SPIESSER 188 - Bundesweit

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Frühjahr 2021 Nr. 188 SPIESSER.de

T ER JETZ SPIESS TOK K I T AUF AUCH

er.de @spiess

Politisch, sozial, viral? Influencerin Dalia Mya verrät im Interview, wie sie zum Synchronsprechen gekommen ist und was ihr an der Plattform TikTok so gut gefällt. Ab Seite 18

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Titelstory

Beruferoulette

Wenn Politiker zu Influencern werden

Als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bundestag

Tolle Gewinne! Let‘s Sing 2021, Filme, Serien, Reisetasche aus Leder u.v.m.!


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Heute schon influenced worden? Vor dem Einschla�en, nach dem Au�wachen, während der Mahlzeiten oder auch mal au� dem Klo – unser Smartphone ist überall dabei. Und was konsumieren wir? Klar, soziale Netzwerke. Die Macht dieser Platt�ormen haben schon lange nicht nur In�luencer und große Konzerne �ür sich entdeckt. Auch politische Meinungsbildung, gesellscha�tliche Debatten und Bewegungen �inden zunehmend au� Twitter, Instagram, Facebook und Co statt. Aber ist das auch gut so? Und welche Ausmaße hat diese Entwicklung? Wir haben versucht, Antworten zu �inden.

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Es gibt keine neutralen Standpunkte Objektivität ist eben so eine Sache

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Angie geht live: Wenn Politiker zu Influencern werden Zum Einfluss der sozialen Medien auf die Politik

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Ist es okay, dass Politiker und Parteien Kanäle in sozialen Netzwerken haben? Eine Debatte

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Immer ein bisschen Kunst in der Tasche Zu Besuch im LeMietz Art & Baron Fashion in Wuppertal

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Von Bildschirm zu Bildschirm Die etwas andere Kissenschlacht mit Dalia Mya

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Inhalt

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SPIESSER wissen's besser Eine rettende Oase in der anspruchslosen Content-Wüste der sozialen Netzwerke

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Die Welt von „Die da oben “ Ein Blick in den Alltag als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bundestag

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Kreuzworträtsel Let’s Sing 2021 für die Nintendo Switch, Virale Cartoons, eine Reisetasche aus Leder ...

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Wörter suchen … und Star Trek: Picard, Faking Bullshit sowie The Vigil – die Totenwache fürs Heimkino gewinnen!

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Und jetzt abschalten Euer Feedback zum letzten Heft

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Kolumne

Es gibt keine neutralen Standpunkte Viele Menschen sind der Meinung, politische Debatten könnten aus neutralen Blickwinkeln ge�ührt werden. Aber wem wird zugestanden, diese objektiven Standpunkte einnehmen zu können – und viel wichtiger: wem nicht? SPIESSER-Kolumnistin Veronika zwei�elt stark an der Existenz einer völlig neutralen Berichterstattung.

Im letzten Juni kam ein Bekannter mit einem �ür ihn wirklich alarmierenden Anliegen au� mich zu. Es war kurz nach dem rassistischen Mord an George Floyd, als in den Medien endlich vermehrt über Polizeigewalt und die Black Lives Matter-Bewegung berichtet wurde. Mein Bekannter, der weiß, männlich und damit sehr privilegiert ist, konnte ein�ach nicht verstehen, warum zu dem Thema vor allem Meinungen von People o� Color verö��entlicht wurden. Als politisch eher in der „Mitte“ eingestellter Mensch vermisste er dabei die „neutrale“ Berichterstattung. Und das war de�initiv nicht das erste Mal, dass ich mir diese Beschwerde anhören musste – von einer Person wie ihm, die wirklich keine Angst haben muss, ihre Stimme zu verlieren. Ich �inde, betro��enen Personen wird viel zu o�t vorgewor�en, zu tie� in eine Thematik verwickelt zu sein, um vernün�tig argumentieren zu können. Es heißt dann schnell, ihnen �ehle „der objektive Blick“. Was mich daran stört: Es wird davon ausgegangen, dass es nicht betro��enen Menschen möglich ist, eine Art neutralen Standpunkt einzunehmen. Sie verträten dann „vernün�tige“ Positionen, während Betro��ene, in diesem Fall eben People o� Color, nur au� ihre Emotionen reduziert werden. Dabei ist es doch völlig absurd, davon auszugehen, dass ein solcher „neutraler Standpunkt“ überhaupt existiert. Jede Person – ob nun betro��en oder nicht – bindet ihre eigenen Interessen, Er�ahrungen und Emotionen in ihre Argumentation mit ein. Auch und vor allem privilegierte, in diesem Fall weiße Personen. „All Lives Matter“ zu behaupten ist nicht weniger emotional als „Black Lives Matter“ zu sagen. Nur wird die erste Aussage viel ö�ter von Personen getätigt, die weiß sind und damit einer gesellscha�tlichen Norm entsprechen. Einer Norm anzugehören setzen wir somit schnell gleich mit Objektivität. Als schwebten diese „neutralen“ Personen in einem lu�tleeren Raum außerhalb gesellscha�tlicher Verhältnisse und könnten von oben au� das Geschehene blicken. Die US-amerikanische Feminismus�orscherin Donna Haraway nennt dieses Phänomen in ihrem 1988 erschienenen Text Situated Knowledges den „Gottestrick“. Und es ist genau das: ein Trick. Wenn ein journalistischer Beitrag zum Beispiel von einer weißen Person geschrieben wird, wird das meistens nicht erwähnt. Ver�asst ihn eine Person o� Colour, wird das jedoch explizit gemacht und kommt uns dann natürlich wie eine Abweichung vor. Dann bekommen wir das Ge�ühl, ihren Aussagen skeptischer gegenüberstehen zu müssen. Dabei sollten wir umgekehrt eher skeptisch sein, wenn von so etwas wie einer „neutralen“ Berichterstattung ausgegangen wird. Das bedeutet dann meistens, nicht zu hinter�ragen, wer hier spricht, obwohl das einen immensen Ein�luss au� das hat, was gesagt wird. Und das �ührt dann dazu, nur die immer gleichen Stimmen zu Wort kommen zu lassen.


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Identitätspolitik

Tex t vo n Ve roni k a H o � mann, 25,

liest und schreibt wissenschaftlich, journalistisch, literarisch und versucht dabei zu verstehen.

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Titelstory

Angie geht live: Wenn Politiker zu Influencern werden

Na, wie viele Stunden hast du heute schon damit verbracht, durch Instagram zu scrollen, etwas au� TikTok zu liken oder au� Twitter zu stöbern? Nicht schlimm: Genau wie du benutzen noch über 38 Millionen weitere Deutsche täglich Soziale Netzwerke. Aber sie sind nicht nur junge Leute oder Promis, sondern auch Politiker. Die Bundeskanzlerin hat bei Instagram 1,6 Millionen Abonnenten! Macht das Angie jetzt eigentlich zur In�luencerin? Und welchen Ein�luss haben soziale Medien au� die Politik – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit? SPIESSER-Autorin Dana hat das mal recherchiert.


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Politik & Social Media


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Titelstory

Greta Thunberg #climatestrike #fridaysforfuture #schoolstrike4climate

Donald J. Trump

#Bundesregierung #Politik

#Merkel

#kanzlerin #Deutschland

Angela Merkel

Wenn du neben Angela Merkel einen Menschen aus der Politik nennen sollst, der oder die in Sozialen Netzwerken aktiv ist – �ällt dir da jemand ein? Denkst du vielleicht – so wie ich – direkt an Donald Trump? Der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten ist schließlich berüchtigt �ür seine Twitter-Eskapaden: Im Sozialen Netzwerk mit dem blauen Vögelchen wetterte er über die angeblich manipulierte US-Wahl, schob China die Schuld an der Corona-Pandemie in die Schuhe und zog über alles und jeden her, der es wagte, ihn zu kritisieren. Und eben�alls über Twitter stachelte er im Januar 2021 tausende Anhänger zu einem Sturm au� das Capitol Building in Washington D.C. an, bei dem �ün� Menschen starben. Bevor er zum 45. Präsidenten der USA wurde, war Trump Unternehmer, Millionär und Reality-TV-Star mit keinerlei Vorer�ahrung in der Politik – dass er sich nicht wie ein würdevoller Staatsmann verhalten würde, war da irgendwie klar. Was ich mich immer ge�ragt habe: Warum nimmt niemand Trump das Handy weg, wenn er sich daran macht, mal wieder 280 wütende Zeichen einzutippen und mit einem nuklearen Angri�� au� Nordkorea zu drohen (ja, auch das hat er wirklich getan)? Gehört es sich �ür einen Politiker, in

den sozialen Medien so umtriebig zu sein? Immerhin hatte der besagte Capitol-Angri�� endlich Folgen: Trumps Twitter- und Facebook-Account wurden gesperrt.

