REKONFIGURATION VON SUPPLY-CHAIN-NETZWERKEN – GLOBAL UND LOKAL
EINLEITUNG Massnahmen zur Optimierung konzentrieren sich meist auf innerbetriebliche Abläufe. Das eigene Wertschöpfungsnetzwerk aus immer zahlreicher werdenden Partnern steht dagegen viel zu selten im Fokus. Ein Fehler, denn in Krisensituationen zeigt sich, dass zahlreiche Unternehmen ihre Lieferkette rekonfigurieren müssen. Wir denken dabei ganzheitlich: Aus dem klassischen Supply Chain Management wird das Supply Chain Network Management. Die heutige Form der Industrieproduktion beruht auf komplexen mehrstufigen Lieferketten. Sie ermöglichen eine nie gekannte Effizienz und Produktivität. Doch sie sind auch störungsanfällig. Geringe Fertigungstiefe, Just-in-time-Logistik mit wochenlangen Seetransporten sowie regionale Konzentrierung der Lieferanten nach Kostenkriterien erfordern reibungslose Prozesse ohne Risiko.
Whitepaper: Supply Chain Network Management
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Struktur der Beziehung
Integrierte Massenproduktion
Pyramidalhierarchische Massenproduktion
Hierarchische Kettenstruktur
Hierarchische Netzwerkstruktur
Kooperative Netzwerkstruktur
Nach der Krise: Die Supply Chain rekonfigurieren Eine weltweite Pandemie mit Quarantänen, Ausgangssperren
Hinzu kommt die gesamte Vertriebsseite mit einer oft globalen
und Herunterfahren der halben Wirtschaft – bis vor wenigen
Distribution. Auch diese erfolgt teilweise über mehrere Stufen
Monaten schien das ein Hollywood-Stoff zu sein. Doch es ist
hinweg mit verschiedenen Organisationseinheiten und Han-
Realität geworden. Die Corona-Krise 2020 hat den Blick auf Ri-
delspartnern bis hin zum Endkunden. Gleiches gilt für die Zu-
siken und Unsicherheiten in den Unternehmen gelenkt. Ihnen
lieferer. Sie haben selbst eigene Lieferanten, deren Produkte
ist das Marktumfeld beidseitig weggebrochen: Die Lieferketten
auf ihre Produkte und die ihrer Kunden einwirken.
funktionieren nicht mehr und die Absatzmärkte sind unzuHohe interne Wertschöpfungstiefe; wenig Lieferanten
Outsourcing an Lieferanten; Definition Erst-, Zweit-, Drittlieferanten
1950
1960
«Chain Awareness»; Einführung des Begriffs Supply Chain Management
Globalisierung; Vernetzung unter den Netzwerkpartnern
Informationsteilung; Wissensaustausch; Innovationsförderung
gänglich. Dies stellt Industrieunternehmen aller Branchen vor
Die steigende Komplexität und Krisenanfälligkeit von netz-
eine neue Aufgabe: Sie müssen ihre Supply Chain rekonfigurie-
werkartig verbundenen Lieferketten zeigt deutlich, dass traditi-
ren, um Störungen frühzeitig zu erkennen, Risiken zu minimie-
onelles Supply Chain Management heute nicht mehr ausreicht.
ren und Krisenfolgen zu bewältigen.
Es muss eine ganzheitliche Betrachtung erfolgen: ein Supply
Zeit
1980
Chain Network Management (SCNM), das auch ein RisikomaVon der Supply Chain zum Supply Chain Network
Unternehmen
Netzwerkpartner
Einwegkommunikation
Austausch
nagement umfasst.
Unternehmen greifen für ihre Wertschöpfung auf ein ausgedehntes und häufig weltweites Netzwerk aus Lieferfirmen zurück. Mehrere Produktionsstandorte, ein umfangreiches Produktportfolio sowie kundenindividuelle Fertigung steigern die Komplexität der Belieferung und das Risiko von Störungen.
