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... ENGAGIERTE jugendliche erz채hlen
Ihren Ruf haben die Jugendlichen von heute schon weg: Null-Bock-Generation. SPIESSER hält dagegen. Wir stellen euch 100 Jugendliche vor, die sich für andere engagieren. Die als Feuerwehrleute in brennende Häuser laufen und Nepalesen eine Augenoperation bezahlen, die friedliche Demos gegen Nazis organisieren und jede Woche eine Omi besuchen. Ihr konntet euch bewerben und unsere Jury (siehe Seite 12) hatte die schwere Aufgabe, unter allen Einsendungen 100 auszuwählen. Auf den folgenden zehn Seiten findet ihr 100 Geschichten aus dem Leben engagierter junger Menschen.
Anselm Schwindack, 19, Quedlinburg
Volkan Semih Inak, 18, Wedel
Der Anschlag auf das World Trade Center in New York war für mich der Grund, ein Benefiz-Fußballturnier für den Frieden zu organisieren. Seit 2001 organisiere ich jährlich den Wedeler Friedenscup. Dieses Jahr haben 100 Jugendliche aus ganz Deutschland und zum ersten Mal auch Mädchen mitgemacht. Das war ziemlich spannend, weil sie, im Gegensatz zum Klischee, sehr gut spielen können. Einen „Frauenbonus“ gab es dabei nicht. Die Jungs hatten es teilweise wirklich schwer, mitzuhalten. Ich musste oft schmunzeln, wenn die Mädels ein Tor nach dem anderen schossen.
Der letzte Friedenscup fand am 20. April 2008 statt. Dabei haben die Jugendlichen insgesamt 600 Euro gesammelt, um es an das Kinderhospiz in Hamburg zu spenden.
Sibel Atasayi, 20, Murrhardt Eine demokratische Gesellschaft funktioniert nur durch Mitmachen. Einmal bin ich mit 25 Hauptschülern nach Berlin gefahren – laut ihrer Lehrer allesamt „Problemfälle“ und „schwer erziehbar“. Vor dem Bundestag mussten wir zwar lange warten, doch drinnen waren dann alle beeindruckt und ich hörte Sprüche wie: „Boah, krass! Hier wird ja richtig Politik gemacht!“ Mein Ziel war erreicht. Gesellschaft und Politik sollten einfach keine anonymen Begriffe sein. Sibel ist im Kreisjugendring, im Deutsch-Türkischen Forum ihrer Stadt und Vorsitzende der Jugendgruppe der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion e.V.
Volkan Sentürk, 17, Iserlohn
15 Nazis hatten meinen Kumpel auf offener Straße zusammengeschlagen und keiner hatte geholfen. Mein Freund lag viele Wochen im Krankenhaus und ich beschloss, etwas zu tun. Mit acht anderen Schülern startete ich in der Berufsbildenden Schule in Quedlinburg das Projekt „Schule ohne Rassismus“. Wenige Monate später stand ich dann in der Turnhalle der Schule und vor mir saßen 2.000 Schüler – ein Projekttag mit Workshops, Sportangeboten und Vorträgen lag vor uns. Die Schüler lernten, was es heißt, Courage zu zeigen – und ich war dafür verantwortlich.
Ich stand vor diesem Hochhaus, in dem Deutsche und Ausländer zusammen leben und dachte mir: Das Haus ist ja richtig zerfallen, das geht so nicht. Immerhin unterstütze ich als Mitglied des Kinder- und Jugendrats den Stadtrat bei wichtigen Jugendthemen. Zusammen mit anderen ehrenamtlichen Jugendlichen hab ich das Haus jugendgerechter gestaltet. Ein Profisprayer hat die Länderflaggen aller Nationen, die in dem Haus vertreten sind, an die Wand gesprayt. Einige Zeit später hat sogar der Rapper „Kaputt“ in genau diesem Hochhaus ein Musikvideo gedreht.
Anselm begleitet seit September 2007 das Projekt Schule ohne Rassismus.
Volkan ist seit vier Jahren im Kinder- und Jugendrat der Stadt Iserlohn und ist in seiner Schule Sanitätsdienstleiter.
Sarah Monika Greive, 17, Münster Vor vier Monaten fand man in der Nähe des Krankenhauses eine alte Fliegerbombe. Teilweise mussten Patienten evakuiert werden. Das DRK teilte mich für den Sanitätsdienst ein und ich betreute einige Patienten. Als Sanitätshelferin hab ich Wunden verbunden oder Kranke mit Sauerstoff versorgt. Ich war ziemlich aufgeregt, aber am Ende glücklich, dass der Einsatz, den wir vorher ganz oft geprobt hatten, dann auch im Ernstfall reibungslos ablief. Sarah Monika ist seit 2005 für das Deutsche Rote Kreuz bei Großveranstaltungen als Sanitätshelferin im Einsatz.
Kevin Kumm, 15, Heiligenhaus 20 alte Leute auf Schulbänken und ich vorne an der Tafel – keine verkehrte Welt, sondern das Infokabinett der Realschule Heiligenhaus. Ich bin Lehrer einer ZWAR-Gruppe, „Zwischen Arbeit und Ruhestand“. Das sind Omas und Opas, die was Neues lernen wollen. Zum Beispiel wie man ein Bild in ein Computerschreibprogramm einfügt, ein Wasserzeichen versteckt oder mit Software eine Tabelle baut. Ich weiß, wie man das macht und zeige es ihnen. Kevin ist im Jugendrat, hat eine Schülerzeitung gegründet, ist in der Jungen Union, der Jugendfeuerwehr und der Jungen Presse.
Innocent Töpper, 17, Coswig Das Projekt begann im Büro unseres Ersten Bürgermeisters. Er wollte schon vor Jahren ein Jugendparlament gründen. Dann griff ich die Idee auf und stattete ihm einen Besuch ab. Er versprach Unterstützung, auch was den Widerstand unseres Oberbürgermeisters betrifft. Der sträubt sich nämlich immer noch. Deshalb hab ich sogar schon einen offenen Brief an ihn geschrieben. Jetzt sind wir mit unserem „Coswiger Jugendkomitee“ schon sehr, sehr nah am Ziel. Innocent ist Begründer des Coswiger Jugendkomitees.
Mizgin Baday, 15, Breuberg / Sandbach An unserer Schule hab ich am so genannten „Höflichkeitskonzept“ mitgearbeitet. Dort ist zum Beispiel verankert, dass ein Lehrer beim Betreten eines Klassenraumes genauso „Guten Tag“ sagen sollte, wie die Schüler. Damit möchten wir den gegenseitigen Respekt stärken. Außerdem ist es einfach viel angenehmer in eine Schule zu gehen, in der es höflich und nett zugeht. Mizgin ist Klassen- und Schulsprecherin, Delegierte beim Kreisschülerrat, Mentorin der Deutschhilfe und Mitglied des Büchereiteams.
Was meint Dr. Norbert Lammert (CDU), Präsident des Deutschen Bundestages? SPIESSER traf den Politiker für drei Fragen zum Thema Ehrenamt. SPIESSER Wie viel Ehre steckt heutzutage noch im Ehrenamt? Lammert Vielleicht eher ein bisschen mehr als früher. Nur muss man zwischen der Ehre einer Tätigkeit und der Wertschätzung, welche die Öffentlichkeit dem entgegenbringt, unterscheiden. SPIESSER Wie würden Sie versuchen, einen Jugendlichen von ehrenamtlicher Arbeit zu überzeugen? Lammert Fast jede Tätigkeit, die man hauptberuflich macht, führt alleine
durch die Uniformität zu einem Routineeffekt. Deshalb ist es schön, etwas daneben zu haben, was ein bisschen Ausgleich, aber auch zusätzliche Spannung gibt. Das Engagement für eine Sache, von der man überzeugt ist und für deren Einsatz man weder was erwartet noch was bekommt, ist oft viel motivierender als die Rückkoppelung zu dem, was man beruflich tut, einschließlich des damit verbundenen Einkommens. SPIESSER Wird sich der demografische Wandel auf das Ehrenamt auswirken? Wir Lammert Wir haben nach wie vor Potenihre T tial an ehrenamtlich tätigen Menschen. beweg Heute ist das Engagement allerdings meist kostet punktueller, kurzfristiger, projektorien- Konz tierter. Aber die Bereitschaft, sich auch ehrenamtlich zu engagieren, ist heute nicht Franz geringer als früher.
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Wassily Nemitz, 15, Köln Ich kenne in meiner Schule eine Menge Leute, denen es egal ist, was um sie herum geschieht. Mir ist es nicht egal. Im Oktober vergangenen Jahres organisierte ich mit anderen Schülern in unserer Schule eine Veranstaltung, um auf Menschenrechtsverletzungen hinzuweisen. Wir hatten ein Opfer chinesischer Folter zu Gast. Erst dachten wir, dass die Schilderungen des Mannes den meisten scheißegal ist. Doch viele von ihnen waren am Ende doch sehr interessiert und stellten Fragen, was mich sehr überrascht hat. Wassily ist Gründer der monatlich erscheinenden „Kölner Südstadtzeitung“, die von Schülern geschrieben wird. Er ist Mitglied in einer Schulgruppe und in der Kölner Stadtgruppe der Menschenrechtsorganisation Amnesty International.
ie, in und ammen hte mir: Katharina Hartrichtig wig, 18, Wolfengeht so büttel h als Nach 24 Stunden ndrats Zugfahrt kamen wir endendlich in Minsk an. en Mit im Gepäck hatten hab ich wir Medizin für altet. 10.000 Euro. Damit rflagHaus wollten wir Menschen helfen, die es sprayt. laut weißrussischer Regierung gar nicht gibt. Denn die versucht immer r noch, die Folgen des Reaktorunfalls em reht. von Tschernobyl herunter zu spielen. Nachdem wir die Medizin am Empnder- und fang des Krankenhauses abgegeben in seiner hatten, gingen wir in die Kinderstanstleiter. tion. Es war bedrückend. Plötzlich wusste keiner mehr, was wir eigent, 15, lich sagen wollten.
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Zudem fährt Katharina einmal im Monat in eine Behinderteneinrichtung und liest vor.
uf und ich afel – Alexej Livshyts, e Welt, 19, Göttingen fokaschule Kürzlich erhielt Ich bin unsere FußballmannZwischaft einen Brief Das unseres indoneNeues sischen Patenkindes ie man Willy, das bei der ibproTsunamikatastrophe chen 2004 seine gesamte Familie verloren ne hat. Ich las ihn erst alleine und war n das sehr gerührt: Er bedankte sich alle zwei Zeilen und schrieb, dass es ihm hülerzei-gut gehe. Die Schule mache ihm nion, derSpaß und er sei gesund; sogar Bilder n Presse.waren beigelegt. Als ich den Brief dann vor Spielbeginn der versammelten Juniorenmannschaft vorlas, war das sehr motivierend und gab allen das Gefühl, mit unserer Hilfe etwas bewirkt zu haben.
