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Fotografie Forum Frankfurt: »Verliebt«
in die Gesellschaft entwickelt. »Methodisches Wegsehen« bei rechtem Terror ist bei staatlichen Institutionen immer wieder festzustellen wie beispielsweise die Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegen den Vater des Täters, der mit einer rechtsextremen rassistischen Einstellung sehr wohl seinen Sohn beeinflusst hat. Es läuft als Subtext quasi mit. Hier haben die Opfer selbst zur Aufklärung und Vermittlungsarbeit eingeladen. Im zweiten Stock sind die Vorgänge zu Oury Jalloh in zwei Stationen zusammen gefasst. Zum einen wurden die Zelle und ein Teil des Korridors im Gefängnis von Dessau nachgebaut, in einem gesonderten Raum ist das Video der »Initiative in Gedenken an Oury Jalloh« zu sehen, der selbst organisierte Versuch einer Aufklärung über den Tathergang, über die vergeblichen Versuche, extreme Unklarheiten und Widersprüche bei den polizeilichen Vernehmungen zu untersuchen. Gebührender Platz ist abschließend Forensic Architecture gewidmet, die ihre Arbeitsprojekte und ihre Methodik in Videos und Texttafeln präsentieren. Es zerreißt einem das Herz. Was es natürlich nicht tun sollte, bei aller wissenschaftlichen Akribie, die Forensic Architecture hat walten lassen. Bei all der nüchternen Präsentation, bei den Schautafeln, Wohnungsplanskizzen, bei der Rekonstruktion des Helikopterfluges, der minutiösen Aufarbeitung der Schallverhältnisse, beim Nachvollzug des Eintreffens des SEK, bei der Platzierung der SEK-Wagen um das Täterwohnhaus in der Hanauer Helmholtzstrasse. Man verliert die Fassung, wie hier mit feinster Akkuratesse alle Fehler, alle Unterlassungen, alle Vertuschungen der Polizei, der Ermittler, aufgelistet werden. Bis heute ist kein einziges Wort der Entschuldigung für die Versäumnisse, Ungenauigkeiten und Unterlassungen gefallen, vielleicht kommt das ja noch. Nach DIESER Ausstellung. Am besten gehen alle hin.
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Susanne Asal
bis zum 11. September: Di.–So., 11–19 Uhr; Do., 11–21 Uhr www.fkv.de
Verliebt
»In Reference to a sunny Place« Elina Brotherus im Fotografie Forum
Es geht gar nicht anders, in Elina Brotherus muss man sich verlieben. Wie sie da steht, ein bisschen schmächtig, ein bisschen knöchern, ein bisschen schelmisch und sehr klug, in ihrem himmelblau/sonnengelben Outfit, am einhundertsten Tag des Vernichtungskrieges gegen die Ukraine, da möchte man sie sofort umarmen. Selbstverständlich ist der Krieg ein Thema bei ihr: Sie hat sich in der von Alvar Aalto gestalteten Paimio Klinik fotografieren lassen, auf der blaugelben Treppe, sie ist selbst ganz in Blaugelb gekleidet, um dem berühmtesten aller finnischen Architekten und seiner Treppen-Architektur zu huldigen, und diese Fotografie widmet sie nun in einer unlimitierten Auflage Hilfsprojekten in der Ukraine. Das Fotografie Forum Frankfurt präsentiert jetzt mit 60 Fotografien und elf Videos unter dem Titel »In Reference to a sunny Place« eine umfassende Werkschau der finnischen Künstlerin, die erste in Deutschland – und man ist auf der Stelle bereit, mit ihr in ihr Leben zu springen, denn das ist das, was sie ausstellt. Ihre Doppelrolle als Modell und Künstlerin gleich zu Beginn. Die Fotos zeigen sie als Fotografin mit der Kamera und als sie selbst, in einer Rolle, in keiner Rolle? Auf alle Fälle ganz bloß, ganz nackt, was überhaupt nicht aufdringlich wirkt, ist sie doch ihr ureigenstes Material. Sehr spielerisch und auch kühl zeigt sie das, und doch führt es zu einer tiefernsten Auseinandersetzung mit ihrem künstlerischen Ich und mit ihren Brüchen in ihrem Leben. Sie bestellt die Betrachter*innen zur Zeugenschaft, das Private wird politisch, Feminismus ist das Gebot der Stunde, aber Übermut und Ironie sind stets nicht weit, bei aller Distanz, die aus ihren Fotografien spricht. Kuratorin Celina Lunsford beschreibt sie als Double Identity, als Profiteurin des Moments als auch als konzeptuell Schöpfende, in Partituren Denkende. Reflexion auch im bildlich-übertragenen Sinn ist ein wichtiges Thema bei ihr – das drückt sie auch in ihren Naturbildern aus, den »Wanderungen«, in denen sie sich auf das berühmte Motiv von Caspar David Friedrich bezieht, und in der dem Schriftsteller W.G. Sebald gewidmeten Sebaldiana-Serie auf Korsika. Wasser, Seen, das Meer wirken dort als Spiegel. Sebald hat sie zum ihrem Cicerone für ihre Landschaftsaufnahmen aus Korsika bestellt, seinen Spuren – dem Verschwundenen – folgt sie. Parallel dazu drapiert sie ein kleines Herbarium zufällig gefundener Unkrautblätter in Cyanotypie. Die Abkehr von Überkommenem, der Sprung in neue Identitäten kehrt als Thema ihrer Selbstreflexion verlässlich auf, z.B. ihre Beschäftigung mit Fluxus und ihren mit dem Selbstauslöser festgehaltenen One Minute Sculptures. Sie sind voller lebenssprühender Ironien.
Susanne Asal bis 18. September: Di.–So., 11–18 Uhr, www.fffrankfurt.org
Eine Stadt macht Frankfurt und der NS 9. Dezember 2021 —— 11. September 2022 mit mit Römerberg, Fotografi e von Leonhard Kleemann, © HMF „ Tag der nationalen Arbeit“ am 1. Mai 1933, Kundgebung auf dem Frankfurter