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WIE DU ZU EINER NEUEN IDENTITÄT KOMMST

Wie kannst du eine neue Identität bekommen? Kronzeugen können in Italien im Rahmen des Zeugenschutzprogramms von der Polizei eine neue Identität erhalten. Für sie bedeutet es, einen neuen Namen mit dazu passenden Dokumenten anzunehmen, evtl. eine Gesichtsoperation vorzunehmen und an einem anderen Ort zu wohnen. Vorbei ist das Leben als Giovanni Rossi in Neapel. Ein neues Leben als Ciro Lombardi beginnt in Menaggio. Die alte Identität wird für tot erklärt und eine neue Identität inklusive 2 „Vergangenheit“ erfunden. Einen ähnlichen Prozess wie bei der rechtlichen Identität braucht man auch für die Änderung der persönlichen Identität: Wir brauchen Hilfe von außen, um ein neues Leben zu beginnen. Diese Hilfe finden wir bei Jesus Christus. Wie diese aussieht und was du dafür tun musst, liest du auf den folgenden Seiten.

1. EIN GLAUBE, DER GEWISSHEIT IST

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„Ich glaube …“, heißt doch normalerweise: „Ich bin mir nicht sicher.“ Die Bibel definiert völlig anders: Glauben heißt dort, auf Gott zu vertrauen und ihn beim Wort zu nehmen. Glaube ist kein Wunschdenken und keine ungewisse Hoffnung. Glaube steht auf dem sicheren Fundament der Zusagen Gottes.

2. EIN GLAUBE, DER FUNDAMENT HAT

„Das gebe ich dir schriftlich!“, bedeutet: Nicht Gefühle und Stimmungen sind entscheidend, sondern das, was man „schwarz auf weiß“ hat. Den ersten Christen hatte Gott das Alte Testament und die Lehre der Apostel gegeben. Sie verbreiteten das Evangelium nicht nur mündlich, sondern vor allem durch Briefe. Auf das Wort Gottes, die Bibel, gründet sich der Glaube (s. 1. Thessalonicher 2,13; Römer 10,17). Glaube ohne Gottes Wort ist kein Glaube.

Gottes Worte sind zu allen Zeiten gültig und absolut zuverlässig. Seine Versprechen und Warnungen treffen zu, seine Eigenschaften und Urteile stehen nicht zur Diskussion. Gottes Worte an uns sind eine gute Botschaft. Das wird an einigen Stellen in der Bibel kurz zusammengefasst, z. B. in 1. Korinther 15,1–4.

… DOCH WAS IST DIESER GLAUBE?

3. EIN PERSÖNLICHER GLAUBE

Jemand formulierte: „Entscheidend ist nicht ein großer Glaube an Gott, sondern Glaube an einen großen Gott.“ „… ich kenne den, auf den ich mein Vertrauen gesetzt habe …“, sagt Paulus (aus 2. Timotheus 1,12) und meint damit seine Beziehung zu Jesus Christus, in dem der ewige Gott sich geoffenbart hat. Der Glaube an diese Person (s. Johannes 6,29), „an seinen Namen“(s. Johannes 1,12), umfasst alles, was die Bibel über ihn sagt: Wer er ist, wie er ist und was er tat. Wer rettenden Glauben hat, kommt persönlich zu Jesus Christus, gibt zu, wie ein Verdurstender in der Wüste völlig abhängig von ihm zu sein (s. Johannes 7,37).

4. EIN GLAUBE, DER HANDELT

Glaube hat viel mit unserem Kopf zu tun: lesen und hören, für wahr halten, überzeugt sein und wollen. Doch es wäre kein Glaube, keine wirkliche Überzeugung, kein bedingungsloses Vertrauen, keine tiefe Beziehung zu einer göttlichen Person, wenn er nicht zu konkretem Handeln führen würde. Immer wieder sprach Jesus Christus konkrete Befehle aus und erwartete von den Glaubenden Gehorsam: s. Matthäus 9,6; 12,13; Johannes 9,7. Genauso war es bei dem Vorbild des Glaubens Abraham: s. 1. Mose 12,1–4; Apostelgeschichte 7,2–4; Hebräer 11,8. Wir werden nicht durch Taten gerettet, aber rettender Glaube bleibt nicht ohne Taten (s. Jakobus 2,14–26).

