DIE ERNÄHRUNG Österreichische Zeitschrift für Wissenschaft, Recht, Technik und Wirtschaft
VOLUME 42 | 02. 2018
Früchte aus der Tiroler Küche Seite 4
Aufschwung bringt neue Chancen
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ABSTRACTED IN CHEMICAL ABSTRACTS ABSTRACTED IN SCOPUS
2 wirtschaft economy Connecting Global Competence
Ressourcen. Innovationen. Lösungen. 14.–18. Mai 2018 • Messe München
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INHALT —
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WIRTSCHAFT economy 04 Früchte aus der Tiroler Küche 08 Aufschwung bringt neue Chancen 12 Die große Verschwendung 14 Health Claims 15 Agrar digital 17 „Wenn es passiert“
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TECHNIK technology 18 Plastikstrategie der EU
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WISSENSCHAFT science 23 Fehl- und Überernährung
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RECHT law 27 Phosphatzulassung für tiefgefrorene Fleischdrehspieße 28 Die Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission 31 Gift im Markenprodukt 38 „Champagner Sorbet“ – Entscheidung des EuGH 38 Impressum
Liebe Leserin, lieber Leser, —
„Die Qualität des Obstes ist noch wichtiger als die Regionalität“, sagt Michaela Hysek-Unterweger. Mit der Unterweger Früchteküche GmbH leitet sie einen erfolgreichen Tiroler Familienbetrieb in vierter Generation. Erfahren Sie im Interview, wie sie zu Herkunftsangaben steht und welche Chancen sie im Inund Ausland sieht. Für die Lebensmittelindustrie war der Export 2017 einmal mehr der Wachstumsmotor – damit sind wir das Zugpferd für den gesamten Agrarbereich. Die Bedeutung der internationalen Märkte untermauert der Wirtschaftsbericht unseres Fachverbandsexperten Josef Domschitz. Einen Lesegenuss bereitet uns Thomas Mettke. Mit feiner Klinge rechnet der Jurist mit dem Werteschwund bei Lebensmitteln ab. Eine Ansicht, die ich teile: Wir müssen wieder zeigen, was ein Lebensmittel ausmacht – statt was es nicht enthält. Eine Herausforderung bleibt der Ruf nach einer verpflichtenden Herkunftsangabe. Derzeit müssen die Hersteller Rohwaren aus 180 Ländern importieren, da die Bauern zu wenig davon anbieten oder diese bei uns nicht gedeihen. Das bedeutet, die Herkunft variiert. Jede Änderung auf dem Etikett bringt freilich enormen Zusatzaufwand, den alleine die Industrie zu schultern hätte. Ein nationaler Alleingang ist daher klar abzulehnen – vielmehr brauchen wir gleiche Spielregeln für alle auf EU-Ebene!
Katharina Koßdorff
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FRÜCHTE AUS DER TIROLER KÜCHE Interview DIE ERNÄHRUNG SPRACH MIT MAG. MICHAELA HYSEK-UNTERWEGER, GESCHÄFTSFÜHRERIN DER UNTERWEGER FRÜCHTEKÜCHE GMBH, ÜBER REGIONALITÄT UND HERKUNFTSKENNZEICHNUNG, REGLEMENTIERUNG BEI LEBENSMITTELN UND ZUKÜNFTIGE CHANCEN.
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ie Ernährung: Sie leiten in dritter Generation das Familienunternehmen. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis, um Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen? Michaela Hysek-Unterweger: Bei uns leben und arbeiten 4 Generationen unter einem Dach. Das ist nicht immer einfach, aber wir nehmen aufeinander Rücksicht und unterstützen uns gegenseitig – von der Haushaltsführung über die Arbeitsteilung bis zur Kinderbetreuung. Somit ist es auch möglich, in stressigen Zeiten Kräfte zu bündeln und einzelne Personen freizuspielen. Wie ist Ihr Unternehmen aufgebaut und wie auf die Zukunft ausgerichtet? Welche Schwerpunkte setzen Sie? Hysek-Unterweger: Wir haben zwei Standorte – in Osttirol den Hauptsitz und im Burgenland den Standort, an dem wir frisches Obst übernehmen. An beiden Standorten sind wir sehr schlank organisiert. Uns ist bewusst, dass wir einerseits ständig an unserer Produktentwicklung und Nischenstrategie arbeiten müssen, um die Position am Markt zu halten. Auf der anderen Seite sehen wir, dass wir ständig unsere Prozesse überdenken und hier extrem schnell und wendig bleiben müssen, damit wir die Qualität halten und optimieren und gleichzeitig die Kosten an einem durchwegs herausfordernden Standort wie Osttirol im Auge behalten.
OSKAR WAWSCHINEK
Für uns ist ganz klar, dass wir nur über die Qualitäts- und Innovations-Schiene punkten können. Was haben Sie im Jahr 2018 geplant? Auf welchen Produkten liegt der Schwerpunkt und was wird stärker forciert? Hysek-Unterweger: Wir hatten in den letzten Jahren sehr viele Produktentwicklungen und Neueinführungen. 2018 gilt es, diese nicht nur am österreichischen Markt, sondern deutlich stärker und strukturierter in den Nachbarländern zu platzieren. Die aktuellen Trends von Regionalität bis Bio und diverse Zuckerersatzstoffe beobachten wir sehr genau. Wie sehen Sie die starke Konkurrenz – im In- wie im Ausland? Hysek-Unterweger: Konkurrenz belebt das Geschäft. Wir haben unsere Positionierung als flexibler Anbieter von hoher Qualität gefunden. Da haben wir Vorteile gegenüber den größeren, aber auch gegenüber den kleineren Anbietern. Heutzutage gibt es keine einfache Branche mehr, und besonders die Lebensmittelindustrie hat viele sehr große und ständig kommende und gehende kleinere Anbieter. Wie sehen Sie die Situation in der Branche generell – welche Themen und Probleme bewegen Sie als Branchenvertreterin? Hysek-Unterweger: Da gibt es mehrere Herausforderungen (ziehe ich dem
Wort Probleme vor, dann sind wir nicht ganz so negativ eingestellt): Einerseits müssen wir uns auf immer extremere Schwankungen bei den Rohstoffen einstellen, was in der Preisumsetzung beim Kunden (insbesondere LEH und GH) für kleine und mittlere Betriebe oftmals sehr schwer und langwierig ist. Andererseits befinden wir uns in einer sich ständig nach oben drehenden Zertifizierungs- und Vorgaben-Spirale, die sich immer schneller dreht und die uns alle – ganz egal, ob groß oder klein – voll trifft. Emotionale Themen wie Zucker spüren wir nicht nur bei Anfragen im Unternehmen und bei Produktentwicklungen, sondern als Mutter hautnah im Kindergarten- und Schulumfeld. Ernährung wird extrem emotional diskutiert. Was halten Sie vom Trend zu Regionalität? Wie gehen Sie damit um? Wo kommen die Früchte für Ihre Produkte her? Hysek-Unterweger: Regionalität ist natürlich in aller Munde. Gott sei Dank hat bereits mein Großvater damit begonnen, unseren Standort im Burgenland aufzubauen, und wir haben seit unserem Bestehen immer versucht, österreichisches Obst einzukaufen. Es ist aber leider nur ein Teil der Ware, die wir benötigen. In einem Jahr gibt es mehr, im nächsten weniger, das muss uns bewusst sein. Und es gibt einfach Obst, wie z.B. die für uns so wichtige Preiselbeere, die gibt es bei uns kaum noch. © WWW.FRUECHTEKUECHE.AT
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Wenn man hier Top-Obst will, muss man in Skandinavien einkaufen. Die Qualität des Obstes ist noch wichtiger als die Regionalität. Denn egal, ob es bio oder regional ist – wenn die „Marmelade“ nicht top ist, hilft die ganze Auslobung nicht. Die Frage ist auch, was als regional gesehen wird? Ist es ein Umkreis von 20, 30 oder 50 km vom Standort, ist es Österreich? Dies habe ich sehr emotional mit einem Südtiroler Erdbeerbauern diskutiert. Was halten Sie von der von BM Köstinger angedachten verpflichtenden Herkunftskennzeichnung? Wie werden Sie damit umgehen? Hysek-Unterweger: Natürlich ist es verständlich, dass es Kunden gibt, die möglichst viele Informationen möchten. Wir alle können die Chargen komplett rückverfolgen und wissen, was im Produkt drinnen ist. Die Frage ist nur, wie viel noch auf ein Etikett drauf soll und wann ein Kunde dann schlussendlich gar nichts mehr lesen kann. Gerade ein
Marmeladen-Glas hat nur eine begrenzte Fläche. Wir hatten die Herkunft des Obstes schon auf unseren Etiketten, wurden dann aber von Behörden und Untersuchungsanstalten darauf hingewiesen, dass dies bei den Zutaten nicht zulässig ist und haben es daher wieder gelöscht. Die Frage ist immer, inwieweit es sinnvoll möglich ist. Wenn z.B. Polen als Erdbeer-Land ausfällt und die Ware dann aus Serbien bezogen wird, und mit spanischen Erdbeeren kombiniert wird, wie kann dies ein kleiner Produzent so neutral formulieren, dass nicht laufend Etiketten geändert oder gar vernichtet werden müssen? Was halten Sie von Ansätzen wie Zucker- und Fettsteuern oder Werbeverboten? Sind das Ansätze, die Ihrer Meinung nach gesellschaftliche Probleme wie Adipositas, Bluthochdruck etc. – meist im Zusammenhang mit mangelnder Bewegung – lösen können? Hysek-Unterweger: Ich halte nichts von zu viel Reglementierung. Das grö-
ßere Problem ist aus meiner Sicht mangelnde Bewegung und das fehlende Gefühl für Ernährung: Zu wenig Bewegung führt zu weniger Körper-Bewusstsein. Und daraus folgt auch das fehlende Gefühl dafür, was einem guttut und was nicht. Sofern man nicht bereits krank ist, kann einem eine Marmeladesemmel in der Früh unmöglich schaden, wenn die Ernährung insgesamt ausgewogen ist. Aber die Kombination aus zuckerhaltigen Produkten wie unseren und süßen Limonaden und zuviel Alkohol und zu fettem Essen und zu wenig Obst und Gemüse schadet. Da hilft aber auch keine Steuer. Kindern und jungen Menschen wieder den Umgang mit Lebensmitteln und das Bewusstsein für Lebensmittel und Natur zu lernen, wären viel wichtiger. Ich versuche es zumindest so bei meinen Söhnen. Wie ist Ihre Reaktion als Unternehmen auf gesellschaftliche Trends wie vegan oder vegetarisch, glutenfrei bzw. generell „Free from …“? Stellen Sie solche Produkte her?
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Einzelhandel. Das kann nicht wegdiskutiert werden. Vergleicht man die Situation in Österreich z.B. mit der in Italien oder Deutschland, ist es extrem. Gerade für ein kleines Unternehmen, wie wir es sind, ist dies eine schwierige Situation.
