DIE ERNÄHRUNG
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Österreichische Zeitschrift für Wissenschaft, Recht, Technik und Wirtschaft
VOLUME 44 | 04 2020
So schmeckt Erfolg Seite 04
Entwicklungen im Bereich der Lebensmittelverarbeitung Seite 16
ABSTRACTED IN CHEMICAL ABSTRACTS ABSTRACTED IN SCOPUS
Höchste Qualität von der Saat bis zum Öl
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3 inhalt content
INHALT —
Liebe Leserin, lieber Leser,
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WIRTSCHAFT economy 04 So schmeckt Erfolg 08 Alte Äpfel statt frischer Erdbeeren 10 Digitale Brückenbauer 14 Projekt NGS zum Label Check
um am Lebensmittelmarkt erfolgreich zu sein, ist es entscheidend, am Puls der Zeit zu bleiben und neue Trends mitzugestalten. Aus diesem Grund haben wir diese Ausgabe von DIE ERNÄHRUNG dem Schwerpunkt Technologie und Innovation gewidmet.
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TECHNIK SPEZIAL technology special
In unserem CEO-Interview gibt Stephan Mölls, Geschäftsführer von esarom, Einblicke in die Innovationskultur eines international tätigen Familienunternehmens. Ein spannendes Projekt ist das „Haus des Geschmacks“, das Kunden in die Welt der Aromen eintauchen lässt. Der Entwicklung der Lebensmittelverarbeitung und Ernährungsversorgung geht Professor Emmerich Berghofer auf die Spur. Er präsentiert eine gelungene Analyse der letzten Jahre und wirft einen Blick in die Zukunft. Außerdem stellen Henry Jäger und Felix Schottroff neue Verfahrenstechniken zur Haltbarmachung von Lebensmitteln vor.
II IFS- und CAQ-Systeme IV Weniger Gewürzstaub VI Auf die inneren Werte achten! XII Empfehlungen zu Händehygiene
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WISSENSCHAFT science 16 Entwicklungen im Bereich der Lebensmittelverarbeitung und Ernährungsversorgung 22 Neue Verfahren 26 Biofilme sind potentielle Kontaminationsquellen in der lebensmittelverarbeitenden Industrie
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RECHT law 29 Wie die Rechtsangleichung in der EU funktioniert 34 Entscheidungsbesprechung: „Wo die wilden Schweine wohnen“ 25 Impressum
In den letzten Monaten haben wir viele positive Rückmeldungen zu unserem „Technik Spezial“ bekommen. Dafür ein herzliches Dankeschön. Auch in diesem Magazin finden Sie wieder inspirierende Beiträge aus den Technologieschmieden unserer Unternehmen. In diesem Sinne: Bleiben Sie innovativ!
Katharina Koßdorff
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SO SCHMECKT ERFOLG Interview DIE ERNÄHRUNG SPRACH MIT DI STEPHAN MÖLLS, EINEM DER GESCHÄFTSFÜHRER DER ESAROM GMBH, ÜBER DIE AUSWIRKUNGEN UND DIE BEWÄLTIGUNG DER CORONA-KRISE, DIE ROLLE VON AROMEN FÜR DIE LEBENSMITTEINDUSTRIE IM INLAND UND IM EXPORT, ÜBER TRENDS UND ENTWICKLUNGEN, DIE KOSTEN UNTERSCHIEDLICHER KENNZEICHNUNG, DIE BEDEUTUNG VON INNOVATIONEN UND DEN STANDORT ÖSTERREICH. OSKAR WAWSCHINEK
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ie Ernährung: Wie haben Sie in einem Unternehmen, das in mehr als 50 Ländern tätig ist, die Corona-Krise erlebt? Stephan Mölls: Wir waren früh vorbereitet durch unsere Verbindungen zu China und zu Wuhan im Speziellen – ein Mitarbeiter unserer Purchasing Unit hat sein Büro in Wuhan. Zu Beginn dachten wir noch an eine Logistik-Herausforderung, auch aus den Erfahrungen von Sars1 und Mers. Es wurde aber schnell klar, dass eine echte Pandemie daraus wird. Natürlich gibt es in einer solchen Situation eine gewisse Unsicherheit: Wie stark ist die eigene Branche, sind unsere Kunden betroffen? Wie ändert sich das Konsumverhalten? Wie reagieren die Exportmärkte? Was passiert, wenn es Krankheitsfälle im eigenen Unternehmen gibt? Viele Fragen, auf die wir rasch eine Antwort haben mussten. Welche Maßnahmen haben Sie gesetzt – weltweit und speziell in Österreich? Mölls: Die ersten Maßnahmen des abteilungs- und prozessübergreifenden COVID19-Teams zielten in Richtung Logistik. Die Versorgungssicherheit für unsere Kunden sicherzustellen, war oberstes Gebot. Dafür wurden nach Auswertung der Daten neue Ziele für
Lagerhaltung und Reichweiten erarbeitet und eine Strategie für die Beschaffung nach Regionen eingeführt. Intern wurden strenge Hygieneregelungen in einem COVID19-Handbuch veröffentlicht und geschult. Dafür konnten alle Werkzeuge des integrierten Managementsystems genutzt werden, um rasch das Management und die Mitarbeiter zu erreichen. Dies ist insbesondere wichtig, da diese Regelungen schnellstens an die veränderte Situation angepasst werden müssen. Inhalte des COVID19-Handbuchs umfassen Reise- und Kommunikationsregeln, Regelungen über Home office, Hygieneregeln, Regelungen über Trennung von Bereichen und Abteilungen sowie den Umgang mit externen Personen. Als im März der Lockdown kam, waren die esarom-COVID19-Regeln bereits im gesamten esarom-Team implementiert, die Infrastruktur für Homeoffice war aufgebaut, die Systeme für Online-Meetings intern und mit Kunden eingerichtet und geschult. Die Geschäftsleitung trifft sich regelmäßig zu Strategiemeetings, um das Geschäftsmodell und die Auswirkungen der Krise auf dieses zu beleuchten. Wir achten stark darauf, neben dem notwendigen kurzfristigen Reagieren auch die langfristigen Auswirkungen nicht aus den Augen zu verlieren.
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Welche Änderungen werden Sie voraussichtlich beibehalten? Mölls: Die Kommunikation face-to-face ist für unser Geschäftsmodell wesentlich. Aromen lassen sich nicht virtuell erklären und verkosten. Wir hoffen, sehr rasch wieder Projekte mit unseren Kunden gemeinsam live zu bearbeiten. Dennoch werden „Zoom“und „Teams“-Konferenzen in manchen Bereichen erhalten bleiben. So können wir hochspezialisierte Flavouristen und Produktentwickler zu Kundenbesuchen in fernen Ländern „dazuschalten“, um Fragen zu den Produkten zu beantworten oder die Kundenanforderungen besser zu verstehen. Auch im Bereich Sales wird das Digitale weiter eine größere Rolle spielen als früher – Online-Meetings werden die eine oder andere Dienstreise auch weiterhin ersetzen. Hybrid Selling – ein Mix aus digital und analog – sehen wir als Modell der Zukunft. Hat sich der Absatz durch die Krise verändert? Mölls: Wir merken Einbrüche bei Produkten, die stark in der Gastronomie und im Tourismus positioniert sind. Am Anfang der Krise waren die Panikkäufe spürbar. Nun hat sich der Absatz auf niedrigem Niveau erfangen. Die Um-
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satzverluste aus dem Lockdown können natürlich nicht „nachkonsumiert“ werden. Die Konsumenten vertrauen auf gewohnte Produkte. Wenig Experimentierfreudigkeit, wenig Lust auf Neues. Neben dem logischen Schwerpunkt Gesundheit bleiben „regional“ und „natürlich“ die Megatrends. Wie entwickeln sich aus Ihrer Sicht die Märkte jetzt? Mölls: Die Unternehmen sind natürlich vorsichtig bei ihren Investitionen: Weniger Innovationen und auch schmale Lagerhaltung. Letzteres fordert rasche Reaktion, flexible, kurzfristige Lieferfähigkeit in puncto Timing, Liefermenge, Gebindegröße. Man merkt eine starke Verunsicherung hinsichtlich der mittelfristigen Entwicklung. Wichtig wäre es, die Pandemie als normalen Lebensbegleiter zu akzeptieren und sich darauf einzustellen, mit ihr eine Zeit zu leben. Wer das am besten schafft, wird erfolgreich sein. Grundsätzlich gehen wir von einer leider nicht dynamischen, aber doch stabilen Entwicklung der Märkte aus.
Welche kommunikativen Schwerpunkte setzen Sie? Das „Haus des Geschmacks“ versucht, Ihren Kunden einen Zugang zur Welt der Aromen zu bieten …
person
Zur Person — DI Hans Stephan Mölls Geboren: 26.08.1968 Beruf: Geschäftsführender Gesellschafter der esarom GmbH Ausbildung: Gymnasium De la Salle Schule, Strebersdorf, Matura 1986 HBLA Kolleg technische Chemie Rosensteingasse Universität für Bodenkultur, Lebensmittel- und Biotechnologie Berufliche Tätigkeiten während des Studiums: 1988–1994 Zander und Gohl
Beruflicher Werdegang: 1995 Haarmann und Reimer, Deutschland Seit 1996 esarom gmbH gewerberrechtlicher Geschäftsführer seit 2003 esarom gmbH Geschäftsführung Privat: Verheiratet mit Birgit Mölls (Kräuterpädagogin) Kinder: Moritz (17), Johanna (16) Hobbys: Sport, Bienen, Architektur, Essen und Trinken
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© MARIANNE SCHNITZLER
Worin sehen Sie die Herausforderungen für die Branche insgesamt und für Ihr Unternehmen im Speziellen? Aromen haben in der Gesellschaft keine hohe Reputation … Mölls: Aromen sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Lebensmittelindustrie. Die geringe Reputation kommt wahrscheinlich aus Unwissenheit. Es gibt keine sichereren Produkte als Aromen. Zudem ermöglichen wir, dass Lebensmittel wohlschmeckend, kostengünstig und sicher für viele Menschen hergestellt werden können – und tragen daher auch zum Wohlstand der Menschen bei. Die Herstellung der Aromen unterscheidet sich oft nicht stark vom haushaltsmäßigen oder gewerblichen Aromatisieren und Würzen. Nur insofern, dass standardisiert und nach (geheimen) Rezepturen gearbeitet wird, damit ein gleichbleibender Geschmack, den sich der Konsument erwartet, wenn er im Supermarkt einkauft, garantiert ist.