Barack Obama hat übrigens seit 2012 einen InstagramAccount, die deutsche Bundeskanzlerin seit 2015. Donald Trump ist natürlich ein Negativbeispiel �ür das Zusammenspiel von Politik und Social Media. Durch seine Tweets bringt er zwar einerseits ö��entliche Diskussionen ins Rollen – er gießt aber auch �l ins Feuer und verbreitet sehr umstrittene Positionen. Dass Politik in den sozialen Medien überhaupt statt�indet, da�ür ist übrigens sein Vorgänger Barack Obama verantwortlich. Der ehemalige US-Präsident sorgte mit seinem er�olgreichen Social-Media-Stimmen�ang während der Präsidentscha�tswahl von September bis November 2008 �ür weltweites Au�sehen, auch in Deutschland: Die Grünen zogen nach und twitterten ab Oktober 2008, CDU und SPD dann ab

Januar 2009. Dass Politiker und politische Parteien in den sozialen Medien aktiv sind, ist heute gang und gäbe, von Brasilien bis Thailand! Barack Obama hat übrigens seit 2012 einen Instagram-Account, die deutsche Bundeskanzlerin seit 2015. Unser Gesundheitsminister Jens Spahn beispielsweise hat bei Instagram 131.000 Follower und postet täglich Fotos und Videos. Seit Juni 2018 ist er aktiv. Man sieht ihn bei seiner Arbeit als Politiker: Schnappschüsse aus dem Bundestag, Backstage-Bilder von Talkshow-Au�tritten, Fotos von Spahn im Gespräch mit Bürgern. Außerdem geht er regelmäßig „live“: Dann spricht er mit In�luencern wie Louisa Dellert oder beantwortet Fragen von Followern. Derzeit geht es in diesen Gesprächen oder Fragerunden hauptsächlich um die Corona-Pandemie, die Texte im Feed enden mit Hashtags wie #ZusammenGegenCorona oder #Imp�ung. Aminata Touré von den Grünen wiederum postet bei Instagram nicht nur pro�essionell aussehende Fotos in Anzug oder Hemd wie Jens Spahn, sondern auch lockere Sel�ies mit politik-bezogenen Bildtexten – sie ist um einiges jünger als der Gesundheitsminister, traut sich mehr und spricht mit ihrer Art ein jüngeres Publikum an.


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Politik & Social Media Soziale Medien als direkter Draht zum Wähler ‒ das hat nicht nur gute Seiten Cool, wenn man einem Minister seine Frage direkt unters Foto tippen kann – oder? Ein direkteres Sprachrohr zwischen Politikern und Bürgern gab es noch nie. Das ist praktisch, da es das Ge�ühl von Nähe und Kommunikation au� Augenhöhe vermittelt. Das ge�ällt der Community! Es scha��t Vertrauen – und sichert so auch Stimmen �ür die nächste Wahl. Aber dieses Vertrauen kann auch ge�ährlich sein. Und zwar dann, wenn politische „In�luencer“ ihr millionenstarkes Social-MediaPublikum mit In�ormationen versorgen, die nicht stimmen.

Jens Spahn #Gesundheit #ZusammenGegenCorona #Pandemie #Interview #FragenUndAntworten

Bürger können die sozialen Medien nutzen, um Veränderung herbeizuführen. Ein Beispiel ist Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro. Er ist da�ür bekannt, die Ge�ährlichkeit des Corona-Virus zu leugnen. Als er sich im Juli 2020 selbst mit dem Virus in�iziert, geht er jeden Tag seiner Erkrankung bei Facebook „live“ und nimmt vor lau�ender Kamera das umstrittene Medikament Hydroxychloroquin ein – eigentlich ein Malaria-Gegenmittel, dessen Wirkung gegen das Corona-Virus nicht wissenscha�tlich belegt ist. In den Kommentarspalten unter seinen Facebook-Beiträgen wird Bolsonaro dennoch wie ein Held ge�eiert und in seinen Ansichten bestärkt. 14 Millionen Abonnenten schauen zu und lesen mit. Auch Bürger sind „Influencer“ Die Macht der sozialen Medien können nicht nur „die da oben“ �ür sich ausnutzen – es �unktioniert auch andersherum: Bürger können die sozialen Medien nutzen, um Veränderung herbeizu�ühren. Zum Beispiel, wenn das Video einer jungen Schwedin bei einer UN-Klimakon�erenz, bei der sie den Politikern so richtig au� die Füße tritt, millionen�ach geklickt und geteilt wird. Genau, ich spreche von Greta Thunberg und Fridays For Future. Greta hat seitdem au� der ganzen Welt mit anderen jungen Menschen gestreikt, Politiker getro��en, weitere Klimakon�erenzen au�gemischt und Millionen Menschen mobilisiert. Hätten sich das Video und der Hashtag nicht so rasant unter den vielen jungen

Aminata Touré #quotenfrau #dasnehmichmalmit

#blacklivesmatter

#leavenoonebehind

Jair Messias Bolsonaro


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Titelstory

Menschen in den Sozialen Netzwerken verbreitet – wer weiß, ob Gretas Message dann jemals so eine Macht gehabt hätte? Auch in Thailand spielen die sozialen Medien eine große Rolle bei den derzeitigen Veränderungen im Land. Seit Juli 2020 �inden dort regelmäßig Demonstrationen in einem Ausmaß statt, das es vorher in dem Land nicht gab: Das Volk �ordert eine Abscha��ung der Militärdiktatur, eine Re�orm der Monarchie und der Ver�assung. Der Widerstand braute sich in den sozialen Medien zusammen: Während des ersten Corona-Lockdowns im April 2020, als die Menschen verstärkt online kommunizierten, bildete sich au� Facebook eine Gruppe mit über zwei Millionen Mitgliedern, in der sich der Widerstand �ormierte. Im Netz �anden die Menschen Wahrheiten, die von den Staatsmedien verschwiegen wurden. Dabei ist das Au�decken und Kritisieren in Thailand eigentlich unmöglich: Der König ist das Staatsoberhaupt und ernennt die Minister, ist also eine politische Figur. Laut Ver�assung ist Kritik am König aber verboten und kann mit bis zu 15 Jahren Ha�t bestra�t werden. Der 29-jährige Pai Jatupat Boonpattararaksa saß über zwei Jahre im Ge�ängnis, weil er eine kritische News-Meldung von BBC Thai über den König Rama X bei Facebook weiterverbreitete. Heute kämp�t Jatupat an der Spitze der Proteste gegen dieses Gesetz und die gesamte Regierung. Mindestens zwei

Millionen Menschen stehen jetzt hinter ihm. Au� den Straßen marschiert er mit Tausenden anderen, die sich nicht länger den Mund verbieten lassen wollen.

