Herbst 2020 Nr. 186 SPIESSER.de
ZT ER JET S S E I SP IKTOK T F U A AUCH e
ser.d @spies
Arbeitstitel
Mine hatte gar nicht vor, Künstlerin zu werden. Wie es dann doch dazu kam und wie viele Hochzeits-Gigs auf dem Weg lagen, erzählt sie in der Kissenschlacht. Seite 12
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Titelstory
Experteninterview
Smartphone, Kopfhörer, Fotodrucker,
Über Arbeit und Leidenschaft
zum Thema „New Work“
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Inhalt
Eine Welt im Wandel
Es gibt Menschen, die wissen schon von Kindesbeinen an, was sie sein wollen, wenn sie „mal groß sind“. Andere hingegen landen eher zu�ällig in ihrem Job und machen dann trotzdem Karriere. Dabei verändert sich die Arbeitswelt permanent, indem neue Beru�s�elder entstehen, An�orderungen sich verändern oder Pandemien ausbrechen. Zwischen Bewerbungen und Traumjobs wer�en wir in dieser Ausgabe einen Blick au� die Welt der Arbeit.
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Sei leidenschaftlich! Und kompatibel Modernes Bewerben und seine Tücken.
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Muss ich für meinen Job brennen? Was passiert, wenn Arbeit zur Herzensangelegenheit wird?
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Außerhalb des KopfUniversums Kissenschlacht mit Sängerin Mine.
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Traumjob? Einmal updaten, bitte! Wenn ich mal groß bin … Was wollen Kinder heute werden?
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Zeit ist mehr als Geld „New Work“-Expertin Roda Müller-Wieland im Interview.
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Frische Finanzbrise Finanzberater Paul erzählt von seinem Job beim Finanzamt Dresden.
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Kreuzworträtsel Smartphones, Kopfhörer, Fotodrucker, Puzzles ...
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Malen nach Zahlen ... Getränke, Spiele, Filme und Musikalben gewinnen!
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Euer Feedback Auszeit bitte!
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Kolumne
Sei leidenschaftlich! Und kompatibel. Wer Bewerbungen schreibt, steht unter immensem Druck. Die eigenen Fähigkeiten müssen in kürzester Form präsentiert werden. Immer ö�ter geht es dabei aber scheinbar noch um etwas anderes – darum, besonders verliebt in seinen Job zu sein.
Beschreibe deinen Charakter in einem Tweet! Was sind deine Gedanken zu Social Media? Was hat dich zuletzt vollau� begeistert? Vor diesen und anderen Fragen sitze ich bereits den gesamten Vormittag. Ich habe schon ange�angen, mir nervös die Schlä�en zu massieren, obwohl das wirklich nur in Filmen gegen Kop�schmerzen hil�t. Man könnte meinen, ich erstelle ein Pro�il �ür eine Dating-Website – tatsächlich aber bewerbe ich mich au� einen journalistischen Ausbildungsplatz. Und das bereitet mir mehr Kop�zerbrechen als meine Abiturprü�ung in Mathe. Au� der Website des Unternehmens sah das alles noch ganz ein�ach aus. In lockerem Stil wurde ich darum gebeten, ein bisschen was über mich zu erzählen. In einem Motivationsschreiben au� einer Seite und einem kurzen, einminütigen Video seien meiner Kreativität dabei keine Grenzen gesetzt. Dabei ginge es au� keinen Fall darum, meine Editing Skills oder mein teures Equipment unter Beweis zu stellen, sondern einzig und allein darum, dass meine Leidenscha�t �ür das Thema zum Tragen käme. So weit, so ein�ach, denke ich. Ein wenig über mich selbst reden bekomme ich schon hin. Drei Stunden später kommen mir die Wörter „Leidenscha�t“ und „Kreativität“ wie Chi��ren �ür „Disziplin“ und „Biegsamkeit“ vor. Zum richtigen Maß an Leidenscha�t scheint nicht nur zu gehören, keine der überaus ge�ährlichen Lücken im Lebenslau� zu haben. Ich muss zusätzlich beweisen, dass ich mein gesamtes Leben lang au� nichts anderes hingearbeitet habe als diesen Moment. Leidenscha�t wird dabei zur zwangha�ten Maxime. Und mein Motivationsschreiben, das ich mir zusammenschustere, zu einer Fiktion. Die versucht entspannt �ormulierte Stellenausschreibung, in der das Unternehmen wie der Kumpel von nebenan daherkommen will, verschleiert den Konkurrenzdruck. Es geht dabei nämlich nicht wie behauptet darum, mich besser kennenzulernen, sondern meine Bewerbung möglichst schnell aussortieren zu können.
Tex t vo n Ve ro ni k a H o � mann, 25,
liest und schreibt wissenschaftlich, journalistisch, literarisch und versucht dabei zu verstehen.
Dass es dabei auch um meine Leidenscha�t �ür die Sache gehen soll, kann ich ja verstehen. Kein Unternehmen möchte Menschen einstellen, die keine Lust au� ihre Arbeit haben. Das Problem ist: Woran soll diese gemessen werden? An der Menge an unbezahlten Praktika, die ich mir leisten konnte? An einem möglichst virtuos �ormulierten Anschreiben? Darin kann ich behaupten und mich verbiegen, wie ich möchte. Ich muss es sogar. Denn was ist, wenn ich mich aus dem Grund bewerbe, aus dem sich die meisten Menschen bewerben: um schlicht und ein�ach Geld zu verdienen mit einer Tätigkeit, �ür die man ausgebildet wurde? Nicht jede Person geht voll und ganz in ihrer Arbeit au�. Nicht jede Person will das. Nicht �ür jeden bedeutet der eigene Job absolute Selbstverwirklichung. Und das sollte �ür ein Unternehmen in bester Ordnung sein, solange die jeweilige Person die richtigen Fähigkeiten und den Willen hat, um ihren Job zu erledigen.
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Titelstory
Muss ich fĂźr meinen Job brennen?
Studien zeigen: Wer gerne zur Arbeit geht, ist engagierter, macht mehr �berstunden und wechselt seltener den Job. Warum also nicht das Hobby zum Beru� machen? SPIESSER-Autorin Lisa hat Menschen getro��en, die ihr Herz in den Beru� gesteckt haben, und herausge�unden, warum zu viel Leidenscha�t auch nach hinten losgehen kann.
