LANDSCHAFTSPARK BINNTAL
Der Landschaftspark Binntal
Perimeter Landschaftspark Binntal
LANDSCHAFTSPARK BINNTAL
INHALT Informationen / Tourismusbüro Bahnhof Postauto-Haltestelle Gastronomie Übernachtung Camping Lebensmittelgeschäft mit Parkprodukten
Postauto Matterhorn-Gotthard-Bahn Hauptrouten Wandern Nebenrouten Wandern Gewässer Berghütte
4 5 6 7 8 9 10
Münster / Oberwald >>
BLITZINGEN Reckingen / Gluringen >>
NIEDERWALD
Chummefurgge 2656
Chummehorn 2754
Steinhaus Fürgangen
Mittagshorn 3158
Mühlebach Fiesch RAP
ERNEN
ACH MILIB
Ausserbinn
TEN
NATUR UND LANDSCHAFT Ofenhorn 3235
Eggerhorn 2503
ROT
NE/
RHO
Hohsandhorn 3182
Landschaftspark Binntal (CH) SAC B IN
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Fäld
BINNA
Albrunpass 2409 Albrunhorn 3182
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Niederernen
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GRENGIOLS
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BINN
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BISTER
LENGTAL
Breithorn 2599
Grosses Schinhorn 2939
Saflischpass 2563
Parco Naturale Veglia-Devero (I)
Stockhorn 2585
Heiligkreuz
Geisspfad 2498
FLI
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Bättlihorn 2951
Cervandone 3211
<< Rosswald
BASEL
Hillenhorn 3181
Helsenhorn 3272
LUZERN BERN CHUR
Ritterpass 2764 GENÉVE
Impressum Landschaftspark Binntal, Postfach 20, CH-3996 Binn, Tel. +41 (0)27 971 50 50 info@landschaftspark-binntal.ch, www.landschaftspark-binntal.ch, Juni, 2014
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Klaus Anderegg und Brigitte Wolf Archiv Landschaftspark Binntal CH.H.GRAFIK, Naters s+z:gutzumdruck, Brig-Glis
SION
BRIG
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Das Tal der Mineralien Vielfältige Flora Die einmalige Wildtulpe Das hintere Binntal – Alpweiden und Pässe Lengtal und Saflischtal Die Twingischlucht – der Eingang zum Binntal Rappental – wildes Tal in dauernder Bewegung Auenlandschaft an der jungen Rhone Parco Naturale Alpe Veglia – Alpe Devero
KULTURLANDSCHAFT
ZÜRICH
Chriegalppass 2517
LAUSANNE
Texte: Fotos: Konzept: Druck:
Regionaler Naturpark von nationaler Bedeutung Binn – eine Gemeinde mit fünf Weilern Ernen – ein geschichtsträchtiger Ort Grengiols – ein Bauerndorf mit Tradition Bister – eine Kleinstgemeinde behauptet sich Niederwald – Geburtsort von Cäsar Ritz Blitzingen – das Dorf mitten im Goms
LUGANO
22 Die inneralpine Kulturlandschaft 23 Wohnhäuser und Nutzbauten im Walliser Blockbau 24 Stallscheunen als Ausfütterungsställe 25 Mühlebach und seine spätmittelalterlichen Häuser 26 Wallfahrtskapellen 27 Sehenswerte Kulturgüter
ANGEBOTE FÜR GÄSTE 29 30 31 32 33 34 35
Festival Musikdorf Ernen Museen im Landschaftspark Binntal Authentische Produkte einer Bergregion Ein Wanderparadies Auf zwei Rädern unterwegs Zauberwald und für kleine Gesteinsforscher Winter im Landschaftspark Binntal 3
KULTURLANDSCHAFTEN
REGIONALER NATURPARK VON NATIONALER BEDEUTUNG
BINN – EINE GEMEINDE MIT FÜNF WEILERN
ZE STADLE
Im Landschaftspark Binntal findet man auf Schritt und Tritt traditionelle Kulturlandschaften, die auch heute noch mit viel Aufwand und Liebe gepflegt werden. Erholungssuchende finden eine einzigartige und vielfältige Natur vor. Unzählige Kilometer markierte Wanderwege laden ein, das Gebiet zu Fuss zu erkunden. Im Winter kann man die verschneite Landschaft auf wunderschön angelegten Winterwanderwegen und Schneeschuhtrails oder auf den Tourenskis geniessen. Geniesser kommen im Parkgebiet auch kulinarisch nicht zu kurz: Im Landschaftspark Binntal findet man eine hohe Dichte an ausgezeichneten Restaurants.
2011 erhielt der Landschaftspark Binntal das Label des Bundes und ist seither ein «Regionaler Naturpark von nationaler Bedeutung». Der Park liegt im Oberwallis und umfasst die sechs Gemeinden Binn, Ernen, Grengiols, Bister, Niederwald und Blitzingen.
Das Binntal ist ein typisches Gebiet mit Weilersiedlungen. Bis Ende des 19. Jahrhunderts war der Name Binn einzig als Gemeindebezeichnung gebräuchlich. Heute wird auch der aus den Weilern Schmidigehischere und Wilere bestehende Hauptort als Binn bezeichnet.
In Schmidigehischere sind die Nutzbauten an den Siedlungsrändern konzentriert erstellt. Dem westlichen Rande des Strassendorfes ist das Nutzbautenquartier «Ze Stadle» vorgebaut, bestehend aus Stallscheunen, Stadelbauten und Speichern. Eindrücklich ist vor allem das nach Süden offene Platzgeviert mit einem Stadel in der Mitte.
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Die wichtigsten Ziele des Landschaftsparks Binntal sind, einerseits die Schönheit der Region zu erhalten und andererseits die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern und damit die Abwanderung zu stoppen. Bekannt geworden ist das Binntal vor allem durch seine Mineralien. Bemerkenswert sind aber auch die grosse Vielfalt an Lebensräumen und der Reichtum an seltenen Pflanzen- und Tierarten. Der Landschaftspark Binntal verfügt über eine wertvolle und schützenswerte Kulturlandschaft. Etliche Kapellen und Kirchen, Stadel und Speicher gelten als Kulturgüter von kantonaler und nationaler Bedeutung. Durch den Park führt auch die historische Verkehrsverbindung von Grengiols und Binn über den Albrunpass in den benachbarten «Parco Naturale Veglia-Devero» in Italien.
Der Name Schmidigehischere leitet sich vermutlich von den hier früher stehenden, zur Verarbeitung von Eisen notwendigen gewerblichen Bauten her. Vom kleinen Platz mit der dem heiligen Antonius von Padua geweihten Kapelle (erbaut 1690) führt eine elegante, 1564 datierte Bogenbrücke an das jenseitige Ufer zum Kirchweg, der hoch zum Weiler Wilere mit der Pfarrkirche St. Michael ansteigt. Neben der Pfarrkirche bildet ein mit einer Mauer ummantelter Blockbau einen wichtigen Siedlungsakzent des ausserordentlichen Ortsbildes. Drei Kilometer taleinwärts liegt der Weiler Fäld, ein homogenes Haufendorf am östlichen Rande einer Wiesenflur auf einem jäh zur Binna abfallenden Hangplateau. Die Umgebung ist unverbaut und der Bezug zwischen Landschaft und Siedlung intakt.
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EIN GALGEN FÜR ÜBELTÄTER
ERNEN – EIN GESCHICHTSTRÄCHTIGER ORT
GRENGIOLS – EIN BAUERNDORF DER WEILER HOCKMATTA MIT TRADITION
Ernen war in früheren Jahrhunderten als Hauptort des Goms auch Gerichtssitz. Der Rat und das Gericht tagten im steinernen Zendenrathaus, das zwischen 1750 und 1762 auf dem Dorfplatz von Ernen erbaut worden ist. Ernen war bis in diese Zeit Hochgerichtsstätte mit dem Galgen auf dem Hügel östlich des Dorfes. 1764 wurden hier die letzten drei «Übeltäter» hingerichtet.