Der Widerstand braute sich in den sozialen Medien zusammen. Politiker-Memes und Minister-Shitstorms In Deutschland schließt die Meinungs�reiheit zum Glück ein, dass wir über Politiker wettern können, so viel wir möchten – und ja, uns auch über sie lustig machen dür�en. Politiker machen sich in den Sozialen Netzwerken angrei�bar. Vor allem dann, wenn sie die Kommentar�unktion nicht sperren. Beispiel ge�ällig? NRW-Ministerpräsident Armin Laschet berichtete im April 2020 in einem Instagram-Video über ein Gespräch zwischen Bund und Ländern, in dem man sich au� einen Plan �ür eine schnelle Schulö��nung nach dem Corona-Lockdown geeinigt hatte. Es �olgte ein Shitstorm: Vor allem Schüler attackierten Laschet unter dem Post mit Sprüchen wie „Ich ho��e, dir rutscht der �rmel beim Händewaschen runter“. Noch harmlos und irgendwie witzig. Aber es gab auch Kommentare wie:

„Möge mein Kö�tespieß dich au�spießen“ oder „Du Hund“. Laschet wurde kritisiert, weil er Bildung über die Gesundheit stellte. Außerdem �ühlten sich Abiturienten im Stich gelassen, da sie nun Prü�ungen schreiben mussten, �ür die sie sich wegen der vorausgegangenen Schulschließungen nicht ausreichend vorbereitet �ühlten. �ber 32.000 Kommentare prasselten au� Laschet ein. Wenn Politiker au� sozialen Medien aktiv sind, können sie Stimmen �ür sich gewinnen: Die Transparenz macht sie sympathisch und vermeintlich nahbar. Aber sie können auch sehr ins Feuer geraten. Und nicht nur Politiker können die Nähe und ���entlichkeit von sozialen Medien �ür sich nutzen, sondern auch „ein�ache“ Bürger können ganz genau hinschauen, kommunizieren, Debatten beginnen – eine Community �ormen, die eine politische Einstellung oder ein Streitthema unterstützt oder kritisiert. Ein mächtiges Instrument, dieses Instagram, Facebook, Twitter und Co – das die Politik und uns auch in der Zukun�t wahrscheinlich noch stärker beein�lussen wird, als wir uns heute überhaupt ausmalen können.

Text von Dan a Weis e, 29,

hat nach dem Schreiben dieses Artikels eine längst fällige Instagram-Pause auf unbestimmte Zeit eingelegt.

Die Top 3 der deutschen Parteien in den Sozialen Netzwerken (nach Abonnenten)* AfD 94,4 Tsd.

Bündnis 90/Die Grünen 131 Tsd.

Die Linke 94,1 Tsd. Die Linke 267 Tsd.

AfD 538 Tsd.

Bündnis 90/Die Grünen 219 Tsd. SPD 390 Tsd

Bündnis 90/ Die Grünen 546 Tsd.

FDP 366 Tsd.

*Stand Januar 2021


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Politik & Social Media

Weitere hohe Follower-Zahlen aus der globalen Politik*:

Barack Obama (@BarackObama)

128,5 Mio. Follower Donald Trump (@DonaldTrump)

35,5 Mio. Abonnenten Joe Biden (@JoeBiden)

Kamala Harris

26,4 Mio. Follower

(@kamalaharris)

16,5 Mio. Abonnenten

Justin Trudeau (@justinpjtrudeau)

3,9 Mio. Abonnenten

Emmanuel Macron (@emmanuelmacron)

2,2 Mio. Abonnenten

Regierungssprecher Steffen Seibert (@RegSprecher)

997 Tsd. Follower

Bundeskanzlerin Angela Merkel (@bundeskanzlerin)

1,6 Mio. Abonnenten


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Debatte

Ist es okay, dass Politiker und Parteien Kanäle in Sozialen Netzwerken haben?

Politiker und politische Parteien weltweit sind inzwischen also auch in Sozialen Netzwerken aktiv – aber sollte das auch weiterhin erlaubt sein? SPIESSER-Autor Max meint, ja: Social-Media-Kompetenz gehört zu moderner Politik dazu. Dagegen hält SPIESSER-Autor Christian, dass Politiker sich eher au� die klassischen Medien konzentrieren und die Finger von Sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram und Co lassen sollten.

PRO „Wer das Internet nicht versteht, versteht die Welt nicht“ Sehen wir der Wahrheit ins Auge: Das Internet bestimmt die moderne Welt in �ast jedem Bereich. Das kann man mögen oder nicht, aber man kann die Uhren nicht zurückdrehen. Politische Debatten werden nicht mehr am Stammtisch oder au� dem Marktplatz ge�ührt, sondern au� YouTube, Facebook oder Instagram. Für mich ist es deshalb keine Frage: Politiker müssen au� den sozialen Medien aktiv sein. Kommunikation ist ein wichtiger Teil von Politik. Parteien und Politiker sind nur so lange stark und mächtig, wie sie auch gewählt werden – das heißt, solange die Menschen sie verstehen, unterstützen und ihnen vertrauen, dass sie die richtigen Entscheidungen tre��en. Es gehört also zu ihrem Job, den eigenen Namen und ihre politischen Ansichten zu vermarkten. Das war schon immer so. Neu ist nur die Art und Weise der Kommunikation. Früher waren die klassischen Medien (Zeitung, Fernsehen, Radio) die einzige Möglichkeit �ür Politiker, ihre Wähler zu erreichen.

Und einen persönlichen Dialog gab es nur im Wahlkamp�, wenn die Spitzenvertreter der Parteien von Marktplatz zu Marktplatz getingelt sind und jedem Bürger einzeln die Hand schütteln mussten. Heute �unktioniert der Dialog zwischen „denen da oben“ und der Bevölkerung auch vom Klo aus oder au� dem Weg von einer Kon�erenz in die nächste. Außerdem erscheint es mir schlichtweg als absurd, die Wähler nicht dort anzusprechen, wo sie sowieso schon sind: In der Altersgruppe zwischen 16 und 24 Jahren nutzen immerhin �ast 90 Prozent der Deutschen Soziale Netzwerke; bei den 25- bis 44-Jährigen sind es immer noch knapp drei Viertel. Wer also die junge Zielgruppe ansprechen will, der kommt um das Internet gar nicht herum. Medien bestimmen Politik, okay. Aber Politik bestimmt auch ganz massiv die sozialen Medien. Immer wieder sind es politische Themen, die zunächst �ür virale Hashtags und später �ür große politische Aktionen sorgen, wie die Black Lives MatterProteste oder Fridays for Future. Politiker dür�en hier nicht unin�ormiert bleiben, sondern müssen die Bewegungen in den Sozialen Netzwerken erkennen und schnell darau� reagieren. Sie dür�en das Feld nicht den Mode-In�luencern und BeautyBloggern überlassen, die durch ihre Reichweiten auch den politischen Diskurs im Internet lenken können. Und insbesondere nicht denen, die im Internet am lautesten schreien: den Populisten, Verschwörungstheoretikern und Trollen jeglicher Art, die den politischen Diskurs nicht bereichern, sondern zerstören wollen.

Politiker sollen keine In�luencer werden. Ich will nicht sehen, was sie essen oder wie ihr Hund aussieht. Ich will sehen, wen ich da wähle und wo�ür er oder sie wirklich steht. Ich will au� Augenhöhe angesprochen werden. Mit Worten, die ich verstehe. Ich denke: Die Politikpro�is sollten von den Medienpro�is lernen und ihre Reichweite in den Netzwerken nutzen, um sich und ihre Politik zu erklären. Dazu braucht es den Willen und die entsprechenden Qualitäten, um sich nicht komplett zu blamieren. Fast alle Politiker nutzen die Sozialen Netzwerke bereits beru�lich – wenn auch zum Teil wirklich unbehol�en. Für einige von ihnen scheinen Instagram, Facebook und Co nicht mehr als eine Verlängerung der Pressestelle zu sein. Für andere, wie Donald Trump, hat Social Media die kritische Auseinandersetzung mit den klassischen Medien bereits vollkommen ersetzt – das ist �urchtbar und kann wohl auch nicht das Ziel der Politik in Sozialen Netzwerken sein. Es geht um einen verantwortungsvollen, intelligenten und authentischen Umgang mit der modernen Welt des Internets. Politik bedeutet, die Welt von morgen mitzugestalten. Und der Umgang mit den digitalen Medien beweist das Verständnis der modernen Welt. Wer also das Internet nicht versteht, der kann die moderne Welt nicht verstehen. Wer nicht mit dem Internet zurechtkommt, der hat im ö��entlichen Diskurs kaum eine Stimme und mit Sicherheit keine Zukun�t. Text von Maximil ian S ep p, 23,

ist in nächster Zeit damit beschäftigt, seinen Feed wieder von Politiker-Posts zu befreien.


