HEUKELBACH KLASSIKER DIE BIBEL VERSTEHEN – GOTT ERFAHREN – DAS LEBEN MEISTERN
Auch schwere Wege sind Segenswege
Die Stiftung Missionswerk Heukelbach arbeitet 체berkonfessionell, distanziert sich von allen Sekten und hat als Grundlage allein Gottes Wort, die Bibel. Wir werben keine Mitglieder. Allein die gute Nachricht von Jesus Christus soll verbreitet werden. Diese Brosch체re ist unverk채uflich und darf nur kostenlos weitergegeben werden!
IMPRESSUM Herausgeber und Copyright: Missionswerk Werner Heukelbach, 51700 Bergneustadt, Deutschland Text: Werner Heukelbach Druck: Gutenberghaus Druck & Medien GmbH & Co. KG, Dillenburg Auflage-Nr.: SK06 20 1301 5
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Auch schwere Wege sind Segenswege
Inhaltsverzeichnis Ein wichtiges Wort Das große Erkennen Auch du hast Zutritt Durchs Gebet zum Rettungsjubel! Wer ist dieser Jesus? Was quält dich? Schwierigkeiten vermitteln dir Reichtümer Gottes So erlebst du Herrlichkeiten Gottes! Durch schwere Wege zur Fülle des Segens
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Ein wichtiges Wort Wenn man den großen Segen, den oft schwere Wege in sich bergen, erfassen will, muss man innerlich still werden. Man muss erkennen, was Gott dem Menschen durch schwere Wege zu sagen hat. Nur so werden aus schweren Wegen Segenswege geboren. Jeder, der diese Schrift liest, darf sich darüber freuen, dass er im Gebet stets Zutritt zu dem Herrn Jesus hat. Lieber Leser, du darfst dem Heiland nahen. Er kennt all deine Not. Er weiß um deinen Kummer. Ja, er weiß, was dich quält. Auch das weiß er, was dir Tag und Nacht keine Ruhe lässt, was immer wieder in deiner Gedankenwelt hochkommt. Er, dein Heiland, weiß aber auch die Rettung aus jeder schwierigen Situation. Seine Hände sind immer noch stark genug, dich herauszureißen. Er schafft den Bedrückten immer noch Recht. Er richtet immer noch den Niedergebeugten auf. Du solltest mehr von dem Vorrecht des Gebetes Gebrauch machen. Im Gebet darfst du dein Herz vor dem Herrn Jesus völlig ausschütten. Wenn du das Herz vor ihm leerst, dann wird er dein Herz stets neu mit Freude und Jubel erfüllen. Der Herr Jesus ist ja nicht nur dein Retter, er ist nicht nur der Hirte, der die Seinen immer wieder zum inneren Genuss und zur Stärkung führt, sondern er ist der Retter in Not. Er ist der, der dich trägt. Er führet dich auf rechter Straße um seines Namens willen.
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Wenn du dich so an ihn klammerst, dann wirst du erleben, wie dir aus Schwierigkeiten Reichtümer Gottes neu und stark zuströmen. Du erlebst Herrlichkeit Gottes. Diese Herrlichkeit Gottes erlebst du auch dann, wenn Menschen dich nicht verstehen. Wenn Menschen dich verurteilen, wenn Freunde sich von dir absetzen, dann ist der Herr Jesus für dich da. Ja, durch schwere Wege kommst du zu einer erneuten spürbaren Fülle der Segnungen Gottes, und du wirst erleben, wie er aus Finsternis Licht macht, wie dir die Sonne der Gerechtigkeit aufgeht und dich erwärmt. So wirst du nach schweren Wegen den Herrn dafür loben und preisen, dass er doch über allem gewacht hat und Sieger in deiner schwierigen Situation geworden ist. Werner Heukelbach
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Das große Erkennen Wir leben in einer Zeit, in der Hasten, Jagen und Schaffen uns ganz und gar gefangen nehmen wollen. Es geht von früh bis spät, und bei vielen Menschen ist jede Minute ausgenutzt, um das vorgesteckte Ziel zu erreichen. Einer versucht, den anderen zu überholen. Wir nehmen uns oft nicht mehr die Zeit, darüber nachzudenken, dass es auch einmal nicht so gehen könnte, wie wir es planen. Wenn dann Unvorhergesehenes kommt, ja, wenn gar große Schwierigkeiten auftauchen, dann drohen sie, uns umzuwerfen. Wir haben uns nicht die Zeit genommen, damit zu rechnen, dass etwas eintreten könnte, das uns aus der Bahn wirft, etwas, das unsere Gedankenwelt so gefangen nimmt, dass wir kaum noch unsere täglichen, notwendigsten Pflichten erfüllen können. Mutlosigkeit erfüllt dann unser Herz. Wir meinen, wir hätten unüberwindbare Hindernisse vor uns. Es kommt uns gar nicht der Gedanke, dass dies ein Halt des großen Gottes ist, der nun in unser Leben eingreift und uns zum Nachdenken zwingt. Er zwingt uns, uns mit ihm zu befassen. Natürlich wollen wir Menschen zunächst Gott dafür verantwortlich machen, dass dies so gekommen ist. Wir suchen ja nie die Schuld bei uns. Wir meinen, wenn wir gegen Gott rebellieren, mit den Schwierigkeiten fertig zu werden. Doch Gott kennt das menschliche Herz durch und durch. Er weiß, dass wir nur in der Stille auf den rechten Weg und zur rechten Erkenntnis gebracht werden können.
Wenn das Toben und Rebellieren dann vorüber ist, zieht der Mensch sich in seinem Schmerz zurück – zurück in die Stille. Und dann erst kann Gott in Liebe zu ihm reden. Wo ist, lieber Leser, deine Stille? Wo findest du Zeit zur inneren Sammlung? Du brauchst die Stille vor Gott. Du brauchst die Stille vor dem Wort Gottes. Du brauchst die Stille vor deinem Retter Jesus Christus. Auch in Schwierigkeiten werde still im Gebet. Die Bibel sagt: Vertraue still dem Herrn und harre auf ihn. Manche Menschen meinen, wenn sie zu Gott beten, dann müsste Gott das Gebet sofort erhören und antworten. Oft tut Gott das. Aber er tut es nicht immer. Ja, er tut es bei Weitem nicht immer. Er will sehen, ob du ihm vertraust. Er will sehen, ob du wirklich allein mit ihm rechnest. Er will hören, ob dein Gebet aus der Tiefe deines Herzens kommt. Gott will keine oberflächliche Sache bei dir. Er will, dass du aus der Tiefe deines Lebens heraus ihm Herz und Leben weihst. Ja: Warte still auf Gottes Einschreiten. In Klagelieder 3,26 stehen die Worte geschrieben: „Gut ist‘s, schweigend zu warten auf die Rettung des HERRN.“ Im Warten wird die Seele reif für den Himmel. Im wartenden Zustand fällt manches von dir ab, was dich hindert, Gott zu nahen. Im stillen Warten reifst du für Gottes großes Geschenk. Ja, in allen Nöten sei immer wieder still. Denke stets daran: Auch die stärksten Wogen kann der Herr Jesus glätten. In der Bibel stehen
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die Worte geschrieben: Er verwandelt den Sturm in Stille, und es legen sich die Wellen. Wenn Welle auf Welle über dein Leben hinbraust, dann tust du gut, dich betend tief zu demütigen und vor dem Herrn Jesus zu beugen; denn dann werden die Wellen am schnellsten über dich hinwegbrausen und dir nichts anhaben können. Der Liederdichter sagt: Ebnen muss sich jede Welle; denn dein Heiland will sich nah’n. Nur an einer stillen Stelle legt er seinen Anker an. In der Stille tut sich der Herr Jesus dir kund. In den ersten Versen des bekannten Psalms 23 steht geschrieben: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf grünen Auen und führt mich zu stillen Wassern!“ Diese innere Ruhe, diese Stille im Herzen will dir der Herr Jesus, der gute Hirte, schenken. Es soll dir nicht daran mangeln. Was er gibt, will er reichlich geben. Er hat stille Wasser. Er hat Erquickungen für deine Seele. Er will dich auf grünen Auen weiden. Er führt dich innerlich von Genuss zu Genuss. Es gibt aber auch ein falsches Stillewerden. Es ist das Stillewerden in deinem verlorenen Zustand. Du gehst gleichgültig Schritt für Schritt dem Verlorengehen entgegen. Diese falsche Stille wird dich einmal ins Verderben ziehen. Da ruft dir die Bibel die Worte zu: Schnell, eile, stehe nicht still! Betrachte in der Stille deinen inneren Zustand. Lieber Leser, glaube es: Du musst zum Herrn Jesus kommen. In Lukas 18,40 stehen die Worte geschrieben: „Da blieb Jesus stehen und befahl, dass er zu ihm gebracht werde.“ Ich möchte dich sehr gern in dieser Stunde zum Herrn Je-
sus führen. Ich weiß nicht, ob mir dies gelingen wird. Ich weiß nicht, ob du folgen wirst. Ich weiß nicht, ob du den Wunsch hast, wirklich dem Heiland Jesus Christus dein Herz und Leben zu weihen. Ich habe aber eine Bitte an dich: Knie doch jetzt vor dem Herrn Jesus nieder. Schütte vor ihm dein Herz aus, bis auf den Grund. Werde vor ihm ganz still. In 1. Chronika 28,9 stehen die Worte geschrieben: „Denn der HERR erforscht alle Herzen und erkennt alles Trachten der Gedanken. Wenn du ihn suchst, so wird er sich von dir finden lassen; wenn du ihn aber verlässt, so wird er dich verwerfen auf ewig!“ Höre es, lieber Leser, der rettende Gott will sich von dir finden lassen. Er erforscht dein Herz. Er kennt deine Gedanken. Er kennt auch deinen sündigen Zustand, aber er ist für dich da. Dein Heiland ist für dich gestorben. Betrachte in der Stille das Erlösungswerk. Ja, nimm dieses Erlösungswerk jetzt im Glauben als deinen Besitz an. Kolosser 1,14 ruft dir jetzt persönlich zu: „In dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Sünden.“ Lieber Leser, was du brauchst, ist die Vergebung deiner Sünden. Dann wird dein Herz still werden. Du wirst zur Freude kommen. Die Heilsgewissheit wird dein Teil. Du darfst danken, immer wieder danken, wenn du dies jetzt im Glauben annimmst: Der Herr Jesus starb für mich. Der Herr Jesus tilgte meine Sündenschuld. Der Herr Jesus erlöste mich von dem Fluch der Sünde. Bekenne dann mutig deinen Retter. Römer 10,9 ruft dir zu: „Denn wenn du mit deinem Mund Jesus als den Herrn bekennst und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet.“ Oder fehlt dir die rechte Erkenntnis?
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Wenn du nicht erkennst, dass du ohne den Herrn Jesus verloren bist, dann wirst du auch nicht suchen. Es fehlt dir das Sehnen nach der Gewissheit, dass es auch für dich eine Errettung der Seele gibt. Ich will versuchen, dir durch die folgenden Zeilen dieses Erkennen etwas zu erleichtern: Wenn ein Geschäftsmann erkennt, dass es für ihn keinen Ausweg mehr gibt, dem bevorstehenden Bankrott auszuweichen, so ist diese Erkenntnis mit einer Unruhe verbunden. Wenn ein Kapitän erkennt, dass sein Schiff leck ist und es keine Rettung mehr gibt, so ist diese Erkenntnis furchtbar! Wenn der Schwerkranke erkennt, dass alle ärztliche Hilfe vergebens ist und es keine Medizin gibt, welche die ersehnte Heilung bewirkt, so ist dieses Erkennen mit einem großen Schmerz verbunden. Es gibt aber noch ein größeres Erkennen, und davon rede ich jetzt. Zunächst rufe ich dir einmal zu: Erkenne die Wege Gottes! In Jesaja 41,20 lauten die Worte so: „Damit alle miteinander es sehen und erkennen und es sich zu Herzen nehmen und ermessen, dass die Hand des HERRN dies gemacht, dass der Heilige Israels es geschaffen hat.“ Vielleicht wirst du mit diesem oder jenem, was an Schwerem in deinem Leben liegt, nicht fertig. Die vielen Fragen deines Herzens lassen dich nicht zur Ruhe kommen. Dein Grübeln führt dich immer wieder in Betrübnis hinein. Du wirst von unguten Gedanken geplagt. Lieber Leser, nimm jetzt einmal alles, was an Bitterkeit und Enttäuschung in deinem Leben liegt, aus Gottes Hand hin und erkenne dein Abweichen von Gott! Rufe das aus, was ein Mann der Bibel ausgerufen hat. Er kleidete sein Gebet in folgende Worte: „Erforsche mich, o Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich
und erkenne, wie ich es meine“ (Psalm 139). Wenn Gott dein Herz erforschen will, dann musst du ihm das Herz willig öffnen. Gestatte Gott, dass er sein Licht in deine Gedankenwelt hineinleuchten lässt. Da ist gewiss vieles, was das Licht Gottes nicht ertragen kann. Du wirst dann bald erkennen, wie weit entfernt du von Gott und von Jesus Christus gelebt hast. In Jeremia 3,13 stehen die Worte geschrieben: „Nur erkenne deine Schuld, dass du dem HERRN, deinem Gott, die Treue gebrochen hast.“ Durch die Sünde ist jeder Mensch von Gott getrennt. Durch das Blut Jesu Christi kann aber jeder Mensch wieder in die Nähe Gottes kommen. Er kann zu Gott zurückkehren. Er kann die Gemeinschaft mit Gott suchen und finden. Du musst dein Herz auf Gott richten. Lieber Leser, erkenne den großen Gott! Die Bibel sagt: „Und ich will ihnen ein Herz geben, dass sie mich erkennen sollen, dass ich der HERR bin; und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein; denn sie werden sich von ganzem Herzen zu mir bekehren“ (Jeremia 24,7). Das Erkennen deiner Sünde geht der Vergebung deiner Sünde voraus. Je eher du deine Sünden erkennst, umso früher wirst du den Herrn Jesus als deinen Retter suchen. Du musst aber mit deinem ganzen Herzen dem Herrn Jesus nahen. Erkenne dann den Herrn Jesus als deinen Heiland. In Johannes 17,3 stehen die Worte geschrieben: „Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“ Du wirst den Herrn Jesus als deinen Heiland erkennen, wenn du ihm deine Sündenschuld hingelegt hast. Du darfst ihn im Glauben als deinen Heiland annehmen. Der Herr Jesus liebt dich sehr. Er hat seine Liebe zu den Menschen un-
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ter Beweis gestellt, indem er auf Golgatha sein Leben für die Sünden der Menschheit hingegeben hat. Nun versuche, das Geschehen auf Golgatha doch einmal von dieser Sicht her zu sehen. Zweifele nicht an der Wahrheit dieses Geschehens, sondern nimm es als Tatsache hin. Vielleicht trifft dich diese Erlösungstat so, dass du Angst hast, der Herr Jesus könnte dein ganzes Leben restlos kennen? Nimmst du vielleicht deshalb eine Abwehrstellung ihm gegenüber ein? Davon geht aber deine Unruhe nicht weg. Davon werden schwere Wege nicht leichter. Und diese schweren Wege sollen ja Segenswege für dich werden. Den meisten Menschen liegt es, einen Schlag, den sie bekommen, mit einem Gegenschlag zu beantworten! Niemand lässt gern dieses oder jenes über sich ergehen, ohne darauf zu reagieren. In einer Angelegenheit aber darfst du, lieber Leser, nicht um dich schlagen. Du musst ganz still werden, wenn der Herr Jesus zu dir persönlich reden will. Er will dir die Fragen beantworten, die dein Herz bewegen. Er sagt dir, und dies will ich noch einmal betonen, dass er dich liebt. Er sagt dir aber auch, dass dein Leben einer Erneuerung bedarf. Er selbst, dein Heiland, will bei dir diese große Erneuerung wirken. Schlage nicht um dich, wenn der Herr Jesus dir sagt, dass du ein Sünder bist. Lass dir die Worte der Bibel tief zu Herzen gehen: „Sie sind alle abgewichen, allesamt verdorben; es gibt keinen, der Gutes tut, auch nicht einen einzigen!“ (Psalm 14,3). Es gehört viel Demut dazu, sich als Sünder bezeichnen zu lassen. Wenn aber Gott selbst dir dies sagt, dann darfst du seinem Wort keinen Widerstand leisten. Der Herr Jesus kennt dein Leben von der
Wiege bis zu dieser Stunde. Er sagt in Lukas 12,2 auch zu dir: „Es ist aber nichts verdeckt, das nicht aufgedeckt werden wird, und nichts verborgen, das nicht bekannt werden wird.“ Lass den Herrn Jesus bitte in die allerletzten Fragen deines Herzens hineinsehen. Vergiss aber nicht, dass auch schwere Wege Segenswege sind. Schlage nicht um dich, wenn der Herr Jesus dir sagt, dass dir der Herzensglaube noch fehlt. Er sieht nicht auf deine äußere Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft. Der Herr Jesus sieht dein Herz an. Er will eine persönliche Verbindung mit dir aufnehmen. In Jesaja 28,16 stehen hinweisend auf den Herrn Jesus die Worte geschrieben: „Siehe, ich lege in Zion einen Stein, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, der aufs festeste gegründet ist: wer glaubt, der flieht nicht!“ Es gibt viele Menschen in unserer Zeit, die sind sehr flüchtig. Manche haben Angst, einmal still zu werden, um sich mit ihrem Leben zu beschäftigen. Der Mensch unserer Tage liebt die tiefe Selbstbesinnung nicht. Lieber Leser, nimm dir jetzt einmal die Zeit und beschäftige dich mit deinem Leben; denn sei gewiss, der Herr Jesus wird einmal jeden Menschen richten. Die Bibel sagt: „Ich will sie behandeln nach ihrem Wandel und sie richten, wie es ihnen gebührt; so werden sie erkennen, dass ich der HERR bin!“ (Hesekiel 7,27). Wenn du mit diesem Gedanken vor deinem Retter Jesus Christus still wirst, dann wirst du bald ein tiefes Empfinden dafür bekommen, dass dein Leben göttlich geordnet werden muss. Dies kann aber nur der Herr Jesus bewirken. Öffne ihm dein Herz, öffne es für seine Gnade, die er auch dir zuteil werden lassen möchte. Es kann sein, dass dich eine besondere Not drückt, oder dass du meinst, andere
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könnten diese Gnade bekommen, aber für dich sei sie nicht da. Ja, es kann eine Not in ein Menschenherz kommen und man meint, es nicht länger aushalten zu können. Du siehst, wie deine Gegner frohlocken. Du schaust zu, wie es dem Gottlosen wohl geht. Und du sagst vielleicht das, was in Psalm 94,3 geschrieben steht: Wie lange noch werden die Gottlosen frohlocken? Wie lange werden sie sich freuen? Wie lange noch wird die Traurigkeit meines Herzens andauern? So und ähnlich sind die Fragen, die dein Herz bewegen. Lieber Leser, lies doch einmal Psalm 94, werde dabei ganz still, und du wirst Antwort auf die Fragen bekommen. In dem erwähnten Psalm heißt es weiter: Wie lange noch werden die Gottlosen Freches reden? Es kann sein, dass diese Frage auch dein Herz bewegt. Dazu sage ich dir: Höre nicht auf das Reden der Gottlosen. Höre nicht auf ihr Prahlen. Blicke nach oben! Schaue auf den Herrn Jesus! Alles, aber auch alles, was du bisher an Leid und Weh durchgemacht hast, soll dich ganz nahe an das Herz des Herrn Jesus bringen. Denke daran: Auch schwere Wege sind Segenswege! Der innere Friede, von Gott gesandt, soll dein Besitz werden. Du betrachtest vielleicht die Ungläubigen. Du betrachtest die Gläubigen. Du siehst nach links, du schaust nach rechts. Du gleichst einem Rohr, das vom Wind hin und her bewegt wird. Dir fehlt der innere Halt. Vielleicht sagst du mit dem Psalmisten: Wie lange noch werden die Ungläubigen gegen die Gläubigen auftreten? Du kannst das Zeitgeschehen nicht ändern, kannst keine Situation in dieser Hinsicht verhindern. Der Herr Jesus aber kann es tun, doch will er manches ausreifen lassen. Darum schaue nicht auf dieses oder
jenes, sondern sage alles dem Herrn Jesus. Er wird dir zur Seite stehen, dafür bete ich. Vielleicht fragst du sogar: Wie lange noch muss ich so schwere Wege gehen? Wie lange noch muss Traurigkeit mein Herz erfüllen? Wieder sage ich dir: Du musst für das große Gotterleben reif werden. Du musst reif werden, um die Gotteskindschaft empfangen zu können. Du musst für die Begnadigung von Gott reif werden. Wie lange noch willst du im Unglauben leben? Begrabe doch deine Zweifel. Wenn du dein Herz vor dem Herrn Jesus ausgeschüttet und ihm unter tiefem Bedauern deine Sündenschuld genannt hast: dann nimm die Glaubensstellung ein. Ja, tue es sofort, und du wirst das erleben, was in Psalm 94,19 geschrieben steht: „Bei den vielen Sorgen in meinem Herzen erquickten deine Tröstungen meine Seele.“ Diese Erquickung, diese Freude, diese Glückseligkeit, diesen Frieden, ja, dies alles will der Herr Jesus dir schenken. Nimm es im Glauben dankbar an. In Psalm 103,5 heißt es: „Dein Alter mit Gutem sättigt, dass du wieder jung wirst wie ein Adler.“ Der Psalmist denkt an den bekannten Prozess der Mauserung, dem die Vögel alle Jahre unterliegen. Selbst der stolze Adler, der sonst über den höchsten Gipfeln majestätisch seine Kreise zieht, kauert dann still in seinem Horst. Er scheint kraftlos und krank zu sein. Sein scharfes Auge ist matt und glanzlos. Aus seinen gewaltigen Schwingen lösen sich Federn. Aber dann kommt der Augenblick, da ihm aus geheimnisvollen Quellen der Natur neue Kräfte zufließen. Er ist verjüngt, er ist stärker denn zuvor. Neue Federn sind ihm gewachsen, ein neues Kraftgefühl durchpulst ihn. Er hebt den Kopf, sein Auge durchdringt wieder die
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Ferne. Und schon breitet er die Schwingen aus und fliegt davon. Über dem Eingang zu den Franckeschen Anstalten in Halle stehen die Worte: „Aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden“ (Jes. 40,31). Auch wir müssen von Zeit zu Zeit durch Dürre und innere Schwäche wie durch eine Mauser gehen. Gott scheint uns im Stich gelassen zu haben. Es geht uns wie dem Propheten: „Ich zwitscherte wie eine Schwalbe, wie eine Drossel, und gurrte wie eine Taube. Meine Augen blickten schmachtend zur Höhe: Ach, Herr, ich bin bedrängt …!“ (Jes. 38,14). Und doch werden uns solche Zeiten wunderbare Segnungen bringen, wenn wir nicht aufhören, dem Herrn zu vertrauen. Wir werden innerlich erneuert und verjüngt, uns wachsen neue Schwingen,
dass wir uns zu Gott erheben können. Phil. Spitta singt davon: Das sind die geist‘gen Fasten, wo er uns scheint entfernt und man allein die Lasten der Sünde kennenlernt. Da wird man eingeleitet in Reu‘ und Sündenleid, doch da auch vorbereitet zur Festtagsherrlichkeit. Der Herr erwählt sich immer zum Segnen seine Zeit, er gibt den Freudenschimmer nach trübem Herzeleid. Er gießt den Gnadenregen hinein ins dürre Herz und führt auf dunkeln Wegen zum Lichte himmelwärts.