Ernen hatte über Jahrhunderte innerhalb des damals politisch wichtigen Zendens des Bezirkes Goms eine politische und religiöse Vormachtstellung. Hier konnte sich ein Ämterpatriziat bilden, das – auf äussere Repräsentation bedacht – Wohnhäuser erstellte, die das Mass des Gewöhnlichen überstiegen. Neben seinen räumlichen Qualitäten mit seinen Plätzen, Gassen und Freiräumen besitzt das Dorf einen hohen architekturhistorischen Wert.
Das Dorf Grengiols liegt in einer Geländerinne einer weitläufigen Hangterrasse links der Rhone. Diese Lage prägt sein eigenartiges Siedlungsbild und teilt den Gebäudebestand in ein Oberes und Unteres Dorf. Das Obere Dorf liegt an der steil zur Kirche ansteigenden Gasse. Dieser Dorfteil wird überhöht von der monumental wirkenden, weit ins Tal hinausragenden, neuromanischen Pfarrkirche, erbaut zwischen 1913 und 1915 nach Plänen von Adolf Gaudy, einem Ostschweizer Architekten. Das Untere Dorf wurde in einer Hangmulde erbaut, an einem in der Falllinie des Hanges angelegten, rechteckigen Platz (neuer Dorfplatz).
Das Dorf steht links der Rhone auf einer hügelartigen Hangterrasse. Am zum Tal abfallenden Rand steht die von weit sichtbare, die Silhouette des Ortes prägende Pfarrkirche. Das innere Ortsbild wird beherrscht vom rechteckigen, mit beachtlichen Häusern umstandenen Dorfplatz. Dieser gehört zu den schönsten Plätzen dörflicher Siedlungen der Schweiz. Im Jahre 1979 erhielt Ernen vom Schweizerischen Heimatschutz den Wakker-Preis als Anerkennung für Bemühungen, das Ortsbild intakt zu erhalten.
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1799 fiel das gesamte Dorf einem Brand zum Opfer. Auf dem Rückzug vor der napoleonischen Armee legten österreichische Truppen in Grengiols Feuer. In elf Jahren bauten die Einwohner das Dorf wieder auf.
Der 1393 erstmals erwähnte Weiler Hockmattta steht an dem einst viel begangenen Weg über Grengiols zum Albrun. Die wenigen Wohn- und Nutzbauten umschliessen einen platzartigen Innenraum, an dessen westlichem Rand die Kapelle der heiligen Familie steht. Der Weiler war ursprünglich ganzjährig bewohnt und zählte 1916 noch 92 Seelen in vierzehn Haushaltungen. Zu Beginn der 1970er-Jahre verliessen die letzten Bewohner die Hockmatta.
Neben Grengiols sind auf der Hangterrasse noch die Weiler Bädel, Zehischere, Bächerehischere und Viertel ganzjährig bewohnt.
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DER ORTSNAME BISTER
BISTER – EINE KLEINSTGEMEINDE BEHAUPTET SICH
NIEDERWALD – GEBURTSORT VON CÄSAR RITZ
HOTELIER DER KÖNIGE
Bister liegt am Weg des bereits in vorchristlichen Jahrhunderten rege begangenen Albrunpasses. In der La-Tène-Zeit (5. bis 4. Jh. v. Chr.) war Bister von bäuerischen Keltenstämmen bewohnt. Nachdem das Wallis im ersten Jahrhundert nach Christus von römischen Legionen in Besitz genommen worden war, trat eine rasche Romanisierung der keltischen Volksstämme ein. Der Name Bister soll sich vom lateinischen Wort «pastura» (= Weide) herleiten.
Das Siedlungsgebiet von Bister, ein mit Kämmen und Mulden, Hecken und Feldgehölzen reich ausgestalteter Wiesenhang, schliesst im Osten beim Bädel nahtlos an die Siedlungsterrasse von Grengiols an. Bister ist eine typische Weiler- und Einzelhofsiedlung.
Niederwald ist mit seinen 4.7 Quadratkilometern die kleinste Gemeinde des Bezirks. Das Gemeindegebiet befindet sich auf den beiden Talhängen und weist die für das Trogtal des Obergoms typische Form eines Streifens auf.
Bister gehört zu den kleinsten Gemeinden der Schweiz. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wohnten rund 120 Personen in der Gemeinde. Es war eine Zeit der Bevölkerungszunahme und andauernder Ernährungskrisen. Und so setzte – wie im übrigen Oberwallis – auch in Bister eine starke Auswanderung nach Übersee ein. Ganze Familien zogen als Kolonisten nach Argentinien oder junge Männer in die USA, um in der Gegend von San Francisco als Melker zu arbeiten.
Das Dorf Niederwald ist «eines der intaktesten Dorfbilder» des Oberwallis. Sein nach Süden exponierter Gebäudebestand wurde rechts der Rhone zeilenartig gestaffelt in eine leichte Hangmulde erbaut. Ausserhalb der geschlossenen Dorfsiedlung befindet sich auf der linken Talseite der kleine Weiler Rottebrigge. Bis um 1800 war der Weiler bewohnt. Heute besteht die Siedlung aus einer dem Pestheiligen Sebastian geweihten Kapelle (17. Jh.) und fünf Ausfütterungsställen.
«Einen Hauch von Welt» verlieh Niederwald der dort aufgewachsene Cäsar Ritz. Der als jüngstes Kind einer 13-köpfigen Bauernfamilie am 2. Februar 1850 geborene Cäsar sollte «zum Hotelier der Könige und zum König der Hoteliers» werden. In ganz Europa führte er Hotelbetriebe der Luxusklasse. Als Toter erst kehrte Cäsar RItz zurück in sein Heimatdorf: Zusammen mit seiner Frau ist er auf dem schlichten Friedhof von Niederwald beerdigt.
Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg brachte eine grosse Veränderung in der Landwirtschaft. Viele junge Leute, denen die Landwirtschaft keine Existenzgrundlage mehr bot, fanden ausserhalb der Gemeinde Arbeit und nahmen in den verkehrsgünstigeren Talgemeinden Wohnsitz.
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Bevölkerungsmässig ist Niederwald eine Kleinstgemeinde. Im Jahre 1850 lebten in Niederwald 123 Personen. Bis zum zweiten Weltkrieg stagnierte die Einwohnerzahl und erreichte dann im Jahre 1941 mit 145 Bewohnern ihren Höhepunkt. Heute leben noch knapp 50 Personen in Niederwald.
Ein Themenpfad zum Leben des berühmtesten Niederwaldners führt von Niederwald nach Blitzingen und Bodmen und zurück nach Niederwald. Sechs Wegtafeln sind je einem Lebensabschnitt von Cäsar Ritz gewidmet.
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NATUR UND LANDSCHAFT
DORFBRAND VON 1932
BLITZINGEN – DAS DORF MITTEN IM GOMS
In der Nacht vom 12. auf den 13. September 1932 wurde das Dorf Blitzingen ein Raub der Flammen: 12 Wohnhäuser und 22 Stallscheunen brannten nieder. Beim Wiederaufbau des Dorfes sollte – im Geiste der damaligen Heimatstilbewegung – nach einheitlichen Plänen «ein währschaftes Gommerdorf» erbaut werden. Bereits 14 Monate nach dem Brand erfolgte am 12. November 1933 die feierliche Übergabe der Häuser an die Bevölkerung..