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Whitepaper: Supply Chain Network Management
Whitepaper: Supply Chain Network Management
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1 WAS IST SUPPLY CHAIN NETWORK MANAGEMENT?
tenströmen. Der Informationsaustausch untereinander, eine hohe Transparenz und die Zusammenarbeit einzelner Teams werden deutlich wichtiger als die Frage, welcher Lieferant besonders kostengünstig ist.
Network
Die Hauptaufgabe des Supply Chain Network Managements: das gesamte Netzwerk und die Zusammenarbeit der einzelSupply-Chain-Netzwerke, die sich ideal und agil auf den Kunden ausrichten. Dafür bedarf es allerdings einer Reihe von
ser Teil der Wertschöpfungskette auf die Zulieferer verlagert.
Voraussetzungen. Alle Netzwerkpartner benötigen
Hierdurch steigt ihre Bedeutung. Sie erhalten den Status von Geschäfts- und Entwicklungspartnern, die einen eigenständigen Wertbeitrag zu den Produkten und Services ihres Auftraggebers leisten. Die Konsequenz: Der Wettbewerb spielt sich nicht mehr zwischen einzelnen Unternehmen ab, sondern zwischen ganzen Netzwerken. Um darin zu bestehen, müssen die Unternehmen ihren Lieferantenpool untereinander und mit sich selbst vernetzen. Damit ist zum einen eine intensive Kommunikation verbunden, zum anderen aber auch eine Vernetzung von Wert- und Da6
Whitepaper: Supply Chain Network Management
• eine kurze Time2Market, • eine hohe Reaktionsfähigkeit, • eine kurze Durchlaufzeit, • standortübergreifende Prozessstandards, • möglichst niedrige Bestände, • eine hohe Transparenz, • den Abbau von Kommunikations- und Medienbrüchen, • die Auflösung der Silodenkweise • und eine durchgängige Planung.
Location B
Supplier
nen Netzwerkpartner effizienter zu machen. Gewinner sind
Durch die heute übliche geringe Fertigungstiefe wird ein gros-
Demand Hub
Location A
Supplier
Customer
Customer
Supply
Plan R&D
Source
Make
Deliver
Sales
Return
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Managementsystem
Netzwerk
Strategieentwicklung
K fi Konfiguration i & Segmentierung
Visualisierung im Netzwerk
Footprint
Organisationsentwicklung
Netzwerkpflege & -entwicklung
Führung – Change Management Digital Strategy Sales & Operations Planning
Plan
2 DIE VIER DIMENSIONEN VON SUPPLY CHAIN NETWORK MANAGEMENT
Business Intelligence
• Das Netzwerk ist eine Konfiguration aus unterschiedlichen Akteuren, beispielsweise Produktionsstätten, Hardware- und Softwareentwicklern, Lieferhubs, Zulieferern und deren Zulieferern sowie Logistikdienstleistern, Vertriebs- und Distributionspartnern bis hin zum Endkunden.
• Managementsysteme sind die ordnende Kraft in einem Supply-Chain-Netzwerk. Hier geht es um Aspekte wie Strategie- und Organisationsentwicklung oder netzwerkweites Change Management.
Order Fulfillment
Digitale Vernetzung
An- und Auslaufsteuerung
Um diese Voraussetzungen zu erfüllen, setzt das Supply
Digitale Prozesse
• Planung
Chain Network Management seinen Fokus auf vier zentrale
Operations Planning (S&OP) sowie Product Lifecycle Manage-
Information Mgmt.
Dimensionen: Netzwerk, Managementsystem, IT-Systeme
ment (PLM) zu verstehen. Diese Aufgabe erfordert eine End-
und die Planung.
to-End-Betrachtung, um ein optimales Resultat zu erreichen.
