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Ziegen sind Feinschmecker

Ziegen bevorzugen schmackhaftes Futter. In Zeiten eines üppigen Nahrungsangebots selektieren Ziegen gerne ihr Futter und wählen dann Kräuter, Sträucher und Ähnliches. Im Winter wird dann meist auf das vorhandene Raufutter zurückgegriffen.

Aus diesem Futterverhalten lassen sich einige Grundsätze für die praktische Ziegenfütterung ableiten. Um eine möglichst hohe Futteraufnahme bei Ziegen zu erzielen, ist es unumgänglich, den Ziegen schmackhaftes Grundfutter anzubieten.

Es dreht sich um den Pansen

Die optimale Pansenversorgung steht bei Ziegen, wie auch bei Rindern, an erster Stelle. Der Pansen ist charakteristisch für Wiederkäuer. Dort wird das grob zerkleinerte Futter von den Pansenbakterien aufgeschlossen. Die Pansenbakterien ermöglichen den Abbau von Rohfaser (Cellulose) zu Essigsäure. Diese steht dem Organismus dann für weitere Stoffwechselprozesse zur Verfügung und die Ziege gewinnt daraus Energie. Futterproteine werden durch die Pansenbakterien zu Ammoniak und weiter zu einzelnen Aminosäuren aufgespalten, aus denen wieder neues Mikrobenprotein gebildet wird.

Dieses Mikrobenprotein kann dann im Dünndarm weiter verwertet werden für den tierischen Organismus. Kohlenhydrate aus dem Futter werden im Pansen zu Zucker und Stär- ke und weiter zu Propion- und Buttersäure umgewandelt. Die ständige Säurebildung lässt den pH-Wert sinken, der bei normaler Pansenaktivität bei 6 bis 7 liegen sollte. Um diesen pHWert zu halten, ist es notwendig, dass die Ziege als Wiederkäuer regelmäßig wiederkaut und Speichel produziert. Denn der Speichel enthält Natriumbicarbonat, das den Pansen-pHWert abpuffert.

Grundsätze der Ration

Doch wie sieht nun eine wiederkäuergerechte Ziegenfütterung aus? Die eine optimale Ration für Ziegen gibt es nicht. Jeder Ziegenhalter hat eine andere Futtergrundlage, andere betriebliche Voraussetzungen und setzt andere Futtermittel ein. Hier gilt es zu prüfen, welche Futtermittel vorhanden sind oder welche kostengünstig eingesetzt werden können. Die folgenden Grundsätze sollten dann bei der folgenden Rationsplanung einfließen. Als Erstes sollte sich der Ziegenhalter bewusstmachen, was für einen Nährstoffanspruch seine Ziegen haben. Je nach Leistung verändert sich dieser Anspruch. Nicht tragende Tiere haben einen anderen Anspruch an Energie und Nährstoffe als eine hochleistende Milchziege. Anhand von Empfehlungen zur Versorgung von Ziegen erhält man einen Überblick über den täglichen Bedarf einer Ziege. Die Werte zeigen deutliche Un- terschiede, je nachdem ob die Ziege Milch produziert, in der Hochträchtigkeit ist oder kaum mehr als der Erhaltungsbedarf gedeckt werden muss. Zusätzlich zu der erbrachten Leistung spielt auch das Gewicht der Ziege eine entscheidende Rolle. Kleinere Ziegen haben einen geringeren Nährstoffbedarf als eine großrahmige Ziege mit über 70 kg Lebendgewicht. Wenn möglich, sollten die Tiere in regelmäßigen Abständen gewogen werden und anhand des tatsächlichen Gewichts die Fütterung ausgelegt werden. Gewichtsschätzungen weisen meist große Abweichungen auf und so kann es schnell zu einer Überoder Unterversorgung der Ziegen kommen.

Veränderte Futteraufnahme

Konnten anhand der Leistung und des Gewichts die benötigten Nährstoffansprüche ermittelt werden, sollte auch auf die mögliche Futteraufnahme geschaut werden. Die Futteraufnahme steigt ebenfalls mit erhöhter Leistung. Die angegebenen Werte sollten jedoch immer mit der tatsächlichen Futteraufnahme im Stall verglichen werden. Versuche zeigten deutlich höhere Futteraufnahmen bei Mutterschafen um den Geburtszeitraum, als in der Literatur angegeben waren. Es ist zu vermuten, dass sich auch bei Ziegen in den letzten Jahren durch die Genetik und Züchtung die Futteraufnahme verändert hat. Als Faustzahl können Ziegen je nach Futter 2 bis 3 kg Trockenmasse täglich aufnehmen. Dabei sollte beachtet werden, dass der Kraft-

1) Ø ± 0,15 bis 0,18 kg / ± 10 kg Lebendgewicht (LG), nach GfE 2003

2) je 10 kg LG steigt oder fällt die erforderliche Versorgung um etwa 1,2 MJ ME und ca. 10 g nXP; großflächige Weidegebiete, hügeliges Gelände insbesondere Gebirgsweiden erfordern Zuschläge!

3) Der Calciumgehalt sollte 4 g und der Phosphorgehalt 2,5 g je kg Futtertrockenmasse nicht unterschreiten!

4) ab der 8. Woche verhaltener füttern (s. hochtragend), Beifütterung der Lämmer (Lämmerschlupf)

Quelle: Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH): Nähr- und Mineralstoffversorgungsempfehlungen für Mastbullen, Schafe und Ziegen sowie Futterwerte der in Hessen gebräuchlichen Futtermittel nach DLG-Futterwerttabelle und eigenen Untersuchungsergebnissen („Grüne Futterwerttabelle“, 2015)

Tab. 1: Empfehlungen zur Versorgung von Mutterziegen (> 75 kg Lebendgewicht) mit Energie, nutzbarem Rohprotein (nXP) und Mineralstoffen (je Tier/Tag) futteranteil in der Ration nicht über 40 Prozent liegen sollte, um noch eine wiederkäuergerechte Fütterung zu erreichen. Zusätzlich sollte die Ration mind. einen Gehalt von 18 Prozent Rohfaser aufweisen.

Für die verschiedenen Leistungsstadien bei Ziegen verändern sich ebenfalls die Ansprüche an die Futterinhaltsstoffe. Bei güsten Ziegen muss nur der Erhaltungsbedarf gedeckt werden, da die Tiere keine zusätz- liche Leistung erbringen und ein Verfetten durch eine Überversorgung vermieden werden soll. Der Erhaltungsbedarf kann meist schon über die Weide und Landschaftspflege sichergestellt werden.

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