Auch du hast Zutritt Nicht alle Türen waren dir in der Vergangenheit geöffnet. Vor verschlossenen Türen stehen zu müssen, erfreut das Herz nicht. Möglichkeiten und Ziele sehen zu dürfen, ohne sie jedoch erreichen zu können, stimmen das Herz traurig. Heute darf ich dir Großes anbieten, und dieses Große ist für dich da. Es ist die große Gnade. Es ist das, was der Herr Jesus auf Golgatha auch für dich bereitet hat. Es ist die Erlösung von den Sünden! Auch du hast Zutritt zu dieser Gnade. Der Herr Jesus will dich jetzt bei der Hand nehmen und in das hineinführen, was er bereitet hat. Auch dir ruft der rettende
Gott in Römer 10,21 zu: „Den ganzen Tag habe ich meine Hände ausgestreckt nach einem ungehorsamen und widerspenstigen Volk!“ Wir werden nie erleben, dass sich ein ganzes Volk zu dem Herrn Jesus wendet. Es werden immer nur Einzelne dem Ruf des Heilandes folgen. Einmal wird jedoch deutlich werden, dass diese Schar der Erlösten eine große Schar ist, und zwar dann, wenn der Herr Jesus wiederkommen wird, um all die Seinen zu sich in die Herrlichkeit heimzuholen. Glaube mir aber: Auch als Elender und Beladener hast du Zutritt. In Psalm 70,6 ruft ein Mensch
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aus: „Ich aber bin elend und arm; o Gott, eile zu mir! Meine Hilfe und mein Retter bist du; o HERR, säume nicht!“ Auch dir kommt der Herr Jesus entgegen. Auch du hast zu ihm und zu seinem Heil Zutritt. Der Hochmütige aber hat hier keinen Zugang. Viele Menschen gehen erhobenen Hauptes durchs Leben. Sie meinen, sie könnten so vor Gott bestehen. Hierin irren sie sich jedoch sehr. Wer Gott nahen will, muss sich vor ihm demütigen. In 2. Mose 10,3 steht geschrieben: „Wie lange willst du dich noch weigern, dich vor mir zu demütigen?“ Doch wisse wohl: Nur so hast du Zutritt! Der Herr Jesus wird niemanden hinausstoßen. Er sieht aber in das Herz jedes Menschen und erwartet, dass der, der sich ihm naht, vor ihm auch völlig kapituliert. Denn wer sich selbst richtet, wird nicht gerichtet werden. Lieber Leser, du darfst so, wie du bist, zu dem Herrn Jesus kommen. Verfalle aber nicht dem Irrtum, dich erst bessern zu wollen. Nimm Zutritt im Gebet. In Lukas 11,9 -10 heißt es: „Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan! Denn jeder, der bittet, empfängt; und wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird aufgetan.“ Ich wünschte, dass alle Leser – soweit sie noch nicht den Herrn Jesus als ihren Heiland gefunden haben – Suchende wären. Ich wünschte, dass jeder im Gebet bei dem Herrn Jesus anklopfen würde. Er will dir sein Herz öffnen. Du sollst sehen, wie sehr er sich danach sehnt, dich zu besitzen. Du tust gut, wenn du dir ein Plätzchen suchst, wo du allein bist. Dort knie vor dem Herrn Jesus nieder. Sage ihm alle Belastungen deines Lebens. Sage dem Heiland der Sünder, dass dir deine Sünden Leid tun und du gern ein anderes Leben beginnen möchtest, ein Leben an
seiner Hand, und du wirst erfahren: So öffnet sich die Gnadentür. Du darfst dann Epheser 1,7 für dich persönlich in Anspruch nehmen: „In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Übertretungen nach dem Reichtum seiner Gnade.“ Das Blut des Heilandes kann nie genug gerühmt werden. Es deckt allen Sündenschaden restlos zu – aber nur dann, wenn man sich ganz unter die Deckung dieses teuren Blutes stellt. Wenn du über dieses oder jenes in deinem Leben nachdenkst, dann hast du doch gewiss auch den Wunsch: Ach, wenn ich dies doch ungeschehen machen könnte. Da siehst du falsche Entschlüsse. Dort findest du schlechte Wegabschnitte. Du denkst dann oft, und zwar mit Recht: Ach, wie konnte ich nur so töricht sein! Heute würdest du gewiss manches anders machen. Du würdest dich gar nicht mehr in diese oder jene Sache hineinbegeben. Wie tröstend und ermutigend ist doch der Satz: Du darfst die Erinnerung auslöschen! Ja, Gott will deine Sünden nicht mehr richten. Gott will deiner Sünden und Übertretungen nie mehr gedenken. Deine schweren Wege, die du gehen musstest, dienten nur dazu, dein Herz und Leben ganz dem Herrn Jesus auszuliefern. Der Herr Jesus wird bei denen, die in Reue und Buße zu ihm gekommen sind, die Sünden nie mehr hervorholen. Sie sind hinweggetan. Lies doch bitte einmal Jesaja 38,17. Dort steht geschrieben: „Siehe, zum Frieden diente mir bitteres Leid; {du} hast ja meine Seele liebevoll umfangen und sie aus der Grube des Verderbens herausgezogen; denn du hast alle meine Sünden hinter deinen Rücken geworfen!“ Deine Sünden, lieber Leser, stehen nicht mehr vor dir. Deine Sünden stehen nicht mehr im Blickfeld des Herrn Jesus. Er hat sie hinter
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sich geworfen. Das Wort Gottes sagt es dir. Du hast es schriftlich! Darum: Lass das Wort Gottes deine Richtschnur sein. 1. Petrus 1,23-24 sagt: „Denn ihr seid wiedergeboren nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, durch das lebendige Wort Gottes, das in Ewigkeit bleibt. Denn alles Fleisch ist wie Gras und alle Herrlichkeit des Menschen wie die Blume des Grases. Das Gras ist verdorrt und seine Blume abgefallen; aber das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit.“ Nur wiedergeborene Menschen erreichen die Herrlichkeit Gottes. Es ist gut, dass der Herr in seiner Gnade, gewirkt durch den Heiligen Geist, uns das, was wir besitzen, schriftlich in seinem Wort niedergelegt hat. Sonst würden unsere Gefühle schwanken und wanken. Sonst würde unser Verstand das, was wir besitzen, gar nicht für möglich halten. Dieses Wort Gottes bleibt. Die Schönheiten der Natur werden verschwinden. Sogar der Himmelsdom mit all seinen Sternen wird nicht ewig sein. Aber das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit! Dort darfst du alles lesen, was dein Besitz geworden ist, nachdem du den Heiland als deinen persönlichen Retter angenommen hast. Ja, im Glauben darfst du das alles besitzen. Du bist begnadigt. Du bist freigesprochen. All dein Tun und Abmühen war zum Scheitern verurteilt. Wenn du dich Tag und Nacht krampfhaft bemüht hättest, Gutes zu tun und nicht zu sündigen, wären alle diese Bemühungen doch vergeblich gewesen! Erkenne dies bis in die letzten Tiefen. Je mehr du dich in deinem Verdorbensein erkennst, umso mehr wirst du den Herrn Jesus in seiner Liebe und seiner Rettermacht erkennen. Römer 3,28 sagt: „So kommen wir nun zu dem Schluss, dass der Mensch durch den Glauben gerechtfertigt wird, ohne Werke
des Gesetzes.“ Noch einmal rufe ich dir zu: Du darfst die Erinnerung auslöschen! Der Herr Jesus hat deine Sünden hinweggetan. Er starb für dich. Er trug deine Sünden an seinem Leib am Kreuz von Golgatha. Er ging für dich ins Gericht. Gott tat das, was du nicht tun konntest. Es hat nie ein Mensch gelebt, der sich den Himmel verdient hat. Selbst Abraham glaubte, und das rechnete Gott ihm zur Gerechtigkeit. Denke daran, nur Gott kann das tun! Schon in 1. Mose 3,21 wirst du darauf hingewiesen, dass Gott etwas getan und den Menschen bekleidet hat. Dort steht geschrieben: „Und Gott der HERR machte Adam und seiner Frau Kleider aus Fell und bekleidete sie.“ Es musste vorher das Blut eines unschuldigen Tieres fließen. So ist das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, für dich und für mich geflossen. Der Heiland war ohne Sünde. Und nur so konnte er deine und meine Sünden sühnen. Ja, du darfst die Erinnerung auslöschen und im Glauben froh und glücklich den Herrn Jesus loben und preisen, weil er dich erlöst hat. Nicht Selbsterlösung, sondern nur Jesus allein! Denn Galater 3,13 sagt: „Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes.“ Durch ihn hast du Zutritt zur ewigen Herrlichkeit. Aber auch in deinem Leben an der Hand des Herrn hast du, lieber Leser, gewiss schon manches Hindernis überwinden müssen, das dich im Laufe des Tages daran hindern wollte, dein Ziel zu erreichen. Da ruft der Herr dir jetzt zu: Du hast in meiner Nachfolge freie Bahn! Der Herr Jesus will dir einen gebahnten Weg schenken. Er will die Hindernisse beseitigen. Selbst der stärkste Mann der Welt kann dir nichts antun, wenn der Herr es nicht zulässt. In der Bibel ruft ein Mann
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aus: „Und du umgürtest mich mit Kraft zum Streit, beugtest unter mich, die wider mich standen.“ Kämpfe nicht gegen deine Widersacher. Du wirst dabei nur unglücklich und unzufrieden. Dein Herz bleibt nicht froh. Überlass doch dem Herrn die Angelegenheit, denn er ruft dir zu: Du hast freie Bahn! In Schwierigkeiten offenbart der Herr seine Herrlichkeit. Wenn bei dir alles glatt läuft, kann der Herr dich wenig seine Macht und Herrlichkeit erleben lassen. Durch Hiob 5,19 rufe ich auch dir zu: „In sechs Bedrängnissen wird er dich erretten, und in sieben wird dich nichts Böses antasten.“ Lieber Leser, genügt dir die Kraft Gottes nicht? Genügt es dir nicht, wenn der Herr dir zuruft: Du hast freie Bahn! Er will ja aus deinen schweren Wegen Segenswege machen. Flehe zum Herrn Jesus! Er hört und erhört die Stimme deines Flehens. Er gibt dir neue Kraft. Er will dein Schutz und Schirm sein. Vertraue auf ihn mit ganzem Herzen. Er wird dir helfen, und du wirst am Schluss jubeln und preisen, wenn du siehst: Der Herr hat meine Angelegenheit in seine Hand genommen und alles herrlich hinausgeführt. Wenn du ihn dann am Ende rühmen kannst, wirst du wieder ganz neu starkes Vertrauen gewinnen. In Psalm 28,7 heißt es: „Der HERR ist meine Stärke und mein Schild; auf ihn hat mein Herz vertraut, und mir wurde geholfen. Darum frohlockt mein Herz, und ich will ihm danken mit meinem Lied.“ Noch einmal sage ich es dir mit anderen Worten: Es ist keine Hand so stark, dass der Herr Jesus dich nicht daraus befreien könnte. In 2. Könige 13,5 heißt es: „Und der HERR gab Israel einen Retter, und sie kamen aus der Hand der Aramäer heraus.“ Auch die Hand, die dich quälen will, auch die Faust,
die losschlagen und dich treffen will, auch der Arm, der sich wider dich erhebt, kann vom Herrn gefesselt werden! Er kann dir freie Bahn schaffen. Klammere dich nur im Gebet an ihn. Nimm dir aber täglich viel Zeit zum Gebet. Als ich anfing, täglich wenigstens eine halbe Stunde kniend laut zu beten, da hat sich manches in meinem Leben und in meiner Umgebung geändert. Setze auch du dir eine bestimmte Zeit für jeden Tag fest. Diese Gebetszeit führst du am besten morgens in der Frühe durch. Wenn du einmal im Getriebe des Tages bist, kommst du sehr schwer wieder heraus. Und abends bist du oft viel zu müde, um dann noch eine längere Zeit im knienden Gebet vor dem Herrn zu verharren. Aber bete bitte laut, damit dir nicht so viel Zwischengedanken kommen. Wenn besondere Nöte da sind, dann gehe damit zum Herrn. Wenn etwas auf dich zukommt, das dich beunruhigen will, dann klammere dich an den Herrn. Nimm in Gefahren Zuflucht zum Herrn. Er ruft dir in Psalm 91,4 zu: „Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und unter seinen Flügeln wirst du dich bergen.“ Er, dein Heiland, will dein Bergungsort sein. Gottes Schutz soll dir genügen. Menschenschutz ist nie vollkommen. Halte dich zum Herrn, und er wird dir den Weg durchs Leben bahnen. Sage das, was ein Mann in Psalm 59,10 sagt: „Angesichts ihrer Macht will ich auf dich harren; denn Gott ist meine sichere Burg.“ Der Herr versagt nie! Er enttäuscht dich nie! Aber glaube bitte nicht, dass in deinem Leben alles so verlaufen muss, wie du es gern hast. Auf diesem Weg wirst du nicht reif für den Himmel. Auf diesem Weg wirst du nicht entrückungsreif. Auf diesem Weg kann dir der Herr nicht das nehmen, was ihn hindert, dich mehr zu segnen. Darum mein
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Rat: Vertraue doch mehr seiner Führung! Erfasse doch die Hand deines Heilands ganz fest. So und nur so wird dein Herz froh, und du wirst ein Segen für andere werden. Auch dies soll dein Ziel sein: Tritt ganz in die Nachfolge des Herrn Jesus! Tritt in seine Fußstapfen. Wie ein Vater seinen Sohn ermutigt, im tiefen Schnee in seine Fußstapfen zu treten, so trete auch du in die Fußstapfen des Herrn, und du wirst vor Fehltritten bewahrt! In der Bibel hörte ein Mann die Worte: Du bist dem Herrn, meinem Gott, völlig nachgefolgt. Ich wünschte, dies stünde einmal über meinem Leben geschrieben. Und dasselbe wünsche ich auch dir. Ja, ich wünsche es allen meinen Lesern. Gott kann es dir und auch mir schenken. Er wartet ja darauf, seine Fülle einem Herzen kundzutun, das sich ganz ihm geweiht hat, das ganz ihm vertraut. Wenn du dich ihm nahst, dann naht er sich dir. Er, der große Gott, will dir seine Liebe kundtun. Er will dir das schenken – auch an Bewahrung und Schutz –, was du von ihm erwartest. Dies wird immer wieder die besondere Erfahrung des Gotteskindes sein, das seinem himmlischen Vater restlos vertraut: Für Gott gibt es nichts Unmögliches! Wenn er die Seinen bewahren will, hat er dazu Mittel und Wege genug. Wir, die Kinder Gottes, müssen uns nur ermutigen lassen, willenlos dem rettenden Gott zu folgen. Seine Pläne sind nicht immer unsere Pläne. Oft sehen wir seine Möglichkeiten nicht. Da heißt es, ihm, dem rettenden Gott, zu vertrauen, willenlos zu vertrauen, und dann werden wir erleben, wie Gott bewahren kann! Einmal, in der Urgeschichte der Menschen, war es so: Die Erde stand davor, durch gewaltige Wassermassen überschwemmt zu wer-
den. Wer konnte diesem starken Element, dem Wasser, trotzen? Irgendwo sah ich das Bild eines Malers. Dieser hatte eine furchtbare Situation der Sintflut mit seinem Farbstift gezeichnet. Er hatte die höchste Spitze einer Bergkette ins Auge gefasst, wo der Mensch und der Löwe um die allerhöchste Spitze rangen, bis die Flut kam und alle dahinraffte. Wir wissen aber aus 1. Mose 6 und 7, wie der rettende Gott die Seinen, die ihm gehörten, die ihm Herz und Leben geweiht hatten, die ihm vertrauten, auf wunderbare Weise gerettet hat. Ein großer Kasten aus Holz – die Arche – war auf Anweisung Gottes von Noah gezimmert worden. Und Noah und die Seinen wurden wunderbar bewahrt. Sie wurden für die kommende Menschheit zum großen und größten Segen. Im Neuen Testament sehen wir das Bild des sinkenden Petrus in Worten festgehalten. Er wurde von dem starken Element des Wassers umspült. Er sank tiefer und tiefer, bis er seinen Blick auf den Herrn richtete und ausrief: Herr, hilf mir! Da erfasste der Herr seine Hand, und er wurde am Herzen Jesu geborgen. Auch die stärksten Feuerflammen eines überheizten Ofens sind nicht so stark, wie die bewahrende Hand Gottes. Wir lesen in Daniel 3 von drei Männern: Sadrach, Mesach und Abednego. Männer, die inmitten eines sündigen Geschlechts Gott verherrlichten und ihm gehorchten. Sie wurden in einen überhitzten Feuerofen geworfen. Aber ihre Mäntel und Kleider wurden nicht versengt. Selbst die Haare ihres Hauptes verbrannten nicht. Zu ihnen gesellte sich vielmehr eine vierte Person. Eine Person, von Gott gesandt. Ein Himmelsbote zum Trost und zur Ermutigung. Das Element des Feuers vermochte sie weder zu verzehren noch zu versengen. In Daniel 3,27
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heißt es sogar: „Man bemerkte nicht einmal einen Brandgeruch an ihnen.“ Gott bestätigte das Vertrauen und den Glauben der Seinen. Er führte die Männer auf wunderbare Weise aus dem Feuerofen heraus und setzte sie zu Ehren. Ja, schwere Wege sind Segenswege! Die Männer fanden neu Gelegenheit, Gott zu verherrlichen, zu rühmen und zu preisen. Aber noch eins war geschehen: Die Männer, die diese drei in den Feuerofen geworfen hatten, waren von der Glut des Feuers – obwohl sie nicht mit den Feuerzungen in Berührung gekommen waren – verbrannt worden. Sie waren in die Ewigkeit abgerufen worden, gewiss in keine gute Ewigkeit. Wir sehen an diesen geschilderten Bildern, wie die starken Elemente Wasser und Feuer Menschen, die Gott beschirmen und beschützen will, weder vernichten, noch ihnen schaden können. Gott kann sogar dem stärksten Tier den Rachen verstopfen. Daniel, der treue Gottesmann, den du in Daniel 6,11 in seinem Gebetsleben näher betrachten kannst, wurde in die Löwengrube geworfen. Er hatte Gott ohne Unterlass gedient. Dieses Zeugnis musste ihm sogar die höchste Person des Landes ausstellen. Die Löwen, die sich gewiss brüllend und hungrig
nach ihrem Opfer sehnten, durften Daniel nicht antasten. Sie durften ihn nicht beschädigen. Sie durften ihn nicht zerreißen. Sie durften ihn nicht verschlingen. In Daniel 6,23 lesen wir das Zeugnis und Bekenntnis Daniels, darin sagt er seinem Vorgesetzten: „Mein Gott hat seinen Engel gesandt und hat den Rachen der Löwen verschlossen, dass sie mir kein Leid zufügten.“ Und in Vers 24 am Schluss heißt es: Und keine Verletzung wurde an ihm gefunden, weil er auf seinen Gott vertraut hatte. Hier kann man wohl mit Recht sagen: Auch schwere Wege sind Segenswege! Welch ein gewaltiges Wunder! Ja, wir haben durch die oben angeführten Begebenheiten aus dem Wort Gottes gelesen und mit unseren Herzensaugen gesehen, wie Gott bewahren kann! Ja, diese Wege, die wir soeben betrachten durften, waren für alle Beteiligten schwere Wege. Es waren aber auch Segenswege! So können Gotteskinder immer wieder neu erleben, wie der Herr in allen Schwierigkeiten seine Macht unter Beweis stellen kann, indem er diese Schwierigkeiten in Herrlichkeiten umwandelt. Nur so erlebt jedes Gotteskind, das bei schweren Wegen nicht rebelliert, wie das Schwere zu einem besonderen Segen wird.
