LOKALES
PFAFFENHOFENER KURIER
PK Nr. 263, Mittwoch, 14. November 2012
Heimatzeitung für den Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm
Paradiesische Pläne
Pfaffenhofener Festspiele zum Lutz-Jubiläumsjahr sollen rund 100 000 Euro kosten Von Michael Kraus Pfaffenhofen (PK) Paradiesisch wird der Sommer 2013 in Pfaffenhofen: Das versprechen die Planungen für die Paradiesspiele zum Lutz-Jubiläumsjahr, die jetzt vorgestellt wurden. Rund 100 000 Euro soll das Spektakel kosten, das sich zu großen Teilen durch Sponsoren und Spenden finanzieren soll. Zum 120. Mal jährt sich der Geburtstag des Pfaffenhofener Dichters und Ehrenbürgers Joseph Maria Lutz. Die Stadt Pfaffenhofen will deshalb in Kooperation mit dem Theaterspielkreis Großes auf die Beine stellen: „Es soll alle Bürger von groß bis klein ansprechen“, erklärt dazu die Pfaffenhofener Kulturmanagerin Eva Berger, die mit einer Freilichtbühne vor dem Rathaus und dem Hotel Müllerbräu eine „Festspielsituation auf dem Hauptplatz“ verspricht. Mittelpunkt der Paradiesspiele zu Ehren des Pfaffenhofener Heimatdichters, die „Der Zwischenfall“ von Joseph Maria Lutz ist vom Theaterspielkreis schon einmal vor 33 Jahren aufgeführt worden – hier ein Probenfoto Foto: PK-Archiv von 22. Juni bis 28. Juli nächs- aus dem Frühjahr 1979. Nächstes Jahr wird das Stück groß auf einer Freilichtbühne auf dem Hauptplatz neu inszeniert. ten Jahres stattfinden werden, ist die Freilichtinszenierung von Die Paradiesspiele sollen Von den Gesamtausgaben soll DAS HERZSTÜCK dessen Werk „Der Zwischen- 102 000 Euro kosten. Das sei ei- laut Finanzierungsplan der Löfall“ durch den Theaterspiel- ne „möglichst hohe Kosten- wenanteil von 40 000 Euro aus Eigentlich ist als Herzstück geführt, zuzüglich eines kreis Pfaffenhofen. zahl“, erklärt Bürgermeister Spenden und Sponsoreneindes Lutz-Jubiläumsjahrs 2013 möglichen Auch sonst soll viel geboten Thomas Herker (SPD). Eine ho- nahmen gedeckt werden. Die Ausweichwoeine Inszenierung von dessen chenendes. sein. „Bisher bestehen die Pa- he Kalkulation soll unange- Stadt will das Spektakel anbekanntestem und vielfach radiesspiele aus circa 25 Ver- nehme Überraschungen ver- sonsten möglichst aus dem reDie Pfaffenhofener Laienverfilmtem Bühnenwerk „Der schauspieler, die nächstes anstaltungen, die sich alle dem meiden. Für die städtischen gulärem Kulturetat schultern: Brandner Kaspar schaut ins Jahr auch ihr 40-jähriges BeThema ,Paradies‘ in seinen un- Veranstaltungen wie Eröffnung, Die darin enthaltenen 25 000 Paradies“ angedacht gewe- stehen feiern, hatten das terschiedlichsten Facetten Abschlusskonzert und Open- Euro für den Kultursommer, der sen. Von diesem haben die Stück schon einmal 1979 zur widmen“, erklärt Berger. Neben Air-Kino sind 36 000 Euro ver- ja ausfällt, werden für die ParaParadiesspiele in Pfaffenho- Einweihung des Hauses der der