17 minute read
SCAN ME!
Schenk uns ein Bild ... ... und wir schenken dir eine Ausstellung!
AI - Eine Stadt wird QR-atiert #digitalexhibition | OFFIS feat. TECHNICAL BALLROOM 13. & 14. Mai | jeweils 10 – 14 Uhr | Exhalle
Aufgepasst! Hier schlummert die einmalige Chance, selber Künstler:in einer Ausstellung zu werden. Über den QR-Code könnt ihr uns ein Foto schenken: egal ob Lieblingsmoment, Lieblingsort oder Schnappschuss. In der Ausstellung selbst trefft ihr auf eine Artificial Intelligence, die aus der so entstandenen Oldenburger Bildersammlung für jede:n Zuschauer:in eine persönliche und einmalige Ausstellung kuratiert.
Von Ani Withöft und Kevin Barz
Überraschung gelungen!
Flashmob im Einkaufsland Am 31. März haben der Opernchor, der Extrachor und der Kinderchor des Oldenburgischen Staatstheaters die Besucher:innen des famila Einkaufsland Wechloy mit einem Flashmob überrascht. Der überaus gelungene Auftritt wurde von Sat1 und NDR aufgezeichnet.
Auch die Mitarbeiter:innen des Staatstheaters freuen sich immer wieder, wenn sie in unserer Büchertauschzelle vor dem Haupteingang Besonderes entdecken:
Manchmal findet man neben Antiquarischem auch Brandaktuelles in der Bücherzelle: ‚Vor aller Augen heißt der erst kürzlich erschienene Erzählband der Dramatikerin Martina Clavadetscher.
In ihrem ungewöhnlichen Buch leiht die Schweizer Autorin jenen Frauen ihre Stimme, die wir seit Jahrhunderten kennen, die aber nie auch nur ein Wort sagen durften. Frauen, die uns von weltbekannten Gemälden herab anschauen. Frauen die häufig nicht einmal einen Namen haben durften. Sie heißen nur Mädchen mit dem Perlenohrring‘ (eigentlich Maria Vermeer), Dame mit Hermelin‘ (Cecilia Gallerani) oder ‚Badende Frau (Hendrickje Stoffels).
In 19 kleinen Ich-Erzählungen deckt die Autorin Biographien von Frauen auf, die oft so viel mehr waren als die Künstlermusen oder Aktmodelle, zu denen man sie später erklärt hat. Indem sie diese Lebensgeschichten erzählt, gibt Martina Clavadetscher diesen Frauen ihre Persönlichkeit wieder und feiert dennoch die Gemälde, auf denen sie verewigt wurden. Ein ganz besonderer Streifzug durch die Kunstgeschichte.
Wie viele Komponistinnen kennen Sie? Brauchen Sie zum Abzählen beide Hände oder reicht Ihnen eine? Betrachtet man die europäische Musikgeschichte, so sucht man oft lange nach weiblichen Namen. Warum kennen wir so wenige Komponistinnen?
Eine weibliche Musikgeschichte wäre in vielerlei Hinsicht die Geschichte über das Zusammenfallen von Privilegien und das Überwinden gesellschaftlicher Hürden, denn: Ein außergewöhnliches Kompositionstalent allein reichte nicht für Erfolg. Viele erfolgreiche Komponistinnen stammten aus Musiker:innenfamilien, Adel, Bildungsbürgertum o. ä., wodurch ihnen eine musikalische Ausbildung überhaupt erst möglich war und sie Zugang zum Konzertleben hatten. Häufig wirkten sie als Interpretin und Komponistin in Personalunion in Communities, in denen komponierende Frauen zum Alltag gehörten: der Hof der Medici in Italien, Salons in Berlin, der Hof des Sonnenkönigs in Frankreich etc.