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Mölls: Unsere Kunden tauchen im esarom House of Taste in die Welt des Geschmacks ein. Hier ist der gute Geschmack zuhause. Wir reden über Geschmack, wir trainieren Geschmack, wir machen Geschmack erlebbar. Das House of Taste ist der Ort, an dem wir uns mit unseren Kunden über Trends und Marktentwicklungen austauschen, gemeinsam Ideen kreieren und die Produkte von morgen entwickeln. Produkte für den Erfolg unserer Kunden. Das ist unser Ziel. Wo sehen Sie Chancen für Innovationen? Mölls: Innovationen machen Sinn, wenn sie Bedürfnisse stillen oder so begeistern, dass daraus ein Bedürfnis wird. Innovationen werden auch durch neue Rohstoffe, neue Technologien ermöglicht. Wir schauen sowohl auf Möglichkeiten (Rohstoffe, Technologien) als auch auf Herausforderungen (Bedürfnisse von Produzenten, Konsumenten). Branchenübergreifende Megatrends sind eine gute Leitlinie, die auf Food und Beverage Trends heruntergebrochen und in Produktkonzepten umgesetzt werden. In zwei Megatrends sehen wir besonders große Chancen für Innovationen: Gesundheit und Nachhaltigkeit. Mindful choices im Sinne von Good for me und Good for the planet. Konkreter: Good for me = Reduktion von Ingredients, die uns in größeren Mengen nicht guttun – in unseren Geschäftsfeldern ist das vor allem Zucker. Auch den bewussteren Umgang bis hin zum Verzicht z. B. von Alkohol spüren wir deutlich im Getränkebereich. Good for me bedeutet auch mehr von Ingredients, die unser Wohlbefinden fördern, die uns gesund sein und gesund fühlen lassen. Angesagte Themen sind die Stärkung des Immunsystems, Darmgesundheit, die Unterstützung von Gehirn- und Gedächtnisleistung. An Bedeutung gewinnen wird das Thema Rekreation/ Regeneration: wohlschmeckende und wohltuende Nahrungs- und Genussmittel, die uns unterstützen, die täglichen Herausforderungen zu meistern und uns rasch wieder in den Ruhepuls bringen – Stichwort Adaptogene. Good for the planet meint unter anderem den Umgang mit Rohstoffen, Wertschöpfung in Kreisläufen, Wertschöpfung aus Foodwaste bzw. das, was ERNÄHRUNG | NUTRITION
bisher entsorgt wurde, zu wertvollen Rohstoffen aufbereiten. Das WOHER und das WIE rücken immer stärker in den Fokus. Menschen schätzen es immer mehr, wenn Unternehmen es ihnen leicht machen, das Richtige zu tun im Sinne von Good for me und Good for the planet. Welche technologischen Veränderungen hat es in den letzten Jahren gegeben? Was könnte noch gelingen? Mölls: Die technologischen Verbesserungen der letzten Jahre zielen auf die Vermeidung von überflüssigen Bestandteilen. Die Reduktion von Zusatzstoffen wie Konservierungsmittel und Stabilisatoren oder von in Verruf geratenen Lebensmittelbestandteilen wie Gluten, Lactose, tierischen Bestandteile usw. können durch verbesserte Verfahren und Rezepturen in einigen Fällen umgesetzt werden. In Zukunft könnten vermehrt Nebenströme der Lebensmittelproduktion – früher Abfall oder Kompost – ver-
factbox esarom gmbh
1946 GEGRÜNDET EIGENTÜMERGEFÜHRTES FAMILIENUNTERNEHMEN
Produktion von rund 12.000 Tonnen Geschmacksgrundstoffen, Aromen und Essenzen für die Lebensmittelindustrie weltweit
ÜBER 80 % EXPORTANTEIL IN ÜBER 35 LÄNDERN DER WELT PRÄSENT 300 Mitarbeiter aus 22 Nationen arbeiten und entwickeln unter den Aspekten Regionalität und Herkunft UMSATZ 74 MIO. EURO (ESAROM ÖSTERREICH 50 MILLIONEN EURO, MIT TOCHTERGESELLSCHAFTEN IM AUSLAND RUND 74 MILLIONEN)
wendet werden, um daraus hochwertige natürliche Aromen zu gewinnen. Aromen spielen in vielen Produktgruppen eine wichtige Rolle. Wohin geht der Trend? Mölls: Natürlichkeit ist ein großes Thema. Aromen, passend für Bio-Produkte, ist in Zentraleuropa ein Thema, topaktuell durch die kommende neue Bio-Verordnung. Gute Klassiker mit authentischem Geschmacksprofil entsprechend der Region – Apfel-Aroma für Österreich braucht ein anderes Geschmacksprofil als Apfel-Aroma für Kasachstan. Lokale Geschmäcker, herkunftsbezogene Geschmäcker wie Spanische Orange, Steirischer Apfel. Frucht in Kombination mit Botanicals – Gewürzen, Wurzeln, Kräutern, Blüten. Auch mal etwas Außergewöhnliches, wie ein Erfrischungsgetränk mit dem Geschmack von Himbeer-Kakaoschale oder ein Energy Drink mit dem Geschmack von Apple Pie. Konsumenten lieben Klassiker, wollen aber auch Abwechslung und immer wieder mal was Neues, Anderes. Welche Bedeutung haben im Unternehmen Qualitätsmanagement und Zertifizierungen? Mölls: Wir leben ein integriertes Managementsystem – alle Bereiche des Unternehmens sind darin abgebildet. Die Mitarbeiter haben dadurch einen guten Überblick über Zuständigkeiten und Prozesse. Gerade in so speziellen Zeiten wie jetzt (Pandemie) zeigt sich, ob die Management-Systeme funktionieren oder an ihnen „herumgearbeitet“ wird. Bereiche des integrierten Managementsystems, die vor allem unsere Kunden interessieren, lassen wir durch externe Zertifizierungsinstitute nach anerkannten Normen prüfen. Zertifizierungen machen dann Sinn, wenn Kunden, Lieferanten, Eigentümer und andere Stake holder dadurch die Sicherheit haben, dass die Dinge richtig gemacht werden. Wenn alle diese Punkte in zusätzlichen Einzelaudits nach firmenspezifischen Normen und Anforderungen extra geprüft werden, verlieren die Zertifizierungen an Sinnhaftigkeit. Wie sehen Sie die Diskussion um Zucker und Aromen im Allgemeinen und bei
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alkoholfreien Erfrischungsgetränken im Besonderen (Near Water)? Mölls: Einerseits sollten wir uns nicht zu einer Lust- und Lebensfeindlichkeit verleiten lassen und alles, was gut schmeckt, automatisch als ungesund ansehen – das macht keinen Spaß und ist (wahrscheinlich) nicht gesund. Auf der anderen Seite haben wir natürlich eine Verantwortung als Industrie. Die Zuckergehalte von alkoholfreien Erfrischungsgetränken sind in den letzten 10 Jahren in Österreich um ca. 20% gesunken und dennoch schmecken sie erfrischend und trinkfreudig wie nie zuvor. Wir haben da bisher gute Leistungen erbracht. Der Weg ist aber sicher noch nicht am Ende. Welche Kosten verursachen unterschiedliche Vorschriften bei Kennzeichnung etc. in verschiedenen Märkten? Was würden Sie sich wünschen? Mölls: esarom hat einen Exportanteil von rund 80%. Unterschiedliche Vorschriften in verschiedenen Ländern sind für uns das tägliche Brot. Die global teilweise sehr unterschiedlichen Regelungen im Aromen- und Kennzeichnungsrecht in den einzelnen Ländern und Regionen sind sehr herausfordernd und verursachen natürlich einen großen Aufwand in der Verwaltung, Dokumentation und Weiterbildung. Erwähnt seien allein nur die verschiedenen nationalen Positivlisten für Aromastoffe, die in den vergangenen Jahren entstanden sind und von Land zu Land abweichen können, aber auch die unterschiedlichen Interpretationen einzelner Mitgliedstaaten bei „harmonisierten“ europäischen Verordnungen. Die Komplexität ist enorm. Eine Harmonisierung ist jedenfalls wünschenswert und würde vieles leichter machen. Andererseits können wir mit unserer Kompetenz unsere Kunden unterstützen. Sehr wichtig und hilfreich ist für uns die enge Zusammenarbeit und Unterstützung durch nationale, europäische und internationale Verbände. Wie hoch ist aus Ihrer Sicht die Bedeutung des Exports – speziell für den Standort Österreich? Mölls: Die Exportwirtschaft ist das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft. Die gesamte Lebensmittelindustrie ist hier sehr erfolgreich. Wir haben
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wirtschaft economy
in Österreich eine lange Tradition in der Herstellung von hochqualitativen Lebensmitteln. Made in Austria hat ein positives Image und steht für Qualität, der man vertrauen, auf die man sich verlassen kann. Wir brauchen den Export, denn alleine mit dem kleinen Markt Österreich kann ein notwendiges Wachstum nicht stattfinden, um alle neuen Technologien, Trends usw. umzusetzen. Wir sehen mittlerweile den gesamten zentral- und osteuropäischen Raum als unseren Heimmarkt. In rund 35 Märkten aktiv zu sein bringt einen hohen Grad an Komplexität mit sich, aber wir profitieren auch durch die Anforderungen aus den unterschiedlichen Märkten und lernen täglich dazu. Dieses Wissen hilft uns, unsere Kunden in allen Ländern besser zu beraten. Und die geographische Breite bringt auch Risikostreuung – im Nicht-Pandemie-Fall. Sie haben in Österreich die Standorte diversifiziert. Was hat sich bewährt? Mölls: Der zweite Standort war eine Notwendigkeit, da am alten Standort kein Platz mehr zur Verfügung war. Kosten, Logistik und Kommunikation leiden naturgemäß darunter. Wir konnten jedoch durch eine Reihe von Maßnahmen und Optimierung der Prozesse die Nachteile limitieren. In der Corona-Krise hat sich die Teilung sogar als Vorteil erwiesen, da wichtige Bereiche redundant organisiert werden konnten. Somit konnte Versorgungssicherheit gewährleistet werden. Welche Bedeutung hat für Sie der Standort Österreich insgesamt? Welche Vorteile, welche Probleme sehen Sie? Mölls: Wir leben in einem demokratischen Rechtsstaat, wir leben in einem der lebenswertesten und schönsten Länder der Welt. Daher sind wir auch für
internationale Spezialisten ein interessanter Arbeitgeber. Unsere Kunden in aller Welt schätzen die hohe Qualität der österreichischen Produkte. Der hohe Grad an Regulierungen und der damit zusammenhängende Aufwand für Administration und die hohen Steuerbelastungen hemmen andererseits das Wachstum. Was würden Sie sich von der Bundesregierung wünschen? Mölls: Ich beneide die Bundesregierung nicht, in einer so schwierigen Zeit das Land zu führen. Die rasche Hilfe der Regierung in der Pandemie war sicherlich wichtig und hat verhindert, dass es zu einem Chaos kommt. Man muss aber jetzt aufpassen, dass unser wirtschaftliches und gesellschaftliches Immunsystem durch zu lange Gabe der „Koste es, was es wolle“- Spritze nicht Schaden nimmt. Es müssen Maßnahmen gesetzt werden, die den Menschen die Zuversicht und den Glauben an die Zukunft zurückgeben. Die Regierung hat uns durch Verteilung unserer Steuermittel geholfen, jetzt ist aber die Initiative jedes Einzelnen gefragt, um unsere Wirtschaft wieder flott zu bekommen. Was ist Ihr Lieblingsgericht? Mölls: Auch wenn man es mir nicht ansieht – ich esse für mein Leben gerne! Eine Leibspeise zu nennen, wäre fast eine Beleidigung für alle anderen Gerichte. Ich mag gute Qualität und habe das Glück, eine Frau zu haben, die sich mit Kräutern auskennt und ausgezeichnet kocht. Spontan fällt mir ein frischer Sommersalat aus eigenem Garten mit verschiedenen Wildkräutern ein. Danach kann ich voller Freude einen Fruchteisbecher mit Waffeln löffeln und am Nachmittag ein Tonic mit Eiswürferl und einer Scheibe Limette genießen.
