DIE ERNÄHRUNG Österreichische Zeitschrift für Wissenschaft, Recht, Technik und Wirtschaft
VOLUME 40 | 02. 2016
Mit Innovation frisch bleiben Seite 4
Hopfen und Malz, Gott erhalt’s!
14Z040109 M P.b.b., ERSCHEINUNGSORT WIEN, VERLAGSPOSTAMT 1030 WIEN, ISSN 0250-1554 © Petro Ivanov
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INHALT —
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WIRTSCHAFT economy 04 Mit Innovation frisch bleiben 07 Lebensmittelindustrie weiterhin gefordert 10 Hopfen und Malz, Gott erhalt’s! 12 LKW-Maut: Nein, danke! 14 Flächendeckende Lkw-Maut in Österreich 15 Ernährung der Zukunft 16 Technik: Segen oder Fluch? 17 Achtung, Gift! 18 Qualität und Sicherheit erhalten
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TECHNIK technology 20 Lebensmittelskandale: Wer durchschaut die L ieferkette? 24 Schonend und s icher trocknen 26 Fleischindustrie 4.0 läuft an 28 Automatisierte Fleischverarbeitung 30 Trends in der Verpackungstechnik
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WISSENSCHAFT science 35 Glyphosat: Eine nicht enden wollende Debatte 38 JANPA
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RECHT law 40 Der 29. deutsche Lebensmittelrechtstag 41 Ethylalkohol 42 Kennzeichnung von Lebensmittelzusatzstoffen in der Zutatenliste 46 Impressum
Liebe Leserin, lieber Leser, —
die wirtschaftliche Bilanz der Lebensmittelindustrie für 2015 ist durchwachsen. Gesättigte Märkte, volatile Rohstoffpreise und die verschärfte Handelskonzentration stellten die Branche vor Herausforderungen. Trotzdem blicken wir optimistisch in die Zukunft: Denn wir haben eine große Stärke – den Export. Ihn gilt es auszubauen und mit dem Rückenwind des Wirtschaftsund Landwirtschaftsressorts sowie der Außenwirtschaft Austria weiter zu beleben. Wie man mit Exportchancen und Innovation schwierige Rahmenbedingungen meistert, zeigt Mag. Alfred Berger von der NÖM AG. Er sprach mit uns über das Ende der Milchquote und gibt einen Überblick aus Sicht eines führenden Milchverarbeiters. Bei Thomas Mettke dreht sich hingegen alles ums Bier. Begleiten Sie den Rechtsanwalt auf eine Reise ins 16. Jahrhundert – die Geburtsstunde des Bayerischen Reinheitsgebots. Er entführt uns in eine Hommage an 500 Jahre deutsche Braukultur. Ein Vertreter eines anderen prickelnden Getränks, des Schaumweins, ist Ende März unerwartet verstorben: Dr. Rudolf Kobatsch alias „Mr. Schlumberger“ hat den Fachverband als Obmann von 2000 bis 2005 maßgeblich mitgestaltet. Wir werden ihn vermissen!
Katharina Koßdorff
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MIT INNOVATION FRISCH BLEIBEN Interview DIE ERNÄHRUNG SPRACH MIT MAG. ALFRED BERGER, MARKETING-VORSTAND DER NÖM AG, ÜBER DIE AKTUELLE SITUATION AM MILCHMARKT, DIE MÖGLICHE ENTWICKLUNG UND DIE BEDEUTUNG VON EXPORT UND INNOVATIONEN IN DER MILCHWIRTSCHAFT.
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ie Ernährung: Nach der Aufhebung der Milchkontingentierung ist der Milchpreis stark gefallen. Neuseeland und andere Länder überschwemmen den Weltmarkt. Gleichzeitig haben Bauern in Wien demonstriert und fordern eine nationale Milchmengensteuerung. Wie sehen Sie als Vorstand der NÖM die weitere Marktentwicklung? Alfred Berger: Was das Quotenende mit sich bringt, sollte eigentlich allen Beteiligten schon vorher klar gewesen sein. Ich denke, es ist Aufgabe der einzelnen Molkereien, mit ihren Lieferanten hier Strategien zu entwickeln, wie mit der Mehrmenge umzugehen ist. Aber Überraschung ist es keine, dass es jetzt zu viel Milch gibt. Wir bei der NÖM haben schon vor Jahren zu reagieren begonnen und von drei auf einen Standort konsolidiert. Darüber hinaus haben wir in die Topfen- und Butterproduktion investiert, alles Bereiche mit hohem Milcheinsatz. Eine preisliche Entspannung wird aber nur über Mengenreduktion und Nachfragesteigerung seitens des Konsumenten passieren. Und beides ist nicht in Sicht. Länder wie Irland haben sich 10 Jahre auf das Quotenende vorbereitet und viel in gesteigerte Produktion in-
vestiert, da gibt es kurzfristig gar keinen Weg zurück. Daher wird die Mehrmenge noch etwas länger bleiben. Wenn Österreich gesamt die Mehrmenge drosselt, hilft das zweifelsohne jeder Molkerei bei der Überschussverwertung, preislich spielt dies aber keine Rolle, unser Marktanteil in Europa beträgt 2 %.
Milchlieferanten, zusammengefasst in der MGN, gut reagiert und haben eine Vereinbarung, mit der beide Seiten gut leben können. Logisch würde ich mir höhere Preise wünschen, aber die Entscheidungen, dass es in diese Richtung geht, wurden vor einem Jahrzehnt woanders getroffen.
Wie reagieren Sie auf diese Marktsituation? Was planen Sie für Maßnahmen bei Produktentwicklung, Preisen und Export? Berger: Wir werden weiterhin auf Innovation und unsere Kernmärkte setzen. Große Trends, wie zum Beispiel Eiweiß, müssen dann in ganz Europa an die jeweiligen Verzehrgewohnheiten übersetzt und angeboten werden.
Welche Wünsche haben Sie bezüglich des Milchmarktes an die Politik – in Österreich bzw. in der EU? Berger: Wir haben unsere Hausaufgaben immer selber gemacht, und werden dies auch in Zukunft tun.
Wie sehen Sie die Vorschläge, dass die Bauern als Lieferanten zur Milchmengensteuerung beitragen sollen, indem es eine Art Lieferbeschränkung auf das bisherige Kontingent gibt? Berger: Das muss sich jede Molkerei selber ausmachen. Das Quotenende war ja keine Überraschung, sondern viele Jahre bekannt, und eigentlich sollte jedem Betriebswirtschaftler schon seit Jahren klar sein, was passieren wird, wenn es zu viel Angebot und sinkende Nachfrage gibt. Wir haben mit unseren
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Die VÖM (Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter) hat erklärt, dass sie „auf der Seite der Milchbauern“ kämpfe. „Die österreichischen Molkereien verstehen sich als Partner der heimischen Milchbauern und setzen alles daran, einen bestmöglichen Erzeugerpreis zu erwirtschaften.“ Wie sehen Sie da die Möglichkeiten? Berger: Da gibt es Gott sei Dank viele Erfolgsbeispiele. Je mehr Milch – in welcher Veredelungsstufe auch immer – jedoch am europäischen Markt und nicht in Nischen untergebracht werden muss, desto schwieriger wird es hier, noch attraktive Preise zu erwirtschaften.
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Die VÖM hat auch Entwicklungspotentiale bei „Bio-, Heumilch- und regionalen Produkten“ erwähnt. Wie sieht das aus Ihrer Sicht für die NÖM aus? Welche Pläne gibt es dazu? Berger: Wir haben 10 % Biomilch-Anteil. Diese können wir aufgrund der Nachfrage, vor allem aus Deutschland (hier gibt’s bei Bio im Vergleich zu Österreich noch deutlichen Aufholbedarf) gut absetzen. Heumilch und andere Spezialitäten haben wir nicht. Eine weitere Segmentierung über Bio und Heumilch hinaus sehe ich kritisch, weil wir damit den Konsumenten überfordern. Was ist denn nun die gute alte Milch noch wert, wenn jedes Jahr eine noch wertvollere auf den Markt kommt? Welche Bedeutung hat der Export generell für die NÖM? In welchen Ländern sehen Sie noch Möglichkeiten? Berger: Wir sind in 26 Ländern vertreten und diese sind für 45 % des Umsatzes verantwortlich. Bei einem so kleinen Home Market wie Österreich (acht Millionen Österreicher zu über 320 Millionen Europäern, die wir beliefern …) ist bei einer Milchmenge von 400 Millionen Kilogramm der Export ein ganz wichtiges Standbein. Möglichkeiten gibt es immer und überall. Aufholbedarf bei der Milchprodukt-Konsumation hat
noch der Süden mit Italien und einige kleinere Länder. Welche Wünsche haben Sie bezüglich des Exportes an die Politik? Was funktioniert gut, wo sehen Sie noch Entwicklungspotentiale? Berger: Es hat ja schon im kleinen und damals noch gut geschützten Österreich Versuche wie die AMF gegeben, die kläglich gescheitert sind. Wie soll das nun auf der Welt funktionieren? Jeder ist – wie schon erwähnt – für sich verantwortlich. Diese bekannten Ideen sind in der Praxis einfach nicht umsetzbar, echt nett gemeint, aber leider am Schreibtisch entstanden. Wie sehen Sie den Standort Österreich? Welche Vor- und Nachteile hat dieser? Berger: Wir sind der Feinkostladen Europas. Wir haben das Image, die Qualität und auch die Innovationskraft, gebündelt mit österreichischem Charme. Dies müssen wir in Produkte übersetzen. Die positive Exportbilanz bei Molkereiartikeln beweist dies ja beeindruckend. Dass wir mit der zweitkleinsten bäuerlichen Struktur in Europa (nur die Griechen sind noch kleiner) nie am Weltmarkt preislich irgendwo wettbewerbsfähig sein werden, ist auch klar. Daher geht die aktuelle Ausrichtung eigentlich schon in die
richtige Richtung. Das Russlandembargo und das schwächelnde China haben leider das Preisniveau auf ein sehr gefährliches Niveau für den Fortbestand der bäuerlichen Kleinstruktur gedrückt. Dass die Handelslandschaft die zweithöchste Konzentration hinter der Schweiz in Europa hat, macht das Arbeiten auch nicht gerade leichter. Aber generell muss man dem österreichischen Handel ein großes Lob für sein Engagement in Sachen Landwirtschaft und Regionalität machen! Wie sehen Sie die Situation in der österreichischen Handelslandschaft, insbesondere nach der Zielpunkt-Insolvenz und der daraus entstandenen weiteren Erhöhung der Konzentration? Berger: Für den Konsumenten toll, Österreich hat eine der höchsten Flächendichten Europas bei Geschäften des Lebensmitteleinzelhandels. Ich stelle aber die Frage: Wo war die Bundeswettbewerbsbehörde BWB in den letzten zwei Jahrzehnten, wenn jetzt nur noch mehr drei Große übrig sind? Wie sehen Sie Handelsmarken? Gibt es da Möglichkeiten oder eher Risiken? Berger: Handelsmarken sind ein Fakt und sind beides. Natürlich nehmen sie der Marke Volumen weg, kopieren schnell und gut, aber auch die NÖM be-
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kennt sich zur Handelsmarken-Produktion, weil es zur Volumenserhöhung einfach notwendig ist. Im Ausland, wo wir aufgrund unserer Größe nicht die finanziellen und strukturellen Möglichkeiten haben, mit der Marke in neue Länder einzusteigen, ist die Handelsmarke die einzige Möglichkeit, hier auf große Volumina zu kommen. Worin liegen die Erfolgsgeheimnisse der NÖM? Berger: Wir sind fleißig und kreativ.
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Zum Unternehmen —
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Wie sehen Sie die Bedeutung von Innovation im Milchgeschäft? Ist hier der Druck in Richtung Innovation größer als in anderen Bereichen? Berger: Ich denke, dass die Molkereibranche zu den innovativsten Branchen überhaupt gehört. Innovation ist der Treiber und die neuen Produkte sind der Grund, warum wir in Österreich noch eine so hohe Konsumation von Molkereiprodukten haben, weil wir die Konsumenten regelmäßig mit neuen Produkten abholen und überraschen. Ohne Innovation würde es sehr düster ausschauen.
NÖM, die moderne Milchmanufaktur Die NÖM überzeugt als einzige Molkerei Österreichs am Rande einer Metropole mit ihrer Innovationskraft und ihrem Feingefühl für Lebensmitteltrends. Denn vor den Toren der modernen und ständig wachsenden Großstadt Wien ist sie am Puls der Zeit und trotzdem seit über 115 Jahren in tiefer regionaler Verwurzelung eng mit ihrem Umland verbunden. Mit ihrer Liebe zum Rohstoff Milch und dem Verständnis für die Wünsche
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Die Milchgenossenschaft Niederösterreich (MGN) als Vertreter der Milchbauern hat kürzlich ihren Aktienanteil
an der NÖM auf 25% erhöht und ein Vorkaufsrecht ausgehandelt. Was ist der Hintergrund dazu? Zieht sich die Raiffeisen-Holding NÖ-Wien mittelfristig zurück? Berger: Die MGN hat die Anteile von 20 auf 25 Prozent erhöht, die Landwirte in der MGN wollten immer schon eine größere Rolle bei der NÖM spielen. Wir sehen das als einen großen Vertrauensbeweis und als klaren Auftrag, unseren eingeschlagenen Weg weiter zu gehen. Oder würden Sie sich an einem Unternehmen beteiligen, das sich ständig negativ entwickelt? Ich denke, dass auch der 75 %-Eigentümer nicht ganz unzufrieden ist. Worauf kommt es Ihnen beim Essen an? Was ist Ihre Lieblingsspeise?
der Kunden und Konsumenten steht die NÖM vor allem für eines: kompromisslose, beste Qualität mit dem permanenten Streben nach dem besten Geschmack in liebevoll veredelten Milchprodukten. So war es auch die NÖM, die als erste europäische Molkerei seit 2009 ausschließlich 100% gentechnikfreie Milch ihrer 3.300 Bauern aus ganz Niederösterreich, dem Südburgenland und der Oststeiermark verwendet, um den Ansprüchen an beste Qualität gerecht zu werden. Berger: Qualität und Vielfalt. Ich bin leidenschaftlicher Fan von österreichischer Hausmannskost, möchte aber auf meinen Vietnamesen und Thai ebenfalls nicht verzichten. Lieblingsspeisen hab ich mehrere: Reisfleisch mit Erbsen, für Salzburger Nockerln tue ich fast alles … und auch eine Pho sowie ein Curry möchte ich nicht missen.