Zu wie viel Ruhm und Anerkennung es diese Komponistinnen bringen konnten, zeigen Barbara Strozzi und Marianne von Martinez: Keiner ihrer Zeitgenossen hatte so viele Werke publiziert wie Strozzi; Martinez wurde in die exklusive Accademia Filarmonica di Bologna aufgenommen und ihre Werke neben denen von Mozart und Haydn gespielt. Doch in der Musikgeschichtsschreibung tauchen ihre Namen selten auf. Der Verlust dieser
Frauen ist einem Mix aus Sexismus und der (praktikablen) Realität geschuldet. Von Strozzis Zeitgenossen Francesco Cavalli ist eine Vielzahl an Werken erhalten: Er hatte als Maestro di Capella des San Marco in Venedig sowohl das Geld als auch den Einfluss, etwas inhärent Männliches wäre – ein Talent, das Männlichkeit verlangt. Eine komponierende Frau wurde als etwas Abnormales, Unnatürliches und z. T. sogar als sexuelle Gefahr wahrgenommen. Als 1919 Rebecca Clarkes Bratschensonate einen wichtigen kein Handwerk, das man lernen und verfeinern kann.
Komposition war ein MännerClub – und nur wenige Frauen durften dort mitmachen. Jede Komponistin war sich bewusst, dass ihre Werke nicht unabhängig wältigende Gewicht einer unbestreitbaren Überlegenheit, wenn sie über die hausbackenden Kompositionen ihrer Kollegen triumphieren wollte.“ um dafür zu sorgen, dass seine Werke archiviert und tradiert wurden. Strozzi hatte diese Möglichkeiten nicht, obwohl ihre Musik damals deutlich populärer war. Alle ihre Werke hat sie aus eigener Kraft publiziert – ohne die Unterstützung der Kirche oder adliger Patronen. Nach ihrem Tod gerieten sie lange in Vergessenheit.
Besonders im 18. und 19. Jahrhundert wurde der Gedanke gestärkt, dass Kompositionstalent
Wettbewerb gewann, wurden viele Fragen gestellt: „Wurde das Stück eigentlich von Ernest Bloch oder Maurice Ravel geschrieben und unter einem Synonym eingereicht? Wie konnte eine Frau so ein formal strenges und dennoch kraftvolles Werk schreiben?“ Die musikalische Begabung der amerikanischen Komponistin Amy Beach wurde wiederum auf „weibliche Intuition“ (in Abgrenzung zum männlichen Genie) zurückgeführt: Ihr Talent wäre ein nahezu himmlisches Geschenk; von ihrem Geschlecht gesehen werden würden. Als Lili Boulanger 1913 mit ihrer Kantate ‚Faust et Hélène‘ als erste Frau den Prix de Rome gewann, schrieb ein Kritiker: „Dabei war es keineswegs die Galanterie der Juroren, die ihr den Sieg erleichtert hat; im Gegenteil: […] Die Frauenfeindlichkeit der Jury war bekannt. […] Aus diesem Grund hörten sie der weiblichen Kantate […] mit unbarmherziger Aufmerksamkeit zu. Und das wiederum verlangte von der Frauenarbeit das über-
Musikvermittlung als Grundstein
Viele Komponistinnen gaben die Musik auf – zermürbt durch die Macht der Gesellschaft, sie zum Schweigen zu bringen. Sie wussten nicht, wie viele vor ihnen vorher schon da waren, und mussten sich immer wieder aufs Neue den Weg freikämpfen. Die Komponistinnen, die nicht aufgaben, waren wiederum pragmatisch. Sie strebten keine weibliche Musiktradition an, wie die Kulturhistorikerin Anna Beer erläutert: „Sie schrieben, was sie schreiben konnten, wann sie es konnten. Wenn es ihnen erlaubt war, nur Sakralmusik zu schreiben, dann schrieben sie Sakralmusik. Wenn nur Lieder, dann Lieder zu Dutzenden. Und wenn es gegen alle Wahrscheinlichkeit war und ist, eine Komponistin zu sein, dann ist es bezeichnend, wie es einzelne Frauen gegen alle Widrigkeiten geschafft haben, sich trotzdem zu behaupten.“ Die internationale Enzyklopädie der Komponistinnen hat heute über 6000 Einträge – und trotzdem stehen ihre Namen oft nicht auf Konzertprogrammen. Wird Zeit, dass es sich ändert! SK
Begleitend zum Sinfoniekonzert gibt es eine Doppel-Ausstellung im Günter-Goldschmidt-Foyer zu vergessenen westeuropäischen Komponistinnen und verfolgten Musikerinnen aus Afghanistan.