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Politik & Social Media

und das auch zielgruppengerichtet. Was jedoch passiert, und an dieser Stelle schaut bitte nie au� den Instagram-Account von Dorothee

CONTRA „Ich will keine Influencer an der Spitze, sondern Experten.“ Wie „toll “ der politische Alltag in Sozialen Netzwerken geworden ist, dur�ten wir vier Jahre lang in den Vereinigten Staaten von Amerika beobachten. Polarisierende Falschin�ormationen von Amtsträgern, Wahlbeein�lussung durch zielgerichtete Wahlwerbung au� allen Kanälen, Radikalisierung als Clickbait-Garant �ür Kommentarspalten aller Online-Zeitungen. Die Bubble bleibt dabei auch nicht stabiler als Sei�enwasserwände, denn der schwedische Forscher Nils Gusta�sson �and heraus, dass weniger an Politik Interessierte durch Beiträge in Sozialen Netzwerken auch nicht zu mehr politischer Teilnahme angeregt werden. Aber natürlich muss Politik jedem zugänglich gemacht werden und Nachrichtenseiten wie o��izielle Accounts von Ministerien sollen meiner Meinung nach auch unbedingt in�ormieren, was in der Welt passiert,

Bär, ist eine komplett künstliche Nahbarkeit, die durch die Posts von Politikern suggeriert wird. Genau wie es YouTube-Kanäle, Podcasts und Telegramgruppen tun, in denen Bürger „mitgenommen“ werden in den vermeintlichen „Alltag“ der Protagonisten. Das Bild ist dabei geschönt wie die abgesprochene „Home-Story“ bei der „Bunten“ oder anderen Schmierblättern und entzieht sich völlig der journalistischen Einordnung. Es ist doch so: In den Sozialen Netzwerken erzählt jeder seine eigene Wahrheit (ob nun In�luencer oder Politiker) und versucht, störende Realitäten auszublenden. Gleichzeitig wird durch diese ganze Masche unterstützt, dass die Mehrheit der Bevölkerung Politiker und Parteien schlichtweg aus persönlicher Sympathie und ungeachtet der eigentlich wichtigen politischen Ziele in den Bundestag wählt. Das verstärkt �alsche Versprechungen umso mehr und radikalisiert die Debatten innerhalb der Gesellscha�t. In einer Analyse der Social-Media-Analyse�irma Alto in Zusammenarbeit mit dem WDR und NDR wurden knapp zehn Millionen Beiträge aus Sozialen Netzwerken ausgewertet. Das Ergebnis: 47 Prozent der politischen Diskussionen wiesen eine inhaltliche Verbindung zur AfD sowie rechten Themen au� (sowohl positiv als auch kritisch). Die anderen Parteien kamen thematisch in der Analyse nur au� 23 Prozent. Die besondere Erkenntnis daraus:

Die Themen der untersuchten Posts spiegeln nicht die tatsächliche politische Einstellung der 756.000 untersuchten Nutzer wider. Die Forscher vermuten daher, dass Bots die ö��entliche Debatte in den Sozialen Netzwerken zusätzlich verzerren. Der Verlust von allgemeinen Wahrheiten und Sachlichkeit nutzt, davon bin ich überzeugt, klar demokratie�eindlichen Krä�ten. Das liegt selbstverständlich nicht nur an privaten Bierzelt�otos von bspw. Andreas Scheuer, aber auch diese Art der Posts sind Teil einer entpolitisierten Bevölkerung in einer Welt, die versucht Nachrichten nach niederen Trieben zu triggern. Der Idealweg da heraus wäre �ür mich, die Demokratie von Kindesbeinen an als Mitspielplatz kennenzulernen. In den Schulen mitbestimmen können, über Probleme und Ereignisse der Welt o��en im Unterricht und in der Familie diskutieren und sich im Um�eld seiner eigenen Interessen auch mit der Politik dahinter beschä�tigen. Dann gehen digitale Kumpeleiversuche von Politikern nämlich ein�ach unter. Und dann wird dort auch nicht mehr sehr viel Zeit und Geld investiert, um das Wettrüsten im digitalen Wahlkamp� durch Parteien weiter hochzutreiben. Wenn ihr mich �ragt: Unsere Au�gabe ist es, Politiker zu beobachten und nicht, ihnen nur zuzusehen. Text von Chris tian S chn eider, 29,

wiss. Mitarbeiter im Bundestag, für ihn taugt ein Selfiestick nicht als verlängerter Arm des Gesetzes.


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Exkurs

Immer ein bisschen Kunst in der Tasche

Während der Corona-Pandemie steht die Kultur au� Stand-by. Tom Berger aus Wuppertal wollte das nicht hinnehmen und hat sich allen Hürden zum Trotz seinen Traum er�üllt: einen eigenen Vintage-Shop. Mit seiner hausgemachten Kunst und Musik als Alternativprogramm zur aktuellen Kulturleere erreicht er gerade jetzt die Leute. SPIESSERAutor Marlon hat Tom in seinem Laden LeMietz Art & Baron Fashion besucht. Eigentlich wollte er noch schnell seine Serie �ertig schauen. Au� dem Flatscreen in XXL, hoch au�gehängt über einem schicken Nierentisch aus den 60ern. Die Fernbedienung liegt vor ihm, direkt neben dem Controller �ür seine Spielekonsole. Er hat es sich gemütlich gemacht. Und schick. Porthos, sein Hund, schlummert unter seinen ausgestreckten Beinen. Zu einem schwarzen Hoodie trägt „der Boss“ eine karierte Anzughose. „WPR“ springt von der einen Adilette ins Auge, „TAL“ ziert als Schri�tzug die andere. Er trägt sie mit Socken an den Füßen – und mit Stolz. Inmitten von Andy-Warhol-Kunstbänden, Retromöbeln und seinen selbst gemalten Bildern. „Das hier ist meine Liebe. Ich komme mit einem

Grinsen rein, lege mich au� die Couch und �reue mich ein�ach, hier zu sein“, sagt er. „Das wird mir �ehlen.“

Ich wollte immer einen kleinen Laden haben – für meine Möbel und mich.

Es ist Samstag, das Dezember-Wochenende vor dem zweiten harten Lockdown 2020. In der Wuppertaler Nordstadt nimmt Tom, so heißt der Boss nämlich, diesen Ort ganz in sich au�. Sein eigener Laden mit 45 Quadratmetern

Verkau�s�läche, einem kleinen Atelier und einer Möbelwerkstatt im Hinterho� ist in den letzten Monaten sein zweites Zuhause geworden. Erst An�ang September hatten der 27-Jährige und sein Kumpel Juri Jarkowski ihn hier in ihrer Heimatstadt Wuppertal erö��net. Zwischen Salzstreuern und Kunstwerken: das Pandemie-Projekt LeMietz Art & Baron Fashion ist ziemlich hip. Der Shop ist eingerichtet wie ein Wohnzimmer im Indie-Look. Für diesen Style sorgen Toms selbst au�gearbeitete Möbel, die er auch zum Kau� anbietet. Und überhaupt: Alles, was hier steht, verkau�en Tom und Juri auch – von den spießigen Häkeluntersetzern au� dem Esstisch, über bunte


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Salzstreuer und Omas Silberbesteck, bis hin zu den hochmodernen Kunstwerken an der Wand. Juri verkau�t im Geschä�t zudem noch gebrauchte Mode.