Stadt als Veranschlagt. Der diesspiele verwendet. Dazu fen auch ihren Namen ent- Begegnung inszeniert. Es anstalter brächten „Es soll alle Bürger gleiche Betrag ist kommen 8000 Euro aus dem liehen. Doch dieser Plan von spielt sich zwar eigentlich in sich dabei viele für Zuschüsse an allgemeinen Kulturetat sowie Kulturreferent Steffen Ko- der erfundenen Kleinstadt Vereine und Kul- von groß bis klein andere Veranstal- der eingeplante Sonderposten petzky (SPD) hatte sich ver- „Kleindlfing“ ab, doch dass turschaffende ein. ansprechen.“ ter gedacht – etwa zum Theaterspielkreisjubiläum gangenen Sommer zerschla- für diese Pfaffenhofen Pate Unterschiedliche für den Theater- in Höhe von 20 000 Euro. Des gen. „Die Kapazitäten rei- stand, gilt als sicher. „Der kulturelle Sparten Eva Berger spielkreis oder ei- weiteren hofft die Stadt auf Förchen dafür nicht aus“, er- Zwischenfall“ zeigt, dass das würden abgedeckt nen Kabarett- dergelder vom Bezirk in Höhe klärte er seinerzeit diese Ent- Alltagsleben in einer idylli– von Theater über Musik bis abend. Öffentlichkeitsarbeit von 8000 Euro. Und die Einscheidung. Ein Problem war schen bayerischen Kleinstadt hin zu Film. Es wird beispiels- und überregionale Werbung nahmen durch Eintrittsgelder etwa, einen geeigneten Pro- beileibe nicht so paradiesisch weise ein Open-Air-Kino geben, sollen rund 15 000 Euro kosten. für die rein städtischen Veranduktionsleiter zu finden. das die Freilichtbühne mit 400 Und nochmals 15 000 Euro sind staltungen werden auf 1000 Euist, wie man meinen möchte. Daraufhin ist der Pfaffen- Entsprechend hoch schlugen Plätzen mitnutzt. „Und zum für die Leistungen der Stadt- ro geschätzt. Geht diese Plahofener Theaterspielkreis die Wogen in der Stadt nach Abschluss planen wir ein Sin- werke einkalkuliert. Denn mit nung auf, wären die 102 000 eingesprungen, der bereits der Uraufführung 1930: Einifoniekonzert“, berichtet Kul- der Gründung des Kommunal- Euro für die Paradiesspiele beieine Aufführung von „Der ge Pfaffenhofener sollen sich turmanagerin Berger. Ziel sei unternehmens zum nächsten sammen. Der Kulturausschuss Zwischenfall“ von Joseph oder ihre Familien und eine Großveranstaltung von Jahr muss die Stadtverwaltung hat den Kosten- und FinanzieMaria Lutz im Hinterkopf Nachbarn in der Geschichte überregionaler Bedeutung, die die Arbeitsleistung der Bau- rungsplan bereits zustimmend hatte. Die Premiere wird am um Scheinheiligkeit und mit hochwertigem Programm hofmitarbeiter bezahlen. „Die zur Kenntnis genommen und 28. Juni sein. Das Stück wird Doppelmoral allzu deutlich eine breite Zielgruppe an- Stadtwerke werden nächstes dem Stadtrat empfohlen, die an drei Wochenenden auf- wiedererkannt haben. mck spricht. Der jährliche Kultur- Jahr erstmals eine Rechnung Mittel im Haushaltsplan einsommer wird dafür ausgesetzt. stellen“, erklärt Herker dazu. zustellen.