Internettipp — www.noem.at
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LEBENSMITTEL INDUSTRIE WEITERHIN GEFORDERT Viele Risiken, viele Chancen JOSEF DOMSCHITZ
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ie uneinheitliche Entwicklung der Weltwirtschaft im Jahr 2015 zeigt sich laut WIFO im österreichischen Außenhandel: Die Nachfrage aus den USA stieg deutlich. Hingegen belasteten die anhaltende Schwäche der Konjunktur im Euro-Raum und die Verlangsamung der Expansion in den Schwellenländern die österreichische Exportwirtschaft. Laut dem aktuellen Report des United Nations Department of Economic and Social Affairs hat sich das Jahr 2015 deutlich schlechter entwickelt, als es noch im Sommer 2015 zu erwarten war – und die Prognosen für die Folgejahre müssen auch zurückgenommen werden. Ein bunter Mix an Faktoren (u.a. sinkende Rohstoffpreise und Kapitalabflüsse) haben das Wirtschaftswachstum in vielen Ländern gedämpft. Besonders deutlich fallen die Prognoserevisionen für Südamerika, den Nahen Osten und die GUS-Nachfolgestaaten aus. Deutlich geringer sind sie in den entwickelten Industrieländern, insbesondere in den USA und Japan. Die Wirtschaftslage in Europa profitierte in den letzten Monaten des Jahres 2015 von der Verringerung des Ölpreises, die stärker als erwartet ausgefallen ist, und von einer spürbaren Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar.
Laut EU-Herbstprognose gibt es unter allen 28 EU-Mitgliedstaaten nur noch vier Länder, die im Jahr 2015 eine Wachstumsrate von unter einem Prozent erreicht haben: Griechenland, Finnland, Österreich und Italien. Für die österreichische Situation werden folgende Umstände genannt: Hohe Arbeitskosten, hohe Steuern und Abgaben, ein schmerzhafter Strukturwandel in dominierenden Wirtschaftsbereichen, eine überdurchschnittliche Betroffenheit von den Wirtschaftssanktionen gegenüber Russland und der russischen Wirtschaftskrise und eine wenig reformorientierte Wirtschaftspolitik. Besonders markant ist zudem der anhaltende Investitionsattentismus der Wirtschaft in Österreich. Was bewegt Europa und Österreich zusätzlich? Laut dem Eurobarometer der Europäischen Kommission 2015 zählen Arbeitslosigkeit, Einwanderung und die wirtschaftliche Lage zu den dringendsten Problemen der Europäerinnen und Europäer. In Österreich werden darüber hinaus auch die Staatsschulden, die Lebenserhaltungskosten und das Bildungssystem als zentrale Herausforderungen wahrgenommen. Ein Blick auf die wirtschafts- und sozialpolitischen Fundamentaldaten zeigt, dass unser Land zuletzt hinter der europäischen Entwicklung zurückblieb. Der Wirtschaftsbericht 2015 des BMWFW macht die anhaltende Investitionszu-
rückhaltung der heimischen Unternehmen, eine mäßige Konjunkturnachfrage der privaten Haushalte und eine insgesamt träge Außenhandelsentwicklung dafür verantwortlich. Konjunkturumfeld für Österreich anhaltend schwierig Laut Standort-Check der Wirtschaftskammer Österreich hat Österreich zwar ein sehr hohes Wohlstandsniveau, droht aber aufgrund der schwachen Wachstums entwicklung und struktureller Probleme mittelfristig weiter zurückzufallen. Die anhaltende Investitionsschwäche stellt weiterhin ein Risiko für die Wettbewerbsfähigkeit im Allgemeinen und die Exportwirtschaft im Besonderen dar. Österreich wird damit zum Nachzügler im internationalen Vergleich, und das anhaltend schwache Wirtschaftswachstum überschattet Österreichs Spitzenplatz beim Wohlstandsniveau. Österreichs Wirtschaft ist auch 2015 nur moderat gewachsen. Mit 0,6 % wuchs Österreich deutlich unter dem europäischen Durchschnitt von 1,9 %. Das Wachstum lag damit das vierte Jahr in Folge unter 1 %. Die Inlandsnachfrage entwickelt sich verhalten: Der Konsum liefert kaum Impulse, die Investitionen sind zuletzt wieder gesunken. Trotz der Euroschwäche leidet die exportstarke österreichische Wirtschaft nach wie vor unter der nur moderaten globalen Wachstumsdynamik.
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Anders als in Deutschland und in mehreren anderen europäischen Ländern nahm der private Konsum in Österreich auch 2015 kaum zu (+0,4 %). Das Konsumentenvertrauen verschlechterte sich laut WIFO seit dem Frühjahr 2015 deutlich und erreichte im November den niedrigsten Stand seit der Krise 2008/09. Daher dürfte die Konsumnachfrage der privaten Haushalte auch in den ersten Monaten 2016 schwach bleiben. Die zurückhaltende Entwicklung des privaten Konsums 2015 wurde einerseits durch eine schwache Einkommensentwicklung und andererseits durch die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt beeinflusst. Die Arbeitslosenquote stieg 2015 auf 9,1 %. Die Verbraucherpreise wurden 2015 durch den starken Verfall der Rohstoffund Energiepreise gedrückt. Die Preis treiber waren Mieten, Bewirtungs- und Versicherungsdienstleistungen. 2015 stieg die Inflationsrate daher um „nur“
0,9 % insgesamt, jene für den Bereich „Nahrungsmittel, alkoholfreie Getränke“ um 0,8 %. Lediglich der Tourismus verzeichnete in der Sommersaison 2015 ein lebhaftes Wachstum, die Gästeankünfte erreichten einen neuen Höchstwert. Zwar sanken die Ausgaben pro Nächtigung, die Tourismuswirtschaft setzte jedoch erheblich mehr um als 2014. Konsumausgaben erhöhen Wirtschaftswachstum in Österreich Da die heimische Nachfrage in nächster Zeit vom verstärkten Konsum profitieren wird, dürfte laut WIFO die Wirtschaft in Österreich in den kommenden Jahren kräftiger wachsen. Neben der Steuerreform, die die Einkommen der privaten Haushalte erhöht, werden auch die Ausgaben für Flüchtlinge für einen deutlichen Nachfrageschub in den Jahren 2016 und 2017 sorgen. Dazu trägt auch der Anstieg der Zahl der Asylanträge 2015 und 2016 bei,
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der die Ausgaben für die Betreuung und Grundversorgung von Asylsuchenden sowie für die bedarfsorientierte Mindestsicherung erhöht und somit eine Steigerung des privaten und öffentlichen Konsums nach sich zieht. Die Steuerreform, die Anfang 2016 in Kraft trat, entlastet die Einkommen der privaten Haushalte und hat ebenfalls einen positiven Effekt auf die Konsum ausgaben, der allerdings durch Gegen finanzierungsmaßnahmen abgeschwächt wird. Auch das außenwirtschaftliche Umfeld gewinnt in den kommenden Jahren wieder etwas an Dynamik. In den USA bleibt die Konjunktur robust, und im Euro-Raum erholt sich die Wirtschaft zögerlich. Zudem dürfte die Talsohle der Rohstoffpreisentwicklung weitgehend erreicht sein. Dadurch verbessert sich die Konjunktur auch in den Schwellenländern allmählich wieder.
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Die österreichischen Ausfuhren dürften daher wieder stärker zunehmen. Die Zahl der Beschäftigten steigt weiter. Zusätzliche Arbeitsplätze entstehen dabei vor allem in den Dienstleistungsbereichen. Die Zahl der Arbeitslosen erhöht sich aber laut WIFO weiter. 2016 dürfte die Arbeitslosenquote auf 9,7 % und 2017 auf 10,2 % steigen. Der Rückgang der Rohölpreise dämpfte die Inflation 2015 erheblich. Im Laufe des Jahres 2016 sollte dieser Effekt allmählich abklingen. Zudem werden die Maßnahmen der Steuerreform 2016 preiswirksam. Das WIFO rechnet mit einem wieder höheren Anstieg der Verbraucherpreise gegenüber 2015 um 1,5 % (2016) und 1,7 % (2017). Die Bankenhilfen belasten voraussichtlich auch in den kommenden Jahren die öffentlichen Haushalte, wenngleich nicht mehr so stark wie in den vergangenen Jahren. Hinzu kommen höhere Ausgaben aufgrund der Flüchtlingsmigration. Die Steuerreform hat außerdem einen deutlichen Rückgang der Einnahmen aus der Lohn- und Einkommensteuer seit 1. Jänner 2016 zur Folge. Allerdings entlasten niedrige Zinszahlungen, geringere Ausgaben für Pensionen als veranschlagt und eine günstige Einnahmenentwicklung das Budget. Lebensmittelindustrie Österreichs weiterhin gefordert Der Jahresumsatz der österreichischen Lebensmittelindustrie (abgesetzte Produktion) lag im Jahr 2015 knapp über 8 Mrd. Euro. Gegenüber 2014 bedeutet das ein Minus in Höhe von 0,6 %. Die Ursachen für diesen Rückgang sind vielfältig und von Branche zu Branche unterschiedlich. Die Entwicklung im Jahr 2015 spiegelt – neben den spürbar günstigeren Treibstoff- und Energiepreisen, die der Branche auch Kostenvorteile brachte – die wesentlichsten Konjunkturfaktoren für viele Unternehmen der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft wider: verhaltener Konsum durch „sparsame“ Konsumenten, hohe Arbeitslosenquote, sinkende Verkaufspreise usw. Der Heimmarkt blieb 2015 weiterhin angespannt. Die gedämpfte Konjunk-
turprognose, der Rückfall Österreichs in internationalen Wirtschaftsrankings, ein intensiver Wettbewerbsdruck inkl. Währungsrisiken im Export sowie allgemein steigende Kosten sorgen für einen Ertragsdruck in der heimischen Lebensmittelindustrie. Zusätzlich hält die Konzentration im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel (LEH), eine der höchsten in Europa, ungebremst an. Auch der Anteil an Eigenmarken im LEH wächst weiter ungebrochen. Das Jahr 2015 war auch für den österreichischen Lebensmitteleinzelhandel ein ziemlich turbulentes und ereignisreiches Jahr, das mit einer Kartellstrafe für Spar sowie Bußgeldern für einige Lebensmittelhändler (MPreis, Sutterlüty, Zielpunkt) und mit der Zielpunkt-Insolvenz Ende 2015 ihren negativen Höhepunkt fand. Damit verschärft sich die Handelskonzentration in Österreich zusätzlich. Trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen haben sich im Jahr 2015 die heißen Sommermonate und die gute Entwicklung im Tourismus positiv auf viele Unternehmen der Lebensmittelindustrie ausgewirkt. Anlass zur Sorge sehen viele Unternehmen nach wie vor bei der Rohwarenbeschaffung: Die „Wüstentage“ haben 2015 zu teils massiven Ertragseinbußen in der Landwirtschaft geführt. Volatile Rohstoffpreise bedeuten auch künftig große Herausforderungen für die Lebensmittelbranche. Klimawandel und Wetterkapriolen, globale Warenströme, internationale Mengen- und Preisschwankungen (zum Teil durch Spekulationen) beunruhigen Erzeuger, Produzenten und Händler entlang der Wertschöpfungskette. Auch die Frage der Rohstoffverfügbarkeit wird die Unternehmen weiter in hohem Maße beschäftigen. Diese laufenden Veränderungen sind eine ständige Herausforderung für viele Unternehmen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben und damit Erträge, Stabilität und Beschäftigung zu sichern, müssen viele Unternehmen zusätzlich neue und innovative Produkte und Verfahren entwickeln, verstärkt bestehende Märkte bedienen und zusätzlich neue kaufkräftige Märkte im Export erschließen. Ein gesättigter und
hart umkämpfter Inlandsmarkt machen den Export von Lebensmitteln „Made in Austria“ bereits seit vielen Jahren unverzichtbar. Die Exporte von Erzeugnissen der Lebensmittelindustrie konnten im Jahr 2015 eine erfreuliche Steigerung in Höhe von 6,9 % auf 5,9 Mrd. Euro erzielen. Und das trotz angespannter Märkte im In- und Ausland etwa in Folge der „Ukraine-Russland-Krise“. Diese hat zu einem Überangebot bei pflanzlichen und tierischen Produkten (primär Fleisch- und Milcherzeugnisse) und somit zu einem enormen Preisdruck innerhalb der EU geführt. Die exportorientierten EU-Länder drängen daher auf alternative Märkte außerhalb Europas, so auch die heimische Lebensmittelindustrie. Die Exportleistung der Erzeugnisse der österreichischen Lebensmittelindustrie auf Märkten außerhalb Europas stieg im Jahr 2015 um 16,7 %. Exportmotor dabei war der US-Markt. Dieser wuchs gegenüber dem Vorjahr um 40 % und ist aktuell für die Hälfte unseres gesamten Exportzuwachses verantwortlich. Wichtige Zielsetzung der Branche ist insbesondere in Zeiten einer schwachen Konjunktur, sich bei ihren Exportbemühungen weiterhin auf die Stärken der österreichischen Lebensmittelwirtschaft zu besinnen und dafür alle Kräfte zu bündeln: Die „Internationalisierungsoffensive“ des Wirtschaftsministeriums und die „Exportinitiative neu“ des Ministeriums für ein lebenswertes Österreich sind aktuell wichtiger denn je für die Branche. Bei Wettbewerbsfähigkeit und Standortattraktivität hat Österreich im internationalen Vergleich an Boden verloren. Bei Wohlstand, Exportstärke und hoher Lebensqualität nimmt unser Land nach wie vor eine Spitzenposition ein. Das sollte in diesen bewegten Zeiten zuversichtlich und mit Blick in die Zukunft wieder optimistisch stimmen. Josef Domschitz Fachverband der Lebensmittelindustrie j.domschitz@dielebensmittel.at Literatur www.ernaehrung-nutrition.at
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HOPFEN UND MALZ, GOTT ERHALT’S! 500 Jahre Bayerisches Reinheitsgebot
