01/14 Schweineprofi

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NOVEMBER 2014


HANDLBAUER – Ihr Partner in der Region Wir suchen fĂźr unsere Schweineschlachtbetriebe Ried/Tr. und Lambrechten zusätzliche Schweinelieferanten fĂźr Ă–sterreichische Schweine. XQVHU $QJHERW

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Tel: 0732/7658-174, august.schoefberger@handlbauer.at Tel: 07765/210-0, office@innhof.at

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INHALT/IMPRESSUM

schweineprofi – Ihr Magazin

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Es wird immer schwieriger, in der Bevölkerung unsere produzierende Landwirtschaft zu kommunizieren. Daher muss die Kommunikation unter den Menschen in den Dörfern besser werden. Wir Landwirte produzieren dort, wo Menschen leben. Viele Probleme entstehen dadurch, dass man nicht aufeinander Rücksicht nimmt. Maria Pein, LK Vize-Präsidentin auf Seite 4

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INHALT IM GESPRÄCH 04 „Wir müssen den ­Geruch in den Griff bekommen“ MANAGEMENT 06 Sauenkondition im Fokus FÜTTERUNG 10 Schweinemast ohne Import-Soja? „Das ­sollte unser ­Fernziel sein“ TIERGESUNDHEIT 12 Spezielle Impf­ konzepte für den Betrieb ­entwickeln 17 Antibiotikareduktion durch ­Impfung – geht das? TIERHALTUNG

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SAUENKONDITION

18 Erfahrungen beim ­Einsatz von Gummi­matten im ­Abferkelstall 19 Haltungstechnik für ­heute und morgen?

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SCHWEINEMAST

23 FIRMEN BERICHTEN Der nächste schweineprofi erscheint im November 2015.

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TIERGESUNDHEIT

TIERHALTUNG IMPRESSUM UND OFFENLEGUNG

HERAUSGEBER Klaus Orthaber EIGENTÜMER UND VERLEGER SPV Printmedien GmbH., Florianigasse 7/14, 1080 Wien CHEFREDAKTEUR Klaus Orthaber (orthaber@­blickinsland.at) REDAKTION Ing. Bernhard Weber (weber@blickinsland.at), Stefan Nimmervoll ­­(nimmervoll@blickinsland.at) ANZEIGEN­LEITUNG Prok. Doris O ­ rthaber-Dättel (daettel@blickinsland.at) ANZEIGENVERKAUF ­Petra Hufnagl (hufnagl@blickinsland.at), Michael Mazelle (mazelle@blickinsland.at), Verena Planker (planker@blickinsland.at), Rene Rohatsch ­(rohatsch@blickinsland.at), Ingeborg Tucek (tucek@blickinsland.at), Eva-Maria Zweckmair (zweckmair@blickinsland.at) VERWALTUNG, ASSISTENZ Stefanie Brenner (brenner@blickinsland.at) REDAKTION UND HERSTELLUNG (ANZEIGEN­ANNAHME) Florianigasse 7/14, 1080 Wien. Telefon 01 5812890, Fax 01 5812890-23 FIRMENBUCHNUMMER: FN 121 271 S. DVR 286 73 PRODUKTION ­Eva Mühlberger (grafik@blickinsland.at) DRUCK Leykam Druck GmbH & Vo KG, 7201 Neudörfl, Bickfordstr. 21 VERLAGSORT Florianigasse 7/14, 1080 Wien P.b.b., ZUL.-NR. 02Z033612M. Alle Zuschriften und Chiffre-Briefe an BLICK INS LAND; Florianigasse 7/14, 1080 Wien. Für unverlangt e ­ ingesandte Manuskripte und Unterlagen besteht keine Gewähr auf Veröffentlichung oder Rücksendung. www.schweineprofi.at OFFENLEGUNG gemäß Mediengesetz ³ 25: Verleger: SPV Printmedien GmbH., Firmensitz: Florianigasse 7/14, 1080 Wien. Geschäftsführung: Klaus Orthaber, Gesellschafter: Klaus Orthaber. Erklärung über die grundlegende Richtung gem. § 25 (4) MedienG: Österreichisches Fachmagazin für bäuerliche Schweinehalter.


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IM GESPRÄCH

„Wir müssen den Geruch in den Griff bekommen“ Interview MARIA PEIN, LK-Funktionärin aus der Steiermark, über zu geringe Erzeugerpreise, Maisbau­probleme, Tierseuchen, und wo von Schweinehaltern künftig mehr Rücksichtnahme gefordert wird. schweineprofi: Wie ist die ­aktuelle Situation am ­Schweinemarkt? Pein: Momentan mehr als schwierig. Das Russland-Embargo hat eine Talfahrt bei den ­Preisen ausgelöst. In der Steiermark ver­ schärft der Maiswurzelbohrer die Lage. Eine Mischung, die viele Schweinemäster, zugleich Maisbauern, in ihrer Existenz bedroht. Wie könnte man diesen helfen? Indem man die Übermengen an Schweinefleisch vom Markt bringt, um diesen zu entlasten. Möglich wäre dies in Form von Exporterstattungen. In Europa sind aber nicht alle Länder der gleichen Meinung. Manche meinen, je tiefer der Schweinepreis sinkt, desto schneller wird er sich erholen. In Österreich würde das aber auf Kosten der Klein- und Mittelbetriebe gehen, weswegen wir unbedingt einen Markteingriff brauchen. Für Gemüse- und Obst­bauern wurde rasch nach dem Russland-Embargo ein Auffangprogramm geschaffen. Dabei ist Schweinefleisch vom Import-Stopp schon länger betroffen … Die große Solidaritätsaktion rund um den Apfel, der sich die Sozialpartner und der Handel angeschlossen haben, ist bewundernswert. Bei Schweinefleisch ist das viel schwieriger, weil dessen Image ein anderes ist. Wir müssen die Konsumenten aufrufen, heimisches Fleisch zu kaufen, weil hinter jedem Produkt ein bäuerlicher Familien­ betrieb steht. Dieselbe Aufforderung geht auch an unsere Gastronomie, Hotellerie und die Großküchen. Diese sollten das heimische Fleisch außerdem auf ihren Speisekarten deklarieren. Vorbild ist die Schweiz, die das

Wird diese Ausnahme­ situation heuer nicht vielmehr zur Regel werden? Viele Schweinebetriebe sind Wir werden mit diesem Schädbeim Einheitswert knapp an ling wohl leben lernen müssen. der Pauschalierungs­grenze … Es muss uns aber wie auch Was wird sich durch die Neu- immer gelingen, ihn wieder bewertung für solche Höfe einzudämmen. Mit Fruchtfolge ändern? allein ist es nicht möglich. Viele haben sich nach dem pauschalierten System und seinen Hat es bereits VerändeGrenzen ausgerichtet. Das macht rungen im Anbauverhalten die Situation schwierig. Ich bin gegeben? froh, dass viele Bauern ihre Die Steiermark hat die FruchtBetriebsdaten von uns durch­ folge bekanntlich gesetzlich kalkulieren haben lassen, um geregelt. Das wird auch eingehaleine optimale Lösung zu finden. ten. Wir haben heuer 21 Prozent In der Steiermark müssen wir mehr Getreide und 8.500 Hektar aber feststellen, dass gerade jene, weniger Mais angebaut. Hirse die knapp über die Pauschawurde verdreifacht. Der Mais lierungsgrenze kommen, ihre ist aber unser Brotbaum und Bestände abgestockt haben. Das die wichtigste Futtergrundlage. tut mir sehr weh, weil es ein Der Mais hat den Wohlstand in Rückschritt ist und Marken wie unsere Dörfer gebracht und ist dem AMA-Gütesiegel schadet. optimal auf die Güllewirtschaft Auf der anderen Seite ist gerade ausgerichtet. die junge Generation auf den Höfen bereit, künftig in die Wie wird sich der Schaden Buchführung zu gehen. finanziell niederschlagen? Mittels Online-ErhebungsKrisenstimmung herrscht bogen können Bauern ihren in der Steiermark nun wegen Schaden anonym dokumendes Maiswurzelbohrers. Aber tieren. Bis dato haben wir 600 war die Situation nicht vorRückmeldungen. Beziffern hersehbar? und analysieren können wir Mit der wahnsinnigen Population den tatsächlichen Schaden für des Schädlings hat im Frühdie Steiermark erst nach der jahr noch niemand gerechnet, Erntezeit. auch weil wir heuer einiges an alternativen BekämpfungsmeWie wird künftig die Futter­ thoden ausprobiert haben: Die grundlage für Schweine Fruchtfolge war ohnehin unum- aussehen? gänglich, wir haben Granulat Heuer wird es ohnehin zu eingesetzt, aber auch Nematoden keinen Maisengpässen kommen, und Pheromone ausprobiert. weil wir ein Spitzenertragsjahr Insektizide wurden auch mittels haben. Deswegen beträgt der Stelzen­traktoren ausgebracht. Maispreis etwa 70 Euro pro Erst im Juli ist uns bewusst geTonne. Und Mais aus Ungarn worden, wie intensiv der Schäd- und Slowenien ist verfügbar. ling auftritt – nicht nur im Mais, Längerfristig haben wir mit der sondern auch im Feldgemüsebau, Hirse eine sehr gute Alternative im Obstbau, ja sogar in den für die Mast. Für viele Betriebe Hausgärten. Der Käfer ist mittler- bleibt es aber eine Herausfordeweile eine richtige Landplage. rung, in den kommenden Jahren verpflichtet hat. Das wäre eine wichtige Soforthilfe.

mit dem Maisanteil noch tiefer hinunterzugehen. Also Mais aus Ungarn, um die Futterversorgung sichzustellen? Von dort ist immer schon Mais in die Steiermark geholt worden. Das wird vermehrt geschehen. Dort hatte man schon vor fünf Jahren ein massives Problem mit dem Maiswurzelbohrer und kann heute damit umgehen. Auch S ­ lowenien hat den Dia­brotica voll im Griff, beide Länder m ­ üssen für uns Vorbild sein. Dann wird also auch bei uns der Maiswurzelbohrer in einigen Jahren nicht mehr das bestimmende Thema sein? Das werden wir sehen. Grundsätzlich haben wir eine Task Force eingerichtet, die ich leiten darf. Wir haben viele Versuchs­ projekte gestartet, um eine Lösung zu finden. Außerdem wurde dazu ein „Runder Tisch“ im Ministerium einberufen, um intensiv an Auswegen zu arbeiten. Ich sage es aber noch einmal: Wir müssen im nächsten Jahr die Käferpopulation eindämmen. Im Osten Europas fürchtet sich die Landwirtschaft vor der „Afrikanischen Schweinepest“. Müssen auch hierzulande die Bauern bangen? Meine Sorge ist, dass die Krankheit mit dem Personenverkehr oder mit Speiseresten eingeschleppt wird. Auch Wildschweine sind eine Gefahr. Noch größere Sorgen bereitet mir aber eher das PED-Virus, das von Amerika kommend schon in Deutschland wütet und Durchfall bei Ferkeln auslöst. Hier habe ich größte Bedenken, wenn etwa deutsche


IM GESPRÄCH

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Ferkel nach Österreich verbracht werden.