Durchs Gebet zum Rettungsjubel! Die Welt bietet manches an, um den Menschen Freude zu bereiten und sie zu einem gewissen Frohsinn zu bringen. Auch eine Mutter bemüht sich sehr stark, ihrem Kind den Weg durchs Leben licht- und freudevoll zu gestalten. Sie beginnt damit schon in den ersten Lebens-
monaten des Säuglings. Was wird da nicht alles aufgewandt und herbeigeschafft! Ihre Liebe begleitet das heranwachsende Kind ins Leben. Selbst wenn es schon das Elternhaus verlassen hat, sorgt die Mutter immer noch für ihr Kind. Sie versteht es meisterhaft, Freude zu bereiten. Manche
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merken leider erst nach dem Tod der Mutter, was sie ihr alles verdanken, wie viel Liebe und Freude ihnen das Mutterherz geschenkt hat. Es gibt aber noch eine viel größere Freude, eine, die wahr und echt und bleibend ist. Den Weg, der Jubel in deinem Herzen auslöst, will ich dir jetzt zeigen. Der Psalmist sagt: „Wohl dem, dessen Übertretung vergeben, dessen Sünde zugedeckt ist! Wohl dem Menschen, dem der HERR keine Schuld anrechnet, und in dessen Geist keine Falschheit ist! Als ich es verschwieg, da verfielen meine Gebeine durch mein Gestöhn den ganzen Tag. Denn deine Hand lag schwer auf mir Tag und Nacht, sodass mein Saft vertrocknete, wie es im Sommer dürr wird. Da bekannte ich dir meine Sünde und verbarg meine Schuld nicht; ich sprach: »Ich will dem HERRN meine Übertretungen bekennen!« Da vergabst du mir meine Sündenschuld. Dar umsoll jeder Getreue dich bitten zu der Zeit, da du zu finden bist; wenn dann große Wasser einherfluten, werden sie ihn gewiss nicht erreichen. Du bist mein Schutz, du behütest mich vor Bedrängnis, du umgibst mich mit Rettungsjubel! Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, auf dem du wandeln sollst; ich will dir raten, mein Auge auf dich richten. Seid nicht wie das Ross und das Maultier, die keinen Verstand haben; mit Zaum und Gebiss, ihrem Geschirr, muss man sie bändigen, weil sie sonst nicht zu dir nahen! Der Gottlose hat viele Plagen; wer aber dem HERRN vertraut, den wird er mit Gnade umgeben. Freut euch an dem HERRN und seid fröhlich, ihr Gerechten, und jubelt alle, die ihr aufrichtigen Herzens seid!“ (Psalm 32). Ich will dir freudig bekennen, dass ich auf diesem Weg sehr glücklich geworden bin. Wenn ich davon spreche, bricht der
Jubel aus meinem Herzen; denn wes das Herz voll ist, des geht der Mund über: Glückselig der, dem die Übertretungen vergeben sind! Welch ein wunderbares Leben, wenn die Schuld nicht mehr drückt, wenn alle kleinen und großen Sünden des Lebens bedeckt sind. Lange hatte ich es versucht, und es war mir auch meisterhaft gelungen, meine Sünden zu verbergen. Immer wieder dachte ich: Es weiß niemand, was heimlich geschehen ist, was schändlich ist zu sagen. So manches Schlechte lag in meinem Leben, aber ich deckte es zu. Welch ein Tor war ich! Denn all das belastete mein Herz und raubte mir die Freude, die Glückseligkeit und das Wohlbefinden. Und dir geht es genauso! Welch eine Freude wäre es für dich, wenn Gott die Sünden deines Lebens zudeckte! Und es gibt einen Weg: Durch das Blut Jesu Christi, seines Sohnes. Das deckt die Schuld deines Lebens zu. Denke nicht: So schlimm ist es in meinem Leben nicht gewesen! So gut wie die anderen bin ich auch, verbrochen habe ich nichts, und ein Mord quält mein Gewissen auch nicht! Aber wenn man, durch das Wort Gottes angeregt, sein eigenes Gewissen erwachen lässt, dann sieht man klar und deutlich, wie sehr man sich getäuscht hat. Ja, glückselig ist der Mensch, dem der Herr die Ungerechtigkeit nicht mehr anrechnet. In unserem Leben ist ein großes Schuldkonto entstanden. Das wird uns Gott einmal vorhalten. Das wird für manchen ein furchtbares Erschrecken sein, wenn er einsehen muss: Es ist alles notiert, auch die verborgenen Fehler sind gebucht! Gerade deshalb ruft der Psalmist: Vergib mir, o Gott, die verborgenen Fehler: denn wer kann merken, wie oft er
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fehlet! Ja, glückselig ist der, der sich nicht selbst täuscht, der sich über seinen Zustand ganz klar wird. Viele Menschen täuschen sich jahrzehntelang, was die Errettung ihrer Seele und die Gewissheit betrifft, ob sie einmal in den Himmel kommen werden. Wie viele bemühen sich aufrichtig, Gutes zu tun, nicht zu sündigen, sich von dem Unreinen fernzuhalten, in dem andere schwimmen und sich ergehen! Sie meinen, es durch eigenes Bemühen und gute Vorsätze dahin zu bringen, in den Himmel zu kommen. Ja, wenn man das Treiben der Menschen beobachtet, staunt man oft, wie viel Eifer an den Tag gelegt wird, um Gott freundlich für sich zu stimmen. Wenn man aber die eigene Schuld erkannt hat, dann sieht man, dass alles nur Leerlauf war und nicht zum Ziel geführt hat. Wenn dieses Bemühen ein gangbarer Weg gewesen wäre, dann hätte der Herr Jesus nicht am Kreuz leiden müssen. Im Himmel wird es keinen Einzigen geben, der durch das Halten der Gebote und durch eigene Frömmigkeit dorthin gekommen ist. Dort werden nur begnadigte Menschen sein. Sie alle haben in einer bestimmten Stunde, in der sie sich als Sünder erkannt haben, ein Bittgesuch an Jesus Christus gerichtet. Sie fühlten: Wir sind vor Gott verurteilt. Es war ihnen klar: Wir sind schon gerichtet und sehen nur noch der Vollstreckung des Urteils entgegen. Sie sahen keinen Ausweg mehr. Da haben sie – so war es auch bei mir – kniend um Gnade gefleht, ja, es wurde ein Gnadengesuch an den Allerhöchsten eingereicht. Die Antwort kam von oben, vom Thron des Allerhöchsten. Sie klingt mir noch heute im Herzen: Begnadigt! Der Schuldbrief ist vernichtet. Die Sünden sind dorthin geworfen, wo
das Meer am tiefsten ist. Nie mehr werden sie hervorgeholt. „So fern der Osten ist vom Westen, hat er unsere Übertretungen von uns entfernt“ (Psalm 103,12). Wer das in einer besonderen Stunde persönlich erlebt hat, der weiß, was Jubel ist. Wer das aber noch nicht erlebt hat, der weiß noch nichts von der Freude eines Kindes Gottes. Der täuscht sich selbst. Wie folgenschwer ist es schon, wenn z.B. ein Angestellter seinen Arbeitgeber um eine größere oder kleinere Summe betrügt, aber noch viel größer und schlimmer ist der Selbstbetrug! Wie gelange ich aber zu dieser Freude, zu diesem Rettungsjubel? Eine leise Stimme hat schon oft zu dir gesagt: Schweige über dein ganzes Leben, rede nicht über deine innere Not, anderen Menschen geht es nicht besser. Du hast eben ein zu starkes Empfinden für Gerechtigkeit. Beschäftige dich nicht damit, denke nicht darüber nach. Bei all diesen Versuchen der Selbstberuhigung wirst du zugeben müssen: Die Kraft, die Gott in dein Inneres hineinsenken will, wird dir nicht zuteil. „Als ich es verschwieg, da verfielen meine Gebeine durch mein Gestöhn den ganzen Tag“ (Psalm 32,3). Man ist mit sich selbst nicht zufrieden, weiß aber nicht, woran es liegt. Im Krieg war der Krieg daran schuld. Du wurdest nicht damit fertig, dass du diesen schweren Weg durch Kriegsnot und -schrecken gehen musstest. Du meintest, mancher hätte ein viel besseres Los gehabt als du. Nun, im Frieden hat aber dein Gestöhne nicht aufgehört. Natürlich verstehen wir es meisterhaft, den Grund für unsere Unzufriedenheit bei anderen zu suchen. Da ist die Frau an allem schuld, sagt der Mann, und nach der Meinung der Frau ist der Mann an allem schuld. Ein anderes Mal liegt es an den
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schwierigen Wohnverhältnissen, man wohnt so eng zusammen, oder die Nachbarn taugen nichts. Hier mangelt es, da muss man manches entbehren – Gestöhne den ganzen Tag! So sieht es in einem Herzen ohne Rettungsjubel aus! Lass es dir sagen: Dein Gestöhne kommt aus einer anderen Quelle, aus dem letzten Unbefriedigtsein deiner Seele. Gott ist am Werk! Er will dich für sich gewinnen. Er kann es aber einzig und allein durch Jesus Christus. Tag und Nacht lastete deine Hand auf mir. Die Hand Gottes liegt auf dir. Du wechselst vielleicht die Wohnung und denkst: Jetzt weicht der Druck. Er aber bleibt. Zunächst hat‘s eine kleine Erleichterung gegeben, aber dann schleicht sich doch dieses und jenes Missbehagen ein. Jemand kann seinen Beruf wechseln und sich einbilden: Jetzt wird es in meinem Leben licht werden. Manch einer hat Heim und Elternhaus deshalb verlassen. Aber wo du auch hingehen magst, teure Seele, die Hand Gottes ruht auf dir und deine Freude, die nur Scheinfreude ist, verwandelt sich in Traurigkeit. Du willst der Hand Gottes entweichen. Aber es kommen immer wieder Stunden, in denen du sie verspürst. Gott will seine Hand aber nicht lastend auf dir ruhen lassen, sondern er will dich an seine Hand nehmen, will dich tragen und führen, sodass du merkst: Mich führt und trägt eine gewaltige Hand. All diese Traurigkeit und Unzufriedenheit bringt dich nur in eine immer gedrücktere Stimmung und lässt den Ruf deiner Seele emporsteigen: Wie komme ich aus diesem Leid heraus? Dies ist der Verzweiflungsschrei deiner Seele. Und doch wirst auch du einmal die Erfahrung machen: Deine schweren Wege waren nötig; denn
schwere Wege sind Segenswege! In einem Bauernhaus verkündigte ich als Evangelist die Frohe Botschaft von Jesus Christus. Der Besitzer, ein Christ, hatte einen Sohn. Dieser hatte nie ein Glas Bier getrunken, niemals eine Zigarette geraucht. Er war ein vorbildlicher Junge und in der ganzen Gegend als ein solcher bekannt. Nach einer Verkündigung blieb dieser junge Freund zurück und sagte zu mir: „Ich möchte mein Leben dem Heiland übergeben. Manches liegt in meinem Leben, das vor Gott nicht bestehen kann.“ Wir beugten zusammen die Knie, und er übergab sein Leben dem Herrn. Nachher wurden seine Augen anders, sie strahlten, das Glück leuchtete aus ihnen. Ich sagte zu ihm: „Du hast doch keine große Schuld gehabt, du bist doch vor manchem schweren, schmutzigen Weg bewahrt geblieben.“ „Ja“, sagte er, „aber die Unruhe in meinem Herzen war doch sehr stark. Ständig lastete ein Druck auf mir, und jetzt ist er weg.“ Er war den richtigen Weg gegangen und hatte dem Herrn seine Übertretungen bekannt. Das ist der Weg – aber auch der einzige Weg – um zur wahren, bleibenden Freude zu kommen. Diese Freude wird unseren Mitmenschen auffallen. Am 1. März 1928 war ich am Abend zum Herrn gekommen. Am nächsten Morgen ging ich zu meiner Dienststelle, einem Eisenbahnknotenpunkt in Westdeutschland. Der Leiter des Bahnhofs hatte in seiner aktiven Militärzeit den Herrn Jesus gefunden. Er sah mich kommen und rief mir zu: „Sie haben den Herrn Jesus gefunden, Ihr Gesichtsausdruck ist ganz anders geworden.“ Ja, ich hatte meine Schuld dem Herrn Jesus bekannt, und er hatte sie mir vergeben.
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Wer hatte mir geholfen? Wie war es bei mir, dem so weit von Gott Entfernten, möglich gewesen? Gläubige Christen hatten von meinem inneren Zustand gehört und für mich gebetet, unter anderem auch zwei gläubige Kollegen. Sie hatten viel gerungen. Immer wieder wurde mein Name vor Gott genannt, er möge mich doch bald retten. Ich hatte auch zwei gläubige Schwestern, die ernstlich um die Rettung meiner Seele zum Herrn flehten. Sie hatten gebangt, ich könnte einmal verloren gehen. Diese Gebete der Gläubigen hatten eine ungeheure Macht, das durfte ich erleben. Als ich aber durch die große Wäsche meines Lebens gegangen und die Reinigung von allen meinen Sünden durch den geschehen war, der am Kreuz auf Golgatha gehangen hatte, kam auch Rettungsjubel in mein Herz: Du bist ein Bergungsort für mich! In Jesus Christus war ich zur Ruhe gekommen. Ich hatte Frieden in seinem vollbrachten Erlösungswerk gefunden. Vom Kerkermeister in Philippi lesen wir, dass er frohlockte, gläubig geworden zu sein. Was ist denn die wahre Freude der Nachfolger Jesu, der Bekehrten, der Wiedergeborenen? Sie haben Vergebung der ganzen Sündenschuld erfahren. Befreit! So klingt es immer wieder in ihrem Herzen. Alles, was sie aus ihrem vergangenen Leben angeklagt hat, ist ausgelöscht. Sie verdanken es einzig und allein dem Mittler zwischen Gott und Menschen: Jesus Christus. Sie klammern sich immer wieder an ihn. Dies hat Auswirkungen in ihrem Leben! Sie werden frei von der Macht der Sünde. Sie haben kein Verlangen mehr nach den zweifelhaften Vergnügungen ihres früheren Lebens, die ja letzten Endes doch nur Treber gewesen sind, die die Säue fressen.
Sie brauchen das alles nicht mehr. Es ist eine andere Macht in ihr Leben gekommen, die Macht des Geistes Gottes. Sie hat die bindende Macht der Sünde unwirksam gemacht. Einstmals Sklaven in Satansketten, voller Schuld. Es ist ganz gleich, ob mit Ketten oder Fäden gebunden: Gebunden ist gebunden! Erst wenn man befreit wird, merkt man, wie sehr man gebunden war. Eine große Erleichterung bringt diese Gewissheit: Ich kann dem Tod ins Auge sehen. Ich brauche ihn nicht zu fürchten. Wahre Freude führt auch zur Gemeinschaft mit Gott und mit Gotteskindern. Das ist eine wahre Freude und ein Jubel, wenn man weiß: Gott ist mein Vater. Ich darf meine Füße unter seinen Tisch strecken. Ich bin ein unmündiges Kind. Er wird mich versorgen. Ich weiß, er ist reicher als alle irdischen Väter: Mein Vater ist reich an Gütern und GeId, sein sind alle Reiche und Schätze der Welt. lmmer wieder kommt mir dies eine ins Herz: Schade, dass ich dich so spät erkannte. Wenn du einmal den Herrn Jesus gefunden hast, wirst du immer wieder große Reue darüber empfinden, dass du nicht früher zu ihm gekommen bist. Ich will ihrer Sünden und Übertretungen nicht mehr gedenken. Es ist ein Unterschied, in meiner früheren weltlichen Umgebung zu leben oder in der Gemeinschaft mit gläubigen Christen. Auch sie haben noch Fehler. Auch sie sind nicht ohne Sünde. Aber jedes Gotteskind wird alles tun, um nach einer Entgleisung, wenn sie auch noch so klein war, sofort wieder
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auf das richtige Gleis zurückzukommen. Wie oft haben wir das Wort Gottes mit Gläubigen betrachtet! Herrliche Stunden erlebten wir in der Vergangenheit. Sie werden sich in der Gegenwart und in der Zukunft immer wiederholen. In so mancher Stunde, wenn andere sich einsam fühlten, habe ich im Wort Gottes geforscht und Erquickung und Stärkung gefunden. Ja, wahre, bleibende Freude und reiner Herzensjubel ist etwas Köstliches und Innerliches. Man trägt sie nicht immer zur Schau. Tief im Herzen ruht sie. Auch in den Stürmen des Lebens bewährt sie sich. So bezeugten es junge Brüder, die als Soldaten mitten im Kriegsgeschehen standen. Sie gingen durch die Schwere der Kriegsgefangenschaft. Dort fanden sie ebenfalls Gleichgesinnte und waren glücklich in ihrem Heiland und Retter. Sie erlebten: Auch schwere Wege sind Segenswege! Das Atmen der Seele, das Beten, ist Hilfe und Kraft für das neue Leben in Christus. Wer sich dafür viel Zeit nimmt, wird immer reicher im Glaubensleben. Er wird emporsteigen wie die Lerche und wird jubilieren und singen. Der Führer zur oberen Heimat, der Geist Gottes, straft uns und zeigt uns klar, wenn wir etwas Unrechtes tun. Aber er ermutigt uns auch und hilft unserer Schwachheit auf, denn er ist ja der Beistand und Tröster unserer Seele. Er ist der unvergleichbare Lehrer, der uns den Weg des Lebens immer klarer in seinem Wort zeigt. Er will uns in alle Wahrheit leiten. Auf die Gotteskinder wartet die Herrlichkeit, an der sie einst teilhaben werden. Jesus Christus hat die Stätte für sie bereitet. Unaussprechlich Herrliches und Wunderbares wartet dort auf sie. Die Seligen, die vorangegangenen Erlösten, die die-
selbe innere Not durchkämpft haben, bis sie zur Gewissheit des Glaubens durchgedrungen sind, sie werden sich droben alle wiederfinden. Hast du auch schon jemanden dort? Wird man einmal vergeblich auf dich warten? Denke darüber nach und werde ganz still. Wer den Herrn Jesus auf dieser Erde gefunden hat, der wird ihn auch in der Herrlichkeit sehen, der wird bei ihm sein, wird ihn ewiglich loben und preisen. Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du wandeln sollst. Mein Auge auf dich richtend, will ich dir raten. Das war mein Konfirmationsspruch. Es hat lange gedauert, bis ich mich unterweisen ließ, den rechten Weg zu gehen. Manchen Irrweg bin ich gegangen, dessen ich mich heute schäme. Umwege habe ich gemacht und bin meinen eigenen, verkehrten Ideen über Gott und über den Weg zu ihm gefolgt. Wie ein störrisches Ross, wie ein unvernünftiges Maultier war ich, und Gott hat mich kurz halten und mir zurechthelfen müssen, damit ich zu Jesus gefunden habe. Zaum und Zügel hat er mir anlegen müssen, sonst hätte ich Jesus Christus als meinen Heiland und Retter bis heute noch nicht gefunden. Alle diese Wege waren mit viel Schmerzen verbunden. Aber ich muss bezeugen: Auch diese schweren Wege sind Segenswege gewesen. Wenn du einmal den Heiland der Welt als deinen persönlichen Heiland gefunden hast, dann wirst du mit mir sagen: Manches Schwere hätte ich mir in meinem Leben ersparen können! Viele Schmerzen hat der, der von Jesus Christus los ist, der noch nicht an ihn gebunden ist. Wer aber zu ihm kommt, den wird er mit Güte umgeben. Und dann steigert sich die Freude: Es kommt zum Frohlocken, ja, zum Jubilieren.
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Nur durch das Gebet kommst du zum Rettungsjubel, nur durch ein völliges Ausschütten deines Herzens und Lebens bis in den tiefsten Grund des Verborgenen. Du darfst nicht zart mit dir selbst sein. Du musst in die tiefsten Winkel deines verborgenen Lebens hineingehen und alles vor Gott, vor Jesus Christus ausschütten. Es gibt für dich keinen anderen Weg. Gott macht keine Ausnahmen, auch nicht dir zuliebe. Wenn du dir selbst vornimmst, dieses und jenes in deinem Leben anders einzurichten, muss ich dir aus eigener Erfahrung sagen, diese Umwege bin ich gegangen, aber ich bin nicht zum Ziel gekommen. Ich sage dir schonungslos, mein lieber Leser: Wenn du Rettungsjubel, wirklichen Rettungsjubel über deine Errettung und Freude über die Vergebung deiner Sündenschuld haben willst, dann ist dies der einzige Weg. Es ist gut möglich, dass du schon jetzt im Kampf stehst, weil Gott dir durch dieses und jenes bereits einen inneren Ruck gegeben hat. Ich wünschte, der Inhalt dieser Broschüre würde diesen Ruck noch verstärken und die Fäden zu deinem alten Leben restlos zerreißen, damit du frei wirst zur Nachfolge Jesu Christi. Allerdings will ich dich noch auf eins aufmerksam machen: Die Nachfolge Jesu ist mit viel Verkennung und Schmach verbunden. Vor dieser Tatsache habe ich einmal lange gestanden und mich immer wieder mit der Schmach Christi beschäftigt. Man sagte mir: Du wirst auf der Beamtenleiter nicht weiterkommen. Du wirst am Rande stehen, wenn andere vorankommen. Bis ich erkannte: Nicht Menschen formen mein Leben, sondern Gott. Nur wenn er mich segnet, werde ich ewiglich gesegnet. Ich stellte es mir zu schwer vor, die Schmach Christi vor meinen Kol-
legen tragen zu müssen. Es ist möglich, dass auch dich diese und ähnliche Fragen bewegen. Du wirst dich vielleicht mit diesen Gedanken beschäftigen. Nur über eins musst du dir Klarheit verschaffen: Willst du lieber die Schmach Christi tragen und auf Ehre und Ansehen bei der Welt verzichten? Oder willst du für ewig verloren gehen und schon hier ein Stück Hölle im Herzen haben? Du sagst: „Ich, ein Stück Hölle im Herzen? Du kennst mein Leben nicht!“ Bitte, sage es nicht laut, sondern frage einmal dein Innerstes, und du wirst bekennen müssen, dass es viele Stunden gibt, die dich immer wieder fühlen lassen, dass du nicht glücklich bist. „Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt …, dessen wird sich auch der Sohn des Menschen schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln“ (Markus 8,38). Dem Heiligen Geiste, der gnädig dich straft und sich am Gewissen bezeuget mit Kraft, dem sollst du nicht länger, o Mensch, widerstehn! Versäumst du die Gnade, ist‘s um dich geschehn! Es gibt ein Abbrechen der Brücken zum bisherigen Leben. Wer sie radikal, mit Stumpf und Stiel und allen Pfeilern abbricht, der wird der Glücklichere sein. Wer glaubt, noch etwas mit ins neue Leben hinübernehmen zu können, wird nur geteilte Freude in seinem Herzen haben. Es stimmt schon: Das Himmelreich gewinnen keine Halbherzigen. Zwar fällt es den Menschen nicht schwer, zu der Erkenntnis zu kommen: Wir
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sind alle Sünder! Du musst aber eine Stufe weiter kommen und fest davon überzeugt sein: Ich bin ein Sünder! Ich bin verloren, wenn ich so weiterlebe. Ich weiß nicht, ob du dich von Menschen beraten lässt. Die wahre Weisheit, die von oben kommt, lässt sich etwas sagen. Vielleicht tust du es auch? Dann suche dir doch jemand, der um deine Seele besorgt ist. Eine Person, der du anmerkst, dass sie Rettungsjubel hat, und bitte sie, mit dir die Knie zu beugen. Rufe dann den Herrn Jesus an, und er wird dich erhören. Wenn du sagst, dieser Weg ist zu schwer, dann sage ich dir: Auch ich bin diesen Weg gegangen. Ich konnte nicht allein zum wahren Frieden und zur Freude durchdringen. Aber als jemand mit mir die Knie beugte, für mich und mit mir ins Gebet ging, fiel es mir leicht, ebenfalls das Herz auszuschütten, um im Werk der Erlösung Frieden zu finden. Seit der Stunde liegt ein Lied fest in meinem Herzen: Anbetung dir, dem Lamme, das uns‘re Sünden trug. Dort an des Kreuzes Stamme wardst du für uns zum Fluch!
Preis dir, dass du gegeben in heißer Liebesglut für uns dein teures Leben und dein Versöhnungsblut! Wer könnte je ergründen die Tiefen und die Höhn, und wer Verständnis finden von dem, was dort gescheh’n! Du, alles Lebens Quelle, des ew‘gen Gottes Sohn, du hast an uns‘rer Stelle geschmeckt der Sünde Lohn! Preis und Anbetung bringen wir dir, o Herr, dafür! Von deiner Liebe singen in Schwachheit wir schon hier. Was wird es sein, wenn droben, in deiner Herrlichkeit, dich jeder Mund wird loben, o Lamm, in Ewigkeit!
Wer ist dieser Jesus? Auf den folgenden Seiten will ich nun diesen Herrn und Heiland, dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist, einmal näher beschreiben. Es lohnt sich wirklich, sich mit der wunderbaren Person des Herrn Jesus, der die Macht hat, auch deine schweren Wege, lieber Leser, in Segenswege zu verwandeln, einmal näher zu befassen.
Gewiss wird mancher meiner Leser die Frage aufwerfen: Wer ist eigentlich dieser Jesus? Er ist: Der Sohn Gottes Es kann uns nicht groß genug werden, dass Jesus Christus der ist, durch den die Welten ins Dasein gerufen worden sind.
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Durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde, das Sichtbare und das Unsichtbare. Alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen, und er ist vor allem, und alle Dinge haben in ihm ihren Bestand. Diese gewaltige Größe, diese göttliche Autorität muss den Menschen vor Augen geführt werden. Er trägt das Weltall durch sein Allmachtswort. Sein Werk sind die Myriaden von Sternen in der Unendlichkeit des Weltraums, denen er ihre ewigen Bahnen vorgezeichnet hat. Nach seinen Gesetzen dreht und bewegt sich auch unsere Erde, die er uns Menschen zum Wohnsitz erschaffen hat. Jesus ist der, in dessen Hand unser Geschick ruht. Er ist der, der das letzte Wort über jeden Menschen spricht, der allein das Recht hat zu sagen: „Mir ist gegeben jede Gewalt im Himmel und auf Erden.“ Er ist der, vor dem einmal jedes Knie sich beugen und jede Zunge bekennen muss, dass Jesus Christus der Herr sei zur Ehre Gottes, des Vaters. Wer ihn in irgendeiner Weise angetastet hat, in seiner Größe, seiner Autorität, seiner Macht, der kann nur eins tun: sich vor ihm demütigen und beugen, um Barmherzigkeit zu erlangen und Gnade zu finden, um einmal nicht vor ihm erzittern zu müssen. Der Heiland der Welt Der Heiland ist Gottes Sohn, hoch und erhaben. Er ist aber auch das Lamm Gottes. Vom Vater gesandt, erniedrigte er sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja, zum Tode am Kreuz. Stelle ihn dir so vor: Er hat alle Schuld auf sich genommen und am Kreuz von Golgatha gesühnt. Ja, er hat sich selbst zur Sünde machen lassen. Er ist durch
das tiefste Weh und den ungeheuren Kampf in Gethsemane gegangen, wo sein Schweiß wie Blutstropfen wurde, die auf die Erde fielen. Er, der Allmächtige, vor dem die Häscher wie tot zu Boden fielen, er ließ sich willig und ohne Widerstand ergreifen, um den Leidensweg für mich und dich zu gehen. Er tat den Mund nicht auf, schalt nicht wider, als er gescholten ward, wurde angespien und geschlagen. Er erduldete alles, um dich und mich zu erlösen. Doch sein Leiden nimmt noch ganz andere Ausmaße an: Es wird unvorstellbar groß! Er, der ständig in der innigsten Gemeinschaft mit dem Vater gelebt hatte, musste die Hölle der Gottesferne, der Gottverlassenheit durchkosten. Er ist der, der am Kreuz auf Golgatha ausrufen musste: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?! Weil der heilige Gott keine Gemeinschaft mit der Sünde haben konnte, die auf Jesus, dem Lamm, lag, musste er von Gott verlassen werden. Er war der, der sich nicht reizen ließ und seine Machtmittel nicht gebrauchte, als ihm die Spötter zuriefen: Bist du Gottes Sohn, so steig herab vom Kreuz, so wollen wir an dich glauben. Er war der, der ausrief: Es ist vollbracht!, der sein Haupt vor dem Vater neigte als Vollender des ganzen Erlösungswerkes und ihm seinen Geist übergab. Die Betrachtung des leidenden Erlösers führt zur Anbetung. Ihn anzubeten, ihn der Menschheit zu verkündigen: Das ist die Aufgabe eines Evangelisten. Der Auferstandene, der Erstling aus den Toten Das Grab konnte ihn nicht halten. Er war der Fürst des Lebens, der Gebieter über Tod und Leben. Auch der vorgewälz-
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te, versiegelte Stein vermochte dem Leben nicht die Tür zu verschließen. „Jesus lebt!“, das ist das Wort, das unsere Zeit braucht, das hell und klar bezeugt werden muss, das Wort, das auf den Leuchter gestellt werden muss, damit viele sich von dem herrlichen Heiland, dem Sieger von Golgatha, der über die Macht der Finsternis triumphiert hat, angezogen fühlen. Anbetend stehen wir vor dem göttlichen Geheimnis des Jesuslebens. Der gute Hirte Jesus ist aber auch der Hirte. Wir sehen, wie er für die Seinen sorgt, wie er sich um sie bemüht und ihnen nachgeht, Verwundete verbindet und Balsam auf die Wunde gießt. Er sucht in barmherziger Liebe die Eigenwilligen, die sich weit verirrt haben und bringt sie zur Herde zurück (Luk. 15,4-8). Er führt die Seinen wunderbar. Wer ihn gefunden, hat in ihm Frieden. Und so mancher, der lange auf Irrwegen gegangen ist, bereut nur eins: Oh, dass ich dich so spät erkannte! Alle, die ihm zu den Wasserquellen und auf die grünen Auen folgen, sprechen beglückt: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Der Hohepriester Jesus ist unser Hohepriester. Ja, was würde aus einem Kind Gottes, wenn er nicht sein Fürsprecher wäre? Wenn man nicht immer wieder mit allem, was das Herz beschwert, zu ihm kommen könnte? Wunderbar ist das Wort: Er hat Mitleid mit unseren Schwachheiten, wenn wir zu ihm kommen und Leid tragen. Diesen Weg zu ihm habe ich oft gehen müssen und bin ihn gern gegangen und
immer entlastet zurückgekehrt. Wenn wir uns an sein priesterliches Herz wenden, erfahren wir Freispruch, Begnadigung, Zurechtbringung, Erlösung, Heiligung, Läuterung, Entschlackung und Entrümpelung. Unser Leben, selbst das Glaubensleben, wäre arm, wenn er nicht der Hohepriester wäre. Wir müssen lernen, nicht so lange bei unseren Schwachheiten stehenzubleiben, uns nicht selbst abzuarbeiten und abzumühen, um Herr unserer Natur zu werden. Wir brauchen uns nur ihm zu öffnen, damit seine Kräfte uns in sein Bild umgestalten können, denn beim Anschauen seiner Herrlichkeit werden wir verwandelt in sein Bild (2. Kor. 3,18). Der Wiederkommende Jesus Christus kommt wieder. Mögen die Spötter sagen: Ihr habt euch getäuscht, ihr wartet schon so lange, eure Glaubensväter haben gewartet und sind enttäuscht ins Grab gegangen! Aber Jesus kommt wieder, vielleicht früher, als wir ahnen. Dann wird er in den Wolken erscheinen, die Toten in Christo werden zuerst auferstehen, nachher werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, ihm entgegengerückt werden in den Wolken und werden bei dem Herrn sein allezeit (1. Thess. 4,15-18). Das wird allein Herrlichkeit sein, wenn frei von Weh ich sein Angesicht seh‘! Dort vor dem Throne im himmlischen Land treff‘ ich die Freunde, die hier ich gekannt, dennoch wird Jesus und Jesus allein Grund meiner Freude und Anbetung sein.