Veronika, 19 Ich arbeite als ehrenamtliche Telefonberaterin und kann mich noch gut an den Anruf eines 14-jährigen Mädchens erinnern. Das ist jetzt schon über zwei Jahre her. Ihr Vater hatte sie mehrmals missbraucht und dafür gab sie sich auch noch selbst die Schuld. Ich hatte mich vorher auf solche Situationen in einer 70-stündigen Ausbildung vorbereitet. Es war zwar ein gutes Gefühl, ihr auch wieder Mut gemacht zu haben. Trotzdem waren das schwere Momente für mich. Veronika möchte anonym bleiben. Sie arbeitet ehrenamtlich bei der kostenlosen Telefonberatung für Kinder- und Jugendliche „Hoffnungsfunken“. (Tel.: 08001110333)
Michael Steinmann, 21, Borken Sport baut Vorurteile ab. Deshalb habe ich vor fünf Jahren begonnen, Freundschaftsspiele zwischen deutschen und holländischen Hockeyvereinen zu organisieren. Dafür wurde ich 2005 in Chile beim Weltjugendsprecher-Treffen ausgezeichnet. Den Preis überreichte mir die Präsidentin des Welthockeyverbandes Els Van Brega-Vriesman. Ostern 2006 besuchte ich dann eine Stadioneröffnung hier in Deutschland. Plötzlich klopfte mir von hinten eine ältere Dame auf die Schulter und sagte: „Na, wie geht es dir?“ Es war die Frau aus Chile. Sie hatte mich wieder erkannt – und das am anderen Ende der Welt. Sport verbindet eben. Michael ist Trainer in Hockeyvereinen in Deutschland und Holland. Im März 2008 war er zusammen mit anderen Jugendlichen Mitglied einer deutschen Delegation, die sich die chinesischen Anlagen für Olympia 2008 anschaute.
Alexej engagiert sich als Betreuer von Jugendteams und Jugendschiedsrichter. Zusammen mit den A-2 Junioren des SBB Göttingen unterstützt er seit vier Jahren den elfjährigen Willy Andakina Pratma aus Indonesien.
Franziska Stölzel, 20, Chemnitz
Wir wollen junge Schreiber zusammenbringen, sie Verlagen vorstellen und ihre Texte veröffentlichen. Ich bin zum zweiten Mal Projektleiterin von poet bewegt, einem sachsenweiten Literaturwettbewerb für Jugendliche. Natürlich kostet das auch Geld und wir brauchen Preise. Zum Beispiel haben wir unser Konzept einem Berliner Verlag vorgestellt und ihn überzeugt – wir bekamen dann eine Kiste voller Bücher und Hörbücher zugeschickt.
Franziska unterstützt außerdem junge Autoren bei poetry unplugged, ist bei dem Jugendprogramm Jugend für Europa engagiert und hilft Jugendlichen, selbst Projekte zu starten.
Marja Swiridoff, 16, Freiberg Ich bin Geschäftsführerin der Nepal Schüler GmbH. Ein paar meiner Mitstreiter sind letztens aus Nepal zurückgekommen. Als sie erzählten, dass eine alte Frau nach einer Operation wieder sehen konnte und daraufhin umhergetanzt und dem behandelnden Arzt um den Hals gefallen sei, da merkte ich plötzlich: Wir haben wirklich geholfen. Der ganze Organisationsaufwand für Stadtlauf, Benefizkonzert, Kalender und, und, und – das alles hatte sich tausendfach gelohnt. Das von „Jugend hilft“ ausgezeichnete Projekt konnte Schulmaterial, Schulkleidung und neue Lehrer sowie ein Augencamp, bei dem 175 Nepalesen das Sehen wieder erlangten, finanzieren.
Manó Schütt, 17, Stockelsdorf In den Ferien waren wir in dem bosnischen Dorf, das wir durch unser Projekt unterstützen. Dort bauen wir die Schule wieder auf und versuchen, die Jugendlichen der verschiedenen Ethnien und religiösen Gruppen zusammenzubringen. Einmal lud uns eine Familie spontan zu sich nach Hause ein. Im ärmlichen Wohnzimmer tranken wir zusammen Kaffee und aßen Pizza. Wir wussten gar nicht, wie wir uns verhalten sollten; die Familie hatte so wenig und gab uns trotzdem etwas. Dabei sorgten sich die Eltern über so vieles. Wir müssen etwas dafür tun, dass es diesen Menschen wieder besser geht. Manó engagiert sich bei „Prok07“, einem Projekt der Organisation „Schüler Helfen Leben“.
Jana Zaepfel, 17, Konstanz Mein Schulpraktikum habe ich in einem integrativen Kindergarten gemacht, in dem behinderte und nicht behinderte Kinder miteinander spielen. Das hat mir so sehr gefallen, dass ich seitdem ehrenamtlich bei der Caritas arbeite. Dort betreue ich einen dreijährigen behinderten Jungen. Das heißt, ich spiele mit ihm oder gehe mit ihm spazieren. Es ist faszinierend, seine Entwicklung zu beobachten. Das schönste war bis jetzt, seine ersten Krabbelversuche mitzuerleben. Jana ist außerdem als Rettungsschwimmerin bei der DLRG tätig.
Sascha Licht, 19, Heidesee Seit etwa drei Jahren führe ich Schülergruppen durch das Konzentrationslager Sachsenhausen. Ich hatte einfach beim verantwortlichen Verein nachgefragt. Kurze Zeit später führte ich dann die erste Gruppe durch das KZ. Das Bewegendste an diesen Führungen ist, wenn ich die Schüler in den Erschießungshof führe und ihnen erkläre, wie hier Menschen umgebracht wurden. Bin ich fertig mit Erzählen, ist es immer ganz still, keiner lacht mehr. Man kann in den Augen der Jugendlichen sehen, dass sie in diesem Moment realisieren, wie grausam das NS-Regime war. Und genau das ist es, was ich erreichen will. Sascha organisiert außerdem Jugendweihen, bereitet Schüler auf Auslandsaufenthalte in Irland vor und schreibt zusammen mit Freunden an einer Biografie über Gisela Schertling, einem Mitglied der Widerstandsorganisation Weiße Rose.
Paul Gallep, 15, Augsburg Ich bin beim Stadtjugendring in Augsburg und habe dort bei „Change In“ mitgearbeitet. Das Projekt vermittelt Jugendlichen Einsatzstellen für ehrenamtliche Tätigkeit. Dafür waren wir vor zwei Jahren sogar als eines von 72 Projekten für den Carl-Bertelsmann-Preis nominiert. Ich fühlte mich ziemlich geehrt, dabei sein zu können: Bundeskanzlerin Angela Merkel redete auf der Verleihung über die Bedeutung ehrenamtlichen Engagements. Das war spannend und ich werde diesen Tag wohl nicht so schnell vergessen. Paul ist mittlerweile auch im tipTeam Mitglied. Jugendliche können sich dort über Auslandsaufenthalte oder den Zivildienst informieren.
Alexander Webb, 17, Schneverdingen
Ich arbeite ehrenamtlich in einem Laden für fairen Handel Wir verkaufen Spielzeug aus der Dritten Welt und Lebensmittel. Bei uns gibts zum Beispiel nur Kaffee, für den die Kaffeebauern einen fairen Preis bekommen haben. Für mich ist es oft ein innerer Konflikt, denn ich selbst muss natürlich auch Essen im Supermarkt kaufen. Dort gibt es frische Lebensmittel und anders kann ich es mir auch nicht leisten. Vielen Leuten geht es ähnlich. Und trotzdem: Mittlerweile arbeite ich seit drei Jahren hier und kann so zumindest etwas für fairen Handel tun.
Alexander engagiert sich weiterhin als Konfliktlotse, als Schülervertreter und als Leiter einer Konfirmandengruppe. Außerdem ist er in der „Schule ohne Rassismus“-AG und im Bürgerbündnis gegen Rechts tätig.
Marcel Arnhold, 17, Langenhagen Als im Oktober 2007 Hochwasser war, riefen sie mich eines Abends über meinen Pieper. Ich bin Sanitätshelfer. Doch der Küchenchef war nicht da und so kochte ich die ganze Nacht in der Feuerwache für die erschöpften Einsatzkräfte – fast ohne Unterbrechung. Früh schmierte ich dann Brötchen. Eigentlich sollte es dann nach Hause gehen. Aber der Küchenchef war immer noch nicht da. Ich kochte also eine weitere Nacht. Als mich mein Chef dann am Morgen ansprach, hab ich das gar nicht mehr mitbekommen, so müde war ich. Marcel ist Jugendgruppenleiter der Johanniter-Jugend und Sanitätshelfer.
Ina Oldigs, 20, Ovelgönne Jeden Tag werde ich überschüttet mit Mails. Darin danken mir viele Leute für die Jugendgottesdienste, die ich mit anderen Jugendlichen zusammen veranstalte. Wir schreiben die Predigten selbst und tragen sie vor, wählen die Gebete aus und kümmern uns überhaupt um jedes Detail. Der Gottesdienst wird sogar von Jugendlichen geleitet. Deshalb kommen viele junge Menschen lieber zu uns, als zu den normalen Predigten. Besonders gefreut habe ich mich einmal über die Frage von einem Kirchenmusiker, ob wir unsere Jugendgottesdienste nicht auch bei ihm in der Stadt durchführen könnten. Ina leitet die Jugendarbeit ihrer Kirche in ihrer Heimatstadt Ovelgönne, layoutet den Gemeindebrief und ist im Jugendhilfeausschuss.
Alessandra Malli, 19, Magdeburg Ich habe extra den Kurs „Ehrenamtliche Integrationsbegleitung“ an unserer Volkshochschule besucht, um dann mit einer Freundin das Integrationsprojekt „Curso Germana“ zu gründen. Heute bringen uns Migranten unheimlich viel Vertrauen entgegen. Toll finde ich ein Ehepaar um die 50 aus dem Iran. Sie kamen vor acht Monaten hierher und konnten kein Wort Deutsch. Wir gaben ihnen Unterricht, gingen mit ihnen zum Anwalt und zur Krankenkasse. Nun kommen sie viel besser zurecht und laden uns nach Behördengängen oft zu sich zum Teetrinken ein. Alessandra ist zudem Bezirkssprecherin von Amnesty International in Sachsen-Anhalt.
Robert Edler von Zander, 15, Falkensee Ich arbeite in einem Umweltkurs mit. Einmal zweifelten unsere Betreuer, also musste ein Beweis her: Drei Tage lang arbeitete ich in der Öko-Kläranlage unseres Jugendzentrums, um deren Funktion zu überprüfen. Statt allerdings nur Jauche hin und her zu schaufeln, grub ich die Erde um. Denn die Anlage besteht aus Pflanzen – die ziehen Schwermetalle aus dem Wasser heraus. Mit einem Photometer schickte ich Lichtstrahlen durch die Pflanzen und bewies damit zusammen mit zwei Freunden: Die Öko-Kläranlage funktioniert! Robert arbeitet in seinem Kurs unter anderem mit der Stadtverwaltung zusammen.
Christine Rathay, 18, Rostock Filme interessieren mich eigentlich schon immer, besonders der deutsche Film. Letztes Jahr entdeckte ich dann das Institut für Neue Medien in Rostock. Vom Institut wird jedes Jahr im April das Filmfestival „Fish“ organisiert. Das bietet jungen deutschen Filmemachern eine super Plattform, denn die besten Filme werden von prominenten Jurymitgliedern ausgezeichnet. Ich habe geholfen, das Festival zu organisieren – Flyer verteilen, Wände mit Plakaten pflastern und Werbung auf Websites machen – so was alles. Toll, dass jedes Jahr mehr Leute kommen. Cristine hilft regelmäßig beim Filmfestival „Fish“ für junge Filme aus ganz Deutschland.