Die Kreisstadt als Vorbild
SPD-Landtagsfraktionschef Rinderspacher besichtigt Vorzeigeprojekte – und lobt Käser Von André Paul Pfaffenhofen (PK) Die Kreisstadt könnte im Landtagswahlkampf nächstes Jahr als Vorbild für die geplante Energiepolitik der Sozialdemokraten im Freistaat dienen. Diese Überlegungen äußerte jetzt Markus Rinderspacher, SPD-Fraktionschef im bayerischen Landtag, während einer Besichtigungstour zu den energetischen Vorzeigeprojekten von Pfaffenhofen. Erste Station des Landespolitikers bei seiner Rundreise, zu der ihn der SPD-Kreisvorsitzende Markus Käser und der Bundestagskandidat im Wahlkreis, Florian Simbeck, eingeladen hatten, war der SolarParkplatz am Bahnhof, später ging es noch ins Ecoquartier. Die geplante Fahrradtour hatten die Genossen aufgrund des schlechten Wetters allerdings ausfallen lassen. Immerhin: Mit einem Elektroauto kurvte Rinderspacher da gleich mal temperamentvoll über das Gelände – auch wenn das wohl eher eine PR-Aktion bleiben dürfte, privat outete sich der Politiker dann doch als Fahrer eines klassischen Benziners. Käser und Fabian Stahl vom Vorstand der Bürgerenergiegenossenschaft referierten über die mit vielen Hindernissen befrachtete Entstehungsgeschichte des Parkplatzes und beklagten dabei vor allem die überbordende Bürokratie. Teilweise mochte der Landespolitiker da kaum glauben, was er
Mit einem Elektroauto düste der SPD-Landtagsfraktionschef über den Solar-Parkplatz. Markus Rinderspacher besichtigte in der Kreisstadt energetische Vorzeigeprojekte. Foto: Paul hörte – aber in der Tat: Im Landratsamt gab es tatsächlich Leute, die sich Gedanken darüber machten, das Dach der Parkanlage könnte einen zu starken Schatten werfen, was wiederum den Graswuchs beeinträchtigen würde. Und auch der Grad der Wasserdurchlässigkeit der Asphaltdecke scheint manchen Sachbearbeiter unglaublich umzutreiben. Es gäbe also für eine SPD-geführte, für die Energiewende affine Landesregierung in den kommunalen Ämtern einiges zu entrümpeln an hemmenden und überflüssigen Vorschriften – wobei auch Rinderspacher nicht versprechen mochte, welche Vorschrift nun denn
konkret verschwinden könnte. Stattdessen propagierte er eine personelle Aufstockung: „Einen hauptamtlichen Energieberater für jeden bayerischen Landkreis und jede kreisfreie Stadt.“ Nötig sei eine bessere Organisation, man dürfe als Staatsregierung die Kommunen nicht allein lassen. Trotzdem: Das wären dann an die hundert neue Stellen im Staatshaushalt. „Deshalb werden wir auch die von der derzeitigen Staatsregierung veranschlagten vier Millionen Euro für das Förderprogramm zu Energiewende deutlich aufstocken. Dieser Betrag ist doch lächerlich niedrig“, kritisierte Rinderspacher. Eine genaue
Summe, die seine Regierung dann zu investieren gedenke, mochte er freilich auch nicht nennen. Immerhin – er hätte, sollte es mit der Regierungsübernahme klappen, ja vielleicht schon den richtigen Mann für das Energiethema im Kabinett an der Hand. Denn Käser drängt bekanntlich in den Landtag und hatte die Beispiele aus seiner Heimat auch in die Programmkommission seiner Partei eingebracht. „Von der Sache zumindest versteht er was und die Energiewende wird im Wahlkampf ja auch eine ganz wichtige Rolle spielen“, lobte Rinderspacher den Chef der Pfaffenhofener Genossen.
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Bürgerforum live in Scheyern Pfaffenhofen/Scheyern (PK) Das Bayerische Fernsehen kommt am nächsten Mittwoch mit seiner Sendung „Bürgerforum live“ nach Scheyern. Moderator Tilmann Schöberl diskutiert mit seinen Gästen und dem Publikum über das Tabuthema Tod: „Wie können wir mit dem Sterben leben?“ Eine Mehrheit der Deutschen möchte eigentlich mehr über den Tod sprechen. Das, so der Bayerische Rundfunk im Vorfeld der Sendung, belege eine aktuelle Studie des Deutschen Hospiz- und PalliativVerbandes. Dennoch habe nicht einmal jeder Dritte eine Patientenverfügung hinterlegt. Hier könnte man klarstellen, wie man im Falle einer unheilbaren Krankheit oder eines schlimmen Unfalls behandelt werden möchte. Ärzten und Angehörigen bliebe damit die schwere Entscheidung über Leben und Tod erspart. Wie kann man ein Sterben in Würde sicherstellen? Müssen Palliativmedizin und Hospizbewegung stärker gefördert werden? Wie muss sich die Gesellschaft verändern, um das Tabuthema „Tod“ aufzubrechen? Darüber diskutiert Tilmann Schöberl (Foto) mit seinen Gästen am 21. November im Saal des Klosters Scheyern. Angefragt hat der BR dabei bei Kardinal Reinhard Marx, Regisseurin Doris Dörrie (Patin des Hospizvereins „Da-Sein“ in München) und Schauspieler Michael Lesch. Karten für das Bürgerforum live können beim Bayerischen Rundfunk kostenlos unter 0175/1619204 (auch am Wochenende) oder per Mail: cl.grimmer@gmail.com reserviert werden. Der Einlass ist um 19 Uhr, Sendungsbeginn um 20.15 Uhr.
