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INHALT Meine Stadt, mein Leben, mein KOMPASS

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DOC SCHRÖTER

DOC SCHRÖTER

S T A D T LEBEN

MEINE STADT MEIN LEBEN MEIN KOMPASS MÄR 16

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20.00 Uhr Stadthalle, Zwickau Torsten Sträter

INHALT

STADTLEBEN

THEMA 28 KULTURELL UND KÜNSTLERISCH Emanzipation vom Klischee 32 MADELINE HUMMEL Kleiner Laden - ganz viel Herz 34 HOSE RUNTER! Porträt einer Lebensgeschichte

VERANSTALTUNGEN 40 PROMOTION Aktuelles aus der Region 46 DIE HIGHLIGHTS DES MONATS

MÄR 19

20.00 Uhr Malzhaus, Plauen Wellbad

KUNST UND KULTUR 48 KREATIVE PROZESSE Elektronische Klänge und stille Momente 52 DRUCKGRAFIK IN SACHSEN Von Zwickau nach Chemnitz und rund um den Globus 54 WAS EIGENTLICH IST KULTUR? Ein Wertstoff ganz besonderer Art

Tipp des Monats

Der Meister der Extravaganz Andy Warhol

Ohne Andy Warhol ist Pop-Art kaum zu denken. Nun geht die Ausstellung »Andy Warhol - Pop Art Indentities« auf Spurensuche nach der Person hinter dem Künstler.

APR 02

19.00 Uhr AJZ-Talschock, Chemnitz Drangsal

EMANZIPATION VOM KLISCHEE

WIE SICH IN DER KLEINEN BERGSTADT SCHNEEBERG VERMEINTLICH DIE ZEIT ENTSCHLEUNIGT

In goldene Sonne getaucht, ziehen an den Autoscheiben die Häuser vorbei, immer im Blickfeld des erhabenen Turms der St.-Wolfgangs-Kirche. Doch auch wenn sonst so oft die pittoreske Altstadt mit ihren opulenten Barockbauten und dem Glockenspiel im Zentrum des Interesses steht, führt der Weg heute aus dem Stadtkern heraus, geradewegs zum Siebenschlehener Pochwerk. Mächtig türmt sich das Fachwerk mit seinen dunklen Holzfassaden in der Landschaft auf und doch lässt das leuchtende Grün ringsum mitsamt der Katze ein friedliches Bild ländlicher Idylle entstehen.

Heute zumindest, denn jahrhundertelang war hier die Atmosphäre erfüllt von den ohrenbetäubenden Schlägen der Pochstempel, wenn sie das Erzgestein zerkleinerten. An diesem Nachmittag komplettiert der Kaffeetisch der beiden Designerinnen Franziska Heinze und Thekla Nowak die Idylle. Gemeinsam mit Produktdesigner Lars Dahlitz und Holzgestalter Marcus Weber haben sie 2019 in den alten Räumen des Objektes der UNESCO-Welterberegion ihr Atelier und ihre Werkstatt eingerichtet. Alle vier sind Absolventen der Fakultät für Angewandte Kunst in Schneeberg – einem Ableger der Westsächsischen Hochschule Zwickau. Obwohl nur Marcus seine Wurzeln im Erzgebirge hat, entschieden auch Franziska, Thekla und Lars, nach ihrem Abschluss in Schneeberg zu bleiben. Denn viel vermissen die vier Freunde in dem Städtchen mit 15.000 Einwohnern nicht.

TRUBEL IN DER POCHE

Ganz im Gegenteil: Strahlend schwärmen Franziska und Thekla von der Natur vor ihrer Tür und der Möglichkeit, einfach wandern zu gehen. »Die Idylle hat so etwas Beflügelndes und Inspirierendes. In den Großstädten gibt es außerdem schon viele Ateliers und natürlich hat das seinen Reiz. Für uns war es aber gerade der Reiz, dass man hier in Schneeberg eben nicht auf ausgetrampelten Pfaden läuft, sondern etwas Eigenes aus dem Nichts erschafft.« Nur ein Kunstfestival fehlt. Weil sie aber ganz genau wissen, dass in kleinen Orten immer nur das stattfindet, was man selbst organisiert, planten sie den »Trubel in der Poche«. Das hippe Festival fand im vergangenem Sommer im Rahmen der Festtage des 550. Stadtjubiläums statt – inmitten der historischen Kulisse wasserbetriebener Radanlagen, Erzsiebe, Kobaltkammern und Ausschlagstuben. Was auf den ersten Blick fast widersprüchlich scheint, ist genau der Culture Clash, den Franziska, Thekla, Lars und Marcus erzeugen wollen – ein Aufeinandertreffen vermeintlicher Gegensätze, das sich zu einem Feuerwerk künstlerischer Schöpferkraft erheben soll. Ihren ganz eigenen »Kulturkampf« erleben die Designer aber schon länger jeden Tag. Denn lange, bevor sie mit ihren Ateliers ins Pochwerk zogen, lebte hier bereits der einstige Steiger. Heute ist Peter Günther im Ruhestand und genießt im Haus nebenan sein »Leben im Museum«, wie er es selbst scherzhaft nennt. Nachdem er wie Tausende Bergleute zur Wende seine Arbeit verlor, bewarb er sich um eine Stelle bei der Sanierung des Pochwerks.

Kulturell und künstlerisch

Per Culture Clash und mit viel Inspiration werden vermeintliche Gegensätze in Harmonie gebracht.

»Die Idylle hat etwas so beflügelndes und inspirierendes«

1995 eröffnete schließlich das Museum, das er bis zu seinem Ruhestand leitete. Heute teilen sich der alte Herr und seine Frau das Gelände mit den Designern und haben sich sogar mit ihnen angefreundet, erzählt Franziska: »Das ist natürlich eine besondere Freundschaft, auf die wir sehr stolz sind – schon allein wegen des Altersunterschieds. Er und seine Frau haben schnell gemerkt, dass wir es ernst meinen. Das hat uns sehr aneinandergeschweißt. Da kommt er dann schon mal auf ein Stück Kuchen rum oder hält eine Spontanführung. Neulich hat er uns sogar bei der Gestaltung einer Fahne geholfen. Das ist schon eine Art Culture Clash und genau das, was wir mit unserem Festival in einem größeren Rahmen schaffen wollen.«

IDEENTRANSFER: VON SCHNEEBERG NACH SEIFFEN

Wenn die vier nicht gerade gemeinsam das Festival oder Workshops für Kinder und Erwachsene organisieren, gehen sie in der Poche ihren eigenen Projekten nach. Während Textildesignerin Thekla oft am Webstuhl zu finden ist und gerade Babydecken mit Stadtmotiven designt, widmet sich Franziska dem Upcycling. Stolz zeigt sie Shirts, auf denen sie kunstvoll Drucke des Mülls arrangiert, den sie bei ihren Clean-ups findet. Die handgeschöpften Etiketten bestehen aus dem Papier weggeworfener Kaffeebecher. Lars hingegen trifft man am ehesten in der Holzwerkstatt, die in künstlerischem Chaos erstrahlt. Dort arbeitet er gerade an Holzschmuck für sein Label »Larsens«. Nur Marcus ist nicht da, denn er befasst sich am anderen Ende des Erzgebirges in der »Denkstatt« damit, seinen modernen Entwurf von Bergmann und Engel zur Serienreife zu entwickeln.

Szenenwechsel. Ein riesiger Kastanienbaum mit tief hängenden Ästen leitet den Weg auf den Hof der Denkstatt. Wir befinden uns am Rande der Stadt Seiffen – der Stadt, die weit über ihre Grenzen hinaus als Spielzeugdorf berühmt ist. Gerade einmal 2.500 Menschen leben hier, während jedes Jahr 400.000 Touristen in die vielen Schnitzwerkstätten strömen, um die traditionellen erzgebirgischen Figuren, Spielzeuge, Schwibbögen und Pyramiden zu kaufen. Doch die Romantik droht zu sterben. Den Drechslern und Spielzeugmachern fehlt der Nachwuchs. Knapp 130 Kunsthandwerksbetriebe sind in der Seiffener Drechslergenossenschaft organisiert, die Hälfte sucht aus Altersgründen Nachwuchs, der sich nur schwer finden lässt.

NEUE GEDANKEN FÜR DAS SPIELZEUGDORF

Damit das Szenario des aussterbenden Spielzeugdorfes nicht zur bitteren Realität wird, soll die Denkstatt jungen Holzgestaltern den Weg ins Erzgebirge bereiten. Leiter und Initiator Wolfgang Braun hat sich der Aufgabe verschrieben, Studenten und jungen Handwerkern in der hellen, offenen Werkstatt mit seinem Rat und der Erfahrung aus 35 Jahren Holzspielzeugmacherleben zur Seite zu stehen. Dort will er Raum schaffen für Experimente, neue Designkonzepte und Marketingideen. Weil sich die Idee der Denkstatt bei einem Wettbewerb behaupten konnte, fördert der Freistaat Sachsen das Projekt mit 450.000 Euro – ein Anschub zum Generationenwechsel. Wer eine konkrete Geschäftsidee voranbringen möchte, kann ein Vierteljahr mietfrei wohnen und die großzügig ausgestattete Werkstatt nutzen. Dabei müssen die Ideen gar nicht unbedingt dem traditionellen Handwerk entsprechen, wie wir es seit Hunderten von Jahren aus dem Erzgebirge kennen. Denn wie unser Leben dürfen sich auch Kunst und Handwerk weiterentwickeln – das wissen die alteingesessenen Holzspielzeugmacher des Erzgebirges. »Die Tradition des Erzgebirges ist es, sich neu zu entwickeln. Wir wollen nicht alles umkippen. Natürlich soll es weiterhin Nussknacker und Räuchermänner geben. Aber wir wollen neu denken. Die Gedanken sind frei.« Nach dieser Maxime unterstützt Wolfgang Braun mit seiner Expertise auch Marcus Webers Entwurf von Bergmann und Engel mit Bauhaus-Charakter. Entgegen des Originals zieren seine Figuren nur wenige dekorative Elemente, die Farbflächen sind großflächig gestaltet. Dennoch entspricht die Herangehensweise ganz der erzgebirgischen Tradition. Der Entwurf wurde von vornherein seriell gedacht und kann nun von der Seiffener Drechslerei Schalling in Serie produziert werden. Um mehr erfolgreiche Projekte wie dieses zu initiieren, veranstaltet Wolfgang Braun regelmäßig Workshops, Stammtische und Vorträge, um dort die Seiffener Kunsthandwerker mit jungen Manufakturen und kreativen Köpfen, wie Marcus Weber, zusammenzubringen.

»Die Tradition des Erzgebirges ist es, sich neu zu entwickeln«

Ob Holz, Textil oder Metall ...

... Neue Chancen ergeben sich aus der Symbiose von Tradition und Moderne.

Wolfgang Braun ist stolz darauf, dass mit Marcus Webers moderner Variante von Bergmann und Engel nicht mal ein Jahr nach Projektstart das erste serienreife Produkt die Denkstatt verlässt. »Ich will nicht weiter die Defizite benennen, sondern die Chancen sehen«, betont er. Denn wenn etwas in der Natur der Erzgebirger liegt, so ist es die Fähigkeit, umzudenken, sich neu aufzustellen und Platz zu machen für neue Lösungen – sei es in Form innovativen Kunsthandwerks oder eines Festivals, das beweist, dass junge Kunst und modernes Handwerk bestimmt keine Phänomene der Großstadt sind.

Text Magda Lehnert Fotos Magda Lehnert | Regionalmanagement Erzgebirge

KLEINER LADEN, TOLLE MARKEN UND GANZ VIEL HERZ

Wenig rosig scheinen die Zeiten für den klassischen Einzelhandel. Zu groß die Konkurrenz riesiger Onlineplattformen, die Waren aus aller Welt praktisch rund um die Uhr oft zu Schnäppchenpreisen feilbieten? Mitnichten findet Madeline Hummel und eröffnete ihren »Madame Emma« - Laden im erzgebirgischen Herzen von Oelsnitz.

Gerade den Jüngeren unter uns muss er wie ein Relikt aus längst vergangenen Tagen erscheinen: der Tante-EmmaLaden. Dabei waren die kleinen, oft inhabergeführten Geschäfte des täglichen Bedarfes in unserer Kindheit nicht nur omnipräsent, sie erfüllten auch - neben dem »Versorgen mit allem Lebensnotwendigen« einen wichtigen sozialen Aspekt. Sie waren ein Ort der Begegnung, des Miteinanderredens. Doch Zeiten ändern sich. Lebensmittel gibt es heute in Supermärkten, den Rest kaufen wir immer häufiger anonym online. Doch genau diesem Trend will sich die junge Erzgebirgerin Madeline Hummel entgegenstellen. Schon als Kind träumte sie sich beim Spiel in ihren persönlichen Tante-Emma-Laden. Als nun erwachsene »Madame« denkt sie das bewährte, wenn auch leicht angestaubte Konzept vom Gemischtwarenladen neu. Ihr Fokus liegt auf einem kleinen Sortiment regionaler und angesagter Labels: Von coolen Accessoires wie Statement Shopper, T-Shirts, Tücher über handgefertigten Schmuck, Greiflinge, Spieluhren oder Rasseln hin zu Makramees und megaangesagten Trockensträußen findet sich hier alles, was das Shopping-Herz höherschlagen lässt. »Die Idee dahinter ist eigentlich, dass man Handarbeit im Internet gar nicht mit ihrem eigentlichen Wert erkennt. Das Internet ist riesengroß, die Menschen sind reizüberflutet. Deshalb ist es mir ein Anliegen, dass Erzeugnisse, welche in Handarbeit gefertigt werden, auch einen Platz außerhalb des Online-Haifischbeckens bekommen. Und ›Madame Emma« ist so ein Ort, welcher diesen besonderen Labels einen Rahmen bietet, lokal präsent zu sein. Einzukaufen mit gutem Gewissen, umweltbewusst, lokal und stylish mit einem Herz für die ›Handwerker‹«.

Madame Emma

Stilsicher und handverlesen, das Sortiment in Madeline Hummels kleinem Lädchen lässt Shopping-Herzen höherschlagen.

Einkauferlebnis vor Ort

Das Ladengeschäft im Herzen von Oelsnitz öffnete vergangenen Oktober erstmalig seine Pforten.

Zum erlesenen Sortimentskreis gehört neben bereits etablierten Marken wie Kikilou, AURP und Eulenschnitt beispielsweise auch das ebenfalls aus Oelsnitz stammende Label MJUK. »Die Gründerin verschickt ihre gehäkelten Kunstwerke bereits in die ganze Welt, ihre Kunden kommen aus Hongkong, Australien und Neuseeland«, erzählt die 32-Jährige mit kollegialem Stolz. Oft seien diese regionalen Besonderheiten nur wenigen bekannt. Auch »Feder & Konfetti« habe bereits Beachtliches geschafft: »Das Label hatte sich ebenfalls während der Pandemie gegründet, nicht zuletzt um Arbeitsplätze in der Hotellerie zu sichern.« Ihre Spezialität: hochwertige Trockenblumensträuße zu kreieren. In nicht mal einem Jahr wurden hier mehr als 3000 Trockenblumensträuße in alle Welt verkauft. »Genau diese gebündelte Liebe, Wertschätzung und Freude am Produkt wollen wir für unsere Kunden bereithalten und ein Zeichen gegen die Massenindustrie setzen – mit Mut zum Handwerk. Unter dem Motto: Es muss von Herzen kommen, was auf Herzen wirken soll.«

Ganz ohne »World Wide Web« geht es aber dann doch nicht. Zwar verzichtet man ganz bewusst auf eine eigene Webseite oder Facebook-Präsenz, dafür spricht man die eher junge oder jung gebliebene Zielgruppe mittels Instagram an. Mit überraschendem Erfolg, wie Madame Madeline klarmacht: »Ich bin fest der Überzeugung, wenn es Instagram nicht gäbe, wäre auch Madame Emma nicht dort, wo es jetzt gerade ist. Das war uns wirklich eine unglaubliche Hilfe. Es wird sehr, sehr gut angenommen. Anfänglich dachte ich, dass ich vielleicht mal ein, zwei Kunden am Tag haben werde. Aber jetzt ist es mittlerweile so, dass wir teilweise Wartezeiten von bis zu einer halben Stunde - bedingt durch die aktuellen Einlassbeschränkungen – haben und die Leute wirklich weite Strecken auf sich nehmen. Und das Einzugsgebiet ist groß, die Kunden kommen aus Zwickau, Chemnitz, Aue zu uns. Das ist für mich nicht selbstverständlich. In der Weihnachtszeit hatten wir sogar Käufer aus Halle und Leipzig bei uns im Laden.« Doch nicht nur Instagram zeige Wirkung. Wie eine Kundenumfrage offenlegte, dürfe man auch die gute alte »Mund-zu-Mund-Propaganda« nicht unterschätzen, lacht Madeline. »Also wir werden anscheinend auch weiterempfohlen.« Gerade weil ihre Kundschaft noch vornehmlich weiblich sei, ist der jungen Unternehmerin ein besonderes Verkaufserlebnis in bester Erinnerung geblieben: »Wir hatten auch mal zwei ältere Herren, die waren beide um die 75 Jahre alt. Sie haben für ihre ›junge‹ Freundin, eine junggebliebene 80-jährige Dame, ein Tuch bei mir gekauft und sind ganz glücklich aus dem Laden gegangen.« Übrigens sollte der wirklich lohnende Anreiseweg doch etwas zu beschwerlich sein, Madame Emma versendet die Waren auch per Post, eine kleine Anfrage via Instagram reicht aus.

Aber grundsätzlich gelte: Die Menschen wollen gern im stationären Handel einkaufen, davon ist die junge Erzgebirgerin überzeugt. »Ich habe in dieser schwierigen Zeit, wo andere Läden schließen müssen, dieses Projekt gegründet. Und ich habe gemerkt, dass das funktionieren kann.« Wichtig sei es, die Herausforderungen anzunehmen und positiv zu denken. »Ich glaube, wenn man das selber in sich trägt, dann zieht man das Positive auch an. Erst kürzlich habe ich ein unglaubliches Kundenfeedback bekommen, eine Kundin schrieb: ›Danke für die schönen Momente in deinem Laden, es ist einfach ein Herzensort.‹ Da habe ich mich wirklich sehr darüber gefreut, eine bessere Motivation gibt es nicht, wenn Kunden den Laden nicht nur als reines Einkaufserlebnis empfinden, sondern auch eine gewisse Wärme mit dabei ist. Und gerade soziale Kontakte sind den Menschen wichtig, daran glaube ich.«

Text JoKri Fotos Jessica Reinwardt Info www.instagram.com/madame_emma_laden

HOSE RUNTER

MÄRZ IST DARMKREBS-VORSORGE-MONAT

Hätten Sie es gewusst? Jährlich sterben allein in Deutschland 24.596 Menschen an den Folgen einer Darmkrebserkrankung. Dabei kann man kaum einer anderen Krebsart so leicht vorbeugen. Durch Vorsorge und Früherkennung könnten nahezu alle Darmkrebsfälle verhindert oder geheilt werden.