Hannah Wallenfels, 18, Düsseldorf Während meines Auslandjahres in North Carolina sollte dort ein Mann hingerichtet werden. Ich fand das schrecklich und schloss mich daher den heftigen Protesten an – so kam ich zu Amnesty International. Dass wir gemeinsam die Hinrichtung verhindern konnten, war ein riesiger Erfolg. Voller Enthusiasmus kam ich zurück nach Düsseldorf und musste feststellen: Es existierte keine Amnesty-Jugendgruppe. Also habe ich selbst eine gegründet und mittlerweile gibt es hier eine Hochschul- und vier Jugendgruppen. Hannah ist bei Amnesty International Aktionsreferentin des gesamten Düsseldorfer Bezirks.
Frederik Düpmeier, 20, Karlsruhe Seit 2002 bereite ich für die NaturFreundeJugend Kindergipfel vor. Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 15 Jahren treffen sich alle zwei Jahre und reden über wichtige Themen der Weltpolitik. Einmal thematisierten wir „Krieg und Frieden“. Wir sprachen über die Probleme in Kriegsgebieten, die Kriegsdienstverweigerung und kamen zu dem Schluss: Kriegsgebiete sollten nicht mit Waffen versorgt werden. Einer der Politiker, mit denen wir über unsere Ideen sprachen, war überrascht, dass junge Schüler schon so reflektierte Menschen sind. Frederik ist zudem in der Bertelsmannstiftung engagiert.
Lena Schütte, 18, Dresden Vor 2004 war das Schulhaus nur eine Ruine, ein Gemäuer mit rissigen Mauern und bewachsenem Boden. Die Schüler mussten unter freiem Himmel und auf staubigen Boden lernen. Damals beschlossen wir, gemeinsam mit dem Projekt „Arche Nova“ diese Grundschule im kongolesischen Brazzaville zu unterstützen. Mittlerweile steht da eine neue, kleine Schule mit Dach und ordentlich verputzten Wänden. Dass wir so etwas bewirken konnten, hatten wir am Anfang nicht gedacht. Durch weitere Aktionen versuchen wir jetzt noch, das Geld für Kantine und Ausstattung zu sammeln. Lena leitet eine Gruppe, die den Aufbau von Grundschulen im Kongo unterstützt und sich für den Austausch zwischen Jugendlichen in Deutschland und dem Kongo einsetzt.
Maria, 17 Wir haben einen Laden in der Stadt, wo viel Zeug für Rechtsradikale verkauft wird – CDs, Bücher und so. Dagegen gab‘s sogar schon Demos, und der Laden musste umziehen. Die besonders krassen Sachen dürfen auch nicht mehr in der Auslage liegen. Ich organisiere die Demos, aber mit zu demonstrieren, das trau ich mich nicht. Trotzdem werde ich mich dafür einsetzen, dass der Laden ganz wegziehen muss. Das Problem ist nur: In unserer Stadt gibt es sehr viele Rechtsradikale, die den Laden auch unterstützen. Maria erreichte, dass ihre Schule den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ bekam.
Andreas Ernst, 21, Bad Wimpfen Letztes Silvester brannte es in einem Wohnhaus. Da ging ich das erste Mal mit einem Angriffstrupp der Feuerwehr in ein brennendes Gebäude. Das war schon ein komisches Gefühl, denn so was macht man ja nicht jeden Tag. Dabei hatte alles ganz unspektakulär angefangen. Ein paar Freunde hatten gefragt, ob ich nicht mal mit zur Jugendfeuerwehr kommen wolle. Ich machte einfach mit, hier ein Arbeitseinsatz, da eine Übung. Irgendwann war ich dann voll dabei. Heute bin ich nicht nur aktives Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr, sondern betreue auch die Jugendfeuerwehr. Andreas ist zudem seit 1995 Mitglied bei den Pfadfindern.
Philipp Andree, 20, Bremen Letztes Jahr im September reiste ich quer durch Rumänien. Ich half beim Projekt „DURch Europa“, das mit Workshops und Improvisationstheater Freundschaften zwischen Deutschen, Ungarn und Rumänen fördert. Wir sind zum Beispiel nach Kronstadt gefahren, um ein paar junge Leute zu treffen – ich aber bin in den falschen Zug gestiegen. Ohne einen Brocken Rumänisch sprechen zu können, musste ich irgendwo in der Pampa aussteigen und 300 Kilometer trampen. Nach einer Stunde gabelte mich dann die Besatzung eines Feuerwehrautos auf. Mit den zwei Feuerwehrmännern Ivan und Gregor habe ich immer noch Kontakt.
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Philipp ist Schatzmeister der Jungen Europäischen Jugend in Bremen und Projektkoordinator des „DURrch Europa“ Projekts.
Jana Leuchtmann, 19, Wolfsburg Ich arbeite in einem Hospiz und höre oft Kommentare wie „Was soll das eigentlich, die sterben doch sowieso alle“. Für mich aber ist es wichtig, dass Menschen einen schönen Lebensabend haben. Im Krankenhaus geht das wegen der ganzen Hektik oft nicht. Oder Angehörige schaffen es nicht, Abschied zu nehmen. Zurzeit mache ich ein Seminar zur Sterbebegleitung. In Rollenspielen versuchen wir uns zum Beispiel in einen Sterbenden hinein zu versetzen. Das soll uns helfen, ihre Situation und ihre Gefühle besser zu verstehen. Für mich steht fest: Der Tod ist etwas Unvermeidbares, man braucht keine Angst vor ihm zu haben.
Ich veranstalte in meiner Schule verschiedene Arbeitsgemeinschaften zu Themen wie Geschichte oder Politik. Den Erfolg der Arbeitsgemeinschaften konnte man sofort spüren: Die Johann-Heinrich-Pestalozzi Schule liegt in einem sozial schwachen Stadtteil und über die Hälfte der Schüler sind Migranten oder haben einen solchen Hintergrund. Deshalb hatte es früher oft heftigen Streit gegeben, der nicht selten mit einem blauen Auge endete. Jetzt vertragen sich fast alle Türken und Kurden in meinen AGs. Hannes engagiert sich als Schwimmlehrer und Kampfrichter. Außerdem setzt er sich aktiv gegen Antisemitismus ein, ist Mitglied bei „Jugend im Parlament“ und beim Arbeitskreis Europa.
Mareike Brumm, 16, Bad Bramstedt Die Halle ist mein zweites Zuhause: Ich spiele in zwei Handballmannschaften, trainiere dazu noch eine E-Jugend-Truppe und bin nebenbei Schiedsrichter. Da stehe ich locker mal neun Stunden pro Woche in der Halle. Stress ist das für mich nicht. Ich bin fertig, wenn ich keinen Sport mache. Meine kleinen Schützlinge trainiere ich seit rund sechs Monaten. Wenn es gut läuft, sind es 20 Kinder. Unglaublich, wie die sich freuen können. Neben ihrer Tätigkeit als Spielerin, Trainerin, Jugendsprecherin und Schiedsrichterin bei Bramstedter TS gibt Mareike Nachhilfe in Englisch und ist Kurssprecherin.
Horst Wenzel, 19, Dortmund Ich verstehe nicht, warum Schule nicht auch Spaß machen soll. Den Schülern fehlt oft einfach die Motivation zum Lernen. Aber es geht auch anders. Als ich 13 Jahre alt war, habe ich die Theater-Arbeitsgemeinschaft an unserer Schule mitgegründet. Dort gab es keinen Zwang, wir hatten Spaß und letztlich haben wir viele tolle Stücke auf die Beine gestellt. Sogar Shakespeare fanden wir super, im Unterricht aber konnten wir damit überhaupt nichts anfangen. Deswegen setze ich mich in der Schülervertretung dafür ein, an diesem überholten Schulsystem etwas zu ändern. Horst ist seit 2006 im Landesvorstand der Landesschülervertretung NRW. Zudem ist er Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Dortmund-Westerfilde.
Jana hilft seit 2007 ehrenamtlich im HospizVerein Wolfsburg
Tobias Stetter, 19, Weissach im Tal Irgendwann hat es uns genervt: Unsere Mensa wurde immer teurer und die Qualität nicht besser. Da habe ich als Schülersprecher mit anderen den „Ausschuss zur Verbesserung der Schulmensa“ gegründet. Durch subtile Androhung eines Mensaboykottes konnten wir schließlich die Organisatoren überzeugen, auf unsere Wünsche einzugehen – und sind bisher zufrieden: Zwar konnten wir die Preise nicht senken, aber die Qualität steigern. Tobias engagiert sich als Kurs- und Schülersprecher, ist Chefredakteur der Schülerzeitung und an seiner Schule Initiator des Projektes „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.
Tabea Lakemann, 18, Göttingen
Ich hatte schon ziemlich Angst, etwas falsch zu machen. Das war letzten Herbst. Ich war im Team der Austauschorganisatias on (AFS) dabei und sollte Jugendliche für einen Thailandaufeine enthalt auswählen. Mein Urteil war also mitentscheidend für mäuer 20 junge Menschen. Wir organisierten zum Beispiel Rollenauern spiele, wie man sich als Gastfamilie fühlt oder die Teilnehmer nem sollten darlegen, was sie als Deutsche ausmacht. Wichtig ist hüauch: Man darf nicht immer nur seine Argumente „durchdrüter cken“. Ich hab mir einfach angeschaut, wer ist offen für eine neue Kultur. gen Tabea engagiert sich bei den Projekten „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. ssen Seit zwei Jahren hilft sie in der Schülervertretung mit und ist bei kt dem Verein AFS ehrenamtlich tätig. Zudem gibt sie Nachhilfe. ule zu Neals Nowitzki, 20, Freiburg ht da ach Letztes Jahr auf einem Bezirkslager wiederholte ich mein nden. Pfadfinderversprechen: Bei Sonnenaufgang stand ich mit nnten, gut 100 anderen Pfadfindern im Morgentau in einem großen dacht. Kreis. Ich trat vor, um das Versprechen, das alle ablegen, chen vorzulesen. Andere wiederholten es dann als Ausdruck der ntine Internationalität in mehreren Sprachen. Das alles hatte einen sehr feierlichen, beeindruckenden Charakter. Früher wäre ich fbau von wahrscheinlich aufgeregt gewesen – wie damals, als ich mein und sich Halstuch bekommen habe.
dlichen in einsetzt.
Hannes Felix Grosch, 18, Bremen
Mit sieben Jahren ist Neals zu den Pfadfindern gekommen. Er ist im VCP-Landesverband und in mehreren Arbeitskreisen aktiv.
Maike Bülow, 16, Mühlheim
Einmal in der Woche besuche ich eine 82-jährige Frau, die ihre Wohnung nicht mehr verlassen kann. Die meiste Zeit quatschen wir einfach und spielen Gesellschaftsspiele oder machen ein paar Besorgungen. Manchmal trinken wir auch ein Käffchen und essen ein Stück Kuchen. Bei meinem ersten Besuch kaufte sie eine ganze Kirsch-Sahne-Torte, die wir aufessen mussten. Nach drei sehr schönen und gesprächsintensiven Stunden bin ich dann überfüllt nach Hause gerollt.