Musikvermittler Felix Schauren über die Angebote des Staatstheaters für junges Publikum und die Kooperation mit Schulen oder im Sinfoniekonzert können wir einen Raum für ästhetische Erlebnisse mit Musik öffnen. Für manche Kinder sind das sehr eindrucksvolle Erfahrungen und im Idealfall wirkt sich der Opernbesuch auch motivierend auf den Musikunterricht aus. Außerdem fehlen die Vorgaben durch den Lehrplan und die Pflicht zur Bewertung.
Welche Rolle hat die Musikvermittlung in deinem eigenen Werdegang gespielt und wie kommt man auf eigentlich auf den Beruf des Musikvermittlers?
Ich hatte das Glück, in einem musikalischen Elternhaus aufzuwachsen, und durfte an der Musik-schule Koblenz viele Instrumente lernen. Dadurch konnte ich von den Vermittlungsangeboten der Rheinischen Philharmonie Koblenz profitieren, was meine Leidenschaft für klassische Musik entfesselt hat. Als Trompetenschüler durfte ich in Patenschaftskonzerten, die wir in dieser Form auch hier in Oldenburg haben, große sinfonische Literatur mit den Profis spielen.
An meiner Schule hingegen gab es keine Anbindung an das – nicht weit entfernte – Staatstheater Koblenz und ich war der einzige Musiker in meiner Klasse. Sehr schade. Später habe ich Trompete, Dirigieren, Schulmusik und Neue Musik studiert und kann heute als Musikvermittler alles, was ich gelernt habe, zur Anwendung bringen und neu verknüpfen. Ohne mein Elternhaus wäre ich nicht auf diesen Weg gekommen, daher ist mir die Zusammenarbeit mit Schulen ein ganz besonderes Anliegen.
Welchen Stellenwert nimmt die Zusammenarbeit mit Schulen innerhalb der Angebote der Musikvermittlung ein?
Die Kooperation mit Schulen spielt eine zentrale Rolle in unserem Angebot, denn erst durch die Schulen können wir wirklich alle Kinder und Jugendlichen erreichen und sie für die Musik begeistern.
Wie unterscheidet sich denn das Angebot der Musikvermittlung vom regulären Musikunterricht?
Im schulischen Arbeiten fehlt das Live-Erlebnis klassischer Musik, das über das Klassenmusizieren und das Vorspielen der Lehrkraft hinausgeht. Unsere Ensembles bringen klassische Musik von höchster Qualität auf die Bühne und dieses Konzerterlebnis ist durch Nichts zu ersetzen. Das haben wir durch die Pandemie eindrücklich erfahren. In der Oper
Das schafft Freiräume, oder? Ja, absolut. Wir müssen in unseren vorbereitenden Workshops am Ende keinen Leistungsstand erheben, dafür müssen wir für die Musik begeistern und die Schüler:innen möglichst gut auf den Opern- oder Konzertbesuch vorbereiten. Denn ohne diese Vorbereitung kann ein erster Opernbesuch zur Reizüberflutung werden.
Was erwartet die Schüler innen und Lehrkräfte in den vorbereitenden Workshops?
Zunächst leisten die Lehrkräfte mit ihrem Unterricht den größten Beitrag zur Vorbereitung. In unseren 90-minütigen Workshops wollen wir Musikvermittler die Kinder und Jugendlichen anhand theatraler Mittel mit den Inhalten und den Inszenierungsansätzen bekannt machen. Nach einigen Spielen zur Hörsensibilisierung möchten wir die Schüler:innen durch das Hören in Kombination mit Bewegung und dem eigenen Musizieren mit der Musik in Berührung bringen. Dabei steht das sinnliche Erfahren im Zentrum und wird durch das Wissen über Musik ergänzt. Im Idealfall erleben die Schüler:innen die Musik als etwas, das auch ihr Leben bereichern kann. Unsere vorbereitenden Workshops können in Kombination mit einem Opern- und Konzertbesuch oder mit dem Besuch einer Generalprobe gebucht werden. Alle Generalproben der Sinfoniekonzerte und Opernproduktionen können nämlich von Schulklassen kostenfrei besucht werden.
Welche Angebote für Schulen gibt es über den Opern- und Konzertbesuch hinaus?