Hand aufs Herz, wann hatten Sie ihre letzte Darmkrebsvorsorge? Lautet die ehrliche Antwort: Noch nie? Damit sind Sie definitiv nicht allein. Gerade in Sachen Darmkrebs und der damit einhergehenden vorsorglichen Darmspiegelung (Koloskopie) winken die meisten ein wenig zu leger ab. Dabei ist Darmkrebs mit durchschnittlich 61.000 Neuerkrankungen pro Jahr die zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland. Männer sind im Übrigen ein klein wenig häufiger betroffen als Frauen. Zugegeben, Darmkrebs gilt als Erkrankung älterer Menschen. Vielleicht gehen wir deshalb leichtfertig davon aus, das kann mich ja nicht betreffen. Ein möglicherweise tödlicher Irrtum, denn Studien zeigen: Immer mehr junge Menschen sind von der vermeidbaren Erkrankung betroffen.

Eine von ihnen ist Claudia Liane Neumann, die heute 34-jährige Wahlberlinerin erkrankte im Alter von 27 Jahren schwer. Mit KOMPASS Stadtmagazin sprach die junge Frau über ihren Kampf ums Überleben und warum sie sich bis heute dem Kampf für mehr Aufklärung verschrieben hat.

KOMPASS: Darmkrebs ist nicht nur in Deutschland leider ein viel zu wenig beachtetes Thema, warum eigentlich?

Claudia L. Neumann: Richtig. Darmkrebs ist nach wie vor die zweithäufigste Todesursache unter den Krebserkrankungen, sprich eine der Topkrebserkrankungen in Deutschland. Aber keiner spricht darüber! Es geht um die Kombination von Ausscheidung und Tod, und das ist der völlige Knock-out für das Thema in der Öffentlichkeit. Unfassbar eigentlich.

Dabei betrifft es, wie Dein Fall ja eindrücklich zeigt, auch immer häufiger junge Menschen. War es bei Dir eine Zufallsdiagnose oder hattest Du im Vorfeld tatsächlich Symptome, die Du schlicht ignoriert hast?

Ja, genauso war es. Ich hatte so über drei oder vier Monate die klassischen Symptome. Ich hatte wechselnde Verdauungsschwierigkeiten: Tagelanger Verstopfung folgten ein, zwei Tage andauernde Durchfälle. Das ist so ein klassisches Warnsymptom. Zuletzt hatte ich auch Blutauflagerungen in der Toilette und auf dem Toilettenpapier und ganz zum Schluss - sprich so zwei, drei Wochen bevor ich endlich zum Arzt gegangen bin, hatte ich dann eben auch Schmerzen beim Sitzen, weil, speziell in meinem Fall saß der Tumor sehr tief, daher kamen die Schmerzen. Ich war zu der Zeit aber gerade von Düsseldorf nach Berlin gezogen und hatte mit meinem Ex-Mann ein Haus gekauft, welches wir sanieren mussten. Also bin ich jede Woche von Düsseldorf nach Berlin gependelt und da ich ja auch von Beruf selbst Krankenschwester bin, habe ich mir eingeredet: ›Na ja, ich sitze jetzt viel, ich trinke zu wenig, ich habe Stress und das hat schon alles seinen Grund. Also, ich habe es sicher nicht richtig entschuldigt, ich hatte aber in jedem Fall für alles eine Erklärung.

Schließlich hat man ja auch einen gewissen Anspruch und vielleicht auch Leistungsdruck, je nach Job, und mit dem Haus wollten wir damals auch fertigwerden. Also habe ich für mich so gedacht: »Mann, wenn du dich da jetzt auch noch drum kümmern musst, dann fehlen dir hier, da und dort ein paar Stunden, die möchte ich jetzt eigentlich nicht investieren.‹ Das ging solange gut bis wir dann die Außenanlagen im Grundstück auf Vordermann bringen wollten. Wir hatten uns so einen Minibagger ausgeliehen und da saß ich ein paar Stunden drauf und bekam dann solche Schmerzen beim Sitzen, dass ich echt geweint habe. Mein Ex-Mann wurde dann auch ›böse‹ und meinte: ›Also Du gehst jetzt zum Arzt!‹ Das habe ich in der darauffolgenden Woche auch gemacht und ja … Zwei Wochen später hatte ich dann die Diagnose.

Nun befand sich die Krebserkrankung bei Dir zum Zeitpunkt der Diagnose auch schon längst nicht mehr im Anfangsstadium …

Richtig, der Krebs war bereits in Stadium 4, sprich Endstadium mit lokalen Metastasen im kleinen Becken. Glücklicherweise hatte er noch nicht in Lunge oder Leber gestreut, aber es war erst mal unglaublich erschreckend. Allerdings muss ich sagen, dass es gut war, dass mich meine Hausärztin überhaupt erst mal ernst genommen hat, das ist nämlich ein großes Problem bei jungen Erwachsenen mit Krebs. Nicht nur auf den Darmkrebs bezogen, es ist generell ein großes Problem. Und dann hatte ich auch Glück, dass ich bereits eine Woche später zur Darmspiegelung gehen konnte. Was heute auch nicht selbstverständlich ist. Ich betreue das Fach ja heute auch beruflich und weiß von Patienten, die erzählen, dass sie zwei, drei, manchmal vier Monate auf einen Termin zur Koloskopie gewartet haben.

Wie geht man denn um Gottes willen mit so einer Diagnose um? Ich meine, man erwartet ja viel, vielleicht sogar eine chronische Darmentzündung, aber Krebs im Endstadium?

Ich hatte eigentlich mit Hämorriden gerechnet (lacht). Also dachte ich, ich gehe da jetzt raus, bekomme eine Überweisung zum Proktologen und dann ist alles gut. Aber das war echt ein ganz crazy Moment, wie sie das so sagte. Sie ist ja auch wirklich eine ganz nette Ärztin, ich bin bis heute auch zur Nachsorge bei ihr in Behandlung. Sie war so bitterernst und ist auch direkt zum Punkt gekommen, da war ich auch sehr dankbar dafür. Sie sagte: »Wir müssen jetzt ein unangenehmes Gespräch führen, ich muss ihnen sagen, dass sie Krebs haben.« Und ab da waren alle »Schotten offen«, auch bei ihr. Aber es war dann auch gar nicht so viel Zeit, sie hat mich dann gleich weiter untersucht, hat einen Ultraschall gemacht von den Bauchorganen, nach Leber und Niere geschaut und nach Metastasen gesucht. Sie war also sehr darauf fokussiert, eine Bestandsaufnahme zu machen und zu schauen, was ist hier sonst noch los. Mich hat dann eine Schwester in einen Aufenthaltsraum gebracht und da saß ich dann ca. eine halbe Stunde und habe nur geweint. Dann habe ich meinen Chef angerufen – also dieses typische Funktionieren – und habe gesagt: »Ich habe Krebs, ich komme nicht mehr auf Arbeit.«

Dann ging ja alles recht schnell mit der Einweisung in die Charité und trotzdem hat man Dir ja dort nur relativ geringe Chancen, die Überlebensrate betreffend eingeräumt …

Ja, der Ausgangspunkt war der, dass sie mir angeboten haben, mich palliativ zu behandeln, weil es so weit fortgeschritten war. (Als palliative Therapie bezeichnet man medizinische Behandlungen, die nicht auf die Heilung einer Erkrankung abzielt, sondern darauf, die Symptome zu lindern oder sonstige nachteilige Folgen zu reduzieren, um die Lebensqualität zu verbessern. Die Maßnahmen der Palliativmedizin können bei fortschreitenden unheilbaren Erkrankungen den Verlauf verlangsamen und Symptome wie Übelkeit, Schmerz oder (reaktive) Depressionen reduzieren. Anm. d. Red.) Das war eine Option, die sie mir genannt haben. Da habe ich mich aber dagegen entschieden! Es gab dann einen Behandlungsplan, der ebenfalls häufiger durchkreuzt wurde – es war eigentlich alles dabei: von der Wundheilungsstörung über eine Lungenembolie bis hin zum Zelltief, sodass die Chemo nicht weitergehen konnte. In Summe waren es 12 OPs, zwei verschiedene Chemotherapien und eine Bestrahlung über zwei Monate, die in einem gewissen »Schema F« abgearbeitet wurden, mit dem einen oder anderen Stolperstein natürlich. Alles in allem hat es ungefähr zwei Jahre gedauert und dann waren die Therapien abgeschlossen.

Größenvergleich gefällig?

Der Koloskopkopf im Vergleich zum Ein-Cent-Stück, ganz reicht er da nicht heran. Foto Felix Burda Stiftung

SCHNELL-CHECK DARMKREBS

Testen Sie Ihr Risiko und erfahren Sie, wann Sie zur Vorsorge gehen sollten.

1 SIND SIE 45 JAHRE ODER ÄLTER?

JA

Mit dem Alter steigt das Risiko für Darmkrebserkrankungen an. Daher empfehlen wir Ihnen, an der betrieblichen Vorsorgeaktion teilzunehmen. Risikoselbsttest für betriebliche Darmkrebsvorsorge

NEIN

weiter mit Frage 2

2 HABEN SIE IN DEN LETZTEN 12 MONATEN BLUT IM STUHL BEMERKT?

JA

Blut im Stuhl ist ein Alarmzeichen, denn er kann ein Hinweis auf Darmpolypen oder Darmkrebs sein. Der Grund für die Blutung sollte durch eine Darmspiegelung abgeklärt werden.

3 HATTEN SIE BEREITS EINEN POLYPEN (ADENOM)?

JA

Sie haben möglicherweise ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs. Eine regelmäßige Nachsorge (entsprechend Ihrem Befund und Risiko) ist daher sehr wichtig.

4 HABEN SIE EIN ERBLICHES ODER FAMILIÄRES RISIKO?

JA

JA

Sind in Ihrer Familie drei oder mehr Verwandte an Darm-, Magen-, Gebärmutter-, Eierstock-, Bauchspeicheldrüsen-, Gallengangs- oder Harnleiterkrebs erkrankt? Sie sollten unbedingt mit einem Humangenetiker über Ihr erbliches Risiko und geeignete Vorsorgemaßnahmen sprechen. Personen mit erblichem Risiko (Lynch-Syndrom) sollten in der Regel ab 25 Jahren regelmäßig koloskopiert werden. Gab es altersunabhängig eine Darmkrebserkrankung bei einem direkten Verwandten oder eine Darmpolypen-Entfernung (Adenom) bei einem direkten Verwandten vor dem 50. Lebensjahr? Es wird eine Darmspiegelung 10 Jahre vor dem Alter, in dem das direkt mit Ihnen verwandte Familienmitglied erkrankte – spätestens mit 40 bis 45 Jahren – empfohlen. NEIN

weiter mit Frage 3

NEIN

weiter mit Frage 4

NEIN

weiter mit Frage 5

5 HABEN SIE COLITIS ULCEROSA ODER MORBUS CROHN?

JA

Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen haben ein erhöhtes Risiko. Lassen Sie sich von einem Facharzt über geeignete Vorsorgemaßnahmen beraten.

6 HABEN SIE DIABETES TYP 2?

JA

Bei Diabetes Typ 2 ist Ihr Risiko erhöht. Sie sollten vor Beginn einer Insulin-Behandlung mit Ihrem Arzt sprechen, ob zur Sicherheit eine Darmspiegelung durchgeführt werden sollte.

7 SIND SIE RAUCHER?

JA

Rauchen kann Darmkrebs verursachen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt.

8 BESTEHT EIN MANGEL AN BEWEGUNG?

JA

Mit regelmäßigem Sport senken Sie Ihr Krebs-Risiko. Sprechen Sie mir Ihrem Arzt.

9 HABEN SIE ÜBERGEWICHT (BMI > 25)? IST IHRE ERNÄHRUNG UNGESUND?

JA

Das metabolische Syndrom oder eine ungesunde Ernährung erhöhen das Darmkrebsrisiko. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt. NEIN

weiter mit Frage 6

NEIN

weiter mit Frage 7

NEIN

weiter mit Frage 8

NEIN

weiter mit Frage 9

NEIN

TEST-ENDE!

Wenn Sie alle Fragen mit „NEIN“ beantwortet haben, gehören Sie nicht zu den Risikogruppen für Darmkrebs. Da das Risiko für Darmkrebs jedoch mit dem Alter deutlich zunimmt, sollten Sie unbedingt die gesetzliche Darmkrebsvorsorge (Frauen und Männer haben ab 50 Jahren Anspruch auf einen jährlichen Stuhltest, Männer haben ab 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren Anspruch auf eine Vorsorge-Darmspiegelung, die nach 10 Jahren wiederholt wird) in Anspruch nehmen.

Wenn Sie mindestens eine Frage mit „JA“ beantwortet haben, empfehlen wir ein Arzt-Gespräch.

www.felix-burda-stiftung.de

Alles o.k. beim Gang aufs WC?

Ob ein erhöhtes Risiko für eine Darmkrebserkrankung vorliegt, lässt sich leicht anhand des Schnell-Checks Darmkrebs feststellen. Grafik Felix Burda Stiftung

Hast Du Dich zu jeder Zeit richtig behandelt gefühlt?

Ja, das ist schon gut gewesen. Ich habe auch das Glück, dass ich zumindest für stationäre Aufenthalte eine private Zusatzversicherung hatte. Durch den Hausbau überlegte ich im Vorfeld noch, ob ich die wirklich noch brauche? Aber dann war ich echt froh, es ist einfach so: Wir haben eine Zwei-KlassenMedizin und wir machen das nicht, weil wir Menschen helfen wollen, sondern weil das System Geld verdienen will und das kam mir in dem Fall halt zugute. Und da ich ja aus dem Bereich komme, habe ich mich mit medizinischen Kolleginnen und Kollegen, die ich aus anderen Unikliniken kenne – besprochen. Ich war wahrscheinlich kein ›einfacher‹ Patient, aber am Ende ging es um mich und das war es auch, was am Ende für mich gezählt hat. Also habe ich mir immer zwei, drei andere Meinungen eingeholt und dann für mich entschieden und diese Entscheidung dann auch so durchgesetzt.

Das war 2015, die Erkrankung liegt unterdessen also schon rund sieben Jahre zurück. In der Medizin gibt es dieses ›magische‹ Fenster von fünf Jahren nach der Erkrankung. War das also ein Meilenstein für dich?

Ich sehe eher nach vorn und bin lösungsorientiert, als dass ich viel in die Vergangenheit schaue. Dennoch waren die fünf Jahre noch mal so ein Klick im Kopf. Das war ja im Herbst 2020, wo ich dann auch beschlossen habe, den Port ausbauen zu lassen möchte, (Ein Portkatheter oder kurz ›Port‹ ist ein dauerhafter Zugang von außen in eine Vene. Er soll Krebspatientinnen und -patienten helfen, die häufig Medikamente direkt in die Blutbahn erhalten. Anm. d. Red.). Ich hatte ihn die fünf Jahre behalten - auch für den Kopf - und habe ihn im April letzten Jahres ausbauen lassen. Das ist natürlich ein Eingriff, der hat keine Not, aber für mich persönlich hatte es Eile, ich wollte das dann erledigt haben. Danach hat sich so ein großer Haken für mich gebildet, für meinen Kopf ist es einfach gut gewesen.

Wie ist Deine Familie mit der Erkrankung umgegangen? Es betrifft ja am Ende die Angehörigen genauso.

Das habe ich mir teilweise sogar noch schwieriger vorgestellt, als die Situation für mich war. Weil ich glaube, dass wenn dieser natürliche Kreislauf, Eltern vor ihren Kindern sterben, so potenziell infrage steht, dann ist das eine enorm schwierige Situation. Ich habe meine Eltern als sehr hilflos erlebt, weil es eigentlich die Aufgabe der Eltern ist, für das Kind da zu sein, es zu beschützen, es auf den mutmaßlich richtigen Weg zu bringen und das ist ja in dem Moment zerstört worden. Helfen konnte mir keiner, helfen konnte ich nur mir selbst. Keiner kann dir die Schmerzen etc. abnehmen. Und wenn sie mir etwas abnehmen wollten, was ich eigentlich selber glaubte zu können, dann reagierte ich auch noch sauer mit der Begründung: ›Mann, ich habe noch keinen Zettel am Fuß!‹ Das war also wahrlich keine einfache Situation für alle.

Herzensthema

Claudia wirbt heute für Aufklärung und Vorsorge und engagiert sich ehrenamtlich u. a. für die Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs. Für ihr Engagement wurde sie 2018 mit dem Ehrenfelix der Felix Burda Stiftung ausgezeichnet. Foto privat

Gerade Männer, aber nicht nur, tun sich oft schwer damit, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen durchführen zu lassen. Wie kann man den Menschen die Scheu, das Unbehagen und die Angst nehmen?

Ich persönlich glaube, man muss die Leute schocken! Indem man ihnen gut zuredet und sagt: ›Komm jetzt! Mach es doch mal! Oder: ›Jetzt denke doch mal an deine Frau oder an deine Kinder!‹ ... Das funktioniert nicht. Da kommt dann: ›Ja, das mach ich dann nächste Woche ...‹ Dieses Weichgespülte holt die Leute nicht ab. Ich würde mir viel mehr Kampagnen wünschen, wie man sie auf Zigarettenschachteln sieht. Wo es heißt: ›Dir fallen die Zähne aus!‹ oder ›Du wirst impotent!‹ etc. Ich weiß natürlich nicht, ob das den Raucher beeindruckt oder ob er es belächelt, keine Ahnung. Aber dieses Prinzip meine ich. Das müsste man viel häufiger ausspielen. Ich habe jetzt Ende letzten Jahres an Bushaltestellen Werbung der AOK gesehen: ›Alles okay im Dekolleté?‹, sprich Werbung für Brustkrebsvorsorge. Das fehlte mir bisher zum Thema Darmkrebs leider komplett. Es ist seit Jahrzehnten ein Thema, dass die Krebszahlen zunehmen – vor allem auch beim Darmkrebs und jungen Patienten - das ist etwas, was man derzeit sehr stark in den USA beobachtet. Und was mich wirklich ärgert: Die Regierung schafft es, in Pandemiezeiten überall Werbung zu machen - im Fernsehen, im Radio – überall siehst du: Lass dich testen, lass dich impfen – warum gibt es das nicht zum Thema Krebs? Da fehlt mir jegliches Verständnis, warum man die Leute nicht über die Krebsrisiken aufklärt. Warum man nicht in der Schule anfängt, die Kinder und Jugendlichen zu einer gesunden Ernährung zu erziehen, zu erklären und zu zeigen, wie gesunde Speisen zubereitet werden. Kinder schon frühzeitig an diese Dinge heranzuführen, auf dass sie diese in ihr Leben implementieren können und das gar nicht infrage stellen.

Also müsste man sehr viel früher mit Vorsorgeuntersuchungen anfangen?

Ich persönlich würde alle Kinder schon, wenn sie geboren werden und die erste Blutentnahme haben, genetisch testen lassen. Um beim Darmkrebs zu bleiben, es gibt das HNPCC-Syndrom, es beschreibt den familiären Darmkrebs. Ähnliches gibt es auch für andere Krebsarten und wenn da eine Blutentnahme gemacht und genetisch aufgearbeitet wird, dann hat man von vornherein die Möglichkeit zu sagen, mein Kind geht ab beispielsweise 12 oder 14 Jahren – was weiß ich – zur Vorsorge und nicht erst mit 50 oder 55 Jahren.

