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Ein Text von Detlef Giese

Drei Momentaufnahmen aus zwei Jahrhunderten Opernchorgeschichte

Viel und Vieles geschieht innerhalb von 200 Jahren. Große Ereignisse spiegeln sich im Kleinen, Weltgeschehen wird mitunter auch im Alltäglichen spürbar. Umbrüche kommen zustande, Traditionen wachsen weiter fort. Das alles lässt sich beobachten, wenn man sich

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der GESCHICHTE VON INSTITUTIONEN zuwendet, die über lange Zeiträume bestehen und unter wechselnden Bedingungen sich immer wieder neu konstituieren. Die handelnden Personen kommen und gehen, die Einrichtung selbst bleibt bestehen, wenn auch in stetiger Veränderung

begriffen – so auch DER CHOR DES OPERNHAUSES UNTER DEN LINDEN, dessen Entwicklung eng an die seiner künstlerischen Heimat gekoppelt und doch von einer gewissen Eigenständigkeit ist. In drei Momentaufnahmen aus der 200-jährigen Chorgeschichte mag versucht sein, prägende

Geschehnisse pointiert ins Gedächtnis zu rufen: die »Geburtsstunde« des Ensembles mitsamt den ersten musikalischen Höhepunkten, die Umwandlung vom Hofopern- zum Staatsopernchor, einschließlich der Prozesse von Neuorientierung und Identitätsfindung, sowie die Aktivitäten im Hier und Jetzt, die von Herausforderungen besonderer Art bestimmt sind. Eine KLEINE HISTORISCHE REISE mit Siebenmeilenstiefeln, vom 19. über das 20. bis ins 21. Jahrhundert hinein.

TEXT VON DETLEF GIESE

Theaterzettel zur Uraufführung von Gaspare Spontinis Oper »Olimpia« am 14. Mai 1821 in der Königlichen Hofoper Unter den Linden

Theaterzettel zur Uraufführung von Carl Maria von Webers Oper »Der Freischütz« am 18. Juni 1821 im Königlichen Schauspielhaus am Gendarmenmarkt

»Olimpia« Bühnenbildentwurf zu Spontinis von Karl Friedrich Schinkel, 1821

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Carl Maria von Weber inmitten von Opernfiguren aus seinem »Freischütz«, Stich von Albert Henry Payne, 1845/1860

VOR 200 JAHREN

Mit konkreten Daten hantiert man gerne, suggerieren sie doch eine Greifbarkeit von historischen Geschehnissen. Oft jedoch reichen Jahreszahlen – oder sogar tagesgenaue Angaben – nicht aus, um geschichtliche Phänomene zu beschreiben, die weniger punktuell, sondern prozesshaft zu denken sind. DIE GRÜNDUNG des Berliner Hofopernchors, des heutigen Staatsopernchors, ist ein solcher Fall: Die Vorgeschichte, nicht immer gut zu fassen und luzide zu erzählen, muss bedacht sein und darf nicht ausgeblendet werden, trotzdem lassen sich zwei Ereignisse benennen, die mit gutem Recht den Beginn dieser Geschichte markieren. Zurückzugehen ist dabei in das Jahr 1821, in dem gleich zwei ebenso spektakuläre wie wirkungsmächtige Uraufführungen in Berlin stattfanden. Am 14. Mai ging an der Hofoper Unter den Linden »OLIMPIA« in Szene, komponiert und dirigiert von dem seit 1819 dort tätigen »General-Music-Director« Gaspare Spontini, am 18. Juni folgte im nur wenige hundert Meter entfernten neuerrichteten Schauspielhaus am Gendarmenmarkt Carl Maria von Webers »DER FREISCHÜTZ«. Die Werke selbst erforderten es, auch bei den Chören leistungsfähige, professionelle Kräfte zu engagieren. Zuvor waren es Schüler aus Berliner Gymnasien, die auf der Bühne gestanden und die Chorpartien ausgeführt hatten. Im 18. Jahrhundert dürften es zwei Dutzend gewesen sein, in den Jahren um 1800 erhöhte sich dann die Zahl auf