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Ob Jesus wiederkommt oder nicht, das wird sich schon zur rechten Zeit herausstellen. Für dich ist nur die Frage wichtig: Wirst du unter denen sein, die zu seiner Rechten stehen werden? Lieber Leser, diese Frage sollte dich so lange beschäftigen, bis du völlige Heilsgewissheit und eine lebendige Hoffnung hast. Der Weltenrichter Jesus wird als Weltenrichter erscheinen. Dann werden die Bücher aufgetan, und die Menschen werden nach ihren Werken gerichtet werden. Auch die Schlagfertigsten werden vor ihm verstummen, und die, die ihn angeklagt haben, die ihn verspottet haben, werden dann auf tausend Anklagen nicht eine Antwort finden. Mitten unter den Seinen wird er dann über die ganze Welt Gericht halten. Wir jauchzen ihm entgegen, wenn er kommt. Ihr schreiet zu den Bergen, wenn er kommt. So heißt es in einem Liedervers. Und wir rufen es jedem Leser zu: Kommst du nicht zu dem Weltenheiland, dann kommst du zu dem Weltenrichter! Die Wege der einzelnen Menschen mögen grundverschieden sein, am Ende müssen sie alle vor dem Richter Jesus Christus erscheinen. Das Licht der Welt Wer ist dieser Jesus? Um ihn kennenzulernen, wollen wir betrachten, was die Heilige Schrift über sein Wesen aussagt. „Das wahre Licht, welches jeden Menschen erleuchtet, sollte in die Welt kom-
men“ (Joh. 1,9). Da will sich der natürliche Mensch zunächst verbergen, sich pudern, verschönern, schminken, in irgendein Gewand hüllen, oft sogar in einen religiösen Mantel, um nur nicht von den Strahlen dieses Lichtes erfasst zu werden. Wer aber aufrichtig vor Gott ist, ruft: Herr, gib mir mehr Licht! Durch dieses Licht erleuchtet, sieht der Mensch sich in seinem wahren Zustand und erschrickt. Er sieht keinen Ausweg, kann Geschehenes nicht ungeschehen machen. Vielleicht kommt er nun an den Rand der Verzweiflung. Aber das gleiche Licht wirft seine Strahlen auch auf das Kreuz von Golgatha. Und dort findet der Sünder Heil und Frieden, weil Jesus Christus dort alles gutgemacht hat. Sein Kreuz bedeckt meine Schuld, sein Blut macht hell mich und rein, mein Wille gehört meinem Gott, ich traue auf Jesus allein. So gibt es am Ende Freude und Herzensglück, wenn ein Mensch sich vom Licht erleuchten lässt. Wer aber die Finsternis liebt, bleibt traurig und unglücklich. Das Wasser des Lebens Wenn der Mensch, durch den Geist und durch das Wort Gottes überführt, unruhig und unglücklich wird, und die Seele nach dem lebendigen Gott schreit, dann zeigt es sich, dass der Herr Jesus das Wasser des Lebens ist, das den Durst der Seele stillt. Was der Heiland jener Frau am Jakobsbrunnen gesagt hat, wird dann die eigene Erfahrung bestätigen: „Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben wer-
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de, wird in ihm zu einer Quelle von Wasser werden, das bis ins ewige Leben quillt“ (Joh. 4,14). Darf ich diese Frage an dich richten: Hast du schon von diesem Lebenswasser getrunken? Hat es auch deine Seele tief innerlich erquickt? Dieses Wasser wird dann zu einem Strom, der dich und mich zum Friedenshafen trägt, wo die vielen sind, die uns im Glauben vorangegangen sind. Sie haben den Herrn Jesus geliebt und verehrt. Sie sind ihm nachgefolgt und bezeugen einmütig, dass er allein einen armen, sündigen Menschen ganz beglücken und ewig selig machen kann. Das Brot des Lebens Jesus ist auch das Brot des Lebens, das Manna, das vom Himmel gekommen ist. Täglich können wir es empfangen, wie die Kinder Israel einst in der Wüste täglich das Manna empfingen. Es hat die wunderbare Eigenschaft, innerlich stark und gesund zu machen, es wirkt Wachstum am inneren Menschen und lässt uns zum geistlichen Mannestum heranreifen. Wer dieses kostbare Brot einmal geschmeckt hat, verlangt immer wieder danach. Das Leben Jesus ist das Leben. Leben ist überall dort, wo der Tod überwunden wird. Von Natur ist der Mensch tot in Sünde und Übertretung. Er erkennt weder sich noch den Mitmenschen recht. Er kann die Zeit nicht richtig beurteilen und wird mit diesem und jenem Missgeschick in seinem Leben nicht fertig. Für alle, die seinen Lebensweg kreuzen, hat er nur Vorwürfe und nicht zuletzt auch Gott gegenüber,
indem er spricht: „Wäre ich nie geboren, hätte ich nie das Licht dieser Welt erblickt! Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen aus dem Leibe dieses Todes!“ Da bietet sich Jesus als das Leben an! Wer dieses Leben in sich hineinströmen lässt, wird froh und glücklich werden und aus diesem Erleben heraus Frucht bringen. Der Weinstock Jesus nennt sich selbst in einem schönen und tiefen Bild den Weinstock. Uns vergleicht er mit den Reben. Gibt es eine innigere Verbindung als zwischen Weinstock und Reben? Wer in dieser Verbindung mit dem Herrn steht, für den hört die Dürre im Leben auf. Nun erkennt er erst den Wert des Lebens. Frucht bringen für Jesus, Seelen gewinnen für Jesus, für ihn da sein, ihn verherrlichen: Das ist nun sein Lebensziel und der Lebensinhalt. Der Weg Jesus ist der Weg. Es gibt keinen anderen Weg zu Gott. Das Sprichwort sagt: Viele Wege führen nach Rom. Ja, nach Rom! Aber nicht in den Himmel. Es gibt nur einen Weg und nur eine Tür, die zum Vater und zur Herrlichkeit führt, und das ist Jesus Christus! „Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, dass ihn der Vater zieht“ (Joh. 6,44). Es kommt niemand zum Vater als nur durch den Sohn. Es gibt nur einen Mittler zwischen Gott und Mensch, und das ist Jesus Christus. Jeder andere Weg ist ein Irrweg und führt eines Tages zur Katastrophe. Man kann von Gott reden, vom Herrgott oder vom lieben Gott. Man wird ihn aber nie erreichen, diesen großen Gott, wenn man
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nicht den von ihm gewiesenen Weg geht. Dieser Weg führt über Golgatha, über das Kreuz. Dort offenbart Gott unsere ganze Schuld und zeigt uns, dass ein Mittler nötig gewesen ist. Dort enthüllt er aber auch seine große Liebe, indem er seinen einzigen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für dich und mich in den Tod gegeben. Wer diesen Weg geht und Golgatha erlebt, wird bald am Herzen Gottes ruhen.
ßes Wunder. Wie ungewöhnlich, wie wunderbar sind die Wege, die er Menschen führt, damit sie das Heil finden. Und wie wunderbar ist es, dass ein Glaubensblick auf den Gekreuzigten den Sünder rettet. Wie habe ich über den teuren Herrn gespottet und gelästert! Ich kann mich nur beugen und schämen. Und ich kann nur die Weisheit und Güte meines Herrn anbeten, der mich unwürdigen und verlorenen Menschen auf wunderbare Weise gesucht und gefunden hat.
Die Wahrheit Rat Was ist Wahrheit? So hat mancher gefragt. In einem Lied heißt es: Und fragst du: Was ist Wahrheit?, weil du im Zweifel bist, so bitte den um Klarheit, der selbst die Wahrheit ist. Oh, dass du könntest glauben, du würdest Wunder seh‘n! Es würde dir dein Jesus alIzeit zur Seite steh’n! Der Herr Jesus sagt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich!“ (Joh. 14,6). Sein Name ist „Wunderbar“ Wer ist dieser Jesus? Um das noch besser zu verstehen, wollen wir seine Namen betrachten, wie sie in Jesaja 9,6 genannt werden. Wenn jemand aus Welt und Sünde, aus Verirrungen und unglücklichen Verhältnissen zu Jesus kommt, dann kann er wohl von Herzen sagen: Sein Name heißt „Wunderbar!“. Das neue Leben ist ein gro-
Wie viele Gläubige, die sonst ratlos und hilflos wären, finden in ihm Trost und Hilfe, dessen Name „Rat“ heißt. Die Frau, die ihren Mann ziehen lassen musste und nicht wiedersah, die Kinder, die ihren Vater kaum gekannt haben, die Eltern, die ihren Sohn, vielleicht den einzigen, ziehen, aber nicht wiederkommen sahen, und jene, denen der Krieg alles nahm, Haus und Herd, Gesundheit und Heimat – ihnen allen will Jesus ein treuer und teilnehmender Freund und Ratgeber sein. Kraft Sein Name ist auch „Kraft“. Ja, welch wunderbare Kraft besitzt er! Kraft gegenüber der Sünde, wenn sie lockt und reizt. Kraft zum Neinsagen, wenn die Versuchung mit ihren Einflüsterungen an den Einzelnen herantritt. Es ist auch Kraft da zum Jasagen, wenn der Herr die letzte Übergabe fordert, wenn er zum Dienst beruft, wenn Schwierigkeiten beim Zeugendienst auftreten. Sein Name heißt „Kraft“. Wie oft habe ich ihn als meine Kraft und Stärke erfahren, bei Tag und bei Nacht, im
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Krieg und im Frieden, in der Arbeit und in der Ruhe, auf Reisen und daheim. Quellen der Kraft, die nie auszuschöpfen sind, tun sich in diesem kostbaren Namen Jesus auf. Oh, dass ich ihn doch besser schildern, ihn dir doch mehr vor Augen malen könnte! Held Jesus wird nie besiegt. Er ist abgelehnt worden, nicht erst heute, sondern zu allen Zeiten. Er war nie der, den die Massen begehrten, nie der, den die Menge ehrte. Er war immer wieder der verachtete Nazarener. Ich war eben zum Glauben gekommen und sprach zu einem Kollegen von meinem Glück. Mit einem Satz wollte er mich mundtot machen und sagte: „Schweig doch von diesem Nazarener, ich will nichts von ihm wissen!“ Ich erwiderte: „Mich hat er so froh und glücklich gemacht. Aber ich verstehe dich, mein lieber Freund. So wie du habe auch ich vorher gespottet, gelästert und gehöhnt, aber es ist mir vergeben. Frage doch alle, die den Heiland gefunden haben, und du wirst erstaunt sein, niemand will zurück, alle bedauern nur: Ach, dass ich dich so spät erkennet, du hochgelobte Schönheit du, und dich nicht eher mein genennet, du höchstes Gut und wahre Ruh‘! In Jesus wohnt die Fülle der Gottheit leibhaftig, und wir besitzen in ihm die ganze Fülle. Diese Fülle umschließt Zeit und Ewigkeit. Und wenn alles um uns her vergeht und schwindet, und wenn auch unser eigenes Leben schnell dahinfährt, als flögen wir davon, dann bleibt uns der erhebende Ge-
danke: Unser Herr heißt „ewiger Vater“. „Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und auch in Ewigkeit!“ (Hebr. 13,8). Friedefürst Nach den langen Kriegsjahren haben wir erst die Vorzüge und Segnungen des Friedens recht schätzen gelernt. Jesus ist der Bringer des Friedens. Der hat wahren und dauernden Frieden, in dessen Herzen der König des Friedens regiert. Komm zu diesem Jesus! Es gehört nicht viel Geist dazu, die Zuhörer zu ängstigen und seelisch zu erschüttern, indem man ihnen die ganze Schwere und Schwärze ihrer Sünden vor Augen hält, das Donnerwort von der Ewigkeit erdröhnen lässt und die Hölle in den schrecklichsten Farben malt. Obwohl das auch zur rechten Zeit und in der rechten Weise geschehen soll, so muss doch das eine immer wieder das Ziel sein: Unseren Lesern die Person Jesu vor Augen zu stellen. Dann wird es ihnen nicht schwer fallen, dann werden sie eher Mut fassen, trotz all ihrer Sündhaftigkeit den Sprung in seine Arme zu wagen. Wenn wir aber vom Gericht und von der Verdammnis sprechen, dann sollte es unter Tränen geschehen. Jesus weinte über die unbußfertige, verstockte Stadt Jerusalem. Die Liebe des Christus, des großen Heilandes, muss uns drängen, die Botschaft zu verkündigen, dann wird unsere Verkündigung auch rechter Art sein. Von Herz zu Herz sollten wir reden. Alles Reden, das nicht aus der Tiefe kommt, befriedigt die Zuhörer nicht, zieht sie auch nicht an. Merken die Leute aber, dass jemand aus dem Herzen spricht, von
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seinen Erfahrungen redet, sein Leben dahinter steht, dann werden die Bänke nicht leer stehen, dann werden wieder Lob- und Danklieder der Jungbekehrten in den Räumen erschallen, die der Herr geschenkt und erhalten hat. Noch einmal sage ich: Nicht das Evangelium lehren, es kommt nicht viel dabei heraus, sondern bezeugen! Bei allem ist es gut, dass sich die Diener Jesu stets an den erinnern, der sie durch seinen Geist mit Kraft aus der Höhe er-
füllen will, und der sie, wenn sie schwach und kraftlos sind, selbst tragen will. Auf Adlersflügeln getragen übers brausende Meer der Zeit. Getragen auf Adlersflügeln bis hinein in die Ewigkeit! Wie der Adler seine Jungen ausführt und über ihnen schwebt, seine Flügel ausbreitet, sie aufnimmt, sie auf seinen Schwingen trägt, so leitet ihn der Herr allein!
Was quält dich? Manches, was dir im Leben begegnet, ist dazu angetan, dich unter Druck zu setzen. Du merkst es, und andere sehen deutlich, dass dich etwas quält. Es ist nur natürlich, dass du versuchst, das zu beseitigen, was dich quält. Es gelingt dir aber nicht immer. Manchmal meinst du, dass jetzt alles in Ordnung ist. Doch plötzlich spürst du, dass es wieder da ist. Mein Rat lautet: Sage dem Herrn Jesus, was dich quält! Lass dein Inneres nicht unter diesem Druck weiterleben. Johannes schreibt in seinem 3. Brief im Kapitel 1, Vers 2: „Mein Lieber, ich wünsche dir in allen Dingen Wohlergehen und Gesundheit, so wie es deiner Seele wohlgeht!“ Darf ich dich, lieber Leser, jetzt einmal fragen: Geht es dir wohl? Gibt es da irgendetwas, was aus deinem Leben entfernt werden müsste, damit die Freude und Glückseligkeit im Herrn neu und stark bei dir durchbrechen kann? Geht es deiner Seele wohl? Atmet sie Himmelsluft? Wisse aber: Auch schwere Wege sind
Segenswege! Wenn es dir körperlich nicht gut geht, dann muss das kein Grund sein, dass du unglücklich bist. Lass dir bitte einmal ganz deutlich sagen: Gott will dein Herz völlig entschlacken! Er will dich läutern. Er will dich durch und durch reinigen. Du brauchst immer wieder Reinigung durch das Blut Jesu Christi. Nur so kannst du als Kind Gottes ein brauchbares Werkzeug in der Hand des Herrn Jesus sein. In Sprüche 25,4 steht geschrieben: „Man entferne die Schlacken vom Silber, so gelingt dem Goldschmied ein Gefäß!“ Auch bei uns, den Kindern Gottes, kann etwas sein, das uns zur Buße und zur tiefen Beugung führt. Denke aber daran: Die Buße muss tiefgehend sein! Es darf keine Reue aus Angst sein. Eine solche Reue ist Gott nicht angenehm. Sie führt auch nicht zum Ziel. In der Bibel lesen wir: „Da ließ der Pharao Mose und Aaron schnell rufen und sprach: Ich habe mich versündigt an dem HERRN, eurem Gott, und an euch!
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Und nun vergib mir meine Sünde nur noch dieses Mal, und betet zum HERRN, eurem Gott, dass er nur diesen Tod von mir abwende!“ (2. Mose 10,16-17). Nirgends lesen wir, dass die Herzenseinstellung des Pharao eine andere geworden ist. Er blieb in seinem Leben fern von Gott. Wenn Gott zupacken wollte, dann flüchtete Pharao in eine Scheinbuße hinein. Lieber Leser: Begib dich bedingungslos in Gottes Hände. In 2. Samuel 24,14 sagt David: „Mir ist sehr angst! Doch lass uns in die Hand des HERRN fallen, denn seine Barmherzigkeit ist groß; aber in die Hand der Menschen will ich nicht fallen!“ So darfst auch du beten. Menschenhände sind oft sehr hart und rau. Auch Gottes Hand kann unbarmherzig zupacken. Doch denke daran: Wenn Gott sein Ziel erreicht hat, dann wendet er seine erziehende Hand wieder von dir ab und breitet seine segnenden Hände über dir aus, sodass du erlebst: Schwere Wege sind Segenswege! Gott will bei dir sein Ziel erreichen. Dann kommen neue Segnungen über dich. Du wirst neue Erfahrungen mit deinem Gott machen. Er kann Krankheiten hinweg nehmen. Er kann dein Leben verlängern. In 2. Könige 20,6 sagt Gott zu Hiskia: „Und ich will zu deinen Lebenstagen noch 15 Jahre hinzufügen; und ich will dich und diese Stadt aus der Hand des Königs von Assyrien erretten!“ Zu guter Letzt hast du es bei allen Läuterungen, die du in deinem Leben durchmachen musst, nur mit Gott zu tun. Dein Leben ist in seiner Hand. Es liegt nicht in Menschenhänden, dir Leid zuzufügen. Es muss alles, was dir geschieht, an Gott vorbei. Glaube nur: Er filtert da richtig. Er wägt es genau ab. Er weiß, was für dich gut und nicht gut ist. Er hat das Ziel im Auge: Du sollst mehr zu seiner
Verherrlichung da sein. Ich glaube, lieber Leser, dass du dieses Ziel gern erreichen möchtest. Dann bitte ich dich aber: Lass doch Gott mehr wirken! Gib ihm in dieser Stunde neu dein Ja, wenn er dich stärker erziehen will. Näher, noch näher, fest an dein Herz ziehe mich, Jesu, durch Freude und Schmerz! Birg mich aus Gnaden in deinem Zelt. Schirme und schütze mich, Heiland der Welt! Näher, noch näher! Ganz in den Tod gebe ich willig, mein Heiland und Gott, was deinen Segen hemmte in mir: Weltliche Freuden und irdische Zier. Öffne dich weit für die Segnungen Gottes. Er will wirklich das, was dich quält, aus deinem Leben hinweg tun. Er will dich erleben lassen: Auch schwere Wege sind Segenswege! Die Bibel sagt auch dir: „Denn der Herr, dein Gott, wird dich segnen“ (5. Mose 15,6). Aber verkrampfe dich Gott gegenüber nicht. Verschließe dein Herz nicht. Lass ihn doch in deinem Herzen und deinem Leben ganz neu schalten und walten. Du wirst Größeres als dieses erleben. Du wirst den Herrn erleben. Du wirst mehr zum Segen werden, und andere werden sehen, dass Gott Größeres in dir und durch dich tut. Er will deine Zukunft in seine Hand nehmen. Sorge dich nicht um den morgigen Tag. Die Bibel ruft dir
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zu: „Wie deine Tage, so sei deine Kraft!“ (5. Mose 33,25). Kraft Gottes soll neu dein Herz und Leben erfüllen. Kraft Gottes soll durch dich auf andere übergehen. Noch einmal sage ich dir: Gott will das, was dich quält, aus deinem Leben nehmen! Ziehe im Vertrauen auf den Herrn Jesus fröhlich deinen Weg und überlass in allem dem Herrn die Führung! Anfechtungen bleiben im Leben eines Kindes Gottes nie aus. Das Ziel des Fürsten der Welt ist immer wieder, dir die Freude über die Errettung deiner Seele zu rauben. Dazu benutzt er Mittel und Wege, die du gar nicht so schnell durchschauen kannst. Du vergräbst dich über das in Kummer und Sorge, was dir nun wieder an Schwerem entgegentritt und merkst gar nicht, dass es die Liebe des himmlischen Vaters ist, der dieses zulässt, um dich nur noch näher an sein Herz zu ziehen. Vielleicht bist du schon öfter durch irgendwelche Anfechtungen gegangen. Der Feind setzt immer an der schwächsten Stelle bei uns an. Einmal will er dich so, und ein anderes Mal so zu Fall bringen. Er will den Herrn aus deinem Blickfeld nehmen. Er will dich weiter vom Herrn wegziehen. Und bist du erst auf abschüssiger Bahn, geht es schnell weiter bergab. Du hast dann oft das Empfinden, dass du dich nicht wieder fangen kannst. Du findest nichts, woran du dich klammern kannst. Ich rufe dir aber von Herzen zu: Schreie in deinen Anfechtungen zum Herrn Jesus und du wirst erfahren: Seine Hand ist stark genug, um dich ganz nah an sein Herz zu ziehen. Er will dich persönlich unter seinen Schutz stellen. Auch wenn du in finanzielle Schwierigkeiten und Nöte geraten bist, sei es durch Selbstverschulden oder durch irgendetwas, was über dich hereingebrochen ist: Gott will
dich durchbringen! Er will dir das geben, was du benötigst! Auch deine Ernährung will Gott sicherstellen. In 1. Könige 17,14 bekam eine Frau die göttliche Zusage: „Der Mehltopf soll nicht leer werden und das Öl im Krug nicht weniger werden bis zu dem Tag, da der HERR es auf den Erdboden regnen lassen wird!“ Du brauchst nicht immer große Vorräte zu haben. Auch das Volk Gottes, das durch die Wüste wandern musste, bekam täglich nur so viel Brot aus dem Himmel, wie es für den Tag nötig hatte. Nicht immer schenkt Gott dir große Vorräte. Es gefällt ihm sogar, dich kurz zu halten, auch bezüglich deiner Ernährung, damit du mehr von ihm abhängig wirst und ihm für das, was er dir schenkt, immer wieder neu dankst. Du musst dem Herrn nur kindlich vertrauen. Dann wirst auch du erleben: Das Mehl im Topf ging nicht aus, und das Öl im Krug nahm nicht ab, nach dem Wort des Herrn. In Anfechtungen und Schwierigkeiten hat schon manches Kind Gottes den inneren Hausputz neu und völlig vollzogen, und der Herr hat sich nach den Anfechtungen viel herrlicher kundtun können, als je zuvor. Halte dich zum Volk Gottes, denn fern vom Volk Gottes liegen für das Kind Gottes keine Verheißungen. Es sei denn, der Einzelne wird durch Schwierigkeiten geführt und irgendwo allein in die Schule Gottes zur weiteren Zubereitung genommen. Aber auch dort wird der Herr sich offenbaren. Dort wird er sich kundtun. Dort wird der Einsame ihn erleben. Aber denke daran: Du stehst nie allein! Auch in 1. Könige 19,18 hörte ein Mann die Worte: „Ich aber habe in Israel siebentausend übrigbleiben lassen, nämlich alle, die ihre Knie nicht gebeugt haben vor Baal und deren
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Mund ihn nicht geküsst hat!“ Beuge die Knie vor dem Herrn Jesus, ja, beuge sie immer wieder und bete laut zu ihm. Schäme dich nicht, dein Herz immer wieder neu vor dem Herrn auszuschütten. Auch andere werden für dich beten, ohne dass du es weißt. Tritt ganz neu und bedingungslos in die Gemeinschaft mit dem Herrn. In Haggai 1,13 heißt es: „Ich bin mit euch! spricht der Herr.“ Er, dein Heiland, ist für dich. Er ist mit dir. Er ist bei dir. Du darfst in den größten Anfechtungen in seiner Hand ruhen. Warte einmal ab, was er zu tun vermag. Schaue glaubend nach ihm aus. Brich nicht in Anfechtungen zusammen, sondern fasse immer wieder Mut. Vergiss es nicht: Auch schwere Wege sind Segenswege! Dein Vertrauen auf den Herrn wird belohnt! Bestimme nicht den Tag, an dem der Herr dich aus deinen Anfechtungen retten soll, sondern vertraue ihm, deinem Heiland, dass er den Tag und die Stunde bestimmen wird; denn er ruft auch dir durch Jeremia 39,17-18 zu: „Dich aber will ich an jenem Tag erretten, spricht der HERR, und du sollst nicht den Leuten in die Hand gegeben werden, vor denen du dich fürchtest, sondern ich will dich gewisslich entkommen lassen, und du sollst nicht durch das Schwert fallen, sondern dein Leben als Beute davontragen, weil du auf mich vertraut hast! spricht der HERR.“ Die Führung des Herrn tut sich in deinem Leben oft anders kund als du es erwartest. Darum wirst du in Anfechtungen immer wieder wankend und schwankend, weil du meinst, es müsse so gehen, wie du es dir vorstellst. Aber denke daran: Die Kampfstellung raubt dir sehr leicht den Herzensfrieden. Kehre um vom falschen Weg. Kehre um vom falschen Tun.