Es gibt in meiner Welt keine einfachere Art der Vorsorge als die gegen Darmkrebs. Es ist eine natürlich vorhandene Körperöffnung, da lässt man einfach mal reingucken und fertig. Das dauert gerade mal 20 Minuten. Und was ich auch nicht hören kann: Wenn Leute mir erzählen, wie schrecklich das ist, was sie vorher alles trinken müssen. Da denk ich mir: »Junge, du schüttest bestimmt mehr Schrott in dich hinein als jetzt einmal die Rohre durchzuspülen, zu entgiften, dann isst du mal einen Tag nichts und gut.«

Viel erreicht ...

Nicht nur mit ihre Rede als Ehrenfelix-Preisträgerin beeindruckte Claudia nachhaltig. Sie wandte sich auch offensiv an den anwesenden damaligen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und forderte ein Vier-Augen-Gespräch, in welchem sie sich dafür eingesetzte, dass Kryokonservierung eine Kassenleistung wird. Damit brachte sie einen Stein ins Rollen: Seit Mai 2019 ist ein Gesetz in Kraft getreten, das das Einfrieren von Eizellen, Spermien und Keimzellgewebe bei jungen Krebspatienten zur Kassenleistung macht. Fotos privat

Was würdest Du Dir wünschen bezüglich deines Themas?

Ich würde mir wünschen, dass es für Patienten mit Darmkrebs noch andere Diagnosemöglichkeiten gibt. Wir haben seit 20 Jahren die Möglichkeit einer Kapselendoskopie, sprich, ich schlucke eine Pille mit Kamera und Licht und es wird alles gespiegelt. Das ist in meinen Augen etwas, was die Akzeptanz der Darmkrebsvorsorge steigern würde. Das gibt es bereits und wird auch jeden Tag in Deutschland praktiziert, aber diese Kapselendoskopie – und da sind wir wieder beim Thema - ist nur für bestimmte Indikationen abrechenbar. Und somit steht der Patient im wahrsten Sinne des Wortes mal wieder auf dem Schlauch. Das wäre etwas, was ich gern ändern würde. Damit der Patient zumindest die Chance hat, zu sagen, ich möchte das selber entscheiden – schlucke ich die Pille oder nehme ich den Schlauch in den Po, natürlich unter der Voraussetzung der entsprechenden Aufklärung.

Wir danken Dir für das sehr persönliche Interview, wünschen Dir weiterhin beste Gesundheit und viel Kraft für Dein wichtiges Engagement.

Für uns anderen gilt: Darmkrebs geht uns alle an! Nur wenn die Erkrankung frühzeitig erkannt wird, gibt es heute sehr gute Heilungschancen. Neben einer ausgewogenen, gesunden Ernährung und Sport ist somit eine regelmäßige Vorsorge unumgänglich – auch schon vor dem 50. Lebensjahr. In diesem Sinne: allen Mut zusammennehmen, Termin vereinbaren und Hosen runter!

Text JoKri Fotos Felix Burda Stiftung Info www.darmkrebs.de | www.felix-burda-stiftung.de

REGION ZWICKAU LEBENS- UND LIEBENSWERT

Fotos Region Zwickau | Info www.region-zwickau.de

Was macht unsere Heimat aus? Eine Region, die in ihrer heutigen Form durch den Zusammenschluss der Landkreise Chemnitzer Land, Zwickauer Land und der Stadt Zwickau entstand. Sie ist der flächenmäßig kleinste Landkreis des Freistaates, aber zugleich der am dichtesten besiedelte und einwohnerstark. Es gibt keinen Landstrich in Mitteldeutschland, dessen Lebenswelt so facettenreich ist, wie die Region Zwickau.

In unserem lebens- und liebenswerten sächsischen Landkreis wechselt die Szenerie zwischen Industriestädten, wie Crimmitschau, Glauchau und Meerane und malerischen Orten im Flusstal der Mulde, wie der Töpferstadt Waldenburg. Hügelreich ist das grüne Erzgebirgsvorland mit Hartenstein, Hartmannsdorf und Hirschfeld. In wald- und bachreicher Landschaft liegen Niedercrinitz, ein typisches Waldhufendorf, und Mülsen, mit 15 km das längste Dorf Sachsens. Musikalisch inspiriert ist das Leben in der Robert-Schumann-Stadt Zwickau, literarisch in der Karl-MayStadt Hohenstein-Ernstthal, historisch nahe den Schlössern und Burgen in Blankenhain, Lichtenstein, Schönfels und Wildenfels.

»Die Schönheit unserer Heimat liegt mancherorts im Verborgenen. Ich lade alle Interessierten ein, sie zu entdecken. Denn nur wer seine Stärken kennt, kann seine Zukunft gestalten.« Die Region Zwickau startet dazu ein Gewinnspiel unter dem Motto »Lieblingsplätze«. Dafür wird der Instagram-Account regionzwickau genutzt.

Dass die Region Zwickau gemeinsam agiert und auch digital sichtbarer wird, liegt Carsten Michaelis sehr am Herzen. Umso mehr freut er sich, dass auf Initiative der AG Zwickau die Dachmarke Region Zwickau entstanden und die neue Webseite region-zwickau.de online gegangen ist. Wie durch ein Schaufenster werden die Schönheiten und Stärken der Region sichtbar. Hier kann man gut leben und arbeiten. Für alle, die sich für die Region interessieren, bietet das Welcome Center Unterstützung und Begleitung an.

Was woanders nicht möglich erscheint: Hier ist die Region der Möglichkeiten!

Informatives finden Sie auch auf der Webseite region-zwickau.de.

Carsten Michaelis

Beigeordneter Landkreis Zwickau

ERNEUT BOCKSTARK

Grafik Mauritius Brauerei | Info www.mauritius-brauerei.de

Erneut überzeugte die Mauritius Brauerei in der international führenden Qualitätsprüfung der Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) für Biere auf höchstem Niveau. Von der DLG prämierte Biere stehen für höchste Braukunst und ein Genusserlebnis auf Spitzenniveau. Auch in diesem Jahr ist es die mehrfach ausgezeichnete Bockbier-Spezialität der Zwickauer Privatbrauerei, die in dem weltweit anspruchsvollsten Test überhaupt, überzeugen und für ihre hervorragende Qualität mit der Goldmedaille prämiert wurde. Da die Brauerei bereits seit 9 Jahren in Folge sehr erfolgreich mit einer Goldmedaille an den Qualitätsprüfungen der DLG teilgenommen hat, darf die Zwickauer Spezialität »Mauritius Zwickauer Bock Dunkel« künftig den Zusatz »DLG-Classic« tragen. Im Rahmen der umfangreichen Qualitätsprüfungen beurteilten die Bierexperten über 3 Monate hinweg alle relevanten Qualitätskriterien wie Geruch, Reinheit des Geschmacks, Qualität der Bittere, Vollmundigkeit, Schaum- und Geschmacksstabilität während der Lagerungszeit und die Produktfrische.

GEMEINSAM GROßES WAGEN

Foto Kristin Schmidt | Info www.kraussevent.de

Einmal mehr bringt der Zwickauer Wirtschaftsbrunch Experten, Talente, Stärken zusammen. Das Format am 7. April 2022 um 9.30 Uhr im Zwickauer Gewandhaus ist Netzwerktreffen und Impuls zugleich. Zur Veranstaltung kommen regionale Akteure aus Wirtschaft, Sport und Politik zusammen, die »Gemeinsam Großes wagen« und übergreifend Zukunft gestalten wollen. Prominente Gesprächsteilnehmer sind u. a. Danny Röhl, Trainerteam Deutsche Fußball Nationalmannschaft; Torsten Kleditzsch, Chefredakteur Freie Presse, Chemnitzer Verlag & Druck GmbH & Co. KG; Stefan Schmidtke, Geschäftsführer Kulturhauptstadt Chemnitz sowie Zwickaus Oberbürgermeisterin Constance Arndt. Im Podiumstalk mit Moderator André Hardt berichten Vertreter aus Wirtschaft, Sport, Medien, Kultur und Gesellschaft über aktuelle Aufgaben, spannende Erfahrungen und nützliche Strategien, um in bewegten Zeiten persönliche Ziele und geschäftlichen Erfolg zu bewirken. Um Kartenbestellung über das Veranstalterbüro - Krauß Event GmbH – wird gebeten, gern per Telefon: 0375 8830 0000 oder Mail: ticket@kraussevent.de

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MUSICAL COMEDY

BUCH VON CHRIS D’ARIENZO MUSIKALISCHE ARRANGEMENTS UND ORCHESTRIERUNG VON ETHAN POPP DEUTSCH VON HOLGER HAUER

30.06.-03.07.

FREILICHTBÜHNE AM SCHWANENTEICH KOMISCHE OPER VON GAETANO DONIZETTI VON GAETANO DONIZETTI

Plauen Parktheater Parktheater

SCHOTTISCHER FOLK ZWISCHEN TRADITION UND MODERNE

Foto Archie MacFarlane | Info www.katharinenkirche-oelsnitz.de

Schon das erste Album »Undersong« des schottischen Folk-Trios »Salt House« wurde von der britischen Presse hoch gelobt und den Songs »aufsehenerregende Frische« attestiert. Das mittlerweile dritte Studioalbum der Ausnahmemusiker um Sängerin, Gitarristin und Harmoniumspielerin Jenny Sturgeon mit dem Titel »Huam« wurde vor zwei Jahren veröffentlicht und zeigt in bestechender Weise, dass altes Liedgut aus dem 19. und 20. Jahrhundert gepaart mit modernem Songwriting hier eine Symbiose eingehen, die nicht nur ins Ohr, sondern auch ins Herz geht. Songs, die klingen, als wären sie schon immer altes Volksliedgut, Gedichte mit Melodien, Lieder über Ortschaften, Politik, Landschaft und Vögel. Unterstützt wird Sturgeon von Sänger und Gitarrist Ewan MacPherson, der poetisch und vielschichtig umrahmt, und Geigerin und Sängerin Lauren MacColl, deren Arrangements den Liedern eine reiche, tiefe Dunkelheit verleihen. Diese Liebe zum Detail und die Leidenschaft der Gruppe lassen den Abend für die Besucher*innen in der Katharinenkirche Oelsnitz/Vogtl. am 31. März ab 20 Uhr dabei zum Erlebnis werden.

KULTURELLER FRÜHLINGSZAUBER

Foto Antonia Renner | Info www.chursaechsische.de

Die Kultur- und Festspielstadt Bad Elster präsentiert Chursächsischen Frühlingszauber inmitten einer inspirierenden Erlebnis- und Lichterwelt aus Natur, Kultur und Gesundheit in den Königlichen Anlagen des Heilbades. Die Erstausgabe des Frühlingsfestivals findet vom 19. März bis 24. April 2022 statt und bietet zahlreiche erstklassige Veranstaltungen im König Albert Theater: So kann sich das Publikum frühlingshaft von Stars wie Adele Neuhauser (22.4.) oder Ray Wilson (23.4.) verzaubern lassen. Dazu gibt es erstklassiges Musiktheater u. a. mit der Oper »Die verkaufte Braut« (1.4.), einer Musicalpremiere mit AdoroStar Nico Müller (13.4.) oder einem fantasievollen Schattentheater der Moving Shadows (17.4.). Dazu runden vielseitig-umrahmende Erlebnisse den Aufenthalt inmitten der Königlichen Anlagen ab: So können die Gäste bei einem Besuch der Soletherme, beim Flanieren durch die historischen Parkanlagen oder bei einem funkelnden Abendspaziergang in der neuen Lichterwelt ihre Sinne frühlingshaft verzaubern lassen. Die große Schlager Hitparade ist zurück auf Tour und hat eine Künstlerbesetzung im Gepäck, die ihresgleichen sucht. Mit dabei sind Bernhard Brink, Daniela Alfinito, die Schlagerpiloten, Vincent Gross und Schlager-Durchstarter Eloy de Jong. Seit fast fünf Jahrzehnten mischt Schlagertitan Bernhard Brink das Musikgeschäft schon erfolgreich auf und ist ein echter Hit-Garant! Der größte Senkrechtstarter der letzten Jahre: Eloy de Jong. Nachdem der ehemalige BoybandSänger mit seinem gefeierten Schlager-Debüt sensationell die #1 der deutschen Albumcharts erobern konnte, legte er zuletzt mit »Auf das Leben – fertig – los!« gleich das nächste Hit-Album vor. Romantik und tiefe Gefühle werden bei Daniela Alfinito großgeschrieben. Danielas Album »Du warst jede Träne wert« erreichte auf Anhieb Platz 1 der deutschen Charts. Ein weiterer Höhepunkt: die Schlagerpiloten. Mit den Titeln ihres Albums »Lass uns fliegen« liefern sie melodiösen Schlager, wie Discofox- und Schlagerfreunde ihn lieben. Tickets für die Shows in Hartha (20.3.), Altenburg (25.3.), Zwickau (27.3.), Gera (7.4.) und Chemnitz (22.4.) gibt es an allen bekannten VVK sowie unter www.schlagertickets.com.

DIE GROSSE SCHLAGER HITPARADE

Foto Thomann Management | Info www.schlagertickets.com

Meine Stadt. Meine Musik. Mein Radio.

GLASFASER KOSTENLOS VON DER TELEKOM FÜR ZWICKAU

Foto Telekom | Info www.telekom.de/glasfaser-zwickau

Superschnell im Internet der Telekom surfen – auch Mieter und Unternehmen profitieren

Der Bedarf an stabilen und leistungsstarken Internetverbindungen ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen – und alle Prognosen deuten darauf hin, dass sich dieser Trend fortsetzen wird. Die Telekom ist für diese Entwicklung gerüstet: Ihr Datennetz aus Glasfasern ist dem steigenden Bandbreitenhunger problemlos gewachsen. In Zwickau wird die Telekom rund 19.000 Haushalte mit der Glasfaser bis in die Wohnungen versorgen. Damit die Bewohner und Geschäftsinhaber beim Glasfaserausbau berücksichtigt werden, müssen sie einen Glasfaseranschluss bei der Telekom beauftragen. Mieter können dazu einfach einen Wunsch-Glasfasertarif auswählen und die Daten der Hausverwaltung bzw. des Eigentümers angeben. Die Kontaktaufnahme übernimmt dann die Telekom. Dazu können die unten genannten Kontaktwege genutzt werden.

Auch Eigentümer profitieren

Der Technologiewechsel lohnt sich jetzt besonders für Immobilienverwalter bzw. -eigentümer. Denn beauftragen sie den Anschluss ihrer Immobilie an das neue Glasfasernetz bis Ende des Jahres, ist er kostenlos. Vorausgesetzt, die Immobilie liegt im Ausbaugebiet und die Beauftragung erfolgt innerhalb des Aktionszeitraums. Nach Ende dieses Zeitraums wird die Installation eines Glasfaser-Hausanschlusses mit aktuell 799,95€ kostenpflichtig. Und noch ein wichtiger Punkt: Die Telekom verlegt ihr Glasfasernetz diskriminierungsfrei und somit ist es auch anderen Anbietern zugänglich.

Glasfaserkabel bis in die Wohnung

Vom Glasfaseranschluss verlegt die Telekom in Mehrfamilienhäusern die Glasfaser bis in jede Wohnung oder Geschäftseinheit. In Einfamilienhäusern wird die Innenhausverkabelung bis zum Router vom Techniker durchgeführt. Ein bestehendes, modernes Heimnetzwerk kann weiter genutzt werden.

Technologie der Zukunft

Die Telekom bietet aktuell Glasfaseranschlüsse mit maximal 1.000 Megabit pro Sekunde im Download an. Der Technologie-Wechsel von Kupfer zu Glasfaser bringt entscheidende Vorteile: Auch bei intensiver Parallelnutzung wie Filme streamen, online spielen, im Internet surfen oder von zu Hause arbeiten, bleibt die verfügbare Bandbreite stabil – egal wie viele Nachbarn im Internet surfen. Im Internet unter www.telekom.de/glasfaser-zwickau

vor Ort im Telekom Partner Shop boehm-die Welt der Kommunikation im Globus, Äußere Schneeberger Str. 100, Zwickau

vor Ort im Telekom Shop Zwickau, Innere Plauensche Str. 6, Zwickau Tel: 0375/301909

Telefonisch kostenfrei unter 0800/22 66 100

Quelle Telekom

Für rund 19.000 Haushalte in Zwickau baut die Telekom ihr Glasfasernetz aus.

Damit die Zwickauerinnen und Zwickauer einen Glasfaseranschluss erhalten, müssen sie ihn bei der Telekom beauftragen.

Quelle TOM TOM

Info-Stream online verfügbar

Die Info-Veranstaltung zum Glasfaserausbau in Zwickau wurde aufgezeichnet und ist unter www.telekom.de/glasfaser-zwickau abrufbar.

QR-Code scannen, um weitere Informationen zu erhalten.

11

10.00 Uhr Stadthalle, Chemnitz Eine Stadt blüht auf

Foto Kristin Schmidt

Fr - Sa

Endlich wieder »Chemnitzer Frühling«! Die Türen der beliebten Frühjahrsschau öffnen sich vom 11. bis 13. März in der Messe Chemnitz. Nach den Einschränkungen der Vergangenheit soll es endlich wieder heißen: »Und deine Stadt blüht auf!« Passend zum Motto wird es in Halle 1 grünen und blühen. Selbstverständlich ist auch beim »Chemnitzer Frühling« die Kulturhauptstadt ein Thema. Mit Karl-Marx-Kopf, dem Schornstein des Heizkraftwerkes Nord und dem Roten Turm werden die Nachbauten dreier Wahrzeichen zu sehen sein. Ein echter Hingucker wird definitiv der zwei Meter große Karl-MarxKopf sein, den der Kettensägenkünstler Markus Baumgart aus zusammengeleimten Eichenholzquadern geschnitzt hat.

www.chemnitzer-frühling.de

BIS 3. JULI 2022

WASSERSCHLOSS KLAFFEN BACH

BÜRGERLICHE

WELT in klein

PUPPEN UND PUPPENSTUBEN 1820 – 1920 AUS DER SAMMLUNG ANNE KAMRATOWSKI

Foto: Michael Mieke

16

20.00 Uhr Stadthalle, Zwickau Torsten Sträter

Foto Guido Schröder

Mi

Guten Tag, Sträter hier. Mein drittes Programm. Titel: »Schnee, der auf Ceran fällt«. Worum geht’s? Nun ja: Da sind epische Exkursionen über Moral und Verstand, wie immer einem strengen roten Faden folgend, eine angenehm kompakte Darreichungsform, an den Rändern verbrämt mit einigen wenigen Zwischenbemerkungen, am Ende eine zutiefst beseelende Botschaft und Punkt 22 Uhr fällt mir das Mikrophon aus der Hand … Quatsch. Kommen Sie, ernsthaft jetzt. Wollen Sie das wirklich schon vorher wissen? Doch wohl nicht. Das Leben folgt ohnehin schon strengen Regeln, immer will wer was, man kommt zu nichts, man gönnt sich kaum was - also ist es ja wohl das Mindeste, mal einen Abend locker zu lassen. Und das machen wir zwei Hübschen. Sie und ich. Sie wissen doch, wie das bei mir läuft.

www.kultour-z.de

Mehr auf zwickau.de/museumsnacht

KinderMuseuMsnacht 26.03. ab 16 Uhr ZwicKau

26

Sa

16.00 Uhr Kunstsammlungen, Zwickau 1. Kindermuseums-Nacht

Seit 2012 ist die Museumsnacht ein fester Punkt im Veranstaltungskalender Zwickaus. Eine eigene Museumsnacht für Kinder und Jugendliche spukte schon lange als Idee in den Köpfen der Veranstalter: Am 26. März wird die Kindermuseumsnacht Zwickau ihre Premiere feiern. Sie richtet sich an Familien mit Kindern im Alter zwischen 5 und 14 Jahren. Freut Euch auf ein buntes Programm in den Museen, Bibliotheken und dem Theater der Stadt und lernt Eure Stadt einmal aus einer neuen Perspektive kennen. Das August Horch Museum, die Kunstsammlungen Zwickau, Max-Pechstein-Museum, die Priesterhäuser, das Robert-SchumannHaus, die Galerie am Domhof, das Theater PlauenZwickau sowie die Stadt- und Ratsschulbibliothek und das Stadtarchiv freuen sich auf Euch!