Oft sind es nicht allein Tierschutzgedanken, die lokale Initiativen gegen Stallbauprojekte auf die Barrikaden bringen … Es wird immer schwieriger, in der Bevölkerung unsere produzierende Landwirtschaft zu kommunizieren. Daher muss die Kommunikation unter den Menschen in den Dörfern besser werden. Wir Landwirte produzieren dort, wo Menschen leben. Viele Probleme entstehen dadurch, dass man nicht aufeinander Rücksicht nimmt. Da müssen auch die Bauern zurückstecken. Konkret: Es kann nicht sein, dass jemand am Samstagnachmittag Gülle neben einem Siedlungsgebiet ausbringt, wenn dort gerade eine Grillfeier stattfindet. Das würde ich auch nicht wollen.

Foto: © Archiv

Kopfzerbrechen bereiten vielen Schweinebauern auch radikale Tierschützer … Dazu nur so viel: Der Gesellschaft muss klar werden, dass wir in Österreich das strengste Tierschutzgesetz Europas haben, aber weiterhin konkurrenzfähig bleiben sollten.

Sie von solchen Bekundungen? In der Steiermark gibt es keine Massentierhaltung, sondern eine moderne Nutztierhaltung. Landesrat Seitinger hat uns versichert, dass er diese Wortwahl nicht verwendet hat, sondern schlecht verstanden worden ist. Er weiß, dass es in der Steiermark keine Massentierhaltung gibt. Und ein Stromausfall kann auch auf einem kleinen Betrieb auftreten. Das hängt nicht von der Größe des Stalles ab.

Welche Tierzahlen können Sie also als Ver­ treterin der steirischen Viele Anrainer wollen Schweinewirtschaft befürkeine intensive Schweine­ worten? haltung mehr an ihrer Ich bin gegen Tierhaltungs-Ghet­Grundgrenze haben … tos, in denen Schweinehaltung Das größte Problem hier ist stattfindet. Als Grenzland-Besicherlich der Geruch. Ich wohnerin kenne ich noch die beschäftige mich auf meinem Kombinate in Slowenien aus Betrieb seit zehn Jahren mit der kommunistischen Zeit. So Mikroorganismen, aber auch mit etwas möchte ich in der Steier­ der Pflanzenkohle in der Gülle, mark nicht. Ich stehe aber um Gerüche zu minimieren. Das hinter Betriebskooperationen müssen wir in den Griff bekom- unter Bauern, weil es wichtig men, weil sich sonst im dörfliist, konkurrenzfähig zu sein. chen Gebiet kein Betrieb mehr Jeder tierhaltende Betrieb muss entwickeln kann. seine Güllefläche ausweisen können. Das ist auch bei einer Steiermarks AgrarlandesUmweltverträglichkeitsprüfung rat Hans Seitinger hat sich, die Grenze. In diesem Rahmen nachdem in einem Mastbestehe ich voll und ganz dahinter. trieb Schweine nach einem l Stromausfall erstickt sind, Interview: STEFAN NIMMERVOLL gegen die „Massentierhaltung“ ausgesprochen. Er will Zur Person: Maria Pein ist seit Ende ­Dezember 2013 Vizepräsidentin der keine neuen „Großprojekte“ LK Steiermark. Die engagierte Schweinebäuerin stammt aus Deutsch Goritz. mehr zulassen. Was halten

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MANAGEMENT

Abb. 1: Die BCS-Beurteilung kann beispielsweise nach dem Einstal- Abb. 2: Der Gewichtsverlust der Sau wird per Wiegung festgestellt, der len in den Abferkelstall und zum Absetzen vorgenommen werden. Verlust der Rückenspeckdicke anhand von Rückenspeckmessungen.

Sauenkondition im Fokus Die Kondition der Sau kann maßgeblich zu ihrer Leistungsfähigkeit und Nutzungsdauer beitragen. Im folgenden Artikel geht es darum, mit welchen Mitteln sich die Kondition von Sauen bestimmen lässt, welche Maßnahmen zur Optimierung ergriffen werden können und warum es ratsam sein kann, Sauenabgänge genauer unter die Lupe zu nehmen. det werden kann. Die Benotung per Body-Condition-Score richtet sich nach der Fett­auflagerung ür Erhaltung, Trächtigkeit an Becken­knochen, Hüfthocker, und Laktation werden Dornfortsatz, Rippen, Rückensowohl Nährstoffe als auch und Lendenwirbeln. Insgesamt Energie benötigt. Überschüssige gibt es fünf Noten: Zu mager (1), Nahrungsmengen können im mager (2), guter ErnährungszuKörper in Form von Depotfett stand (3 und 4) sowie zu fett (5). angelegt und in knappen Zeiten Die zu beurteilende Sau wird von durch Einschmelzung mobilisiert hinten und von der Seite mit Auwerden. Fett dient bekanntermagen und gegebenenfalls Händen ßen als Energielieferant, trägt zur begutachtet. Wärmeisolation bei und bildet Eine Konditions-Beurteilung einen Schutz um empfindliche Body-Condition-Score bietet sich insbesondere dann Organe. Was manchen jedoch we- ­einstufen Der Body-Condition-­ an, wenn ein neuer Haltungs­ niger bekannt ist: Fett übernimmt Score (BCS) ist ein subjektiver abschnitt bevorsteht und/oder weitere wichtige regulierende Maßstab zur Beurteilung der Futterstrategien angepasst Funktionen. Es trägt dazu bei, Körperkondition von Sauen, der ­werden müssen. dass hormonell gesteuerte Provom Landwirt einfach angewen- Wer Noten vergibt, wird feststellen, dass Sauen oftmals „leicht fett“ (4) in die Abferkelung kommen und „leicht mager“ (3) abgesetzt werden, es aber auch bestimmte Typen gibt, die stärker abmagern (2) und zur nächsten Trächtigkeit wieder „aufgepolstert“ werden müssen. Ergebnisse der BCS-Bewertung lassen sich unter anderem dazu nutzen, Sauen in verschiedene Konditionsstufen einzuteilen und ihren jeweiligen Ansprüchen entsprechend zu füttern. Eine Konditionsfütterung im Wartestall, die jeweils eine Futterkurve für normale Jungsauen,

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zesse an den Eierstöcken und in der Gebärmutterschleimhaut ordnungsgemäß ablaufen. Wenn zu wenige Fettreserven zur Verfügung stehen, kann es passieren, dass der Organismus des Tieres reproduktive Funktionen mindert oder gar einstellt. Liegen zu viele Fettreserven vor (Verfettung), können mitunter schwere Geburten, Schwerfälligkeit, höhere Ferkelverluste sowie Fruchtbarkeitsstörungen entstehen.

dünne Jungsauen, für normale Altsauen sowie dünne Altsauen vorsieht, hat sich in Futterkamp als positiv erwiesen. Tipp: Wer Konditionsveränderungen von Einzeltieren oder Sauengruppen beispielsweise vor oder nach Futteranpassungen noch besser nachvollziehen möchte, kann die BCS-Noten auch in 0,5er Schritte unterteilen. In der Praxis ist dies leichter umzusetzen, als dies in der Theorie klingt. Gewichtsverlust ermitteln Während der Säugezeit schmelzen Sauen Körperfettreserven ein und verlieren Körpermasse. Laut „Sauenfruchtbarkeit in der Ferkelerzeugung“ (AVA) ist ein gewisses Maß an Absäugen mit einem ungefähren Konditionsverlust von 15 bis 25 Kilogramm Lebendmasse im Laufe der Laktation nicht zu vermeiden und physiologisch unproblematisch. Da das absolute Gewicht von Sauen nicht zuletzt stark von der Sauengröße (klein-, mittel- und großrahmig) abhängt, macht es Sinn, den Gewichtsverlust prozentual auszudrücken. ­Gemäß „Tiergesundheit Schwein“ (DLG) liegt der Substanzverlust normalerweise zwischen 5 und 10%, beginnt ab 12% kritisch zu werden und ist mit Werten von über 15% deutlich zu hoch.

Fotos: © Christine Pollmann

Von Christine Pollhammer


MANAGEMENT

Wiegungen zum Einstallen in den Abferkelstall und zum Absetzen haben in Futterkamp gezeigt, dass der durchschnittliche Gewichtsverlust unter hiesigen Gegeben­ heiten eher an der oberen „Normgrenze“ verlief und der Gewichtsrückgang bei Jungsauen zum Teil etwas höher lag als bei Altsauen. Bei zu starkem Gewichtsverlust kann es hilfreich sein, Nährstoff- und Energieversorgung mit einem Futtermittelberater zu ­diskutieren, oder aber über andere, Sauen entlastende Maßnahmen während der Säugezeit nachzudenken.

Die Rückenspeckdicke lässt sich mittels Ultraschallmessgerät an drei definierten Messpunkten auf dem Rücken der Sau ermitteln und wird in Millimetern angegeben. Die Messergebnisse der verschiedenen Messpunkte werden anschließend gemittelt und zu einem Rückenspeckdickenwert zusammengefasst. Wichtig ist, dass Messungen mit ein und demselben Gerät und an den vorgegebenen Punkten durchgeführt werden. Es gibt Dienstleistungsunternehmen, die Ultraschallmessungen anbieten.