Altbewährt bieten wir die Klangwerkstatt sowie einige neue Werkstätten für Grundschulen an. Das sind Formate, in denen die Kinder die klassischen Instrumente kennenlernen und im Falle der Klangwerkstatt auch in eine Orchesterprobe hineinschnuppern. In und um Oldenburg touren wir erneut mit dem mobilen Staatsorchester (O*Mobil) durch die Schulen und mit unserer neu- en mobilen Klangwerkstatt (K*Mobil) konzertieren Antonio Planelles und ich als Musikvermittler-Duo in Grundschulen. Nach den Schulkonzerten können die Kinder jeweils die mitgebrachte Instrumentensammlung ausprobieren. In der Neuauflage von #Klassik – einer Kooperation mit der Integrierten Gesamtschule Flötenteich, der Jugendkulturarbeit und der Universität Oldenburg – wird sich in der kommenden Spielzeit alles um Ludwig van Beethoven drehen. Hier entwickeln die Schüler:innen gemeinsam mit allen Kooperationspartnern einen ganzen Musiktheaterabend. Darüber hinaus haben wir natürlich Theaterführungen im Angebot.
Was würdest du dir für die Zukunft wünschen? Ich würde mir noch mehr Annäherung und Austausch zwischen den Schulen und der Oper wünschen. Ich möchte alle Lehrkräfte ermutigen, unsere Angebote zu erkunden und mit ihren Schüler:innen — die überrascht sein werden, wie aktuell und fesselnd Oper sein kann — den Sprung ins Unbekannte zu wagen.
Lotta Müser (FSJ Kultur, 21 Jahre) und Hanna Puka (Leiterin der Theatervermittlung) im Gespräch über ihre theaterpädagogische Arbeit ‚Am Weltenrand‘
Wir haben uns mit der Frage auseinandergesetzt, in welche Welt wir geboren wurden und wie wir die Welt bei unserem Tod hinterlassen werden. Was waren für dich spannende Erkenntnisse?
(Lotta) Es war sehr spannend, den Personen des Clubs zuzuhören, wie sie sich und ihre Welt wahrnehmen. Die wichtigste Erkenntnis war, wie viel Kraft es braucht, um aus seiner Welt aufzutauchen und einen Blick für die große Welt zu haben. Ich bin mehr geprägt von meiner Generation, als ich denke. Im Probenprozess habe ich erlebt, wie ähnlich die Ansichten der Leute einer Generation waren. So wurde es irgendwann zu einem Spaß, dass zum Beispiel alle, die in den 90ern geboren wurden, unbe- dingt reisen wollen. Ich bin 2002 geboren und möchte nicht so viel reisen. Wohin auch?
Worum geht es in dem Stück? Und wie proben wir?
(Hanna) Das Stück handelt von uns Menschen: hat der Mensch auf dieser Erde noch eine Zukunft oder wird seine Ära irgendwann zu Ende gehen, so wie einst die Dinosaurier ausgestorben sind? Das ist unser Gedankenkonstrukt, an dem wir uns szenisch abarbeiten. Wir versuchen, dabei unsere eigenen Grenzen auszuloten und wenn wir nicht weiterwissen dranzubleiben. Ein lohnender aber anstrengender Prozess. Das persönliche und offene Miteinander ist hierbei unabdingbar, jede:r bringt sich mit seinen Erfahrungen, Ideen und Gedanken ein. Es wird ein sehr persönlicher, poetischer, aber auch humorvoller Abend, trotz des ernsthaften Themas.
Was assoziierst du mit dem Titel Am Weltenrand ?
(Lotta) Eine reflektierte Haltung. Wenn ich am Rand stehe, kann ich nach unten blicken und zurück, ich habe einen guten Überblick. Andererseits bin ich am Rand der Welt am Ende angekommen. Kann ich noch einmal zurück? Möchte ich das? Außerdem geht mir das Bild von lachenden, sitzenden Menschen am Weltenrand nicht aus dem Kopf.
