»L’Orfeo« von Claudio Monteverdi (1567–1643) gilt als ein Meisterwerk europäischer Musikgeschichte und genießt den Ruf, die erste Oper überhaupt zu sein – sicher ist seine Vertonung des Mythos um Orpheus und Eurydike die erste, heute erhaltene »Favola in musica«, die mit der Uraufführung 1607 anlässlich des Geburtstages von Francesco IV. Gonzaga im herzoglichen Palast von Mantua Instrumentalmusik, Gesang, Tanz und Bühne als eine Einheit verstand. Das Libretto stammt von Alessandro Striggio dem Jüngeren (1573–1630). Für Sasha Waltz laufen in» Orfeo« verschiedene Stränge vorangegangener Kreationen zusammen, treffen Solisten aus ihren Bearbeitungen zeit genössischer Werke auf Akteure der Alten Musik. Ihre Version von Henry Purcells Barockoper »Dido & Aeneas« wurde 2004 zum Beginn eines neuen Kapitels ihrer künstlerischen Arbeit. Sie erweiterte die Mittel des Musiktheaters um die theatralen Ansätze des Tanzes und schuf eine neuartige Verschmelzung von Tanz, Gesang und Musik: die choreographische Oper. In der Auseinandersetzung mit den Kompositionen »Medea« (Dusapin, 2007), »Roméo & Juliette« (Berlioz, 2007), »Passion« (Dusapin, 2010) und »Matsukaze« (Hosokawa, 2011) entwickelte sie dieses Genre kontinuierlich weiter. Nach der Beschäftigung mit dem Orpheus-Mythos in Pascal Dusapins Kammeroper »Passion« knüpft Sasha Waltz nun wieder am barocken Ursprung an. Im »Orfeo« integriert sie ebenso den Chor und die Gesangssolisten in die Bewegungen, als auch die Tänzer in das musikalische Geschehen.
Favola in musica in einem Prolog und fünf Akten von Claudio Monteverdi Libretto von Alessandro Striggio d. J. Eine Choreographie von Sasha Waltz Uraufführung Dutch National Opera Amsterdam 3. September 2014 Berliner Premiere Staatsoper Unter den Linden im Schiller Theater 1. Juli 2015
Regie Choreographie Sasha Waltz Komposition Claudio Monteverdi Libretto Alessandro Striggio d. J. Musikalische Leitung Torsten Johann Bühne Alexander Schwarz Kostüme Beate Borrmann Licht Martin Hauk Video Tapio Snellman
Orfeo Georg Nigl Bariton Euridice / La Musica Anna Lucia Richter Sopran Messaggiera / La Speranza Charlotte Hellekant Mezzosopran Caronte Douglas Williams Bass Plutone Konstantin Wolff Bass Proserpina Luciana Mancini Mezzosopran Apollo / Eco / Pastore IV Julián Millán Ninfa / Pastore I Cécile Kempenaers Pastore II / Spirito Kaspar Kröner Pastore III / Spirito Fabio Trümpy Pastore V / Spirito Hans Wijers
Tanz Choreographie Davide Camplani Juan Kruz Díaz de Garaio Esnaola Luc Dunberry Hwanhee Hwang Michal Mualem Virgis Puodziunas Sasa Queliz/ Florencia Lamarca Zaratiana Randrianantenaina Orlando Rodriguez Joel Suárez Gómez Yael Schnell
Chor Vocalconsort Berlin Sopran Cécile Kempenaers Katja Kunze Antje Rux Mezzosopran /Alt Wiebke Kretzschmar Kaspar Kröner Luciana Mancini Anne-Kristin Zschunke Tenor Florian Feth Florian Schmitt Markus Schuck Florian Schmitt Fabio Trümpy Bariton Matthias Jahrmärker Julián Millán Bass Kai-Uwe Fahnert Hans Wijers Douglas Williams Konstantin Wolff
Orchester Freiburger BarockConsort Violine I Petra Müllejans Violine II Christa Kittel Viola Werner Saller Lothar Haass Viola da Gamba Hille Perl Sarah Perl Lirone / Violone Frauke Hess Contrabasso de Viola James Munro Blockflöte I Isabel Lehmann Zink I Bruce Dickey Zink II / Blockflöte II Matthijs Lunenburg Posaune Bram Peeters Kate Rockett Keal Couper Werner Engelhard Bernhard Rainer Trompete Hannes Rux Francois Petit-Laurent
Chitarrone / Laute / Gitarre Lee Santana Johannes Gontarski Harfe Johanna Seitz Cembalo I Jürgen Banholzer Cembalo II/Orgel /Regal Sebastian Wienand Perkussion Michael Metzler / Peter Kuhnsch Musikalische Einstudierung Pablo Heras-Casado Projektleitung Freiburger Barockorchester Sebastian Dedemeyer Stefan Lippert Intendant und Geschäftsführer Freiburger Barockorchester Hans-Georg Kaiser Projektleitung Vocalconsort Berlin Kirsten Junglas Ilka Seifert Künstlerische Leitung Vocalconsort Berlin Markus Schuck
Eine Produktion von Sasha Waltz & Guests in Koproduktion mit Dutch National Opera Amsterdam, Les Théâtres de la Ville de Luxembourg, Bergen International Festival und Opéra de Lille. Die Produktion »Orfeo« wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes und die LOTTO-Stiftung Berlin. Sasha Waltz & Guests wird gefördert vom Hauptstadt kulturfonds und aus Mitteln der Kulturverwaltung des Landes Berlin. Made in Radialsystem®
Produktionsteam Sasha Waltz & Guests Repetition Tanz Antonio Ruz Inspizienz Friederike Schulz Regieassistenz Steffen Döring Regiehospitanz Sally Blackwood Sprachcoach Serena Malcangi Korepetition Sabine Erdmann Tänzertraining Israel Aloni Ori Flomin Gabriel Galindez Cruz Saju Hari Hanna Hegenscheidt Susan Klein Luis Malvacias Jeremy Nelson Stimmtraining Tänzer Roberta Cunningham Neil Semer
Video Karl Wedemeyer Bühnentechnik / Requisite Brad Hwang Masaya Natsume Bühnenbildassistenz Christof Piaskowski Lichtassistenz Olaf Danilsen Assistenz Technische Leitung Leonardo Bucalossi Kostümassistenz Jasmin Lepore Kostümhospitanz Christin Noel Damengewandmeisterei Manja Beneke Emily Abel Herrengewandmeisterei Petra Becker Dorothea Andrae Garderobe Aline Bittencourt Haare & Make-up Kati Heimann Urte Kusserow Stefanie Kinzel
Dramaturgie Yoreme Waltz Dramaturgieassistenz Anne Wagner Sibah Pomplun Produktionsassistenz Steffen Döring Öffentlichkeitsarbeit Anne Wagner Office / Reiseorganisation Irina Castillo Finanzen / Administration Stephan Schmidt Stephanie Ott Networking / Fundraising Anja Schmalfuß Gastspielorganisation Karsten Liske Kostümleitung Margaretha Heller Technische Leitung Reinhard Wizisla Produktionsleitung Bärbel Kern Direktion Sasha Waltz & Guests Jochen Sandig
Libretto
Prolog Die Musik steigt vom Parnass herab und berichtet von Orpheus, der die wilden Tiere z채hmte und die Unterwelt bezwang.
Die Musik Sopran Orpheus Tenor oder Bariton Eurydike Sopran Botin Mezzosopran Die Hoffnung Mezzosopran Charon Bass Prosperina Sopran Pluto Bass Apollo Tenor oder Bariton Eine Nymphe Sopran Echo Sopran Erster Hirte Alt Zweiter Hirte Tenor Dritter Hirte Tenor Vierter Hirte Bass Erster Geist der Unterwelt Tenor Zweiter Geist der Unterwelt Tenor Dritter Geist der Unterwelt Bass Chor Nymphen; Hirten; Geister der Unterwelt
Orfeo Euridice La Musica Messaggiera Ninfa La Speranza Caronte Proserpina Plutone Pastore I, II, III, IV & V Spiriti Eco Apollo Choro Ninfe e Pastori, Spiriti
14
15
Ritornello La Musica Dal mio Permesso amato à voi ne vegno, Incliti Eroi, sangue gentil de Regi, Di cui narra la Fama eccelsi pregi, Nè giunge al ver, perch’è tropp’alto il segno.
Ritornell
Die Musik Vom Quell des Permessos komm ich zu euch hernieder, ruhmreiche Helden von königlichem Blut. Von euch erzählt die Sage große Taten, doch kann sie nie genug berichten, da es zu viele sind.
Ritornello Io la Musica son, ch’à i dolci accenti Sò far tranquillo ogni turbato core, Et hor di nobil ira et or d’amore Posso infiammar le più gelate menti.
Ritornell
Ich bin die Musik, die mit lieblichen Tönen dem verwirrten Herzen Ruhe schenkt. Bald zu edlem Zorn, bald zur Liebe vermag ich selbst eiserstarrte Sinne zu entfachen.
Ritornello
Io sù cetera d’or, cantando soglio Mortal orecchio lusingar talora, E in questa guisa à l’armonia sonora De la lira del Ciel più l’alme invoglio.
Ritornell
Singend zum Klang der goldenen Zither entzücke ich zuweilen das Ohr des Sterblichen und erwecke in der Seele die Freude an den klangvollen Harmonien der Himmelsleier.
Ritornello
Quinci à dirvi d’Orfeo desio mi sprona, D’Orfeo che trasse al suo cantar le fere, E servo fè l’Inferno à sue preghiere, Gloria immortal di Pindo e d’Elicona.
Ritornell
Nun will ich euch von Orpheus berichten, der mit seinem Gesang die Tiere zähmte der durch sein Bitten sogar die Hölle bezwang, und unsterblichen Ruhm auf dem Pindos und dem Helikon errang.
Ritornello Ritornello
Hor mentre i canti alterno, hor lieti hor mesti, Non si mova augellin fra queste piante, Nè s’oda in queste rive onda sonante, Et ogni Auretta in suo camin s’arresti.
Ritornell Ritornell
Wenn ich nun meine Lieder singe, mal heiter, mal traurig, soll der Vogel im Baum unbewegt lauschen, soll keine Weile an die Ufer schlagen und jedes Lüftchen still verweilen.
16
17
Erster Aufzug Hirten und Nymphen preisen den Tag, an dem Orpheus Eurydikes Liebe gewann. Sie bitten den Hochzeitsgott Hymen채us um Beistand f체r die bevorstehende Heirat. Orpheus und Eurydike besingen ihr Liebesgl체ck. Der Chor der Nymphen und Hirten beendet den Akt: Niemand soll verzweifeln, da auf Dunkelheit, Schmerz und K채lte stets auch wieder bessere Zeiten folgen.
Pastore III In questo lieto e fortunato giorno Ch’hà posto fine à gli amorosi affanni Del nostro semideo, cantiam, pastori, In sì soavi accenti, Che sian degni d’Orfeo nostri concenti. Oggi fatta è pietosa L’alma già sì sdegnosa Della bell’Euridice. Oggi fatto è felice Orfeo nel sen di lei, per cui già tanto Per queste selve hà sospirato e pianto.
Dunque in sì lieto e fortunato giorno Ch’hà posto fine à gli amorosi affanni...
Choro di Ninfe e Pastori Vieni, Imeneo, deh, vieni! E la tua face ardente Sia quasi un Sol nascente Ch’apporti a questi amanti i dì sereni E lunge homai disgombre De gl‘affanni e del duol gli orrori e I’ombre.
Dritter Hirte An diesem frohen und glücklichen Tag, der dem Liebesleid unseres Halbgottes ein Ende setzt, lasst uns singen, ihr Hirten, in den lieblichsten Weisen, die einem Orpheus zur Ehre gereichen. Heute rührte Mitleid die sonst so stolze Seele der schönen Eurydike. Heute erfüllte sich das Glück des Orpheus an ihrem Busen, nach dem er sich in diesen Wäldern lange klagend sehnte. An diesem frohen und glücklichen Tag also, der dem Liebesleid unseres Halbgottes ein Ende setzt... Chor der Nymphen und Hirten Komm, Hymenäus, ach komm doch! Dein Antlitz, glühend wie die aufgehende Sonne, soll diesen Liebenden heitere Tage bringen und die Schrecken und Schatten von Sorge und Leid fernhalten.
Ninfa Muse, honor di Parnaso, amor del Cielo, Gentil conforto à sconsolato core, Vostre cetre sonore Squarcino d’ogni nub’il fosco velo; E mentre oggi propitio al nostro Orfeo Invochiam Imeneo Su ben temprate corde, Sia il vostro canto al nostro suon concorde.
20
21
Eine Nymphe Musen, Ruhm des Parnass, Geliebte des Himmels, lieblicher Trost eines betrübten Herzens, der Klang eurer Zithern zerreiße den düsteren Schleier jeder Wolke; während wir heute für unseren Orpheus die Gnade des Hymenäus erflehen, mögen sich unsere wohlgestimmten Saiten mit eurem Gesang verbinden.
Choro di Ninfe e Pastori Lasciate i monti, Lasciate i fonti, Ninfe vezzose e liete, E in questi prati Ai balli usati Vago il bel piè rendete.
Chor der Nymphen und Hirten Verlasst die Berge, verlasst die Quellen, ihr liebreichen, fröhlichen Nymphen, und hebt auf diesen Wiesen eure zierlichen Füße zu gewohntem Tanz.
Qui miri il Sole Vostre carole Più vaghe assai di quelle Ond’à la luna, La notte bruna Danzano in Ciel le stelle.
Hier soll die Sonne bewundern eure Reigen, die viel lieblicher sind als jene, mit denen die Sterne bei dunkler Nacht am Himmel den Mond umtanzen.
Ritornello
Lasciate i monti ...
Ritornello
Ritornell
Poi di bei fiori Per voi s’honori Di questi amanti il crine, C‘hor dei martiri De i lor desiri Godon beati al fine.
Verlasst die Berge … Dann aber sollt ihr mit schönen Blumen die Locken dieser Liebenden umkränzen, die nach den Qualen ihrer Sehnsucht endlich ihr Glück genießen.
Pastore II Ma tu, gentil cantor, s’à tuoi lamenti Già festi lagrimar queste campagne, Perc’hora al suon de la famosa cetra Non fai teco gioir le valli e i poggi? Sia testimon del core Qualche lieta canzon che detti Amore.
Ritornell Zweiter Hirte Holder Sänger, der du mit deinen Klagen diese Felder zum Weinen brachtest, warum lässt du jetzt nicht beim Klang deiner Zauberharfe diese Täler und Hügel mit dir jubeln? Sing’ uns als Beweis deiner Liebe ein frohes Lied, das aus dem Herzen kommt.
22
23
24
25
Orfeo Rosa del Ciel, vita del mondo, e degna Prole di lui che l’Universo affrena, Sol, che ‘I tutto circondi e ‘I tutto miri Da gli stellanti giri, Dimmi, vedestù mai Di me più lieto e fortunato amante? Fù ben felice il giorno, Mio ben, che pria ti vidi, E più felice l’hora Che per te sospirai, Poi ch’al mio sospirar tu sospirasti; Felicissimo il punto Che la candida mano, Pegno di pura fede, a me porgesti. Se tanti cori havessi Quant’occh’ hà il Ciel eterno e quante chiome Han questi colli ameni il verde maggio, Tutti colmi sarieno e traboccanti Di quel piacer ch’oggi mi fà contento.
Orpheus Rose des Himmels, Leben der Erde und würdige Schöpfung dessen, der das Universum lenkt, Sonne, die du alles umschließt und alles erblickst, wenn du zwischen den Gestirnen deine Kreise ziehst, sag mir, ob du je einen fröhlicheren und glücklicheren Liebenden gesehen hast? Glücklich war der Tag, an dem ich dich, meine Geliebte, zum ersten Mal erblickte; doch glücklicher war die Stunde, da ich um dich seufzte, denn nach meinen Seufzern sehntest du dich; am glücklichsten aber war der Augenblick, da du mir deine weiße Hand als Pfand wahrer Treue reichtest. Hätte ich so viele Herzen, wie der ewige Himmel Augen hat und wie diese lieblichen Hügel Blätter im grünen Mai haben, so würden sie alle voll sein und überfließen von dem Glück, das mich heute erfüllt.
Euridice Io non dirò qual sia Nel tuo gioir, Orfeo, la gioia mia, Che non ho meco il core, Ma teco stassi in compagnia d’Amore. Chiedilo dunque à lui s’intender brami Quanto lieta gioisca e quanto t’ami.
Ritornello
Eurydike Ich kann nicht sagen, Orpheus, wie groß mein Glück ist, wenn du dich freust, denn mein Herz weilt nicht mehr bei mir, da du es mit deiner Liebe an dich gefesselt hast; frag’ es, wenn du zu wissen verlangst, wie glücklich es schlägt und wie es dich liebt.
Choro di Ninfe e Pastori Lasciate i monti, lasciate i fonti, Ninfe vezzose e liete. E in questi prati Ai balli usati Vago il bel piè rendete.
Chor der Nymphen und Hirten Verlasst die Berge, verlasst die Quellen, liebreiche, fröhliche Nymphen, und hebt auf diesen Wiesen eure zierlichen Füße zu gewohntem Tanz.
Qui miri il sole Vostre carole, Più vaghe assai di quelle Ond’à la luna, La notte bruna, Danzano in ciel le stelle.
Hier soll die Sonne bewundern eure Reigen, die viel lieblicher sind als jene, mit denen die Sterne bei dunkler Nacht am Himmel den Mond umtanzen. 26
27
Ritornell
Choro di Ninfe e Pastori Vieni, Imeneo, deh, vieni, E la tua face ardente Sia quasi un sol nascente Ch’apporti a questi amanti i dì sereni E lunge homai disgombre De gl‘affanni e del duol gli orrori e l’ombre.
Pastore IlI Ma s’il nostro gioir dal Ciel deriva, Com’è dal Ciel ciò che qua giù n’incontra, Giust’è ben che devoti Gl’offriam’ incensi e voti. Dunque al tempio ciascun rivolga i passi, À pregar lui nella cui destra è il Mondo, Che lungamente il nostro ben conservi. Ritornello Ritornello
Dritter Hirte Wenn auch unsere Freude vom Himmel kommt, wie alles andere, was uns hier begegnet, so ziemt es sich, dass wir ehrfürchtig Weihrauch entzünden und Opfer bringen. Drum lenke jeder seine Schritte zum Tempel, um zu dem zu beten, der die Welt in seiner Rechten trägt, damit uns dieses Glück lange erhalten bleibe.