Wie viel Fett darf’s sein? Welche Rückenspeckdicken Rückenspeck messen Die anzustreben sind, kann je nach Rückenspeck- beziehungsweise genetischer Herkunft variieren. Seitenspeckdicke kann als Maß So können bei eher mageren, für ausreichende Fettdepots fleischigen Typen andere Werte angesehen werden. Ein ausreiauftreten als bei tendenziell chender Fettanteil ist bereits für fettwüchsigeren. Allein für die den Eintritt der Pubertät wichtig, optimale Rückenspeckdicke denn die Geschlechts­reife tritt zur Erstbelegung gibt es mitunerst dann ein, wenn eine Mindest- ter sowohl Empfehlungen, die menge an Fettgewebe vorhanden im Bereich von 18 bis 20 mm ist (Schnurrbusch, 2004). liegen, als auch solche, die 16 bis

20 mm oder gar 15 bis 18 mm gutheißen. Die Zuchtorganisationen geben Empfehlungen für ihre jeweilige Genetik vor. Wer Rückenspeckmessungen durchführt, wird feststellen, dass Schweine sehr facettenreich sein können. Es gibt Sauen, die ganz normal proportioniert aussehen, aber dennoch auffallend geringe oder hohe Fettwerte haben können, welche die deutlich fetter aussehen als sie eigentlich sind, und solche, die ihr Fett regelrecht zu verstecken scheinen. Ein ähnliches Phänomen kann bei gleich schweren Menschen mit unterschiedlichem Trainings-

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zustand beobachtet werden, wenn sie auf eine Körperfettwaage steigen. Vergleichbarkeit der Werte Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Methoden, ­Rücken­speckwerte gegenüberzustellen. Bei der ersten Methode werden Werte miteinander verglichen, die immer zum gleichen Zeitpunkt erhoben werden. Rückenspeckmessungen zum Zeitpunkt des Belegens können beispielsweise genutzt werden, um verschiedene Einzeltiere/ Sauengruppen zum Belegen Fortsetzung auf Seite 8

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MANAGEMENT

Fortsetzung von Seite 7 miteinander zu vergleichen, den Einfluss von saisonalen Effekten besser fassen oder Auswirkungen von Fütterungsanpassungen in der vorangegangenen Säu­ ge­­zeit eher wahrnehmen zu ­können. Bei der zweiten Methode werden Sauen zu verschiedenen Zeitpunkten beziehungsweise Produktionsabschnitten ­gemessen (zur Anlieferung, Erstbelegung, an einem bestimmten Trächtigkeitstag, zur Einstallung in den Abferkelstall und/oder zum Absetzen). Auf diese Weise lassen sich langfristige Entwicklungen von Einzeltieren oder Tiergruppen nachvollziehen. Ziel ist es, einzelbetrieblich das ­rechte Maß zum richtigen Zeitpunkt zu finden und zu halten. Gewichtsband (PIC) nutzen Die PIC hat ein Maßband entwickelt, auf dem nicht Zentimeter oder Zoll stehen, sondern Gewichtsstufen. Das Band findet bei Sauen bis zum zweiten Wurf Einsatz. Es wird am linken Flankenende der Sau angesetzt und glatt, ohne Zug, über den höchsten Punkt auf dem Rücken zum rechten Flankenende ­geführt. Der ermittelte Messpunkt wird mit den Fingern festgehalten, bevor das Band vom Rücken genommen wird. Auf dem Gewichtsmaßband lassen sich sowohl Gewichtsbereiche in Kilogramm als auch farblich unterlegte Gewichtsklassen von 1 bis 5 ablesen. Der ein oder andere mag ein ähnliches Maß-Verfahren kennen, mit dem das Schlachtgewicht von Mastschweinen hergeleitet werden soll. Rippentest (PIC) anwenden Die Sauenkondition lässt sich weiterhin durch einen so genannten Rippentest beurteilen. Der Test ist einfach und schnell durchgeführt und bedarf keiner technischen Hilfsmittel. Beim Rippentest wird der Brustkorb der Sau abgetastet und beurteilt, ob er sich optimal, zu dünn oder zu fett anfühlt. Als Vergleichsmaßstab dient eine geballte Faust. Fühlen sich die Rippen wie eine Mittelhand an, ist die Sau optimal konditioniert. Ist das

probleme mit einer zu starken Gewichtsentwicklung von Sauen ab dem zweiten Wurf einhergehen können und empfehlen, auf eine altersgerechte Entwicklung der Sauengewichte zu achten. In Futterkamp stellte sich heraus, dass Fundamentprobleme eher Sauen ab dem zweiten Wurf als Jungsauen betreffen. Wandhorndefekte können dann auftreten, wenn die Klaue in sich nicht ausreichend stabil ist, beispielsweise wenn die Versorgung mit essentiellen Aminosäuren, Biotin und/oder SpurenelemenAbb. 3: Sind alle Zitzen intakt? ten nicht den Bedürfnissen der Sau entspricht. Risse im WandGefühl eher so, als würde man können nachteilig sein. horn sind am besten bei einer Fingerknöchel anfassen, ist die Einer Studie von HOY (2012) sauberen Klaue erkennbar. TreSau zu dünn. Verhält es sich so zufolge liegt das Verletzungs­ ten Verletzungen auf, bei denen als würde man einen Handrüpotential bei Diagonalaufstallung das Horn durchdrungen wird, cken anfassen, ist sie zu dick. um ein Vielfaches höher als bei kann es zu tiefgreifenden Reigerader Aufstallung. zungen oder Verletzungen der Gesäuge im Blick halten In der Praxis zeigt sich zudem nervendurchsetzten und somit Gesäugeausbildung und immer wieder, dass Ferkelschmerzempfindlichen LederMilchleistung tragen maßgeblich schutzkörbe, Kastenstände, haut kommen. Entzündliche Verzur Aufzuchtleistung von Saug- Selbstfangstände und Liegekojen änderungen der Sohlenlederhaut ferkeln bei. Das Gesäuge der Sau so konzipiert sein müssen, dass und der Klauenwand können mit sollte rechts und links gleich­ das Risiko von Trittverletzungen mittleren bis schwerwiegenden mäßig ausgebildet und weit nach möglichst minimal ist. Lahmheiten einhergehen. vorne gezogen sein, über ausreichend normal entwickelte Zitzen Fundamente bewerten Gesundheit beobachten verfügen, ein gut durchblutetes Gesunde, stabile und tragfähige Wenn gesundheitliche VerändeDrüsengewebe aufweisen sowie Gliedmaßen sind Grundvorausrungen bei einer Sau auftreten gesund sein. setzung dafür, dass ein ungestör- und diese auf einer Karte bei der Da der Milchbedarf der Saug­ ter Bewegungsablauf stattfinden Sau vermerkt werden, kann dies ferkel über die Milchleistung der kann. Bereits bei Jungsauen Vorteile mit sich bringen. Zum Sau gedeckt werden muss, ist sollte darauf geachtet werden, einen weiß jeder, der sich der sicherzustellen, dass jedes Ferkel dass Beinstellung, -winkelung, Sau als Nächstes widmet sofort eine eigene, funktionsfähige -fesselung und -stärke harmonie- Bescheid, zum anderen kann, Zitze zum Saugen hat. ren. Da die Nutzungsdauer der wenn die Karte aufbewahrt wird, Zitzen müssen sowohl innerSau maßgeblich davon beeinflusst auch noch längere Zeit nach dem halb einer Säugezeit als auch wird, wie gut die Sau zu Fuß ist, Krankheitsfall nachvollzogen ­zwischen zwei Säugezeiten funk- ist zudem darauf zu achten, dass werden, dass es Auffälligkeiten tionsfähig bleiben. Am besten Größe und Form von Ballen­zone, gab. Letzteres kann beispiels­ wird das Gesäuge bereits vor der Wandhorn, Innen-, Außen- und weise wichtig sein, wenn eine Abferkelung auf Unversehrtheit Afterklauen passen, und nach Sau im darauffolgenden Produküberprüft. Kleine äußere Ver­ Möglichkeit keine krankhaften tionsabschnitt erkrankt und man letzungen an Gesäugeleiste oder Veränderungen entstehen. vorangegangene Erkrankungen Zitze lassen sich mit einem für und Therapiemaßnahmen schnell die Haut geeigneten, jodhaltiKlauencheck durchführen zur Hand haben möchte. Auch gen, rückfettenden Präparat per Veränderungen an den ­Klauen diese Daten können in den Rückenspritze pflegen. können sich in Form von Wuche- Sauen­planer eingegeben werden. Auswertungen von Gesäugerungen, Abschürfungen, Quetbonituren in Futterkamp haben schungen oder Rissen äußern. Abgangsursachen kennen … ergeben, dass sich die Fußboden- Ballenwucherungen treten Die Differenzierung von gestaltung in Kombination mit mitunter bei feuchten Fußböden Abgangsursachen ermöglicht der Kastenstandpositon auf das auf. Auch Überbelastung oder es, Sauenabgänge im Betrieb Verletzungspotential auswirken dem Fundament unangepasste genauer analysieren zu können. kann. Extreme AufstallungsforKörpermasse können eine Rolle Je präziser die Abgangsursachen men, bei denen Laufrichtung spielen (AID Klauengesundheit untergliedert werden, desto des Bodens und Ausrichtung des beim Schwein). Weber und Durst leichter lassen sich Ansatzpunkte Kastenstands nicht harmonieren, (2010) beschreiben, dass Klauen­ finden, die im Bereich Tierge-

Fotos: © Christine Pollmann

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MANAGEMENT

Aufschluss darüber geben, wie diese Verluste zustande gekommen sind. Treten verstärkt Fundament­probleme auf, so wie dies Praxis­berichten zufolge in einigen Betrieben der Fall ist, so kann auffallen, ob sich diese eher auf Klauenschäden, Panaritium, Gelenkentzündungen oder aber andere Ursachen zurückführen lassen. Möglicherweise stellt sich heraus, dass ein ­allgemeines ­gesundheitliches Problem vorliegt, Sauen nach Rangkämpfen oder Ausweich­ manövern vermehrt Klauen­ schäden aufweisen, oder aber Klauenpflegemaßnahmen angegangen werden müssen. Falls die Information vorliegt, sollte bei notgetöteten sowie bei verendeten Sauen notiert werden, wie es zu dem Verlust der Sau kam. Eine Sau, die wegen schwerer Lahmheit als Totalverlust zu verbuchen ist, findet sich dann auch als solches Tier wieder.

Auswertungstipp Immer wieder ist in der Praxis festzustellen, dass es b ­ estimmte Sauengruppen gibt, die den Herden­schnitt nach oben oder unten ziehen. Wichtig ist, vorliegende Informationen zu verknüpfen und zu interpretie… und analysieren ren. Sind es junge Sauen, die Wenn eine Sau aufgrund von vermehrt abgehen? Handelt es mehreren Ursachen abgeht, kann sich um Sauen einer bestimmten es sinnvoll sein, sowohl Haupt-, Lieferpartie? Waren es besonals auch Nebenabgangsursache ders schlanke oder dicke Sauen, zu vermerken. Würde beispiels- die als Umrauscher abgingen? weise die Hauptabgangsursache Lässt sich nachvollziehen, „hohe Verluste“ lauten, k ­ önnte weshalb vermehrt Zitzen- oder ein Vermerk wie „niedrige Klauenprobleme auftreten? Milchleistung“, „akute Mastitis“ Grassiert momentan eine Krankoder aber „zu wenig Zitzen“ heit? Je mehr gemessen, geprüft,

gesehen, gefühlt, verglichen und erfahren wird, desto deutlicher zeichnen sich Zusammen­hänge ab. Ein erster Schritt kann sein, spezielle Gruppen wie Jung­ sauen, Alt­sauen oder Sauen einer Lieferpartie herauszu­suchen, und deren Entwicklung anhand von Bonituren, Verkäufen und Verlusten nachzuvollziehen. Ergeben sich klare Muster, gilt es mit dem bestandsbetreuenden Tierarzt, dem Zuchtunternehmen

und/oder jeweiligen Futtermittelberater Rücksprache zu halten, um Verbesserungspotentiale auszuschöpfen. Fazit Nur wer Stellschrauben kennt, kann an ihnen drehen. l Christine Pollmann ist Expertin am LVZ Futterkamp, Deutschland Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein Tel.: 04381-900927 E-mail: cmeyer@lksh.de

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sundheit und/oder Management optimiert werden können. Reicht der reguläre Erfassungsschlüssel im Sauenplaner nicht aus, können entweder auswertbare Kommentarfelder oder aber separate Excel-Tabellen genutzt werden. In einer Studie des Fachbereichs Agrarwirtschaft der Fachhochschule Südwestfalen in Soest, in Kooperation mit dem Erzeugerring Westfalen e.G. (ERW) und der Gesellschaft zur Förderung der Schweinehaltung Ascheberg e.G. (GFS), wurden Abgangsursachen in 46 Betrieben bei 2378 abgegangenen ­Sauen mit einem Erfassungsschlüssel ausgewertet, der die Hauptursachen Alter, Fruchtbarkeit, Leistung, Milch­ mangel, Fundament, Konstitution, Erkrankungen, Charakter, sowie Sonstige Abgänge weiter untergliedert. Die häufigste Ursache für eine aktive Remontierung bestand im Alter der Sau, dicht gefolgt von Fruchtbarkeitsproblemen. Beide Ursachen ergaben zusammen mehr als 50% der Abgänge. Eine mangelhafte Leistung kam bei 16% zum Tragen, alle weiteren Ursachen lagen unterhalb von 10% (Freitag und Wittmann, SUS 2008).

