FREE ISSUE
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2012M채rz/April
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pfizipfei - clothing from the heart for more information visit | www.pfizi.de 4
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Wir sind zurück aus der Winterpause. Und wie gewohnt gibt es wieder Neuigkeiten, die wir hier mit euch teilen wollen. Wir sind umgezogen, haben eine neue Internetseite, die Druckauflage des Magazins ist von 4000 auf 8000 Stück gestiegen und auch sonst hat sich einiges getan.
Aber nicht nur unsere Agentur ist umgezogen, sogar unsere Webseite haben wir komplett überarbeitet und auf den neuesten Stand gebracht: Frisches Design, bessere Übersichtlichkeit, interaktive Bedienelemente. Schaut einfach vorbei. Ihr findet uns nun unter www.stare.de.
Aber bevor wir anfangen, müssen wir mit euch noch über eine Sache reden. Eine Kleinigkeit, aber wichtig für uns. Was bedeutet „STARE“ eigentlich? STARE ist Englisch und bedeutet soviel wie „Starren, Gaffen, Glotzen“. Und wird [steəʳ ] ausgesprochen. Wir referieren damit auf den Konsum der Magazininhalte: Wir stehen auf progressives Design und großformatige Bilder, und die starrt man gerne an. Wir arbeiten mit grafischen Details und aufwändigen Illustrationen. Aber auch zeichnerische Spielarten des Humors erregen unser Interesse. Also, weg von einer gedruckten Imitation des Internets mit Veranstaltungskalender und „Nachrichten“ aus der Stadt. Streiten wir uns mit dem Web nicht aussichtslos um seine Kompetenzen. Hin zu zeitlosen Inhalten mit optischem Mehrwert. Das sinnliche Erlebnis, ein gedrucktes Produkt in Händen zu halten, wird nie von einer Webseite ersetzt werden können. Der (tages) aktuelle Informationswert hingegen ist es schon lange.
Auch das Magazin ist gewachsen: Die 4000 Exemplare der letzen Ausgabe waren an den meisten unserer Verteilstellen schon nach wenigen Tagen vergriffen. Darauf mussten wir reagieren: Statt 4000 Magazinen lassen wir jetzt 8000 drucken. So kommt jeder an seine Ausgabe. Wie immer liegt das Magazin gratis an etwa 300 Verteilstellen in Passau und dem nahen Umland aus. Zusätzlich besuchen wir euch ab und zu an der Universität, und verteilen dort vor der Mensa die neueste Ausgabe. Und entgegen anderslautender Stimmen: Das Magazin ist und bleibt absolut kostenlos.
Jetzt zu den handfesten Neuigkeiten: Alles neu macht bei uns der Januar. Wir sind umgezogen. Ihr findet uns jetzt in der Innstadt am Kirchenplatz 4, in dem großen, gelben Haus mit den vielen Fenstern. Eines bleibt aber natürlich auch hier gleich: Ihr könnt uns jederzeit am Nachmittag besuchen. Wir freuen uns über Anregungen, Kritik und Projektvorstellungen. Vielleicht können wir euch sogar beim Start-Up unterstützen.
Wenn ihr jederzeit auf dem neuesten Stand sein wollt, besucht uns in Facebook unter dem Chiffre stare.lokalwiedergabe. Dort teilen wir mit euch tagesaktuell Neuigkeiten aus der Redaktion und lustige Sachen, die uns ab und zu passieren. Wenn ihr uns Kritik, Anregungen, Erlebnisse und Projekte zukommen lassen wollt, schickt uns einfach eine formlose Mail an redaktion@stare.de. Und wie immer zum Schluss: Danke für eure Unterstützung. Ohne euch hätte das STARE-Magazine es nie bis hierher geschafft. Wir haben uns über jeden der gut 600 Besucher unserer letzen ReleaseParty gefreut. Und darum feiern wir auch weiterhin zusammen mit euch jede neue Ausgabe des STARE-Magazines. Kontemporäre Musik und lockere Atmosphäre garantiert. ●
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Truth or Dare Meet a Stranger Zwischen Buchen und Birken / Echoes of the Past N端mod Die M端llsammler von Kairo PAM Give & Take Sandstrand & Schusswaffen Display Open Page
Dare to compare!
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How are you?
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TRUTH OR DARE In unserer Rubrik „TRUTH OR DARE“ motivieren wir Euch, mit uns zu interagieren. Für jede Ausgabe des Magazins ziehen unsere Fotografen los, um Passanten mit kreativen Aufgaben zu konfrontieren.
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Meet a
STRANGER In der neuen Rubrik MEET A STRANGER dringen wir in das Allerheiligstes ein – eure Wohnung. Wir finden dort lustige und seltsame Gegenstände, die Aufmerksamkeit erregen. Jeden dieser Gegenstände dürft ihr uns mit genau einem Satz beschreiben. Unser erstes Opfer war eine WG in Passau Mitte, in der eine bunte Mischung aus Studenten und Passauern lebt. Da der Fokus von MEET A STRANGER auf kuriosen Gegenständen und Einrichtungen liegt, wollen wir auf die Nennung von Namen verzichten. Wenn wir euch auch besuchen sollen, schickt uns eure Bewerbung an redaktion@stare.de.
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alte Taucherbrille aus echtem Glas
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„PUNK
Geschenk einer verflossenen Liebschaft
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Freunde und Bekannte dürfen nur hässliche Postkarten schicken
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ZWISCHEN BUCHEN UND BIRKEN
Episode N° 4
Y U NO LEARN? UNSER
GASTAUTOR MATTHIAS VERSTECKT SICH MODARUM HABEN THOMAS UND PRAKTIKANTIN EUGENIA ZUSAMMEN SEINEN PLATZ EINGENOMMEN. OBWOHL SIE IHN NATÜRLICH NIE ERSETZEN KÖNNEN, HABEN SICH AUCH DIE BEIDEN GEISTREICH DER ABHANDLUNG EINES THEMAS GEWIDMET, DAS DICH WAHRSCHEINLICH NICHT INTERESSIERT. ÜBLICHER
MENTAN VOR UNS.
Wir wollen uns in dieser Ausgabe mit dem periodisch auftretenden Phänomen des „effektiven Vermeidens von Lernaktivität“ (EVL) beschäftigen. Bei EVL handelt es sich um eine starke, psychische Abwehrreaktion des Körpers gegen den meist unerwünschten und durch Lernen bedingten Zuwachs von als unnötig empfundenem Wissen. Exemplarisch für derartiges Wissen sei das Lernen von betrieblichem Rechnungswesen oder die Lektüre einer sprachphilosophischen Monographie genannt. Die psychische Abwehrreaktion manifestiert sich meist in einer Umlenkung der gerichteten Aufmerksamkeit. Diese Aufmerksamkeitsumlenkung lässt sich bei Studenten in höheren Fachsemestern beobachten. Es wurde jedoch auch von Fällen berichtet, wo Schüler während der Abiturvorbereitung von EVL betroffen waren. Die Langzeitauswirkungen von EVL sind kaum erforscht: Man vermutet jedoch gravierende Auswirkungen auf den weiteren Lebensweg. Durch EVL kann es häufig zu Ausfällen während wichtiger Lernstanderhebungen (Klausuren, Abitur) kommen. Da EVL bisher kaum erforscht ist, fehlen valide Informationen über den Krankheitsverlauf. Als Schlüsselreiz für das Eintreten von EVL werden jedoch folgende Trigger angenommen: Konfrontation mit unerwünschtem Lernstoff, zeitkritisches Bearbeiten von universitärer Lektüre und unerwünschte Lektüre im Allgemeinen. Besonders deutlich tritt EVL in Erscheinung, wenn diese Schlüsselreize kombiniert mit unmittelbar bevorstehenden Lernstanderhebungen auftreten. Folgende Symptome von EVL wurden bei den meisten Betroffenen diagnostiziert: Spontane Müdigkeit bei Konfrontation mit unerwünschtem Lerninhalt, Übersprunghandlungen während der Lernzeit (Häufig: Reinigung der Wohnung, Beschäftigung mit dem Internet – meist in Verbindung mit sog. „Social-Media-Plattformen“, sportliche Betätigung, Körperpflege) und ein starker Widerwille gegen den bevorstehenden Beginn der Lernaktivität, einhergehend mit einer Verzögerung der
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selbigen. Wirkungsvolle Gegenmittel gegen EVL sind bisher nicht bekannt. Um dieses Phänomen weiter zu erläutern, wird hier das Gespräch mit einer betroffenen Studentin anonymisiert wiedergegeben: „Ich fühle oft eine seltsame und gefährliche Relation zwischen „man muss lernen, man muss was leisten“ und „man kann unkontrolliert Zeit totschlagen, ohne etwas Positives zu schaffen, aber dabei Spaß haben“. Ich habe spontane Anfälle von Müdigkeit, mit denen ich immer dann konfrontiert werde, wenn der Lernprozess beginnen soll. Egal wie spät es ist. Um zwölf Uhr wieder einschlafen, obwohl man erst um zehn aufgestanden ist? Aufgezwungene Lektüre macht es möglich. Es entsteht ein Gefühl, als ob sich der ganze Körper gegen das Lernen stellen würde. Sehr oft, wenn ich an mein Verhalten während der Klausurzeit zurückdenke, muss ich lachen. Ich bekomme zum Beispiel ein sehr großes Bedürfnis nach Sauberkeit in meiner Umgebung (man muss doch letztendlich den Arbeitsplatz für den effektiven Lernprozess vorbereiten, oder?): Die Wohnung muss gründlich geputzt werden (obwohl man während des Semesters irgendwie gar nicht dazu gekommen ist); Hauspflanzen, die schon längst vergessen waren, müssen jetzt unbedingt gepflegt werden; für Alles in meinem Raum muss ich den richtigen Platz finden; Müll muss entsorgt werden, und apropos Müll: Die alten Papiere aus der Uni müssen auch eingeordnet werden. Beim Aufräumen fühlt man sich deutlich besser, als nach einem wissenschaftlichen Aufsatz, der für den Philosophiekurs zu lesen ist. Auch entwickle ich während dieser verrückten Zeit ein sehr dringendes Bedürfnis nach Kommunikation mit der Außenwelt (nach dem Prinzip „to care is to share“ oder „zusammen nichts tun ist viel lustiger als alleine“). Alles ist spannend: Egal ob ein Besuch bei Freunden, zusammen Kaffeetrinken, Weggehen am Wochenende, eine Plau-
derei in der Gemeinschaftsküche mit den Nachbarn, ein Spaziergang mit dem Partner am Innkai, ein Bierchen mit den Kollegen oder eine Mail an eigentlich schon vergessene Leute. Das macht das Leben schöner und positiver (und verhindert einen Blick in die Unterlagen). Besonders interessant wird auch das Internet, vor allem wenn man am PC lernen muss. Das Web ist eben ein Medium, das uns viel Freude bringt. Besonders spannend im Moment: 9GAG – ich bin froh, dass es Menschen gibt, die Akteure („Memes“) wie Trollface, Me Gusta, Forever Alone und Andere entwickeln. Der Konsum solch tiefgründiger Illustrationen erhöht garantiert die Laune. Ganz abgesehen von Facebook. Hier helfen Freunde aktiv mit, mich vor der Konstruktivität zu beschützen. Eine weitere ungewohnt spannende Aktivität ist Sport: Ich hatte den Eindruck, das nie ein Besuch im Fitnessstudio meinen Körper so intensiv aufgebaut hat, wie die Prüfungszeit. Und wie toll ist nun das Joggen, egal welches Wetter draußen ist. Zum Sport gehört natürlich auch die richtige Küche: In der Lernzeit bin ich zu einem richtigen Gourmet geworden. Es gibt Zucchini-Creme-Suppe, Hähnchen mit Mango und Reis indischer Art, Tomaten-Sahne-Mousse mit Basilikum und tausende andere Gerichte, die schon eine Weile für die Zubereitung in Anspruch nehmen. Während des Semesters – Pommes und Pizza aus dem Backofen (genial und einfach). Und damit man sich nicht nur sportlich und satt, sondern auch entspannt fühlt: Wasserprozeduren. Tut wirklich gut für Leib und Seele. Man ist bereit, den ganzen Tag schön entspannt – mit viel Schaum und wohlriechend – in der warmen Badewanne zu liegen, begleitet von der Lieblingsmusik. Draußen wartet nämlich nicht zufällig das Skript vom Staatswissenschaftskurs. Aber wenigstens ist mir nun klar, dass ich keine Ausnahme bin, sondern nur ein Opfer von EVL. Leider wird sich auch in Zukunft daran nichts ändern.“ ●
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S p e r r s D