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ir leben in einem Land, wo das Bier gleichsam das fünfte Element ausmacht. Dem Publikum liegt daran, dass gerecht und gutes Bier gemacht, folglich dem gemeinen Mann, welchem es zur Nahrung dienen soll, sein Pfennig vergolten werde. Man glaubt, dass eben durch schlecht und unkräftiges Bier die alte deutsche Stärke so merklich abgenommen habe. So heißt es in den Anmerkungen des Hofrats Kanzlers und Geheimen Rat des Wiguläus Aloysius Xaverius, Freiherr von Kreittmayr zum Codex Maximilianeus Bavaricus Civilis. Gemeint ist damit die in der Bayerischen Landesverordnung vom 23. April 1516 durch den Bayrischen Herzog Wilhelm IV. und seinen Bruder, Herzog Ludwig X, erlassene Herstellungsvorschrift für Bier. Das Bayerische Reinheitsgebot lautet „Wir wöllen auch sonderlichen / das füran allenthalben in unsern Stetten I Märckthen I unn auf dem Lannde / zu kainem Pier/ merer stückh I dann allain Gersten I Hopfen I unn wasser I genommen unn gepraucht sölle werdn.“ („Ganz besonders wollen wir, dass forthin allenthalben in unseren Städten, Märkten und auf dem Lande zu keinem Bier mehr Stücke als allein Gerste, Hopfen und Wasser verwendet und gebraucht werden sollen.“) Das Reinheitsgebot von 1516 hat sich bis in unsere Zeit erhalten, auch wenn
THOMAS METTKE
es die längste Zeit immer nur für Bayern galt. Erst 1906 wurde es auf das gesamte Deutsche Reich ausgedehnt. In Bayern hat es sich 500 Jahre lang bis zum Vorläufigen Biergesetz gerettet. Zur Bereitung von untergärigem Bier darf danach nur Gerstenmalz, Hopfen, Hefe und Wasser verwendet werden. Die Bereitung von obergärigem Bier unterliegt derselben Vorschrift. Es ist dabei jedoch die Verwendung von anderem Malz und von technisch reinen Rohrrüben oder Invertzucker sowie von Stärkezucker und aus Zucker hergestellten Farbmitteln zulässig. Das Reinheitsgebot ist nicht zuletzt ein Kind der Finanznöte mittelalterlicher und spätmittelalterlicher Landesherren. Besteuert wurden ursprünglich die zur Bierherstellung nötigen Rohstoffe. Beschränkte man deren Zahl auf wenige kontrollierte, erleichterte dies die Steuererhebung und garantierte dem Landesherrn sichere Einkünfte. Für diese war die Biersteuer ungleich bedeutender als für moderne Staaten, da es fast nur direkte Steuern gab. Das Bayerische Reinheitsgebot ähnelt insoweit dem altägyptischen „Backverhältnis“. Die Beamtenschaft der Pharaonen entwickelte Normen und Rechenverfahren zur Steuerung und Kontrolle der Nahrungsmittelverarbeitung für Staat und Priesterschaft. Dies galt in besonderem Maße für Brot und Bier, dem Grundnahrungsmittel im alten Ägypten, zur Ver-
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rechnung des Getreides durch die daraus erzeugten Lebensmittel. Das Backverhältnis bestimmte, wie viele Brote einer bestimmten Art oder wie viel Bier einer bestimmten Stärke zu erzeugen waren, um eine zuverlässige Steuererhebung durchführen zu können. In Bayern war Getreide wegen der Miss ernten oft knapp und wurde überdies für Brot und Brei benötigt. Da Gerste sich weniger für Brot eignete, konnte man mit Hilfe des Reinheitsgebots den Verwendungszweck bestimmter Getreidesorten steuern. Gesundheitspolitische Aspekte haben ebenfalls eine Rolle gespielt. Wasser war im späten Mittelalter weitgehend verschmutzt und daher ungenießbar. Bier war mithin als Trinkwasserersatz ein Nahrungsmittel, dessen Qualität geschützt werden musste. Ausländische Biere durften in der Bundesrepublik bis 1987 nur dann abgesetzt werden, wenn sie dem Reinheitsgebot entsprachen, was nur bei einigen wenigen der Fall war; bis dahin galt in der Bundesrepublik ausschließlich deutsches Lebensmittelrecht für einheimische wie für fremde Biere. Aus diesem Grunde hatte im Rahmen der Harmonisierung des europäischen Lebensmittelrechts die Europäische Kommission bereits 1970 den Versuch gemacht, eine Harmonisierungsrichtlinie für Bier vorzulegen. Danach sollten bei der
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Bierbereitung auch Rohfruchtzucker, Ascorbinsäure, Enzyme und Tannin zugelassen werden. Ein Aufschrei ging durch Deutschland. Das Reinheitsgebot sei in Gefahr; die Richtlinie scheiterte schließlich am Widerstand der Bundesrepublik Deutschland. Es kam, wie es kommen musste. Die Bundesrepublik Deutschland wurde wegen Verletzung der Warenverkehrsfreiheit vor dem Europäischen Gerichtshof verklagt, und erwartungsgemäß stellte der Europäische Gerichtshof fest: „Die Bundesrepublik Deutschland hat dadurch gegen ihre Verpflichtung aus Art. 30 EWG verstoßen, dass sie das Inverkehrbringen von einem in einem anderen Mitgliedstaat rechtmäßig hergestellten und in den Verkehr gebrachten Bier untersagt hat, wenn dieses Bier nicht den § 9 und 10 des Biersteuergesetzes entspricht.“ Das Urteil führte in der Öffentlichkeit zu einem Sturm der Entrüstung. Man warf dem EuGH vor, die Warenverkehrsfreiheit in unverantwortlicher Weise über den Verbraucherschutz zu stellen. Die meisten Kommentare in der juristischen Literatur betonten dagegen, dass man vom EuGH keine andere Entscheidung erwarten konnte. Immerhin gibt es ein Trostpflaster. Nachdem die Europäische Kommission es abgelehnt hatte, das Reinheitsgebot verpflichtend in der ganzen Europäischen Gemeinschaft einzuführen, gibt es nun immerhin in Anhang IV der Verordnung über Lebensmittelzusatzstoffe mit der Auflistung der „traditionellen Erzeugnisse“ ein Verwendungsverbot für Lebensmittelzusatzstoffe für Biere, die sich mit der Angabe „nach deutschem Reinheitsgebot gebrautes Bier“ schmücken wollen. So hat sich das Bayerische Reinheitsgebot über 500 Jahr gegen alle Anfeindungen behauptet. Auch das Reichsgericht hat wiederholt entschieden, dass in Bayern ein dort gebrautes Bier, welchem andere Stoffe als Hopfen und Malz, insbesondere sog. Bierkulör oder pulverisiertes Süßholz beigemengt sind, kein echtes Bier sei. Vielmehr sei ein derartig zubereitetes Bier als verfälscht zu erachten. So blieb die Verwendung anderer Stoffe als Gerstenmalz und Hopfen zur Bereitung von Bier, insbesondere auch
von Mais und Reis, in Bayern stets verboten. Worauf beruht nun aber der Kult um das bayerische Bier? Dieser geht auf eine Rede des bayerischen Landtagsabgeordneten Hans Rauch vom 4. März 1918 zurück, der seinerzeit erklärte: ,,Wir halten fest am Reinheitsgebot, weil wir der Tradition treu bleiben“. Zuvor war nie von einem Reinheitsgebot, sondern stets nur von einem Surrogatverbot die Rede. Das Wort „Reinheit“ hebt das bayerische Bier aus der Sphäre eines normalen Lebensmittels heraus. Reinheit verspricht mehr, nicht nur Lebensmittelqualität, sondern Reinheit ist das Versprechen, frei von Schmutz und Sünde zu sein. Es ist weniger das Bierrezept selbst, sondern die Imagination der Unbeflecktheit, die das bayerische Bier zum Kult gemacht hat. Im „Narrenschiff“ urteilte Sebastian Brant (1458 bis 1521) über die Biersuppe: „und wer des Weins nicht trinken kann, der ist nicht unseres Fugs, er zieht ins Bierland Koppenhag, da find er bös Bier genug.“ Damit ist nicht die dänische Hauptstadt gemeint, sondern Koppen heißt in diesem Zusammenhang „schlecht und verdorben“. Das hatte gute Gründe, setzten die Bierpanscher seinerzeit dem Bier auch allen möglichen Unrat zu, wie Gestrüpp, Pech, Ochsengalle, Schlangenkraut, harte Eier, Ruß und Kreide. Es ist der Verdienst des Bayerischen Reinheitsgebots von 1516, dass noch zu Lebzeiten von Sebastian Brant es neben dem bösen Bier in Norddeutschland nun auch gutes Bier in Bayern gab.
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Nun noch etwas Erfreuliches: Die bayerischen Wittelsbacher haben im Jahre 1834 in ihrer wenig ruhmreichen Regierungszeit in Griechenland zumindest das Reinheitsgebot für Bier eingeführt. Es war der bayerische Braumeister Fix, der in Saloniki dieses Bier braute. Das Fix-Bier gibt es in Griechenland noch heute und erfreut sich wachsender Beliebtheit. Thomas Mettke Rechtsanwalt meyer.rechtsanwälte Partnerschaft mbB www.meyerlegal.de
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LKW-MAUT: NEIN, DANKE! Flächendeckende Lkw-Maut EINIGE BUNDESLÄNDER HABEN IN DEN LETZTEN JAHREN EINE FLÄCHENDECKENDE LKW-MAUT FÜR FAHRZEUGE ÜBER 3,5 TONNEN HÖCHSTZULÄSSIGES GESAMTGEWICHT NEBEN DER AUTOBAHN- UND SCHNELLSTRASSENMAUT ANGEDACHT. HAGEN PLEILE
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2002 wurden die Bundesstraßen „B“ mit einer Gesamtlänge von etwa 10.100 km vom Bund auf die Länder übertragen. Bis 2007 wurden vom Bund jährliche Zuschüsse in der Höhe von ca. 540 Mio. Euro zum Zweck der „Finanzierung von Straßen“ den Ländern gewährt. Das ist auch ungefähr der Betrag, der nun als
pro Jahr einbringen würden. Seriöse Schätzungen rechnen „lediglich“ mit Einnahmen von 480 Mio. Euro. Da ein GPS-System angedacht ist neben dem nationalen System der GO-Box auf dem hochrangigen Straßennetz, werden hier Errichtungskosten von 100 bis 350 Mio. Euro und jährliche Systemkosten von 75 bis 100 Mio. Euro kalkuliert.
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ie Feststellung der Bundesländer, dass die Landesstraßen an Qualität eingebüßt haben und Instandhaltungsmaßnahmen dringend notwendig wären, ist zwar richtig, aber die Bundesländer haben bereits satte Steuereinnahmen aus dem Straßenverkehr: Von den Gesamteinnahmen des Bundes aus dem österreichischen Straßenverkehr in der Höhe von rund 13 Mrd. Euro entfallen alleine 4,2 Mrd. Euro auf die Mineralölsteuer. Bis 1987 waren die Einnahmen aus der Mineralölsteuer zweckgebunden für den Ausbau und die Erhaltung des österreichischen Straßenverkehrsnetzes. Da nun aber die ASFINAG mit der Maut aus dem höherrangigen Straßennetz dieses selbst erhält, würde der volle Anteil der Mineralölsteuer den Bundesländern für die Erhaltung ihrer Straßen zugutekommen. Da aber die Zweckbindung aufgehoben wurde, fließen diese Einnahmen direkt in das Bundesbudget.
Einnahmen aus der flächendeckenden Lkw-Maut erwartet wird. 2008 wurden diese Zweckzuschüsse für Straßen in Ertragsanteile der Bundesländer, ohne Zweckwidmung, umgewandelt. Da nun diese Einnahmen zur Straßen erhaltung „versiegt“ sind, macht man sich in den Bundesländern Gedanken, wie man eine weitere Türe zum großen Geld öffnen könnte, diesmal selbstverständlich wieder (vorübergehend?) mit Zweckbindung zur Straßenerhaltung. Die Bundesländer schätzen, dass die Einnahmen aus der flächendeckenden Lkw-Maut ungefähr 650 Mio. Euro
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Wer wird das zahlen? Den nicht unbeachtlichen Betrag von 650 Mio. Euro wird irgendjemand zahlen müssen. Da realistischerweise nicht die gesamten Kosten zu Lasten der Konsumenten gehen werden, wird der Hauptteil wohl von der Wirtschaft, Industrie und Transportunternehmen getragen werden müssen. Unter dem Strich eine weitere „Steuer“, die die Unternehmen zusätzlich belasten wird, aber auch die Konsumenten werden einen Teil der eben in Kraft getretenen Steuerreform wieder refundieren müssen. Um dem Verfall der Zweckbindung gleich zuvorzukommen, werden laut Vorschlag der Bundesländer nur 75 % der Einnahmen der Straßenerhaltung zukommen, die restlichen 25 % werden dem öffentlichen Verkehr gewidmet. Damit ist der Weg der Zweckauflösung auch schon geebnet. Die Bundesländer haben kein Einnahmenproblem, sondern ein massives Ausgabenproblem!
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Folgende Argumente sprechen eindeutig gegen ein solches Mautvorhaben: • Binnenkonjunktur und Wirtschaftswachstum werden geschwächt, der Standort Österreich verliert an Attraktivität. • Österreichische Konsumenten sind stark betroffen. • Regional geprägte Wertschöpfungsketten sind besonders stark betroffen. • Flächendeckende Maut trifft vor allem abgelegene und strukturschwache Regionen in Österreich, für (ländliche) Regionen mit schlechtem Anschluss an das hochrangige Straßennetz wäre dies eine weitere wirtschaftliche Schlechterstellung. • Unternehmen, die im Wettbewerb zu ausländischen Betrieben stehen, sehen sich mit einer relativen Verschlechterung ihrer Wettbewerbssituation konfrontiert. • Eine flächendeckende Lkw-Maut würde internationale Transitverkehre kaum treffen, da diese zum größten Teil über die Autobahnen abgewickelt werden. • Mikrowellentechnologie ist zur Bemautung der (Gesamt-)Fläche nicht tauglich, aber weder die Ablösung durch Satellitentechnologie, noch ein Parallelbetrieb von zwei Systemen sind wirtschaftlich vertretbar. • Wesentliche Teile der potentiellen Mauteinnahmen werden durch hohe Zusatzkosten aufgezehrt.