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Titelstory
„Warum willst du hier arbeiten?“ Mein Che� sieht mich streng an. Ich blicke an ihm vorbei und au� die Menschen hinter der Theke. Ich, damals keine 18, will Geld verdienen und �rei sein. Wo, ist mir eigentlich egal. Bei ihm kann ich Milchschaum schlagen und irgendwie soll ich ihm begründen, warum ausgerechnet sein Ca�é mein „place to be“ sein soll. Früh habe ich gelernt, wie wichtig die richtige Motivation bei Bewerbungen ist. Immer sollte dieses oder jenes Unternehmen genau das sein, au� das ich mein (bis dahin noch kurzes) Leben lang gewartet hatte und �ür das ich brennen würde. Ja klar, aber da�ür muss ich doch erstmal an�angen. Spaß vs. Gehalt Google ich nach Stellenanzeigen, bekomme ich regelmäßig den Eindruck, ich hätte mich in der Rubrik vertan. Es ist, als bewerbe man sich nicht �ür einen Job, sondern �ür einen neuen Freundeskreis. Ein Callcenter sucht Mitarbeitende, die „Spaß an der tele�onischen Beratung“ haben, ein kommerzieller WG-Anbieter sucht Hausmeister, die handwerklich begabt sind und „Spaß an solchen Au�gaben“ haben. Wer arbeiten will, muss neben Quali�ikationen die richtige Portion Spaß mit zur Arbeit bringen – und erwartet das von sich vielleicht auch selbst. Für eine Studie haben das Jobportal Indeed und das Markt�orschungsinstitut YouGov mehr als 2000 Arbeitnehmende in Deutschland be�ragt. Demnach sehen neun von zehn Arbeitnehmenden im Job Spaß an erster Stelle, noch vor dem Gehalt und Selbstverwirklichung. „Das Selbstverständnis von Arbeit hat sich verändert, heute wollen Menschen einen Job, der sie er�üllt“, sagt die Sozialwissenscha�tlerin Annina Hering, die an der Studie mitgeschrieben hat. In meinem Freundeskreis haben die ersten ihren Vollzeitjob angetreten, andere wissen
Für Geld sollte man nur das tun, was man ohne Geld auch tun würde. noch nicht so recht, wo es hingeht, aber alle �ragen wir uns gegenseitig: Was möchtest du machen? Bist du glücklich? Wie wird es später, wenn wir zwanzig, dreißig Jahre in
einem Job gearbeitet haben, um das große Wort Er�üllung bestellt sein? Ein Beruf, der Halt gibt Ronald Steiner hat sie ge�unden, seine Er�üllung, und zwar im Yoga. Vor sieben Jahren hat der 43-Jährige sein Hobby zum Beru� gemacht. Der Mann mit der Glatze, vollem Kinnbart, stahlblauen Augen und sehnigem Körper ist in Deutschland einer der bekanntesten Vertreter des Ashtanga-Yoga, eine Yoga-Art, die an Akrobatik erinnert und mit jeder Menge Schweiß verbunden ist. Sein Studio ist hell und still, bunte Tücher hängen an der Wand, ein paar Paletten sind zu einer Art Altar au�gestellt. Darau� meditiert ein Abbild der hinduistischen Gottes�igur Shiva. Bis vor sieben Jahren war Steiner Arzt in Vollzeit. „Die klassische Medizin hat mir Spaß gemacht, aber Yoga war mir immer wichtiger“, so Steiner. Sein jetziger Beru� jetzt sei sein „Dharma“, sagt Steiner. Er hat eine extrem ruhige Art zu sprechen. Ich kann mir vorstellen, dass einige Menschen hier ihr „Dharma“ �inden könnten, im Yoga oder auch im Sport generell. Nur die wenigsten können aber davon leben. „Dharma“ ist ein Ausdruck aus der indischen Philosophie, der so viel wie „Halt“ bedeutet. Jeder Mensch müsse �ür sich sein „Dharma“ �inden, sagt Steiner, das könne theoretisch in jedem Beru� passieren. „Für Geld sollte man nur das tun, was man ohne Geld auch tun würde“, so seine Devise. „Wer in seinem Beru� sein ‚Dharma‘ nicht mehr �inden kann, sollte besser den Job wechseln.“
Eine weitere Erkenntnis der Studie von Indeed und YouGov: �ber 70% der 18- bis 24-jährigen Be�ragten wollen sich weiterbilden können, also neues Wissen und Quali�ikationen gewinnen.
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Arbeit und Leidenschaft
Übergangsjobs als Kompromiss Das klingt ein�acher, als es ist. Gäbe es bestimmte Beru�sgruppen ein�ach nicht mehr, wenn alle Unglücklichen so�ort den Job wechseln würden? Nehmen wir die P�lege. Kaum eine Branche stand in den letzten Monaten so o�t in den Schlag zeilen. Es gibt zu wenig Menschen, die Krankenp�legerinnen und Krankenp�leger werden wollen, gleichzeitig ist der Bedar� riesig. Anne, 31, hat mehrere Jahre als Krankenp�legerin gearbeitet und möchte nun zur Goldschmiedin umsatteln. „Ich wollte damals Krankenp�legerin werden, um Menschen zu unterstützen. Aber dann wurde die Diskrepanz immer größer zwischen meinen Werten, wie ich Menschen p�legen möchte, und der Realität“, sagt sie. „Der Stress war extrem und bei einigen Kolleginnen und Kollegen �ehlte au� die Dauer die Empathie zu den Behandelten.“ In meinem Um�eld gibt es viele junge Beru�seinsteigerinnen und -einsteiger, die erstmal einen Job angenommen haben, um überhaupt eine Arbeit zu haben und das als Kompromiss sehen. Larissa ist 24 und hat ihren Master in England gemacht. Ihren Traumjob sieht sie an der Uni. Um in der Zwischenzeit weiter in England bleiben zu können, arbeitet sie als Schuldeneintreiberin �ür ein Unternehmen und tele�oniert acht Stunden täglich Leuten hinterher. Glücklich ist sie mit dem Job nicht, aber sie schätzt ihr Kollegium. „Ich versuche, mir in der Freizeit schöne Erlebnisse einzurichten“, sagt sie mir. Sie tri��t sich mit Freunden, geht klettern, ins Theater, an die �rische Lu�t. Eine Bekannte arbeitet bei einem großen deutschen Flugzeugbauer und möchte wechseln. In ihrer Stelle mit Routinearbeit sieht sie sich als Maschinenbauingenieurin eigentlich unter�ordert. Sie sucht Heraus�orderungen, glaubt jedoch, dass der Job eine Tür in das Unternehmen au�stößt. Sinnsuche als Privileg Ich ertappe mich selbst dabei, wie ich Menschen �rage, ob ihnen ihre Arbeit denn „Spaß“ mache. Oder ob sie nochmal wechseln wollten. „Den gesamten Sinn in der Arbeit zu suchen, ist ein Privileg und Luxus, den wir heute haben, weil Generationen vorher ihn erwirtscha�tet haben“, sagt Falk Eckert, Arbeitssoziologe vom Institut �ür sozialwissenscha�tliche Forschung (ISF) in München. „Ein Großteil der Menschen
weltweit hat dieses Privileg nicht.“ Auch in Deutschland gibt es mit Blick au� die Arbeit in verschiedenen Milieus unterschiedliche Werte. Für die Studie Migranten als Journalisten wurden Oberstu�enschülerinnen und -schüler über ihre Einstellungen zur Beru�swahl ge�ragt. Das Ergebnis: Schülerinnen und Schüler mit sogenanntem Migrationshintergrund streben eher eine beru�liche Zukun�t an, die ein hohes Gehalt und gute Au�stiegschancen bietet. Je nach dem Verlau� des eigenen Lebens oder dessen der Eltern ist Sicherheit weiterhin ein Faktor �ür die Beru�swahl. Allerdings ist seit den 70er und 80er Jahren und im Zuge der „Individualisierung“ die Frage nach dem individuellen Sinn in der Arbeit wichtiger geworden. „Der einzelne Mensch beginnt, sein Leben entkoppelt von größeren Gruppen zu planen. Die Familie als Zentrum verliert an Bedeutung. Es liegt an uns, herauszu�inden, was wir wollen und wie“, erklärt der Arbeitssoziologe. Die Verantwortung �ür den Er�olg und das Glück im Job liegen gleichzeitig zunehmend bei uns selbst. „Wir sind heute schon �ast gezwungen, einen eigenen Weg zu �inden. Und wer sich in seinem Job Im vergangenen halben Jahr wurden die hohe Arbeitsbelastung und die niedrigen Löhne im P�legebereich besonders deutlich – trotz „Systemrelevanz“.
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Titelstory
nicht wohl�ühlt, sei selber schuld, signalisiert uns die Gesellscha�t.“ Eine Freiheit, die uns ein Stück weit von uns selbst abhängig macht. 60 Jahre Schuhe flicken Georg Jitaru hat nie hinter�ragt, ob er nicht auch etwas anderes hätte werden können. Er sitzt an seiner alteisernen Nähmaschine, tritt das Pedal und schießt die kleine Nadel durch das aschblaue Leder �einer Damenschuhe. Jitaru ist 87 Jahre alt und seit über 60 Jahren näht, �lickt, repariert, klebt oder poliert er Schuhe. Wenn man ihn nach seinem Beru� �ragt, lehnt er sich zurück, ö��net die Arme und weist au� die kleine Schusterei um ihn herum. Ein vollgestellter Raum mit hunderten Miniaturschuhen aus aller Welt in Regalen au�gereiht neben Lederrollen und Garn. Seine Frau Emilia sitzt au� einem Stuhl und blickt hoch au� den Fernseher, der von der Decke hängt. Jitaru sagt: „Ich liebe meinen Beru�.“ Und seine Frau kommentiert aus dem Hintergrund: „Es ist wie ein Hobby.“ Sie begleitet ihn jeden Tag, schau�elt nach Ladenschluss den Staub vom Lederschnitt aus der Fräsmaschine. Nachmittags kochen sie hier zusammen, essen, reden, arbeiten.
