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Caricatura Museum: »Statements«
© Ayla Erden
Aus erster hand
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Freie Kunstakademie Frankfurt (FKaF): Ferienkurse
Sie kommen mitten aus dem Kunstbetrieb, sind mit ihren Werken auf Ausstellungen und in Galerien präsent und vermitteln ihr Wissen und ihre Fertigkeiten nun an der FKaF. Wie die Abendkurse, so zeichnen sich auch die Ferienkurse der aus der vor mehr als zehn Jahren aus der früheren Städelschule hervorgegangenen Kunstakademie dadurch aus, dass man es dabei mit waschechten Profis der jeweiligen Genres zu tun hat. Künstler und Künstlerinnen aller Kunstsparten liefern. Gleich fünf von diesen bietet der fünftägige Kurs »Take Five« (Mo., 26.– Fr., 29. Juli, jeweils von 10–13 Uhr) auf, der jugendlichen Kunstinteressierten die Chance gibt, ihre eigenen Vorlieben auszutesten und dabei Erfahrungen und Wissen aus erster Hand zu sammeln – im Zeichnen (Gero Stoll), Malen (Anika Benkhardt), Kunstgeschichte (Claudia Spezzano), Fotografie (Linnan Zhang) und Bildhauerei (Levent Kunt). Im zweiten, ganz der Holzbildhauerei gewidmeten Kurs »Magisches Holz« zeigt Niklas Klotz, was man aus einem Stück Lindenholz oder anderen (auch mitgebrachten) hölzernen Fundstücken machen kann. Mit guten Werkzeugen und unter Anleitung des Künstlers können Jugendliche eine Woche lang ihr eignes Kunstwerk aus unterschiedlichen Hölzern entwickeln. Der Kurs findet von Mo., 29. August bis Fr., 2. September jeweils von 10 bis 13 Uhr in den Räumen des FKaFAteliers 1813 in der Kommunikationsfabrik Schmidtstraße 12 statt. »Take Five« wird an mehreren Orten stattfinden. Wie man sich anmeldet (atelier1813@fkaf.de) und was es kostet (90 Euro) erläutert die Homepage ebenso wie weitere Möglichkeiten für Jugendliche, das dann täglich von 15–18 Uhr geöffnete Atelier 1813 in den Sommerferien zu nutzen.
Über Schwimmer und Nichtschwimmer
Caricatura Museum zeigt die Klaus Stuttmann-Werkschau »Statements«
Gehen zwei lebensmüde, deprimierte Karikaturisten spazieren und sinnen über die beste Art, sich umzubringen. Soll man vor den Zug oder vom Hochhaus springen, fragt sich der eine. Weiß der andere einen besseren Rat: Er zeichne »was zu Mohammed«. So steht es in der Sprechblase der mit KS signierten Zeichnung. Schon das »was« liest sich großartig – ein »mit« statt »zu« wäre genialisch gewesen. Nun hat KS, der Karikaturist Klaus Stuttmann – 1949 in Frankfurt geboren, in Stuttgarter erzogen, seit 50 Jahren in Berlin lebend, seit 30 Jahren Karikaturist – meistens aber nicht allzu viel Zeit, für seinen tagespolitischen Bilderservice. Die Texte, lässt uns der gelernte Kunsthistoriker und autodidaktische Grafiker wissen, machten ihm jedenfalls mehr Arbeit als der Rest. Und dann sowas! Rund 300 chronologisch gereihte »Statements« umfasst Stuttmanns erste Werkschau nun im Caricatura Museum, ein Rundgang durch gut 30 Jahren erlebte Zeitgeschichte. Den Anfang setzt – berufslaufbahnisch bedingt – die sogenannte Wiedervereinigung mit einem großformatigen Karl Marx, der sich unter einem Schirm gegen einen Bananensturmregen schützt. Naja, beworfen wurden mit Bananen und aus anderen Gründen freilich schon damals andere. Ins »Strandgut« gekommen, wäre Stuttmann mit diesem Entwurf damals wohl nicht. Dafür mit vielen anderen, die vertraute Themen mit überraschenden Perspektiven grell ins Licht setzen. Wie die schwesterliche Diskussion über die frauliche Gleichstellung unter verhüllten Muslimas beim Anblick einer beilschwingenden Scharfrichterin; wie die sich über mangelnde Schwimmkenntnisse gekenterter Bootsflüchtlinge mokierenden Kreuzfahrt-Touris, oder wie der Mann, der sich angesichts des drastisch gestiegenen Meerspiegels damit in Sicherheit wiegt, schwimmen zu können. Gerade noch Platz in die Ausstellung fand der Ukraine-Krieg. Der Einmarsch Russlands am Tag der Weiberfastnacht unter Führung des mit bloßer Brust, Peng. Krach und »Helau, da bin ich!« auf einem Panzer platzierten Staatschefs wird zu Putins Antwort auf das närrische »Woll‘n wir ihn reinlassen?«. Ein beeindruckendes Selbstporträt zeigt Stuttmann als zweifelnd Verzweifelten. Die düstere Radierung von 1990 zeigt das riesige Gesicht des Künstlers mit panisch hervorquellenden Augen und einer fliegengleich am oberen Bildrand auf seinen Schädel zusteuernden Winzrakete. Lassen wir es aus gegebenem Anlass mit einem Spaziergang zweier Menschen in einem dichten Wald aus hochragenden Raketen enden, den KS im Jahre 2016 mit dem Satz versieht: »Und du bist sicher, dass es die Umweltpolitik ist, mit der sich die Menschheit auslöscht?«.
Lorenz Gatt Bis 3. Oktober: Mi.–So., 11–18 Uhr www.caricatura-museum.de