iese Sperrstunde ist ein heiß diskutiertes Thema, zumindest momentan. Keiner weiß so genau, wie das aussehen soll, und wer da was plant. Die Fronten: Auf der einen Seite das konservative Bürgertum, das sich nur eines wünscht: Nachtruhe ab 22 Uhr, direkt nach dem Tatort. Und auf der anderen Seite: Die feierwütigen Studenten und Passauer, die in erster Linie von 22 Uhr abends bis 10 Uhr morgens ununterbrochen feiern wollen. Dabei nehmen sie jedes Hilfsmittel dankbar an: Alkohol, Koffein, Nikotin und sämtliche illegalen Drogen. So könnte man sich das im Moment vorstellen. Aber ich glaube nicht, dass es so ist. Also, ich hoffe, dass es nicht so ist. Das würde ein schlechtes Licht auf uns alle werfen. Trotzdem ist die Stimmung angespannt, mancher vermutet gar ein Komplott gegen die jungen Erwachsenen: Erst das Rauchverbot, das die Feierleute auf die Straße treibt. Natürlich wird es da lauter, was hat der Herr Frankenberger denn sonst geglaubt? Dass man beim Rauchen flüstert, wenn man drinnen noch aus vollem Hals einen Song mitgebrüllt hat? Aber gut. Die Mehrheit hat entschieden, ob wir das gerecht und gut finden, und ob wir Schweißgeruch im Club lieber mögen als Zigarettenrauch, steht jetzt nicht (mehr) zur Debatte. Aber wenn man schon mal vor dem Club raucht, kommt leicht der Gedanke auf: Ach, schauen wir doch mal, was sonst noch so los ist. Und dann wird durch die Stadt flaniert. Von einem Club in den Anderen, einen Ohrwurm im Kopf, und singen kann eigentlich jeder (tut er auch, wenn der Alkoholpegel stimmt). Das hört man dann natürlich, zumindest wenn eine Gruppe unmittelbar unter dem eigenen Fenster vorbeizieht. Aber denken wir mal weiter. Was passiert, wenn man die Abendgastronomie dazu zwingt, um zwei Uhr zu schließen? Meint wirklich irgendwer, dass die Feiernden um diese Zeit schon heimkehren, nur weil ihr Club sie
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rauswirft? Falls ja: Nein, so wird es nicht sein. Zwei Uhr ist vielleicht spät, wenn man am nächsten Tag um sechs Uhr aufstehen muss. Aber für Feiernde fängt die Party jetzt erst an. Also, bleiben wir realistisch: Der Club sperrt zu, die Leute stehen draussen. Ist es warm, geht die Party davor weiter. Und das wird dann richtig laut, auch ohne Soundsystem. Und wenn es kalt ist, oder die Locations passen, wird zuhause, zum Beispiel in einer WG, weitergefeiert. Und dann wird es auch dort richtig laut. Da werden dann keine Richtlinien mehr eingehalten, und eine drei Liter Flasche Smirnoff gibt’s nicht nur in der Gastronomie. Und laute Stereoanlagen auch nicht. Wäre sicher eine lustige Situation: Statt einiger, weniger Zentren „nächtlicher Ruhestörung“, gäbe es ganz viele. Auf der Innwiese, in der Fußgängerzone, in einem nicht unbedeutenden Anteil der Wohnungen, und auch sonst wo. Mal sehen, wie lange die Polizei da mitspielen könnte. Nicht so lange, glaube ich. Und dass die Abendgastronomie, ein nicht unbedeutender Wirtschaftsfaktor in einer Studentenstadt, einbrechen würde, ist auch nachvollziehbar. Was das Rauchverbot nicht geschafft hat, schafft dann die Sperrstunde. Aber ich will hier nicht nur polemisieren, natürlich gibt es auch die andere Seite der Medaille: Leute die schlafen wollen. Und das sind nicht nur erzkonservative Spießbürger, sondern auch Studenten, die am nächsten Tag eine Klausur schreiben, oder einfach Leute, die einer geregelten Tätigkeit nachgehen. Verfahren. Denn wer am Donnerstag noch feiert, kann am Dienstag schon Prüfung schreiben, und seinen Schlaf dringend benötigen. Es gibt also nicht nur Opfer und Täter. Sondern nur: Menschen. Im Grunde kann jeder von uns beides sein, und ist es vermutlich auch mal. Darum muss man abwägen: Gibt es nicht einen Kompromiss? Weniger draussen grölen, mehr drinnen eskalieren? Natürlich klingt das jetzt spießig, ist mir auch klar. Aber scheinbar muss man sich damit abfinden: Man ist nicht alleine auf
der Welt, und andere Menschen haben auch Bedürfnisse und Anliegen. Und manchmal ist das eben ruhiger Schlaf. Eine Option gibt es auch noch, die ich jedem ans Herz legen kann: Oropax. Seit ich mir diese nützlichen Gummidinger zugelegt habe, kann ich jede Nacht durchschlafen, auch bei offenem Fenster. Da hört man dann auch keinen Straßenlärm, der im Zweifelsfall auch viel lauter und penetranter ist, als eine Gruppe Studenten, die Alexander Marcus singt. Jetzt höre ich schon empörte Stimmen: Wer Oropax tragen muss, verzichtet ja, schränkt sich ein. Natürlich. Aber auch hier die andere Seite: Wer nicht feiern darf, muss auch verzichten. Da haben wir ein Problem: Was wiegt schwerer? Der Verzicht der Jugend aufs Steilgehen oder der Verzicht der Anderen auf ihren freien Gehörgang? Das ist dann leider vor allem
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Oliver und Thomas sind eigentlich gute Freunde. Aber wenn es um den Inhalt der STARE-Kolumne geht, fliegen die Fetzen. Und so haben sich die beiden entschieden, ihre eine Frage der Lobby und Vetternwirtschaft. Welche Gruppe wiegt schwerer bei denen, die entscheiden? Und die Politik wird nicht von jungen Leuten gestaltet. Was bleibt also? Eine ganz verfahrene Situation. Ich kann nur sagen: Alle waren mal jung. Und alle haben gesoffen, gegrölt, geraucht und Party gemacht. Naja, fast alle. Böse Stimmen könnten jetzt einwerfen: Ja – fast. Und die, die es nicht gemacht haben, machen heute die Politik. ●
TEXT: THOMAS HEINRICH
s t u n d e A
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merika wurde nicht im Halbschlaf entdeckt. Die Alliierten landeten nicht im Schlafanzug in der Normandie. Mohammed Atta fielen sicher nicht die Augen zu, als er die Boeing 767 in einen der Türme des World Trade Centers steuerte. Kein Fortschritt der modernen Welt, sei es in der Medizin, der Politik oder der Gesellschaft, wurde im Tiefschlaf errungen. Der Versuch, das Schlafbedürfnis zu verringern, ist so alt wie die Müdigkeit selbst. Egal, ob George Clooney „Nespresso, what else?“ in die Kamera haucht, Heinrich Böll „Pervitin“ einwirft, oder die US-Arme ihre Kampfjetpiloten mit GoPills ausstattet. In jeder Volksgruppe scheint ein Verlangen nach mehr Wachphasen und weniger Schläfrigkeit zu bestehen. Das halte ich durchaus für sinnvoll. Wenn ich die prägenden Stationen meines Lebens Revue passieren lasse, erscheint es mir so, als hätte der Schlaf nicht maßgeblich zu meiner persönlichen Entwicklung beigetragen. Ich war wach, als ich das erste Mal eine Sandburg baute, als ich das Abitur bestand, als ich das erste Mal verhaftet wurde. Kurzfristige Tiefschlafphasen an Theken,
grundgegensätzlichen Weltanschauungen in Form einer Doppelkolumne auszustreiten. Ihr Thema,: Die katastrophale Sperrstundendebatte in Passau. Arena frei. auf Rückbänken oder Bahnabteilen reichten aus, um als produktiver Teil des Arbeitslebens zu funktionieren. Aber ich möchte nicht von mir auf Andere schließen. Ich kenne niemand aus der Stadtverwaltung persönlich. Ich weiß nicht einmal, wo ich sie finden könnte, wenn ich sie denn suchen würde. Dennoch scheint sich dieser Kreis aus Personen zusammenzusetzen, die gänzlich anders sind. Während ich durch meine muntere, aufgeweckte Art nutzbringend und aktiv versuche die Welt zu verbessern, versinken
sie in einer destruktiven Schläfrigkeit. Soziale Interaktion hat das Zusammenleben der Menschheit die letzten paar Tausend Jahre gesichert, ja überhaupt erst ermöglicht. Jugendliche, die zur später Stunde durch die Straßen ziehen, lernen gerade vielleicht ihre zukünftige Ehefrau kennen. Oder sie schließen eine langwährende Freundschaft. Eventuell vertiefen sie auch eine bereits Bestehende. Es ist denkbar, dass sie gerade einen Ratschlag bekommen, der ihr Leben zum Besseren wendet. All die wundervollen Ereignisse, die ein Mensch im Verlauf seines Wachzustandes erlebt, könnten eintreten. Natürlich könnten sie das auch bei Tag, allerdings sicher nicht im heimischem Bett. Eine Sperrstunde, die darauf abzielt, die Einzelperson ihrer natürlichen sozialen Umgebung zu entreißen, und früher ins Bett zu schicken, ist demnach asozial. Sie ist schadhaft für ein funktionierendes Sozialleben und im Endeffekt kriminell. Sperrzeiten zielen bewusst darauf ab, jugendlichen Menschen die Möglichkeit zu nehmen, ihre eigenen Erfahrungen zu machen. Spätaufstehern und länger Feiernden wird von einer Handvoll Schlafbesessener das Recht abgesprochen, die schönen Seiten des Lebens zu erfahren. Die wundervolle Freundschaft, die ich zu später Stunde abschließe, die tolle Frau die ich kennenlerne, oder eine Geschichte die ich erlebe und die ich stolz meinen Kindern weitererzähle. All dies wird niemals geschehen, nur weil irgendjemand es vorzieht, sich aus dem gesellschaftlichen Zusammenleben zurückzuziehen, und lieber schläft. Ich habe sicher nichts gegen Schlaf, aber wir dürfen nicht zulassen, dass eine Horde irrer Schlafbesessener uns die Lebensfreude raubt. Ich würde meine eigene Müdigkeit niemals als so eklatant einstufen, dass ich den Lebensraum und die Freiheit meiner Mitmenschen deshalb beschneide. Wenn ich nachts von Trunkenbolden aus dem Schlaf gerissen werde, würde ich am liebsten auf die Straße gehen, und ihnen ein weiteres Bier ausgeben. Wenn du mit deinen Freunden grölend durch die Straßen ziehst, ist das ein Zeichen von Lebensfreude. In
Anbetracht chronischer Finanzkrisen, lügender Bundespräsidenten und sterbender Popstars ein seltenes Gut. Egal wie schlimm die Zeiten sind, solange sich noch eine Handvoll Menschen zusammenraufen, um miteinander eine gute Zeit zu verbringen, ist nicht jedweder Sinn verloren. Diese Freude will ich ihnen nicht nehmen, nur weil es in meinem Bett gerade so gemütlich ist. In der Sperrstunden-Debatte vermisse ich, neben gesundem Menschenverstand und Einfühlvermögen in die Jugend, vor allem rational nachvollziehbare Arguente. Vandalismus in der Innenstadt oder den Lärmpegel in Korrelation mit Öffnungszeiten zu stellen ist kein Argument. Wer randaliert schon nach einer durchfeierten Nacht morgens um acht Uhr früh? Das Lärmproblem wird durch Abschaffung der Sperrstunde, und eine damit einhergehend Entzerrung des Feierverkehrs, gelöst. Darüber hinaus: st es nicht viel mehr Aufgabe der Polizei nachts für Ruhe und Ordnung zu sorgen? Den Einwurf „Unterbesetzung der Polizei“ lasse ich nicht gelten. Es ist Aufgabe des Staates für eine „Ausreichende Anzahl von Sicherheitskräften“ zu sorgen. Der Mangel an Polizisten ist nicht die Schuld der Nachtgastronomen, deren Existenz durch den Sperrwahn zerstört wird. Die Sperrstunde hat einen ganz anderen Hintergrund: Ich verweise hier auf künstliche Verknappung von Wohnflächen und steigende Mietpreise, dem Aussieben von „gewünschten“ und „unerwünschten“ Bewohnern, und der Vetternwirtschaft zwischen Politik und Eigenheimbesitzern. Da demnach keiner der Schläfrigkeitsfanatiker und Sperrstundensoziopathen an einem vernünftigen Diskurs interessiert ist, werde ich mich nicht weiter mit Argumenten aufhalten. Ich sage nur: Flauschige Kissen und kuschelige Bettdecken haben die Welt noch nie verändert. ●
TEXT: OLIVER KIRCHER
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PHOTOGRAFIEN: STEVE WERNER ILLUSTRATION: JULIE REINDL