Zwei Generationen Osttiroler Marmeladen-Spezialisten: Michaela Hysek-Unterweger und Senior-Chef Paul Unterweger
Hysek-Unterweger: Manchmal bringen uns derartige Kundenanfragen schon zum Schmunzeln. Da sind wir schon fast wieder bei der letzten Frage. Hätten wir ein stärkeres Bewusstsein für unsere Lebensmittel, könnten wir uns viele dieser Auslobungen sparen. Eine Konfitüre ist ein ganz simples Produkt und außer dem Obst und dem Zucker – den wir als Geschmacksträger auch ganz dringend brauchen – ist nicht viel drinnen. Als kleiner Betrieb hatten wir nie die Möglichkeiten und Ressourcen, mit vielen Zusatzstoffen zu testen und zu arbeiten, was uns heute sehr hilft, da es außer bei ganz speziellen Rezepturen kaum Zusatzstoffe gibt. Aber müssen wir wirklich auf eine Konfitüre vegan, vegetarisch und glutenfrei draufschreiben? Ich persönlich bin dagegen, aber beim Konsumenten ist es ein großes Thema. Wie sehen Sie die Situation und Marktmacht im österreichischen Handel und wie gehen Sie damit um? Haben Sie auch andere Kundengruppen – Gewerbe, Gastronomie etc.? Hysek-Unterweger: Unser Unternehmen ist kundenseitig sehr breit aufgestellt. Für uns gibt es drei Pfeiler, die alle eine gleiche Bedeutung haben, und das sind Bäcker, Konditoren und Großbetriebe, für die wir sehr oft Spezialprodukte entwickeln, die Gastronomie und Hotellerie, die über den Großhandel bedient werden, und der Einzelhandel. Es ist ein ganz klares Ziel, dass diese drei Pfeiler
gleich stark entwickelt werden sollen, um Abhängigkeiten zu vermeiden. Denn genau diese Abhängigkeiten und Marktmacht gibt es z.B. im österreichischen
Wie sehen Sie die Eigenmarkenentwicklung des Lebensmitteleinzelhandels? Ist das eine Gefahr für Markenartikel? Stellen Sie Eigenmarken her? Hysek-Unterweger: Für mich sind das neue Mitbewerber in der Markenwelt. Auch eine Eigenmarke ist eine Marke. Und mehr Mitbewerb macht das Leben nicht leichter, aber interessanter. Dass eben jene Unternehmen, die bereits über eine Marktmacht verfügen, eigene Marken platzieren, hat unweigerlich zur Folge, dass die Markenartikler neuen Herausforderungen gegenüberstehen. Wir stellen auch Eigenmarken her, was für uns bis zu einem gewissen Grad auch
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Zum Unternehmen —
In den schwierigen Zwischenkriegsjahren begannen Ignaz und Josef Unterweger mit der Produktion und Auslieferung von Preiselbeermarmelade und erkannten das dahintersteckende Potenzial. 1931 gründeten sie die Brüder Unterweger OHG am Standort in Osttirol und 30 Jahre später einen weiteren Produktionsbetrieb im burgenländischen Kittsee, um das dortige Angebot an Frischobst direkt vor Ort nutzen zu können. Die zwei Söhne Paul und Christoph Unterweger entwickelten die beiden Standorte kontinuierlich weiter, um den stetig steigenden Kundenanforderungen gerecht zu werden und um die Marktposition zu festigen. Heute ist die Unterweger Früchteküche ein Spezialist für verarbeitende Be-
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triebe, Bäckereien und Konditoreien und ein verlässlicher Partner der Gas tronomie. In den letzten Jahren konnte das Unternehmen auch immer stärker Produkte für den Endverbraucher im Handel platzieren. Die Familie Unterweger ist am Markt dafür bekannt, bereits ab vergleichsweise kleinen Produktionschargen maßgeschneiderte Rezepturen anzubieten. Seit 2010 führt mit Mag. Michaela Hysek-Unterweger die dritte Generation das Familienunternehmen, das jährlich zirka 4.500 t Obst und 2.200 t Zucker zu Konfitüren, Fruchtzubereitungen, Kompotten und Spezialitäten verarbeitet. Am Standort in Osttirol arbeiten ganzjährig rund 50 Mitarbeiter, im Burgenland saisonabhängig zwischen 3 und 15 Mitarbeiter.
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Welche Vor- und Nachteile hat der Standort Österreich aus Ihrer Sicht? Haben Sie Wünsche an die Bundesregierung? Hysek-Unterweger: Österreich ist für hohe Lebensmittelqualität bekannt, selbst wenn wir Österreicherinnen und Österreicher relativ wenig Geld für Essen und Trinken ausgeben. Die hohe Lebensqualität und die intakte Natur spielen schon auch in die Qualität der Lebensmittel mit ein. Das ausgezeichnete Wasser ist z.B. für uns essentiell. Die Qualität und Leistungsbereitschaft unserer Mitarbeiter ist essentiell. Diese bekommen wir überwiegend über die in Österreich einzigartige Ausbildungsschiene, die Lehre. Diese muss endlich wieder an Stellenwert gewinnen und in die Bildungsdebatte einfließen – mit demselben Stellenwert wie die Gymnasium-/NMS-Debatte. Welche Bedeutung hat der Export in Ihrem Unternehmen? Wie hoch ist der Exportanteil? Hysek-Unterweger: Wir sind vor allem zu Hause stark und haben einen stabilen Exportumsatz. Dieser soll in den kommenden Jahren sukzessive in unsere Nachbarländer ausgedehnt werden. Wie stehen Sie zum Thema Freihandelsabkommen (z. B. Mercosur und CETA)? Hysek-Unterweger: Lieber ein gut ausverhandeltes Abkommen als keines oder lauter Einzelvereinbarungen. Ich verstehe die Angst davor überhaupt nicht. Wie wird in Ihrem Unternehmen mit dem Thema Nachhaltigkeit umgegangen? Hysek-Unterweger: Ich leite das Unternehmen in dritter Generation und ich führe es so, dass meine Kinder sich entscheiden können, ob sie es einmal übernehmen wollen oder nicht. Wir haben sehr viele langjährige Mitarbeiter (30 Jahre und mehr) und haben inmitten der Lienzer Dolomiten unseren Standort. Dies prägt uns seit vielen Jahrzehnten und ist unser täglicher Begleiter.
person
Zur Person — Biographie Mag. Michaela Hysek-Unterweger ist seit 2010 Geschäftsführerin und Miteigentümerin der Unterweger Früchteküche, die sie in dritter Generation führt. Die Osttirolerin sammelte vor ihrem Studium der Internationalen Betriebswirtschaft in Wien Erfahrung in einem international tätigen Medizintechnikkonzern in Italien. Während der Ausbildung erfolgten weitere Studien- und Praktiums-Aufenthalte im Ausland. Nach Abschluss des Studiums war Michaela Hysek-Unterweger 5 Jahre in der Unternehmensberatung mit Schwerpunkt Tourismusindustrie, Freizeitindustrie und RegionalentWelchen Stellenwert haben Innovation und Qualitätsmanagement in Ihrem Unternehmen? Hysek-Unterweger: Wir sind ein Lebensmittelbetrieb in einem starken Wettbewerb und haben uns durch laufende Innovationen zu unserer Nischenpositionierung gebracht. Dies in Einklang mit den strengen Qualitätsrichtlinien und Zertifizierungs-Vorgaben wie IFS ist ein Teil unserer Nachhaltigkeits-Strategie. Wie sehen Sie die verschiedenen Standards? Können Sie Audits für die Verbesserung Ihrer Betriebsabläufe nutzen? Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang die von Handelsketten zusätzlich durchgeführten Audits? Hysek-Unterweger: Jedes Audit führt zu einem Aufwand und einer kleinen Beunruhigung des Produktionsablaufs, aber jeder Auditor bringt als außenstehende Person auch neue Blickwinkel und Inputs mit. Grundsätzlich muss gesagt werden, dass die Ausrichtung an den Standards förderlich für das laufende Überdenken von Prozessen, Standards und Richtlinien ist. Aber wir müssen die Kirche schon im Dorf lassen. Wenn es unabhängige Auditoren gibt, sollten dies auch alle akzeptieren. Wir dürfen nicht Getrie-
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die Eintrittskarte in neue Märkte war. Wie bereits bei unseren Kundengruppen ist es uns auch hier sehr wichtig, dass der Anteil am Umsatz und der Produktionsmenge im Rahmen bleibt.
wicklung tätig. Sie ist Mitglied des Fachverbands-Ausschusses, verheiratet und Mutter von zwei Söhnen mit 5 und 9 Jahren. bene von Audits werden und uns nur noch damit beschäftigen. Gerade für kleine Unternehmen ist der Aufwand verhältnismäßig enorm. Gibt es aus Ihrer Sicht Themen der Lebensmittelsicherheit (Schimmel, Fremdkörper etc.), die häufiger auftreten? Hysek-Unterweger: Unsere Kunden sind sensibler geworden. Vor 15 Jahren waren ein Erdbeer-Kelch in einer Erdbeere, ein Kirschkern etc. zwar ärgerlich, es war aber allen bewusst, dass so ein Fremdkörper drinnen sein kann – oder dass ein Glas mit einem Deckelfehler auch einmal schimmeln kann. Heute sind dies sofort große Lebensmittelsicherheits-Themen und jeder hat Angst vor schlechter PR. Was ist Ihr Lieblingsessen? Hysek-Unterweger: Das hängt von der Saison ab! Ich freue mich auf frisches Obst und selbstgemachtes Eis/ Sorbet im Frühling, auf das erste Wild im Juni – mit unseren Preiselbeeren – und im beginnenden Winter auf eine Gerstensuppe mit einem Keksteller danach. Grundsätzlich mag ist fast alles, so lange es gut und frisch zubereitet ist. Ich koche und esse einfach sehr gerne.