Die Besuche von Maike finden im Rahmen des „Altersprojektes“ ihres Gymnasiums statt.
Yesim Celik, 19, Unna / Massen Was wir an unserer Schule schon alles auf die Beine stellen konnten, das macht mich stolz. Zum Beispiel einen Workshop zur Konfliktbewältigung. In dem sprachen wir über typische Streitsituationen und Abläufe von Konflikten. Und natürlich, wie man einen kühlen Kopf bewahrt, anstatt sofort loszubrüllen. Wenn ich jetzt mal eine Auseinandersetzung habe, in der mein Gegenüber noch auf seinem Recht beharrt, obwohl klar ist, dass das Gegenteil der Fall ist, bleibe ich ruhig und lasse meinen Konfliktpartner ausreden.
Sophie Petzelberger, 17, Sindelfingen
Vor vier Jahren hatte ich die Idee, einen Kinderflohmarkt zu veranstalten. Zusammen mit einigen Mitstreitern räumte ich die gesamte Martin-Luther-Kirche in Heilbronn aus: Nun gab es Platz für 400 Kinder. Ich organisierte für die Besucher Stände, an denen sie sich schminken lassen konnten, veranstaltete einen Malwettbewerb und eine Kindertombola. Seitdem findet der Kinderflohmarkt jährlich statt. Im ersten Jahr gab es noch 20 Stände in der Kirche, inzwischen sind es 50.
60 Euro kostet es im Monat, das bessere Leben von Yubitza und Siaka. Yubitza ist elf und wohnt in Bolivien, der neunjährige Siaka lebt in Ghana. Durch unsere Hilfe bekommen die Kinder ausreichend Essen, sauberes Trinkwasser, sie können sich einen Arzt leisten und sogar in eine Schule gehen. Ich kümmere mich darum, dass in unserer Schule jeden Monat die 60 Euro zusammenkommen. Damit es niemand vergisst, sammle ich das Geld ein. Als Leiterin des Projektes schreibe ich außerdem Briefe an Schüler, Eltern und Lehrer, nach Ghana, Bolivien und manchmal auch Artikel für die Schülerzeitung.
Seit 2002 ist Kevin Jugendscharleiter einer Kindergruppe „Die Spaßvögel“, er organisiert Workshops und Ferienangebote für Jugendliche und arbeitet beim Kinderschutzbund.
Sophie hat an ihrer Schule das Patenkindprojekt übernommen.
Yesim ist Leiterin einer Schulgruppe, die verschiedene Projekte umsetzt. Zum Beispiel Waffeln verkaufen, um so Geld für krebskranke Kinder und allein stehende Mütter zu sammeln.
Kevin Ferguson, 20, Heilbronn
Hendrik Sickert, 18, Harsefeld Mitten in der Innenstadt von Harsefeld legte ich mich zusammen mit meinen Freunden von den Jusos mit einem Schlafsack einfach auf den Boden. Unter dem Motto „Wenn das so weitergeht, müssen wir auf der Straße schlafen“ machten wir Passanten auf die Probleme in der Bildungspolitik aufmerksam. Wir wollten uns gegen die Studiengebühren wehren und auf den Lehrermangel hinweisen. Manche Leute dachten erst, das sei ein Scherz und haben angefangen zu lachen. Ein anderer hat uns entrüstet gefragt: „Werdet ihr dafür bezahlt?“. Hendrik ist als Schülersprecher tätig, arbeitet im Schulvorstand mit und engagiert sich seit 2005 bei der Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialistinnen und Jungsozialisten in der SPD.
Michail Bagaviev, 18, Mühlheim Zerstörte Häuser, Chaos, verarmte Menschen – das waren meine ersten Eindrücke von den Ghettos in Südafrika. Die Fahrt hatte ich beim Kreativwettbewerb der AntiAids-Kampagne „Virus Free Generation“ gewonnen. Die Ehrenamtlichen, die in Südafrika gegen Aids kämpfen, sind oft selbst HIV-positiv und werden von der Gesellschaft ausgegrenzt. Jetzt engagiere ich mich bei dieser Aktion und schreibe Texte zur Aufklärung über Aids. Demnächst steht auch eine Tour durch Düsseldorfer Schulen auf dem Plan, auf der ich über Aids aufklären werde. Michail klärt im Rahmen der „Virus Free Generation“-Kampagne über Aids auf.
Dominic Gißler, 19, Friesenheim/Oberschopfheim
Neulich habe ich einen Löschangriff für die Acht- bis Zehn-Jährigen unserer Feuerwehr organisiert. Die kleinen Kameraden hätten dafür nur einen Hydranten anzapfen und eine Wiese „löschen“ müssen. Normalerweise dauert das Abrollen der Schläuche nur fünf bis sieben Minuten. Als jedoch eine ganze Weile nichts passierte, bin ich zurück zum Feuerwehrwagen gegangen, um nachzusehen. Ich sah zwei Jungs, die mit Hilfe einer Räuberleiter versuchten, an die hängenden Schläuche zu kommen. Sie waren offensichtlich zu stolz, mich um Hilfe zu bitten. Am Ende haben sie es mit Mühe und Not doch noch geschafft.
Dominic ist Jugendgruppenleiter und Betreuer der Jugendfeuerwehr und beginnt im November seine Ausbildung zum Berufsfeuerwehrmann.
Rosa-Maria Decker, 16, Walchensee Jeden Donnerstag gehe ich in das Altersheim Seehof. Ich laufe durch die Heimzimmer, lade ein paar der älteren Damen und Herren ein und dann gehen wir in die Caféteria, decken gemeinsam den Tisch und warten, bis nach und nach der Rest der Omas und Opas eintrudelt. Es gibt Kaffee und Kuchen und am Ende wird gemeinsam abgeräumt und manchmal basteln wir noch etwas. Ich mache das jede Woche. Trotzdem vergessen mich die meisten dieser alten Menschen bis zum nächsten Mal wieder. Rosa-Maria betreut eine Gruppe von 25 alten und demenzkranken Menschen im Altersheim Seehof.
Sebastian Wolf, 19, Großneuhausen Kindern zu erklären, man müsse einen Hasen schützen, weil er niedlich aussieht, das ist nicht mein Ding. Umweltbildung bedeutet für mich, Kindern richtige Zusammenhänge zu erklären. Deshalb ist mir Feldforschung so wichtig: Für eine Studie über Wechselkröten habe ich jede Woche den Laich in einem See gezählt, seine Größe gemessen und ihn beobachtet. Erst so kann ich eine Tierart verstehen und sie bewahren. Natur kann man nur schützen, wenn man sie gut kennt. Sebastian ist Landesjugendsprecher der Naturschutzjugend Thüringen und ehemaliger Beisitzer im Vorstand des NABU Kreisverbandes Sömmerda.
Tobias Dylka, 21, Lüdenscheid Ich bin beim Stadtjugendring Lüdenscheid engagiert. Die meisten wissen gar nicht, wie viel Arbeit und Zeit im Ehrenamt steckt. Auch nicht die Politiker. Wir haben mal an all unsere Mitgliedsverbände Fragebögen verschickt, in denen wir nach dem Arbeitsaufwand für ehrenamtliche Tätigkeit gefragt haben. Allein durch die Arbeit bei den Verbänden, die uns geantwortet haben, wäre bei einem Stundenlohn von acht Euro fast eine halbe Million Euro zusammen gekommen. Das Ergebnis haben wir dann einigen Stadtpolitikern vorgestellt. Zudem ist Tobias seit seinem siebentem Lebensjahr bei den Pfadfindern aktiv.
Timo Meyer, 17, Friedrichsthal Vor etwa vier Jahren wurde im Nachbarort ein junger Türke von einem Rechtsextremen ermordet. Ich war geschockt und kann einfach nicht verstehen, wie man jemanden wegen seiner Herkunft umbringen kann. Für mich war es ein grausames Verbrechen, das in mir viele Fragen und Zweifel aufgeworfen hat. Wie kommt es zu Rechtsextremismus? Was kann man dagegen tun? Wegen diesen Fragen begann ich mich in dem Projekt „Gegen Rassismus und Gewalt“ zu engagieren. Timo hatte wesentlichen Anteil am Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Friedrichsthal wurde im letzten Jahr zur bundesweit zweiten „Stadt gegen Rassismus“.
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Janna Krauß, 18, Ravensburg „Gibts hier nicht, aber mach doch eine auf!“ Das war die Reaktion von Greenpeace-Leuten, als ich eine Jugendgruppe suchte. Da habe ich dann eben selbst eine gegründet. Wir haben uns auch gleich auf Projekte gestürzt. Zum Beispiel zogen wir mit Zettel und Stift in einen Baumarkt und haben nachgeschaut, wie viele Holzprodukte das FSC-Siegel tragen. Das steht für nachhaltige Forstwirtschaft. Es war schon ein bisschen seltsam, weil uns viele komisch angeschaut haben. Am Ende hatte nur wenig Holz das Siegel. Die Daten haben wir dann an Greenpeace Deutschland weitergeleitet, die sie für den kommenden Klimagipfel brauchen. Die 2007 gegründete Jugendgruppe hat heute 16 Mitglieder.
Alexandra Singpiel, 18, Weingarten
ser, In der ersten Woche als Nachhilfelehrerin nervte mich die Arbeit richtig. Ich te habe versucht, ausländischen Viertklässlern bei den Hausaufgaben zu helfen s und bin kläglich gescheitert, weil sie mich einfach nicht als Lehrerin akzeprsten tierten. Die Jungs sind im Klassenzimmer rumgerannt und schrien die ganze den Zeit, bis ich am Ende einfach stumm geblieben bin. Ich habe einfach aufgehört afrika. zu reden und stattdessen alles an die Tafel geschrieben. Das war so überrae ich schend für sie, dass sie plötzlich aufhörten, zu schreien und rumzurennen. ntiUnd wenn ich jetzt mal eine Woche nicht kann, sind sie schon ganz hibbelig. enera- Seit Februar 2008 übt Alexandra Kopfrechnen und Lesen mit meist türkisch-stämmigen Kindern lichen, aus der dritten und vierten Klasse. mpund usgeAnselm Vogler, 18, Freya Nissen, 15, h bei Dresden Kiel xte zur chst Ich hab den GeMein erster Einsatz sselschichtswettbewerb war in der 7. Klasse. auf der „Historix“ mit ins Einer aus meiner PaLeben gerufen. rallelklasse ist beim ee GeneMittlerweile wird er BMX-Fahren ohne Aids auf. an allen Dresdner Helm auf dem Kopf Gymnasien veranstalgelandet. Ich war als tet. Am Anfang mussten wir irgenderste Schulsanitäterin da. Ich habe wie Geld auftreiben und haben Briefe mich hilflos gefühlt und wusste auch verschickt - an Saturn, Media Markt, nicht so richtig, was ich machen sollAMD... auf 20 Briefe gabs nur eine te. Bewegen durfte ich den Patienten Antwort. Dann kam der „Dominonicht, ansprechbar war er kaum. Ich Wettbewerb“. Hier wird Geld für ehhabe einen Krankenwagen gerufen. renamtliche Projekte vergeben. Man Heute habe ich nur noch ein kleines hat zehn Minuten, um seine Sache zu Kribbeln im Bauch, wenn es heißt: präsentieren. Da war ich vorher sehr „Sanitätsdienst bitte in die Verwalangespannt. Doch als ich vorne stand, tung!“. war die Anspannung weg. Und eine Freya ist Gruppenleiterin und Vorstandsmithalbe Stunde später die Belohnung: glied der Arbeiter-Samariter-Jugend. Sie Glückwunsch – ihr seid genommen. leitet den Schulsanitätsdienst und Anselm ist Mitbegründer des Geschichtswettbewerbs „Historix“.
engagiert sich beim Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.