Kehre um von dem Gedanken, die Sache selbst meistern zu wollen. Werde vor dem Herrn still im Gebet, und du wirst erleben: Auch schwere Wege sind Segenswege! Vertraue auf seine Stärke. Warum willst du denn immer wieder an deiner eigenen Kraft zuschanden werden? Jesaja 30,15 ruft auch dir zu: „Durch Umkehr und Ruhe könntet ihr gerettet werden, im Stillesein und im Vertrauen läge eure Stärke.“ Ja, werde immer wieder still und lass den Herrn wirken. Ganz besonders möchte ich dich ermutigen: Werde nicht bitter! Wenn Bitterkeit ins Herz einzieht, schwindet die Freude über das vollbrachte Erlösungswerk auf Golgatha. Bitterkeit raubt einem Menschen den Herzensfrieden. Bitterkeit im Herzen macht unglücklich. Wenn du der Bitterkeit erlaubst, sich in deinem Herzen auszubreiten, dann gehst du nicht nur am Tag traurig einher, sondern die Bitterkeit raubt dir auch den Schlaf. Du bist niedergedrückt. Auch wenn du meinst, die Menschen könnten es dir nicht im Angesicht ablesen, so sage ich dir dennoch: Bitterkeit gebiert ein tiefes Unglücklichsein! Lass in deinem Herzen Liebe und Milde gepaart sein. Die Bibel sagt: „Denn worin du den anderen richtest, verurteilst du dich selbst; denn du, der du richtest, verübst ja dasselbe!“ (Römer 2,1). Richtgeist und Bitterkeit paaren sich und verurteilen dich vor Gott. Darum der Ruf an dich: Lass die Bitterkeit fahren! Wünsche nicht, dass es deinem Gegner schlechter geht, sondern trauere über den Fall deines Gegners! In Sprüche 24, 17-18 steht geschrieben: „Freue dich nicht über den Fall deines Feindes, und wenn er strauchelt, so frohlocke dein Herz nicht, damit nicht der HERR es sieht und es ihm missfällt und er seinen Zorn abwendet von ihm.“
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Vielleicht hilft es dir, lieber Leser, wenn ich dir sage: Der Herr sieht die Bitterkeit in deinem Herzen und weiß um die ganze Angelegenheit. Du solltest ihm die ganze Sache willenlos überlassen. Und sei gewiss: Er wird alles nach seinem göttlichen Rat und seiner göttlichen Weisheit durchführen. Er wird dich sehen lassen: Auch schwere Wege sind Segenswege! Ich rate dir: Bete für die, die dich bedrücken! Deine Bedrücker sind nicht so stark vor Gott, wie du sie in dieser Stunde siehst. Ihm, dem großen Gott, ist es ein Kleines, mit deinen Bedrückern fertig zu werden. Erst muss aber deine Bitterkeit aus dem Herzen entfernt werden. Dann wirst du erfahren, dass das Wort Gottes in Erfüllung geht, wenn es sagt: „Ich will alle ihre Bedränger heimsuchen“ (Jeremia 30,20). Ja, er schafft Recht den Bedrückten! Rechne doch mit dem Einschreiten des Herrn. Er wird dich aus der Bedrängnis reißen. Er wird deine Seele erlösen. In der Bibel steht geschrieben: „So wahr der HERR lebt, der meine Seele aus aller Not erlöst hat“. Dieses durfte ein Mann in 2. Samuel 4,9 erleben. Deine Schwierigkeiten können nicht so groß werden, dass der Herr dich nicht herausreißen kann. Denke daran: Du bist nicht von Menschen abhängig! Darum rufe ich dir noch einmal zu: Lass die Bitterkeit fahren! Jeremia 10,5 sagt: „Fürchtet euch nicht vor ihnen; denn sie können nichts Böses tun, und auch Gutes zu tun steht nicht in ihrer Macht“. Es muss alles an deinem Herrn vorübergehen. Er allein bestimmt, ob dich dieses oder jenes trifft. Der Herr kann dich wunderbar behüten und beschirmen. In seiner Hand ist noch immer der beste Schutz für dich. Er wird dich bewahren, das wirst du erleben. Wie kostbar, wissen zu dürfen:
Wen die Liebe des Herrn treibt, wird bewahrt! Aber Iass die Bitterkeit fahren. In dieser Stunde soll die Bitterkeit endgültig begraben werden. Hole sie nie wieder hervor. Wälze nicht Tag und Nacht immer wieder das alte Problem. Sprüche 17,9 sagt: „Wer Liebe sucht, deckt die Verfehlung zu, wer aber eine Sache weitererzählt, trennt vertraute Freunde.“ Du kannst die Bitterkeit nicht selbst aus deinem Herzen entfernen. Sie sprosst immer wieder empor. Sie wächst wie das Unkraut auf einem gut gedüngten Acker. In deinem Herzensboden will die Bitterkeit immer wieder neu Wurzeln fassen. Dort will sie grünen und blühen. Dort will sie Frucht bringen. Darum sage ich dir: Lass die Bitterkeit fahren! Ja, schüre nie einen Streit. Die Bibel sagt: „Wo kein Holz mehr ist, erlischt das Feuer, und wenn der Verleumder fort ist, hört der Streit auf“ (Sprüche 26,20). Welche kostbaren Weisheiten enthält doch das Wort Gottes für jeden Menschen und jede Situation! Verleumder tun dir, lieber Leser, keinen guten Dienst. Sie vermitteln dir keinen Herzensfrieden. Verleumder rauben dir höchstens die Freude. Lass doch den Herrn die ganze Angelegenheit für dich regeln. Dann wirst du staunen, welch ein Meister er im Beseitigen der Sache ist, die dich bedrückt. Erneut rufe ich dir zu: Lass die Bitterkeit fahren! Verteidige dich nicht selbst. Es ehrt dich viel mehr, wenn du still bist. Lass ruhig Welle auf Welle über dich gehen. Was du besitzt, kann dir kein Mensch rauben, wenn der Herr nicht seine Zustimmung dazu gibt. Aber lass dir vom Herrn dienen. Vertraue ihm restlos. Vertraue seiner starken Führung und setze deine Kraft nie zu deiner Rechtfertigung ein! Sprüche 20,22 sagt: „Du sollst nicht sagen: »Ich will Böses vergelten!« Harre auf
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den HERRN, der wird dir helfen!“ Natürlich lässt der Herr dich manchmal längere Zeit warten. Du musst erst die innere Reife erlangt haben, ehe der Herr deine Gebete erhören kann. Die innere Entschlackung muss erst bei dir stattgefunden haben. Die Bitterkeit muss betend vor dem Herrn ausgegoren werden. Demütige dich vor ihm im Gebet, wenn die Bitterkeit so tief liegt, dass du sie nicht einfach ausschütten kannst. Aber warte auf den Herrn, er wird dich retten. Er wird deine Rechtssache leiten. Er wird alles herrlich hinausführen, dessen darfst du gewiss sein. Ja, er wird dich erleben lassen: Auch schwere Wege sind Segenswege! Folgende Liederverse sollen dich in ganz besonderer Weise ermutigen: Herz, lass deinen Heiland sorgen; denn er hilft dir ja so gern. Denk nicht heute schon an morgen, an die Zukunft, die so fern. Tag für Tag hilft er dir tragen deine Last, die dich so drückt. Auch verstummen alle Klagen, weil er ja dein Herz beglückt. Herz, lass deinen Heiland sorgen, täglich, stündlich, allezeit. Dann bist du in ihm geborgen, wenn du dich ihm ganz geweiht. Deine Sünden sind vergeben durch sein teures, heil’ges Blut. Statt des Todes schenkt er Leben, oh, wie hast du es so gut! Setze dich doch viel mehr für deinen Herrn und Heiland ein, der dir immer wieder zeigt, wie er all das aus deinem Herzen und Leben entfernen kann, was
dein Herz mit Unglücklichsein, ja, mit Bitterkeit erfüllt. Unglücklichsein und Traurigkeit erfüllten das Herz der beiden Jünger Jesu, die nach der Kreuzigung des Herrn nach Emmaus gingen, ohne zu wissen, dass ihr Heiland auferstanden war. Ja, an jenem Ostermorgen war es so, dass der Sieg des Herrn Jesus sichtbar hervortrat: Er bekam einen neuen Leib. Er bekam einen Herrlichkeitsleib. Er bekam einen himmlischen Leib. Seine Jünger wussten dies aber nicht, sonst hätte nicht tiefe Traurigkeit ihr Herz erfüllt. Der Unterhaltungsstoff der beiden Anhänger des Herrn Jesus war das Leiden und Sterben ihres Heilandes. Lukas 24,14 berichtet: „Und sie redeten miteinander von allen diesen Geschehnissen.“ Das Herz dieser Anhänger des Herrn Jesus war von Golgatha erfüllt. Sie waren in ihren Gedanken mit dem Kreuz auf jenem kahlen Hügel beschäftigt, wo Jesus Christus gestorben war. Nun merkten sie: Der Herr Jesus naht sich den fragenden Seelen. Zunächst wussten sie nicht, dass es Jesus war. Die Bibel berichtet: Und es geschah, indem sie sich unterhielten und miteinander überlegten, dass Jesus selbst nahte und mit ihnen ging. Der Herr Jesus hörte das Gespräch der Fragenden. Er verstand ihre Überlegungen. Er ging mit ihnen. Er passte sich ihnen an, um sich ihnen zu offenbaren. Ja: Der Herr Jesus bringt die Fragenden zurecht. In Lukas 24,17 findest du die Worte: „Und er sprach zu ihnen: Was habt ihr unterwegs miteinander besprochen, und warum seid ihr so traurig?“ Diese Männer waren betrübt. Die Traurigkeit hatte sie erfasst. Sie lagen – wie man im Volksmund sagt – am Boden. Da richtete der Herr Jesus sie auf. Aber sie wussten immer noch nicht, dass es der Herr Jesus war.
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Sie hatten eine falsche Vorstellung. Lieber Leser, denke daran: Fragende Menschen haben oft eine falsche Einstellung. Die Emmaus-Jünger sagten: „Wir aber hofften, er sei der, welcher Israel erlösen sollte.“ So stehen die Worte in Lukas 24,21. Suchende Menschen tasten hier und dort. Auch du, lieber Leser, hast gewiss schon hier und dort getastet. Nun aber ist die Stunde für dich gekommen, in der sich der Herr Jesus dir offenbaren will. Er will dir zurechthelfen. Er will dich bei der Hand nehmen. Er will auf deine Fragen antworten. Er will das Schlechte aus deinem Leben entfernen. Sei gewiss: Der Herr Jesus führt aufrichtig suchende Menschen zum Kreuz von Golgatha. Er sagt den Fragenden in Lukas 24,26: „Musste nicht der Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen?“ Wer den Herrn Jesus finden will, muss seine Leiden verstehen. Wer den Herrn Jesus finden will, muss die Kraft seines Blutes für sich in Anspruch nehmen. Wer den Herrn Jesus auch in Schwierigkeiten und Nöten aufrichtig sucht, der muss die Knie vor ihm beugen. Und ich bitte jeden Leser dieser Zeilen: Beuge auch du in ausweglosen Situationen deine Knie vor dem Herrn Jesus. Bringe ihm alle Bitterkeit, das Unglücklichsein, das Nichtverstehen der schweren Wege, die du jetzt gehen musst, ja, bringe ihm das, was dein Herz erfüllt. Du wirst dann das erleben, was die beiden Jünger erlebt haben: Als sie aber erkannt hatten, dass ihr Herr und Meister bei ihnen war, da verstanden sie das Schwere der vergangenen Tage. Sie verstanden Golgatha. Das Erkennen des auferstandenen Heilandes bringt Freude. So liest du in Lukas
24,31: „Da wurden ihnen die Augen geöffnet, und sie erkannten ihn …“ Sie erkannten, dass er der war, der auf Golgatha für die Sündenschuld der Menschen gestorben war. Sie erkannten ihn als ihren persönlichen Herrn und Retter. Lieber Leser, das darfst auch du jetzt tun. Ein brennendes Herz für deinen Heiland, das brauchst du! Dann schwindet alle Bitterkeit aus deinem Leben. Es schwindet alles, was dich quält. Ja, auch dein Herz darf jetzt für deinen Herrn und Retter brennen. Du sollst anderen von ihm erzählen. Du sollst Menschen für ihn gewinnen. Der Herr Jesus will dein Ein und Alles sein. Er will dich in deiner Tätigkeit segnen. Er will dich führen und leiten. Möchte es so sein, wie es in Lukas 24,32 geschrieben steht: „Und sie sprachen zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Weg, und als er uns die Schriften öffnete?“ Er will dir ein frohes und glückliches Herz schenken, auch wenn es bei dir durch Schwierigkeiten geht. Auch wenn dein Weg jetzt unter Wolkendecken dahinführt: Nur der Herr kann diese Wolken wegnehmen, damit du neu die Sonne siehst. Sie wird dich mit ihren Strahlen erwärmen. Dein Herz wird dann für deinen Heiland brennen. Er wird wieder der Inhalt deines Lebens sein. Die Freude darüber, dass der Herr dir die Errettung deiner Seele geschenkt hat, wird in deinem Herzen vorherrschen. Verschwinden wird das Bedrücktsein. Verschwinden wird das Unglücklichsein. Verschwinden wird die Traurigkeit, ja, verschwinden wird das, was dich gequält hat. Überströmenden Segen wirst du nach schweren Wegen erleben.
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Schwierigkeiten vermitteln dir Reichtümer Gottes Die Reichtümer dieser Erde vergehen. Auch der reichste Mann der Welt nimmt nichts mit ins Grab. Jeder sollte daran denken, dass das letzte Kleid keine Taschen hat. Reich sein in Gott überwiegt jeden irdischen Reichtum, den ein Mensch mit Energie und dem Einsatz seiner ganzen Kraft für sich gewinnen kann. In Sprüche 8 wird ein Teil des Reichtums, den Gott gibt, geschildert. Man kann wohl mit Recht sagen, dass dieser Abschnitt auf den Herrn Jesus hinweist. Ich will einmal die Verse 17-30 niederschreiben: „Ich liebe, die mich lieben, und die mich eifrig suchen, finden mich. Reichtum und Ehre kommen mit mir, bleibende Güter und Gerechtigkeit. Meine Frucht ist besser als Gold, ja, feines Gold, und was ich einbringe, übertrifft auserlesenes Silber. Ich wandle auf dem Weg der Gerechtigkeit, mitten auf den Pfaden des Rechts, damit ich denen, die mich lieben, ein wirkliches Erbteil verschaffe und ihre Schatzkammern fülle. Der HERR besaß mich am Anfang seines Weges, ehe er etwas machte, vor aller Zeit. Ich war eingesetzt von Ewigkeit her, vor dem Anfang, vor den Ursprüngen der Erde. Als noch keine Fluten waren, wurde ich geboren, als die wasserreichen Quellen noch nicht flossen. Ehe die Berge eingesenkt wurden, vor den Hügeln wurde ich geboren. Als er die Erde noch nicht gemacht hatte und die Fluren, die ganze Summe des Erdenstaubes, als er den Himmel gründete, war ich dabei; als er einen Kreis abmaß auf der Oberfläche der Meerestiefe, als er die Wolken droben befestigte und Festigkeit gab den Quellen der Meerestiefe; als er
dem Meer seine Schranke setzte, damit die Wasser seinen Befehl nicht überschritten, als er den Grund der Erde legte, da war ich Werkmeister bei ihm, war Tag für Tag seine Wonne und freute mich vor seinem Angesicht allezeit.“ Nur wer den Herrn Jesus liebt, wird seine Liebe schmecken. Er liebt alle Menschen. Auch der wird vom Herrn Jesus geliebt, der ihn nicht liebt. Aber dieser verspürt seine Liebe nicht, weil er sich dieser Liebe nicht öffnet. Der Mensch ist für alles empfangsbereit, was sein Auge sieht, sein Ohr hört und sein Empfinden wahrnimmt. Der Mensch ist wenig empfänglich für die Liebe Gottes, die in Jesus Christus geoffenbart ist. Wer den Herrn Jesus liebt, der wird den Reichtum Gottes in der ganzen Fülle in sich aufnehmen. Dein Lieben ist ohn‘ gleichen und wird nie von uns weichen, trotz Satans Macht und List. Wir dürfen aufwärts schauen und rufen voll Vertrauen: Genug, dass du die Liebe bist! Dieser Reichtum Gottes wird ihn mehr und mehr in das Bild des Herrn Jesus umgestalten. Dieses Nehmen aus dem Reichtum Gottes ist nicht nur für wenige vorgesehen. Jeder Mensch, der den Herrn Jesus eifrig sucht, wird ihn auch finden. Natürlich stellen sich dem Suchenden manche Schwierigkeiten in den Weg. Wer aber diese Schwierigkeiten überwindet und nicht vor ihnen zurückschreckt - oder sich von
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ihnen festhalten lässt -, der dringt bald zum herrlichen Ziel durch. Der Herrn Jesus tut dir, lieber Leser, den ganzen Reichtum Gottes kund. Diesen Reichtum, den Gott dir in Jesus Christus schenkt, kannst du nie ganz in Besitz nehmen. Selbst wenn alle Menschen, die auf der Erde wohnen, von diesem Reichtum in Jesus Christus so viel nähmen, wie sie nur könnten, würden sie die Vorratskammern Gottes, wo dieser Reichtum aufbewahrt wird, nie leeren. Ohne Jesus Christus kann niemand zu dem Reichtum Gottes gelangen. Es gibt nur eine Tür, durch die der Mensch gehen kann, und diese eine Tür ist Jesus Christus, der Heiland der Welt. Wer es versteht, sich diesem Reichtum weit zu öffnen, der wird eine Fülle dieses Reichtums in sich bergen und an andere weitergeben. Er wird für seine Umwelt der Vermittler des Reichtums Gottes sein. Die dem Herrn Jesus angehören, tragen auf dieser Welt Schmach, ganz gleich, unter welcher Nation sie leben. Man wertet sie nicht hoch. Sehr oft stehen sie am Rand und genießen keine Ehre bei den Menschen. Sie genießen aber den Reichtum und die Ehre Gottes. Sie sind Inhaber bleibenden Guts. Selbst wenn sie Besitztümer verlieren, die sie auf dieser Erde haben, werden sie oft gerade dadurch noch reicher in Gott. Es stimmt, wenn dieses Kapitel sagt: Schwierigkeiten vermitteln dir Reichtümer Gottes! Die Frucht mühsamer Arbeit, die eifrige Menschen leisten, ist in ihrem irdischen Besitz zu sehen. An diesem irdischen Besitz klebt oft Sünde mancher Art. Der Erwerb von diesem und jenem war nicht immer nach den Gedanken Gottes und mit den Geboten Gottes vereinbar. Die Frucht, die Gott gibt, die Frucht, die der Herr Jesus gibt, ist besser als feines,
geläutertes Gold und weit besser als das beste Silber. Keine Geldentwertung ist in der Lage, den Reichtum auszulöschen, den du in Jesus Christus und durch Jesus Christus besitzt. Durch Umwälzungen oder Katastrophen können Bankkonten verschwinden, Häuser zerstört werden. Grund und Boden kann dir entrissen werden. In dein Haus kann ein anderer einziehen. Durch all dies wird aber der Reichtum, den du in Jesus Christus hast, nicht geschmälert. Oft werden Hände, die der Mensch mit irdischem Besitz gefüllt hat, frei, um Reichtümer Gottes in ungeahnter Fülle in Empfang zu nehmen. Hier kann man sagen: Schwierigkeiten vermitteln dir Reichtümer Gottes! Ja, auch schwere Wege sind Segenswege! Der Herr Jesus will dir – wenn du ihn liebst – beständiges Gut schenken. Du ererbst das Gut schon hier. Es ist ein bleibendes Gut, ein beständiges Gut, ein wirkliches Gut, ein Gut, das nicht vergeht. Dieser Reichtum, den dir Jesus Christus schenkt, geht mit dir in die Ewigkeit. Dort wirst du ein Miterbe Christi werden, ein Teilhaber seiner Herrlichkeit. Du wirst mit ihm herrschen und regieren. Hier schon will der Herr Jesus deine Vorratskammern füllen. Du sollst nicht nur etwas von ihm nehmen, sondern er gibt dir die Fülle aus seiner Fülle. Nebensächlichkeiten, die dein Leben ausgefüllt haben, werden dann verschwinden. Jesus Christus wird der Inhalt deines Lebens. Eine ungeahnte Fülle vermittelt er dir, eine Fülle, die du nie erwartet hast. Durch sein Opfer am Kreuz hat er dir das Nehmen aus seiner Fülle ermöglicht. Manche Menschen glauben, dass der Herr Jesus erst in Bethlehem, in der Stunde seiner Geburt, ins Dasein gerufen worden sei. Nein! Jesus Christus war schon vor
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den Uranfängen der Erde da. Er war da, als es noch keine Bäche und keine Meere gab. Er war da, bevor es Berge und Täler gab, ja, bevor die Sterne am Himmel standen. Durch ihn wurden die Welten ins Dasein gerufen. Er war der große Architekt. Er, Jesus Christus, war der Werkmeister. Er war der, der die Pläne Gottes – die Pläne des Vaters – zur Ausführung brachte. Ja, wer ihn gefunden, hat das Leben gefunden. Er ist zur Glückseligkeit gelangt. Er genießt das Glück des Geborgenseins. Immer wieder geht er durch Schwierigkeiten. In den Schwierigkeiten verspürt er aber, dass diese ihm noch größere Reichtümer Gottes vermitteln. Gott muss dem einen oder anderen sogar manches nehmen, um ihm seine Reichtümer in vermehrtem Maße schenken zu können. Auch im Alten Testament führte Gott die Seinen. Wir wollen uns jetzt einmal mit Naemi beschäftigen. Von dieser Frau lesen wir im Buch Ruth. Während einer Hungersnot war sie mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen aus Bethlehem-Juda ins Land Moab gezogen. Dort nahmen die Söhne sich Moabitinnen zur Frau. Zunächst geht es ihnen in ihrer neuen Heimat gut. Doch dann führt Gott Naemi in tiefes Leid: Er nimmt ihr den Mann. Sie verliert auch ihre beiden Söhne. Nun gibt es drei Witwen. Die Schwiegermutter finden wir bei den Schwiegertöchtern. Die Teuerung in der alten Heimat hatte die Familie gezwungen, diese zu verlassen. Dem Leid der Teuerung entflohen, holt sie nun das andere Leid ein. Schon mancher Mensch hat erfahren müssen, wenn er der Schule Gottes entlaufen wollte, dass er in eine noch schwerere Schule Gottes hineinkam. Damals galt schon der Grundsatz Gottes, dass er durch Schwierigkeiten größe-
re Reichtümer vermittelt. Naemi musste klagen: „Nennt mich nicht Naemi, sondern nennt mich Mara; denn der Allmächtige hat es mir sehr bitter gemacht! Voll zog ich aus, aber leer hat mich der HERR wieder heimgebracht. Warum nennt ihr mich denn Naemi, da doch der HERR mich gedemütigt und der Allmächtige mich betrübt hat?“ (Ruth 1,20). Unglücklich war sie deshalb, weil es in ihrem Leben anders geworden war, als sie es sich gedacht hatte. Wenn Gott Menschenpläne scheitern lässt, wenn er seine Pläne zur Auswirkung kommen lassen will, ist schon bei manchem das Glück geschwunden. Und trotzdem stand über Naemis Leben: Auch schwere Wege sind Segenswege. Naemi machte sich selbst Vorwürfe. Ihr kam vielleicht der Gedanke: Wäre ich in der Hungersnot dageblieben und nicht davongelaufen, dann hätte mir Gott gewiss meinen Mann erhalten. Man kann hier wohl nicht von einer Anklage reden, die sie gegen Gott erhebt. Nein, sie klagte sich an. Sie sagte: Der Allmächtige hat mich sehr betrübt. Bisher hatte sie ja aus dem Vollen geschöpft. Jetzt griffen ihre Hände ins Leere. Gott hatte sie wirklich in Schwierigkeiten hineinführen müssen, um ihr seine Reichtümer zu schenken. Sie klagte: Gott hat mich gedemütigt. Im Wort Gottes lesen wir: Wenn du mich demütigst, dann machst du mich groß! Welch eine Gnade Gottes ist es, wenn das Gotteskind, auch wenn es durch schweres Leid und einen großen Verlust gehen muss, den Weg Gottes als richtig erkennt. Welch eine Gnade, wenn du mit dem Psalmisten ausrufst: Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Weil Naemi sich demütigen ließ, konnte Gott sie erhöhen. Ihre Schwiegertochter Ruth wurde durch das Gotterleben ih-