Planung
ist hier im Wesentlichen im Sinne von Sales &
• Information
Management bzw. IT-Systeme bieten die
Anwendungen und digitalen Tools, ohne die ein SupplyChain-Netzwerk nicht aufgebaut werden kann: Digitalisierung erleichtert die Vernetzung. 8
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Netzwerk -
Plan
Dimension 1: Netzwerk
Konfiguration & Segmentierung Lieferant 1 Lieferant 2
Supply Chain 1
Lieferant 3 Lieferant 4 Lieferant 5
Supply Chain 2
Footprint P
Produkt 1
Netzwerkpflege & -entwicklung
terliegt. Im Ergebnis steigen die Anforderungen an das Ma-
on des eigenen Unternehmens heraus betrachtet. Hier stellt
nagement des Lieferantennetzwerks. Prozesse und Schnitt-
sich die Frage, wie das Unternehmen sein Lieferanten- und
stellen werden überbetrieblich definiert, gesteuert und
Distributionsnetzwerk gestaltet. Dabei muss es seine Rah-
optimiert. Hinzu kommt vor allem in B2B-Märkten, dass sol-
menbedingungen beachten.
che Netzwerke auch die Kunden umfassen, die bei Themen wie Produktentwicklung, Qualität oder Nachhaltigkeit eben-
H
Fakt ist: Die Komplexität steigt bei allen Unternehmen.
falls aktiv mitarbeiten.
Gründe dafür sind immer schnellere Innovations- und Ent-
Produkt 2 Produkt 3
Normalerweise wird ein Supply Chain Network aus der Positi-
S
P
C
wicklungszyklen, ein Trend zu kürzeren Lieferzeiten sowie steigender Produktvarianz und -individualisierung, das Auftauchen disruptiver Geschäftsmodelle und die grössere Volatilität der Märkte. Diese Komplexitätstreiber erfordern ein stabiles Netzwerk aus Partnern, das natürlich den gleichen Einflussfaktoren un-
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Whitepaper: Supply Chain Network Management
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Solche Netzwerke sind in vielen Fällen nicht bereits vorhan-
ge Ausschnitte seines Wertschöpfungsnetzwerks schnell an
und der Kundenservice weiter garantiert werden kann. Ge-
4. Netzwerkpflege und -entwicklung: Ein Supply-Chain-
den, sondern müssen aufgebaut werden. Dazu gehören die
neue Ziele anzupassen. Dabei verändert sich die Bedeutung
schäftskritische Abhängigkeiten von Zulieferern entstehen
Netzwerk darf nicht statisch sein. Es muss immer wieder durch
Auswahl der richtigen Partner und die Gestaltung der Bezie-
einzelner Lieferflüsse oder Netzwerkpartner dynamisch mit
durch ihren Anteil an der Belieferung, aber auch durch ihre
neue oder alternative Lieferanten erweitert werden. Auch gilt
hungen untereinander. Dafür sollten sich die Unternehmen
der Weiterentwicklung der Geschäftsziele.
Standorte. So kann die Massierung von Zulieferern in einer
es, Distributionskanäle und Vertriebsorganisationen laufend
Region schneller zu einer Unterbrechung der Lieferketten füh-
an veränderte Kundenbedürfnisse anzupassen. Zudem müs-
ren als eine breitere regionale Verteilung.
sen die Netzwerkpartner sich selbst weiterentwickeln können.
