i m D e u t s c h e n O l y m p i s c h e n S p o r t b u n d e. V.
Kinderwelt ist
Bewegungswelt
Prävention ist die beste Therapie ! Vermeidung von Ăœbergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen die Deutsche Sportjugend leistet einen wichtigen Beitrag Positionspapier 3
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Po s i t i o n s p a p i e r 3 - Pr ä v e n t i o n i s t d i e b e s t e T h e r a p i e !
Die Deutsche Sportjugend (dsj) beschreibt in ihrem Orientierungsrahmen “Kinderwelt ist Bewegungswelt” die Bedeutung der Bewegung für die kindliche Entwicklung. Diese Ressource “Bewegung” bei Kindern und Jugendlichen zu stärken, wird immer notwendiger, auch als präventives Mittel gegen Übergewicht.
Kinderwelt ist
Bewegungswelt
Immer mehr übergewichtige Kinder und Jugendliche Laut dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) des Robert-Koch-Instituts von 2003-2006 sind 15% der Kinder und Jugendlichen in Deutschland übergewichtig, 6,3% von ihnen gelten als adipös. In absoluten Zahlen betrifft die Problematik von Übergewicht und Adipositas 1,9 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland. Die Prävalenz ist steigend.
Die Folgen Die Folgen von Übergewicht und Adipositas sind vielschichtig. Neben gesundheitlichen und physischen Beeinträchtigungen (Entwicklung von Diabetes mellitus Typ II, Entstehung von kardiovaskulären Risikofaktoren etc.) leiden Kinder und Jugendliche unter den psychosozialen Folgen ihres Übergewichts. Wie Schimmer et al. 2003 in den USA herausfanden, entspricht die Lebensqualität von übergewichtigen Kinder und Jugendlichen der Lebensqualität von krebskranken Kindern während der Chemotherapie. Für die Gesellschaft bedeutet die zunehmende Prävalenz von Übergewichtigen eine enorme ökonomische Belastung. In den modernen Industriestaaten fallen derzeit zwischen 4% und 8% der Ausgaben im Gesundheitswesen für die Behandlung von Übergewicht an. Zu diesen direkten Kosten werden in den nächsten Jahren zusätzliche indirekte Kosten kommen durch den steigenden Anteil der schon im jungen Erwachsenenalter erkrankten und nicht mehr arbeitsfähigen und damit nicht in die Sozialkassen einzahlenden Übergewichtigen, die aus übergewichtigen Kinder und Jugendlichen entstanden sind. Es kommt zum Ausfall von Teilen der “Generation der Erwerbstätigen”. Zusammengefasst stellt die Thematik von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen eine Problematik von zunehmender Prävalenz, enormen individuellen Beeinträchtigungen und gesamtgesellschaftlicher Relevanz dar. Die Entwicklung und Umsetzung von Konzepten zur Therapie des Übergewichts bei Kindern und Jugendlichen ist ein Weg, sich dieser Problematik zu stellen.
Die Risikofaktoren Umso wichtiger erscheint daher die Identifikation von Risikofaktoren für die Entstehung von Übergewicht sowie darauf basierend die Entwicklung nachhaltig wirksamer, präventiver Maßnahmen. Neben einer familiären Veranlagung und einem geringen Bildungsgrad spielen Fehlernährung und Bewegungsmangel in der Entstehung von Übergewicht und Adipositas eine entscheidende Rolle (“adipogene Umwelt”). In den letzten Jahren ist es zu einer tief greifenden Veränderung der Lebensumwelt von Kindern und Jugendlichen gekommen. Das Angebot, die Vielfalt sowie die Werbung für energiedichte Nahrungsmittel sind gestiegen. In den meisten Schulen werden den Schülern zuckerhaltige Getränke zum Verkauf angeboten und der Verzehr von Fertigprodukten bzw. Fastfood hat sich vervielfacht. Parallel dazu verbringen immer mehr Kinder und Jugendliche einen großen Teil ihrer Zeit vor dem Fernseher oder Computer. Die Bewegungsräume von Kindern und Jugendlichen sowie die Alltagsaktivitäten haben deutlich abgenommen.
