DIE ERNÄHRUNG VOLUME 43 | 05 2019

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DIE ERNÄHRUNG Österreichische Zeitschrift für Wissenschaft, Recht, Technik und Wirtschaft

VOLUME 43 | 05. 2019

Lieblingsgetränk Kaffee Seite 4

Enzyme fressen Plastik

© ADOBE STOCK – SABINE HÜRDLER

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3 inhalt content

INHALT —

Liebe Leserin, lieber Leser,

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WIRTSCHAFT economy

dieser Herbst steht im Zeichen des Dialogs. Drei Entscheider aus der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft beleuchten in dieser Ausgabe die akuten Herausforderungen ihrer Branchen und stellen ihre Erwartungen an die neue Bundesregierung vor: Harald J. Mayer, Präsident des Österreichischen Tee- und Kaffeeverbands, Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, und Johann Marihart, CEO der AGRANA.

04 Lieblings­getränk Kaffee 08 Risikobarometer Lebensmittel 11 Bauern sichern Lebensmittel 14 AGRANA – Mehrwert aus Pflanzen 18 Glyphosat: Was ergab die BOKU-Studie?

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TECHNIK technology 20 Enzyme fressen Plastik 23 Innovatives PET-Recycling

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WISSENSCHAFT science 28 Optimization of gluten-free bread by novel arabinoxylan networks 32 Sicher & innovativ: Österreichische Liste essbarer Wildpflanzen und Blüten 37 Zwei Seiten einer Medaille: Rollen von CO2 und Fett in Espresso und Cappuccino

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RECHT law 42 Neue Rechtsvorschriften über die Transparenz und Nachhaltigkeit der EU-Risikobewertung im Bereich der Lebensmittelkette

46 Impressum

Genussvoll weiter geht es mit dem aktuellen Schwerpunkt Kaffee. Entdecken Sie das Lieblingsgetränk der Österreicher in anregenden Artikeln. Danach rückt ein brisantes Spannungsverhältnis in den Fokus: Wissenschaftliche Erkenntnisse bei der Risikobewertung von Lebensmitteln stehen oftmals im Widerspruch zu medialer Berichterstattung und politischem Handeln. Das beweist etwa die letzte öffentliche Diskussion um den „Aufreger“ Glyphosat. Gerade in Wahlkampfzeiten sollten wir unermüdlich falscher Panikmache und populistischen Forderungen mit Fakten begegnen. Zudem erwarten Sie Einblicke in die Forschungsarbeit von Denisse Bender. Sie erreichte mit ihrer Dissertation den ersten Platz beim 2019 erstmals vergebenen Wissenschaftspreis DER ALIMENTARIUS unserer Zeitschrift DIE ERNÄHRUNG. Wir gratulieren herzlich.

Katharina Koßdorff

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LIEBLINGS­ GETRÄNK KAFFEE DIE ERNÄHRUNG SPRACH MIT HARALD J. MAYER, PRÄSIDENT DES ÖSTERREICHISCHEN KAFFEE- UND TEEVERBANDS, ÜBER DAS LIEBLINGSGETRÄNK DER ÖSTERREICHER, IHRE VORLIEBEN BEI DER ZUBEREITUNG, NACHHALTIGKEIT UND DEN MEDIALEN UMGANG MIT ERNÄHRUNGSFRAGEN. OSKAR WAWSCHINEK

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ie Ernährung: Kaffee und die sprichwörtliche Kaffeekultur haben in Österreich eine ganz besondere Bedeutung. Wo-

ran liegt das? Harald J. Mayer: Nicht nur die weltberühmte Wiener Kaffeehauskultur zeugt von einer langen Kaffeetradition in Österreich – überall trifft man hierzulande auf seine Spuren. Unterwegs in den kleinen Kaffeebars bis zur gehobenen Gastronomie. Wie kein anderes Getränk schafft es Kaffee dabei, sich immer wieder neu zu erfinden und an neue Entwicklungen anzupassen. Mit ein Grund, warum der Hype um Kaffee ungebrochen ist. Gibt es Untersuchungen, wie oft und wie viel Kaffee die Österreicher genießen? Eher zuhause oder im Kaffeehaus? Mayer: Seit Jahrzehnten rangiert Kaffee an der Spitze der Lieblingsge-

tränke der Österreicher. Mit 145 Litern pro Person und Jahr ist Kaffee mittlerweile das beliebteste Getränk in Österreich – noch vor Wasser (137 Liter) und Bier (106 Liter). Am häufigsten wird beim Frühstück zur Tasse gegriffen, denn rund 78 Prozent starten mit Kaffee in den Tag. Dem Lieblingsgetränk der Österreicher wohnt eine starke soziale Komponente inne: Gerne und häufig wird Kaffee in Gesellschaft konsumiert. Was ist der Lieblingskaffee in Österreich – eher der starke Espresso oder der „Häferlkaffee“? Mayer: Der Kaffeekonsument von heute hat ein ausgeprägtes Bewusstsein für Geschmack und Qualität. Dabei greift fast die Hälfte der Österreicher am liebsten zu einer Tasse Cappuccino. Auf Platz 2 folgt der klassische Espresso, der sich als schneller Muntermacher vor allem unter der Woche bestens eignet.

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Der 1. Oktober ist der „Tag des Kaffees“. Was ist für heuer an Aktivitäten dazu geplant? Mayer: Seit beinahe zwei Jahrzehnten feiert der Österreichische Kaffeeverband den „Tag des Kaffees“ am 1. Oktober, und längst ist der Ehrentag für das Lieblingsgetränk der Österreicher zu einer Institution für die gesamte Branche geworden. So bietet der „18. Tag des Kaffees“ Kaffeeliebhabern und -interessierten zahlreiche Möglichkeiten, sich mit ihrem Lieblingsgetränk zu beschäftigen. Details zu allen Veranstaltungen und Aktionen in Handel, Gastronomie und den Röstereien werden in den kommenden Wochen auf der Website des Österreichischen Kaffeeverbands, www.kaffeeverband.at, veröffentlicht. Welche Strategie verfolgen Sie bezüglich des verstärkten Trends zu Nachhaltigkeit?


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Mayer: Menschen beschäftigen sich mittlerweile eingehend mit Genussprodukten. Bei Kaufentscheidungen steht nicht mehr nur der erlesene Geschmack im Vordergrund, sondern auch die Produktionsweise und der Herkunftsort. Es wird Wert darauf gelegt, dass Produktionsabläufe keinen Schaden auf die Umwelt nehmen und Ressourcen aus kontrolliertem Anbau stammen. Es geht um die dauerhafte Existenzsicherung der Kaffeefarmer und ihrer Familien – und damit auf lange Sicht auch die Verfügbarkeit der von uns benötigten Rohkaffeequalitäten und die Zukunftsfähigkeit unseres Geschäfts. So arbeiten unsere Verbandsmitglieder mit Kaffeefarmern und Standardorganisationen wie beispielsweise Fairtrade, Rainforest Alliance und UTZ zusammen, um nachhaltige Anbaumethoden zu fördern. Wie entwickelt sich der Markt im Vergleich zwischen Kaffee in Bohnen (ganz/ gemahlen) und Einzelportionen (Sticks, Cubes etc.)? Mayer: Hochwertiger Kaffeegenuss mit perfektem Aroma, tassengenau und auf Knopfdruck schnell und einfach zubereitet, lautet das Credo. Diese Anforderungen erfüllen sowohl Einzelportionssysteme als auch Vollautomaten. Während Filtermaschinen zunehmend an Popularität verlieren, bleibt der Anteil der Kapselmaschinen in den österreichischen Haushalten konstant hoch. Auch Vollautomaten erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Es gibt immer wieder mediale Diskussionen über Ernährung und auch Kaf-

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feekonsum. Wie gehen Sie strategisch damit um? Mayer: Kaffeekonsum und Kaffeegenuss haben eine lange Tradition. Es gibt eine Fülle an wissenschaftlichen Studien, die belegen, dass der Genuss von vier bis fünf Tassen pro Tag positive Effekte sowohl auf die geistige Leistungsfähigkeit als auch auf die körperliche Ausdauer hat. Die Forschung hat außerdem gezeigt, dass lebenslanger Kaffeegenuss das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen (wie altersbedingten kognitiven Abbau, Alzheimer und Parkinson) und Typ-2-Diabetes reduzieren kann. Welche Bedeutung haben aus Ihrer Sicht Innovationen – es gibt ja unzählige Start-­ups und immer neue „Kaffeestile“? Mayer: Es ist seine Wandlungsfähigkeit und Vielfältigkeit, die Kaffee so zeitlos und ihn zum unangefochtenen Lieblingsgetränk der Österreicher macht. Ob Klassiker wie Melange und Cappuccino oder neue Zubereitungsarten, Kaffee ist weit mehr als nur ein Muntermacher. Er ist Genussmittel ebenso wie ein gesellschaftliches Ritual und schlägt die Brücke zwischen dem Gestern, Heute und Morgen. Was ist Ihr Lieblingsessen? Mayer: Als Genussmensch bevorzuge ich die italienische Küche und weiß die Vielfalt an vorzüglichen Gerichten überaus zu schätzen. Was jedoch niemals beim Essen fehlen darf, ist eine gute Tasse Espresso als Digestiv – erst sie macht den Genussmoment vollkommen.

about

Zur Person — Biographie Harald J. Mayer Seit 2007: Präsident des österreichischen Kaffee- und Teeverbands Seit 1993: General Manager und Sprecher der Geschäftsleitung der Eduscho (Austria) GmbH Bis 1993: Duracell GmbH, Vitra GmbH, Black & Decker GmbH, American Express Bank Seit mittlerweile 12 Jahren ist Harald J. Mayer Präsident des Österreichischen Kaffee- und Teeverbands und verfolgt dabei einen dynamischen Kurs. Unter den Vertretern der heimischen Kaffeebranche ist er als Persönlichkeit anerkannt, die über höchste fachliche Kompetenz und Innovationskraft verfügt. So konnte der Verband unter Mayers Präsidentschaft die Kategorie Kaffee in den vergangenen Jahren deutlich stärken. Ein Fixtermin im Kalender und damit eine der wichtigsten Aktivitäten des Kaffee- und Teeverbands ist der „Tag des Kaffees“ am 1. Oktober, der sich mittlerweile zum wichtigsten Branchentag ent­ wickelt hat.

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Über den Österreichischen Kaffeeund Teeverband —

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Der Österreichische Kaffee- und Teeverband – gegründet 1952 – fungiert als Branchenplattform für diese bedeutenden Kategorien. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit dem Verband der heimischen Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Sein Ziel ist es, die Kategorien Kaffee und Tee zu fördern, Interessierte umfassend zu informieren und den Tag des Kaffees als Kategoriehighlight zu organisieren. Im Österreichischen Kaffee- und Teeverband sind die bedeutenden Kaffeefirmen in Österreich vertreten.