Alle Leute sagen, dass wir mutig sind. „Ich wollte immer einen kleinen Laden haben – �ür meine Möbel und mich“, erklärt Tom, der schon seit seiner Schulzeit leidenscha�tlich an alten Tischen und Sesseln herumwerkelt. Als er vor drei Jahren an�ing, gemeinsam mit Juri Bilder zu malen, hatte er schon längst nach einem eigenen Geschä�t Ausschau gehalten. Die Freunde taten sich schließlich zusammen au� der Suche nach einem Ort �ür ihre ganz individuelle Vintage-Kunst-Galerie. In einem Altbau in der Friedrichstraße, wenige Meter von der Fußgängerzone ent�ernt, wurden sie �ündig. Das war zu Beginn der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr. Tom und Juri unterschrieben den Mietvertrag und im Spätsommer machten sie den Laden au�. „Alle Leute sagen, dass wir mutig sind“, erzählt Tom. Doch sein Herzensprojekt abzubrechen, sei �ür Tom nie in�rage gekommen:

„Ich habe so lange au� meinen eigenen Laden gewartet. Als ich endlich etwas ge�unden hatte, wollte die Pandemie mir plötzlichen einen Strick daraus drehen. Aber darau� hatte ich keine Lust.“ Ein Store für die Community Den Menschen Abwechslung bieten – das war das Ziel von Tom und Juri. Ihren Laden gestalteten sie – unter Einhaltung der Hygienevorschri�ten – zu einem richtigen Tre��punkt im Quartier: „Wir haben den Hinterho� Studierenden zum Lernen bereitgestellt und gesagt: Wenn euch die Decke au� den Kop� �ällt, macht es euch bei LeMietz gemütlich, setzt euch mit dem Laptop hin und schreibt etwas.“ Das sei gut angekommen. „Viele Leute kamen her und wollten Teil dieser Community werden.“ Mal spielten alle zusammen Mario Cart au� der Konsole. Mal organisierten Tom und Juri Release-Partys. Tom ist nämlich nicht nur Künstler und Bastler: Er rappt auch noch, schreibt leidenscha�tlich gern Songs und haut au� YouTube ab und zu eigene Tracks raus. Am Abend vor unserem Gespräch war der Verkau�sraum sogar noch eine Bühne �ür ein UnpluggedKonzert, erzählt er. Das Event veranstaltete Tom ohne Laden-Publikum, streamte es aber live au� Instagram.

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23.+ 24. April

HALLE MESSE

Der Laden von Tom und Juri zeichnet sich durch viele liebevoll arrangierte Details aus.

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Exkurs LeMietz Art & Baron Fashion … das sind Tom Berger und Juri Jarkowski. Gemeinsam haben sie im vergangenen Jahr trotz aller Pandemie-Umstände ihren Traum von einem eigenen Laden umgesetzt. Hinter Baron Fashion verbirgt sich dabei der Bekleidungsladen von Juri, in dem er Vintage- und SecondhandKlamotten verkau�t. Le Mietz ist der Künstlername seines Geschä�tspartners Tom, der das Geschä�t neben dem Verkau� seiner Vintage-Möbel auch als Atelier �ür seine Kunst und Musik nutzt.

Beweis ge�ällig? Tom grei�t spontan zur Akustik-Gitarre neben dem braun gepolsterten Retro-Sessel, setzt sich hin und legt los. Den Blick liebevoll au� sein Instrument gehe�tet, stimmt er �ür mich die Beatles an. Mit jedem Saitenanschlag geht er mehr und mehr in seiner selbst gescha��enen Umgebung au�. Als er dann au�steht und den Fernseher einschaltet, wird er plötzlich ein ganz anderer Mensch. Jetzt ru�t er seine RapVideos au�. Er wird zum Boss.

Luis V ist keine Mode, Luis V ist unser Viertel. „Richtig gigantisch“, dieser LeMietz „Gyros-Teller ballern, mit den Homies ab ins Viertel. Erst mal einen hallern“, reimt Tom im Clip �ür seine zweite Single „Nero“ in die Kamera. Von welchem Viertel er singt? Natürlich vom Wuppertaler Kneipenviertel, gleich um die Ecke. „Ich liebe das Luisenviertel. Ich habe sogar eine eigene Kollektion da�ür gemacht.“ Richtig verstanden. Eine Mode-Kollektion. Tom, das hat er sich lang�ristig vorgenommen, will passend zu jedem seiner Songs Kleidung bedrucken. Fair gehandelt und vegan stellt er sie her. Die Luis V-Reihe ist eine Liebeserklärung an seinen Kiez. „Luis V ist keine Mode, Luis V ist unser Viertel“, zitiert er stolz die eigenen Lyrics. Dann hält Tom ein schwarzes PoloShirt seiner Art is Live-Kollektion in die Höhe. Im Innen�utter der Brusttasche verbirgt sich eines seiner abstrakten bunten Bilder. Seine Erklärung: „Das ist meine Philosophie: Immer ein bisschen Kunst in der Tasche haben.“

Mitten im Laden zur Gitarre grei�en und jammen – �ür Tom ist sein Shop mehr als nur eine Verkau�s�läche, er ist sein kreativer Spielplatz.

Für Tom ist LeMietz Art & Baron Fashion Werkstatt und Bühne zugleich. Wuppertal, �indet er, hat solch einen Laden gerade in der Pandemie dringend nötig: „Dieser Ort ist da, um sich auch künstlerisch zu connecten. Quasi als eine Anlau�stelle �ür kreative Menschen. Hier hast du eine Fusion von Dingen, die zusammen etwas richtig Gigantisches sind.“ Der Lockdown aber bremst auch Tom aus. Sein Geschä�t muss erst einmal schließen. „Ich bin traurig darüber. Denn das ist schon geil, wenn du im Hinterho� stehst und einen neuen Song herausgebracht hast und alle


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Leute das �eiern“, sagt er. Online-Konzerte wären zwar weiterhin möglich, „aber das ist nicht dasselbe. Ich bin gerne mit Leuten zusammen und erlebe was.“

Hier ist ein Aufschwung [...] und ich finde es schön, ein Teil davon zu sein. Pause im Viertel Die Nordstadt, Toms und Juris Standort, ist das Wuppertaler Kult-Viertel. Hier erinnern sich die Menschen mit Sehnsucht an die Tanzikone Pina Bausch und das weltberühmte Ensemble in ihrer Nachbarscha�t. Else Lasker-Schüler, die große Dichterin, als Jüdin vor dem Zweiten Weltkrieg vertrieben, ist am Rande dieser dunklen Straßenschluchten au�gewachsen. „Das Viertel, in dem wir hier sind, ist sehr herzlich und legt Wert au� Zusammenhalt und Kultur“, erzählt Tom. „Hier ist ein Au�schwung von

jungen Leuten, die was erreichen wollen, und ich �inde es schön, ein Teil davon zu sein. Ich selbst habe die schönsten Zeiten meines bisherigen Lebens hier in der Nordstadt erlebt.“ Vorübergehend zu schließen, bedeutet �ür Tom aber zum Glück nicht das Ende seines Traums: Er arbeitet in Teilzeit als Erzieher und ist so �inanziell abgesichert. Seine Visionen ver�olgt er weiter. Tom deutet durch das Schau�enster vor das Geschä�t: „Das soll im neuen Jahr eine Fahrradstraße werden. Dann stellen wir Ca�é-Tische vor die Tür. Mit den vielen Vereinen in der Nachbarscha�t machen wir dann ein großes Straßen�est.“ Bis dahin malt, werkelt und rappt Tom, der Boss, weiter au� seinem So�a, in seinem Laden, in seiner Stadt. © Ism

Text un d Fotos von Marlon Jun g johan n , 22,

der vielleicht selbst bald Stammgast in Toms Shop wird.