Franz Steinbeiß, 20, Friedburg Was macht man, wenn 2.500 Euro für einen Schülerkongress nicht ausreichen? Man sucht nach mehr! Man fragt den Schuldezernenten, das Land Hessen, die Landesschülervertretung und die Sparkasse von nebenan. Und so verdreifacht sich auch mal der Betrag, den man ursprünglich zur Verfügung hatte. Das Geld habe ich für den „Wetterauer Schülerkongress“ gebraucht, den ich zusammen mit einem Freund ins Leben gerufen habe. Es wurden Kurse angeboten und natürlich haben abends auch Bands gespielt. Franz war in verschiedenen hessischen Schülerratsgremien aktiv.
Luisa Bölck, 19, Cambs Plötzlich war Petzi weg. Damals war ich als Gruppenleiterin mit einer evangelischen Kindergruppe in Eickhoff unterwegs. Wir steckten am Ende einer langen Fahrradtour, als die 9-jährige Miriam bemerkte: Sie hatten ihren Teddy Petzi verloren. Ohne den ging natürlich gar nichts mehr. Sie weinte und bewegte sich nicht von der Stelle. Zum Glück konnte Petzi recht schnell gefunden werden und erreichte Miriam wohlbehalten. Luisa ist seit 2004 bei der evangelischen Jugend Gruppenleiterin und -ausbilderin. Außerdem ist sie Kirchenjugendkonventsvorstand und Kirchenkreiskonventsmitglied und wirkt bei dem Projekt TEO (Tage ethischer Orientierung) mit.
Ender Günay, 21, Alsdorf Oft heißt es: „Die Jugend ist gewaltbereit, faul, interessiert sich für nichts.“ Mit der von mir organisierten Veranstaltung „Gegen Gewalt! Gegen Drogen! Gegen Rassismus!“ möchte ich ein dickes Ausrufezeichen dagegen setzen. Erfolg hatte ich schon mit der „Soccernight Meets Streetstyle“ in Eilsdorf . In dem Ort ist Gewalt an der Tagesordnung und kaum eine Party endet ohne Schlägerei. Damals war nichts von all dem, obwohl die Jugendlichen aus verschiedenen Kulturen kamen. Die Polizei fragte mich verblüfft: „Wie hast du das hinbekommen?“ Zusätzlich engagiert sich Ender für einen türkischen Jugend-, Sport- und Kulturverband und bei den Jungen Liberalen.
Inci Zabinoglu, 16, Ostbevern Die Handpuppentheatergruppe hatte ihren ersten Auftritt in einer umfunktionierten Caféteria. Ich war mindestens genauso aufgeregt wie die Kleinen – kein Wunder, bei gut 100 Zuschauern! Als wir danach im Applaus badeten, die Kinder strahlten und die Eltern ganz stolz waren, war das einfach ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Inci schult zudem Jugendliche für Projekte und ist an ihrer Scule stellvertretende Schülersprecherin und Streitschlichterin.
David Weigend, 20, Berlin
Judith Labudka, 14, Weil am Rhein
Ich erinnere mich noch an die „Zukunftswerkstatt“ an einer Harsbergener Schule: Schüler, Eltern und Direktor saßen in der riesigen Turnhalle gemeinsam auf einer Sprungmatte und diskutierten über die Umgestaltung des Schulhofs. Mitten im kreativen Chaos aus Papierbögen, kleinen Zetteln und Notizen entstand die Idee, für die Schule eine Mountainbikestrecke zu bauen. Was im ersten Moment völlig utopisch erschien, ist mittlerweile Realität. Ich finde es einfach klasse, was man nur durch das Herstellen eines gemeinschaftlichen Gesprächs- und Arbeitsklimas alles erreichen kann!
Ich helfe in einem Pflegeheim für behinderte Menschen und gehe sogar manchmal mit einigen zum Fußball. Erst neulich waren wir bei Freiburg gegen Jena. Wir gehen dort mit Rollstuhlfahrern hin, aber auch mit Menschen, die geistig eingeschränkt sind. Alle, die mitkommen, freuen sich immer und erzählen noch Wochen später davon. Am Anfang hab ich noch gemerkt, wie man uns im Stadion komisch angeschaut hat. Jetzt beachte ich das nicht mehr. Schließlich sind wir alle normale Menschen und ich bin beeindruckt, wie souverän manche Behinderte mit ihren Einschränkungen umgehen.
David betreut ein Schülervertretungs-BeraterProjekt mit über 60 aktiven Schülern. Er ist Mitinitiator der „Mobilen Zukunftswerkstatt“.
Judith engagiert sich in zahlreichen Projekten mit behinderten Menschen und ist PC-Lehrerin für Senioren.
Tarik Celik, 14, Wesel
Simon Grünwald, 19, Neubrandenburg
Ich finde es klasse, dass in unserem Kindertreff ein friedliches Miteinander von vielen verschiedenen Kulturen möglich ist. Ob türkische, deutsche oder arabische Kinder: Hier verstehen sich alle richtig gut. Ich war schon dabei, als ich gerade mal neun Jahre alt war. Seit letztem Jahr leite ich den offenen Kindertreff und den Konfirmandentreff. Wer welcher Religion angehört, spielt da keine Rolle.
Ich versuche eine aus drei Leuten bestehende BUND-Jugendgruppe zusammen zu halten. Denn leider ist das Interesse für Umwelt und Naturschutz der 66.000 Einwohner in Neubrandenburg gleich null. Seitdem ich einen Zaun zum Schutz von Kröten gebaut habe, ist mein Ruf als Öko hier auch besiegelt. Wir übernehmen die Aufgabe, Moore zu renaturieren, indem wir Gräben schaufeln, um trocken gelegte Flächen wieder zu bewässern. Und kleine Kröten tragen wir von der einen Straßenseite auf die andere und retten sie so vor dem Tod durch Autoreifen. Irgendjemand muss ja den Anfang machen.
Simon arbeitet außerdem im Landesvorstand der BUND-Jugend und organisiert eine konsumkritische Stadtführung in Neubrandenburg.
Tarik engagiert sich für den offenen Kindertreff und den Konfirmandentreff der Ev. Kirchgemeinde Wesel.
Florian Arndt, 15, Mühlhausen
Thomas Clausing, 19, Berlin
Mühlhausen ist nicht wirklich eine Stadt, in der Jugendliche viel unternehmen können. Darum haben ein paar Freunde und ich eine Filmfabrik gegründet. Dort drehen wir kleine Infofilme und Dokumentationen und bieten Jugendlichen eine sinnvolle Beschäftigung. Bei den letzten Festspielen der Stadt kam der Hauptorganisator nach einem unserer Filme und bot an, dass der MDR eine Reportage über uns macht. Das soll noch 2008 passieren und ich bin schon ziemlich aufgeregt.
Im April habe ich mit dem Bundesminister für Arbeit und Soziales sowie einigen EU-Kommissaren über Projektförderung gesprochen. Ich vertrat dort „Schule ohne Rassimsu – Schule mit Courage“. Als ich von der Bühne runterkam, haben mir Leute aus dem Publikum Fragen dazu gestellt und wollten sich sogar daran beteiligen. Da wusste ich: Ich hatte meine Sache gut gemacht. Und unser Projekt wird zum Glück weiter gefördert.
Außerdem ist Florian noch Schulsprecher und Betreuer einer Jugendgruppe der Kirche.
Thomas ist ehemaliger Schulsprecher, Chefredakteur einer Schülerzeitung und Mitglied der JU sowie der CDU.
Mascha Ananda Eckhardt, 15, Sachsenheim
Steve Schurardt, 19, Unterellen Wenn ich heute in den Jugendclub gehe, bin ich immer noch stolz auf unsere Bar und den Anbau – das alles haben wir selbst gebaut. Weil wir den besten und saubersten Jugendclub in der Umgebung hatten, spendierte unser Bürgermeister vor zwei Jahren das Material für den Umbau des Jugenclubs. Wir vergrößerten selbstständig innerhalb eines Jahres den Club und bauten uns eine richtig coole karibische Bar mit Bambusdach, Wassersäulen und solche Sachen. Steve verbringt seit fünf Jahren jeden Tag mehrere Stunden und jedes Wochenende im Jugendclub Unterellen. Unter seiner Leitung wuchs nicht nur die Besucherzahl, sondern auch das gesamte Gebäude.
Tanju Satiloglu, 20, Delmenhorst Mein Interesse am Projekt „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ begann durch die Organisation von Demonstrationen gegen ein Neonazi-Schulungszentrum. Ich sammelte an unserer Schule Unterschriften gegen dieses Schuluzngszentrum und konnte sogar die Bundestagsabgeordnete Angelika Brunkhorst als Patin für das Projekt gewinnen. Als unsere Schule dann wirklich Teil des Projektes wurde, war ich sehr stolz. Tanju ist Schulsprecher, Vorsitzender der Delmenhorster JuLis, Mitglied im „Runden Tisch für Migranten“ und Initiator des „Netzwerks türkeistämmiger Jugendpolitiker“.
Nicole Tobisch, 21 Jahre, Osternienburg Durch einen Erste-Hilfe-Kurs bin ich selbst zum Deutschen Roten Kreuz (DRK) gekommen. Angefangen habe ich mit etwa zehn Jugendlichen. Inzwischen sind wir über 20 und haben so das Jugend-Rot-Kreuz hier wieder aufgepäppelt. Alles rund ums Medizinische hat mich schon immer sehr interessiert und es ist einfach eine großartige Sache, Menschen helfen zu können. Das möchte ich jetzt auch den Kleinen zeigen – daher bin ich Ausbilderin geworden. Jetzt mache ich sogar eine Berufsausbildung zur Rettungsassistentin und damit meine ehrenamtliche Tätigkeit zum richtigen Job. Seit sie zehn Jahre alt ist, engagiert sich Nicole für die Freiwillige Feuerwehr und später für das JRK und DRK.
Martin Werz, 21, Dettingen Mit einer Jugendgruppe half ich gerade beim Aufbau eines Missionszentrums in Rumänien. Da kam uns die Idee: Warum nicht den nötigen Strom durch ein Wasserkraftwerk erzeugen? Mittlerweile bauen wir das Kraftwerk und sammeln Geld, um zum Beispiel die Turbinen zu kaufen. Viele Firmen unterstützen uns. So haben wir Gleitlager im Wert von über 1.000 Euro geschenkt bekommen! Das Kraftwerk ist bereits über den Rohbau hinaus und wir sind im Mai wieder hingefahren, um kräftig mit anzupacken.