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8 kommentar comment
ALTE ÄPFEL STATT FRISCHER ERDBEEREN Kommentar SOLLTE DAS VORHABEN, DIE SELBSTVERSORGUNG MIT LEBENSMITTELN ALS STAATSZIEL IN DER BUNDESVERFASSUNG ZU VERANKERN, REALISIERT WERDEN, DROHT EINE MÄNGELORIENTIERTE PLANWIRTSCHAFT. STEFAN BROCZA
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ereits Mitte Juni präsentierte der NÖ Bauernbund seine neue Kampagne „Für Dich, für Alle, für Österreich“. Ziel der Kampagne ist es, die Bedeutung der Leistungen der heimischen Landwirtschaft in den Vordergrund zu stellen und die Selbstversorgung mit heimischen Lebensmitteln schlussendlich als Staatsziel in der Verfassung zu verankern. Sie soll nun im Herbst fortgesetzt werden. Das grundsätzliche Problem dieses Selbstversorgungsplans, der auch von der Bundesregierung proaktiv unterstützt wird: Österreichs landwirtschaftliche Produktion ist längst in einen hochgradig grenzüberschreitenden Produktionsverbund integriert. Ein Herauslösen und Umschwenken auf eine Art „Sei-dir-selbst-Genug“-Kantönligeist ist faktisch nicht mehr machbar und wäre sowohl ökonomisch wie auch versorgungstechnisch unsinnig. Laut Statistik Austria produzierte die österreichische Landwirtschaft im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2018/19 rund 4,8 Mio. t Getreide, 728.000 t Obst, 634.500 t Gemüse, 697.900 t Kartoffeln, 386.900 t Ölsaaten, 2,15 Mio. t Zuckerrüben und 2,75 Mio. hl Wein. Der Grad der Eigenversorgung erreichte bei Wein 108%, bei Getreide 87%, bei Kartoffeln 83%, bei Obst 59%, bei Gemüse 54%, bei Ölsaaten 48% und bei pflanzlichen Ölen 28%. Beim Lieblingsgemüse der Österreicher liegt die inländische Produktion übrigens bei gerade einmal 20%. Bei Äpfeln bei 88%,
bei Birnen 72% und bei Erdbeeren bei gerade 39%. Nicht viel anders sieht es im tierischen Sektor aus: Im Kalenderjahr 2019 wurden von der heimischen Landwirtschaft an tierischen Produkten 910.300 t Fleisch, 3,82 Mio. t Milch, 2,09 Mrd. Stück Eier und 4.400 t Fisch produziert. Der Inlandsverbrauch betrug 832.600 t Fleisch (93,8 kg pro Kopf), 729.600 t Trinkmilch (82,2 kg pro Kopf), 2,15 Mrd. Stück Eier (242 Stück pro Kopf) und 69.900 t Fisch (7,9 kg pro Kopf). Der Grad der Selbstversorgung erreichte bei Käse (inkl. Schmelzkäse) 113%, bei Fleisch 109%, bei Eiern 86% und bei Butter 69%. Will die Bundesregierung die Ernährung der Österreicher und Österreicherinnen nicht auf Wein, Käse und Fleisch beschränken, müssen wohl oder übel landwirtschaftliche Betriebe dazu gebracht werden, in Hinkunft andere (weniger lukrative) Dinge zu produzieren. Es hat aber einen Grund, warum sich die Produktion in Österreich so entwickelt hat wie sie sich aktuell darstellt: Die jüngste Einkommensanalyse der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe zeigt nämlich, dass nur so genannte Veredlungsbetriebe nennenswerte Einkommenszuwächse erzielen können, nämlich immerhin beträchtliche 33,4 Prozent plus im Vergleich zu 2018. Dauerkulturbetriebe hingegen zählen zu den großen Verlierern: minus 35,8 Prozent (im Vergleich zu 2018). Das Einkommen der landwirtschaftliche Gemischtbetriebe (u.a. mit Direktvermarktung, Heuriger, Urlaub
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am Bauernhof) stieg im selben Jahresvergleich im Schnitt um 6,1 Prozent. Warum sollte also jemand seinen eingeschlagenen Weg ändern? Warum sollte ein bis jetzt erfolgreicher Agrarbetrieb seine Produktion umstellen und stattdessen wieder simple Ausgangsproduktion betreiben? Man kann sich nur schwer vorstellen, dass zur Umsetzung des Staatsziels „Selbstversorgung“ etwa Landwirtschaftsministerin Köstinger als quasi-Kolchosenmeisterin durchs Land zieht und entscheidet, welcher Bauer in Zukunft was zum Wohle des Staates zu produzieren hat. Es wäre aber auch mehr als illusorisch zu glauben, dass man mit solch einem verfassungsrechtlich abgesicherten Staatsziel zusätzliche Flächen für eine agrarische Nutzung
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Stefan Brocza
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(wieder) erschließen könnte und auf diese Art und Weise einfach die Produktion ausweitet. Ganz zu schweigen davon, dass allein solch ein Vorhaben allen Beschlüssen einer EU-weiten gemeinsamen Agrarpolitik widersprechen würde. Selbst die jüngste Aussage von Köstinger, dass man dann im Winter eben keine spanischen Erdbeeren, sondern stattdessen österreichische Äpfel essen soll, klingt nicht wirklich umsetzbar und steht zudem natürlich mit EU-Recht auf dem Kriegsfuß. Aber offensichtlich ist die Bundesregierung um jeden Preis gewillt, die Situation der ÖVP-Kernwählerschicht Bauern zu verbessern. Daher wurde auch bereits im Mai ein „Regionalgipfel“ mit den Chefs der großen Supermarktkonzerne abgehalten, mit dem Ziel, Preise für heimische Pro-
Brocza:
… wenn es kein Obst gibt, wird eben Obstler getrunken!
dukte (künstlich) hoch zu halten. Dass die Bevölkerung gerade in Krisenzeiten eher leistbare als regionale Lebensmittel braucht, interessiert dabei nicht. In die selbe Richtung gehen auch Bestrebungen, unter dem Deckmantel des Klimaschutzes Lebensmittel und Agrarprodukte mit einer Art CO2-Steuer für ihren Transport nach Österreich zu belegen. Auch hier hat man den Eindruck, dass die Mitglieder der Bundesregierung das Konzept eines freien EU-Binnenmarkts auch nach 25 Jahren EU-Mitgliedschaft noch immer nicht verinnerlicht haben: Innerhalb der EU sind solche handelsbeschränkenden Maßnahmen nicht erlaubt und für Produkte, die in die EU importiert werden, liegt die Zuständigkeit bei der EU-Kommission. Wie realitätsfern all dies ist, zeigte leider auch die jüngste Rede von Bundeskanzler Kurz am 28. August. Darin wurde ausgeführt, dass die Vernetzung der internationalen Wirtschaft zwar weiter bestehen bleibt, da es niemals möglich sein wird, alle Teile für ein komplexes (industrielles) Produkt an nur einem Ort zu produzieren und Österreich als exportorientiertes Land ein Profiteur dieser international vernetzten Wirtschaft sei. Gleichzeitig führte er aber auch aus, dass es durchaus
Bereiche gäbe, in denen es möglich und wünschenswert ist, einfach österreichische Produkte zu kaufen und regional zu konsumieren. Als Beispiel nannte er regionale, österreichische Lebensmittel. Offensichtlich wurde der Bundeskanzler nur mangelhaft über fehlende inländische Produktion informiert – oder er verfügt über ein eigenwilliges Substitutionsverständnis: Wenn es kein Obst gibt, wird eben Obstler getrunken! Dass es mit der ausschließlichen Verwendung heimischer Agrarprodukte jedenfalls nicht immer so einfach ist, musste im Juni selbst der NÖ Bauernbund feststellen: Als besondere Werbeform ersann man nämlich ein Plakat, das mit den saisonalen Anbau- und Produktionsschritten der Bauern „mitwächst“. Dafür wurde ausgerechnet „isländisches Moos“ – zudem nicht einmal aus heimischem Anbau – auf der Plakatfläche appliziert. Erst als man gefragt wurde, ob es nicht widersinnig wäre, mit „isländischem“ Moos Werbung für österreichische Regionalprodukte zu betreiben, wurde das Plakat kurzerhand demontiert und eingestampft. Ob das im Sinne des bereits verankerten Staatsziels der „Nachhaltigkeit“ war, könnte man hinterfragen. Stefan Brocza ist Experte für Europarecht und internationale Beziehungen. Für die Österreichische Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) hat er den Policy-Brief „Was unterscheidet eigentlich ‚Tiroler Speck‘ von ‚Südtiroler Speck‘?“ verfasst.
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DIGITALE RÜCKENBAUER B Interview DIE ERNÄHRUNG SPRACH MIT DEM GESCHÄFTSFÜHRER VON GS1 AUSTRIA, MAG. GREGOR HERZOG, ÜBER DIE VORTEILE VON WELTWEITEN STANDARDS FÜR LEBENSMITTELHERSTELLER, ELEKTRONISCHES STAMMDATENMANAGEMENT, LOGISTIKHERAUSFORDERUNGEN UND RÜCKVERFOLGBARKEIT IM LICHTE DER DISKUSSION ÜBER HERKUNFTSKENNZEICHNUNG SOWIE DEN DIGITALISIERUNGS SCHUB, DER DURCH DIE CORONA-KRISE WEITER VORANGETRIEBEN WURDE. OSKAR WAWSCHINEK
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ie Ernährung: Was genau tut GS1? Gregor Herzog: Wir sind Informationslogistiker und bieten eine Datendrehscheibe für die Konsumgüterbranche. Einerseits geht es um Standards, die die Kommunikation zwischen Partnern erleichtern, andererseits um Stamm- und Bewegungsdaten sowie Rückverfolgbarkeit. Wir sind quasi digitaler Brückenbauer für Identifikation, Information und Prozesse zur Steigerung der Effizienz im Unternehmen. Welche Unternehmensbereiche gibt es und welchen Anteil am Gesamtumsatz machen diese aus? Herzog: Wir haben vier Geschäftsbereiche: GS1 Austria GmbH arbeitet an der Weiterentwicklung und Neudefinition von Standards. Die Tochterfirma Editel Austria GmbH wiederum ist ein internationaler EDI-Dienstleister (Electronic Data Interchange) für die Optimierung von Supply Chain Prozessen unterschiedlichster Unternehmen und Branchen, die vor allem in Zentral- und Osteuropa sehr stark ist. Die Plattform ECR Austria verbessert seit 25 Jahren gemeinsam mit Händlern und Herstellern die Geschäftsprozesse entlang der Supply Chain. Der Logistikverbund-Mehrweg ist eine Platt-
form mit dem Ziel, Ineffizienzen beim Einsatz von Mehrweg-Ladungsträgern und Mehrwegtransport-Verpackungen wie Kisten, Paletten etc. zu vermeiden.
aber Stammdaten weltweit elektronisch zur Verfügung stehen müssen, steigen naturgemäß die Kosten je nach Ausbautiefe der Möglichkeiten.
Wie viele Mitarbeiter sind für G S1 Austria tätig und welchen Umsatz macht das Unternehmen? Herzog: Für GS1 Austria sind es rund 45 Mitarbeiter. Wenn man beim Umsatz alle Bereiche dazunimmt, sind es rund 5 Millionen.
Hat sich für Sie durch die Corona-Krise das Geschäftsmodell geändert? Welche organisatorischen Veränderungen haben Sie in der Krise gesetzt? Herzog: Aus der Corona-Krise sind wir mit einem hellblauen Auge hervorgegangen. Wir hatten keine signifikanten Einbußen – im Gegenteil, viele Unternehmen kamen aktiv auf uns zu, um ihre Geschäftsprozesse stärker zu digitalisieren. Wir ändern aber deshalb unsere Preispolitik nicht, weil wir eben nicht gewinnorientiert sind. Gerade die Lebensmittelindustrie ist sehr konjunkturrobust und hat sich gerade in der Krise bewährt. Es wurde auf Hochtouren gearbeitet und alles hat funktioniert, was auch uns freut, weil es zeigt, dass unsere Systeme gut aufgesetzt sind. Intern waren wir gut aufgestellt, weil wir schon im September des Vorjahres unsere Prozesse und Abläufe virtualisiert hatten und daher auf Knopfdruck auf mobile Arbeitsweise bzw. Homeoffice umstellen konnten. In gewissen Bereichen, in denen externer Kundenkontakt sehr wichtig ist, wie bei Projekten und Branchenlösungen, gab es mehr
GS1 Austria ist eine Tochter der Wirtschaftskammer (WKO) und eine Non-Profit-Organisation. Wie kann man sich das vorstellen? Herzog: Da bei Etablierung weltweiter Standards eine sehr starke Position für den oder die Betreiber entstehen könnte, wurde schon in den 70er Jahren des vorigen Jahrtausends vereinbart, dass grundsätzlich jede Organisation, die das weltweite Nummernsystem GS1 lizensiert, nicht gewinnorientiert arbeiten darf. Daher hat die WKO das Unternehmen gegründet – sie trägt das Risiko, kann aber keinen Gewinn, sondern nur Kostendeckung erwarten. Das unterstützt also die Unternehmen, für die wir arbeiten. Die Kosten für ganz einfache Artikel-Auszeichnungen beginnen bei rund 100 Euro im Jahr. Wenn
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Zur Person — Mag. Gregor Herzog, MBA Geschäftsführer GS1 Austria
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npassungsbedarf beim Umstieg auf die A neuen elektronischen Möglichkeiten. Welche Services umfasst GS1 Austria? Herzog: Wir bieten Services für Stamm-, Bewegungs- und Rückverfolgbarkeitsdaten. Die Stammdaten eines Produkts sind meist statisch, wie zum Beispiel der Inhalt oder Bilder. Die Standardisierung umfasst bei Bildern z. B. Aspekte wie Pixelzahl, Freistellung etc. In GS1 Sync werden diese Daten verwaltet, die von Lebensmittelhändlern national und international, stationär sowie für Webshops genutzt werden können. Wichtig ist das bei saisonalen Produkten wie im Mopro-Bereich, wo es saisonale Joghurts gibt. Die Bilder von Produktpaletten in Flugblättern werden aber immer noch extra geshootet. GS1 EDI verarbeitet dynamische Transaktionsdaten wie Bestellung, Lieferschein, elektronische Rechnung etc., die im B2B-Bereich wichtig sind. GS1 Trace ermöglicht die chargengenaue Rückverfolgbarkeit eines Produkts entlang der Wertschöpfungskette. Damit kann man sagen, wer, was, wann, wo und wie mit einem Produkt gemacht hat. Welche weltweit eindeutigen GS1 Identifikationsnummern bieten Sie an?
Herzog: Das GS1 System beruht auf weltweiter Standardisierung, was Handelsbeziehungen in Zeiten der Globalisierung stark vereinfacht bzw. zum Teil erst ermöglicht hat. Die Basis bilden die weltweit eindeutigen GS1 Identifikationsnummern für Artikel (GTIN), Standorte (GLN) oder Versandeinheiten (SSCC). Diese werden in Strichcodes zur automatisierten Erfassung verschlüsselt und im Stammdatenmanagement (GS1 Sync), für die Rückverfolgbarkeit (GS1 Trace) und auch im elektronischen Datenaustausch (GS1 EDI) eingesetzt. Welche Vorteile bieten diese Lösungen für Lebensmittelhersteller? Herzog: Die digitalen Lösungen geben Sicherheit und eröffnen viele Möglichkeiten auch im Export. Denn die GS1-Daten sind durch unser Qualitätsmanagement geprüft und geben Händlern und Lieferanten Sicherheit. Das ist ähnlich wie eine Zertifizierung durch GS1. Da z. B. Edeka falsche Daten pönalisiert, spart das auch Geld. Und was wäre das Alternativszenario? Da wäre für jeden Handelspartner ein eigenes System der Datenaufbereitung (Artikelpass) zu betreuen, was hohe Personalkosten im Unternehmen bedeuten würde.