19

19.30 Uhr Stadttheater, Glauchau Martina Schwarzmann

Sa

So poetisch, wie geraderaus überhaupt sein kann, erzählt und singt die Schwarzmann vom Wahnsinn ihres ganz normalen Lebens, das sie nach wie vor voll im Griff hat, wenn sie gerade nicht auf der Bühne steht oder sich auf der Flucht vor Instagram und Facebook im Wald versteckt. Dass die charmante Oberbayerin dabei mit knapp Vierzig noch ganz nett ausschaut für ihr Alter, mag daran liegen, dass sie mit drei Kindern und einem Landwirt als Mann gar keine Zeit findet, mit dem Saufen anzufangen. Stattdessen kämpft sie weiterhin unerschrocken mit den Widrigkeiten des alltäglichen Lebens. Kommen Sie! Staunen Sie! Erleben Sie diese Wundertüte von einem Kabarettabend! Nehmen Sie teil am echten Leben! Und zwar genau jetzt, »genau Richtig«!

www.glauchau.de

29

20.00 Uhr il Tavolino, Zwickau Sarah MacDougall

Die

Sarah MacDougall ist Songwriterin aus Kanada. Die Musikerin mit schwedisch-kanadischen Wurzeln ist auf dem besten Wege, sich einen Namen innerhalb der Singer/SongwriterLandschaft zu machen und das bereits mit erstaunlichen Erfolgen. Vier Alben hat Sarah bislang auf den Markt gebracht. »All The Hours I Have Left To Tell You Anything« ist ihr jüngster Longplayer, veröffentlicht im Herbst 2018. Hier zeigt Sarah MacDougall einmal mehr ihr ganzes Können als Songwriterin und beweist eindrucksvoll, dass sie in der Lage ist, die anspruchsvollen Themen ihrer Songs emotional und auf künstlerisch exzellentem Niveau wiederzugeben. Die belgische »Rootstime« behauptet, Sarah sei »Eines der größten Talente unserer Zeit«.

19

20.00 Uhr Malzhaus, Plauen Wellbad »Rock Noir Live«

Sa

»Eine Stimme, die Autos entlackt!« – so kündigte das Reeperbahnfestival einst die Hamburger Band Wellbad um den Frontmann Daniel Welbat an. Endlich können wir uns von der Aussage selber überzeugen, nachdem die Tour um das neue Album »Rock Noir Live« immer wieder verschoben werden musste. Wellbads genreübergreifender Mix aus Roots-Rock, Jazz, Blues und Hip-Hop hat die Hamburger Band innerhalb kürzester Zeit aufs internationale Parkett befördert. Beim legendären Montreal Jazzfestival in Kanada, auf der Beale Street in Memphis (USA) oder im europäischen Ausland: Wellbads werden bei ihren Auftritten international regelmäßig gefeiert. Wellbad-Shows fühlen sich an wie ein Trip durch Himmel und Hölle, der keine Empfindung ausspart und tief berührt.

www.malzhaus.de

Foto Max vom Hofe

02

Vorschau Sa

02. April 2022, 19.00 Uhr AJZ-Talschock, Chemnitz Drangsal

Drangsal geht 2022 mit neuem Album auf »Exit Strategy« Tour. In seiner Musik hat Drangsal die »Exit Strategy« schon gefunden: Hier ist alles möglich, man hört einem Künstler zu, der wirklich keine Grenzen mehr kennt. Es pressiert, keine Drangsal ohne Drang, der Krach im Kopf wird einfach mit noch mehr Krach übertönt. »Exit Strategy« ist die logische Konsequenz aus dem bisherigen Drangsal'schen Schaffen. Es ist noch reicher, noch wagemutiger, noch grenzenloser in seiner Verwendung von allen nur denkbaren musikalischen Mitteln: Aus dem Dorfjungen, der aus »Harieschaim« in die große Welt zog, ist ein Künstler geworden, der aus den unterschiedlichsten musikalischen und lyrischen Traditionen ein ebenso mannigfaltiges wie in sich geschlossenes Werk zu erschaffen versteht.

25

20.00 Uhr Alter Gasometer, Zwickau Sybille Bullatschek

Foto Stefan Mager

Fr

Seit über 10 Jahren wirbelt Sybille Bullatschek schon über die Bühnen Deutschlands mit einer wichtigen Mission: Let’s make Pfläge great again! Ein besseres Image für diesen Berufstand zu schaffen, ist ihr Ziel und ihre Leidenschaft. In ihrem Best of Programm zeigt die temperamentvolle Pflägelachkraft, wie sie sich selbst nennt, nochmal die schönsten Nummern aus vier Programmen. Es ist viel passiert im Laufe der Jahre im Haus Sonnenuntergang. Man erinnere sich nur an die JVA Häftlinge, die zum Tag der Begegnung kamen, Frau Spielmann, die ihre Dritten auf der Hüpfburg verlor und die verfeindeten Seniorengangs »Banditos und Rollator Angels«, die sich permanent in die Wolle kriegen. Pfläge at it’s best!

www.alter-gasometer.de

13

Vorschau Mi

13. April 2022, 19.30 Uhr Neue Welt, Zwickau Fußballtalk: Zwei Legenden

Zwei große Namen und Fußballer wurden im Oktober 2021 155 Jahre, Jürgen Croy 75 und der »Schwarze Peter« 80. Ein Grund, die beiden in einem Forum zu ihrem Leben und der Karriere als Fußballer zu befragen. Croy wurde von allen DDR Spitzenclubs umworben, doch er blieb in Zwickau. Spannende Episoden zum Nachdenken und Schmunzeln, garniert mit bewegten Bildern. Die beiden Moderatoren Uwe Karte und Thomas Veit befragen sie zwei Halbzeiten zu je 45 Minuten plus Nachspielzeit. Fußballrentner wissen alles aus der Neuzeit und der Vergangenheit. Es erwartet die Gäste Fachwissen, Kompetenz und lustige Episoden. Das Publikum kann den Abend mit interessanten Fragen mitgestalten. Karten gibt es in allen bekannten Vorverkaufsstellen sowie online auf www.eventim.de.

2 UNLIMITED CAUGHT IN THE ACT BLÜMCHEN | CAPTAIN JACK EAST 17 | HADDAWAY | SNAP MR. PRESIDENT | REDNEX

15.07.2022 CHEMNITZ

ARENA AM HARTMANNPLATZ

das musikprojekt

VON ELEKTRONISCHEN KLÄNGEN UND STILLEN MOMENTEN

Am Flusslauf der Zwickauer Mulde, am Fuße des Erzgebirges, zwischen Wäldern und Wiesen liegt die kleine Stadt Hartenstein. Sie zählt rund 4.500 Einwohner. In dem Ort gibt es kein Geschäft für Schallplatten, keinen Club für Jazz oder Hip-Hop. Und doch ist hier ein außergewöhnlicher Musiker Zuhause. Experimentelle Klänge, komplexe Harmonien und ruhige Sounds sind sein Erfolgsrezept. Wir stellen das Musikprojekt »Dabey« vor.

Hinter dem Projektnamen »Dabey« versteckt sich Frank Steudte. Er ist ein leidenschaftlicher Klangkünstler, ein Enthusiast, verwegen und zielstrebig zugleich. Wir haben mit ihm gesprochen über Inspiration, musikalische Wurzeln, zukünftige Pläne, den Unterschied zwischen Alben und EPs sowie den Punkt, an dem ein Track gelungen ist.

KOMPASS: Beginnen wir einmal in der Vergangenheit, wagen wir einen Blick zurück. Wie kamst Du zur Musik? Wo liegen Deine Anfänge?

Dabey: Begonnen habe ich mit einer klassischen Ausbildung am Schlagzeug. 2004, mit 20 Jahren, habe ich mir dann den ersten Drumcomputer gekauft und einen analogen Synthesizer. Meine musikalischen Einflüsse sind sehr unterschiedlich, da ich selbst schon immer verschiedenste Genres gehört habe. Deshalb arbeitete ich von Beginn an mit Samples aus Jazz, Soul oder klassischer Musik. Nicht nur Hip-Hop, auch viele Spielarten der elektronischen Musik leben davon, dass der Künstler sich mit den Werken anderer Künstler auseinandersetzt und Teile davon adaptiert. Diese Arbeitsweise habe ich über die Jahre beibehalten. Mittlerweile produziere ich hauptsächlich am Computer, dort habe ich die besten Voraussetzungen für die Aufnahme von Instrumenten und die größte Vielfalt an Möglichkeiten, das Material zu formen wie ich es mir vorstelle.

Gehen wir gleich einmal etwas mehr ins Detail, wie würdest Du Deine Musik beschreiben?

Kurz gesagt: Musik für ruhige Zeiten. Das ist der einzige Rahmen, den ich da setze. Grundsätzlich bin ich niemand, der seine Musik am Reisbrett entwirft und auf irgendwelche Erwartungen zuschneidet. Es wird ja gern davon gesprochen, dass Musik einen abholen soll. Diesen Anspruch habe ich nicht. Ich denke es ist besser, wenn auf die Musik zugegangen wird. Das wiederum schafft man nur, wenn man Neugier weckt. Es gibt nicht die eine, einzige Art Musik, die ich produziere. Auch wenn die Wurzeln bei mir ganz klar im Hip-Hop liegen und einige Produktionen eindeutig dort verankert sind, gibt es immer wieder Produktionen in anderen Styles oder auch Kooperationen mit Sänger*innen.

Frank Steudte ist »Dabey«

Der Hartensteiner Musiker ist seit über 20 Jahren auf sich stetig wandelnden musikalischen Pfaden unterwegs.

Die EPs »Jazzbar Johns« oder »Hoody Allen« sind zum Beispiel klassische Beatmaking Sachen. Das aktuelle Album »Abstract Pace And Nature’s Answer« ist aber eindeutig eher im Downtempo und TripHop anzusiedeln, genauso wie die früheren Alben oder die »Circles«-Trilogie.

Wovon lässt du Dich bei Deiner musikalischen Arbeit leiten?

Meine Inspirationen sind vielfältig. Natürlich prägen zunächst die eigenen Emotionen die Grundstimmung der Tracks, so wie wahrscheinlich bei allen Künstler:innen. Ausgangspunkt kann ein einzelnes Sample sein, das ich in einem Track entdecke. Oder ich suche direkt nach etwas, höre mir verschiedene Songs an, um einzelne Parts rauszupicken. Manchmal gehe ich auch aktiv auf die Suche nach Alltagsgeräuschen. Dann packe ich den Fieldrecorder ein und nehme einfache Klänge oder Geräuschkulissen auf: eine Fußgängerzone in der Stadt, das Rattern eines vorbeifahrenden Skateboards, ein Treppenhaus, das Rauschen eines Flusses, das Aufeinandertreffen verschiedener Hölzer aus dem Wald. Derartige Elemente hört man allerdings nur äußerst selten direkt aus meinen Produktionen raus, da passiert sehr viel im Hintergrund. In unserer Zeit sind viele Menschen ja dankbar, wenn sie mal etwas Ruhe haben, denn wir müssen im Alltag oftmals Geräusche ausblenden, die in der jeweiligen Situation einfach nicht wichtig sind, das passiert ganz automatisch. Sehr wichtig für meine Inspiration ist mir die Zusammenarbeit mit anderen Künstler*innen. Das ist im Bereich Beatmaking ein absoluter Segen. Ich glaube es gibt keine Sparte, in der die Menschen so offen und kommunikativ sind. Es gibt eine Vielzahl an Samplern, beispielsweise von GoldenTicketTapes oder S1X Music - auf denen tauchen verschiedenste Facetten dieser Kunstform auf und das bringt die Musiker*innen zusammen. Man tauscht sich aus und findet nicht selten auch darüber hinaus eine Form der Kooperation, sei es auf einem Track oder auch einer EP, einem Album. Das finde ich wirklich großartig.

Foto Zaucke

Kultureller Start in den Frühling mit viel Humor und guter Musik

Die warme Jahreszeit steht vor der Tür und dies wollen wir mit zahlreichen Veranstaltungen feiern! Und wie könnte man besser in das Frühjahr starten als mit Humor? Jonas Greiner (11.03.), Dr. Pop (19.03.) und Sybille Bullatschek (25.03.) kitzeln mit ganz unterschiedlichen Themen die Lachmuskeln. Ganz in diesem Sinne geht es dann auch mit Erik Lehmann (12.03.) und Arnulf Rating (23.03.) weiter. Wer lieber eine gute Musik genießen möchte, kann sich zwischen MIU & Band (18.03.), welche Soul auf kreative Art und Weise interpretieren, und Achim Amme & The Beatles Connection (26.03.), mit ihrer Hommage an John Lennon, entscheiden.

Zum diesjährigen Frauentag präsentieren wir den Dokumentarfilm Die Unbeugsamen (8.03.) über die Frauen in der Politik der Bonner Republik. Weitere Filme in diesem Monat sind À la Carte – Freiheit geht durch den Magen (15.03.), Notre Dame – Die Liebe ist eine Baustelle (22.03.) und Mein Sohn (29.03.) mit Anke Engelke.

Für Technikinteressierte gibt es außerdem zwei gratis Online-Seminare auf dem Youtube-Kanal des Alten Gasometers. Hier werden Grundlagen der Beleuchtungstechnik (14.03.) sowie der Mikrofonie (15.03.) erklärt und es werden Fragen im Chat beantwortet.

Mehr Infos und das vollständige Programm gibt es unter www.alter-gasometer.de

Alter Gasometer e.V. Soziokulturelles Zentrum Kleine Biergasse 3, 08056 Zwickau Telefon: 0375 / 277 21 0 www.alter-gasometer.de

Das sind viele Einflüsse, die für Dich eine Rolle spielen, ein facettenreicher Hintergrund. Was ist für Dich besonders wichtig, damit ein Track funktioniert?

Die Frage nach dem Moment, ab dem ein Soundbild stimmig ist, scheint für mich für alle Produktionen die wesentliche Frage zu sein. Wir sehen aktuell wie sehr die Streamingportale Einfluss auf die Gestaltung der Releaseformate haben und das gleiche gilt für das Klangbild. Dieser klassische »Albumsound«, mit dem wir groß geworden sind, wird immer unwichtiger. Denn jeder Titel wird nur noch einzeln für sich gestreamt. Aber das ist erstmal nicht schlimm, es ist nur anders. Allerdings sollte man sich davon nicht allzu sehr leiten lassen. Manchmal habe ich einen bestimmten Sound im Kopf, möchte diese Vorstellung umsetzen und komme auf dem Weg dann in eine andere Richtung. Das muss nicht negativ sein, so funktionieren für mich nun mal kreative Prozesse. Wichtig ist nur, dass man das Ergebnis auch einzuordnen weiß. An einem Album arbeite ich ganz anders als an einer EP. Es gibt meistens ein oder zwei Haupttitel, die stehen relativ zeitig fest und dienen als Vorlage für das Soundbild des gesamten Werks. Oftmals gibt es dann auch schon eine Idee für den Albumtitel. Bei den EPs ist es eher so, dass ich über einen bestimmten Zeitraum verschiedene Entwürfe und Skizzen sammle, diese dann sortiere und wenn für mich der Grundcharakter der Tracks zusammenpasst, dann werden die Titel zu Ende produziert. Am Ende wird nochmal aussortiert und es landen meist 4 oder 5 Tracks auf der EP.

Kreative Prozesse

Für Frank Steudte stehen Emotionen, Momentaufnahmen und ein stimmiges Klangbild im Mittelpunkt seiner Musik.

Ländliche Idylle

Am Fuße des Erzgebirges ist mit »Dabey« ein hochkarätiges Musikprojekt Zuhause, abseits der großen Metropolen.

Du hast gesagt, der Einfluss anderer Künstler*innen spielt für Dich eine große Rolle. Wie entscheidest Du, mit wem Du zusammenarbeitest?

Es gibt ein paar Leute mit denen ich immer wieder gern arbeite, einfach weil wir musikalisch auf einer Welle liegen und man sich persönlich auch gut versteht. Das ist für mich super wichtig, auch in der Kommunikation mit Labels lege ich immer Wert auf Gespräche. Man kann vieles per E-Mail klären, aber vor allem am Anfang ist es mir sehr wichtig mit den Menschen zu sprechen, um ein Gefühl für die Person zu bekommen. In all den Jahren hatte ich zum Glück nur wenige negative Erfahrungen und die gab es immer nur dann, wenn es unterschiedliche Erwartungen an das Projekt gab. Es ist also auch das Menschliche entscheidend. Im Mittelpunkt steht aber immer erstmal die Musik, die muss mich überzeugen und begeistern.

Wagen wir zuletzt noch einen Blick in die Zukunft: Kannst Du schon etwas über Dein nächstes Projekt sagen?

Dieses Jahr kommt erstmal »Jazzbar Johns Vol. 2« raus, die EP ist schon fast fertig. Das Label UrbanUndergrounds aus Köln hat schon den ersten Teil veröffentlicht und bei mir angefragt, ob ich mir vorstellen könnte eine Fortsetzung zu machen. Im Moment arbeite ich außerdem an den ersten Tracks für das neue Album, das ist aber noch streng geheim. Es wird auf jeden Fall wieder ein spannendes Jahr.

Von diesem Satz wollen wir uns in die ersten Monate des Jahres 2022 tragen lassen. Wir legen die Kopfhörer bereit und warten auf die neuesten Klänge von »Dabey«. Und wen die Ungeduld packt, der kann gern einmal den vorangegangenen Veröffentlichungen lauschen. Jede von ihnen ist eine Entdeckung wert.

Text Dorothea List Fotos Dabey Info www.ichbindabey.de

Druckgrafik in Sachsen

VON ZWICKAU NACH CHEMNITZ UND RUND UM DEN GLOBUS

Die Druckgrafik kann in Sachsen auf eine einzigartige Geschichte zurückblicken. Hier wurden Meilensteine gelegt, die bis heute in Kunst und Gesellschaft nachwirken. Es wird Zeit, sich das einmal genauer anzuschauen!