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TEXT: MAGGIE PILLUSCH ÜBERSETZUNG: DOROTHEA ZARSKY
Kjartan Code is a performance artist intent on making his art merely a reflection of his life. At times a spectacle, Code’s art is an intuited exhibition of what could be called Anarchoprimitivistic ideals. Currently living in Passau, Germany, Code is expanding his artwork into a culture. His art-as-life project is titled “Nümod,” a word generated by the combination of nomad and post-modern. The Nümod project could be described as a bike touring theatrical cabaret. Participants in the exhibition will build and live in collapsible yurts constructed from repurposed materials. Kjartan defines Nümodism as: “Societies specializing in waste reclamation requiring periodic movement between urban areas. They are imbued with cultural values far beyond just doing a job. They offer a new sustainable cultural identity to those who have lost faith in contemporary
ir lernen mit unserem Magazin eine Menge durchgedrehter Leute kennen. Doch einer wie Kjartan ist uns noch nie begegnet. Der junge Kerl kommt aus Michigan, USA – und um diesem Aspekt gerecht zu sein, haben wir das Interview auf Englisch und Deutsch abgedruckt. Kjartan macht so was Ähnliches wie Kunst. Dabei benutzt er komische Masken und anderes abgedrehtes Zeug. Und er hat ein Fahrrad, zu dem er eine innige Beziehung hat. Was der Junge in Zukunft noch vorhat, ist ziemlich größenwahnsinnig. Aber vielleicht klappt es ja, und wir hatten dann als erstes ein Interview mit dem Typen, der das Volk der „Nümod“ erschaffen hat. Kjartan hatte so viel Spaß bei uns, dass er sich bis auf die Haut ausgezogen hat.
Kjartan Code – Ein Künstler dessen Kunstdarstellungen die Reflexion, der Spiegel des eigenen Lebens sein soll.Seine Kunst ist ein Spektakel der ganz besonderen Art, und wirkt auf den Betrachter wie eine Darstellung anarchischprimitiv geprägter Wunschvorstellungen. Momentan studiert Code in Passau und weitet sein künstlerisches Wirken in der lokalen Kulturszene aus. Sein aktuelles Projekt “Nümod”, eine Wortkombination aus Nomade und PostModern, soll uns Kunst, und vor allem Kunst, die sich nahe am realen Leben hält, näherbringen. Ein Zusammenspiel von Kunst und Alltagsleben. Das Projekt könnte als theatralisches Kabarett auf zwei Rädern, genauer gesagt auf zwei Fahrrädern, bezeichnet werden. Die Nümodianer werden während ihrer Reise in zusammenlegbaren, aus umfunktionierten Ausgangsmaterialien angefertigten Jurten übernachten. Kjartan selbst definiert “Nümodismus” folgendermaßen: “Gesellschaften, die darauf spezialisiert sind, ihren Abfall wieder- und
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ways of living. Nümodism is as much a way of life as a way of making a living.” An avid Freegan and bicyclist, Code’s Nümod crew will travel between different urban areas and subsist on the excesses of society. Code plans to scrape through touring Europe and North America with a ragtag group of musicians and artists, performing on city streets for stunned audiences. Gleaning leftovers and traveling by calorie powered bikes, the Nümod tribe will be an attempt to withdraw from the societal systems that have caused so much destruction to the environment. By creating a community of urban hunter-gatherers, Code hopes to draw attention to the wastefulness and damage that modern society impacts. The project will be accompanied by the sounds of Code‘s American Gypsie swing songs. Code was raised by musician parents as a classical cellist. Of late he has taken up learning the violin and kontra (Hungarian viola). Code considers his art project as something which defies artistic generas. He thinks of it as a contribution to his gesamtkunstwerk. Yet Code admits that to many it will be most easy to perceive the project as a music band on tour. This retreat into primitivism is born from Code’s various explorations of the artistic and radical communities of Kalamazoo, Michigan. Encouraged from a young age to invest himself in the arts, Code also became well acquainted with the artists and musicians of Kalamazoo. Classically trained in the cello as well as in ballet and being a performer
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weiterzuverwerten, benötigen periodisch auftretende Verschiebungen in den städtischen Ballungszentren. Gerade diese Räume sind von kulturellen Werten stark durchtränkt. Sie fungieren auch Lebensraum für Menschen, die mehr tun, als ihrem Job nachzugehen. Sie bieten den Menschen eine neue und nachhaltige kulturelle Identität an, die ihr Vertrauen in gegenwärtige Lebensstile bereits verloren haben. Nümodismus ist ein Lebensstil und auch eine Möglichkeit, seinen Lebensunterhalt zu verdienen.“ Als ein begeisterter Freeganer und Fahrradfahrer, wird sich Code, zusammen mit seiner Nümod-Crew, auf eine Reise zwischen den verschiedensten urbanen Milieus begeben. Dabei plant er vom Überfluss der Gesellschaft zu leben und mit seiner bunt gemischten Gruppe von Musikern und Künstlern das Publikum auf den Straßen Europas und Nordamerikas zum Staunen zu bringen. Indem sie Speisereste aufsammeln, anstatt sie verderben zu lassen, und sich auf „kalorienbetriebenen“ Fahrrädern fortbewegen, unternimmt die bunte Gruppe den Versuch, sich von einer Gesellschaft zu entfernen, die verantwortlich für ein großes Ausmaß an Umweltzerstörung ist. Kjartan hofft seine Mitmenschen durch seine Nümod-Gemeinschaft auf die Verschwendungssucht aufmerksam machen zu können, und sie für den Schaden, den die Gesellschaft verursacht, zu sensibilisieren. Während der ganzen Reise soll das Projekt von den tanzbaren Klängen
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Semester Closing Party feat. DJ XIAO und DJ Ree Doo STARE Release Party Oliver Schories [der turnbeutel/Parquet/Ostwind/Hamburg] Back to School feat. Friedl B. Castro KonKon: Datura pres. Schwarzlichtgewitter/Goa Electric Gigolos/Bad Dandies "Nacht der Elektronischen Klänge" w/ Tobi S. BeefBeats/Happy B-Day BeefBoys "Nacht der Elektronischen Klänge" w/ MIKE VÄTH
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„Code’s amplified cyborg spoke
unheard volumes to his unknowing cell-phone-attached cyborg peers Code began developing his skills as a visual artist at a young age. After graduating highschool at 17, Code began studying fine art at State Universty New York Purchase College. In a foreign environment, so distant from the intimate art community he had grown accustomed to, Code created a proxy character to explore this new social milieu. Largely influenced by the permanent collection of African costume and masks at Purchase, Code created the “Neo-Shaman” as his first costumeturned-character. Constructed from cardboard, this robot-like mask disguised Code’s identity, which in turn caused him to become a separate character when wearing it. As the “Neo-Shaman”, Code imitated the social dynamics and cultural habits of SUNY Purchase students. Code identified a depravity of community and a dependence upon technology among his peers. Reflecting this, Code interacted with his peers speaking in a robot voice as an alienated humanoid. His satirical reflection of his peers emphasized the detached social sphere created by the impersonal communication of social networking and text messaging. Code’s amplified cyborg spoke unheard volumes to his unknowing cell-phone-attached cyborg peers. After a yearlong study at SUNY Purchase, Code resolved to return to his native Kalamazoo. Back home, Code sought out peers that would accept his radical critique of societal norms as the NeoShaman. He eventually became a part of the Vine Collective, a since disbanded radical cooperative in the Kalamazoo Student neighborhood. Living among this collective, Code was exposed to a great number of freethinking individuals
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amerikanischer Zigeunerlieder begleitet werden. Diese werden von Kjartan selbst gespielt und neu interpretiert. Er hat sich schon von klein an im klassischem Cello- und Violinspiel geübt. Code sieht dieses Kunstprojekt als Arbeit an einem Gesamtkunstwerk, welches einen Gegenentwurf zur herkömmlichen Kunst darstellt. Allerdings gesteht er auch verschmitzt, dass sein Projekt für viele Zuschauer wohl eher wie eine Rockband auf Tournee aussieht, als ein Kunstprojekt, das sich thematisch in keine Schublade stecken lässt. Codes Sehnsucht nach dem Rückzug in ein primitiver wirkendes Leben entstammt seinen Erfahrungen in den künstlerischen und radikalen Lebensgemeinschaften Kalamazoos, Michigan. Da er schon sehr früh dazu ermutigt wurde, sich selbst künstlerisch zu betätigen, machte er sich rasch mit den örtlichen Musikern und Künstlern bekannt. Bereits in jungen Jahren begann Kjartan seine Kenntnisse als visueller Künstler, auf der Basis seiner klassischen Cellound Balletkenntnisse, zu erweitern. Nachdem er die Highschool mit 17 Jahren abgeschlossen hatte, studierte Code „Bildende Kunst“ am Purchase College der State University New York (SUNY). Dort, fernab seiner Künstlertruppe, an die er sich so gewöhnt hatte, entwickelte er ein zweites Ich, um in diese vollkommen neue Umgebung einzutauchen: Durch die Sammlung afrikanischer Kostüme und Masken des Purchase College inspiriert, kreierte Code seinen ersten Kostümcharakter in Form des „Neo-Shamanen“. Mit einer Pappkartonmaske, die einer Maschine ähnelt, verschleierte er seine alte Identität und erschuf sich eine vollkommen neue. Als „Neo-Schamane“ verkleidet, fing er an, die sozialen Dynamiken und kulturellen Gewohnheiten der Studenten am Purchase College der SUNY zu imitieren. Durch Beobachtung seiner Kommilitonen stellte er grundlegende Probleme einer technologieabhängigen Gemeinschaft fest. Mit dieser Erkenntnis im Hinterkopf begann Code, andere Studenten als entfremdeter Humanoid mit einer Roboterstimme anzusprechen. Der satirische Spiegel, den er seinen Kommilitonen vorhielt, betonte vor allem die Probleme seines sozialen Umfelds: Diese entstehen durch unpersönliche Kommunikation über soziale
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who prompted him to consider the ills of society as symptoms of systemic oppression. As his residence continued, Code began developing a series of costumes as physical manifestations and personification of what he calls “shadows.” These “shadows” are the negative and sometimes obscured extensions cast by the “triumphs of civilization.” Trash is a “shadow” of consumerism. An inarguably negative consequence of this kind of prosperity is excess. For this reason, Code creates his work from found materials, usually trash. By focusing on using synthetic materials, Code investigates the modern “demons” these materials can communicate. After creating an assemblage of characters, Code envisioned the creation of an atmosphere where they would be able to interact. “The Neo-Shaman and his Post-Human Material” was a collaborative theatrical project between Code and several members of the Vine Collective. In theme with the anarchic collective, the play was unrehearsed and unscripted at its first performance, and differed at each subsequent performance. Code played every costumed character adlib and after a quick costume change with a standin, traipsed back on stage to exchange with the un-costumed hero. The plot unfurled similarly to the Wizard of Oz, with new characters joining the hero and explaining their plight and “shadow.” But instead of waking at home in Kansas, the characters began to wander the stage in chaos until the structure of the performance deteriorated into a full-fledged drum circle and dance in celebration of humanity. Viewers of the play were invited to leave the ordered rows of the auditorium to become one with the performance. To Code, art is wholly experiential. Artwork that is viewed and not participated in becomes stale and meaningless as the context fades. His work is dynamic and transient, and being subject to convention destroys it. It cannot be purchased or framed, and Code actively refuses to allow his work to be confined by the sterile and static environment of the gallery. Code’s Nümods will be entirely outside of the vacuum of the traditional art world. Code’s living art is a critique of society through a performative lifestyle. ●