• Eine zusätzliche Belastung von Busverkehren ist mit einer Vielzahl negativer Wirkungen und Rebound-Effekten verbunden. • Bei der Einführung nicht berücksichtigte Anreizwirkungen können zu unerwünschten Verlagerungseffekten und Ausweichstrategien führen. • Derzeitige Mittel zur Erhaltung des niederrangigen Straßennetzes sind ausreichend. Verlagerungseffekte auf die Schiene wird es nicht geben, da das Verlagern auf Landes- und Gemeindestraßen ebene schlicht nicht möglich ist. Die Güterstraßenbahn in den Städten hat sich wirtschaftlich nicht durchgesetzt. Der Großteil der auf Landes- und Gemeindestraßen transportierten Produkte wird im Zustellverkehr transportiert (z.B. Anlieferung zu Supermärkten, Handelsgeschäften, Betrieben des Gewerbes und Handwerks und der Industrie). Im regionalen Zustellverkehr ist eine Verlagerung auf die Schiene schlichtweg in den meisten Fällen unmöglich. Das liegt nicht nur daran, dass es an der nötigen Infrastruktur fehlt – Schienentransporte werden außerdem generell erst ab einer längeren Distanz interessant, kleinräumigen Verteilverkehr kann man nicht verlagern. Dies führt zu einer weiteren Benachteiligung peripherer Regionen.
Da eine Verlagerung der Verkehre oftmals nicht möglich ist, kann es auch keine CO2-Reduktion geben. Ein wirksames Instrument wäre dagegen die Verstärkung von Anreizen zum Umstieg auf moderne Technologien. Bei den heimischen Unternehmen ist die Fuhrparkmodernisierung voll im Gange, der Schadstoffausstoß von modernen Lkw ist bei allen Schadstoffen stark zurückgegangen. Im Vergleich zu den Fahrzeugen der 1990er Jahre sind auch bereits Euro-4-, Euro-5- und EEV-Fahrzeuge um mehr als 90 % umweltschonender. Eine flächendeckende Lkw-Maut ist keine geeignete Maßnahme zur Reduktion von Umweltbelastung! Im Gegenteil, Verlagerungseffekte auf kleinere Einheiten unter 3,5t sind zu erwarten und damit insgesamt Mehrverkehr! Am 29. April 2016 ist die nächste Landesverkehrsreferentenkonferenz geplant. Bei diesem Termin wird die politische Weichenstellung pro oder contra flächendeckende Lkw-Maut gestellt. Mag. Hagen Pleile
Rechts- und Infrastrukturpolitik Bundessparte Industrie Wirtschaftskammer Österreich hagen.pleile@wko.at www.wko.at/industrie
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FLÄCHENDECKENDE LKW-MAUT IN ÖSTERREICH Position des Fachverbandes der Nahrungs- und Genussmittelindustrie Österreichs Transportkosten zählen zu den höchsten in Europa Der Produktions- und Exportstandort Österreich und damit die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Lebensmittelindustrie wird im Vergleich mit anderen EU-Ländern durch eine Vielzahl an Steuern, Abgaben und behördlichen Vorgaben „überbelastet“. Zusätzlich erschweren Verbrauchssteuern (z.B. Biersteuer und die wieder eingeführte Sektsteuer) den wirtschaftlichen Erfolg vieler Unternehmen. Die Transportkosten in Österreich werden ebenfalls von hohen Steuern und Abgaben (Kfz-Steuer, Mineralölsteuer, Lkw-Maut, Steueranteil bei Spritpreisen) bestimmt und zählen zu den höchsten in Europa. Flächendeckende Lkw-Maut ist ein No-Go Die geplante Einführung einer flächendeckenden Lkw-Maut in Österreich würde in der derzeit diskutierten Form die Transport- und Logistikkosten zusätzlich erhöhen und den Produktionsstandort Österreich weiter gefährden. Mautbedingte Mehrkosten stellen eine Verteuerung der gesamten Transportkette dar, was als logische Konsequenz wieder Auswirkungen auf die Letztverbraucherpreise vieler Produkte des täglichen Bedarfs – unter der Voraussetzung, dass eine Weitergabe dieser Zusatzkosten überhaupt möglich ist – haben wird. Betriebe in Regionen mit schlechtem Anschluss an das hochrangige Straßennetz erfahren damit eine weitere wirtschaftliche Schlechterstellung, da sie verstärkt von dieser geplanten Flächenabgabe betroffen sein werden. Die Folge einer flächendeckenden Maut ist eine weitere Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit vieler österreichischer Unternehmen. Österreichs Agrar- und Lebensmittelwirtschaft ist Hauptbetroffener Die gesamte Wertschöpfungskette der österreichischen Agrar- und Lebens-
mittelwirtschaft wäre Leidtragende der Einführung einer flächendeckenden Lkw-Maut. Viele Betriebe der österreichischen Lebensmittelindustrie, die tagtäglich Agrarwaren für die Weiterverarbeitung angeliefert bekommen und tagtäglich die daraus hergestellten Fertigprodukte an den Lebensmittelhandel und die Gastronomie liefern, würden dadurch weiteren Wettbewerbs- und Standortnachteilen ausgesetzt werden. Verteuerung von Rohwaren V iele Agrarwaren, u.a. Milch, Getreide, Fleisch, Obst, Gemüse, Kartoffel, Zucker, Konzentrate usw., müssen aus Hygienegründen und wegen der leichten Verderblichkeit der Waren regelmäßig per Lkw bzw. Tankzügen mit einem sehr hohen Leerkilometeranteil zu den Produktionsstätten im ganzen Land geliefert werden. Auswirkungen auf die Nahversorgung Der österreichische Lebensmitteleinzelhandel hat in den letzten Jahren in ein dichtes Filialnetz investiert, das dem Wirtschaftsstandort und Tourismusland Österreich zugute kommt. Auf eine Million Konsumentinnen und Konsumenten kommen statistisch gesehen rund 450 Filialen im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel mit einer Größe von über 400 m² pro Filialstandort (Quelle: Statista 2014). Bei der tagtäglichen Belieferung der Filialen des Lebensmitteleinzelhandels vor Ort würde die Einführung einer flächendeckenden Lkw-Maut zu Mehrkosten führen, die einerseits das dichte Filialnetz im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel gefährdet und andererseits Auswirkungen auf die Letztverbraucherpreise haben wird. Davon betroffen wären neben der Nahversorgung auch die österreichische Gastronomie mit einer traditionellen Gasthof- und Gaststätten-Kultur, deren Belieferung von vielen Betrieben der österreichischen Lebensmittelindustrie, insbesondere der vielen Brauereien,
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noch selbst organisiert und sichergestellt wird. Für viele Mehrwegflaschen könnte diese Mauterweiterung ebenfalls finanzielle Nachteile bedeuten. Benachteiligung österreichischer Produkte gegenüber ausländischen Konkurrenzprodukten Aufgrund ihrer Transportkostensensibilität (praktisch alle Lebensmittel sind kostenempfindliche Produkte!) würden mit Einführung dieser flächendeckenden Lkw-Maut viele in Österreich aus österreichischen Rohwaren hergestellte Produkte teurer als ihre Konkurrenzprodukte in b enachbarten Ländern werden. Dadurch entstünde ein „hausgemachter“ Standortnachteil für viele Unternehmen der österreichischen Wirtschaft. Vermeidung von Leerfahrten Die Vermeidung von Leerfahrten ist aufgrund des Kostendrucks im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel seit vielen Jahren gelebte Praxis. Gerade bei der Belieferung von Filialen des Lebensmitteleinzelhandels sowie der Gastronomie gibt es oft keine Möglichkeit, die frisch angelieferten Lebensmittel und Getränke bei der Rückfahrt durch andere Produkte zu ersetzen. Das kann auch mit Einführung einer flächendeckenden Maut nicht beeinflusst werden. Verlagerung der Lebensmitteltransporte auf die Schiene Der Großteil der transportierten Lebensmittel und Getränke wird just in time im Zustellverkehr transportiert und angeliefert (z.B. Anlieferung zu Supermärkten, Handelsgeschäften, Gastronomiebetrieben). Eine Verlagerung auf die Schiene ist daher nicht möglich. Fazit Wettbewerbs- und Standortnachteile als Folge der Einführung einer flächendeckenden Lkw-Maut in Österreich (Rohwarenbeschaffung und Belieferung des Handels) gefährden alle Akteure und Arbeitsplätze entlang der Wertschöpfungskette der österreichischen Agrar- und Lebensmittelwirtschaft.
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ERNÄHRUNG DER ZUKUNFT Modell Food-Trends BEI EINEM DIALOGFORUM DES „BUSINESS CIRCLE“ IM TECH GATE VIENNA ÜBER KONSUMENTENBEDÜRFNISSE UND TRENDS IN DER ERNÄHRUNG W URDE EIN BLICK AUF DIE TELLER DER ZUKUNFT GEWORFEN.
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OSKAR WAWSCHINEK
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er Trendforscher David Bosshart zeigte dabei vor zahlreichen Teilnehmern aus Wissenschaft, Industrie sowie Forschung und Politik den Einfluss von digitalen Technologien und die Macht der Konsumenten auf: „Noch nie zuvor hatten wir so viele Informationen über Ernährung. Der Konsument kann durch soziale Medien auch eine große Macht auf die Branche ausüben. Der Kunde ist König, Diktator und Sklave zugleich.“ Über immer stärker personalisierte Ernährungsstile sprach Ernährungswissenschaftlerin Hannelore Daniel: „Wir definieren uns immer mehr über das, was wir nicht essen. Dabei geraten vor allem jüngere Konsumenten bei den vielen essensbezogenen Entscheidungen unter Stress und wissen oft gar nicht mehr, was sie zu sich nehmen sollen.“
Nicht nur die Produktionsweise und der Stellenwert von Lebensmitteln hätten sich verändert, sondern auch die essensbezogenen Rituale, analysierte Hanni Rützler, ebenfalls Ernährungswissenschaftlerin. „Die Industrie hat den Mangel überwunden, das wiederum bietet viele neue Perspektiven“, so Rützler. „Die Distanz zu Lebensmitteln, die sowohl durch Industrialisierung als auch Globalisierung entstanden ist, wird überwunden durch die Suche nach altem Wissen. Die Globalisierung schiebt die regionale Entwicklung an.“ Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter skizzierte kurz die rahmenpolitischen Bedingungen und in diesem Zusammenhang auch die Möglichkeiten, die eine nachhaltige Landwirtschaft besitzt: „Qualität, Identität, aber auch Regionalität besitzen großes Potential,
die verschiedenen Konzepte mitzugestalten. Auch wenn viele Lösungen noch gefunden werden müssen, so soll die Ernährung der Zukunft vor allem mit Genuss in Verbindung bleiben.“ Dass sich nicht nur die Big Player der Lebensmittelbranche für diese Fragen interessieren, zeigten ausgewählte FoodStart-Ups, die individuelle Lösungen zu ihrem Geschäftsmodell gemacht haben.
Internettipp — www.businesscircle.at
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TECHNIK: SEGEN ODER FLUCH? OSKAR WAWSCHINEK
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ind Journalisten wirklich so unabhängig, wie sie es selbst immer behaupten, oder hängen sie vielmehr am Tropf gefinkelter PR-Strategen, die ihnen wohldosierte Informationen liefern und damit die Berichterstattung steuern? Diesen brisanten Fragen ging heuer die Traditionsveranstaltung „Winter tagung“ des Ökosozialen Forums im Rahmen des Fachtages Kommunikation auf den Grund. Die Vortragenden beleuchteten das Thema von verschiedenen Seiten – von der Wissenschaft bis zur Politik und vom Wissenschafts-Journalisten bis zum bloggenden Landwirt. Eine Podiums- und Publikumsdiskussion rundeten den Tag ab. Die Basis legte Prof. Stephan RussMohl von der Universita della Svizzera italiana, der sich sehr grundlegend mit Wissenschaftskommunikation in der Aufmerksamkeitsökonomie befasste. Er arbeitete das Spannungsfeld zwischen Kommunikation bzw. PR (Public Relations) auf der einen und Wissenschaftlern auf der anderen Seite heraus. Die Zitate von Helmut F. Spinner zeigen gut die Ausgangslage auf: „Der fi ndige Wissenschaftsjournalist ist weder Kumpan noch Konkurrent des Wissenschaftlers, sondern dessen funktionelles Komplement, das die Informationslage um Beiträge ergänzt, welche die Wissen schaft nicht erbringen und die Wissens gesellschaft nicht entbehren kann.“ Auch „… der Wissenschaftsjournalist macht eigenständige Erkenntnisarbeit in problemlösender Absicht“ legt den Journalisten die Erwartungs-Latte hoch. Allerdings bewegen sich diese in einem
„Bermuda-Dreieck“. Auf der einen Seite die Herausforderungen für (Print-) Medien, denen zunehmend Inserate und Leser fehlen, weil der Druck kostenloser Inhalte aus dem Web zunimmt. Zusätzlich sind im Web Veröffentlichungen generell schneller, was enormen Zeitdruck verursacht, unter dem oft die journalistische Qualität (Recherche) leidet. Auf der dritten Seite stehen zunehmend professionalisierte PR-Spezialisten, die „geöffnete Schleusen in die Redaktionen nutzen“ und damit immer öfter der klassischen Werbung den Rang ablaufen. Russ-Mohl postulierte, dass Wissenschaftsjournalismus tendenziell abgelöst wird von Wissenschafts-PR, die sich als Wissenschafts-Kommunikation tarnt. Als Beispiel für diesen „medialen Herdentrieb“ führte er BSE an: Obwohl es keinen direkt nachgewiesenen Todesfall gab, waren höchst reale Auswirkung der Medienberichterstattung zu erleben. Der Rindfleischkonsum ging drastisch zurück. Ein Teil der Gründe ist die Fehl einschätzung von Wahrscheinlichkeiten („neglect of probability“). Medien, aber auch PR-Leute und ihre Auftraggeber sowie (Wissenschafts-)Journalisten überschätzen drastisch Risiken, z.B. bei Epidemien wie Vogelgrippe, SARS etc. Der Druck, die „beste“ Schlagzeile zu haben, verleitet zu überzogenen Formulierungen. Gleichzeitig überschätzen (Wissenschafts-)Journalisten ihre Möglichkeiten, mit PR-Zulieferungen angemessen umzugehen – und unterschätzen, wieviel Zeit sie dafür bräuchten. Das führt zum generellen Phänomen der Overconfidence und einer Kontrollillusion: Nur 25 % der Journalisten empfinden
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die Beziehung zu PR-Leuten als „eng“, knapp 40 % als „vertrauenswürdig“. Das sehen fast doppelt so viele PR-Praktiker umgekehrt. Denn knapp 50 % der PR-Experten glauben (wohl realistischerweise), dass sie einen großen Einfluss auf die journalistische Arbeit haben, während das nur knapp 20 % der Journalisten wahrhaben wollen. Und zuletzt glauben nur knapp ein Drittel der Journalisten, dass ihre Arbeit „viel schwieriger“ wäre ohne PR-Zulieferungen, während eine satte 2/3-Mehrheit der PR-Leute das glauben. Befragt nach der Beeinflussung, antworten 90 % der PR-Leute, sie würden das „mit Argumenten“ schaffen. Aber nur knapp 20 % der Journalisten sehen das so. Immerhin ein Drittel der Journalisten geben vielmehr an, die Beeinflussung erfolge, „indem die PR-Leute Anzeigen schalten“. Dagegen geben das weniger als 20 % der PR-Leute an. Das Web führt zu weiteren Phänomenen, weil es häufig „massive digital misinformation“ bietet. Für den durchschnittlich informierten Medienkonsumenten ist die Unterscheidung zwischen seriösem Bericht und reißerischer Geschichte oder gar „fake“ nur mehr sehr schwer möglich. Das World Economic Forum spricht daher von „Digital wildfires in a hyperconnected world“ als „one of the main risks for modern society.“ Sowohl in den anderen Vorträgen als auch in der Diskussion war zu spüren, dass der klassische Journalist nicht mehr in der bisherigen Form des „Gate-Keepers“ existiert, der aufgrund seiner Expertise und Recherchen den Informationsfluss gezielt steuert.