Blättern Sie gerade durch das Magazin »Kompass«? Verweilen Sie zum Lesen auf den einzelnen Seiten? Kaum zu glauben, dass Papier einst ein besonderes Luxusgut war. Erst im 12. Jahrhundert wurde in Europa der Grundstein für die regionale Papierherstellung gelegt. Hierbei griff man auf das Wissen aus China und dem Orient zurück. Mit dem Buchdruck und der Erfindung des Kupferstichs nahm die Entwicklung noch einmal Fahrt auf. In den Städten des 15. Jahrhunderts steigt der Papierbedarf plötzlich enorm an. Jedoch wurde es erst deutlich später zum Massenprodukt. Das Fundament hierfür schuf ein Sachse: Friedrich Gottlob Keller. Er erfand das Verfahren zur Herstellung von Papier aus zerfasertem Holz. Eine Revolution!

Da verwundert es kaum, dass auch die grafische Kunst in Sachsen eine lange Tradition hat. Mit der Weiterentwicklung des Papiers erfuhr die Druckgrafik einen großen Bedeutungszuwachs. Und noch heute faszinieren ihre verschiedenen Spielformen den Betrachter. Ohne Bleisatz ist der Buchdruck nicht denkbar, nun ist er ein Teil zeitgenössischer Kunst. Die kraftvollen, dunklen Linien einer Kaltnadelradierung prägen sich tief in das Blatt ein. Die feinen Schattierungen einer Aquatinta, die vielzähligen Details eines Holzstichs wirken fast wie Malerei. Der Siebdruck begeistert zumeist durch seine leuchtende Kolorierung, ebenso wie der Farbholzschnitt. In komplizierten Verfahren werden Lithografien und Lichtdrucke hergestellt. Viele Aspekte drohen allerdings in Vergessenheit zu geraten. Der Lichtdruck beispielsweise war einst der »König der Druckverfahren«, seine Bilder waren kaum von Fotografien zu unterscheiden. Heute lässt sich der aufwendige Prozess nur noch in einer Handvoll Werkstätten weltweit durchführen. Eine davon befindet sich im Museum für Druckkunst in Leipzig.

Galerie

li. oben: Blick in die Ausstellung Galerie am Domhof ZEBRA

Farbholzschnitt & Ausstellungskatalog

li. unten: v. l. n. r. »e-magination III« von Annette Fritzsch // Ausstellungskatalog ZEBRA

Vertieft ins Detail

unten: Bärbel Voigt beim Drucken.

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KLEINER MANN - WAS NUN? teil II

hans fallada

Fr 11.3. 20.00 Uhr Sa 12.3. 20.00 Uhr

Do 17.3. 19.00 Uhr Fr 18.3. 20.00 Uhr Sa 19.3. 20.00 Uhr So 20.3. 16.00 Uhr Do 24.3. 19.00 Uhr Fr 25.3. 20.00 Uhr Sa 26.3. 20.00 Uhr So 27.3. 16.00 Uhr

PRE

MIERE

11.+12.3. 2022

Mrz

ZEBRA 7

Alle Teilnehmer des Symposiums vor der Galerie am Domhof

DEN SCHATZ BEWAHREN

Aber wie heißt es so schön: »Totgesagte leben länger«. Daher erlebt auch die Grafik immer wieder eine beeindruckende Renaissance. Entscheidend tragen dazu die sächsischen Kunstbegeisterten bei. Eines der ersten Museen für »Kunst auf Papier« wurde 1720 in unserem Bundesland gegründet: Das Dresdner Kupferstichkabinett. Und auch in diesem Jahrhundert wird die Druckgrafik gefördert. Dafür müssen wir gar nicht weit vor die Tür schauen. Alle vier Jahre findet in Zwickau das Internationale Grafiksymposium »ZEBRA« statt, das seit 1996 vom Kunstverein Zwickau koordiniert und ausgerichtet wird. Noch bis zum 13. März 2022 ist in der Galerie am Domhof die zugehörige Ausstellung zu sehen. Unter dem Thema »Industriekultur« entstanden mannigfaltige Werke. Unter anderem zeigt die Künstlerin Annette Fritzsch mehrfarbige Holzschnitte, in denen sich Natur und Mensch, Industrie und Imagination verbinden. Regina Franke führt die Grafik mit ihren Digitalcollagen in die Moderne. Claudio Bannwart aus Dänemark lässt in seinen Linolschnitten Blüten und Formen zu neuem Leben erwachen. Wer den »Musterrapport« aus der Textilindustrie kennt, sieht ihn hier in einen vollkommen neuen Zusammenhang gerückt. Der traditionsreiche kreative Austausch ist eine Bereicherung der Kunstszene. Hier zeigt sich, wie die unterschiedlichen Herangehensweisen zu einer gemeinsamen Sprache finden. Es ist ein eindrucksvoller Bilderreigen. Ebenso empfiehlt sich das Blättern durch den kleinen Katalog. Gefördert wird die grafische Kunst hierzulande auch durch die Biennale »100 Sächsische Grafiken«, welche seit 1994 stattfindet. Die Werke werden stets in der Neuen Sächsischen Galerie in Chemnitz gezeigt. Es ist immer eine Schau, die den schier unendlichen Facettenreichtum der regionalen Künstlerinnen und Künstler widerspiegelt. Noch bis zum 12. Mai 2022 läuft die diesjährige Ausschreibung für den zugrundeliegenden Wettbewerb. Das Thema lautet: »unter Null«. Damit möchten die Organisatoren aktuelle gesellschaftliche Prozesse betrachten und hinterfragen. Es werden sechs Preise verliehen, im September können die besten Arbeiten in der Ausstellung bewundert werden.

Die Schätze der Druckgrafik sind erhaltenswert. Im Jahr 2018 wurden die »künstlerischen Drucktechniken des Hochdrucks, Tiefdrucks, Flachdrucks, Durchdrucks und deren Mischformen« in das bundesweite Verzeichnis immateriellen Kulturerbes aufgenommen. In ihren Variationen kann man nach Belieben stöbern. Es ist ein Abenteuer, eine Forschungsreise, ein Vergnügen, ein Hochgenuss. Es lohnt sich, einmal wieder mit Bedacht auf die kleinen und großen Wunder dieser Kunstform zu schauen. Und vielleicht auch beim Lesen eines Magazins daran zu denken, welch eindrucksvolle Geschichte hinter den einzelnen Seiten liegt.

Text Dorothea List Fotos Annette Fritzsch | Dorothea List Info www.neue-saechsische-galerie.de www.galerie-zwickau.de

Kirchhoffstraße 34 – 36 09117 Chemnitz (0371) 8 74 72 70

facebook.com/fritztheater plus.google.com/fritztheater

DIE NIERE

stefan vögel

Do 7.4. 19.00 Uhr Fr 8.4. 20.00 Uhr Sa 9.4. 20.00 Uhr So 10.4. 16.00 Uhr Do 14.4. 19.00 Uhr Sa 16.4. 20.00 Uhr So 17.4. 16.00 Uhr Mo 18.4. 16.00 Uhr

Apr

WAS EIGENTLICH IST

KULTUR?

EIN WERTSTOFF DER GANZ BESONDEREN ART

Diese und viele weitere Fragen haben sich bereits Anfang 2020 Anja Herrmann-Fankhänel und Diana Heinbucher, beide Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen an der Technischen Universität Chemnitz, konkret am Lehrstuhl Innovationsforschung und Technologiemanagement, gestellt. Schließlich und endlich, so die beiden gut vernetzten jungen Frauen, sei Chemnitz auf dem Weg zur Kulturhauptstadt 2025, und in diesem Prozess soll die vermeintlich manchmal belächelte »Subkultur«, also die Kultur, die sich abseits der großen Opernhäuser, Veranstaltungszentren, Galerien und Museen bewegt, eine besondere Rolle spielen. Und dann, ja dann kam auch noch eine Pandemie dazu …

Beim Interview-Termin, den wir coronabedingt digital durchführen mussten, interessierte mich natürlich als erstes, was denn wohl den Ausschlag gegeben habe, die Studie überhaupt durchzuführen. Fast unisono antworten die beiden Mitdreißigerinnen, die sich beide im Promotionsverfahren befinden, dass es nicht mehr und nicht weniger gewesen sei, als die Leidenschaft, die sie beide mit der Kultur verbinde. Und dann erzählen sie, dass sie beide runde zwanzig Jahre engagiert in kulturellen Bereichen tätig sind, die Szene deshalb auch von innen her kennen und damit ihre berufliche Tätigkeit an der TU Chemnitz gut mit ihrem kulturellen Interesse verschränken konnten.

EINE STUDIE, DIE AUFHORCHEN LÄSST

Nein, es ist durchaus nicht so, dass einen die Ergebnisse der Studie der beiden TU-Mitarbeiterinnen schockieren würden; vielmehr hat, wer sich schon einmal mit Themen der freien Kulturszene befasst hat, genau mit solchen Ergebnissen gerechnet. Ob das ein eher gutes oder ein eher schlechtes Zeichen ist, sei dahingestellt. In jedem Fall ist eine Studie entstanden, die auf 84 Folienblättern einen durchaus brisanten Inhalt repräsentiert. Die Brisanz, oder sollten wir lieber von der Authentizität sprechen, bezieht das Material daraus, eben nicht nur eine theoretische Abhandlung akademischen Wissens zu sein, sondern ganz gezielt auf dem Wege von Interviews zu den vorgestellten Ergebnissen gekommen zu sein.

Diana Heinbucher

Wissenschaftliche Mitarbeiterin der TU Chemnitz Foto TU Chemnitz

KULTUR HÄLT DAS HERZ ZUSAMMEN.

www.kulturgesichterchemnitz.de

WER WURDE WANN BEFRAGT

Interviews geführt wurden mit Vertretern von insgesamt rund dreißig in der Kultur- und Kreativszene tätigen Einrichtungen; sowohl aus dem Bereich des Kunst- und Kulturmanagements aber auch aus den Bereichen Technik, Catering, Ticketing, Technik und Produktion. Die meisten der Teilnehmer agieren privatwirtschaftlich und sind selbstständig; drei Viertel der Befragten waren Männer, ein Viertel Frauen, der überwiegende Anteil älter als 35 Jahre. Ungefähr die Hälfte der Befragten haben bis zu zehn angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, weniger als ein Viertel beschäftigen sogar bis über hundert Angestellte und ein reichliches Viertel sind Soloselbstständige. Die Anzahl der Auftraggeber variiert sehr stark und reicht von einigen wenigen bis an die hundert.

Anja Herrmann-Fankhänel

Wissenschaftliche Mitarbeiterin der TU Chemnitz Foto TU Chemnitz

Kulturgesichter Chemnitz

Hinter der Kampagne »Kulturgesichter Chemnitz« stehen Veranstalter*innen, Konzertagenturen, Musiker*innen, Logistikfirmen, Clubs, Spielstätten- und Theaterbetreiber*innen, Schauspieler*innen und Künstler*innen, DJs, Caterer, Techniker*innen, Eventmanager*innen, Partymacher, Messebauer*innen, Grafiker*innen, Sicherheitspersonal, Ticketverkäufer*innen, Roadies, Entertainer*innen, Event-Gastronomie, Auszubildende, Bühnenbauer*innen, Tourbus- & Shuttlefahrer*innen, Tourmanager*innen usw. Foto kulturgesichterchemnitz.de

DER EINFLUSS VON CORONA IST NICHT HOMOGEN

Schlägt man die Zeitung auf, schaltet das Rundfunkgerät ein, surft im Internet in den einschlägigen Nachrichtenkanälen, macht sich bei Social Media schlau (Achtung, das ist nicht ironisch gemeint, denn natürlich hat gezielte Nutzung von Social Media – bei eingeschaltetem gesunden Menschenverstand - durchaus das Potenzial, zu einem Erkenntnisgewinn beizutragen) oder genießt auch mal im Fernsehen Sendungen, die sich der Kultur widmen, wird man überwiegend von einem eher pessimistischen Stimmungsbild überrollt. Das bringt die Studie, die hier besprochen wird, auch zum Ausdruck. Da ist die Rede davon, dass die Anerkennung der kulturellen Leistung für die Gesellschaft fehlt, dass die eigentlich dringend notwendige finanzielle Entlohnung »wegverhandelt« wird und dass der Mehraufwand für Planung und Organisation unter Corona-Bedingungen schlichtweg übersehen wird. Aber, und das ist gemeint, wenn davon gesprochen wird, dass es eben nicht nur homogen negative Erfahrungen sind, die die Kunst- und Kulturschaffenden sammeln; aus Corona und der damit verbundenen Not, scheint auch ein neuer Geist für Kunst und Kultur in der Kreativszene zu erwachsen. Ganz deutlich wird von den Teilnehmenden argumentiert, dass überwiegend der Wille zum Durchhalten da ist (nun gerade!), dass sich während der Pandemie-Zeit Vernetzung und Austausch sogar intensiviert haben und gelegentlich sogar neue Kundengruppen erschlossen werden konnten.

KUNST UND KULTUR IM VERHÄLTNIS ZUR GESELLSCHAFT

Die Studie macht deutlich, dass die verschiedenen Kunst- und Kulturformen, also angefangen bei der sogenannten »Hochkultur« der Opern- und Schauspielhäuser, der großen Museen, Ausstellungen und Galerien bis hin zu den Initiativen der »Graswurzelszene« ihre Berechtigung haben, denn kulturelle Teilhabe sowohl aus Sicht der Produktion als auch aus Sicht des Konsums wird erst durch die Durchmischung einer breiten Kunst- und Kulturpalette ermöglicht werden. Das eigentliche Dilemma besteht nämlich nach Ansicht der Autorinnen darin, dass es noch viel zu viele Menschen in unserer Gesellschaft gibt, die die plötzliche Abwesenheit von Kultur gar nicht bemerken, die aber von deren Folgen ebenso betroffen sein werden. Deutlich wird zum Beispiel, dass ein breiter gesellschaftlicher Diskurs zu Kunst und Kultur eine wesentliche Strategie ist, gesellschaftlichem Verfall und gesellschaftlicher Spaltung entgegenzuwirken.

WENN DIE ERSTEN CLUBS PLEITE SIND… DIE THEATER & KINOS GESCHLOSSEN BLEIBEN...… WEITER KEINE KONZERTE & FESTIVALS STATTFINDEN... wewen nn n K Ke einine er r A AU UF F D DEINEINE ER R HOCHZEIT TANZT… UND DEIN LIEBLINGSACT WIEDER NUR IM STREAM ZU SEHEN IST…

...WIRST DU MERKEN, DASS AUAUC CH H D DE EININE E FRFREIEIHEHEITIT O OH HN NE E KULTURELLE VIELFALT NICHTS WERT IST! MENSCHEN. BÜHNE. MUSIK. LICHT. INSTRUMENTE. KABEL(SALAT). BÄSSE. LEUCHTENDE AUGEN. SELTENE TÄNZE. APPLAUS. GESPRÄCHE.GESPRÄCHE. POLITIK.POLITIK. WISSENSCHAFT. BIER. MENSCHEN.

KULTUR IST LEBEN.

KULTUR VERBINDET.

www.kulturgesichterchemnitz.de

www.kulturgesichterchemnitz.de

Kultur ist Leben - Kultur verbindet

Die Mitwirkenden der Kampagne »Kulturgesichter Chemnitz« arbeiten seit Jahren mit viel Leidenschaft in dieser Branche. Stirbt die Kultur, stirbt ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft. Foto kulturgesicherchemnitz.de ?!

WIE ABER NUN MIT DEN STUDIENERGEBNISSEN UMGEHEN?

In der Überschrift zu dem Beitrag haben wir davon gesprochen, dass es sich bei Kunst und Kultur um einen Wertstoff der ganz besonderen Art handelt. Die Werthaltigkeit dieses Wertstoffes scheint wohl in ganz besonderem Maße darin zu bestehen, dass Kunst und Kultur geradezu prädestiniert dafür scheinen, in einen gesellschaftlichen Diskurs einzutreten, und – bei aller Widersprüchlichkeit der unterschiedlichen Haltungen und Meinungen – über Diskurs zu einem Klima der Achtung, des Zuhörens und des Austauschs von wohlüberlegten Argumenten zu gelangen. So sollten wir uns auch den weiteren Weg zu Chemnitz 2025, der Europäischen Kulturhauptstadt im Jahr 2025, vorstellen. Insofern sollte die Studie auf dem Schreibtisch der Verantwortlichen in Stadt und Land ihren Platz gleich neben dem Bewerbungsbuch für die Kulturhauptstadt finden.

Text Stefan Tschök Info www.tu-chemnitz.de

ANDY WARHOL »POP ART IDENTITIES«

DER MEISTER DER SCHILLERNDEN EXTRAVAGANZ

Ohne Andy Warhol ist Pop-Art kaum zu denken. Nun geht eine neue Ausstellung mit dem Titel »Andy Warhol – Pop Art Identities« auf Spurensuche nach der Person hinter dem Künstler. Eine außergewöhnliche Auswahl an Originalkunstwerken in Verbindung mit spannenden Originalfilmen geben dem Besucher einen umfassenden Einblick in das Leben und Wirken von Andy Warhol, einem der einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts! Das Thema Identität wird hier zum Protagonisten: Wie hat sich die Person Warhol mit dem Künstler Warhol auseinandergesetzt, zwischen rätselhaft und provokant, überraschend und unwahrscheinlich, genial und gekünstelt? Und wie passt all diese Vielseitigkeit in nur ein einziges Künstlerleben hinein!

The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc

Foto

The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc

Foto

Andy Warhol: Künstler, Filmemacher und Verleger sowie Mitbegründer und bedeutendster Vertreter der amerikanischen Pop-Art! War er ein Genie seiner Zeit, der die Kunstgeschichte aufteilte in die Zeit vor und nach seinem Schaffen? Oder war er ein unternehmungslustiger Werber, der den verborgenen Wünschen der Menschen Form, Farben und Hoffnung gab? Ziel der Ausstellung »Andy Warhol – Pop Art Identities« ist es, zu verstehen, wie differenziert Andy Warhol und seine Kunst begriffen werden kann. Gerade seine Identität verrät uns viel über seine Entscheidungen, seine Haltung, seine Stimmungen und sein Verhalten im öffentlichen und privaten Leben. In Dresden sind nun rund 130 Originalwerke von Andy Warhol zu sehen: Unter ihnen Campell’s Tomatensuppe und Mao, aber auch bisher unveröffentlichte Filme. Mit der schier endlosen Reproduzierbarkeit durch das Siebdruckverfahren in seiner »Factory« trat Warhol eigentlich als Autor seiner Werke zurück. Bekanntheit erreichte er damit erst recht, seine Kunst eignete sich zum Massenphänomen. Noch heute wird sie vielfach kopiert, auf T-Shirts und Tassen kopiert. Die Ausstellung ist in sieben Abschnitte unterteilt und erzählt kurz Warhols gesamte künstlerische Geschichte:

COFO Entertainment Foto

Ein lebendiges Porträt aus 40 Jahren Amerikas, dessen Seele der Künstler wie kein anderer seiner Zeitgenossen einzufangen vermochte.

TICKET

Verlosung demnächst auf Facebook

Sonderausstellung bis 12. Juni 2022

Zeitenströmung Dresden Königsbrücker Str. 96 01099 Dresden

Foto André Leischner

GELD ÜBER MORAL?