Netzwerke und SMS. Codes Cyborg versuchte seinen, mit ihren Mobiltelefonen fast verwachsenen, Mitmenschen bisher unbekannte Einsichten zu vermitteln. Nach einem Jahr Studium an der SUNY Purchase entschloss sich Code, wieder ins heimische Kalamazoo zurückzukehren. Dort angekommen, begann er eine Gruppe um sich zu scharen, die seine radikale Kritik an sozialen Normen als „Neo-Schamane“ akzeptierte. Am Ende wurde er Mitglied des Vine Collective, einem Zusammenschluss radikaler Studenten Kalamazoos, das aber seitdem nicht mehr in dieser Form existiert. In der Gemeinschaft des Vine Collective traf Code eine große Anzahl freidenkender Individuen, die ihn anspornten, darüber nachzudenken, ob die Schwächen und Krankheiten unserer Gesellschaft nicht einfach Symptome systemischer Unterdrückung sind. Während er in Kalamazoo wohnte, entwickelte er nach und nach eine Kostümserie, die zur physischen Darstellung und Verkörperung dersogenannten „Schatten“ diente: Bei den „Schatten“ handelt es sich um negative und manchmal auch obskure Ausläufer gesellschaftlichen Zusammenlebens, die gemeinhin die „Triumphe der Zivilisation“ verkörpern sollen. So ist beispielsweise Müll und sonstiger Plunder ein „Schatten“ des Konsumverhaltens. Eine unbestreitbar negative Konsequenz des Wohlstands ist Exzess. Von daher verwendet Code für seine künstlerische Arbeit ausschließlich gefundenes Material, üblicherweise Müll. Indem er sich dabei nur auf synthetisches Material fokussiert, kämpft er gegen moderne „Dämonen“, welche für ihn von diesen Stoffen verkörpert werden. Nachdem er eine Reihe von Charakteren erschaffen hatte, suchte Code eine Umgebung, in der sie mit der Gesellschaft interagieren können. Sein Stück “The Neo-Shaman and his Post-Human Material” wurde daraufhin Bestandteil eines Theaterprojekts, das in einer Kollaboration von Code und mehreren Angehörigen des Vine Collective entstand. Passend zu dem anarchistischen Kollektiv, wurde das ganze Stück ungeübt und spontan auf die Bühne gebracht, und in jeder darauffolgenden Aufführung abgewandelt. Dabei improvisierte Code jeden Charakter und stand immer, nach kurzen Kostümwechseln, während denen er von einem Double auf der Bühne vertreten wurde, selbst im Rampenlicht. Der Plot entfaltete sich ähnlich wie im Buch „Der Zauberer von Oz“: Immer wieder stoßen neue Charaktere zum Helden hinzu, die „Schatten“ darstellen. Aber ganz anders als im Buch, erwacht der Held nicht am Ende im Bett in Kansas. Stattdessen stürzen die Charaktere die Bühne ins Chaos, bis sich die Struktur der Performance in einen Trommel- und Anbetungstanz zu Ehren der Menschlichkeit verwandelt. An diesem Punkt angelangt, wurden die Zuschauer eingeladen, sich aus den geordneten Reihen zu erheben, und eins mit der Performance zu werden. Kunst ist für Code eine erfahrbare Angelegenheit: Kunst die ohne Involvierung des Publikums stattfindet, wird bedeutungslos, weil ihr Kontext verloren geht. Codes Werke hingegen sind dynamisch und kurzlebig, und würden zerstört werden, wenn man sie konventionalisiert. Sie kann nicht käuflich erworben oder „eingerahmt“ werden, und Code verweigert ausdrücklich, dass seine Werke in die sterilen und statischen Räumlichkeit einer Galerie gezwängt werden. Sein „Nümod“ wird gänzlich außerhalb der traditionellen Kunstwelt stattfinden, denn sie ist Gesellschaftskritik mithilfe performativen Lifestyles. ●
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LEISTUNGSSPEKTRUM FULL-HD FILM WEBENTWICKLUNG PRINTDESIGN FOTOGRAFIE GRAFIKDESIGN BERATUNG KAMP NENPLANUNG 30A GSTARE WWW.STARE.DE
die müllsammler von kairo Philipp Breu berichtet für uns über seine Reisen. In dieser Ausgabe verschlägt es den Fotojournalisten nach Ägypten, wo er mit dem entbehrungsreichen Leben der Müllsammler von Kairo konfrontiert wird.
PHOTOGRAFIEN/TEXT: PHILIPP BREU
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gypten ist konfessionell kein homogenes Land. Es gibt nicht nur Muslime, sondern auch zahlreiche christliche Kirchen. Die koptisch-orthodoxe Minderheit ist darunter die größte. Die Kopten machen etwa 10 Prozent, also etwa acht Millionen Menschen aus. Sie sind in allen Schichten der ägyptischen Gesellschaft vertreten. Viele Ägypter leben in großer Armut, darunter die sogenannten Zabbalin – die Müllsammler von Kairo. Die etwa 70000 Zabbalin sind zu 95 Prozent koptische Christen, die Mitte des 20. Jahrhunderts aus Oberägypten auf der Suche nach Arbeit nach Kairo kamen. Doch auch hier fanden die
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Landarbeiter keine Einkommensquelle – also erfanden sie selbst eine: Die erste organisierte Müllabfuhr und -wiederaufbereitung des Landes war geboren. Kairos Müllsammler haben das Geschäft des Müllsammelns und Recyclings über die letzten Dekaden perfektioniert, mittlerweile verarbeiten sie mehr als 80 Prozent des gesammelten Mülls mit primitivsten Mitteln und Maschinen weiter. Der, vorrangig in den Außenbezirken der Stadt gesammelte, Abfall wird mittlerweile vor allem mit Pickups, aber auch noch mit Eselskarren, in zwei große, informelle Siedlungen in Kairo transportiert. Dort wird
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er direkt vor den Wohnhäusern und Manufakturen der Müllsammler abgeladen, und zuerst grob in anorganische, also wiederverwertbare, und organische Abfälle sortiert, die an Tiere verfüttert werden. Die Zucht von kleineren Tieren, wie Hühnern und Ziegen, stellt eine weitere Einkommensquelle dar. Früher gehörten auch Schweine dazu, bis die Stadtverwaltung von Kairo alle Schweine im Zuge der Schweinegrippe 2007 keulen ließ. Da die Schweinegrippe eigentlich harmlos war, vermutet man heute, dass diese Begründung nur ein Vorwand der (ausschließlich aus Muslimen bestehenden) Stadtverwaltung war, die Schweine loszuwerden. Schweine sind im Islam haram – also nicht mit dem Islam vereinbar – und gelten als besonders unrein. Die anorganischen Abfälle werden dann weiter nach Ausgangsmaterial sortiert: Papier, Metall, Glas, Stoff, und Plastik, das von Hand nach Farben geordnet wird. Danach wird es in kleine Stücke gefräst, gewaschen, wieder getrocknet, und anschließend als sauberes Material wieder weiterverarbeitet. Die
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Verarbeitung geschieht in Manufakturen direkt im Erdgeschoss eines jeden Hauses; die Arbeitsvorgänge sind direkt von der Straße aus einsehbar. In den Slums fällt ein enormer Gestank auf – eine Kanalisation gibt es nicht. Nur die Wenigsten hier haben saubere Kleidung oder gewaschene Hände. Umso dankbarer sind die Menschen, wenn man sich für ihre Arbeit interessiert, und ihnen ohne Zögern die Hand zum Gruß anbietet, was meist zu einem freundlichen Lachen und einem Angebot zum Tee führt. Als Ausländer wird man hier natürlich sofort bemerkt. Während an den touristischen Hotspots in Ägypten auch nach der Revolution täglich Hundertschaften an Touristen vorbeirauschen, arbeiten die Zabbalin Tag für Tag unbemerkt vor sich hin. Und obwohl die Menschen hier von einem Tag auf den anderen leben – niemand hier hat so etwas wie Ersparnisse – zögern sie doch keine Sekunde, ihren knappen Besitz mit Gästen zu teilen. Bedingungslose Gastfreundschaftlichkeit findet man manchmal eben an Orten, an denen man sie zuletzt erwartet. ●
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PAM LASSEN WIR DIE BÜRGERLICHE WELT HINTER UNS PHOTOGRAFIEN/INTERVIEW: MARTIN BRUNNBAUER, FRANÇOIS WEINERT, ILYAS AKBER TEXT: THOMAS HEINRICH Herr Siebzehnrübel ist 81 Jahre alt und trägt eine braune Lammfelljacke und einen Kordhut. Er macht gern kleine Späße und wirkt grundsolide. Sein Beruf: Pornokinobesitzer. Das sieht man ihm aber nicht an. Seit 1971 führt er in Passau das legendäre PAM-Kino in der Theresienstraße. Ihr seid sicher schon unzählige Male daran vorbeigegangen, habt die undurchsichtige Fassade und die Verheißung von verbotenen Früchten betrachtet, und euch gefragt, wer da reingeht – weil ihr sicher noch nie jemanden gesehen habt, der den Laden entweder betritt oder verlässt. Und natürlich hat keiner von euch je selbst einen Blick hineingeworfen. Wir auch nicht, bis jetzt. Also, lassen wir die bürgerliche Welt hinter uns. Folgt uns ins PAM-Kino und entdeckt einen der geheimnisumwittertsten Plätze in Passau. Wir schieben uns an der Gittertüre vorbei in den Vorraum des Kinos. Helles Licht fällt von außen ein, im Inneren ist es dunkel. Herr Siebzehnrübel schaltet das Licht ein und taucht die Szenerie in oranges Licht. Die Wände im Eingangsbereich sind mit roten, glänzenden Stoffbahnen verhangen, darüber kleben die Cover von unzähligen Pornofilmen. Jeder Blick durch den Raum offenbart weitere Vulgärerotik; die meisten Artworks
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im prüden Stil der 80er und 90er Jahre, Dauerwellen und Vokuhila, gebräunte Hardbodies, Schulterpolster. Aufgelockert wird die Sammlung durch erotische Zeichnungen und ein gerahmtes Wappen des Freistaats Bayern. Viele der Ausstellungsstücke zeugen auch vom (angeblich) hohen Anteil der homosexuellen Männer im Publikum. Laut Erich Siebzehnrübel ist Freitag und Samstag Gay-Night. Er gibt sich Mühe, sein Publikum immer passend zu bedienen: In einem Regal sind die Filme gewissenhaft in die Kategorien „Hetero“ und „Homo“ eingeordnet. Er selbst sagt aber, dass er
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sich seine Filme nicht ansieht. Geschäft ist eben Geschäft. Nun wollen wir einen Film sehen. Wir müssen zur Kasse, einer mit verknitterter Alufolie verklebten Nische, mit Plexiglas vom Außenbereich abgetrennt. Das Licht der orangen Lampen bricht sich verspielt im staubigen Aluminium. Es verwundert uns, dass hier manchmal noch Betrieb herrscht. Ein Schild verkündet: Heute, 15 Uhr Gay-Video. Es ist erst Mittag, und so können wir, ohne eventuelle Besucher anzutreffen, in den
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Seit über zwei Dekaden geben sich die angesagtesten Passauer DJs im Non-Mainstream-Bereich ein StellDich-Ein in der Musikbar Colors. Ein monatliches Line Up sorgt für abwechslungsreiche musikalische Unterhaltung.