Seit Juli 2009 ist Mag. Gregor Herzog (53), MBA, Geschäftsführer der Standardisierungsorganisation GS1 Austria GmbH mit Sitz in Wien. Sein Hauptaugenmerk richtet er in dieser Funktion auf die Entwicklung zeitgemäßer Lösungen, die darauf abzielen, die Standards noch intensiver als bisher einzusetzen. Optimierte Wertschöpfungsketten in möglichst vielen Branchen mit klaren Win-win-Situationen für alle Beteiligten stehen am Ende dieser Überlegungen. Aktuell ist neben Rückverfolgbarkeitslösungen der Austausch von Produktstammdaten inklusive Bildern im Fokus. Lösungen für das Gesundheitswesen und eGovernment stehen ebenfalls auf der Zukunftsagenda von GS1. Davor war Herzog Fachverbandsgeschäftsführer der Hotellerie und Freizeitbetriebe und zuletzt Leiter der Stabsstelle Strategie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). In dieser Funktion verantwortete der studierte Handelswissenschaftler unter anderem die strategische Planung und Koordination für die WKÖ und die Gesamtorganisation. Als Chief Information Officer war er seit dem Jahr 2005 für die strategische Planung und das Sourcing der Informations- und Kommunikationstechnologie im In- und Ausland verantwortlich. Privat zieht es Herzog, den verheirateten Vater von drei Kindern, in die Natur: Beim Bergsteigen, Skifahren und Laufen findet er Entspannung und Erholung.
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Die Lebensmittelindustrie hat einen Paradigmenwechsel erlebt. War früher sehr oft die Meinung zu hören: „Ich will Herr meiner Daten sein und alles bei mir haben“, hat sich die Sichtweise geändert. Denn durch die Qualitätskontrolle und die anschließende Speicherung im Stammdatenpool wurden Erscheinungen gestoppt, dass Privatpersonen begonnen hatten, Artikeldaten zu sammeln und im Netz zu publizieren. Da ist unsere Lösung besser. Aber auch teuer und aufwändig? Herzog: Natürlich ist ein Umstieg schwierig. Wir haben erlebt, dass in Unternehmen die relevanten Daten aus bis zu sechs verschiedenen Quellen bzw. Systemen zusammengetragen werden mussten. Jetzt läuft alles einheitlich in Warenwirtschaftssystemen. Am Ende spart das Geld und Zeit. Und bei der hohen Exportorientierung der österreichischen Lebensmittelindustrie kommt noch ein weiterer Vorteil dazu: Die Daten sind weltweit vereinheitlicht und somit leicht national und international mit allen Händlern nutzbar. Zum Beispiel war die Bereitstellung der Daten für den Export eines bekannten Produkts in rosa Verpackung nach Australien mit einem Knopfdruck erledigt. Auch für Webshops sind die Daten nutzbar. Die Lebensmittelinformationsverordnung hat da die Vereinheitlichung stark unterstützt. Käufern von Lebensmitteln ist vielleicht der Strichcode auf der Verpa-
ckung schon einmal aufgefallen. Was steckt dahinter? Herzog: Strichcodes stammen aus den 60er/70er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Sie sind robust und funktionieren gut, brauchen aber viel Platz auf Verpackungen. Die 13-stellige Ziffer codiert Land, Unternehmen, Artikelnummer und hat am Ende eine Prüfziffer. Es gäbe aber bessere Lösungen. Welche zum Beispiel? Herzog: Digitale Wasserzeichen, QR-Codes und RFID (radio-frequency identification) wie bei Liftkarten, um ein paar zu nennen. Die Vorteile wären mehr Informationen zum Produkt, wie ein Mindesthaltbarkeitsdatum speichern zu können. Das Problem ist, dass es Kosten verursacht, die in Relation zum Produkt stehen müssen. Und die Produktionsanlagen müssen umgerüstet werden. Ein Beispiel: Bei einer teuren Jacke zahlt sich ein RFID-Chip aus, weil er auch als Diebstahlssicherung genutzt werden kann. Bei einem Joghurt um 40 Cent hingegen werden die Deckel offset bedruckt. Da zahlen sich die Mehrkosten nicht aus. Politisch brisante Themen sind Rückverfolgbarkeit und seit einiger Zeit Herkunftskennzeichnung. Wie geht GS1 mit diesen Fragen um? Herzog: Wir sind Dienstleister und bieten Lösungen für unsere Kunden an. Gerade bei dieser Frage ist es zunächst wichtig, zwischen Herkunft und Rückverfolgbarkeit zu unterschei-
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den. Die Herkunft ist relativ einfach darzustellen, besonders bei Monoprodukten wie Mehl, eher schwierig hingegen bei komplexen Produkten wie der oft zitierten Tiefkühlpizza. In der Diskussion fehlt auch die Definition des häufig verwendeten Begriffs „Regionalität“. Sind da Staatsgrenzen gemeint, Kreise im Abstand von wie viel Kilometern um eine namensgebende Region oder ein einzelner Landwirt bzw. Verarbeiter? Wie geht man z. B. mit Trinkmilch um, die von verschiedenen Landwirten gesammelt und beim Transport im Tankwagen unweigerlich vermischt wird? Da fehlt es noch an Klarheit. Rückverfolgbarkeit hingegen ist sehr komplex, weil jeder einzelne Schritt, selbst wenn er in verschiedenen Unternehmen der Wertschöpfungskette und an verschiedenen Orten passiert, dokumentiert sein muss. Dazu braucht es globale Standards, Rechteverwaltung und funktionierende Schnittstellen. International gibt es schon umgesetzte Systeme, bei Wein und Seefisch zum Beispiel. Da steht auf der Packung das Fanggebiet, der zoologische Name und sogar der Name des Schiffs. Die Frage ist: Macht ein Kunde seine Kaufentscheidung für eine Packung von diesen Informationen abhängig? Welche Daten werden für die Rückverfolgbarkeit gespeichert? Herzog: Nehmen wir als Beispiel eine Schweinehälfte. Da werden einzelne Daten in sogenannten Events erfasst, also Schlachtung, Zerlegung,
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erarbeitung etc., und in einer DaV tenbank abgelegt. Über die Chargennummer sind dann alle Events bis zum fertigen Produkt abrufbar, sodass eine lückenlose Kette entlang des Wertschöpfungspfads entsteht. Was ist dabei der Unterschied zu einer Blockchain-Lösung? Herzog: Das ist ein anderer Ansatz. Grob vereinfacht, liegt der Unterschied in der Speicherung der Daten, die einmal in Datenbanken erfolgt und einmal dezentral. Public Blockchains kommen bei Cybercash zur Anwendung. Aber der Energieaufwand für das Mining und damit die CO2-Emmissionen sind enorm. Die Idee ist, dass durch die verteilte Speicherung des Verzeichnisses (Ledger) in vielen Knoten einerseits Ausfallsicherheit entsteht und andererseits weltweite Publizität und Nachvollziehbarkeit, wodurch Betrug verhindert wird. Eine zentrale Blockchain für Lebensmittel wäre aber so riesig, dass sie weder finanzierbar noch ökologisch vertretbar wäre. Nur private Blockchains stellen eine Möglichkeit dar. Angeboten wird das bereits für einzelne Produkte. Die Bedeutung liegt eher im Marketingaspekt, wenn Private Labels damit einen Added Value anbieten können. Allerdings sind diese privaten Blockchains dann ebenfalls wieder nicht öffentlich zugänglich und somit im Ergebnis nicht besser als unser System. Für die österreichische Lebensmittelindustrie sind freier Warenverkehr und ein starker Binnenmarkt mit gleichen Chancen für alle Markt-Teilnehmer wichtig. Wie sehen Sie die politisch geplante, national verpflichtende Herkunftskennzeichnung? Herzog: Wir setzen für unsere Kunden Lösungen um, die oft von politischen Entscheidungen getrieben werden. Alle unsere Dienstleistungen sind global ausgerichtet und bieten die Möglichkeit, internationalen Warenverkehr möglichst einfach und nachvollziehbar zu machen. Wie sehen Sie die Diskussion über die Einführung eines Pfandsystems? Herzog: Wir haben als WKO-Firma keine Lobbying-Aufgaben, sondern sind Dienstleister, die unseren Kunden hel-
fen, politisch getroffene Entscheidungen umzusetzen. Seit der Einführung der Lebensmittelinformationsverordnung haben wir einen Stammdatenpool aufgebaut. Damit können wir sowohl ein Pfandsystem begleiten als auch Sammelquoten. Dazu gibt es von der ECR-Plattform eine Guideline, worauf bei nachhaltigen Verpackungen zu achten ist. Sie haben vor einiger Zeit ein Grünbuch zu „Lebensmittelsicherheit und Rückverfolgbarkeit“ herausgebracht. Welche Impulse haben sich daraus ergeben? Herzog: Wir haben damit einen guten Überblick über den Stand der Diskussion geschaffen, indem wir möglichst viele Stakeholder aus allen Bereichen zu Beiträgen eingeladen haben. Was wir bemerken, ist eine gewisse neue Dynamik in diesem Thema. Wir glauben, dass es verstärkt auf die Lebensmittelindustrie zukommt. Das Beispiel Seefisch hatte ich schon erwähnt. Im Pharmabereich ist jede einzelne Schachtel eines Medikaments aus Gründen des Täuschungsschutzes erfasst. Beim Scannen in der Apotheke wird gegen eine Datenbank geprüft, um Fälschungen zu verhindern. Auch bei Medizinprodukten wie Hüftgelenken etc. und selbst bei Zigarettenpackungen gibt es das schon. Wir gehen davon aus, dass solche Systeme für Obst und Gemüse und im Molkereibereich kommen werden. Weniger aus behördlicher Sicht, aber auf Wunsch des Lebensmitteleinzelhandels, der damit eine Differenzierungsstrategie zur Positionierung gegenüber dem Mitbewerb fahren kann. Und nebenbei besteht die Möglichkeit, den Täuschungsschutz auszuweiten.
Internettipp — www.gs1.at
about
Zum GS1 System — Die GTIN (Global Trade Item Number) dient zur weltweiten, eindeutigen Identifikation von Handelseinheiten auf unterschiedlichen Verpackungsebenen. Sie wird noch oft als EAN Code bezeichnet und ist der Schlüssel zu den dahinterliegenden Stammdaten. Zur automatischen Erfassung wird die GTIN in einem 1D- Strichcode, 2D-Code oder EPC/ RFID-Tag verschlüsselt. Strichcodes werden häufig in Kassensystemen des Handels (Supermarkt, Baumarkt, Trafik …) und Logistik (Umverpackung) eingesetzt. Bei Lebensmitteln hat der Strichcode meist 13 Stellen. GLN Die GLN (Global Location Number) dient zur Identifikation der einzelnen Standorte, die mit Handelspartnern elektronisch ausgetauscht werden. Dank der Flexibilität des Einsatzes der GLN können alle Arten von Lokationen, juristischen Entitäen und Funktionen in einem Unternehmen eindeutig identifiziert werden. SSCC Der SSCC (Serial Shipping Container Code) dient zur weltweiten, eindeutigen Identifikation von Lager-, Versand- oder Transporteinheiten. Er ist der Schlüssel zu den dahinterliegenden Daten bzw. zusätzlichen Informationen für den Geschäftspartner. GS1 DataBar Der GS1 DataBar Strichcode steht unter anderem als Ergänzung zum EAN-13-Strichcode zur Auszeichnung von Endverbrauchereinheiten zur Verfügung. Er benötigt weniger Platz als der EAN-13 und kann neben der Artikelnummer (GTIN) auch Zusatzinformationen (Datum, Gewicht, Charge) abbilden und kommt daher vor allem im Lebensmitteleinzelhandel zum Einsatz.