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25.09.14 09:27


Schweinemast ohne Import-Soja? „Das sollte unser Fernziel sein“ Interview Kein Gentech-Soja mehr und weniger Maisanteil im Schweinetrog? Für viele Schweinehalter ist das nach wie vor undenkbar. Der Futtermittelexperte FRIEDRICH FLATNITZER berät als Konsulent für den bekannten Schinkenerzeuger Berger aber dahingehend drei Dutzend Schweinemäster aus Niederösterreich. das Regional-Programm bezahlt werden, großzügig bemessen sind.

tive etwa ist getrocknete Maisschlempe, Stichwort „Actiprot“, aus der Ethanolproduktion, Rapsschrot, aber auch SonnenblumenWelche Alternativen zu Soja schrot. Früher war dieser in der im Schweinetrog gibt es? Schweinefütterung, weil wegen Ich habe Fütterungsbeispiele zu hoher Rohfasergehalte, nur mit Sojaschrot aus Übersee, aus schwer verdaulich, tabu. Neu am Österreich und mit Totalverzicht Markt ist Sonnenblumenschrot auf Soja herangezogen, weil es in aus dem unteren Donauraum, der manchen Jahren passieren kann, nach einem speziellen, patentierdass nach einer schlechten Ernte ten Schälverfahren einen extrem viel zu wenig heimisches Soja am niedrigen Rohfasergehalt aufweist Markt verfügbar ist. Eine Alterna- und preislich mit Sojaschrot

konkurrenzfähig ist. Auch der Eiweißgehalt von „Sunpro“, so dessen Handelsname, ist ähnlich hoch wie von Soja, selbst einige Ferkelerzeuger schwören mittlerweile darauf. Als weitere Alternativen bieten sich Rapsschrot oder Kartoffeleiweiß an, aber das ist eine Preisfrage. Entscheidend für den Erfolg ist der Gehalt beziehungsweise das Verhältnis an verdaulichen Aminosäuren einer Mischung für Schweine. Die neueren Computerprogramme rechnen mit den aktuellen Werten für die richtige Bewertung des Aminosäurenmusters. Worauf aber gilt es dabei zu achten? Welcher Mehraufwand, vor allem welche ­Kosten sind damit verbunden? Der Landwirt kann den Soja­ anteil in seiner bisherigen Futterrezeptur nicht einfach 1:1 ersetzen. Da geht es nicht nur um das Eiweiß, sondern etwa auch um das Verhältnis der Aminosäuren. Aber zur Neuberechnung gibt es ja mittlerweile hervorragende Computerprogramme. Das ist alles keine Hexerei. Und unter

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schweineprofi: Sie beraten seit fünf Jahren Schweine­halter – zugegeben für ein Regionalprogramm – dahingehend, in ihren Veredelungsbetrieben gänzlich auf Import-Soja aus Übersee in den Futterrationen zu verzichten. Wie kam es dazu? Flatnitzer: Berger hat eine Marktnische gesucht für spezielle, hochwertige Fleischprodukte aus regionaler Produktion mit geringen Transportwegen. Auch die Abhängigkeit von Futter aus Übersee soll zurückgedrängt werden. Alles sollte möglichst aus der Donauregion kommen und die Tiere sollten maximal 50 Kilometer vom Schlachthof entfernt sein. Ich wurde gebeten, dazu Kalkulationen betreffend des Mehrpreises zu erstellen, wenn Landwirte sich dazu entscheiden, am Programm teilzunehmen. Konkret ging es um die Frage, ob 7 bis 10 Cent pro Kilogramm Schlachtgewicht zu wenig oder zu viel sind, um die Mehrkosten für regionale Herkunft und gentechnikfreie Fütterung abzudecken. Meine Berechnungen haben ergeben, dass 8 Cent Zuschlag, die für


FÜTTERUNG 11

Stellt sich die Frage: Wäre der Totalverzicht auf GVO-­ Soja aus Übersee, weil

Zur Person: Dr. Friedrich Flatnitzer leitete viele Jahre lang die Firma Schaumann ­Österreich und ist gefragter Fachmann und Referent in Sachen Nutztierfütter­ung.

50 Prozent plus mit regionalen Schnitzeln Nicht nur für die Schweinebauern, auch für den laut eigenen Angaben größten Schinken­erzeuger Berger rechnet sich das Geschäft mit regional optimalem Schweinefleisch. Laut Firmenchef Rudolf Berger ist dafür vor allem das Regionalkonzept des Fleischverarbeiters für das Umsatz-Plus von 6 Prozent auf 127 Millionen Euro verantwortlich. Mehr als 10 Prozent der Schinken, aber auch Frischfleisch und Würstel produziert Berger mittlerweile mit eigenem Label „regional. optimal“. Das Fleisch stammt aus Mastbetrieben mit garantiert gentechnikfreier Fütterung im Umkreis von 50 Kilometern um den Schlachthof nahe Tulln. Knapp 40 Vertragsbauern liefern rund 1000 Schlachtschweine pro Woche. Berger betont: „Getreide und Mais kommen aus Österreich, Raps aus Ungarn, Soja aus Österreich und Italien, Sonnenblumen aus Bulgarien.“ Im Vorjahr stieg der Absatz seiner Schinken und von Frischfleisch von den Höfen aus der Region um 44 bzw. 50 Prozent. Regionalität bei Lebensmitteln liege nicht nur im Trend, sagt Berger, sondern sei ihm auch persönlich ein Anliegen. Persönlich habe ihm ein Besuch in einem der Schweineprodukti-

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­ konomisch offenbar kein ö Pro­blem, jetzt auch eine Lösung für alle Betriebe im Land mit Schweinehaltung? Das sollte das Fernziel sein, um unsere Produktion unabhängig zu machen von Übersee-Agrar­ importen. Allein der Ressourcenaufwand, den die Schifffracht über den Atlantik kostet, steht ja in keinem Verhältnis zum Wert von Sojaschrot. Auch wäre unser Wie sieht es aus mit typiSchweinefleisch dann nicht mehr schen Leistungs-Parametern, so leicht austauschbar. wie Futterverwertung und Gewichtszunahme? Was raten Sie Schweine­ Da haben wir keine negativen bauern vor allem in der Rückmeldungen von den Betrie- Steier­mark, denen derzeit ben erhalten. der Maiswurzelbohrer zu schaffen macht? Welche Also unterm Strich rechnet Möglichkeit sehen Sie, auch sich der bewusste Verzicht Mais im Schweinetrog zu auf GVO-Soja aus Übersee? reduzieren? Wie gesagt, das ist mit 8 Cent-­ Diese Möglichkeit gibt es nicht Zuschlag abgedeckt. Es geht ja nur, sie ist auch dringend erforim Wesentlichen um die Kosten derlich. Um die Qualität von für die individuellen FuttermiSchweinefleisch, primär dessen schungen. Die Beratungskosten Fettkonsistenz, zu beeinflussen, auch für Futterrationsanpassun- muss ich auch den Maisanteil im gen auf den Programm-Betrieben Futter begrenzen. Ich empfehle, deckt ja auch die Firma Berger. den Maisanteil um ein Drittel, wenn nicht gar um die Hälfte, Nachdem auf Import-Soja etwa durch Gerste, Weizen oder aus Übersee verzichtet wird: Hirse zu ersetzen. Natürlich ist Wieviel GVO-freies Soja aus Mais die energie- und fettreichsder Region wird noch einge- te und zugleich rohfaserärmste setzt? Frucht. Weizen hat dagegen kaum Der Anteil ist heruntergegangen Fett und nur wenig Linolsäure. auf maximal 10 Prozent bis Null. Mais hat zwar sehr viele dopGenerell schwören zwar immer pelt ungesättigte Fettsäuren, das noch viele auf Soja in den Futist aber für die Konsistenz und terrationen, es wird aber immer Haltbarkeit von Schweinefleisch öfter von Maisschlempe oder nicht gut. Auch die sehr energieSonnenblume ersetzt. Man soll reiche Hirse mit sehr günstigen ja auch nicht das Kind mit dem Fütterungseigenschaften sollte Bade ausschütten. Nur wenn die man nicht aus den Augen lassen. Versorgungssicherheit mit inlän- Alter­nativen zu Mais erzwingt dischem Soja oder auch der Son- also nicht nur der Schädling. nenblumen-Alternative gegeben Aber auch hier gilt wie bei Soja: ist, wird es auch in der Praxis Es braucht geistigen Einsatz, um funktionieren. Die idealste FutMais in herkömmlichen Futterrezeptur taugt nicht, wenn ein terrationen zu ersetzen. Daran halbes Jahr später die Rohstoffe werden wir langfristig nicht dafür fehlen. Daher müssen wir vorbeikommen, selbst wenn wir auch stets die Frage im Auge be- den Maiswurzel­bohrer mit der behalten: Was tun, wenn wir nach kannten Fruchtfolgeproblematik Ernteverlusten zu wenig Donau- in den Griff bekommen wollen. soja haben. Weil schwindeln und l Übersee-­Ware daruntermischen, geht dann nicht. Interview: BERNHARD WEBER Mehraufwand fallen auch die Logistik und mögliche höhere Manipulationskosten, wenn man statt einer künftig bis zu drei verschiedene Eiweißkomponenten benötigt. Man braucht mehr Lagerfläche oder einen verlässlichen Partner, der einem das benötigte Futter zusammenmischt. Aber wirkliche Probleme sind das in der Praxis auch nicht.

onszentren Norddeutschlands zu denken gegeben, weil der dort um die Ställe erzeugte Mais längst nicht mehr verfüttert werde. „Mais geht dort direkt in die Biogasanlagen.“ Für die Tiere dagegen werde billiger Soja aus Argentinien importiert. Neben dem Thema regionale Produktion hat Berger das Tierwohl im Auge. All das sieht Rudolf Berger als „winzig kleine, aber erste Schritte“: „Alle reden von Regionalität, wir bieten sie.“ Insgesamt verarbeitete Berger im Vorjahr mehr als 260.000 Schweine, davon 50.000 aus dem Regional-Label-­Programm. Letztere wurden zu vier verschiedenen Schinken-Spezialitäten und Frischfleisch verarbeitet. Als Aufschlag für „reginal.optimal“ produziertes Schweinefleisch zahlt Berger 8 Cent/Kilogramm. B.W.