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AUFSCHWUNG BRINGT NEUE CHANCEN DIE ÖSTERREICHISCHE WIRTSCHAFT PROFITIERT VOM INTERNATIONALEN WACHSTUM. TROTZ VIELER HERAUSFORDERUNGEN ERGEBEN SICH NEUE CHANCEN FÜR DIE HEIMISCHE LEBENSMITTELINDUSTRIE. DAS BELEGEN DIE WIRTSCHAFTSDATEN FÜR 2017 UND 2018. JOSEF DOMSCHITZ
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irtschaf t im USMarkt und im EuroRaum wächst Die internationale Konjunktur entwickelt sich weiterhin gut. In den USA wuchs die Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte 2017 in unvermindertem Tempo. Im Jahr 2017 konnte sie insgesamt um 2,3 % zulegen und die Aussichten für 2018 sind – begünstigt durch die bevorstehende Steuerreform – ebenfalls positiv. Die US-Wirtschaft dürfte trotz zunehmender Finanzmarktrisiken 2018 mit einem Plus von 2,4 % weiter zulegen. In den Schwellenländern verläuft die Entwicklung laut WIFO hingegen uneinheitlich. Während sich die Konjunktur in Brasilien und Russland bessert, ist in China bei hohem Ausgangsniveau keine weitere Beschleunigung zu erwarten. Das chinesische Wachstum im Jahr 2017 betrug 6,8 %, für 2018 ist ein Plus von 6,3 % prognostiziert. Auch im Euro-Raum wächst die Wirtschaft in fast allen Ländern. Insbesondere in den vier größten Ländern der Währungsunion – Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien – ist die Stimmung der Unternehmen und privaten Haus-
halte positiv. Dazu trägt die niedrigste Arbeitslosenquote seit fast acht Jahren bei. Insgesamt wuchs die Wirtschaft im Euro-Raum 2017 um 2,3 %. Da von der Euro-Fiskalpolitik keine bremsenden Effekte zu erwarten sind, wird der Konjunkturaufschwung deutlich in das Jahr 2018 hinein anhalten und dann – etwas später als in den USA – abflauen. Für 2018 rechnet das WIFO mit 2,4 % Wirtschaftswachstum im Euro-Raum, die Prognose für 2019 liegt bei + 1,9 %. Österreichs Wirtschaft entwickelt sich positiv In Österreich ist die Konjunktur laut WIFO allgemein lebhaft. Die gesamtwirtschaftliche Produktion wächst seit Ende 2016 kräftig. Die Ankurbelung der internationalen Konjunktur sowie die zusätzliche Nachfrage aus den Nachbarländern ließ die Exporte 2017 stark steigen, die Inlandsnachfrage nahm ebenfalls deutlich zu. Der private Konsum wurde trotz Auslaufens der stimulierenden Effekte der Steuerreform neuerlich markant ausgeweitet und die schon seit zwei Jahren starke Investitionsnachfrage hielt an. Alles in allem wuchs die österreichische Wirtschaft im Jahr 2017 um 3 % gegenüber dem Vor-
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jahr. Aktuelle Konjunkturindikatoren deuten darauf hin, dass sich diese Entwicklung in der ersten Jahreshälfte 2018 mit ähnlicher Dynamik fortsetzen wird. Insbesondere in der Sachgütererzeugung schätzen die österreichischen Unternehmen Ende 2017 ihre Lage und die Entwicklung in den kommenden Monaten neuerlich günstig ein. Das allmähliche Nachlassen der internationalen Konjunktur wird im Jahresverlauf 2018 die Expansion der österreichischen Wirtschaft etwas einbremsen. Insgesamt wird die österreichische Wirtschaft um rund 3 % wachsen. 2019 dürfte sich dann das Wirtschaftswachstum laut WIFO auf 2,2 % verringern. Die österreichischen Exporte stiegen 2017 in Folge der lebhaften internationalen Konjunktur mit einem Plus von 8,2 % stark an. Kumuliert nahmen die Warenausfuhren in fast alle Haupthandelspartnerländer kräftig zu, lediglich in die Schweiz und das Vereinigte Königreich wurde merklich weniger geliefert. Konsumausgaben stützen die Konjunktur Obwohl die stimulierenden
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Effekte der Steuerreform ausliefen, stiegen die Konsumausgaben der privaten Haushalte im Jahr 2017 um 1,5 %. Sie werden 2018 trotz leicht sinkender Sparquote um 1,7 % und 2019 um 1,6 % zunehmen. Die Konjunktur schlägt sich auch auf dem heimischen Arbeitsmarkt nieder. Die Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten im Jahr 2017 dürfte um 2 % steigen. Im Jahr 2018 ist ein Anstieg der unselbständig aktiv Beschäftigten um 1,8 % zu erwarten, 2019 um nur mehr 1,1 %. Die Arbeitslosenquote sinkt saisonbereinigt seit Mitte 2016 deutlich. Im Jahr 2017 betrug sie noch 8,5 % nach nationaler
Berechnungsmethode, 2018 wird sie auf 7,9 % und 2019 auf 7,7 % sinken. Die österreichische Tourismuswirtschaft verzeichnete 2017 neuerlich ein gutes Ergebnis. Der Aufschwung in Europa erhöht die Reisebereitschaft; zugleich ist Österreich angesichts der Terrorgefahr als sichere Urlaubsregion attraktiv. Das gute Wetter in den Hauptsaisonmonaten Juli und August 2017 stützte diese positive Entwicklung. Die Impulse für den Zuwachs kamen mehrheitlich aus dem Ausland. Die landwirtschaftliche Produktion war 2017 ähnlich von meteorologischen Er-
eignissen geprägt wie 2016, jedoch bei abweichendem Saisonverlauf. Die Obstund Weinproduktion dürfte besser ausgefallen sein, sie wird aber wegen des Spätfrostes und der Trockenheit weit unter den Erträgen guter Jahre bleiben. Getreide, Mais, Zucker, bestimmtes Gemüse und andere Pflanzen litten im drittheißesten Sommer des letzten Jahrzehnts unter der Dürre und unter Hagelschlag. Dynamischer Ausblick für 2018 Die österreichische Wirtschaft startete mit stabilem Wachstum und Schwung ins Jahr 2018. Diese Dynamik mit einem
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prognostizierten Plus von 3 % sollte zumindest bis zur Jahresmitte anhalten. Durch das Wachstum steigt die Beschäftigung und damit reduziert sich die Arbeitslosigkeit weiter. Getragen wird dieses Wachstum vor allem von der guten Entwicklung des Außenhandels. Der private Konsum wird im Jahr 2018 noch von der Steuerreform 2016 profitieren. Danach ist davon auszugehen, dass die hohe Beschäftigungsdynamik und die Beschleunigung der positiven Lohnentwicklung das Konsumwachstum tragen werden. Insgesamt ist die wirtschaftliche Entwicklung Österreichs deutlich positiver als in den letzten Jahren. Die aktuelle Festigung der Konjunktur der Weltwirtschaft, die Zunahme des Verbrauchervertrauens sowie die optimistischen Erwartungen vieler Unternehmen haben die internationale Wirtschaft und die Finanzmärkte robuster gemacht. Dennoch muss man in Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs bestehende sowie künftige Risiken im Auge behalten. Der aktuelle Stahlstreit mit den USA, die bevorstehenden Auswirkungen des BREXIT, politische Unsicherheiten innerhalb der EU, weitere Auswirkungen des Flüchtlingsstroms, die Staatsschuldenentwicklung, aber auch geopolitische Risiken, terroristische Gefahren sowie volatile Rohstoffpreise können dem Wirtschaftswachstum national und international deutlich zusetzen. Damit Österreich im internationalen Wettbewerb besteht, hat die neue Bundesregierung in ihrem Arbeitsprogramm „Zusammen. Für unser Österreich. Regierungsprogramm 2017 bis 2022“ ein breites Spektrum an wirtschaftsliberalen Maßnahmen definiert. Sie sollen Wachstum und Beschäftigung in Österreich fördern und den Wohlstand sichern. Neben Maßnahmen für eine gezielte Entbürokratisierung und Flexibilisierung – unter anderem bei Arbeitszeit und Lohnnebenkosten –, für die Sicherung von Fachkräften und zur Stärkung des Arbeitsmarktes sollen weiterhin bestmögliche Rahmenbedingungen zur Förderung einer aktiven Handelspolitik und der Exportwirtschaft geschaffen werden. „Österreich zurück an die Spitze“ muss das ehrgeizige Ziel für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sein, um
den Produktions- und Exportstandort für die Zukunft abzusichern. Export bringt Plus für die Lebensmittelindustrie Die österreichische Lebensmittelindustrie erwirtschaftete im Jahr 2017 ein Produktionsvolumen von rund 8,2 Mrd. Euro – das entspricht einem Anstieg um 1,6 % gegenüber 2016. Wachstumstreiber war einmal mehr der Export heimischer Lebensmittel: Dieser legte deutlich zu – um 8,5 % auf 6.719 Mio. Euro. Dieses Rekordergebnis zeigt, dass österreichische Lebensmittel und Getränke mit Qualität, Sicherheit und Genuss weltweit punkten – und das trotz angespannter Märkte im In- und Ausland. Innerhalb der EU machen sich aktuell Lieferverzögerungen durch Grenzkontrollen und den bevorstehenden BREXIT bemerkbar, was wichtige Binnenmarktlieferungen behindert. Weiters sind die Folgen der „Ukraine-Russland-Krise“ mit den aufrechten Importrestriktionen Russlands gegenüber der EU nach wie vor für viele Unternehmen spürbar. Hauptverantwortlich für die erfreuliche Entwicklung im Lebensmittelexport sind die Märkte außerhalb der EU. Sie legten 2017 um 10,8 % zu und übersprangen mit 2,1 Mrd. Euro erstmals deutlich die 2-Milliarden-Hürde. Die Märkte außerhalb Europas konnten 2017 sogar um 12,5 % wachsen, sie erreichten ein Exportvolumen von 1,5 Mrd. Euro. Der bedeutendste Drittlandsmarkt für die Lebensmittelindustrie bleiben die USA mit einem Exportvolumen von 878 Mio. Euro (+ 18,8 % gegenüber 2016). Die USA liegen damit hinter Deutschland (2.240 Mio. Euro Exportvolumen, + 7,3 % gegenüber 2016) weiterhin an der zweiten Stelle im Ranking der wichtigsten Exportländer der österreichischen Lebensmittelhersteller. Der Export bleibt Wachstumstreiber und Jobgarant für die Branche. Die Exportleistungen der Unternehmen schaffen Arbeitsplätze und Wertschöpfung und tragen zum Wohlstand unseres Landes bei. Zwei von drei in Österreich produzierten Lebensmitteln und Getränken werden auf mehr als 180 internationalen Märkten verkauft. Die Lebensmittelindustrie leistet bereits deutlich über 60 % der gesamten Agrarexporte Österreichs