Markus Häcker, 21, Neuffen-Kappishäusern Zwei bis drei Wochen sind wir jeden Sommer dort, um das Wasserkraftwerk zu bauen. Und dann wird richtig angepackt. Zementsäcke schleppen, betonieren und Rohre verlegen – das ist schon ziemlich anstrengend. Zum Glück gibt es immer wieder Leute, die uns bei unserer Arbeit unterstützen. Eine Firma spendierte sogar Maschinenteile, obwohl es ihr wirtschaftlich eher schlecht geht. Daran kann man sehen, dass den Leuten soziales Engagement immer noch wichtig ist.
Martin engagiert sich auch im evangelischen Kirchengemeinderat in Dettingen und in einem Jugendkreis für 14-18-Jährige. Beim Dettinger CVJM, also dem Christlichen Verein Junger Menschen, ist Markus seit seiner Jugend aktiv und beteiligt sich neben dem Wasserkraftprojekt auch an der Jugendarbeit des Vereins.
Meine Mutter ist Heilpädagogin in einem Wohnheim für geistig und körperlich Behinderte. Ich begleitete sie öfters und war von ihrer Arbeit so begeistert. Ich wollte auch etwas machen. Das Besondere an dem Heim: Es gibt keine strikte Gruppeneinteilung, sowohl stark behinderte als auch weniger behinderte Menschen leben zusammen. Ich singe und tanze mit ihnen – wir waren auch schon im Cafe. Es ist ein tolles Gefühl, die Erfolge zu sehen: Einer aus „meiner“ Truppe macht jetzt den qualifizierten Hauptschulabschluss! Mascha hat vor etwa einem Jahr damit begonnen, in ihrer Freizeit Bewohner des Wohnheims der Diakonie Stetten e.V. zu besuchen.
Martin Göbel, 20, Groß-Zimmern Mein Vater war ungefähr so alt wie ich, als er die Katholische Junge Gemeinde (KJG) Groß-Zimmern gegründet hat. Heute leite ich sie. Dieses Jahr wird unsere Junge Gemeinde 35 Jahre alt. Unsere Arbeit ist es, Jugendgottesdienste zu organisieren, Reisen zu unternehmen und einfach für Jüngere da zu sein. Es wird auch mal über den globalen Klimaschutz oder über falsche Unternehmenspolitik diskutiert. So verzichten wir mittlerweile auf Coca-Cola, weil wir die Politik dieses Konzern nicht für richtig halten. Martin bildet für die KJG auch Gruppenleiter aus. Außerdem ist er für den Bund der deutschen katholischen Jugend aktiv.
Djamschid Safi, 18, Hamburg
Ich möchte auch unbedingt etwas ändern. Diesen Tatendrang hat ein älterer Herr in mir geweckt: Herr Kalff war in den D-Ju60er Jahren Ortsamtsleiter im Hamburger Stadtteil Billstedt. as InEr hat damals viel bewirkt mit seinem Idealismus; obwohl wohner er noch sehr jung war und sich oft gegen Ältere durchsetzen Zaun musste. Ich habe Herrn Kalff bei einem Interview bei einer ls Öko Geschichtswerkstatt kennen gelernt. Und jetzt will ich selbst Moore versuchen, Vorurteile über Billstedt aus der Welt zu schaffen. rocken Denn viele meinen, in Billstedt gibts vor allem Kriminelle und Assoziale. Ein röten paar Freunde und ich suchen deswegen zurzeit Informationen über den Stadte und teil, wir gehen oft ins Archiv oder befragen Zeitzeugen. emand Djamschid initiierte an seiner Schule das Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“
gend und denburg.
und organisiert für dieses Jahr ein Sportturnier gegen Rassismus.
Nora Gersie, 16, Saulheim Vor vier Jahren wurde in „Logo“, den Kindernachrichten des ZDF, dazu aufgerufen, Beiträge zum Thema Armut in Afrika zu verfassen. Ich war sofort interessiert und konnte auch meine Freunde und Mitschüler dafür begeistern. Wir machten Umfragen in der Schule und auf der Straße und filmten diese. Der fertige Streifen schaffte es unter die 100 besten Einsendungen und hat sogar ein bisschen das Verhalten in unserer Klasse geändert. Vor diesem Projekt gab es Jungs, die immer rumgepöbelt haben. Ich finde, sie sind seitdem ein bisschen bewusster, ruhiger und toleranter geworden. Nora engagiert sich für „Brot für die Welt“, nahm an Aktionen wie „Schule gegen Rassismus“ oder „Aktion Tagwerk“ teil und kümmert sich um den Schulgarten ihrer Schule .
Katharina Bühren, 15, Rheine In Bolivien muss die ganze Familie ins Gefängnis, wenn der Vater verhaftet wird. Wir haben dazu einen Film gesehen – ich war ziemlich entsetzt: In Haft hatten die Kinder kaum Essen, keine Toiletten und manche schliefen sogar auf dem Hof. Das Kinderdorf in Cochamba ist da die einzige Hilfe. Da es nur durch Spenden finanziert wird, arbeite ich in der Bolivien AG meiner Schule. Mit unseren Aktionen sammeln wir Geld: Durch einen Jahrmarkt haben wir so über 1.800 Euro eingenommen. Es ist toll zu wissen, dass man so helfen kann. Katharina unterstützt seit vier Jahren mit der Bolivien-Arbeitsgemeinschaft das Kinderdorf „Christ König“ .
Lucas Wehner, 20, Halle (zur Zeit in Riverside) Während einer Präsentation an einer amerikanischen High School wurde ich einmal gefragt, ob wir in Deutschland Elektrizität haben und mit Messer und Gabel essen. Solche Momente sind amüsant, aber man muss gelassen bleiben und sich das Lachen verkneifen. Ich studiere seit 2007 in Kalifornien und bin in Amerika viel für den Verein „Halle International“ unterwegs. Ich halte Vorträge, versuche Beziehungen zu anderen Städten aufzubauen oder einen Schüleraustausch ins Leben zu rufen. Lucas hat den Verein „Halle International“ 2006 mitgegründet. Zudem ist er bei „Lachen Helfen e.V.“ und „Entschieden für Christus e.V. – Kinder- und Jugendarbeit“ aktiv.
Eldrid Ehlers, 19, Aspach Ich bin bei der E-Mail-Seelsorge „nethelp4u.de“ aktiv. Das kann man sich wie Telefonseelsorge vorstellen, eben nur per Email. Die Leute schreiben uns anonym. Meist sind es Alltagsprobleme, wie Stress in der Schule, Streit mit dem Freund oder den Eltern, die die Jugendlichen belasten. Aber manchmal sind auch richtig schlimme Sachen dabei: Eine schwangere 14-Jährige oder Leute, die nachts auf dem Heimweg von der Disko überfallen wurden. Wir schreiben die Antworten selbst, besprechen sie aber vor dem Abschicken mit richtigen Seelsorgern. Eldrid ist Vorsitzende im Jugendzentrum Backnang.
Max Gebauer, 18, Göttingen Als Chefredakteur der kostenlosen Jugendzeitung „Sunny Side Up“, die ich selbst gegründet habe, arbeite ich viel mit jungen Leuten zusammen. Ich helfe ihnen beim Finden der Themen und Schreiben der Texte. Für „Sunny Side Up“ konnte ich auch einmal an einer Pressekonferenz mit Angela Merkel teilnehmen. Das war sehr lustig: Ich saß da im Pressebereich, um mich herum nur gestandene Journalisten in Anzug und Krawatte. Die sahen alle sehr wichtig aus, ich war der einzige junge Redakteur. Max hat den Verein Gibt Essen e.V. gegründet, der Jugendliche dabei unterstützt, journalistisch zu arbeiten. Er ist Chefredakteur eines Magazins und produziert eine Radiosendung.
Mark Krasnov, 19, Heidelberg
Ich war gerade zum ersten Mal als Betreuer in einem Sommerlager der Jüdischen Gemeinde Hannover. Nach ein paar Tagen erfuhren wir, dass bald noch mehr junge Menschen in unser Sommerlager kommen sollten. Denn Jugendliche aus Israel, die wegen des Libanonkrieges lange Zeit in Bunkern verbracht hatten, sollten sich hier erholen. Als die israelischen Jugendlichen dann da waren und wir alle auf dem Hof standen, flog plötzlich ein Flugzeug über uns hinweg. Die jungen Israelis wurden panisch, einige warfen sich sogar auf den Boden. Das war ein ziemlich bewegender aber auch erschreckender Moment für mich. Mark war von 2002 bis 2007 Gruppenleiter in der Jüdischen Gemeinde in Hannover. Seit 2007 ist er Jugendzentrumsleiter in Wiesbaden. Außerdem hilft er dabei, jüdische Kinder aus Osteuropa zu integrieren.
Kevin Trauth, 14, Kandel In Klingenmünster unternahmen wir unsere bis jetzt aufregendste Aktion. Wir stellten auf einem Flohmarkt mehrere große Käfige auf und baten Besucher, sich in diese Käfige hinein zu stellen. Ich bin Mitglied der Tierschutz AG unserer Schule und damit wollten wir zeigen, wie sich Tiere in Massenhaltung fühlen müssen. Viele Leute waren geschockt und die Aktion fand breite Zustimmung bei den Besuchern. Und das war es ja auch, was wir erreichen wollten. Wir organisieren auch andere Projekte und Demonstrationen, zum Beispiel gegen Walfang, Pelztierhaltung oder Robbenjagd. Für ihr Engagement für Tiere wurde die Klasse von Kevin schon mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit einem mit 4.000 Euro dotierten Tierschutzpreis.
Katharina Füger, 19, Külsheim
Ich leite eine Jugendrotkreuzgruppe, die aus sechs- bis zehnjährigen Kindern besteht und denen ich einmal die Woche einfache Grundlagen der Ersten Hilfe beibringe. Dafür sollten die Kinder einmal mit Kunstblut Wunden malen und diese danach mit Pflastern verarzten. Ein paar haben die Aufgabe jedoch komplett missverstanden und statt Schnittwunden lieber Fingernägel angemalt. Das Tagesziel wurde damit natürlich nicht erreicht, lustig war es aber allemal. Solche Situationen verdeutlichen mir, wie viel Spaß man mit den Kindern haben kann und dass es ohne ehrenamtliche Arbeiter solche Kurse gar nicht gäbe.
Um wie Katharina eine Jugendrotkreuzgruppe leiten zu können, muss man einen dreiwöchigen Gruppenleiterkurs absolvieren, in dem man eine pädagogische Ausbildung erhält und Erste Hilfe Kurse besucht.
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Juliane Henze, 18, Dresden Ich frage jeden, ob er mir sein altes Handy gibt. Eine Firma bezahlt dafür bis zu drei Euro für ein Tierheim. Ein Freund, der Coolste in der Klasse, hat eine kleine Handysammlung, wollte mir aber keines davon geben. Er sagte, dass er die ja noch mal brauchen könnte. Dann habe ich ihn mit ins Tierheim genommen. Als er die abgemagerten Hunde sah, gab er mir danach eines seiner guten Telefone. Für das Tierheim sind so schon über 1000 Euro zusammen gekommen. Juliane beteiligt sich an der Aktion „Menschen für Tiere“.