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PROJEKT NGS ZUM LABEL CHECK Next Generation Sequencing NEUES F&E-PROJEKT DES VEREINS DER LEBENSMITTELVERSUCHSANSTALT SETZT NEUE MASSSTÄBE: ENTWICKLUNG VON NACHWEISMETHODEN MITTELS „NEXT GENERATION SEQUENCING“ ZUM ZWECK DER SPEZIES-DIFFERENZIERUNG ZUR AUTHENTIZITÄTSPRÜFUNG VON LEBENSMITTELN („LABEL CHECK“) JULIAN DRAUSINGER
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• Welche Ausgangsstoffe sind für die Lebensmittelhersteller authentisch, damit das Endprodukt auch authentisch bleibt? • Welche Lebensmittel sind für die Importeure eine sichere Wahl und entsprechen dem, was die begleitende Dokumentation verspricht? • Wie kann die korrekte Deklaration mittels einer zuverlässigen und unabhängigen Untersuchungsmethode Lebensmittelunternehmen unterstützen („Label Check“)?
„Next Generation Sequencing“ wird im Bereich der Lebensmittelanalytik maßgeblich zur Identifizierung und Aufklärung der Authentizität von Lebensmitteln (Food Fraud Tracing, Bekämpfung Lebensmittelbetrug) beitragen. Folgende Forschungsfragen werden im Projekt behandelt: • Wie können unverarbeitete und verarbeitete Lebensmittel mit einer vergleichbaren Nachweisgrenze und Präzision untersucht werden?
Unter „NGS-Metabarcoding“ versteht man eine unspezifische Multi plex-Sequenzierungsuntersuchung von Nukleinsäuren. Durch die Universalprimer kann ein Vielfaches der DNA-Sequenzen und können jeweils nach Fragestellung Tierarten, Pflanzenbestandteile, Meerestiere und Mikroorganismen erfasst werden. NGS ermöglicht nun erstmals die Erfassung des gesamten biologischen Spektrums in einer wesentlich verkürzten Zeitspanne und mit erhöhter Genauigkeit.
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as Projekt „Next Generation Sequencing“ (NGS) beschäftigt sich mit der Entwicklung neuer Methoden der DNA-(Nukleinsäure)- Analytik. Innovationen in der Multiplex- DNA-Sequenzierung (Metabarcoding) machen es möglich, hochspezifische Nachweise über die Präsenz von deklarierten und potentiell nicht deklarierten Lebensmittelbestandteilen eines Produkts in einer nie dagewesenen Schnelligkeit, Güte und Präzision zu führen.
Das bedeutet in der Praxis Die Anwendung der NGS-Methode ist vielfältig und orientiert sich an der finalen Entwicklung des Methodengangs, hier für die Detektion von Inhaltsstoffen von Lebensmitteln anhand des DNA-Profils. Erstmals ist damit die simultane Detektion einer Lebensmittelmatrix durch eine
einzige Analyse möglich. Durch den Wegfall klassischer chemischer oder mikrobiologischer Verfahren fallen Nach- oder Bebrütungszeiten weg. Somit reduziert sich die Untersuchungsdauer. Damit wird die Möglichkeit eines laufenden Monitorings oder der Sofortuntersuchung einer Lebensmittelmatrix möglich. Weiters wird eine Sequenzdatenbank ausgebaut, um die richtige Interpretation und Artendifferenzierung, das Auffinden regionaler Gegebenheiten und die Verknüpfung zusätzlicher Parameter sicherzustellen. Der Forschungsteil des Projekts deckt alle Bereiche ab, welche die Übertragung der Methode aus der Grundlagenforschung in die Praxis verlangt. Abseits der Basismethodik und der Gendatenbanken müssen PCR-Verfahren, Detektion, Interpretation und Zuordnung der Resultate in den jeweiligen Anwendungsgebieten neu entwickelt werden. Am Ende des Projekts wird ein Routineanalytikangebot für Lebensmittelunternehmer zur Verfügung stehen, das auf einem neuen Niveau an Nachweisgüte und Schnelligkeit Auskunft über die Authentizität eines Lebensmittels gibt. Die LVA ist Mitglied des Dachverbandes ACR – die Plattform für Forschungsinstitute, die für und mit KMUs Innovationen entwickeln. DI Julian Drausinger, Lebensmittel versuchsanstalt, Wien
II qualitätsmanagement quality management
IFS- UND CAQ-SYSTEME Qualitätsmanagement WOHL KEIN ANDERES PRODUKT WIRD SO STRENG KONTROLLIERT WIE UNSERE NAHRUNGSMITTEL. „QUALITÄT ZÄHLT“ ÜBER DAS GESAMTE AGRIBUSINESS HINWEG UND ÜBER DIE ERNÄHRUNGSINDUSTRIE, DAS ERNÄHRUNGSHANDWERK, DEN LEBENSMITTELGROSSHANDEL UND LEBENSMITTELEINZELHANDEL BIS HIN ZUR GASTRONOMIE. STEPHEN COLLIER
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uf internationaler Ebene gelten hierzu Standards wie beispielsweise der IFS Food Standard (ehemals International Food Standard). Um Regelwerke wie dieses einhalten zu können, ermöglichen es digitale Qualitätsmanagementlösungen wie CAQ.Net der CAQ AG, die Qualität von Produkten zu steigern, zu belegen und aufrechtzuerhalten und damit ein ganzheitliches und unterneh-
mensweit praktiziertes Qualitätsdenken in die Tat umzusetzen. Der IFS Food Standard Gegenwärtig noch in Version 6.1, ist der IFS Food Standard ein Regelwerk, welches der einheitlichen Überprüfung der Lebensmittelsicherheit und des Qualitätsniveaus der Produzenten dient. Er ist einsetzbar für alle Fertigungsstufen, die an die landwirtschaft-
liche Erzeugung anknüpfen und in denen Lebensmittel „bearbeitet“ werden. Heute sind alle Lebensmittelproduzenten, die den Einzel-/Großhandel mit Handelsmarken beliefern, von einer Auditierung nach dem IFS betroffen, und auch Händler aus Deutschland, Polen, Spanien und der Schweiz unterstützen und nutzen den IFS als ihren Lebensmittelsicherheitsstandard.
Anforderungen digital erfüllen Der IFS fordert die Einrichtung, D okumentation und Pflege einer Vielzahl von Qualitätssicherungsmaßnahmen, deren Umfang die Grenzen von Papier und Stift sehr schnell sprengt. Es ist daher sinnvoll, darüber nachzudenken, inwieweit eine modulare CAQ-Softwarelösung die flächendeckende Qualitätssicherung und Umsetzung des IFS unterstützen kann. Denn die Berührungsflä-
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chen zwischen einer CAQ-Software und dem IFS sind mannigfaltig und eignen sich gut um zu zeigen, welche Vorteile der Wechsel vom papierbasierten System hin zu einer ganzheitlich digitalisierten Lösung bringt. Der HACCP-Entscheidungsbaum Kapitel 2.2.1 „HACCP-System“ von IFS 6.1 widmet sich einem Kernelement der Qualitätssicherung im Lebensmittelbereich. HACCP dient der Vermeidung von Gefahren im Zusammenhang mit der Produktion, Verpackung und Verarbeitung von Lebensmitteln, die zu einer Erkrankung oder Verletzung von Konsumenten führen können. Zur Umsetzung der HACCP-Gefahrenbewertung enthält das Produkt der CAQ AG unter anderem einen interaktiven HACCP-Entscheidungsbaum nach dem Codex Alimentarius. Hierbei wird der Anwen-
der durch fünf Fragen geleitet, welche für jedes Produkt oder für jede Produktgruppe und jeden Prozessschritt mit identifizierten Gefahren durchgeführt werden müssen. Nachdem diese Fragen geklärt worden sind, zeigt der Entscheidungsbaum grafisch auf, ob es sich bei der analysierten Maßnahme um ein CCP oder oPRP handelt. Somit ist nicht nur die Maßnahme, sondern auch die logische Herleitung anhand der HACCP-Gefahrenanalyse automatisch dokumentiert. Lieferantenmanagement Kapitel 4.4 „Einkauf“ des IFS fordert ein klar dokumentiertes Verfahren, mit welchem der Einkauf zugelieferter Produkte geregelt wird. Beim Thema Lieferantenmanagement spielt die digitalisierte Vernetzung von Informationen eine besonders große Rolle, denn um ein aussagekräftiges Lieferanten-
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technik spezial technology special
management zu praktizieren, muss man sämtliche verfügbaren Informationen kombinieren und gemeinsam auswerten können. Die klaren Vorteile einer CAQ-Software liegen hier in der Einbeziehung aller relevanten Berührungspunkte der Lieferanten mit dem eigenen Unternehmen. Dokumentenmanagement Innerhalb des Kapitels „Qualitäts- und Lebensmittelsicherheits-Managementsystem“ beschreibt der IFS seine Anforderung an die Doku-
mentation und Lenkung von Aufzeichnungen. Während Dokumente heute oft noch in Papierform verteilt, archiviert und per Unterschrift bestätigt werden, bieten elektronische Dokumente im Verbund mit einem CAQ-System die Möglichkeit, Versionsverwaltung, elektronische Bestätigung und Änderungsnachverfolgbarkeit digital zu lösen. Dank der Software werden auch Forderungen nach Zugangssicherheit, Rechteüberwachung, Traceability und Historienmanagement konsequent erfüllt.
Food Safety – ISO IFS FDA FSSC Softwarelösungen für die Lebensmittelindustrie Prozesse definieren Dokumente lenken Schulungen verwalten Qualifikationen nachhalten HACCP umsetzen Risiken erkennen Lieferanten bewerten Audits durchführen Änderungen überwachen Projekte realisieren Qualität prüfen Sicherheit gewährleisten volume 44 | 04. 2020 ERNÄHRUNG | NUTRITION
Quality Management Software Solutions
www.CAQ.de
IV qualitätsmanagement / gewürze quality management / spices
Die Liste geht weiter Die Liste von Korrelationen zwischen IFS 6.1 und den einzelnen Modulen einer klassischen CAQ-Softwarelösung könnte man nahezu beliebig weiterführen. IFS Kapitel 5.4 in der Liste der Auditanforderungen „Kalibrierung, Justierung und Prüfung von Mess- und Überwachungsgeräten“ lässt sich mit dem Modul zum Prüfmittelmanagement lösen, Kapitel 5.6 „Produktanalysen“ und 4.14 „Wareneingang und Lagerhaltung“ mit dem Modul für Qualitätsprüfung / LIMS, Kapitel 3.3 „Schulung und Einweisung“ mit dem Schulungsmanagement und die im gesamten IFS geforderten „Gefahrenanalysen“ mittels des Risikomanagementmoduls. Auch für Kapitel 4.16 „Wartung und Reparatur“ oder Kapitel 1.2 „Unternehmensstruktur und Unternehmensprozesse“ der Auditanforderungen wird mit einem Modul zum Instandhaltungsmanagement bzw. Prozessmanagement die passende Lösung geboten. IFS 7: Bereit für die Zukunft CAQ.Net gehört in vielen Unternehmen bereits
zur selbstverständlichen Standardausrüstung und ist präzise dafür entwickelt worden, Unternehmen bei der strukturierten Umsetzung von Qualitätsvorgaben zu unterstützen und somit eine erhöhte Konsumentensicherheit, Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftssicherheit zu gewährleisten. Dies gilt auch in Hinblick auf die zwar verschobene, aber dennoch anstehende Revision der IFS hin zu Version 7. Denn zahlreiche der bereits im Entwurf enthaltenen Anforderungen und Anpassungen etwa bezüglich Ursachenanalyse bei Korrekturmaßnahmen, Rückverfolgbarkeit, Maßnahmenplan zur Risikominimierung oder zusätzlicher HACCP-Gefahrenanalysen benötigen höchstwahrscheinlich eine tiefergehende Digitalisierung von Prozessen im Unternehmen und eine Steigerung der unternehmensweiten Transparenz von Verantwortlichkeiten und Abläufen. Lebensmittelsicherheitskultur Ganz im Sinne der digitalen Kommunikation und Kollaboration fordert Version 7 letztlich auch die Einführung einer Lebensmittelsicherheitskultur, welche die Einstellung und das Verhalten in Bezug auf Lebensmittelsicherheit innerhalb der gesamten Organisation zum Positiven beeinflussen soll. Um sicherzustellen, dass diese Lebensmittelsicherheitskultur von allen Mitarbeitern nicht nur zur Kenntnis genommen, sondern auch gelebt wird, verfügt CAQ. Net über Web-Applikationen, womit ein durchgängig vernetzter, dezentraler und papierloser Zugriff auf relevantes Unternehmenswissen ermöglicht wird. So werden sämtliche relevanten Mitarbeiter direkt eingebunden und auf dem Laufenden gehalten, damit sie effektiv zur Umsetzung einer unternehmensweiten Lebensmittelsicherheitskultur beitragen können.