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ACHTUNG, GIFT! Warum wir nicht dauerbesorgt sein müssen IRGENDEINE SAU WIRD BEI DIVERSEN „UMWELT“-ORGANISATIONEN ZUR „RETTUNG DER WELT“ JA IMMER DURCHS DORF GEJAGT. DAS KANN MAN IHNEN AUCH GAR NICHT VORWERFEN, WEIL NGO’S AUFREGUNG BRAUCHEN, DAMIT DER SPENDENFLUSS NICHT ABREISST. DARAUF REINFALLEN MUSS MAN ABER NICHT UNBEDINGT. DOCH MITTLERWEILE IST ES SCHICK, SICH BEI EINEM SOJA LATTE ÜBER DIE BÖSEN KONZERNE AUFZUREGEN, DIE DAS ESSEN VERGIFTEN. MARTINA SALOMON
Wer trinkt 1.000 Liter Bier? Allerdings, so darf man hinzufügen, müsste ein Erwachsener pro Tag rund 1.000 Liter Bier trinken, um eine gesundheitlich bedenkliche Menge Glyphosat aufzunehmen. Und wenn schon, so ist der Alkoholgehalt einer Flasche Bier natürlich gefährlicher als die Spuren eines darin gefundenen Pestizids. Alkohol ist nämlich im Gegensatz zu Glyphosat ganz eindeutig als Krebsrisiko eingestuft. Egal, es sei schon ein Skandal, dass überhaupt Pestizidrückstände in Lebensmitteln gefunden werden, argumentieren Grün-Organisationen. Das ist nicht ganz falsch. Prinzipiell würden wir natürlich alle gerne im Paradies leben und uns von
Bio-Äpfelchen ernähren (Handy und Fernreisen gäbe es dann aber auch nicht mehr, will das wirklich jemand?). In der – gar nicht so rauen – Wirklichkeit unserer Industriegesellschaft haben Pflanzenschutzmittel dazu geführt, dass Ackerland ertragreicher geworden ist und (manchmal giftige) Unkräuter zurückgedrängt wurden. Das hat zu schrecklichen Auswüchsen an Monokulturen (zum Beispiel in den USA) geführt, die wir in Europa Gott sei Dank nicht haben.
Mensch sein und Chemie oder ein anderes technisches Fach studieren wollen, gehen Sie lieber in die Schweiz oder nach Amerika. In Österreich macht man sich nur mit Homöopathie, Bioökonomie und Ungleichheitsforschung (Schwerpunkt Sozialromantik) beliebt. Die Wachstumsschwäche der heimischen Wirtschaft steht damit in keinem Zusammenhang, oder?
Chemiebombe im Garten Dank des technischen Fortschritts ist die Pestizidbelastung von heimischem Gemüse Gott sei Dank drastisch gesunken, die Mittel werden sparsamer und gezielter eingesetzt. Weil gleichzeitig aber die Analysemethoden stark verfeinert wurden, findet man mittlerweile jedes Molekül überall, so auch Pestizide. Es schadet nicht, das zu beobachten. Grund zu Hysterie gibt es nicht. Während die dauerbesorgten Konsumenten den Bauern am liebsten jede Chemie verbieten würden, haben sie im eigenen Garten kein so großes Problem damit. Man erinnere sich an den Schrecken der Hobbygärtner, den Buchsbaumzünsler. Gegen ihn half nur mehr die Chemiebombe „Calypso“.
Dr. Martina Salomon Chefredaktion und Ressortleiterin Wirtschaft Kurier martina.salomon@kurier.at
Doch im Allgemeinen finden die Österreicher: Die Natur ist ungiftig, die Technik giftig. Sollten Sie also ein junger
Nachdruck aus dem Kurier vom 5.3.2016
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as vor einiger Zeit die Biene war (sprich der Einsatz von Neonikotinoiden, die man für das Bienensterben verantwortlich machte), ist nun das Glyphosat. Die EU-Kommission muss nächste Woche über eine Verlängerung der Zulassung des Unkrautvernichters bis zum Jahr 2031 abstimmen. Logisch, dass Umwelt aktivisten und ihre politischen Vorfeld organisationen hyperventilieren. Vor wenigen Tagen kam dann die erlösende Schreckensmeldung: Im Nationalgetränk der Deutschen, dem Bier (genauer: in fünf Proben), findet sich Glyphosat!!!!!!!! Schluck!
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QUALITÄT UND SICHERHEIT ERHALTEN IM LEBENSMITTELSEKTOR SIND ANSPRUCHSVOLLE AUFGABEN ZU BEWÄLTIGEN, UM DIE SICHERHEIT DER HERGESTELLTEN PRODUKTE ZU GEWÄHRLEISTEN UND DIE HOHE QUALITÄT ZU ERHALTEN. GUT AUSGEBILDETE MITARBEITER ENTLANG DER LEBENSMITTELKETTE SIND EIN WESENTLICHER FAKTOR FÜR DIE QUALITÄT UND SICHERHEIT VON LEBENSMITTELN. JULIAN DRAUSINGER
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Die sichere Produktion und Verteilung von Lebensmitteln ist ein Tätigkeitsfeld mit hohen Ansprüchen an die Beschäftigten. Die Aufrechterhaltung der Lebensmittelsicherheit ist eine Frage des sachkundigen Umgangs mit den Produkten und hängt somit in hohem Ausmaß von der Qualifikation der Beschäftigten in der Lebensmittelkette ab.
Damit ist eine Nachfrage an fachlich hochwertigen Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Bereich Lebensmittelsicherheit gegeben, die ein entsprechendes Angebot braucht. Deshalb startete die Lebensmittelversuchsanstalt (LVA) mit Partnern aus Tschechien, Spanien und Portugal das
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m europäischen Projekt AIFooST erhoben die Lebensmittelversuchsanstalt und Partner aus Tschechien, Spanien und Portugal, welche Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten es aktuell im Bereich Lebensmittelsicherheit gibt, wie der aktuelle Bedarf aussieht und wie man das Angebot optimieren kann.
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Download Handbuch — www.lva-verein.at
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† IN MEMORIAM DR. RUDOLF KOBATSCH
Projekt AIFooST. Das Projektkürzel steht für „Analysis for improvement of the food safety training in the food and agricultural sectors“. Es geht um die Qualifizierung von Beschäftigten im Agrofood-Bereich, insbesondere zum Thema Lebensmittelsicherheit. Der Agrofood-Sektor schließt die Primärproduktion in der Landwirtschaft ebenso mit ein wie die Weiterverarbeitung von Lebensmitteln in der (industriellen) Produktion. Das bestehende Aus- und Weiter bildungsangebot im Bereich Lebensmitteilsicherheit wurde im Rahmen des Projektes erhoben und analysiert. Gleichzeitig wurde der Bedarf bei den Unternehmen abgefragt und die Zielgruppe identifiziert. Aus Analyse und Bedarfserhebung ergaben sich Ansatzpunkte, die Potenzial für Verbesserung und Weiterentwicklung bieten dürften. Ein Leitfaden für die Schulungsgestaltung wurde erarbeitet, in dem entsprechende Empfehlungen für eine zukunftsweisende Aus- und Weiterbildung zusammengestellt wurden. Das Handbuch ist in englischer Sprache auf den Websites der Projektpartner als Download verfügbar.
Sein Name war untrennbar mit der Marke und der erfolgreichen Unternehmensgeschichte von Schlumberger verbunden. Die Branche trauert um Dr. Kobatsch, der am 29. März im Alter von 75 Jahren plötzlich und unerwartet verstorben ist. Dr. Kobatsch war von 2000 bis 2005 Obmann des Fachverbandes und bis vor wenigen Jahren Verhandlungsleiter der Globalrunde Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Er war als engagierte und respektvolle Persönlichkeit der österreichischen L ebensmittelindustrie bekannt und hatte einige Jahre den Vorsitz in der Sekt- und Süßweinindustrie inne. D r. Kobatsch war stets ein guter Ratgeber und Unterstützer und hat essentielle Weichenstellungen in unserem Fachverband mitgestaltet. Dafür
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sind wir dem Verstorbenen sehr dankbar und werden Dr. Kobatsch stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Mag. Katharina Koßdorff Fachverband der Nahrungs- und Genussmittelindustrie Mit dem Projekt soll der Aufbau eines europaweiten Netzwerks mit Unternehmen und Organisationen aus dem Lebensmittel- und Landwirtschaftssektor sowie mit Experten für Lebensmittelsicherheit und Ausbildung gelingen, um die Qualität von Aus- und Weiterbildung über die gesamte Lebensmittelkette zu heben und die Weiterentwicklung zu unterstützen. Das gemeinsame Interesse dabei ist die Qualifizierung von Beschäftigten in der Landwirtschaft sowie in der Lebensmittelverarbeitung, um die Lebensmittelsicherheit zu verbessern
und das Bewusstsein für hochqualitative Produkte zu schärfen. Für das Projekt wird mit der Initiative „Better Training for Safer Food“ zusammengearbeitet. Dieses Programm der Europäischen Kommission steht im Zeichen einer Gemeinschafts-Trainingsstrategie für Lebensmittelrecht, Futtermittelrecht, Tierzucht und Sicherheit pflanzlicher Lebensmittel. Julian Drausinger Lebensmittelversuchsanstalt julian.drausinger@lva.at
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LEBENSMITTELSKANDALE: WER DURCHSCHAUT DIE LIEFERKETTE? Betrugsbekämpfung JEDER LEBENSMITTELSKANDAL WECKT DEN RUF NACH HÄRTEREN MASSNAHMEN. AN BIO- UND WEITERE LABELPRODUKTE WERDEN ZU RECHT BESONDERS HOHE ANSPRÜCHE HINSICHTLICH QUALITÄT UND S ICHERHEIT GESTELLT. EIN BLICK AUF DIE VOLLZUGSPRAXIS AM BEISPIEL DER BIOLEBENSMITTEL. PETER JOSSI
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er Biohandel spielt weltweit eine große Rolle. Bio Suisse und weitere Biostandards verlangen weitere Anforderungen, wie die Gesamtbetrieblichkeit der Landwirtschaftsbetriebe oder den Verzicht auf Flugtransporte. Wie wird dies sichergestellt? Überprüfung der ganzen Wertschöpfungskette Biolebensmittel un-
terstehen von der landwirtschaftlichen Produktion bis zur Vermarktung auf jeder Stufe einem unabhängigen Zertifizierungssystem. Die Einhaltung der ökologischen Anforderungen in der Landwirtschaft und der artgerechten Tierhaltung werden regelmäßig vor Ort überprüft. In Verarbeitung und Handel stehen die Einhaltung der Bio-Rezepturen und die separierte Verarbeitung im Zentrum. Wichtig ist
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die Warenflussprüfung: Wurden genug Biozutaten für die Herstellung der verkauften Menge an Biolebensmitteln eingekauft? Bei der Vermarktung in der Schweiz müssen selbstverständlich auch importierte Bioprodukte biozertifiziert sein. Ergänzend erfolgen Zusatzkontrollen, oft aufgrund konkreter Verdachtmomente, der Überprüfung angeordneter Maßnahmen oder nach dem Zufallsprinzip.
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© BIO.INSPECTA AG
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Wichtiges Element der Biozertifizierung: Stimmt die Herkunft, stimmt die Deklaration?
Attraktiv, nicht nur für Konsumenten Die Lebensmittelsicherheit ist bei Bioprodukten dank der über die Jahrzehnte etablierten Biozertifizierung und der meist sehr großen Eigenverantwortung der Biovermarkter überdurchschnittlich hoch. Neue Bedrohungen machen jedoch neue professionelle Antworten notwendig. Die Biolebensmittelsortimente erfreuen sich einer wachsenden Nachfrage und
erzielen am Markt überdurchschnittliche Preise. Dies generiert einen Nachfragesog. Im Herbst 2014 deckte die deutsche Tageszeitung „taz“ einen aktuellen Bio skandal auf: Zwei Handelsfirmen aus Rumänien haben nach taz-Recherchen rund 5.500 Tonnen konventionelles Getreide und ebensolche Ölsamen als Bioware verkauft – unter anderem nach Deutschland. Das entspricht der Ladung
von etwa 220 Lkw-Sattelzügen. Der Inhalt wurde etwa zu Sonnenblumenöl und Mehl verarbeitet. Verbraucher haben also umweltfreundliche Bioprodukte bezahlt – aber nur billige konventionelle Ware erhalten. Wiederholungstäter? Sowohl Behörden als auch Händler waren vorgewarnt: Einer der Lieferanten war schon vor Jahren an einem der größ-
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ten Betrugsskandale der europäischen Bio-Branche beteiligt. Im Dezember 2011 hielt ein großangelegter Bio-Skandal Europa in Atem. Es wurde bewiesen, dass große Mengen an Mais, Soja, Weizen und weiteren Produkten aus konventionellem Anbau als „bio“ verkauft worden waren. Die wichtigsten Akteure waren damals eine italienische Zertifizierungsstelle und italienische Händler. Mitte 2012 wurden die ersten Urteile verkündet. Anfang dieses Jahres wurden weitere Zusammenhänge von einer Sonderarbeitsgruppe aufgedeckt und es kam zu weiteren Urteilen. Die neuen Beweise belegen, dass es einer Bande Krimineller über mehrere Jahre hinweg möglich war, Gesetze und das Zertifizierungssystem zu untergraben. Obwohl es etliche Warnungen gegeben hatte, handelte das italienische Landwirtschaftsministerium damals nicht. Vernetzung: Virtuelle Instrumente … Mit dem Wachstum des Biomarkts wächst der Druck zur internationalen Zusammenarbeit, etwa bei der Verhinderung oder Aufdeckung von Betrugsfällen.