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Ziel der Therapie Ziel der Therapie von übergewichtigen Kindern und Jugendlichen sollte sowohl eine Stabilisierung bzw. Reduktion des Körpergewichts als auch eine Senkung der mit Übergewicht assoziierten Erkrankungen (Komorbiditäten) sein. Wie verschiedene Therapieansätze gezeigt haben, führt nur die Kombination aus temporärer kalorienreduzierter Ernährung, Schulung des (Ess-)Verhaltens, Bewegungsförderung und
Bewegung und Ernährung
Einbeziehung der Eltern zu den gewünschten Erfolgen. Programme, die diesen Ansprüchen gerecht werden, sind zumeist sehr zeit-, kosten- und betreuungsintensiv. Von den Teilnehmern/-innen fordern sie Durchhaltevermögen und einen hohen Zeitaufwand.
Die Bilanz aus Energieaufnahme und Energieverbrauch ist aus dem Gleichgewicht geraten Prävention, die sich die Minimierung des Risikofaktors “adipogene Umwelt” zum Ziel gesetzt hat, muss daher an zwei Punkten ansetzen: ■ Reduktion der Energieaufnahme und ■ Steigerung des Energieverbrauchs. Die Rolle des organisierten Sports bei der Prävention von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen liegt in der Förderung von Sport, Spiel und Bewegung. Laut einer Studie von Hebrand und Bös (2005) verbringen Grundschulkinder in Deutschland nur eine Stunde täglich mit Bewegung. Vergleicht man Kinder und Jugendliche, die zweimal wöchentlich zwei Stunden Sport treiben mit Altersgenossen, die dies nicht tun, ansonsten aber den gleichen inaktiven Lebensstil pflegen, sieht man, dass Sporttreiben allein nicht zu einer signifikanten Reduktion des Risikos für die Entwicklung von Übergewicht führt. Nicht die maximale körperliche Anstrengung über einen begrenzten Zeitraum ist entscheidend, sondern das Ausmaß der über den Tag verteilten Inaktivität. Je größer der körperlich inaktive Anteil am Tagesablauf ist, desto höher ist das Risiko übergewichtig zu werden.
Prävention muss somit die Bewegung im Alltag fördern Bewegung im Alltag heißt Treppe statt Aufzug, Laufen und Fahrrad statt Bus und Auto für den Schulweg, draußen spielen statt Computer und Fernsehen, bewegte Pausen, bewegter Unterricht, gezielte Bewegungsangebote in Kindertagesstätten.
Bewegung und Ernährung sind Verbündete Wer sich regelmäßig und ausreichend bewegt verbraucht nicht nur mehr Energie, sondern nimmt seinen Körper und dessen Bedürfnisse auch intensiver wahr und neigt dazu, ihn mit einer ausgewogenen Ernährung zu versorgen.
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Ausgewogene Ernährung und ausreichende Bewegung sind die Grundlage für eine gesunde Lebensführung Die Deutsche Sportjugend als Mitglied der Plattform Ernährung und Bewegung setzt sich als Anwältin von Kindern und Jugendlichen für einen aktiven und gesunden Lebensstil ein. Sie empfiehlt allen Mitgliedsorganisationen sich ebenfalls couragiert dem Thema zu stellen. Einige Mitgliedsorganisationen berichten über erfreuliche Entwicklungen in der Arbeit mit übergewichtigen Kindern und Jugendlichen. Die Auswertung vorhandener Projekte zeigt z.B., dass ■ immer mehr übergewichtige Kinder und Jugendliche in Sportvereinsgruppen kommen, ■ Sportvereinsgruppen insbesondere für diese Zielgruppe eine Bindungskraft haben, ■ die Angebote auch betroffene Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund ansprechen, ■ Übungsleiter/-innen in Bezug auf die Arbeit mit übergewichtigen Kindern und Jugendlichen ein qualitatives Handlungsrepertoire vorweisen und ■ durch das Medium Sport eine psychosoziale Ressourcenentfaltung (Entwicklung von Selbstbewusstsein) bei den angesprochenen Kindern und Jugendlichen erkennbar ist.
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