Steffen Horstmannshoff, 21, Lüneburg
Judith Puddig, 21, Berlin Auf den Mittwoch freuten sich die Leute im Altenheim immer ganz besonders. Dann nämlich kam ich immer vorbei, zum Reden, Spazieren gehen, Helfen. Die alten Menschen waren wirklich sehr dankbar und erzählten mir auch sehr intime Geschichten. Ich war schockiert, als der erste von ihnen starb und ich brauchte eine Weile, um darüber hinweg zu kommen. Zu einigen Rentnern war die Bindung so eng, dass sie mich noch auf dem Sterbebett zu sich baten. Irgendwann war das mit dem Sterben zu schwer für mich und ich wollte etwas ganz anderes machen. Jetzt helfe ich Kindern mit Migrationshintergrund bei den Hausaufgaben. Judith absolvierte ein FSJ im Kindergarten und arbeitet mit Jugendlichen im Stadtteiltreff.
Seit 2008 arbeite ich an meiner Werbeagentur „Campus PR“, um zum Beispiel Kulturvereine kostenlos mit Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen. Angefangen hat das in der St. Johanniskirche bei uns in Lüneburg. Ich wollte etwas für die Kirchenmusik tun und organisierte mit anderen Flyer und Plakate, bastelte an Internetseiten und versorgte die Presse mit Infos. Mittlerweile haben wir 300.000 Euro für den Neubau einer Chororgel eingesammelt. Danach wusste ich, wie wichtig professionelle PR-Arbeit auch für kleine Aktionen und Vereine sein kann. Hannes engagiert sich seit 2007 als Pressesprecher der Bach-Böhm-Gesellschaft. Außerdem baut er seit 2008 seine kostenlose Werbeagentur „Campus PR“ auf.
Ory Laserstein, 21, Berlin Ich habe das europaweit größte Event für junge Medienmacher organisiert, die Jugendmedientage 2006 mit 600 Jugendlichen. Wir wollten dabei auch den Reichstag besichtigen, aber nicht wie gewöhnliche Besucher. Nach etlichen Telefonaten klappte es dann auch und wir durften in den Keller des Reichstags, wo alles total weiß war und seltsame Lichter geblinkt haben. Ich fühlte mich wie auf einem anderen Stern. Ory koordiniert bundesweit die Schülerzeitungsaktivitäten der Landesverbände, organisiert Wettbewerbe und vermittelt Wissen in Workshops, die er selber leitet.
Katharina Horn, 20, Kassel Ich bin 2002 nach den Protesten gegen die geplante 42-Stunden-Woche für Lehrer im öffentlichen Dienst in der Schülervertretung aktiv geworden. Aus der Arbeit an meiner Schule wurde irgendwann die Arbeit auf Kreisebene – heute bin ich auf Landesebene aktiv. Mit Landesarbeit und der Beratung von Schülervertretungen versuche ich Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, in der Schule mitbestimmen zu können. Das ist auch für mich eine Bereicherung: Man macht neue Erfahrungen und entwickelt sich weiter. Katharina ist stellvertretende hessische Landesschulsprecherin und Mitglied im Berzirksjugendvorstand von Verdi. Als SV-Beraterin unterstützt sie Schülervertretungen bei ihrer Arbeit.
Kai Budde, 19, Bentwisch Die Bedeutung meines Vorbereitungsseminars bei der Austauschorganisation ASF ist mir erst während meines Jahres in den USA klar geworden. Es gab zum Beispiel eine Übung, bei der man eine ganze Stunde vor einer weißen Wand sitzen muss, ohne etwas zu tun. Damit sollte Langeweile simuliert werden. Als ich dann in den USA war und mich am Anfang oft langweilte, weil ich noch keine Freunde hatte, habe ich mich auch an die Übung erinnert. Jetzt will ich mit meinen Erfahrungen anderen helfen. Mittlerweile bin ich als ASF-Koordinator in ganz Deutschland unterwegs, um Vorbereitungsseminare mit zu betreuen. Kai ist nebenbei Mitbegründer der Youth Bank Rostock und Organisator des „Baltic Model United Nations“.
Elsa Artmann, 18, Regensburg Ich mache beim Tanzprojekt „Crescende“ mit. Dort üben wir mit behinderten Menschen kleine Stücke ein. Die richtige Technik ist nicht so wichtig. Alles ist ganz einfach, manchmal nur ein paar Schritte oder in die Hände klatschen und die Bewegungen laut mitsprechen. Ein schöner Moment war der Auftritt mit einer Gruppe Siebenjähriger: Wir hatten mit etwa 30 Kindern geprobt und ein Mädchen war immer wieder weggelaufen, hatte nie richtig mitgemacht. Dann beim Auftritt stand sie ganz vorn, war begeistert und hat die ganze Zeit ihre Arme geschwungen. Außerdem arbeitet Elsa bei„Jugendliche beraten Jugendliche“ , in der lokalen Greenpeace-Gruppe und bei einer Hausaufgabenhilfe für ausländische Schüler.
Benjamin Karaß, 20, Holzwickede Ich bin Rettungssanitäter bei der Johanniter Unfallhilfe. Während eines Praktikums auf einer Intensivstation wurde einmal eine ältere Frau auf einer Liege herein gerollt. Sie bewegte sich nicht mehr, war völlig leblos. Herzstillstand. Ich fing gleich mit der Herzdruckmassage an, was zum Glück funktionierte. Es ist schon ein krasses Gefühl, einen Menschen zurück ins Leben geholt zu haben, der dem Tod so nahe war. Benjamin ist außerdem in der Bezirksleitung der Pfadfinder, arbeitet bei Projekten des Jugendamtes mit und ist Mitglied im Jugendrat der Bertelsmannstiftung.
Patrick Simon, 16, München
Ich bin Oberministrant in der katholischen Kirche und kümmere mich auch um die jungen Ministranten. Mit neuen Anwärtern simulieren wir in der Kirche Gottesdienste, denn es gibt viele Regeln zu beachten: In welcher Hand man die Hostienschale halten muss oder wann das Wasser und wann der Wein eingeschüttet wird. Oder ich zeige ihnen, wie man im Gottesdienst das Buch für den Priester hält, aus dem er vorliest. Dann wird es Ernst: Vor einem richtigen Gottesdienst treffen wir uns, ziehen die weißen Kutten an, gehen in die Sakristei und hoffen, dass alles gut geht.
Patrick ist auch Sanitäter beim Bayerischen Roten Kreuz und Mitglied der Jungen Presse Bayern.
Sabine Amlung, 16, Kassel Eigentlich dürfte ich nicht in der Schülerkonferenz sein, denn ich wurde gar nicht gewählt. Der Schülerrat hat aber eine Ausnahme gemacht und mich nachträglich berufen. Weil ich mich immer um alles kümmere. Für unsere Partnerschule im Südsudan habe ich einen Flohmarkt organisiert, für den Bau eines Klettergerüsts für die jüngeren Schüler einen Sponsorenlauf. Letztes Jahr ist meine Familie umgezogen, aber ich wollte die Schule nicht wechseln. Dafür fühle ich mich hier zu wohl. Sabine ist Schülersprecherin und Mitglied des Schulvorstands, sie gibt den 5-Klässlern Förderunterricht und den 6-Klässlern Nachhilfe in Englisch.
Felix Werdermann, 19, Berlin Ich war bereits bei Anti-G8-Demonstrationen dabei, saß schon auf Schienen und auf der Straße, um gegen Castortransporte zu demonstrieren. Schade, dass sich die Medien bei solchen Sachen immer auf diejenigen stürzen, die mit den Steinen werfen. Der Untertitel der Jugendzeitschrift „Utopia“ steht deswegen vor allem für gewaltfreie Proteste. Ich bin Mitbegründer und einer der Autoren von „Utopia – herrschaftslos, gewaltfrei”. Das ist eine frei erhältliche Publikation, die zudem der pazifistischen Zeitschrift „Graswurzelrevolution“ beiliegt. Felix gründete im August 2007 die Jugendzeitschrift „Utopia“.
Michael Melnik, 18, Bützow Ich stecke gerade mitten im Abiturstress. Zwischen Nachtschichten mit dicken Büchern bleibt nur wenig Zeit, unseren Weblog zu füttern oder Informationen an Stellvertreter und Mitglieder des Jugendrates weiterzuleiten. Leider lässt auch das Engagement nach: All diejenigen, die aktiv sind, verlassen bald die Schule und ziehen zum Studieren wer-weiß-wohin. Noch haben sich nicht sehr viele gemeldet, die unsere Arbeit übernehmen wollen. Dass sich etwas ändert, wollen die meisten – aber nicht, sich auch dafür wirklich einzusetzen. Michael engagiert sich im Jugendrat seiner Heimatstadt Bützow. Er plant und entwickelt Jugendnetzwerke, führt Kinderbeteiligungsprojekte weiter.
Fenna Thormählen, 17, Schlamersdorf Weil ich in der Jugendorganisation von Greenpeace arbeite, konnte ich einmal mit zu einer Konferenz nach Berlin fahren. Dort trafen wir den Staatssekretär aus dem Umweltministerium. Ich sagte zu ihm: Die Abholzung der Urwälder muss unbedingt gestoppt werden. Der Politiker war ganz gerührt und hat versprochen, sich für meine Forderungen einzusetzen. Als ich wieder zu Hause war, musste ich feststellen, dass bei der Konferenz nicht viel herausgekommen ist und erst recht nichts Wichtiges beschlossen wurde. Das war sehr enttäuschend, hat mich aber motiviert, weiterzumachen. Fenna ist in der AG für Umweltschutz in ihrer Schule engagiert.
Cindy Müller, 15, Wittmund Klar, nicht alle Migranten, die in Deutschland leben, interessieren sich auch für unsere Kultur. Aber ich hab da andere Erfahrungen gemacht. In unseren Bastel- und Hausaufgabengruppen gibt es beispielsweise viele Italiener. Vor Kurzem habe ich ihnen gezeigt, wie Besenwerfen geht. Das ist ein typischer Ostfriesen-Sport. Wer den Besen am weitesten werfen kann, hat gewonnen. Die Kleinen haben sich fast kaputt gelacht vor Freude. Cindy hat den Jugendleiterschein und betreut Hausaufgabenhilfe, Kindersport sowie Bastel- und Backkurse für die Johanniter-Unfall-Hilfe.
Steffen Jacobs, 18, Aurich
Vor den letzten Landtagswahlen in Niedersachsen haben wir vom Landesjugendring die Spitzenkandidaten zu Gesprächsrunden über Jugendpolitik eingeladen. Das Thema Studiengebühren war uns besonders wichtig: Die Belastung wird für Studenten immer größer, sodass sie weniger Zeit für ehrenamtliche Tätigkeiten aufbringen können. Das hat Ministerpräsident Christian Wulff auch eingesehen. Er will jetzt darüber nachdenken, ein System einzuführen, bei dem engagierte Jugendliche einen Teil der Studiengebühren erlassen bekommen. Bei der nächsten Gelegenheit werden wir da noch mal nachhaken. Steffen ist Pfadfinder und setzt sich für mehr Partizipationsmöglichkeiten von Jugendlichen ein.
