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Neue Tanzstücke im Juni

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Wiesbaden: Doppelabend »Extension«

Zwei zeitgenössische Tanzpositionen vereint das Hessische Staatsballett beim Doppelabend »Extension« mit dem Tänzer und Choreografen Marc Brew und dem Choreografen Martin Harriague. Bekanntschaft mit Brew konnte man in Frankfurt bereits beim Tanzfestival Rhein-Main 2021 im Künstlerhaus Mousonturm machen, wo der sich seit einem Unfall 1996 im Rollstuhl bewegende, weltweit agierende Australier sich dem Publikum mit Kurzstücken vorstellte. In »exisTence« fragt der Tänzer und Choreograf danach, wie die Elemente Sonne, Wasser und Wind uns erhalten, aber auch Zerstörung anrichten können und welchen Teil der Mensch dazu beiträgt. Parallel wird Brew verschiedene Workshops für tanzbegeisterte Nicht-Profis mit und ohne Behinderung in der Region leiten und so den Grundstein für eine mixed-abled Tanzgruppe legen. Die Virtuosität des menschlichen Körpers zu erweitern, gilt auch als Ziel der Arbeiten des 36-jährigen Franzosen Harriague, der die Musik zu seinen Choreografien selbst komponiert. Er verstehe seine Arbeiten als Nachrichten von Hoffnung, Liebe, Toleranz und Respekt, mit denen er gesellschaftliche Konstruktionen hinterfragt und die Aussichten auf eine bessere Welt einfordert, heißt es in einer Ankündigung über ihn. Geprägt von seiner tänzerischen Heimat in Israel bei der Kibbutz Contemporary Dance Company, ist Harriague derzeit Residenzkünstler beim Malandain Ballet Biarritz. Seine Arbeit »Of Prophets and Puppets« verhandelt die Wirkungsweisen von Manipulation und Politik am (satirischen) Beispiel einer imaginierten Talkshow mit Greta Thunberg und Donald Trump. Beide Künstler sind erstmals in Wiesbaden zu Gast

Termine: 11., 15., 16., 24. Juni, jeweils 19.30 Uhr; 25. Juni, 19 Uhr; Einführung 19 Uhr www.staatstheater-wiesbaden.de

DresdenFrankfurtDance im F-Lab: »Traces« und »With These Hands«

Die Eröffnung des »Frankfurt LAB-Festivals for Performing Arts« am 30. Juni wird die Dresden Frankfurt Dance Company mit der Frankfurt-Premiere ihrer Produktion »With These Hands« mit Musik und Klängen des Ensemble Modern sowie des norwegischen Live-Elektronik-Musikers Jan Bang bestreiten. Zuvor aber, als Warm-Up, zu diesem Event bietet das Ensemble vom 25. bis zum 27. Juni »Traces« an, bei dem die fünf Ensemblemitglieder Felix Berning, Kevin Beyer, Anne Jung, Michael Ostenrath und Sam YoungWright auf Spurensuche gehen und bisherige tänzerische Einflüsse, die gegenwärtige choreografische Forschung unter Jacopo Godani und ihre eigenen choreografischen Handschriften zu verbinden suchen. Die daraus entstehende Performance-Installation gleicht einem Palimpsest – Ideen werden eingebracht, durch andere ergänzt und wieder durch neue überschrieben. Die bleibenden Spuren aus Vergangenheit und Gegenwart mischen sich mit den Ideen der jungen Choreograf*innen zu einem vibrierenden, experimentellen Stück. Bei »With these hands« bestimmt Improvisation das Gesamtkonzept: In jeder der beiden Aufführungen entsteht ein neuer Dialog zwischen Musik und Tanz. Die Mitglieder der beiden Ensembles spielen sich Impulse zu, entwickeln Geräusche und Bewegungen, die vom norwegischen Jazzmusiker und Live-Elektronik-Musiker Jan Bang aufgenommen, verarbeitet, verändert und wieder in das Geschehen eingebracht werden. So entsteht ein sich langsam verändernder Strom aus Bewegung und Musik, in dem Klang und Tanz untrennbar verwoben sind. Für diese Produktion verwandelt Jacopo Godani die DFDCTänzer*innen mit Hilfe von überdimensionalen Kopfskulpturen zu epischen Titanen und mythologischen, fremden Wesen und schafft so eine Welt in ihrer ganz eigenen Ästhetik.

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Termine »Traces«: 25., 26., 27. Juni, 20 Uhr Termine »With These Hands«: 30. Juni, 19 Uhr; 1. Juli, 21.30 Uhr www.dresdenfrankfurtdancecompany.com www.frankfurt-lab.com

Mousonturm: Jeremy Wades »glory« bedingungslos nackt

Es ist die vierte Bearbeitung seines Stücks »Glory« (und deshalb auch neu), für das der in Berlin lebende Tänzer und Choreograf Jeremy Wade 2006 einen »Bessie« erhielt, eine der höchsten Auszeichnungen im Freien Tanz, die jährlich in New York vergeben wird. Zu erwarten steht laut Mousonturm »ein bedingungsloses, nacktes Duett, in dem Wade und der Tänzer Sindri Runudde die Brutalität durchleben, die Normen auf den Körper ausüben. Zu den mitreißenden Elektrosounds von Lou Drago ringen zwei Körper mit Agonie und Ekstase und entwickeln einen Tanz der Nicht-Zugehörigkeit, in dem die Gegenpole von Scham, Reue, Erniedrigung, Rausch, schließlich Unterwerfung und Hingabe umgeformt und durchbrochen werden.« Klingt mehr nach »wow!« als nach »puh«.

Termine: 25. Juni, 20 Uhr; 26. Juni, 18 Uhr www.mousonturm.de

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