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WENIGER GEWÜRZSTAUB Wie geht das? JÄHRLICH STEIGT DIE VERWENDUNG VON GEWÜRZEN IN DER LEBENSMITTELINDUSTRIE WEITER AN. DAS HAT AUCH AUSWIRKUNGEN AUF DEN ARBEITSSCHUTZ: BEIM ABWIEGEN UND MISCHEN DER GEWÜRZE KANN ES ZU STAUBMENGEN KOMMEN, DIE BEI DEN MITARBEITERN GESUNDHEITSBESCHWERDEN AUSLÖSEN KÖNNEN. DANN SIND PRÄVENTIVE MASSNAHMEN GEFRAGT. NACHFOLGEND EIN EXKURS IN DIE FLEISCHBRANCHE.
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wischen zwei und acht Stunden bis zu sechs Tonnen Gewürze oder Gewürzzubereitungen – teilweise im Akkord – abwiegen und zusammen mit weiteren Komponenten mischen: In größeren Betrieben der Fleischwirtschaft mit eigener Mischabteilung gehören diese Tätigkeiten zum Arbeitsalltag. Problematisch dabei: Durch den hier entstehenden Gewürzstaub kann der allgemeine Staubgrenz wert für die einatembare Fraktion von 10 mg/m³ deutlich überschritten werden. Insbesondere Blatt-Gewürze, aber auch in Mischungen verwendete Kieselsäure, Hefeextraktpulver, Phosphate, Nitritpökelsalz und Gewürz-
salze stauben in Abhängigkeit von Vermahlungsgrad, Art der Trocknung, Ölgehalt und Partikelgröße recht stark. Mögliche Gefährdungen Der vor allem beim Abwiegen und Mischen entstehende Gewürzstaub kann, je nachdem wie lange man dem Staub ausgesetzt ist, folgende Beschwerden machen: Husten, Atemnot, Halsbrennen, Augenbrennen, Nasenbluten, Hautreizungen, Ekzeme bis hin zu starken allergischen Reaktionen. In Handwerksbetrieben sind Gefährdungen durch Gewürzstaub wegen der geringen Mengen, die gemischt werden, und der niedrigen Expositionszeit wenig wahrscheinlich. Bei Betrieben mit mehr als 100
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Servicemanagement In den Kapiteln 5.8 „Umgang mit Beanstandungen/Reklamationen von Behörden und Kunden“ und 5.9 „Umgang mit Nichtkonformitäten und nichtkonformen Produkten“ wird beschrieben, was zu unternehmen ist, wenn die vorgelagerten Qualitätsbemühungen mal nicht ausgereicht haben und es zu einer Beschwerde kommt. Mittels Ishikawa-Diagrammen, der 5-Why-Methode oder CAPA unterstützt eine CAQ-Software hier und beim alltäglichen Reklamationsworkflow vom Eingang der Reklamation über deren Abwicklung bis hin zur Kundenrückmeldung, Analyse, Kostenkontrolle und zum Eskalationsmanagement.
Beschäftigten und eigenem Mischpersonal können jedoch kritische Staubmengen erreicht werden. Zum Schutz der Mitarbeiter gibt es dann unterschiedliche Präventionsansätze, je nachdem, ob alle Lebensmittelzutaten selbst gemischt oder lediglich für die Chargenzusammenstellung abgewogen werden. Die drei wesentlichen Präventionsziele sind: • die Staubentwicklung senken • das Risiko der Einatmung senken • das Risiko des Hautkontakts senken Präventionsmaßnahmen Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, mit denen der Betrieb die Gesundheitsgefährdungen beim Abwiegen und Mischen von Gewürzen senken kann:
• Mischt ein Betrieb selbst, so kann er die Staubentwicklung mindern, indem er den Gewürzen 0,5 bis 2 % Raps- oder Sojaöl zugibt. Durch das Öl werden die Gewürze agglomerisiert. • Das Inhalationsrisiko für die Beschäftigten lässt sich mit einer stationären oder mobilen Absaugeinrichtung senken. Diese ist sowohl beim Abwiegen als auch beim Mischen zu empfehlen. Die Absaugung kann
durch eine Luftwand oder Luftdusche ergänzt werden mit dem Effekt, dass der Körper des Beschäftigten physisch vom Gewürzstaub getrennt wird. Die Stärke der Absaugeinrichtung muss sorgfältig eingestellt werden, sonst kann sie einen Einfluss auf die Waage haben. Bei richtiger Anwendung der Absaugung entfällt das oft als sehr störend empfundene Tragen von Staubmasken.
• Bei Arbeiten mit die Haut reizenden Inhaltsstoffen (Pfeffer, Paprika, Chili) kann es zusätzlich sinnvoll sein, geeignete Handschuhe zu tragen: Dabei ist der Hautschutz zu beachten. • Betriebe der Fleischwirtschaft, die Fertig-Gewürzmischungen beziehen, können staubarme Mischungen verwenden. Es gibt verschiedene Maßnahmen, weniger staubende Produkte herzustellen © ADOBE STOCK – GRAFVISION
Zentrale Absaugsysteme für die Lebensmittelindustrie Die Hygieneanforderungen in der Lebensmittelindustrie sind äußerst streng. Das schwedische Unternehmen Dustcontrol führt jetzt ein effizientes Absaugsystem für die Lebensmittelindustrie ein: „Gut für Lebensmittel – When Clean Is Not Enough.“ Das System trägt zur sicheren und hygienischen Lebensmittelherstellung bei.
Dustcontrol Ges.m.b.H. Gradnerstraße 122 A-8054 Graz
www.dustcontrol.at
www.dustcontrolfood.com
VI gewürze spices
AUF DIE INNEREN WERTE ACHTEN! Lebensmittelsicherheit DER EU-MARKT IST EINER DER GRÖSSTEN MÄRKTE FÜR KRÄUTER UND GEWÜRZE IN DER WELT. DIE MEISTEN DIESER PRODUKTE KOMMEN ALS ROHMATERIALIEN AUS DRITTLÄNDERN ZU UNS. EINE KONTAMINATION DER GEWÜRZE UND KRÄUTER MIT BIOLOGISCHEN ODER CHEMISCHEN GEFAHREN („HAZARDS“) KANN AUF DEN VERSCHIEDENSTEN WEGEN ERFOLGEN.
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o können Mikro organismen, Rückstände und Kontaminanten während der Primärproduktion, der Verarbeitung, der Lagerung und dem Transport in die Produkte und deren Zubereitungen gelangen. Darüber hinaus sind wertvolle Gewürze und Kräuter aus ökonomischen Gründen häufiger Anlass für Betrug („Food Fraud“), wobei auch hier Aspekte der Lebensmittelsicherheit zu berücksichtigen sind.
So kann beispielsweise durch Zusatz von illegalen und möglicherweise krebserregenden Sudan-Farbstoffen die visuelle Qualität von Gewürzen wie Paprika/Chili, Kurkuma und Curry verbessert werden. Vor dem Hintergrund zahlreicher noch offener Fragen zur Lebensmittelsicherheit und zum Lebensmittelbetrug bei Gewürzen und Kräutern wurde im Juli 2013 das EU-Forschungsprojekt „SPICED“ begründet. Hier einige wichtige
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(und ausgewählte) Ergebnisse: In der EU vermarkten etwa 350 Unternehmen Gewürze und Kräuter. Von ihnen werden aus den Rohstoffen Gewürze, Kräuter, Gewürzmischungen und andere Produkte in unterschiedlichster Form hergestellt. Zur Qualitätssicherung werden umfangreiche Untersuchungen durchgeführt, die hinsichtlich Umfang und Aussagekraft von Wirtschaftsverbänden auf EUund nationaler Ebene begleitet werden, um die rechtlichen
Anforderungen sowie die der Hersteller und Verbraucher sicherzustellen. Als wichtige „Qualitätsmerkmale“ von Kräutern und Gewürzen werden Pestizidrückstände, Nikotin in Pilzen, Biphenyl bei Muskatnuss, Dioxine in Paprikapulver, Basilikum und Majoran, Spuren von DEET (Repellent), Aflatoxine und sonstige Mykotoxine, Quecksilber, Pyrrolizidinalkaloide, Mineralölverbindungen und unerwünschte Spuren von Allergenen genannt.
VII technik spezial technology special
WIR SIND MITTENDRIN IN IHREM KÜCHENALLTAG
…WEIL WIR AUCH AN WIEDERVERWENDBARKEIT DENKEN Unsere GASTRONORM-SCHALE gehört in jede Profiküche, ist nachhaltig und recyclebar.
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© ADOBE STOCK – MICROGEN
gewürze spices
Eine Datenauswertung („Netzwerk“) über die Handelsflüsse von Gewürzen wurde am Beispiel von Paprika und schwarzem Pfeffer innerhalb der Mitgliedstaaten der EU entwickelt. Mit diesem Ansatz lassen sich besonders kritische Bereiche im europäischen Gewürzhandel identifizieren, sodass die Entwicklung risikobasierter Kontrollstrategien ermöglicht wird. Beim
Auftreten von Lebensmittelsicherheitsproblemen können auf dieser Grundlage Risikomanagementansätze entwickelt bzw. optimiert werden. Gewürze und getrocknete Kräuter haben zu lebensmittelassoziierten Erkrankungen und Krankheitsausbrüchen geführt. Als Ursache sind in absteigender Reihenfolge Salmonellen, Bacillus cereus,
Clostridium perfringens und Clostridium botulinum und einige andere zu nennen. Allerdings sind die Keimzahlen dieser Erreger im Regelfall sehr niedrig. Ein Überleben in getrockneten Produkten ist jahrelang möglich. Beim Einbringen der Gewürze bzw. der Gewürzzubereitungen in Lebensmittel mit entsprechendem Wassergehalt kann es jedoch zu einer starken Vermehrung der Krankheitserreger und damit zu Erkrankungen kommen. Zahlreiche Gewürze und Kräuter können Mitglieder der Bacillus cereus-Gruppe mit einem Toxinbildungspotenzial enthalten. Allerdings müssen zu einer Toxinbildung die Gewürze bzw. deren Mischungen Lebensmitteln mit einem höheren Wassergehalt und Lagerung bei entsprechenden Temperaturen zugesetzt werden. Die CTAB-Methode in Verbindung mit der Realtime-PCR ist eine Alternative zu kulturellen Standardmethoden zum Nachweis der B. cereus-Arten.
HÜGLI: DIE AROMEN DER WEITEN WELT
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as Gewürzregal gehört wohl zu den am meisten frequentierten Orten in der Profi-Küche. Schließlich geben erst Pfeffer, Curry, Thymian und Co. Gerichten ihr typisches Aroma. Diese wichtigen Zutaten k o m m e n bei Hügli jetzt aus dem eigenen
Mischwerk im süddeutschen Radolfzell, wo das Unternehmen seine Gewürzproduktion ab sofort bündelt. Es ist das modernste seiner Art in ganz Europa. Zudem haben die Kulinarik-Experten ihr Angebot um neue Sorten für die heimische und die internationale Küche erweitert. Einige Varianten wie „Rosmarin“, „Curry mild“ oder „Estragon“ komplettieren seit Kurzem das Sortiment. Auch die Verpackung ist perfekt an die Anforderungen der Foodservice-Kunden angepasst: Die Dosen lassen sich dank
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ergonomischer Form gut greifen und besitzen zwei Deckelöffnungen für die bedarfsgerechte Dosierung. Bei der Auswahl der passenden Produkte stehen den Gastronomen die Kundenberater mit ihrer langjährigen Erfahrung mit Rat und Tat zur Seite. Geordert werden die Gewürze und Kräuter dann ganz einfach gemeinsam mit der Gesamtbestellung. So kommt alles in einer Lieferung und aus einer Hand ins Haus. Information: www.huegli.com
Als nicht-thermischer Ansatz für die Dekontamination von Gewürzen und Kräutern ist die Technologie des kalten atmosphärischen Plasmas („Cold Atmospheric Plasma“) zu nennen. Mit diesem Verfahren konnte Bacillus subtilis nach 15 Minuten um bis zu drei Zehnerpotenzen reduziert werden. Die Auswirkungen auf das Produkt waren vergleichsweise gering. Allerdings müssen die Bedingungen bei der Anwendung dieser Technologie eindeutig definiert werden, um unerwünschte Interaktionen zwischen Prozess und Produkt zu vermeiden. Zur Dekontamination von Gewürzpaprika werden die Ergebnisse nach Einsatz ionisierender Bestrahlung, einer Dampfbehandlung, Mikrowellenerhitzung und Radiofrequenzbehandlung beschrieben – mit recht unterschiedlichen Ergebnissen. Aus dem Monitoring der häufigsten Gefahren in der Gewürz- und Kräuter-Wertschöpfungskette hat sich ergeben, dass eine Kombination von Produktherkunft und den nachgewiesenen Gefahren sinnvoll ist. So sollte beispielsweise die Grenzkontrolle einen Fokus auf Curryblätter, Chili-Pfeffer und Curry haben, da hier vergleichsweise häufig Aflatoxine (27 %), Ochratoxin A (9 %) und Sudan I (8 %) nachgewiesen wurden. Im EU-Markt sollte ein Fokus auf Paprika, Chili-Pfeffer und Muskatnuss liegen. Die hier nachgewiesenen chemischen Gefahren waren Aflatoxine (32 %), Ochratoxin A (14 %) und Sudan I (5 %). Aus diesen Daten kann abgeleitet werden, welche Schwerpunkte seitens der Überwachungsbehörden und der Wirtschaft für die Untersuchungen gesetzt werden.