Die in der Schweiz im Biobereich führende Zertifizierungsstelle „bio.inspecta AG“ arbeitet mit Partnerorganisationen in Europa und darüber hinaus zusammen. Ein wichtiges Element sind dabei virtuelle Datenbanken als Basis für die gut vernetzte Koordination und Überwachung der zertifizierten Warenströme. Damit verbunden ist auch durch die Lebensmittelbranche nutzbarer Service, der aktuelle Zertifikatsabfragen ermöglicht und somit das Risiko von Zertifikatsfälschungen eindämmt. … ersetzen nicht den fachlichen Austausch Die „Quavera Alliance“, ein Netzwerk von europäischen Öko-Biozertifizierungsstellen, vertieft derzeit die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zur Betrugsabwehr. Europaweit werden landwirtschaftliche Bio-Betriebe, Verarbeitungsunternehmen, Importeure und Handelsunternehmen nach den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau überprüft – in fast allen EU-Mitgliedsstaaten durch staatlich zugelassene Zertifizierungsstellen.
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Innovative Kontrollinstrumente wie risikobasierte Inspektionen, Internetplattformen für Bio-Zertifikate, stufenübergreifende Warenfluss-Prüfungen und neue analytische Methoden haben in den letzten Jahren Einzug in die Bio-Kontrolle gehalten. Erstmals fördert nun die Europäische Union mit einem Projekt die grenzüberschreitende Anwendung risikoorientierter Prüfmethoden. Im Laufe von zwei Jahren sollen mit Hilfe eines „Train-the-Trainer“-Konzeptes erfahrene Inspekteure aus europäischen Biozertifizierungsstellen weiterqualifiziert werden.
Internettipp — www.quavera.org www.biolytix.ch
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Neue Allianzen entlang der Wertschöpfungskette Die beste Zertifizierung ersetzt nicht die Verantwortung der Vermarktungsunternehmen für die eigene Produkt- und Wertschöpfungskette und transparente Informationen über die Herkunft und Produktgeschichte der Lebensmittel. Beim Großverteiler Coop erhalten die Kunden detaillierte Informationen zur Herkunft von Bio-Gemüse und Bio-Früchten – auch aus dem Ausland, wie das Unternehmen betont. Alle Betriebe werden regelmäßig kontrolliert und liefern je nach Saison ihre Produkte vom Hof frisch an Coop. Der entsprechende Identifikationscode ermöglicht detaillierte Informationen über die Produzenten und deren Biohöfe. Vertiefte Informationen vermittelt die Unternehmenswebsite mit fortlaufenden Angeboten auch für die mobile Kundschaft, welche die Detailinfos gleich via „Coop iApp“ nachschauen kann. Angebote wie diese zeigen das Entwicklungspotential für die Zukunft für eine zeitgemäße Produktkommunikation über den eng begrenzten Platz auf Verpackungen und Etiketten. Das Fazit Je komplexer die Regelwerke, desto schwieriger und komplexer gestaltet sich der praxisfähige Vollzug. Langsam reift die allgemeine Erkenntnis, wenn auch noch kaum bei allen Label- und Ratingorganisationen: Die zunehmende Regeldichte verhindert ab einem gewissen Punkt den gezielten Betrug nicht mehr, sondern im Extremfall eher den Missbrauch. Praxisfähige Regelwerke und zeitgemässe Vollzugsabläufe schaffen wichtige Rahmenbedingungen für einen sicheren Handel. Sie entbinden die Unternehmen aber niemals von der Eigenverantwortung. Wer mit seinen Zulieferunternehmen langfristig gute und faire Handelsbeziehungen auf der Basis klarer sozial-ökologischer Qualitätsanforderungen pflegt, sichert sich damit auch den langfristigen ökonomischen Erfolg. DNA-Analytik unterstützt Herkunftsidentifizierung Zeitgemäße Analysemethoden unterstützen die Überwachungsmaßnahmen des offiziellen Lebensmittelvollzugs ebenso wie die
verschiedenen Zertifizierungssysteme. Die lückenlose Herkunftsidentifizierung stellt gerade für KMU in der Gastro branche vor große Herausforderungen. Gemeinsam mit dem Schweizer Labor Biolytix AG hat der Großhändler „Bayshore SA“ ein neues Verfahren entwickelt, welches die Rückverfolgbarkeit der nachhaltig bewirtschafteten Meerestiere bis zum Konsument nachweist und garantiert. Die Biolytix hat schon über 13 Jahre Erfahrung in Tierartenidentifikationen und ist ISO/IEC 17025 akkreditiert. Adrian Härri, Geschäftsführer der Firma Biolytix AG, zur Methodik: „Das ist die Zukunft. Genetische Identifikationen von Tierarten werden immer öfters nachgefragt und werden immer wichtiger im Lebensmittelbereich. Es geht dabei meistens darum, Täuschungen von Konsumenten zu verhindern. Mit den sehr sensitiven neuen Methoden können wir aber auch zur Erhaltung von aussterbenden Spezies beitragen, zum Beispiel dem Blauflossenthunfisch.“ Die DNA-Analytik zeigt gute und sichere Resultate, ist aber je nach Anwendung sehr aufwendig. Eine sinnvolle Ergänzung zur genetischen Untersuchung mittels PCR liefert die massenspektrometrische Identifizierung von Fischen. Dies ist ein gutes, ergänzendes Verfahren. Mit der Methodik „MALDI-TOF MS“ können Fischspezien genau differenziert werden. Mit nur einem Gramm gegartem oder rohem Fisch kann die Art und die Herkunft identifiziert werden. Dies ist mit der unterschiedli chen Protein expression in den entsprechenden
L e b e n sr ä u m e n erklärbar. Einschlägige Erfahrung mit den oben beschriebenen Analysemethoden hat auch das Labor Mabritec AG. Guido Vogel, Verwaltungsratspräsident und wissenschaftlicher Leiter, erklärt: „Mit MALDI-TOF MS kann beispielsweise die Echtheit von Jakobsmuscheln auf praxisfähige und relativ einfache Weise überprüft werden. Der Bedarf für solche Analysemethoden ist groß, denn das weltweite Angebot an Jakobsmuscheln übersteigt eindeutig die real existierenden Mengen.“ Peter Jossi peter@jossi.bio Unternehmensberater www.jossi.bio
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FACH © BIO
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SCHONEND UND SICHER TROCKNEN IN DER NAHRUNGSMITTELINDUSTRIE IST DER PROZESSABSCHNITT DERTROCKNUNG EINE WESENTLICHE PHASE IM HERSTELLUNGS- BZW. VERARBEITUNGSPROZESS. JOCHEN SCHUMACHER
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ie Trocknung von Lebensmitteln erfordert – wie in anderen Bereichen der Industrie ebenfalls – eine produktschonende Art mit gleichzeitig qualitativ hochwertigen Ergebnissen, kurzen Trocknungszeiten und nebenbei idealerweise einer guten Energiebilanz. Diese Ziele werden mit einem Verfahren erreicht, das in anderen Industriezweigen seit vielen Jahren bekannt ist und eingesetzt wird. Jetzt hält es Einzug in den Food-Bereich. Die Rede ist von der so genannten Kondensationstrocknung auf Wärmepumpenbasis. Es handelt sich hierbei um ein Verfahren, das Waren aller Art bei niedrigen Temperaturen zwischen 20° und 90°C, je nach Anwendung, trocknet. Dabei wird extrem trockene und damit ungesättigte Luft über das Trocknungsgut geführt und nimmt dabei, physikalisch bedingt, die Feuchtigkeit sehr schnell auf. Der mit Feuchtigkeit beladenen Luft wird anschließend mit Hilfe einer Entfeuchtungstechnologie die gespeicherte Feuchte entzogen. Die Feuchtigkeit wird auskondensiert und verlässt als Kondensat die Anlage. Anschließend wird die abgekühlte Luft mit der zurückgewonnenen Energie wieder erwärmt und weitergeleitet. Der Kreislauf ist geschlossen. Der Trocknungszyklus ist dadurch nahezu emissionsfrei. Die Entfeuchtungstechnologie, die die
Abb. 1: Trommel und Trockenschrank
klimatischen Verhältnisse im Trockner regelt, ist Teil der gesamten Trocknungsanlage. Dabei ist es völlig unerheblich, ob es sich um eine Trocknung im Batchbetrieb oder um ein kontinuierliches Verfahren handelt. Dieses Trocknungssystem ist an jede Art von Trockner adaptierbar und integrierbar. Auch der Grundstoff der zu trocknenden Produkte spielt keine Rolle. Harter Oberflächen- und Umwelttechnik GmbH aus Stiefenhofen in Deutschland hat vor 25 Jahren die „Airgenex®-Kondensationstrocknung auf Wärmepumpenbasis“ entwickelt. Die Systemvariante AIRGENEX®food wurde nun speziell für den Einsatz im Foodbereich adaptiert und ist für ein großes Spektrum an Produkten wie beispielsweise Früchte, Nüsse, Kräuter, Gräser, Futtermittel uvm. geeignet. Mit zwei Komponenten zum Erfolg Die langjährige Erfahrung und intensive
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Abb. 2: AIRGENEX®food Hordentrockner
Beschäftigung mit der Airgenex®-Kondensationstrocknung im geschlossenen System hat ergeben, dass zwei Einflussfaktoren wichtig sind, um den Erfolg bei der Trocknung zu gewährleisten. Eine wesentliche Rolle dabei spielt eine hochwertige Entfeuchtungstechnologie, so wie eingangs beschrieben. Genauso wichtig jedoch ist das Umluftsystem im Trockenraum selbst, das exakt an den gegebenen Prozess produktspezifisch angepasst werden muss. Ist dies nicht der Fall, kann die leistungsstarke Entfeuchtung nicht ihre volle Wirkung entfalten. Das Umluftsystem, das der Trocknungsanlagenbauer in den Trockenraum einbaut, wird stets eine individuelle Lö-
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sung. Um eine hohe Trocknungsqualität in kurzer Trocknungszeit zu realisieren, ist die individuell eingestellte Luftmenge im Trockenraum von entscheidender Bedeutung. Der entscheidende Faktor hier ist nun, dass die Luftführung so konzipiert wird, dass die Luft auch tatsächlich über oder – je nach Anwendung – durch die zu trocknende Ware strömt und nicht daran vorbei. „Natürlich sucht sich die Luft den Weg des geringsten Widerstands. Hier muss sie nun in ihre richtigen Bahnen geleitet werden. Das anlagentechnisch umzusetzen, ist eine Spezialität von Harter“, so Jochen Schumacher vom technischen Vertrieb bei Harter. „Bei der Anpassung der Luftgeschwindigkeiten an das Produkt spielt die Beschaffenheit der Waren natürlich eine große Rolle.“ Pilotprojekt in Österreich Eines der ersten bemerkenswerten Projekte im Food-Bereich war die Entwicklung eines hochwertigen Produkts aus einem Abfallprodukt, das mitunter durch den Einsatz der Kondensationstrocknung realisiert werden konnte. Seit über 10 Jahren gibt es in Bramberg am Wildkogel die Möglichkeit, Äpfel in einer Obstpresse zu Apfelsaft pressen zu lassen. Während dieses Vorgangs entsteht eine große Menge Pressrückstand, der sogenannte Apfeltrester. Der angefallene Apfeltrester war jahrelang ein Abfallprodukt, der im besten Fall an Stallund Wildtiere verfüttert wurde. Im schlechteren Fall wurde er einfach kompostiert. Und das, obwohl in diesem Trester viele besonders wertvolle Inhaltsstoffe stecken, die jetzt in Form von „upcycled food“ dem Menschen wieder zugute kommen. Dieses neue regionale Produkt zu entwickeln und zu vermarkten, war die Idee von Verena Olschnögger, die mit dieser Arbeit ihren Master of Arts in Business für Design- und Produktmanagement an der Fachhochschule Salzburg erwarb. So wurde das Projekt „Apfeltresterpulver“ in Zusammenarbeit zwischen ihr, der Obstpresse Bramberg, dem Kulturverein Tauriska aus Neukirchen am Großvenediger und dem Trocknungsanlagenbauer Harter realisiert. Heute werden die Press rückstände getrocknet, gemahlen und verpackt. Das gemahlene Apfelpulver eignet sich sowohl als Backzutat, zum
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Kochen oder zum roh Genießen. Herstellungsverfahren und Produkt sind in Österreich bisher einzigartig. Doch für diese neue Idee war auch der Einsatz einer innovativen Trocknungstechnologie notwendig, die die hohe Schüttmenge der Pressreste bei niedrigen Temperaturen schonend und effizient trocknen konnte. Gleichzeitig sollten Nährstoffe und Aromen erhalten bleiben, idealerweise bei einer guten Energiebilanz. In einem Labortrockner wurde eine 2 kg-Probe Trester mit einem Trockenstoffgehalt von 48% einem Trocknungstest unterzogen. Dabei z eigte sich, dass nach bereits 2/3 der von Tauriska vorgegebenen Zeit ein Trockenstoffgehalt von 95% erreicht werden konnte. Das Ausgangsgewicht wurde dabei um 50% reduziert. Trocknung in der Trommel Nach weiteren Versuchsreihen mit größeren Chargen zeigte sich, dass die ursprünglich angedachte Trocknung in einem Container aufgrund der schlechten Durchlüftbarkeit des Tresters nicht ideal war. „Bei diesem Pilotprojekt konnten wir unsere Erfahrungen aus anderen Branchen perfekt einfließen lassen“, erklärt Schumacher. Die Lösung hieß: Trocknen in einer Trommel. Eigens für Tauriska wurde eine Trommel entwickelt, die mehrmals wöchentlich mit ca. 200–300 kg Apfeltrester befüllt wird (Abb. 1) und zur Trocknung in einen Schrank geschoben wird. Dieser Schrank ist mit einem exakt auf das Produkt abge-
stimmten Umluftsystem ausgestattet. Das angeschlossene Airgenex®-Modul regelt das Klima im Trockenschrank. In einem Zeitraum von ca. 8–12 Stunden werden die Pressrückstände bei einer Temperatur von ca. 40–50 °C schonend getrocknet. Die Temperatur variiert, denn die Trommel wird auch zur Trocknung von Hanftrester, Hanfsamen, Chiasamen und anderen Produkten verwendet. Die Trommel wird während der Trocknung minimal bewegt. „Durch den Einsatz dieser sanften und zugleich effizienten Trocknungstechnologie konnten wir aus einem vermeintlichen Abfallstoff ein wunderbares und sehr aromatisches Genussprodukt herstellen“, erklärt Christian Vötter, Vorsitzender vom Verein Tauriska. Zwischenzeitlich ist auch ein AIRGENEX®food-Hordentrockner (Abb. 2) bei Tauriska im Einsatz, mit dem geschnittene Apfelringe getrocknet werden und als Snack auf den Markt kommen. „Auch hier sind wir von der Qualität der Trocknung, vor allem in Sachen Aroma und Optik, sehr angetan“, resümiert Vötter. Harter Oberflächen- und Umwelttechnik GmbH Jochen Schumacher jochen.schumacher@harter-gmbh.de www.harter-gmbh.de Verein Tauriska Christian Vötter office@tauriska.at www.epfoe-genuss.at
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FLEISCHINDUSTRIE 4.0 LÄUFT AN Digitalisierung als Wertschöpfungsfaktor DIE SEIT MEHR ALS FÜNF JAHREN ANGEKÜNDIGTE REVOLUTION DURCH INDUSTRIE 4.0 BLIEB BISLANG AUS. VIELMEHR ZEICHNET SICH AB, DASS DER DIGITALE WANDEL IN VIELEN EVOLUTIONÄREN TEILSCHRITTEN ERFOLGT.