Pastore II e Pastore V Alcun non sia che disperato in preda Si doni al duol, benchè tall’hor si assaglia Possente sì che nostra vita inforsa.
Ritornell
Ninfa, Pastore II, Pastore IV Che, poi che nembo rio, gravido il seno D’atra tempesta inorridito ha il Mondo, Dispiega il Sol più chiaro i rai lucenti.
Ritornello
Chor der Nymphen und Hirten Komm, Hymenäus, ach komm doch! Dein Antlitz, glühend wie die aufgehende Sonne, soll diesen Liebenden heitere Tage bringen und die Schrecken und Schatten von Sorge und Leid fernhalten.
Zweiter und Fünfter Hirte Keiner soll sich der Verzweiflung überlassen oder sich dem Schmerz ergeben, auch wenn er uns oft bedrängt und am Leben verzweifeln lässt.
Ritornell Nymphe, Zweiter und Fünfter Hirte Denn, nachdem dunkle Wolken und schwerer Sturm die Welt erschreckten, lässt die Sonne ihre leuchtenden Strahlen noch heller erglänzen.
Pastore II e Pastore III E dopo l’aspro gel del verno ignudo Veste di fior la Primavera i campi.
Ritornell
Choro di Ninfe e Pastori Ecco Orfeo, cui pur dianzi Furon cibo i sospir, bevanda il pianto. Oggi felice è tanto Che nulla è più che da bramar gli avanzi.
Zweiter und Dritter Hirte Nach dem harten Frost des kalten Winters schmückt der Frühling die Felder mit Blumen.
Chor der Nymphen und Hirten Seht Orpheus dort, für den einst Seufzer und Tränen Speise und Trank bedeuteten. Heute ist er glücklich, und es gibt nichts mehr, wonach er sich sehnt.
28
29
Zweiter Aufzug Während Eurydike Blumen pflückt, erinnert sich Orpheus an das vergangene Liebesleid und feiert nun mit den Hirten sein Glück. Eine Botin tritt auf und berichtet, dass Eurydike an einem Schlangenbiss gestorben ist. Verzweifelt entsagt Orpheus dem Leben und beschließt, Eurydike aus dem Schattenreich zurückzuholen.
Sinfonia
Orfeo Ecco pur ch’à voi ritorno, Care selve e piagge amate, Da quel Sol fatte beate Per cui sol mie nott’ han giorno.
Sinfonia
Orpheus Seht, ich kehre zu euch zurück, geliebte Wälder und Hügel, die von der Sonne bestrahlt werden, welche allein meine Nächte in Tage verwandelt.
Ritornello
Pastore III Mira ch’a se n’alletta L’ombra, Orfeo, de que faggi, Hor che’ infocati raggi Febo dal Ciel saetta.
Ritornell
Dritter Hirte Sieh, Orpheus, wie uns der Schatten jener Buchen lockt, während Phöbus seine glühenden Strahlen vom Himmel herabschleudert.
Ritornello
Sù quel’herbosa sponda Posianci, e in varii modi Ciascun sua voce snodi Al mormorio de l’onde.
Ritornell
Wir wollen an jenen grünen Ufern lagern, und ein jeder soll auf seine Weise zum Murmeln der Wellen seine Stimme erheben.
Ritornello
Pastore III e Pastore IV In questo prato adorno Ogni selvaggio Nume Sovente hà per costume Di far lieto soggiorno.
Ritornell
Dritter und Vierter Hirte Auf dieser lieblichen Wiese versammeln sich die Waldgötter oftmals und verweilen in fröhlicher Runde.
Ritornello
Quì Pan, Dio de’ pastori, S’udì talhor dolente Rimembrar dolcemente Suoi sventurati amori.
Ritornell
Hier hörte man zuweilen Pan, den Gott der Hirten, wenn er sich sehnsuchtsvoll an sein Liebesleid erinnerte.
Ritornello
Qui le Napee vezzose, Schiera sempre fiorita, Con le candide dita Fur viste à coglier rose.
Ritornell
Hier sah man die holden Waldnymphen, die blumengeschmückte Schar, mit ihren schneeweißen Fingern Rosen pflücken.
Ritornello
Choro di Ninfe e Pastore Dunque fà degno, Orfeo, Del suon de la tua lira Questi campi ove spira Aura d’odor Sabeo.
Ritornell Chor der Nymphen und Hirten Nun, Orpheus, erfülle du diese Auen, über denen süße Düfte wehen, mit dem Klang deiner Leier.
32
33
Ritornello
Orfeo Vi ricorda, o boschi ombrosi, De’ miei lunghi aspri tormenti, Quando i sassi ai miei lamenti Rispondean fatti pietosi?
Dite, allhor non vi sembrai Più d’ogni altro sconsolato? Hor fortuna ha stil cangiato Et ha volto in festa i guai.
Ritornello
Vissi già mesto e dolente: Hor gioisco, e quegli affanni Che sofferti hò per tant’anni Fan più caro il ben presente.
Ritornell
Einst lebte ich traurig und voll Schmerzen, doch jetzt bin ich fröhlich, und der Kummer, den ich so viele Jahre ertragen musste, macht mir mein jetziges Glück noch wertvoller.
Ritornello
Sol per tè, bella Euridice, Benedico il mio tormento: Dopò’l duol viè più contento, Dopo’l mal viè più felice.
Ritornell
Nur deinetwegen, schöne Eurydike, preise ich meine Qualen: Denn nach dem Leid wird man glücklicher und nach den Schmerzen fröhlicher.
Dritter Hirte Sieh, Orpheus, um dich herum lächelt der Wald und lächelt die Wiese; spiel nur weiter mit dem goldenen Plektron und versüße die Luft an diesem glücklichen Tag.
La Messagiera Ahi, caso acerbo, ahi fat’empio e crudele, Ahi Stelle ingiuriose, ahi Ciel’avaro!
Botin Weh, grausames Verhängnis! Weh, hartes, erbarmungsloses Schicksal! Weh, schmähliche Sterne! Weh, niederträchtiger Himmel!
Pastore III Qual suon dolente il lieto dì perturba?
Orpheus Schattenreiche Wälder, erinnert ihr euch noch an meine langen, harten Qualen, und wie die Steine von Mitleid erfüllt auf meine Klagen Antwort gaben? Sagt, schien ich nicht damals betrübter zu sein als jeder andere? Nun hat mein Schicksal sich gewendet und meine Klagen in Jubel verwandelt.
Pastore III Mira, deh mira, Orfeo, che d’ogni intorno Ride il bosco e ride il prato; Segui pur co’l plettr’aurato D’addolcir l’aria in sì beato giorno.
Ritornell
Dritter Hirte Welch Schmerzgeschrei zerstört den heiteren Tag?
La Messagiera Lassa, dunque debb’io, Mentre Orfeo con sue note il Ciel consola, Con le parole mie passargli il core?
Botin Weh mir, muss ich denn Orpheus, noch während er mit seiner Musik den Himmel erfreut, mit meiner Nachricht das Herz brechen?
34
35
36
37
Pastore II Questa è Silvia gentile, Dolcissima compagna De la bell’Euridice; ò, quanto è in vista Dolorosa; hor che fia? Deh, sommi Dei, Non torcete da noi benigno il guardo.
Botin Hirten, lasst das Singen, denn all unsre Fröhlichkeit ist in Schmerz verwandelt worden. Orpheus Woher kommst du? Wohin gehst du? Nymphe, was bringst du?
La Messagiera À te ne vengo, Orfeo, Messaggiera infelice Di caso più infelice e più funesto. La tua bella Euridice …
Botin Zu dir komme ich, Orpheus; ich bin die unglückselige Botin eines unglücklichen und traurigen Schicksals. Deine schöne Eurydike …
Orfeo Ohimè, che odo?
La Messagiera Pastor, lasciate il canto, Ch’ogni nostra allegrezza in doglia è volta.
Orfeo D’onde vieni? Ove vai? Ninfa, che porti?
Zweiter Hirte Das ist die holde Sylvia, die liebliche Gefährtin der schönen Eurydike; oh, wie schmerzvoll sie dreinblickt! Was ist geschehen? Weh, mächtige Götter, wendet euren gütigen Blick nicht von uns!
Orpheus Weh mir! Was höre ich?
La Messagiera … La tua diletta sposa è morta.
Botin … deine geliebte Braut ist tot.
Orfeo Ohimè!
Orpheus Weh mir! La Messagiera In un fiorito prato Con l’altre sue compagne Giva cogliendo fiori Per farne una ghirlanda à le sue chiome, Quand’angue insidioso, Ch’era fra l’erbe ascoso, Le punse un piè con velenoso dente. Ed ecco immantinente Scolorirsi il bel viso e ne’ suoi lumi Sparir que’ lampi, ond’ella al Sol fea scorno. Allhor noi tutte sbigottite e meste Le fummo intorno, richiamar tentando Gli spirti in lei smarriti Con l’onda fresca e co’ possenti carmi;
38
39
Botin Auf einer blühenden Wiese wanderte sie mit ihren anderen Gespielinnen umher und pflückte Blumen, um einen Kranz für ihr Haar zu flechten, als eine tückische Schlange, die im Gras verborgen war, sie mit ihrem Giftzahn in den Fuß biss. Und siehe, sogleich erblasste ihr schönes Antlitz, und in ihren Augen erlosch der Glanz, mit dem sie die Sonne beschämte. Wir alle standen erschrocken und traurig um sie herum und versuchten mit frischem Wasser und mächtigen Gesängen ihre entschlafenen Geister wieder zu wecken.
Ma nulla valse, ahi lassa, Ch’ella i languidi lumi alquanto aprendo, E tè chiamando, Orfeo. Dopo un grave sospiro Spirò fra queste braccia; ed io rimasi Piena il cor di pietade e di spavento.
Doch es war vergebens, weh mir Armen, sie öffnete noch einmal ihre brechenden Augen und rief nach dir, Orpheus. Dann, nach einem schweren Seufzer, starb sie in meinen Armen; und ich blieb zurück, das Herz voll Trauer und Schrecken.
Pastore IV Ahi, caso acerbo, ahi fat’empio e crudele, Ahi stelle ingiuriose, ahi Ciel avaro!
Vierter Hirte Weh, grausames Verhängnis! Weh, hartes, erbarmungsloses Schicksal! Weh, schmähliche Sterne! Weh, niederträchtiger Himmel!
Pastore III À l’amara novella Rassembra l’infelice un muto sasso, Che per troppo dolor non può dolersi.
Dritter Hirte Nach dieser unseligen Botschaft gleicht der Unglückliche einem stummen Stein, denn bei soviel Schmerz kann er nicht klagen.
Pastore IV Ahi, ben havrebbe un cor di Tigre o d’Orsa Chi non sentisse del tuo mal pietate, Privo d’ogni tuo ben, misero amante.
Vierter Hirte Ach, der hätte wohl das Herz eines Tigers oder Bären, der bei deinem Unglück nicht Trauer empfände, du unglücklicher Liebhaber, der du alles Glück verlorst.
Orfeo Tu se’ morta, mia vita, ed io respiro? Tu se’ da me partita Per mai più non tornare, ed io rimango? Nò, nò! Che se i versi alcuna cosa ponno, N’andrò sicuro à più profondi abissi, E intenerito il cor del Rè de l’Ombre, Meco trarròtti à riveder le stelle. Ò, se ciò negheràmmi empio destino, Rimarrò teco in compagnia di morte. À dio terra, à dio Cielo e Sole, à dio.
Orpheus Du bist tot, mein Leben, und ich atme noch? Du bist von mir gegangen, um niemals zurückzukehren, und ich muss bleiben? Nein! Ich werde durch die Macht meiner Lieder in die tiefsten Abgründe gelangen, und wenn ich das Herz des Königs der Unterwelt bezwungen habe, werde ich dich zum Licht der Sterne führen. Wenn aber ein grausames Schicksal mir dies versagt, werde ich bei dir im Reich der Toten bleiben. Leb wohl, Erde! Lebt wohl Himmel und Sonne! Lebt wohl!
40
41
42
43
Choro di Ninfe e Pastore Ahi, caso acerbo, ahi fat’empio e crudele, Ahi, Stelle ingiuriose, ahi, Cielo avaro! Non si fidi huom mortale Di ben caduco e frale, Che tosto fugge, e spesso À gran salita il precipizio è presso.
Sinfonia
Chor der Nymphen und Hirten Weh, grausames Verhängnis! Weh, hartes, erbarmungsloses Schicksal! Weh, schmähliche Sterne! Weh, niederträchtiger Himmel! Kein Sterblicher traue dem vergänglichen, zerbrechlichen Glück, denn schnell entflieht es, und oftmals ist bei großer Höhe der Abgrund nah.
La Messagiera Ma io, ch’in questa lingua Hò portato il coltello C’hà svenata ad Orfeo l’anima amante, Odiosa ai Pastori et à le Ninfe, Odiosa à me stessa, ove m’ascondo? Nottola infausta, il Sole Fuggirò sempre e in solitario speco Menerò vita al mio dolor conforme.
Botin Ich aber, die ich mit meinen Worten den Dolch brachte, der die liebende Seele des Orpheus traf, ich bin den Hirten und Nymphen verhasst, und hasse mich selbst. Wo kann ich mich verbergen? Als unglücklicher Nachtvogel werde ich für immer der Sonne entfliehen und in einer einsamen Höhle ein Leben in Schmerz führen.
Pastore III e Pastore IV Chi ne consola, ahi lassi? Ò pur, chi ne concede Ne gl’occhi un vivo fonte, Da poter lagrimar come conviensi In questo mesto giorno, Quanto più lieto già tant’hor più mesto? Oggi turbo crudele I due lumi maggiori Di queste nostre selve, Euridice, e Orfeo. L’una punta da l’angue, L’altro dal duol trafitto, ahi lassi, hà spenti.
Sinfonia
Choro di Ninfe e Pastore Ahi caso acerbo, ahi fat’empio e crudele, Ahi, Stelle ingiuriose, ahi Ciel avaro!
Dritter und Vierter Hirte Wer tröstet uns Unglückliche? Ja, wer vermag unsere Augen in eine unerschöpfliche Quelle zu verwandeln, damit wir an diesem trauervollen Tag genügend weinen können, einem Tag, der so fröhlich begann und jetzt unendlich traurig geworden ist? Heute hat ein grausamer Sturm die beiden hellsten Lichter unserer Wälder ausgelöscht, Eurydike und Orpheus. Die eine wurde von einer Schlange gebissen, der andre wurde vom Schmerz gebrochen, weh uns! Chor der Nymphen und Hirten Weh, grausames Verhängnis! Weh, hartes, erbarmungsloses Schicksal! Weh, schmähliche Sterne! Weh, niederträchtiger Himmel!
44
45
Pastore III e Pastore IV Ma dove, ah, dove hor sono De la misera Ninfa Le belle e fredde membra, Dove suo degno albergo Quella bell’alma elesse, Ch’oggi è partita in su’I fiorir de’ giorni? Andiam, pastori, andiamo Pietosi a ritrovarle E di lagrime amare Il dovuto tributo Per noi si paghi almeno al corpo esangue.
Dritter und Vierter Hirte Doch wo, ach wo sind jetzt die schönen, erstarrten Glieder der unglücklichen Nymphe? Wo hat sich die schöne Seele, die uns heute in der Blüte ihrer Tage verlassen hat, eine ihr würdige Wohnung gesucht? Auf ihr Hirten, lasst uns gehen und voll Trauer nach ihr suchen und mit bitteren Tränen wenigstens ihrem leblosen Körper die gebührende Ehre erweisen.
Choro di Ninfe e Pastore Ahi caso acerbo, ahi fat’empio e crudele, Ahi Stelle ingiuriose, ahi, Ciel avaro!
Chor der Nymphen und Hirten Weh, grausames Verhängnis! Weh, hartes, erbarmungsloses Schicksal! Weh, schmähliche Sterne! Weh, niederträchtiger Himmel!
Ritornello
Ritornell
46
47
Dritter Aufzug Die Hoffnung begleitet Orpheus bis zum Eingang der Unterwelt. Von dort muss er ohne sie weitergehen, da das Gesetz über dem Höllentor gebietet: »Lasst alle Hoffnung zurück, die ihr hier eintretet.« Der Fährmann Charon verweigert Orpheus die Überfahrt, woraufhin dieser einen leidenschaftlichen Bittgesang anstimmt. Charon bekennt, dass ihn Orpheus’ Lied rührt, Gnade jedoch seine Sache nicht ist. Über den Gesang schläft er aber ein – Orpheus setzt daraufhin selbst mit Charons Boot über. Der Chor der Geister preist die Fähigkeit des Menschen, über die Natur zu siegen.
Sinfonia
Orfeo Scorto da te, mio Nume Speranza, unico bene De gl`afflitti mortali, omai son giunto À questi mesti e tenebrosi regni Ove raggio di Sol giammai non giunse. Tù, mia compagna e duce, In così strane e sconosciute vie Regesti il passo debole e tremante, Ond’oggi ancora spero Di riveder quelle beate luci Che sol’a gl’occhi miei portan’ il giorno.
Sinfonia
La Speranza Ecco l’atra palude, ecco il nocchiero Che trahe gl’ignudi spirti à l’altra riva, Dove hà Pluton de l’ombre il vasto impero. Oltre quel nero stagn’, oltre quel fiume, In quei campi di pianto e di dolori, Destin crudele ogni tuo ben t’asconde. Hor d’uopo è d’un gran core e d’un bel canto. Io fin qui t’hò condotto, hor più non lice Teco venir, ch’amara legge il vieta, Legge scritta col ferro in duro sasso De l’ima reggia in sù l’orribil soglia, Ch’in queste note il fiero senso esprime: »Lasciate ogni speranza, voi ch’entrate.« Dunque, se stabilito hai pur nel core Di porre il piè nella Città dolente, Da te me’n fuggo e torno À l’usato soggiorno.