IX firmenbericht company report
EFAFLEX: SCHNELLLAUFENDE TORE FÜR BUDWEISER
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er bayerische Torhersteller Efaflex hat das neue Logistikzentrum der Brauerei Budweiser im tschechischen České Budějovice mit 32 schnelllaufenden Industrietoren ausgestattet. Die Toranlagen fungieren unter anderem als Abtrennung auf Förderbändern und zwischen Lagerräumen, als Ausgänge sowie als isolierende Hallenabschlüsse. Im neuen Logistikzentrum der Brauerei, das im Frühjahr 2018 fertiggestellt wurde, stehen nun 23 schnelllaufende Tore zur Verfügung, die beim Verladen der hergestellten Produkte durchquert werden können. Neun weitere Exemplare sind auf den Förderanlagen in den vollautomatisierten Produktionsprozess integriert. Die Wurzeln des Brauens reichen in Budweis bis ins 13. Jahrhundert zurück und die Brauerei Budweiser setzt diese über 700 Jahre alte Brautradition in Budweis fort. „Besonders wichtig ist für uns die störungsfreie Funktion der Tore“, erklärt Dalibor Čáp, technischer Leiter der Braue-
rei Budweiser. „Nur wenn die Anlagen reibungslos arbeiten, ist sichergestellt, dass die Produktion und die logistischen Prozesse im Werk ohne Ausfälle ablaufen können.“ Weil ein Teil der Produkte gekühlt wird, hätte eine Torstörung einen enormen wirtschaftlichen Verlust zur Folge. Dabei sind die Anlagen großen Belastungen ausgesetzt: In einigen Bereichen des Logistikzentrums werden über 250.000 Öffnungszyklen pro Jahr absolviert. Efaflex kümmerte sich um die Planung und die Montage der Tore sowie um deren Verbindung mit dem zentralen Leitsystem des Logistikzentrums. Zudem versorgt das bayerische Unternehmen die Brauerei bei Bedarf mit Ersatzteilen. Budweiser arbeitet bereits seit 2005 mit Efaflex zusammen. Siebengassiges Logistikzentrum Das siebengassige Logistikzentrum wurde an eine Bestandsanlage von 2009 angefügt. Es umfasst circa 20.000 Palettenstellplätze. Pro Stunde werden hier mehr als 160 Paletteneinlagerungen und
280 Palettenauslagerungen verzeichnet. Bestehendes und neues Lager wurden in koordinierte Materialflüsse mit rückwirkungsfreiem Produkttransport eingebunden. Die Verbindung zwischen Produktionsgebäude und neuem Distributionszentrum erfolgt über eine 164 Meter lange, straßenüberspannende Brücke mit Elektrohängebahn (EHB) in zwölf Metern Höhe über der Straße. Mit diesem System werden mehr als 2.000 Flaschen pro Minute transportiert. In der Gegenrichtung strömen Paletten mit leeren Flaschen in die Flaschenfüllerei. Die neue Brücke entlastet den Straßenverkehr auf der Straße zwischen beiden Betriebsgeländen, da bis dato das abgefüllte Bier sowie das Verpackungsmaterial zwischen den beiden Brauereigeländen mit LKW transportiert werden mussten. Eine weitere EHB mit 21 Fahrzeugen übernimmt im neuen Distributionszentrum die Palettentransporte zwischen der Hochregallager-Vorzone und dem Versandbereich.
Unternehmensinformation Efaflex Efaflex produziert Schnelllauftore für industrielle Anwendungen. Das 1974 gegründete Unternehmen ist unter anderem für Auftraggeber aus der Industrie, dem Handwerk, der Lebensmittelherstellung sowie aus der Chemie- und Pharmabranche im Einsatz. Als einziger Hersteller im Bereich der schnelllaufenden Industrietore ist Efaflex im Weltmarktführer-Index eingetragen und gehört damit zu den 461 Spitzenunternehmen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. Das Familienunternehmen beschäftigt mehr als 1.200 Mitarbeiter weltweit. Mit Stammsitz im bayerischen Bruckberg ist Efaflex als größter Arbeitgeber in der Region fest verankert. Darüber hinaus erschließt das Unternehmen mit zehn Tochtergesellschaften auf fünf Kontinenten die internationalen Märkte. Über 50 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet Efaflex im Ausland. Information: www.efaflex.com
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X firmenbericht company report
DIE METHODE MACHT’S! Wie sich die Art des Händetrocknens positiv auf die Hygiene im Gastgewerbe allgemein auswirkt
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ine hochwertige Hygiene ist in der Gastro branche unverzichtbar. Das zeigen nicht erst die Entwicklungen rund um das Corona-Virus in diesem Jahr. Es war schon immer so, dass die Gesundheit und die Sicherheit der Gäste und Mitarbeiter die oberste Priorität einnehmen – und heutzutage angesichts eines unberechenbaren Infektionsgeschehens erst recht. Unerwünschte Vorfälle können ruinöse Auswirkungen nach sich ziehen und das Vertrauen des Gastes bzw. seine Bindung an den Gastrobetrieb ernsthaft erschüttern. Letztlich hängen davon der Erfolg und das Überleben des Unternehmens ab. Die optimalen hygienischen Bedingungen im Waschraum zu gewährleisten, stellt eine
besondere Herausforderung dar. Schließlich nutzen die Gäste die sanitären Einrichtungen vor, während und nach dem Verzehr ihrer Mahlzeiten. Hinzukommt, dass die gleichen Räume häufig auch von den Mitarbeitern frequentiert werden, die für das Zubereiten und Servieren der Speisen und Getränke verantwortlich sind. Wenn man sich vergegenwärtigt, dass etwa 80 % der Infektionen über die Hände übertragen werden, zeigt dies deutlich, warum die Handhygiene so wichtig ist, um Infektionen zu vermeiden. Zudem kommt es in Waschräumen nur allzu häufig zu Kreuzkontaminationen und Reinfektionen. Mark Wilcox, Professor für medizinische Mikrobiologie an
der University of Leeds und an den Leeds Teaching Hospitals, stellt einmal mehr heraus, dass das Waschen der Hände mit Seife sowie das anschließende gründliche Händetrocknen zu den effektivsten und preiswertesten Methoden zählt, um die Verbreitung von Krankheitserregern (Pathogene), die zu Infektionen und Erkrankungen führen, zu verhindern. Studien zeigen, welche Arten des Händetrocknens mit der geringsten mikrobiellen Belastung verbunden sind Eine vom renommierten mikrobiologischen Institut Eurofins-I nlab durchgeführte Studie hat ermittelt, dass die Art des Händetrocknens deutliche Auswirkungen auf die Anzahl der Pathogene, de-
STUDIE VON EUROFINS-INLAB — Auf der Website mit der Vorstellung der Studie von EurofinsInlab steht eine umfassende 13seitige Präsentation zur Verfügung. Methodik • 150 Waschräume wurden ausgewählt, die entweder mit Luftstromtrocknern, Warmlufttrocknern oder Handtuchspendern (jeweils 50) ausgestattet waren. Dabei wurde auf ein ausgewogenes Verhältnis von Einrichtungen
mit intensiver und geringer Nutzung geachtet. • Die Proben wurden von den Oberflächen genommen, die während des Händetrocknens höchstwahrscheinlich angefasst werden, d. h. von der Innenfläche der Luftstromtrockner, der Innen- oder Außenseite der Ausblasöffnung der Warmlufttrockner und der Ausgabeöffnung/Unterseite der Papierhandtuch-Spender. Von einer 100 cm2 großen Fläche des Fußbodens unterhalb der Geräte wurden
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ebenfalls Proben genommen. • Die Proben wurden untersucht, um die Gesamtzahl der Mikroorganismen und potenziellen Pathogene, wie Staphylokokken, darunter Staphylococcus aureus, und Kolibakterien, wie Escherichia coli, zu bestimmen. • Da die Trockner/Spender unterschiedlich groß waren, wurde die gemessene Keimzahl erneut analysiert, um die Belastung pro Flächeneinheit zu ermitteln.
nen ein Benutzer in sanitären Einrichtungen ausgesetzt ist, sowie auf das Risiko einer mikrobiellen Kreuzkontamination hat. Sie stellt fest, dass die Besucher in Waschräumen eine um den Faktor 1.000 höhere Wahrscheinlichkeit haben, mit Mikroorganismen belastet zu werden, wenn sie elektrische Händetrockner verwenden, als wenn ihnen ein Papierhandtuch-Spender angeboten würde. Die vom ETS, dem Verband der europäischen Tissuepapier-Hersteller, in Auftrag gegebene Untersuchung wurde in 150 Waschräumen im Ruhrgebiet durchgeführt. Sie hat über einen Zeitraum von drei Monaten das Ausmaß der mikrobiellen Kontamination in Abhängigkeit von der Art des Händetrocknens, d. h. mit jeweils 50 Luftstromtrocknern, Warmlufttrocknern und Handtuchspendern untersucht. An den Luftstromtrocknern wurden 800 Mal mehr Staphylokokken nachgewiesen als auf den Handtuchspendern. Der Fußboden unter den Luftstromtrocknern war 20 Mal stärker mit Bakterien belastet als unter den Papierhandtüchern. Die beste Möglichkeit, infektiöse Kreuzkontaminationen zu verhindern, besteht darin, eine Berührung kontaminierter Flächen weitestgehend zu vermeiden. Daher wurden in der Studie jene Bereiche, die von den Benutzern der Wasch räume höchstwahrscheinlich berührt oder angefasst wer-
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den, genauer untersucht. Das Influenza-Virus beispielsweise ist hoch ansteckend und kann auf einer harten Oberfläche mehrere Stunden lang überleben. Damit ist es relativ leicht auf andere Personen übertragbar.
Deutliche Auswirkungen auf die Hygiene in den Wasch räumen des Gastgewerbes Professor Wilcox hat die Studie von Eurofins-Inlab und die veröffentlichten Ergebnisse geprüft. Er betont, dass es wichtig sei, eine Methode des Hän-
detrocknens zu wählen, die die Gefahr einer Rekontamination der Hände mit Mikroorganismen weitestgehend verringert. Gleichzeitig weist er auf das im Vergleich zu Handtüchern größere Infektionsrisiko bei Luftstromtrocknern hin. Die-
se Einschätzung ist eine deutliche Empfehlung für all jene Gewerbe und Institutionen, die sanitäre Einrichtungen zur Verfügung stellen, sprich allen voran das Gastgewerbe, Krankenhäuser, Schulen und Sportstadien.
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volume 44 | 04. 2020 ERNÄHRUNG | NUTRITION
XII hygiene hygiene
EMPFEHLUNGEN ZU HÄNDEHYGIENE EU-weit geltende Rechtsnormen schreiben vor, dass Lebensmittel auf allen Stufen der Erzeugung, der Verarbeitung und des Vertriebs vor Kontaminationen zu schützen sind, die sie für den menschlichen Verzehr ungeeignet oder gesundheitsschädlich machen.