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Kissenschlacht

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Von Bildschirm zu Bildschirm ‒ die etwas andere Kissenschlacht

Dalia Mya

SPIESSER-Autorin Frieda hat es sich mit Tee und Hund au� der Couch gemütlich gemacht und mit der Synchronsprecherin und In�luencerin Dalia Mya über ihre neueste Sprechrolle �ür den Film Die Croods - Alles auf Anfang, der am 25. März in die Kinos kommen wird, geplaudert. Digital, mit viel Abstand und deshalb dieses Mal leider ohne die typische Kissenschlacht. Im Film Die Croods - Alles auf Anfang sprichst du Dawn, die Tochter der Bessermanns. Was hat dich an dieser Sprechrolle besonders herausgefordert? Ich hab mich erst mal richtig gefreut, als ich erfahren habe, dass ich die Rolle sprechen darf. Dawn hat im Film sehr viel gelacht und rumgeschrien – ich musste also dementsprechend auch viel lachen und laut sein. In einer Szene ist sie ein bisschen „gaga“, weil sie von einem Insekt gestochen wurde. Das zu sprechen war schwierig, aber auch sehr lustig. Wie bereitest du deine Stimme vor allem auf anstrengende Parts, wie beispielsweise das Schreien, vor? Zwischendurch trinke ich sehr viel Wasser und dann geht das auch schon, das hilft mir am besten. Wie ist es für dich, wenn du einen Kinofilm anschaust, in dem du eine Rolle sprichst? Anfangs ist es ein bisschen komisch, aber wenn der Film dann eine gewisse Zeit läuft, achte ich gar nicht mehr darauf. Dann versuche ich mich nur auf den Film zu konzentrieren. Irgendwann gewöhnt man sich einfach dran. Die Croods - Alles auf Anfang bringt viele neue Figuren, wie die besagten Bessermanns, mit. Aber auch neue Tiere, die immer sehr knallig-bunt sind und liebevoll designt werden. Hast du eine

Lieblingsfigur oder hat dir eines der Tiere besonders gut gefallen? Ich musste häufig lachen, wenn ich die Tiere gesehen habe, die sind richtig cool gemacht. Am süßesten finde ich die Faultiere, besonders Spange, das Faultier von Dawn. (lacht) Das hätte ich auch gerne! Inwieweit hat es deine Karriere beeinflusst, dass in deiner Familie viele Synchronsprecher sind? Mit dem Synchronsprechen habe ich sehr früh begonnen, was natürlich auch an meinen Eltern und meinem Opa lag. Aber meine Influencer-Karriere habe ich unabhängig davon gestartet. Natürlich habe ich Videos übers Synchronsprechen gedreht, aber es hat nicht viel miteinander zu tun gehabt. Mittlerweile sind meine beiden Berufe ein Ganzes geworden und das macht mir sehr viel Spaß.

Dalia Mya Schmidt-Foß … ist eine Synchronsprecherin und In�luencerin aus Berlin. Die 18-Jährige ist besonders durch die Social-MediaPlatt�orm TikTok bekannt geworden. Mehr als 5 Mio. Menschen ver�olgen dort ihre täglichen Uploads. Ihre Instagram-Seite haben 1,5 Mio. User abonniert. Außerdem ist sie in Webserien wie Krass Klassenfahrt zu sehen und synchronisierte Mia (Daniah de Villiers) im Film Mia und der weiße Löwe.

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Kissenschlacht

Wie hast du es geschafft, die ganze Arbeit während deiner Schulzeit zu managen? Während der Schulzeit war es sehr schwer. Meine Hausaufgaben und das Lernen habe ich vor allem auf die Wochenenden und in die Ferien geschoben. Auf Social Media war ich damals nicht so aktiv. Ich hab immer versucht, die Schule nicht zu vernachlässigen, aber ich muss zugeben: Es war teilweise echt schwierig. Trotzdem: Die Schule hatte immer die oberste Priorität.

Ich hab immer versucht, die Schule nicht zu vernachlässigen. In einem YouTube-Video hast du Tipps für TikTok gegeben und erzählt, dass du täglich zwei bis vier Videos für TikTok produzierst. Welche Vorteile bietet TikTok für dich im Gegensatz zu anderen SocialMedia-Plattformen? TikTok ist für mich deutlich „schneller“, denn beispielsweise YouTube-Videos zu produzieren, ist sehr aufwendig. Ich lade auf TikTok auch mehr hoch, weil die Videos meist nur 15 Sekunden oder maximal eine Minute lang sind. Auf TikTok lade ich mehr private Sachen hoch: Videos über Dinge, die in meinem Leben passieren, oder ich erzähle einfach nur kurz von meinem Tag. Du erreichst insgesamt auf deinen Social-Media-Plattformen sieben Millionen Menschen ‒ welche Verantwortung siehst du bei dir mit dieser Reichweite? Ich muss schon aufpassen, was ich für Videos mache. Als Influencer wird man für vieles kritisiert. Es ist eigentlich egal, was man macht, irgendjemandem passt es nicht. Das ist schon schwierig, aber ich versuche, ein gutes Vorbild zu sein. Ich achte sehr darauf, was ich hochlade.

Foto: Markus Schwennigcke SPIESSER-Autorin Frieda hat es sich �ür diese digitale Kissenschlacht au� der Couch gemütlich gemacht.

Wie entscheidest du, wer Kooperationspartner für die Produkte wird, die du bewirbst? Zuerst schaue ich mir die Marke an und wofür sie steht. Dann schau ich mir die Produkte an. Es gibt viele Marken, die ich nicht unter-


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Dalia Mya

stütze, weil mir beispielweise die Qualität des Produkts nicht gefällt. Ich möchte nicht Werbung für etwas machen, das nicht gut ist und worüber sich die Menschen am Ende ärgern, wenn sie dafür Geld ausgegeben haben. Unser aktuelles Heftthema ist Social Media und Politik. Social Media wird von vielen Menschen für ihre politischen Aktionen genutzt. Siehst du da ein Potenzial für TikTok oder wird es eher eine Unterhaltungsplattform bleiben? Es gibt viele TikToker, die politische Videos machen, beispielsweise über die US-Wahlen im vergangenen Jahr. Es gibt auch spezielle Accounts, die sich nur mit politischen Themen beschäftigen. Das finde ich sehr gut. Tatsächlich habe ich dadurch auch selbst schon viel gelernt.

©2020UniversalPictures

Inwieweit bist du persönlich politisch aktiv? Ich war schon bei Fridays for Future-Demonstrationen und auch mit der Black Lives MatterDemo auf der Straße, vor allem weil ich die Tatsache unterstützen möchte, dass sich Menschen für diese Bewegungen einsetzen. Könntest du dir vorstellen, „politische“ Influencerin zu werden? Nein, ich denke nicht. Ich finde es spannend, aber ich überlasse das lieber den anderen. (lacht)

Text von Frieda Rahn , 23,

kann auch von der Couch aus Debatten über politische Themen führen.

Schnellfragerunde

Hast du schon mal eine Kooperation abgelehnt, obwohl es echt viel Kohle gegeben hätte? Ja Sind dir manche deiner Videos peinlich? Nö, eigentlich nicht, vielleicht die alten Videos. (lacht) Wärst du gern als Sprecherin bei Die Croods 3 mit dabei? Ja, au� jeden Fall! Hättest du mal Lust auf ein Reality-TV-Format wie das Dschungelcamp oder Letʼs Dance? Ja, doch schon. Vielleicht irgendwann mal. Bist du ein SPIESSER? Nee, eigentlich nicht.

Was Dalia und Frieda noch so bequatscht haben, seht ihr au� youtube.com/SPIESSER

Wegen des Corona-Lockdowns konnte unser Kissenschlacht-Interview mit Dalia leider nur digital im Rahmen des Interviewtages zu ihrem neuen Film Die Croods - Alles auf Anfang statt�inden.


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TikTok

SPIESSER wissen's besser

Katzen in jeglicher Lebenslage, dämliche Raser, halsbrecherische Stunts, oberpeinliche Gesangseinlagen – das alles hat der Er�inder des Internets sicher nicht gewollt. Aber keine Angst, wir sind eure rettende Oase in der anspruchslosen Content-Wüste der Sozialen Netzwerke. Hier ein erster Durstlöscher.

Unser Gesicht in der digitalen Welt

Ob als versetzungsge�ährdete Schülerin, Faktenchecker oder über�orderte Lehrerin im Digitalunterricht – Vanessa macht immer eine gute Figur und beweist einen ordentlichen Sinn �ür Humor. Oder was meint ihr?


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SPIESSER wissen's besser

Veni, Vidi, SPIESSER ‒ Hier findet ihr uns Folgt uns auf TikTok: @spiesser.de

Folgt uns auf YouTube: youtube.com/SPIESSER

Folgt uns auf Instagram: @spiesser.de


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TikTok

Voll lit statt wack ‒ Das sind unsere Themen!

