LOKALES
PFAFFENHOFEN
PK Nr. 119, Samstag/Sonntag, 25./26. Mai 2013
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„Für Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ Mit einer Zeitreise feiern die Pfaffenhofener Genossen 150 Jahre Sozialdemokratie
Von Hans Steininger Pfaffenhofen (PK) Genauso bewegt wie die vergangenen 150 Jahre Zeit- und Parteigeschichte war die „szenische Stadtführung“ der Pfaffenhofener SPD. Rund 70 Mitglieder und Zuschauer zogen wie in einer Prozession zu historischen Schauplätzen mit überraschenden Einlagen lokaler SPD-Politiker. Um die 1870er Jahre habe Pfaffenhofen erste Spuren sozialdemokratischen Engagements aufzuweisen, erklärte Historiker Andreas Sauer den aufmerksamen Zuhörern vor dem Haus der Begegnung. Das habe eher unterschwellig, oft nächtlicherweise stattgefunden und in der Stadt erheblichen Aufruhr verursacht. Nicht zuletzt aufgrund illegalen Plakatanschlags, den Adolf Lohwasser an der Tür des alten MüllerbräuSaales demonstrierte. Trotz zeitweiliger Verbote („Sozialistengesetze“) erhielten die Sozialdemokraten ständig Zulauf aus der Arbeiterschaft, und im Jahr 1891 kündigte sich ein „sozialistischer Agitator“ aus München an, was den damaligen Pfaffenhofener Bürgermeister Ludwig Lechner in helle Aufregung versetzte. In dessen Rolle schlüpfte der Stellvertretende Landrat Franz Rothmeier, und er verlas vor dem Pfaffelbräu ein Schreiben des damaligen Bezirksamtmanns, das vor den „zersetzenden Bestrebungen dieser Partei“ eindringlich warnte. Darin enthalten war eine Aufforderung an alle Gastwirte, den SPD-Anhängern keine Versammlungsorte zur Verfügung zu stellen. Nicht alle Gastronomen hat-
Sozialdemokratische Zeitreise: Wie bei der szenischen Stadtführung musste die SPD ihre Wahlplakate um die 1870er Jahre bei Nacht und Nebel anschlagen (links). Als Ausrufer für die Deutsche Republik 1919 betätigte sich Kulturreferent Steffen Kopetzky (rechts oben). Bei den US-Besatzungssoldaten wartete die SPD mit originalgetreuen Uniformen und einem echten Willys-Jeep auf (rechts unten). Fotos: Steininger ten sich dem Aufruf angeschlossen, deshalb fanden geheime Wählerversammlungen statt, wie sie SPD-Ortschef Markus Käser den Teilnehmern im Stegerbräu demonstrierte. Mit einer klassenkämpferischen Rede von anno dazumal, allerdings nicht ohne Seitenhiebe auf die heutige Parteienkon-
kurrenz, dazu gab’s Freibier als flüssiger Form der Wählerbeeinflussung. Nach dem Ersten Weltkrieg herrschten in Deutschland Unruhen, die in der Novemberrevolution 1918 gipfelten. Im Jahr 1919 übernahm die Sozialdemokratie Regierungsverantwortung und mit ihr kam das
aktive und passive Wahlrecht für Frauen. Die „Deutsche Republik“ wurde offiziell verkündet, als eindringlich mahnender Ausrufer betätigte sich der historisch gewandete Kulturreferent Steffen Kopetzky vom Rathausbalkon. Inhaltlich im Stil der damaligen Zeit, immer wieder unterbrochen von „Bravo!“-
Rufen des Volkes vor dem Rathaus. Eine bessere Dramaturgie hätten sich die Veranstalter nicht wünschen können, denn dunkle Wolken am Horizont verdüsterten das Geschehen in der Weilhammer Klamm, als plötzlich Geschrei ertönte und zwei in braune Originalunifor-
men gekleidete SA-Männer mit Hakenkreuzbinden einen sich heftig wehrenden „Sozi“ abschleppten und um die Ecke verschwanden. Ein brauner Spuk, so schnell verschwunden, wie er gekommen war. Die Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg war gekennzeichnet durch die amerikanische Besatzungsmacht und der Entnazifizierung, dargestellt von SPD-Bundestagskandidat Florian Simbeck als Ortskommandant Edwin A. Durham. Der wollte mit breitem amerikanischen Akzent von den Bürgern wissen, wer der NSDAP angehört habe. Natürlich meldete sich keiner, bis Historiker Andreas Sauer von missliebigen Bürgern „denunziert“ wurde. Die Flower-Power-Ära verdeutlichten Demonstranten mit Spruchbändern „Stoppt Strauss“, denen auch Pfaffenhofens Dritte Bürgermeisterin Monika Schratt (Bündis 90/Die Grünen) und deren Kreisvorsitzende Kerstin Schnapp angehörten. Ein Schelm, wer hinsichtlich kommender Wahlen Böses dabei denkt... Aufgrund des starken Regens aber entschloss sich Markus Käser zu einer Kürzung des Programms, nur Bürgermeister Thomas Herker hatte noch Gelegenheit, auf dem Hauptplatz an den Wahlkampf 2008 zu erinnern, nachdem die SPD die Rathausspitze erklomm und so 150 Jahre SPD-Geschichte in Pfaffenhofen vorläufig ihren krönenden Abschluss fanden. Weitere szenische Stadtführungen zum 150-Jährigen der SPD folgen am 20. Juni wie auch am 11. und 25. Juli. Treffpunkt ist jeweils um 19 Uhr am Haus der Begegnung.