Orpheus Von dir geleitet, Göttin Hoffnung, die du das einzige Gut des trauernden Sterblichen bist, bin ich nunmehr in jene traurigen und düsteren Reiche gelangt, die noch kein Sonnenstrahl jemals erreichte. Du, meine Begleiterin und Führerin auf diesem fremden und unbekannten Weg, lenktest meine schwachen und zitternden Schritte, so dass ich heute wieder Hoffnung habe, jene glücklichen Lichter wiederzusehen, die für meine Augen einzig den Tag bedeuten.
Die Hoffnung Dort ist der dunkle Sumpf, dort ist der Fährmann, der die nackten Seelen zum anderen Ufer bringt, wo Pluto über das weite Schattenreich herrscht. Jenseits von diesem schwarzen Moor, jenseits des Flusses, im Land der Tränen und Schmerzen, hält ein grausames Schicksal dein Liebstes verborgen. Nun können dir nur noch ein großes Herz und schöner Gesang helfen. Ich habe dich bis hierher geführt und darf nicht weiter mit dir kommen, denn ein strenges Gesetz verbietet es; ein Gesetz, gemeißelt mit Eisen in den harten Stein des Tores, das zum Reich der Schrecken führt, und dessen unbeugsame Weisung durch diese Worte verkündet wird: »Lasst alle Hoffnung zurück, die ihr hier eintretet!« Doch wenn du in deinem Herzen noch fest entschlossen bist, den Fuß in die Stadt der Schmerzen zu setzen, wende ich mich jetzt von dir und kehre zu meinem vertrauten Aufenthaltsort zurück.
Orfeo Dove, ah, dove ten vai, Unico del mio cor dolce conforto? Poichè non lunge homai Del mio lungo camin si scopr’iI porto, Perchè ti parti e m’abbandoni, ahi lasso, Sul periglioso passo? Qual bene hor più m’avanza Se fuggi tù, dolcissima Speranza?
50
51
Orpheus Wohin, ach wohin gehst du, einziger süßer Trost meines Herzens? Nachdem man nun das Ende meiner langen Reise sehen kann, warum gehst du nun und verlässt mich Armen auf diesem gefahrvollen Weg? Welches Gut bleibt mir noch, wenn auch du entfliehst, süßeste Hoffnung?
Caronte O tù, ch’innanzi mort’à queste rive Temerario te’n vieni, arresta i passi! Solcar quest’onde ad huom mortal non dassi, Nè può co’morti albergo haver chi vive. Che? vuoi forse, nemico al mio Signore, Cerbero trar da le tartaree porte? Ò rapir brami sua cara consorte, D’impudico desire acceso il core? Pon freno al folle ardir, ch’entr’al mio legno Non accorrò più mai corporea salma, Sì de gli antichi oltraggi ancor ne l’alma Serbo acerba memoria e giusto sdegno.
Charon O du, Verwegner, der du vor dem Tod zu diesen Ufern kommst, bleib stehen! Es ist keinem Sterblichen erlaubt, dieses Wasser zu befahren, und kein Lebender darf bei den Toten wohnen. Willst du etwa als Feind meines Herrn Cerberus von den Toren des Tartarus entfernen? Oder willst du etwa seine geliebte Gattin rauben, weil dein Herz von unzüchtiger Begierde erfüllt ist? Gib dein törichtes Verlangen auf, denn mit meinem Boot werde ich nie mehr einem menschlichen Wesen helfen, da in meiner Seele noch immer die bittere Erinnerung und der gerechte Zorn über alte Beleidigungen wach sind.
Sinfonia
Orfeo Possente Spirto e formidabil Nume, Senza cui far passaggio à l’altra riva Alma da corpo sciolta invan presume…
Sinfonia
Orpheus Mächtiger Geist und furchtbare Gottheit, ohne den die vom Leib befreiten Seelen vergeblich hoffen, zum anderen Ufer zu gelangen...
Ritornello
Non vivo io, nò, che poi di vita è priva Mia cara sposa, il cor non è più meco, E senza cor com’esser può ch’io viva?
Ritornell
Ritornello
À lei volt’ho il camin per l’aer cieco, À l’inferno non già, ch’ovunque stassi Tanta bellezza il paradiso hà seco.
Ritornell
Ritornello
Orfeo son io, che d’Euridice i passi Segue per queste tenebrose arene, Ove già mai per huom mortal non vassi.
Ritornell
Ich lebe nicht, nein, nachdem das Leben meiner geliebten Braut geraubt wurde, habe ich kein Herz mehr, und wie könnte ich ohne Herz leben? Zu ihr führt mein Weg durch die finstere Luft, nicht in die Hölle, denn überall, wo so große Schönheit weilt, ist das Paradies. Orpheus bin ich, der den Schritten Eurydikes durch diese finstere Ebene folgte, die noch niemals ein Sterblicher betrat.
O de le luci mie luci serene, S’un vostro sguardo può tornarmi in vita, Ahi, chi niega il conforto à le mie pene?
O meiner Augen heitere Lichter, ein Blick von euch kann mich dem Leben zurückgeben, ach wer verweigert mir Trost in meinen Qualen?
Sol tù, nobile Dio, puoi darmi aita. Nè temer dei, che sopr’un’aurea Cetra Sol di corde soavi armo le dita Contra cui rigida alma invan s’impetra.
Du allein, edler Gott, kannst mir Hilfe gewähren. Du sollst dich nicht fürchten, denn ich habe nur die süßen Saiten meiner goldenen Leier als Waffe, die selbst die härteste Seele erweichen.
52
53
54
55
Caronte Ben mi lusinga alquanto Dilettandomi il core, Sconsolato Cantore, Il tuo piant’el tuo canto. Ma lunge, ah, lunge sia da questo petto Pietà, di mio valor non degno effetto.
Charon Wohl schmeichelt mir ein wenig und entzückt mein Herz, untröstlicher Sänger, dein Klagen und dein Gesang. Doch fern, sehr fern soll dieser Brust Mitleid sein, das meiner nicht würdig ist.
Orfeo Ahi, sventurato amante! Sperar dunque non lice Ch’odan miei prieghi i Cittadin d’Averno? Onde, qual ombra errante D’insepolto cadavero e infelice, Privo sarò del Cielo e de l’Inferno? Così vuol empia sorte Ch’in quest’orror di morte Da te, cor mio, lontano, Chiami tuo nome invano, E pregando e piangendo io mi consumi? Rendetemi il mio ben, Tartarei Numi! Sinfonia
Orpheus Weh, mir unglücklichem Liebhaber! Ist mir nicht mehr erlaubt zu hoffen, dass die Bewohner des Hades meine Bitten hören? Muss ich als umherirrender Schatten eines unglücklichen, unbegrabenen Leichnams dem Himmel und der Hölle fernbleiben? So will ein grausames Schicksal, dass ich in diesem Todesschrecken fern von dir, mein Herz, sein muss und vergeblich deinen Namen rufe und betend und weinend vergehe? Gebt mir mein Glück zurück, Götter des Tartarus!
Ei dorme, e la mia cetra, Se pietà non impetra Ne l’indurato core, almen il sonno Fuggir al mio cantar gl’occhi non ponno. Sù, dunque, à che più tardo? Temp’è ben d’approdar su l’altra sponda, S’alcun non è ch’il nieghi, Vaglia l’ardir se foran van’i prieghi. È vago fior del Tempo L’occasion ch’esser dee colta à tempo. (Qui entra nella barca e passa cantando.) Mentre versan quest’occhi amari fiumi, Rendetemi il mio ben, Tartarei Numi!
Sinfonia
56
57
Er schläft. Wenn auch meine Leier kein Mitleid in seinem harten Herzen wecken konnte, so konnten doch seine Augen bei meinem Gesang dem Schlaf nicht widerstehen. Auf nun, was zögere ich noch? Die Zeit ist da, um ans andere Ufer zu gelangen, denn niemand verwehrt es. Mut muss eingesetzt werden, wo Bitten vergeblich war. Die Gelegenheit ist wie eine hübsche Blume, die im richtigen Augenblick gepflückt werden muss. (Er besteigt die Barke und setzt zum Klang der Orgel singend über.) Während diese Augen noch bittere Tränen vergießen, gebt mir mein Glück zurück, Götter des Tartarus!
Sinfonia
Choro di Spiriti Nulla impresa per huom si tenta invano, Nè contro à lui più sà natura armarse. Ei de l’instabil piano Arò gl’ondosi campi, e ’I seme sparse Di sue fatiche, ond’aurea messe accolse. Quinci, perchè memoria Vivesse di sua gloria, La Fama à dir di lui sua lingua sciolse. Ch’ei pose freno al Mar con fragil Legno, Che sprezzò d’Austr’e d’Aquilon lo sdegno.
Sinfonia
Sinfonia
Sinfonia
58
59
Chor der Geister Nichts unternimmt der Mensch vergeblich, noch kann die Natur ihn überlisten. Er pflügte die lockere Erde hügeliger Felder und streute den Samen seiner Arbeit aus, worauf er goldene Ernte einbrachte. Damit die Erinnerung an seinen Ruhm weiterleben und die Sage von ihm berichten konnte, löste sich seine Zunge. Er konnte das Meer mit zerbrechlichem Holz bezwingen und verachtete den Zorn des Süd- und Nordwindes.
Vierter Aufzug Orpheus’ Gesang hat Proserpina, die Gattin von Pluto, dem Herrscher der Unterwelt, gerührt. Sie überredet ihren Mann, aus Mitleid Eurydike an Orpheus zurückzugeben. Pluto willigt ein unter der Bedingung, dass sich Orpheus nicht vor Verlassen der Unterwelt nach ihr umdrehen darf. Orpheus macht sich, gefolgt von Eurydike, auf den Weg, kämpft dabei jedoch mit der Unsicherheit, ob sie ihm auch wirklich folgt: Auf ein plötzliches Geräusch hin wendet er sich zu Eurydike um und verliert sie für immer.
Proserpina Signor, quel infelice Che per queste di morte ampie campagne Và chiamand’Euridice, Ch’udito hai tù pur dianzi Così soavemente lamentarsi, Moss’ha tanta pietà dentr’al mio core Ch’un altra volta io torno à porger preghi Perchè il tuo Nume al suo pregar si pieghi. Deh, se da queste luci Amorosa dolcezza unqua trahesti, Se ti piacqu’il seren di questa fronte Che tù chiami tuo Cielo, onde mi giuri Di non invidiar sua sorte à Giove, Pregoti, per quel foco Con cui già la grand’alma Amor t’accese, Fa’ ch’Euridice torni À goder di quei giorni Che trar solea vivend’in feste e in canto E del miser Orfeo consola’I pianto.
Proserpina Herr, dieser Unglückliche, der über die weite Ebene des Todes wandert und nach Eurydike ruft, und den du gerade so lieblich klagen hörtest, hat in meinem Herzen soviel Mitleid geweckt, dass ich noch einmal zu dir komme und darum bitte, dass sich deine Gottheit seinem Flehen beugt. Ja, wenn du jemals aus diesen Augen die Süße der Liebe genossen hast, wenn dir diese klare Stirn gefiel, die du deinen Himmel nennst, worauf du mir schworst, dass du Jupiter nicht um sein Schicksal beneidest, so bitte ich dich um dieses Feuers willen, mit dem Amor deine große Seele entflammte, mach es möglich, dass Eurydike zu jenen Tagen zurückkehren kann, die sie mit Festen und Gesang verlebte, und dass der arme Orpheus von seinen Tränen erlöst wird.
Plutone Benchè severo ed immutabil fato Contrasti, amata sposa, i tuoi desiri, Pur null’homai si nieghi À tal beltà congiunta à tanti prieghi. La sua cara Euridice Contra l’ordin fatale Orfeo ricovri. Ma pria che trag’il piè da questi abissi Non mai volga ver lei gli avidi lumi, Che di perdita eterna Gli sia certa cagion un solo sguardo. Io così stabilisco. Hor nel mio Regno Fate, o ministri, il mio voler palese, Sì che l’intenda Orfeo E l’intenda Euridice, Nè di cangiarlo altrui sperar più lice.
Pluto Wenn auch ein strenges, unabänderliches Schicksal deinen Wünschen, geliebte Gattin, im Wege steht, so soll doch einer solchen Schönheit und so inständigem Bitten nichts verweigert werden. Gegen den Willen des Schicksals soll Orpheus seine geliebte Eurydike wiederfinden. Doch bevor sein Fuß nicht diese Abgründe verlassen hat, darf er seinen verlangenden Blick nicht nach ihr wenden, denn durch nur einen einzigen Blick wird sie für immer verloren sein. So habe ich es beschlossen. Nun verkündet meinen Willen in meinem Reich, ihr Diener, so dass Orpheus ihn erfährt und auch Eurydike davon hört, und keiner darf hoffen, ihn zu ändern.
62
63
Spirito O degli habitator de l’ombre eterne Possente Rè, legge ne sia tuo cenno, Che ricercar altre cagioni interne Di tuo voler nostri pensier non denno.
Geist O mächtiger Herrscher über die Bewohner des Schattenreiches, dein Zeichen ist für uns Gesetz, und nach inneren Gründen deines Willens zu forschen ziemt sich nicht für uns.
Spirito Trarrà da quest’orribili caverne Sua sposa Orfeo, s’adoprerà suo ingegno Sì che nol vinca giovenil desio, Ne i gravi imperi suoi sparga d’oblio?
Geist Wird es Orpheus gelingen, seine Gattin aus diesen schrecklichen Höhlen zu führen? Wird er seinen Verstand einsetzen und verhindern, dass jugendliches Verlangen ihn besiegt und er das strenge Verbot vergisst?
Proserpina Quali grazie ti rendo Hor che sì nobil dono Conced’à’ prieghi miei, signor cortese? Sia benedetto il dì che pria ti piacqui, Benedetta la preda e ’I dolce’inganno, Poi ché, per mia ventura Feci acquisto di tè perdendo il Sole.
Proserpina Wie soll ich dir danken, wo du ein so edles Geschenk meinen Bitten gewährst, gütiger Herr? Gesegnet sei der Tag, da ich dir zum ersten Mal gefiel, gesegnet sei der Raub und der süße Betrug, denn zu meinem Glück gewann ich dich, auch wenn ich die Sonne verlor.
Plutone Tue soavi parole d’Amor l’antica piaga Rinfrescan nel mio core. Così l’anima tua non sia più vaga Di celeste diletto Sì ch’abbandoni il marital tuo letto.
Pluto Deine süßen Liebesworte erneuern die alte Wunde in meinem Herzen. So soll deine Seele nie mehr nach himmlischer Freude verlangen, damit du nicht deswegen dein eheliches Bett verlässt.
Choro di Spiriti Pietade, oggi, e Amore Trionfan ne l’Inferno.
Chor der Geister Heute siegen in der Hölle Mitleid und Liebe.
Spirito Ecco il gentil cantore Che sua sposa conduce al Ciel superno.
Geist Seht dort den holden Sänger, der seine Gattin dem Himmel entgegenführt.
64
65
66
67
Ritornello Orfeo Qual honor di tè fia degno, Mia cetra onnipotente, S’hai nel Tartareo Regno Piegar potuto ogni indurata mente?
Ritornell
Orpheus Welche Ehre ist deiner würdig, meine allmächtige Leier, denn du hast im Reich des Tartarus die steinernen Herzen bezwungen?
Ritornello Luogo havrai fra le più belle Imagini celesti, Ond’al tuo suon le stelle Danzeranno co’ gir’ hor tard’ hor presti.
Ritornell
Du wirst deinen Platz unter den schönsten Sternenbildern finden, und zu deinem Klang werden die Sterne ihren langsamen und schnellen Reigen tanzen.
Ritornello Io per tè felice à pieno, Vedrò l’amato volto, E nel candido seno De la mia Donn’ oggi sarò raccolto.
Ritornell
Ich bin durch dich vollkommen glücklich, denn ich werde das geliebte Antlitz wiedersehen, und an dem weißen Busen meines Weibes werde ich noch heute ruhen.
Ma mentre io canto (oimè) chi m’assicura Ch’ella mi segua? Ohimè, chi mi nasconde De l’amate pupille il dolce lume? Forse d’invidia punte Deità d’Averno, Perec’io non sia qua giù felice à pieno Mi tolgono il mirarvi, Luci beate e liete, Che sol col sguardo altrui bear potete? Ma che temi, mio core? Ciò che vieta Pluton, comanda Amore. A nume più possente, Che vince huomini e Dei, Ben ubidir dovrei. (Qui si fa strepito dietro la tela.) Ma che odo, ohimè lasso? S’arman forse à miei danni Con tal furor le furie innamorate Per rapirmi il mio ben ed io ’l consento? (Quì si volta Orfeo.) O dolcissimi lumi, io pur vi veggio, Io pur … ma qual Eclissi, ohimè, v’oscura?
Doch während ich singe, ach, ich Armer, wer versichert mir, dass sie mir folgt? Weh mir, wer verbirgt vor mir das süße Licht ihrer geliebten Augen? Vielleicht sind die Götter des Hades von Neid erfüllt und verweigern mir das vollkommene Glück, euch anzusehen, ihr glücklichen, fröhlichen Augen, die ihr durch einen Blick jeden selig machen könnt. Was fürchtest du, mein Herz? Was Pluto verbietet, befiehlt die Liebe. Einem so mächtigen Gott, der Menschen und Götter besiegt, muss auch ich gehorchen. (Hinter dem Vorhang erhebt sich Lärm.) Aber was höre ich, ach, ich Armer! Rüsten vielleicht die liebestollen Furien gegen mich und versuchen voll Wut mir mein Eigentum zu rauben? Und ich dulde es? (Orpheus wendet sich um.) O süßeste Augen, ich kann euch sehen, ich kann … doch weh mir, welch Dunkel umgibt euch?
68
69
Spirito Rott’hai la legge e se’ di grazia indegno.
Geist Du hast das Gesetz gebrochen und bist der Gnade nicht würdig!
Euridice Ahi, vista troppo dolce e troppo amara: Così per troppo amor dunque mi perdi? Et io, misera, perdo Il poter più godere E di luce e di vita, e perdo insieme Tè, d’ogni ben più caro, o mio Consorte.