Das Gemeindegebiet von Blitzingen erstreckt sich über beide Hangflanken des Rhonetals und reicht auf der Südseite bis zum Täschehorn auf 3008 m ü. M. Die Kulturlandschaft, insbesondere jene der südexponierten Hangflanke, zeichnet sich durch eine ausgesprochen hohe Vielfalt an Elementen aus: Trockenmauern, Trockenhecken, Feldgehölze, Baumgruppen, weitläufige traditionelle Holzzäune sowie Erlen- und Weidenbestände entlang von natürlichen Fliessgewässern prägen ein intaktes Landschaftsbild.
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Als einziger Ort im oberen Teil des Goms weist Blitzingen eine weilerartige Siedlungsform auf, wie dies in früheren Jahrhunderten auch für das übrige Goms typisch war. Die Gemeinde besteht aus dem Hauptdorf Blitzingen, den Weilern Bodmen, Ammern, Wiler und Gadmen. Alle Siedlungen bildeten ehemals eigenständige Gemeinden, urkundlich seit dem 14. Jahrhundert nachgewiesen. 1848 schlossen sich die fünf Ortschaften zu einer Gemeinde, zur Gemeinde Blitzingen zusammen.
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LENGENBACH
DAS TAL DER MINERALIEN
VIELFÄLTIGE FLORA
Die Mineraliengrube Lengenbach gehört zu den zehn berühmtesten Mineralienfundstellen der Welt. Im charakteristischen weissen Dolomit des Lengenbachs führte ein spezieller Mineralisierungs-Prozess zur Bildung von höchst ungewöhnlichen und einzigartigen Mineralien. Einige tragen Namen aus der Region, wie Lengenbachit, Binnit, Wallisit oder Cervandonit.
Das Binntal ist in Insiderkreisen bekannt für seine Mineralien. Keine andere Gegend der Alpen ist derart reich an Mineralien. Fast 200 Arten wurden gefunden, mehr als ein Dutzend davon nirgendwo sonst auf der Welt.
Der Landschaftspark Binntal gehört zu den blumenreichsten Gegenden der Schweiz. Auf Alpweiden und Talwiesen, auf Magerrasen und Mooren, auf genutzten und brach liegenden Flächen wächst ein unvergleichlicher Pflanzenreichtum. Grund dafür sind die unterschiedlichen Expositionen, die landwirtschaftlichen Bewirtschaftungsformen und der geologische Untergrund. Der nördliche Teil des Gebiets besteht aus kalkhaltigem Bündnerschiefer. Der südliche Teil dagegen setzt sich aus Gneisen zusammen, dazwischen liegen Dolomitbänder. Da Kalk und Dolomit basisch und Gneis eher sauer reagiert, hat auch das über dem Gestein liegende Erdreich einen jeweils anderen Säuregehalt. Das hat Auswirkungen auf die Flora. Viele Pflanzenarten gedeihen nur auf saurem, andere wiederum nur auf kalkhaltigem Untergrund. Am vielfältigsten sind Mischgesteine, wie zum Beispiel der Bündnerschiefer.
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Für die Bevölkerung des Binntals waren (und sind) die Mineralien auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Das Suchen nach und der Handel mit Bergkristallen brachte einen nicht unbedeutenden Zusatzverdienst zur Selbstversorgungswirtschaft. Den Mineralien verdankt das Tal zu einem guten Teil auch seine touristische Entwicklung. In der Zeit des Frühtourismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren es vor allem englische Touristen, die das Tal und seine Mineralien entdeckten. 1864 wurde der alte Saumpfad durch die Twingi ausgebaut und im Jahre 1883 eröffnete das Hotel Ofenhorn in Schmidigehischere seinen Betrieb. Um 1900 brachte das «Strahlen» im Binntal etwa 20 Familien einen zusätzlichen Verdienst, der laut Überlieferung zum Teil grösser war als die Einnahmen aus dem traditionellen Bauernbetrieb.
LANDWIRTSCHAFT UND PFLANZENVIELFALT Die landwirtschaftliche Nutzung hat einen Einfluss auf die Artenvielfalt. Je weniger die Wiesen gedüngt werden, desto grössser ist die Pflanzenvielfalt. Auch die Weidenutzung beeinflusst das Pflanzenspektrum. Sie kann die Vielfalt fördern oder hemmen. Insbesondere Schafe sind wählerisch. Die von ihnen verschmähten Pflanzen können sich ungehindert ausbreiten, währenddem andere, die vor dem Aussamen abgefressen werden, sich nicht mehr vermehren können.
Neben dem Artenreichtum besticht der Landschaftspark Binntal auch durch viele seltene und attraktive Blütenpflanzen wie Türkenbund, Walliser Levkoje, Hallers Primel oder Alpenakelei.
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TULPEN UND ROGGENANBAU Das Überleben der Grengjer Tulpe ist eng an den traditionellen Anbau von Winterroggen gebunden. Beim Pflügen im Herbst werden die Nebenzwiebeln abgetrennt und im Acker verteilt. Im folgenden Frühling blühen die Grengjer Tulpen zusammen mit anderen «Unkräutern» wie dem seltenen Sommer-Adonis zwischen dem Getreide. Werden die Felder im Frühling statt im Herbst gepflügt oder in Fettwiesen umgewandelt, verschwindet die Tulpe. Ein Themenweg zu Ehren der Grengjer Tulpe führt durchs Dorf Grengiols, durch die Kulturlandschaft und zu den Tulpenäckern auf der «Chalberweid». Mehr Informationen dazu finden sich in einem speziellen Prospekt.
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DIE EINMALIGE WILDTULPENART In der zweiten Maihälfte blüht auf einigen Roggenäckern oberhalb des Dorfes Grengiols eine einmalige Wildtulpenart – «Tulipa grengiolensis» mit wissenschaftlichem Namen. Entdeckt wurde die Tulpe 1945 vom Botaniker Eduard Thommen, der sie als eigenständige Art beschrieb. Bei der Tulpe handelt es sich vermutlich um Nachkommen einer vor Jahrhunderten eingeführten Tulpenart unbekannter Herkunft. Im Volksmund wurde die Grengjer Tulpe auch «Römertulpe» genannt. Mit dem rückläufigen Anbau von Winterroggen wäre die Grengjer Tulpe beinahe ausgestorben. In den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts gab es in den brach liegenden Roggenäckern sowie in den Hausgärten und auf dem Friedhof nur noch wenige Exemplare. Es ist der Verdienst von Pro Natura Wallis und der Tulpenzunft Grengiols, die einmalige Wildtulpe gerettet zu haben. Heute blühen in den alten Roggenäckern wieder über 3000 Tulpen. Im Jahr 1994 hat der Staatsrat des Kantons Wallis die Grengjer Tulpe unter Schutz gestellt.
DAS HINTERE BINNTAL – ALPWEIDEN UND PÄSSE
DER BINNTALVERTRAG
Das hintere Binntal mit seinen Passübergängen Albrun und Geisspfad ist Grenzland zu Italien. Das Gebiet ist geprägt durch die jahrhundertealte Nutzung der Alpweiden und Wälder einerseits sowie durch eine alpine Naturlandschaft mit mäandrierenden Bächen, weiten Flachmooren und Geröllfeldern – umgeben von eindrücklichen Berggipfeln – andererseits.
Das hintere Binntal steht seit 1964 unter Naturschutz. Damals handelte die Gemeinde Binn mit dem Walliser Bund für Naturschutz (heute Pro Natura Wallis) und der Sektion Monte Rosa des Schweizer Alpen-Clubs (SAC) einen Vertrag aus, der 46.5 km2 des Tals unter Schutz stellte (Beschluss der Urversammlung vom 17. September 1964). Das Binntal gehört heute auch zum Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung.