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rer Schwiegermutter an den Jehova Gott – den rettenden Gott – gläubig. Sie kam zu dem Ausruf: „Dein Gott ist mein Gott“ (Ruth 1,16). Schon mancher, der Gott vertraute, hat durch seinen Glauben andere zu Gott geführt. Nun ging die Schwiegertochter mit der Schwiegermutter den Weg in der Nachfolge des rettenden Gottes. Wie wohltuend werden für die alte Naemi die Worte ihrer Schwiegertochter gewesen sein, als sie sagt: „Nur der Tod soll dich und mich scheiden“ (Ruth 1,17). Nur weil Naemi sich demütigen ließ, konnte Gott sie erhöhen. Nur weil sie sich mit Gottes Plänen und Wegführungen einverstanden erklärte, wurde sie die Seelengewinnerin. Ruth lernte den rettenden Gott kennen. Nun führte Gott es so, dass sie, die junge Witwe, mit Boas zusammentraf. Boas war ein Mann der Güte und Frömmigkeit. Er hatte seine tiefen Wurzeln in Gott. Er war ein edel denkender Mensch, ein rechtschaffener Mann. Sein Gruß an die Schnitter lautete: Der Herr sei mit euch! Ihm war Gott das höchste Gut. Darum war er, weil er reich in Gott war, freundlich zu den Geringen. Boas’ Freundlichkeit zu der fremden Ruth war daraus geboren worden, dass er sah, wie sehr Ruth ihre Schwiegermutter liebte. So hörte Ruth die Worte: „Es ist mir alles erzählt worden, was du an deiner Schwiegermutter getan hast nach dem Tod deines Mannes, wie du deinen Vater und deine Mutter und dein Heimatland verlassen hast und zu einem Volk gezogen bist, das du zuvor nicht kanntest“ (Ruth 2,11). Ruth hatte ihre Heimat verlassen, um ihre Schwiegermutter nicht im Stich zu lassen. Sie wollte den rettenden Gott ihrer Schwiegermutter persönlich erfahren
und ihn besser kennenlernen. Weil sie diesem Gott vertraute, wurde sie reich in Gott, reich durch Gott. Von Gott wurde Ruth durch Boas viel mehr gegeben, als sie verlassen hatte. Boas ließ sie Ähren auf dem Feld lesen. Ruth verfällt nicht in Müßiggang. Sie bleibt wenig daheim. Gott wendet ihr das Herz des Boas zu. Ruth ist nicht nur in der Lage, sich selbst, sondern auch ihre Schwiegermutter zu ernähren. Sie hört von Boas die Worte: „Es ist mir alles erzählt worden, was du an deiner Schwiegermutter getan hast nach dem Tod deines Mannes“ (Ruth 2,11). So wurde Ruth für die einsame Naemi ein Gottesgeschenk. Bescheiden lebte sie an ihrer Seite. Still vertraute sie auf Gott. Gehorsam ging sie Schritt für Schritt. So gewann sie die Achtung ihrer Umgebung. Ja, sie fand wirklich Zuflucht unter den Flügeln – unter dem Schutz – des großen Gottes. Wie segensreich hatten sich doch die Worte Ruths ausgewirkt. Welch einen Ausklang hatte doch ihre Hingabe gezeigt. Sie hatte gesagt: „Denn wo du hingehst, da will ich auch hingehen, und wo du bleibst, da will ich auch bleiben; dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott! Wo du stirbst, da sterbe auch ich, und dort will ich begraben werden; der HERR tue mir dies und das und noch mehr, wenn nicht der Tod allein uns scheiden soll!“ (Ruth 1,16-17). Ruth war nicht nur arbeitsam, sondern auch bescheiden: „Da fiel sie auf ihr Angesicht und neigte sich zur Erde und sprach: Warum habe ich vor deinen Augen Gnade gefunden, dass du dich um mich kümmerst, da ich doch eine Fremde bin?“ (Ruth 2,10). Manches junge Mädchen sollte einmal genau das Lebensbild der Ruth betrachten, um dadurch gesegnet zu werden. Sie, die junge Witwe, blieb nicht in ihrer
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Traurigkeit stecken. Sie erlebte wirklich das Glück des Geborgenseins! Sie erlebte, wie Schwierigkeiten ihr Reichtümer Gottes vermittelten. Sie erlebte: Auch schwere Wege sind Segenswege! Ruth hatte erkannt, was Gnade war. Gnade Gottes war es, dass sie im heidnischen Land den HERRN kennenlernte. Gnade war es, dass ihre Schwiegermutter ihr den Weg zeigen durfte. Gnade war es, dass sie den Mut fand, mit in das Land der Väter ihres verstorbenen Mannes zu ziehen. Gnade war es, dass sie zu Naemi, ihrer Schwiegermutter, ein gutes Verhältnis hatte. Ja, Gnade Gottes war es, dass er ihr alles nahm, um ihr durch diese Schwierigkeit viel mehr zu schenken, als sie je vorher besessen hatte. Ruth war gehorsam! Sie nahm den Rat ihrer Schwiegermutter an und sprach: Alles, was du mir sagst, das will ich tun. Sie achtete die Worte der Älteren, der Leidgeprüften. Weil Naemi sich vor Gott gedemütigt hatte, konnte sie nun Ruth dienen. Wie wird Ruth alles, was sie von Naemi gehört hat, in ihrem Herzen bewegt haben. Ruth, die stille, ergebene, junge Witwe erwartet von Gott weitere Wegweisung. Wenn jedes Mädchen, wenn jede junge Witwe diese Herzenseinstellung hätte, gäbe es nicht so viele unglückliche Ehen. Boas konnte Ruth ein gutes Zeugnis ausstellen. „Er aber sprach: Gesegnet seist du vom HERRN, meine Tochter! Du hast jetzt noch edler gehandelt als zuvor, dass du nicht den jungen Männern nachgelaufen bist, weder den armen noch den reichen! Nun, meine Tochter, fürchte dich nicht! Alles, was du wünschst, das will ich für dich tun; denn jedermann im Tor meines Volkes weiß, dass du eine tugendhafte Frau bist“ (Ruth 3,10-11). Wie schnell hatte Ruth ein gutes Zeugnis in der ganzen Umgebung
bekommen. Als tugendhafte, tatkräftige Frau war sie bekannt. Die einst Gottfremde wird von Gott erwählt. Ruth wird die Stammmutter Davids. Im Geschlechtsregister des Herrn Jesus wird ihr Name genannt. Hier bewahrheitet sich das Wort, das im Neuen Testament aufgezeichnet ist. „Und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, und das, was nichts ist, damit er zunichte mache, was etwas ist, damit sich vor ihm kein Fleisch rühme“ (1. Kor. 1,28-29). Gott ruft das an sein Herz, was fern von ihm ist. Den Unweisen nimmt er, um ihn weise zu machen. Das Schwache und Schwächste macht er stark. Das Starke lässt er zuschanden werden. Dafür sei sein herrlicher Name gelobt und gepriesen! Auch Boas hatte sich bei der Wahl seiner Lebensgefährtin von Gott leiten lassen. So durfte auch er das Glück des Geborgenseins genießen. Von Gottes Hand geführt, gingen sie als glückliches Paar durchs Leben. Wohl dem Mädchen, wohl dem jungen Mann – ja, wohl den Menschen, die ihre Hand in die Hand des rettenden Gottes legen, damit er Hände verbindet, damit er die Führung übernimmt, damit er allein Wege bahnt. Nur so vermitteln Schwierigkeiten Reichtümer Gottes. Nur so sind schwere Wege Segenswege! Jetzt erst wurde die alte Naemi eine glückliche Schwiegermutter. Sie hatte zur Führung Gottes „Ja“ gesagt. Sie war im Leid still geworden. Gott hatte sie demütigen müssen. Nun spürte sie etwas von dem Glück des Geborgenseins. Sie spürte etwas von dem Ruhen in Gottes Führung. Naemi konnte den von Gott geschenkten Enkel ans Herz drücken. So lesen wir in Ruth 4,17: „Und ihre Nachbarinnen ga-
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ben ihm einen Namen und sprachen: Der Naemi ist ein Sohn geboren! Und sie gaben ihm den Namen Obed. Der ist der Vater Isais, des Vaters Davids.“ Beim Schreiben dieser Zeilen werde ich an Jesaja 45,2-3 erinnert, wo es heißt: „Ich selbst will vor dir herziehen und das Hügelige eben machen; ich will eherne Türen zerbrechen und eiserne Riegel zerschlagen; und ich will dir verborgene Schätze geben und versteckte Reichtümer, damit du erkennst, dass ich, der HERR, es bin, der dich bei deinem Namen gerufen hat, der Gott Israels.“ Gott war vor Ruth hergezogen. Er allein hatte ihr die Wege gebahnt. Der rettende Gott hatte das Hügelige ihres Weges eben gemacht. Er hatte die ehernen Pforten zerbrochen. Sie mussten sich auftun. So kam Ruth in das Land des alttestamentlichen Gottesvolkes. Gott hatte die eisernen Riegel zerschlagen. Es war für Ruth sehr schmerzhaft gewesen. Nun erlebte sie, wie Gott ihr die verborgenen Schätze und die versteckten Reichtümer gab. Den HERRN, dem sie vertraut hatte, durfte sie jetzt in seiner ganzen Fülle erleben. Er hatte auch sie bei ihrem Namen gerufen. Lieber Leser, denke daran, dass Gottes Hand mächtig genug ist, auch bei dir alles Hügelige eben zu machen. Vielleicht weißt du nicht ein noch aus. Vielleicht siehst du vor lauter Schwierigkeiten die nächste Wegstrecke nicht mehr. Es scheint so, als wäre jede Tür und jedes Tor verriegelt. Denke daran, der Herr Jesus ist in dieser Stunde in der Lage, dir eine weit geöffnete Tür zu geben, dass du nur staunen kannst. Willige nur in seine Führung ein. Gib ihm deine Hand. Gib ihm das Ja für dein weiteres Leben. Bitte ihn flehentlich, dass er doch deine Schwierigkeiten in seine Hand nehmen möchte. Wenn dir seine Reichtümer noch ver-
steckt und verborgen vorkommen, denke daran: Er kann in dieser Stunde, ja, beim Lesen dieser Zeilen jeden Vorhang lüften. Er kann jede Jalousie hochziehen. Er kann jeden Fensterladen zurückschlagen. Er kann sein göttliches Licht in Herz und Gemüt und auch auf die vor dir liegende Wegstrecke fallen lassen. Und er wird es tun, wenn er bei dir das Ziel erreicht hat, das er sich gesteckt hat. Er wird dir zeigen: Auch schwere Wege sind Segenswege! Bitte ihn, er möge dir jetzt die große Gnade schenken, dich das lernen zu lassen, was du lernen sollst. Nur dann, wenn Gott das Ziel erreicht hat, werden Schwierigkeiten wie Nebelschwaden schwinden. Von seiner Hand werden die Wolken auseinander gerissen werden. Er kann in dieser Stunde hohe Berge von Schwierigkeiten in fruchtbare Täler verwandeln. Er kann den Quell seiner Gnade für dich und deine Umgebung neu sprudeln lassen. Denke aber daran: Das Glück des Geborgenseins wird nur der genießen, der willenlos in Gottes Händen ruht: „So spricht der HERR, der Heilige Israels und sein Schöpfer: Wegen der Zukunft befragt mich; meine Kinder und das Werk meiner Hände lasst mir anbefohlen sein!“ (Jes. 45,11). Wenn du das Zukünftige selbst in die Hände nehmen willst – oder in deinen Händen behalten willst, dann wirst du Niederlage auf Niederlage erleben. Kümmernis, Sorge und Angst werden dein Herz erfüllen. Du wirst vor kleinen Hügeln wie vor großen Bergen stehen. Lass deine Zukunft dem Herrn anbefohlen sein. Auch für dich steht geschrieben: „Der Herr hat dir noch mehr zu geben als nur das!“ (2. Chron. 25,9). Auch heute noch sagt der Herr Jesus: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken!“ (Matth. 11,28).
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Den ersten Schritt zum Herzen des Herrn Jesus musst du selbst tun. Dann wirst du sofort seine ausgestreckte Hand schauen. Der Unglaube verdunkelt. Er macht verzagt. Er macht mutlos. Für Niedergedrückte und für solche, die mit einer Last beladen sind, ist der Herr Jesus da. Wer sich selbst mit der Last abquält, wird nicht glücklich. Ja, er wird arm und ärmer und erlebt nicht den inneren Reichtum in Gott. Überfließend sind die Quellen seines Reichtums, ja, es sind Kraftquellen. Diese Kraftquelle Gottes ist für dich da. Stelle im Glauben die Verbindung ganz neu her. Beseitige jede Störung, wenn eine solche vorhanden ist. Das Licht von oben wird ganz neu in deinem Herzen aufleuchten. Du wirst in seiner Kraft Taten tun, die Gott verherrlichen. Die Kraft, die du aus dieser großen Kraftzentrale nimmst, wird auf andere übergehen. Andere werden ermutigt, diesem Heiland auch das Herz zu schenken. Neue und größere Reichtümer werden dir aus der oberen Welt zuströmen. Du wirst erleben: „Du hast sie geleitet bei Tag mit einer Wolkensäule und bei Nacht mit einer Feuersäule, um ihnen den Weg zu erleuchten, auf dem sie ziehen sollten“ (Nehem. 9,12). Gott braucht Wolkensäulen als Wegweiser. Er braucht Feuersäulen zum Schutz. Er hat eigenartige Mittel, um dir den Weg zu erleuchten. Denke daran: Jesus Christus hat ein großes Interesse an deinem Leben. Er will dein Leben gebrauchen, um sich darin und dadurch zu verherrlichen. Achte auf die Wolkensäule! Rechne mit seiner Feuersäule! Blicke nach oben, und du wirst immer wieder Herrlichkeit Gottes erleben, auch in schweren Zeiten, in Schwierigkeiten und Nöten, die du durchlebst. Es gehört zu deinem Leben, damit du brauchbarer für deinen Herrn und Ret-
ter Jesus Christus wirst. Und wenn du bei deiner Selbstbetrachtung auch meinst, bei dir fehle jede Voraussetzung für Segnungen Gottes, so sage ich dir gerade jetzt durch diese Zeilen: Auch schwere Wege sind Segenswege! Fasse neuen Mut! Jesus Christus spricht: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es im Überfluss haben“ (Joh.10,10). Er kennt dein Zittern und Zagen. Er kennt dein Fallen und Aufstehen. Er kennt deine Schwächen. Er kennt aber auch jeden, der ihm das Herz geschenkt hat. Neues Leben will er dir geben. Die Dürre soll verschwinden. Sie soll durch neues Grünen abgelöst werden. Du sollst blühen und für Gott viel Frucht bringen. Und sei gewiss: Er will dir nicht nur so viel geben, dass du gerade genug hast, nein, du sollst Überfluss haben! Der Überfluss Gottes soll dich erfreuen und erquicken. Der Überfluss Gottes soll andere reich machen. Der Überfluss Gottes soll bei dir nicht aufhören. Ja, wirklich, welch ein Glück des Geborgenseins können doch alle die genießen, die sich willenlos in die Hände des Heilandes legen und ihm und seiner Führung vertrauen! Nur eine einzige Person ist imstande, das zu geben. Und diese Person heißt Jesus Christus! Er ist dein Heiland, dein Erlöser. Er ist für dich da. Er wartet auf dich. Wenn deine Schwierigkeiten so groß sind, dass sie dich zu Boden drücken wollen, dann denke an das Wort aus Jakobus 1,12. Dort heißt es: „Glückselig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet – die Prüfung besteht –, denn nachdem er sich bewährt hat, wird er die Krone des Lebens empfangen, welche der Herr denen verheißen hat, die ihn lieben.“ Gott hat ein Recht, immer wieder zu prüfen, was in unserem Herzen ist. Bevor er uns neue Segnungen schenkt,
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prüft er, ob wir dafür aufnahmefähig sind. Gott will, dass Reichtümer, die er uns gibt, auch zu seiner Ehre verwandt werden. Wenn Gott uns prüft, und wir erkennen, dass etwas in unserem Leben ausgemerzt oder gereinigt werden muss, dann wollen wir diese Reinigung vornehmen. Lieber Leser, bleibe in der Prüfung nicht bei der Selbstbetrachtung stehen, rede nicht viel mit Menschen darüber, sondern beuge deine Knie und sage es deinem Heiland und Retter, Jesus Christus! Wenn deine Art dich peinigt. lm Psalm 19,13 heißt es: „Verfehlungen – wer erkennt sie? Sprich mich los von denen, die verborgen sind!“ Irrwege gegangen zu sein ist nicht das Allerschlimmste. Diese Verirrungen jedoch nicht einzusehen ist viel schlimmer vor Gott. Darum sage es Jesus, deinem Heiland und Retter. Er wird dir helfen. Auch von allen verborgenen Sünden reinigt das Blut Jesu Christi, wenn wir ihm nur demütig unseren Zustand sagen. Der Psalmist sagt an einer anderen Stelle: „Prüfe mich, HERR, und erprobe mich; läutere meine Nieren und mein Herz!“ (Psalm 26,2). Der Herr prüft, ob der Kreislauf des Innenlebens in Ordnung ist. Er prüft, ob sich das Durchströmtwerden von ihm bei uns ohne Stockungen vollzieht. Er prüft bis in das Verborgenste und sieht, ob täglich das Sich-Reinigen vor ihm stattfindet. Sage es Jesus, wenn du dich innerlich schwach fühlst. Wenn du meinst, du könntest nicht wieder hochkommen, dann wisse, die Hand des Herrn Jesus ist stark genug, dich aus allem herauszuheben. Auch der Psalmist musste einmal bekennen: „Die Ängste meines Herzens haben sich vermehrt; führe mich heraus aus meinen Nöten! Sieh an mein Elend und mein Leid, und vergib mir alle meine Sünden!“ (Psalm 25,17-18). Jeder kann in sol-
che Herzensängste geraten. Es braucht aber keiner darin zu bleiben. Der Herr Jesus lässt dir durch diese Zeilen sagen: Er will dich wieder herausreißen! Wende dich nur zu ihm! Du wirst erfahren, er ist dir gnädig. Er gesellt sich zu dem Einsamen und Elenden. Er sieht die Mühsal deiner Seele. Er führt jeden, der sich nach ihm sehnt, aus der Drangsal seines Herzens heraus. Und sei gewiss: Der Herr vergibt dir alle deine Sünden! Sage es Jesus, wenn deine Art anderen Schmerzen bereitet. Der Herr allein kann Geschehenes wieder gutmachen. Du darfst zu ihm beten: Lass die Reden meines Mundes und das Sinnen meines Herzens wohlgefällig vor dir sein, Herr, mein Fels und mein Erlöser! Mit der Zunge ist schon manches Übel angerichtet worden. Das Blut des Herrn Jesus hat aber auch schon manchen Schaden gutgemacht. Er will dein Halt sein. Er will dein Erlöser sein. Du darfst mit ihm rechnen. Er lässt dich nicht im Stich. Er entwirrt die schwierigsten Verhältnisse. Sage es Jesus, wenn du zu seiner Führung nicht Ja sagen kannst. Eine Drangsal kann dich niederdrücken. Sie kann dir Freude und Vertrauen rauben. Das UnterDruck-Stehen kann für dich Stunden und Tage anhalten. Solch eine Zeit durchleben zu müssen, ist für deine Seele nicht leicht. Denke jedoch an das Wort aus Psalm 9,10: „Und der HERR wird eine Zuflucht sein dem Unterdrückten, eine Zuflucht in Zeiten der Not.“ Verliere nur den Glauben nicht! Verliere nur den Mut nicht! Sage – wenn auch mit zitternder Stimme – Ja zur Führung Gottes. Präge es dir tief ins Herz ein: Auch schwere Wege sind Segenswege! Sage es Jesus, wenn du nicht mehr danken kannst. Sei gewiss, bald wird er sich dir wieder so zuneigen, dass du sein Wirken verspürst. Er schaut nicht nur auf die
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Himmel, er schaut nicht nur auf die Erde, sondern er schaut auf dich persönlich. Er sieht deine Schwierigkeiten und Nöte. Er kennt dein Zittern und Zagen. Er wird dich, den Geringen, bald aus dem Staube aufrichten, und dich, den Armen, aus dem Schmutz erhöhen (Psalm 113,6-7). Und wenn dein Danken zuerst nur von den Lippen kommt, es wird bald wieder aus deiner Brust emporsteigen. Aus deinem Herzen werden bald wieder Dank und Lobpreis nach oben gesandt werden. Möchte es bei dir bald wieder so sein, wie es in Psalm 113 heißt: „Hallelujah! Lobt, ihr Knechte des HERRN, lobt den Namen des HERRN! Gepriesen sei der Name des HERRN von nun an bis in Ewigkeit! Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobt der Name des HERRN!“ Dankt unserm Gott und bringt ihm Ehre, denn er ist freundlich jederzeit! Frohlockt, dass seine Güte währe von Ewigkeit zu Ewigkeit! Ja, rühmet ihn mit Herz und Munde, er ist allein des Rühmens wert. Ein Lobgesang sei jede Stunde, die seine Güte uns beschert! Wer auf sich und seine Schwächen sieht, der kommt nicht zum Danken. Wer glaubt, dass der Herr ihn falsche Wege führt, wird unglücklich. Wer aber aus der Hand Gottes Schwierigkeiten glaubend – wenn auch zitternd – hinnimmt, dem wird Reichtum Gottes neu geschenkt werden. Glaube es, lieber Bruder, liebe Schwester, wenn du diese Zeilen liest: Auch schwere Wege sind Segenswege! Aus dem vollbrachten, ewig gültigen Werk der Erlösung darfst du neue Kräfte gewinnen, um
wirklich glücklich zu sein. Sage es Jesus, wenn du dich einsam fühlst. Sage mit dem Psalmisten: „Ich will dich von Herzen lieben, o HERR, meine Stärke! Der HERR ist mein Fels, meine Burg und mein Retter; mein Gott ist mein Fels, in dem ich mich berge, mein Schild und das Horn meines Heils, meine sichere Festung“ (Psalm 18,2-3). Der Herr ist deine Burg. In ihm darfst du dich sicher fühlen. Er allein ist dein Retter. Er ist dein Gott, der starke Gott. Mögen die Wellen diesen Felsen Jesus Christus, auf dem du stehst, umspülen: Er wird nie wanken und weichen. Er ist dein Fels, deine Zufluchtsstätte. Er ist dein Schild. Die feurigen Pfeile des Bösen können dich nicht tödlich treffen. Sage es Jesus, wenn dich andere nicht verstehen. Selbst wenn Feinde dich umringen, darfst du das Empfinden der Sicherheit haben. Möchte es in solchen Stunden so sein: „Den HERRN, den Hochgelobten, rief ich an - und ich wurde von meinen Feinden errettet!“ (Psalm 18,4). Lass es dir neu sagen: Menschen können dich nicht retten. Sie können dir nicht helfen. Das kann nur der große Herr und Retter, der sehr zu loben ist. Und er wird dich von deinen Feinden retten. Er wird dir einen offenen Himmel geben. Er wird sich dir kundtun. Du wirst Freude in ihm haben, wenn du nur ihm vertraust. Deine Schwierigkeiten in Herrlichkeit umzugestalten ist für ihn auch in deiner Situation möglich. Sage es Jesus, wenn du dich nach einer innigeren Gemeinschaft mit dem Herrn sehnst. Du wirst bald erfahren: „Du wirst mir den Weg des Lebens zeigen; vor deinem Angesicht sind Freuden in Fülle, liebliches Wesen zu deiner Rechten ewiglich!“ (Psalm 16,11). Er wird dir seinen Weg kundtun. Sein Weg soll dein Weg sein. Er wird dich mit seinen Reichtümern sättigen. Er hat
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eine Fülle, ja, ein überfließendes Maß an Freuden für die Seinen bereit. Tritt näher an das Herz des Vaters! Bewege dich näher zum Herzen des Herrn Jesus! In seiner Gemeinschaft wirst du froh und glücklich werden. Lass dir das Wort aus Phil. 4,6-7 zur Ermutigung dienen, wo es heißt: „Sorgt euch um nichts; sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden. Und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus!“ Die Sorgen auf den Herrn Jesus werfen zu dürfen ist das große Vorrecht der Erlösten. Sie dürfen es betend tun. Sie dürfen es flehentlich tun. Sie dürfen es im Glauben
tun und schon im Voraus dafür Dank sagen, dass der Herr Jesus sie erhören wird. Der Friede Gottes, der wirklich allen Verstand übersteigt, der vom Verstand nicht zu fassen ist, ist der größte Reichtum, den man auf dieser Welt erlangen kann. Dieser Friede Gottes formt dann Herz und Sinn. Er bewahrt und stimmt dankbar, dankbar dem großen Gott gegenüber, dankbar gegenüber Jesus Christus! Drum geh’n wir freudig unsre Pfade und harren aus in jedem Leid. Nie wanket deine Lieb’ und Gnade, nie deines Herzens Freundlichkeit. Drum Dank dir, Vater, ewig Dank! Dich preise unser Lobgesang!