In der Vergangenheit gab es immer wieder Anlässe, wo die Menschheit sich in Endzeitfantasien verloren hat? Hast du das Gefühl, dass wir das aktuell tun? Wie ist der Blick in die Zukunft? (Lotta) Ich kann mich sehr genau an Freitag, den 13ten im Frühjahr 2020 erinnern. Daran wie uns gesagt wurde, dass wir nicht mehr zur Schule kommen müssen, daran, wie wir uns anfangs gefreut haben, zuhause bleiben zu können und daran, wie ich dachte, dass ich jetzt Teil bin eines historischen Ereignisses. Ich habe nicht geglaubt, dass jetzt die Katastrophe kommt. Aber die schlechten Nachrichten haben sich in letzter Zeit angehäuft, und die drohenden Auswirkungen des Klimawandels kommen erst noch. Ich kann gut verstehen, dass eine Endzeitstimmung aufkommen kann. Soll ich mir Vorräte anschaffen, damit ich im Ernstfall ein wenig länger überlebe als meine Nachbarn? Ich habe keine Vorräte. Ich bin nicht in Endzeitstimmung. Obwohl mir die Klimabewegung was Anderes deutlich macht. Ich möchte mich nicht wegen Katastrophenangst verkriechen. Ich möchte etwas tun, um sagen zu können, dass wir die Katastrophe verhindert haben.
Bist du bereit für die Zukunft?
Für deine Zukunft als Kind der Generation Z? Und du Hanna, als Kind deiner Generation Y?
(Lotta) Ich habe große Lust auf die Zukunft. Ich bin neugierig, was meine Generation auf die Beine stellen wird. Im Austausch mit anderen Generationen habe ich aber gemerkt, dass meine Generation die Welt ebenso wenig retten kann wie die Friedensbewegung in den 1970ern. Müssen wir diese Welt retten? Oder sind wir damit zufrieden, dass sich zukünftig Jugendliche in ihrer Mottowoche verkleiden und mit Klima-Protest-Schildern an die Vergangenheit ihrer Eltern erinnern. Es wird nicht leicht.
(Hanna) Wir haben keine andere Wahl, als unsere Welt zu einer besseren zu machen. Ich wünsche, dass uns das gelingt. Das sind wir uns und unseren Kindern schuldig. Ich versuche bei mir anzufangen, die Reflektion der eigenen Lebensumstände ist für mich dabei der Schlüssel. Wir müssen unsere westlichen Gewohnheiten überdenken.
Du darfst dein Leben ändern Erwachsenenclub
Die Stückentwicklung ‚Du darfst dein Leben ändern‘ hat am 13.05 Premiere. Ich sitze hier mit der Regisseurin Pia Donkel und Teilnehmerin Karin Meyer.
Pia, was ist die Grundidee des Stückes?
Die Grundidee ist die Frage danach, was wir schon mitbringen, wenn wir in diese Welt geboren werden. Und auch, was wir eventuell an unsere Kinder weitergeben. Möglicherweise sogar auch an unsere Enkelkinder oder noch weiter. Die Epigenetik befasst sich mit der Tatsache, dass nicht nur Äußerlichkeiten weitervererbt werden, sondern auch Traumata sich in den Genen festschreiben können. Wir haben uns insbesondere mit der Frage beschäftigt, ob wir veränderbar sind und was wir dafür brauchen. Das Stück hat einen Showcharakter, quasi „die Show des Lebens“, aus dem die Figuren auf der Bühne auch ausbrechen, um teilweise brutal ehrlich und persönlich zu werden.
Wie ist denn die Gruppe aufgebaut?
Wir haben eine große Altersmischung von 20 bis 69. Zweimal haben wir tatsächlich intergenerative Paare, also Kind mit Elternteil dabei. Und wir haben das Glück, auch noch eine Inderin aus Aureville dazu gewonnen zu haben, die aus der Ferne teilnehmen wird. Diese wundervollen Menschen, die sich seit Oktober auf die große Reise begeben haben und so viel Freude machen, muss man einfach sehen. Das wird eine große Sause!
Karin, du bist Teilnehmerin des Clubs und wirst auf der Bühne zu sehen sein. Ich freue mich sehr, dass du hier bist. Magst du erstmal ein paar Worte zu dir selbst sagen?
Mein Name ist Karin Meyer und ich bin 65 Jahre alt. Ich bin seit eineinhalb Jahren berentet und war vorher Frauenärztin. Ich habe einen Mann und zwei erwachsene Kinder.
Welche Kindheitserinnerung hat dich besonders geprägt?
Nach welchen Kriterien wird entschieden, ob sich ein Kostüm zum Verkauf eignet oder nicht?
Wenn man weiß, dass das Stück abgespielt ist und nicht mehr aufgeführt wird, kann man sagen: „Okay, das brauchen wir nicht mehr.“ Oft bewahren wir Kostüme aber auch auf, wenn sie dazu geeignet sind, in einem späteren Stück wiederverwendet zu werden oder sich als Probenkostüm eignen. Dafür gibt es ja den großen Fundus.