Der hintere Abschnitt des Binntals steigt stufenartig an. Auf der ersten Stufe befinden sich ausgedehnte Alpweiden mit der Alpkäserei im Brunnenbiel. Am sonnenseitigen Hang dehnen sich Sommerweiden zum Teil bis zum «Gand» hoch (Geländekamm zum Feldbachtal). Der schattenseitige Talhang ist steiler und rauer und wird landwirtschaftlich kaum genutzt. Er ist durchzogen von Runsen und Felsabbrüchen. Im hintersten Talabschnitt verengt sich das Tal schluchtartig. Über diesem Geländeeinschnitt liegt auf einer Geländeverflachung auf 2200 m ü. M. das «Oxenfeld», ein ausgedehntes Flachmoor von nationaler Bedeutung.
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K APELLE «MARIA LENGTAL UND SAFLISCHTAL ZUM SCHNEE» Die Kapelle «Maria zum Schnee» steht auf dem Furggerchäller auf 2’430 m ü. M. Der einfache Mauerbau ist damit der am höchsten gelegene Sakralbau des Parks. Erbaut wurde die Kapelle – laut Jahresringanalyse – im Jahr 1662. Nach der Umstellung von der Einzelalpung auf Senntumsalpung diente die Kapelle bis vor wenigen Jahrzehnten den Alpgenossen als Käsekeller. In den Jahren 2008 bis 2013 hat der Landschaftspark Binntal die Kapelle renoviert und saniert.
Am östlichen Ausgang der Twingi mündet das nach Süden gerichtete Lengtal ins Binntal ein. Das Tal war früher zum Teil ganzjährig bewohnt. Das heutige Maiensäss Lengtal (Gemeindegebiet Grengiols) besteht aus einfachen, zwischen 1611 und 1786 erbauten Häusern. Die nördlich des Chriegalpwassers befindliche Streusiedlung mit der Heiligkreuz-Kapelle gehört zum Gemeindegebiet von Binn. Bei den Siedlungen weitet sich das Tal zu einem Kessel, bei dem Chriegalp- und Saflischtal abzweigen. Über einer Geländestufe liegen im Saflischtal die Alpweiden der Gemeinde Grengiols mit fünf Alpstafeln in abgestufter Höhenlage. Der Sickerchäller als tiefster Stafel liegt auf 1930 m ü. M., der Furggerchäller mit der Kapelle «Maria zum Schnee» auf 2430 m ü. M. Das Saflischtal weist einen enormen Reichtum an Pflanzen auf. Besonders eindrücklich sind die hochgelegenen Schutthalden mit ihren farbigen Polsterpflanzen und den Edelweissen, aber auch vernässte Flächen an den Talhängen bieten Kostbarkeiten.
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DIE TWINGISCHLUCHT – DER EINGANG ZUM BINNTAL
BAU DER FAHRSTRASSE
Die Twingischlucht ist eine unberührte Naturlandschaft. Der einzig wahrnehmbare menschliche Einfluss sind Reste des alten Saumpfades und die 1938 fertig gestellte Fahrstrasse. Die tief eingeschnittene Schlucht war bereits in vorgeschichtlicher Zeit ein schwierig passierbarer Abschnitt der Handelsroute von Grengiols nach Binn und über den Albrunpass nach Italien. Erst seit dem Bau des zwei Kilometer langen Strassentunnels im Jahr 1964 ist Binn ganzjährig erreichbar.
Im Oberwallis war die Strassensituation in den 1930er-Jahren prekär. In 44 Berggemeinden fehlte eine direkte Strassenverbindung ins Tal. Auch Binn war eine Gemeinde, die noch nicht mit einer Fahrstrasse erschlossen war. 1926 wurde deren Bau zwar beschlossen, doch wegen politischen Querelen in der Gemeinde Ernen verzögerte sich der Bau um Jahre. Erst 1938 fuhr das erste Postauto durch die Twingi nach Binn.
An den mit Föhren bewachsenen, trockenen Hängen der Twingischlucht wachsen zahlreiche seltene Pflanzen, so zum Beispiel in den Ritzen des Bündnerschiefers die Walliser Levkoje. Auch der Frauenschuh kann in der Twingi gefunden werden. Entlang der Wasserläufe sind Flächen mit Feuchtvegetation eingestreut. Neben geschlossenen Waldpartien öffnen sich immer wieder eindrückliche Sichtfenster in die tiefe Schlucht oder imposante Sichtachsen zu den Schluchtausgängen. Heute wid die alte Strasse durch die Twingischlucht gerne als Wander- und Veloweg genutzt. Jeweils im Sommer findet am Wegrand die beliebte Landart-Ausstellung statt.
In einem aufwendigen Projekt hat der Landschaftspark Binntal in Zusammenarbeit mit den Gemeinden Binn und Ernen die historische Fahrstrasse durch die Twingischlucht restauriert. Am 22. Juni 2013 wurde die sanierte Strasse eingeweiht. 17
DIE SUONE TRUSERA
RAPPENTAL – WILDES TAL IN DAUERNDER BEWEGUNG
AUENLANDSCHAFT AN DER JUNGEN RHONE
DYNAMISCHER LEBENSRAUM
Die Wasserfuhre «Trusera» bezieht ihr Wasser aus dem Milibach im Rappental und bringt es durch den Ernerwald auf die Güter in den Binnachra. Die «Trusera» wird urkundlich bereits im 15. Jahrhundert erwähnt.
Das Rappental ist das zweitlängste Tal im Landschaftspark Binntal. Das zwischen 1800 und 2300 m ü. M. gelegene, karge Hochtal liegt parallel zum Binntal zwischen den schroffen Bergen des Schweifegrats und dem sanften Bergrücken des Ernergalens. Der Talbach, der Milibach, hat sich mäandrierend zum Teil tief in die Talsohle eingefressen. Die Hochlage, die Steilheit der Hänge, die geringe Sonneneinstrahlung sowie die mächtigen Schneemassen lassen im Tal keine Wälder zu. Einzig ein paar verbuschte Flächen sind anzutreffen.
Die Auenlandschaft in den Gemeinden Blitzingen und Niederwald entstand durch die Fliessdynamik der Rhone. Obwohl diese auf beiden Uferseiten durch eine harte Verbauung (Rollierung) begrenzt ist, verfügt sie über ein genügend grosses Flussbett, um sich darin frei zu entwickeln. Zahlreiche Mäander (Seitenarme), flache Ufer, sich ständig verändernde Kiesbänke, Pioniervegetation, Baumwurzeln und Totholz sind typische Elemente einer intakten Flussaue.
Natürliche Flussauen gehören zu den artenreichsten und gleichzeitig bedrohtesten Ökosystemen der Schweiz. Durch die Kraft des fliessenden Wassers werden Auen permanent neu gestaltet, insbesondere bei Hochwasserereignissen. Viele Tier- und Pflanzenarten haben sich auf die Dynamik der ständigen Veränderungsprozesse spezialisiert und in diesem Mosaik verschiedener Lebensräume einen idealen Platz gefunden.
In den letzten Jahrzehnten wurde die Wasserfuhre nicht mehr genutzt und unterhalten. Sie zerfiel zusehends. Doch seit 2006 läuft die «Trusera» wieder. Als eines der ersten grossen Projekte des Landschaftsparks Binntal wurde die Suone instand gestellt.
Vor allem der Nordhang wird immer wieder von tief eingeschnittenen Runsen unterbrochen. Hier bilden Lawinen, Rutsche und Erosionen grosse Geröllfelder, die nur unterbrochen werden von spärlicher Vegetation. Immerhin reicht diese Grünfläche als Sommerweide für Schafe. Das landschaftlich eindrückliche Rappental lädt in Kombination mit der Chäserstatt, dem Ernergalen, der Alpe Frid oder dem Eggerhorn zu ausgedehnten Bergwanderungen ein.
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Besonders charakteristisch und selten sind die Grauerlenwälder. Aufgrund ihres weichen und biegsamen Holzes sind sie, wie kaum ein anderes Gehölz, resistent gegen Hochwasser. Im Sommer weisen die Grauerlenwälder eine artenreiche und dichte Strauch- und Krautschicht auf, die einer Vielzahl von Tieren Wohn-, Brut-, und Nahrungsplatz bietet.