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RISIKOBAROMETER LEBENSMITTEL DIE ERNÄHRUNG SPRACH MIT DI DR. THOMAS KICKINGER, GESCHÄFTSFÜHRER DER AGES, AGENTUR FÜR GESUNDHEIT UND ERNÄHRUNGSSICHERHEIT, ÜBER DIE ERGEBNISSE DES RISIKOBAROMETERS 2018, DIE VERÄNDERUNGEN IN DER RISIKOWAHRNEHMUNG, DEN UMGANG DER MENSCHEN MIT RISIKEN BEI LEBENSMITTELN SOWIE TOOLS UND PLÄNE DER AGES DAZU. OSKAR WAWSCHINEK

Welche Veränderungen gab es im Vergleich zur Erhebung 2017? Kickinger: Wie auch schon im Risikobarometer 2017 beunruhigen besonders die Themen soziale Ungleichheit, Klimawandel und Umweltverschmutzung. Zugenommen hat die Besorgnis

© AGES/NEMENZ

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i e E r n ä h r u n g : Die AGES hat kürzlich den Risikobarometer Umwelt & Gesundheit 2018 veröffentlicht. Was hat sich als Kernaussage ergeben? Thomas Kickinger: Schwerpunkt des Risikobarometers 2018, der wieder gemeinsam von der AGES mit dem Umweltbundesamt durchgeführt wurde, waren die Themen Lebensmittel und Lebensmittelsicherheit. Dabei hat sich gezeigt, dass Qualität und Frische für die Befragten die wichtigsten Kriterien bei Lebensmitteln sind. Gefolgt von der Sicherheit bei Lebensmitteln und der Gentechnikfreiheit. Die Herkunft von Lebensmitteln, Nachhaltigkeit, Regionalität und Saisonalität liegen in der Wichtigkeit vor biologischen Lebensmitteln. Über den hohen Salz- und Zuckergehalt ihres Essens macht sich die heimische Bevölkerung kaum Sorgen.

Thomas Kickinger Geschäftsführer AGES, Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, Wien

bei der sozialen Ungleichheit, Umweltverschmutzung, Klimawandel, Energieversorgung und Digitalisierung. Abgenommen hat die Besorgnis im Bereich Gentechnik, Datenschutz, Ernährungsqualität, Ernährungsversorgung und Lebensmittelsicherheit. Die Unterschiede in der Risikowahrnehmung zwischen Frauen und Männern wurden wieder bestätigt: Frauen sind bei allen Themen beunruhigter. Beson-

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ders groß ist der geschlechtsspezifische Unterschied bei der Lebensmittelsicherheit sowie bei Ernährungsqualität und Ernährungsversorgung. Im Bereich Lebensmittel kam es zu einer Zunahme der Besorgnis hinsichtlich Rückständen und Kontaminanten, hormonähnlichen Stoffen, gentechnisch veränderten Lebensmitteln, Schimmelpilzgiften, aber auch hinsichtlich Täuschung durch unrichtige Informationen auf Lebensmittel-Verpackungen. Wie werten Sie diese Entwicklungen? Kickinger: Die Beunruhigung im Bereich Lebensmittel zeigt einen erfreulichen Trend, da das Risikobewusstsein beim Thema Schimmelpilzgifte gestiegen ist und die dauerhafte Verhaltensänderung durch das Lesen von Risikoberichten stetig steigt. Erstaunlich ist hingegen, dass sich die Österreicher auch vor Risiken fürchten, die sie selbst in der Hand haben, wie beispielsweise Substanzen, die bei der Zubereitung entstehen. Für uns ist deshalb auch wichtig, zielgruppenspezifische Konsumententipps anzubieten. Wie hat sich Ihrer Einschätzung nach die Arbeit der AGES darauf ausgewirkt und wie werden Sie auf die Ergebnisse


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der Erhebung reagieren? Was haben Sie geplant? Kickinger: Unser Ziel ist es, bei Themen, die die Bevölkerung besorgen, die jedoch von unseren Experten aus wissenschaftlicher Sicht als geringes Risiko eingestuft werden, Vertrauen zu schaffen, und bei Themen, die Experten im Gegensatz zu den Verbrauchern als risikoreich einschätzen, Bewusstsein zu schaffen und eine Verhaltensänderung zu bewirken. Die AGES hat basierend auf den Ergebnissen des Risikobarometers 2017 eine Vielzahl an Kommunikationsmaßnahmen umgesetzt. So zeigt die angegangene Suchmaschinen-Optimierung der AGES-Website Erfolge: Bei Risikothemen landet sie in der Google-Suche mittlerweile oft schon auf Seite eins. Dass Risikokommunikation wirkt, ist auch am Beispiel Schimmelpilz ersichtlich. Etwa fünf Prozent aller Rückrufe von Lebensmitteln sind durch Aflatoxine, also Schimmelpilzbelastung, bedingt. Daher wird dieses Risiko von Experten sehr hoch eingeschätzt. Da dieses Risiko von den Österreichern bei der Befragung 2017 jedoch wenig wahrgenommen wurde, hat die AGES mit einer Informationsoffensive über verschiedene Kanäle wie Social Media und Interviews in Medien mehr Bewusstsein dafür geschaffen. Nun

wird das Risiko von zwei Drittel der Befragten als relativ hoch eingeschätzt, und bei einem großen Teil der Befragten konnte auch eine Verhaltensänderung – das eigentliche Ziel jeder Risikokommunikation – bewirkt werden. Wird es für die verschiedenen Altersgruppen unterschiedliche Kanäle und Aufbereitungen der Risikoberichte geben? Kickinger: Nach wie vor rangieren klassische Medien unangefochten auf Platz eins als wichtigste Informationsquelle, um sich über Risikothemen zu informieren. Aus diesem Grund sind für die AGES die Journalisten ein wesentlicher Multiplikator, denen wir vermehrt Hintergrundgespräche zu Risikothemen anbieten. Mit Facebook erreicht man hauptsächlich Frauen, so unsere Auswertungen. Junge Frauen greifen auch gern auf Videos als Informationsquelle zurück. Aus diesem Grund produziert die AGES verstärkt bewegte Bilder zu Risikothemen. Für akute, potentielle Risiken werden unabhängig von den Altersgruppen alle möglichen Kommunikationskanäle von Presseaussendungen bis zur Bereitstellung von Hotlines eingesetzt, um die gesamte Bevölkerung so schnell wie möglich zu erreichen.

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Wie wird es mit dem Risikobarometer weitergehen? Ist eine Ausgabe 2019 geplant? Kickinger: Der Risikobarometer wird jährlich mit wechselnden Schwerpunkthemen durchgeführt. 2019 beschäftigen wir uns mit dem Thema Klimawandel. Am 7. Juni war der erste internationale „Tag der Lebensmittelsicherheit“. Die AGES hat dazu eine Kampagne gestartet. Wie sind Ihre Erfahrungen damit? Kickinger: Nach dem Motto „Lebensmittelsicherheit geht jeden an“ des 1. Welt-Lebensmittelsicherheitstags, der von der UNO 2019 erstmals ausgerufen wurde, will die AGES mit der Kampagne „So bleibt dein Lebensmittel sicher“ mehr Bewusstsein bei Konsumenten dafür schaffen, dass ab dem Einkauf die Verantwortung für die Sicherheit von Lebensmitteln bei ihnen liegt. Fehler beim Transport und bei der Lagerung, aber auch bei der Zubereitung können dazu führen, dass ein sicheres Lebensmittel vorzeitig verdirbt oder im schlimmsten Fall die Gesundheit schädigt. Die Kampagne vermittelt über die AGES-Website und Social Media leicht verständliche Informationen zu Küchenhygiene und Co, unterstützt durch Videos. Wir wollen mit der Kampagne langfristige Verhaltensänderungen bewirken, die wir erst nach einiger Zeit evaluieren können. Positiv ist das große Interes-

se der Medien und auch der Konsumenten. Welche Aspekte der Lebensmittelsicherheit sind generell aus Ihrer Sicht den Menschen noch am wenigsten geläufig? Kühlen, trennen, waschen etc.? Kickinger: Die Kühlschranktemperatur wird meist zu warm eingestellt (über 8° C). Die optimale Kühlschranktemperatur liegt zwischen 1 und 5° C, da die niedrigen Temperaturen die Vermehrung von Keimen verhindern. Zudem wird die Kühlkette vom Einkauf bis nach Hause bei leicht verderblichen Lebensmitteln oft nicht eingehalten. Dies stellt vor allem bei heißen Temperaturen im Sommer ein Risiko dar. Die Österreicher sind sich darüber hinaus zum Teil nicht bewusst, dass rohe und essfertige Lebensmittel voneinander getrennt werden müssen, sowohl bei der Zubereitung als auch bei der Lagerung. Denn Keime und Schimmel können zwischen Lebensmitteln übertragen werden. Auch durch Menschen, Tiere, Putztücher und Küchenutensilien können Keime auf Lebensmittel gelangen. Es gibt bereits sehr viel Information in Bezug auf Lebensmittelsicherheit und Ernährung im Netz, aber gerade hinsichtlich Ernährungsthemen herrscht eine bunte Vielfalt an Meinungen vor. Wo besteht Ihrer Erfahrung nach am meisten Informationsbedarf?

Kickinger: Der meiste Informationsbedarf herrscht aus unserer Sicht nach wie vor bei pathogenen Keimen und auch beim Thema Fehl- und Überernährung. Die österreichische Bevölkerung fühlt sich hingegen bei hormonähnlichen Stoffen in Lebensmitteln, Antibiotikarückständen sowie bei Schimmelpilzgiften und bei schädlichen Stoffen, die bei der Zubereitung entstehen, nicht ausreichend informiert. Welche Rolle fällt dabei der AGES zu? Was haben Sie geplant? Kickinger: Die AGES sieht es als wichtige Aufgabe, mehr Bewusstsein zu schaffen und interessierten Verbrauchern entsprechende Informationsmöglichkeiten wie das Online-Tool „Lebensmittel unter der Lupe“ (www.lebensmittellupe.at) anzubieten. Damit können sie den Zucker-, Salz-, Fett- und Energiegehalt von vielen Lebensmitteln ganz einfach online abrufen und Produkte vergleichen. Wie könnte die Lebensmittelbranche eingebunden werden? Sähen Sie da Möglichkeiten? Kickinger: „Lebensmittel unter der Lupe“ bietet die Möglichkeit der Einbindung der Hersteller und Handelsorganisationen. Da sich das Produktsortiment oft sehr schnell ändert, haben sie die Möglichkeit, ihre Produktdaten an die AGES zu übermitteln und die Angaben entsprechend aktualisieren zu lassen.

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BAUERN SICHERN LEBENSMITTEL DIE ERNÄHRUNG SPRACH MIT JOSEF MOOSBRUGGER, DEM PRÄSIDENTEN DER LANDWIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH, ÜBER DEN KLIMAWANDEL, DIE HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE LANDWIRTSCHAFT UND IHRE INTERESSENVERTRETUNG, ÜBER NGOS UND DAS ÖSTERREICHISCHE GLYPHOSAT-VERBOT, ÜBER HERKUNFTSKENNZEICHNUNG UND DAS MERCOSUR-ABKOMMEN. OSKAR WAWSCHINEK