Aus welchen Stücken werden die Kostüme am 13.05. verkauft?
Sind sie aus allen Sparten?
Wir haben Kostüme aus ‚Der gestiefelte Kater‘, ‚Pinocchio‘, ‚Der Räuber Hotzenplotz‘, ‚Spamelot‘, ‚Macbeth‘, ‚Carmen‘ oder zum Beispiel dem Ballett ‚Dornröschen‘ – alle Sparten sind vertreten. Kostüme aus dem Schauspiel sind manchmal ein bisschen abstrakter und werden deshalb vermutlich so schnell nicht mehr auf der Bühne eingesetzt! Deshalb ist da die Auswahl wahrscheinlich größer. Grundsätzlich gilt: Jedes Stück ist anders, jedes Stück ist einzigartig.
Welches ist das älteste Stück, bzw. das neueste Stück, das zum Verkauf steht?
Das lässt sich jetzt noch gar nicht sagen. Wir gehen erst noch zum Fliegerhorst, unserem externen Lager, dort müssen wir nochmal aussortieren und alles durchgehen. Aber ich kann jetzt schon sagen, dass wir eine große Auswahl unterschiedlichster Kostüme haben werden. Der Kostümverkauf dürfte auch für Schultheater oder freie Theatergruppen sehr interessant sein.
Können die Kostüme vor Ort anprobiert werden?
Natürlich. Es soll ja schließlich auch passen! Die Leute sollen Spaß haben und mit einbezogen werden. – Das wird schön!
Das Gespräch führte Hannah Thiel.
Literaturrätsel
Erkennen Sie diese Figur aus einem Stück im November? Aber Achtung: Die Sicht des Textes ist sprachlich angepasst und ahmt nicht den dichterischen Tonfall nach. Die Lösung finden Sie auf der letzten Seite.
Sehr geehrter Professor Neutra, ich weiß nicht, ob Sie sich noch an mich erinnern, aber wir hatten uns vor einigen Jahren kennengelernt, als sie einen Gastvortrag in der Veranstaltungsreihe ‚Praxis für die Lehre‘ hielten. Ich war damals eigentlich gar nicht mehr in der Vorlesung, aber als ich Ihren Namen auf dem Plakat gesehen hatte, war mir klar, dass ich zu Ihren Vortrag kommen musste.
Damals war ich gerade auf der Suche nach Inspiration für die anstehende Semesterarbeit gewesen und Ihr Vortrag über Ihren eigenen Weg vom ersten großen Auftrag zum Bau von Apartmenthäu- sern hin zum souveränen Umgang mit Glas und Stahl – dieser besondere Umgang mit dem Fokus auf Wohnraum war eine wahre Bereicherung für mein Studium. Es war eine wahre Epiphanie für mich! Mein damaliger Entwurf für die Semesterarbeit griff Ihre Grundsätze des lichtdurchlässigen Gebäudes und der schlichten, aber stilvollen geometrischen Formen auf.
Bei meiner ersten Anstellung nach dem Studium wussten meinen Vorgesetzen diese Denkweise nicht zu würdigen, aber nun habe ich privat die Chance, diesem Entwurf Leben einzuhau- chen. Ich hatte vor einiger Zeit mal ein Bürogebäude mit Gastronomieoption für die Scherendorfstiftung entworfen und einer der Mitarbeiter, mit dem ich dort auch eine gute Verbindung hatte fragte mich für einen Entwurf für eine Baugemeinschaft an.