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(Exportvolumen 2017: 11,1 Mrd. Euro) und ist somit das Zugpferd für den heimischen Agrarexporterfolg. Der seit Jahren angespannte Inlandsmarkt hat die österreichischen Hersteller schon früh bewogen, ihre Chance im Export zu suchen. Das zeigt beeindruckend ein Vergleich mit Deutschland: Der Exportanteil der österreichischen Lebensmittelindustrie ist im Ergebnis doppelt so hoch wie der ihrer deutschen Mitbewerber. Ein gesättigter und hart umkämpfter Inlandsmarkt macht den Export zum wichtigsten Standbein für die Branche. Verfügbarkeit von heimischen Rohstoffen ist einmal mehr nicht gewährleistet Mit Sorge wird derzeit die aktuelle Entwicklung bei wichtigen heimischen Rohstoffen für die Lebensmittelindustrie verfolgt. Der späte Frost, große Niederschlagsdefizite im Osten Österreichs sowie Unwetterschäden führten im Jahr 2017 zu deutlichen Ernteeinbußen in der österreichischen Landwirtschaft, etwa bei Obst, Feldfrüchten oder Getreide. Alleine die Erntemenge von Weichweizen – die Kultur mit dem höchsten Flächenanteil in Österreich – fiel um rund ein Viertel geringer aus als prognostiziert. Heimischer Mahlweizen und Roggen wurden damit zur Mangelware. Auch heuer müssen wieder Rohstoffe für die Weiterverarbeitung importiert werden. Denn: Eine Versorgung in Österreich mit einheimischen Rohwaren ist saison-, wetter-, qualitäts-, mengen- und marktbedingt regelmäßig nicht möglich (Selbstversorgungsgrad Österreichs bei ausgewählten Produkten: Getreide: 87 bis 100 %; Obst: 47 bis 56 %; Gemüse: 57 bis 68 %; Kartoffeln: 78 bis 105 %; Geflügel: 67 bis 73 %; Eier: 81 bis 86 %; Ölsaaten: 45 bis 60 %; Butter: 71 bis 77 %; Pflanzliche Öle: 21 bis 30 %; Honig: 41 bis 56 %). Dieser Umstand zwingt die österreichischen Weiterverarbeiter, sowohl fehlende Mengen an Agrarwaren wie Getreide, Fleisch, Eier, Butter, Obst oder Gemüse als auch Agrarrohstoffe, die in Österreich nicht wachsen, weltweit zu beschaffen. Dazu zählen zum Beispiel Gewürze, exotische Früchte und Gemüse, Kaffee, Tee oder Kakao. Das zeigt auch die Statistik: Die österreichische Agraraußenhandelsbilanz ist seit Jahrzehnten negativ und
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liegt aktuell bei einem Wert von rund 1 Mrd. Euro. Unterschiedlichste Vorgaben von Kunden oder regelmäßige Ausfälle von Rohwaren durch Missernten oder mangelnde Qualität erfordern einen raschen und flexiblen Wechsel der Lieferanten und somit des Herkunftsortes der Agrarwaren. BREXIT wirft seine Schatten vo raus Großbritannien zählt zu den wichtigsten Exportmärkten für die österreichische Lebensmittelindustrie. Das Land war innerhalb der EU 2016 nach Deutschland, Italien und Ungarn noch der viertgrößte Absatzmarkt für die Branche. Das Jahr 2017 brachte einen BREXIT-bedingten Einbruch der Lebensmittelexporte nach Großbritannien um 10,6 % mit sich. Das bedeutete einen Rückfall im Exportranking von Platz vier auf Platz acht innerhalb der EU. Die aktuelle Situation verunsichert viele EU-Exporteure und Kunden in Großbritannien. Die Branche erwartet sich daher, dass Großbritannien auch nach dem BREXIT ein attraktiver Absatzmarkt bleibt. Eine wichtige Zielsetzung ist, dass nach klaren Übergangsregelungen nicht-tarifäre Handelshemmnisse vermieden und bei vielen Erzeugnissen der Lebensmittelindustrie der zollfreie Marktzugang nach Großbritannien weiterhin bestehen bleibt. Inlandsmarkt bleibt heiß umkämpft Der heimische Lebensmittelmarkt ist nach wie vor heiß umkämpft und bleibt 2018 angespannter denn je. Wettbewerb findet auf allen Ebenen entlang der Wertschöpfungskette statt. Der tägliche Kampf um Marktanteile im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) und der Zielpunkt-Konkurs Ende 2015 führten dazu, dass die drei Großen im LEH (Rewe, Spar und Hofer) zusammen 87,6 % Marktanteil haben. Dauerhafte Preissenkungen bei vielen Markenartikeln, Dauertiefpreis-Garantien, Aktionen am laufenden Band und die verstärkte Positionierung von Eigenmarken in allen wichtigen Produkt- und Preissegmenten stehen auf der Tagesordnung. Die Unternehmen der Lebensmittelindustrie müssen sich damit weiterhin in einem schwierigen Umfeld behaupten.
Die Eigenmarken des LEH gewinnen weiter an Bedeutung. Sie machten bei einigen Handelsketten 2017 bereits mehr als 40 % des Jahresumsatzes aus. Die Zeiten, in denen Eigenmarken eine Domäne der Discounter waren, sind längst vorbei. Gerade die beiden großen österreichischen Handelsketten Rewe und Spar haben in den vergangenen Jahren ihre Eigenmarken laufend ausgebaut und decken beinahe alle Produkt- und Preissegmente ab. Diese sind vom reinen Billigprodukt zum Instrument der Profilierung geworden, befeuert durch regelmäßige Aktionen. Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft KPMG bescheinigen neun von zehn Konsumenten den Handelsmarken ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Mehr als 80 % der Verbraucher sehen keine großen Unterschiede mehr zwischen der Qualität von Markenprodukten und Handelsmarken. Dadurch haben es kleine und weniger bekannte Hersteller immer schwerer, sich gegen die Eigenmarken durchzusetzen. Die Discounter Hofer und Lidl versuchen hingegen, mit mehr Markenartikeln in den Regalen zu punkten. 2018 steht darüber hinaus im Zeichen von „Handelsjubiläen“: „65 Jahre Billa“, „50 Jahre Hofer“ und „20 Jahre Lidl“. Im Jahr 2019 folgt dann Spar mit seinem „65. Geburtstag“. Begleitet werden diese mit einer Vielzahl an Aktionen und Gewinnspielen, die meist von den Lieferanten zusätzlich zum bereits bestehenden Preisdruck zu sponsern sind. Bei Billa gibt es darüber hinaus aktuell mit „unglaublich billig“ Top-Marken zum „Hit-Preis“. Außenhandel sichert Arbeitsplätze in der Lebensmittelindustrie Die Situation am Inlandsmarkt bestätigt einmal mehr: Der Export sichert die Jobs und das Wachstum in der heimischen Lebensmittelindustrie. Für eine Exportbranche wie die Lebensmittelindustrie sind somit auch Abkommen, die Türen auf anderen Märkten aufstoßen, essentiell. Daher begrüßt die österreichische Lebensmittelindustrie Vereinbarungen, die faire Wettbewerbsbedingungen für beide Seiten sicherstellen und EU-Standards auch für künftige Importe Rechnung tragen.
Das trifft u. a. auf das EU-Kanada-Abkommen (CETA) zu. Es wird einerseits für viele Lebensmittel und Getränke aus Österreich Absatzchancen am kanadischen Markt bringen. Andererseits nimmt es auf sensible Agrarwaren und Lebensmittel durch einen schrittweisen Zollabbau (bis zu acht Jahren), durch Einfuhrkontingente beziehungsweise durch den Ausschluss von sehr sensiblen Produkten Rücksicht. Die Exporte nach Kanada konnten 2017 um 41,9 % auf einen Exportwert von 19,0 Mio. Euro gesteigert werden. Die Importe von Lebensmitteln und Getränken aus Kanada gingen sogar um 1,0 % leicht zurück und erreichten einen Importwert von 6,8 Mio. Euro. Das CETA-Abkommen zählt zu den modernsten Handelsvereinbarungen und soll auch die Grundlage für weitere Vereinbarungen, etwa mit den MERCOSUR-Staaten und mit Japan, sein. Tatsache ist: Beachtliche sechs von zehn Euro des österreichischen BIP werden durch den Export verdient, 1 % mehr Exportleistung bedeutet rund 10.000 neue Jobs im Inland. Gerade deshalb sind für ein Exportland wie Österreich gut verhandelte Abkommen mit Drittstaaten essenziell, da sie den Zugang zu neuen Märkten erleichtern und neue Chancen für Lebensmittel „Made in Austria“ bieten. Stellenwert der Lebensmittelindustrie in Österreich Die Lebensmittelindustrie ist eine der größten Branchen Österreichs. Sie sichert im Interesse der Konsumenten tagtäglich die Versorgung mit sicheren, qualitativen und leistbaren Lebensmitteln. Die rund 200 Unternehmen mit ihren 26.000 Beschäftigten erwirtschafteten im Jahr 2017 ein Produktionsvolumen von 8,2 Mrd. Euro. Zwei von drei Produkten werden bereits in über 180 Länder rund um den Erdball exportiert. Josef Domschitz Fachverband der Nahrungs- und Genussmittelindustrie, Wien Quellen: Statistik Austria, Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO), Wirtschaftskammer Österreich, Fachverband der Lebensmittelindustrie
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DIE GROSSE VERSCHWENDUNG Der große Schwund1 EIN DRITTEL ALLER NAHRUNGSMITTEL LANDET NICHT MEHR AUF DEM TELLER, SONDERN AUF DEM MÜLL. BEI DIESER VERSCHWENDUNG ENTFÄLLT IN DEUTSCHLAND DER GRÖSSTE TEIL AUF DIE VERBRAUCHER, NÄMLICH 61 PROZENT. JEDER DEUTSCHE WIRFT PRO JAHR 82 KILOGRAMM LEBENSMITTEL WEG. LEBENSMITTEL ALS SOLCHE HABEN OFFENBAR KEINEN WERT MEHR. THOMAS METTKE
Hugo von Hofmannsthal — Manche freilich … Manche freilich müssen drunten sterben, Wo die schweren Ruder der Schiffe streifen, Andere wohnen bei dem Steuer droben, Kennen Vogelflug und die Länder der Sterne. Manche liegen immer mit schweren Gliedern Bei den Wurzeln des verworrenen Lebens, Andern sind die Stühle gerichtet Bei den Sibyllen, den Königinnen, Und da sitzen sie wie zu Hause. Leichten Hauptes und leichter Hände. Doch ein Schatten fällt von jenen Leben In die anderen Leben hinüber, Und die leichten sind an die schweren Wie an Luft und Erde gebunden: […]
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in Grund dafür mag auch in der absurden Marketingpolitik der Unternehmen liegen, ausgerechnet „Negativ Nutrition“ in das Zentrum ihrer Werbestrategien zu rücken. Die gegen die Lebensmittelwirtschaft gerichtete Konsumerismusbewegung in den 70er und 80er Jahren des vor herigen Jahrhundert hatte mit dem Slogan „Chemie in unserer Nahrung“ die ersten Zweifel an der gesundheitlichen Unbedenklichkeit von Nahrungsmitteln propagiert. Die Lebensmittelwirtschaft konnte der Versuchung nicht widerstehen, dieses Thema selbst aufzugreifen mit Angaben wie „ohne Zusatzstoffe“, „ohne Konservierungsstoffe“, „ohne Geschmacksverstärker“, „ohne künstliches Aroma“, „allergenarm“, „ohne Zucker“, „Glutenfrei“, „Laktosefrei“, „Gentechnikfrei“, etc. Auch wenn man damit immer nur die eigenen Produkte in ein besonders günstiges Licht stellen wollte, so ist doch in der Öffentlichkeit der Eindruck entstanden, als würden Lebensmittel generell ein erhebliches Gefährdungspotential für die menschliche Gesundheit darstellen. Eine Branche, die zunehmend statt über Ernährung über Ernährungstherapie zur Selbstoptimierung schwadroniert, darf sich nicht wundern, wenn die Verbraucher Achtung und Respekt vor den Lebensmitteln allgemein vermissen lassen und nichts dabei empfinden, diese gedankenlos wegzuwerfen und zu vernichten.