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24 rund das Doppelte, wobei neben den Gymnasiasten – ausschließlich Jungen – auch bürgerliche Sänger:innen sowie eigens dafür ausgewählte Schauspieler:innen aktiv waren, die dann auch für kleinere solistische Rollen eingesetzt wurden. Um diesen recht heterogenen – und zudem schlecht entlohnten – Laienchor administrativ zu leiten, wurden immerhin mehrere Chorpräfekten angestellt, auch der Name eines ersten Chordirektors ist überliefert, ein gewisser Herr Leidel. Insgesamt aber war das Ensemble nicht imstande, größere und anspruchsvollere Aufgaben zu meistern, was sich mit dem Amtsantritt des künstlerisch ambitionierten Gaspare Spontini nur zu deutlich zeigte. Bei der Aufführung von dessen Oper »Die Vestalin« fiel es sogar dem König Friedrich Wilhelm III. auf, dass hier Wunsch und Wirklichkeit auseinanderklafften – die Intendanz der Hofoper wurde aufgefordert, Abhilfe zu schaffen und den Chor neu aufzustellen. Im Blick auf die beiden für 1821 angesetzten Uraufführungen, vor allem von Spontinis großbesetzter »Olimpia«, wurde erstmals in der Geschichte des Hauses ein BERUFSCHOR etabliert, bestehend aus 26 Damen, 27 Herren sowie den drei bereits verpflichteten Präfekten. Bei Bedarf wurden zusätzliche Kräfte mit hinzugezogen, was bei den großen Choropern des fortgeschrittenen 19. Jahrhunderts, etwa von Meyerbeer, Wagner oder Verdi, durchaus häufiger vonnöten war. Während von den beiden Novitäten des Jahres 1821 Webers Werk rasch eine außerordentliche Popularität gewann, ein wahres »Freischütz«-Fieber in Berlin entfachte und sogar zur deutschen Nationaloper aufstieg, ist Spontinis »Olimpia« heute kaum mehr bekannt. Dabei wurde diese gewichtige musikalische Tragödie seinerzeit als Höhepunkt der Opernkunst begriffen. Neben eminenten musikalischen Qualitäten warteten das Werk und seine Inszenierung mit Balletteinlagen, aufwändigen Dekorationen und prachtvollen

Kostümen auf. Ein wirkliches »Gesamtkunstwerk« wurde dem begeisterten Publikum geboten, vom König und seinem Hofstaat über den versammelten Berliner Adel bis hin zu bürgerlichen Kreisen. Prominente Künstler waren am Werk: Der Dichter E.T.A. Hoffmann hatte den deutschen Text geliefert, Karl Friedrich Schinkel und dessen Schüler Martin Gropius zeichneten für die eindrucksvolle Ausstattung verantwortlich. Spontini selbst hatte sich nicht weniger als drei Monate Probenzeit ausbedungen, in denen er alle Beteiligten zusammenführte. Rund 40 Proben setzte er an, mühevoll genug, aber mündend in einen triumphalen Premierenerfolg – nicht zuletzt auch für den neuen HOFOPERNCHOR. Nicht weniger als 92 Sänger:innen sollen dabei auf der Bühne gestanden haben, mit einer Klangfülle, wie man sie noch nie zuvor in Berlin erlebt hatte. Mit den künstlerischen Kräften der Berliner Hofoper, unter anderem auch dem neu gegründeten Chor, wurde auch die Uraufführung des »Freischütz« zum triumphalen Erfolg. Nur vier Wochen Probenzeit standen zur Verfügung, innerhalb derer es Carl Maria von Weber jedoch gelang, das in seiner klanglichen Suggestivkraft so besondere, die Welt des Hellen wie des Dämonischen gleichermaßen erschließende hochromantische Werk sorgfältig einzustudieren. Die Berliner:innen wurden zu Zeugen eines künstlerischen und gesellschaftlichen Großereignisses. Das Außergewöhnliche wurde auch von Weber erkannt, als er nach der Premiere in sein Tagebuch schrieb: »Abends als erste Oper im neuen Schauspielhause: Der Freischütz. Wurde mit dem unglaublichsten Enthusiasmus aufgenommen. Ouvertüre und Volkslied [das Lied vom Jungfernkranz] da capo verlangt, überhaupt von 17 Musikstücken 14 lärmend applaudiert, alles ging aber auch vortrefflich und sang mit Liebe. Ich wurde herausgerufen […] Gedichte und Kränze flogen. – Soli Deo Gloria.«