Eurydike Weh mir, viel zu süß und viel zu bitter ist der Anblick: So verlierst du mich aus übergroßer Liebe? Und ich, Elende, darf nicht mehr zurückkehren zum Licht und zum Leben und verliere auch noch dich, mein liebstes Gut, meinen Gatten!
Spirito Torn’à l’ombre di morte, Infelice Euridice, Nè più sperar di riveder le stelle, Ch’omai fia sordo à’ prieghi tuoi l’Inferno.
Geist Kehre zurück zu den Schatten des Todes, unglückliche Eurydike, hoffe nie mehr, die Sterne wiederzusehen, denn die Hölle wird taub für deine Bitten sein.
Orfeo Dove te’n vai, mia vita? ecco, io ti seguo, Ma chi me ’I nieg’ohimè? Sogn’ò vaneggio? Qual occulto poter di questi orrori, Da questi amati orrori Mal mio grado mi tragge e mi conduce À l’odiosa luce? Sinfonia
Orpheus Wohin entschwindest du, mein Leben? Sieh, ich will dir folgen, doch wer verbietet es mir, weh mir? Ist es ein Traum oder Phantasiebild? Welche geheimnisvolle Macht zerrt mich gegen meinen Willen fort von diesem Schreckensort und führt mich dem verhassten Licht entgegen?
Coro di Spiriti È la virtute un raggio Di celeste bellezza, Pregio de l’alma, ond’ella sol s’apprezza. Questa di Temp’oltraggio Non tem’, anzi maggiore Nell’huom rendono gl’anni il suo splendore. Orfeo vinse l’Inferno e vinto poi Fù da g’affetti suoi. Degno d’eterna gloria Fia sol colui ch’avrà di sè vittoria.
Sinfonia
Sinfonia
Sinfonia
70
71
Chor der Geister Die Tugend ist ein Strahl von himmlischer Schönheit, sie ist die Zierde der Seele und nur ihr eigen, sie fürchtet die Zerstörung der Zeit nicht, vielmehr machen die Jahre ihren Glanz im Menschen heller. Orpheus besiegte die Hölle und wurde dann von seiner Leidenschaft besiegt. Ewigen Ruhm aber verdient nur der, der sich selbst besiegt.
Fünfter Aufzug Das Echo begleitet Orpheus in seiner Klage um Eurydike. Voll Zorn gegen sein Schicksal entsagt er allen anderen Frauen. Da kommt Apollo, sein Vater, vom Himmel herab und nimmt ihn mit sich: Im Himmel soll er die Züge seiner Geliebten in den Gestirnen wiederfinden. Orpheus klagt nicht mehr, sondern entschließt sich, ein würdiger Sohn Apollos zu werden. Die Oper schließt mit übermütigem Gesang der Nymphen und Hirten. Sie preisen Orpheus, der himmlische Ehre und vollständiges Glück erlangt hat.
Ritornell Orpheus Dies sind die Felder Thrakiens, und dies ist der Ort, an dem mein Herz vom Schmerz der bitteren Nachricht getroffen wurde. Da ich nun keine Hoffnung mehr habe, durch Bitten, Weinen und Seufzen mein verlorenes Glück zurückzugewinnen, was bleibt mir anderes, als mich an euch zu wenden, liebliche Wälder, die ihr einst der Trost meiner Qualen gewesen seid, da der Himmel euch mit mir weinen ließ, als ich weinte? Ihr habt Schmerzen gelitten, Berge, ihr habt geweint, Steine, als unsere Sonne verschwand, und ich werde nun für immer mit euch weinen und mich für immer dem Schmerz und dem Weinen hingeben.
Ritornello Orfeo Questi i campi di Tracia, e quest’è il loco Dove passomm’il core Per l’amara novella il mio dolore. Poichè non hò più speme Di ricovrar pregando, Piangendo e sospirando Il perduto mio bene, Che posso io più, se non volgermi a voi, Selve soavi, un tempo Conforto à’miei martir, mentr’al Ciel piacque Per farvi per pietà meco languire Al mio languire? Voi vi doleste, o Monti, e lagrimaste, Voi, sassi, al dipartir del nostro sole, Et io con voi lagrimerò mai sempre, E mai sempre doròmmi, ahi doglia, ahi, pianto!
Echo Du hast geweint!
Eco Hai pianto!
Orpheus Freundliches, liebreiches Echo, du bist selbst traurig und willst mich in meinem Schmerz trösten, obwohl meine Augen vom Weinen in zwei Quellen verwandelt worden sind, und ich in meinem tiefen, grausamen Unglück noch nicht genug geweint habe.
Orfeo Cortese Eco amorosa, Che sconsolata sei E consolarmi voi ne’ dolor miei, Benchè queste mie luci Sien già per lagrimar fatte due fonti, In così grave mia fera sventura Non ho pianto però tanto che basti.
Echo Es ist genug!
Eco Basti!
Orpheus Wenn ich die Augen des Argus hätte und alle ein Meer von Tränen vergießen würden, würde es doch nicht dem Schmerz meines großen Unglücks entsprechen.
Orfeo Se gl’occhi d’Argo’avessi, E spandessero tutti un Mar di pianto, Non forà il duol conforme à tanti guai. Eco Ahi!
Echo Wehe!
74
75
Orfeo S’hai del mio mal pietade io ti ringrazio Di tua benignitade. Ma mentr’io mi querelo, Deh, perchè mi rispondi Sol con gl’ultim’accenti? Rendimi tutt’interi i miei lamenti.
Orpheus Wenn du mit mir in meinem Unglück Mitleid hast, so danke ich dir für deine Güte. Doch während ich mich selbst beklage, ach, warum antwortest du mir nur mit den letzten Worten? Gib mir alle meine Klagen vollständig zurück.
Ma tu, anima mia, se mai ritorna La tua fredd’ombra à quest’amica piaggia, Prendi da me queste tue lodi estreme, Ch’or à te sacro la mia cetra e ’I canto, Come à te già sopra l’altar del core Lo spirto acceso in sacrifizio offersi.
Aber du, meine Seele, wenn jemals dein kühler Schatten zu diesen lieblichen Hügeln zurückkehrt, sollst du von mir einen letzten Lobpreis entgegennehmen, denn dir weihe ich meine Leier und meinen Gesang, wie ich dir schon auf dem Altar des Herzens meinen entflammten Geist als Opfer darbrachte.
Tu bella fusti e saggia, e in te ripose Tutte le grazie sue cortese il Cielo, Mentre ad ogn’altra de’ suoi don fù scarso. D’ogni lingua ogni lode a te conviensi, Ch’albergasti in bel corpo alma più bella, Fastosa men quanto d’onor più degna.
Du warst schön und klug und der Himmel wandte dir großzügig seine ganze Gunst zu, während er bei allen anderen seine Gaben sparsam verteilte. In allen Sprachen gebührt dir jedes Lob, denn in deinem schönen Körper wohnte eine noch viel schönere Seele, die nicht stolz war, auch wenn sie mit viel Ehre bedacht wurde.
Hor l’altre Donne son superbe e perfide Ver chi le adora, dispietate, instabili, Prive di senno e d’ogni pensier nobile, Ond’a ragion opra di lor non lodansi; Quinci non fia giamai che per vil femina Amor con aureo stral’ il cor trafiggami.
Alle anderen Frauen sind hochmütig und treulos gegen ihre Bewunderer, sind erbarmungslos unbeständig, ohne Verstand und jede edle Gesinnung, weshalb ihr Tun mit Recht nicht gepriesen wird; deswegen wird es niemals geschehen, dass Amor wegen eines schlechten Weibes mein Herz mit seinem goldenen Pfeil durchbohrt.
Sinfonia
Apollo Perch’à lo sdegno e al dolor in preda Così ti doni, o figlio? Non è, non è consiglio Di generoso petto Servir al proprio affetto. Quinci biasmo e periglio Già sovrastar ti veggio, Onde movo dal Ciel per darti aita. Hor tu m’ascolta e n’havrai lode e vita.
Sinfonia
76
77
Apollo Warum, mein Sohn, willst du die Beute von Zorn und Schmerz werden? Es ist niemals der Rat eines weisen Herzens gewesen, der eigenen Leidenschaft zu dienen. Doch ich sehe, dass dir Schande und Gefahr drohen, deshalb komme ich vom Himmel, um dir Hilfe zu bringen. Nun höre auf mich, und du wirst Ruhm und Leben erhalten.
Orfeo Padre cortese, al maggior uopo arrivi, Ch’à disperato fine Con estremo dolore M’havean condotto già sdegn’e Amore. Eccomi dunque attento à tue ragioni, Celeste padre: hor ciò che vuoi m’imponi.
Orpheus Gütiger Vater, du erscheinst in höchster Not, denn zu einem verzweifelten Ende unter größten Schmerzen haben mich Zorn und Liebe getrieben. Hier bin ich, bereit deinem Rat zu folgen, himmlischer Vater, und zu tun, was du mir befiehlst.
Apollo Troppo, troppo gioisti Di tua lieta ventura; Hor troppo piangi Tua sorte acerba e dura. Ancor non sai Come nulla qua giù diletta è dura? Dunque se goder brami immortal vita Vientene mEco al Ciel, ch’a sè t’invita.
Apollo Viel zu sehr freutest du dich über dein heiteres Glück nun weinst du zu sehr über dein hartes, grausames Los. Noch weißt du nicht, dass hier unten Heiterkeit und Unglück nichts bedeuten. Doch wenn du ewiges Leben genießen willst, steig mit mir zum Himmel empor, denn er steht dir offen.
Orfeo Sì non vedrò più mai De l’amata Euridice i dolci rai?
Orpheus So werde ich niemals mehr die geliebten Augen meiner Eurydike wiedersehen?
Apollo Nel Sole e nelle stelle Vagheggerai le sue sembianze belle.
Apollo In der Sonne und in den Sternen wirst du ihr schönes Ebenbild entdecken.
Orfeo Ben di cotanto Padre Sarei non degno figlio Se non seguissi il tuo fedel consiglio.
Orpheus Ich wäre der unwürdige Sohn eines so großen Vaters, wenn ich deinen weisen Rat nicht befolgen würde.
Apollo e Orfeo (Ascendono al Cielo cantando.) Saliam cantando al Cielo Dove ha virtù verace Degno premio di sè, diletto e pace.
Apollo und Orpheus (Steigen singend zum Himmel auf.) Singend steigen wir zum Himmel empor, wo die wahre Tugend den ihr gebührenden Preis erhält: Freude und Frieden.
80
81
Ritornello Choro di Ninfe e Pastori Vanne, Orfeo, felice à pieno, À goder celeste honore Là ve ben non mai vien meno, Là ve mai non fù dolore, Mentr’altari, incensi e voti Noi t’offriam lieti e devoti.
Ritornell Chor der Nymphen und Hirten Fahr hin, Orpheus, vom Glück erfüllt, um dort himmlische Ehren zu genießen, wo das Gute nie vergeht und wo es keinen Schmerz gibt, während wir dir fröhlich und andächtig auf den Altären Weihrauch und Opfer darbringen.
Ritornello Così va chi non s’arretra Al chiamar di Nume eterno, Così grazia in Ciel impetra Chi qua giù provò l’Inferno. E chi semina fra doglie D’ogni grazia il frutto coglie.
Ritornell So geht der hin, der dem Ruf des ewigen Gottes nicht ausweicht. So erlangt der die Gnade des Himmels, der hier unten die Hölle erlebt hat. Und wer unter Schmerzen säet, erntet die Frucht mit allem Gewinn. Moresca
Moresca
82
83
84
85
Der Atem der Musik
Sasha Waltz über »Orfeo«, gemeinsame Arbeitsprozesse und zehn Jahre choreographische Oper
Knapp zehn Jahre nach deiner ersten choreographischen Oper »Dido & Aeneas« von Purcell hast du im vergangenen Jahr mit deiner Compagnie Monteverdis »Orfeo« inszeniert. Dazwischen lagen mehrere zeitgenössische Opern und etliche andere Produktionen. Wie kam es zu »Orfeo«? Ich liebe die Musik von Claudio Monteverdi. Mit ihr zu arbeiten war seit langem ein Wunsch von mir. Außerdem war ich auf der Suche nach einem Stück, in dem ich die Arbeit mit Georg Nigl fortsetzen konnte. 2010 hatten wir gemeinsam »Passion« im Théâtre des Champs-Elysées erarbeitet, eine zeitgenössische Oper von Pascal Dusapin, die von Monteverdis Musik inspiriert ist. Georg Nigl hat damals den Orfeo und Barbara Hannigan die Euridice gesungen. Wir wollten dann weiterentwickeln, was wir begon nen hatten, Tanz und Bewegung in Beziehung zur Musik gemeinsam weiter zu denken. Der »Orfeo« entspricht genau Georgs Stimmlage und eignet sich auch für eine kleine Besetzung, wie wir sie zunächst angedacht hatten. Erst später kristallisierte sich die Größe der Produk tion heraus – anders als bei »Dido & Aeneas«, wo von Beginn an sowohl die Akademie für Alte Musik als auch der Chor fest eingeplant waren. Nachdem viele meiner Arbeiten in den vergangenen Jahren vom Dialog zwischen Musik und Tanz geprägt waren, wollte ich gern dieses Mal in der Verschmelzung von Musik und Tanz noch weiter gehen und auch die Tänzer anders involvieren. Mit dem Chor hatte ich bereits viel gearbeitet. Mir war wichtig, dass er körperlich agiert und so ein anderes Raumge fühl, eine andere Präsenz entfaltet. Zwar ist der Chor in Opern immer theatral, aber diese Theatralität lässt sich durch die Arbeit mit dem Körper noch erweitern. Es kann sogar eine Einheit mit den Tänzern ent stehen. Für »Orfeo« wünschte ich mir, dass sich nicht nur der Chorkörper szenisch bewegt, sondern die Tänzer umgekehrt auch mit ihrer Stimme arbeiten und singen. Die künstlerische Familie, mit der du in »Orfeo« arbeitest, scheint sich aus den zeit genössischen Opern, die du seit »Dido« choreographiert und inszeniert hast, immer weiter entwickelt und vergrößert zu haben: Aus »Passion« bringst du Barbara Hannigan und Georg Nigl mit, in der Oper »Matsuka ze« von Toshio Hosokawa sang neben Barbara die wunderbare Charlotte Hellekant, die nun in »Orfeo« die Messagiera singt, das Vocalconsort Berlin … Das Vocalconsort Berlin ist neben den Tänzern der Compag nie eine wirkliche Konstante. Manche der Sänger haben bei fast allen Stücken mitgewirkt. Es gibt ein gemeinsames Gefühl, ein Vertrauen, wohin man gemeinsam gehen kann, was man ausprobiert, welche Risiken man eingeht. Ich kann ihnen dieses Vertrauen entgegenbringen, auch wenn es beim ersten Mal nicht so sitzt, ob musikalisch oder auch tänzerisch. Denn die Sänger, die in musikalischen Proben ganz sicher sind, erlernen ja eine Choreographie und kehren damit zur Musik zurück. Die Sänger müssen die tänzerischen Elemente in ihre musikalische
Linie integrieren. Manchmal sind sie dann irritiert, wenn das nicht sofort gelingt. Inzwischen weiß ich, was für Zweifel aufkommen können, wenn dieses Vertrauen und vielleicht auch die Erfahrung noch nicht da sind, wie so ein Prozess funktioniert. Es ist schön zu wissen: Das stabilisiert sich nach einer Weile, dann wachsen die zwei unterschiedlichen Welten auch zusammen. Du hast ja schon einige Erfahrung mit Instrumentalisten als Performern, ich den ke an die Bassklarinette in der Oper »Passion«, aber auch an die choreo grafischen Konzerte »Jagden und Formen« und besonders an »gefaltet«. War es Teil des Konzepts von »Orfeo«, das auch die Musiker stärker involviert sind? Bei »gefaltet« habe ich lange Improvisationen zwischen Musikern und Tänzern im Studio initiiert. Alles ist gemeinsam entstan den, die Musiker waren da, bevor die Bewegungen fertig waren. Das war natürlich sehr spannend und auch für die Musiker ein »Aha-Erlebnis«. Für sie war es eine ganz andere Erfahrung, sich selbst als Musiker in den Dienst der Musik und des Instruments zu stellen und als Person zu verschwinden. Sie waren als Menschen, als Darsteller und als Schau spieler präsent, sie mussten also eine ganz neue Bühnenpräsenz entwi ckeln, einen richtigen Bühnencharakter. Auch für »Orfeo« wollte ich gern, dass die Musiker auf der Bühne sind, als Teil des Geschehens, als Performer und als Ensemble. Über die Zusammenarbeit mit Pablo Heras-Casado kam dann die Verbindung zum Freiburger Barockorchester zustande, da Pablo dort ständiger Gastdirigent ist. Es ist ein fantastisches Ensemble. »Orfeo« ist auch aus einem Ensemblegedanken heraus entstanden, mit Sängern und Tän zern, die sich schon gut kennen, wo es Vertrauen und eine gemeinsame Sprache gibt, worauf sich aufbauen lässt. Wohin soll der Weg weiter gehen: zu kleineren Projekten, an denen du länger arbeiten kannst? Ich kann im Moment nicht genau sagen, wohin die Reise wirklich gehen wird. Ich habe auf jeden Fall auch Sehnsucht nach kleineren Formen, um die Recherche wieder stärker in den Vordergrund zu rücken. Bei der Arbeit an großformatigen Stücken ist man gezwun gen, in kurzer Zeit schnell Lösungen zu finden. Es sind immer 30 oder 40 Leute um einen herum, die genau wissen wollen und müssen, was sie tun sollen. Es ist schwierig, dann erst Dinge auszuprobieren. In einem kleineren Format kann man experimentieren. In meiner Arbeit ging es mir eigentlich immer darum, in einem gemeinsamen Raum etwas Gemein sames zu schaffen. Dann konnte ich etwas sehen, neue Verbindungen ziehen. So entstand ein kreativer Raum, in dem alle voneinander inspiriert und beeinflusst waren. In diesem Sinne verstehe ich auch das Experi mentieren, und das ist in großen Produktionen viel schwieriger. 88
89
»Dido & Aeneas«, »Medea«, »Passion«, »Matsukaze« und jetzt »Orfeo« – alle deine Opern, nicht nur die beiden Barockopern, drehen sich um mythologi sche Stoffe. »Matsukaze« nur aus anderem Kulturkreis. Bei »Medea« hat mich die Figur selbst sehr interessiert, aber ich habe auch an sich einen starken Bezug zur Mythologie. Viele Opern haben ja ein mythologisches Sujet. Bei »Passion« liegt die Geschichte von Orpheus und Eurydike, also der selbe Mythos, zugrunde. Schon als Kind hat mich das bewegt. Und dann haben mich schon immer die Frauenfiguren interessiert. Es sind fast immer Stücke aus Frauenperspektive, mit wichtigen Frauenrol len und nur selten wähle ich Stoffe, wo der Mann total im Zentrum steht. … außer »Orfeo« … Ja, das stimmt … wegen Georg. Möglicherweise hätte ich sonst ein anderes Werk von Monteverdi genommen. Neben der Mythologie ist es mir auch wichtig, auf die Natur einzuge hen. Der Naturbezug ist ein zentrales Thema bei »Orfeo«, weil es um den Kreislauf von Leben und Sterben geht. Proserpina, die von Hades geraubt ist, versinnbildlicht ja genau diesen Kreislauf. Daraus entwi ckelte sich für mich auch die Arbeit mit den Elementen der Natur, mit den Blumen und den Früchten, weil sie diese Fruchtbarkeit symboli sieren. Mit Proserpinas Rückkehr kommt die Fruchtbarkeit zurück. Und ich hatte diese berühmten Gemälde von Arcimboldo vor Augen, diese Portraits aus Früchten und Gemüse. Die Taschentücher hingegen sind ein Element ganz alter Tänze bei Festen in Griechenland. In einem Video habe ich gerade gesehen, dass es sie auch in Afrika gibt. Es sind häufig archaische Elemente, die in Zusammenhang mit Riten oder Kulten stehen, auf die ich Bezug nehme. Sind es gerade mythologische Stoffe, die die Gleichzeitigkeit von Abstraktion und konkreter Emotion ermöglichen? Es geht tatsächlich immer um die Balance zwischen etwas ganz Abstraktem und etwas ganz Menschlichen und Verletzlichem, das in den einzelnen Figuren eine große emotionale Tiefe erreicht. »Passion« zum Beispiel ist in vielem sehr abstrakt, vor allem auf der Ebene der Tänzer. Und gleichzeitig gibt es die Sänger, die dann als Figuren in ihrer Gefühlswelt, etwa ihrer Zerrissenheit, sehr konkret und spürbar werden.
