LOKALES
PFAFFENHOFENER KURIER Heimatzeitung für den Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm
PK Nr. 181, Mittwoch, 7. August 2013
„Von außen wird kein Einfluss genommen“ Türkisch-islamischer Verein wehrt sich erstmals gegen die neuen Vorwürfe der Moscheegegner
Von Michael Kraus Pfaffenhofen (PK) Die türkischen Muslime, die ein Gebetshaus in Pfaffenhofen bauen, haben Stellung zu den Vorwürfen anonymer Moscheegegner bezogen: Die Finanzierung des Projekts sei rechtens, eine Beteiligung der „Grauen Wölfe“ oder eine Fremdsteuerung aus Ankara sei aus der Luft gegriffen. Nun wollen die Pfaffenhofener Muslime doch auf das zweite Anti-Moschee-Flugblatt der IG Howa reagieren, das zum offiziellen Spatenstich für ein Gebetshaus mit Gemeindezentrum an der Hohenwarter Straße in die Pfaffenhofener Briefkästen geflattert war. Einige Tage lang hatte der Vorstand der türkisch-islamischen DitibGemeinde damit gezögert, sich gegen die anonymen Vorwürfe zu wehren. Man habe erst überlegen wollen, „ob und wie“ man reagiere, sagt Temel Can, der Ditib-Vertreter im Internationalen Kulturverein. Man wolle nicht überreagieren, sondern nur zu den Vorwürfen Stellung beziehen. „Das ist ja Neuland für uns – wir bauen nicht jeden Tag eine Moschee“, sagt Can. Beziehungen zur rechtsextremen türkischen Partei MHP sind ihnen im Flugblatt unterstellt worden, sogar eine Finanzierung des Moscheebaus durch die sogenannten „Grauen Wölfe“ wurde angedeutet. Kritik sei das gute Recht eines jeden, sagt der Vorsitzende der türkisch-islamischen Gemeinde, Recep Bal, der sich auch zivilrechtliche Schritte offen halten will. Kritik müsse aber im Rahmen bleiben und dürfe nicht, wie geschehen, Unbeteiligte mit hineinziehen und in Verruf bringen. Auch die Aussagen der Moscheegegner, Erdogan – also die Türkei – sei der eigentliche Bauherr an der Hohenwarter Straße, wollen die Pfaffenhofener Muslime so nicht stehen lassen. Bal räumt allerdings ein, dass tatsächlich die TürkischIslamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) mit Sitz in Köln Eigentümer des Baugrundstücks ist. „Das Grundstück ge-
Es geht voran: Auf dem Gelände an der Hohenwarter Straße in Pfaffenhofen sind mittlerweile die Bauarbeiten für das Gebetshaus mit Gemeindezentrum angelaufen. Foto: Belzer hört dem Ditib-Dachverband, das stimmt“, sagt Bal. Das sei üblich, auch wenn der Grund mit Mitteln der Pfaffenhofener Gläubigen erworben worden sei. „Aber was aus dem Grundstück gemacht wird, liegt in den Händen von uns Pfaffenhofenern“, sagt Bal. Es gebe keine Steuerung aus Köln oder von der türkischen Religionsbehörde Diyanet in Ankara. „Von außen wird kein Einfluss genommen“, versichert auch Can. „Der Ditib-Dachverband ist nur eine beratende Stelle für uns.“ Etwa 200 Euro im Monat zahle der Ortsverein nach Köln, dafür bekomme man den Vorbeter gestellt. Islamische Gemeinden, die nicht im Dachverband organisiert sind, müssten diesen teuer selbst beschäftigen. Die Ditib biete außerdem
Schutz vor Radikalisierung und Extremismus, sagt Can. „Der Verband wacht darüber, dass die Prediger keine Gesetzesbrecher sind.“ Weder aus Ankara noch aus Köln sei Geld in die Pfaffenhofener Moschee gesteckt worden, versichert Bal weiter. „Bisher sind nur großzügige Spendengelder unserer Mitglieder geflossen“, sagt der Vorsitzende. Es gebe ja kein Pendant zur Kirchensteuer, und der monatliche Mitgliedsbeitrag diene lediglich der Deckung laufender Kosten. Die verbleibenden Baukosten würden regulär über eine Pfaffenhofener Bank finanziert. „Alles ist nach Recht und Gesetz“, beteuert Bal. „Wir können alle unsere Spendengelder nachweisen und haben nichts zu verheimlichen.“ Wer