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ie Ernährung: Das Thema Klimawandel hat verschiedene Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Einerseits gibt es den Vorwurf der Verursachung – Stichwort Fleisch –, andererseits haben Sie die Landwirtschaft als „Klima-Senke“ bezeichnet, die mehr CO2 aufnimmt als emittiert. Was stimmt nun? Josef Moosbrugger: Zuerst möchte ich festhalten, dass der Klimawandel die Land- und Forstwirtschaft als Erstes und am heftigsten trifft, man denke nur an Schädlingsplagen, Ernteausfälle, Sturmschäden, Überschwemmungen und vieles mehr. Wir haben somit allergrößtes Interesse an einem Klimaschutz-Kraftakt, an dem sich jeder Sektor beteiligt. Die österreichische Landwirtschaft hat den Treibhausgas-Ausstoß seit 1990 um 14,4% reduziert und arbeitet an weiteren Verbesserungen. Im Verkehr

hingegen, wo Einsparungen durch einen Ersatz der Fossilen vergleichsweise leicht zu bewerkstelligen wären, gibt es einen massiven Anstieg – um nicht weniger als 73,2%. Die Zahlen des Umweltbundesamts zeigen jedoch nicht, dass unsere Ackerpflanzen und unser Wald enorme Mengen an CO2 in wertvollen Sauerstoff umwandeln. Der Sonderbericht des Weltklimarats hingegen verdeutlicht, dass Land- und Forstwirtschaft erheblich mehr CO2 aufnehmen, als sie durch ihre Arbeit freisetzen. Darüber hinaus steht Österreich mit seinem Agrarumweltprogramm mit Sicherheit besser da als z. B. südamerikanische Länder mit Regenwaldrodung etc. Doch auch die Tatsache, dass hierzulande tagtäglich 20 Fußballfelder zubetoniert werden, ist kein Kampf gegen den Klimawandel, sondern ein Armutszeugnis. Das müssen wir bekämpfen und nicht unsere nachhaltige Tierhaltung, die Gras

sinnvoll verwertet und alpine Landschaften offenhält, in denen keine andere Form der Landwirtschaft möglich ist. Wie soll Landwirtschaft in Österreich in Zukunft betrieben werden? Moosbrugger: Wir sind mit unseren Programmen auf einem sehr guten nachhaltigen und gleichzeitig auch produktiven Weg unterwegs. Österreich hat jeden Grund, darauf stolz zu sein. Diese Form der vielfältigen, bäuerlichen Landwirtschaft sollten wir auch erhalten und zukunftsorientiert weiterentwickeln. Die Landwirtschaftskammern stecken daher nicht nur viel Energie in Agrarpolitik und Interessenvertretung, sondern auch in Innovationen, Bildung, Beratung und Digitalisierung. Was die Bauern jedoch erzürnt, ist ein völlig unreflektiertes Bauern-Bashing, mit dem uns manche Politiker und NGO-Vertreter konfrontieren. Keine andere Berufsgruppe muss sich

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ständig von Unwissenden erklären lassen, wie sie ihre Arbeit zu machen hat. Stichwort Tierhaltung: Wird es in Zukunft mehr Tierwohl oder gar keine Tierhaltung mehr geben? Wird stattdessen Fleischersatz aus Pflanzen eine Einkommensschiene für die Landwirte werden? Moosbrugger: Sowohl das tägliche Kaufverhalten als auch Untersuchungen zeigen, dass die Konsumenten unsere Lebensmittelvielfalt schätzen. Dazu zählen für die meisten genauso Fleisch, Schinken und Wurst. Aber jeder kann essen, was er will, und wir als Bauern stehen veränderten Essgewohnheiten und Kundenwünschen offen gegenüber. Wichtig ist uns dabei, dass die Konsumenten nicht hinters Licht geführt werden und es einfache, klare und EU-weit verbindliche Regeln für die Bezeichnung von Imitaten gibt. Wir wollen ein Fair Play am Lebensmittelmarkt, und hier gibt es insbesondere im Fleischbereich Nachholbedarf. Und zum Tierwohl: Dieses ist uns als denjenigen, die tagtäglich mit den Tieren zu tun haben, besonders wichtig. Problematisch ist für uns allerdings, wenn national strengere Vorschriften als am freien Markt gelten, da diese für uns einen massiven Wettbewerbsnachteil bedeuten, der unsere Betriebe wirtschaftlich gefährdet. Wer ein Mehr an Tierwohl will, für den gibt es jetzt schon spezielle Markenprogramme. Diese freiwilligen Marktsegmente könnten durchaus vermehrt angeboten und klar ausgelobt werden. Und es ist sinnvoll, uns als Produzenten in die Erarbeitung derartiger Qualitätsprogramme einzubinden. Schlussendlich nützt es allen, wenn praktikable Vorgaben gemacht werden und es eine kostengerechte Abgeltung gibt.

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Auch der Pflanzenbau steht unter Druck: Verbot von Pflanzenschutzmitteln wie Glyphosat auf der einen und Dürre auf der anderen Seite. Was bringt die Zukunft und wie gehen Sie als Landwirtschaftskammer damit um? Moosbrugger: Wir sehen es sehr kritisch, dass uns trotz steigender He­ rausforderungen, Stichwort Klimaverschlechterung und Schädlinge, immer mehr Instrumente weggenommen werden, die wir dringend zum Arbeiten brauchen, ohne dass man sinnvolle Al-


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ternativen anbietet. Besonders ärgert es uns, wenn überzogene Vorgaben dazu führen, dass tonnenweise Erntegut vernichtet werden muss und dann Ware importiert wird, die mit genau diesen Mitteln behandelt worden ist, die man bei uns verboten hat. Was soll daran nachhaltig sein? Daher zeigen wir der Öffentlichkeit und den Verantwortungsträgern, dass wir nach dem Motto „so wenig wie möglich, so viel wie notwendig“ handeln, was internationale Vergleiche auch bestätigen. Herausforderungen von morgen werden sich jedoch kaum mit Antworten von gestern lösen lassen. Daher warne ich davor, die „Neuen Züchtungsmethoden“ generell zu verteufeln, da diese neue Chancen etwa punkto Klima- und Schädlingstoleranz eröffnen. Diese Techniken werden heute im Ausland eingesetzt. Da aber geeignete Nachweismethoden fehlen, kommen derartig veränderte Produkte bereits auf unsere Teller. Europas Bauern haben den Nachteil, von den Vorteilen profitieren jedoch andere. Speziell die Diskussion über Glyphosat hat die Medien und die Regierung beschäftigt. Was halten Sie vom Verbot und damit dem Alleingang Österreichs? Welche Alternativen haben die Landwirte? Moosbrugger: Die „Nationale Machbarkeitsstudie Glyphosat“, die von Wissenschaftlern der AGES und der Universität für Bodenkultur im offiziellen Auftrag erstellt wurde, hält klar fest, dass ein nationales Totalverbot EU-rechtswidrig ist. Darüber hinaus zeigt die Studie, dass der professionelle Einsatz positive ökologische Effekte hat. Die Bodenabschwemmung kann minimiert und die Biodiversität geschont werden. Alle anderen Alternativen gefährden genau das, sind weniger wirksam bzw. müssten öfter angewendet werden. Zusätzlich ist die Glyphosat-Anwendung in Österreich ohnehin strenger geregelt als in anderen europäischen Ländern oder in Übersee. Daher halte ich von diesem Verbot, mit dem bestimmte Fraktionen auf Kosten der Bauern Wählerstimmen erzielen möchten, gar nichts. In anderen Ländern Europas sorgt dieser Alleingang außerdem für großes Kopfschütteln.

Der Import von Lebensmitteln aus Ländern, die Glyphosat einsetzen, kann europarechtlich nicht verhindert werden. Wie soll aus Ihrer Sicht mit dieser Frage umgegangen werden? Moosbrugger: Sollte die EU-Kommission wider Erwarten zum Schluss kommen, dass Glyphosat national verboten werden kann, dann verlangen wir vom Lebensmittelhandel, dass er in Eigenregie importierte Lebensmittel, bei deren Erzeugung Glyphosat verwendet worden ist, aus den Regalen verbannt. Es muss gleiches Recht für alle gelten. Die verpf lichtende Herkunftskennzeichnung war lange heiß diskutiert. Am 1.4.2020 kommt eine EU-weite Regelung für verarbeitete Lebensmittel. Genügt Ihnen das oder fordern Sie mehr – z.B. für die Gastronomie oder die Gemeinschaftsverpflegung? Moosbrugger: Uns ist wichtig, dass dort, wo Österreich draufsteht, auch Österreich drin ist – sprich möglichst viele heimische Rohstoffe. Und selbstverständlich befürworten wir Initiativen, die in diese Richtung gehen. In der Gemeinschaftsverpflegung sind wir mit unserer Kampagne „Gut zu wissen – wo unser Essen herkommt“ selbst aktiv geworden. Mittlerweile konnten 41 Betriebsstandorte für das transparente Herkunftssystem gewonnen werden. Diese produzieren insgesamt rund 3,8 Millionen Essensportionen im Jahr und geben ihren Kunden somit Auskunft über die Herkunft von Fleisch sowie die Herkunft und Haltungsform bei Eiern bzw. Eiprodukten. Die rund 46.000 Unterstützungserklärungen, die diese Initiative mit Hilfe des Bauernbunds erhalten hat, belegen das große Interesse an diesem Thema. Wie sehen Sie den Abschluss der Mercosur-Verhandlungen aus Sicht der Landwirtschaft? Moosbrugger: Hier wurden rote Linien überschritten. Es kann nicht sein, dass europäische Autoexporte mit Lebensmittelimporten aus Nordund Südamerika abgesichert werden sollen. Anstatt zu versuchen, Perspektiven für unsere Rinderwirtschaft zu erarbeiten, die ohnehin unter dem

drohenden Brexit leidet, scheint alle Energie in Handelsabkommen zu fließen, in denen die Handelspartner ungleich behandelt werden. Ein Beispiel: Wir sind sehr an der Bewahrung unserer natürlichen Ressourcen interessiert. Aber es geht gar nicht, dass die EU-Kommission bei der Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik den EU-Bauern klare Klimaschutz-Ziele samt Maßnahmen vorschreibt, diese jedoch im Mercosur-Abkommen überhaupt nicht berücksichtigt. Wie wird die Landwirtschaft in Österreich politisch damit umgehen? Moosbrugger: Das Mercosur-Abkommen muss noch vom EU-Parlament und den Parlamenten der Mitgliedsstaaten ratifiziert werden. Daher werden wir weiterhin massiv dagegen ankämpfen. Gleichzeitig verlangen wir von der EU-Kommission, Perspektiven für die europäische Landwirtschaft und insbesondere die Rinderwirtschaft zu erarbeiten. Europa darf in puncto Lebensmittelherstellung nicht auf Übersee setzen, wo Regenwaldvernichtung, Wachstumsförderer, Antibiotika und vieles mehr täglich verwendet werden. Das wollen wir aufzeigen und so die Konsumenten noch stärker als Verbündete gewinnen. Was wünschen Sie sich von der nächsten Bundesregierung? Moosbrugger: Wir wünschen uns von der nächsten Regierung, dass sie bäuerliche Anliegen, so wie die Regierung unter Bundeskanzler Sebastian Kurz und Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger, hört, ernst nimmt und umsetzt. Beide haben mehrfach Handschlagqualität bewiesen, was der gesamten Wertschöpfungskette zugutekommen. Wir haben gemeinsam vieles auf den Weg gebracht, etwa das Dürrepaket, und hatten auch die Zusage zum nationalen Ausgleich etwaiger EU-Agrarbudget-Kürzungen. Auch die bereits fixierten Entlastungsmaßnahmen im Steuerbereich müssen umgesetzt werden. Davon würden mit Sicherheit nicht nur Land- und Forstwirtschaft, sondern auch die vor- und nachgelagerten Bereiche erheblich profitieren.