Im Rahmen der dritten Rhonekorrektion soll die Auenlandschaft bei Blitzingen renaturiert werden.
Der attraktive Naherholungsraum kann auf einer leichten Wanderung entlang der Auenlandschaft von Steinhaus nach Blitzingen hautnah erlebt werden.
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KULTURLANDSCHAFT
ZUSAMMENARBEIT DER PÄRKE
PARCO NATURALE ALPE VEGLIA – ALPE DEVERO
Im Mai 2013 unterzeichneten der Landschaftspark Binntal und die Schutzgebietsverwaltung des Ossolatals einen Vertrag für die künftige grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Damit erhielt der informelle Austausch der beiden Pärke beidseits des Albrunpasses eine solide Grundlage. Im Vertrag wird die Vision eines «gemeinsamen grenzüberschreitenden Parks» formuliert. Eine Koordinationsgruppe trifft sich regelmässig und entwirft gemeinsame Aktivitäten und Projekte in den Bereichen Natur und Landschaft, regionale Wirtschaft, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing, kultureller Austausch sowie Bildung und Dokumentation des gemeinsamen natürlichen und kulturellen Erbes.
Rund 20 Kilometer lang über zerschrundene Grate und brüchige Gipfel erstreckt sich die Landesgrenze zwischen dem Ofenhorn zuhinterst im Binntal bis zum Monte Leone im Simplongebiet. Dahinter liegt der älteste Naturpark des Piemonts, der seinen Namen den beiden riesigen Alpgebieten von Veglia (Gemeinden Varzo und Trasquera) und Devero (Gemeinden Baceno und Crodo) verdankt. Seit alters her boten die beiden Talkessel und Hochebenen riesige Weidegebiete für die Sömmerung des Viehs aus den Dörfern. Noch heute stammt der wohl bekannteste Alpkäse Italiens, der «Bettelmatt», aus den Alpen auf der Südseite des Albrunpasses.
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Auf Veglia und Devero entstanden gegen Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Hotels, wenige Jahrzehnte später die beiden Stauseen Lago d’Avino und Lago di Devero. Der Naturpark widmete sich anfänglich ausschliesslich dem Schutz der Naturwerte, der Landschaft und der Siedlungen sowie der Umweltbildung. In den letzten zehn Jahren kamen die Förderung der nachhaltigen Landwirtschaft und des sanften Tourismus als gleichwertige Ziele hinzu. 21
ÖKOLOGISCHE DIE INNERALPINE KULTURLANDWIRTSCHAFT LANDSCHAFT
WOHNHÄUSER UND NUTZBAUTEN WOHNHAUS IM WALLISER BLOCKBAU Der Grundtypus des Wohnhau-
Seit 2001 existiert die Möglichkeit, dass die Bauern für ökologische Ausgleichsflächen eine Abgeltung erhalten. Im Frühjahr 2004 wurde im Landschaftspark Binntal ein Ökovernetzungsprojekt ins Leben gerufen. Aufgrund der positiven Ergebnisse einer Erfolgskontrolle im Jahr 2012 wurde das Projekt weitergeführt und die Verträge für weitere sechs Jahre verlängert. Seit Frühling 2013 sind auch Niederwald und Blitzingen ins Projekt eingebunden.
Der historische Häuserbestand der Gemeinden des Landschaftsparks Binntal ist funktional auf das mehrstufige Betriebssystem mit jahrzeitlicher Wanderung ausgerichtet.
Mit dem Ökovernetzungsprojekt sollen die Kulturlandschaft und die hohe Biodiversität im Landschaftspark Binntal langfristig erhalten und gefördert werden.
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Wichtigster Wirtschaftsfaktor in den Gemeinden des Landschaftsparks Binntal war bis weit ins 20. Jahrhundert die bergbäuerliche Landwirtschaft. Diese aus Viehzucht und Ackerbau bestehende Selbstversorgungswirtschaft war weitgehend auf den eigenen Konsum ausgerichtet. Im Goms konnten aber die Bauern im Herbst den Überschuss an Alpkäse auf den Markt bringen. Auch brachte der Verkauf von Jungvieh an italienische und bernische Viehhändler eine zusätzliche Einnahmequelle. Typisch für das Wallis ist die vertikale Stufung der landwirtschaftlichen Nutzungszonen in Heimgüter, Voralpen (Maiensässe) und Alpweiden. Diese vertikale Stufung hat in der Gestaltung der Naturlandschaft zur Kulturlandschaft ein differenziertes Landnutzungssystem begründet. Neben der aufwendigen baulichen Ausstattung der verschiedenen Nutzungsstufen mit den zur Bewirtschaftung notwendigen Gebäuden bedingte die Steilheit und die Trockenheit des Geländes weitere Ertrag sichernde und steigernde Einrichtungen wie Terrassierungen, Bewässerungsanlagen und ein verästeltes Wegnetz.
Die wirtschaftliche Nutzung der verschiedenen Höhenstufen und die damit verbundenen Wanderungen von Mensch und Tier sowie die erschwerten Transportverhältnisse in steilem Gelände bedingten, dass jede Familie auf jeder Höhenstufe sich den zur Bestellung und Nutzung der Güter notwendigen Baubestand errichten musste. Dieser als inneralpiner Streuhof bezeichnete Hoftypus besteht aus Einzweckbauten, aus Wohnhaus, Stallscheune, Stadel und Speicher sowie aus Voralpenhaus und Alphütte. Wohnhäuser und Nutzbauten sind aus gestrickten (gwätteten) Kantholzbalken gefügt. Der Walliser Blockbau ist ein typisches Wandhaus mit hochrechteckigen Wänden und einem flachen Satteldach. Einzig auf den Alpweiden über der Waldgrenze sind die primitiven, einräumigen Alphütten meistens aus Bruchsteinmauerwerk erbaut.
ses bestand aus einem Wohngeschoss mit Stube und Küche und einem niederen Kammergeschoss. Im 17. Jh. erfuhr der Wohnstock eine Erweiterung mit Stube und Kammer im Vorderhaus sowie Küche und Nebenkammer im Hinterhaus. Bedingt durch das im Wallis übliche Stockwerkeigentum wurde das Haus um ein Stockwerk erhöht.
SPEICHER Der Speicher diente als Vorratskammer und Aufbewahrungsort für Kleider und Wertsachen. In seiner einfachsten Form besteht er aus einem einräumigen Kantholzblock, der auf einem Sockel steht. Die Technik des Blockbaus erlaubt eine Wiederholung des einräumigen Raumschemas zu zweiraumbreiten und zweigeschossigen Mehrfachspeichern. 23
STALLSCHEUNE Die Stallscheune ist der häufigste Ökonomiebau. Er setzt sich aus dem niederen Stallgeschoss und dem aufgesetzten Heuspeicher zusammen. Das Stallgeschoss ist durch einen Eingang an der vorderen Giebelwand zugänglich. Beidseits des Stalleingangs ansteigende Aussentreppen erschliessen den Heuspeicher.
STADEL Der Stadel ist das Gebäude des Getreidebaus. Dem gestelzten Oberbau kommt eine Doppelfunktion als Garbenspeicher und Dreschplatz zu. Im Innern befindet sich ein gangartiges Tenn. Hier wurde mit einem Flegel das Korn aus den Ähren geschlagen. In den Seitenachsen links und rechts liegen die Garbenspeicher, die mit einer Konstruktion aus Bindbalken, Ständern und Latten in Gefache unterteilt werden. 24
STALLSCHEUNEN ALS AUSFÜTTERUNGSSTÄLLE
MÜHLEBACH UND SEINE SPÄTMITTELALTERLICHEN HÄUSER
DER NAME MÜHLEBACH
Die Lage des jeweiligen Kulturlandes bestimmt den Standort der Gebäude. In der Zone der Heimgüter stehen das Wohnhaus und der Speicher, zum Teil auch Stallscheune und Stadel in geschlossenen Siedlungen (Haufendorf-Typus).