Aus dem Brennen für einen Beruf kann auch ein „Verbrennen“ werden mit Stress und Burn-Out. „Am Wochenende sitze ich zu Hause und warte darau�, dass es Montag wird“, sagt der alte Schuster. Das Schönste sei der Blick des Kunden au� einen Schuh, den er geschustert hat. „Wenn der Kunde zu mir kommt und sagt: Ooh!“ Sein Beru� sei „golden“, sagt der 87-Jährige, der als Jugendlicher von seinem Vater das Handwerk in Rumänien lernte. „Ich wollte Lok�ührer werden. Dann hat mein Vater mich mitgenommen und gesagt: Das hier ist dein Beru�.“ Da war Jitaru 16. Er habe das Schustern ausprobiert und sei dabeigeblieben. Ob er glücklich ist? „Ich bin glücklich, wenn ich gesund bin“, sagt er und schnaubt. Er überlegt. „Jeder Beru� ist schön, wenn er mit Liebe gemacht wird.“ Jitaru kramt ein Foto aus einer Schublade.
„Mach dein Hobby zum Beru�, dann musste du nie wieder arbeiten“, heißt es in zahlreichen In�luencer-Ratgebern. Aber kann man seine Arbeit mit zu viel Leidenscha�t ausüben? Es zeigt ihn mit einem noch älteren Mann in einer Schusterei. „Als ich ihn getro��en habe, war er hundert Jahre alt und hat noch Schuhe repariert.“ Auch Georg Jitaru möchte arbeiten, bis er hundert ist. Mehrere Arten von Freude Auch das gibt es. Menschen, die ohne ihre Arbeit nicht komplett zu sein scheinen. Ich arbeite, also bin ich. „Die moderne Gesellscha�t, wie wir sie in den westlichen Ländern kennen, ist eine Arbeitsgesellscha�t“, sagt Arbeitssoziologe Eckert. „Arbeit ist ein zentraler Punkt �ür die soziale Position in unserer Gesellscha�t. Arbeit bring uns Anerkennung, Wertschätzung. Es geht nicht ohne.“ Nur der Anspruch an das, was Arbeit �ür uns sein soll, habe sich in den letzten �ün�zig Jahren verändert. „Viele klassische Arbeiter hatten gar nicht die Freiheit dazu, sich aktiv �ür einen Job zu entscheiden. Sie mussten arbeiten, um Geld zu verdienen.“ Aber auch da stellten sich Menschen die Frage nach Sinn und Nutzen ihrer Arbeit. „Es gibt den Arbeiterstolz, darau�, wie ein Zahnrad eine Funktion in einer Produktion zu haben. Freude an der Arbeit muss nicht heißen, jeden Tag mit Vor�reude in den Tag zu starten.“ Natürlich ist es am schönsten, wenn wir unsere Arbeit mit Leidenscha�t ver�olgen und wenn beide Seiten davon pro�itieren, also der Arbeitgeber, aber auch die Beschä�tigten. „Problematisch ist es allerdings,
wenn eine �beridenti�ikation mit Arbeit einhergeht“, so Eckert. Für seine Dissertation hat der Soziologe mit So�twareexperten in Start-ups gesprochen. „Gerade Beru�seinsteigerinnen und -einsteiger waren viel eher bereit, mehr eigene Lebenszeit in die Arbeit zu investieren.“ Aus dem Brennen �ür einen Beru� könne auch ein „Verbrennen“ werden mit Stress und Burn-Out. Wer regelmäßig mit Magengrummeln in die Arbeit gehe, sollte über einen Wechsel nachdenken. „Wenn Beschä�tigte �ür ihre Arbeit brennen, sind sie auch eher dazu bereit, Bedingungen au� sich zu nehmen, die echt nicht okay sind“, so Falk Eckert. Dazu zählen geringere Gehälter, be�ristete Beschä�tigungen oder mehr als die vertraglich vereinbarten Arbeitszeiten. Selbst das Hobby als Beru� ist keine Garantie �ür Glück. „Warum konzentrieren wir uns so au� die Arbeit?“, überlegt Eckert. „Es gibt ja auch genug sinnvolle Tätigkeiten neben der Arbeit und ohne Geld.“ Gerade neue Arbeitsmodelle, wie eine 4-Tage-Woche oder reduzierte Stunden, könnten uns Zeit geben �ür mehr soziales Engagement oder �ür Tätigkeiten, „die auch mal völlig sinn�rei, aber ein�ach glückbringend sein können“.
Text un d Foto von Lis a Paus ch, 26,
sieht sich als freiberufliche Journalistin in einem dieser Leidenschaft-Jobs.
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Arbeit und Leidenschaft
Es mag nicht das beste Beispiel da�ür sein, was gängig unter „Work-Li�e-Balance“ verstanden wird. Georg Jitaru ist trotzdem glücklich damit, wie sein Leben und Arbeiten ineinandergrei�en.
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Kissenschlacht
Außerhalb des Kopf-Universums
Die Sängerin Mine wurde �ür den Deutschen Musikautorenpreis der GEMA in der Kategorie „Text Chanson/Lied“ nominiert. Dabei hatte sie gar nicht vor, Künstlerin zu werden, es war nicht in ihrem „Kop�-Universum“. Wie es dann doch dazu kam und wie viele Hochzeits-Gigs au� dem Weg lagen, erzählte sie SPIESSER-Autorin Frieda. Mine, was war eigentlich dein Traumberuf als Kind? Das hat ständig gewechselt. Also ganz am An�ang wollte ich immer Friseurin werden, denn meine Verwandten in Norditalien sind alle Friseure. Aber damals hieß es dann, dass ich einen „anständigen“ Beru� ausüben sollte. Deswegen wollte ich eine Weile lang Anwältin werden und dann Lehrerin, weil ich dachte, dass ich’s besser kann als die Lehrer, die ich hatte. Das hat aber wegen der Au�nahmeprü�ung nicht geklappt … … und jetzt lebst du den Traum, den viele haben: Musikerin als Beruf. Ab wann war für dich klar, dass du professionell Musik machen möchtest? Ziemlich spät. Ich hatte auch nicht vor, Künstlerin zu werden, sondern wusste nur, dass ich etwas mit Musik machen werde. Ich komme aus einem relativ kleinen Dor� und ich kannte niemanden, der beru�lich Musik machte, deswegen war das �ür mich nicht in meinem Kop�-Universum drin. Dann habe ich mich au� das Jazz-Studium beworben, aber ich hatte nicht das Ziel, damit Geld zu verdienen. Ich hatte eher den Plan, eine Gesangsschule au�zumachen. Umso schöner, dass ich jetzt meine eigene Musik machen dar�. Da�ür bin ich sehr dankbar. Wie war dann dein Sprung vom Studium ins Arbeitsleben? Es gibt �ür mich als nicht-klassische Musikerin keine Möglichkeit, angestellt zu werden und kreativ zu arbeiten. Deswegen habe ich auch schon mit 18 Cover-Gigs au� irgendwelchen Dor��esten gespielt. Ich habe zehn Jahre Covermusik gemacht. Super �and ich das nicht, aber es hat mich au� jeden Fall geschult, was die Bühne angeht. Aber irgend-
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lorem ipsum
Nach dem Er�olgsalbum Klebstoff arbeitet Mine aktuell an ihrem neuen Album, das 2021 erscheinen wird. Im Herbst 2021 wird sie auch au� Tour gehen. wann hatte ich dann echt keine Lust mehr, denn das ist o�t Bespaßung von betrunkenen Menschen. Und nach der 5000. Hochzeit ist es dann auch gut, da kommen auch keine romantischen Feelings mehr au�. (lacht) Währenddessen habe ich mein Geld, welches ich damit verdient habe, in ein anderes Projekt gesteckt, und das hat sich langsam entwickelt. Irgendwann habe ich gemerkt: „Oh, ich habe in dem letzten halben Jahr keinen Cover-Job gespielt!“ Meine Miete bekam ich trotzdem irgendwie zusammengekratzt. Es war ein schleichender Prozess.
die sind ganz neu und �angen gerade erst an. Wir haben eine Session gemacht, in der es eigentlich darum ging, dass ich zeige, wie man Songs produziert, aber diese Session hat mich mindestens genauso inspiriert.