[JE]

JOHN NEWTON

HART UND RUCHLOS

Es war am 9. März 1748. Ein heftiger Orkan wühlte den Atlantik auf. Mittendrin kämpfte ein kleines britisches Handelsschiff mit den Wellen: die „Greyhound“. Auf diesem Schiff befand sich John Newton, ein intelligenter und eigensinniger Typ, der mit seinen 22 Jahren schon auf ein sehr ereignisreiches Leben zurückblicken konnte.

KINDHEITSTAGE

John wurde am 24. Juli 1725 in London als Sohn eines Kapitäns geboren. Da der Vater selten zu Hause war, erzog ihn hauptsächlich seine Mutter. Sie gab ihren christlichen Glauben an John weiter. Doch im Alter von sieben Jahren traf ihn ein schwerer Schlag: Seine Mutter starb an Tuberkulose. John verlor so seine einzige Bezugsperson. Doch es sollte noch schlimmer kommen: Der Vater heiratete erneut und schickte John auf ein Internat. Es waren schreckliche Jahre für ihn.

Als John elf Jahre alt war, holte ihn der Vater auf sein Schiff. Obwohl sie sich eine Kajüte teilten, wollte keine echte Beziehung zwischen den beiden entstehen. Darunter litt John sehr. Zudem tobte ein innerlicher Kampf in ihm. Der raue Umgangston und das verdorbene Verhalten der Seeleute widersprachen seiner christlichen Erziehung. Langsam aber sicher wurde diese zurückgedrängt, bis schließlich Gott für John keine Rolle mehr spielte.

JUGENDJAHRE

Mit 17 Jahren verließ John das Schiff seines Vaters, um bei einem Freund seines Vaters in Jamaika zu arbeiten. Doch diese Stelle trat John nicht an. Er hatte keine Lust. Wenig später wurde er von einer Patrouille aufgegriffen und für die Marine zwangsrekrutiert. Durch Beziehungen verhalf ihm sein Vater zu einer Position als Leutnant. Aber auch diese verlor er leichtfertig. Aufgrund von schlechtem Benehmen und einem Fluchtversuch, wurde er zum Matrosen degradiert. Als sich eine Chance ergab, das Kriegsschiff zu verlassen, ergriff er sie kurzerhand und wechselte auf ein Sklavenschiff über. In dieser skrupellosen Gesellschaft löste er sich endgültig von allen Manieren, die er noch hatte. Er leugnete Gott nicht nur, sondern benutzte seine Bibelkenntnisse für bösen Spott über alles Heilige. Er unterhielt die Mannschaft mit gotteslästerlichen Reden, verdrehte Bibelverse, die er noch aus seiner Kindheit kannte und ließ keine Gelegenheit ungenutzt, seine rebellische Einstellung unter Beweis zu stellen. Nach einem Zerwürfnis mit dem Kapitän verließ er das Schiff und begann für einen Sklavenhändler zu arbeiten. Aber auch das war nicht von Dauer. In Sierra Leone erkrankte er an Malaria. In Abwesenheit des Sklavenhändlers verweigerte dessen herrische Frau John ihre Hilfe, hielt ihn gefangen und behandelte ihn schlimmer als einen Sklaven. Sein elender Zustand wurde erst beendet, als Mr. Williams, ein anderer Händler, ihn bei sich einstellte. Bei seinem neuen Chef ging das Leben für John wieder bergauf. Er übernahm Verantwortung und wurde von seinem Vorgesetzten und seinen Kollegen wertgeschätzt. Mitten in dieser Zeit des beruflichen Erfolgs spürte ihn der Kapitän der „Greyhound“ auf.

Johns Vater hatte den Kapitän gebeten, John zu finden, weil er von seiner Gefangenschaft gehört hatte. John, dem es zwar aktuell gut ging, der aber immer noch den Traum hegte, nach England und vor allem zu seiner Jugendliebe Mary zurückzukehren, begab sich auf das Schiff.