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Theaterzettel der ausgefallenen Vorstellung von Mozarts »Figaros Hochzeit« vom 9. November 1918, dem Tag der Abdankung des Kaisers und der Ausrufung der Republik

Der Staatsopernchor in einer Aufführung von Beethovens »Fidelio«, um 1930

Der Staatsopernchor im neu errichteten Intendanzgebäude der Staatsoper Unter den Linden, 1955

VOR 100 JAHREN

Blickt man vom Standpunkt unserer Gegenwart ein Jahrhundert zurück, so wird man sich an eine Zeit erinnern, die eine wirkliche Zäsur, gar einen epochalen Umbruch bedeutete. DER GROSSE KRIEG, die »Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts«, ließ eine Welt zurück, die fundamentalen Veränderungen ausgesetzt war. Die Revolution hatte auch Berlin ergriffen, am 9. November 1918 überschlugen sich die Ereignisse: Die Hohenzollern, die seit mehr als 450 Jahren in der Kurmark Brandenburg, später dann im Königreich Preußen und im Deutschen Kaiserreich die Herrschaft ausgeübt hatten, dankten ab, die Republik wurde ausgerufen. Die Hofoper spielte an diesem denkwürdigen Tag nicht – »Revolution. Geschlossen!« hatte jemand lapidar auf den Theaterzettel geschrieben, der eine Aufführung von Mozarts »Figaros Hochzeit« ankündigte. Wiedereröffnet wurde das Haus, nunmehr einfach »Oper Unter den Linden« genannt, nach nur wenigen Tagen mit Wagners »Meistersingern«, wohl auch um die unbeeinträchtigte Leistungsfähigkeit des Ensembles, einschließlich von Orchester und Chor, nachdrücklich zu beweisen. Schrittweise wurde die Institution auf neue Füße gestellt. Aus der Verantwortung des Hofes gelangte sie unter die Trägerschaft des Preußischen Ministeriums für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung. Ein neuer DEMOKRATISCHER GEIST hielt Einzug: In den Tagen der Revolution wurde ein aus ca. 200 Personen bestehender »Rat der Beschäftigten

der Oper« ins Leben gerufen – auch Chormitglieder engagierten sich in diesem Gremium. Unter den neuen Bedingungen mussten sich vor allem auch die beiden großen künstlerischen Kollektive, Chor und Orchester, neu finden und neu organisieren, dem Namen nach, vor allem aber bezüglich ihres Selbstverständnisses. Es galt, die Republik und nicht mehr die Monarchie zu repräsentieren. So wurde aus der Hofoper die Staatsoper, aus der Hofkapelle die Staatskapelle und aus dem Hofopernchor der STAATSOPERNCHOR, zumeist mit dem Zusatz »Preußisch«, da man Teil des Verbundes der »Preußischen Staatstheater« war. Im Herbst 1919 war diese Umwandlung abgeschlossen, vorausgegangen aber war ein erster heftiger Arbeitskampf. Mochte auch vielfach Aufbruchstimmung herrschen, so war doch die Lebensrealität oft bedrückend, gerade für Diejenigen, die nicht über ein höheres Einkommen verfügten. Innerhalb des Theaterbetriebes gehörten auch die Sänger:innen des Chores dazu, etwa 100 an der Zahl. Im Januar 1919, noch mitten in den Wirren der Revolution, regte sich in ihren Reihen Widerstand gegen die offenkundige Unterbezahlung – der Chor entschloss sich zu einer Streikaktion. Eine Vorstellung von Wagners »Lohengrin«, bekanntermaßen ein besonders chorreiches und -starkes Stück, musste abgesagt werden. Vorübergehend nur konnten die Differenzen ausgeräumt werden. Im Zuge der Hyperinflation 1923/24 flammten die Konflikte wieder auf. Die unzureichende Entlohnung, gerade auch im Vergleich zu den exorbitant hohen Gagen der Dirigenten und Starsolisten, sowie spürbare Existenzängste waren erneut ausschlaggebend. Produktive Verhandlungen ließen sich nicht in Gang bringen oder waren früh gescheitert, so dass die Zeichen wiederum auf Streik standen. Die Presse berichtete im April 1924 von der »chorlosen Staatsoper«, während die Streikenden ver-