auf vier wichtige Aspekte konzentrieren: 2. Footprint: Die Auswahl der richtigen Netzwerkpartner 1. Konfiguration und Segmentierung: Das Unternehmen
muss eine Reihe von Aspekten berücksichtigen, beispielswei-
wählt die Netzwerkpartner nach ihrer Leistungsfähigkeit für
se die Nähe zu eigenen Standorten. Umgekehrt können neue
3. Order Fulfillment: Die Auftragssteuerung im Rahmen des
bestimmte Produkte oder Aufträge aus. Durch eine geschick-
Standorte entsprechend der Nähe zu Lieferanten aufgebaut
SCNM geschieht netzwerkübergreifend und muss die unter-
te Segmentierung des Netzwerks, also die Aufteilung in zu-
werden. Auch Probleme der Allokation und Distribution müs-
schiedlichen Entkopplungspunkte berücksichtigen. So er-
sammengehörige «Subnetzwerke», werden Störungen der
sen beim «Design» des Supply Chain Networks berücksichtigt
fordert die Massenfertigung von Standardprodukten (MTS =
Supply Chain beschränkt: Die unterschiedlichen Lieferwege
werden. Die Netzwerkpartner haben eine unterschiedliche
Make to Stock) anders organisierte Lieferketten als der Son-
sollten sich nicht gegenseitig behindern. Zudem muss ein Un-
Priorität im Netzwerk, die anhand der Bedeutung bestimm-
dermaschinenbau (ETO = Engineer to Order) oder die Auf-
ternehmen auch die Lieferketten seiner Lieferanten im Blick
ter Produkte definiert wird. Innerhalb des eigenen Netzwerks
tragsfertigung (MTO = Make to Order). Deshalb müssen die
behalten. Es besitzt dadurch oft Hunderte bis Tausende Lie-
sollten Wertströme optimiert und Ausfallrisiken minimiert
Unternehmen die Zusammenarbeit mit ihren Netzwerkpart-
ferflüsse und muss deshalb die Fähigkeit entwickeln, wichti-
werden, damit in Krisensituationen die Fertigung weiterläuft
nern jeweils in passender Weise organisieren.
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Whitepaper: Supply Chain Network Management
Dafür ist eine regelmässige digitale und persönliche Kommunikation notwendig.
Whitepaper: Supply Chain Network Management
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Managementsystem -
Plan
Dimension 2: Managementsysteme Der Begriff Managementsystem verweist darauf, dass ein
Visualisierung im Netzwerk
Strategieentwicklung
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Organisationsentwicklung
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Führung – Change Management
Supply Chain Network übergreifend gesteuert, kontrolliert und strategisch weiterentwickelt werden muss. Zu dieser Aufgabe gehören vier entscheidende Faktoren: 1. Strategieentwicklung: Die Strategie für den Aufbau des Lieferantennetzwerks ist abhängig von der allgemeinen Unternehmensstrategie: Sie folgt daraus. Wenn nicht von Anfang an klar ist, welche Richtung die Partner einschlagen wollen, kommt es zu Unstimmigkeiten und Reibungen. Darüber hinaus gilt: Unternehmen mit unterschiedlichen Strategien passen nicht zueinander. So benötigt zum Beispiel ein Unternehmen mit einer ausdrücklichen Innovationsstrategie entsprechend innovative Netzwerkpartner.
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Whitepaper: Supply Chain Network Management
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Ein wichtiger Aspekt der Strategieentwicklung ist zudem die
Verfahren zur frühzeitigen Warnung und Vorbereitung etab-
Einkaufskooperationen für Standardprodukte, bei denen sehr
Einführung eines Risikomanagements. Das Unternehmen
lieren. Insgesamt muss das Risikomanagement eines Supply
wahrscheinlich noch eine Kostensenkung erreicht werden
muss im Vorfeld alle «Knoten» im Lieferantennetzwerk identi-
Chain Networks in ein übergreifendes Business Continuity
kann.
fizieren, die ein Risiko bewirken könnten. Beispiele dafür sind
Management integriert werden. 4. Change Management: Der Aufbau und die Weiterentwick-
regionale Ballungen von wichtigen Zulieferern, das Fehlen von Alternativlieferanten bei wichtigen Vorprodukten sowie
2. Visualisierung: Für die Umsetzung und Steuerung der Stra-
lung eines Supply Chain Networks bewirkt in den Einzelunter-
Rohmaterialien oder instabile Kommunikationswege zwi-
tegie sind wie bei einem Einzelunternehmen Management-
nehmen einen mehr oder weniger starken Wandel: Prozesse
schen einzelnen Geschäftspartnern.