Dürrenmatts »Alte Dame« im Zwickauer Gewandhaus

Eine zeitlose Parabel auf die kollektive Verführung durch die Macht des Geldes stellt Friedrich Dürrenmatts berühmte tragische Komödie Der Besuch der alten Dame dar. Das weltberühmte Stück aus der Zeit des deutschen Weltwirtschaftswunders feiert am 5. März seine Premiere auf der Bühne des Zwickauer Gewandhauses. In der Titelpartie ist darin mit Schauspielerin Ute Menzel ein Publikumsliebling des Theaters Plauen-Zwickau zu erleben. Ort des Geschehens ist die heruntergekommene Kleinstadt Güllen, wo die Bewohner hoffnungsvoll die Ankunft der Multimilliardärin Claire Zachanassian erwarten, die als »Kläri« Wäscher in der Stadt aufgewachsen ist. Ihre frühere Liebesbeziehung zum Krämer Alfred Ill und ihre Wohltätigkeit in den umliegenden Dörfern lässt die Bürger auf eine Finanzspritze hoffen. Und tatsächlich: Die steinreiche Dame stellt dem Städtchen die unglaubliche Summe von einer Milliarde in Aussicht. Allerdings unter einer Bedingung: Alfred Ill muss sterben. Der Bürgermeister lehnt das Angebot im Namen der Gemeinde entrüstet ab. Doch nach und nach bröckeln die moralischen Bedenken ...

Die nächsten Termine von »Der Besuch der alten Dame« im Vogtlandtheater Plauen:

05.03.2022 - 19.30 Uhr / Premiere 12.03.2022 - 19.30 Uhr 13.03.2022 - 15.00 Uhr 14.03.2022 - 18.00 Uhr 31.03.2022 - 18.00 Uhr 01.04.2022 - 19.30 Uhr

www.theater-plauen-zwickau.de Theater Zwickau 0375 27 411 4647/4648 Vogtlandtheater Plauen : 03741 2813 4847/4848

Geformt mit Geometrie

& Farbe

FRAUENPORTRÄTS VON LUCIANO CIAN

Inspiriert von der Ästhetik moderner brasilianischer Maler, wie Athos Bulcão und Architekt Oscar Niemeyer komponiert Luciano Cian minimalistische Linien und farbenfrohe geometrische Formen zu ausdrucksstarken Frauenporträts. Die Porträts verkörpern Macht, Beharrlichkeit und Beständigkeit von zeitgenössischen Frauen durch kräftige Farben und stolze Gesten.

Die großformatigen Porträts der anonymen weiblichen Figuren bestehen aus einfachen Linien, geometrischen Formen und intensiven Farben. Mit ihren markanten Gesichtsausdrücken suchen sie jedoch keinen Blickkontakt mit dem Betrachter. Die Figuren selbst, umrandet als dunkle Silhouette, verweilen meistens vor lebendigen Hintergrundfarben.

ÜBER GREIFBARES HINAUSGEHEN

Wie jedes Kind hat auch Cian früh angefangen, zu malen. Jedoch er konnte auf die immerwährende Unterstützung seiner Mutter zählen. Er ist fest davon überzeugt, dass jede künstlerische Arbeit viel mehr von Beharrlichkeit und Ausdauer abhängt als notwendigerweise vom Talent. Und Kinder zu ermuntern sich kreativ und künstlerisch auszudrücken, wirkt sich immer positiv auf ihre Entwicklung aus. Nicht unbedingt um Künstler zu werden, aber für ein besseres Verständnis der Welt, das über das Greifbare hinausgeht. Für den Künstler bedeutet Kunst genau das, eine erweiterte Wahrnehmung, Fragen zu stellen und häufig eine gewisse Behaglichkeit durch Formen zu erzeugen. Cians Vorliebe für Porträts beruht auf seiner Leidenschaft zur Fotografie, insbesondere Porträts von Menschen. Inspiriert von Fotografen wie beispielsweise Sebastião Salgado, widmet er sich vor allem Frauenporträts. Dies begründet er mit weiblicher Stärke und deren Finesse. Frauen sind interessanter, weil sie mehr Accessoires, Farben und verschiedene Haarschnitte tragen. Er könne dies eigentlich auch mit Männern machen, aber die gesellschaftliche Lesart ist unterschiedlich und dies kommt daher, weil wir grundsätzlich immer noch sexistisch sind, so Cian. Jedoch glaubt er, dass diese Art der Herangehensweise helfen kann, die veralteten Ansichten zu bekämpfen.

Moá #7

li. Seite o. re.: Den Porträtierten eine Stimme und Stolz geben und dies gemischt mit geometrischen Elementen aus der Architektur, macht das Werk so besonders.

Geo #4

li. Seite u. li.: Luciano Cian möchte mit seinen Bildern Leichtigkeit und Glück vermitteln, trotz aller momentanen Widrigkeiten und Unterschiede in der Bevölkerung.

Luciano Cian

Der Künstler fertigt seine Werke hauptsächlich in digitaler Form und reproduziert jedes Bild als hochauflösende Giclée Kunstdrucke in limitierter und handsignierter Auflage. Die langjährige Erfahrung als künstlerischer Leiter in der Werbung und bei Designagenturen brachte ihn in direkten Kontakt mit dem künstlerischen Universum, auch wenn es eher in kommerzieller Art und Weise war. Cian hat kein Kunststudium oder ähnliches absolviert, aber er besucht Kurse für die verschiedenen künstlerischen Techniken sowie Kunstgeschichte im Allgemeinen, um sich mehr Wissen und Grundlagen anzueignen. Seine Werke richten sich auf die menschliche Figur. Das ist nichts Neues, so der Künstler, das Porträtieren der menschlichen Figur ist wahrscheinlich der Beginn der Kunstgeschichte. Das Besondere jedoch ist, dass Cian versucht, den Porträtierten eine Stimme und Stolz zu geben und dies mit geometrischen Elementen aus der Architektur in seinen Werken zu mischen.

Magna #9

Einfache Linien, geometrische Formen und intensive Farben sind bezeichnend für die Frauenporträts Cians.

EIN FEST DER VIELFÄLTIGKEIT

Diversität ist das zentrale verbindende Thema hinter seinen Werken. Er arbeitet immer mit Bildern die auf die ethnische Zugehörigkeit anspielen. Seine Bilder thematisieren die Mischung der Völker und Rassen mit dem zentralen Fokus auf die Diversität. Für ihn, als Brasilianer, ist die bewusste Verwendung der Farben ein Spiegelbild seiner Kultur. Der brasilianische Karneval, die Musik und der großartige Mix der Kulturen kommen von der Mischung der verschiedenen Rassen, die darin münden. Aus ethnischer Sicht betrachtet, befindet sich der Künstler in seiner Komfortzone, wenn er verschiedene Kulturen in seinen Bildern verwendet, insbesondere die schwarze Kultur. »Brasilien ist das Land mit der größten Population von Schwarzen außerhalb Afrikas. Schwarze Menschen bauten dieses Land auf und wenn es auch unglaublich erscheinen mag, sind die Überbleibsel der Sklaverei bis heute Teil des täglichen Lebens in Brasilien. Schwarze Menschen machen 54% der Bevölkerung Brasiliens aus, aber es zählen nur 17% zu den Reichen. Das ist auch der Grund warum ich immer versuche meinen Figuren eine stolze Art zu verleihen, um ihnen einen gebührenden Wert beizumessen«, so Cian. Der Künstler erhofft sich, dass der Betrachter versteht, dass dies alles Menschen sind und dass wir trotz aller unserer Unterschiedlichkeiten gleich sind. Seine Intention ist es mit seinen Bildern, Leichtigkeit und Glück zu vermitteln. Aufgrund der Rückmeldungen und Reaktionen aus dem In- und Ausland, die er von unterschiedlichsten Gruppen von Menschen auf seine Bilder bekommt, glaubt er, dass seine Botschaft verstanden wurde. Cian ist der Meinung, dass Künstler die Regeln brechen und mit ihren Werken die Schwächen des Establishments aufdecken sollen. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass es manchmal notwendig ist, bestimmte Linien zu übertreten, um voran zu kommen. Der künstlerische Prozess ist viel mühsamer als viele Menschen vermuten. Aber in jeder Gesellschaft ist es notwendig, die unterschiedlichsten Themen zu diskutieren und zu vertiefen.

PANDEMIEBEDINGTER EINFLUSS

Durch die Pandemie halten sich die Menschen vermehrt in ihrem Zuhause bzw. in Innenräumen auf. Daraufhin begannen die Leute mehr Wert auf die Umgebung zu legen, in der sie Zeit verbringen und Kunst im Allgemeinen wurde mehr beachtet. Vor allem weil Kunst auch eine Art Verschnaufpause vom momentanen Geschehen bieten kann. Für Cian persönlich bedeutet die Pandemie eine Möglichkeit tiefer in seine Arbeit einzutauchen und mehr Zeit und Aufmerksamkeit in seine Werke zu investieren. Trotz, dass er in einem der Länder lebt, die mit am schlimmsten von Covid-19 betroffen sind, versucht er mit seinen Arbeiten ein wenig Licht in diese dunklen Zeiten zu bringen. In Brasilien ist die Lage dramatisch, wir haben einen Präsidenten, der die Lage nicht ernst nimmt, so der in Rio de Janeiro ansässige Künstler. In diesen schwierigen Zeiten versucht er sich und auch den Betrachter mit seinen farbenfrohen Arbeiten aufzumuntern.

KINO

Ab 10. März im Kino

An einem Freitagnachmittag klopft es plötzlich unerwartet an der Tür des Lehrerzimmers eines städtischen Gymnasiums. Das wird sich doch wohl kein Schüler erdreisten? Nein, davor steht ein ehrgeiziger Vater (Thorsten Merten), der für die Abiturzulassung seines Sohnes kämpft – und bereit ist, dafür sogar bis zum Äußersten zu gehen. Das müssen die sechs Lehrer, die sich so kurz vor dem Start ins Wochenende noch in der Schule aufhalten, nun auf die harte Tour erfahren: Der allseits beliebte Sportlehrer und Zyniker Peter Mertens (Florian David Fitz), die altkluge, von allen Schülern gehasste Hexe Heidi Lohmann (Anke Engelke), der konservative Pauker Klaus Engelhardt (Justus von Dohnany), der joviale Schüleranwalt Holger Arndt (Thomas Loibl), der einsame Nerd Bernd Vogel (Torben Kessler) und die junge Referendarin Sarah Schuster (Nilam Farooq). Sie alle fühlen sich dem verzweifelten Vater zunächst überlegen, müssen aber schnell herausfinden, dass die Situation mehr und mehr außer Kontrolle gerät. Nach einigen unerwarteten Wendungen und peinlichen Enthüllungen tun sich bei jedem der Beteiligten wahre Abgründe auf …

Fotos sony pictures

DVD STREAM

Seit 17. Februar im Handel Streaming Film | ZDF Mediathek

Respect Mutter muss weg

»Respect« beschreibt den kometenhaften Aufstieg der Musik-Ikone Aretha Franklin von dem kleinen Mädchen, das im Kirchenchor seines Vaters sang, zum internationalen Superstar. Diese außergewöhnliche, wahre Geschichte erzählt, wie die Sängerin und Songwriterin in jungen Jahren ihre Stimme fand und schließlich als »Queen of Soul« zur Legende wurde. Aretha Franklins langjährige Freundin Liesl Tommy inszenierte diese bewegende Filmbiographie mit den Oscar-Preisträgern Jennifer Hudson (»Dreamgirls«, »Die Bienenhüterin«) und Forest Whitaker (»Der letzte König von Schottland - In den Fängen der Macht«) in den Hauptrollen nach einem Drehbuch von Tracey Scott Wilson (»Fosse« / »Verdon«). Tristan (Bastian Pastewka) ist es mit Mitte 30 noch nicht gelungen, sich aus den Fängen seiner dominanten Mutter Hannelore (Judy Winter) zu lösen. Mit Hilfe seiner Therapeutin versucht er, seine diversen Ängste zu überwinden, die aus dem übersexualisierten Umfeld resultieren, das ihn seit seiner Kindheit geprägt hat. Anstelle der Sexspielzeuge, die seine Mutter in ihrem Unternehmen erfolgreich herstellt und vertreibt, würde er gerne Puppenhäuser produzieren. Aber seine resolute Mutter blockiert jeden Vorstoß in diese Richtung ... »Mutter muss weg« ist ein deutscher Fernsehfilm aus dem Jahr 2012. Die Filmkomödie wurde zum ersten Mal am 18. Oktober 2012 im ZDF ausgestrahlt. Der Film ist bis zum 17. Mai 2022 in der ZDF Mediathek streambar.

Streaming Doku | arte Mediathek

Wie wollen wir leben?

Literatur steht im Kontext des Lebens. Deshalb erfindet Arte gemeinsam mit der Frankfurter Buchmesse in besonderen Zeiten ein besonderes Gespräch: »Wie wollen wir leben?« Zu dieser aufreizend allgemeinen Fragestellung sind acht Protagonist*innen unterschiedlichster Herkunft und Meinung gefragt, innerhalb von acht Stunden eine gemeinsame Stellung zu beziehen. Und das ohne Moderation, ohne Skript und ohne fest gesetzte Themenblöcke. Alle Teilnehmenden dieses Experiments eint, dass sie für sich genommen starke Positionen und klare Visionen haben, wie die Zukunft denn nun aussehen sollte. Jetzt müssen sie sich auf eine gemeinsame Version dieser Zukunft einigen. Innerhalb von acht Stunden. Die Dokumentation ist in der arte Mediathek streambar.

BUCH

Ab 14. März im Handel

HADIJA HARUNA-OELKER

Die Schönheit der Differenz

Hadija Haruna-Oelker, Journalistin, Politikwissenschaftlerin und Moderatorin beschäftigt sich seit langem mit Rassismus, Intersektionalität und Diskriminierung. Sie ist davon überzeugt, dass wir alle etwas von den Perspektiven anderer in uns tragen. Dass wir voneinander lernen können. Und einander zuhören sollten. In ihrem Buch erzählt sie ihre persönliche Geschichte und verbindet sie mit gesellschaftspolitischem Nachdenken. Sie erzählt von der Wahrnehmung von Differenzen, von Verbündetsein, Perspektivwechseln, Empowerment und von der Schönheit, die in unseren Unterschieden liegt. Ein hochaktuelles Buch, das drängende gesellschaftspolitische Fragen stellt und Visionen davon entwickelt, wie wir Gelerntes verlernen und Miteinander anders denken können: indem wir einander Räume schaffen, Sprache finden, mit Offenheit und Neugier begegnen. Die Politikwissenschaftlerin Hadija Haruna-Oelker, geboren 1980, lebt und arbeitet als Autorin, Redakteurin und Moderatorin in Frankfurt am Main. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Jugend und Soziales, Migration und Rassismusforschung.

Foto btb

ALBUM

Ab 25. März im Handel

PLACEBO

Never let me go

Die britische Alternative-Rock-Band Placebo aus London verkaufte bis 2009 weltweit rund zwölf Millionen Alben. Im Juni 1996 erschien ihr Debütalbum »Placebo«. Das Album erhielt in Großbritannien die Musikerauszeichnung Gold. Die Single »Nancy Boy« erreichte Platz vier in den britischen Charts, u. a. weil Placebo eine andere Richtung des Genres repräsentierten und sich deutlich von den britischen Rockbands der damaligen Zeit unterschieden. Neun Jahre nach der Veröffentlichung ihres letzten Werkes »Loud Like Love« erscheint nun »Never Let Me Go«. Das mittlerweile achte Studioalbum der Band wurde zwischen 2019 und 2021 aufgenommen. Es ist jedoch das erste, das Brian Molko (Gesang, Gitarre, Bass, Keyboard) und Stefan Olsdal (Bass, Gitarre, Keyboard, Begleitgesang) als Duo aufnahmen.

HÖRBUCH

Ab 21. März im Handel

KLARA JAHN

Das Lied des Waldes

Die Weisheit eines besonderen Ortes durch alle Zeiten - Nach dem Tod ihrer Mutter kehrt Veronika widerwillig in ihr Elternhaus im Nürnberger Reichswald zurück. Ganz ungelegen kommt ihr diese Flucht aufs Land nicht: Ihre Ehe liegt in Scherben, von ihrem Job und sich selbst fühlt sich Veronika entfremdet. In alten Aufzeichnungen über Anna Stromer, eine faszinierende Frau, die sich im 14. Jahrhundert mit Pioniergeist für den Schutz des Waldes eingesetzt hat, findet sie Trost und Inspiration. So entwickelt sich ein besonderes Band zwischen zwei Frauen, denen derselbe Ort Kraft gibt, und für dessen Schutz sie wiederum alles geben. Klara Jahn ist das Pseudonym einer bekannten Bestsellerautorin. Die Historikerin liebt es, große Geschichten zu erzählen und dabei tief in die Geschichte der Orte und Menschen einzutauchen. Dabei lässt sie sich von ihrer Liebe zur Natur und ihrer Faszination für raue Landschaften leiten. Die gebürtige Österreicherin und Mutter einer Tochter lebt seit 2001 in Frankfurt am Main.

Foto Random House Audio

PODCAST

Free Streaming

ZEIT ONLINE Verbrechen

Warum lässt eine Frau ihren Mann erschießen? Wie kommt ein Kommissar an ein Geständnis? Und warum lügen Zeugen manchmal? Was, wenn Polizisten kriminell handeln oder Sachverständige versuchen, ihre Irrtümer zu kaschieren? Und was, wenn Unschuldige in die Mühlen der Strafjustiz geraten? Sabine Rückert aus der ZEIT-Chefredaktion ist Expertin für Verbrechen und deren Bekämpfung. Sie saß in großen Strafprozessen, schrieb preisgekrönte Gerichtsreportagen und ging unvorstellbaren Kriminalfällen nach. Außerdem deckt sie zwei Justizirrtümer auf. Sie beschäftigt sich mit Rechtsmedizin und Kriminalpsychiatrie ebenso wie mit Glaubwürdigkeitsbegutachtung und Profiling. Rückert kennt die Welt der Verbrechensbekämpfung von der Polizeiwache bis zum Bundesgerichtshof.

Foto Warner Bros.

King Richard

Richard Williams (Will Smith) zog zwei der außergewöhnlichsten und besten Tennisspielerinnen aller Zeiten groß. Dabei war der Erfolg von Venus und Serena Williams alles andere als ein Zufall: Schon vor deren Geburt schrieb Richard einen detaillierten 78 Seiten langen Plan, in dem er bereits die professionelle Laufbahn seiner Töchter vorzeichnete. Als Venus (Saniyya Sidney) und Serena (Demi Singleton) gerade einmal viereinhalb Jahre alt waren, gab ihr Vater ihnen schon regelmäßig Tennisunterricht. Doch auch wenn diese unkonventionelle Art der Erziehung auf den ersten Blick durchaus fragwürdig erscheint, so führte er sie zumindest zu enormem Erfolg. Serena gilt für einige Experten als beste Tennisspielerin aller Zeiten und auch Venus konnte große Erfolge feiern und war zumindest eine zeitlang auf Platz eins der Weltrangliste. Die Beziehung zu ihrem Vater aber war für die beiden Mädchen nie eine leichte ...