So erlebst du Herrlichkeiten Gottes! Der Zweck unseres Lebens ist: Wir sollen Gott verherrlichen! Wir sollen für ihn da sein, seine Ehre und seinen Ruhm fördern und seine Pläne in die Tat umsetzen. Die Sünde hat den Menschen von diesem Ziel weit entfernt. Die Menschen öffnen sich der Sünde, statt den Wirkungen Gottes. Die Sünde wird in ihrem Leben mächtig, und der Einzelne wird ein Sklave der Sünde. In der Bibel lesen wir von Hiob. Von ihm wird gesagt, dass er unsträflich und untadelig war. Diese Worte hat der Heilige Geist in der Bibel festgelegt. Das ist das Prädikat Gottes über einen Erdenbürger. Hiob war rechtschaffen. Sein Ziel war, sein Leben so zu führen, dass Gott dadurch geehrt und gepriesen und verherrlicht wird.
Hiob fürchtete nicht nur Gott, sondern er mied auch das Böse. Er floh vor der Sünde. Er wich der Sünde aus. Er öffnete sich nicht dem Unreinen. Und immer wieder erschien Hiob in Herzensdemut vor Gott, damit auch in seiner Familie nichts gefunden wurde, was Gott missfallen hätte. In seinem Gebet drückte er es in Hiob 1,5 am Schluss so aus: „Vielleicht könnten meine Kinder gesündigt … haben?“ Welch ein göttlicher Zug im Herzen eines Vaters, der darüber wacht, dass auch seine Kinder in göttlichen Bahnen gehen. Hiob wurde von Satan versucht. Satan hatte die Erde durchstreift. Er hatte auch auf den Knecht Gottes Acht gehabt. Er hatte auf Hiob Acht gehabt. Und Gott hatte Satan die Frage gestellt: „Hast du meinen Knecht Hiob beachtet? Denn seinesgleichen gibt es nicht auf Erden, einen so untadeligen
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und rechtschaffenen Mann, der Gott fürchtet und das Böse meidet!“ (Hiob 1,8). Wahrlich, ein wunderbares Zeugnis, das Gott Hiob ausstellt. Satan erwiderte Gott: „Hast du nicht ihn und sein Haus und alles, was er hat, ringsum eingehegt? Das Werk seiner Hände hast du gesegnet, und seine Herden breiten sich im Land aus. Aber strecke doch einmal deine Hand aus und taste alles an, was er hat; lass sehen, ob er dir dann nicht ins Angesicht absagen wird!“ (Hiob 1,10-11). Hier sehen wir, wie Satan den einzelnen Menschen versucht, um ihn von Gott fernzuhalten. In Hiob 1,12 lesen wir, dass der rettende Gott Satan gestattet, die Hand an Hiob zu legen. Die Bibel sagt: „Da sprach der HERR zum Satan: Siehe, alles, was er hat, soll in deiner Hand sein; nur nach ihm selbst strecke deine Hand nicht aus!“ Dem Hiob wurde das Kleinvieh genommen. Er wurde seiner Herden beraubt. Seine Knechte wurden erschlagen. Sein Haus stürzte ein und begrub die Kinder des Hiob unter sich. In Hiob 1,20-21 lesen wir: „Da stand Hiob auf und zerriss sein Gewand und schor sein Haupt; und er warf sich auf die Erde nieder und betete an. Und er sprach: Nackt bin ich aus dem Leib meiner Mutter gekommen; nackt werde ich wieder dahingehen. Der HERR hat gegeben, der HERR hat genommen; der Name des HERRN sei gelobt!“ Es ist für einen Menschen nicht leicht, wenn er sieht, wie alles, was er im Leben erarbeitet hat, in Trümmer geht, wenn er nichts oder kaum noch etwas besitzt, seine Lieben hergeben muss, und dennoch von Herzen sagen kann: Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen, der Name des Herrn sei gelobt. Dazu gehört ein tiefes Verstehen der schweren Wege, die Gott mit einem Menschen geht.
Lieber Leser, ich glaube, wir hätten diese Gnade nicht gefunden. Wie oft haben wir gegen Gottes Wege gemurrt. Wir haben sie nicht immer verstanden. Wir haben aus- und um uns geschlagen. Wir haben andere belastet und gemeint, sie seien an unserem Verlust schuld. Neid ist in unserem Herzen aufgekommen, und wir haben bei Weitem nicht alles aus der Hand Gottes genommen, und ihm auch nicht immer für die Wege gedankt, die wir nicht verstanden haben. Und wieder wurde Hiob von Satan versucht. Satan sagte: Alles, was der Mensch hat, gibt er um sein Leben. Er sagte weiter zu Gott: Aber strecke einmal die Hand aus und taste sein Gebein und sein Fleisch an, ob er sich nicht offen von dir lossagen wird. Es ist wirklich so, mancher Verlust lässt sich ertragen. Mit manchem wird der Mensch fertig. Wenn Gott aber den Einzelnen antastet und aufs Krankenlager legt und die Krankheit sogar noch zunimmt, dann ist es für Jung und Alt nicht leicht, Gott für seinen eigenartigen Weg zu danken und ihn als richtig anzuerkennen. Hiob bekam böse Geschwüre. Vom Scheitel bis zur Fußsohle hatte er bösartige Beulen. Er nahm einen Scherben, um sich damit zu schaben. Hinzu kam die große Versuchung, als seine Frau zu ihm sprach: Hältst du noch fest an deiner Vollkommenheit? Sage dich los von Gott und stirb. In all diesem aber blieb die große Freude im Herzen Hiobs bestehen, die in Hiob 19,25 zum Ausdruck kommt, als er ausrief: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt!“ Nachdem Hiob hatte schwere Tage an sich vorübergehen lassen müssen, wurde er von Gott neu und überströmend gesegnet. Er hatte es erfahren: Auch schwe-
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re Wege sind Segenswege! Er lebte in der Gemeinschaft mit Gott. Gott gab Hiob mehr als genug. Er war ein Zeuge des rettenden Gottes, der ihn neu und überströmend segnete. Ich kann mir vorstellen, dass die große Einsamkeit, in der Hiob sich befand, ganz besonders bedrückend für ihn war. Das Bewusstsein der Verlassenheit lastete auf ihm. Wer wollte schon mit solch einem unglücklichen Menschen etwas zu tun haben? Alle zogen sich von ihm zurück. Und die, die bei ihm blieben, empfanden nicht mit ihm. Er war wirklich im tiefsten Innern allein. In der Einsamkeit fühlt sich der Mensch aber nicht wohl. Er hat das Gefühl des Verlassenseins. In der Einsamkeit bist du traurig. Du liegst innerlich am Boden. Es ist aber so, dass gerade in Stunden, in denen du die Einsamkeit am stärksten verspürst, der Herr dir sehr nahe ist. Es gefällt dem Herrn, auch dich in einsame Stunden, in einsame Tage zu führen, damit er dir Neues und noch Herrlicheres schenken kann. Wenn der Herr die Möglichkeit sieht, dass du dich mehr für ihn öffnest, damit er dir mehr aus seiner Fülle geben kann, dann führt er dich in die Einsamkeit. Selbst Menschen, die dich beobachten, merken oft gar nicht, dass du in der Einsamkeit lebst. In der Einsamkeit öffnen sich die Quellen Gottes. In Stunden der Einsamkeit wirst du neu durchflutet. In Stunden der Einsamkeit nehmen Segensströme Gottes manches Geröll aus deinem Leben mit hinweg. Du sollst innerlich mehr für die Segnungen von oben geöffnet werden. Der Herr hat noch Größeres mit dir vor. Darum rufe ich dir zu: Fliehe mehr in die Einsamkeit! Andere werden bald merken, dass du reicher wirst. Sie werden dich beneiden. Du wirst
für andere viel mehr zum Segen werden. Wie willst du anderen Menschen dienen, die in der Einsamkeit leben, wenn du nicht selbst immer wieder von Gott durch Stunden der Einsamkeit geführt wirst? Darum bitte ich dich: Klage nicht die Menschen an. Sieh nicht auf die Umstände. Nimm Abschied von deinen bisherigen Vorstellungen. In einsamen Stunden wächst in deinem Herzen ein Neues. Da grünt etwas für Gott. Da wird Frucht geboren. Da erlebst du Herrlichkeit Gottes. Darf ich dich noch einmal fragen: Fühlst du dich einsam? Dann rufe ich dir zu: Der große Gott steht auf deiner Seite. Ob viele oder wenige Menschen an dir vorübergehen, ob dich hier jemand verwundet oder dort jemand verletzt, laut rufe ich dir zu: Du stehst unter Gottes Schutz! Der Herr Jesus liebt dich! Der große Gott ist dein Vater! Durch Jesaja 40,15 ruft Gott dir zu: „Siehe, die Völker sind wie ein Tropfen am Eimer; wie ein Stäubchen in den Waagschalen sind sie geachtet!“ Fasse Mut! Blicke nach oben! Sei gewiss: Auch schwere Wege sind Segenswege! Schaue nicht nach links oder rechts. Denke immer wieder daran: Mutlosigkeit zieht nach unten! Die Bibel ruft dir zu: „Liebt den HERRN, alle seine Frommen! Der HERR bewahrt die Treuen, und er vergilt reichlich dem, der hochmütig handelt. Seid stark, und euer Herz fasse Mut, ihr alle, die ihr auf den HERRN harrt!“ (Psalm 31,24-25). Ja, allen Lesern rufe ich persönlich zu: Fasse Mut! Wende dich in allen Sachen an den Herrn. Er wird deine Sache herrlich hinausführen, dass du ihm am Ende nur danken kannst. Ja, der Herr wird dich rechfertigen! Jesaja 45,24 sagt: „Nur in dem HERRN, wird man von mir sagen, habe ich Gerechtigkeit und Stärke!“ Je tiefer du dich in dem Herrn
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Jesus birgst, umso wohler wird es deiner Seele sein. Auch dann werden noch Wolken über deinem Leben hinziehen. Die Wolken werden sich aber nur in einem sanften, milden Regen über deinem Leben entladen, und es wird ein ganz neuer Frühlingswind durch dein Innenleben ziehen. In der Gemeinschaft mit dem Herrn wird deine Einsamkeit verschwinden. In der Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus fühlst du dich nicht mehr allein. Andere werden immer ärmer werden. Du aber wirst noch froher, noch glücklicher, noch mehr zum Segen. Darum bitte ich dich: Schlage nicht um dich, sondern breite dein Innenleben völlig vor dem Herrn Jesus aus. Lass ihn in die letzten Falten und Fugen deines Lebens hineindringen. Lass ihn, deinen Heiland, mehr in die Tiefen deines Lebens hineingehen. Es wird sich in deinem Leben auswirken. Gerade dich will der Herr für Größeres gebrauchen. Darum führt er dich einsame Wege, darum führt er dich auch teils schwere Wege. Im Licht deines Herrn atmet deine Seele Himmelsluft. In Psalm 31,17 sagt der Psalmist: „Lass dein Angesicht leuchten über deinem Knecht; rette mich durch deine Güte!“ Diese Worte gelten nicht nur den Knechten, sondern auch den Mägden des Herrn. Wenn der Herr dich aus jeder Einsamkeit herausführt, so sind es nur seine Güte und sein Erbarmen. Wenn dir sein Angesicht neu und herrlich leuchtet, dann freue dich und öffne dich ihm. Immer wieder sage ich dir: Der Herr hat noch viel mehr für dich! Seine Segnungen hast du noch lange nicht ausgeschöpft. Seine Quellen leeren sich nie. Du darfst nehmen und wieder nehmen. Du darfst mit der Kraft des Herrn rechnen. Darum rufe ich dir das Wort aus der
Bibel zu: „Harre auf den Herrn! Sei stark, und dein Herz fasse Mut, und harre auf den Herrn!“ (Psalm 27,14). Denn nur allein so erlebst du Herrlichkeit Gottes. Der Mensch zeigt sehr oft durch sein Tun seine ganze Ohnmacht und Erbärmlichkeit. Der Mensch zeigt, dass er es mit eigener Kraft nicht schafft. Gott aber offenbart durch sein Tun seine Herrlichkeit. Doch denke bitte daran: Nur der Herr Jesus vermittelt dir Herrlichkeit Gottes! Der Herr Jesus ist der Fels. Wer im Glauben seine Füße auf ihn – diesen Felsen – stellt, wird nicht wanken noch weichen. Er wird nicht irre werden, wenn manches in seinem Leben anders läuft, als er es sich gedacht hat. Im Wort Gottes steht geschrieben: „Er ist der Fels; vollkommen ist sein Tun; ja, alle seine Wege sind gerecht. Ein Gott der Treue und ohne Falsch, gerecht und aufrichtig ist er“ (5. Mose 32,4). Darum rufe ich dir zu: Zweifle bitte nicht daran, dass der Herr Jesus dich recht führt. Er liebt dich! Er weiß, wie er dich zu führen hat. Er weiß, wann er deine Schwierigkeiten beseitigen kann. Über deinem Leben waltet ein treuer Herr! Ein gerechter Herr! Er ist für dich da! Der Weg zur Herrlichkeit verläuft allerdings oft anders als du denkst. Es geht durch unruhige Stunden. Es geht durch schwere Wege. Aber denke daran: Auch schwere Wege sind Segenswege! Der Herr Jesus nimmt dir oft dieses oder jenes, um dir mehr zu geben. Er räumt aus, um dein Innenleben neu zu reinigen, um intensiver in dir Wohnung zu machen. Er nimmt dir den irdischen Halt, um selbst dein Halt zu werden. Auch die jungen Adler, so lasen wir an anderer Stelle, wollen nicht flügge werden. Sie wollen im Nest bleiben. Sie werden aber von dem alten Adler aus dem Nest
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geworfen. Sie müssen fliegen lernen. Der alte Adler wacht aber über seinen Jungen. Liebes Gotteskind, sei gewiss: Mehr noch wacht der Herr Jesus über deinem Leben! Halte es fest: Du sollst mehr Herrlichkeit Gottes erleben! Du selbst sollst mehr das Offenbarwerden der Macht Gottes erfahren. Der Herr Jesus will den letzten Unglauben aus deinem Leben entfernen. Der Herr will dich mehr erfüllen und durchdringen. Er will in das Verborgenste deines Lebens hineinschauen. Er will dort ein Neues wirken. Nur so wirst du mehr Herrlichkeit Gottes erfahren. Gottes Herrlichkeit schaust du nicht immer sofort. Die Bibel sagt: „Was verborgen ist, das steht bei dem HERRN, unserem Gott; was aber geoffenbart ist, das ist ewiglich für uns und unsere Kinder bestimmt, damit wir alle Worte dieses Gesetzes tun“ (5. Mose 29,28). Gott wirkt oft im Verborgenen, aber er wirkt. Er will auch bei dir im Verborgenen wirken. Aber lass ihn auch wirken. Sträube dich ihm gegenüber nicht länger. Mache dem Herrn Jesus keine Vorwürfe mehr. Sage doch dankbar Ja zu seiner Führung. Nur so erlebst du Herrlichkeit. Nur so wirst du selbst froh und machst andere froh. Nur so werden auch bei dir schwere Wege zu Segenswegen. Wo es nicht so war, bereue es vor dem Herrn Jesus im Gebet. Ja, lieber Bruder, liebe Schwester, öffne dich jetzt weit für die Herrlichkeiten Gottes! Durch Gottes Macht wird Herrlichkeit Gottes geoffenbart. Ziehe nicht selbst in den Kampf gegen deine Feinde. Du wirst nicht mit ihnen fertig. Du wirst nur unglücklich. Du kannst manches kaputtschlagen. Du kannst manches zerreißen. Du wirst aber nicht glücklich dabei. Auf diesem Weg offenbart sich nicht Herrlichkeit Gottes. Die Bibel sagt: „Fürchtet euch
nicht vor ihnen; denn der HERR, euer Gott ist es, der für euch kämpft!“ (5. Mose 3,22). Habe keine Furcht vor deinen Feinden. Habe Ehrfurcht vor dem Herrn und warte auf sein Einschreiten. Lass dir ein demütiges Herz schenken. Aus Herzensdemut wächst Herrlichkeit Gottes. Der Herr Jesus sagt: „Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer aber sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden“ (Lukas 18,14). Liebe Schwester, lieber Bruder, besäßen wir doch alle mehr Herzensdemut, die der Herr gern bei uns sehen möchte. Wir würden dann immer mehr Herrlichkeit Gottes erleben. Du und ich, wir stehen dem Herrn sehr oft im Weg. Wir wollen uns die Gnade schenken lassen, uns mehr vor dem Herrn Jesus zu demütigen und noch tiefer zu beugen. Er richtet den Niedergebeugten auf. Er steht auf der Seite derer, die bedrückt sind. Wir wollen mehr im Wort Gottes lesen. Wir wollen mehr aus dem Wort Gottes schöpfen. Wir wollen durch sein Wort in Gott reicher werden. Durch das Wort Gottes bekommen wir neue Kraft. Im Wort Gottes sehen wir mehr unseren Zustand. Herrlichkeit Gottes erfreut das Herz! Die Bibel sagt: „Du aber wirst fröhlich sein in dem HERRN“ (Jesaja 41,16). Wir werden in dem Herrn froh werden. Wir werden andere zum Herrn Jesus locken. Wir werden andere auf den Herrn Jesus aufmerksam machen. Auch sie sollen Herrlichkeit Gottes erleben. Aus unseren Erfahrungen mit dem großen Gott werden die Menschen etwas davon verspüren, wie aus schweren Wegen Segenswege werden können. Wir wollen solche sein, die auf diese Weise die Allmacht und Gnade Gottes rühmen.