Natürlich ist es in einer Baugemeinschaft mit dem sozialen Gefüge nicht ganz einfach, gerade wenn man aus ganz unterschiedlichen Ecken kommt. Aber die Mischung macht es eben und wir sind alle guter Dinge. Ästhetik ist natürlich auch immer Problemlösung. Räume bestimmen Menschen, und die Räume, die ich entworfen habe, sind transparent und großzügig. Räume können Menschen verändern. Das Haus wird eine transparente Optik haben, die gläsernen Fronten und Balkontüren gehören da natürlich zum Gesamtkonzept! Die Offenheit dieser Bauweise spiegelt auch die Offenheit dieser Menschen zueinander im Äußeren wieder –wie sie gemeinsam bauen und leben wollen – natürlich in vollkommen voneinander getrennten Wohnungen. Ich habe natürlich nicht vergessen, was Sie in Ihrem Vortrag damals nochmal herausgestellt hatten: Ich zwinge diesen Menschen keinen Entwurf auf! Alle können den Grundriss ihrer
Das klingt nach einem sehr umfangreichen Thema. Wie habt ihr denn dazu gearbeitet? Ich habe versucht, möglichst frei zu denken und das Inhaltsfüllende der Gruppe zu überlassen. Ich glaube, je mehr Freiheit der Mensch im Spiel bekommt, desto mehr kann er über seine eigenen Grenzen hinaus gut sein auf der Bühne. Wir haben also viel gespielt und improvisiert.
Wenn dein Leben ein Boxkampf wäre, welche Einlaufmusik würde für dich spielen?
„We are the champions!“
Welches äußere Merkmal hast du von einem Familienmitglied geerbt?
Die Statur eher von meiner Mutter. Aber die Gesichtszüge habe ich eher von meinem Vater geerbt, vor allem die Nase und die relativ hohe Stirn.
Eine ganz schöne Zeit bei meinen Großeltern auf dem Land mit einer unglaublichen Freiheit. Als Kind bin ich dort den ganzen Tag rumgestromert. Wir haben damals eigentlich in Hannover gelebt und das war eben das absolute Kontrastprogramm. Auch heute kann ich etwaigen Stress draußen in der Bewegung abreagieren und das ist immer noch ein Rückzugsort für mich. Da fühle ich mich ganz stark.
Passend zu dem Titel eures Stückes ‚Du darfst dein Leben ändern‘ frage ich mich: Gibt es etwas, was du verändern möchtest?
Ich habe in dem Stück ein fiktives Enkelkind namens Maja. Ich möchte Maja mit großer Freiheit und großem Wohlwollen beglei- ten. Die Maßstäbe meiner Generation, dass Leistung und ein lukrativer Beruf an 1. Stelle stehen, möchte ich nicht weitertragen.
Auch für meine Kinder, weil ich selbst auch in indirekter Form Druck ausgeübt habe. Weil ich einfach selbst gar nicht frei war. Und wenn man selbst nicht frei ist, kann man dem anderen auch keine Freiheit zeigen.
Welchen Toten würdest du gerne wieder sehen und welche Frage würdest du stellen?
Eine meiner besten Freundinnen hat sich vor vier Jahren in einer schweren Depression das Leben genommen. Ich habe sie auch noch vier Wochen vor ihrem Tod gesehen und ich habe von der Schwere der Depression nicht gewusst. Ich würde sie gerne fragen: „Warum hast du nichts gesagt?“
Danke für diese Einblicke! Ich bitte dich nun zum Schluss folgende Sätze zu beenden: Als ich geboren wurde … 1957, gab es eine ganz große Aufbruchstimmung in Deutschland. Jeder kann alles erreichen. Das war der Zeitgeist. Es ist 2023 … und mir geht’s richtig gut!
Weil ich gelebt habe ... haben viele junge Mädchen, auch mit körperlicher oder geistiger Behinderung, keine Angst davor, zum Frauenarzt zu gehen. Das Interview führte Theresa Rohde.
Kulturelle Aneignung und Ethik der Appropriation
Diskursgewitter mit Wilma Nyari und Jens Balzer
Wohnung selbst entscheiden. Natürlich ist aber die Quadratmeterzahl durch das eingebrachte Kapital mitbestimmt, was diesen Prozess für einige einfacher macht als für andere.
Ich habe gehört, dass Sie demnächst wieder in unserem Büro vorbeischauen, um mit den Seniorpartnern einiges zu besprechen, vielleicht hätten Sie auch Interesse, meinen Entwurf zu sehen? Es wäre mir eine große Ehre!