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AGRANA – MEHRWERT AUS PFLANZEN DIE ERNÄHRUNG SPRACH MIT GENERALDIREKTOR DI JOHANN MARIHART, CEO DER AGRANA BETEILIGUNGS-AG, ÜBER KLIMAWANDEL UND „KLIMASTEUERN“, SCHÄDLINGSBEKÄMPFUNG, E10-BEIMISCHUNG, PLASTIK UND MERCOSUR. OSKAR WAWSCHINEK

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ie Ernährung: Das Thema Klimawandel hat verschiedene Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Es gibt den Vorwurf der Verursachung – Stichwort Fleisch –, andererseits verlangen Hitze und Schädlinge z. B. nach neuen Sorten. Wie reagiert die AGRANA auf diese Thematik? Johann Marihart: AGRANA unterliegt dem Emissionshandel. Daher ist Energie-Einsparung eine ständige Herausforderung, die mit dem CO2-Preis steigt. Hinsichtlich des Einflusses des Klimawandels auf unseren Rüben-, Kartoffel-, Weizen- und Maisbedarf müssen wir uns auf höhere Ertragsschwankungen durch Trockenheit, aber auch Schädlinge einstellen. Wir tun dies durch Bevorratung, Sorten- und Kontrakt-Politik. Wie wird die Rohstoffsituation (Rüben, Kartoffel etc.) in Österreich in Zukunft aussehen? Wie hoch schätzen Sie den Importbedarf, um die Anlagen auslasten zu können? Wird aus wirt-

schaftlicher Sicht Stärke den Zucker ablösen? Marihart: Wir benötigen für die volle Auslastung unserer österreichischen Stärke- und Zuckerfabriken rund 3 Mio. Tonnen Rüben, 300.000 Tonnen Kartoffeln, 700.000 Tonnen Weizen und 800.000 Tonnen Mais. Während die Zuckerrüben alle aus heimischer Produktion stammen, importieren wir 20 % der Stärkekartoffeln aus Tschechien und decken rd. 50 % des Getreidebedarfs aus dem angrenzenden Ausland (Mähren, Westslowakei, West­ ungarn). Diese Situation wird sich bei Getreide nicht verändern. Wenn es auf Dauer zu wenig heimische Zuckerrüben gibt, müssen wir aus Transportkostengründen die Kapazität anpassen. Eine Ablöse von Zucker durch Stärkeverzuckerungsprodukte sehe ich nicht. Zucker hat außer in Getränken keine wesentliche Stärke-Konkurrenz zu fürchten. Was halten Sie von einer medial diskutierten „Klimasteuer“ oder „CO2-Abgabe“? Wäre z. B. eine höhere Ethanol-Beimischung (E10) eine Möglichkeit

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zur Reduktion des Verbrauchs von fossilen Treibstoffen und somit klimafreundlich? Marihart: E10 ist eine mögliche Sofortmaßnahme, die auch keinerlei Umrüstung bedarf und über die gesamte Fahrzeugflotte aller Jahrgänge fossilen Treibstoff und damit CO2 spart. 400.000 Tonnen CO2 weniger sparen zusätzlich 8–10 Mio. Euro an Verschmutzungsrechtszukäufen für Österreich (derzeit). Eine CO2-Steuer halte ich für gut, wenn sie europaweit gilt, auch für Importe eingehoben wird bzw. für Exporte erstattet wird, eine Zweckbindung der CO2-Steuern für die Umsetzung der Klimaziele gegeben ist, sie zu keiner Doppelbelastung für die dem europäischen Emissionshandel unterliegenden Unternehmen führt und sie für alle gilt, auch den Luftverkehr. Das Thema „Plastik und Müllvermeidung“ ist ebenfalls allgegenwärtig. Wie schätzen Sie die Chancen für die von der AGRANA-Forschung entwickelten Kunststoffe auf pflanzlicher Basis ein?


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Marihart: Plastik- und Müllvermeidung sind ein Muss! Recyclen vor Verbrennen ist gut, aber es gibt Bereiche, wo Verrottbarkeit viele Vorteile hat: als Ersatz der omnipräsenten Plastiksackerl, als Ersatz der Verpackungsfolien, als Ersatz von Agrarfolien und als Müll- und Haushaltsbeutel. Diese Märkte liegen bei rund 1 kg/Kopf, somit in Österreich bei 8.000–10.000 Tonnen, in Europa bei 500.000 Tonnen. Gemessen am technischen Stärkemarkt von rund 5 Mio. Tonnen in der EU sind dies immerhin 10 %. Stichwort Tierhaltung: Wird es in Zukunft weniger oder gar keine Nutztierhaltung mehr in Österreich geben? Was bedeutet das für die Entwicklung des Bereichs Tierfutter? Marihart: Tierhaltung in Österreich erfüllt höchste Standards – also besser hier produzieren als importieren. Sehr viel ist bereits gewonnen, wenn die Eiweißfutterquellen nicht in Südamerika liegen, sondern unsere Nebenprodukte als Futtermittel verwendet werden und der Eiweißpflanzenanbau in Österreich erfolgt. Viel kann durch Nutzung einer Eiweißkaskade erreicht werden: Gewinnung von Stärke und Alkohol heißt gleichzeitig Anreicherung von Eiweiß zu Soja-Schrot-Konzentration. Forscht die AGRANA an Fleischalternativen auf Pflanzenbasis, was derzeit ja ein weltweiter Hype zu sein scheint? Marihart: AGRANA ist ein „veganes“ Unternehmen, also Pflanzenfrucht-Verarbeiter. Natürlich suchen wir hochwertige Verwendungsmöglichkeiten für unsere Hocheiweißkonzentrate – wie Weizen, Vitalgluten – ich glaube aber dennoch nicht, dass die CO2-Bilanz durch solchen Fleischersatz verbessert wird, denn auch das Konzentrieren und Texturieren von pflanzlichem Eiweiß ist energieaufwendig. Die sinnvolle Mitte zwischen Hype und Ist-Zustand wird zu finden sein.

©  JEFF MANGIONE

Zurück zum Pflanzenbau: Speziell die Diskussion über Glyphosat hat die Medien und die Regierung beschäftigt. Was halten Sie vom Verbot und damit dem Alleingang Österreichs? Wie wird sich die Situation auf den Rübenanbau und die Zuckerproduktion in Österreich auswirken? volume 43 | 05. 2019  ERNÄHRUNG | NUTRITION


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Marihart: Wir haben eine GAP und einen gemeinsamen Markt in der EU, die durch Alleingänge verzerrt werden. Es ist nicht nötig, mit nationaler Entscheidung dem ohnehin bereits 2022 anstehenden EU-Entscheid vorzugreifen. Glyphosat im Rübenanbau ist eine Vor-Auflauf-Anwendung, also bevor die Zuckerrüben gesät werden. Jede spätere Anwendung anderer Mittel zur Unkrautbekämpfung bedarf deutlich höherer Aufwandsmengen. Die Frage ist daher: Treibt man letztlich den Teufel mit dem Belzebuben aus? Kommt Zucker in Zukunft eben aus anderen europäischen Ländern oder gar aus Übersee? Oder gibt es überhaupt keinen Zucker mehr, weil die medialen Kampagnen zu seiner Ächtung erfolgreich waren? Marihart: Wenn aus Ernährungstrend-Gründen der Zuckerkonsum sinkt, werden wir weniger produzieren, aber nicht importieren, weil wir GVO-frei produzieren. Zucker ist allerdings ein

Grundnahrungsmittel, das gut schmeckt und im richtigen Verhältnis ein wichtiger Bestandteil unserer Nahrungsmittel ist – das wird er auch immer bleiben. Der Import von Lebensmitteln aus Ländern, die Glyphosat einsetzen, kann europarechtlich nicht verhindert werden. Wie soll aus Ihrer Sicht mit dieser Frage umgegangen werden? Marihart: Wenn der Import von Produkten, hergestellt mit unerwünschten Methoden, rechtlich nicht verhinderbar ist, bleibt die Kennzeichnung, um sie für den Konsumenten unterscheidbar zu machen. Ist strikte Herkunftskennzeichnung eine Lösung? Was würde das für die Konsumentenpreise bedeuten? Wie sehen Sie die Rolle des Handels in Österreichs dabei? Marihart: Auch die strikte Herkunftsangabe sagt nichts über die Produktionsbedingungen und Qualität der Produkte. EU und NON-EU reicht als verpflichtende Angabe, weil die Standards europaweit geregelt sind.

ERNÄHRUNG | NUTRITION  volume 43 | 05. 2019

Was halten Sie vom Abschluss der Mercosur-Verhandlungen? Wird dadurch die europäische Landwirtschaft in Mitleidenschaft gezogen? Welche Auswirkungen erwarten Sie – speziell aus Sicht der AGRANA? Marihart: Mercosur ist leider ein Beispiel dafür, dass die Landwirtschaft den Exportinteressen der europäischen Autoindustrie geopfert wird. Mehr Landwirtschaft dort heißt weniger Landwirtschaft hier und heißt Marktöffnung für eine weniger reglementierte Landwirtschaft als in Europa! Aus AGRANA-Sicht bedeuten die Zoll­ frei-Kontingente für Zucker und Ethanol ein Äquivalent von 10 Zuckerfabriken, gemessen an 100 Zuckerfabriken, die es in der EU derzeit noch gibt. Was wünschen Sie sich von der nächsten Bundesregierung? Marihart: Die nächste Bundesregierung soll bei E10, kompostierbarem Kunststoff und CO2-Preisen Nägel mit Köpfen machen.


17 kurzmeldungen news

Schwache Konjunktur in der deutschen Ernährungsindustrie

Sicher, sauber, nachhaltig DER LEBENSMITTELSICHERHEITSTAG des TÜV AUSTRIA und der Lebensmittelversuchsanstalt beleuchtete Aspekte der Lebensmittelsicherheit für alle relevanten Bereiche entlang der Produktionskette – vom Verarbeitungsprozess bis zur Verpackung. Denn der moderne Konsument fordert Produkte, die alles können – frisch, sauber, nachhaltig und lange haltbar sollen sie sein. Die Lebensmittelbranche ist daher in vielerlei Hinsicht gefordert: Die Auswahl geeigneter Rohstoffe und optimaler Fertigungsverfahren sowie Verpackungsmaterialien sind Schlüsselthemen, mit denen sich Produzenten, Lieferanten und der Handel auseinandersetzen müssen. Die Risikoanalyse ist eine von vielen Methoden, die hilft, unter anderem Gesundheitsrisiken zu minimieren. Hierbei wird

ermittelt, welche allergieauslösenden Rohstoffe verarbeitet werden und wo im Verarbeitungsprozess Verunreinigungen durch Keime (Kontamination) entstehen können. Eine längere Haltbarkeit von Produkten kann z. B. durch den Einsatz von speziellen Hochdruckverfahren erzielt werden. Will man Lebensmittel nachhaltig verpacken, kann die Verwendung von Bioplastik eine sinnvolle Alternative sein. Die Tagung hat gezeigt, dass entlang der Produktionskette eine Vielzahl von Risiken, wie z. B. Kontaminationen, unerwünschte Allergenpräsenz und Produktbetrug (Food Fraud) auftreten können. Es gibt jedoch eine Reihe an Präventionsmaßnahmen, die Lebensmittelhersteller setzen, um die Sicherheit in der Lebensmittelkette und das Vertrauen der Konsumenten in die Produktion zu gewährleisten.