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Vorführraum. Blickt man sich dort um, sieht man, dass die Rückseite mit fröhlicher, orange-grüner Tapete verziert ist. An den Wänden kleben auch hier anregende Erotikbilder. Wir erwarten eigentlich eine Leinwand und Sitzreihen. Finden aber: Einen alten Röhrenfernseher, auf dem hülsenlose Videokassetten verstreut herumliegen, und etwa
NACH DIESEM FILM HAT SICH UNSERE LIBIDO FÜR DIE NÄCHSTEN ZWEI MONATE VERABSCHIEDET zehn abgelebte, braune Kinostühle. Hinter dem Röhrenfernseher stehen drei weitere, kleinere Fernseher. Als Ersatzteile. Man kann sich also auf einem der Sessel niederlassen, und auf dem Bildschirm für fünf Euro das Wunder der Pornographie erleben. Aus reinem Interesse wollen wir dieses Angebot natürlich auch wahrnehmen. Wir setzen uns, er legt einen Film ein und bringt uns die Tickets. Flimmern, wie man es von VHS-Kassetten kennt, und Pornomusik aus den 80ern empfängt uns. Eine Gruppe junger Männer suhlt sich auf dem Teppichboden. Herr Siebzehnrübel hat einen Film aus dem Regal „Homo“ eingelegt. Wir sind überrascht. Zehn Minuten sexuelles Vergnügen, und zum Schluss der Tipp eines sonnengebräunten Kerls: Immer ein Kondom benutzen. Wir wollen noch einen zweiten Film sehen. Der Dialekt der „Hauptdarsteller“ erinnert an die DDR, und der Typ, der aussieht wie ein Taucher, unterhält sich mit einer haarigen Dame über diverse Körperöffnungen. Nach diesem Film hat sich unsere Libido für die nächsten zwei Monate verabschiedet. Wir fragen uns, ob Herr Siebzehnrübel noch viele andere Kunden hat. Nein. Das Internet hat seinen Arbeitsplatz leider weitestgehend obsolet gemacht. Dort bekommt man für wenige Mausklicks jede Spielart der menschlichen Sexualität, und zwar kostenlos. Aber ein Paar Stammkunden hat er, die ihm die Stange halten. Und ein kleiner Nebenverdienst zur Rente ist das PAM-Kino allemal. Wir sind dankbar, dass Passau noch solche kleinen Kuriositäten zu bieten hat. Auch wenn wir uns sicher sind, dass es hier das letze Kino seiner Art ist, und es nach der Schließung auch bleiben wird. ●
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ass Nachhaltigkeit sich längst vom Juteund Jesussandalen-Image emanzipiert hat, müssen wir euch sicher nicht mehr erzählen. Es ist en vogue, rücksichtsvoll mit vorhandenen Ressourcen umzugehen. Die einen tun es, weil sie es ernst meinen, die anderen, weil Nachhaltigkeit im Moment „in“ ist. Wie man einen Schritt in die richtige Richtung gehen kann, zeigen die Passauer Studenten Carlos, Helena, Pauline, Dorothea und Stephanie. Mit ihrem Projekt SECOND HAND FOR GIRLS
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entstauben sie den Gebrauchtkleidermarkt in Passau. Hoffentlich funktioniert auch bei uns, was in Modemetropolen wie Berlin, Stockholm oder Paris schon längst wichtiger Lifestyletrend und gleichzeitig Wellness für das schlechte Gewissen ist. Wir haben die Studenten getroffen, und mit ihnen über SECOND HAND FOR GIRLS und ihr neues, tolles Projekt geplaudert: Sie haben vor, in der Innenstadt eine GIVEBOX aufzustellen: Ein Ort, wo jeder das, was er nicht mehr braucht, deponieren kann. Und jeder der etwas will, kann es sich mitnehmen.
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INTERVIEW: MARTIN BRUNNBAUER TEXT: THOMAS HEINRICH, HANS BINDER KNOTT ILLUSTRATION: JULIUS KREUPL
Carlos, Second Hand for Girls, eine Art Online-Flohmarkt über Facebook, ist ein recht neuartiges Projekt. Ist dir das eingefallen? Das Ganze ist während einer Autofahrt nach Berlin ins Rollen gekommen, wo wir einen Entrepreneurship Summit (einen Workshop für Jungunternehmer) besuchen wollten. Wir veranstalteten ein kleines Spielchen: Jeder bekam gedanklich 1000 Euro und zehn Minuten, um mit diesem Budget und diesem Zeitlimit ein nachhaltiges Unternehmenskonzept zu entwerfen. Aus meinem Konzept hat sich Second Hand for Girls entwickelt.
Du kommst aus Venezuela, und studierst in Passau. Ich habe gehört, du willst Deutschland mit deinen Projekten etwas zurückgeben? Ja, ich komme aus Mérida, einer schönen Stadt in den venezolanischen Anden. Ich lebe seit etwa neun Jahren in Deutschland und habe, bis auf ein paar Ausnahmen mit der Ausländerbehörde, nur positive Erfahrungen gemacht. Ich habe in dieser Zeit viel Unterstützung bekommen und wurde immer mit offenen Armen empfangen. Deutschland und vor allem Passau sind mir richtig ans Herz gewachsen. Meine zweite Heimat eben. Ich möchte Deutschland und der Stadt Passau gerne etwas zurückgeben. Eigentlich würde ich auch gerne ein Unternehmen gründen, aber das ist für Ausländer sehr schwer. Die Bürokratie bringt die Kreativität vieler Leute um. Die Garage-Culture sollte gefördert werden, damit die Leute erst mal ein wenig experimentieren können. Wenn sie Erfolg haben, dann können
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alle Versicherungen, Steuern und Genehmigungen kommen. Venezuela ist das Gegenbeispiel: Dort kann die Kreativität ausgelebt werden, viele Leute gründen ihre eigene Firmen, und der Staat mischt sich kaum ein. Warst du in Venezuela auch schon unternehmerisch tätig? Auch auf dem nachhaltigen Sektor? Ja, ich habe zusammen mit meinem besten Schulfreund die erste ökologisch ausgerichtete Gruppe in einer venezolanischen Schule ins Leben gerufen. Dort gab es Aufklärung für Kinder in Sachen Umweltschutz und Tipps für nachhaltiges Leben. Wir haben Exkursionen organisiert und Seminare angeboten. Das letzte Projekt wurde in den Jahren 2000 bis 2002 durchgeführt. Es handelte sich dabei um eine Sammelaktion, bei der wohlhabende Kinder ihre alten Spielzeuge gespendet haben. Diese wurden an Weihnachten im Krankenhaus an krebskranke Kinder verteilt. Aber mittlerweile arbeitest du ja nicht mehr alleine an deinen Projekten. Wie hat sich euer Team gefunden? Schicksal. Wenn du eine gute Absicht verfolgst, ergeben sich positive Dinge im Leben. Wir sind ein tolles Team und ergänzen uns gegenseitig. Jedes Mitglied hat seine Stärken. Unser neuestes Mitglied ist Stephanie Fichtl. Sie hatte selbst eine ähnliche Idee, und war sehr enttäuscht, als
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plötzlich Second Hand for Girls erschienen ist. Und jetzt ist sie bei uns und bereichert das Team. Soll euer Projekt auf längere Sicht non-Profit bleiben? Wir wollen auf lange Sicht nicht auf non-Profit-Basis arbeiten. Irgendwie muss sich das Ganze ja tragen. Nur so können wir unsere Vision zu verwirklichen. Wir machen etwas, das uns viel Freude bereitet, und stehen für Nachhaltigkeit und Kreativität. Wenn es möglich wäre, davon zu leben, dann würden wir diese Chance auf jeden Fall nutzen. Um diese Möglichkeit nicht auszuschließen, haben wir vor kurzem das PaPro (Passau Projekt) ins Leben gerufen, das die Projekte Second Hand For Girls, Givebox Passau und Flohmarkt, Tauschbörse & Umsonstladen Passau umfasst. Nachhaltigkeit und Recycling wird immer angesagter. Ist es wichtig, dass immer mehr Leute mitmachen, auch wenn sie oft nicht aus Überzeugung handeln? Wir finden es gut, dass es populärer und trendiger wird. Wir wollen auch alles dafür tun, damit dieser Trend nicht nachlässt. Er muss sich immer neu erfinden können, interessant und cool bleiben. Dies passiert nur, wenn mehr Leute und mehr kleine und große Firmen mitmachen. Wir finden es nicht schlimm, wenn es Menschen gibt, die es momentan nicht aus kompletter
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Da wir ausschließlich niederbayerische Hühner halten, kann ich guten Gewissens sagen, dass es den gefiederten Zweibeinern richtig gut geht. Das überprüfe ich auch regelmäßig persönlich. ie beziehen ihre
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Ja. Mir ist wichtig, dass die Hühner nicht von riesigen Zuchtbetrieben stammen und artgerecht
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auf Stroh gehalten werden. Ich achte auch stark auf die Anzahl der Hühner pro Quadratmeter.