Mühlebach besitzt den ältesten Dorfkern der Schweiz in Holzbauweise. Die Siedlung liegt am alten Gommerweg südlich am Fusse des Hügels mit der Kapelle der Heiligen Familie. Gemäss Jahresringanalysen stehen hier auf kleinstem Raum zwölf Gebäude, die in der Zeit zwischen 1389 und 1497 errichtet worden sind, darunter das um 1435 erbaute Geburtshaus von Kardinal Matthäus Schiner (um 1465-1522), der als Bischof von Sitten mit seinen Söldnertruppen die europäische Politik mitbestimmt hat. In dieser Zeit erlebte Mühlebach eine eigentliche Hochblüte und stellte verschiedentlich den Landeshauptmann des Wallis.
Johannes Stumpf erwähnt im Jahre 1548 in seiner Chronik die «millinen» von Mühlebach. Am westlichen Rande der Siedlung war längs des Milibaches mit den Mühlen, der Säge und Walke sowie der «Salzribi» ein kleines «Industriequartier» entstanden. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde laut «Walliser Boten» vom 7. Dezember 1901 die alte Hammerschmiede neu eröffnet. Den Mühlen verdanken Dorf und Bach den Namen.
Die Stallscheunen sind teilweise aber auch als Ausfütterungsställe verstreut auf den Mähwiesen erbaut. Um den mühsamen Heutransport zurück ins Dorf zu umgehen, brachte man das Vieh zum Heu. Im Winter war der Umzug des Viehs von Stall zu Stall (im Goms «Firefare» genannt) oder die Besorgung des Viehs wegen der Lawinen oft gefährlich. So berichtet zum Beispiel der «Walliser Bote» vom 13. Januar 1912 von Binn: «Am Dreikönigstag abends hat es hier in einer für den Kundigen zu befürchtenden Weise angefangen zu schneien, so dass sich die Viehverpfleger, deren Vieh weiter vom Hause entfernt ist, stark verproviantiert und sonst mit dem Nötigsten versehen, noch am selben Abend in ihre Ställe begaben, um von ihren Herden nicht abgeschlossen zu werden.»
Nach dieser Zeit nahm aber die politische Bedeutung Mühlebachs ab. Und im 19. Jahrhundert geriet Mühlebach – wie Ernen und Steinhaus – durch den Bau der Furkastrasse um 1860 auf der gegenüberliegenden Talseite ins verkehrstechnische Abseits. Im «Geographischen Lexikon» der Schweiz von 1908 wird Mühlebach denn auch als «abgelegener und ärmlicher Ort» bezeichnet.
22 der alten Häuser sind mit einer kleinen Tafel gekennzeichnet. Ein Prospekt, in dem die Häuser in Bild und Text vorgestellt werden, ist in einem Briefkasten beim Dorfeingang zu finden.
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SEHENSWERTE KULTURGÜTER Landschafts- und siedlungsprägende Elemente wie Landwirtschaft und Passverkehr, die touristische und verkehrstechnische Erschliessung, die Religion und die politische Vormachtstellung Ernens haben im Gebiet des Landschaftsparks Binntal beachtliche, national und kantonal eingestufte Kulturgüter hinterlassen.
STILLE ORTE DER EINKEHR In den sechs Gemeinden des Landschaftsparks Binntal gibt es nicht weniger als 23 Kapellen. Sie sind Begleiter am Wegrand, Helfer bei bäuerlichen Wetternöten, Krankheiten und Ungemach, aber auch Orte der Einkehr und Zeugen lokaler Kustgeschichte, Kunstfertigkeit, barocker Lebensfreude und Schönheit. Auf einer Wanderung oder in den Ferien lohnt sich ein Besuch und ein Innehalten in einer der hübschen Kapellen des Parks. Im Prospekt «Kapellen – Schmuck und Schutz» werden die meisten Kapellen des Landschaftsparks Binntal in Wort und Bild vorgestellt.
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WALLFAHRTSK APELLEN In der Wallfahrtskapelle Maria-Hilf im Ernerwald (erbaut um 1700) setzt – wie bei vielen barocken Wallfahrtsstätten – ein «wunderbares» Wirken Gottes den Beginn der Verehrung. Laut der Sage wollte ein Mann oberhalb von Ernen im Kalberboden eine Kapelle bauen. Jeden Morgen fand er aber das Werkzeug weiter oben im Wald bei einem Bethäuschen. Im Traum sah er an dieser Stelle eine wunderschöne Kapelle und er nahm das als Zeichen, hier die Kapelle zu bauen. Die Kapelle des Heiligen Kreuzes im Lengtal (erbaut um 1675) gehört zu den am meisten besuchten Wallfahrtsorten des Goms. Früher kamen Wallfahrer aus dem ganzen Oberwallis «öfters in zehn- bis zwanzigstündigen Wegen» zum Gnadenorte. Mit dem kreuzförmigen Grundriss hat man dem Patrozinium des heiligen Kreuzes architektonisch Ausdruck verliehen. Unter den Votivgaben hing bis zu seiner Entwendung im Jahre 1918 ein Halseisen, das gemäss der Sage von einem wundersam aus türkischer Gefangenschaft befreiten Soldaten stammen soll. Als Dank für die Rettung hängte er die Fesseln in der Kapelle auf.
Schmiedigehischere mit steinerner Bogenbrücke von 1564 und der Kapelle des heiligen Antonius von Padua von 1690. Im Hintergrund das Hotel Ofenhorn (1883 eröffnet).
Tellenhaus am Dorfplatz von Ernen. Das Haus wurde 1576 als Gasthaus und Suste erbaut. An der Frontseite befinden sich die ältesten Tellfresken der Schweiz.
Schärtmoosbrücke am «Heerweg» von Grengiols nach Binn. Erbaut wurde die Brücke Mitte des 16. Jahrhunderts vom im Wallis tätigen Prismeller Baumeister Ulrich Rufiner.
Pfarrkirche von Grengiols. Die über einer Mauerterrasse am oberen Dorfrand errichtete Kirche wurde von 1913 bis 1915 nach Plänen von Adolf Gaudy aus Rorschach errichtet.
Galgen von Ernen. Errichtet wurde der Galgen zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Erhalten geblieben sind die im Dreieck angeordneten Säulen.
Der Weiler Rottebrigge in Niederwald. Die grossen Pestepidemien des 16. und 17. Jahrhunderts sind einer der Gründe für die allmähliche Aufgabe des Weilers als Dauersiedlung.
Rathaus des Zenden Goms in Ernen, 1750 bis 1762 erbaut, mit Ratsstube, Archiv sowie Folterkammer und Gefängnis im Keller.
Doppelspeicher in Mühlebach. Der Blockbau wurde im Jahre 1381 erbaut. Das Giebelfeld mit Firstständer (Heidenkreuz) kragt um eine Balkenbreite vor. 27
ANGEBOTE FÜR GÄSTE
FESTIVAL MUSIKDORF ERNEN Seit über 40 Jahren verwandelt sich Ernen jeden Sommer in ein Musikdorf, in dem Konzerte von Weltklasseniveau aufgeführt werden. Vater des «Festivals der Zukunft» war der weltbekannte ungarische Pianist György Sebök. Heute dauert das Sommerfestival sechs Wochen und beinhaltet unter anderem Klavier-, Kammer-, Barock-, Jazz- und Orchesterkonzerte sowie eine Biographie-Werkstatt und ein Schreibseminar mit der berühmten Schriftstellerin Donna Leon. Die Konzerte finden in der prächtigen Barockkirche St. Georg oder im Tellenhaus statt. Das Festival Musikdorf Ernen geniesst einen ausgezeichneten Ruf, sowohl beim Publikum als auch bei den Medienschaffenden. In Anerkennung seiner Qualität und Wirkung wurde das Festival von der Schweizer Berghilfe und der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete mit dem «Prix Montagne 2013» ausgezeichnet.