©  ADOBE STOCK – STU12

IM AKTUELLEN KONJUNKTURBERICHT 01|2019 veröffentlicht die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) Daten und Fakten zur wirtschaftlichen Lage und Entwicklung der Branche im vierten Quartal 2018 und ersten Quartal 2019. Im vierten Quartal 2018 erzielte die Ernährungsindustrie einen Umsatz von 46,2 Mrd. Euro, davon etwa 14,9 Mrd. Euro im Exportgeschäft. Im Vorjahresvergleich bedeutet das einen Rückgang des Umsatzvolumens um 1,1 Prozent im Gesamtumsatz und um 3,6 Prozent im Export. Im ersten Quartal 2019 konnte diese Entwicklung teilweise wieder ausgeglichen werden. Insgesamt wurde ein Umsatz von 43,8 Mrd. Euro erwirtschaftet, mit einem Exportanteil von 14,8 Mrd. Euro. Damit stieg der Gesamtumsatz um 0,5 Prozent und der Exportumsatz um 2,3 Prozent im Vorjahresvergleich. Somit zeigt sich die Konjunktur auch in der Ernährungsindustrie nach wie vor schwach, bereits 2018 hatte sich eine Abkühlung angedeutet. Dieser Trend wirkt sich auch auf die Investitionstätigkeit der Unternehmen aus. Während das Verarbeitende Gewerbe für das Jahr 2019 eine Investitionssteigerung von ca. 11 Prozent plante, lag die Ernährungsindustrie mit einer geplanten Investitionssteigerung von 5 Prozent unter dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt. Dies erklärt sich neben der schwachen Konjunktur auch aus der Investitionsentwicklung der Branche in den letzten Jahren. In den Jahren 2015, 2016 und 2017 investierte die Ernährungsindustrie jährlich jeweils knapp 6 Mrd. Euro und damit überdurchschnittlich viel im Vergleich zum langfristigen Niveau. Die Ernährungsindustrie ist mit 608.553 Beschäftigten in 6.119 Betrieben der viertgrößte Industriezweig Deutschlands. Die Exportquote liegt bei 33. Die Branche ist klein- und mittelständisch geprägt: 90 Prozent der Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie gehören dem Mittelstand an. www.bve-online.de/presse/pressemitteilungen/pm-20190805-bve-konjunkturbericht-01-2019

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GLYPHOSAT: WAS ERGAB DIE BOKU-STUDIE? DIE ERNÄHRUNG SPRACH MIT DER LEITERIN DER GLYPHOSAT-STUDIE, UNIV.-PROF. DI DR. SIEGRID STEINKELLNER VOM DEPARTMENT FÜR NUTZPFLANZENWISSENSCHAFTEN DER BOKU, ÜBER DIE WISSENSCHAFTLICHE ARBEITSWEISE DES STUDIENTEAMS, MEDIALE VERUNGLIMPFUNG, DIE TATSÄCHLICHEN ERGEBNISSE UND DIE KONSEQUENZEN DARAUS. OSKAR WAWSCHINEK

© STEINKELLNER

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ie Ernährung: Sie haben kürzlich eine umfangreiche Studie zu Glyphosat herausgebracht, die medial heftig diskutiert wurde. Vor allem NGOs haben Ihnen vorgeworfen, nicht korrekt gearbeitet zu haben. Liest man in die 257 Seiten der Studie hinein, sieht man, dass ein umfangreiches Projektteam von rund 25 Personen daran gearbeitet hat. Haben sich alle geirrt oder unwissenschaftlich gearbeitet? Siegrid Steinkellner: Nein, das haben wir sicher nicht! Diese Studie wurde von einem Projektteam aus unterschiedlichsten Fachbereichen erstellt. Mit dabei waren Mitarbeiter der BOKU-Institute für Pflanzenschutz, für Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung und für Rechtswissenschaften sowie des Instituts für Nachhaltige Pflanzenproduktion der AGES. Das Thema allein polarisiert und selbst im Projekteam gab es anfangs sehr kontroversielle Meinungen. Für uns alle war aber selbstverständlich, dass es in dieser Studie nicht um Meinungen gehen kann, sondern um Fakten. Wir haben uns in einem intensiven Arbeitsprozess mit diesem Thema rund ein Jahr wissenschaftlich auseinandergesetzt und nun die Fakten

Siegrid Steinkellner, Department für Nutzpflanzenwissenschaften, Abteilung für Pflanzenschutz, Universität für Bodenkultur Wien

nach dem aktuellen Stand des Wissens präsentiert. Es ist bedauerlich, dass Wissenschafter für seriöse Arbeiten angegriffen werden, wenn die Erkenntnisse nicht gefallen. Zu den Fakten: Beauftragt war eine Machbarkeitsstudie über die Auswirkungen eines möglichen Ausstiegs. Wie war Ihre Herangehensweise an die Fragestellung?

ERNÄHRUNG | NUTRITION  volume 43 | 05. 2019

Steinkellner: Wir haben vorhandene wissenschaftliche Studien und Rechtsquellen analysiert, Expertenworkshops, Interviews und Modellanalysen durchgeführt. Es war jedoch nicht Projektaufgabe, die für die Genehmigung des Wirkstoffs auf EU-Ebene relevanten Daten, z.B. zu Fragen der Kanzerogenität, nochmals zu überprüfen. Wir haben auch keine neuen biologischen Wirksamkeitsstudien durchgeführt – das wäre in dem kurzen Projektzeitraum auch unmöglich gewesen. Welche Alternativen sehen Sie zu Glyphosat? Die Anwendung hat ja laut Studie auch Vorteile (Eliminierung von Zwischenwirtpflanzen, Reduktion der Stickstoffauswaschung, reduzierte Bodenbearbeitung erleichtert etc.). Steinkellner: Zuerst haben wir dargelegt, wie die Wirkstoffgenehmigung und die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln erfolgt und wie Glyphosat aufgrund dieses Verfahrens hinsichtlich Wirkungsweise, Eigenschaften und Umweltverhalten in der EU eingestuft wurde. Ein wesentlicher Punkt war auch die Analyse der rechtlichen Aspekte einer möglichen Verwendungsbeschränkung auf EU-, nationaler und bundesländerspezifischer Ebene. Wir haben in weiterer Folge vorhandene


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nationale und internationale Rückstandsdaten von Glyphosat in Lebens- und Futtermitteln zusammengefasst, wissenschaftliche Studien zu Auswirkungen des Wirkstoffs auf die Biodiversität und seine Bedeutung im Erosionsschutz ausgewertet. Wir haben die aktuelle Anwendung von Glyphosat in Österreich, nicht nur in der Land- und Forstwirtschaft, und mögliche Alternativen erhoben und schließlich die ökonomischen Auswirkungen eines Ersatzes von Glyphosat im österreichischen Ackerbau modelliert. Auf Basis dieser fachlichen und rechtlichen Gegebenheiten haben wir schließlich die Möglichkeiten zur Glyphosateinschränkung aufgezeigt. Welche Erkenntnisse haben Sie in den einzelnen Bereichen gewonnen? Steinkellner: Es ist schwierig, unsere komplexe Studie in wenigen Worte darzustellen. Sehr vereinfacht: Ein Totalverbot stellt nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch alle anderen Einsatzbereiche vor Herausforderungen, die derzeit noch nicht zufriedenstellend gelöst werden können. Es gibt nicht für alle Anwendungsbereiche Alternativen und die vorhandenen Alternativen sind nicht zwangsläufig umweltfreundlicher. Wie lautet – als Ergebnis der Studie –- Ihre Einschätzung eines möglichen Ausstiegs? Steinkellner: Unsere Rechtsexpertinnen haben das sehr umfassend analysiert und sehr klar aufgezeigt: Ein nationales Totalverbot glyphosathältiger Pflanzenschutzmittel wäre unionsrechtswidrig. Es besteht aber durchaus die Möglichkeit einer Verwendungsbeschränkung. Aufgrund der bestehenden Rechtslage könnte diese Verwendungsbeschränkung in einzelnen Bereichen nur für Glyphosat erfolgen (wie z.B. mit dem Sikkationsverbot in Österreich bereits erfolgt). In anderen Bereichen (z.B. im Haus- und Kleingarten) wäre ein generelles Verbot der Verwendung von Pflanzenschutzmitteln möglich, außer jene mit geringem Risiko lt. EU-Einstufung. Diese Liste ist allerdings sehr kurz, de facto stünde hier damit nach derzeitiger Lage für diese Anwendungsbereiche in Österreich z. B. kein einziges Herbizid oder auch Insektizid mehr zur Verfügung. Welche Alternativen sehen Sie zu Glyphosat bzw. welche Möglichkeiten hat die Landwirtschaft?

Steinkellner: Die Alternativen hängen sehr stark vom Einsatzbereich ab. In einigen Fällen kann auf mechanische Unkrautbekämpfung gesetzt werden. In manchen Fällen – Beispiel Terrassenweinbau – ist dies nur mit enormem Arbeitsaufwand umsetzbar. Es ist auch zu erwarten, dass vermehrt andere Herbizide bzw. Herbizidkombinationen eingesetzt werden. In anderen Bereichen wiederum – wie die angesprochene konservierende Bodenbearbeitung – wird es überhaupt eng. Hier ist zu befürchten, dass Betriebe wieder verstärkt den Pflug einsetzen und bodenschonende Maßnahmen zurückgedrängt werden. Aus ökologischer Sicht führt das zu keiner Verbesserung. Können Produkte aus anderen Ländern, die Rückstände (auch unter europäischen Grenzwerten, MRL) enthalten, vom österreichischen Markt ferngehalten werden? Steinkellner: Nein, auch hier gilt das EU-Recht. Höchstmengen sind durch eine Verordnung harmonisiert und gelten für alle Mitgliedsstaaten. Österreich kann diese Höchstmengen nicht einfach auf nationaler Ebene hinuntersetzen – das wäre ein unerlaubtes Handelshemmnis. Importware, die den EU-Werten entspricht, müsste jedenfalls akzeptiert werden. Welche Ergebnisse brachten die Rückstandsuntersuchungen? Welche Unterschiede gab es bei Biolebensmitteln und nach Herkunft? Gab es Überschreitungen der MRLs? Steinkellner: In Österreich wurden in den Analyselabors der AGES konventionell produziertes Getreide, Hülsenfrüchte, Ölsaaten, Honig, Obst und Gemüse untersucht. 92 % der Proben waren rückstandsfrei; insgesamt lag eine Probe über dem Rückstandshöchstgehalt. Bei Proben aus Bioanbau konnten in 99 % keine Rückstände nachgewiesen werden. Sechs Bioproben aus Nicht-EU-Ländern lagen über dem rechtlich tolerierbaren Wert. Bei den österreichischen Trinkwasserproben enthielt keine Probe Glyphosat über dem festgelegten Grenzwert. Die internationalen Rückstandsdaten aus europäischen, US-amerikanischen und kanadischen Berichten ergaben MRL-Überschreitungen bei Honig aus Deutschland und Hawaii sowie bei Getreide- und Hülsenfruchtproben. 99 % der untersuchten Proben lagen unter dem zulässigen MRL. Glyphosat wurde in

ca. 30 % der untersuchten Getränke gefunden, wobei die nachgewiesenen Werte in diesen Studien als unbedenklich für die menschliche Gesundheit eingestuft wurden. Ist das in Österreich beschlossene Verbot eine einseitige Schlechterstellung oder eine Chance? In den Interviews werden Wettbewerbsnachteile befürchtet. Wie ist Ihre Sichtweise dazu? Steinkellner: Unsere Interviewpartner sind sich diesbezüglich sehr einig. Sie sehen derzeit keine gleichwertige Alternative zu Glyphosat und befürchten steigende Produktionskosten, einen zusätzlichen Arbeitsaufwand und dadurch einen Nachteil in der Wettbewerbsfähigkeit am internationalen Markt. Diese Annahme wird durch die Studie weitgehend bestätigt. Ein europaweites Verbot könnte die Wettbewerbsfähigkeit hingegen sogar steigern, da der Einsatz von Glyphosat in Österreich ohnehin schon stärker eingeschränkt ist als in anderen Ländern. In den Interviews wurden im Falle eines Verbots Befürchtungen geäußert, die von teureren Ersatzprodukten über Änderungen der Bewirtschaftung (keine Gründecken, keine Mulchsaat etc.) bis zu Erosionsproblemen und vermehrtem CO2-Ausstoß durch häufigere mechanische Bearbeitung reichen. Wie sehen Sie das? Steinkellner: Ich teile diese Befürchtungen. Wie ging es Ihnen persönlich mit den diffamierenden Vorwürfen? Haben sich Personen, die solche Behauptungen erhoben haben, nach der Medienkampagne bzw. Entscheidung bei Ihnen entschuldigt? Steinkellner: Nein, es hat sich niemand entschuldigt. Diese unfairen Angriffe haben mich persönlich getroffen, sie sind für mich völlig absurd. Meine Forschungsarbeit war immer über die Grenzen der verschiedenen Produktionsrichtungen hinweg ausgerichtet. Pflanzenschutzprobleme gibt es sowohl in der konventionellen als auch in der Bioproduktion. Es geht mir um Fakten und Lösungen, nicht um Befindlichkeiten. Konstruktive Kritik halte ich für wichtig – sie ist grundsätzlich immer ein Anlass, die eigenen Standpunkte und Arbeiten zu überprüfen und zu überdenken. Damit kann man sich weiterentwickeln. Hin und wieder muss man halt leider auch mit unqualifizierter Kritik leben.