91
Was hat dich vor zehn Jahren zu der Arbeit an »Dido & Aeneas« bewegt? Das war vor allem die Musik. Für eine erste Entscheidung muss ich ganz klar das Gefühl haben, dass ich mit dieser Musik gern arbeiten würde, dass sie mich inspiriert. Und die Thematik fand ich natürlich spannend. Bei »Dido« war außerdem ausschlaggebend, dass die Komposition über schaubar ist, nicht zu umfangreich. Es war ja meine erste choreographi sche Oper, ein Versuch. Ich konnte mir nicht vorstellen, gleich mit drei Stunden anzufangen. Schön war auch, dass der ursprünglich verlorene
und Zusammentragens. Danach suche ich nach meiner Verbindung zu der Thematik, indem ich in meine eigenen Bilder und Phantasien gehe. Bei »Dido« gab es das Bild des Wasserbeckens schon ganz früh, woraus dann ja auch der Raum entstand. Ich habe mich gefragt: Wo befinden wir uns? Troja brennt und Aeneas und seine Gefährten sind ewig auf dem Wasser. Vom Wasser aus bin ich zu den Elementen gekommen. Für die Hexen stellte ich mir beispielsweise Erde vor, dort wollte ich mit Schlamm arbeiten. Es sind eher assoziative Bilder. Aber bei bestimmten Ideen ist auch klar, dass sie mit dem Stück zu tun haben, nur ist ihr Platz noch nicht deutlich. Bei »Medea« war das zum Beispiel so. Was ist dieses Stück für mich? Ein gigantischer Sturm! Aus diesem Gefühl sind die Windmaschinen entstanden. Eine mir sehr wichtige Frage ist, welches Medium das Stück braucht. Wenn ich diese bildnerische Ebene gefunden habe, beginnt die Detail arbeit, das Tänzerische. Dann arbeite ich mit Assoziationen und Bildern, denen ich Fragmente entnehme, die ich in die Körper stelle und daraus Bewegungen entwickle.
Prolog rekonstruiert werden konnte. So entstand eine Freiheit, mit der ich umgehen konnte, eine lebendige Komponente. Dieser Einstieg funk tionierte sehr gut und gab mir eine Vision, wie frei ich werden konnte. Hast Du die Arbeitsweise, die Du mit deinen Tänzern entwickelt hast, einfach ver sucht auf die Solisten und den Chor zu übertragen? Ich habe für »Dido« tatsächlich versucht, die Produktionsbedingungen wie bei einer Tanz produktion herzustellen. Wir hatten Vorproben in der Elisabethkirche, wo ich den Chor erst einmal kennengelernt habe. Wir haben verschiedene Sachen ausprobiert und die Chorsänger haben beim Training der Tänzer mitgemacht. Dann folgte eine relativ lange Probenphase mit dem Chor – vielleicht die längste, die ich je hatte. Es war eine wirkliche Kreation. Immerhin hatte ich ja noch nicht die Erfahrung, dass diese Art der Arbeit wirklich möglich ist. In gewisser Weise habe ich mich einfach ganz unbe fangen hineingestürzt. Ich habe gemerkt, je mehr man weiß, desto mehr Grenzen gibt es auch. Wenn Du hingegen ganz frei aus einer anderen Sprache kommst, ganz offen bist, gibt dir das Freiraum. Du machst Feh ler und durch die Fehler entsteht etwas ganz Neues. Das ist spannend. Wie ich meine Arbeit aufbaue, dass ich über den Raum denke und dann erst Emotion und Psychologie dazukommen, zum Beispiel bei »Orfeo«, dieser Prozess ist für Sänger ganz merkwürdig. Für mich spricht der Raum. Nicht nur Sänger oder Schauspieler, Tänzer oder die Psychologie tragen die Geschichte, sondern auch der Raum selbst erzählt etwas über die Bewegungen, die darin stattfinden. Distanz, Nähe, die Räume, die zwischen den Menschen kreiert werden – das ist etwas, das mich sehr fasziniert. Ich arbeite mit Spannungsfeldern und energetischen Punk ten im Raum, die auch stark mit dem Bühnenbild zusammenhängen. In »Impromptus« beispielsweise gibt es die Ecken, die extrem aufgeladen sind. In »Roméo et Juliette« sind es die Kanten rechts oben und links unten, die Diagonalen, die unglaublich viel Energie entfalten. Diese Wirkung verliert sich manchmal etwas, wenn das Bühnengeschehen mit Musikern, Sängern und Tänzern sehr dicht gearbeitet ist. Wie würdest du deine persönliche Herangehensweise beschreiben? Auch das ist ein Prozess. Am Anfang höre ich mir die Musik immer wieder an. Oft stelle ich mir dann den Raum erst einmal fast klassisch vor. Welches Bild würde entstehen, wenn ich das klassisch inszenieren würde, was für ein Raum, gerade bei den antiken Stoffen? Was ist das für eine Bühne, wo treffen sich die Figuren, gibt es eine Treppe? Das heißt nicht, dass ich diese Bilder später auch umsetze. Dann sammle ich sehr viel Material, Literatur, Arbeiten zum Thema, Texte, andere Bearbeitungen, Fotos, aber meistens vor allem Bilder aus der bildenden Kunst verschiedener Epo chen. Bei »Matsukaze« war es natürlich der ganze Kulturkreis, den ich kennenlernen wollte. Erst einmal gibt es diese Periode des Sammelns
In Proben habe ich erlebt, dass du über weite Phasen ohne Musik arbeitest und lange Sequenzen entwickelst, die zu einem späteren Zeitpunkt aber ver blüffend zwingend mit der Musik zusammengehen. Trägst du die Musik im Inneren, für die anderen erst einmal unhörbar? Es gibt für mich diese Essenz der Musik, den Atem der Musik. Was ist dieses Stück, welche Sprache braucht es? Bei »Impromptus«, der Vorarbeit zu »Dido & Aene as«, habe ich zum Beispiel zunächst wirklich genau mit der Musik und auf die Musik gearbeitet, ganz präzise – und war an einem bestimmten Punkt total unglücklich, habe alles weggeworfen und ganz neu angefan gen. Ich konnte dann die Musik erst wieder in den Probenprozess einbe ziehen, nachdem ich festgelegt hatte, dass wir zunächst nur mit unseren eigenen Themen arbeiten. Bei »Impromptus« war für mich eine große Raumbewegung essentiell, die dann differenziert werden konnte. Beim Duett in »Roméo et Juliette« verlief der Arbeitsprozess anders. Ich habe es zunächst in Stille begonnen und dann in Paris jeden Tag entlang der Musik weiterentwickelt. Es sind immer unterschiedliche Herangehensweisen.
92
93
Das Interview führte Ilka Seifert am 20. Mai 2015 in Berlin.
Personen
Sasha Waltz (Choreographie/Regie) Sasha Waltz wurde in Karlsruhe geboren und studierte Tanz und Choreographie in Amsterdam und New York. Gemeinsam mit Jochen Sandig gründete sie 1993 die Compagnie Sasha Waltz & Guests. 1996 folgte die Gründung des freien Produktionshauses sophiensaele in Ber lin-Mitte. Von 2000–2004 war sie Mitglied der Künstlerischen Leitung der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin, hier entstand u.a. die »Körper«Trilogie und die choreographische Installation »insideout«. In den darauf folgenden Jahren befasste sich Sasha Waltz intensiv mit der Entwicklung eines neuen Genres, der choreographischen Oper. Es entstanden u.a. »Dido & Aeneas« (2005), »Medea« (2007) und »Roméo et Juliette« (2007). 2009 präsentierte die Compagnie »Dialoge 09 – Neues Museum« von Sasha Waltz im von David Chipperfield rekonstruierten Neuen Museum in Berlin. Im selben Jahr erhielt Sasha Waltz ein Künstlerstipendium in der Villa Massimo Rom, anschließend entstand das Projekt »Dialoge 09 – MAXXI« zur Einweihung des Museumsneubaus von Zaha Hadid »MAXXI – Museo nazionale delle arti del XXI secolo« in Rom. »Continu« von Sasha Waltz wurde im Juni 2010 in Zürich uraufgeführt, im Oktober 2010 folgte die Uraufführung ihrer choreographischen Oper »Passion« von Pascal Dusapin am Théâtre des Champs-Élysées in Paris. 2011 feierte die Oper »Matsukaze« vom japanischen Komponisten Toshio Hosokawa choreographiert von Sasha Waltz Premiere am Opernhaus La Monnaie in Brüssel. 2012 choreografierte Sasha Waltz auf Einladung der Berliner Philharmoniker mit über 100 Schülern die »Carmen-Suite« von Rodion Schtschedrin, 2013 entstand »Sacre« zur Musik Igor Stra winskys in Zusammenarbeit mit dem Mariinsky Theater St. Petersburg. Im April 2014 inszenierte Sasha Waltz im Auftrag der Staatsoper im Schiller Theater unter der musikalischen Leitung von Daniel Barenboim Wagners »Tannhäuser«. Ihre Version des »Orfeo« von Claudio Monteverdi kam im September 2014 an der Dutch National Opera in Amsterdam zur Uraufführung. Im April 2015 war ihre Choreographie zu Hector Berlioz’ dramatischer Symphonie »Roméo et Juliette« an der Deutschen Oper Berlin in der Besetzung Sasha Waltz & Guests erstmals auch in Deutsch land zu sehen. Für ihre Arbeit wurde Sasha Waltz mehrfach ausgezeichnet, u.a. erhielt sie 2011 das Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland. Seit Juni 2013 ist sie Mitglied der Akademie der Künste, Berlin. Für das Jubiläumsjahr 2013 wurde ihre Compagnie offiziell zum »Kulturbotschafter der Europäischen Union« ernannt. Zuletzt ehrte der Fonds Darstellende Künste Sasha Waltz & Guests mit dem »george tabori ehrenpreis« 2014.
97
Torsten Johann (Musikalische Leitung) Geboren in Wilhelmshaven, initiierte Torsten Johann bereits als Schüler die Konzertreihe »Alte Musik Sengwarden/Friesland«, die bis heute überregional bekannt ist. Er studierte Kirchenmusik an der Hochschule für Musik und Theater Hannover und schloss dort auch sein Studium der Cembalo-Solistenklasse bei Lajos Rovatkay mit dem Konzertexamen ab. Als Cembalist und Continuo-Spieler ist er Mitbegründer des Freiburger Barockorchesters und tritt darüber hinaus als Orgel- und Cembalosolist sowie als Begleiter auf. Seine vielseitige Beschäftigung mit historischer Musik zeigt sich u.a. in ständigem Quellenstudium und regelmäßigen Besuchen von Bibliotheken in aller Welt. Mit dieser Arbeit hat er sich besonders für die Programmkonzeption und -auswahl mit Repertoire des 17. Jahrhunderts qualifiziert. So gestaltet er die meisten Konzert programme vom Freiburger BarockConsort. Einladungen zu Workshops und Vorträgen führen ihn u.a. regelmäßig an die Frankfurter Musikhoch schule. 2003 gründete er das Sommerfestival Klassik am Meer in seiner Heimatstadt Wilhelmshaven. Dort erarbeitet er als Dirigent szenische und konzertante Werke von Reinhard Keiser bis Ludwig van Beethoven.
und »Jagden und Formen« sowie »Dialoge Venezia – Carlo Scarpa«. In Zusammenarbeit mit Hussein Chalayan und Sasha Waltz entstand 2010 das Kostümbild für die Oper »Passion« am Théâtre des Champs-Elysées in Paris. 2012 entwarf Beate Borrmann die Kostüme für das choreogra phische Konzert »gefaltet« von Sasha Waltz und Mark Andre und für das Tanzprojekt »MusicTANZ-Carmen« im Rahmen des Education-Pro gramms der Berliner Philharmoniker. 2013 entwickelte sie das Kostüm bild zu »Dialoge 2013 – Kolkata« von Sasha Waltz in Indien. Martin Hauk (Licht) Martin Hauk wurde 1961 in Berlin geboren. Er studierte Theater- und Ver anstaltungstechnik und arbeitete unter anderem als Technischer Leiter für die Art Lab Studios Berlin, wo er Events für Shell Oil, Skoda, IBM u.a. realisierte. Seit 1993 konzentriert sich sein Schaffen auf die Lichtge staltung. Lichtkonzepte entstanden u.a. für Cora Frost, Gayle Tufts, Tim Fischer und für Tanzproduktionen von Alex B. und der Tanzfabrik Berlin. Seit 1996 arbeitet er als Lichtdesigner mit Sasha Waltz u.a. für »Zwei land«, »Körper«, »S«, »noBody«, »insideout«, »Impromptus«, »Gezeiten«, »Jagden und Formen (Zustand 2008)«, »Continu« und »Matsukaze« (2011). Für »Métamorphoses« (2010) zeichnete er neben dem Licht auch für das Bühnenbild verantwortlich. 2012 gestaltete er außerdem das Licht für das Tanzprojekt »MusicTANZ-Carmen« im Rahmen des Educationprogramms der Berliner Philharmoniker, 2013 für das Projekt »Dialoge 2013 – Kolkata« in Kalkutta, Indien.
