfeldes – Grabhügel des Friedens – Besuch der Kapelle und der Ausstellung – Napoleonkriege und Böhmische Länder – Hügel Žuráň und Santon – Alte Post – Slavkov bei Brünn – Schloss, Kirche der Auferstehung • Unterkunft in Slavkov bei Brünn, Abendprogramm nach dem aktuellen Angebot Donnerstag • Abreise nach Rajhrad, Benediktiner Kloster mit der St. Peters und Pauls Kirche • Kurdějov – Besuch der befestigten Kirche des Hl. Johannes des Täufers • Hustopeče – Besuch der modernen Kirche des St. Wenzels und der Anezka von Böhmen, Möglichkeit der Besichtigung der Weinbauausstellung • Mikulčice – Denkmal Großmährens mit der Ausstellung und Besichtigungsroute • Břeclav – Besuch der modernen St. Wenzelskirche • Poštorná – Besuch der Kirche Maria Heimsuchung • Abreise nach Mikulov, Unterkunft, Beisammensein im Weinkeller mit der Weinverkostung der Weine des Weinbaugebietes Mikulov

Freitag • Mikulov – Besichtigung der Denkmäler und der Stadt – St. Anna Kirche mit dem Dietrichsteiner Krypta, St. Wenzelskirche und St. Johannes des Täufers mit des Piaristenkollegiums – Besichtigung des Schlosses mit der Weinbauausstellung – Spaziergang durch die jüdische Stadt mit der Synagoge und dem jüdischen Friedhof – Wanderung auf den Heiligen Berg bei Mikulov • Für die Interessenten Ausflug zu den Pollauer Bergen – Pálava (biosphärische Reservation UNESCO, Dívčí hrady – Jungfrauburgen und Sirotčí hrádek – Waisenburg, Naturlehrpfad) • Unterkunft in Mikulov, Abendprogramm nach dem aktuellen Angebot Samstag • Areal Lednice-Valtice – UNESCO Denkmal – Schloss Lednice – Schlosspark Lednice mit dem Gewächshaus, Minarett und der künstlichen Ruine Janohrad – Spaziergang durch das Areal Lednice-Valtice: Apollo Tempel, Drei Grazien, Rendez-vous – Diana Tempel – Schloss in Valtice mit der Ausstellung des Nationalen Weinsalons – Kirche der Maria Himmelfahrt in Valtice – Spaziergang auf dem Naturlehrpfad mit dem Zwischenstopp bei der Kollonade auf Rajstna • Abends, Abreise nach Znojmo, Unterkunft und Beisammensein im Weinkeller mit der Verkostung der Weine des Weinbaugebietes Znojmo) Sonntag • Znojmo – Besuch des Gottesdienstes in einer ausgewählten Kirche • Besichtigung der Denkmäler und der Kirchen – Znaimer Burg mit der Rotunde der Jungfrau Maria und St. Katharina – Kirchen St. Nikolaus, St. Michaels, St. Johannes des Täufers mit der Kapuzinerkirche, der Kreuzerhöhung mit dem Dominikanerkloster – Besichtigung der Znaimer unterirdischen Gängen – Ausflug nach Hradiště (Burgstätte), Besuch des St. Hippolytuskirche mit dem Kloster – Kloster Louka – Besichtigung der Galerie und der Kirche der Maria Himmelfahrt und des St. Wenzels mit der romanisch-gotischen Krypte, Weinbauausstellung • Hluboké Mašůvky – Wallfahrtareal mit der Kirche der Maria Heimsuchung • Möglichkeit des Besuches der Burg Bítov oder des Schlosses Vranov nad Dyjí • Abreise


Turistische Informationszentern Infomationsbüro „Blanka“ in Blansko Rožmitálova 6, 678 01 Blansko Tel.: +420 516 410 470, Fax: +420 516 410 480 Email: info@info.bk.cz http://www.blansko.cz/blanka

Kultur- und Informationszentrum Ivančice Palackého nám. 12, 664 91 Ivančice Tel.: +420 546 451 870, Fax: +420 546 451 870 Email: kic@selfnet.cz http://www.muiv.cz

Zentralinformationsdienst Skalní mlýn Skalní mlýn 65, 678 25 Blansko-Skalní mlýn Tel.: +420 516 410 024, +420 516 413 575 Fax: +420 516 413 579 Email: uismk@cavemk.cz http://www.cavemk.cz