Wilma Nyari ist in Frankfurt am Main aufgewachsen, Mutter und Großmutter, ausdrucksstarke Künstlerin und Mitbegründerin der Initiative Schwarzer Menschen (ISD) in Deutschland. Die Initiative wurde 1985 gegründet, ist somit die älteste Selbstorganisation von und für Schwarze Menschen in Deutschland und vertritt ihre Interessen in Gesellschaft und Politik. Die Themen Alltagsrassismus, Anti-Schwarzer Rassismus, rassistische Gewalt und Polizeigewalt sind zentrale Schwerpunkte der Arbeit. „Schwarzer Widerstand ist für uns in erster Linie ein Kampf um die Wahrnehmung dieser Perspektiven“, so heißt es auf der Website der ISD. Auch das Leben von Wilma Nyari ist geprägt von Anti-Schwarzem Rassismus und Mikroaggressionen im Alltag. Als Tochter einer ungarischen Romnja kennt sie aber auch viele unterschiedliche Perspektiven. Im Gespräch betont Nyari, dass es bei Diskriminierungserfahrungen keine Wahl gibt: „Ein Vorteil der weißen Dominanzgesellschaft ist es, dass sie das Privileg genießen, jederzeit wählen zu können, was sie sagen, wie sie es sagen und wann sie es sagen. Dadurch bestimmen sie oft Diskurse, weil sie in der hierarchischen Struktur oben stehen.“ So haben weiße beispielsweise die Wahl, durch Blackfacing oder andere Formen der Aneignung diskriminierende Praxen zu wiederholen. Das kann für diese Menschen eine positive Transformationserfah- lichkeit weißer ist, zu wählen. Aber auch, weil solche Formen der Aneignung als Tarnung benutzt werden. Schwarze Kulturpraktiken werden da übernommen, wo Künstler:innen denken,
Diese Möglichkeit zur Distanzierung ist ein weiterer Ausdruck der Möglichkeit zu wählen, um die es Wilma Nyari geht. Kulturelle Aneignung geht oft damit einher, dass der Ursprung einer rung bedeuten, wie es Jens Balzer in seinem Essay ‚Ethik der Appropriation‘ darstellt, ist für Wilma Nyari aber grundsätzlich rassistisch: Weil es auf historische rassistische Praxen zurückgreift und weil es ein Symbol für die Mög - sie könnten damit nicht nur erfolgreich sein, sondern auch finanzielle Gewinne erzielen. Aber sie werden wieder abgelegt und es wird eine Distanzierung hergestellt, wenn die Gefahr besteht, sie könnten doch nicht gefallen.
Kunstform unsichtbar gemacht wird und so wiederum Marginalisierung hergestellt wird. „Und das hat System“, sagt Nyari. Mit ihrer Position und Perspektive wird sie Jens Balzer beim Diskursgewitter am 04. Mai in der
Exhalle konfrontieren. Ihre Kunst ist für Nyari auch ein Ausgleich, „um sich von toxischen alltäglichen Normen und Werten zu distanzieren“. Sie arbeitet mit dem Handy; „Handymetamorphosen“ nennt sie ihre Werke. Häufig fotografiert sie menschengemachte Strukturen, die abblättern oder zerfallen. „Der Mensch will bestimmen, wie etwas aussieht, indem er beispielsweise Farbe auf einen Zaun aufträgt“, so beschreibt sie die Strukturen, die ihre Arbeit darstellt, „dann kümmert er sich nicht darum und ehe er sich’s versieht, blättert die Farbe ab. Das bedeutet auch Widerstand und dass die Natur sich etwas zurückerobert.“ Und es gibt auch eine gesellschaftliche Lehre, die für Wilma Nyari aus dem Bild des Zauns folgt, dessen Farbe abblättert: „Es ist ein Geben und Nehmen. Wir müssen einander anerkennen, vielleicht auch mehrere Schichten von Farbe nebeneinander stehenlassen.“ VK AnEntEignung als Gewaltverhältnis 04.05., 20 Uhr in der Exhalle
Thorsten Lange schreibt für das Kulturbüro der Stadt Oldenburg. Als Gastautor wirft er an dieser Stelle regelmäßig einen Blick auf Ereignisse und Entwicklungen in der Szene.
Ab und zu habe ich einen Gedanken, der mich stets aufs Neue fasziniert. Und zwar stelle ich mir vor, ich wäre eine andere Person und würde mein Leben von außen betrachten, unwissend und unvoreingenommen. Was würde ich sehen? Wie würde ich all diese Dinge erleben, die für mein reales Ich Alltag und Routine sind, für diese außenstehende Person aber neuartig und ungewohnt?
Eine spannende Frage, die immer