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ahlreiche Anwendungen aus den Bereichen Produkt- und Prozessüberwachung, Kennzeichnungstechnik, Verpackung, Distribution und Logistik sowie Wartung und Instandhaltung zeigen schon heute, wohin die Reise geht. Software, Sensoren, Daten und Vernetzung sind dabei die Hauptakteure. Industrie 4.0 braucht unzählige IP-Adressen Zukünftig sollen Maschinen und Anlagen nicht nur eigenständig Informationen über alle wichtigen Prozess- und Systemzustände liefern, sondern auch untereinander kommunizieren und ohne menschliches Zutun korrigierend und optimierend in Produktionsabläufe eingreifen. Das erfordert unzählige, intelligent miteinander vernetzte Hochleistungssensoren zur Überwachung von Produkt-, Maschinen- und Prozessdaten. Das bisherige Internetprotokoll IPv4 kann jedoch die dazu erforderliche Anzahl IP-Adressen nicht bereitstellen. Dringendste Aufgabe ist daher eine schnelle Umstellung auf
den neuen Internetstandard IPv6, unter dem sich nahezu beliebig viele IP-Adressen für Sensoren, Geräte, Maschinen oder Anlagen vergeben lassen. Dieser Wandel ist aktuell weltweit im Gange.
renz, Prozesskontrolle und Effizienz in der Produktion und bilden eine sichere Bank für Hersteller im Rahmen der Rückverfolgbarkeit von Produkten und Chargen.
Ohne vernetzte Sensoren geht nichts Beim Messen von Temperatur, Feuchtigkeit, Viskosität, Stromaufnahme, Drehmoment, Druck, Materialfluss, Gewicht usw. prägen zunehmend Sensoren mit direkter Netzanbindung oder Funkübertragung beziehungsweise Datenlogger das Bild. Hier sticht vor allem die RFID (Radio Frequency Identification)Technik hervor. RFID-Tags tauschen über Funk Informationen und Signale mit den Schreib-Lese-Geräten der unterschiedlichen Be- und Verarbeitungsmaschinen sowie Transport-, Kühlund Lagersystemen aus. Integriert in Schlachthaken, Transportgestelle, Behälter, E2-Satten oder Verpackungen können sie Maschinen und Anlagen steuern und alle Produkt- und Prozesszustände entlang der Wertschöpfungskette dokumentieren. Die jederzeit verfügbaren Prozessdaten sorgen für mehr Transpa-
Kennzeichnungstechnik sorgt für Transparenz und Sicherheit Intelligente und flexible Kennzeichnungssysteme sind für Verarbeitung, Verpackung und Logistik inklusive Lagerung von Fleisch- und Wurstwaren unerlässlich. Im Fokus stehen dabei gemäß EU-Verordnung 1169/2011 Informationen über die Bezeichnung des Lebensmittels, Ursprungsland oder Herkunftsort, Ort der Schlachtung, individuelle Serien- und Chargennummer sowie Angaben über Zutaten, Nährwertdeklarationen, Nettofüllmenge, Einfrierdatum von gefrorenem Fleisch und Fleischerzeugnissen usw. Hier haben sich Laser- Tintenstrahl- und Thermodrucker zum Beschriften von Etiketten mit Bar-, Datamatrix- oder QR-Code etabliert. Laserscanner und Digitalkameras stellen sicher, dass Etiketten richtig bedruckt und platziert sind. Besonderes Augen-
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merk gilt auch hier der RFID-Technik. Sie benötigt, anders als die vorgenannten Verfahren, keine freie „Sichtverbindung“ zum Schreiben oder Lesen der Daten. Dadurch lassen sich RFID-Tags an beliebiger Stelle von E2-Satten oder anderen Transportbehältern anbringen. Dies vereinfacht das gesamte Handling (Transport, Palettieren, Lagern usw.) und macht es deutlich sicherer, z.B. durch die Vermeidung von Falscheinlagerungen. Maschinenbedienung im Wandel Mit wachsender Komplexität und Vernetzung von Produktions-, Verarbeitungs- und Verpackungslinien steigen die Anforderungen an die Bedienbarkeit dieser Systeme. Hier setzen sich Touchscreens mit Funktionen, wie man sie auch von Smartphones oder Tablet-PCs kennt, immer mehr durch. Sie ermöglichen ein einfaches, sicheres und vor allem intuitives Arbeiten, da die grundlegenden Bedienfunktionen den meisten Menschen von ihren mobilen Kommunikationsgeräten vertraut sind. Entscheidend für die Arbeitsergonomie ist hier
die Gestaltung der Benutzeroberflächen mit möglichst selbsterklärenden Symbolen bis hin zu fotorealistischen Abbildungen von Maschinen und Anlagen der eigenen Prozesslinien. In einem weiteren Schritt sollen mobile Bediengeräte die stationären Systeme ersetzen – doch gilt es, noch viele Fragen hinsichtlich der Maschinen-, Produkt- und Datensicherheit sowie verbindlicher Standards zu klären. Anlagenverfügbarkeit und Produktionssicherheit Ungeplante Produktionsstillstände sind der Albtraum für jeden Hersteller. Hier bieten vernetzte Sensoren zur Maschinenüberwachung (Condition Monitoring bzw. CMS) in Verbindung mit intelligenter Datenanalyse und Einbindung in ERP-Systeme die Möglichkeit zur vorhersagbaren Wartung (Predictive Maintenance, kurz PM). Diese kann auch im Rahmen der Fernwartung seitens des Maschinenoder Anlagenherstellers erfolgen, wodurch sich die Servicekosten reduzieren und die Fertigungsqualität sowie Planungssicherheit deutlich erhöhen lassen.
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AUTOMATISIERTE FLEISCHVERARBEITUNG Automation bringt höhere Produktqualität DIE INTELLIGENTE VERKNÜPFUNG VON PROZESSEN UND DER VERMEHRTE EINSATZ MODERNER INFORMATIONS- UND STEUERUNGSTECHNIK STEHEN FÜR DIE FLEISCHVERARBEITENDE INDUSTRIE ZUNEHMEND IM MITTELPUNKT.
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dann beispielsweise in nachgeschaltete Traysealer einlegen. Robotergestützte Automation als Wertschöpfungsfaktor Konventionelle Automation ist technisch oft zu aufwendig, zu teuer und vor allem nicht flexibel genug. An spezifische Aufgaben angepasste Sondermaschinen lassen sich meist gar nicht oder nur mit sehr großem Aufwand an Material, Zeit und Geld für andere Arbeiten umrüsten. Anders Industrieroboter: Sie sind dank ihrer außerordentlichen Flexibilität, Geschwindigkeit, Präzision und Wiederholgenauigkeit wichtige Schlüssel zu höherer Wirtschaftlichkeit, Qualität und Nachhaltigkeit – sei es beim Handhaben von Produkten, der Qualitätskontrolle oder dem Sortieren und Verpacken der Waren.
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in wichtiger Innovationstreiber für immer leistungsfähigere Verarbeitungslinien ist die steigende Nachfrage nach Portions- und Fixgewichtverpackungen sowie Convenience Produkten. Das vollautomatische Portionieren und Einlegen von Filets, Steaks, Wurstscheiben und anderen Fleischprodukten in die Verpackungen erfordert Hightech-Lösungen. Die meisten Systeme bestehen aus am Anfang der Verarbeitungslinien installierten Laser- und/ oder Röntgenscannern mit integrierten Waagen, Zuführeinheiten für den Slicer und dem Slicer selbst sowie nachgeschalteten Transportbändern. Letztere führen die geschnittenen Produkte entweder mehrspurigen Bandsortieranlagen mit ausgeklügelten Shuttlesystemen oder Sortier- und Einlegerobotern zu, die sie
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Doch was macht eine erfolgreiche Roboteranwendung aus? Oberflächlich betrachtet kann ein Industrieroboter nur einen fiktiven Arbeitspunkt (TCP = Tool Center Point) schnell, präzise und wiederholgenau innerhalb eines definierten Arbeitsraumes bewegen. Erst die vom Roboter geführten Greifer oder Werkzeuge, die ihn unterstützenden Kameras und Sensoren sowie ausgereifte Software, intelligente Steuerungen und die Programmierung bzw. Konfiguration durch qualifiziertes Personal machen Roboter zu universellen Helfern. Heute findet man sie in nahezu allen Bereichen der Fleischverarbeitung – von der Schlachtung bis zum Verpacken von Fleisch- und Wurstportionen. Roboter können in schnellen Pick&Place-Operationen die unterschiedlichsten Fleisch- und Wurstprodukte von Bändern aufnehmen und zielgerichtet in Verpackungstrays einlegen, wobei sie teilweise bis zu 240 Pick&Place-Takte pro Minute schaffen. Im Räuchereibetrieb ist oft das manuelle Behängen und Umsetzen der Rauchstö cke mit Wurstketten ein Engpass. Es ist zeit-, personal- und kostenintensiv. Roboter können diese Arbeiten präziser und schneller durchführen. Die Vorteile sind neben Personaleinsparungen vor allem deutliche Gewinne hinsichtlich der Hygiene durch Wegfall manueller Eingriffe und ein höherer Gutproduktanteil, da die bei manueller Handhabung oft nicht zu vermeidenden Beschädigungen der Würste entfallen. Robotergestützte Automation im Schlacht- und Zerlegebetrieb ist nach wie vor eine der größten technischen Her-
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ausforderungen. Was der Mensch mit seinen Sinnen und jahrelanger Erfahrung in Sachen Schnittführung spielend meis tert, stellt Roboter vor große Probleme. Schlachttiere weisen wachstumsbedingt große Unterschiede hinsichtlich Gewicht, Größe, Fleisch- und Fettanteil, Größe und Dichte der Knochen auf. Doch mittlerweile gibt es auch hier wirtschaftliche und vor allem hochleistungsfähige Lösungen. Die Spanne der Anwendungen umfasst das Kneifen von Vorderbeinklauen und Nacken, das Freischneiden des Rektums und Öffnen der Bauchwand sowie das Trennen von Schlossknochen und Brustbein bis hin zum Spalten von Schweinen. Möglich machen das hochentwickelte 3DScanner zur Ermittlung der Topologie der Schlachttiere. Die so ermittelten Daten wertet die Steuerungssoftware aus und generiert die erforderlichen Schnittwege für den Roboter. Im Zerlegebetrieb erfolgt die Schnittführung der Roboter dagegen kameragesteuert über eine Vision-Software. Röntgentechnik zur Inline-Fettanalyse Die immer noch weit verbreitete Extraktion von Fett nach dem Soxhlet-
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Verfahren ist nicht nur zeit- und arbeitsaufwendig, sie liefert aufgrund der Arbeit mit Stichproben auch nur ein ungefähres Bild. Die Technik entwickelt sich heute jedoch immer mehr in Richtung kontinuierlicher Inline-Kontrollen. Eine hocheffiziente und vor allem in Echtzeit arbeitende Methode der Fettbestimmung bietet hier die moderne Röntgentechnik nach dem DEXA-Ver-
fahren. Es eignet sich für rohe, natürliche Fleischprodukte, auch im gekühlten oder tiefgekühlten Zustand, lose oder in Kisten bzw. Kartons verpackt – solange sie frei von anderen Zutaten sind. Anwendern bietet die Röntgentechnik damit die Möglichkeit einer kontinuierlichen 100-prozentigen Produktkontrolle inklusive Dokumentation der Daten im Rahmen der Rückverfolgbarkeit.
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TRENDS IN DER ERPACKUNGSTECHNIK V Optimale und innovative Lösungen für die fleischverarbeitende Industrie DIE IFFA BIETET FACHBESUCHERN DIE MÖGLICHKEIT, SICH UMFASSEND ÜBER DIE MÖGLICHKEITEN MODERNER VERPACKUNGSTECHNIK FÜR FLEISCH- UND WURSTWAREN SOWIE GEFLÜGEL UND FISCH ZU INFORMIEREN.
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ptimal auf die jeweiligen Produkte zugeschnittene Verpackungslösungen sorgen für mehr Lebensmittelsicherheit, Qualität, Hygiene und eine komfortablere Handhabung der Produkte über die gesamte Wertschöpfungskette bis hin zum Endkunden.