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DIE WELT VON GESTERN IST IN VERGESSENHEIT GERATEN. Die erste Hälfte des 20. Jahrhundert war noch von Hungerkrisen geprägt. Im 1. Weltkrieg musste die Bevölkerung mit einer Rationierung der Nahrungsmittel mit immer begrenzteren Zuteilungen leben, die Rationalisierung erfasste alle Grundnahrungsmittel, vor allem auch Fleisch und Milch. Die Knappheit führte seit 1916 zu Nahrungsmittelmangel und Hunger für viele Bevölkerungskreise. Dies hat wie nichts sonst die Menschen in Deutschland zermürbt. Auf dem Verordnungsweg wurden Ersatzlebensmittel wie Ersatzkaffee, Kunsthonig, Ersatzwürste, Teeersatz, künstliche Fruchtsäfte etc. geschaffen. Die Hungerkrisen wiederholten sich nach dem 2. Weltkrieg. Aus den zerstörten Städten, in denen der Hunger herrschte, versuchten die Frauen in überfüllten Zügen irgendwie aufs Land zu kommen, um dort ihre Wertgegenstände wie Schmuck, Bilder und Teppiche bei den Bauern gegen Brot und Kartoffeln einzutauschen, um dann am Abend den „heißen Hunger“ von Familien und Kindern wenigstens etwas zu lindern. Wie sich die Zeiten geändert haben – heute ist Ernährung zu einem Element des Lifestyle geworden. Auch das Bild der Konsumenten hat sich geändert. Das Marketing unterscheidet zwischen
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verschiedenen Gruppen. Zwischen „Quality Eater“, die besonders hohe Maßstäbe an die Lebensmittelqualität stellen, das sind die Gesundheitsbewussten und Gesundheitsidealisten, den „Multioptionalen“ und den „Uninteressierten“, die als leidenschaftslos gelten. „Diejenigen, die sich als Eliten verstehen, sind schon einen Schritt weiter. Für sie steht nicht mehr der Begriff ‚Food‘ in all seinen Varianten von ‚Slow Food‘ bis ‚Green Food‘ im Vordergrund, sondern der neue Begriff ‚Healthy Wealth“. Er beschreibt einen neuen, auf Gesundheit ausgerichteten Lebensstil, bei dem nicht mehr Produkte die zentralen Statussymbole sind, sondern die eigene Wellness.
Das Vermeiden und Vorbeugen von Krankheiten hat eine höheren Stellenwert als deren mögliche spätere Behandlung. Dafür ist man auch bereit, mehr zu bezahlen. Da alle Trends in der Gesellschaft von oben nach unten durchgereicht werden, kann man also davon ausgehen, dass dieses neue Gesundheitsbewusstsein auch bald in breiten Schichten ankommen wird. Davon werden dann nicht nur die Menschen selbst, sondern auch Dienstleister, Berater und nicht zuletzt die Nahrungsmittelindustrie profitieren.“ Dies ist eine sehr einseitige Weltsicht. Bekanntlich kommt von „denen da oben“ „bei denen da unten“ wenig bis nichts
an. Armut und Entbehrung nehmen in Deutschland wieder zu; zunehmend drängen sich die Hilfsbedürftigen in den Städten an den Lebensmitteltafeln. Selbst in reichen Gemeinden gehen viele Kinder morgens hungrig in Kindergärten und Schulen. Vor diesem Hintergrund ist die gedankenlose Verschwendung von Lebensmitteln auch ein kulturelles Debakel. Für viele ist „Die Welt von gestern, die Realität von heute“. Rechtsanwalt Thomas Mettke München Nachdruck aus ZLR 6/2017 Literatur www.ernaehrung-nutrition.at
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HEALTH CLAIMS Neue Lebensmittel entwickeln DAS INTERNATIONALE PROJEKTKONSORTIUM VON PATHWAY-27 HAT ORIENTIERUNGSLEITFÄDEN ZUR UNTERSTÜTZUNG BEI DER EINBRINGUNG VON ANTRÄGEN ENTWICKELT. CHRISTINE GRABLER
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ei der 5. FoodOmics Konferenz von 10.–12. Januar 2018 in Cesena, Italien, stellten Wissenschaftler des EU-finanzierten PATHWAY-27 FP7 Projekts ihre gerade veröffentlichten praktischen Leitlinien zur Entwicklung von Produkten mit Health Claims vor. Die Leitlinien wurden in enger Zusammenarbeit mit Interessensvertretern entwickelt und werden all jenen helfen, die ein Interesse an Health-Claim-Anträgen haben. Produkte, die einen Health Claim tragen, stoßen auf großes Interesse beim Konsumenten, der seine Kaufentscheidungen auf den Gesundheitswert von Lebensmitteln gründet. Diese bestehende Nachfrage und die Möglichkeit höherer Gewinnspannen durch Produkte mit gesundheitsbezogenen Angaben machen die Entwicklung von neuartigen Lebensmitteln für Unternehmen attraktiv. Auf das Wachstum des Marktes für Produkte mit gesundheitsbezogenen Angaben reagierte die Europäische Union mit gesetzlicher Regelung in Form der Verordnung (EG) Nr. 1924/2006 über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben über Lebensmittel. Die Verordnung zielt auf die Gewährleistung von Konsumentenschutz, freiem Warenverkehr in der EU, Rechtssicherheit und fairen Wettbewerb ab. Gesundheitsbezogene Angaben sind seither für die Verwendung in der Gemeinschaft nur nach einer wissenschaftlichen Bewertung auf höchstmöglichem Niveau zugelassen. Die wissenschaftliche Bewertung dieser Angaben wird von der Europäischen Behörde für Lebensmittel sicherheit vorgenommen und ist Teil der
Beantragung für die Aufnahme in die Liste zugelassener Health Claims. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit stellt Leitfäden zur Unterstützung bei einem Health-Claim-Antrag zur Verfügung; trotzdem ist die Erfolgsrate der eingereichten Anträge enttäuschend gering. Um für diese Situation Abhilfe zu schaffen, entwickelte PATHWAY-27 die folgenden Leitlinien und Empfehlungen: • Wissenschaftliche Leitlinien für die Untermauerung gesundheitlicher Vorteile eines (mit bioaktiven Substanzen angereicherten) Lebensmittels. Diese Leitlinien erläutern, wie man die wissenschaftlichen Ergebnisse einschätzt und Humaninterventionsstudien konzipiert und durchführt, wenn genügend Informationen vorliegen, die die Fragestellung unterstützen. • Industrie-Leitlinien und Empfehlungen zur Entwicklung von Produkten mit Health Claims, mit einem besonderen Augenmerk auf kleine und mittlere Betriebe (KMUs). Diese Leitlinien bieten einen strukturierten Produktentwicklungsansatz, der auf alle Aspekte eingeht, die KMUs und ihre Lieferanten von Materialien, Wissen und zugehörigen Dienstleistungen bei der Produktgestaltung beachten sollten. Mit diesen Leitlinien verfolgt das PATHWAY-27-Konsortium das Ziel, das Innovationspotential und die Wettbewerbsfähigkeit von Lebensmittel-KMUs zu steigern und die wissenschaftliche Gemeinschaft bei der Erstellung von hochqualitativen Nachweisen für Health-Claim-Dossiers zu unterstützen. Die beiden Leitlinien von PATH
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WAY-27 wurden auf der Projektwebsite publiziert (http://pathway27.eu) und können kostenlos heruntergeladen werden. „Wir hoffen, dass die Lebensmittelindustrie von dieser kostenlos erhältlichen Beratung durch PATHWAY-27 reichlich Gebrauch machen wird, damit zukünftige Health-Claim-Anträge mehr Erfolg haben“, sagt Prof. Alessandra Bordoni von der Universität Bologna, die dieses Projekt koordiniert hat. DI Christine Grabler Lebensmittelversuchsanstalt Wien
PATHWAY-27 — Das PATHWAY-27 Projekt (http:// pathway27.eu) begann 2013. Am Projektkonsortium waren 25 Partner (Universitäten, Forschungsinstitute und KMUs) aus ganz Europa beteiligt, darunter auch die Lebensmittelversuchsanstalt LVA. Die Guidelines sind nun mit ISBN-Nummer versehen: • 978-88-943424-0-6 Industry guidelines and recommendations for developing products with health claims • 978-88-943424-1-3 Scientific guidelines for the substantiation of health benefits from a (bioactive-enriched) food
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AGRAR DIGITAL Kommunikation als Schlüsselkompetenz der Landwirtschaft DIE WINTERTAGUNG ALS GRÖSSTE AGRARFACH VERANSTALTUNG ÖSTERREICHS WÄHLTE FÜR DIE HEURIGEN VORTRÄGE DAS GENERALTHEMA „VON MILCHSEEN ZUR BUTTERKNAPPHEIT – WAS KOMMT ALS NÄCHSTES?“. DER TRADITIONELLE KOMMUNIKATIONSTAG DER WINTERTAGUNG 2018 STELLTE VOR ALLEM EINE WICHTIGE FRAGE IN DEN VORDERGRUND: WIE KOMMT MEINE BOTSCHAFT IN DER DIGITALEN WELT RICHTIG AN? OSKAR WAWSCHINEK
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as Problem ist bekannt: Gute Produkte haben viele. Entscheidend sind aber Fragen wie: Kann ich meine Produkte auch gut vermarkten, sie unverwechselbar und gefragt machen? Wie kann ich meine Zielgruppe erreichen? Die Einführungsvorträge dazu wurden von Monika Langthaler-Rosenberg und Markus Gull gehalten. Die Geschäftsführerin der Firma brainbows will mit sogenannten „role models“ die Menschen für ökologische Themen gewinnen. Das sind z. B. Gouverneur Arnold Schwarzenegger oder Bundespräsident Alexander Van der Bellen, die als Schirmherren auftreten. Markus Gull bezeichnete sich selbst als „The Story Dude“ und ist gewissermaßen sein eigenes role model. Er wusste mit einem dynamischen Vortrag zu beeindrucken. Sein Credo: Nur eine Story
zählt, aber eine gute. Werbung nervt, wenn sie nicht schafft, die Menschen zu berühren und zu inspirieren. Waren früher Marken die Heroes, so müssten es heute die Menschen (durch die Marken) werden. Dazu müssten Marken ihren Kern erkennen, ihre (Brand) Storys finden und sie zum Leben erwecken. So entstünden Gefühlswelten und Verbindungen zwischen Marken und Menschen. Denn nur den Geschichten, die von Menschen handeln, hörten die Menschen auch zu. Auf die Landwirtschaft umgelegt verdeutliche ein Clip die Idee sehr gut: Der Autohersteller Dodge Ram zeigte den Clip „So God made a farmer“ bei der SuperBowl 2013: (www.youtube. com/watch?v=AMpZ0TGjbWE). Gull ist sicher, dass Storytelling gut klingt, aber falsch ist. Denn es sei nichts anderes als altes Werbedenken neu verkleidet. Von oben herab funktioniere nicht. Denn bei Storys ginge es nicht um die eindringliche Erzählung, sondern um
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die verbindende Wertewelt, die ihr zugrunde liege. Diese Werte würden geteilt und nicht erzählt. Storytelling funktioniere also nicht, Storysharing hingegen schon. Angelika Springeth, Landesleiterin der Südtiroler Bauernjugend, stellte danach den Blog „Blauer Schurz“ vor. Der Name kommt von der traditionellen Arbeitskleidung. Um Landwirtschaft modern zu positionieren, muss es ihrer Ansicht nach eine Plattform geben, wo objektiv über besondere Anliegen in der Landwirtschaft diskutiert werden und somit ein Austausch stattfinden kann. Sie wünscht sich mutige Bäuerinnen und Bauern, mehr Beiträge und mehr Diskussion.