suchten, öffentlichkeitswirksam auf sich aufmerksam zu machen. Für mehrere Tage trat der Chor nicht auf der Bühne in Erscheinung, dann wurde der Ausstand abgebrochen. Er war weitgehend erfolglos geblieben, endete sogar in einer regelrechten Niederlage, da 68 Choristen (was gut zwei Dritteln des Ensembles entsprach) entlassen wurden. Erst nach Überwindung der Krise wurde der Chor wieder auf sein vormaliges personelles Niveau gebracht. Und doch sind diese ersten Republikjahre als eine Zeit in Erinnerung, in denen der Durchbruch zu einer wahrhaft »modernen« Kunst und Kultur erfolgt. Im Opernhaus Unter den Linden kamen zahlreiche neue Werke zur Aufführung, nicht wenige von ihnen mit anspruchsvollen Choraufgaben: Opern in spätromantischer Tradition wie Humperdincks »Königskinder«, Pfitzners »Palestrina« und Strauss’ »Die Frau ohne Schatten« waren dabei, aber auch Werke von Franz Schreker, Ferruccio Busoni, Walter Braunfels, Erich Wolfgang Korngold und Leoš Janáček – und Ende 1925 dann Alban Bergs »Wozzeck«, eine Ikone

der »WEIMARER KULTUR«. Der Staatsopernchor, nunmehr wieder in ruhigerem Fahrwasser, hatte es gelernt, auch mit einer dezidiert »Neuen Musik« umzugehen, die so anders schien und anders war als die Musik der klassisch-romantischen Tradition. Von Dirigenten wie Erich Kleiber, Otto Klemperer, Leo Blech, Georg Szell oder Fritz Stiedry wurde er gefordert, sich auch an der Kunst der Gegenwart zu beweisen. Ein entscheidender Schritt in Richtung Moderne war getan.

Die Herren des Staatsopernchores bei der Aufführung von Beethovens 9. Sinfonie anlässlich von »Staatsoper für alle« auf dem Bebelplatz, 5. September 2020

Der Staatsopernchor bei Wagners »Lohengrin«, unter Corona-Bedingungen im Dezember 2020 inszeniert

Die Herren des Staatsopernchores bei der Neuproduktion von Puccinis »La fanciulla del West«, Juni 2021

IM HIER UND HEUTE

Auch die Gegenwart ist nur eine Momentaufnahme, in kurzer Frist wird auch sie zur Geschichte werden. Umso wichtiger, sich über ihre Ereignisse und ihren Charakter klar zu werden. Als die SAISON 2020/21 entworfen und geplant wurde, auch im Blick auf das anstehende Jubiläum des Staatsopernchors, war nicht zu ahnen, dass sie einen derart unerwarteten Verlauf nehmen sollte. Im Frühjahr 2020 begann es: Aufgrund der Corona-Pandemie, von deren Dauer und Auswirkungen sich wohl niemand einen Begriff machen konnte, musste der Proben- und Vorstellungsbetrieb eingestellt werden. Im März konnte noch die aufwändige Wiederaufnahme von Bizets »Carmen« – mit großer Chorbesetzung – realisiert werden, danach war eine längere Zeit nichts mehr möglich. Den Chor traf es mit besonderer Härte, galt doch das Singen, zumal in größeren Formationen, als pandemietreibend. Mühsam versuchte man angesichts dieser so unwirklich erscheinenden Situation die Arbeit fortzusetzen, auch ohne die Aussicht auf öffentliche Vorstellungen. Im Frühsommer 2020, als sich das Infektionsgeschehen zwischenzeitlich abschwächte, kam Chordirektor Martin Wright wieder mit kleineren Gruppen von Sänger:innen zusammen, um Partien des Opern- und Konzertrepertoires zu studieren. Ob es in absehbarer Zeit zu Aufführungen kommen konnte, live vor Publikum oder als Streaming-Projekte, wusste zu diesem Zeitpunkt niemand – das Prinzip Hoffnung regierte.