Du warst als Dozentin tätig. Könntest du dir vorstellen, das wieder zu machen? Ja klar, ich �inde es voll cool, mit Leuten zusammenzuarbeiten. Vor allem, wenn sie erwachsen sind. Ich mache manchmal noch Bandpool-Coaching an der Pop-Akademie und das mache ich auch sehr gerne. Ich bin zwar älter als die Bands, mit denen ich zusammenarbeite, aber das ist der einzige Unterschied. Wir können kreativ voneinander lernen. Letzens habe ich mich mit einer Band getro��en, die heißt Mahendra,
Welche Möglichkeiten gibt es denn, ohne ein Studium, wie in deinem Fall, ins Musikbusiness einzusteigen? Das ist komplett verschieden, egal, wen du �ragst – jeder erzählt dir eine andere Story. Da gibt’s keinen Weg, der richtig oder �alsch ist. Das ist immer ein Zusammenspiel aus Fleiß, Talent natürlich, das spielt schon eine Rolle. Vor allem aber auch Willenskra�t und Glück. Man muss auch genremäßig in einem Stil unterwegs sein, von dem man das Ge�ühl hat, dass die Leute das auch hören.
Ich bin ein großer Gegner von Casting- Sachen, […] denn das hat nichts mit Kultur zu tun.
Wenn da keine Leute da sind, die darau� stehen, dann wird’s ein�ach schwierig. Gleichzeitig muss man auch versuchen das nach außen zu tragen und die Leute zu erreichen, scheißegal wie. Ich bin ein großer Gegner von Casting-Sachen, muss ich ehrlich gestehen, denn das hat nichts mit Kultur zu tun. Das ist eine reine Unterhaltungsshow und da geht’s um die Unterhaltung, nicht um die Musik. Ich glaube auch nicht, dass das lang�ristig ein Weg ist, den man einschlagen sollte, wenn man ernstha�t vorhat Musikerin oder Musiker zu werden. Außerdem sollte man unbedingt mit Menschen zusammenarbeiten und sich die richtigen aussuchen. Allein ist es wirklich sehr schwer.
Das Video zur Kissenschlacht mit Mine gibt’s au� youtube.com/SPIESSER
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Kissenschlacht
Mine heißt Jasmin Stocker und hat sich mit ihrem Herzensprojekt OrchesterKonzert in der deutschsprachigen Musikszene einen Namen gemacht, da sie dieses eigenständig auf die Beine stellte, durch Crowdfunding finanzierte und von vielen bekannten Musikern wie Fatoni, Edgar Wasser und Bartek (Die Orsons) unterstützt wurde. Sie hat in mehreren Features mitgewirkt, war als Gesangsdozentin tätig und unterstützt auch heute noch junge Künstler mit Bandcoachings. Für den Song 90 Grad auf ihrem letzten Album Klebstoff wurde sie mit dem Listen To Berlin Award ausgezeichnet.
Du wurdest für den Deutschen Musikautorenpreis der GEMA in der Kategorie „Text Chanson/Lied “ nominiert. Dazu sagtest du, dass du es „immer noch positiv absurd “ findest, dass deine Musik „ernsthaft so angenommen wird “. Wie hast du das gemeint? Ich mache Musik jetzt schon sehr lange und ich habe nicht den Blick von außen. Man sieht sich selbst ja auch beim Wachsen nicht so zu. Ich bin jetzt für irgendwelche Preise nominiert und daneben sind Künstler und Künstlerinnen, die ich voll krass feiere, und wenn ich mich dann da einreihe, dann finde ich das so absurd. Wenn ich jetzt für so was Krasses wie diesen Preis nominiert werde, dann ist das der Wahnsinn, denn ich schreibe ja auch alles selber. Dass andere das so sehen, ehrt und freut mich voll, aber es überrascht mich auch. Deine Songs haben Tiefgang und eine klare Message – worauf achtest du denn beim Songwriting? Dass es mich kickt. Alles andere ist mir egal. Ich bin gerade mitten im Schreiben und es ist eigentlich die anstrengendste Phase, denn da muss man alles an Emotionen hochholen und es zulassen. Das ist mir das Wichtigste. Ich habe jetzt gerade so einen Song gemacht, der ist eigentlich voll cheesy. Als ich ihn fer-
Nun steht es �est: Der Deutsche Musikautorenpreis wird am 25. März 2021 verliehen. Wir drücken Mine die Daumen! tig hatte, wusste ich, dass den viele nicht so gut �inden werden, aber wenn ein Song �ür mich gut ist, dann ist mir das egal. Das will ich mit jedem Song haben, denn dann �ühle ich mich sa�e. Wie politisch darf denn deine Musik für dich sein? Voll politisch. Ich habe auch gerade das Ge�ühl, dass ich unbedingt viele politische Sachen schreiben will, denn au� der Welt passiert gerade sehr viel: der Rechtsruck, LGBTQ-�reie Zone in Polen, Menschen, die warten, nach Europa zu dür�en. Das macht mich total �ertig und hil�los. Das nimmt mich emotional mit und deswegen habe ich das Ge�ühl, darüber schreiben zu wollen.
Ich gehe ein bis zwei Mal die Woche auf Konzerte. Deswegen bin ich nach Berlin gezogen. Ich gucke gerade, wie ich das hinbekomme, denn es wäre ein neuer Step �ür mich. Und es ist auch ein�ach wichtig. Gehst du eigentlich noch auf Konzerte, in die Oper, Musicals, …? Ja andauernd, ein bis zwei Mal die Woche gehe ich au� Konzerte. Deswegen bin ich auch nach Berlin gezogen, weil hier jeden
Tag Konzerte sind, und ich persönlich gehe sehr gerne au� die ganz kleinen. Ich �inde es auch wichtig, dass man das als Künstler tut. Wenn man das nicht macht, bleibt man irgendwann stehen und dann dreht man sich um sich selbst.
Text von Frieda Rahn , 22,
hält sich durch Kissenschlachten und das Lesen von schweren Büchern fit. Fotos von Chris tian S chn eide r,
Berliner Fotograf und Filmemacher, Mine-Fan der ersten Stunde.
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Exkurs
Traumjob? Einmal updaten, bitte!
Ganz selbstverständlich durchleben besonders wir, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die Technologisierung unseres Alltags. Doch wenn wir in die Zukun�t blicken, klammern wir uns paradoxerweise an verstaubte Beru�sbilder: Lehrer, Arzt, Mechaniker … Warum verschließen wir gerade bei der Beru�swahl die Augen vor der Digitalisierung 4.0?