Alexander Schwarz (Bühne) Alexander Schwarz studierte Architektur an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, der Staatlichen Akademie der Bilden den Künste Stuttgart und der Universität Stuttgart, nachdem er eine Ausbildung zum Geigenbauer abgeschlossen hatte. Seit 1996 ist er für David Chipperfield Architects tätig, zunächst in London und seit 1998 in Berlin. 2006 wurde er einer der geschäftsführenden Direktoren und 2011 Partner. Darüber hinaus hatte Alexander verschiedene akademische Lehraufträge inne. Als Design Director ist er für den Entwurf zahlrei cher Projekte und Wettbewerbe verantwortlich, beispielsweise für das Literaturmuseum der Moderne in Marbach, das Museum Folkwang in Essen sowie die James-Simon-Galerie und das Neue Museum auf der Museumsinsel Berlin. Beate Borrmann (Kostüm) Beate Borrmann wurde 1975 in Berlin geboren. Sie studierte Mode design an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee bei Christine Perthen sowie Kostüm- und Bühnenbild an der Kunstakademie Krakau bei Krystyna Zachwatowicz-Wajda. Ein Studienaufenthalt führte sie von 1997–98 nach Sankt Petersburg, wo sie im Modehaus »Tatyana Parfyo nova« arbeitete. Nach Kostüm- und Bühnenbildassistenzen am Kleist theater Frankfurt/Oder, an der Schaubühne am Lehniner Platz Berlin und an der Staatsoper Unter den Linden Berlin entstanden eigene Arbeiten. Mit Sasha Waltz arbeitet sie seit 2003 zusammen und entwarf die Kos tüme für die Choreografien »Gezeiten«, »Dialoge 06 – Radiale Systeme«
98
99
Tapio Snellman (Video) Der in Helsinki geborene und in London lebende Filmemacher, Künstler und Architekt Tapio Snellman graduierte in Architektur und Raumpla nung an der University of North London und der Universität Stuttgart. Er arbeitete als Architekt für Tyo Ito, Japan, und war zusammen mit Christian Grou Direktor des interdisziplinären Designstudios Neutral von 1999 bis 2011. Seine Arbeiten als Künstler umfassen Filmwerke und -installationen, die sich vorrangig mit dem Thema der Urbanität beschäf tigen, sowie kommerziell ausgerichtete Filme, experimentelle 3-D-Ani mationsfilme und Dokumentationen. Langzeitprojekte im Bereich Film und Animation mit Architekten wie Herzog & de Meuron, Zaha Hadid, Steven Holl, Rem Koolhaas und David Adjaye reichen von renommier ten Gebäuden bishin zu stadtplanerischen Projekten. Tapios Filme und Installationen wurden weltweit ausgestellt und unter anderem in London im Victoria & Albert Museum, Tate Modern, Design Museum und der Hayward Gallery, in New York im Guggenheim Museum, in Helsinki im Kiasma Museum of Contemporary Art und auf der Architekturbiennale Venedig gezeigt. Zurzeit hat Tapio Snellman einen Lehrstuhl an der Universität Innsbruck in Österreich inne, zuvor lehrte er an der London
School of Economics, der University of Bath, der Architectural Associa tion in London und dem Southern California Institute of Architecture in Los Angeles. 2013 arbeitete er mit Sasha Waltz an dem Projekt »Dialoge 2013 – Kolkata« in Kalkutta, Indien. Georg Nigl (Orfeo) Bereits im Kindesalter war Georg Nigl eng mit der Musik verbunden. Als Sopransolist der Wiener Sängerknaben trat er auf den bedeutenden Bühnen in Erscheinung. Im Studium bei Kammersängerin Hilde Zadek erhielt er weitere wichtige Impulse für seine anschließende Karriere als Bariton. Durch seine Gabe, bestimmten Partien ihren ganz spezifischen Charakter in der Stimme und im Ausdruck zu verleihen, wurde er an allen wichtigen Opernhäusern engagiert. So trat er am Bolschoi Theater Moskau, der Staatsoper Berlin, der Bayerischen Staatsoper München, dem Théâtre des Champs-Elysées und der Nederlandse Opera Amster dam sowie bei Festivals wie den Salzburger Festspielen, dem Festival Aix-en-Provence und den Wiener Festwochen auf. Dabei arbeitet er unter Leitung von renommierten Dirigenten wie Daniel Barenboim, Ingo Metzmacher, Thomas Hengelbrock und Nikolaus Harnoncourt sowie mit Regisseuren wie Andrea Breth, Robert Wilson und Frank Castorf. Beson dere Anerkennung verschaffte sich Georg Nigl auch als Impulsgeber für Kompositionen und Publikationen, unter anderem von Pascal Dusapin, Georg Friedrich Haas, Wolfgang Mitterer, Wolfgang Rihm und Friedrich Cerha. Georg Nigls kammermusikalisches Repertoire weist ein weites Spektrum vom Barock über die Wiener Klassik bis zu Neuester Musik auf – gemeinsam erarbeitet und aufgeführt mit Andreas Staier, Alexan der Melnikov und Gérard Wyss. Höhepunkte der Saison 2014/2015 sind – neben »Orfeo«, seiner zweiten Zusammenarbeit mit Sasha Waltz nach Pascal Dusapins »Passion« – Aufführungen mit »Lenz« von Wolfgang Rihm, die Uraufführung von Pascal Dusapins »Penthesilea« an der Oper La Monnaie, Brüssel, sowie eine europäische Tournee mit Schuberts »Winterreise« und »Die schöne Müllerin«.
101
Anna Lucia Richter (Euridice / La Musica) Anna Lucia Richter erhielt seit ihrem neunten Lebensjahr Gesangs unterricht, zunächst bei bei ihrer Mutter Regina Dohmen und anschlie ßend bei Prof. Kurt Widmer, Basel. Ihr Jung- und späteres Hauptstudium bei Frau Prof. Klesie Kelly-Moog an der Musikhochschule Köln schloss sie im Sommer 2013 mit Bestnote ab. Die Künstlerin ist Preisträgerin des Bundeswettbewerbs Gesang Berlin, sie erhielt den Luitpold-Preis des Kissinger Sommers 2011 und den Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Preis 2011. Im Jahr 2012 gewann sie den internationalen Robert-SchumannWettbewerb in Zwickau. Bei Engagements u.a. mit dem GürzenichOrchester Köln, dem hr-Sinfonieorchester, dem MDR Sinfonieorchester,
den Düsseldorfer Symphonikern sowie dem WDR Rundfunkorchester arbeitete sie mit Markus Stenz, Paavo und Kristjan Järvi, Marin Alsop, Helmut Froschauer, Christoph Altstaedt und Iván Fischer zusammen. Außerdem war die Sopranistin u.a. bereits in »Hänsel und Gretel« (Sandmann/Taumann), »Le nozze die Figaro« (Barbarina) und »Don Giovanni« (Zerlina) an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf/ Duisburg zu hören. Besonders begeistert sich Anna Lucia Richter für das Liedgut. Sie hat sich bereits ein großes Repertoire angeeignet und gibt regelmäßig Liederabende u.a. beim Kissinger Sommer, beim Heidelber ger Frühling, in der Kölner Philharmonie, bei der Schubertiade Schwar zenberg und an der Wigmore Hall in London. Vor kurzem gab sie in der New Yorker Park Avenue Armory ihr US-Debut mit drei Liederabenden, begleitet von Gerold Huber. »Orfeo« ist Anna Lucia Richters erste Zusammenarbeit mit Sasha Waltz.
103
Charlotte Hellekant (Messaggiera / La Speranza) Das Repertoire der schwedischen Mezzosopranistin Charlotte Helle kant umfasst Rollen aus barocken, klassischen und zeitgenössischen Werken. Als Opernsängerin ist sie in einer Reihe von Opernaufführun gen an der Metropolitan Opera, der Washington National Opera, der Opéra National de Paris, der Dutch National Opera, der English National Opera, am Opernhaus La Monnaie Brüssel sowie auf dem Glyndebourne Festival und dem Festival Aix-en-Provence zu sehen. Unter anderem stand sie als Charlotte im »Werther« an der Deutschen Oper Berlin, als »Carmen« an der Royal Swedish Opera, als Ino in »Semele« am Théâtre des Champs-Elysées, als Marguérite in »La damnation de Faust« bei den Salzburger Festspielen, als Cornelia in »Giulio Cesare« bei Marc Minkow ski am Opernhaus Zürich und als Judith in »Duke Bluebeard’s Castle« auf dem Bergen Festival unter Edward Gardner auf der Bühne. Zuletzt inspirierte Charlotte Hellekant führende, weltbekannte Kom ponisten zu eigens für sie geschaffenen Rollen: Sie sang die Rolle der Murasame in der Oper »Matsukaze« von Toshio Hosokawa in einer Choreografie von Sasha Waltz, uraufgeführt am Opernhaus La Monnaie Brüssel. Hosokawa komponierte für sie außerdem sein Monodrama »The Raven«, aufgeführt in Brüssel, Luxemburg, Amsterdam und Paris mit dem Ensemble Lucilin. Besondere Anerkennung erhielt sie außerdem für die eigens für sie geschaffene Rolle als König Erik XIV in der gleich namigen Oper von Mikko Heiniö. Neben »Orfeo«, ihrer zweiten Zusam menarbeit mit Sasha Waltz, geht Charlotte Hellekant in dieser Saison mit »The Raven« auf Japan-Tournee und präsentiert Philippe Boesmans’ »Au monde« an der Opéra Comique, Paris. Auf der Konzertbühne trifft sie für Mahlers »Symphony No. 2« unter Lionel Bringuier auf das Orquesta Sinfónica de Castilla y León und singt außerdem Luciano Berios »Calmo« mit den Los Angeles Philharmonic unter Gustavo Dudamel.
Charlotte Hellekant arbeitet regelmäßig mit vielen namhaften Dirigenten und Orchestern zusammen, u.a. mit Christoph von Dohnányi und den BBC Proms, Christoph Eschenbach und dem NDR Sinfonieorchester, Esa-Pekka Salonen und dem Philharmonia Orchestra, Mariss Jansons und dem Oslo Philharmonic Orchestra sowie Jukka-Pekka Saraste und dem Finnish Radio Symphony Orchestra.
105
Douglas Williams (Caronte) Der in Connecticut geborene Bass-Bariton Douglas Williams studierte am New England Conservatory, der Yale School of Music und dem Yale Institute of Sacred Music, wo er Gewinner des Hugh Porter Preises war. Er war Stipendiat des Carmel Bach Festival Programms und des Tanglewood Music Center. Er arbeitete mit renommierten Ensembles und Dirigenten wie Nicholas McGegan, Helmut Rilling, Sir Neville Marriner, John Nelson, Christophe Rousset, Les Talens Lyriques, Bruno Weil, David Hoose, Man fred Schreier und trat am Lincoln Center, am Kennedy Center, im MozartSaal Stuttgart und an der Alten Oper Frankfurt auf. Sein europäisches Debüt gab er an der Opéra de Nice mit der Interpretation der Rolle von Orcone in Alessandro Scarlattis »Tigrane«, welche er auch in New York in »It Happens Like This«, einem Bühnenwerk des Pulitzer-Preisträgers Charles Wuorinen, sang. An der Pocket Opera war er als Apollo in Händels »Apollo e Dafne« zu sehen und an der Opera Lafayette in Washington D.C. und in New York als Laurence in Gretrys »Le Magnifique«. Im Frühling 2014 trat er an der Opera Omaha in Händels »Agrippina« als Claudio auf. Douglas Wil liams ist außerdem als Opern- und Konzertsänger erfolgreich. Höhepunkte der letzten Spielzeiten waren u.a. folgende Konzerte: Händels »Messias« mit dem Detroit Symphony Orchestra unter der musikalischen Leitung von Christopher Warren-Green, Beethovens »Missa Solemnis« mit der Cathed ral Choral Society, Bachs »Johannes-Passion« mit Christophe Rousset und Les Talens Lyriques. Im Rahmen des Chicago Bach Projekts sang Williams Bachs »Matthäus-Passion« unter John Nelson. Mit der »Matthäus-Passion« debütierte er auch bei dem St. Thomas Choir of Men and Boys. Weitere Debüt-Auftritte umfassen Brahms’ »Ein deutsches Requiem«, Werke von Joseph Haydn und Elgars »Dream of Gerontius«. Als Solist war er beim Biava String Quartet, dem Carmel Bach Festival Orchestra, Tanglewood’s Fromm Players, Clarion Society of New York, Emmanual Music und Yale Schola Cantorum zu erleben. Jährlich tritt er auf dem Boston Early Music Festival auf. Im Rahmen des Festivals hörte man ihn als Aeneas in Purcells »Dido and Aeneas« und als Polyphemus in Händels »Acis and Galatea«. Seine Aufnahme von »La descente d’Orphée aux Enfer« beim Boston Early Music Festival gewann den Grammy Award für die Beste Opernaufnahme 2014. Im April 2014 sang er den Polyphemus für die Uraufführung der Pro duktion von Händels »Acis and Galatea« in einer Choreographie von Mark Morris. »Orfeo« ist seine erste Zusammenarbeit mit Sasha Waltz.
107
Konstantin Wolff (Plutone) Der Bass-Bariton Konstantin Wolff wurde 1978 in Gießen geboren und studierte bei Prof. Donald Litaker an der Staatlichen Hochschule für Musik Karlsruhe. Er gewann den Mendelssohn-Wettbewerb der Stif tung Preußischer Kulturbesitz und war Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes. Sein Operndebüt gab er 2005 an der Opéra National de Lyon unter William Christie als Mercurio in Monteverdis »L’incoronazione di Poppea«. Der Schwerpunkt seiner Opernengage ments liegt seitdem auf dem Repertoire Händels und Mozarts. So sang der junge Sänger Händels »Orlando« in Zürich unter William Christie und in Brüssel unter René Jacobs, »Rodelinda« am Theater an der Wien unter Nikolaus Harnoncourt und in Bilbao unter Alan Curtis sowie »Giulio Cesare« bei den Händelfestspielen Göttingen unter Nicholas McGegan. Nach seiner ersten Mozartpartie in Aix-en-Provence als Sprecher in der »Zauberflöte« unter René Jacobs sang er Don Alfonso in »Così fan tutte« unter Teodor Currentzis und Masetto in einer konzertanten Version von »Don Giovanni« unter Yannick Nezet-Séguin am Festspielhaus BadenBaden. 2012 sang er sowohl die Titelpartie in »Le nozze di Figaro« in Montpellier als auch »Conte Almaviva« an der Volksoper Wien. Höhe punkte der Saison 13/14 waren Mozarts »Das Alexanderfest« unter Sir John Eliot Gardiner bei den Salzburger Festspielen, Beethovens Don Fernando im »Fidelio« am Concertgebouw Amsterdam, »King Arthur« von Purcell in Brüssel, sowie Rameaus Oper »Zais« unter Christophe Rousset. Das Konzertrepertoire des Bass-Baritons umfasst zahlreiche Werke Händels, die großen Oratorien Bachs, Haydns Werk, Beethovens 9. Sinfonie und »Christus am Ölberg«, Mendelssohns »Paulus und Elias«, Schumanns »Faustszenen«, die Requien von Mozart, Brahms, Dvorak, Fauré und Hindemith, Mahlers »Wunderhorn Lieder« sowie Frank Mar tins »Golgotha«. Er musizierte mit zahlreichen Spitzenensembles der Barockszene wie zum Beispiel Concerto Köln, Akademie für Alte Musik Berlin, Balthasar-Neumann-Ensemble, Kammerorchester Basel, Les Arts Florissants, Les Musiciens du Louvre, Le Cercle de l’Harmonie und La Scintilla. Weiterhin ist er regelmäßig zu Gast bei renommierten Sympho nieorchestern wie dem Mahler Chamber Orchestra, den Berliner Philhar monikern, dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Rundfunkorchester des WDR Köln, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, den Stuttgarter Philharmonikern, den Wiener Symphonikern, dem Orchestre des Champs-Elysées, Orchestre de la Radio France und Orchestra del RAI Turin. Konstantin Wolff sang u.a. mit den Dirigenten Andrey Boreyko, Riccardo Chailly, René Jacobs, Ton Koopman, Jérémy Rohrer, Marc Minkowski, Sir Simon Rattle, Claudio Abbado, Manfred Honeck, Helmuth Rilling, Teodor Currentzis, Sir John Eliot Gardiner und Yannick Nezet-Séguin. Er arbeitete außerdem mit Regisseuren wie Pierre Audi, Jens Daniel Herzog, Philipp Himmelmann, Stephen Lawless, Jean-Paul
108
109
Scarpitta, Moshe Leiser und Patrice Caurier. Mit den Pianisten Alexander Schmalcz und Trung Sam gab er zahlreiche Liederabende in Deutsch land, Österreich, Frankreich und der Schweiz, unter anderem 2010 bei der Schubertiade Schwarzenberg. 2008 erschien bei Harmonia Mundi France sein Recital »Victor Hugo en musique«. Konstantin Wolff stand ebenfalls in Produktionen moderner und zeitgenössischer Musik wie in den Uraufführungen »Gesualdo« von Marc-André Dalbavie in Zürich und »Frühlings Erwachen« von Benoit Mernier in Brüssel auf der Bühne und war überdies als Snug in Brittens »A Midsummernight’s dream« und als The Abbot in »Curlew river« in Lyon und Athen zu hören. Die künstleri sche Tätigkeit des Bass-Baritons spiegelt sich in einer sehr farbigen Dis kographie, in der besonders Mozarts »Zauberflöte« unter René Jacobs, Bachs »Weihnachtsoratorium« unter Riccardo Chailly und Mozarts »Don Giovanni« für Deutsche Grammophon herausragen. »Orfeo« ist seine erste Zusammenarbeit mit Sasha Waltz. Luciana Mancini (Proserpina) Die Mezzosopranistin Luciana Mancini studierte am Königlichen Kon servatorium in Den Haag klassischen Gesang, Oper und Alte Musik. Im Jahr 2009 erlangte sie ihren Master mit Schwerpunkt auf dem italie nischen Repertoire des 17. Jahrhunderts. Ihr Opernrepertoire umfasst u.a. Dafne in Peris »L’Euridice«, Nerone in Monteverdis »L‘incoronazione di Poppea«, Messaggiera in Monteverdis »L’Orfeo« mit verschiedenen Ensembles, wie Divino Sospiro unter der Leitung von Enrico Onofri und La Fenice unter Leitung von Jean Tubery; Amastre in Händels »Serse«, mit der Lautten Compagney unter Wolfgang Katschner und auch am Theater an der Wien unter Jean-Christophe Spinosi. 2013 war sie zu erleben als Annio in Mozarts »La Clemenza di Tito« in Drottningholms Slottsteater in Stockholm, unter der Bühnenregie von Sigrid T‘Hooft. Weitere Projekte umfassten Volupia und Didone in Cavallis »L‘Egisto« mit Poème Harmonique in der Regie von Benjamin Lazar an der Opéra Comique Paris und der Opéra de Rouen Haute Normandie sowie eine szenische Produktion zusammen mit L‘Arpeggiata und dem siziliani schen Marionettenspieler Mimmo Cutticchio bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen. Gemeinsam mit L’Arpeggiata trat Luciana Mancini im Rahmen vielfältiger Programme auf und war mit »Los Imposibles«, »Via Crucis« und »All’improviso« in verschiedenen europäischen Städten zu sehen. 2010 spielte sie Monteverdis »Vespro della Beata Vergine« unter der Leitung von Christina Pluhar für Virgin Classics ein. Einen bemer kenswerten Erfolg feierte sie gemeinsam mit L’Arpeggiata 2011 mit der Einspielung der neuen CD »Los Pajaros perdidos«, auf der sie mit ihrer Vorliebe für das traditionelle Repertoire Südamerikas brilliert. Konzerte mit diesem Programm haben unter anderem in der Carnegie Hall, beim Heidelberger Frühling, im Salle Gaveau und am Théâtre du Châtelet
in Paris großen Anklang gefunden. Zwischen 2012 und 2014 arbeitete sie mit der Akademie für Alte Musik Berlin unter der Leitung von René Jacobs in einer Inszenierung von Achim Freier als Vita Mondana in Cava lieris »Rappresentazione d‘Anima e di Corpo« in der Staatsoper Berlin. Die Aufnahme dazu (Harmonia Mundi) wird in Kürze veröffentlicht. 2014 hatte sie ihr lateinamerikanisches Operndebut als Smeton in Donizettis »Anna Bolena«. »Orfeo« ist ihre erste Zusammenarbeit mit Sasha Waltz. Julián Millán (Apollo / Eco / Pastore IV) Der spanische Bariton Julián Millán, 1985 geboren, graduierte in Phi losophie und Literaturwissenschaften und studierte Violine in Murcia, Spanien und Gesang in Córdoba, Spanien mit Yolanda Vigil und an der Schola Cantorum Basiliensis in Basel, Schweiz, mit Gerd Türk und Mar cel Boone. Arbeiten als Ensemble- und Solosänger mit Dirigenten wie Jordi Savall, Philippe Herreweghe, Hans-Christoph Rademann, Daniel Reuss und vielen anderen führten ihn an eine Vielzahl renommierter Festivals und Opernhäuser in Europa und Asien wie die Opéra de Vichy, das Bozar in Brüssel, das TAP in Poitiers, und das Opéra-Théâtre de Sainte-Etienne. Im Oratorium übernahm Julián Millán die Basspartien in Händels »Messias«, Orffs »Carmina Burana«, Buxtehudes »Membra Jesu Nostri«, Bachs »Magnificat«, »Matthäus-Passion« und »JohannesPassion«, in verschiedenen Bachkantaten, Faurés »Requiem«, Duruflés »Requiem«, Beethovens »Chorfantasie« und vielen anderen Meisterwer ken. Im Bereich der Oper war Julián Millán unter anderem als Il conte in Mozarts »Le nozze di Figaro«, als Pastore and Apollo in Monteverdis »L’Orfeo«, als Drunken Poet und Winter in Purcells »The Fairy-Queen«, und als Vater in Humperdincks »Hänsel und Gretel« zu sehen. Unter der Regie von Leonardo García Alarcón stand Julián Millán als Pastore in Monteverdis »L’Orfeo« im Rahmen des Ambronay Festivals auf der Bühne. Er sang die Titelrolle in Telemanns »Orpheus« unter Regisseur Martin Gester und Génération Baroque. In 2014 war er unter anderem als Noé in Falvettis »Il diluvio universale« und in Marco da Gaglianos »La Dafne« unter Leonardo García Alarcón in Zusammenarbeit mit der Cap pella Mediterranea zu sehen sein. »Orfeo« ist seine erste Zusammenar beit mit Sasha Waltz.