BINNER KULTURABENDE Jeweils über Weihnacht und Neujahr verwandelt sich der Gemeindesaal von Binn in ein Kleintheater. Einzelne Anlässe finden auch in der St. Michaelskirche und im Saal des Hotels Ofenhorn statt. Jeden Tag stehen zwei Anlässe auf dem Programm: um 17.00 Uhr der Kulturapéro um 21.00 Uhr der Kulturabend. Tagsüber geniessen die Gäste den Winter im Park. Die Binner Kulturabende werden vom Verein «Binn Kultur» in Zusammenarbeit mit dem Landschaftspark Binntal organisiert. Das detaillierte Programm finden Sie jeweils auf www.binnkultur.ch.
Ein Extrabus von Postauto bringt die Konzertbesucher von Oberwald via Fiesch zu den Konzerten nach Ernen und danach wieder zurück. Auch nach Binn fährt nach den Konzerten ein Extrabus. Tickets und Infos: Tel. +41 27 971 10 00, www.musikdorf.ch. 28
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MUSEEN IM LANDSCHAFTSPARK BINNTAL REGIONALMUSEUM BINN Das Untergeschoss des Museums umfasst eine Mineralienausstellung, während sich das 1. Geschoss kulturgeschichtlichen Objekten aus Landwirtschaft, Handwerk und Tourismus widmet. Ein besonderes Augenmerk verdient die archäologische Sammlung im Obergeschoss. Im Binntal sind über 100 urgeschichtliche Gräber mit zum Teil wertvollen Beigaben gefunden worden. Für ein Seitental sind diese archäologischen Funde einmalig (Mineralien, Volkskunde und Archäologie).
MUSEUM IM ZENDENRATHAUS IN ERNEN Das Zendenrathaus war das Gerichtsgebäude des Goms. Im Kellergeschoss befanden sich zwei niedrige, dunkle Gefängniszellen. Das darüber liegende Erdgeschoss war die Folterkammer und im ersten Geschoss urteilte das Gericht über die Angeklagten. Im obersten Stockwerk ist ein reicher Bestand von Urkunden ausgestellt, darunter ein Originalbrief von Kardinal Matthäus Schiner aus dem Jahre 1517 (Besichtigung bei Dorfführungen).
JOST-SIGRISTEN-MUSEUM IN ERNEN
MINERALIENMUSEUM IN FÄLD
Das Jost-Sigristen-Haus in Ernen war das Wohnhaus von Jakob Valentin Sigristen (1733–1808), des letzten Landeshauptmanns der alten Republik Wallis vor der Besetzung durch die napoleonischen Truppen. Die Ausstellung zeigt seine Wohnung, ein «nobler Haushalt» mit Amtsstube sowie Esszimmer und daran anschliessend die Küche mit einem gemauerten Herd, dies im Gegensatz zu den damals sonst üblichen offenen Feuerstellen.
Im Sommer 2012 wurde das neue Mineralienmuseum von André Gorsatt eröffnet. Der Walliser Strahler hat sich mehr als 50 Jahre lang mit Leidenschaft dem Sammeln von Mineralien im Binntal gewidmet und dabei eine einzigartige Sammlung einheimischer Mineralien zusammengetragen. Sie war 16 Jahre lang in einem Ausstellungsraum in seinem Wohnhaus zu besichtigen. Neu findet man das Museum neben dem Mineralienladen in Fäld.
KIRCHENMUSEUM IN ERNEN FREILICHTMUSEUM AMMERN IN BLITZINGEN Die Sammlung des Kirchenmuseums Ernen ist von ausserordentlicher Qualität. Der Sammlungsbestand reicht vom 14. bis zum 20. Jahrhundert. Neben dem Kirchenschatz mit Reliquiaren, Monstranzen und Kelchen (darunter der «Schiner-Kelch» aus dem frühen 15. Jahrhundert, umfasst er einen reichen Bestand von Textilien aus Genua und Mailand: Paramente und Messgewänder oder die Schiner-Kasel, eine genuesische Arbeit des 15. Jahrhunderts. Das Kirchenmuseum kann bei Dorfführungen besichtigt werden. 30
Der Weiler Ammern wurde nach 1970 von der heutigen Besitzerfamilie aufgekauft und zu einer Art Freilichtmuseum ausgebaut. Sie liess in der Umgebung abgebrochene Wirtschaftsbauten zusätzlich am platzartigen Innenraum aufstellen. Mit Wohnhaus, Heuspeicher, Stadel und Speicher besitzt die Siedlung die Gebäudetypen des inneralpinen Streuhofs. Ergänzt wird das Ensemble durch eine Getreidemühle und eine Alpsennerei (Besuch auf Voranmeldung).
AUTHENTISCHE PRODUKTE EINER BERGREGION
CHOLERA AUS DEM GOMS
Seit jeher werden im Landschaftspark Binntal Rohstoffe wie Milch und Holz gewonnen und zu hochwertigen Produkten verarbeitet. Die Herstellung des Alpkäses beispielsweise basiert auf jahrhundertealtem Wissen und wird noch heute traditionell mit viel Geduld und handwerklichem Geschick über dem offenen Feuer hergestellt und anschliessend während Monaten von Hand gepflegt.
Die Cholera ist ein traditionelles Gericht aus dem Goms, eine Art Teigpastete, bestehend aus Kartoffeln, Äpfeln (Canada-Reinette), Lauch und/oder Zwiebeln und fettem Bergkäse (Typ Raclette). In einer mit geriebenem Teig ausgelegten Springform werden die fein gescheibelten, gekochten Kartoffeln, das angedünstete Gemüse, die dünnen Äpfelscheiben und der Käse (nicht zu sparsam) schichtweise eingefüllt, gepfeffert und gesalzen, mit einem Teigdeckel versehen und bei mittlerer Hitze gebacken.
Mehrere authentische und in alter Tradition hergestellte Produkte wurden vom Landschaftspark Binntal ausgezeichnet. Das Herkunftslabel «Landschaftspark Binntal» und das Produktelabel der Schweizer Pärke beweisen die enge Verbundenheit der Produzenten zum Parkgebiet, die Beherrschung ihres Handwerks und zeichnet diese für ihr nachhaltiges Engagement zur Erhaltung und Aufwertung der einmaligen Naturund Kulturlandschaft aus. Die Produkte wie Käse, Würste, Gewürze und Kräuter, Teemischungen, Back- und Süsswaren, Schnitzereiprodukte oder auch Geschenkgutscheine können im eShop des Landschaftsparks Binntal gekauft werden: shop.landschaftspark-binntal.ch
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RÖMERWEG ODER EIN WANDERPARADIES VIA ALBRUN Der Saumpfad über den Albrunpass (italienisch Botta d’Arbola), der den Landschaftspark Binntal und den Parco Naturale VegliaDevero miteinander verbindet, zählt zu den bedeutendsten Wegen des Landschaftsparks. Auf dem Gemeindegebiet von Grengiols ist der Weg zwischen dem als naturnaher Flurweg ausgebaut. Kernstück ist die historische Strasse durch die Twingischlucht. Im hinteren Binntal folgt der Weg zum Teil der ehemaligen, auf gallo-römische Zeit zurückgehenden Streckenführung. Höchster Punkt bildet mit 2409 m der Albrunpass. Ein Prospekt beschreibt die dreitägige Wanderung von Grengiols oder Ernen nach Binn bis auf die Alpe Devero.