„Hil�e, mein Kind will YouTuber werden!“ Möglicherweise war das der Gedanke von Auroras Mutter und Vater, als die Neunjährige ihnen ihre Zukun�tspläne o��enbarte. Sie und vierzig andere Kinder und Jugendliche aus der dritten und el�ten Klasse zweier Fuldaer Schulen habe ich zu ihren Traumjobs be�ragt. In Auroras Fall hätten ihre besorgten Eltern im Internet zahlreiche Ratgeber und Artikel ge�unden, um mit den neuartigen Beru�swünschen ihres Nachwuchses umzugehen. Gerade �ür viele sogenannte Digital Immigrants, also �ür Personen, die nicht mit digitalen Medien großgeworden sind, bietet das Internet einen Raum, um Hobbys nachzugehen und Kontakte zu p�legen, aber sicher keinen Schlüssel zum Arbeitsmarkt. Doch die Be�ürchtung, dass ihr Kind seinen YouTubeIdolen nachstreben und womöglich „nichts Ordentliches“ lernen könnte, scheint unbegründet. Denn Aurora hat relativ schnell selbst die Er�ahrung gemacht, dass das Leben als Reise-Bloggerin oder InstagramIn�luencerin nicht weniger mit Stress und Arbeit verbunden ist als Beru�e außerhalb der digitalen Welt. „Ich habe ein paar Videos hochgestellt, aber dann gemerkt, dass das gar nicht so ein�ach ist. Deshalb möchte ich jetzt �rztin werden“, erklärt sie mir kurz und knapp ihren pragmatischen Sinneswandel. Dabei ist die Grundschülerin keines�alls die Einzige, die sich im Ende��ekt doch wieder �ür einen klassischen Beru� entscheidet. Die Antworten, die ich in den beiden Schulen erhalten habe, decken sich größtenteils mit den Ergebnissen einer Studie der Organisation �ür wirtscha�tliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die Ende Januar 2020 au� dem Weltwirtscha�ts�orum
vorgestellt wurde. Da�ür wurden weltweit insgesamt 500.000 junge Menschen zu ihren Beru�svorstellungen be�ragt, in Deutschland nahmen über 5000 15-Jährige teil. Das Fazit der OECD? Obwohl die jüngeren Generationen von klein au� mit Smartphone, Internet und Social Media au�gewachsen sind, spielt die Digitalisierung beim Thema Beru�swahl nur eine untergeordnete Rolle. Stattdessen bevorzugen sie etablierte
Je älter die Schülerinnen und Schüler werden, desto mehr brechen die Rollenbilder auf, dennoch bleibt die Orientierung am Familienund Bekanntenkreis.
und traditionelle Lau�bahnen. Folglich gibt es in den Top Ten der Beru�e nur wenige �berraschungen und kaum Viel�alt. Nur Deutschland und �sterreich heben sich ab, da sich am Ende der Liste auch etwas außergewöhnlichere Beru�swünsche wie Designer (Platz 9, Mädchen) oder Pro�isportler (Platz 10, Jungen) tummeln. Die ewigen Geschlechterrollen Au��ällig ist auch, dass sich Rollenbilder zwischen Mann und Frau immer noch deutlich im beru�lichen Werdegang widerspiegeln. Während Mädchen zu einem Großteil sozialen Tätigkeiten nachgehen wollen, bei denen Fürsorge und Kommunikation im Mittelpunkt steht, liebäugeln Jungen mit technischen Beru�en oder Jobs, in denen sie die Beschützer�unktion einnehmen
können. „Ich will mit der Pistole schießen und schnelle Autos �ahren, deswegen weiß ich noch nicht, ob ich Sanitäter oder Polizist werden will“, überlegt Gerrit aus der 3a der Adol�-von-Dalberg-Schule Fulda und grei�t damit Top 4 der männlichen Beru�swünsche au�. Noch beliebter sind laut OECD-Durchschnitt Industrie- und Automechaniker (5,2 und 5,1 Prozent). Au� Platz 1 mit 6,7 Prozent ist der IT-Spezialist, einer der wenigen Beru�e, in dem sich der Ein�luss der Digitalisierung niederschlägt. Bei den Mädchen hingegen �ehlt jede Spur von Karrieren im technischen und naturwissenscha�tlichen Bereich. Auch wenn Schülerinnen in diesen Unterrichts�ächern genauso leistungsstark sind wie ihre Mitschüler, entscheiden sie sich seltener �ür eine Lau�bahn im MINT-Bereich (Mathe, In�ormatik, Naturwissenscha�t, Technik). Stattdessen wählen mehr als ein Viertel der weiblichen Be�ragten Schule, Kindergarten oder das Krankenhaus als zukün�tigen Arbeitsplatz. Auch meine jüngeren Interviewpartnerinnen suchen sich mit Friseurin oder Tierp�legerin klassische „Frauenberu�e“ aus. In dem Wunsch, Schneiderin, Malerin, Autorin oder Schauspielerin zu werden, schwingt vor allem die Vorstellung mit, ihrem jetzigen Hobby nachgehen zu können. Wer beraten will, muss sich auskennen Je älter die Schülerinnen und Schüler werden, desto mehr brechen die Rollenbilder au�, dennoch bleibt die Orientierung am Familien- und Bekanntenkreis.
Schon die McDonald's, Ausbildungsstudie 2013 hatte gezeigt, wie groß der Ein�luss der Eltern bei der Beru�swahl ihrer Kinder bleibt. Problematisch dabei ist, dass auch sie größtenteils nur eingeschränktes und überholtes Wissen über Verdienstmöglichkeiten und Entwicklungsperspektiven au� dem Arbeitsmarkt besitzen. Um ihrer RatgeberRolle besser gerecht zu werden, emp�iehlt der Pro�essor und Forscher Klaus Hurrelmann, dass auch Mütter und Väter ihre Kinder au� Bildungsmessen begleiten, um sich so über neue Arbeitsmöglichkeiten zu in�ormieren. Auch Franziska, 17, von der Freiherr-vom-
Berufsmessen und Jobbörsen in weiterführenden Schulen sind ein erster Schritt in die richtige Richtung [...]. Stein-Schule Fulda verdankt ihren Wunsch, Nautik zu studieren, ihrer Familie. „Es gibt ansonsten ein�ach zu wenige In�ormationen über neuere oder ausge�allenere Beru�soptionen“, bedauert die Gymnasiastin. „Beru�smessen und Jobbörsen in weiter�ührenden Schulen sind ein erster Schritt in die richtige Richtung, allerdings muss man auch da schon eine Idee von den eigenen Interessen haben, sonst ist man bei diesen Events haushoch über�ordert.“ Genau deswegen setzt die Bundesagentur �ür Arbeit seit dem lau�enden Schuljahr nicht nur vermehrt Beru�sberater in der
Mittelstu�e ein, sondern stellt auch online ein „Selbsterkundungstool“ zur Ver�ügung. Auch die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) �ordert eine bessere Verzahnung von Schulen und Betrieben und weist au� die Notwendigkeit hin, die Jugend �ür IT-Beru�e zu begeistern, zum Beispiel durch ein bundesweites P�licht�ach In�ormatik. Das war beim 17-jährigen Jonathan nicht notwendig. Er möchte nach dem Abitur In�ormatik studieren und schaut zuversichtlich in die Zukun�t: „Ich denke, es wird leicht, eine Stelle zu �inden. Schließlich werden ja überall Programmierer gebraucht.“ Recht hat er, denn bereits jetzt sind deutschlandweit über 124.000 Stellen im IT-Bereich unbesetzt. Vom A��iliate Marketing Manager bis hin zum Technischen Produktdesigner könnte man die Liste der durch die Digitalisierung neu entstandenen Beru�e endlos weiter�ühren. Zum Glück haben Aurora und ihre Mitschüler noch ein paar Jahre Zeit, um ihre Fähigkeiten und Interessensschwerpunkte herauszu�inden und um zu realisieren, dass es zum Traumberu� YouTuber viele Alternativen gibt, die vielleicht doch besser zu ihnen passen.
Text von Valentina S chott, 22,
träumt davon, Diplomatin zu werden.