Dashboards wichtig. Notwendig sind dabei netzwerkorientier-
werden angepasst, Schnittstellen definiert, Rollen und Funk-
te KPIs. Sie richten sich nicht mehr auf das Fokusunternehmen,
tionen verändert, die Führungskultur angepasst. Hier ist ein
sondern aggregieren und kumulieren bestimmte Kennzahlen.
koordiniertes Change Management entscheidend, das Ände-
Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an externen Risiken, die
rungen in der Organisation und den Prozessen bei allen Un-
bei der Konfiguration des Supply Chain Networks zu berücksichtigen sind: beispielsweise die politische und gesellschaft-
3. Organisationsentwicklung: Bestimmte Strukturelemen-
ternehmen einheitlich einführt und dabei das Personal aller
liche Stabilität eines Landes, langfristige Klimaentwicklungen
te wie Beschaffung oder Logistik der einzelnen Unterneh-
Netzwerkpartner mitnimmt.
oder unvorhersehbare Situationen wie Naturkatastrophen
men sollten sich auf die Netzwerkebene verlagern. So soll-
sowie eine weltweite Pandemie. Nicht für alle Risiken wird es
ten doppelte Funktionen und Rollen vermieden werden, um
Vorkehrungen geben können, doch die Unternehmen sollten
Reibungsflächen zu verringern. Eine andere Möglichkeit sind
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Whitepaper: Supply Chain Network Management
Whitepaper: Supply Chain Network Management
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Planung -
Plan
Plan
Dimension 3: Planung Zu den übergreifenden Aufgaben innerhalb eines Supply
Lebenszyklus der Produkte oder Services. Die Koordination
Chain Networks gehört auch die Planung der Wertströme. Das
der einzelnen Phasen verhindert Störungen der Lieferkette
bedeutet im Einzelnen die Planung der gesamten Fertigungs-
oder eine Überproduktion. Das Netzwerk benötigt hier ein
und Vertriebsprozesse, die Steuerung des Produktlebenszyk-
umfassendes Product Lifecycle Management (PLM).
lus und die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener
Sales & Operations Planning
Market Intelligence
An- und Auslaufsteuerung
Order Fulfillment
MTS
Entwicklung
Beschaffung
Montage
Distribution
ATO
Entwicklung
Beschaffung
Montage
Distribution
MTO
Entwicklung
Beschaffung
Montage
Distribution
ETO
Entwicklung
Beschaffung
Montage
Distribution
Ramp-up Regular Phase-out EOS Demand
Planungsinstanzen innerhalb des Netzwerks.
3. Interdisziplinäre Planung: Eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiches Supply Chain Network Management ist die
1. Sales & Operations Planning (S&OP): Die Absatzplanung
Abstimmung unterschiedlicher Funktionen innerhalb des
sowie die Planung und Steuerung der Prozesskette sind nur
Netzwerks, beispielsweise Beschaffung, Forschung und Ent-
dann so effektiv wie möglich, wenn sie netzwerkübergreifend
wicklung, Produktion oder Marketing. Alle diese Funktionen
geschehen. Dabei werden Nachfrage und die Kapazitäten des
müssen sich untereinander netzwerkübergreifend austau-
Gesamtnetzwerks in Einklang gebracht. Der Koordinierungs-
schen, um jeweils ihre Aufgaben innerhalb des richtigen
aufwand hier ist deutlich höher. Jeder Netzwerkpartner muss
Zeitrahmens zu erfüllen.
sein eigenes S&OP mit dem aller anderen koordinieren. Die Prozessketten sollten einen durchgängigen Wertstrom bilden.