headoffice@hendlhouse.com
Unsere Zulieferer halten nur etwa halb so viele Tiere pro Quadratmeter, wie von der EU vorgeschrieben. enn
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Nein, definitiv nicht. HendlHouse steht für Verantwortung zur Natur. Dies haben wir uns selbst auferlegt und stehen dazu. Nachhaltige und schonende Zubereitung von der Aufzucht bis zum fertigen Gericht – ein Garant für unsere Region. Wir verwenden absolut kein Pressfleisch, sondern nur beste Filetstücke. Ausserdem heben wir uns schon mit den Angeboten unserer Bedienrestaurants von Fastfood ab. Fast alle von uns servierten Gerichte sind frisch von uns per Hand zubereitet. Auch unsere Speisekarte ist vielschichtig: Leichte Salate, Wraps und leckere Nachspeisen ergänzen sich perfekt mit den diversen Hendlvariationen in unserem Sortiment. Die Möglichkeit zur Abholung bieten wir unseren Kunden dennoch. en l
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Ja, aber mittlerweile haben wir 12 Filialen in ganz Deutschland und vier weitere sind in Planung. Unser Stammhaus ist allerdings natürlich in Passau. Mit unserem Konzept, und einer Firmenphilosophie die besonderen Wert auf Nachhaltigkeit und Fairness legt, schaffen wir auch in Zukunft neue Arbeitsplätze.
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Überzeugung machen. Irgendwo muss es anfangen. Ein Wechsel braucht viel Zeit und Aufklärung, umso besser wenn das Ganze jetzt en vogue wird. Wie der Name schon sagt ist Second Hand for Girls für Mädchen. Interessieren sich Jungs nicht dafür? Unsere Marktforschungen haben ergeben, dass sich Männer nicht besonders für das Thema Second-Hand interessieren. Vielleicht ändert sich das bald. Frauen interessieren sich sehr für Klamotten, Schuhe und Accessoires, und haben oft volle Schränke. Sie entdecken jetzt dank Second Hand for Girls die Möglichkeit, ihre Klamotten zu tauschen und zu verkaufen, oder selbst Bekleidung auf der Seite zu kaufen. Wir wünschen uns, dass bald private Swap-Partys (Klamottentausch Partys) über unsere Plattform organisiert werden. Man kann seine Kleidung doch auch spenden. Was haltet ihr allgemein von Altkleidersammlungen? Sehr wenig. Die Leute werfen mit guter Absicht ihre Klamotten in die Altkleidertonne, und denken, dass dies bedürftigen Menschen zugute kommt. Was sich aber oft hinter diesen Altkleidertonnen verbirgt, ist ein
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lukratives Geschäft profitorientierter Unternehmen, die die Spendenwaren dann auf Second-Hand Märkten in armen Ländern verkaufen, statt diese zu spenden. Da die lokalen Textilindustrien nicht mit der Billigware mithalten können, gehen sie pleite. Die Folgen sind Arbeitslosigkeit und Abhängigkeit vom Second-Hand Handel. Wie sollen kleine Industrien in diesen Ländern entstehen, wenn man die Waren viel billiger auf Second-Hand Märkten erhalten kann? Allgemein geht es euch um Nachhaltigkeit, Gemeinschaft, Zusammenhalt und Individualität. Daher kommt auch die Idee der Givebox, die in anderen, meist großen, Städten in Deutschland schon etabliert ist. Was ist eine Givebox? Eine Givebox sieht aus wie eine alte Telefonzelle oder ein begehbarer Kleiderschrank. Die Funktion einer solchen Givebox ist im Prinzip die einer Tauschbörse: Die Leute können zum Beispiel Kleider, Bücher, einen Ball, oder was auch immer sie wünschen, anonym verschenken, und sich selbst etwas aus der Givebox mitnehmen. Der Initiator dieser Bewegung hat die erste Givebox letztes Jahr in Berlin aufgestellt, und der Welt geraten, es nachzumachen. Also haben wir uns entschieden, dieses Projekt auch in
Passau umsetzen. Es geht bei der Givebox um mehr als nur „anonymes Verschenken“. Wir sind fest davon überzeugt, dass die Umsetzung dieses Projektes den Zusammenhalt unter den Menschen fördert.
afrikanischen Frauen mit afrikanischen Stoffen genäht wurden. Der Erlös fließt komplett zurück in den Verein zur Finanzierung von weiteren Projekten.
Funktioniert eine solche Givebox in Passau? Das funktioniert überall. Passau hat besonders günstige Bedingungen, um so ein Projekt umzusetzen. Wir haben schon viele Leute kennengelernt, die sich bereit erklärt haben, die Givebox zu unterstützen. Wir wünschen uns, dass sich an der Gestaltung der Givebox viele bekannte lokale Institutionen und Firmen wie etwa STARE und die Universität Passau beteiligen. Das einzige, das wir brauchen, ist die Zustimmung der Stadt.
Danke für das tolle Interview. Wer euch unterstützen oder mitmachen will, kann euch auf der Facebook-Seite „facebook.com/seconhandforgirls“ (sic!) besuchen.
Und was habt ihr sonst noch vor? Habt ihr schon Pläne für die weitere Zukunft? Second Hand for Girls kooperiert jetzt mit einem Verein aus Braunschweig, und arbeitet mit diesem an einem Projekt zum Aufbau der Textilindustrie in einem afrikanischen Land. Aber das ist noch weitestgehend geheim. Ein kleiner Tipp: Auf dem kommenden MädelsNachtflohmarkt im Zeughaus werden Taschen verkauft, die von
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INTERVIEW/TEXT: OLIVER KIRCHER PHOTOGRAFIEN: FRANCOIS WEINERT, ALAN HÖNG, KILIAN BARKE, REBECCA DAVID
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ei arktischen Temperaturen vor der Haustüre und den klassischen Winterdepressionen im Synapsenkreislauf sitze ich mit meinen guten Freunden Alan und François in geselliger Runde beisammen. Der Alkohol fließt, die Stimmung wird besser. Alphatierprahlerei greift um sich. Natürlich hat jeder irgendwas erlebt, das das Erlebte des Anderen nicht nur in den Schatten, sondern in ewige, vollkommene Dunkelheit stellt.
Alan reiste von Kolumbien nach Panama und verbrachte dort eine lange Zeit. François hielt sich hauptsächlich in Französisch-Guyana und Suriname auf. Heitere Erzählungen aus fernen Ländern sind generell einige gedruckte Seiten wert. Also im Nu ein Praktikant zum gemütlichen Kreis herbeizitiert, der das Ganze bitte mitschreibt. Ein paar der wenigen jugendfreien Bilder legen wir bei. Zeit für gute Geschichten:
Reling heruntergereiert. Das hat sich in der Folge tagelang hingezogen. Mein Bauch war völlig leer, dennoch kotzte ich ohne Ende. Bulimie-Style. Sogar wenn ich nur Cola getrunken habe, die absolute Hölle. Ich hatte keinen Bock mehr auf den Pestogeschmack. Pestogeschmack? Alan: Pesto von der Frau des Captains. Die hat das selbst gemacht. Sehr improvisiert, mit allen Kräutern, die man in Kolumbien auf Feld, Wald, Wiese und in Abfalleimern findet. Dementsprechend auch der ganz eigene Geschmack. Leider hatten wir noch kiloweise von dem Zeug auf dem Schiff dabei. Allein der Gestank der Pampe reichte aus, um mein Heimweh zu wecken.
Alan, das ist nicht unbedingt das klassische Urlaubsbild. Was war da los? Alan: Ich sags dir, Mann. Da sind wir von Kolumbien nach Panama gesegelt. Das war etwa zwei Stunden nachdem wir gestartet sind. Die Nacht davor haben wir uns, aufgrund des Rates unseres Captains, mit einer Palette Bier und einer Flasche Rum in Reiselaune gesoffen. Kaum setzte ich dann am anderen Tag ein Fuß auf das Schiff, ging es los. Erstmal stilecht die
Wie viele Tage hast du dann gekotzt? Alan: Eigentlich waren fünf Tage für die Überfahrt geplant. Am zweiten Tag wurden wir um drei Uhr morgens vom Captain geweckt. Volltrunken überbrachte er uns die frohe Kunde: Ein wichtiges Kabel am Hauptmast war gerissen. Also nochmal einen ganzen Tag zurückfahren. Den gesamten Rückweg hinweg bestand die Gefahr, dass der Mast abbricht, und wir ohne Segel auf dem Ozean stehen. Das ist zwei amerikanischen Freunden von uns passiert. Denen ist das Segel komplett weggerissen, und sie
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waren sechs Tage völlig orientierungslos im Meer, bis sie irgendwann die Küstenwache aufgriff. Warum segelt ihr da überhaupt? Wolltest du die Grenzkontrollen umgehen? Alan: Klar. Deshalb war Fliegen auch keine Option. Landweg ging nicht, weil der Dschungel von Guerillas und Drogenhändlern kontrolliert wird. Man kann da nicht ohne Begleitschutz oder eine bewaffnete Armee durch. Und die müsste dann zu Fuß gehen, weil es nicht eine einzige asphaltierte Straße gibt. Segeln ist also demnach das Beste. Aber ebenfalls das Teuerste, immerhin muss man da viel Schmiergeld bereithalten. War denn Panama das ganze Gekotze wert? Alan: Auf jeden Fall! Schau dir das Bild mit der kleinen Insel an – das ist San Blas. Als wir dort vor der Küste Panamas ankamen, begrüßten uns drei Indianer mit ihrem Kanu. Sie reichten uns frischen Langustenfisch und billigen Tetrapackwein. Auf San Blas sind wir drei Tage geblieben. Währenddessen lernte ich tauchen. Tauchen war cool, weil wir die Schnecken gegessen haben. Entschuldige? Mir drängt sich die Frage nach dem Zusammenhang auf. Alan: Die Schnecken leben etwa fünf Meter in der Tiefe. Es ist in Panama verboten, mit Flaschen zu tauchen. Du musst also alles nur über deine Lunge ertauchen. Die Eingeborenen schaffen es so bis zu 20 Meter tief. Die
haben dafür eine spezielle Atemtechnik, die sie mir auch zeigten. Die wäre? Alan: Du atmest erst tief ein und dann aus. Drei mal, schnell hintereinander. Dann atmest du ungefähr die Hälfte deines Lungenvolumens aus, und tauchst ab. Wenn du untertauchst, musst du den Druck ausgleichen. Also Nase zuhalten und dadurch ausatmen. Je tiefer du kommst, desto öfter machst du das. Ok gut. Was ist jetzt mit diesen Schnecken? Alan: Die Schnecken leben unter Wasser. Wir haben welche gefunden, und sie einem der Ureinwohner, Kunas genannt, gezeigt. Der holte einen Hammer aus seiner Hütte, und fing an, das Schneckenhaus von hinten aufzuschlagen. Dann hat er mit einem Messer das Fleisch herausgeschnitten und roh in drei Stücke für uns zerteilt. Na super. Alan: Ich ging davon aus, dass man die Dinger wenigstens kocht, aber er hat sie uns direkt in die Hand gedrückt. Da kannst du dann auch nicht mehr „Nein“ sagen. Trotzdem, das Zeug hat saugeil geschmeckt. Es schmeckt überhaupt nicht nach Fisch oder Schnecke, eher sehr proteinhaltig. Dasselbe sagt man auch Sperma nach. Alan: Mag sein. Dazu musst du ein Mädchen fragen. Von der Konsistenz her ist es auf jeden Fall unterschiedlich. Im Mund ist es ziemlich fest, so
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Anders kannst du den Mist nicht essen, weil es extrem zäh ist. Geschmacklich erinnert es an Menschenfleisch. Das meinte zumindest einer der Mitessenden. War das sein Ernst? F: Das war sein voller Ernst. Ich will nicht wissen, woher er das weiß. Eigentlich ist es im Amazonas nicht üblich Menschen zu essen. Wie habe ich mir das vorzustellen? Ist Affe dort generell eine Delikatesse oder geht da einfach jemand los, um einen Primaten zu erschlagen, und an dem wird dann herumgeknabbert? F: Das ist dort ganz normal. Wie bei uns Schweinefleisch. Das hat keine Tradition, es gibt auch keine Feiern darum einen Affen zu essen, wie bei uns zum Beispiel das Starkbierfest. Die essen, was der Dschungel hergibt. Du sitzt mit dem gesamten Indianerstamm in einem riesigen Zelt, mitten
also würdest du einen Radiergummi essen. Ich sage, es hat einen starken Eigengeschmack, der nach nichts schmeckt, das ich kenne. François, kannst du da mithalten? François: Sicher. Ich habe einen Affen gegessen. Das kann nicht jeder von sich behaupten. F: Besser noch: Ich habe vom Affen, es war ein Brüllaffe, das Hinterteil erwischt. Du hast also das Arschloch eines Affen gegessen? F: Nein, eher den Schwanzansatz. Das Ganze war als Ragout serviert.