Touristisches Informationszentrum Kyjov Komenského 616, 697 01 Kyjov Tel.: +420 518 611 711, +420 518 613 302 Fax: +420 518 612 357 Email: info@chata.cz, region@region-kyjov.cz http://www.kyjov.com

Informationszentrum der Stadt Strážnice Předměstí 399, 696 02 Strážnice Tel.: +420 518 332 184, Fax: +420 518 332 067 Email: irra@irra.cz, ic.straznice@post.cz http://www.irra.cz

Informationszentrum der Stadt Boskovice Masarykovo nám. 1, 680 01 Boskovice Tel.: +420 516 453 253, Fax: +420 516 453 253 Email: informace@boskovice.cz http://www.boskovice.cz/mis

Touristisches Informationszentrum Lednice Zámecké nám. 28, 691 44 Lednice Tel.: +420 519 340 986, Fax: +420 519 340 986 Email: tic@lednice.cz http://www.lednice.cz

Touristisches Informationszentrum Valtice Nám. Svobody 4, 691 42 Valtice Tel.: +420 519 352 978, Fax: +420 519 352 977 Email: tic.info@radnice-valtice.cz http://www.valtice.cz

Kultur- und Informationszentrum der Stadt Brno Radnická 8, 602 00 Brno Tel.: +420 542 211 090, Fax: +420 542 210 758 Email: info@kicbrno.cz http://www.kultura-brno.cz

Touristisches Informationszentrum Mikulov Náměstí 7, 692 01 Mikulov Tel.: +420 519 512 200, Fax: +420 519 510 855 Email: tic@mikulov.cz http://www.mikulov.cz

Informationszentrum Velké Pavlovice Hlavní 9, 691 06 Velké Pavlovice Tel.: +420 519 429 337, Fax: +420 519 429 337 Email: infocentrum@velke-pavlovice.cz http://www.velke-pavlovice.cz

Touristisches Informationszentrum Břeclav Sady 28. října 3, 690 02 Břeclav Tel.: +420 519 326 900, Fax: +420 519 326 900 Email: info@breclav.cz, info@breclav-city.cz http://www.breclav-city.cz

Kultur- und Informationszentrum der Stadt Miroslav Nám. Svobody 13, 671 72 Miroslav Tel.: +420 515 333 201, Fax: +420 515 333 608 Email: mumiroslav@oknet.cz http://www.mesto-miroslav.cz

Informationszentrum Baťa-Kanal Zámecká 2, 698 01 Veselí nad Moravou Tel.: +420 518 325 330, Fax: +420 518 325 330 Email: abk@batacanal.cz http://www.batacanal.cz

Besucherzentrum des Nationalparks Podyjí – Thayatal Verwaltung des Nationalparks Podyjí – Thayatal 671 02 Čížov Tel.: +420 515 291 630 Email: infocentrum@nppodyji.cz http://www.nppodyji.cz

Touristisches Informationszentrum Moravský Krumlov Klášterní nám. 125, 672 01 Moravský Krumlov Tel.: +420 515 324 115, Fax: +420 515 324 115 Email: morkrum.info@volny.cz http://www.moravsky-krumlov.cz

Ausbildungs- und Informationszentrum Weiße Karpaten Bartolomějské nám. 47, 698 01 Veselí nad Moravou Tel.: +420 518 322 545, Fax: +420 518 324 792 Email: visbk@bilekarpaty.cz http://www.bilekarpaty.cz/vis

Kultur- und Informationszentrum Oslavany Široká 2, Dělnický dům, 664 12 Oslavany Tel.: +420 546 423 283, +420 604 108 641 Fax: +420 546 418 410 Email: oslavany@mboxr.cz http://www.oslavany-mesto.cz

Touristisches Informationszentrum der Region Vranov Náměstí 47, 671 03 Vranov nad Dyjí Tel.: +420 515 296 285, Fax: +420 515 296 285 Email: infocentrumvnd@volny.cz

Kultur- und Informationszentrum Dolní Kounice Masarykovo nám. 2, 664 64 Dolní Kounice Tel.: +420 546 420 005, Fax: +420 546 421 304 Email: kic.kounice@quick.cz http://www.dolnikounice.cz Informationszentrum der Stadt Hodonín Velkomoravská 5, 695 35 Hodonín Tel.: +420 518 352 577, +420 518 351 437 Fax: +420 518 352 577 Email: info@muhodonin.cz http://www.hodonin.com Touristisches Informationszentrum Hustopečsko Dukelské nám. 23, Dům „U synků“ 693 01 Hustopeče Tel.: +420 519 412 909, Fax: +420 519 412 909 Email: info@hustopecsko.net http://www.hustopecsko.net