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Experteninterview
Zeit ist mehr als Geld
Die Fraunho�er-Gesellscha�t hat eine lange eindrucksvolle Geschichte. An 72 Instituten sind rund 28.000 Mitarbeitende beschä�tigt, unter ihnen auch Roda Müller-Wieland, die am Center �or Research and Responsible Innovation des Fraunho�erInstituts �ür Arbeitswirtscha�t und Organisation (IAO) in Berlin �orscht. Ihr Kerngebiet: New Work und Unternehmenskultur sowie die Frage: Wie werden sich Arbeit, Führung und Kompetenzen in Zukun�t verändern und wie gestaltet sich die Trans�ormation? Roda, was ist jungen Menschen an ihrem Job heute besonders wichtig? Ich glaube, dass viele relativ klare Erwartungen an ihr Arbeitslebensmodell haben: WorkLi�e-Balance, höherer Stellenwert von Familien- und Freizeitaktivitäten, ein Sabbatical mit 30, die Werte des Unternehmens und so weiter. Bei der Art der Tätigkeit aber wissen junge Leute häu�ig wegen der vielen verschiedenen Optionen gar nicht genau, was sie werden wollen. Junge Menschen streben also nach mehr als dem klassischen 9-to5-Bürojob. Warum wollen neue Generationen anders arbeiten? Ich bin gar nicht so sicher, dass das wirklich au� die gesamte Generation zutri��t. Die Studienlage zeigt, dass die Vorstellungen divers sind. Es zeigt sich eher der Wunsch nach �ix�lexiblen Strukturen. Es besteht der Wunsch nach Raum �ür Gestaltung und Autonomie, sodass man selbst kreative Gedanken einbringen kann und möglichst großen Handlungsspielraum hat, und gleichzeitig streben viele nach sicheren Strukturen. In �sterreich beispielsweise sagt eine Studie, dass die Be�ragten geregelte Arbeitszeiten bevorzugten und nicht eine Art Work-Li�e-Blending haben wollen. Ich glaube also, dass es stark darau� ankommt, mit wem man spricht, aber der Trend geht tendenziell in die Richtung möglichst �lexibler Arbeitszeiten bei gleichzeitig �esten und sicheren Rahmenbedingungen. Will die junge Generation zu viel? Die jüngeren Generationen werden in den Medien häu�ig Pauschalbewertungen unterwor�en. Entweder sind sie die Faulen, die nicht mehr arbeiten wollen, oder sie sind zu leistungsbereit und haben zu viele Wünsche. Wir haben einen technologischen Wandel, der
andere Möglichkeiten scha��t und die Rahmenbedingungen verändert. Hinzu kommen weitere Veränderungen wie ein sozialer Wandel, der demogra�ische Wandel, eine höhere Frauenerwerbstätigkeit etc. Diese technologischen und sozialen Veränderungen sind so komplex und vielschichtig, dass ich es völlig legitim �inde, dass neue An�orderungen, Vorstellungen und Wünsche entwickelt werden. Mittlerweile haben auch die Unternehmen erkannt, dass sie den jungen Generationen etwas Attraktives bieten müssen, und das sind nicht mehr nur Gehalt und Status, sondern es sind vor allem auch kulturelle und soziale Werte. Welchen Herausforderungen müssen sich Arbeitgeber heute noch stellen, um erfolgreich und wettbewerbsfähig zu bleiben? Es gibt diese verschiedenen Trends, die alle ineinandergrei�en. Die technologischen Trends und die gesellscha�tlichen müssen verknüp�t betrachtet werden, weil sie sich wechselseitig beein�lussen. Durch unsere Smartphones und durchs Internet haben wir die Möglichkeit, immer erreichbar zu sein, von überall aus zu arbeiten. Die Akzeptanzschwellen �ür Innovationen werden immer niedriger, die Innovationszyklen schneller. Es ist alles deutlich dynamischer geworden und somit verändern sich auch die Organisations�ormen. Stark Roda Müller-Wieland ist studierte Psychologin und wissenscha�tliche Mitarbeiterin im Team Unternehmenskultur und Transformation am Center �or Responsible Research and Innovation des Fraunho�er IAO. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Arbeit und Führung der Zukun�t sowie au� Veränderungs- und Innovationsprozessen.
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New Work
hierarchische Organisation können nicht so schnell au� neue An�orderungen reagieren. Um wettbewerbs�ähig zu sein, brauchen Unternehmen also eine schnelle Anpassungs�ähigkeit und �ähige Mitarbeitende, die selber Entscheidungen tre��en können. Wenn ein Unternehmen uns beau�tragt, weil es stark gewachsen ist oder internationale Standorte entstanden sind und es sich entsprechend verändern will, dann analysieren wir dessen Unternehmenskultur und entwickeln ein Sollbild: Wie soll die Unternehmenskultur in Zukun�t aussehen? Der Analyseprozess ist in den letzten zehn Jahren deutlich partizipativer geworden, die Mitarbeitenden werden mehr eingebunden. Ausgehend von dem erstellten Zukun�tsbild überlegen wir uns, wie das jetzt auch in den Arbeitsalltag übertragen werden kann. Nur weil ein Leitbild erarbeitet wurde, heißt das nicht, dass sich von heute au� morgen alle Menschen im Unternehmen verändern.
Die Unternehmen haben erkannt, dass sie den jungen Generationen etwas Attraktives bieten müssen, und das sind nicht mehr nur Gehalt und Status. Wie wird sich der Arbeitsmarkt in den nächsten Jahren entwickeln? Kommen ungeahnte Herausforderungen auf uns zu? In der Forschung gibt es verschiedene Ansätze und Szenarien. Das Worst-Case-Szenario geht in die Richtung, dass durch die Digitalisierung viele Stellen abgebaut werden. Im Best-Case-Szenario wird eher sozialverträglich digitalisiert, um eine möglichst kleine Schere zwischen Niedriglohnsektor und den Hochverdienenden zu erzeugen. Es könnte sich so entwickeln, dass wir ganz viele Jobs haben, die einen niedrigen Bildungsgrad benötigen, und welche, die einen extrem hohen er�ordern. Die „Mitte“ wird dann von Technologien übernommen. Es ist aber auch möglich, dass lediglich repetitive Tätigkeiten, die einen geringeren Bildungsgrad voraussetzen, durch die Technik ersetzt werden und die Stellen �ür die breite Mitte plus hoch spezialisierte Personen bestehen bleiben. Wir �orschen natürlich danach, wie wir dieses Best-Case-Szenario erreichen können.
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Experteninterview
Die Tendenz sagt, es gäbe nicht weniger Jobs und eine höhere Arbeitslosenquote, sondern noch mehr Jobs, weil immer neue entstehen würden. Welche Kompetenzen sind in der Zukunft unerlässlich? Wenn du drei nennen müsstest, welche wären das? Ganz pauschal eine Veränderungskompetenz, also Bereitscha�t, sich zu verändern, aber auch die nötigen Tools und den Willen, sich au� neue An�orderungen einzulassen. Zudem �lächendeckend bei �ast allen Menschen technologische Grund�ähigkeiten. Und vielleicht so etwas wie systemisches Denken oder Querdenken. Es wäre gut, wenn man die Fähigkeit besäße, an Schnittstellen zu denken, sodass man möglichst alle Systeme in Handlungen und Lösungen einbezieht. Die Nutzerperspektive wird ja
#futureworkchallenge ‒ Der Wettbewerb zur Zukunft der Arbeit Wie unser Arbeitsalltag in Zukun�t aussehen wird, wissen wir noch nicht. Doch wir können ihn mitgestalten. Darum ru�t das Bundesministerium �ür Bildung und Forschung euch dazu au�, einen kreativen Blick in die Zukun�t zu wer�en: mit der #�utureworkchallenge. Eure Au�gabe: Stellt einen Beru� mit Zukun�t dar, erklärt ihn in wenigen Worten und reicht das Ergebnis als Video oder Foto bis zum 30. September online ein. Ob mit Requisiten, gemalt oder getanzt – Hauptsache kreativ! Zu gewinnen gibt es moderne Technik. Der Wettbewerb wird im Rahmen der Europäischen Arbeits�orschungstagung beyondwork2020 ausgerichtet. In�o & Preise: beyondwork2020.com/wettbewerb
Teamspirit in Corona-Homeo��ice-Zeiten braucht laut Roda Müller-Wieland Humor, gegenseitige Unterstützung, regelmäßigen intensiven Austausch und geteilte Er�ahrungen.
schon immer mehr eingenommen, aber man muss weiterdenken: Was hat das eigentlich �ür Auswirkungen? Von wem brauche ich welches Wissen, um etwas Neues zu entwickeln?