110
111
Cécile Kempenaers (Ninfa / Pastore I) Die Sopranistin Cécile Kempenaers studierte Gesang bei Mireille Capelle und Rolande van der Paal an der Königlichen Musikhochschule Gent, Belgien. Später studierte sie bei Margreet Honig in Amsterdam, Ingrid Voermans in Den Haag und Jutta Schlegel in Berlin. Sie ist haupt sächlich solistisch im Konzertfach tätig und arbeitete unter anderem mit Dirigenten wie Philippe Herreweghe, Marcus Creed, Attilio Cremo nesi, Daniel Reuss, Enrico Onofri, Hans-Christoph Rademann und Paul Dombrecht und Barockorchestern wie dem Collegium Vocale Gent, der Akademie für Alte Musik Berlin, dem Freiburger Barockorchester, Il Fondamento, und der Lautten Compagney zusammen, mit denen sie sowohl konzertant als auch für zahlreiche CD-Produktionen sang. Cécile Kempenaers singt in verschiedenen Ensembles wie Zefiro Torna, Huel gas Ensemble, Ricercar, Capella de la Torre, Orlando di Lasso Ensemble, Vocalconsort Berlin, Weser-Renaissance, Lautten Compagney, Akadê mia, La Fenice, Arsys, The Amsterdam Baroque Choir, Cappella Amster dam, Balthasar Neumann Chor und anderen. Mit der Compagnie Sasha Waltz & Guests arbeitete sie bereits für mehrere Opernproduktionen: Purcells »Dido & Aeneas« mit der Akademie für Alte Musik Berlin unter Chris Moulds, Pascal Dusapins »Medea« mit der Akademie für Alte Musik Berlin unter Marcus Creed und Dusapins »Passion« mit dem Ensemble Modern unter der Leitung von Franck Ollu. Kaspar Kröner (Pastore II/Spirito) Kaspar Kröner studierte zuerst Bratsche an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« in Berlin. Nach der Entdeckung seiner Altstimme wurde er von Scot Weir, Stewart Emerson und Wolfram Rieger in seiner Ent wicklung als Countertenor gefördert. Um sich weiter in der historischen Aufführungspraxis fortzubilden, studierte er anschließend am Koninklijk Conservatorium in Den Haag bei Michael Chance, Peter Kooij, Jill Feld man, Rita Dams und Diane Forlano. In Meisterklassen verfeinerte er sein Können außerdem bei Künstlern wie Helmuth Rilling, Barbara Schlick, Geffrey Gall, Stephen Stubbs, Hilliard Ensemble, Thomas Quasthoff und Jard van Nes. Mittlerweile ist Kaspar Kröner sehr vielseitig beschäftigt als Solist in Lied, Oratorium und Oper und singt mit Ensembles wie dem Niederländischen Kammerchor, Amsterdam Baroque Choir, Huelgas Ensemble, Cinquecento und Cappella Amsterdam. Auf der Opernbühne spielte er Rollen wie Arsamenes in »Xerxes«, Medoro in »Orlando« und Tolomeo in »Giulio Cesare« von Händel sowie Apollo in »Apollo & Hya zinth« von Mozart. Dabei arbeitete er mit Dirigenten wie Ton Koopman, Daniel Reuss, Pablo Heras-Casado, Risto Joost, Paul van Nevel, Mike Fentross, Jörg-Peter Weigle, Richard van Schoor and Hermann Bäumer. Er war Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes und erhielt für die Interpretation zeitgenössischer Werke, die zum Teil eigens für ihn
komponiert wurden, den »Förderpreis der Musikakademie Rheinsberg«. »Orfeo« ist seine erste Zusammenarbeit mit Sasha Waltz. Fabio Trümpy (Pastore III / Spirito) Der Schweizer Tenor Fabio Trümpy studierte Gesang und englische Literatur in Zürich. Er setzte seine Ausbildung bei Margreet Honig am Amsterdamer Konservatorium fort, zu seinen Lehrern zählten außerdem Anthony Rolfe-Johnson, Christoph Prégardien, Udo Reinemann, Rudolf Jansen und Roger Vignoles. 2004 erhielt er das Operndiplom an der Neuen Opernakademie und wurde Mitglied des Opera Studio Nederland. Zuletzt gab er sein Rollendebut als Fritz in Offenbachs »La GrandeDuchesse de Gérolstein« am Grand Théâtre de Genève, am Opern haus Zürich sang er die Rolle des Telemaco in Monteverdis »Il ritorno d’Ulisse in patria«, Oronte in einer Neuproduktion von Händels »Alcina« an der Seite von Cecilia Bartoli, und den Steuermann in »Der Fliegende Holländer«. Er sang die Partie des Ferrando (»Cosi fan tutte«) mit Israel Camerata Jerusalem, mit dem Orchester des 18. Jahrhunderts unter der Leitung von Frans Brüggen den Evangelist in Bachs »JohannesPassion«, Haydns »Paukenmesse« mit dem Niederländischen Kam merorchester, Tamino (»Die Zauberflöte«) beim Spoleto Festival USA in einer Inszenierung von Moshe Leisher und Patrice Caurier, die Partie des Hirten (»Oedipus Rex«) in einer Zusammenarbeit mit der Züricher Tonhalle und Suisse Romande Orchester unter Charles Dutoit, Camille (»Die lustige Witwe«) an der Opéra National de Lorraine, Aleya (»Aus einem Totenhaus«) inszeniert von Calixto Bieito am Theater Basel, Pane (»La Calisto«) am Grand Théâtre de Genève unter Andreas Stoehr, Iro in Hans Werner Henzes Adaption von Monteverdis »Il ritorno d’Ulisse in patria« mit dem WDR Symphonie Orchester Köln, und Weills »Berliner Requiem« mit dem Tonhalle-Orchester Zürich unter der Leitung von David Zinman.
112
113
Hans Wijers (Pastore V / Spirito) Der niederländische Bariton Hans Wijers studierte am Arnheimer Kon servatorium Gesang und wechselte später zum Königlichen Konser vatorium in Den Haag. Er studierte bei Aafje Heynis, Meinard Kraak, Margreet Honig und Diane Forlano. Neben seiner Tätigkeit als Solist in sowohl Opern- als auch Oratoriumsaufführungen singt er regelmäßig in renommierten Ensembles. Er ist Mitglied von Ton Koopmans Amsterdam Baroque Choir, vom Balthasar-Neumann-Chor sowie vom Vocalconsort Berlin, singt immer wieder beim Niederländischen Kammerchor und Cappella Amsterdam. Vor allem aber singt er im selbst gegründeten Egidius Kwartet mit Auftritten in Europa, Südamerika und den USA, von dem mittlerweile über zwanzig CDs erschienen sind. Hans Wijers war auch an Sasha Waltz` choreographischer Oper »Medea« (2007) beteligt.
114
115
Davide Camplani (Tanz) Davide Camplani wurde 1968 in Marone, Italien geboren. Er studierte Zeitgenössischen Tanz bei Giulia Gussago und Claudio Gasparotto sowie an der Folkwang-Hochschule Essen, wo er 1999 sein Diplom machte. Er tanzte u.a. bei Giulia Gussago in Italien, der Mark Sieczkarek Compagnie, Malou Airaudo und an der Oper Bonn. Als Choreograph und Tänzer arbeitete er für die Filme »Arie« (2003 ) von Gianluca Vallero, und »história« (2007) von Karsten Liske. Seit 1999 arbeitet er mit Sasha Waltz & Guests und tanzt in fast allen Stücken von Sasha Waltz. Außer dem ist er in »The rest of you« von Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola/Luc Dunberry und »Don’t we« von Luc Dunberry zu sehen. Seit 2008 leitet er zusammen mit Mata Sakka und Gabriel Galindez Cruz die Kindertanz company Berlin von Sasha Waltz & Guests. Im Rahmen der Programm reihe »Choreographen der Zukunft« von Sasha Waltz & Guests arbeitete er von 2009–2010 an seinem eigenen Generationenprojekt »From… To«. 2012 hatte er gemeinsam mit Claudia de Serpa Soares die künstleri sche Assistenz und Repetition für das Projekt »human requiem« inne, eine Inszenierung des »Deutschen Requiem« von Johannes Brahms in der Regie von Jochen Sandig und in Zusammenarbeit mit dem Rund funkchor Berlin unter der musikalischen Leitung von Simon Halsey. Davide Camplani arbeitete im gleichem Jahr außerdem als Repetitor und Koordinator bei »MusicTANZ-Carmen« im Rahmen des EducationProgramms der Berliner Philharmoniker an der choreographischen und pädagogischen Umsetzung dieses Tanzprojekts mit über 100 Schülern mit. Davide Camplani arbeitet auch an eigenen Projekten, wie 2014 die Choreographie zur Produktion »Schwestern« von Regisseur Frank Krug und im Januar 2015 als Choreograph und Workshopleiter für das Education-Project »Open Your Ears« am Konzerthaus Berlin. Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola (Tanz) Der in Legazpi (Spanien) gebürtige Tänzer Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola studierte zunächst Musik am Conservatorio Superior de Música de San Sebastián und anschließend Alte Musik als Countertenor an der Akademie voor Oude Muziek in Amsterdam, wo seine vielversprechende Karriere als Sänger begann. Das Treffen und die daraus entstehende enge künstlerische Zusammenarbeit mit dem Choreographen Marcelo Evelin in Amsterdam, der ihn dazu einlud, an seinem Tanzstück »Muzot« teilzunehmen, bewegten ihn dazu, das Potenzial des Körpers als Instru ment und als Werkzeug des Ausdrucks weiter zu erforschen. Nachdem er unter anderem mit P.C. Scholten, Emio Greco, Arthur Rosenfeld und Lloyd Newson zusammengearbeitet hatte, traf er 1995 Sasha Waltz, die ihn dazu einlud, Teil des von ihr 1996 gegründeten Ensembles zu werden. »Allee der Kosmonauten« stand am Anfang ihrer langen und fruchtbaren künstlerischen Beziehung. Er folgte den verschiedenen
Etappen von Sasha Waltz & Guests aus der Unabhängigkeit an die Schaubühne am Lehniner Platz und wieder zurück und bleibt bis heute ein zentraler Teil des Ensemblekerns. In der Compagnie ist er nicht nur als Tänzer und Performer tätig, sondern auch für die Repetition und bei unterschiedlichen Stücken für die musikalische Leitung und Komposi tion verantwortlich, sowie künstlerischer Assistent von Sasha Waltz. Mit seinem engen künstlerischen Partner Luc Dunberry (mit dem er einen wichtigen Werkekanon gemeinsam hat), Sidi Larbi Cherkaoui und Damien Jalet zeichnet er für die Regie seines Projekts »d’avant« verantwortlich. Weitere Kollaborationen entstanden mit Joanna Dudley, der Akademie für Alte Musik Berlin (»4 Elemente – 4 Jahreszeiten«), loscorderos.sc, MOPA und Stephanie Thiersch. Zu seinen Werken gehö ren »casi« für Danza Contemporánea de Cuba, »Romances« im Auftrag der Bienal de Flamenco de Sevilla, für das er den Giraldillo-Preis für die beste Regie bekam, »Vaivén« mit dem Tänzerchoreographen Antonio Ruz, die Oper »Le docteur Sangrado« (Duny-Laruette) und »Le soldat magicien« (Philidor) mit Les Monts du Reuil für die Bibliothèque Natio nale de France und die Opéra de Reims. Darüber hinaus arbeitete er als Repetitor für die Choreografie »Roméo et Juliette« von Sasha Waltz. Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola unterrichtet und gibt regelmäßig Workshops und Meisterklassen auf der ganzen Welt.
116
117
Luc Dunberry (Tanz) Luc Dunberry, in Kanada geboren, studierte Musik am Collège de Sherbrooke, Theater an der UQAM (Université du Québec à Montréal) und Tanz bei LADMMI (Les Ateliers de Danse Moderne de Montréal Inc.). Als Mitglied der Groupe de la Place Royale arbeitete er mit verschiede nen Choreographen, u.a. mit Sasha Waltz, die ihn 1996 als Tänzer ihrer Compagnie engagierte. Luc Dunberry verfolgt parallel zu seiner Arbeit bei Sasha Waltz & Guests kontinuierlich auch die Entwicklung eigener Choreographien. So entstand 1997 das Duett »No thanks I’m fine« und 1998 das international erfolgreiche Stück »anything else«. Von 1999 bis 2004 war Luc Dunberry Mitglied des Tanzensembles der Schaubühne, wo er sowohl als Tänzer als auch als Choreograph beschäftigt war. Hier entwickelte er 2000 gemeinsam mit Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola die Tanzproduktion »The rest of you«. 2001 entstand sein Stück »Seri ously« unter Beteiligung von sechs Schauspielern und zwei Tänzern. Gemeinsam mit den Choreographen Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola, Sidi Larbi Cherkaoui und Damien Jalet entwickelte er 2002 das Stück »d’avant«, das auf vielen Gastspielen im In- und Ausland mit großem Erfolg gezeigt wird (u.a. Festival Internacional de Buenos Aires, Tanz plattform Deutschland 2004 in Düsseldorf). 2004 drehte er seinen ersten Film »(Left) between us«, der auf dem Videodance-Festival in Griechenland und dem Reeldance Film Festival in Australien gezeigt
wurde. 2005 brachte er die Choreographie »Don’t we« zur Uraufführung. 2007 wurde sein Film »just me may be« im Radialsystem V Berlin und auf dem Videodance-Festival in Griechenland gezeigt. Im gleichen Jahr war er Choreographie-Assistent von Sasha Waltz bei »Roméo et Juliette« für das Ballet de l’Opéra National de Paris. 2008 choreographierte Luc Dunberry das Duett »Mi-un ni d’eux» für die Tanzcompagnie PPS Dance (Montreal) sowie »Mond…Days» für das Tanztheater Osnabrück. Im Frühjahr 2009 wurde seine Produktion »Aliens!» in Berlin uraufgeführt. Darüber hinaus arbeitete er für Sasha Waltz als Repetitor für die Stücke »Gezeiten« und »Matsukaze« sowie bei der Übertragung der Choreogra phie »Roméo et Juliette« an das Ballett des Teatro Alla Scala, Mailand und die Compagnie Sasha Waltz & Guests 2015 in Berlin, desweiteren für die Choreographie »Sacre« an das Mariinsky Ballett St. Petersburg.
Florencia Lamarca (Tanz) Florencia Lamarca wurde 1981 in Uruguay geboren und absolvierte ihre Tanzausbildung in Israel. Von 1995-1999 studierte sie an der Menashe Regional School for Dance, von 1999-2001 an der Mateh Asher School of Performing Arts in Israel. Von 2001-2004 gehörte sie dem Batsheva Ensemble an und tourte in verschiedenen Produktionen durch Europa, Japan und die USA. Florencia Lamarca arbeitete u.a. mit der T.r.a.s.h Dance Company aus den Niederlanden, mit Nir De Volff, Yui Kawaguchi, Gabriel Galindez Cruz and Paul Gazzola in Berlin. An der Schaubühne am Lehniner Platz war sie in der Produktion »Ein Sommernachtstraum« von Constanza Macras und Thomas Ostermeier zu sehen. Des Weiteren entwickelte sie in Zusammenarbeit mit Constanza Macras das Stück »Sure, should we talk about it«. Seit 2007 arbeitet Florencia Lamarca mit Sasha Waltz & Guests zusammen, tanzte in mehreren Choreographien von Sasha Waltz und kreierte im Rahmen der Reihe »Choreographen der Zukunft« ihr Soloprojekt »Synopsis«, das im Radialsystem V uraufge führt wurde. Florencia Lamarca ist Qualifizierte Praktikerin der Grinberg Methode.