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ENZYME FRESSEN PLASTIK Viele Bioplastiksackerln haben im Müll nichts zu suchen IN SAUERSTOFFARMEN UMGEBUNGEN WIE BIOGASANLAGEN LÖSEN SIE SICH ZU LANGSAM AUF UND BELASTEN BEIM VERBRENNEN DES MÜLLS DIE UMWELT. IM RAHMEN EINES FORSCHUNGSPROJEKTS AM AUSTRIAN CENTRE OF INDUSTRIAL BIOTECHNOLOGY (ACIB) SUCHT MAN NUN NACH ENZYMEN, DIE DAS PLASTIK SCHNELLER AUFLÖSEN UND EMISSIONEN VERMEIDEN. MIT DEM ZIEL, PLASTIKBERGE ZU VERRINGERN UND LANGFRISTIG HERKÖMMLICHE VERPACKUNGEN DURCH BIOBASIERTE POLYMERE ZU ERSETZEN. DORIS RIBITSCH

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aus, dass Mikroplastikkonzentrationen am Festland zwischen 4–23 Mal höher sind als im Meer.

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b Flaschen, Essensverpackungen, Einkaufssackerl oder Strohhalme – ein Großteil der Einwegprodukte des Alltags besteht aus Kunststoffen, welche aus Erdöl hergestellt sind. Zwar ist Kunststoff wasserabweisend, leicht, luftundurchlässig und geruchsneutral, weshalb er sich als weitverbreitetes Material eignet, um Speisen frisch zu halten und vor Mikroorganismen zu schützen, die sie sonst verderben lassen. Dennoch wird Plastikabfall für den Menschen und die Natur zu einem immer größeren Problem: Durchschnittlich benötigt herkömmliches Plastik 450 Jahre, bis es zersetzt ist. Ganz löst sich Plastik aber nicht auf: Feine Partikel bleiben zurück, sogenanntes Mikroplastik, das die Weltmeere verschmutzt und von Fischen gefressen wird, die wir als Nahrung aufnehmen. Ersten Untersuchungen zufolge löst Plastik im menschlichen Körper Entzündungsherde aus, bringt Veränderungen der Membran-Durchläs-

Doris Ribitsch

sigkeit mit sich und erzeugt Stress durch Sauerstoffradikale. Bei Fischen können diese Plastik-Nanoteilchen sogar die natürliche Barriere zwischen Blutgefäßen und dem Gehirn überwinden und das Verhalten der Tiere beeinflussen. Plastikpartikel reichern sich aber nicht nur in Gewässern an, auch im Boden sind sie zu finden. Schätzungen gehen davon

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Abbau unter anaeroben Bedingungen zu langsam Um diesen Entwicklungen vorzubeugen, entwickelt die Industrie bioabbaubare Kunststoffarten, die sich in wesentlich kürzerer Zeit abbauen lassen – sofern Sauerstoff mit von der Partie ist. Anders sieht es aus, wenn Bioplastiktüten zusammen mit den Essensresten im Biomüll landen und dieser sinnvollerweise unter Sauerstoffausschluss in Biogas verwandelt wird. Dort haben sie nämlich nichts zu suchen. Laut DIN EN 13432 Norm schließt Bioabbaubarkeit mit ein, dass sich ein Material nach einer festgeschriebenen Zeit unter definierten Temperatur-, Sauerstoff- und Feuchtebedingungen in der Anwesenheit von Bakterien oder Pilzen zu mehr als 90 Prozent zu Wasser, CO2 und Biomasse abgebaut haben muss. Neuerdings landet ein Teil des Biomülls und mit


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technik technology

Plastikabbau durch Enzyme

ihm entsorgte Plastiktüten in Biogasanlagen, wo anaerobe Bedingungen zu einer Bildung von Biogas als wertvollem Energieträger führen. Unter diesen Bedingungen können aus bestimmten Polymerarten gefertigte Sackerl nur langsam abgebaut werden. Sie setzen den Biomüll nicht frei und stören den Prozess erheblich. Das zeigten auch jüngste Untersuchungen deutscher Forscher, die in Dünger aus Biogärresten und in Biogasanlagen bis zu 900 Kunststoffstücke pro Kilogramm fanden, welche ein bis fünf Millimeter groß waren. In den Anlagen wurden sie verbrannt, über den Dünger gelangten sie jedoch in die Umwelt. Gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe am Standort Tulln wurde die Frage untersucht, ob der Abbau von als „bioabbaubar“ bezeichnetem Plastik – aus dem etwa handelsübliche Biomüllplastiksackerl, Essensverpackungen oder Mulchfolien hergestellt sind – auch in Vergärungsanlagen funktioniert. Zum Einsatz kommen dabei Mikroorganisvolume 43 | 05. 2019  ERNÄHRUNG | NUTRITION


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Botox im Bioschlamm Im Vorfeld wurden In-silico-Recherchen durchgeführt. Tausende Einträge einer Enzym-Datenbank wurden durchgesehen, um bestimmte Bakterien zu identifizieren, die spezifische Enzyme zum Plastikabbau produzieren. Nach einigen Jahren gelang ein Durchbruch: Das Bakterium Clostridium botulinum, dessen Proteine auch in Botox enthalten sind, erfüllt sämtliche Voraussetzungen. Es ist sogar in geringen Mengen im Biogas-Schlamm vorhanden. Damit die Enzyme von Bakterien jedoch großflächig und noch dazu in anaerober Umgebung Plastik abbauen können, ist ein hoher Engineering-Aufwand nötig. In Kooperation mit der ETH Zürich stellte das acib eine optimierte Enzymvariante her, die folglich in eine Biogasversuchsanlage eingebracht wurde. Da bisher keine Informationen zur Verfügung standen, wie Enzyme aus diesen anaeroben Mikroorganismen „arbeiten“, wurde gleichzeitig eine Methode geschaffen, mit der sich der Abbauvorgang von Polymeren messen lässt. Erste Versuche waren vielversprechend: Die im Labor optimierten Enzyme verteilen sich auf der Polymerschicht und kurbeln den Zersetzungsvorgang an. Die Enzyme zerschneiden die langen Polymerketten in immer kürzere Bausteine, bis nur noch Monomere – die kleinsten molekularen Einzelbestandteile – übrig sind, die in weiterer Folge von Mikroorganismen metabolisiert werden können. Das Ergebnis: Das Plastiksackerl ist zur Gänze aufgelöst und wird zusammen mit dem enthaltenen Biomüll in wertvolles Biogas umgewandelt. Zusätzlich lassen sich in Spezialanlagen Energie und Phosphat aus organischen Abfällen erzeugen. Letzteres kann als mikroplastikfreier Dünger verwendet werden. Be-

denkt man, dass etwa zwölf Prozent des weltweit produzierten Plastikmülls (ca. 45 Mio. Tonnen jährlich) verbrannt werden, könnte der neue Prozess eine Wende im permanenten Abbau von Plastik einleiten. Ein weiterführendes Projekt mit einem Industriepartner steht in den Startlöchern, in dem die optimierte Enzym­ variante in eine Biogasversuchsanlage eingebracht werden soll. Zwei Patente wurden bereits angemeldet.

die freiwerdende Energie zur Erzeugung von Strom, Wärme oder Biomethan herangezogen werden. Langfristig sollen die Projektergebnisse dazu beitragen, herkömmliche Verpackungen durch biobasierte Polymere (aus nachwachsenden Rohstoffen) zu ersetzen, die sich in wenigen Tagen selbst auflösen. Der Kohlenstoffkreislauf schlösse sich dadurch, Plastikmüll würde vermieden. Wer sich nun sorgt, dass sich solche Plastiksackerl am Weg vom Einkaufszentrum nach Hause auflösen könnten, kann beruhigt werden. Dazu braucht es immer noch die Bedingungen eines Komposthaufens oder einer Biogasanlage. Der Einkauf bleibt also intakt. Und, so der Gedanke, die Umwelt ebenso.

Plastik aus nachwachsenden Quellen Die neue Methode stellt jedoch lediglich einen Zwischenschritt auf dem umweltbewussten Weg zu einem plastikfreieren Alltag dar: Denn solange sich biologisch abbaubare Kunststoffe nicht vernünftig recyceln lassen und einer Wiederverwendung zugeführt werden, ist es immer noch am sinnvollsten, sie zusammen mit biogenen Abfällen in Biogasanlagen einzubringen. Dort kann

Mag. Dr. Doris Ribitsch Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib), Graz

Über acib — Das Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) entwickelt neue, umweltfreundlichere und ökonomischere Prozesse für die Industrie (Biotech, Chemie, Pharma) und verwendet dafür die Methoden der Natur als Vorbild und die Werkzeuge der Natur als Hilfsmittel. Das acib, eine Non-Profit-Organisation, ist ein internationales Forschungszentrum für industrielle Biotechnologie mit Standorten in Graz, Innsbruck, Tulln, Wien (A), Bielefeld, Heidelberg und Hamburg (D) sowie Pavia (I), Canterbury (AUS), Neuseeland (NZL) und Taiwan und versteht sich als Partnerschaft von 150+ Universitäten und Unternehmen. Darunter bekannte Namen wie BASF, DSM, Sandoz, Boehringer Ingelheim RCV, Jungbunzlauer oder VTU Technology. Am acib forschen und arbeiten derzeit 250+ Beschäftigte an mehr als 175 Forschungsprojekten. Eigentümer des acib sind die Universitäten Innsbruck und Graz, die TU Graz, die Universität für Bodenkultur Wien sowie Joanneum Research. Gefördert wird das K2-Zentrum im Rahmen von COMET – Competence Centers for Excellent Technologies durch das BMVIT, BMWFW sowie die Länder Steiermark, Wien, Niederösterreich und Tirol. Das COMET-Programm wird durch die FFG abgewickelt. Pressekontakt: martin.walpot@acib.at www.acib.at

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men, die in der Lage sind, bestimmte Enzyme zu produzieren, die Abbauprozesse beschleunigen und als Katalysator fungieren. Doch dazu müssen erst die geeigneten Bakterien gefunden werden.


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INNOVATIVES PET-RECYCLING DAS ACIB ENTWICKELT LÖSUNGEN, UM DIE GLOBALE UMWELTVERSCHMUTZUNG DURCH PLASTIK IN DEN GRIFF ZU BEKOMMEN. EIN PROZESS KÖNNTE BEREITS IN DEN NÄCHSTEN JAHREN IN DIE INDUSTRIE ÜBERFÜHRT WERDEN: DAS ACIB HAT DEN BIS HEUTE FORTSCHRITTLICHSTEN RECYCLING-PROZESS FÜR DAS POLYMER PET ENTWICKELT. GEORG GÜBITZ

PET-Recycling aus der Natur 2001 gelang es erstmals, die Eigenschaft von Bakterien und Pilzarten wie Fusarium solani nachzuweisen, natürliche Enzyme zu produzieren, die PET abbauen können. Der nächste Schritt war die Forschungsaufgabe, wie dieser natürliche Prozess auf industrielle Anwendungen übertragen werden kann, um eines Tages Polymere auf natürliche Weise zu recyceln. Zuvor war noch eine der größten Herausforderung im PET-Recycling-Prozess zu lösen: Wie

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atürliche Enzyme erlauben, die Einzelbestandteile des Kunststoffs, der in Essensverpackungen oder Plastikflaschen verarbeitet ist, zur Gänze wiederzugewinnen – in gleichbleibender Qualität. Zahlreiche Forschungsaktivitäten weltweit sind bestrebt, Lösungen für die globale Umweltverschmutzung durch Plastik zu finden. Einen der vielversprechendsten Ansätze haben wir am Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) entdeckt. Spezielle Enzyme wurden gefunden, die das Polymer PET in dessen Einzelbestandteile zerlegen und damit recyceln können. Denn allein in Europa werden derzeit jährlich rund 25 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle produziert, viele davon aus der Nahrungsmittelverpackungsindustrie, wovon jedoch nur 30% rezykliert werden. Ein beträchtlicher Anteil gelangt daher oft in die Umwelt und wird dort nicht oder nur sehr langsam abgebaut.