Fauve Linssen, 18, Münstertal Einige Jugendliche von meiner Schule haben sich im letzten Jahr eine Kuh gemietet und verschiedenfarbige Felder auf die Straße gemalt. Die Leute konnten dann wetten, auf welches Feld der erste Kuhfladen fliegt. Die Jungs haben das gemacht, um Geld zu sammeln, das wir dann spendeten. Wir sammeln abwechselnd für eine Schule in Paraguay und für eine andere in Freiburg. Jede Klasse denkt sich dabei eine andere coole Aktion aus. Von dem eingenommenen Geld der Weihnachtsbasare hat sich eine Schule in Paraguay schon komplette Sanitäranlagen einbauen können.
Alexandra Tacea, 17, Neuhausen
Neulich kam eine Gruppe von Leuten an uns vorbei und meinte nach einem Blick auf unsere Tibet-Fahnen: „Eigentlich werden doch die Chinesen unterdrückt.“ Ich war schockiert, dass trotz der momentanen Medienpräsenz so wenig Leute über die Probleme in Tibet Bescheid wissen. Auch viele andere Passanten hatten nur ein großes Fragezeichen im Gesicht, als ich sie auf den Konflikt in Tibet angesprochen habe. Selbst die Jugendlichen in der Schule sind eher desinteressiert. Trotzdem organisieren wir mit unserer Tibet-Initiative zurzeit jede Woche Mahnwachen.
Alexandra engagiert sich seit zwei Jahren für die Tibet-Initiative Stuttgart, indem sie Unterschriften sammelt, Vorträge und Vorstellungen zum Thema Tibet organisiert. Außerdem beteiligt sie sich an Eilaktionen von Amnesty International.
mann,
Ansgar Seng, 18, Wermelskirchen Ich bin in der Schülervertretung und beteilige mich gerade an einer Kampagne gegen die Kopfnoten. Weil die meisten Schüler nicht mal wussten, was Kopfnoten überhaupt sind, gingen wir erst einmal in die Klassen und klärten auf. Zu den Demonsrationen gegen die Kopfnoten, die wir im Januar mit der Landes-Schülervertretung organisierten, kamen dann rund 3.000 Leute.
s bei nsi, saß eer Ansgar arbeitet in verschiedenen Schülervertretungen gen rte zu mit, auch auf Landesebene. ich die mmer Jana Thiele, 19, Schwarme t den l der Pfadfinderin bin ich von klein auf – seit elf Jahren mittlerweiht le. 2003 habe ich dann meine erste Gruppe übernommen, seit tfreie 2006 leite ich zudem die Ortsgruppe. Neben den Pfadfindern r engagiere ich mich noch in der Schule. Hier haben eine Freunopia din und ich eine Courage-AG ins Leben gerufen, die wir ohne Das ist Lehrer betreuen, weil keiner von denen Zeit dafür findet. Wir on, die erarbeiten zusammen Themen und Referate zu Widerstandsschrift kämpfern oder Rassismus. Inzwischen besuchen jede Woche gt. zwölf Leute die AG.
2007 die „Utopia“.
Jana leitet seit 2003 eine Kinder- und eine Jugendgruppe im Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder, die Ortsgruppe seit 2006.
Johannes Wander, 20, Teetzleben Unsere alte Schülerzeitung „Phantom“ war wirklich schlecht: Es gab kein richtiges Layout, die Bilder waren gemalt und alle Ausgaben per Hand kopiert. Als ich die Redaktionsleitung übernahm, wollte ich alles anders machen. Mittlerweile heißt das Blatt „Kleinkariert“. Vor ein paar Wochen konnten wir als kleine Dorfschülerzeitung sogar den Ministerpräsidenten von MecklenburgVorpommern, Harald Ringstorff, interviewen. Gelohnt hat sich die ganze Mühe: Im Mai bekamen wir den Preis als beste Schülerzeitung unseres Bundeslandes. Johannes ist Landesschülersprecher, Mitglied der Bundesschülerkonferenz, Chef einer Schülerzeitungsfirma und Mitglied der FDP.
Sarah Grandke, 18, Uckerfelde Mein Opa erzählte mir davon, wie er nach dem Krieg aus seiner Heimat vertrieben wurde und was er während der Vertreibung erlebte. Er erzählte von all den Toten, die er schon als 11-Jähriger sehen musste. Das ging mir unter die Haut, ich konnte teilweise nicht mehr richtig schlafen. Doch ich habe auch erfahren, wie wichtig es ist, sich mit Zeitzeugen zu unterhalten. Für einen Geschichtswettbewerb habe ich das Thema Heimatvertreibung recherchiert und dann auf ein paar Treffen der Volkssolidariät vorgelesen. Und mein Opa freut sich, dass Schicksale wie seines nicht in Vergessenheit geraten. Sarah ist auch bei der Freiwilligen Feuerwehr und im Festkomitee ihrer Schule aktiv.
Die Jury „Wir suchen engagierte Jugendliche!“ Auf diesen SPIESSER-Aufruf im März meldeten sich junge Menschen aus ganz Deutschland. Bedingung: Sie sollten zwischen 14 und 21 Jahre alt sein. Tausende Seiten Bewerbungsunterlagen haben unsere Jurymitglieder durchgearbeitet. Viel Sortieren, Vergleichen und Abwägen war notwendig, bis die 100 engagierten Jugendliche für das SPIESSER-SPEZIAL feststanden. Auf den vorangegangen Seiten, haben wir sie euch vorgestellt. Doch wer ist eigentlich die Jury? Hier findet ihr ein paar Infos über unsere Juroren.
Infos zum Ehrenamt und Engagement gibts unter SPIESSER.de. Hier findet ihr schon eine kleine Auswahl an Links, Büchern und kostenlosen Kursen.
Links Amnesty International www.amnesty.de Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement www.b-b-e.de Das Jugendportal des deutschen Bundestages www.mitmischen.de
Hans-Peter Bergner Hans-Peter Bergner ist Leiter vom Referat Jugend beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Joy Denalane Joy Denalane, Tochter einer deutschen Mutter und eines südafrikanischen Vaters, ist wohl die bekannteste deutsche Soul- und R‘n‘B-Sängerin. Sie war lange Zeit das Gesicht der deutschen Aidshilfe.
Jens Kruppa Jens Kruppa ist ein bekannter deutscher Schwimmer mit zahlreichen nationalen und internationalen Meistertiteln. Er engagiert sich für sportbegeisterte Jugendliche und arbeitet mit im Präsidium des Sächsischen Schwimmverbandes.
Ute Bertel
Leo Busch
Ute Bertel ist Mitglied des Sprecherrates vom Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement und Gesamtkoordinatorin zur Förderung bürgerschaftlichen Engagements der Landeshauptstadt München.
Es begann ganz harmlos mit ein paar Radio-Reportagen, aber heute ist Leo Busch Vollblut-Journalistin und n-tv-Moderatorin. Sie gewann den Deutschen Fernsehpreis 1999 in der Kategorie „Beste Moderation einer Informationssendung“.
Vera Fischer
Dr. Olaf Hahn
Vera Fischer ist Projektleiterin von Civil Academy. Das ist ein Trainingsprogramm für junge Menschen, das wirtschaftliches und ehrenamtliches Engagement miteinander verknüpft.
Dr. Olaf Hahn ist Leiter des Programmbereichs Gesellschaft und Kultur bei der Robert Bosch Stiftung, die das SPIESSER - Spezial „Engagierte Jugend – 100 aktive Jugendliche in Deutschland“ unterstützt.
Sebastian Schlüter Sebastian Schlüter ist Vorsitzender des Ehemaligennetzwerkes Grenzenlos e.V. und verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit einer Organisation, die Freiwilligendienste vermittelt.
Freiwilligenkolleg 2009
Civil Academy
Das Kolleg fördert jährlich in drei einwöchigen Seminaren 20 junge Erwachsene, die sich durch besondere Fähigkeiten und freiwilliges Engagement auszeichnen.
Angebot Zehn Tage Training im Projektmanagement
Ziel des Kollegs: Ehemalige Freiwillige für ehrenamtliches Engagement und Beruf zu qualifizieren. Die Teilnehmer trainieren ihre Fähigkeiten in Projektentwicklung, Budgetierung, Marketing, Mitteleinwerbung, Öffentlichkeitsarbeit, Rhetorik und u.v.m.
Die „Civil Academy“ unterstützt euch, eine Idee für ehrenamtliches Engagement erfolgreich umzusetzen. Die drei Wochenenden bieten Vorträge, praktische Übungen und Zeit für die Arbeit am eigenen Projekt. Das Besondere: Experten der Deutschen BP AG und dem nichtkommerziellen Bereich unterrichten gemeinsam. Professionelles Know-How von zwei Seiten.
Bedingung Abschluss eines Freiwilligendienstes (wie FSJ, FÖJ, Anderer Dienst im Ausland, u.a.)
Bedingung Eine konkrete Projektidee
Bewerbungsschluss ist der 27.10.2008.
Bewerbungsschluss ist der 13. Juli 2008
Infos zur Bewerbung www.freiwilligenkolleg.de Tel . (030) 290 492 13
Infos zur Bewerbung www.civil-academy.de Tel . (030) 629 80 – 116 / 117
Bücher
Impressum
Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft www.dlrg.de
Ehrenamt. Marcus Buchholz, Lutherisches Verlagshaus, 2006.
Deutscher Bundesjugendring www.dbjr.de
Das TeamerHandBuch. Olaf Trenn, Gütersloher Verlagshaus, 2004.
Das SPIESSER-Spezial wurde von der Robert Bosch Stiftung unterstützt (www.robert-bosch-stiftung.de). Herausgeber SPIESSER − die Jugendzeitschrift im Auftrag vom Medienkulturhaus e.V.
Ehrenamtliche Mitarbeit organisieren. Mona Schöffler, Vincentz Network, 2006.
Projektleitung Anja Neufert, 0351-31540564
Ehrenamt und Erwerbsarbeit. Susann Mühlpfordt, Hampp u. Mering, 2006.
Redaktion Robert Kaak
Ehrenamt attraktiv gestalten. Ronald Wadsack, WRS, 2003.
Autoren Anastasia Bass, Nele Fischer, Eric Hähnel, Anne Hähnig, Sandra Kühnel, Rick Noack, Hannes Petzold, Hannah Seichter, Björn Urbansky Mitarbeit Mario Cetti,Jörg Flachowsky, Julia Karnahl, Cornelius Pollmer, Nico Wehner Fotos Frank Dünzl, Klaus Gigga, Marcus Lechner, Jann Wilken Gestaltung und Satz Ronny Pietsch
Greenpeace www.greenpeace.de Jugendfeuerwehr www.jugendfeuerwehr.de Jugend für Europa www.webforum-jugend.de Jugend hilft www.jugendhilft.de Jugendpresse Deutschland www.jugendpresse.de Jugendrotkreuz www.djrk.de Naturschutzbund Deutschland www.nabu.de Pfadfinder www.pfadfinder-treffpunkt.de Schule ohne Rassismus www.schule-ohne-rassismus.org Schüler helfen leben www.schueler-helfen-leben.de/newsite/home Servicestelle Jugendbeteiligung www.jugendbeteiligung.info
Freiwilligenarbeit. Doris Rosenkranz, Juventa, 2002. Ehrenamtliches Engagement heute. Albert Wohlfahrt, Echter, 1997. Ehrenamtlich helfen. Karin Stiehr, Nomos, 2003.