*MTS = Make to Stock; ATO = Assemble to Order; MTO = Make to Order; ETO = Engineer to Order
2. An- und Auslaufsteuerung (Ein- und Ausphasierung der Produkte): Die gleiche Koordinierungsanforderung gilt für den 18
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Information Mgmt. -
Dimension 4: Information Management bzw. IT-Systeme
Plan
Plan
D ig it al St ra te gy
Wertefluss
Materialfluss
Informationsfluss
IT als Business Enabler
BI
KPIs Visualisierung Konsolidierung Big Data
Digitale Vernetzung
IT-Gesamtarchitektur Systemintegration/Partner Master Data Management/Datenintegration Internet of Things
Digitalisierte Prozesse Organisation und Prozesse Anwendungen und Systeme Infrastruktur Service Level Agreement
Die IT-Systeme bilden die Basis des Supply Chain Network
3. Business Intelligence (BI): Datenanalysen führen zu stra-
Managements und ermöglichen überhaupt erst Aufbau und
tegischen Entscheidungen anhand von aggregierten und
Betrieb des gesamten Netzwerks. Dazu benötigen Unterneh-
kumulierten KPIs. Dazu gehören die Konsolidierung der Da-
men eine moderne IT-Infrastruktur, die aus drei Arten von IT-
ten und ihre Visualisierung. Ein wichtiger Aspekt sind Big-
Systemen besteht. Sie richten sich jeweils auf die drei Aspek-
Data-geeignete Anwendungen, da die Datenmenge in einem
te Managementsysteme, Netzwerk und Planung.
Supply-Chain-Netzwerk stark anwachsen kann.
1. Digitalisierte Prozesse bzw. IT-Applikationslandschaft: Sie bildet die grundlegende Infrastruktur aus CRM, PLM, ERP, Prozessautomatisierung und weiteren Anwendungen. 2. Digitale Vernetzung: In einem Supply Chain Network sollte die Anzahl der Schnittstellen möglichst gering sein, um Ineffizienzen zu vermeiden. Hierfür ist einerseits eine IT-Gesamtarchitektur notwendig und andererseits die Integration der unterschiedlichen Systeme und IoT-Daten der Netzwerkpartner – inklusive Master Data Management.
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Whitepaper: Supply Chain Network Management
Whitepaper: Supply Chain Network Management
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3 SUPPLY CHAIN NETWORK MANAGEMENT EINFÜHREN
Change Management & Communication Projektvorbereitung
Zielbild
Analyse
Konzeption
Umsetzung
Grad der Exzellenz
Spezifische Umsetzung
Erstellung Zielbild
So entstehen Probleme durch geringe Transparenz, mangelnde Kommunikation und umständliche Lieferwege auch zwischen Konzerntöchtern, die sich gegenseitig beliefern. Egal ob es sich um Fremdunternehmen oder Tochterfirmen handelt: In beiden Fällen entsteht sofort der Bedarf, dieses Netzwerk auch aktiv zu managen. In der Praxis zeigt sich schnell, dass ein Supply Chain Network übergeordnet und holistisch aufgebaut werden muss, da sonst zu viele Ineffizienzen entstehen.
Betrachtung Markt, Kunden und Umfeld
Identifikation Pain Points
Mgmt.System
Planung
Ableitung TIP/Mass nahmen
360°
Inform.Mgmt.
NetzwerkMapping
Gap zw. Soll und Ist Entwicklung Soll-Bild
Normalerweise befindet sich ein Unternehmen nicht nur in
Aus diesem Grunde ist es für ein Unternehmen sinnvoll, ein
einer einzigen linearen Lieferkette. Sobald mehrere Lieferan-
aktives Supply Chain Network Management einzuführen, das
ten und Kunden sowie ein umfangreiches Produktportfolio
das gesamte Netzwerk in den Blick nimmt. Dieser Prozess
beteiligt sind, bildet sich zwangsläufig ein mehrdimensiona-
wird von der Unternehmensberatung Staufen.Inova unter-
les Netzwerk. Bei grossen Konzernen müssen das nicht zwin-
stützt, die hierfür ein Vorgehen in drei Schritten empfiehlt:
gend Fremdunternehmen sein; die Komplexität eines Supply Zeit
Chain Networks zeigt sich auch innerhalb des Unternehmens.