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viren fast immer auch ­massive Besiedlungen mit bakter­iellen Krankheitserregern. afür sind neben optimalen Mangels geeigneter Impfstoffe Haltungs- und Hygiene­ blieb den Tierärzten als adhoc-­ bedingungen auf den jeMaßnahme nur, die bakteriellen weiligen Betrieb zu­geschnittene Begleitinfektionen mit entspreImpfprogramme unumgänglich. chenden Antibiotikaeinsätzen Eine besondere Bedeutung einzudämmen. In Verbindung ­haben bei der Antibiotikaremit den gleichzeitig empfohlenen duktion die Vakzinationen Haltungs- und Hygieneoptimiegegen virale Erkrankungen, da rungen ließ sich in den meisten diese Infektionen fast immer Betrieben der ökonomische als Wegbereiter für bakterielle Schaden so zumindest in vertretKrankheiten fungieren und in baren Grenzen halten. der Folge somit häufig AntibioMit Einsatz der nun seit einigen tikaanwendungen notwendig Jahren zur Verfügung stehenwerden. den PCV2-Impftstoffe hat sich Die Circovirusproblematik in das Bild grundlegend geändert. Schweinebeständen ist ein sehr Seit 2008 sind nicht nur die gutes Beispiel für solch eine Aufzucht- und Mastleistungen Wechselwirkung. Infektionen wieder angestiegen. Die Zahlen mit dem aggressiven Circovider Betriebszweigauswertungen rus (PCV2) haben in vielen bestätigen zudem eine starke Schweineställen im Zeitraum Abnahme der Verlustrate und 1998 bis 2008 enorme Krankeinen deutlichen Rückgang des heitsprobleme mit starken Medikamentenaufwands in Leistungseinbußen und einer Schweinemastbetrieben (Abb. 1). Mortalitätsrate bis zu 10 % in Neben der Mykoplasmen- und den Aufzucht- und Mastställen teilweise auch der PRRS-Impverursacht. Bei Untersuchunfung kann man zumindest in den gen der betroffenen Schweine fanden sich neben den CircoFortsetzung auf Seite 14

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fungen zeitgleich zu setzen, als einzeln im Abstand von einigen schweinedichten Regionen die Tagen zu vakzinieren. Wenn PCV2-Ferkelimpfung inzwischen zum Beispiel die Saugferkel zu den Standardimpfungen gegen PRRS und Mykoplasmen zählen. geimpft werden sollen, bietet es sich an, dieses zeitgleich in der Einzelbetriebliche Impfprodritten oder vierten Lebenswogramme Es gibt inzwischen che an der rechten und linken eine kaum noch überschaubare Nackenseite durchzuführen. Anzahl von SchweineimpfstofSollte noch eine dritte Impfung fen. Welche von diesen Vakzifällig sein, kann auch diese noch nen zu welchem Zeitpunkt im etwas versetzt im Nackenbereich jeweiligen Bestand eingesetzt appliziert werden. werden sollten, ist betriebsindiNicht vergessen werden darf viduell abzuchecken. Dafür ist aber, dass alle Impfungen erst eine sorgfältige und umfassende einmal eine Belastung für die Bestands- und Problemanalyse Tiere darstellen. Insbesondere erforderlich, die nur in verbei Erstimpfungen kann es in trauensvoller Zusammenarbeit Einzelfällen zu unerwünschten zwischen bestandsbetreuendem Impfreaktionen bzw. ImpfkrankTierarzt und Landwirt erfolgen bzw. Mastleistungsdaten regelin ihren Beständen, die es ihnen heiten kommen. Daher wird kann. Das Ziel muss sein, ein mäßige Untersuchungen, die und ihren Tierärzten ermögliempfohlen, vor der Einführung für den Einzelbetrieb optimal die Infektionslage des Bestands chen, gegebenenfalls frühzeitig neuer Bestandsimpfungen oder zugeschnittenes Impfprogramm widerspiegeln. Dabei gilt zu gegenlenken zu können. Es zeigt neuer Impfstoffkombinationen zu gestalten, das einerseits die beachten, dass einzelne Unter­ sich immer wieder, dass häufig eine Testimpfung bei einigen Hauptprobleme in der Region suchungen und Erhebungen bereits einige Wochen vor einer Schweinen oder Ferkelwürfen abdeckt, andererseits aber auch bestenfalls nur die momentane größeren Bestandserkrankung durchzuführen. Das kann so die betrieblichen Besonderheiten Infektionssituation wiedergeben erste Erregerhinweise erkenngeschehen, dass anfangs der berücksichtigt. können. Eine Aussage über die bar werden. Die betreuenden neue Impfstoff nur bei 10 bis generelle Infektionssituation im Tierärzte und die Schweine20 Sauen oder vier bis fünf Regelmäßige GesundheitsBestand und auch über die Wirk- halter erhalten zusätzlich ein Ferkelwürfen eingesetzt wird. checks Generell liegt der Fokus samkeit von Vorbeugemaßnah- Kontrollinstrument, das es ihnen Erst wenn die so geimpften der tierärztlichen Bestandsbemen etc. kann nur dann gemacht gestattet zu überprüfen, ob die Tiere in den nächsten 10 Tagen treuung heute auf der Absichewerden, wenn entsprechende im Bestand durchgeführten keine Pro­bleme zeigen, erfolgt rung einer stabilen BestandsGesundheitschecks in regelmäImpfungen und die anderen die Impfung der restlichen gesundheit und damit auf dem ßigen Abständen durchgeführt Prophylaxemaßnahmen noch Schweine. Verhindern und gegebenenfalls werden und die Ergebnisse funktionieren oder angepasst frühzeitigen Erkennen des Auf- miteinander verglichen bzw. werden sollten. In Zukunft Mehr Impfhygiene Es vertretens von Infektionen. gegenübergestellt werden. wird es mehr und mehr darauf steht sich von selbst, dass ein Um die Gesundheitslage eines Solche regelmäßigen Gesund­ ankommen, diese Frühindikaoptimaler Impfschutz nur dann Bestands einschätzen zu können, heitschecks sind für den toren zu erkennen und somit erwartet werden kann, wenn die braucht es neben der kontinuier- spezial­isierten Schweinehalter rechtzeitig Maßnahmen einzuImpfungen sorgfältig, mit saubelichen Beobachtung des Tierunverzichtbar. Die Landwirte leiten. Die guten Erfahrungen rem Impfbesteck und scharfen bestands und der regelmäßigen bekommen wertvolle Hinweise mit solchen Gesundheitschecks Kanülen durchgeführt und die Auswertung von Sauenplanerüber das Infektionsgeschehen haben inzwischen dazu geführt, Impfstoffe in voller ­Dosis applidass mehr und mehr Ferkelerziert werden. Tierärzte sind gut www.stadiko.de zeugergemeinschaften ihren beraten, insbesondere den selber Mitgliedsbetrieben regelmäßige impfenden Landwirt immer Gesundheitsnachweise verbind- wieder darauf hinzuweisen und lich vorschreiben. dieses auch zu kontrollieren. Zum Schutz vor einer KrankTrend zu Kombiimpfstoffen heitsübertragung mit der Nadel Unter der Prämisse, dass künftig ist es in der Humanmedizin Massgeschneiderte Hygienetechnik. mehr Impfstoffe eingesetzt selbstverständlich, dass bei jeder Aus Verantwortung zur Natur. werden, stellt sich die Frage, wie Impfung eine neue sterile Kanüle man diese möglichst schonend verwendet wird. Dieses ist so Stationäre und mobile Hochdruckreiniger und tierverträglich nutzen kann. zurzeit im Nutztierbereich noch Stallreinigung und Desinfektion Ein Trend scheint die Hinwennicht praktikabel. Viele Tierärzte ...und mehr dung zu Kombinationsimpfstof- und spezialisierte Ferkelerfen oder das Mischen von dafür zeuger sind inzwischen dazu zugelassenen Impfstoffen zu übergegangen, zumindest bei der sein. Generell lautet die EmpInfos & Katalog: Fon (0 44 43) 97 99 10 · info@stadiko.de Ihr Kontakt in Österreich: Lehner Landtechnik FON (0 72 42) 5 36 22 fehlung, besser mehrere ImpFortsetzung auf Seite 16

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16 TIERGESUNDHEIT

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Impfkonzept zu erstellen und dieses auch immer wieder zu Impfung der Jungtiere pro Wurf hinterfragen bzw. anzupassen. eine neue Nadel zu verwenden. Regelmäßige Gesundheitschecks Möglicherweise bringen auch die sind dafür unentbehrlich. Eine neu auf den Markt drängenden weitere wichtige Aufgabe des nadellosen Impfsysteme diesbe- betreuenden Tierarztes ist es züglich eine Verbesserung. sicherzustellen, dass insbesondere, dann wenn der Landwirt Fazit Neben Optimierungen bei die Impfungen selber durchführt, Haltung und Hygiene ist der allzeit eine exzellente Impfhygiegezielte Einsatz von Schutzimp- ne gegeben ist. Das schließt eine fungen die wichtigste Maßnahme ordnungsgemäße Lagerung der für eine dauerhafte Antibiotika- Impfstoffe mit ein. l minimierung. Es ist die vornehmliche Aufgabe der bestandsbeDr. Josef Schulte-Wülwer, Schweine­ treuenden Tierärzte, für den gesundheitsdienst der Landwirtschaftsjeweiligen Betrieb ein optimales kammer Niedersachsen, Deutschland

Sieben wichtige Punkte für den Impferfolg 1. Impfungen sollten mindestens zwei Wochen vor dem erwarteten Infektionszeitpunkt abgeschlossen sein. Erst dann kann man davon ausgehen, dass beim Kontakt mit Infektionserregern genügend Antikörper gebildet worden sind, die eine Erkrankung der Tiere verhindern. 2. Nur ein gesunder Organismus ist in der Lage, auf die Impfung mit einer optimalen Immunreaktion zu antworten. Daher ist darauf zu ­achten, dass immer nur gesunde Tiere geimpft werden und die Tiere sich nicht gerade in Stressphasen befinden. 3. Impfstoffe sollten immer kühl (2 bis 8°C) und dunkel gelagert werden. Angebrochene Impfstoffflaschen sind möglichst schnell aufzubrauchen. Das gilt insbesondere für frisch angesetzte Lebend­ impfstoffe, die b ­ ereits nach wenigen ­Stunden ihre Wirkung verlieren. 4. Beim Impfen mit Revolver­ spritzen muss darauf geachtet werden, dass das Anstechen neuer Impfstoff­ flaschen immer mit einer sterilen Nadel passiert.