Unternehmen müssen sich aktuell und in Zukunft intensiver damit auseinandersetzen, wie sie ihre Widerstandsfähigkeit steigern. Während der Einschränkungen im Zusammenhang mit der CoronaPandemie mussten viele Unternehmen kurzfristig gewohnte Strukturen ändern. Wie wird diese
Ausnahmesituation, deiner Meinung nach, die Zukunft der Arbeitswelt beeinflussen? Es könnte gut sein, dass es zunächst zu einer Schere kommen wird: Die einen haben die zwangsläufigen Veränderungen genutzt, um sich zu digitalisieren, ihr Kerngeschäft zu innovieren und neue Formen der Zusammenarbeit zu erproben. Sie haben erkannt, dass Flexibilität und Innovationsfähigkeit Unternehmen im heutigen turbulenten und unsicheren Umfeld einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil verschaffen können und versuchen, die neuen Strukturen aufrechtzuerhalten und sich als Unternehmen weiterzuentwickeln. Auf der anderen Seite gibt es jene, die eher weniger positive Konsequenzen wahrgenommen haben und zumindest kurzfristig wieder in „alte“ Strukturen und Verhaltensweisen „zurückfallen“, beispielsweise indem sie wieder
Special Guest:
LillY BlaudsZun
(Politik-Influencerin, SPD)
lohr + Tim eisenRevo lution)
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(Zeitzeuge Friedliche
1+1=
einheiT? 1 9._ 10.2020 Online-Geschichtswerkstatt & Demokratie-Challenge für Jugendliche ab 14 Jahren zum 30. Tag der Deutschen Einheit verstärkt Wert auf Präsenz legen. Unabhängig von diesen Ausprägungen denke ich, dass Unternehmen sich aktuell und in Zukunft intensiver damit auseinandersetzen, wie sie ihre Widerstandsfähigkeit steigern können, um auch in Zukunft und bei möglichen weiteren Krisen bestehen zu können.
// Die Friedrich-Ebert-Stiftung lädt junge Menschen ein, einen Blick auf Demokratie und Zusammenleben in Deutschland vor und nach der Wiedervereinigung zu legen. Was trennt, was eint uns bis heute? Was brauchen wir für ein gutes Zusammenleben? Was müssen wir von der Geschichte 1989/1990 in Erinnerung behalten? // In Online-Workshops enstehen in Filmen, Songs, Podcasts und per Insta unter professioneller Anleitung eigene Beiträge für ein faires Miteinander. // Anmeldung und Informationen zum Programm auf https://www.fes.de/lnk/programm-einheit
Text vo n S t e ph anie Gr a etz, 28,
Vollzeit-Mutter, Jura-Studentin in der Freizeit, hätte auch ein Sabbatical verdient. Fot o s vo n C h ri s t i an S chneider
Fotograf und Filmemacher, hat also keine Ahnung von „richtiger“ „Arbeit“.
CoMiNg sooN AuF FeS.De: // Film zur Friedlichen Revolution 1989/1990 und der DDR-Umweltbibliothek mit Tim Eisenlohr (Zeitzeuge) // Insta-Umfrage ab dem 15.9.2020 zu jungen Perspektiven auf Demokratie und Zusammenleben in Deutschland
www.fes.de/forumjugend
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Beruferoulette
Frische Finanzbrise
Die Steuererklärung – ein Wort, das bei vielen wohl zu Schweißausbrüchen �ührt. Doch wie ist es, sich jeden Arbeitstag �reiwillig mit diesem Thema auseinanderzusetzen? SPIESSER-Autorin Stephanie wollte das wissen und tra� den 22-jährigen Finanzbeamten Paul im Finanzamt Dresden. Ein Besuch zum Vorurteile abbauen.
Mit guter Laune starte ich meinen Weg zum Finanzamt Dresden-Nord, denn heute geht es nicht um mich und meine Finanzen. Ich möchte heute meine persönlichen Vorurteile zwecks schnöden Anzugträgern und verstaubten Büros über den Hau�en wer�en. Schon bei der Ankun�t bin ich ganz schön ba��. Das Gebäude und die Büros sind hell, modern und o��en eingerichtet. Von verstaubten Aktenbergen keine Spur! Freundlich werde ich begrüßt und lerne Paul Drechsel kennen. Der 22-Jährige arbeitet bereits seit �ün� Jahren im Finanzamt.
Welcher Karriereweg soll es sein? Paul kommt ursprünglich aus dem Erzgebirge, einem kleinen Dor� nahe Freiberg. Kurz nach der Schule entschied sich der damals 16-Jährige �ür eine Ausbildung im mittleren Dienst der Steuerverwaltung. Nach einer Dauer von 24 Monaten, wovon acht Monate am Ausbildungszentrum in Bobritzsch statt�anden, hatte der junge Mann den Abschluss als Finanzwirt in der Tasche. „Schon zu meiner Schulzeit habe ich einige Praktika gemacht“, erinnert sich Paul. „Ich habe in verschiedene Beru�e reinge-
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Beruferoulette
schnuppert, zum Beispiel bei VW im Autohaus oder bei OBI im Baumarkt. Dabei habe ich gemerkt, dass die handwerklichen Beru�e nicht so meins sind. Ich konnte mir eher eine Tätigkeit vorstellen, die im Büro, im Kontakt mit Menschen statt�indet und sehr kommunikativ ist.“ Nach weiteren Praktika im buchhalterischen Bereich begann Paul eine Ausbildung beim Finanzamt in Chemnitz, nach seinem Abschluss wechselte er zum Finanzamt Dresden-Nord. „Ich war zunächst zweieinhalb Jahre in der Arbeitnehmerstelle. Das ist die sogenannte Veranlagung von Arbeitnehmern und Rentnern. Seitdem, also seit ca. zwei Jahren, bin ich in dem Bereich der sonstigen Steuerp�lichtigen, das sind Einzelunternehmen, Freiberu�ler und selbstständige Personen“, �asst Paul zusammen. Steuerthemen den ganzen Tag Neugierig geworden, hake ich nach: Wie muss man sich so einen Tag im Finanzamt vorstellen? Paul erzählt mir, dass sein Tag mit Finanzkassen-Tätigkeiten beginnt. Das bedeutet, dass er Auszahlungen, Rückstände oder Umbuchungen bearbeitet.
Danach �ührt ihn sein Weg in die Poststelle, zum Bearbeiten der eingegangenen Schreiben. Pauls Haupttätigkeit besteht aber aus der Veranlagung der Steuer�älle. Paul erklärt: „Ich prü�e diese au� Richtigkeit und Vollständigkeit und �ühre unter anderem Rücksprachen mit anderen Stellen, um die Angaben zu prü�en. Wenn es Fragen gibt, besprechen wir diese im Team.“ Dieser Teil ist auch Pauls Lieblingsbeschä�tigung: „In der Steuererklärung �inden sich viele interessante Zusammenhänge. Das ist echt spannend! Gerade bei Unternehmen er�ährt man so, welche Umsätze oder Ausgaben die haben.“ In seinem Bereich bearbeitet Paul drei verschiedene Steuerarten, die Einkommenssteuer, die Umsatzsteuer und die Gewerbesteuer. Ich merke schnell, langweilig ist der Job als Finanzwirt nicht. Paul bestätigt mir, dass er während seiner Ausbildung in viele verschiedene Bereiche reingeschnuppert hat. „Besonders beeindruckend war dabei die Er�ahrung, Steuer�orderungen einzutreiben. So ein Erlebnis während seiner Ausbildungszeit vergisst man nicht“, erzählt er. Während der Ausbildungszeit ist man zudem Beamter
Der vertrauensvolle und gewissenha�te Umgang mit wichtigen Unterlagen zeichnet Pauls Arbeitsalltag aus. Mit seinen Kunden spricht er sich regelmäßig tele�onisch ab.