wolle, könne gerne Einsicht in die Unterlagen nehmen. Was die von den Flugblattverfassern veröffentlichten Beziehungen zu den ultranationalistischen Grauen Wölfen betrifft, räumt Bal ein, dass sein Bruder auf Facebook Inhalte über die Partei geteilt habe. Doch sein Bruder sei keineswegs, wie die Moscheegegner schreiben, Kassier im Ditib-Ortsverein – dieses Amt hat Hakan Özdemir inne –, sondern nur „ein stinknormales Mitglied“. Sein Bruder sei kein Radikaler, sagt Bal: „Er lebt wie ein Deutscher und ist hier in Pfaffenhofen geboren.“ Der Vorwurf einer möglichen Finanzierung des Moscheebaus durch die türkischen Extremisten sei an den Haaren herbeigezogen. Ansonsten habe die türkisch-islamische Gemeinde
keinen Einfluss auf die privaten politischen Ansichten ihrer Mitglieder. All das erzählen die beiden Männer jetzt der Zeitung. Das Gespräch mit den Hintermännern des Flugblatts habe man bisher nämlich vergeblich gesucht. „Fakt ist, dass wir die Herrschaften immer wieder einladen – aber sie kommen nicht“, sagt Can. Der Ditib-Ortsverein hoffe immer noch, Vorurteile bei persönlichen Gesprächen mit Gegnern und Skeptikern abbauen zu können. „Unsere Pforten stehen offen“, sagt Can. „Man muss nur eintreten.“ Die anonymen Anfeindungen gehen den beiden Ditib-Vertretern sichtlich nahe: „Wir türkischen Mitbürger leben doch schon seit 50 Jahren hier .“
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Weltmeisterin in Hohenwart Hohenwart (PK) Sie ist zwölffache Paralympics-Siegerin und vierfache Weltmeisterin: Am Freitag kommt die frühere Biathletin und Skilangläuferin Verena Bentele auf Einladung des SPD-Kreisverbandes Pfaffenhofen zu einem Vortrag rund um das Thema „Sport und Inklusion“ zu Regens Wagner nach Hohenwart, in die Werkstätten an der Neuburger Straße 45. Nach einem Rundgang durch die größte Fördereinrichtung für Menschen mit Behinderung im Landkreis Pfaffenhofen wird die von Geburt an blinde Weltbehindertensportlerin 2011 um 15.30 Uhr bei einem Vortrag die Chancen des Sports für ein gutes Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung erläutern und dazu aus ihrem eigenen Leben viele positive Beispiele aufzeigen. In der anschließenden Diskussion beantwortet Verena Bentele gerne auch an sie gerichtete Fragen. Moderiert wird die Veranstaltung von Landtagskandidat Markus Käser. Der Weg zur Veranstaltung ist vor Ort ausgeschildert. Die Bevölkerung ist eingeladen (Anmeldung unter info@spd-paf.de).
Mit Auto überschlagen Hettenshausen (PK) Mit ihrem Auto überschlagen hat sich am Montag gegen 11.30 Uhr eine 23-jährige Autofahrerin. Sie wurde dabei leicht verletzt. Nach Polizeiangaben war die Frau auf der Kreisstraße von Hettenshausen nach Niederthann unterwegs, als ihr kurz vor Winden ein Reh vor das Auto lief. Beim Ausweichmanöver geriet der Wagen außer Kontrolle, schleuderte in den Straßengraben und überschlug sich. Die Frau konnte sich mit Hilfe eines anderen Verkehrsteilnehmers aus dem dem Fahrzeug befreien. Schaden: rund 5000 Euro.