Georg Gübitz

kann ein natürlicher Stoff einen künstlichen Stoff in dessen Einzelbestandteile zerlegen? Es gelang uns 2011 am acib, eine Methode zu entwickeln, Enzyme gezielt an die abzubauenden, synthetischen Polymere anzupassen. Die Polyesterasen konnten stabiler und wesentlich effizienter arbeiten, was den Prozess sicherer macht und den PET-Abbau beschleunigt. Heute können wir die riesigen Kunststoffmoleküle bereits innerhalb von weniger als einem Tag in ihre Einzelbestandteile spalten. Dazu kommt ein katalytischer Prozess namens Hydrolyse zum Einsatz. Hierbei wird Wasser zwischen den Kettenverbindungen angelagert, um diese zu trennen und die zwei Moleküle Terephtalsäure und Ethylenglykol, aus denen PET zusammengesetzt ist, in Reinform herauszubekommen.

Industrieanwendung in den nächsten Jahren realistisch Der Prozess ist umweltschonend, findet bei 37 Grad Celsius unter natürlichem Atmosphärendruck, in neutralem pH-Milieu und in wässriger Suspension statt und kommt ganz ohne toxische Chemikalien wie z. B. Schwermetalle aus. Aus den Synthesebausteinen, die nach dem Enzym-Recycling in Reinform zur Verfügung stehen, lassen sich hochwertige neue Produkte wie PET-Flaschen, Funktionsbekleidung und sogar Wirkstoffe für Medikamente erzeugen. Nahezu 90 Prozent des Ausgangsmaterials kann wiederverwendet werden. Dieser sehr spezifische Prozess ist insbesondere für Verbundmaterialien und schwer zu trennende Mischungen interessant, die große Schwierigkeiten in herkömmlichen Recyclingprozessen bereiten. Eine Umsetzung des Prozesses im Industriemaßstab ist realistisch. Um das PET-Abbau-Verfahren wirtschaftlich zu machen, muss unsere Prozessgeschwindigkeit noch auf wenige Stunden beschleunigt werden. Daran arbeiten wir derzeit intensiv. Die Lösung ist nur noch eine Frage der Zeit. ao. Univ.-Prof. DI Dr. Georg Gübitz Umweltbiotechnologie, Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib), Graz

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24 firmenbericht company report

PERSONALISIERTE ERNÄHRUNG: HYPE ODER KONZEPT DER ZUKUNFT? FAST DIE HÄLFTE ALLER ÖSTERREICHER GILT ALS ÜBERGEWICHTIG, IM BENACHBARTEN DEUTSCHLAND SIEHT ES NICHT BESSER AUS. UND DAS, OBWOHL DORT BEISPIELSWEISE ÜBER 90 PROZENT DER MENSCHEN ANGEBEN, DASS GESUNDE ERNÄHRUNG IHNEN WICHTIG IST.1 DENNOCH NEHMEN DIE SOGENANNTEN ZIVILISATIONSKRANKHEITEN IN DER WESTLICHEN WELT STARK ZU UND HÄNGEN WIE EIN DAMOKLESSCHWERT ÜBER DEN GESUNDHEITS- UND SOZIALSYSTEMEN. WAS, WENN DIE DEFINITION VON GESUNDER ERNÄHRUNG GAR NICHT SO EINDEUTIG IST, WIE BISLANG ANGENOMMEN?

„One size fits all“ ist keine Lösung In der Ernährungsmedizin jedoch ist die eine gesunde Ernährung für alle inzwischen umstritten. Denn immer neue wissenschaftliche Studien machen deutlich, dass allgemeine Ernährungsempfehlungen nicht nur veraltet sind, sondern in einigen Fällen sogar kontraproduktiv sein können. Dass jeder Mensch anders auf Lebensmittel reagiert, ist ein Wissen, das Menschen – ganz subjektiv und fernab der Wissenschaft – im Alltag begleitet, ganz gleich ob es um individuelle Unverträglichkeiten geht oder um Gewichtsreduktion. In der Forschung wächst die Zahl der Arbeiten, die untersuchen, worauf sich diese Unterschiede zurückführen lassen. Eine Antwort gibt die Mikro-

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erbraucher heute wissen so viel wie nie zuvor über gesunde Ernährung – sich optimal zu ernähren und auf Bewegung zu achten, ist für viele inzwischen eine Frage des Lifestyles. Kaum ein Jahr vergeht, in dem nicht ein neues Ernährungskonzept als Heilsbringer bejubelt wird und in Form von neuen Produkten den Weg ins Supermarktregal findet – von Low-Carb über Paleo bis hin zu High-Protein. Allen gemein ist, dass diese sich immer an die breite Masse der Abnehm- oder Gesundheitswilligen richten.

biomforschung: Eine Studie am renommierten Weizmann Institut2 in Israel konnte nachweisen, dass die Teilnehmer auf die gleichen Testmahlzeiten (Vollkornbrot, Weißbrot, Banane) mit unterschiedlichen Blutzuckerwerten reagierten. Gerade ein ausgeglichener Blutzuckerspiegel ist eine der zentralen Grundlagen in Sachen Gewichtsmanagement. Während einige Probanden auf Vollkornbrot die erwartete moderate Blutglukose-Antwort zeigten, konnte bei anderen eine deutliche Blutzuckerspitze gemessen werden. Diese Unterschiede führte das Forscherteam auf das Mikrobiom des Darms zurück: Dessen bakterielle Zusammensetzung ist so individuell wie ein Fingerabdruck. An der Universität zu Lübeck untersucht der Ernährungsme-

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diziner Prof. Dr. Christian Sina den Zusammenhang zwischen der bakteriellen Zusammensetzung unseres Darms und der Glukoseantwort nach einer Mahlzeit. Die Resultate dieser Arbeit fließen in das personalisierte Ernährungsprogramm MillionFriends: „Das Programm fußt auf einer Analyse des Stuhlmikrobioms sowie einer zweiwöchigen kontinuierlichen Blutzuckermessung“, so Sina. „Mit diesen Ergebnissen lässt sich durch wenige Anpassungen der täglichen Ernährung eine deutliche und langfristige Gewichtsreduktion erreichen.“ Beispiel Kaffee – die Gene sind entscheidend Ein weiterer Ansatz ist, individuelle Stoffwechselreaktionen auf genetische Unterschiede zurückzuführen. Prof. Dr. Ahmed

El-Sohemy lehrt an der Universität Toronto Nutrigenomik, eine junge Forschungsdisziplin, die sich mit eben jenen Zusammenhängen beschäftigt: „Unsere Gene beeinflussen, wie wir die Nährstoffe und bioaktiven Substanzen aus Lebensmitteln und Getränken verstoffwechseln. Unterschiede zwischen Individuen in der Gensequenz erklären, warum Menschen auf die gleichen Lebensmittel unterschiedlich reagieren.“ In einer Studie konnte El-Sohemy nachweisen, dass beispielsweise Kaffeekonsum für manche Menschen das Risiko für Herzerkrankungen signifikant erhöht, sofern ihr Körper das enthaltene Koffein langsamer verarbeitet. Mit welcher Geschwindigkeit dieser Vorgang im Körper abläuft, hängt davon ab, in welcher Variante das betreffende Gen vorliegt.3 Während Wissenschaft und Forschung das „Know“ geliefert haben, scheint das „How“ noch in weiter Ferne. Denn bisher erstreckt sich die Personalisierung im Lebensmittelbereich meist auf individuelle Verpackungen oder geschmackliche Variationen. Andere Branchen machen es vor Dass maßgeschneiderte Produkte machbar und profitabel sein können, haben andere Branchen bereits bewiesen: Im Bereich Körperpflege zum Beispiel ist die Personalisierung


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längst Standard – ein vielfältiges Angebot bietet für jedes Haut- oder Haarproblem und für jeden Farbtyp das passende Produkt. Auch im Bereich Nahrungsergänzungen hapert es nicht an individuellen Angeboten und technischen Möglichkeiten. So ermitteln neue Unternehmen wie persona, care/of, Baze oder Thryve mithilfe von Fragebögen, Blut- oder DNA-Tests den persönlichen Nährstoffbedarf und bieten ihren Kunden entsprechende maßgeschneiderte Supplements an. Wegweisende ist auch die Präzisionsmedizin: Während in vielen Bereichen oft noch die eine Pille für alle üblich ist, setzt die Präzisionsmedizin, insbesondere in der Krebstherapie, auf eine individuelle Behandlung, die auf den so genannten Omiks (Genomik, Proteomik oder Metabolomik) sowie Umwelt- und Lifestylefaktoren und Biomarkern basiert.

von Pflegeprodukten erleichtern Apps wie ToxFox die Suche nach Produkten ohne bedenkliche Stoffe. Start-ups wie Million­Friends und Habit bieten bereits personalisierte Ernährungskonzepte zu erschwinglichen Preisen an. Auch Branchenriesen wie Nestlé erobern diesen noch jungen Markt: In Asien lassen sich mit Nestlé Wellness per Kapselmaschine maßgeschneiderte, nährstoffangereicherte Getränke zubereiten. Aber insbesondere bei den verarbeiteten Lebensmitteln stoßen Lebensmittelindustrie und Handel – Stand heute – an Grenzen, denn eine Vielzahl an individuellen Varianten im Supermarktregal scheint weder machbar noch wirtschaftlich. Damit die personalisierte Ernährung keine Zukunftsmusik oder nur ein weiterer kurzfristiger Hype unter vielen bleibt, braucht es eine intensive Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Industrie und Handel. Der Innovationsgipfel Personalisierte Ernährung

Newtrition X., der am 6. Oktober 2019 in Köln im Rahmen der Anuga stattfindet, hat sich genau diese interdisziplinäre Vernetzung zum Ziel gesetzt. www.newtritionx.com Literatur [1] Quelle: Ernährungsreport 2018 des Deutschen Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft [2] Korem T et al.: Bread Affects Clinical Parameters and Induces Gut Microbiome-Associated Personal Glycemic Responses. Cell Metab. 2017 Jun 6;25(6):12431253.e5. doi: 10.1016/j. cmet.2017.05.002. [3] Cornelis MC1, El-Sohemy A et al.: Coffee, CYP1A2 genotype, and risk of myocardial infarction. JAMA. 2006 Mar 8;295(10):1135-41.

Foto: © Personalisierte Ernährung – Quelle: NewtritionX.

Branchenübergreifende Expertise nötig Das medizi-

nische Hintergrundwissen ist vorhanden, die Technik liefert die nötigen Werkzeuge: Warum also hat die personalisierte Ernährung noch nicht in den Alltag der Verbraucher Einzug gehalten? Das lässt sich ebenfalls am Beispiel der Präzisionsmedizin erklären: Sie ist kostenintensiv und zeitaufwendig – es gibt keine einheitliche Lösung für alle, und enorme Datenmengen aus verschiedensten Quellen müssen verknüpft, ausgewertet und zugänglich gemacht werden. Welche Daten werden nun für ein individuelles Ernährungskonzept benötigt – Gene, Mikrobiomzusammensetzung, Lebensbedingungen, Blutbild oder alles zusammen? Und wie können Verbraucher diese Daten im Alltag, beim Einkauf, im Restaurant nutzen? Erste Lösungen gibt es bereits: Mit dem NIMA-Sensor beispielsweise können Gerichte während eines Restaurantbesuchs schnell und einfach auf Gluten oder Erdnüsse getestet werden. Beim Einkauf

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DAS NEUE DATENLOGGERSYSTEM TESTO 191: KONTROLLE VON STERILISIERUNG, PASTEURISIERUNG UND GEFRIERTROCKNUNG MIT UNÜBERTROFFENER EFFIZIENZ DAS NEUE HACCP DATENLOGGERSYSTEM TESTO 191 DES MESSTECHNIKSPEZIALISTEN TESTO VEREINFACHT KONTROLLE UND DOKUMENTATION VON TEMPERATUR UND DRUCK IN STERILISIERUNGS-, PASTEURISIERUNGS- UND GEFRIERTROCKNUNGSPROZESSEN.