Hwanhee Hwang (Tanz) Hwanhee Hwang, geboren in Busan, Südkorea, ist Tänzerin und Cho reographin. Sie studierte an der School of Dance der Korea National University of Arts und erlangte 2003 den Bachelorabschluss. Neben ihrer tänzerischen Ausbildung verfolgte Hwanhee Hwang weiterhin ein Studium der Bildenden Künste an derselben Universität und schloss 2005 mit dem Master ab. Währenddessen war sie Mitglied der bekannten koreanischen Company LDP und arbeitete als Choreographin und Leh rerin in Seoul. 2009 zog Hwanhee Hwang nach Berlin und war seitdem in verschieden Produktionen zu sehen. So arbeitete sie mit Colette Sadler (Berlin/Schottland), Felix Landerer (Hannover), Veronika Riz (Bolzano) und Eric Trottier (Mannheim). 2011 war sie Mitglied der cie. toula limna ios in Berlin, 2012 arbeitete sie erstmals mit Sasha Waltz. 2013 gewann sie den Titel »korea famous dancing star« beim Korea World Dance Stars festival. Neben der Arbeit mit Sasha Waltz & Guests arbeitet sie an eigenen Projekten in Berlin und Seoul
Michal Mualem (Tanz) Michal Mualem wurde 1974 in Israel geboren. Bevor sie ein Tanzstudium bei der Kibbutz Contemporary Dance Company (KCDC) absolvierte, war sie sieben Jahre lang Leistungsturnerin. Von 1994 bis 1999 tanzte sie in der Company Liat Dror Nir Ben Gal, wo sie unter anderem mit den Cho reographen Niv Sheinfeld und Inbal Pinto arbeitete. Von 1999 bis 2001 tanzte sie in der Noa Dar Dance Company, mit der sie erneut 2007/2008 für die Produktion »Arnica« zusammenarbeitete. Seit 2004 gibt sie Workshops im Bereich Zeitgenössischer Tanz und Kontaktimprovisation in Italien, Deutschland und Israel. 2005 schuf Michal Mualem gemein sam mit Giannalberto de Filippis das Tanzduett »In Between«, das auf verschiedene internationale Festivals eingeladen wurde. 2006 folgte das Trio »Here and not«, ihre zweite Arbeit. In den nächsten Jahren entstan den weitere gemeinsame Stücke, unter anderem: »Silenzio Cucito« und »Piccola, Piccola« (2007), »And after all that«, eine Produktion für die Ha Dance Company in Haifa, Israel und »Drops of memory« (2008), »Uno Uno« (2010) sowie »Broken Allright Broken Allright« und »Mister Moon and Miss Luna« (2011). 2008 tanzte sie außerdem in dem Solo »Instru ment 2« des Choreographen Roberto Zappala. Seit 2001 arbeitet Michal Mualem mit Sasha Waltz zusammen und tanzt in vielen ihrer Choreo graphien. Bei der Übergabe der Choreographie »noBody« an das Göte borg Ballet ist sie auch als Assistentin und Repetitorin beteiligt.
118
119
Virgis Puodziunas (Tanz) Virgis Puodziunas wurde 1973 in Kaunas, Litauen geboren. Er studierte Tanz am Modern Dance Theater AURA in Kaunas, an der Eric Hawkins Dance School New York, an der Tish School of Arts New York, am Ben nington College und an der London Contemporary Dance School. Es folgten Engagements an der AURA, bei der Eric Hawkins Dance Com pany New York und der Wendy Perron Dance Company New York. Von 1996–99 tanzte und choreographierte er am Deutschen Nationaltheater Weimar. Seit 2001 arbeitet er als Tänzer und Künstlerischer Mitarbeiter der Tanzcompagnie am Staatstheater Kassel und realisiert dort auch eigene Multimedia-Projekte. Weitere Filme folgten, von denen »25 cent« und »mad butterfly« beim Festival »dance on screen« 2007 im Radialsys tem V Berlin zu sehen waren. Seit 1999 arbeitet Virgis Puodziunas mit Sasha Waltz zusammen und ist an nahezu allen Choreographien und Projekten als Tänzer beteiligt. Er wirkte auch im Tanzprojekt »Music TANZ–Carmen« im Rahmen des Education-Programms der Berliner Phil harmoniker an der choreographischen und pädagogischen Umsetzung dieses Tanzprojekts mit über 100 Schülern mit.
121
Zaratiana Randrianantenaina (Tanz) Zaratiana Randrianantenaina wurde 1982 in Antananarivo in Madagaskar geboren. Nach ihrem Studium der Musiktheorie und Tanz am Conser vatoire in Dijon, studierte sie von 1996 bis 2000 zeitgenössischen Tanz am Conservatoire National Supérieur de Musique et de Danse de Paris (CNSMDP), wo sie ihren Abschluss mit Auszeichnung erhielt. Anschlie ßend tanzte sie beim Junior Ballett des CNSMDP, wo sie in Stücken von Quentin Rouillet, Hervé Robbe, Jo Stromgren, Lucinda Childs und Merce Cunningham mitwirkte und gab 2001 Workshops in Frankreich und ande ren Ländern. Im selben Jahr erhielt Zaratiana Randrianantenaina beim 9. Internationalen Tanzwettbewerb in Paris für ihre eigene Choreographie »mal de soi« den jeune espoir–Preis. 2002 wurde sie Mitglied des Ballet Preljocaj, wo sie nicht nur tragende Rollen übernahm, sondern auch Teil des Entwicklungsprozesses zahlreicher Stücke war. Darüber hinaus trug sie zugleich zu zahlreichen Projekten, wie zum Beispiel Kurzfilmen unter der Regie von Pierre Coulibeuf und Olivier Assayas oder Tanzstücken junger Choreographen des Centre Chorégraphique National in Aix en Provence, bei. 2009 tanzte sie erstmals in Sasha Waltz‘ »Dialoge 09« – Projekten und ist seit 2010 fester Bestandteil der Compagnie. Sie wirkte auch im Tanzprojekt »MusicTANZ–Carmen« im Rahmen des EducationProgramms der Berliner Philharmoniker an der choreographischen und pädagogischen Umsetzung dieses Tanzprojekts mit über 100 Schülern mit. Seit 2014 ist sie an Improvisationsprojekten beteiligt und arbeitete im Januar 2015 als choreografische Mitarbeiterin am Projekt »Open Your Ears« am Konzerthaus Berlin.
Orlando Rodriguez (Tanz) Orlando Rodriguez wurde 1974 in Caracas, Venezuela, geboren. Seine Anfänge im Theater und Tanz machte er an der Escuela Superior de Artes Escénicas »Juana Sujo« und an der Taller Permanente de Danza de la Escuela Técnica de Artes Visuales »Cristóbal Rojas«. 2002 schloss er seine Ausbildung am Instituto Universitario de Danza in Caracas (IUDANZA) ab. Zwischen 2004 und 2007 profitierte er von einem DAAD Stipendium, das ihm das Studium an der Folkwang Universität der Künste in Essen ermöglichte. In Venezuela war er Tänzer des »DRAMO – Dramaturgia del Movimiento«. Orlando Rodriguez arbeitet als freibe ruflicher Peformer und Choreograph in ganz Europa unter anderem mit MOUVOIR/Stephanie Thiersch, Davide Camplani, Vincent Bozek und Soraya Thomas. Für Sasha Waltz & Guests tanzt er seit 2009, war u.a. auch beteiligt an der Umsetzung des Education-Projekts »MusicTANZ – Carmen«.
Antonio Ruz (Repetition) Antonio Ruz wurde 1976 in Córdoba, Spanien geboren. Er studierte Fla menco und spanischen Tanz und begann seine Karriere am Victor Ullate Ballet Madrid, in dessen Compagnie er u.a. in »Giselle« und »Don Qui xote« tanzte, sowie in Stücken von George Balanchine, Hans van Manen, Nils Christie, Micha Van Hoecke, Victor Ullate u.a. 2001 kam er zum Ballet du Grand Théâtre de Genève und anschließend zum Lyon Opera Ballet. In diesen Compagnien tanzte er in Stücken von John Neumeier, Nacho Duato, Amanda Miller, Lucinda Childs, George Balanchine, Davide Bombana, Jerome Robins, Giorgio Mancini, Andonis Foniadakis, Gilles Jobin, William Forsythe, Jiri Kylian, Mats Ek, Maguy Marin, Russel Mali phant, Angelin Prejlocaj, Philippe Découflé, Sasha Waltz u.v.a. In Mats Eks »Carmen« tanzte Antonio Ruz zusammen mit Sylvie Guillem, wo er den »Escamillo« tanzte. 2006 kam er zur Compañía Nacional de Danza (Nacho Duato). Als Choreograph inszenierte Antonio Ruz Stücke für die »Geneva Ballet Workshops«: »1 Calvario« und »Cebolla nf ognion m«, gemeinsam mit Bruno Cezario »Heidi« im Teatro Sesc, Rio de Janeiro, Brasilien und das Solostück »Pirilampo«, getanzt von Sora Lee in der Gala of the Stars Korea Dancers 05. Im Jahr 2008 inszenierte Ruz das Stück »Ostinato« für La Mov, Compañía de Danza (Zaragoza). Seit 2007 ist Antonio Ruz Gasttänzer und -choreograph bei Sasha Waltz & Guests. Im Jahr 2013 arbeitete er als Repetitor in Sasha Waltz‘ Choreographie »Sacre« und 2014 bei »Orfeo«. Er arbeitete außerdem mit Juan Kruz Díaz de Garaio Esnaola in »Ars Melancholiae« und »Vier Elemente – Vier Jahreszeiten« mit der Akademie für Alte Musik Berlin. Seit 2007 ist er als Tänzer und Choreograph mit Dospormedio y Compañía (Estévez-Paños) tätig. Im Jahr 2011 zeigte er das Stück »Ojala« beim FEX (Granada). Momentan lebt Antonio Ruz in Madrid, wo seine Karriere als Choreo graph, Tänzer und Tanzlehrer weiter voranschreitet und er seine eigene Compagnie leitet, deren letzte Stücke die Titel »No Drama«, »Ignoto« und »Ojo« tragen, sowie »Libera Me!« entstand, eine Zusammenarbeit mit dem Vocalconsort Berlin. Seine neustes Stück »Vaivén« entwickelte er gemeinsam mit dem Tänzerchoreographen Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola – es kam im November 2014 in Sevilla zur Uraufführung.
Joel Suárez Gómez (Tanz) Joel Suárez Gómez wurde 1988 in Holguín, Kuba geboren. Bereits im Alter von 9 Jahren begann er in der Escuela Elemental de Ballett Alejo Carpentier zu tanzen und schloss seine Ausbildung an der Escuela Nacional de Ballet de la Habana in den Fächern klassisches Ballett, kubanischem Modern Dance bzw. Folklore ab. Danach tanzte er im Nati onal Ballet of Cuba (BNC) und arbeitete unter anderen mit Alicia Alonso, Loipa Araujo, Aurora Bosh, Azari Plisetski, Lázaro Carreño, Fernando Pi und Goyo Montero. Aus künstlerischem Interesse verließ er 2008 das BNC, um in der kubanischen Company Danza Contemporanea (DCC) als Solist zu tanzen. Er arbeitete dort mit Julio Cesar, Iglesias Ungo, George Céspedes, Mats Ek, Ana Laguna und Rafael Bonachela. Zudem nahm er an Workshops und Performances von Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola teil, für den er als Assistent arbeitete und in dessen Stück »Casi« er auch tanzte. Während seiner Zeit beim DCC tourte Joel Suárez Gómez neben Kuba auch durch Lateinamerika, die USA, Australien und Europa und trat in Häusern wie Gran Teatro de La Habana, Auditorium Nacional de Mexico, Teatro Opera Nova in Bydgoski Poland, Sadler’s Wells Theater, Mercat de les Flors, Teatro Real Madrid und im Joyce Theater auf. Er gab Body-Technique-Workshops im DCC und der Dance School Havana. In den letzten Jahren brachte ihn sein künstlerisches Interesse auch dahin, neue Wege parallel zum Tanz einzuschlagen und so wurde er unter anderem zur 11. »Bienal de Artes Plásticas de La Habana« eingeladen und arbeitete für ein Projekt der Hamburg Media School als Regieassis tent und Darsteller. Seit 2013 arbeitet Joel mit Sasha Waltz.
122
123
Vocalconsort Berlin Das Vocalconsort Berlin wurde 2003 gegründet und debütierte im selben Jahr bei den Innsbrucker Festwochen in Claudio Monteverdis »L’Orfeo« unter der Leitung von René Jacobs. Das in Berlin beheimatete Ensemble ist auf frühbarocke und Barockmusik spezialisiert. Darüber hinaus präsentiert es neue Lesarten der Romantik und zeitgenössische Musik. Die Variabilität und Flexibilität der Besetzung, die vom Quar tett bis zur Mehrchörigkeit reicht und dabei gleichermaßen solistische Partien einzubeziehen vermag, ermöglicht es dem Ensemble sowohl im Konzert als auch szenisch und auf der Opernbühne präsent zu sein. Das homogene, dynamische Klangbild des Vocalconsort Berlin findet in der Zusammenarbeit mit renommierten Dirigenten wie Marcus Creed, René Jacobs, Jos van Immerseel, Gary Cooper, Olof Boman, Ottavio Dantone, Christopher Moulds, Peter Ruzicka, Christophe Rousset, Oleg Caetani, Jeffrey Tate, Kent Nagano, Ivan Fischer und Pablo Heras-Casado sowie Orchestern wie der Akademie für Alte Musik Berlin, der Accademia Bizantina, dem Elbipolis Barockorchester Hamburg, dem belgischen Barockorchester B‘rock, dem Kammerorchester Basel, dem Ensemble Modern, den Hamburger Symphonikern und dem Konzerthausorches ter Berlin seine künstlerische Entsprechung. Das Vocalconsort Berlin gastierte wiederholt beim Berliner Festival zeitfenster – Biennale Alter Musik, beim Cadenza-BarockFestival der Berliner Staatsoper, bei den Salzburger Festspielen, den Händel-Festspielen Halle, beim Rheingau Musik Festival, dem Musikfest Bremen, dem Musikfest Berlin u.a. sowie in den renommierten Konzertsälen Antwerpens und Gents, in Ferrara, Amsterdam, Brüssel, Tel Aviv, Barcelona, London, Paris und Wien. Das Ensemble arbeitete in verschiedenen Bühnenproduktionen mit interna tional erfolgreichen Regisseuren und Choreographen, u.a. Barrie Kosky und Luc Perceval. Innerhalb einer umfangreichen Diskographie erschien im Februar 2013 das von James Wood rekonstruierte Buch II der »Sacrae Cantiones« von Gesualdo bei Harmonia Mundi France. Das Vocalconsort Berlin wurde hierfür 2013 mit dem ECHO Klassik Preis für die beste Choreinspielung ausgezeichnet. In diesem Jahr wird eine neue CD-Ein spielung mit Werken von Orlando di Lasso erscheinen. Die im Jubiläumsjahr 2013 entstandene Produktion»Allegory of Desire« in Zusammenarbeit mit dem belgischen Ensemble Zefiro Torna und der tunesischen Sängerin Ghalia Benali ist 2014 in Sevilla, Nürnberg, Zürich und Vilnius wieder aufgenommen worden. 2015 wird diese Produktion beim NDR in Hamburg und im Herbst in Enschede zu Gast sein. Außer dem trat das Ensemble in »The Photographer« von Philipp Glass mit dem Kammerensemble Neue Musik in Berlin, Köln und Paris auf. 2015 wirkt das Vocalconsort Berlin in zwei neuen Produktionen der Komischen Oper Berlin, bei »Moses und Aron« wie bei »María de Buenos Aires« mit. Mit Sasha Waltz & Guests, die ebenfalls seit 2006 unter dem Dach des
Radialsystem V in Berlin arbeiten, steht das Vocalconsort Berlin in lang jähriger künstlerische Verbindung. Es singt neben »Orfeo« auch in Sasha Waltz’ choreographischen Opern »Dido & Aeneas«, »Medea«, »Passion« und »Matsukaze« und war außerdem beteiligt an dem Dialoge-Projekt »Dialoge 09 –Neues Museum« 2009 in Berlin. Freiburger BarockConsort Das Freiburger BarockConsort hat sich auf die kleiner besetzte Musik des 17. und frühen 18. Jahrhunderts spezialisiert. Bestehend aus Mit gliedern des Freiburger Barockorchesters verfolgt diese Formation seit ihrer Gründung das Ziel, mit ausgefallenen Programmen abseits vom gängigen Konzertrepertoire liegende Stücke wiederzuentdecken oder vermeintlich Bekanntes aus ungewohnter Perspektive in neuem Licht erklingen zu lassen. Der eigene programmatische Horizont erstreckt sich dabei von englischer (»A Masque of Beauty«) über norddeutsche Musik (»Abendt-Musick«, »Bach und Freunde«), von Kompositionen aus dem Habsburger Reich (»Habsburger Serenade«) und dem italienischen Frühbarock bis hin zur Kombination von barocker und zeitgenössischer Musik (»Zeitsprünge«). Vor allem die bildhaften und ungemein virtuosen Kompositionen von Heinrich Ignaz Franz Biber, Johann Heinrich Schmelzer, Georg Muffat und Antonio Bertali gehören zum Kernrepertoire des Freiburger Barock Consort. Neben CD-Einspielungen mit Werken dieser Komponisten hat sich das FBC in seiner Aufnahmetätigkeit erfolgreich für die in Verges senheit geratene Kammermusik Georg Philipp Telemanns eingesetzt. Die neueste CD des Freiburger BarockConsort erschien im April 2012 und widmet sich mit einem ausgewählten Programm erneut der Instru mentalmusik Johann Heinrich Schmelzers. Die internationale Kritik war begeistert: »Essential to these latter-day resurrections are compelling performances, and the Freiburg players, members of the crack Freiburg Baroque Orchestra, provide them in spades.« (The New York Times vom 17. Mai 2012). »Orfeo« ist die erste Zusammenarbeit des Freiburger BarockConsorts mit Sasha Waltz & Guests.
124
125
Herausgeber Sasha Waltz & Guests Direktion Jochen Sandig Redaktion und Produktion Yoreme Waltz & Anne Wagner Mitarbeit Harriet von Froreich Gestaltung Ute Zscharnt Fotos Sebastian Bolesch Monika Rittershaus S. 14, 36, 64, 65 Ute Zscharnt S. 126 Druck Ruksaldruck, Berlin Edition King’s Music ©1997 Clifford Bartlett/Ann Ridler Wir haben uns bemüht, für alle Texte die entsprechenden Inhaber der Rechte zu ermitteln. Sollten dennoch Ansprüche offen sein, bitten wir um Benachrichtigung.
sashawaltz.de
sasha waltz & guests