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Durch schwere Wege zur Fülle des Segens Den natürlichen Menschen kann Gott zu wenig Gutem gebrauchen. Darum führt Gott den, den er zu Höherem beruft und aussondert, auf schweren Wegen, um ihn zur ganzen Fülle seines Segens zu bringen. Diese Wege, die Gott mit den Menschen geht, sehen wir auch im Leben Josephs. Gott wusste, dass er ihn einmal zu Größerem, zu etwas Besonderem gebrauchen konnte. Doch musste Gott bei Joseph schon in frühester Jugend mit tiefen Demütigungswegen anfangen. Der Vater hatte Joseph vorgezogen. Er hatte Vorzüge gegenüber seinen Brüdern. Dies zeigte keine guten Auswirkungen. Vater und Mutter sollten sich doch bemühen, ein Kind wie das andere zu halten. Vielleicht durch falsche Erziehung — bewirkt durch falsche Bevorzugung – hatte Joseph eigenartige Vorstellungen, die sich in seinem Traumleben äußerten. Doch Gott hat die Träume in etwa in Erfüllung gehen lassen. Joseph wird von seinen Brüdern beneidet. Und Neid ist die Wurzel manchen Übels. Neid führt zu Groll. Neid führt zu Hass. Neid führt zu Wegen, die Gott nicht gutheißen kann. So wurde Joseph von seinen Brüdern verkauft und kam in ein fernes, fremdes Land. Durch diese Demütigungswege bewirkte Gott, Joseph in ein ungestörtes Abhängigkeitsverhältnis zu ihm zu bringen. Er konnte ihn nun zu Großem erheben. Er konnte ihn zu Höherem bestimmen. Er konnte ihn erleben lassen: Auch schwere Wege sind Segenswege. Er konnte ihn für seine Umgebung und die Seinen zum Segen setzen. Er konnte ihn als Werk-
zeug gebrauchen. Auch als Werkzeug zur Durchhilfe seiner Verwandten und seines Volkes. Wie er von Natur aus war, konnte Gott nichts mit ihm anfangen. Joseph wäre höchstens einer wie viele andere geworden. Joseph wäre vielleicht im eigenen Hochmut untergegangen. Vielleicht hätte Joseph andere abgehalten, zu Gott zu kommen, statt sie zu Gott zu führen. Und noch einmal sage ich: Es ist nicht gut, wenn Vater oder Mutter ein Kind dem anderen vorziehen. „Israel aber hatte Joseph lieber als alle seine Söhne“ (1. Mose 37,3). Die Liebe des Vaters genießen zu dürfen ist für jedes Kind eine Wohltat. Wenn aber ein Kind sieht: Der Vater liebt meinen Bruder oder meine Schwester mehr als mich –, so ruft das Betrübnis hervor. Joseph hatte ein anderes Kleid als seine Brüder. Ihm wurde ein bunter Rock gemacht. Gerade durch das Äußere wurde sein Ehrgeiz geweckt. Vom Vaterhaus her wurde er schon über andere gestellt. Er wusste auch, sich die Gunst des alten Vaters zu erwerben: „Und Joseph brachte vor ihren Vater, was man ihnen Schlimmes nachsagte“ (1. Mose 37,2). Das war kein schöner Zug Josephs. Es war auch kein schöner Zug des Vaters, sein Ohr dafür herzugeben. Vielleicht musste auch der Vater, getrennt vom Sohn, Demütigungswege gehen, um von dieser Art frei zu werden. Gott gefällt es, den hart anzufassen, den er vermehrt für sich gebrauchen will. Er will nicht nur den Menschen im Äußeren umgestalten, nein, er will bei dir, lieber Leser, aus der Tiefe deines natürlichen Lebens heraus, etwas ganz Neues
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schaffen, damit du sein Werk wirst. Du sollst von ihm zu Höherem umgestaltet werden. Der Herr Jesus will dich für die Fülle des Segens zubereiten. Er will nicht, dass du in den Anfängen des neuen Lebens stecken bleibst. Du sollst weiterkommen. Du sollst für Gott reifen, um seine Ehre hell auf den Leuchter zu stellen. Das Ziel Gottes mit dir ist: Du sollst in außergewöhnlichem Maße zu seiner Ehre und Verherrlichung beitragen. Hierbei muss viel abgelegt werden, was dir lieb und teuer ist. Gott holt manches aus deinem natürlichen Leben heraus. Er will dich davon befreien. Er setzt den Pflug in deinem Leben tief an. Er legt Scholle auf Scholle in deinem Herzensboden um. Er packt die nicht guten Auswüchse deines Lebens hart bei der Wurzel. Er will dich für viel Größeres empfänglich machen. Gott benutzt – um im Bild zu reden – den Kultivator, um den Boden neu aufzureißen. Er will ja den Boden deines Herzens urbar machen. Er will dich für den Samen seines Wortes empfänglich machen. Nur so kann sich der Strom des Segens von oben in der ganzen Fülle bei dir auswirken. Er eggt, er hechelt, er wendet und planiert. Du sollst ein Garten Gottes werden. Gerade in dir und durch dich will er Großes tun. Darum zage und zögere nicht. Werde auch nicht mutlos, wenn Gott dich durch tiefe Demütigungen führt. Gott muss diesen Weg mit dir gehen, bevor er dich zu Höherem erwählen und berufen kann. Wenn du dich danach sehnst, völliger von Gott gebraucht zu werden und ihm zu dienen, dann sage täglich neu Ja zur Führung Gottes. Eine Fülle der Segnungen Gottes liegt für dich persönlich bereit. Du kannst diese Fülle der Segnungen Gottes aber nicht mit den natürlichen Händen greifen, sondern Gott muss dich zuberei-
ten. Er muss deinem Leben eine Weihe schenken. Du musst dich ihm ausliefern, ihm hingeben. Verzage nicht, wenn dich Gott durch große Tiefen führt. Denke vielmehr daran: Auch schwere Wege sind Segenswege! Nimm es im Glauben, dass der Heiland Besonderes mit dir vorhat. Er will dich immer wieder gebrauchen. Darum sage Ja zu den Demütigungen Gottes. Je mehr Herzensdemut der Heiland dir schenken kann, desto mehr kann er dich vor Demütigungen bewahren. Demütigungen Gottes in deinem Leben haben nur ein Ziel: Du sollst ihn mehr in seiner Macht und Herrlichkeit erkennen, in seiner Liebe und Zuneigung zu dir. Du sollst den Heiland als den Spender der ganzen Fülle der Segnungen Gottes erleben. Wenn aber eine Gesinnung in deinem Herzen ist, wie sie Joseph im Traum ausgedrückt hat, dann kann Gott dich nicht zu Höherem führen. Er muss diese Gesinnung erst aus deinem Herzen herausnehmen. Der tiefste Grund deines Herzens und deiner Seele muss rein und empfänglich für die Fülle der Segnungen Gottes sein. Der Traum Josephs war so: „Siehe, wir banden Garben auf dem Feld, und siehe, da richtete sich meine Garbe auf und blieb stehen; und siehe, eure Garben stellten sich ringsumher und warfen sich vor meiner Garbe nieder!“ (1. Mose 37,7). Wenn man das menschlich betrachtet, muss man sagen: Hier tritt Hochmut zutage, Ehrgeiz, ein Sich-über-andere-Stellen. Selbst wenn sich dies alles später erfüllte, so offenbarte sich hier doch die natürliche Art und der natürliche Charakterzug eines Josephs. Sein Traum ging ja noch weiter: „Ich habe wieder geträumt, und siehe, die Sonne und der Mond und elf Sterne beugten sich vor mir nieder!“ (1. Mose 37,9). Sein Vater,
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seine Mutter, seine elf Brüder – so kam es hier zum Ausdruck – alle standen unter ihm. Er sah sich als der Große und Erhabene. Und wieder sage ich: Selbst wenn manches in Erfüllung ging, so reizte dies doch seine Brüder sehr, mit Joseph ins Gericht zu gehen. Sie sagten: „Seht, da kommt der Träumer daher“ (1. Mose 7,19). Die Bruderliebe war geschwunden. Das gemeinsame Blut sprach nicht mehr. Man sehnte sich danach, ihn aus dem Blickfeld zu bekommen. Sie wollten ihn nicht mehr sehen. Sie konnten ihn nicht mehr ertragen. Sie wünschten ihn weg, mitsamt seinem bunten Rock. Deshalb musste Joseph diesen Demütigungsweg gehen: „Da zogen sie ihm das Gewand aus, den bunten Leibrock, den er trug“ (1. Mose 37,23). Sie nahmen ihm das, was ihnen zum Anstoß war, was sie nicht mehr sehen konnten. Wenn der Vater auch mitschuldig war, so ging doch Joseph zunächst diesen Demütigungsweg allein: „Sie ergriffen ihn und warfen ihn in die Zisterne“ (1. Mose 37,24). Welch eine Erniedrigung! Joseph, in der tiefen Zisterne! Er, der im Traum höher stand als seine Brüder, er, vor dem sich alle verneigten. Er wusste nicht mehr ein noch aus. Gott hatte es verhütet, dass in der Zisterne Wasser war. Wie sollte es nun werden? Gewiss wurde hier, in dieser schwierigen Situation, Gebet auf Gebet nach oben gesandt. Es war ja, menschlich gedacht, kein Ausweg vorhanden. Menschlich gedacht, musste Joseph hier umkommen. Und doch wachte Gott über sein Leben. Joseph sehnte sich gewiss nach Vater und Mutter, nach Vaterhaus und Wohlstand. Er ahnte nicht, dass hier ein Weg der Einsamkeit, ein Weg der Entsagung, seinen Anfang nahm. Noch eine Stufe tiefer musste Joseph hinab: Seine Brüder
verkauften ihn für 20 Silberlinge den Ismaelitern. Und diese brachten ihn nach Ägypten. Ein schwerer Weg. Ein Weg ins Ungewisse. Ein Weg, der ihn Stunde um Stunde von seinem ersehnten Ziel, bald wieder im Elternhaus zu sein, weiter entfernte. Unter fremden Menschen, als Sklave, zog er gewiss betrübt und traurig seine Straße. Er sah es noch nicht, dass auch dieser Weg Gottes Weg war. Er sah es noch nicht, dass auch schwere Wege Segenswege sind. Auch hier lag Gottes Führung in den Demütigungswegen Josephs. Es trat auch die Unaufrichtigkeit der Brüder Josephs zutage: „Sie aber nahmen Josephs Leibrock und schlachteten einen Ziegenbock, tauchten den Leibrock in das Blut; und sie schickten den bunten Leibrock ihrem Vater und ließen ihm sagen: Das haben wir gefunden; sieh doch, ob es der Leibrock deines Sohnes ist oder nicht! Und er erkannte ihn und sprach: Es ist der Leibrock meines Sohnes! Ein wildes Tier hat ihn gefressen! Joseph ist gewiss zerrissen worden!“ (1. Mose 37,31-33). Wie unwahr waren diese Brüder Josephs. Auch sie mussten Demütigungswege Gottes geführt werden. Sie kamen – wenn auch nach langer Zeit – dahin zu erkennen, dass der Traum Josephs in Erfüllung ging. Der alte Vater, der alte Israel, weigerte sich, sich trösten zu lassen. Mit dem Weh, einen Sohn verloren zu haben, legte er sich abends nieder. Tag und Nacht wurde sein Innerstes gequält. Demütigungswege Gottes durchlebte Israel bis in die tiefsten Tiefen. Den Becher der Demütigung musste er Schluck für Schluck und Tag für Tag leeren, bis er sich endlich damit abfand: Mein Sohn lebt nicht mehr, ein wildes Tier hat ihn zerrissen. Gewiss gebrauchte Gott diese Wege, um auch bei Israel manches aus dem Leben, aus dem tief Verborgenen herauszu-
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nehmen, damit er sich ihm mehr kundtun konnte. Joseph ging seinen Weg: „Potiphar, ein Kämmerer des Pharao, der Oberste der Leibwache, ein Ägypter, hatte ihn aus der Hand der Ismaeliter erworben, die ihn dorthin gebracht hatten“ (1. Mose 39,1). Von seinen Brüdern verkauft, in fremde Hand gegeben, galt es, Vertrauen zu gewinnen. Es galt, jetzt innerlich Abschied zu nehmen von der schönen Vergangenheit, von froher Jugendzeit, von den Tagen, beschützt und beschirmt im Elternhaus. Gewiss hatte sich Joseph damit abgefunden. Für ihn gab es kein Zurück mehr. Hier setzte Gott neu an. Hier ging Gott an die tiefen Wurzeln des Lebens Josephs. Ja, wen Gott für Großes gebrauchen will, den schont er nicht. Er geht mit uns tiefe Wege. Wege, auf denen Seufzer um Seufzer aus der Brust hochkommen, Wege, auf denen Träne um Träne über die Wangen rinnen, Wege, auf denen du vielleicht sagst: Ich halte es nicht mehr aus. Joseph wäre nie von Gott gesegnet worden, wenn er die falsche Erziehung des Vaters verurteilt hätte, wenn er das grausame Handeln seiner Brüder verurteilt hätte, ja, wenn er Menschen daheim und in der Fremde angeklagt hätte. Joseph wurde nur dadurch für eine Fülle der Segnungen Gottes reif, weil er Ja zur Führung Gottes gesagt hatte. Auch du wirst durch dein Um-dich-Schlagen nur ärmer. Aber durch Stillwerden, durch ein Sichdemütig-Beugen unter die Hand Gottes wirst du ein reicher Segensträger. Es gibt Quellen Gottes, die in deinem Leben nur auf diesem Wege zum Sprudeln kommen. Es gibt Lektionen, die du nur auf diesem Demütigungsweg, wie du ihn jetzt gehst, lernen kannst. Es gibt Nachhilfestunden Gottes, in denen er nur ganz in Stille und
Einsamkeit dir zur Reifeprüfung verhilft. Joseph wurde gesegnet. Er erlebte im fremden Land den Segen Gottes: „Und der HERR war mit Joseph, und er war ein Mann, dem alles gelang“ (1. Mose 39,2). Der Verstand sagt: Das ist unmöglich. Fern vom Vaterhaus, Sklave eines Menschen, und dabei ein gesegneter Mann. Und dennoch sehen wir hier, was Segnungen Gottes vermögen. Sei aber gewiss, diese Segnungen Gottes konnte Joseph erst empfangen, nachdem er sich restlos mit den Wegen Gottes einverstanden erklärt hatte. Der Mensch, der gegen Gott und seine Führung rebelliert, wird nie ein gesegneter Mann, eine gesegnete Frau. Unglück und Unzufriedenheit, Murren und Knurren, Anklagen und Um-sichSchlagen bleiben das Teil derer, die Nein zu den eigenartigen, oft schweren Wegen Gottes sagen. Es ist wirklich ein großes Geheimnis – ich will es einmal menschlich ausdrücken –, mitten im Unglück glücklich sein zu können, unter dem Joch harter Menschen froh sein zu dürfen. Es ist das große Vorrecht eines Gotteskindes, vergeben und vergessen zu können. Das hatte Joseph gelernt, auch wenn es nicht wörtlich in seiner Lebensgeschichte aufgezeichnet ist. Lieber Leser, lerne die Lektionen Gottes, vergiss alles und vergib allen – auch denen, die dir großes Leid zugefügt haben. Du meinst, sie hätten deinen ganzen Lebensweg verdorben. Du meinst, sie seien an allem schuld. Du meinst, ein anderer hätte die Weiche falsch gestellt. Ich sage dir aber immer wieder: Sage Ja zu den eigenartigen Wegen Gottes – auch wenn du sie nicht verstehst. Glaube es: Es gibt Segensströme Gottes, die du nur auf diesem Weg, den du jetzt gehst, empfangen kannst. Ob du sie empfängst, ist deine Wahl. Es hängt
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von dir ab. Die Tatsache jedoch bleibt: Gott hat gerade für diese Wege, die er dich führt, eine Segensfülle bereit, die du unmöglich auf einem anderen Weg empfangen kannst. Ja, auch schwere Wege sind Segenswege! So wurde Joseph zum Segen für andere: „Und als sein Gebieter sah, dass der HERR mit ihm war, und dass der HERR in seiner Hand alles gelingen ließ, was er unternahm, da fand Joseph Gnade in seinen Augen und durfte ihn bedienen; und er setzte ihn zum Aufseher über sein Haus und gab alles, was er hatte, in seine Hand“ (1. Mose 39,3-4). Welch eine Wende durch Gottes Führung! Der größte Optimist hätte es nicht für möglich gehalten, dass der Weg Josephs so enden würde. Das hätten seine Brüder nie gedacht, als sie ihn an der Hand eines Sklavenkäufers in ein fremdes Land fortziehen sahen. Ich glaube nicht, dass die Brüder Josephs, die in Behaglichkeit und Wohlstand zu Hause lebten, das Glück Josephs im Herzen trugen, das Glück, das Gott Joseph ins Herz gegeben hatte. So enden Wege Gottes, wenn man sie durch Demütigungen und Entbehrungen hindurch willig geht. Einer, der den Herrn nicht kannte, musste einsehen: Gott war mit Joseph. Alles, was er tat, gelang. Man denkt unwillkürlich an Psalm 1,1-3, wo es am Ende heißt: „Und alles, was er tut, gerät wohl“, nachdem die Voraussetzungen, die auch in dem Psalmwort beschrieben sind, beachtet wurden und werden. Joseph fand Gnade vor seinem Herrn. Sein hoher Vorgesetzter gewann solches Vertrauen zu ihm, dass er alles in die Hände Josephs legte. Der Sklave wird zum Herrscher, der Knecht zum Gebieter, der Arme zum Reichen. Das sind Segenswege Gottes, die er mit den Menschen geht, die sich seinem Segen ganz
aufschließen: „Und von der Zeit an, da er ihn über sein Haus und über alle seine Güter gesetzt hatte, segnete der HERR das Haus des Ägypters um Josephs willen, und der Segen des HERRN war in allem, was er hatte, im Haus und auf dem Feld“ (1. Mose 39,5). Durch den von Gott Gesegneten werden andere gesegnet. Das ist der Weg Gottes. Das sind die Ziele Gottes. Das sind die Ziele Gottes auch mit dir, lieber Leser. Vielleicht siehst du zu viel auf deine Vergangenheit. Vielleicht siehst du zu viel auf deine Gegenwart. Vielleicht wirst du mit Schwerem nicht fertig und Gott wird gehemmt, dich zu segnen. Lass dich in dieser Stunde doch einfach fallen, bedingungslos fallen in Gottes Hand! Hier sehen wir, was Gott in einem Leben tun kann, das sich ihm unterstellt. Geht es nun bei einem solchen Menschen von einem Höhenweg zum anderen, von einer Aufwärtsstufe zur anderen? So wirst du vielleicht fragen. Und wenn du das Leben Josephs weiter betrachtest, dann siehst du erneut, dass Gottes Wege eigenartige Wege sind. Es geht nicht immer bergauf, es geht auch wieder hinab. Es geht nicht nur über Höhen, es geht auch durch Täler. Das musste Joseph immer wieder erleben: Es kam eine Stunde, in der die Frau seines Herrn ihre Augen auf Josef richtete und ihn zu Fall bringen wollte. Josef aber antwortete: „Wie sollte ich nun eine so große Missetat begehen und gegen Gott sündigen?“ (1. Mose 39,9). Wenn du nun die Geschichte Josephs oberflächlich betrachtest, meinst du, er wäre für seine Treue bestraft worden. Joseph aber musste noch eine Stufe tiefer geführt werden. Nur noch eine Stufe tiefer hinab bringt den Menschen dahin, später noch eine Stufe höher hinauf in die Gemeinschaft mit Gott und seinen Seg-
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nungen zu steigen. Joseph, der durch die Zisterne und den Sklavenhandel gegangen war, der es fast zur höchsten Höhe durch die Gnade Gottes gebracht hatte, wanderte nun ins Gefängnis: „Und der Herr Josephs nahm ihn und warf ihn ins Gefängnis“ (1. Mose 39,20). Er litt um seiner Gerechtigkeit willen. Hier ist Joseph das Vorbild im Blick auf den Herrn Jesus: Er, der Reine und Unschuldige, ging den Weg der tiefsten Erniedrigung. Er wurde von seinen Brüdern, vom Volk Israel, verachtet. Er musste diesen Weg gehen, um Segnungen Gottes in der ganzen Fülle über die Menschheit auszugießen. Diese Segnungen Gottes flossen seit Golgatha in Millionen Menschenherzen. Sie fließen auch heute noch unverkürzt. Diese Menschen gingen und gehen als Gesegnete durchs Leben. Viele von ihnen sind schon beim Herrn. Manche wandern noch auf dieser Erde. Joseph verspürte aber die Segnungen Gottes auch im Gefängnis: „Aber der HERR war mit Joseph und verschaffte ihm Gunst und schenkte ihm Gnade vor den Augen des Kerkermeisters. Und der Kerkermeister gab alle Gefangenen, die im Kerker waren, in Josephs Hand; und alles, was es dort zu tun gab, geschah durch ihn. Der Kerkermeister kümmerte sich nicht im Geringsten um irgendetwas, das [ Joseph] in die Hand nahm; denn der HERR war mit ihm, und der HERR ließ alles gelingen, was er tat“ (1. Mose 39,21-23). Gibt es etwas Kostbareres, als von einem Menschen zu sagen: Der Herr war mit ihm! Wenn der Herr mit dir ist, werden bittere Wasser süß. Wenn der Herr mit dir ist, wird Schweres leicht. Die Bürde drückt dann nicht mehr so sehr. Wenn der Herr mit dir ist, kann er dich überall aus Niederungen auf Höhen bringen. Er allein kann überall dein Los so gestalten, dass
es tragbar ist. Wenn der Herr mit dir ist, erfährst du: Auch schwere Wege sind Segenswege! Er kann dich sogar für andere zum Segen setzen, auch wenn du immer wieder tiefe Wege gehen musst. Versuche nicht, lieber Leser, Wege Gottes hier auf Erden bis in die letzten Tiefen begreifen zu wollen. Es ist eine mühevolle Arbeit. Sie ist aussichtslos. Seine Pfade sind eben nicht bekannt. Sein Weg ist in tiefen Wassern. Glaube nur: Einiges wird dir hier unten schon erhellt werden, manchmal jedoch erst nach langer Zeit. Anderes wirst du aber erst droben verstehen. Droben weinst du keine Träne mehr. Droben gibt es kein Leid. Droben kannst du die Segnungen Gottes in der ganzen Fülle annehmen. Hier unten werden diese Segnungen durch deinen Unglauben, durch die Wirkungen der finsteren Mächte und durch die Umstände, auf die du blickst, gehemmt. Droben aber nimmst du die Segnungen Gottes ungefärbt, ungeschmälert, ungetrübt, in der ganzen Fülle entgegen. Darum wird auch die Anbetung im neuen Lied droben erst vollkommen sein. Joseph wurde durch eigenartige Wege Gottes wieder befreit. Er kam wieder zu Ehren: „Du sollst über mein Haus sein, und deinem Befehl soll mein ganzes Volk gehorchen; nur um den Thron will ich höher sein als du!“ (1. Mose 41,40). Hier sieht man deutlich: Nach einer tieferen Leidensstufe folgt – wenn du dich segnen lässt – eine noch viel höhere Segensstufe. Nur einer im ganzen Reich war noch über Joseph, das war Pharao. Joseph kann nun für seine Brüder zum Segen sein. Er kann sie alle wiedersehen. Er kann seinen alten Vater noch einmal schauen. Wie viele Tränen wurden beim Wiedersehen geweint. Wie ergreifend erlebten sie, nachdem alle zu-
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rechtgebracht worden waren, den Segen Gottes in der ganzen Fülle: Joseph und seine Brüder, Joseph und sein Vater. Ja, Gottes Wege sind oft eigenartig. Sie führen aber zu größerer Herrlichkeit. Josephs Brüder werden über ihren Frevel, den sie vor vielen Jahren verübt hatten, zur Buße gebracht. Ihre Ehrlichkeit wurde erprobt. Sein alter Vater kam nach Ägypten, und alle wurden in der Teuerung reichlich versorgt. Joseph hatte wirklich vergeben und vergessen. Er war mit allem Leid und allem Schweren fertig geworden. Nur so konnte er aussprechen: „Ihr gedachtet mir zwar Böses zu tun; aber Gott gedachte es gut zu machen“ (1. Mose 50,20). Er nahm seinen Weg aus Gottes Hand. Von Gott getröstet, konnte er jetzt sogar andere trösten. Er konnte ihnen sagen: Auch schwere Wege sind Segenswege! Deine Umgebung, lieber Leser, merkt deutlich, wenn du den einen oder anderen trösten willst, ob es bei dir aus dem Erleben, tief aus dem Herzen, oder nur aus dem Verstand kommt. Anderen etwas zu predigen, was man selbst nicht erlebt hat, erzeugt keine Aufnahmefähigkeit. Man kann nur mit dem Trost trösten, den man selbst in schweren Stunden empfangen hat. Der Heimgang Josephs war ganz klar: Joseph starb, nachdem er noch den Wunsch geäußert hatte, im Lande seiner Väter begraben zu werden (1. Mose 50,25). Nach allen Höhen und Tiefen, nach allem Genuss und aller Entbehrung, nach aller Freude und Traurigkeit hatte Josef am Ende seines Lebens den Wunsch, dort zu ruhen, wo seine Glaubensväter ruhten. Hier sehen wir ein Leben, das Gott zur Vollendung bringen konnte. Ein Leben, trotz tiefer Wege für Gott gelebt! Ein Le-
ben, in dem es immer wieder sichtbar wurde: Auch schwere Wege sind Segenswege! Möchte über deinem und meinem Leben auch einmal stehen: Ein Leben für Gott gelebt! Wenn du schon in die Reihen der Kinder Gottes getreten bist, dann bitte ich dich herzlich, in schweren Wegen nicht zu ermatten. Weltmenschen achten darauf, wie du dich in schweren Tagen verhalten wirst. Sie beobachten dich, ob dich eine Last so sehr zu Boden drückt, dass du nur noch winselst und jammerst. Ich rufe dir zu: Habe Mut! Der Heiland ist für dich da! Er beobachtet dein Ergehen! Er kommt nie zu spät! Er wird auch in deiner Schwierigkeit eingreifen. Du wirst bald erleben, wie dein Pfad lichter wird. Du wirst verspüren, wie er deinen Weg gangbar macht. Und wenn der Herr Jesus dich durch Tiefen führt, dann wisse wohl, dass auch bald wieder Höhenwege des Glaubens folgen werden. Dein Blick wird sich wieder weiten. Du wirst dann wieder neu für deine Mitmenschen zum Segen werden. Du sollst nur brauchbarer werden, Seelen für den Heiland zu gewinnen. Tue betend diesen Dienst. Tue ihn mutig und tapfer, und lass dich von der Hand des Herrn Jesus an die Menschen heranführen, die du für ihn gewinnen sollst. Dankbar bin ich dir, wenn du dir viele solcher leidgeprüften Menschen von Gott zeigen lässt. So wirst du gewiss für manche Nachbarn, Verwandte, Bekannte und andere Menschen zum Segen werden. Den Herrn Jesus bitte ich herzlich, dich für deine Bemühungen sehr zu segnen. Möchte er doch auch alle deine Lieben in diesen Segen von oben mit einbeziehen.
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Auch schwere Wege sind Segenswege Wenn man den großen Segen, den oft schwere Wege in sich bergen, erfassen will, muss man innerlich still werden. Man muss erkennen, was Gott dem Menschen durch schwere Wege zu sagen hat. Nur so werden aus schweren Wegen Segenswege geboren. Schwierigkeiten wachsen uns über den Kopf. Wir fühlen uns schwach und einsam. Doch Gott kann unsere Schwierigkeiten benutzen, um uns seine Reichtümer zu vermitteln. Jeder, der diese Broschüre liest, darf sich darüber freuen, dass er im Gebet stets Zutritt zu dem Herrn Jesus hat.
Gerade du brauchst Jesus.