1. Analyse: Wichtig ist ein realistischer Blick auf den Ist-Zustand. In dieser Phase werden Fragen beantwortet wie: Welche Bedeutung haben die einzelnen Netzwerkpartner für uns? Gibt es bereits existierende Schnittstellen oder müssen
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Whitepaper: Supply Chain Network Management
Whitepaper: Supply Chain Network Management
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sie erst geschaffen werden? Sind unsere Prozesse und die sie
Damit die Einführung des Supply Chain Network Manage-
unterstützenden IT-Systeme in der Lage, eine intensive Kom-
ments in einem überschaubaren Zeitraum gelingt, sollten die
munikation und hohe Transparenz zu garantieren? Ist unsere
Unternehmen Schwerpunkte setzen. Deshalb gehört es auch
Führungskultur auf das Management unabhängiger Partner
zur Analyse, die wichtigsten «Pain Points» zu identifizieren,
ausgerichtet?
um sie anschliessend bei der Konzeption und Umsetzung mit grösserer Priorität zu behandeln. Dabei ist es sinnvoll, zu-
2. Konzeption: Supply Chain Network Management versteht
nächst vor allem die Segmentierung des Netzwerks und seine
sich nicht von selbst. Die Unternehmen müssen zunächst ein
Transparenz in den Blick zu nehmen.
End-to-EndDurchlaufzeit
Lieferperformance (On-Time In-Full)
–20 %
>>95 %
Flexibilität bei Nachfrage schwankungen
+15 %
Bestände im Netzwerk
–25 %
Umsatzsteigerung (Reduktion von Lost Sales)
+3 %
Zielbild entwickeln, das wichtige strategische Entscheidungen berücksichtigt. So muss sich zum Beispiel das Netzwerk auf
Durch das Supply Chain Network Management können noch
eine bestimmte Produktstrategie ausrichten, beispielsweise
bestehende Optimierungslücken in allen Unternehmen des
auf Innovations-, Markt- oder Kostenführerschaft.
Netzwerks geschlossen werden. So ist es möglich, die Endezu-Ende-Durchlaufzeit um bis zu 20 Prozent und die Kosten
3. Umsetzung: Die Einführung eines umfassenden Supply
für die Supply Chain um 10 Prozent zu verringern. Im Gegen-
Chain Network Managements ist eine hochkomplexe Aufga-
zug verbessern sich die Lieferperformance und die Flexibilität
be, die zugleich auch Auswirkungen auf die einzelnen Netz-
bei Nachfrageschwankungen deutlich. Nicht zuletzt führt dies
werkpartner hat – alle müssen an einem Strang ziehen. Wich-
zu Umsatzsteigerungen, da die «Lost Sales» sinken.
tig ist dabei, dass die vier genannten Dimensionen (Netzwerk,
Supply-ChainKosten
Transparenz im Unternehmensnetzwerk
–10 %
++
Planung, Managementsysteme, IT-Systeme) im Zusammenhang umgesetzt werden. 24
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Whitepaper: Supply Chain Network Management
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ZUSAMMENFASSUNG
Supply Chains entwickeln sich immer stärker zu mehrdimen-
Der Ansatz von Staufen.Inova im Bereich Supply Chain Net-
sionalen, komplexen und globalen Wertschöpfungsketten.
work Management unterstützt Unternehmen von der Strate-
Sie gehen damit über das klassische Verständnis von Einkauf,
gie bis zur Umsetzung. Er hilft dabei, das Netzwerk optimal
Produktion, Logistik und Distribution deutlich hinaus. Der
auf ständig wechselnde Grundanforderungen auszurichten
Wettbewerb spielt sich zukünftig zwischen ganzen Netzwer-
und mit transparenten Managementsystemen souverän zu
ken ab, nicht mehr zwischen einzelnen Unternehmen.
steuern. Unternehmen stärken ihre Zukunftsfähigkeit, wenn sie mit allen wichtigen Partnern der Wertschöpfungskette ei-
Die Beherrschung komplexer Wertschöpfungsketten wird daher zu einem bedeutenden Faktor. Gewinner sind SupplyChain-Netzwerke, die sich ideal und agil auf den Kunden ausrichten. Die einzelnen Netzwerkpartner sind wie Zahnräder, die perfekt ineinandergreifen. Damit dies gelingt, müssen die Informationen fliessen und maximale Transparenz erzeugt werden. 26
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nen Verbund schaffen.
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