U

m die Haltbarkeit von Lebensmitteln durch Sterilisierung, Pasteurisierung oder Gefriertrocknung zu verlängern, müssen Druck und Temperaturen innerhalb dieser Prozesse perfekt aufeinander abgestimmt sein. Für Messung und Dokumentation werden in der Regel Systemlösungen aus Datenloggern und Software verwendet. Diese sind oft in der Handhabung kompliziert und die Batterien der Logger nur sehr aufwändig zu wechseln. Bis zu zehn Minuten Zeitaufwand pro Logger und der Einsatz von Schraubendreher und Schmiermittel sind eher die Regel als die Ausnahme. Bei jedem Batteriewechsel können elektronische Bauteile beschädigt werden und Feuchtigkeit in den Datenlogger eindringen. Eine Weltneuheit, intuitiv bedienbare Software und

ein multifunktionaler Koffer Das nach HACCP International zertifizierte Datenloggersystem testo 191 löst diese Probleme durch die testo 191 Software Professional. Diese verzichtet zugunsten geführter Prozesse und hilfreicher Datenvisualisierungen auf 400-seitige Bedienungsanleitungen und unübersichtliche Menüs. Mit dem 1-Klick-Report kann die Dokumentation der Messwerte schnell und vor allem ohne wiederkehrende, permanente Neukonfiguration der Berichtsparameter schnell und intuitiv erfolgen. Eine Weltneuheit erleichtert die Arbeit von Qualitätsverantwortlichen in der Lebensmittelindustrie: Batterie und Messtechnik der HACCP Da-

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tenlogger sind in zwei getrennten Gehäusen untergebracht. Mit einer Drehbewegung lässt sich die Batterie schnell und sicher wechseln – ohne Werkzeuge, Schmiermittel oder das aufwändige Tauschen von O-Ringen. Die Batterien sind in zwei Größen erhältlich, wodurch sich die Größe der Logger einfach je nach Messaufgabe anpassen lässt. Darüber hinaus sind die Batterien langlebig und gleichzeitig preislich attraktiv. Ergänzt werden Datenlogger und Software durch einen Multifunktionskoffer, in dem die Datenlogger sicher aufbewahrt und gleichzeitig bis zu 8 Datenlogger parallel programmiert und ausgelesen werden können.

Für jede Aufgabe der passende Datenlogger Zur Produktfamilie testo 191 gehören neben vier HACCP Temperatur-Datenloggern auch der HACCP Druck-Datenlogger testo 191-P1. Alle Modelle werden aus rostfreiem Edelstahl und robustem Polyetheretherketon (PEEK) gefertigt. PEEK ist ein hochtemperaturbeständiger, thermoplastischer Kunststoff, der erst bei 335°C schmilzt. Die Datenlogger sind sehr klein und lassen sich problemlos auch in beengten Umgebungen einsetzen. Ihr Messbereich reicht von –50 bis +140 °C bzw. von 1 mbar bis 4 bar abs. Die Fühler der Modelle sind starr oder biegsam und unterscheiden sich in ihrer Länge (starr: 25 mm, 115 mm und semiflexibel: 775 mm). Die Datenlogger testo 191 sind direkt bei testo erhältlich: www.testo.at


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BLUHM SYSTEME: KENNZEICHNUNG MIT RÜCKSICHT AUF DIE UMWELT NICHT MEHR LANGE UND DIE FACHPACK, DIE EUROPÄISCHE FACHMESSE FÜR VERPACKUNGEN, PROZESSE UND TECHNIK, ÖFFNET IHRE TÜREN. SEIT GRÜNDUNG DER FACHPACK VOR 40 JAHREN IST BLUHM SYSTEME JEDES JAHR IN NÜRNBERG MIT VOR ORT. SO AUCH IN DIESEM JAHR: VOM 24. BIS 26. SEPTEMBER 2019 ZEIGT DER KOMPLETTANBIETER FÜR PROFESSIONELLE KENNZEICHNUNGSSYSTEME ALS EINER DER TOP-AUSSTELLER IN HALLE 1 AM STAND 1–141 NEUE UND VOR ALLEM UMWELTFREUNDLICHE LÖSUNGEN.

M

it im Gepäck sind natürlich auch tolle Standaktionen für alle Besucher.

Linerless: Etiketten ohne Trägerpapier Mit dem Legi-Air 2050 Linerless werden Etiketten in unterschiedlichen Längen ohne Trägerpapier appliziert. Nach dem Bedrucken und Abschneiden wird das Etikett auf das entsprechende Produkt appliziert. Das Aufbringen geschieht durch Aufblasen, Aufdrücken oder Aufwischen. Ein Austauschen des Spendestempels bei Formatwechsel ist nicht erforderlich. Somit fallen keine Rüst­zeiten an. All electric beim Etikettieren Der Applikator des Hochleistungsetikettierers Legi-Air 6000 wird servo-elektrisch angetrieben. Somit wird der Etikettendruckspender zum Energie-Sparer. Auch der Übereck-Etikettierer Legi-Air 4050

CWS arbeitet ohne Druckluft. Die Vorteile eines servo-elektrischen Antriebs liegen auf der Hand: Er ist kostengünstiger, gleichzeitig ermöglicht er höhere Taktraten und eine positionsgenauere Etikettierung. Kennzeichnen mit Licht Der Solaris CO2-Laser e-SolarMark von Bluhm Systeme ist hervorragend geeignet, um Papier und Karton, Kunststoff, Gummi, Holz, eloxierte Oberflächen oder auch Glas und Keramik präzise und sehr gut lesbar mit Informationen zu beschriften. Auch halbrunde Codierungen sind möglich. Da er auch Markierfelder bis zu einer Größe von 300 x 300 Millimetern kennzeichnen kann, kann er auch für Codierungen im Mehrfachnutzen eingesetzt werden. Beschriftungsgeschwindigkeiten bis maximal 1.000 Zeichen pro Sekunde oder 33.000 Produkte pro Stunde

Lasercodierung auf PET Flasche mit dem CO2-Laser e-SolarMark von Bluhm Systeme

(je nach Anwendung) sind realisierbar. Der e-SolarMark ist einfach programmierbar. Echtzeit, aktuelles Datum, fortlaufende Nummerierung, Mindesthaltbarkeitsdatum etc. lassen sich schnell einstellen. Roboter assistieren beim Kennzeichnen Auch bei der Produktkennzeichnung kommen immer öfter Roboter zum Einsatz. Am Bluhm Stand sehen die Besucher einen modernen Roboter, der sowohl in der Höhe als auch in der Tiefe flexibel arbeiten und an jeder gewünschten Stelle des Pakets die Etiketten anbringen kann. Auch Umreifungsbänder bilden für den Roboter kein Hindernis. Durch die SAP-Anbindung weiß der Roboter genau, welches Paket mit welchem Etikett als Nächstes gekennzeichnet wird. So können in einem Etikettierdurchgang gleich mehrere unterschiedliche Produkte gekennzeichnet werden.

Bluhm Systeme in Halle 1: Vorbeikommen lohnt sich! Der Kennzeichnungsanbieter aus Rheinbreitbach hat sich für alle seine Standbesucher mehr als ein Highlight einfallen lassen: z. B. eine Nachhaltigkeitswand mit Etiketten aus natürlichen Ressourcen. Diese zeigt, wie umweltgerechte Etikettierung mit speziellen Stein-, Gras- oder auch Zuckerrohr-Etiketten ermöglicht wird. Im BluhmTV-Bereich werden die Besucher unter anderem in die interaktive Welt von Bluhm Systeme entführt. Mithilfe einer VR-Brille werden sie vom Messestand in verschiedene Produktionshallen teleportiert, wo sie den Kennzeichnungssystemen direkt selbst bei der Arbeit zuschauen können … www.bluhmsysteme.com

Der Druckspender Legi-Air 2050 Linerless für geringe Batchgrößen und wechselnde Etikettenlängen.

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47 recht law

TERMINE __

05.–09.10.

10. 10.

21.–24.10.

KÖLN, DEUTSCHLAND

WIEN

RIAD, SAUDI-ARABIEN

ANUGA Köln Weltweit führende Ernährungsmesse für Handel, Gastronomie und Außer-Haus-Markt www.anuga.de

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30.10. WIEN

Seminar Krisenmanagement 2019 Verein foodalliance in Kooperation mit dem Fachverband der Lebensmittelindustrie www.dielebensmittel.at

8. f.eh-Symposium Nachhaltig essen. Ernährungsökologie – Ein Bildungsprozess

Saudi Agrofood Riad Fachmesse für Lebensmittel und Lebensmittelverarbeitung

www.forum-ernaehrung.at

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www.saudi-agriculture.com

13.–14.11.

07.–10.11.

MALMÖ, SCHWEDEN

SEOUL, SÜDKOREA

Cafe Show Seoul Internationale Fachmesse für Kaffee, Tee, Eiscreme, Getränke und Bäckereiprodukte www.cafeshow.com

Nordic Organic Food Fair Bedeutendste BioLebensmittelmesse im skandinavischen Raum www.nordicorganicexpo.com

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25.–27.11. WIEN

Green Foods Training: Energieeffizienz und Erneuerbare Energien in der Lebensmittel-Produktion www.aee-intec.at/greenfoods-training-v422

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HACCP 4.12.2019

Graz

DAS INTERNE AUDIT WORKSHOP PROBLEMMANAGEMENT 27.11.2019

10.12.2019

Graz

Graz

PESTMANAGEMENT 20.11.2019

Graz

IFS BROKER VERSION 3.0 16.10.2019

Wien

In Kooperation mit Quality Austria

Expertenwissen für die Praxis Wir sind Experten auf dem Gebiet Lebensmittelsicherheit und Betriebshygiene und agieren als österreichisches Kompetenzzentrum seit 1998 erfolgreich auf dem europäischen Markt. Mit der HYGIENICUMAkademie bieten wir in Kooperation mit namhaften Instituten wie der Quality Austria und dem imh Schulungen mit Praxismehrwert und Kundenorientierung. Unser Fokus liegt auf der einfachen Umsetzbarkeit der gelehrten Inhalte für wirksame Verbesserungen in Ihrem Unternehmen. Informieren Sie sich über unser vielfältiges Weiterbildungsangebot auf www.hygienicum-akademie.at.

akademie@hygienicum.at www.hygienicum.at Mitglied der

HYGIENICUM® AKADEMIE

Als Teil der GBA Gruppe, einer der führenden deutschen Analyselaboratorien und Servicedienstleister in den Bereichen Lebensmittel, Umwelt und Pharma, erweitern wir laufend unser Dienstleistungsportfolio, unsere Expertise und den Zugriff auf modernste Laborkapazitäten. Unsere Kunden sind für uns Partner, die wir begleiten. Der Nutzen ergibt sich aus der individuellen Erarbeitung von Lösungswegen zur Sicherung Ihrer Produkte. Kompetenz, Praxiserfahrung und unternehmerisches Denken für alles, was Lebensmittel ausmacht.


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