Gefährliche Irrfahrt 76-Jähriger muss Führerschein abgeben
Pfaffenhofen (em) Er hätte sich schlichtweg nicht hinters Steuer seines Wagens setzen dürfen: Weil er unter Medikamenteneinfluss beinahe eine Reihe von Unfällen verursacht und so den Straßenverkehr fahrlässig gefährdet hat, muss Osman H. (Name von der Redaktion geändert) für drei Monate auf seinen Führerschein verzichten. Außerdem wurde er vom Amtsgericht zu einer Geldstrafe von 450 Euro verurteilt. Der 76-jährige Osman H. kam gerade vom Arztbesuch: „Ich war dehydriert, hatte Fieber, mein Gesundheitszustand war einfach schlecht, eine Grippe.“ Nach einer Infusion setzte er sich wieder ans Steuer. Doch das hätte er lieber nicht getan. Denn in dem Medikament war ein Wirkstoff, der die Körperfunktionen einschränkte. Und das wirkte sich auf seine Fahrweise aus. H., der schon lange im nördlichen Landkreis Pfaffenhofen lebt, setzte zu einer gefährlichen Fahrt von Karlskron Richtung Baar-Ebenhausen an. Zuerst kurvte er über die Gegenfahrbahn, geriet dort auf den Grünstreifen und hielt dann auf eine Straßenlaterne zu. Fast hätte er sie sogar gerammt. „Nur durch ruckartiges Herumreißen des Lenkrades konnte der Aufprall auf die Laterne vermieden werden“, erklärte die Staatsanwältin. Nach dem Ortsschild wechselte er dann auf die Gegenfahrbahn, blieb dort auf der falschen
Seite und fuhr weiter. Erst als sich der Gegenverkehr näherte, wechselte H. wieder auf die richtige Fahrbahnseite. Im nächsten Ort fuhr er in Schlangenlinien, bis er wieder vollends auf die Gegenfahrbahn geriet. Ein entgegenkommender Autofahrer musste abbremsen und ausweichen. Auf der Hauptstraße fuhr er dann so dicht an einer Parkbucht vorbei, dass er die dort abgestellten Fahrzeuge fast touchierte. Die gefährliche Irrfahrt blieb nicht unbeobachtet. Zeugen informierten die Polizei, H. musste zur Blutprobe. Doch dabei wurde kein Alkohol gefunden, sondern Medikamentenrückstände. Sie lagen zwar am unteren Grenzwert, doch genügte es offensichtlich für den 76-Jährigen, dass er, wie die Staatsanwältin formulierte, „infolge körperlicher Mängel nicht in der Lage war, das Fahrzeug sicher zu führen“. Gegen den Strafbefehl hatte der Angeklagte Einspruch eingelegt, vor der Chefin des Amtsgerichtes Pfaffenhofen, Bettina Gschwilm, beschränkte die Verteidigung diesen Einspruch auf „die Rechtsfolgen, also auf das Strafmaß“. Vor allem gegen das dreimonatige Fahrverbot richtete sich der Einspruch. „Meine Frau hat keinen Führerschein, wie soll es dann im Alltag gehen?“, fragte H. Die Richterin sah zwar den Fall als grenzwertig an, blieb im Urteil jedoch bei den drei Monaten. Zusätzlich muss er noch 30 Tagessätze zu je 15 Euro zahlen, also 450 Euro.