Weiter steigende Nachfrage nach Convenience-Produkten Um Kunden im globalen Wettbewerb zu halten und neue Marktpotenziale zu erschließen, entwickeln Lebensmittelproduzenten immer raffiniertere Produkte sowie ansprechendere und vor allem funktionalere (multifunktionale) Verpackungen für Fleisch, Wurst, Geflügel, Fisch oder
komplette Menüs. Die wichtigsten Treiber sind dabei die seit Jahren anhaltenden Trends in Richtung Convenience, eine steigende Nachfrage nach Kleinportionen für Single-Haushalte und Senioren sowie das Streben nach immer einfacherer und schnellerer Zubereitung von Speisen. Gleichzeitig gilt es, Hygiene, Lebensmittelsicherheit, Haltbarkeit
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Erfolg ist eine Frage des Systems wie auch Qualität der Nahrungsmittel zu gewährleisten und kontinuierlich zu verbessern. In diesem Bereich dominieren heute Folien-, Skin- bzw. Vakuumverpackungen den Markt, da sie neben den erforderlichen Schutzfunktionen für Lebensmittel auch hervorragende Präsentationseigenschaften bieten. Das Verpacken übernehmen vollautomatisch arbeitende Tiefziehmaschinen bzw. Thermoformer, Traysealer und (Vakuum-)Kammermaschinen, an die sich Maschinen und Anlagen zum weiteren Verpacken in Kartons sowie dem Palettieren anschließen. Eine Frage von Material und Verpackungsform Das primäre Ziel von Convenience-Produkten ist die Zeitersparnis beim Zubereiten der Speisen. Hightechfolien für Einsatzbereiche von –60 bis +218 Grad Celsius machen es möglich, Lebensmittel bei tiefen Temperaturen zu lagern und später im Ofen oder der Mikrowelle zuzubereiten – und das in ein und derselben Verpackungsfolie. Das Garen in geschlossener Folie erhält dabei nicht nur Feuchtigkeit, Aromen, Vitamine und Mineralstoffe von Fleisch und Fisch, sondern gibt ihnen auch eine optimale Konsistenz. Zudem reduziert es die Garzeiten um bis zu 30 Prozent. Im Trend liegen auch Mehrkammer-Verpackungen für halbfertige Gerichte, bestehend aus Fleisch oder Würsten mit den dazu passenden Soßen sowie Knödel oder Kartoffeln als Beilage. Das hermetische Versiegeln der Kammern kann durch eine durchgehende Oberfolie oder
getrennte Versiegelungen für jede einzelne Kammer erfolgen. Aktive Mehrschichtfolien bremsen Bakterienwachstum Verderb fördernde Mikroorganismen sind allgegenwärtig und lassen sich beim Verarbeiten und Verpacken frischer Lebensmittel wie Fleisch- oder Wurstwaren nie hundertprozentig ausschließen. Deshalb ist es wichtig, deren Keimzahl unterhalb toxikologisch kritischer Grenzwerte zu halten. Aber auch Umgebungseinflüsse wie Luftsauerstoff, durch Licht induzierte Oxidation oder Feuchtigkeit können zu vorzeitigem Verderb führen. Genau da setzen aktive Verpackungsfolien mit ihren eingebauten Sauerstoffabsorbern (Sauerstoff-Scavenger), Permeationssperren für Luftsauerstoff oder Wasserdampf sowie antimikrobiellen Beschichtungen an. Die automatische Regulation der relativen Luftfeuchte in Frischfleischverpackungen lässt sich durch in die Folie eingearbeitete, toxikologisch unbedenkliche Salze wie Calciumchlorid oder Natriumchlorid erzielen. Die Salze verhindern die Bildung von Kondenswasser und behindern so das Wachstum von Schimmel und Bakterien. Das Aufbringen von Speziallacken mit antimikrobiell wirkenden Substanzen auf die Innenseiten der Verpackungs folien ist eine weitere Methode im Kampf gegen mikrobielle Zersetzung. Die Wirkstoffe diffundieren auf die Oberfläche des Lebensmittels und behindern dort das Wachstum schädlicher Mikroorganismen. Folien mit antimi-
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krobiellen Schichten lassen sich auch durch Kaschieren oder Koextrusion herstellen. Schutzgas oder Vakuum für längere Haltbarkeit Schutzgasverpackungen (engl. MAP für Modified Atmosphere Packaging) verwenden gezielt an das jeweilige Produkt angepasste Gasmischungen aus Sauerstoff, Stickstoff und Kohlendioxid in einer Hochbarriere-Verpackung. Richtig eingestellt verlangsamt das Schutzgas nicht nur den Alterungsprozess von Fleisch, sondern verhindert auch Farbverluste sowie negative Geruchs- oder Geschmacksveränderungen. Vakuumverpackungen erreichen die höhere Haltbarkeit dagegen durch den Entzug der Luft. Dabei schmiegt sich die Verpackungsfolie ganz eng an das jeweilige Produkt und verhindert so Blut- und Saftverluste, wodurch Qualität und Gewicht während der Lagerung erhalten bleiben.
Verpackungsfolien mit Selbstkon trolle Auf Folien aufgetragene Farblacke dienen als Indikatoren und zeigen durch Farbumschlag an, ob das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) der Ware abgelaufen ist oder die Kühlkette unterbrochen wurde. Ultraschall-Versiegelung setzt neue Maßstäbe in Sachen Dichtheit Bei Folienverpackungen mit thermoplastischen Siegelschichten setzt sich das Ultraschall-Siegeln gegenüber klassischen Heißsiegelverfahren immer mehr durch. Neben hohen Taktzahlen zeichnet es sich vor allem durch perfekte, dichte Nähte aus – selbst bei anhaftenden Produktresten, Fetten oder Soßen im Nahtbereich. Daraus resultieren eine deutlich höhere Produktivität und weniger Nahrungsmittelverluste infolge unzureichender Versiegelungen. Dank deutlich schmalerer Siegelzonen führt das Ultraschall-Verfahren außerdem zu einer signifikant größeren Folienausbeute.
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e r Ti n t e n s t r a h l drucker Linx 8900 druckt bis zu drei Zeilen auf Kunststoff, Metall, Glas oder lackierten Karton. Er ist ideal für die Chargenund MHD-Kennzeichnung. Durchschnittlich nur alle drei Monate muss der Druckkopf gereinigt werden! Mit dem Drucker läuft die Produkti-
on lange störungsfrei durch. Dafür sorgen auch die 24 verfügbaren Farbstofftinten, die Wartungsintervalle von bis zu 18 Monaten ermöglichen! Steht eine Wartung an, kündigt der Drucker dies rechtzeitig an und druckt noch drei Monate über den Wartungstermin hinaus. Für die Wartung ist kein externer Service-Techniker er-
forderlich! Der Bediener kann diese ohne große Vorkenntnisse in ca. 30 Minuten selber durchführen; mit wenigen Handgriffen ist das Service modul getauscht. INFORMATION: Bluhm Systeme GmbH Tel: +49(0)2224-7708-0, E-Mail: info@bluhmsysteme.com, www.bluhmsysteme.com
UNTERSUCHUNGSPAKET FÜR ABGEFÜLLTE NATÜRLICHE M INERAL- UND QUELLWÄSSER
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emäß Mineral- und Q u e l l w a s s e r- Ve rordnung (BGBl. II 309/1999) müssen für das Inverkehrbringen von natürlichem Mineral- und Quellwasser folgende Voraussetzungen erfüllt werden: 1. Die Quelle oder der Quellaustritt muss gegen die Gefahren einer Verunreinigung geschützt sein. 2. Technische Einrichtungen müssen aus für das Wasser geeigneten Stoffen bestehen und derart beschaffen sein, dass jede chemische, physikalisch-chemische und bakteriologische Veränderung dieses Wassers verhindert wird. 3. Die Nutzungsbedingungen müssen bestimmte, hygienische Anforderungen erfüllen. Neben Schutz und Kontrolle der Quelle, muss auch eine Überprüfung der einwandfreien Abfüllung erfolgen. In der Richtlinie 2009/54/EG (präzessiert in Kapitel B17 ÖLMB) sind mikrobiologische Parameter festgelegt, die im abgefüllten Produkt innerhalb von 12 Stunden nach der Abfüllung zu messen sind.
Die Abfüller von Mineral- und Quellwässer sind dazu angehalten, bei ihren jeweiligen Produkten 4 „laufende“ Kon trollen und 1 „erweiterte“ Kontrolle pro Jahr durch einen §73 LMSVG Gutachter durchführen zu lassen.
chemische und mikrobiologische Untersuchungen zur Kontrolle der wesentlichen Bestandteile des Wassers und jener Parameter, welche Rückschluss auf unzulässige Veränderungen bzw. Beeinflussungen des Wassers geben.
Sie, die Einreichung am Vortag anzukündigen und von Montag bis Donnerstag vormittags in die LVA GmbH zu bringen. Selbstverständlich bieten wir Ihnen – nach vorheriger Rücksprache – auch alternative Termine an.
Die laufende Kontrolle umfasst zumindest eine sensorische Prüfung sowie die Parameter pH-Wert, Leitfähigkeit und eine mikrobiologische Untersuchung. Die Ziehung der erforderlichen Proben kann durch eine Person des Betriebes erfolgen, die ein Probennahmeprotokoll mit den Mindestangaben (Abfülldatum, -zeit, Name und Unterschrift Probenzieher) erstellt.
Das Produkt muss nach Abfüllung in ein nach EN ISO 17025 akkreditiertes Labor gebracht und innerhalb der vorgegebenen 12 Stunden analysiert werden, wobei die Wassertemperatur bei 4°C +/– 1°C konstant zu halten ist. Die Probenmenge besteht dabei aus mindestens 12 Einheiten zu je 1 Liter. Die LVA GmbH garantiert Ihnen, diese Proben unmittelbar nach Einlangen zu analysieren. Um Ihnen dieses Service anbieten zu können, bitten wir
Im Paket ist das Gutachten für Verkehrsfähigkeit bereits enthalten.
Die erweiterte Kontrolle beinhaltet physikalisch-chemische,
Darüber hinaus unterstützen wir Sie gerne und kostenlos bei organisatorischen Fragestellungen und beraten Sie über den notwendigen Untersuchungsumfang bei Ihrer gesamten Produkt- und Gebindepalette. Bei Beauftragung des Paketes können mit wenig Aufwand weitere Dienstleistungen (z.B. spezielle Verkehrsfähigkeitsprüfungen für Handelsketten, Kennzeichnungsprüfungen, Probenziehungspläne usw.) angeboten werden. Gerne erstellen wir für Sie ein maßgeschneidertes Angebot. Sie erreichen uns direkt unter service@lva.at oder telefonisch unter +43-2243-26622-4210. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme!
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JOMA: SORTIMENT AUSGEBAUT
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oma setzt neue Impulse für Ihre Gewürze! Im Markt für innovative, hochwertige Lebensmittelverpackungen besetzt das österreichische Unternehmen eine international anerkannte Position als Innovator. Jomas Erfahrungen mit hohen Qualitätsstandards im Pharmabereich überzeugen auch Kunden der Lebensmittelindustrie. Mit
seinem neuen hochfunktionellen DuoFlapperCap hat Joma jetzt seine vielfältige Produktfamilie rund um die Gewürzmühle erfolgreich ausgebaut. Die Vorteile für Konsument und Verarbeiter liegen klar auf der Hand und heben die Standards in der Branche auf ein neues Niveau. INFORMATION: www.joma.at
MODULAR ZUR SMART MEAT FACTORY
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er Begriff Industrie 4.0 ist in der Fleischbranche angekommen. Auf der IFFA 2016 zeigt die CSB Unternehmensgruppe Software-, Bildverarbeitungsund Automationslösungen für die Produktionsarbeit der Zukunft. Der Branchenspezialist präsentiert sich in Halle 11.1 auf Stand B-81 mit dem Leitspruch „Global IT Excellence for the Smart Meat Factory“. Sarah Vanessa Kröner, Vorstandsmitglied der CSB-System AG: „Die internationale Fleischbranche blickt gespannt auf die IFFA, denn hier stehen Ideen, Konzepte und Trends für die kommenden Jahre im Fokus. Wir zeigen konkrete Ansätze zur schrittweisen Verwirklichung der Smart Meat Factory.“ Ein Blick auf die Vision der vernetzten Produktion: Wo heute die Anlagen in der Industrie noch zentral gesteuert werden, sollen zukünftig intelligente Produktionssysteme entstehen, in denen Maschinen, Anlagen und Produkte miteinander kommunizieren. Mit den Software-, Bildverarbeitungs- und Automationslösungen von CSB gelingt diese digitale Transformation. Eine wichtige Funktion dabei über-
nimmt das ERP-System, das auch über die „Cloud“ verfügbar ist. Als datenführendes System verwaltet es nicht nur die Stamm- und Bewegungsdaten, sondern auch Produkt-, Maschinen- und Prozessdaten redundanzfrei. Dadurch wird eine konsistente Nutzung der Daten in allen Anwendungen entlang der kompletten Auftragsabwicklung – etwa in
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Customer Relationship Management, Produktionsplanung, Kommissionierung oder Business Intelligence – ermöglicht. Die Brücke zum selbstständig arbeitenden Produktionsbetrieb ebnet vor allem die Integration von ERP-System und Manufacturing-Execution-System. Sie sorgt dafür, dass die Verbindung von Unternehmensmanagement und
Produktionssteuerung geschaffen und die weitere Maschine-zu-Maschine-Vernetzung vereinfacht wird. „Auch im Zeitalter der Smart Meat Factory wird das ERP-System seine Bedeutung als informationstechnologisches Rückgrat der Unternehmen behalten“, so Kröner. INFORMATION: www.csb.com
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volume 40 | 02. 2016 ERNÄHRUNG | NUTRITION
FORSCHUNG & ENTWICKLUNG
AUDITS & BERATUNG
SCHÄDLINGSKONTROLLE
LABORANALYSEN
Unsere Leistung Ihre Sicherheit. Als österreichisches Kompetenzzentrum für Lebensmittelsicherheit und Betriebshygiene agieren wir seit 1998 erfolgreich auf dem europäischen Markt. Unsere Erfahrung auf betrieblicher Ebene und Know-how in den Bereichen Lebensmitteltechnologie, modernster Labordienstleistungen, Consulting und die Vernetzung mit externen Partnern schafft unsere breite Kompetenz. Unsere Kunden sind für uns Partner, die wir begleiten. Der Nutzen ergibt sich aus der individuellen Erarbeitung von Lösungswegen zur Sicherung gesunder Lebensmittel. Kompetenz, Praxiserfahrung und unternehmerisches Denken für alles, was Lebensmittel ausmacht.
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