5. Bei jeder Impfung besteht die Gefahr, dass man ­Erreger von einem Tier zum anderen überträgt. In der Schweinehaltung hat es sich bewährt, nach jedem Wurf oder aber nach spätestens 20 Schweinen, die Kanüle zu wechseln. Inzwischen gibt es erste alternative ­Impfmöglichkeiten, bei denen der Impfstoff direkt in die Haut geschossen wird. 6. Ein guter Impfschutz ist nur vorhanden, wenn die vom Hersteller bzw. Tierarzt vorgegebene Dosierung eingehalten wird. Bei Sauen und Ebern ist auf die rechtzeitige Durchführung der jeweils vorgegebenen Auf­frischungsimpfung zu achten. 7. Jungsauen kommen mehr und mehr aus Hochgesundbetrieben und müssen dementsprechend in der Quarantäne bzw. Eingliederung an die Erregerlage des Altsauenbestands angepasst werden. Die dafür notwendige Jungsauen-­ Impfstrategie muss betriebs­ individuell zusammen mit dem Haustierarzt aufgestellt und k ­ onsequent eingehalten werden.

Richtig impfen! Eigentlich ganz einfach –  Lagerung: Impfstoffe gehören in einen sauberen Kühlschrank, dessen konstante Temperatur zwischen 2 und 8°C ständig mit einem Minimum-Maximum-Thermometer überwacht werden muß. –  Applikation: Die meisten Impfstoffe sind in den Muskel (i.m.) zu verabreichen, die übliche Stelle dafür befindet sich beim Schwein am Übergang von behaarter zu unbehaarter Haut hinter dem Ohr. –  Prüfen Sie vor jeder Impfung, ob Ihre Tiere impffähig sind. Kranke Tiere sind nicht im Stande, einen belastbaren Impfschutz aufzubauen! –  Dosis: Jeder Impfstoff ist so konzipiert, dass eine belastbare Immunisierung nur durch die Verabreichung der kompletten Dosis erreicht wird. Viele Impfpistolen sind entsprechend voreingestellt. Eine Reduktion dieser Dosis kann zur völligen Unwirksamkeit der Impfmaßnahme führen! In der Regel werden Impfungen größerer Gruppen mit Impfpistolen durchgeführt, die vom Hersteller über den Tierarzt kostenlos zur Verfügung gestellt werden. –  Wenn Sie den Impfstoff auf die Pistole setzen, kontrollieren Sie das Haltbarkeitsdatum und die Unversehrtheit der Flasche. Gewidmet von Elanco Animal Health.

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räuer-Bewegungsbuchten in der Ferkelproduktion für den Abferkelstall zeichnen sich durch ihre einfache und robuste Bauweise aus. Mit nur wenigen Handgriffen fixiert und löst man den Ferkelschutzkorb von der Muttersau ohne dabei die Sau berühren zu müssen. Weitere Besonderheiten dieser Bucht sind der schwenkbare Niro-Futtertrog

für die einfache Reinigung, der Abliegebügel im Laufbereich, der das Erdrücken der Ferkel verhindert und das geräumige Ferkelnest, mit einer Möglichkeit zur Fixierung und Absperrung, um die Ferkel leichter betreuen zu können. Der rutschfeste PVCGuss-Beton­boden gibt der Sau die erforderliche Sicherheit beim Stehen, Bewegen und Abliegen. INFORMATION: www.braeuer.cc oder 07252/73853

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TIERGESUNDHEIT 17

Antibiotikareduktion durch ­Impfung – geht das? Kranke Tiere müssen behandelt werden. Dabei spielen Antibiotika eine wichtige Rolle. Die Veröffentlichung von Untersuchungen aus Teilbereichen der Tierproduktion über den Einsatz von Antibiotika tragen jedoch mehr zur Verunsicherung der Verbraucher bei, als zu einer sachlichen Aufklärung. Von Friederike Schmelz

U

m einen ganzheitlichen Überblick zu erhalten, wurden z.B. in Dänemark wie auch den Niederlanden und jüngst in Deutschland Überwachungsund Meldesysteme eingeführt, um eine belastbare überbetriebliche Datengrundlage zu schaffen. Die Daten geben dem individuellen Betrieb nicht zuletzt Rückmeldung darüber, wie sich der eigene Antibiotikaverbrauch im Vergleich zu anderen Betrieben darstellt. Im positiven Sinne kann das als Orientierungshilfe für zu ergreifende Maßnahmen verstanden werden, die je nach Problemlage vielgestaltig sein können und Bereiche von Hygiene, Zukauf, Haltungsbedingungen, Impfungen u.v.m. berühren können. Von pathogenen E. coli verursachte Krankheitsbilder und insbesondere die „Ödemkrankheit“ erfahren in den letzten Jahren eine Renaissance. Sei es durch das besondere Augenmerk, das auf die empfindliche Umstallungsperiode gerichtet ist, befördert durch die Erkenntnis, dass nach der Umstallung ein gelungener Start ohne Entwicklungsdepression entscheidend für eine erfolgreiche Aufzucht und Mast ist. Sei es durch das zunehmende Wissen um Fütterungsstrategien und den bereits erwähnten überwachten und daher rückgängigen Einsatz von Antibiotika in manchen Ländern. Auch die Hersteller von Biologika zollen diesem Produktionsabschnitt besondere Aufmerksam­ keit mit der Entwicklung von Vakzinen, um Erkrankungen während der Umstallungsperiode prophylaktisch mit Impfungen zu begegnen. Denn nichts hilft

so natürlich und effektiv wie die eigene Immunität. Insbesondere die Ödemkrankheit, die durch Shigatoxin-bildende E. coli in der Zeit nach dem Absetzen hervorgerufen wird, ist durch spezielle Diätfütterungsstrategien nur bedingt beeinflussbar. Der meist orale Einsatz von Antibiotika ist ebensowenig zufriedenstellend durch die Zunahme von Resistenzen genauso wie durch den überwiegend akuten Verlauf der Erkrankung, durch welchen der therapeutische Effekt natürlicherweise beschränkt ist. Eine kürzlich auf dem Europäischen Schweinekongress in Sorrento vorgestellte Langzeitstudie aus den Niederlanden zeigte den Effekt der Einführung der Impfung gegen das Auftreten der Ödemkrankheit. Es handelt sich dabei um einen Ferkelerzeugerbetrieb (600 Sauen) mit angeschlossener Aufzucht, in die die Ferkel mit 25–26 Tagen eingestallt werden. Mittels Labor­diagnostik (PCR) konnte das Vorhandensein von Shigatoxin bei den Tieren nachgewiesen werden. Es kam in der Vergangenheit 10–14 Tage nach dem Absetzen immer wieder zu sporadischen Ausbrüchen mit durchschnittlichen Verlusten von 5,9 % aufgrund von Ödemkrankheit. Im Rahmen der Studie wurden 17.977 Ferkel in 52 Wochengruppen einmalig am 4. Lebenstag intramuskulär mit dem 2013 europaweit zugelassenen Imfpstoff gegen die Ödemkrankheit geimpft. Die Ergebnisse waren überzeugend: Die Sterblichkeit aufgrund Ödemkrankheit ging auf Null zurück (1), auf den Einsatz von Colistinsulfat konnte gänzlich verzichtet werden (2) und der Betrieb kehrte im Rahmen des niederländischen Antibiotika-Mo-

nitorings „in den grünen Bereich“ zurück (3). Die Berechnungen des Antibiotikaverbrauchs in den Niederlanden werden aufgrund der definierten täglichen Dosis vorgenommen und beziehen sich auf die Anzahl der Tage pro Jahr, an denen ein Tier behandelt wird. Dazu werden die Informationen über die Menge der Wirkstoffe, die von den einzelnen Tierarzneimitteln jeweils für einen Tierart angeführt werden, herangezogen. Die Ergebnisse dieser speziellen

Studie werden durch Studien­ daten aus vielen Ländern Europas (Schweiz, Norwegen, Spanien, Frankreich, Deutschland) bestätigt und zeigen auf, welches Potential eine gezielte Impfmaßnahme gegen eine definierte Erkrankung bergen kann. Weitere Informationen: ­ www.shigatoxin.com l Literatur bei der Verfasserin: Dr. Friederike Schmelz, IDT Biologika, D-Dessau-Roßlau 0049 152 530 56 270


18 TIERHALTUNG

Erfahrungen beim Einsatz von Gummimatten im Abferkelstall Allen voran wird häufig die Frage gestellt, ob die Sau in den Sommermonaten bzw. heißen Sommertagen ­überhaupt die Möglichkeit hat, ihre überschüssige Wärme abzugeben. Unstrittig ist, dass eine Gummimatte im Gegensatz zu einem Gusselement oder Betonboden kaum Wärme ableitet und eher isolierend wirkt. Von Eva Maria Görtz

auf einem härteren Gusselement oder Beton? Im Umkehrschluss ist die geringe Wärmeleitfähigkeit lastikelemente als Liegeflä- von einer Gummimatte aber mögche sind aber ebenfalls seit licherweise gerade in der kälteren längerem im Einsatz, die Jahreszeit für die Sau von Vorteil. ähnlich den Gummimatten wenig Viele Landwirte befürchten, dass wärmeleitfähig sind. Ist die Sau die Standsicherheit und Rutschsibei heißen Temperaturen so weit cherheit bei der Verwendung von beeinträchtigt, dass sie ihre WärGummimatten nicht mehr gegeben me nicht mehr ausreichend abge- ist. Der Versuch an der LSZ Boxben kann und daher sich auf einer berg in Deutschland zum LaufverGummimatte nicht mehr wohl halten der Sauen in der Wartehalfühlt? Oder ist die Gummimatte tung hat ergeben, dass die Sauen für die Sau, obwohl sie weniger bei den verwendeten GummimatWärme ableiten kann, dennoch so ten im Laufweg keine auffälligen bequem, dass sie lieber auf einer Probleme mit der Rutschsicherheit weichen Gummi­matte liegt, als auf den Matten hatten. Das Risiko einer verminderten Rutschsicherheit besteht bei nassen oder verdreckten Gummimatten. Daher haben wir in Boxberg im praktischen Einsatz sowohl den Verschmutzungsgrad der Gummimatten als auch den Verschmutzungsgrad der Sauen erfasst, um darüber die Rutschsicherheit der Matten ableiten zu können. Hier wurde über einen Erfassungs­ bogen mindestens jeden zweiten Tag der Verschmutzungsgrad der Sau und der Gummimatte über 2 Monate (Juli–September) dokumentiert. Selbst bei der erfassten Höchsttemperatur an einem Tag