Wir versorgen euch regelmäßig mit mal mehr, mal weniger ernst gemeintem Content rund um die Themen Schule, Lernen und beru�liche Zukun�t. In unseren Videos geht’s um hil�reiche Lernhacks, witzige Schulsituationen, kurioses Wissen, aktuelle News aus dem Bildungsbereich oder auch ein�ach mal Jokes.

Wie seid ihr drauf, wenn endlich Frei tag ist?

Stellen sich eure Lehrer beim digitalen Unterricht auch so frisch an?

Lehrer Machen eure er m im auch eräusche? komische G

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SPIESSER wissen's besser

Findet ihr gut?

Dann folgt uns!

WARUM DAS ALLES?

Für Ruhm und Reichtum – ist doch klar! Nee, Spaß beiseite. Wir finden, dass das Internet mehr zu bieten haben sollte, als es aktuell präsentiert. Wir sind für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Sozialen Netzwerken und wollen euch im besten Fall mit unseren Kanälen eine Orientierung für euer weiteres Leben geben. Ob nun Schule, Ausbildung oder auch Studium, dranbleiben lohnt sich, und mit unseren Tipps und Videos machen Schule und Lernen auch noch richtig Spaß.


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Beruferoulette

Die Welt von „Die da oben“

In den Hinterzimmern des Bundestages – da gibt’s nicht nur unseriöse Gesprächsangebote von ein�lussreichen Lobbyisten mit Hummerhäppchen, vor allem gibt’s da jede Menge Büros mit Mitarbeitern, die den Politikern den Rücken �reihalten und versuchen, die vielen Probleme dieser Welt zu sortieren. Einer davon ist SPIESSER-Autor Christian. Ins Herz der Parlamentarischen Demokratie kommt man dankenswerterweise ohne Medizin-Studium. Ihr wählt die Parteien, die wählen ihre Abgeordneten, die wiederum ihre Mitarbeiter. Einer davon bin ich. Mitglieder des Bundestags (MdB) haben ein Personalbudget, mit dem sie selbst wählen können, wie sie ihr Team ausstatten. Es müssen Büros im Heimat-Wahlkreis und in Berlin besetzt werden, denn die MdB sind in den Sitzungswochen des Bundestags in Berlin tätig und in den Wochen dazwischen in ihren heimischen Wahlkreisen – dort wurden sie schließlich gewählt und dort wollen sie wiedergewählt werden. Neben Wissenscha�tlichen Mitarbeitern wie mir, die sich um �achliche Zuarbeit bei Pressean�ragen, Bürgerbrie�en und Anträgen kümmern, gibt es üblicherweise eine Büroleitung an den ver-

schiedenen Standorten, die Abteilung �ür ���entlichkeitsarbeit sowie weitere studentische Mitarbeiter. Die MdB sind jeweils in einem Fachausschuss, die sich wie die Ministerien au�teilen – also in Umwelt, Soziales, Innen, Landwirtscha�t etc. Wie macht man Politik? Da sich die politische Arbeit viel mit Gesetzes�ragen beschä�tigt, sitzen in den Büros des Bundestags viele Juristen und Politikwissenscha�tler. Alternativ gibt’s Mitarbeiter, die aus dem jeweiligen Fachbereich kommen, den der bzw. die MdB bearbeitet. So ist es bei mir. Ich habe Agrarwissenscha�ten studiert und bin nun im Bereich Agrarpolitik tätig. Bereits im Studium absolvierte ich mein Praktikum im Büro der Abgeordneten und bin inzwischen seit über sechs Jahren dort tätig.

Wissenscha�tlicher Mitarbeiter wurde ich durch den Abschluss meines Studiums, vorher war ich ein studentischer Mitarbeiter. Gerade verp�lichtende Praktika im Rahmen des Studiums bieten sich an, um bei politischem Interesse über Telegram-Gruppen hinaus Einblick in den Bundestagsalltag zu erhaschen.

Gratis gibt’s auf jeden Fall den Hass von allen Parteien im Bundestag, für die ich nicht arbeite. Die Arbeitsbedingungen variieren je nach Arbeitsweise des Abgeordneten, �ür den oder die man arbeitet, aber eines ist immer gleich:


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Das Arbeitsverhältnis ist be�ristet. Der Job hängt direkt am Mandat des MdB, also nie länger als bis zur nächsten Wahl, und dann heißt es Daumen drücken, dass es weitergeht. Auch wenn die meisten meiner Freunde das denken, bin ich daher nicht im ö��entlichen Dienst angestellt. Allerdings sind meine Arbeitsbedingungen daran angelehnt, sodass beispielsweise der Corona-Bonus auch an mich und meine Kollegen gezahlt wurde – was Ende des vergangenen Jahres eine hitzige Debatte auslöste. Im Lebenslauf macht's was her Das klingt alles wenig verlockend. Was gibt es also außer einem hübschen Bundestagsausweis zum Herumzeigen? Gratis gibt’s au� jeden Fall den Hass von allen Parteien im Bundestag, �ür die ich nicht arbeite. Auch abgesehen von diesem Bonus ist die Bezahlung gut und �ür viele ist es der natürliche Weg, um Dinge in Deutschland zu verändern oder lang�ristig selbst eine politische Karriere zu machen. Zu wissen, wie die Abläu�e in der Politik sind, hil�t auch, um später in Verbänden und Vereinen mit Lobbyarbeit er�olgreich zu sein. Oder im schlechtesten Fall �ür �iese Konzerne. Hinter der Annahme, ich würde im ö��entlichen Dienst arbeiten, die mir häu�ig entgegenkommt, vermute ich o�t die Unterstellung, dass

ich nicht richtig arbeiten würde. Das stimmt im Vergleich zum Spargelstechen sicher, allerdings ist in den letzten Jahren durch die schnellere Berichterstattung auch das politische Handeln hektischer geworden. Die Nachrichtenlage bestimmt, wozu Stellung bezogen werden soll, und wer sich zu spät äußert, �indet in den Leitmedien, also allen deutschlandweiten Online-Nachrichtenseiten, nicht statt. Ansonsten besteht der Hauptteil meiner Arbeit in der Vorbereitung der Ausschusssitzungen, die in jeder Sitzungswoche eine Tagesordnung mit verschiedenen Themen des Fachbereichs haben sowie Vorlagen aus der EU. Eben�alls unerlässlicher Bestandteil des Politbürojobs ist es, jederzeit in�ormiert zu sein. Da�ür gibt’s neben stapelweise Fachmagazinen auch eine Vielzahl von Veranstaltungen und Tagungen, die neue Erkenntnisse aus Forschung, Wirtscha�t oder Praxis au�zeigen und zur Kontaktp�lege einladen, um auch mal schneller in�ormiert zu sein als über die Presse. Die Arbeit im Bundestag ist �ordernd und das wiederum �ördert einen selbst – durch die Vielzahl an Themen bekomme ich einen guten �berblick über die Lage der Nation und ich �ühle mich, als würde ich zum Wohle der Gesellscha�t nach meinem besten Gewissen etwas beitragen. Das sti�tet Sinn und Er�üllung.

Was machen die Mitarbeiter im Deutschen Bundestag eigentlich den ganzen Tag? SPIESSER-Autor Christian weiß es, denn er ist einer von ihnen.