Immerhin wurde es möglich, im September ein Open-airKonzert auf dem Bebelplatz direkt neben dem Opernhaus zu veranstalten: Im Rahmen von »STAATSOPER FÜR ALLE« stand Beethovens 9. Sinfonie auf dem Programm, unter speziellen Bedingungen und mit einem ausgefeilten Hygienekonzept. Der Chor, immerhin in größerer Besetzung, so wie es dem Werk angemessen ist, sang auf Abstand: Jede Sänger:in wurde eigens mikrofoniert, der Klang dann tontechnisch abgenommen und mit dem des Orchesters – Daniel Barenboim dirigierte die Staatskapelle – zusammengeführt. Ein eindrucksvolles Bild ergab sich in dieser warmen Herbstnacht im Herzen Berlins: Der Staatsopernchor ordnete sich wie ein klingender Kranz um das Publikum herum. Für alle, die dabei sein konnten, war dies ein besonderes Erlebnis. Nach einer kurzen Phase des Probens und Spielens dann wieder eine erzwungene Pause. Für Anfang November war ein Chorkonzert vorgesehen, anstelle der ursprünglich geplanten Darbietung der »Missa solemnis« zum Beethoven-Jahr, die sich beim besten Willen nicht ermöglichen ließ, mit Werken von Franz Schubert. Wenige Tage vor dem anvisierten Termin kam das Stoppzeichen, zur großen Enttäuschung. Im Hintergrund aber lief die Arbeit weiter, mit Blick auf eine Reihe von Opernproduktionen, die fertig studiert und wie reguläre Premieren behandelt wurden. Von Ende 2020 bis zum Frühjahr 2021 kamen auf diese Weise drei Neuinszenierungen unter Beteiligung des Staatsopernchors zustande: Wagners »Lohengrin« (durch die Größe der Besetzung und die Quantität der chorischen Parts auch unter normalen Umständen, ohne die nunmehr notwendigen Abstandsregelungen, eine Herausforderung), Janáčeks »Jenufa« (wobei der Chor im Saal platziert war und von dort aus sang) sowie Mozarts »Le nozze di Figaro«. Alle drei Produktionen wurden von TV-Sendern aufgezeichnet und ausgestrahlt, auch wurden

sie live über verschiedene Portale gestreamt, mit enormer Reichweite und Resonanz. Die letzte Produktion der Spielzeit 2020/21, Puccinis »La fanciulla del West«, stand unter einem unverhofft glücklichen Stern: Sie konnte nicht nur online, sondern auch einem LIVE-PUBLIKUM präsentiert werden im Opernhaus wie im Autokino auf dem Tempelhofer Feld, ebenso wie zwei konzertante Aufführungen von Webers »Freischütz« anlässlich von dessen 200-jährigem Jubiläum. Damit war gleichsam der Bogen zum Ursprung des Chores geschlagen, den man sich bei dieser Gelegenheit in Erinnerung rief – immerhin stehen die heute im Staatsopernchor beschäftigten 84 Sänger:innen aus mehr als 20 Ländern in der Tradition jener etwas über 50 Damen und Herren, die vor genau zwei Jahrhunderten das erste professionelle Chorensemble in Berlin gebildet haben. Und in der Saison 2021/22 sind sie auch wieder in ihrem Kerngeschäft aktiv, in Oper wie Konzert, vom Barock bis zur Gegenwart – und das mit zuversichtlichem Blick auf das Kommende. Ein immens groß besetztes Werk wie Puccinis »Turandot« wird nach längerer Pause wieder auf dem Spielplan stehen, aber auch Chorsinfonisches von Mozart, Schumann und Bruckner, alles das wird mit Sorgfalt einzustudieren und mit Engagement zur Aufführung zu bringen sein. Und darüber hinaus nimmt schon ein Zukunftsprojekt nach und nach Gestalt an: die Gründung einer Chorakademie, in Zusammenarbeit mit der Universität der Künste, damit die Erfahrungen weitergetragen werden und für einen qualifizierten Nachwuchs gesorgt ist.

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