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im Abteil (30° Abteiltemperatur) hielten die Sauen die Gummimatten sauber und versuchten nicht über Verkoten und Verharnen oder Verspielen von Wasser sich Abkühlung zu verschaffen. Auch bei diesen Höchsttemperaturen war kein Unterschied vom Verhalten der Sauen auf den Gummimatten im Vergleich zu einem Gusselement bei der Beobachtung der Tiere durch einen Stallrundgang zu erkennen. Sowohl die Matten als auch die Sauen blieben unabhängig von der Wurfnummer bzw. Größe (klein- und großrahmig) sauber.

fig­werden die Ferkelnester nicht regelmäßig genug kontrolliert und haben nicht die optimale Temperatur. Dadurch suchen die Ferkel dann die Nähe zur Muttersau, die als Wärmequelle dient. Empfehlung für die Praxis: Unabhängig von dem Einsatz einer Gummimatte sollte die Temperatur im Ferkelnest regelmäßig überprüft und bei Regelungsbedarf entsprechend eingestellt werden. Die Temperatur lässt sich bereits ganz einfach mit Lasermessgeräten messen, die für wenig Geld im Handel bezogen werden können. Untersuchungen der Universität Gießen haben ergeben, dass eine Gibt es mehr ­erdrückte erhöhte Standfläche der Sau ­Ferkel? Einige Praktiker nachteilig für kleine Ferkel sein ­berichten über ihre Erfahrungen kann, die dadurch schlechter mit Gummimatten und erzählen, an die obere Gesäugeleiste der dass sie durch den Einsatz der Sau gelangen. Beim Einsatz der Gummimatten mehr erdrückte Gummimatte auf einer bereits Ferkel hatten. Die Ferkel sollen erhöhten Stand- bzw. Liegefläche sich ebenfalls bevorzugt auf der ist dieser Untersuchung vielleicht Gummimatte abgelegt haben oder Beachtung zu schenken. sollen bereits direkt nach der Geburt auf die Gummimatte gewan- Haltbarkeit und Investitionsdert sein, statt ihr Ferkelnest zu kosten Auf dem Markt zu bezienutzen. Bei einem attraktiven Fer- hen sind günstige Gummimatten kelnest mit optimal eingestellter ohne Verbissschutz und auch etTemperatur sollte das Ferkelnest was kostenintensivere Matten mit nach wie vor vor der Liegefläche einem optimierten Verbissschutz, der Sau aufgesucht werden. Häu- die damit eine längere Haltbarkeit versprechen. Im Vergleich zum Austausch eines Bodens ist der Kauf einer Gummimatte sowohl Hochdrucktechnik nach Maß ohne als auch mit Verbissschutz günstiger. Allerdings ist die HaltHocHdruckreiniger barkeit im Gegensatz zu einem Stationärund °C 5 8 Bis ufZula ratur fest installierten Boden begrenzt, Mobilgeräte e temp in vielen kann aber Vorteile für das WohlLeistungsstufen. befinden der Sau bringen. Ob dies rohrleitungsanlagen letztendlich eine verlängerte Nutund mehr … zungsdauer oder eine gesteigerte Fruchtbarkeitsleistung mit sich bringt, ist (noch) nicht geklärt. l ToPAS-Top Agrar Service  A-4020 Linz  Tel. 0660/578 44 17 www.hochdruckreiniger.de

Eva Maria Görtz ist Mitarbeiterin im B ­ ereich Schweinehaltung, Schweinezucht am Bildungs- und Wissenszentrum ­Boxberg, Deutschland


TIERHALTUNG 19

Abb. 1: In Freilaufabferkelbuchten können einzelne FußbodenabAbb. 2: Die Quadratur des Kreises, d.h. eine Bewegungsbucht schnitte nicht exakt Sauen oder Ferkeln zugeordnet werden. Auf der auf der Grundfläche einer Standardbucht mit weniger als 5 m² Grundfläche einer Standardbucht sind sie nicht für alle Sauen eine funktioniert nur bei eher mittelrahmigen Herkünften. Haltungsalternative.

Haltungstechnik für heute und morgen? Die Vorstellung von Neu- und Weiterentwicklungen in der Nutztierhaltungstechnik konzentriert sich heute z­ unehmend auf die Euro Tier in Hannover. Sie ist die zentrale Drehscheibe nicht nur für die europäischen Hersteller. Bei der Qual der Wahl der richtigen Produkte ist zunächst wichtig, dass diese heute und morgen ­funktionssicher sein müssen. Von Eckhard Meyer

fahrung zeigt aber, dass auch Entwicklungen (z.T. auch prämierte), die auf guten Ideen beruhen, leichzeitig sollen sie den oft noch entscheidende Details zunehmenden Anfordefehlen, um eine echte Verbesserungen hochleistender rung im Stall zu bringen. Anhand Tiere gerecht werden und nicht von Erfahrungen aus Versuchszuletzt auch sich wandelnde wesen und Tierhaltungspraxis Haltungsvorschriften erfüllen. sollen das ­Anforderungs­profil für Somit muss der sogenannte Stand einzelne notwendige Weiter­ent­ der Technik von heute in die Zu- wicklungen beschrieben werden. kunft projiziert werden. Die ErKonventionelle Abferkelbuchten

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werden zunehmend kritisiert, weil die Sauen zum Schutz ihrer Ferkel fixiert werden müssen. Das System Abferkelbucht sollte mit optimal aufeinander abgestimmten Einrichtungsdetails hinsichtlich Tiergerechtheit und Leistung gesichert und weiterentwickelt werden.

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Fortsetzung von Seite 19

Aufbau unterscheiden sich diese Buchten im Verstellmechanismus ein, können durch Funktionalität (Bewegung und Fixierung) für und Einstellbarkeit aber auch den Ferkelschutzkorb, im Fußbodie Standsicherheit erhöhen und denaufbau für die gemeinsame sind in erster Linie als „FerkelNutzung von Sau und Ferkel, schutzkorb“ zu sehen. Ausgelöst sowie in der Anordnung und den durch die Tierwohl-Diskussion Funktionen des Ferkelnestes. Als haben heute fast alle Hersteller Ergebnis der ersten praktischen von Standardtechnik auch Frei- Erfahrungen zeigt sich zunächst, laufbuchten im Programm. Bei dass der Platzanspruch der Buchden vorgestellten Vorschlägen ten, der Fußbodenaufbau sowie kann technisch unterschieden die Einordnung des Ferkel­ werden zwischen Buchten mit schutzkorbes in die Bucht die und ohne Fixierungsmöglichfraglichen Größen sind. Zunächst keit der Sau (Ferkelschutzkorb kann festgestellt werden, dass o.Ä.), zwischen Buchten für der Schutzkorb aus genannten die Kalt- und Warmstallhaltung Gründen unverzichtbar ist. oder zwischen Buchten, welche Wird er nach einer Woche p.p. die Sauen aktiv selber verlassen geöffnet, dann sind die Verkönnen oder nicht. Weil neben lustraten nur 1% höher als in dem Tierschutz auch der Arbeits- Standardbuchten. Die Quadratur schutz nicht zu vernachlässigen des Kreises, d.h., der Aufbau ist, sehen die meisten Systeme einer Bewegungsbucht auf der für Warmställe eine zeitlich ver- Grundfläche einer Standardbucht setzte Fixierungsmöglichkeit für (<=5 m²) funktioniert, aber nur die Sauen vor. Diese ermöglicht bei mittelrahmigen Herkünfauch den Schutz der Ferkel vor ten oder jungen Sauen. 2,10 m Erdrückung in den verlustträch- sind das Mindestmaß für die tigen ersten 7 Lebenstagen. Im schmälere Seite der Bucht. Der Festflächenanteil des Fußbodens sollte möglichst in der Mitte der Bucht positioniert werden. Das setzt neue Rostsysteme (Inselprinzip) voraus, die bereits im Programm einzelner Hersteller sind. Der in Abferkelbuchten eher rückläufige vollflächige Einsatz von Kunststoff beim Fußbodenaufbau wird in den  lebensmittelrein  wasserdicht – abwaschbar Freilaufbuchten wieder Auftrieb  schwitz- und schimmelfrei bekommen. Denn hier kann  fugenlos – pflegeleicht man extrem unterschiedliche  korrosionsfrei Materialien (Metall, Kunststoff)  Salz-, Milchsäure-beständig nicht ausschließlich Ferkeln oder Sauen zuordnen. Im Extremfall liegen die Sauen auf dem Kunst-

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stoff oder im Ferkelnest und die Ferkel auf dem Gussrost. Die mittige Einordnung der Trogkonsole hat nach praktischer Beobachtung für das Säugeverhalten der Ferkel einen Vorteil. Standard-Abferkelbuchten für hohe Ferkelzahlen Erfah­ r­ungsgemäß werden einmal ge­baute Abferkelbuchten im Verlauf von 10 Jahren zu klein, weil sich die Größe der Sauen mit der Zucht auf Fruchtbarkeit erhöht. Sauen wachsen Zeit ihres Lebens mehr in die Länge und Höhe als in die Breite. Ausgehend von exakten Vermessungen sind die von den Ausführungshinweisen vorgesehenen Kastenstandlängen von 200 cm als zu knapp anzusehen, 220 cm sind für ausgewachsene Tiere mindestens erforderlich. Gleichzeitig sind zunehmend große Ferkelnester von 0,75 bis maximal 0,85 m² in einem Abstand von 20 cm unterzubringen. Auswertungen von sächsischen Praxisbetrieben mit Buchten von unter 4 bis über 4,5 m² zeigen, dass die kleineren Buchten bereits bei Würfen von weniger als 10 Ferkeln höhere Verlustraten realisieren. Hier spielen weniger die a­ bsolute Größe der Bucht als vielmehr entsprechende Engstellen, z.B. durch nicht optimal aufgestützte Kastenstände, eine Rolle. Um alle diese Zusammenhänge zu berücksichtigen, sollten neu gebaute Abferkelbuchten 2,50 bis 2,60 m lang (diagonal 10 cm kürzer) und 1,90 m breit sein, so dass die heutigen Standardbuchten bereits über 5 m ² groß sind. Nach internationaler