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Der Landschaftspark Binntal verfügt über ein sehr attraktives Wanderwegnetz, das eine vielfältige Kultur- und Naturlandschaft erschliesst. Die Talwege verbinden Weiler und Dörfer miteinander, die Bergwege führen auf die Voralpen, Alpen und Pässe. Historisch geht das heutige Wanderwegnetz weitgehend auf das traditionelle Landnutzungssystem zurück. Der Unterhalt von über 200 km Wanderwegen ist für die Gemeinden Aufgabe und Verpflichtung. Neben leicht zu begehenden Wegen gibt es im Park auch anspruchsvolle Bergwege, die nur von erfahrenen Berggängern mit entsprechender Ausrüstung begangen werden sollten. Am besten, Sie unternehmen diese mit einem Bergführer oder Wanderleiter, der Sie sicher durch den Park führt. Im Sommer erschliesst der Bus alpin den Weiler Fäld mit dem öffentlichen Verkehr. Zweimal am Morgen fährt er noch weiter bis zur Alpe Brunnebiel im hinteren Binntal (Reservation erforderlich). Der «Breithornbus» bringt die Gäste jeweils am Donnerstag und am Sonntag von Binn, Ernen oder Grengiols zur Alpe Furgge am Fusse des Breithorns (am Donnerstag mit Älplerapéro).
AUF ZWEI RÄDERN UNTERWEGS Durch den Landschaftspark Binntal führt die nationale Veloroute Nr. 1, die «Rhoneroute», die von Blitzingen über Niederwald, Ernen, Ausserbinn und Grengiols nach Bister führt. Diese Veloroute erschliesst eine spannende Gegend mit Auenlandschaften und Trockenwiesen, mit historischen Siedlungen und mit vielen Relikten ehemaliger bergbäuerlicher Landnutzung. Von der Nationalen Veloroute lohnt sich ein Abstecher durch die Twingischlucht nach Binn. Für Biker mit genügend Kondition empfehlen sich auch die Biketouren von Ernen auf die Alpe Frid (700 Höhenmeter), von Ernen nach Mühlebach und bis Chäserstatt (530 Höhenmeter), von Fäld über den Chiestafel, den Eggerbode und zurück nach Fäld (650 Höhenmeter), von Binn auf die Äbnimatt, nach Ausserbinn und Ernen (700 Höhenmeter).
BIKER UND WANDERER Im Landschaftspark Binntal mit seinen attraktiven Wegen kommen sich hin und wieder Wanderer und Biker in die Quere. Vor allem die auch für ältere Leute leicht zu begehenden, zum Teil engen Wanderwege verlocken manchen Biker, diese auch als Veloweg zu benutzen. Toleranz und gegenseitiges Verständnis, Anpassung der Geschwindigkeit sowie Anhalten und Absteigen helfen dieses Problem lösen
Der «Klassiker» führt von Grengiols über die Hockmatta, durch die Twingischlucht, ins Lengtal und Saflischtal, über die Alpe Furgge und zurück nach Grengiols (1500 Höhenmeter).
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SPIELPLÄTZE FÜR KINDER In Ernen finden Sie gleich hinter dem Dorfplatz einen weiteren abenteuerlichen Spielplatz. Eichhörnchen Brüna gefällt es auch da sehr gut, und es ist oft zu Besuch bei seinen Freunden Frosch und Schnecke. Spielplätze befinden sich auch beim Hotel Ofenhorn in Binn, im Weiler Bodmen bei Blitzingen, beim Hotel Alpenblick in Ernen, beim Gasthaus Jägerheim in Ausserbinn und in der Feriensiedlung Aragon.
ZAUBERWALD AUF DEM WASEN Wissen Sie, was ein Telefonohr ist? Oder wo Gogwärgji Schorsch unterwegs ist? Wer Brüna, Adular oder Géraldine sind? Nahe der Postautohaltestelle Wasen-Zauberwald gibt es einen tollen Abenteuerweg mit rund 20 Stationen zum Spielen (für Kinder von 3 bis 10 Jahren), einen Grillplatz, mehrere Feuerstellen und einen Brunnen. Der Erlebnisweg basiert auf der Geschichte des Eichhörnchens Brüna. Buch und CD: www.zauberwaldernen.ch.
FÜR DEN KLEINEN GESTEINSFORSCHER Um den Kindern diese Welt der Gesteine und Mineralien näher zu bringen, hat der Landschaftspark Binntal einen Prospekt gestaltet. Passend dazu wird der Gesteinsforscher-Rucksack verkauft. Darin finden sich Hammer und Meissel, eine Lupe und ein Notizbuch sowie zwölf Gesteine aus dem Binntal. Den Rucksack kann man für CHF 49.– im Büro des Landschaftsparks Binntal erwerben.
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WINTER IM LANDSCHAFTSPARK BINNTAL
AKTIVITÄTEN IM WINTER
Der Landschaftspark Binntal hat im Winter seinen besonderen Reiz. In der Landschaft, in den Dörfern und Weilern – eingehüllt in eine zusammenhängende Schneedecke – ist es stiller geworden. Die kurzen Tage und die flüchtige Sonne verurteilen den Weiler Fäld und das Dorf Grengiols während Wochen zu einem «Schattendasein». Wegen der winterlichen Stille im Binntal hat der Filmregisseur Claude Goretta den Weiler Fäld 1987 als Kulisse für seine Ramuz-Verfilmung «Si le soleil ne revenait pas» gewählt.
Niederwald und Blitzingen sind Ausgangspunkte für rund 100 Kilometer Langlaufloipen. In Ernen finden Sie eine rund sechs Kilometer lange Langlaufloipe (klassische Technik). In Grengiols können Sie – wenn es die Temperaturen zulassen – auf einer Natureisbahn Schlittschuh laufen. Gut präparierte Winterwanderwege und Schlittelpisten sowie markierte Schneeschuhtrails laden ein, die verschneiten Wälder und Winterlandschaften zu Fuss zu erkunden. Das Binntal gilt auch als Geheimtipp für viele leichte und anspruchsvollere Skitouren. Auch geführte Touren werden angeboten.
Die Weihnachtszeit bringt Licht und eine intimere Atmosphäre in die Dörfer. In einigen Dörfern hat sich im Advent der Brauch herausgebildet, dass die Schulkinder an den vier Adventssonntagen beleuchtete «Adventsfenster» gestalten. Neben den Schulkindern beteiligen sich nun auch die Familien an diesem Brauch. Heute wird an jedem Tag in der Adventszeit ein Fenster eröffnet. In Absprache wird das Datum festgelegt und das Fenster mit einem kleinen Umtrunk eingeweiht.
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Herzlich willkommen! In der Geschäftsstelle des Landschaftsparks Binntal und in den Tourismusbüros des Parks erhalten Sie weitere Auskünfte zu aktuellen Angeboten, Unterkünften, Restaurants, Wanderwegen usw. Wir sind gerne für Sie da!
Landschaftspark Binntal Postfach 20, CH-3996 Binn Telefon +41 (0)27 971 50 50 info@landschaftspark-binntal.ch www. landschaftspark-binntal.ch
Tourismusbüro Ernen CH-3995 Ernen Telefon +41 (0)27 971 50 55 tourismus@ernen.ch www.ernen.ch
Binntal Tourismus CH-3996 Binn Telefon +41 (0)27 971 45 47 tourismus@binn.ch www.binn.ch
Grengiols Tourismus c/o Konsumgenossenschaft Dorf 16, CH-3993 Grengiols Telefon +41 (0) 27 927 11 20 ferien@grengiols.ch www.grengiols.ch
Gästecenter Obergoms (für Blitzingen und Niederwald) Telefon +41 (0)27 974 68 68 tourismus@obergoms.ch www.obergoms.ch 36