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im Urwald, mit keinerlei Kontakt zur Außenwelt. Das ganze Dorf ist miteinander verwandt. Sie sitzen da jeden Tag. Alle am gleichen Platz, jeden Tag dasselbe. Sie sprechen über alles mögliche, wie zum Beispiel die Jagd oder darüber, dass einer der Söhne in eine Stadt auswandern möchte. Oder darüber, dass ein anderer Sohn jetzt einen Facebook-Account hat. Wie auch immer, du kannst leckeren Affen nicht ablehnen, wenn du dort sitzt. Egal wie sehr es dich anekelt. Das wäre höchst unhöflich. Du kauerst also in dieser riesigen Runde, sprichst über die Jagd mit Pfeil und Bogen, und bekommst Angst, dass es gleich los geht. Das tut es dann auch. Du bekommst ein paar Fleischbrocken auf einem Plastikteller serviert. Die jagen da mit Pfeil und Bogen? Gerade in Südamerika ist es doch nicht schwierig, an Schusswaffen zu kommen. Die Amerikaner verkaufen ja fast nichts Anderes an diese Gegend. F: Es sind Indigoindianer. Die jagen immer noch mit Pfeil und Bogen. Oder mit Blasrohren. Die sind das Abgefahrenste. Die sind zwei Meter lang und aus einem speziellen Bambus gefertigt. Die Blasspitzen werden aus einer Art Baumwolle hergestellt. Die abgebrochene Spitze einer Kaktusblüte wird in die Wolle eingearbeitet, dann am Rücken eines Pfeilgiftfrosches
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Neueröffnung Ballettschule Isabelle Logelin
Sonntag, 1. April, 19 Uhr
Der Unterricht ist für mich ein Mittel, das weiterzugeben, was ich mit verschiedenen wunderbaren Menschen gelernt habe, Durch meine Erfahrungen vermittle ich auf technischer Basis Bewegungsqualität und mache den Körper als Instrument so verfügbar wie möglich. In meiner Ballettschule ist ein Tanzensemble (Compagnie) mit eigenen Kreationen, eigener Choreographie und eigenem Repertoire gegründet worden. Die Compagnie besteht aus Laien und Profi-Tänzern. Neue Talente sind in unserer Compagnie immer willkommen! Meine Arbeit basiert auf der internationalen contemporaine (zeitgenössischen) Technik von Cunningham und Martha Graham.
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gerieben. Wenn der oder das Gejagte damit getroffen wird, setzt das Gift erst nach einer Stunde ein. Das Opfer fällt gelähmt um – oder vom Baum. Kommt darauf an, wo es sich gerade befindet. Es stirbt an einem Herzinfarkt. Wie kommst du überhaupt zu so einem Stamm? F: Mein Ziel war ursprünglich bei meinem Onkel in Matouri. Das ist eine kleine Gemeinde vor der Hauptstadt, Cayenne, von Französisch-Guyana. Die Häuser der Siedlung bestehen hauptsächlich aus Dachpappe und Holzverkleidungen. Alles sehr windig gebaut. Die Kinder spielen mit alten Plastikflaschen in Pfützen. Überall liegt Schrott rum. Alte Autoteile, Kühlschränke. Dafür zahlen die Bewohner aber hohe Mieten. Das ganze Gebiet ist mit Wellblech umzäunt. Am Eingang sitzt ein super fetter Klan-Chef. Eins achtzig groß. 150 Kilo im Basketballtrikot. Dem musst du Respekt erweisen, ihn also speziell Grüßen, sonst kommst du da gar nicht rein. Der ist so was wie Bürgermeister und Vermieter in einem. Mein Onkel lebt dort in einem recht kleinen Haus, leider ohne Fenster und Klimaanlage. Ich wollte mich in Matouri also Fotograf selbstständig machen. Fotografie ist meine Leidenschaft, mein Leben, meine Berufung. Jaja, ich habe verstanden. Weiter bitte. F: Mein Onkel litt an Kontrollwahn. Ich hatte immer das Gefühl, dass er mich beschattet. Er überwachte alle meiner Schritte. Nach zwei Wochen hatten wir uns zerstritten. Ich packte also meinen Rucksack und meine Kamera, und stellte mich an die National 1. Das ist die einzige geteerte Straße in dieser Gegend. So bin ich dann nach Cayenne getrampt und lernte dort Ulani kennen, der diesem Stamm angehört, wo ich den Affen aß. Teures Equipment, du warst alleine unterwegs, und bist nicht unbedingt ein Muskelprotz. War da Trampen so eine gute Idee? F: Trampen ist in diesem Land das normale Verkehrsmittel. Es ist wie Bus fahren. Aber auch mit Gefahren verbunden. Erst ein paar Wochen vor meiner Ankunft ist ein Bus voller Landarbeiter in einen Hinterhalt geraten. Alle wurden hingerichtet. Wieso, und vor allen Dingen wie, richtet jemand einen Bus voller Landarbeiter hin? F: An engen Straßenpassagen wird ein Baum gefällt, sodass der Bus nicht weiter fahren kann. Hinter dem Bus fährt meistens ein Kleintransporter. Geradeaus geht es also nicht weiter, aber wenden geht auch nicht. Dann müssen alle aussteigen, und sich in einer Reihe aufstellen, um sämtliche Wertsachen abzugeben. Da musst du unbedingt kooperieren. Sonst ist es keine Seltenheit, dass dir von hinten in den Kopf geschossen wird. So geschehen bei den Arbeitern.
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Alan: Das Wichtigste, wenn sie versuchen dich zu überfallen, ist es immer in Bewegung zu bleiben. Sobald du einen gefällten Baum auf der Straße siehst, musst du sofort eine 180 Grad Drehung machen, und in die entgegengesetzt Richtung rasen. Zur Not rammst du andere Autos von der Straße, oder fährst dein Auto zu Schrott, aber auf keinen Fall anhalten. Gut zu wissen. Was ging denn sonst in dem Indianerdorf ab? F: Die Jungs dort saufen eigentlich nur den ganzen Tag Tetrapackwein. Sie singen und spielen Fußball. Klingt nach deutscher Kneipenkultur. Wie überleben die mitten im Urwald, wenn die so viel saufen? Sind die überhaupt noch in der Lage zu jagen? F: Manche gehen noch jagen. Allerdings ist das ganze Dorf diesbezüglich sehr faul geworden, seit ein Supermarkt am Eingang des Dorfes aufgemacht hat. Dort kaufen sie Tiefkühlpizzen und Bierdosen. Der Discounter hat die komplette Stimmung im Dorf verändert. Die Indianer sitzen jetzt an billigen Plastiktischen, bechern die ganze Zeit, versinken in Melancholie. Einer von ihnen hat sich einmal neben mich gesetzt, und angefangen loszuweinen. Als ich mich erkundigte, was los sei, erzählte er mir, dass er seinen Sohn im Vietnamkrieg verloren hat. Danach fragte er mich, ob es stimmt, dass ich Bierlieferant bin. Weder bin ich das, noch war sein Sohn im Vietnamkrieg. Das hat der sich im Alkoholdelirium eingebildet. Alan: Gesoffen wird in Panama generell viel. Einer der Panamesen, mit denen ich getaucht bin, hatte überall eine Bierdose dabei. Wenn er untertauchte, hat er sie auf einer Koralle abgestellt, die aus dem Wasser ragte. Cooler Typ. Was gibt die lokale Spirituosenszene sonst so her? Alan: Guaro. Das ist das heftigste Zeug überhaupt. Mehr Details bitte. Alan: Wir haben es von einem Hippie bekommen, der keine Kohle hatte, und es einem Obdachlosen abgeschnorrt hat. Die ganzen Landstreicher besaufen sich damit. Ich weiß nicht wo und wie sie das Gesöff herstellen, aber sie machen es auf jeden Fall selber. Du lässt Zuckerrohr gären, und danach wird es gebrannt. Wenn es nach irgendwas schmeckt, dann nach Spiritus. Wir mischten es mit Fruchtsäften oder Fanta. Köstlich. Was brauche ich noch in meiner Schnapsbar? Alan: Mescal ist was für dich. Als ich das getrunken habe, hat es mich so weggeschossen, dass ich am anderen Tag in einem blutüberströmten Laken aufwachte. Mescal wird in einer kleinen Gemeinde in Mexiko hergestellt. Geschmack und Herstellungsprozess sind dem von Tequila sehr ähnlich. Das kommt von den fermentierten Agaven, aus denen beides gemacht wird. Der Geschmack von Mescal ist allerdings viel komplexer. Es
gibt etliche verschiedene Arten. Du hast eine fast so große Auswahl wie bei Whiskey. Auf jeden Fall macht es dich extrem dicht. Angeblich sind irgendwelche verbotenen Kräuter darin. So wie bei den Mythen, die sich um Absinth ranken. Deshalb steht auf dem Etikett auch „illegal Mescal“. Aber vermutlich ist das nur Promo, denn du kannst es in allen Bars in Mexiko und Guatemala bestellen. In diesen Ländern kostet eine Flasche etwa 35 Dollar. Bei uns weit über 100 Euro. Und woher ist jetzt das Blut? Alan: Wir waren in einer Bar, die berühmt ist für ihren Mescal. Dort gibt es sogar extra einen Mescal-Raum. Da kommst du nur rein, indem du durch ein kleines Loch, eine winzige Tür in der Wand, kriechst. Ein wenig wie bei Alice im Wunderland. Der Raum darin ist total abgedunkelt, und du sitzt an zu kleinen Holztischen und Stühlen. Du fühlst dich wie ein Riese, weil alles so klein ist. Der Barkeeper sagte zu mir: „Du gehst hier erst raus, wenn du mindestens vier Mescal getrunken hast“. Da das Zeug so geil schmeckt, war das für mich gar kein Stress. Als wir gegangen sind, laufe ich mit einem Freund eine Straße entlang. Auf einmal spüre ich, wie mich etwas hart am Kopf trifft, und irgendwas schmeißt mich zu Boden. Dann: Nur noch die heftigsten Schmerzen im Schädel. Mein Kollege meinte nur zu mir: „Alter, du bist voll gegen einen Betonklotz gerannt“. Der stand da irgendwie auf der Straße rum. Ich betastete mit der Hand meine Stirn, und sie war voller Blut. Wir waren neu in der Stadt, und wussten nichtmal wo unser Hotel ist. Ein Tuk Tuk Fahrer hat es für uns gefunden. Wir haben dort meinen Kopf verbunden. Ich kann mich nicht daran erinnern, was danach passiert ist. Vermutlich seid ihr direkt weiter zur Afterhour. Generell, wenn ich mir genug Mescal reingekippt habe, wo gehe ich dann feiern? François: Am besten gar nicht. Ich hatte als hellhäutiger Europäer beim Feiern sowohl in Französisch-Guyana als auch in Brasilien oft Stress. Hauptsächlich mit Guyanern, die die Mehrheit der in den Städten lebenden Bevölkerung stellen. Sie stammen von Afrikanern ab. Sie sind