Never change a running system? Allerdings wird auch deutlich, wo wir dringend etwas ändern müssen. Viele Abläu�e sind überholt. Fast alles ist sehr komplex und schwer verständlich �ür den Durchschnittsbürger, sodass hier mehr Verständlichkeit und Transparenz hergestellt werden müssen. In den letzten Jahren wuchsen mit dem Unverständnis auch die Unzu�riedenheit und eine generelle Skepsis über das Vertrauen in die Politiker. Gerade weil der Großteil 16 Stunden am Tag probiert, seine Politik in die Tat umzusetzen, braucht es diesen Einblick. Denn nur so können diejenigen, die ihre Macht nur zum eigenen Vorteil nutzen, au��allen. Das ist aber Au�gabe der MdB selbst. Die Gesellscha�t muss es nur ein�ordern zum Schutz vor politischen Scharlatanen, deren Ein�luss gerade weltweit beängstigend wächst. Text von Chris tian S chn eide r, 29,

ist eigentlich nur im Bundestag, um in der heute-show aufzutauchen. Fotos von Bian ca Bodau

Voraussetzung, um Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bundestag zu werden: • ausgeprägtes politisches Interesse • abgeschlossenes Studium • „Nein“ sagen können zu Geldko��ern Du magst:

• Lesen von komplizierten Texten • ständiges Lernen • Angela Merkel mal von Nahem sehen und selbst mal au� Presse�otos sein - auch wenn man nur deinen Haaransatz sieht. • die Rahmenbedingungen der Gesellscha�t verändern Einstiegsgehalt: 2.800 bis 3.400 Euro brutto


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Rätsel

Für die Bildschirmpause 3x Let's Sing 2021 ‒ Karaokespiel für die Nintendo Switch + USBMikrophon Auch diesmal begeistert das Spiel mit einer Tracklist voller aktueller Chart-Hits sowie Klassikern �ür die Ewigkeit. Das neue Highlight ist der Einzelspieler-Modus „Legend“. Hier hat jeder Hobby-Sänger die Möglichkeit den eigenen Gesang zu verbessern, im Ranking au�zusteigen und der nächste Superstar zu werden.

3x Virale Cartoons Ich kam, sah und in�izierte. Wer die Welt mit den Augen eines Virus betrachtet, liest die jüngste Vergangenheit als Er�olgsgeschichte. Die Viralen Cartoons zaubern dir ein Lächeln ins Gesicht, wenn die Last des Lebens wieder mal erdrückend wird. holzbaumverlag.at 6x Faking Bullshit auf Blu-ray Ganz nach dem Motto „Wer keine Arbeit hat, der macht sich welche!“ beschließen die Polizisten einer verschla�enen Kleinstadt in NRW Stra�taten zu „�aken“, um ihre Jobs zu retten. Wir verlosen 6 Exemplare von Faking Bullshit passend zum Heimkinostart der megawitzigen Komödie am 25. Februar.

Auf SPIESSER.de/gewinnen

klicken oder SMS mit dem Stichwort „Rätsel“, Name, Alter, Adresse an die 01575 8899967 senden oder per Post an die Orange YC GmbH SPIESSER-Redaktion Fetscherstraße 32 01307 Dresden

Einsendeschluss: 04. April 2021

Ab und an lohnt es sich auch mal, den Blick vom Smartphone-Bildschirm zu nehmen: Nutz deine Pause und löse unsere Rätsel. Mit der richtigen Lösung und etwas Glück sahnst du einen unserer Mega-Gewinne ab.


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Wörter suchen Dann such mal �leißig: Die gesuchten Begri��e sind waagerecht, senkrecht, diagonal, rückwärts und auch vorwärts versteckt. Die Buchstaben, die übrig bleiben, ergeben zeilenweise gelesen das Lösungswort.

1x Reisetasche von Gusti Leder zum Kinostart von CATWEAZLE Otto Waalkes ist zurück au� der Kinoleinwand! Als kauziger Magier CATWEAZLE im gleichnamigen Film zaubert sich der Magier aus dem Mittelalter versehentlich in die Jetztzeit und kämp�t nun mit den Tücken der Moderne. Da bleibt kein Auge trocken! Zum Kinostart am 11. März verlosen wir die schicke Reisetasche „Ruben“ von Gusti Leder (www.gusti-leder.de) im schlichten Vintage-Design.

6x The Vigil – Die Totenwache auf Blu-ray Intelligenter Horror? Ja, das geht! The Vigil basiert au� alten jüdischen �berlie�erungen und spielt in einer orthodoxen Gemeinde in New York. Begleite den jungen Yakov in einen unheimlichen Albtraum – wir verlosen 6 Exemplare des Films!

2x Star Trek: Picard + die komplette Serie Star Trek: The Next Generation auf DVD 14 Jahre nach Captain Jean-Luc Picards Rückzug aus der Sternen�lotte verkörpert Patrick Stewart in Picard erneut seine berühmteste Rolle und muss sich einer Reihe ungelöster Rätsel stellen. Wir verlosen die komplette erste Sta��el (ab jetzt au� DVD & Blu-ray) inkl. über 2 Stunden Bonusmaterial. Obendrau� gibt’s noch die komplette Serie Star Trek: The Next Generation.


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Blattkritik/Ausstieg

Und jetzt abschalten

Nur noch ein letzter, kurzer Blick au� euer Feedback zum letzten SPIESSER und zu unseren Social-Media-Posts der letzten Wochen und Monate.

Blattkritik Ausgabe #187 Cover:

SPIESSER erscheint bundesweit mit einer Druckau�lage von 300.000 Exemplaren (IVW IV./2020). Herausgeber Orange YC GmbH Fetscherstraße 32 01307 Dresden Geschä�ts�ührer: Björn Peters (V.i.S.d.P.) Tele�on: 0351 288549-000 Fax: 0351 288549-549 Web: SPIESSER.de Mail: in�o@SPIESSER.de Redaktionsleitung: Tabea Grünert Layout: Paula Kuchta, Lena Schä�er Lektorat: Ute Nitzsche

Sie sieht relaxed aus und scheint sich überzeugend wohlzufühlen auf dem Bild.

Redaktion: Caroline Böhme Koordination: Susann Thannert Mitarbeiter dieser Ausgabe: Marlon Jungjohann, Veronika Ho�mann, Frieda Rahn, Christian Schneider, Maximilian Sepp, Dana Marie Weise Wir lieben alle SPIESSER, egal welchen Geschlechts. Damit aber trotzdem alles im SPIESSER und au� SPIESSER.de gut lesbar ist, verwenden wir weibliche und männliche Sprach�ormen als Paar�ormen oder das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen sind bei uns wie Farben – sie sind �ür alle da.

Reaktion zu unserem neuen TikTok-Kanal:

Du hörst dich an wie Frau Schnabelstedt von Fack Ju Göhte :D!

gab e itik Aus Blat tkr lstor y: e #187 Tit end

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hr aufreib Für mich se ert! und lesensw @spiesser.de

Fotos: Bianca Bodau, Marlon Jungjohann, Markus Schwennigcke Illustration: www.�laticon.com, www.�reepik.com, www.unsplash.com Tele�on: 0351 288549-000 Mail: redaktion@SPIESSER.de Mediaberatung: Anke Bai, Stephan Kraus Druckerei: GD Gotha Druck und Verpackung GmbH & Co.KG Gutenbergstraße 3 99869 Günthersleben-Wechmar Distribution Orange YC GmbH

Kommen ta neuen Tik r auf unserem Tok-Kana l:

Immer 1zu1 , wie gut ihr das schauspie lert. e #187 Kissen Blat tkritik Ausgab chirner: Ts ra schlacht mit No

Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider. Keine Ha�tung �ür unau�ge�ordert eingesandte Manuskripte, Fotos usw.; Nachdruck von Beiträgen, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion. Die Redaktion behält sich vor, zugesandte Beiträge zu kürzen.

Ohne euch ist der SPIESSER nichts ‒ Werdet Autoren, Fotogra�en oder Videojournalisten!

e tolle Ich liebe sie einfach, so ein ein für sie Frau. Schön, dass ihr t. nte Interview ergattern kon

Blattkritik Ausgabe

willkommen@orange-yc.de Tele�on: 0351 288549-000

Ein�ach au� SPIESSER.de/autor anmelden.

Titel�oto: Dalia Mya

#187 Experteninter

War mir ehrlich gesagt etw as

zu genau.

view:

Foto: ©2020UniversalPictures

Der nächste SPIESSER erscheint am 26. April 2021.


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© 2021 Verlag Heinrich Vogel | Springer Fachmedien München GmbH | Tel.: (089) 20 30 43 – 18 00 | vertrieb-fahrschule@springernature.com | Springer Fachmedien ist Teil der Unternehmensgruppe Springer Nature | www.springerfachmedien-muenchen.de/agb | © Lagunov / AdobeStock (Pokal); david.volkov / AdobeStock (Handy) [M]


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