Klinik-Krise: Fällt heute die Entscheidung über die Abfindung? Von den Nachwehen einer Weihnachtssitzung – und einem Gutachten, das auf wenig Interesse stieß
Von Robert Schmidl Pfaffenhofen (PK) Zu einer nicht öffentlichen Sitzung tritt heute Nachmittag der Kreistag zusammen. Im Casino der Pfaffenhofener Sparkasse treffen sich die Kommunalpolitiker – eine passende Örtlichkeit, denn hinter verschlossenen Türen geht es um viel Geld. Um die Abfindung für Marco Woedl, den Geschäftsführer der Pfaffenhofener Ilmtalklinik. Er hat sich bekanntlich bereit erklärt, seinen Vertrag unter bestimmten Bedingungen aufzulösen. Eine Summe von 450 000 Euro steht dabei im Raum. Das letzte Wort wird hier der
Klinikverband Mittelbayern sprechen, dem die Ilmtalklinik angehört. Doch dass dieser Verband das Votum der Pfaffenhofener Kreisräte überstimmen könnte, ist kaum zu erwarten. Fast eine halbe Million Euro „Schmerzensgeld“ zu zahlen, um einen schnellen Neuanfang an der Klinik zu ermöglichen – diese Vorstellung macht einer ganzen Reihe von Kreisräten erhebliche Kopfschmerzen. Die FDP verweigert sich hier komplett (siehe getrennter Artikel) und – egal ob nun rot, schwarz oder grün – auch in den anderen Fraktionen wird es schwierig, in dieser Frage einen Schulter-
schluss zu erreichen. Den Räten ist schließlich nur allzu klar, dass die Berechtigung einer Abfindungszahlung in dieser Höhe dem Normalbürger mit Durchschnittsverdienst nur schwer zu vermitteln sein wird. Nicht umsonst wird schon seit Tagen in Internetforen fleißig darüber diskutiert, ob eine einfache Krankenschwester nun 15 oder 20 Jahre für diese Summe arbeiten müsste. Es ist also nicht gänzlich auszuschließen, dass sich zumindest auf Anhieb keine Mehrheit für die schnelle, aber teure Lösung finden wird. Nach PK-Informationen wird in der ein oder anderen Fraktion zumindest
Neue Führung, neuer Aufsichtsrat FDP geht mit Sechs-Punkte-Forderungskatalog in die Sondersitzung
Pfaffenhofen (rs) „Es gibt keinen Anlass zur Geheimniskrämerei. Die Bürger sollen wissen, wo wir stehen“ – FDPKreisvorsitzender Josef Postel und sein Stellvertreter Rainer Daschner legen überraschend schon vor der heutigen nicht öffentlichen Sondersitzung zur Ilmtalklinik die Karten auf den Tisch. Die Liberalen haben einen sechs Punkte umfassenden Forderungskatalog in Sachen Klinik-Krise erarbeitet. Erster und wohl wichtigster Punkt: „Wir wollen, dass Geschäftsführer Woedl seinen Arbeitsplatz in der Klinik sofort räumt – ohne Abfindung, da er
den Kreisgremien wissentlich Informationen vorenthalten hat“, so Daschner und Postel. Nächster Schritt müsse eine Neustrukturierung und Neubesetzung des Aufsichtsrates der Ilmtalklinik sein. Für die Zukunft solle in der Klinik eine Doppelspitze installiert werden, regt der Kreisvorstand der FDP zudem an. Zu überprüfen sei, ob für den Betrieb der Ilmtalklinik wirklich fünf unabhängige Gesellschaften gebraucht werden. Gegebenenfalls sei hier eine Neuausrichtung mit separaten Geschäftsführern notwendig. Bei der organisatorischen Neu-
ausrichtung der Klinik müssten die Kreisräte vollständig informiert werden, fordert das liberale Duo. Und sowohl die bisherigen als auch künftig zu schließende Verträge mit dem Klinikgeschäftsführer seien den Kreisräten „schonungslos offen zu legen“, sagen Postel und Daschner. Der FDP-Kreisvorstand bekannte sich gestern gegenüber unserer Zeitung erneut klar „zu einem kommunalen Krankenhaus der Grundund Regelversorgung“. Doch dafür seien „eine komplett neue Führung und ein neuer, kompetenter Aufsichtsrat notwendig“.