„Ich wurde immer gerufen“
Der Gewerkschafter Siegfried Bußjäger aus Pfaffenhofen ist seit 60 Jahren bei der SPD Von Tina Bendisch Pfaffenhofen (PK) Von einem stolzen Jubiläum mag Siegfried Bußjäger aus Pfaffenhofen nicht reden; für ihn ist es „eigentlich kein besonderer Anlass, kein Verdienst und nix als der Ablauf der Zeit“: Seit sechs Jahrzehnten ist der frühere Gewerkschaftsfunktionär Mitglied der SPD. Die älteste parlamentarisch vertretene Partei Deutschlands, gegründet von Ferdinand Lasalle, wurde in diesen Tagen 150 Jahre alt, und die regionale SPD feiert den Geburtstag am Montag, 27. Mai, mit einem Festakt im Stadttheater Ingolstadt. Bundesparteivorsitzender Sigmar Gabriel wird Siegfried Bußjäger im Rahmen der Veranstaltung für seine außergewöhnlich lange Parteizugehörigkeit auszeichnen, „wahrscheinlich mit einer Urkunde“, wie der 84-jährige vermutet. Die Ehrennadeln hat er ja alle schon. Bußjäger mag nicht gern im Mittelpunkt stehen, und man muss schon eine gute Portion Überzeugungsarbeit leisten, um ihn zum Plaudern zu bewegen. Wichtige Stationen und Funktionen in seiner langen Gewerkschaftskarriere erwähnt er fast beiläufig. Zurückhaltung, wo andere vielleicht ihre beruflichen Highlights auflisten würden. Auf dem Tisch steht der Blumenstrauß, den Bußjäger vom Ortsvereinsvorsitzenden Markus Käser zum Jubiläum bekommen hat. Die inzwischen verwelkten Blüten hat Helga Bußjäger herausgenommen; der Rest ist immer noch schön. Man sei stolz, den Jubilar mit langer Lebens- und Gewerkschaftserfahrung als wertvollen Impulsgeber in den Reihen zu haben, hat Käser bei der Jahreshauptversammlung erklärt. Siegfried Bußjäger war das einzige Arbeiterkind seines Jahrgangs, als er 1939 auf das Gymnasium in München kam. Eine Diskriminierung habe er
nie erlebt, berichtet er, aller- das Glück, dass ich mich nie bedings jedes Mal ein Staunen, werben musste. Ich wurde imwenn der Lehrer zum Schul- mer gerufen.“ Engagiert hat er sich gejahresbeginn als Beruf des Vaters „Schlossergeselle“ ins Klas- meinsam mit seiner Frau Helga senbuch eintrug: „Das war auch in der Bewegung gegen schon sehr exotisch.“ Dass sein Atomrüstung. Willy Brandt kannte er schon Sohn die höhere persönlich, als Schule besuchen „Ich hatte das Glück, dieser noch Präwürde, war für sident des Berliden Vater nur dass ich mich nie ner Abgeordnelogisch – „bei den bewerben musste.“ tenhauses war. Noten, die du Siegfried Bußjäger Seine lange Erheimbringst“. fahrung werde Im Krieg gab es keine Zukunftspläne mehr, der im SPD-Ortsverein „durchaus Vater war in Russland, und mal abgefragt“, meint der 84Siegfried Bußjäger musste 1945 Jährige, der sein Licht dann das Gymnasium abbrechen. Er doch mit einem Augenzwinkern entschloss sich für eine Ausbil- bewusst unter den Scheffel dung zum Buchhändler. „Ge- stellt: „Aber braucht man wirkwerkschaftliches Engagement lich noch einen alten Mann, der muss politisch unterfüttert nicht mal eine E-Mail-Adresse werden; das hat mein Leben hat?“ Er selbst braucht keine bestimmt“, sagt Siegfried Buß- neuen Medien, auch dem Fernjäger über seinen Eintritt in die seher („Ich habe erst spät damit SPD im Jahre 1953. Da war er in München schon einige Jahre in ANZEIGE der Jugendarbeit der Gewerkschaft aktiv. An den Wahl-Slogan der SPD kann er sich noch erinnern – „Wählt einen besseren Bundeskanzler!“ – aber das Rennen machten ganz klar die Unionsparteien mit Konrad Adenauer. Ein gewisses antizyklisches Verhalten könne die SPD bei den vielen Wahlen, die er seitdem erlebt hat, schon aufweisen, meint Bußjäger: „Viele Höhen, viele Tiefen.