Im zweiten Teil der Veranstaltung stand dann die Frage im Mittelpunkt, wie Unternehmen die Herausforderungen der digitalen Welt angenommen haben. Das erste Beispiel brachte Thomas Spann, der Strategie und Maßnahmen der Kleinen Zeitung darstellte. Immerhin rund 3.000 MitarbeiterInnen bearbeiten die Märkte Österreich, Kroatien und Slowenien. Menschen sollten im Mittelpunkt bleiben und daher wurden Leserparlamente und regionale Reporter forciert. Mit vielen verschiedenen Plattformen, Channels, Webshops und Marken (Kleine Zeitung, willhaben.at, wo gibt´s was, gutgemacht.at etc.) wird versucht, die Menschen abzuholen und an das Unternehmen zu binden. Jürg Vollmer, Chefredakteur der Schweizer Agrarzeitung „die grüne“, schilderte sehr plastisch die Transformation des Mediums. 1864 gegründet, hatte es praktisch keine Konkurrenz im Printbe-
reich und die digitalen Kanäle existierten noch nicht. Aus dieser Geschichte heraus konnte sich das Medium kaum entwickeln und drohte „aus der Zeit zu fallen“. Es gab keine redaktionelle Linie, keine Schwerpunkte, Texte und Fotos von (sehr) unterschiedlicher Qualität, das Internet war „verschlafen“ worden und es gab wenig Nutzwert für Unternehmer-Landwirte. Vom Unternehmer-Landwirt zum digital agierenden und kontrollierenden Agrar-Manager wollte das Medium seine Leser begleiten. Die Zukunft liegt im Web, aber bis dahin soll die Printversion als Werbeträger und Visitenkarte für die künftige Online-Plattform in höchstmöglicher Qualität produziert werden (www.die gruene.ch). Den Abschluss bildete eine Podiumsdiskussion, nachdem Sonja Reinl einen Überblick über die Ziele und Aufgaben des Bildungsclusters gegeben hatte. Insgesamt ein spannender und abwechslungsreicher Tag, der auch nachdenklich machte.
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Weitere Praxisbeispiele kamen von Christa Wonisch, die „die jungen wilden Gemüsebauern“ aus dem Vulkanland vorstellte und Yannik Zender, der mit agriKULTUR Landwirtschaft verbraucherfreundlich erklären möchte. Dazu werden in erster Linie kurze Videos eingesetzt. Seit Juni 2015 konnten schon verschiedene Preise gewonnen werden,
u. a. mit dem Video „Respect your farmer“ (www.youtube.com/watch?v=XFbBN_5V5uE).
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„WENN ES PASSIERT“ Krisenkommunikation FRANZ FLOSS
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eute erschien ein Artikel in der Zeitung. Es wird behauptet, dass eines Ihrer Produkte „gesundheitsschädlich“ sei. Sie werden auch zitiert: Laut Anfrage beim Hersteller gäbe es eine lückenlose und strenge Produktkontrolle. So könnten Sie versichern, dass die Lebensmittel stets allen gesetzlichen Vorschriften entsprechen. Sie erinnern sich an den Anruf eines Journalisten, der sich für die Maßnahmen der Qualitätssicherung interessiert hat.
Was tun? Sie haben keine Meldungen aus der Produktion, dass etwas schiefgegangen sei. Die Qualitätssicherung ist „state oft the art“ und Audits wurden auch durchgeführt. Sie leiten den Artikel an den Produktionsleiter weiter und ersuchen um Rücksprache. Dieser versichert, dass er der Sache sofort nachgehen werde, könne sich aber nicht vorstellen, dass die im Artikel erwähnten Aussagen stimmen. Am nächsten Tag gibt es keine Pressemeldungen. Sie sind erleichtert. Sicherheitshalber lassen Sie die Untersuchung in der Produktion fortsetzen.
Am dritten Tag bricht der Damm. In mehreren Zeitungen werden Experten befragt, wie schädlich das Lebensmittel sei. Auf jeden Fall wird vorsorglich empfohlen, das Produkt nicht zu verzehren. Nicht genug: Die Handelsketten, welche ihre Produkte gelistet haben, rufen an und verlangen von Ihnen eine Stellungnahme. Aus der Produktion werden immer noch keine Fehlerquellen gemeldet. So oder so ähnlich kann es im Krisenfall ablaufen. Sie haben immer noch keine Hinweise aus der Herstellung bezüglich eines Fehlers erhalten. Sie könnten das theoretisch auf Anfrage wahrheitsgemäß kommunizieren. Ich würde es nicht empfehlen. Man würde nur annehmen, dass Sie die Anwürfe nicht ernstnehmen und abblocken. Die Konsumenten wären weiter verunsichert und würden die Produkte Ihrer Firma meiden. Die Handelsketten würden verlautbaren, Ihre Lebensmittel aus dem Sortiment zu nehmen. Gehen Sie stattdessen in die Offensive! Ihre Botschaften an die mediale Öffentlichkeit sind: Sie nehmen die Vorwürfe
sehr ernst. Sie haben sofort eine Untersuchung eingeleitet. Bis dato verfügen Sie über keine konkreten Hinweise. Sie werden die Ermittlung mit Volldampf fortführen und die Öffentlichkeit über die Ergebnisse sofort informieren. Das Thema ist Chefsache für Sie. So können sie den Schaden minimieren. Es kann trotz bester Sicherheitsmaßnahmen immer etwas passieren. Das wichtigste Gut einer Firma ist das Vertrauen in Sie. Kein Konsument kann heute überprüfen, ob die Vorwürfe stimmen. Selbst Experten können unterschiedlicher Meinung sein, was gesundheitsschädlich ist. Tun Sie alles, um die Anschuldigungen transparent aufzuklären. Das ist das einzig Glaubwürdige für die Verbraucher und gut für Ihre Firma. Nachsatz: Wenn Sie besonders misstrauisch sind, können Sie auch überlegen, wer von Ihrem Schaden profitieren könnte. Ing. Franz Floss Verbraucherschutzexperte (ehem. VKI) Wien
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PLASTIKSTRATEGIE DER EU Kreislaufwirtschaftspaket vorgelegt ZU JAHRESBEGINN HAT DIE EUROPÄISCHE KOMMISSION IM RAHMEN IHRES CIRCULAR ECONOMY PAKETS DIE EUROPÄISCHE STRATEGIE FÜR KUNSTSTOFFE IN EINER KREISLAUFWIRTSCHAFT VORGELEGT. JOHANN BRUNNER
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it dieser in Form der Mitteilung ergangenen politischen Zielsetzung breitet die EU-Kommission ihren strategischen Plan aus, wie sie in Zukunft mit konkreten Rechtssetzungsakten die Art und Weise zu regeln gedenkt, wie Produkte aus Plastik zu designen, herzustellen, zu verwenden und zu recyceln sein werden. Die Strategie sieht vor, dass ab 2030 alle Kunststoffverpackungen auf dem europäischen Markt entweder recyclingfähig oder wiederverwendbar sein sollen. Insbesondere soll der Verbrauch von Einwegkunststoffen reduziert und die absichtliche Verwendung von Mikroplastik beschränkt werden. Zwei Säulen tragen das EU-Zukunftsbild einer neuen Kunststoffwirtschaft „Eine intelligente, innovative und nachhaltige Kunststoffindustrie, in der bei der Gestaltung und Herstellung den Erfordernissen in Bezug auf Wiederverwendung, Reparatur und Recycling in vollem Umfang Rechnung getragen wird, schafft Wachstum und Beschäftigung in Europa und trägt dazu bei, die Treibhausgasemissionen in der EU zu senken und die Abhängigkeit von importierten fossilen Brennstoffen zu verringern.“ Demnach zielt ein wettbewerbsfähiges Kunststoffrecycling auf die Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen und damit die Reduktion von Treibhausgasen.