darüber nachgedacht, ob man nicht zunächst einmal von externen Arbeitsrechtlern genauer prüfen lassen sollte, ob sich die Trennung vom bisherigen Geschäftsführer vielleicht doch billiger, oder am Ende gar zum Nulltarif erreichen lässt. Dass jetzt überhaupt Abfindungsforderungen von annähernd einer halben Million Euro im Raum stehen, haben sich die Kreispolitiker allerdings in erster Linie selbst zuzuschreiben. Schließlich nickten sie – mit Ausnahme der parteilosen Gudrun Eberle und den FDPRäten – bei der Weihnachtssitzung am 17. Dezember 2012 den vorliegenden Entwurf des neuen Geschäftsführervertrages samt sämtlicher Zusatzklauseln fast ohne kritische Nachfragen ab. Unter anderem sicherte sich Marco Woedl so nach PK-Informationen ein „Rückkehrrecht“. Ihm wurde mit Laufzeit bis Juni 2015 damit garantiert, dass er im Fall der Fälle auf den Stellvertreterposten zurückrücken hätte können – zu denselben Bedingungen und zum selben Gehalt, das er vor seiner Ernennung zum Geschäftsführer bezog. Eine Klausel, die jetzt bares Geld wert ist. Dass die allermeisten Kreisräte weder über diesen Punkt, noch über weitere Vertragsbestandteile diskutieren mochten, verwundert umso mehr, wenn man die schriftliche Beschlussvorlage mit der Nummer 2012/1522 durchliest, die die Kommunalpolitiker bei der nicht öffentlichen Beratung auf
Wie geht es weiter an der Ilmtalklinik? Heute könnten bei nicht öffentlichen Kreistags- und Aufsichtsratssitzungen wichtige Weichenstellungen erfolgen. Foto: Straßer dem Tisch hatten. Darin verwies die Kreisverwaltung ausdrücklich auf eine gutachterliche Stellungnahme, die der Bayerische Kommunale Prüfungsverband zu den Bedingungen des Geschäftsführervertrages abgegeben hatte. „Es wird eine Gesamtvergütung von 150 000 Euro für angemessen erachtet“, heißt es darin. Je nach den örtlichen Verhältnissen könne man davon zwar nach unten oder oben abweichen, urteilten die Prüfer: „Gleichwohl sollte dabei ein Zu- oder Abschlag von mehr als fünf Prozent vermieden werden.“ Von dem sich letztlich ergebenden Betrag seien dann „gegebenenfalls geldwerte Vorteile in Abzug zu bringen“, rie-
ten die Experten. Und was der Prüfungsverband so alles unter „geldwerten Vorteilen“ einordnete, wurde den Räten in der Sitzungsvorlage von der Verwaltung auch nicht verschwiegen: „Insbesondere wurden hier die hälftige Übernahme der Alters- und Hinterbliebenenversorgung sowie das eingeräumte Rückkehrrecht genannt.“ Klare Fingerzeige, die freilich im vorweihnachtlich gestimmten Kreistag auf wenig Interesse stießen. Mit breiter Mehrheit, nur Gudrun Eberle und die FDPRäte machten nicht mit, wurde das vorgeschlagene Jahresgehalt von knapp 170 000 Euro gebilligt – „in Abzug gebracht“ wurde nichts.