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betrieblichen Verfahrensanweisungen fest, wie beispielsweise beim Umgang mit rohem Fleisch, verschmutztem Gemüse und ähnlichen Produkten zu verfahren ist. Vor Arbeitsbeginn wird jeglicher Schmuck an Unterarmen und Händen abgelegt. Danach werden Unterarme und Hände sorgfältig mit Trinkwasser und Flüssigseife gewaschen und wenn nötig, mit einem Desinfektionsmittel nach Vorschrift behandelt. Gleiches gilt nach Arbeitspausen, Aufsuchen der Sanitärräume und Aufenthalten außerhalb des Produktionsbereichs, ebenso nach jedem Husten, Niesen,
Taschentuchgebrauch, nach jedem Kontakt zu Rohmaterial (Obst, Gemüse, rohes Fleisch, Eier, Milch, Käse etc.) sowie zu unsauberen oder möglicherweise kontaminierten bzw. verdorbenen Lebensmitteln. In der Lebensmittelproduktion ist darüber hinaus zu beachten, dass es erhebliche produktspezifische Besonderheiten gibt. Manche Mikroorganismen, beispielsweise Lactobacillus spp., die als Reifeflora bei vielen Rohwurstsorten erwünscht sind und in diesen Produkten üblicherweise in hoher Zahl vorkommen, führen bei anderen Produkten, die un© ADOBE STOCK – AUREMAR
edoch können Lebensmittel, insbesondere solche tierischen Ursprungs, wie rohes Fleisch, Eier, Milchprodukte, aber auch Gemüse und Obst, mit zahlreichen Krankheitserregern behaftet sein. Bei Mängeln in der Lebensmittelhygiene kann dies gesundheitliche Probleme beim Verbraucher zur Folge haben. Beispiele für solche Krankheitserreger sind Salmonellen, Campylobacter und Noroviren. Sie können innerhalb weniger Stunden Durchfall, Erbrechen, Bauchschmerzen, Kreislaufbeschwerden und auch Fieber verursachen. Lebensmittelunternehmen legen deshalb in
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ter Umständen im gleichen Betrieb parallel oder zeitversetzt hergestellt werden (z. B. Brühwurstaufschnitt), binnen kurzer Zeit zum Verderb. Derartige Besonderheiten müssen, neben den üblichen Hygieneregeln, in regelmäßigen Schulungen betriebsspezifisch allen Mitarbeitern verständlich und einprägsam vor Augen geführt werden. Viele Lebensmittelhersteller setzen Hygieneschleusen ein, die eine berührungsfreie Händereinigung und -desinfektion ermöglichen. Sich kreuzende Arbeitswege und -schritte von „unrein“ (z. B. Rohproduktverarbeitung) zu „rein“ (z. B. Bereich für die Zubereitung gegarter Speisen) werden, soweit möglich, vermieden. Zusätzlich ist für die erfolgreiche Händehygiene eine gesunde Haut entscheidend, denn nur sie stellt eine wirksame Barriere gegenüber Krankheitserregern dar. Bereits mit bloßem Auge kaum wahrnehmbare Risse und Kleinstverletzungen können Schlupfwinkel für Krankheitserreger sein. Generell muss unterschieden werden zwischen Hautschutz, Hautr einigung, Desinfektion vor Arbeitsaufnahme und bei Verunreinigung der Hände sowie Hautregenerierung nach Beendigung der Arbeiten. Deshalb sind Hände
XIII hygiene hygiene
DESIMASTER Hände sicher desinfizieren
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Die Auswahl von Desinfektionsmitteln steht prinzipiell jedem Anwender frei. Im professionellen Einsatz empfiehlt es sich in jedem Fall, Händedesinfektionsmittel heranzuziehen, die in einer anerkannten Liste aufgeführt sind.
Werden die Hände in den Eingriff des Geräts gehalten, aktiviert ein Sensor automatisch über eine Düse die Feinstvernebelung des Desinfektionsfluids in einem Sprühbereich von 120 Grad. Das robuste Edelstahlgehäuse ist mit einer abschließbaren und optional in vier Standardfarben lieferbaren Klappe ausgestattet. Sie schützt den 1.000 ml fassenden Euronormbehälter vor direktem bzw. unbefugtem
Zugriff. Ein Sichtfenster darin zeigt dessen Füllstand an. Neben der abgebildeten wandmontierten Ausführung ist der DESImaster auch mit einem Fuß zur freien Aufstellung lieferbar. Der Anschluss erfolgt über eine bauseitig vorhandene Steckdose (230 V). Eine zweite Modell-
variante wird mittels eines Akkus betrieben und ist damit sofort und überall einsatzbereit. Information: Kohlhoff, Telefon: +49(0)2303-98183-0 E-Mail: info@kohlhoff-hygiene.de
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hygiene und Hautschutz im Hygieneplan der Einrichtung schriftlich festzulegen und müssen jedem Mitarbeiter bekannt und leicht zugänglich sein. Zur Hautreinigung sollen Mittel verwendet werden, die auf Schwere und Art der Verschmutzung abgestimmt sind. Je nachdem, ob es sich um eine eher fett-, proteinbasierende oder gemischte Verschmutzung handelt, können Präparate mit verschiedenen chemischen Eigenschaften zum Einsatz kommen.
ür die zuverlässige Händedesinfektion in hygienesensiblen Produktionsstätten der Nahrungsmittelerzeugung und -zubereitung sowie in Bereichen mit hoher Publikumsfrequenz hat Kohlhoff Hygienetechnik – Hersteller von Geräten und Anlagen zur Personal- und Betriebshygiene – den neuen DESImaster entwickelt.
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XIV firmenbericht company report
SICHERES FÖRDERN VON INSTANT-MILCHGRANULAT MIT DEM PIFLOW®P-VAKUUMFÖRDERER Piab
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olmlek Raciaz, ein polnischer Hersteller verschiedener Produkte auf Milchbasis, stand vor der He r ausforderung, dass das Granulat von Instantmilch während des Transfers innerhalb seines Prozesses zerbrach. Im pi FLOW ® p-Vakuumförderer von Piab fanden sie die Lösung, nach der sie suchten. Ausgestattet mit einem Ejektor mit hohem Vakuumdurchfluss konnten sie die Geschwindigkeit anpassen, um das Granulat in seiner Ursprungsform zu halten. Polmlek Raciaz, ein Mitglied der Polmlek Group – Polens größtes 100%iges Molkereiunternehmen in polnischem Besitz – war bei der Modernisierung seines Systems mit ständigen Qualitätsproblemen beim Transport von Instantmilchgranulat innerhalb seiner Prozesslinie konfrontiert. Das für diesen Prozess verwendete Gebläse, die Schraube und das Drehventil lieferten nicht das erwartete Ergebnis und führten regelmäßig zu Produktschäden und Ausschuss. „Da wir bereits zwei Piab-Vakuumförderer an anderen Stationen im Einsatz haben und angesichts unserer Zufriedenheit mit dem Service, das die polnische Niederlassung von Piab bisher erbracht hat, beschlossen wir, das alte System durch das Premiumprodukt von Piab, den piFLOW®p- Vakuumförderer, zu ersetzen“, erklärt Bogdan Graczyk, Technischer Manager bei Polmlek Raciaz.
Tadeusz Fobke, verantwortlicher Produktverkaufsleiter bei Piab in Polen, fügt hinzu: „Um zu bestätigen, dass der Vakuumförderprozess tatsächlich den Prozess verbessern und Schäden am Granulat vermeiden würde, haben wir in unserer hauseigenen Demoeinheit einen Test durchgeführt und die erforderlichen Parameter festgelegt, um einen reibungslosen Prozess bei Polmlek zu gewährleisten.“ Zusätzlich zur Lösung des anfänglichen Problems mit der Produktqualität konnte durch den Einsatz des piFLOW®p-Vakuumförderers von Piab der Arbeitsaufwand reduziert werden, da der Prozess weniger Überwachung erfordert. Darüber hinaus konnte aufgrund reduzierter Maschinenstillstandzeiten und Wartungsanforderungen auch die Produktionsleistung gesteigert werden. Die piFLOW®p-Förderer für Pulver und Schüttgüter von Piab sind perfekt auf die hohen Standards für Betriebssicherheit und Hygiene in der Lebensmittel- und Pharma industrie abgestimmt. Sie bestehen aus elektropoliertem Edelstahl und Materialien, die den US-amerikanischen FDAund EU-1935/2004-Vorschriften entsprechen. Als Förderleitung wird ein Saugschlauch aus PU verwendet. Eine interne Stahlspirale hilft, die elektrostatische Aufladung des Produkts zu minimieren oder es in eine Potentialausgleichsbindung umzuleiten. Der Filter im oberen Teil des Förderers wird nach jedem
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Förderzyklus mit einem Filterstoß gereinigt. Die Gerätesteuerung befindet sich in einem separaten Schaltschrank. Die pi F LOW ® p - F ö r d e r e r s i n d AT E X Staub- und Gas-zertifiziert. Typische Anwendungen sind Pulver- und Granulat-Transfer, Form-Füll-Siegel-Maschinen, Be- und Entladen von Big Bags, Befüllen und Entleeren von Fässern und Beuteln,
Füllen von Mühlen, Sieben, Mischern oder Mixern, der Transfer von Tabletten oder zerbrechlichen Produkten sowie Anwendungen in explosionsfähiger Atmosphäre, hygienische Anwendungen oder Anwendungen an Orten, an denen wenig Platz zur Verfügung steht. Information: www.piab.com
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KRISENFALL PANDEMIE – WORAUF KOMMT ES AN? Workshop & Medientraining DER AUSBRUCH DER COVID-19 PANDEMIE HAT DAS THEMA ERKRANKUNGEN VON BESCHÄFTIGTEN IN BETRIEBEN DER LEBENSMITTELWIRTSCHAFT INS BLICKFELD GERÜCKT. SOWOHL FIEBERHAFTE INFEKTE ALS AUCH DURCHFALLERKRANKUNGEN KÖNNEN DAZU FÜHREN, DASS MENSCHEN IM BETRIEB ERKRANKEN, IN QUARANTÄNE MÜSSEN UND DADURCH MÖGLICHERWEISE DIE PRODUKTION GEFÄHRDET SEIN KANN. BIRGIT WAGNER
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s geht darum, bestehende Krisenpläne zu überprüfen. Wie hoch ist das Risiko einer weiteren Pandemie? Wie gut sind wir als Lebensmittelwirtschaft vorbereitet? Was ist noch zu tun? Was ist bei der Kommunikation zu beachten? Im aktuellen Seminar erhalten Sie dazu praxisrelevante Updates von Experten. Auch soll – abgesehen von Maßnahmen aufgrund einer Pandemie – ein Produktrückruf geübt werden. Sie erfahren, wie man im Krisenfall die richtigen Schritte setzt und selbst bei schwierigen Journalisten-Fragen vor laufender Kamera besteht! Zielgruppe Verantwortliche/Führungskräfte bzw. Mitarbeiter aus den Bereichen Geschäftsführung, Qualitätsmanagement, Krisenmanagement, Marketing/Kommunikation, Produktion / Technik, Einkauf & Vertrieb
Teilnahmebeitrag € 490,– (exkl. 20 % MwSt.), € 460,– (exkl. 20 % MwSt.) für Mitglieder des Vereins foodalliance und des Fachverbands der Lebensmittel industrie Bei gleichzeitiger Anmeldung mehrerer Mitarbeiter eines Unternehmens erhalten Sie ab der zweiten Anmeldung 5 % Rabatt. Der Preis schließt Unterlagen, Pausengetränke sowie das Mittagessen ein. Wir bitten Sie, den Teilnahmebeitrag nach Erhalt der Rechnung an den Verein zur Förderung der österreichischen Lebensmittelwirtschaft (foodalliance) zu überweisen. Anmeldung Die Teilnehmeranzahl ist begrenzt. Anmeldungen bis 13. Oktober 2020 per E-Mail an: Mag. (FH) Birgit Wagner b.wagner@dielebensmittel.at Bei Rückfragen: 01/712 21 21-36
Termin — 20. Oktober 2020, 9:00 bis 17 Uhr Austria Trend Hotel Savoyen Olympia Mancini 1 1030 Wien
PIABS VAKUUM FÖRDERER
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iab erweitert das Sortiment der p iFLOW ® i/f -Familie um einen neuen Vakuumförderer, der ein größeres Chargenvolumen ermöglicht. Piabs piFLOW® Vakuumförderer sind weit verbreitet. Sie werden oftmals als Alternative zu mechanischen Förderern eingesetzt, wenn ein staubfreies Fördern oder wenig Wartung verlangt werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Pumpe auf der COAX®-Technologie basiert, dem energieeffizientesten Weg, um Vakuum zu erzeugen. Um Großbetriebe noch besser zu unterstützen, hat Piab seine piFLOW®i/f-Produktreihe um diesen Vakuumförderer für größere Chargenvolumen erweitert. Der neue piFLOW®i/f verfügt über ein 28l-Gehäuse und bietet die Möglichkeit, die Pumpenleistung zu erhöhen. Dies erfolgt durch die Montage von zwei piBASIC 400- oder 600-Pumpen. Damit erhöht sich die Kapazität des Förderers auf 7,5 Tonnen pro Stunde. Piabs Vakuum-Fördersysteme sind aus hochwertigem Material gebaut und wurden als Antwort auf die strengen Anforderungen von Betriebssicherheit und Hygiene in der Lebensmittel-, Pharma- und chemischen Industrie entwickelt. Die Förderer von Piab sind nach ATEX Staub-zertifiziert. Weitere Modelle wie der piFLOW®p und piFLOW®t sind außerdem auch nach ATEX Gas-zertifiziert. Information: www.piab.com
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36 recht law
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01.–02.10.2020
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