Neue Recyclingverfahren und Einsatzmöglichkeiten für Rezyklate sollen forciert werden, etwa durch stärkere Integration in der Kunststoffwertschöpfungskette, in der öffentlichen Beschaffung und mit ökonomischen Instrumenten. Gleichzeitig wird bei Recyclatverwendung mit Lebensmittelkontakt das hohe Niveau der Lebensmittelsicherheit priorisiert. „In Europa unterstützen Bürger, Staat und Wirtschaft nachhaltigere und sicherere Verbrauchs- und Produktionsmuster für Kunststoff. Dies bereitet den Boden für soziale Innovation und Unternehmertum und eröffnet allen Europäern eine Fülle von Möglichkeiten.“ Wissen und Anreize der Konsumenten führen demnach zu nachhaltigen Konsumentscheidungen (Verpackung, Elektronik, Automotive etc.). Circular Design, Ausbau der getrennten Sammlung und höhere Verwertungsziele bringen das Ziel für 2030 auf den Weg: alle Kunststoffverpackungen können wieder genutzt oder einfach verwertet werden. Es werden Maßnahmen gegen Mikroplastik gesetzt. Die Kommission führt im Anhang zur Kunststoffstrategie 39 Maßnahmen an – bearbeitete ebenso wie zur Abarbeitung anstehende – um eine „kreislauforientierte“ Kunststoffwirtschaft in Europa zu etablieren. Die Maßnahmenliste der EU-Kommission gliedert sich in folgende Bereiche:
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• Verbesserung der Wirtschaftlichkeit und Qualität von Kunststoffrecycling • Eindämmung von Kunststoffabfällen • Aufhalten der Vermüllung der Meere • Mobilisierung von Investments und Innovation für eine Kreislaufwirtschaft • Unterstützung globaler Maßnahmen Viele der Maßnahmen sind jedoch noch zu vage formuliert, um deren Wirkung/ Auswirkung einschätzen zu können. Hier muss vorerst die Umsetzung abgewartet werden. Auch schlägt die Kommission Maßnahmenempfehlungen für nationale Behörden und die Industrie vor, wobei abzuwarten ist, wie diese angenommen bzw. umgesetzt werden. Auf jeden Fall sollte auch hier nach einer einheitlichen Anwendung innerhalb der EU getrachtet werden, um den Binnenmarkt nicht zu stören. Mit folgenden Maßnahmen wird die Industrie direkt angesprochen: • Ausbau der Produzentenverantwortung unter Einschluss der Antilittering-Finanzierung • Ambitionierte Recyclingziele bis 2030 • Circular Design, Ökomodulation der Tarife zur Lenkung von Recyclateinsatz • Freiwillige Selbstverpflichtung zu höherem Recyclateinsatz • Prüfung der Sinnhaftigkeit von Pfandsystemen • Bewusstseinsbildung in der Öffentlichkeit
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Grundsätzlich wird die von der EU-Kommission vorgelegte Strategie für Kunststoffe begrüßt, da damit ein weiterer Schritt in Richtung „Recyclinggesellschaft“ gemacht wird. Positiv fällt auf, dass die Kommission die Notwendigkeit eines gemeinsamen Ansatzes aller – vom Hersteller bis zum Konsumenten – für die Verwirklichung eines Kunststoffkreislaufes anerkennt, um das zukünftige und nachhaltige Wachstum in diesem Bereich zu fördern. Das von der Kommission gezeichnete Zukunftsbild einer neuen Kunststoffwirtschaft für Europa ist gleichzeitig aber auch als sehr ambitioniert zu bewerten. Man darf bei der Realisierung der gesteckten Ziele insbesondere die technische Machbarkeit sowie praxistaugliche Lösungen nicht außer Acht lassen. Hier gilt es unter anderem, die Überarbeitung der Verpackungs-Richtlinie, um das Ziel, bis 2030 nur mehr wiederverwendbare bzw. kosteneffizient recycelbare Verpackungen auf den EU Markt zu bringen, so auszugestalten, dass diese Vorgaben von allen Mitgliedstaaten gleich umgesetzt werden und ebenfalls für Importe aus NichtEU-Staaten gelten. Auch die in Aussicht gestellte Rechtssetzungsinitiative für Einwegkunststoffe muss aufgrund einer gesamthaften Betrachtung erfolgen.
abzulehnen, da dieses keinen Mehrwert, sondern nur zusätzliche Kosten und Bürokratie bedeuten würde. Weiters ist es fraglich, inwieweit in der Pra12EE12 LLNER, Ö xis Hersteller von S S A OM LIA – TH © FOTO Waren und Produkten, die außerhalb der EU niedergelassen Ganz entscheidend ist hier die Analyse sind, in die Herstellerverantwortung der ökologischen miteinbezogen werden können. GeWirkungen von Er- lingt dies nicht, so entstehen für die satzprodukten. Dasselbe innergemeinschaftlichen Hersteller jegilt natürlich für den Umstieg auf an- denfalls Wettbewerbsnachteile. dere Rohstoffquellen oder Werksstoffe, Es versteht sich von selbst, dass alles geauch hier muss die Ökobilanz positiv tan werden muss, um marines Littering zu verhindern. Daher ist der globale Ansein. Kritisch zu sehen ist, dass das System satz, den die EU wählt, sehr zu begrüßen. der erweiterten Herstellerverantwor- Gleichzeitig darf nicht übersehen werden, tung als Lösung, vor allem zur finanzi- dass es auch innerhalb der Mitgliedstaaellen, für viele der aufgezeigten Hand- ten der Europäischen Union nach wie vor sehr große Unterschiede in der Abfalllungsfelder gesehen wird. bewirtschaftung gibt, die ausgeglichen Sofern derartige Systeme tatsächlich gehören. Das in Österreich bestehende umgesetzt werden sollen, ist sicherzu- Deponierungsverbot (im Vergleich auch stellen, dass diese Maßnahme in allen zu vielen anderen europäischen Staaten) Mitgliedsstaaten auch verpflichtend ist in diesem Zusammenhang nicht außer umzusetzen ist, damit es zu keiner Wett- Acht zu lassen, denn dieses leistet einen bewerbsverzerrung innerhalb der EU hohen Beitrag, um den Eintrag in die kommt. Aufgrund unserer ausgezeich- Umwelt zu minimieren. neten Abfallwirtschaft und hohen getrennten Sammlungs- bzw. hohen Recy- Dr. Johann Brunner clingquoten ist auch die Einführung Fachverband der Nahrungs- und eines Flaschenpfandes in Österreich Genussmittelindustrie, Wien volume 42 | 02. 2018 ERNÄHRUNG | NUTRITION
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VIELSEITIGER HORDENTROCKNER VON HARTER
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ine schonende und zugleich gute Trocknung v on Le b e n s m itteln kann mit einem alternativen Trocknungsverfahren realisiert werden, das seit ein paar Jahren erfolgreich im Food-Bereich eingesetzt wird. Für kleinere, aber dafür hochwertige Mengen wurde nun ein spezieller Hordentrockner auf den Markt gebracht. Dieser Hordentrockner ist ein Kleinseriengerät mit einem multifunktionalen Hordenwagen, in dem eine Vielzahl an Produkten getrocknet werden kann. Überdies ist er modular erweiterbar und lässt sich somit an alle kapazitativen Anforderungen anpassen. Das Trocknungsverfahren, das hier zum Einsatz kommt, ist die sogenannte Kondensationstrocknung auf Wärmepumpenbasis – ein Verfahren, das der süddeutsche Trocknungsanlagenbauer Harter vor über 25 Jahren entwickelt hat und das seit geraumer Zeit auch in der Food-Branche eingesetzt wird.
Eine Vielzahl an Produkten trocknen Der Hordenwagen kann entweder mit Blechen oder Hordenwannen in verschiedenen Größen und Ausführungen bestückt werden. Somit können Produkte einlagig oder in Schütthöhen bis 100 mm getrocknet werden. Mit nur wenigen Handgriffen kann der Umbau des Hordenwagens erfolgen und dieser für den jeweiligen Einsatz bereit gemacht werden. Ein zusätzlich integriertes Saftauffangsystem dient zur Wiedergewinnung wertvoller Säfte bei beispielsweise stark saftenden Beeren. Der Trockner kann außerdem auch ohne Hordenwagen betrieben werden. Sollten Anwender Körbe im Einsatz haben oder benötigen, kann der Trockner auch mit diesen im Stapel bestückt werden. In allen Fällen werden die Produkte schonend und homogen getrocknet. Doch wie genau funktioniert die Kondensationstrocknung auf Wärmepumpenbasis, um all diese Anforderungen erfüllen zu können?
AIRGENEX®food – Hordentrockner mit multifunktionalem Hordenwagen zur Trocknung mit Blechen und Wannen
Entfeuchtung mit trockener Luft Damit die sogenannte A I R G E N E X ®food – Kondensationstrocknung des Allgäuer Trocknerherstellers ihre volle Wirkung entfalten kann, sind zwei Komponenten von essentieller Bedeutung. Zum einen eine effiziente Luftentfeuchtung im Herzstück jeder Trocknungsan-
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lage: das AIRGENEX®food – Entfeuchtungsmodul. Aus diesem Modul heraus werden die Trockner mit extrem trockener Luft versorgt. Durch diese trockene und damit ungesättigte Luft wird – physikalisch bedingt – die Feuchtigkeit der zu trocknenden Produkte in kurzer Zeit aufgenommen und die Ware dadurch getrocknet. Die mit Feuchte beladene Luft wird anschließend im AIRGENEX®food - Entfeuchtungsmodul abgekühlt, das Wasser kondensiert aus. Anschließend wird die Luft wieder erwärmt und im energetisch geschlossenen Kreis wieder in den Trockner geführt. Aufgrund dieses physikalisch alternativen Ansatzes ist die Trocknung bei niedrigen Temperaturen zwischen 20° und 90°C, je nach Anwendung, möglich. Die Luftentfeuchtung mit Wärmepumpe ist nur einer von zwei Erfolgsgaranten. Die zweite wesentliche Komponente ist die richtige Luftführung. Sie ist so konzipiert, dass die trockene Luft exakt dorthin gelangt, wo sie die Feuchte aufnehmen soll. Nur so kann die Kondensationstrocknung ihre volle Wirkung entfalten. Bei der Trocknung von Schüttgütern nimmt die Luftführung eine ganz besondere Stellung ein. Schüttgüter benötigen spezielle Luftführung Luft sucht sich naturgemäß den Weg des geringsten Widerstands. Für den Alllzweck-Hordenwagen musste nun eine Art der Luftführung konzipiert werden, die sowohl den einlagigen Produkten als auch den Schüttgütern gerecht wird. Sie sollte schnell und einfach für den Anwender anpassbar sein. Dies wurde beim Hordentrockner folgendermaßen umgesetzt. Bei einla-
gigem Trocknen wird die Luft horizontal geführt, um eine gleichmäßige Entfeuchtung zu realisieren. Bei Schüttgütern in Hordenwannen wird die Luftführung durch einen technischen Kniff so verändert, dass die horizontal einströmende Luft vertikal durch die Hordenwannen geführt wird und anschließend horizontal wieder abgeführt wird. Nur so ist eine homogene und vollständige Trocknung des Schüttgutes gewährleistet. Für besonders anspruchsvolle Fälle hat Harter noch einen weiteren Trumpf in der Hand, um die vertikale Luftführung weiter zu variieren. Dies kann aus Gründen des Know-how allerdings nicht weiter erläutert werden. Produktschonung durch Niedertemperatur Die Kondensationstrocknung auf Wärmepumpenbasis hat zahlreiche Vorteile für die Betreiber. Der wesentliche Punkt ist sicherlich, dass die hochsensiblen Lebensmittel bei niedrigen Temperaturen und damit schonend getrocknet werden. Auf diese Weise können Aromen erhalten und sowohl Größe der Produkte als auch ihre Optik so gut wie unverändert bleiben. Schwefelprozesse zum Farberhalt beispielsweise sind nicht mehr notwendig. Enzyme und andere Inhaltsstoffe bleiben weitgehend erhalten wie Tests mit Apfelringen ergeben haben. Realisierte Projekte zeigten, dass gewonnene Kondensate flüchtige Aromen und Geschmacksstoffe enthalten können.
www.harter-gmbh.de
21 firmenbericht company report
IFAT 2018: UMWELTTECHNIK VON HOHEM STELLENWERT DREHSCHEIBE: VOR ALLEM DURCH IHRE ZENTRALE RESSOURCE WASSER ZÄHLT DIE GETRÄNKE- UND LEBENSMITTELINDUSTRIE ZU DEN BRANCHEN, IN DENEN GRÜNE TECHNOLOGIEN EINEN HOHEN STELLENWERT GENIESSEN.