Mehr über John Newtons aufregendes Leben, seine Bekehrung und seinen Kampf gegen den Sklavenhandel in England kannst du in der Biografie nachlesen: Amazing Grace und John Newton, Jonathan Aitken, ISBN: 978-3-7751-5541-0, Verlag: SCM Hänssler.

[KH]

ist und hörte damit auf. handlung von Sklaven ein Verbrechen vor Gott -erkannte, dass die menschenunwürdige Be Doch Gottes Gnade wirkte weiter an ihm. Er grausamen Behandlung und den Todesfällen. Er hatte Anteil an dem Leid der Sklaven, an der weiter auf Sklavenschiffen – auch als Kapitän. In den folgenden Jahren arbeitete er zunächst gab Gott sein Leben. -John suchte sofort eine Kirche auf und über die „Greyhound“ in Londonderry in Irland an. bung finden konnte. Am 7. April 1748 landete -groß Gottes Gnade ist, dass selbst er Verge gefallen war und wunderte sich darüber, wie Vergehen vor Augen. Sah, wie tief er vor Gott Er, der Gotteslästerer, sah plötzlich alle seine Gott gibt, der Gebete erhört und beantwortet. segelten. Er begann zu begreifen, dass es einen standen hatten und weiter in Richtung Heimat -schäftigten ihn auch, als sie den Sturm über -sein Gebet denken. Und diese Gedanken be um Leben und Tod musste er immer wieder an los und durchgefroren. Doch in diesem Kampf von der Arbeit an Deck total erschöpft, kraft- er selbst nicht so recht, was er da sagte. Er war hilft, dann sei Gott uns gnädig.“ Zuerst wusste gehen, antwortete John: „Wenn das nicht ruf des Kapitäns, wieder an die Pumpen zu machte sich Verzweiflung breit. Auf den Auf- das Wasser im Schiff unaufhaltsam anstieg, ein Matrose von Deck gespült wurde und hound“ chancenlos mit den Wellen kämpfte, in seinen Lästerreden. Aber als die „Grey- Mit Gott hatte John nichts mehr zu tun – außer

DIE WENDE

VIELE JAHRE SPÄTER, IM DEZEMBER 1772, SCHRIEB JOHN, DER MITTLERWEILE PFARRER WAR, DAS WELTBEKANNTE LIED AMAZING GRACE. ERSTAUNLICHE GNADE. DIE ERSTEN DREI STROPHEN DER DEUTSCHEN ÜBERSETZUNG LAUTEN:

ERSTAUNLICHE GNADE, WIE SÜSS DER KLANG, DIE EINEN ARMEN SÜNDER WIE MICH ERRETTETE! ICH WAR EINST VERLOREN, ABER NUN BIN ICH GEFUNDEN, WAR BLIND, ABER NUN SEHE ICH.

ES WAR GNADE, DIE MEIN HERZ FURCHT LEHRTE, UND GNADE LÖSTE MEINE ÄNGSTE; WIE KOSTBAR ERSCHIEN DIESE GNADE IN DER STUNDE, ALS ICH ERSTMALS GLAUBTE!

DURCH VIELE GEFAHREN, MÜHEN UND FALLEN BIN ICH BEREITS GEKOMMEN; ES IST GNADE, DIE MICH SICHER SO WEIT BRACHTE, UND GNADE WIRD MICH HEIM GELEITEN.