Der Zeitpunkt für diesen Film hätte kaum passender sein können: »King Richard« startete in den USA nur wenige Tage nach der Veröffentlichung von Will Smiths Autobiographie, in der er seinen eigenen Aufstieg zum Hollywood-Superstar rekonstruiert. Will Smith begeistert mit der wohl vielschichtigsten Schauspielleistung seiner Karriere. Davon abgesehen präsentiert sich »King Richard« trotz interessanter Fragen nach sozialen Ungerechtigkeiten und familiärem Druck aber als schnörkellos inszeniertes und in seiner Aussage generisches American-Dream-Kino.

TICKET

Seit 24. Februar 2022 im Kino Verlosung auf Seite 76

Filmpalast Astoria Zwickau: Poetenweg 6-8, Telefon 0375/ 35 36 41 0, www.zwickau.filmpalast-kino.de

Erziehen mit Herz & Bauchgefühl

WARUM INTUITION DER BESTE ELTERNRATGEBER SEIN KANN

Tauscht man sich mit anderen Eltern aus, hört man viele gut gemeinte Ratschläge. Doch ist es sinnvoll, sich auf das »Bloß nicht« und »Lieber so und so« anderer zu verlassen? Schließlich tragen wir alle etwas Wichtiges in uns, das uns selbst gute Entscheidungen treffen lässt: die eigene Intuition.

Wenn sich der erste Nachwuchs auf den Weg macht, wollen Eltern alles richtig machen. Daher werden oft viele Ratgeber gewälzt und erfahrene Eltern befragt. Auch die Sorgen darüber wachsen, ob man seinem Kind, aber auch den eigenen Vorstellungen von Familie und Erziehung gerecht werden kann. Druck von außen spielt hier eine maßgebliche Rolle. Denn wer auch mal alternative Wege geht, die aus dem Bauch heraus entschieden werden – insbesondere bei der Kindererziehung – wird schnell schief angeschaut.

Ein gutes Beispiel ist die Geschichte eines Daddy-Bloggers, die kürzlich viral ging: Seine kleine Tochter weigerte sich am Morgen, sich für den Kindergarten anzuziehen und diskutierte, im Pyjama gehen zu wollen. Die Zeit drängte und sämtliches Zureden brachte nichts. Er weiß jedoch, dass seine Tochter gern selbst Erfahrungen macht, statt sie vorerzählt zu bekommen. So ging sie schließlich im Schlafanzug in die Kita und sah mit eigenen Augen, dass keines der anderen Kinder das Gleiche tat. In den sozialen Medien stieß die Lösung auf viel Unverständnis von Eltern, die darin eine Bloßstellung der Kleinen sahen. Doch die Erzieherin seiner Tochter unterstützte ihn in seiner Entscheidung: Sie habe das nicht zum ersten Mal erlebt und dank der mitgebrachten Wechselkleidung könne sich die Tochter schließlich auch in der Kita umziehen. Erfahrungsmomente wie diese bieten im Anschluss gute Möglichkeiten, um offen, ehrlich und ohne Belehrungen oder Schimpfen mit Kindern zu sprechen. So lässt sich kommunizieren, dass man den Willen des Kindes respektiert, sich aber in Situationen wie diesen mehr Vertrauen wünscht.

DIE FRAGE IST: WAS TUT DER EIGENEN FAMILIE GUT?

Wiebke M. Litschke

»Eltern wollen stets das Beste für ihre Kinder. Doch was ist eigentlich das Beste? Und wer weiß es wirklich am besten? Können Fremde und Außenstehende auch nur im Geringsten erahnen, was tatsächlich gut für unser Kind ist und was es braucht? Oder sollten wir lieber bei uns selbst, unseren Kindern, unseren Familien und unseren Gefühlen bleiben?« Diese Fragen stellt sich die Autorin Wiebke M. Litschke in ihrem Buch »Erziehen mit Herz & Bauchgefühl«.

Gleich zu Beginn ihres Ratgebers weist sie daher darauf hin: »In unserer Gesellschaft ist kaum jemand wirklich intuitiv und traut sich, auf sein Bauchgefühl zu hören. Entscheidungen im Alltag – und damit auch in Erziehungsfragen – werden rational und nicht emotional getroffen. Aber warum ist es so schwierig, seiner Intuition zu vertrauen? Ganz einfach: Wir lernen es erst gar nicht.«

studierte Pädagogin und Mutter Foto F. Brüggemann // Thieme

Jede Familie hat ihren eigenen Weg

Ratschläge hin oder her: Am Ende muss jede Familie die Lösungen finden, die zum eigenen Leben passen. Foto Larry Crayton // unsplash.com

BUCHTIPP

Erziehen mit Herz & Bauchgefühl

Wiebke M. Litschke Verlag: TRIAS Verlag ISBN 978-3432114613 Preis: 16,99 EUR

Inhalt

Die eigene innere Stimme ist ein verlässlicher Wegweiser, um Kindern und sich selbst gerecht zu werden – nicht fremden Erziehungs-Programmen. Dieses Buch bestärkt, einen eigenen Weg zu einem entspannten Erziehungsstil zu gehen – so wie es zur jeweiligen Familie passt. Autorin Wiebke M. Litschke ist studierte Pädagogin und Mutter eines »besonderen« Kindes. Seit der Geburt ihres Sohnes, der einfach in keine Schublade oder Phase passen möchte, verlässt sie sich nicht auf klassische Erziehungsschemen, sondern auf ihr Bauchgefühl. Da dies ihrem Familienalltag trotz zahlreicher Herausforderungen sehr guttut, ist sie überzeugt, dass etwas mehr Intuition vielen Eltern helfen würde, das Leben mit Kindern entspannter und gelassener anzugehen. Nach Stationen in Seoul und Rom lebt und arbeitet sie als selbstständige Journalistin und Texterin mit Mann und Sohn in ihrer Heimatstadt nahe Bremen.

Die studierte Pädagogin weiß, dass Intuition in der westlichen Erziehung kaum noch von Bedeutung ist, da wir bereits von klein auf lernen, dass man Dinge und wie sie funktionieren, verstehen müsse. »Dabei sind Wissen und Information nicht die einzigen Faktoren, die unsere Entscheidungen beeinflussen«, erklärt sie im Kapitel »Verlass dich auf dein Bauchgefühl«. »Auch wenn wir sie deutlich schlechter erklären können, spielen auch unsere Gefühle und Emotionen eine wichtige Rolle – wenn wir sie nur zulassen. Jeder Mensch hat nicht nur eine vernunftgesteuerte Kopfstimme in sich, sondern auch eine Bauch- und eine Herzstimme. Doch unsere Bauchstimme ist viel leiser als die Kopfstimme. Sie wird übertönt von Angst, Pessimismus, äußeren Einflüssen und Gewohnheiten. So sehr, dass wir sie kaum noch hören können oder sie schlimmstenfalls komplett verstummt.«

Liebe & Bauchgefühl

Kinder sollten mit einem positiven Mindset der Eltern und liebevoller Zuneigung aufwachsen. Foto Omar Lopez // unsplash.com

»Ein Sprichwort sagt: Intuition ist Vernunft, die es eilig hat. Damit hat es gar nicht so unrecht.«

Wiebke M. Litschke

GESPÜR IM ALLTAG – WERTVOLLER ALS ALLGEMEINE RATSCHLÄGE

Litschke begreift das Bauchgefühl von Eltern als eine Art GPS der Seele: Dieses helfe, »jedes Kind in seiner Einzigartigkeit zu begreifen«. Es sei nicht zielführend, sich anzuschauen, was andere tun, denn letztlich muss doch jeder seinen eigenen Weg finden, um in Balance zu kommen und den eigenen Nachwuchs bestmöglich zu fördern.

Die Autorin spricht aus Erfahrung: »Unser Sohn war ein Frühchen und schnell stellte sich heraus, dass er Entwicklungsprobleme in fast jedem Bereich (Größenwachstum, Sprachentwicklung, Motorik) hatte. Erst im Alter von vier Jahren wurde ein sehr seltener Gendefekt bei ihm diagnostiziert. Es half uns nicht zu schauen, wie Freunde ihre Kinder erzogen. Auch Erziehungsratgeber brachten uns nicht weiter, weil diese Kinder oft in verschiedenen Entwicklungsphasen betrachten. Doch unser Sohn hielt sich nicht an solche Phasen. Für viele dieser Phasen brauchte er länger, andere übersprang er einfach. Also beobachteten wir ihn. Wir schauten, was er kann und was er braucht. Wir fanden Lösungen, die zu seiner Entwicklung passten. Wir verließen uns auf unser Bauchgefühl.«

Dieser Erziehungsansatz kann auf jedes Kind angewendet werden, denn die menschliche Entwicklung läuft immer individuell ab. Dies wird deutlich, wenn man sich mit Eltern unterhält. Was die eigenen Sprösslinge in welchem Alter können und verstehen, unterscheidet sich von Fall zu Fall. Entwicklungsphasen können hier eine grobe Richtlinie sein, sollten aber nie als Norm verstanden werden. So können Kinder mit einem positiven Mindset aufwachsen – wissend, dass das, was sie tun und leisten können, genug ist. Eltern ersparen ihnen, aber auch sich selbst unnötigen Druck. Schließlich wissen wir alle intuitiv am besten, was uns guttut, solange wir Zugang zu unseren Gefühlen haben und diese auch ausdrücken können.

Text Kristina Baum Info www.shop.thieme.de

Ab 17. März im Kino

Nach dem Tod ihres Großvaters beschließt die zwanzigjährige Alma dahin zurückzukehren, wo sie einst aufgewachsen ist: auf eine kleine Insel mitten im Herzen der kanadischen Wälder. Kaum hat sie sich dort eingerichtet, rettet sie auf ungewöhnliche Weise einen Wolfswelpen und ein Löwenjunges. Fortan unzertrennlich, wachsen die beiden ungleichen Freunde fernab der Zivilisation gemeinsam bei Alma auf. Bis eines Tages ein Ranger vor ihrer Hütte auftaucht und die beiden aus Almas Obhut entreißt. Eine aufregende Suche quer durch Kanada beginnt.

Fotos studiocanal

Erhältlich im Handel

Encanto

Die Madrigals sind eine ungewöhnliche Familie, die an einem wundersamen, verzauberten Ort namens »Encanto« leben. Jedes Kind der Familie hat eine Gabe, außer Mirabel.

Foto medianetworx

Verlosung auf Seite 76

Ab 17. März im Handel

Die Pfefferkörner

Die Ozeane als riesige Müllkippe? Meeresbiologin Jaswinder hat ein Labor aufgebaut, womit sie den Plastikmüll in den Weltmeeren drastisch reduzieren könnte.

Foto entertainment kombinat

Verlosung auf Seite 76

BUCH

CD | HÖRBUCH

Ab 21. März im Handel

STEFAN GEMMEL

Abenteuer eines Döner-Checkers

Einen Computer zum »Daddeln« und ab und zu einen Döner zwischen die Kiemen – mehr braucht Chris nicht. Doch sein Patenonkel will ihn an die frische Luft locken und bietet Chris ein tolles Bike und dazu 1000 Euro an, wenn er damit 1000 Kilometer zurücklegt. Doch so einfach lässt sich Chris nicht locken.

Foto cbj Kinderbücher

Ab 28. März im Handel

FRANZ WERNER SCHMIDT

Pik reist nach Amerika

Das gibt es doch nicht! Pik, ein zahmes Eichhörnchen, ist Bens Ein und Alles. Doch dann kommt Terry und stiehlt es … und das ausgerechnet kurz bevor Terry mit seinen reichen Eltern eine Reise nach Amerika antritt. Terry nimmt Pik mit an Bord. Und für Ben ist eines klar: Er muss hinterher und seinen Pik zurückbekommen.

Erhältlich im Handel

ALEXA FESER

Liebe 404

Das neue Album »Liebe 404« von Alexa Feser ist eine Reise durch ihre Verarbeitung von Trennungen, das Loslassen und wieder zurück geworfen werden, das Losrennen und sich frei schwimmen. Das sich neu erfinden und gleichzeitig dadurch noch näher an sich selbst zu sein, als es die Sängerin und Songwriterin je war.

Foto sony music

Ab 21. März im Handel

SABINE LUDWIG

Ausgerechnet Adelheid!

Adelheid wiederholt die dritte Klasse und hat es nicht leicht im Leben: Sich ständig gegen drei vielfältig begabte, wunderhübsche Schwestern zu behaupten, ist anstrengend. Außerdem ist da auch noch ihr bester Freund Benni. Und beste Freunde lässt man nicht im Stich – selbst dann nicht, wenn sie Blödsinn hoch zwei verzapfen.

»EINE SCHA(R)FE MAHLZEIT«

Was haben Schafe mit Wölfen zu tun? LIEBER NICHTS! Was haben Wölfe mit Schafen zu tun? FRESSEN! Ganz klar.

Auch beim näheren Betrachten offenbaren sich immer mehr Unterschiede: Sie leben verschieden – die einen streunen durch die Wälder, die anderen leben warm und kuschelig in einem festen Domizil. Die einen sind auf guten Umgang und Ordnung bedacht, die Anderen interessiert das weniger, sie sind lieber ein bisschen aufmüpfig. Die einen haben viel, die anderen haben wenig. Die einen sind Vegetarier, die anderen pure Fleischfresser. Zumindest aber haben die einen sehr viel Hunger! Und Hunger macht erfinderisch, wie so manche Not. In einer sehr ausgehungerten Zeit trifft eine Familie auf eine Gang, deren Lebenswelten unterschiedlicher nicht sein könnten. Beide Seiten haben klare und feste Sichtweisen auf die Welt … oder doch nicht? Angelehnt an das Kinderbuch »Ein Schaf für’s Leben« setzte sich unsere Kindertheatergruppe mit verschiedenen Sichtweisen auf die Welt auseinander. Dabei rückt der Prozess des Erlebens der Gegensätze in den Fokus und handelt vom Einlassen auf die Lebenswelt der anderen, mit zahlreichen Momenten der Überraschung, Erinnerung, Empfindungen und des Staunens. Das Ergebnis ist ein spielfreudiges, feuriges und auch ein bisschen gefährliches Abenteuer mit einer ganz persönlichen Sicht auf das Ende.

TERMINE IM MONDSTAUBTHEATER ZWICKAU

5. März 2022 um 17 Uhr 12. März 2022 um 16 Uhr

Es spielen: 8 Jungen und 2 Mädchen zwischen 9 und 13 Jahren Dauer des Stückes ca. 45 Minuten

www.mondstaubtheater.de/eine-scharfe-mahlzeit

Mondstaubtheater e.V. Horchstraße 2, 08058 Zwickau www.mondstaubtheater.de @Mondstaubtheaterzwickau #MondstaubtheaterZwickau Mondstaubtheater Zwickau

Wir spielen!

Das ist wohl die schönste Aussage des Winters. Unabhängig von dem WIE, haben wir wieder ein WAS und WO. Das heißt, wir spielen wieder für Sie. Wir überlegen uns neue Formate und schöne Erinnerungen die Sie bei uns erleben dürfen. Wir öffnen unsere und andere Tore jetzt. Bleiben Sie dabei. Und fragen Sie WANN!

Puppentheater Zwickau Gewandhausstraße 3, Telefon: 0375/ 2713290 www.puppentheater-zwickau.de Termine im Puppentheater Zwickau

Für Kinder: »Rotkäppchen« ab 4 Jahre (März)

»Der Wolf und die sieben Geißlein« ab 4 Jahre (März / April)

»Brabbeltheater« ab 1 Jahr (April)

»Erst Blau, dann Gelb, dann Grün« ab 2 Jahre (April)

Für Erwachsene: Magische Samstage (immer am ersten Samstag im Monat) »Im dunklen Finsterwalde« »Stroh zu Gold und andere Spinnereien«

Highlight: Public Viewing »360° Virtual Puppetry« (März)

Foto Ku l to u r Z .

Puppentheater Zwickau

F oto

MIT KONDOMEN DIE WELT EIN BISSCHEN BESSER MACHEN

»Tinaaa, was kosten die Kondome?!« Die peinliche Supermarkt-Situation aus dem bekannten Werbespot mit Hella von Sinnen und Ingolf Lück muss heute nicht mehr sein – dazu trägt auch die Marke Einhorn mit seinen farbenfrohen und zugleich fair produzierten Verhütungsmitteln bei.

Auch heute noch sieht man Menschen in Drogeriemärkten unbeholfen durch einen bestimmten Teil des Ladens tigern. Die hintere Ecke, die mit den Kondomen, ist oft ein Ort, an dem viele nicht so gern gesehen werden wollen. Es könnte ja glatt jemand entdecken, dass man das geschlechtsreife Alter erreicht hat. Aber Spaß beiseite: Nach wie vor schämen sich so einige, wenn sie Kondome kaufen. Die Gründer Waldemar Zeiler und Philip Siefer wollten das ändern und gründeten Anfang 2015 ihre eigene Firma »Einhorn Products GmbH«. Beide kannten sich schon seit einigen Jahren aus der Berliner Startup-Szene und haben gemeinsam die Initiative »Entrepreneur’s Pledge« ins Leben gerufen. »Hierfür haben sich bereits knapp 50 erfahrene Gründer verpflichtet, mindestens ein soziales Unternehmen in ihrem Leben aufzubauen, das einen positiven Fußabdruck hinterlässt und von dem zusätzlich 50 Prozent der Gewinne sozial oder ökologisch reinvestiert werden.« Auch Zeiler und Siefer gehen mit der Marke Einhorn mit gutem Beispiel voran und haben das sogenannte Social Business im Laufe der letzten Jahre zu einem erfolgreichen Unternehmen entwickelt, das sich mit klassischen Firmen durchaus messen kann.

KREATIV & SELBSTBEWUSST VERKAUFT SICH BESSER

Dabei hilft ihnen auch ihr kreativer Ansatz. Denn bei ihren Kondomen greift man gerne zu. Lustige Tütenspender, zum Beispiel im T-Rex-Maul, verführen zum Kauf. Und auch die Produkte sind in bunt gestaltete Tüten verpackt. So beschreibt Einhorn seine Produkte: »Einhorn ist ein ganz besonderes Kondom. Warum? Kondome sind meist Mittel zum Zweck. Sie schützen vor Krankheiten und sind ein sicheres Verhütungsmittel. Wirklich beliebt sind sie aber nicht und der Kauf ist vielen sogar unangenehm. Oft dient daher eine zusätzliche Tüte Chips nur dazu, die Kondompackung auf dem Band zu verdecken. Das möchte »Einhorn« ändern und packt die Kondome selbst in eine von namhaften Designern gestaltete Chipstüte. So kommt die Vorfreude auf die Zeit zu zweit schon an der Kasse.«

FAIR PRODUZIERTE KONDOME

Die meisten Kondome werden aus Naturkautschuk hergestellt, die Latexmilch dafür wird vorrangig in Asien geerntet. Die Macher von Einhorn sprechen an, worüber sich aber kaum jemand Gedanken macht: »Diejenigen, die die größte Arbeit damit haben, erhalten oftmals kaum etwas von den Erlösen – obwohl die Margen mit denen von Luxusprodukten vergleichbar sind. Ebenso keine Seltenheit: Für die Produktion werden teilweise große Flächen Regenwald abgeholzt, um Kautschukbäume zu pflanzen. Um die anfälligen Monokulturen dann vor Schädlingen zu schützen, werden zudem giftige Pestizide gespritzt. Die Konsequenz: verseuchtes Grundwasser.«

RRAAARR - Faire Kondome

Mit Einhorn-Kondomen kann man Spaß haben und gleichzeitig Gutes tun. So stehen die Einhorn-Kondome im Handel. Wer traut sich, mal reinzugreifen? Einhorn geht aktiv dagegen vor, indem man fair und nachhaltig produziert und so auch andere Unternehmen ermutigen möchte, es ihnen gleichzutun. Denn Gutes zu tun, muss nicht heißen, dafür weniger rentabel zu wirtschaften – vielmehr ist es Einstellungssache. 50 Prozent der Profite reinvestieren die Gründer in soziale Projekte, wie zum Beispiel Sexualaufklärung für Jugendliche oder die faire Bezahlung der auf Biodiversität bedachten Kautschukbauern in Malaysia. Für sechs Euro pro Tüte mit sieben veganen Kondomen kann die faire Alternative im Regal absolut mithalten. Und ebenso sicher sind die Produkte, die es mittlerweile in verschiedenen Größen gibt, natürlich auch.