Informationszentrum Ostrov u Macochy Ostrov u Macochy 107, 679 14 Ostrov u Macochy Tel.: +420 516 444 328 Email: obec@ostrovumacochy.cz

Informationszentrum Sloup Wankelovo nám. 1, 679 13 Sloup Tel.: +420 516 435 237, +420 516 436 016 Fax: +420 516 435 237 Email: ousloup@bknet.cz http://www.address.cz/sloup

Touristisches Informationszentrum Vyškov Masarykovo nám. 1, 682 01 Vyškov Tel.: +420 517 301 313-5, Fax: +420 517 301 316 Email: infocentrum@meuvyskov.cz http://www.vyskov-mesto.cz

Touristisches Informationszentrum Pasohlávky Pasohlávky, 691 22 Pasohlávky Tel.: +420 519 427 624, Fax: +420 519 427 624 Email: info@pasohlavky.cz, tic@pasohlavky.cz http://www.pasohlavky.cz

Besucherzentrum des Nationalparks Podyjí – Thayatal Verwaltung des Nationalparks Podyjí – Thayatal Na Vyhlídce 5, 669 02 Znojmo Tel.: +420 515 226 722, Fax: +420 515 221 115 Email: info@nppodyji.cz http://www.nppodyji.cz

Regionales Informationszentrum AUSTERLITZ Palackého nám. 1, 684 01 Slavkov u Brna Tel.: +420 544 220 988, Fax: +420 544 220 988 Email: info.austerlitz@infos.cz http://www.slavkov.cz

Touristisches Informationszentrum Znojmo Obroková 10, 669 01 Znojmo Tel.: +420 515 222 552, Fax: +420 515 222 552 Email: tic@beseda.znojmo.cz http://www.znojmocity.cz

HINWEIS: Beim Besuch von Kirchen, Kapellen oder Klostern ist es notwendig ihre Würde und religiöse Bedeutung zu respektieren. Die Besucher müssen deswegen geeignet angezogen sein, dürfen nicht laut sprechen und sich außerhalb der öffentlich zugänglichen Räumlichkeiten bewegen. Die christlichen Kirchen und Kapellen betreten die Männer ohne Kopfbedeckung, bei den jüdischen Denkmälern wird die Kopfbedeckung empfohlen. Bei einigen Denkmälern ist der Besucherdienst nicht gesichert und deren Besichtigung ist dann nur nach der Vereinbarung möglich. In den Innenräumen ist meistens das Fotografieren verboten. Für Landeskreis Südmähren, Žerotínovo nám. 3/5, 601 82 Brno Fertiggestellt von Sdružení Gandalf, Brno, tel. +420 543 242 145 in der Zusammenarbeit mit Agentura Bravissimo, Znojmo, tel.: +420 515 227 788 • Text: Mgr. Eva Obůrková • Übersetzung: Lenka Dirlová • Anleitungsfotos der Kapitel: JAM studio – Aleš Jedounek a Vít Mádr (Für die Zusammenarbeit bei den Fotoarbeiten bedanken wir uns bei: Tomáš, Kristýna, Dan, Veronika a Danuše ) • Foto: Aerofot – Ing. Jan Vondra, Antonín Cvak, Jiří Eisenbruk, Lenka Fojtíková, Jan Halady, Petr Lazárek, Oto Mašek, Miroslav Ondejčík, Ivo Přeček, Jiří Sláma, Roman Soukup, Milan Strnad, Libor Teplý, Luboš Vitanovský • Archive: Sdružení Gandalf, Agentura Bravissimo, Landeskreis Südmähren, Stadt Museum Brünn, Mährisches Landesmuseum, Museum der Kunst Olomouc, Prämonstratenserkloster in Strahov (Prag) • Dank für: Bischofsitz Brünn, Jüdische Gemainde Brün, Zdeněk Procházka, Václav Slouk, Moše Koller, Verein der Freunde der jüdische Kultur Mikulov • Scan: Artax, s.r.o. • Druck: Reproprint, s.r.o. UNVERKÄUFLICH


Landesbezirk Südmähren Žerotínovo náměstí 3/5, 601 82 Brno Tel.: +420 541 651 111 Fax: +420 541 651 209 e-mail: podatelna@kr-jihomoravsky.cz www.kr-jihomoravsky.cz, www.jizni-morava.cz


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