Es ist auf jeden Fall gut, eine Steuererklärung zu machen. […] Ein gewisser Erstattungsbetrag kommt meist rum, auch in Ausbildungs- und Studienzeiten.
Finanzwirt ist dein Traumjob, wenn du … • Spaß an Zahlen hast • an wirtscha�tlichen Zusammenhängen interessiert bist • selbstständig und organisiert bist • Arbeit am PC bevorzugst • gern kommunizierst Das gehört dazu:
• Bearbeitung von Anträgen, Eingaben und Steuerangelegenheiten • die Arbeit im Team, aber du musst größtenteils auch allein klarkommen • vertrauensvoller und gewissenha�ter Umgang mit wichtigen Unterlagen Wie du es wirst: mindestens mittlere Rei�e Ausbildungsdauer: 2 Jahre
Welche Veränderungen gibt es aktuell im Bereich Steuern? Da muss Paul nicht lange überlegen: die Abscha��ung des Solidaritätszuschlags und die Bon-P�licht.
au� Widerru�. Bei er�olgreichen Leistungen kann man später sogar au� Lebenszeit verbeamtet werden. Wenn man schon mal einen Finanzbeamten vor sich hat, muss man die Chance auch nutzen. Ich möchte von Paul wissen, welche Veränderungen es aktuell im Bereich Steuern gibt. Da muss Paul nicht lange überlegen: „Brandaktuell ist die Abscha��ung des Solidaritätszuschlags. Die 5,5 Prozent betre��en �ast jeden. Auch die Bon-P�licht, welche in diesem Jahr einge�ührt wurde, beschä�tigt Bürger und Unternehmen in letzter Zeit sehr stark.“ Paul gibt zu, dass das Steuersystem sehr komplex ist und es deshalb schwierig sei, da Flexibilität reinzubringen. „Es muss ja die ganze Masse von Bürgern abdecken und jeden gleichbehandeln“, gibt er zu bedenken. Digital, modern, individuell Im Zuge der Digitalisierung bemerkt Paul kleine Unterschiede. Es gibt immer mehr
elektronische Anträge und die kostenlose Steuer-So�tware ELSTER kann jeder online nutzen. Paul gibt einen schar�en Tipp: „Es ist au� jeden Fall gut, eine Steuererklärung zu machen. Wenn man in einer Mietwohnung wohnt, kann man zum Beispiel Handwerker-Leistungen absetzen. Ein gewisser Erstattungsbetrag kommt meist rum, auch – und das wissen die wenigsten – in Ausbildungs- und Studienzeiten.“
Durchschnittliches Einstiegsgehalt: 2300 Euro, die Ausbildung wird mit etwa 1200 Euro pro Monat vergütet
Modern ist Pauls Arbeitsplatz nicht nur von außen. In dem Arbeitsbereich des Finanzwirts gibt es die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, und durch die Gleitzeit ist der Arbeitsalltag sehr �lexibel und individuell gestaltbar. Zum Abschluss möchte ich noch wissen, ob Paul gerne im Finanzamt bleiben möchte. Er zögert keine Sekunde: „Na klar! Finanzen können auch Spaß machen, sonst wäre ich nicht mehr hier!“
Text von Stephan ie S chul ze , 22,
hatte abgesehen von Anfangsbuchstaben bisher keine Gemeinsamkeiten mit dem Thema Steuern. Fotos von Matthias Pop p,
könnte als selbstständiger Fotograf aus Dresden einer von Pauls Kunden sein.
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Gebt alles! Rätsel
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Malen nach Zahlen
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Seine Hits Rooftop, Safe und Better mit Lena sind mit Gold und Platin ausgezeichnet, dieses Jahr wird er Teil von Sing meinen Song und am 24. April erschien endlich sein zweites Album Nico Santos – wir verlosen drei CDs!
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Volle Konzentration ge�ordert! Bei diesem Kartenspiel sucht ihr Sets aus drei Symbolkarten und müsst dabei auch noch schnell sein. Getreu dem Motto: „Gesucht, ge�unden, SET!“
3x Nico Santos von Nico Santos
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2x HEYE-Puzzle
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Gewinnt von der Künstlergemeinscha�t eBoy gestaltete HEYE-Puzzles: Mit je 1000 Teilen verstecken sich in der New York Quest und Berlin Quest jede Menge typischer Charaktere und Sehenswürdigkeiten!
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Blattkritik/Ausstieg
Auszeit bitte!
SPIESSER erscheint bundesweit mit einer Druckau�lage von 400.000 Exemplaren (IV/2019). Herausgeber Orange YC GmbH Fetscherstraße 32 01307 Dresden
Das war jetzt anstrengend genug, Zeit ein wenig entspannt in Erinnerungen zu schwelgen. Hier �indet ihr Reaktionen au� unsere Artikel aus der letzten Ausgabe sowie Kommentare und Highlights von SPIESSER Online.
Geschä�ts�ührer: Björn Peters (V.i.S.d.P.) Tele�on: 0351 288549-000 Fax: 0351 288549-549 Web: SPIESSER.de Mail: in�o@SPIESSER.de Redaktionsleitung: Polina Boyko Layout: Paula Hohl�eld, Diana Stuck Lektorat: Ute Nitzsche
Blattkritik Ausgabe #185 Cover:
Redaktion: Caroline Böhme, Tabea Grünert, Dominic Krause, Sarah Plobner, Lara-Sophie Radach
Super schön und ansprechend, Titel klingt interessant. Schlicht, aber gut.
Koordination: Susann Thannert Mitarbeiter dieser Ausgabe: Stephanie Graetz, Veronika Ho�mann, Lisa Pausch, Frieda Rahn, Valentina Schott, Stephanie Schulze Wir lieben alle SPIESSER, egal welchen Geschlechts. Damit aber trotzdem alles im SPIESSER und au� SPIESSER.de gut lesbar ist, verwenden wir weibliche und männliche Sprach�ormen als Paar�ormen oder das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen sind bei uns wie Farben – sie sind �ür alle da.
ittagspause sgabe #185 M Blat tkritik Au Krug: a ar rb rin Ba mit Hospizleite
Fotos: Janine Kau�er, Lisa Pausch, Matthias Popp, Christian Schneider
as Thema Sehr interessant! D tuell intensiv. ak beschäftigt mich
Illustration: www.�laticon.com, www.�reepik.com Tele�on: 0351 288549-000 Mail: redaktion@SPIESSER.de Mediaberatung: Anke Bai, Janine Kau�er, Stephan Kraus
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SSER Verentar zur SPIE Video- Komm ot schmann: Dr de mit Mirko tretungsstun
e staatund ZDF sind kein drn werden vom Run liche Medien, sonde n er Ob nun die Steu funk finanziert :D zlich rden oder man geset dafür verwendet we sten on ns ese zu zahlen (a gezwungen wird, di en), ieb tr ge in den Ruin wird man gesetzlich ied. sch er nt gen keinen U macht in meinen Au
Marcel: ARD
Milliosollte jemand, der anal e-K seinen YouTub nen Menschen über rechte ien ed uliert, durch M belügt oder manip h lic ög m t ? Wäre es nich beschränkt werden eine ten m wenn es im Gesa sein Gesamtpaket, g un tz he t, als Volksver Grenze überschreite cht mehr ein Problem ni zu verfolgen? Ist es dener urchsetzung vorhan der mangelnden D liche tz sä zu brauchen wir Gesetze? Warum Regelungen?
ach ja: Warum
Ein�ach au� SPIESSER.de/autor anmelden.
Blattkritik Ausgabe #185 Experteninterview „Religionsu nterricht ‒ weg mit dem „Olds chool-Fach “?
Ich bin eh eher für „Ethik“ und weniger für eine spezielle Form der Religionsausrichtung. Ein wenig fad .
Titel�oto: Mine Fotogra�: Christian Schneider
Der nächste SPIESSER erscheint am 9. November 2020.
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