EINHORN ENTTABUISIERT AUCH DIE PERIODE

Auch beim Thema Menstruation gibt es noch immer ähnliche Vorbehalte beim Kauf. Wenn Männer losgeschickt werden, Tampons oder Binden zu kaufen, endet das bei manchen Paaren schon in Diskussionen – »was sollen denn die Leute denken?« Was wohl: Dass man ein zuvorkommender, hilfsbereiter Partner ist, oder? Mit den bunten Periodenprodukten unterstützt Einhorn inzwischen auch diesen Bereich im Drogeriegeschäft.

»Angeführt von unserer Head of Menstruation, Cordelia Röders-Arnold, die es nach sieben Jahren im Hamburger Großkonzern leid war, Kolleginnen flüsternd nach einem Tampon zu fragen, um diesen kurz darauf entgegengestreckt zu bekommen, fest umschlossen mit weißen Knöcheln, wie bei einem Drogendeal. Warum die Periode im 21. Jahrhundert immer noch ein Tabu zu sein schien und warum man, wenn man schon in Summe sechs Jahre des eigenen Lebens menstruierend verbrachte, der Sache nicht mit einwenig Spaß begegnen könne, begriff sie einfach nicht.«

Farbenfroh und freche Sprüche

Die Periodenprodukte von Einhorn im Überblick.

Die Gründer

Waldemar Zeiler und Philip Siefer haben mit der Marke »Einhorn« ein Social Business gegründet.

So wurde die Marke Einhorn um drei fairstainable Produkte aus 100 Prozent Bio-Baumwolle erweitert: TamTam Tampons, Padsy Binden, Slipflip Slipeinlagen sowie die nachhaltigste Alternative: Die Menstruationstasse Papperlacup. »Diese Produkte fordern auf, laut zu sein. Diese Produkte fordern den Dialog. Diese Produkte sind nicht zu übersehen. Und diese Produkte machen die Welt ein Stückchen besser. Obwohl bereits ausschließlich zertifizierte BioBaumwolle benutzt wird, wollen wir in Zukunft ermöglichen, dass jeder Kunde weiß, welche Bio-Baumwollbauern er/sie durch den Kauf der Produkte direkt unterstützt. Daran arbeiten wir gemeinsam mit der bioRe Stiftung in Tansania und unseren Produktionspartnern und unterstützen bereits heute durch Spenden Menschenrechtsprojekte wie Ernährungssicherheit und Brunnenbau in Tansania.« Die Bio-Baumwollprodukte sind nicht nur für Bauern und die Umwelt gut, auch für den Körper sind sie besser: Denn können Frauen auf Viskose und Plastik in der Intimregion verzichten.

Der so häufig erwähnte Social Impact des Unternehmens macht sich übrigens auch auf den Bankkonten der Mitarbeiter bemerkbar. Es gibt einen gewählten Gehaltsrat, der sich um die Einhaltung der eigenen Vorsätze kümmert. Dazu gehört: Das höchste Gehalt in der Firma darf nur dreimal so hoch wie das niedrigste sein. Das gilt auch für die Chefs. Wie viel jemand verdient, wird nach Baukastenprinzip entschieden: Es gibt ein Grundgehalt von 2.500 Euro brutto, hinzu kommen Zuschläge für persönliche Lebensumstände (zum Beispiel die Ausbildung oder ein Bonus für Kinder) sowie ein Betrag, der sich durch eine Selbsteinschätzung ergibt. Wer wie viel verdient, ist somit für jeden transparent einsehbar.

HAUPTSACHE KAFFEE!

Ein Tag ohne Kaffee ist für Gründer Julian Köster in jeder Hinsicht ein verlorener Tag. Schon immer hatte das schwarze Gold für ihn etwas überaus Faszinierendes. Doch geht seine Liebe zum Kaffee weit über den üblichen Gusto hinaus, er will das Gute aus der Bohne für weit mehr nutzen.

Für den studierten Umweltingenieur spielt neben der persönlichen Leidenschaft vor allem auch Nachhaltigkeit eine große Rolle: »Nachdem wir uns einen Kaffee gemacht haben, bleibt uns hinterher oft nichts anderes übrig, als den Kaffeesatz zu entsorgen. OK, manche düngen damit noch ihre Pflanzen, aber die meisten werfen ihn einfach in den Müll. Und genau das habe ich schon immer hinterfragt.« Eine erste Antwort in puncto Nachhaltigkeit begegnet ihm während seines Studiums: »Ein damals sehr kleines, britisches Start-up nutzte alten Kaffeesatz, um Biodiesel herzustellen. Sie pressten das verbrauchte Pulver zu Briketts zusammen und nutzen den recycelten Stoff, um die heimischen Öfen zu heizen.« Coole Idee, allerdings mit einem Haken: Aus recyceltem Kaffeesatz entstand ein Brennstoff – also ein Produkt mit CO2-Emission, nicht ideal fand Julian Köster. Der Wunsch, Kaffeesatz tatsächlich komplett nachhaltig nutzen zu können, festigt sich dann ein paar Jahre später im Masterstudium am Imperial College London. Hier kommt das Kaffeesatz-Re- bzw. Upcycling erneut auf: »Ich stieß in meinen Recherchen auf die besonders hautpflegenden Eigenschaften von Kaffee. Der Gedanke, vielleicht endlich einen Weg gefunden zu haben, aus einem vermeintlichen Abfallprodukt ein hochwertiges und nachhaltiges Naturkosmetik-Produkt entwickeln zu können, ließ mich danach einige Tage und Nächte nicht mehr los.« Zurück in der Heimat nutzt er kurzerhand den Support der Familie und gründet sein Unternehmen mit der Beauty-Marke »mellow NOIR«.

Julian Köster

Der studierte Chemie- und Umweltingenieur gründete 2017 die Beautymarke »mellow NOIR«

ALLER ANFANG IST SCHWER

Dem emotionalen Gründungshoch folgt die Ernüchterung: »Zwei Jahre voller Herzblut und Entbehrungen stecken im ersten Produkt,« erinnert sich Köster. Die vielen Rückschläge in Forschung und Entwicklung lassen den jungen Gründer vor allem in den Anfangstagen so manches Mal zweifeln und nach einem sicheren Einkommen sehnen. Doch Aufgeben ist keine Option. Genügend Kaffeesatz organisiert er sich in den Cafés und Universitäten im näheren Umfeld, holt ihn sogar mehrmals die Woche persönlich mit dem Auto ab und trocknet ihn im eigens dafür angeschafften Ofen. Dann endlich der ersehnte Durchbruch: Das erste Produkt steht. »Als ich nach zwei Jahren endlich unseren ›Facial Moisturiser‹, in meinen Händen halten konnte, war das schon ein emotionaler Moment. Das war schließlich der Beweis, dass meine ursprüngliche Idee wirklich umsetzbar war.« Nämlich, ein Kosmetik-Produkt zu entwickeln, das den Spagat zwischen luxuriöser, ganzheitlicher Hautpflege – auf Basis von reinsten und natürlichen Inhaltsstoffen – mit der Wertschätzung für unsere Natur realisiert. Das war 2019.

LUXUS MIT GUTEM GEWISSEN

Unterdessen verfügt das Start-up nicht nur über eine erweiterte Produktpalette, die hochwirksamen Beauty-Produkte von mellow NOIR sind auch längst als Naturkosmetik zertifiziert. Je nach Produkt sind neben dem Hauptwirkstoff zusätzlich hochwirksames Vitamin C, mehrkettige Hyaluronsäuren, Ectoin und der Trendwirkstoff Kirschblütenextrakt verarbeitet. Alle Produkte sind hautverträglich, dermatologisch getestet, kommen ohne Parabene, Silikone, synthetische Duftstoffe, Aluminium oder Ethanol aus und vereinen Natur, Nachhaltigkeit mit modernsten (hightech) Wirkstoffen für eine bestmögliche Entfaltung der Inhaltsstoffe. Die Produkte sind ausschließlich vegan, frei von Mikroplastik und Nanopartikeln, enthalten keine künstlichen Konservierungs- oder Farbstoffe und werden im nachhaltigen und recycelten Glasbehälter angeboten. Das überzeugte auch Beauty-Unternehmerin Judith Williams, die seit Kösters Auftritt bei der bekannten TV-Show »Die Höhle der Löwen« als Co-Investorin und Teilinhaberin der Beautymarke fungiert.

Foto Ellen Liebner

EUROPÄISCHE TAGE DES KUNSTHANDWERKS 1. BIS 4. APRIL 2022

KREATIVE EUROPAWEIT ERLEBEN

Willkommen, treten Sie ein! An den Europäischen Tagen des Kunsthandwerks (ETAK) öffnen Kunsthandwerker, Kreative und kulturelle Einrichtungen in 21 europäischen Ländern jedes Jahr ihre Werkstätten und Ateliers für Besucher. Auch hier in Sachsen. Entdecken Sie regionale Besonderheiten und künstlerische Trends, schauen Sie Kreativen bei der Arbeit über die Schulter und kommen Sie ins Gespräch mit Kunsthandwerkern. Probieren Sie Neues und tauschen Sie sich aus. Betrachten Sie die Regionen Sachsens aus einer ganz neuen Perspektive. Lernen Sie seltene Handwerke wie den Muldenhauer, Feintäschner, Puppenmacher oder Goldschmied kennen. Besuchen Sie Regionen mit langer Geschichte und besonderer Tradition im Kunsthandwerk wie das Vogtland mit seinem Musikinstrumentenbau und die Drechsler- und Holzspielzeugmacherregion Erzgebirge. Hunderte Kreative in ganz Sachsen bieten Mitmachaktionen, Schauvorführungen und Werkstattgespräche an. Planen Sie Touren und besuchen Sie auch interessante Regionen. Die Türen sind offen!

Unter www.kunsthandwerkstage.de finden Sie alle Informationen zu den ETAK sowie eine aktuelle Übersicht mit allen teilnehmenden Kunsthandwerkern. Weitere Infos in der YouTube-Playlist Kunsthandwerkstage Sachsen 2022 und bei Instagram: kunst-

handwerkstage.sachsen

Handwerkskammer Chemnitz Limbacher Str. 195, 09116 Chemnitz Telefon: 0371 / 5364204 www.hwk-chemnitz.de

Real Omnivores

SIND »ECHTE ALLESESSER« DIE ZUKUNFT?

Angesichts knapper werdender Ressourcen, Klimaproblemen und einer stetig wachsenden Bevölkerung ist klar: Unser Umgang mit dem Planeten, auch in Bezug auf unsere Ernährung, wird sich in der Zukunft anpassen müssen.

Hochrechnungen zufolge werden bis zum Jahr 2050 fast zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben. Das zeigt, wie stark der Bedarf an Nahrungsmitteln im Laufe der nächsten Jahrzehnte noch steigen wird. Es wird daher umso wichtiger, die eigenen Ernährungsweisen an die Gegebenheiten anzupassen. »Real Omnivores«, übersetzt »echte Allesesser«, sind da bereits jetzt im Vorteil und zeigen, wie die Zukunft aussehen könnte. Denn im Gegensatz zu den typischen Omnivoren von heute, die hohen Fleischkonsum bevorzugen, verzehrt der neue Typus tatsächlich alles, was essbar ist, um sich möglichst verantwortungsbewusst zu ernähren. Das heißt konkret: Auf den Teller können gleichermaßen Gemüse und Fleisch kommen. Aber dann eben nicht nur das gute Steak, sondern auch andere Teile vom Tier, die bei Fleischfressern weniger populär sind, deshalb aber noch lange nicht entsorgt werden müssen.

Illustration pixabay.com

Proteinreich snacken

Grillen als Chips-Alternative Foto Ivan Ivanovic // unsplash.com Jonathan Beckman // unsplash.com

Foto PROBIER ICH NICHT, GIBT'S NICHT!

Doch damit nicht genug: Die echten Omnivoren greifen auch auf alternative Ernährungsweisen zurück, die auf den ersten Blick ungewöhnlich scheinen, aber keinesfalls abwegig oder ungesund sein müssen. Um sich gesund und nachhaltig zu ernähren, öffnen sich echte Allesesser auch für neue Food-Technologien. »Real Omnivores« verzichten auf nichts – im wahrsten Sinne des Wortes. BUCHTIPP

Das ganze Tier Fleisch nachhaltig und bewusst genießen

Simon Tress, Georg Schweisfurth, Silvio Knezevic Verlag: Christian München ISBN 978-3959612890 Preis: 24,99 EUR

Inhalt

Das ultimative Fleisch(koch)buch für nachhaltigen Genuss: Dieses Kochbuch enthält 80 Rezepte und gibt spannende Informationen zur vollständigen Verwertung des Tieres. Die Autoren stehen für die nachhaltige Revolution in Küche und Landwirtschaft und stellen mit ihren schmackhaften Rezepten den regionalen und tiergerechten Genuss in den Mittelpunkt. Nicht nur das Filet, sondern alle Teile des Tieres sollen in die Küche gebracht werden.

IN-VITRO-FLEISCH

Dieses Fleisch wird auch Clean Meat genannt: Es wird im Labor aus Zellkulturen gezüchtet, die zuvor einem Tier entnommen worden sind. Das Muskelgewebe kommt in eine Nährlösung, in der es bei optimalen Bedingungen wachsen kann. Auf einem Trägergerüst, das meist aus tierischem Kollagen besteht, können die Zellen dann zu neuen Muskeln heranwachsen. Die so entstehende Masse ähnelt dann zwar keinem echten Steak, aber zumindest Hackfleisch. Es lässt sich auch mit gezüchteten Fettzellen anreichern, sodass ein authentischer Fleischgeschmack entsteht. In speziellen 3D-Druckern ist es theoretisch aber möglich, auch Steaks zu produzieren. Hierzu wird aktuell intensiv geforscht. Ein Lübecker Unternehmen züchtet schon jetzt Fischfilet aus Stammzellen im Labor – Tierleid und Überfischung der Meere könnten dadurch ein Ende gesetzt werden.

Grundsätzlich könnte das Laborfleisch sogar gesünder sein. Denn das unter kontrollierten Bedingungen hergestellte Nahrungsmittel kommt nicht mit typischen Tierkrankheiten, Keimen oder Antibiotika in Kontakt. Somit ließen sich auch Antibiotikaresistenzen reduzieren. Derzeit ist noch keine Massenproduktion möglich und auch in der EU hat noch kein Unternehmen einen Antrag auf Zulassung gestellt. Laut Umweltbundesamt zeigen erste Studien und Hochrechnungen zudem, dass sich durch In-vitro-Fleisch mehr als 75 Prozent der Treibhausgase vermeiden ließen. Spätere Berechnungen behaupten jedoch das Gegenteil. Belastbare Daten zur Klimafreundlichkeit gibt es daher wohl erst, wenn eine Massenherstellung gelingt.

Burger mit Laborfleisch

Im Labor gezüchtetes Fleisch gibt es bereits – wenn auch nicht im großen Stil. Foto Pablo Merchanmontes // unsplash.com

INSEKTEN ESSEN

Durch ihren hohen Protein-, Mineralstoff- und Vitamin-B-Gehalt und viele Omega-3-Fettsäuren gelten auch Insekten als Lebensmittel der Zukunft. Tatsächlich gehören viele Krabbler in Ländern Südostasiens zur traditionellen Ernährung dazu. Heuschrecken, Käfer und Mehlwürmer haben es hierzulande aus Ekel meist noch nicht auf die Teller geschafft. Dabei lassen sich die kleinen Eiweiß-Snacks Studien zufolge besonders umweltfreundlich züchten. Schließlich nehmen die Tierchen deutlich weniger Platz ein und brauchen weniger Ressourcen als Tiere aus konventioneller Tierhaltung. Einzig der Energieverbrauch für die Beheizung der Zuchtanlagen kostet hierzulande im Winter mehr. Dafür sind Insekten in der Regel zu 80 Prozent verzehrbar. In der Tierfütterung kommen Insekten übrigens bereits zum Einsatz, somit sind sie über Umwege schon Teil der Nahrungskette. Und auch verarbeitet als Burger gibt es sie bereits im Supermarkt.

MEHR ALGEN UND MYKOKULTUREN AUF DEM SPEISEPLAN

Pilze sind reich an Nährstoffen und leicht zu züchten

Aus dem Nahrungsmittel könnte in den kommenden Jahrzehnten innovative Produkte entstehen. Foto Andrew Ridley // unsplash.com

Neben Algen spielen aber auch Mykokulturen beim »Real Omnivore«-Trend eine zunehmend spannende Rolle. Denn Pilze sind reich an Nährstoffen und lassen sich unter kontrollierbaren Bedingungen und mit vergleichsweise wenig Aufwand züchten. So könnten mithilfe von Pilzkulturen völlig neue Lebensmittel entwickelt werden, die den heute gängigen Produkten in nichts nachstehen.

Auch pflanzliche Proteinquellen werden immer weiter erforscht. Mittlerweile gelten Algen als große Hoffnung, um den weltweiten Nahrungsmittelbedarf auch in Zukunft decken zu können. Sie lassen sich besonders leicht anbauen, es sind hohe Erträge zu geringen Produktionskosten möglich und gesundheitlich sind die Meerespflanzen völlig unbedenklich – vorausgesetzt, dass keine Schilddrüsenerkrankung vorliegt, die sich durch das enthaltene Jod verschlechtert. Insbesondere der Verzicht auf synthetische Düngemittel trägt zum klimafreundlichen Image der Algen bei. Zudem würden durch eine Massenproduktion landwirtschaftlich genutzte Böden entlastet, sodass sich auch die Natur erholen könnte. Es besteht sogar großes Potenzial, sie als Biotreibstoff einzusetzen. Wem die neuen Food-Technologien und Trends noch ein wenig zu abwegig erscheinen, kann sich trotzdem langfristig gesehen zum »Real Omnivore« entwickeln. Einen guten Einstieg bietet die derzeitige Nose-to-TailBewegung, bei der man versucht, möglichst viel vom Tier zu verwerten, sodass nichts verschwendet wird. Am besten für die Umwelt ist aber nachweislich, auf so viel Fleisch wie möglich zu verzichten und stattdessen mehr pflanzliche Produkte zu sich zu nehmen. Die große Vielfalt an tollen Gerichten macht es mittlerweile leicht, einen Großteil der Woche gänzlich ohne Fleisch auszukommen.

Text Kristina Baum Info www.zukunftsinstitut.de

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