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as macht sie zu einer wichtigen Zielgruppe für das Ausstellungsangebot der Umwelttechnologiemesse IFAT 2018. Die Weltleitmesse findet vom 14. bis 18. Mai auf dem Münchener Messegelände statt. Zur letzten Veranstaltung kamen 3.097 Aussteller aus 59 Ländern und 136.885 Besucher aus 168 Ländern. Wasser wird in der Getränkeund Lebensmittelherstellung als Zutat sowie zur Fertigung, Reinigung und Hygiene verwendet. So vielfältig wie die Einsatzmöglichkeiten, so facettenreich sind die Ansatzpunkte für die auf der Messe versammelten Aussteller aus dem Wasser-, Abwasser- und Recy-
clingbereich. Das beginnt bei den Pumpen, die eine der traditionell größten Produktgruppen der IFAT bilden. Wasser-Beschaffenheit sicherstellen Störende oder schädliche Stoffe sind aus dem geförderten Wasserstrom sicher zu entfernen. Beim Brauwasser zum Beispiel sind dies hauptsächlich Hydrogencarbonate, Nitrate und unter Umständen auch Pestizide.
Ein riesiges Spielfeld für die in München gezeigten Aufbereitungs- und Reinigungstechnologien ist ferner die Behandlung der Prozesswässer und Produktionsabwässer. Aus Abwässern Wertstoffe gewinnen Auch eine Rückgewinnung von Wertstoffen aus dem Abwasserstrom ist machbar. So kann aus Klärschlämmen Phosphor-Dünger gewonnen werden. Gerade Abwässer
aus Molkereien zeichnen sich durch einen interessant hohen Phosphor-Gehalt aus. Wie in anderen Industrien auch, nimmt die Getränke- und Lebensmittelindustrie mehr und mehr die Lebenszykluskosten ihrer Anlagen ins Visier. Schließlich entstehen bis zu 80 Prozent der Gesamtkosten während des Betriebs, die Anschaffung schlägt hingegen nur mit einem Fünftel zu Buche. Optimierungen im Umgang mit Prozess- und Abwasser sind da lohnende Ansatzpunkte zur Kosteneinsparung.
www.ifat.de
Absaugtechnik für Ihre Lebensmittelproduktion
Absauganlagen aus dem Hause Dustcontrol gewährleisten und erfüllen die strengsten Hygienevoraussetzungen namhafter Lebensmittelhersteller weltweit. In der Praxis zeigt sich, dass mit einem vernünftigen AbsaugKonzept die Staubbelastung minimiert wird. Es werden nicht nur die zulässigen Staubgrenzwerte stark reduziert und die Lebensmittel-Hygieneverordnung eingehalten, sondern es geht auch um Migrationsverhalten von Werkstoffen, Sicherheit gegen elektrostatische Aufladung, Detektierbarkeit, Autoklavierbarkeit, sowie eine individuelle Farbkodierung der Ausrüstung. Dustcontrol Ges.m.b.H. Gradnerstraße 122 8054 Graz Tel: +43 (0)316 42 80volume 42 | 02. 2018 81 info@dustcontrol.at ERNÄHRUNG | NUTRITION Fax: +43 (0)316 48 30 41 www.dustcontrol.at
22 firmenbericht company report
FRITTIERÖL-TESTER TESTO 270
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er Frittieröltester testo 270 wurde erfolgreich von NSF International getestet und zertifiziert. Damit ist sichergestellt, dass das Messgerät des Messtechnikspezialisten Testo die hohen Anforderungen der unabhängigen NSF-Experten hinsichtlich Sicherheit und Qualität erfüllt. Der Frittieröltester testo 270 bestimmt die Qualität von Frittieröl effizient und präzise. Das sichert die Qualität frittierter Speisen und reduziert die Ausgaben für Frittieröl um bis zu 20 %.
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Das Gerät entspricht allen NSF-/ANSI-Standard-2-Anforderungen. Im Rahmen der Zertifizierung wurde festgelegt, dass sowohl das Messinstrument als auch die verwendeten Materialien regelmäßig überprüft werden. Zudem findet eine jährliche Auditierung der Produktion des testo 270 statt.
lich bedenkliche Stoffe darin enthalten sein. Die regelmäßige Messung mit dem testo 270 verhindert dies. Ebenso schließt der Einsatz des Messgerätes aus, dass Frittieröl zu früh gewechselt und damit verschwendet wird. Das reduziert den Frittieröl-Verbrauch um bis zu ein Fünftel.
Qualität sichern und Kosten senken testo 270 misst den Anteil von Total Polar Materials (TPM) im Frittieröl. Dieser ist ein sicherer Indikator für dessen Qualität. Je nach Land dürfen die polaren Anteile deshalb einen bestimmten Wert nicht überschreiten. Zwischen 14 und 20 % TPM entwickelt Frittieröl sein bestes Potenzial. Ist das Öl zu alt, weist es einen erhöhten TPM-Wert auf und es wird qualitativ schlechtes Frittiergut produziert. Zudem können dann gesundheit-
Noch intuitiver dank Ampelsystem Die unmissverständliche Alarmierung über die mehrfarbige Hintergrundbeleuchtung des großen Farb displays macht es leicht, die Qualität des Frittieröls zu beurteilen: Grün bedeutet, der TPM-Gehalt bewegt sich unterhalb des eingestellten Grenz wertes, bei orange liegt er in dessen Nähe, und wenn das Display rot leuchtet, wurde der Grenzwert überschritten.
tests haben die Ingenieure von Testo herausgefunden, dass die regelmäßige Messung mit dem testo 270 den Verbrauch von Frittieröl um bis zu 20 % reduziert. Bei einem Verbrauch von 1.000 Litern pro Monat und einem angenommenen Preis von 0.70 € pro Liter lassen sich so jedes Jahr 1.680 € sparen.
Internettipp — www.testo.at
Kosten signifikant reduzieren In ausgiebigen Praxis-
KIESLING: EINFACHES BE- UND ENTLADEN
ogistik Der Runner® von Kiesling Kühlfahrzeuge ermöglicht es, Kühl- und Tiefkühlwaren ohne Ladebordwand zu entladen und dadurch Ladevorgänge schnell und einfach darzustellen. Um bis zu 30 cm tiefer als bei Standardfahrgestellen liegt der Einstieg in den Laderaum der Runner, dank des speziellen Tiefrahmenchassis. Der Hauptvorteil dieses niedrigen Einstiegs (unter 600 mm) besteht darin, dass es möglich ist, über eine Rampe Rollcontainer und Kisten auf einer Sackkarre ein- und auszuladen. Die Rampe verschwindet während der Fahrt
einfach unter dem Aufbau im Rahmen und wird bei Bedarf ausgezogen. Dies kann der Fahrer mühelos allein durchführen, denn die Rampe läuft über Laufrollen. Die Runner eignen sich dadurch insbesondere für die Belieferung von Filialen. Vorkommissionierte Ware auf Rollcontainern oder Eurokisten auf der Sackkarre oder auf Rollwägen werden einfach und schnell be- und entladen, auf eine Ladebordwand kann verzichtet werden. Rampe statt Ladebordwand bedeutet weniger Kosten bei mehr Nutzlast! 7 bis 11 Rollcontainer oder bis zu 210 E2-Kisten finden
ERNÄHRUNG | NUTRITION volume 42 | 02. 2018
im Kiesling Runner Platz. Die Radkästen im Laderaum werden bei der Beladung kaum wahrgenommen. Dank eines von Kiesling zum Patent angemeldeten Radkastensystems sind sie so ausgelegt, dass sie sich passgenau ins Beladeschema für Euro-Kis-
ten und Rollcontainer einfügen. Mit dem klappbaren Easy Load System® werden die Radkästen einfach überbaut und die Eurokisten über den Radkästen aufgestapelt. Der niedrigere Einstieg in den Laderaum ist für den Fahrer auch ergonomisch günstig, er kann einfacher in den Laderaum einsteigen und spart Kraft, was sich bei den oft zahlreichen Abladestationen bemerkbar macht. www.kiesling.de
39 recht law
TERMINE __
07.–10.5.
24.05.
20.06.
PARMA
KLOSTERNEUBURG
WIEN
CIBUS CONNECT 2018
Bio, Nachhaltigkeit, „Vegan“, „Sozial“ – Zertifizierungen abseits von Eigenmarkenstandards, LV
Was alle FCM erfüllen müssen: VO 1935/2004 & VO 2023/2006 Ritz-Carlton Hotel
www.lva.at
www.lva.at
ALIMENTARIA FOODTECH BARCELONA 2018
29.05.–01.06.
29.06.–01.07.
www.foodtech-barcelona.com
MAILAND
PARIS
www.cibus.it/en/
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08.–11.5.
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BARCELONA
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MEAT TECH 2018 www.ipackima.com/de
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www.mondialdelabiereparis.com
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16.05. ULM
VEÖ: Nahrungsmittel: Freund oder Feind? Allergien, Intoleranzen und Sensitivitäten www.veoe.org
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14.06. WIEN
ÖGE-Frühjahrssymposium 2018: Die Spitze der Pyramide – Alles über Zucker, Zuckerarten und Süßungsmittel und Salz, AGES www.oege.at
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MONDIAL DE LA BIÈRE PARIS 2018
05.-08.07. LECH
Genuss – Sucht – Gesundheit: Über die vielfältige Kunst, richtig und gesund zu genießen, Medicinicum Lech www.lech-zuers.at/ medicinicum-lech/
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volume 42 | 02. 2018 ERNÄHRUNG | NUTRITION
FORSCHUNG & ENTWICKLUNG
AUDITS & BERATUNG
SCHÄDLINGSKONTROLLE
LABORANALYSEN
Unsere Leistung Ihre Sicherheit. Als österreichisches Kompetenzzentrum für Lebensmittelsicherheit und Betriebshygiene agieren wir seit 1998 erfolgreich auf dem europäischen Markt. Unsere Erfahrung auf betrieblicher Ebene und Know-how in den Bereichen Lebensmitteltechnologie, modernster Labordienstleistungen, Consulting und die Vernetzung mit externen Partnern schafft unsere breite Kompetenz.
A-8055 Graz, Robert-Viertl-Straße 7 Tel.: +43/316/69 41 08, office@hygienicum.at
www.hygienicum.at
Unsere Kunden sind für uns Partner, die wir begleiten. Der Nutzen ergibt sich aus der individuellen Erarbeitung von Lösungswegen zur Sicherung gesunder Lebensmittel. Kompetenz, Praxiserfahrung und unternehmerisches Denken für alles, was Lebensmittel ausmacht.