Nachkommen der Sklaven aus Afrika. Sie sind deshalb nicht gut auf dich als weißer Mann zu sprechen, weil viele in dir nur den Sklaventreiber sehen. Von ihnen geht viel Rassismus aus. Also lass ich die Glasperlen lieber zuhause... F: Besser ist das. Du darfst sie auf keinen Fall auf ihre Vergangenheit als Sklaven ansprechen. Sonst flippen die aus. Ich habe allerdings keine eigenen Erfahrungen gemacht, weil mir überall davon abgeraten wurde. Darum habe ich es gelassen. Ich wurde auch so schon ab und an beschimpft. So als wäre ich der Ausbeuter, der dem Volk großes Leid zugefügt hat. Das ist aber hauptsächlich in den Stadtgebieten so. Die Ureinwohner oder die restlichen Bevölkerungsgruppen sind da wesentlich gelassener. Alan: Bei mir war das ein bisschen anders. Ich sehe ja nicht aus wie ein Weißbrot. Bei mir fällt zunächst mal nur der komische Dialekt auf. Wenn ich anschließend preisgebe, dass ich aus Deutschland komme, werde ich nur noch auf mein angebliches Vermögen reduziert. Deshalb ist es schwierig, da richtige Freunde zu finden. Der deutlichste Unterschied zum Feiern bei uns ist, dass in den Clubs eine Menge Kerle mindestens eine geladene Knarre oder ein Buschmesser mit dabei hat. Das ist dort ein modisches Accessoire wie bei uns Silberkette oder schicke Turnschuhe. Der ganze Club ist voll mit Waffen? A: Nein, nicht der komplette Club. Aber die Jungs, die auf ihr Aussehen achten, haben eben so ein Ding dabei. Das verschafft denen Respekt und Ansehen. Die Türsteher machen nichts dagegen, weil die Gesamtlage sehr gefährlich ist. Besoffene Idioten, und dann tragen die zusätzlich noch Schusswaffen. Da kann eine harmlose Situation schnell eskalieren. Da musst du nur ein Mädchen dumm anschauen, und schon schaust du stattdessen in einen Pistolenlauf. Aber feiern kannst du trotzdem gut, sofern du dich aus bestimmten Gebieten raushältst. Da ist auch nicht viel Rassismus. Ein schönes Gegenbeispiel: Wir waren auf einer Goa Party an einem vulkanischen Strand. Dort traf ich einen Kerl, der mich ohne weiteres zu sich nach Hause eingeladen hat. Da habe ich ein paar Tage gechillt, und wir verstanden uns super. Es sind eben nicht alle gleich. F: Ganz genau. Als ich noch bei meinem Onkel wohnte, bin ich mit dem Fahrrad jeden Sonntag zehn Kilometer zu dem Markt außerhalb des Dorfes gefahren – bei der krassesten Hitze. Ich kaufte ich mir bei einer älteren Dame immer Früchte. Sie hat mich nach dem Winter bei uns ausgefragt, immerhin hat sie nie in ihrem Leben Schnee gesehen. Sie meinte auch, ich wäre der erste Deutsche, der bei ihr einkauft – dort gibt es kaum Tourismus. Dann hat sie mir jedes Mal mehr mitgegeben als ich bezahlt hatte. Sie fügte lächelnd hinzu: Als Bestechung, damit ich nächste Woche wiederkomme und bei ihr Früchte kaufe. Du bist ja auch ein süßes Früchtchen.
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Filme, die zwischen den großen Blockbustern und kultigen Indiestreifen gerne ungesehen liegen bleiben. Reviewed von
FABIAN HASIBEDER.
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IGHT ON
EARTH
Fünf Städte, fünf Taxifahrer, eine Nacht. Los Angeles, New York, Paris, Rom und Helsinki - so unterschiedlich und eigensinnig wie diese Städte, sind auch die Kurzgeschichten, die Jim Jarmusch in diesem Film erzählt. Wenn du jetzt in Gedanken „Oh nein! Nicht schon wieder so ein bemühter Episoden-OscarKunstfilm!“ schreist, kann ich dich aber beruhigen. Night on Earth ist besser. Da gibt es Fahrgäste, die notgedrungen zu Fahrlehrern werden, einen toten Priester und einen absurd überdrehten Beichtwilligen, betrunkene Finnen, eine schlagfertige Blinde, ein ausgeschlagenes Angebot für eine Schauspielkarriere und duzende andere Themen, die für mehrere
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ALTZ WITH
BASHIR
Dass Comics für Erwachsene sich zur Zeit großer Beliebtheit erfreuen, ist wohl kein Geheimnis mehr. Comiczeichner haben längst erkannt, dass sich die von Marvel- und Disney-Heften bekannten Bilderserien auch hervorragend dazu eignen, Geschichten mit politischer und gesellschaftlicher Tragweite zu erzählen. Und dass dies auch auf die Kinoleinwand zutrifft, weiß jeder, der Persepolis – einen autobiographischen Zeichentrickfilm über die Islamische Revolution im Iran – gesehen hat. Regisseur Ari Folman geht mit Waltz with Bashir noch einen Schritt weiter. In seinem dokumentarischen Spielfilm versucht er, seine Erlebnisse als
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abendfüllende Filme gereicht hätten. Tiefgründige Dialoge und pointierter Smalltalk – alles in der jeweiligen Landessprache, deutsche Synchro gibt es keine, dafür aber Untertitel – wechseln sich mit stilsicheren Aufnahmen der jeweiligen Städte und der unverwechselbaren Musik von Tom Waits ab. Night on Earth wird den Ansprüchen an einen Kunstfilm auf jeden Fall gerecht – aber keine Angst, er schafft er es dabei gleichzeitig, durchgehend unterhaltsam zu sein. Mal skurril-komisch, dann wieder bitterernst – alles wirkt wie aus einem Guss und erinnert tatsächlich immer an eine Taxifahrt durch die schillernden Lichter einer unbekannten Metropole. Ein Atzenfilm ist Night on Earth nicht, dafür aber das perfekte Programm zu einer gediegenen Pulle Rotwein. Und nach dem Film bleibt eine Erkenntnis: Taxifahren kann so viel mehr sein als von A nach B zu kommen, zumindest wenn man in einem von Jarmuschs Taxis sitzt. ●
israelischer Soldat während des ersten Libanonkrieges zu verarbeiten und fängt dabei, in einer teils surrealistischen Bilderflut, die Schrecken und Unfassbarkeiten des Krieges in einmaliger Weise ein. Der Film basiert auf Interviews mit Folmans früheren Kriegskameraden, die dem Regisseur helfen, seine eigenen vergessenen und verdrängten Erlebnisse während des Kampfeinsatzes zu rekonstruieren. Im distanziert wirkenden Comic-Look werden Städte bombardiert, Soldaten abgeschlachtet und Familien ausgelöscht – Krieg eben, teilweise ins Absurdeste übersteigert, teilweise so knallhart inszeniert, dass es weh tut. Waltz with Bashir ist ein unangenehmer Film in der Tadition von Full Metal Jacket oder Platoon, sein einzigartiger Look lässt ihn jedoch aus dem bekannten Schema der Anti-Kriegs-Filme herausstechen und macht ihn zu einem unterhaltsamen – ja, unterhaltsamen – und vor allem erschütternden Film. ●
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Die Open Page ist euer Platz im Magazin. Hier drucken wir unverfälscht und authentisch coole Sachen ab, die ihr uns einschickt. Wie das hinhaut? Schnapp dir ein Blatt Papier und gestalte es ganz wie du willst. Oder mach was anderes Abgefahrenes. Die Möglichkeiten sind im Grunde unbegrenzt, solange das Resultat spannend ist. Schick uns deinen Vorschlag an redaktion@stare. de mit dem Betreff „Open Page“. Wir suchen uns den
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besten aus und drucken ihn in der nächsten Ausgabe ab. Dieses Mal hat Ilyas es ins Magazin geschafft. Er hat für uns ein Stencil gebastelt, und es auf frischen Schnee gesprüht. Das hat uns ziemlich gut gefallen, und der Typ war so motiviert, dass wir ihm gleich ein Praktikum bei uns aufgedrängt haben. Also, strengt euch an und schickt uns eure Vorschläge, vielleicht seht ihr euch ja schon in der nächsten Ausgabe abgedruckt.
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Impressum Herausgeber/Creative Direction Martin Brunnbauer (V.i.s.d.P)
Auflage mindestens 8000 Stück
Geschäftsführer Thomas Heinrich Assistenz der Geschäftsführung Oliver Kircher
Anzeigen Gerne drucken wir Ihre Anzeige ab. Unsere Mediadaten finden sie unter www.stare.de Wir informieren sie persönlich über thomas.heinrich@stare.de unverbindlich über unsere Anzeigenangebote.
Art Direction Hans Binder Knott
Erscheinungsweise Das STARE-Magazine erscheint fünf mal im Jahr im Eigenverlag.
Chefredaktion Martin Brunnbauer Thomas Heinrich Hans Binder Knott
ONLINEAUSGABE Etwa zwei Monate nach Veröffentlichung erscheint das STAREMagazine als Onlineausgabe. Diese wird in Facebook auf der Seite stare.lokalwiedergabe und auf www.stare.de veröffentlicht.
Fotographie/Art François Weinert Alan Höng Johannes Geier
KONTAKT Stare Kirchenplatz 4 94032 Passau Tel. 0851 21 555 80 4
Redaktion Hans Binder Knott Oliver Kircher Thomas Heinrich Fabian Hasibeder Matthias Karlstetter Praktikanten Marius Rabby Ilyas Akber Eugenia Schill
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