Als du geboren wurdest, bekamst du eine Iden- tität: Geschlecht, Abstammung, Nationalität, Name usw. Ich nenne das jetzt einmal deine „alte“ Identität. Am Anfang des Lebens mit deiner neuen Identität steht wiederum eine Ge- burt, die Wiedergeburt oder die „Geburt von oben oder von Neuem“ (s. Johannes 3,3 und 7). Aus der Perspektive Gottes gesehen ist die Wiedergeburt durch seinen Geist bewirkt. Du kannst sie nicht selbst fertigbringen, ja, nicht einmal erklären (s. Johannes 3,8). Es geschieht einfach, weil Gott es in seiner Gnade schenkt; kein Mensch kann sich das verdienen. Doch es gibt auch die Perspektive unserer Verant- wortung: Was ist aus meiner Sicht notwendig, damit ich eine neue Identität bekomme? Was fordert mich die Bibel auf zu tun, zu denken, zu empfinden und zu wollen? Du hast vielleicht schon Antworten auf diese Frage gehört. Wenn sie gut waren, werden sie die Vokabeln „sich bekehren“, „Buße tun“ und „glauben“ enthal- ten haben. Interessant, diese Verben (du weißt schon, Tätigkeitswörter) kommen in den zentralen Bibelstellen einzeln und auch in ver- schiedenen Kombinationen vor: also sich be- kehren und glauben (s. Apostelgeschichte 11,21; 26,18); Buße tun und sich bekehren (s. Apostel- geschichte 3,19; 26,20); Buße tun und glauben (s. Markus 1,15; Apostelgeschichte 19,4; 20,21; Hebräer 6,1).

[JE]

Ja, deine alte „Richtung“ steht für das, was du bisher gemacht, geliebt und worauf du vertraut hast. Und Richtungsumkehr bedeutet dann krass ausgedrückt: Was du früher gehasst hast, liebst du nun und was du geliebt hast, hasst du nun (s. Johannes 12,25; Lukas 14,26). Zu dieser Beschreibung passt: Bekehrung bedeutet, von der unwiderstehlichen Zerstörungskraft der Sünde zur unwiderstehlichen Kraft der Liebe des Christus zu kommen.

Ist sich bekehren also nur ein radikales Umdenken? Nicht nur, aber es hat viel damit zu tun. Eine Wende muss sozusagen erst einmal in unserem Inneren erfolgen, deine Haltung zur Sünde muss sich völlig verändern.

Und die Gefühle? Ich dachte, Bekehrung ist vor allem tief empfundene Reue. Ja, es hat auch damit viel zu tun. Denken und Fühlen gehören zusammen, übrigens in dieser Reihenfolge.

Also muss mir Sünde leidtun? Sehr leid sogar. So sehr, dass du sie verlassen und nie wieder zu ihr zurückkehren willst.

Aber es heißt doch auch: Willst du dich bekehren? Also geht es auch um eine Willensentscheidung? Ja, du musst „Nein“ sagen wollen zu deinem früheren Leben, zu dem, was dir Halt und Anerkennung gab. Du musst dich entschließen, dein Leben Jesus Christus zu übergeben.

Und wer sich dann bekehrt, der ist vor der Hölle gerettet? Ja, aber es darf nie nur darum gehen. Bekehrte sind gerettet von der Sünde, nicht bloß vor den schrecklichen Folgen der Sünde, der Hölle.

Das heißt, Bekehrtsein verändert nicht nur meine Zukunft, sondern auch, wie ich jetzt handle. Genau, in der Bibel steht: „Bringt Frucht, die zeigt, dass es euch mit der Umkehr ernst ist“ (Matthäus 3,8). Sünde zu verlassen, ist der beste Beweis für Sündenvergebung. Radikal ist eine Umkehr eben nur, wenn sie neben Denken, Fühlen und Wollen auch das Tun betrifft.

Dann ist also Bekehrung etwas ganz anderes als glauben? Nein, du kannst Glauben und Bekehrung nicht trennen. Du wirst nie die Notwendigkeit sehen umzukehren, wenn du immer noch glaubst, auf dem richtigen Weg zu sein.

Und niemand wird zu Jesus Christus umkehren, wenn er nicht glaubt, dass Jesus die einzige und die vollkommene Lösung für das Problem seiner Sünde ist. Exakt. Und du wirst Gott nicht lieben können, solange du nicht glaubst, dass er die Sünde, die zwischen dir und ihm steht, in Jesus Christus abschließend gestraft hat.

Aber umkehren und auf dem neuen Weg bleiben sind nochmal zwei verschieden Paar Schuhe, oder? Nein, Gott ist ja ab sofort bei allem dabei und bewirkt in dir die Dinge, die ihm gefallen. In der Bibel gibt es dafür den Begriff Heiligung.*

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