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Einschätzung kommt es mehr auf die genannte Mindestbreite der Buchten als auf die Länge an – eine Einschätzung, die man aus deutscher Sicht nicht teilen kann. Vor allem durch das Längenwachstum der Sauen kommen Kastenstände und Buchten eher in der Länge an die Grenzen. Im Neubau sind die genannten Maße zumindest technisch leicht zu realisieren. In Altbauten können Abferkelbuchten, wie im LVG Köllitsch erprobt, bei nicht ausreichenden Abteilgrößen auf 7–10 cm hohe gestützte Schienen aufgebaut und so um 20 cm verlängert werden. Für den Platzanspruch entscheidend sind aber nicht nur Aufbau und Größe der Bucht, sondern auch ihre Einordung in das Abteil. Die diagonale Aufstallung benötigt gegenüber der geraden Aufstallung 3% weniger. In einer Gangparallelaufstallung ist der Platzanspruch durch den höheren Ganganteil um 5% höher. Nach Einschätzung weniger Betriebe, die so gebaut haben, ist die nicht unerhebliche Mehr­ investition aber gut angelegtes Geld. Viele Arbeiten (Trogreinigung, Arbeiten am Ferkel bei verschließbaren Ferkelnestern) können vom Gang aus erledigt werden, was nicht nur einfacher, sondern auch hygienischer ist. Dazu kommt, dass die Sauen häufig ruhiger sind, wenn sie sehen, was um sie herum (Blick auf die Tür) passiert. Gangpa­ rallelaufstallungen werden aber aus Kostengründen nur selten gebaut, was auch die Perspektiven für Freilaufbuchten mit zum Teil mehrfach höherem (6–15 m² je Bucht) Platzanspruch wiederum relativiert. Kastenstände schützen und nützen Der Ferkelschutzkorb schützt die Ferkel, wobei er nicht nur die Sauen beschränkt, sondern ihnen ebenfalls beim Aufstehen und Abliegen hilft. Dazu muss er die optimale Größe und Ausformung besitzen. Das genaue Einstellen des Kastenstands auf die Größe der Sau ist vor allem auf rutschigen Böden wichtig. In den hiesigen Anlagen unterbleibt dieses Einstellen leider zu oft, was mit


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dem Arbeitsaufwand entschuldigt wird. Das ist gemessen am Aufwand kein Argument. Freitragende Kastenstände bieten hier die besten Möglichkeiten, setzen aber stabile Abteilwände und Trogkonsolen voraus. Kastenstände, die in gut gemeinten Experimenten im oberen Bereich eher eng und unten zum Säugen großer Würfe sehr weit ausgestellt werden, bergen Gefahren. Die Körperdimensionen von jungen (Ø 170 cm lang und 80 cm hoch) und alten Sauen (Ø >200 cm lang und 95 cm hoch) entwickeln sich immer weiter auseinander. Junge Sauen können sich damit umdrehen oder einklemmen. Gleichzeitig beeinflusst die Korbausformung auch dessen Einstellbarkeit. Von Praktikern wird die Stabilität der Kastenstände, was nicht unbedingt richtig ist, höher bewertet als die Einstellmöglichkeiten. Deshalb werden vermehrt die hinten aufgestützten Varianten verkauft. Zum Ein- und Ausstallen sollten sie aber breit zu stellen sein, damit eine einzelne Person diese Arbeiten durchführen kann. Bei geschlossenem Stand müssen die hinteren Stützen nach außen gekröpft sein. Das mittlere Querrohr des Kastenstandes (52 cm hoch) kann so ausgeformt werden (nach innen relativ stark ausgekröpft), dass es die Abliegebewegungen (Drehung im Liegen) ausreichend unterstützt. Klappernde Abliegebügel sollten der Vergangenheit angehören. Gleichzeitig läuft das untere Querrohr Gefahr, die obere Gesäugeleiste abzudecken,

weshalb es häufig höhenverstellbar ausgeführt wird. Optimal sind hier 30 bis 35 cm Abstand zum Boden. Die Erfahrung zeigt auch, dass die Höhenverstellung meist unterbleibt. Deshalb kann das letzte Querrohr durch die Ferkelabweiser ersetzt werden. Diese müssen im Kopfbereich der Sauen aber dicht genug geschweißt werden, sonst kann es zu schlimmen Verletzungen bei den Sauen kommen. Die Verletzungsfreiheit (Ge­ säuge) und Sauerstoffversorgung der Sauen sowie die einfachere Geburtshilfe sprechen für die gerade Einordnung des Kastenstandes in die Bucht. Vorteil der diagonalen Aufstallung ist dagegen die effizientere Platzverwertung, so dass größere Ferkelnester in einer dem Tierverhalten angepassten Geometrie besser unterzubringen sind. Beim Aufbau von diagonalen Kastenständen auf Tragrahmenkons­ truktionen entfällt das Argument von Gesäugeverletzungen. Nach ersten Auswertungen verringert eine flachere Winkelung des Kastenstands (20° anstatt 30°) in diagonaler Aufstallung die Verluste sogar um ca. 4%. Ein Wert, der zurzeit aber noch nicht abgesichert werden kann. Ferkelnester möglichst energieeffizient Ein wichtiger Punkt der Entwicklung sind ausreichend große und mit möglichst geringem Energieaufwand betriebene Ferkelnester (mind. 0,065 m² je Ferkel). Diese konkurrieren weniger mit dem Temperaturanspruch der Sauen. Der dafür erforderliche Mindest-

abstand vom Gesäuge von 20 bis 25 cm ist zumindest in gerader Aufstallung nur möglich, wenn die Buchten groß genug sind, denn die vorgestellten Ferkelnester mit 0,8 m² reichen für 12, aber für 14 Ferkel bis zum Ende der Säugezeit schon nicht mehr aus. Die Erfahrungen mit den neuen größeren Ferkelnestern lehren aber, dass aktiv beheizte Ferkelnester nicht größer als 0,8 m² sein sollten. Die angeschlossene ungeregelte Heiz­ energie belastet die Sauen vor allem in großen Abteilen sonst zu sehr. Versuche zeigen, dass Ferkel eher dazu neigen, als ganze Gruppe zu liegen, außerhalb des Ferkelnestes bevorzugen sie die Stirnseite der Bucht. Das spricht für die Entwicklung eher trapezförmiger Formen, die im Stirnbereich eingebaut werden und damit besser in diagonale bzw. halbschräge Aufstallungen passen. Ein wichtiger Punkt ist der Energieverbrauch der Ferkelnester,

auch wenn preiswerte Abwärme aus Biogasanlagen zur Verfügung steht. Sie müssen genau geplant und an der Unterseite so wie die wasserzuführenden Leitungen abisoliert werden. Ein guter Gedanke ist, die unterflur geführten Zuleitungen für Saugferkelbeifütterungen in Form von so genannten Milchtassensystemen zusammen mit den Zuleitungen der Ferkelnester abzuisolieren. Der zunehmend tier- und umweltschutzrelevante Aspekt von Isolierungen ist hinlänglich bekannt, wird aber leider noch lange nicht überall umgesetzt. Auch wenn heute preiswerte Abwärme aus Biogasanlagen zur Verfügung steht, sollten sich die Entwickler von Ferkelnestern fragen, wo diese Energie eigentlich bleibt. Eine viel versprechende Alternative sind sogenannte InfrarotWäreme­platten (Vesuv, Firma Filip Tech), die aufgrund der direkten Wärmestrahlung nach Fortsetzung auf Seite 22

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Fortsetzung von Seite 21 Untersuchungen der tierärztlichen Hochschule Hannover, die Wundheilung (Schwänze, Kastration) der Ferkel verbessern und weniger Abwärme produzieren. Der Energieverbrauch in kwh ist somit geringer als der konventioneller mit Warmwasser betriebenen Platten. Die Energiekosten sind es aufgrund der gut steuerbaren, aber teuren Elektroenergie allerdings nicht. Eine Alternative sind Ferkelnester aus Aluminium, die deutlich weniger Energie verbrauchen (–40%). Metall verteilt die Wärme sehr gut, ist aber rutschig, eher laut und bei Einsatz von bestimmten trocknenden Pulvern auch korrosionsanfällig. Sowohl die vollflächig mit Wasser durchströmten Nester aus Kunststoff und noch mehr solche aus Aluminium müssen immer „unter Dampf“ gehalten werden, damit die Nester die Ferkel wärmen und nicht umgekehrt. Zur Fußbodenheizung gehört aber eigentlich ein Medium mit entsprechender Masse, die Kunststoff und Aluminium nicht bieten. Deshalb ist der Standard von früher aus Polymerbeton nach wie vor eine Alternative. Er war immer in der Kritik wegen der Anschaffungskosten und der oft erst nach einigen Jahren sichtbaren Bruchanfälligkeit. Während Probleme mit der Haltbarkeit von Polymerbeton gelöst wurden, ist allerdings der hohe Preis der Produkte geblieben. Auch Abdeckungen helfen Energie zu sparen, sind aber oft mehr Spiegelbild der Einstellung des Betreibers als der Technik. Sie schränken sicherlich die Sicht in das Ferkelnest ein, helfen aber auch, die Abferkelställe kühler (<=23°C) zu betreiben. Ausblick Das System Abferkelbucht kann nur funktionieren, wenn alle Elemente optimal aufeinander angestimmt werden. Diese müssen auch an einzelbetriebliche Erfordernisse, die sich aus der Größe, Erschließung und Belüftung der Bauhülle ergeben, angepasst werden. Die gestiegene Fruchtbarkeit mit größeren Würfen und kleineren Ferkeln

erfordert zunächst ausreichend große Buchten (>4,5 m²). Diese sichern Fluchträume für die Ferkel, wobei nicht die absolute Größe, sondern mehr die entstehenden Engpässe in der Bucht von Bedeutung sind. Der Konstruktion und der Einordnung des Ferkelschutzkorbes in die Bucht kommt hier eine entscheidende Bedeutung zu. Die Standsicherheit der Sauen muss durch eine optimale Korbeinstellung gewährleistet sein und auch tierindividuell angepasst werden können. Die Diagonalaufstallung ist im Hinblick auf die Anordnung eines großen Ferkelnestes (0,75 bis 0,82 m²) und die Fluchtwege für die Ferkel bei eher schmalen Buchten günstiger zu bewerten. Bei der geraden Aufstallung überwiegen die Vorteile der Verletzungsfreiheit der Gesäuge sowie die Möglichkeiten zur Sauerstoffversorgung. Um Ferkelnester in Größe und Funktion sinnvoll weiter zu entwickeln, sind diese als Bestandteil des Systems Abferkelbucht zu sehen. Hier gilt es nicht nur technische, sondern auch ethologische Aspekte zu beachten. Andererseits muss die Ausgestaltung der Technik zunehmenden Ansprüchen hinsichtlich Tierwohl und nicht nur Verletzungsfreiheit Rechnung tragen. Das alles in verkaufsfähige Produkte umzusetzen, die obendrein bezahlbar und technisch beherrschbar bleiben, ist eine große Herausforderung für die Produktentwicklung. Vermutlich wird man einige Bereiche der Tierhaltung technisch auf-, andere wiederum auch abrüsten können oder müssen. l Dr. Eckhard Meyer ist Experte im Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Referat für Tierhaltung und Tierfütterung, Köllitsch, Deutschland

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