“ 1955 wurde er Vorstandssekretär beim DGB-Landesbezirk Bayern, rund zehn Jahre später wechselte er in den Hauptvorstand der ÖTV, wo er gemeinsam mit einem Kollegen den Stab des Vorsitzenden Heinz Kluncker bildete. 1976 wurde Bußjäger selbst in den geschäftsführenden Hauptvor- Goldfachmann Herr J. Bläser stand gewählt; er war Pressesprecher, verantwortlich für die berät ebenso freundlich wie Vermögensverwaltung, Perso- zuverlässig seine Kunden nalchef. Letzte Station war die zum Verkauf von EdelmeErnennung zum Arbeitsdirektor tallen. Oberste Priorität bei der damals gewerkschaftseige- seiner Arbeit in der Edelmenen Versicherungsgruppe tallbewertung haben bei ihm Volksfürsorge. Über seine Kar- Fairness und Transparenz. riere sagt er schlicht: „Ich hatte
angefangen“) kann er nicht viel abgewinnen: „Der Wetterbericht interessiert mich sehr.“ Dass er bei manchen Dingen vielleicht zu altmodisch sei, räumt er ein. Gleichzeitig müsse man aber feststellen, dass viele junge Menschen heute nicht mehr in der Lage seien, sich richtig und der Wichtigkeit des Themas entsprechend zu artikulieren, meint er: „Man kann doch den Kampf um Gerechtigkeit und Gleichheit nicht auf zwei Tasten am Computer reduzieren“ – „gefällt mir“ oder „gefällt mir nicht“. „Wer zu 100 Prozent nur im Beruf aufgeht, der fällt bei der Rente in ein Loch, aus dem er nie mehr rauskommt“, sagt der Jubilar über seine Steckenpferde Kunstgeschichte, Architektur und Literatur. Gemalt hat er auch: „Da hängt ein echter Bußjäger.“
Gewerkschaftliches Engagement müsse politisch unterfüttert werden, sagt Siegfried Bußjäger, seit 60 Jahren SPD-Mitglied. Foto: Bendisch
Der Goldpreis ist immer noch auf einem hohen Niveau. Pfaffenhofen: Seit Januar ist der Goldpreis immer wieder gesunken. Wie sich die Edelmetallpreise entwickeln, weiß niemand. Aber es ist immer noch ein sehr guter Zeitpunkt, seinen angestaubten Goldschmuck oder das Silberbesteck aus der Schublade zu holen, um den häuslichen Ballast zu barem Geld zu machen. Die sichere und diskrete Möglichkeit dazu bietet schon seit vielen Jahren die Regensburger Firma Johann Schuster Edelmetall Recycling mit acht Filialen in Bayern, davon eine in Pfaffenhofen. Diese Geschäftsstelle betreut Herr Jupp Bläser. Ob Zahngold, Silberlöffel, Platinbrosche oder Zinn – alle Edelmetalle prüft der Goldexperte fachmännisch und
für den Kunden transparent auf seinen Wert hin. Auf der Waage ermittelt er das Gewicht und listet exakt auf, was bei welcher Karatzahl wie viel Bargeld bringt. „Keiner verlässt den Tisch“, lautet Herrn Bläsers Credo, bevor nicht der Kunde sein Geld bekommen oder seine Ware zurückerhalten hat. So kann sich der Verkaufsinteressent durch offenes Handeln vor seinen Augen immer sicher sein, dass nicht etwa im Verborgenen manipuliert wird. Herr Bläser kauft aber auch Goldfüllungen aus alten Zahnreihen auf. Routiniert werden Keramik, Gips und Rückstände entfernt. Der Kunde kann immer beobachten, welcher Arbeitsschritt ge-
rade erfolgt. So sieht er auch, wie der Echtheitstest gemacht wird. Dazu reibt man auf einer Schieferplatte ein wenig vom Schmuckstück ab, um danach mit Salpetersäure die Karatzahl zu ermitteln. Später wird das Altgold in der „Goldstadt“ Pforzheim recycled und häufig zu Barren wieder verarbeitet. Auch das ist ein Beitrag zum Umweltschutz. So muss nicht in fernen Ländern Raubbau mit der Natur betrieben werden, sondern kann unkompliziert und direkt dem hiesigen Rohstoffkreislauf zugeführt werden. Unsere Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag von 9.30 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, am Sparkassenplatz 9 (bei La Fontana), Tel.-Zentrale 0 96 21 / 7 82 77 66, Fr. 31. 5., geschlossen.