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Sommersprossen

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Die Scham

Die Scham

Bis zum Betteln um den letzten Kuss

Gallus Theater: e9n zeigt Helen Körtes »Sommersprossen«

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Tränen, die lachen, und Münder, die weinen, aus dem silbernen Becher der Poesie! Helen Körte serviert ihre neue Produktion mit dem Ensemble 9. November in einer Bildersprache, die keine Zweifel lässt, dass hier dem trist-gefährdeten Leben unserer Tage die künstlerische Stirn geboten wird. Und dieses Mal nicht mit der genialisch inszenierten Interpretation einer literarischen Vorlage, sondern mit einer eigenen Arbeit Helen Körtes: aus eigenen Gedanken, eigenen Anund Einsichten der Künstlerin – ausgedrückt in Worten, Bewegung und Musik: »Sommersprossen – oder die Verwunderung des Menschseins«. Alles muss raus, könnte man meinen, führt man sich die lyrische Ankündigung ihrer aus vier unterschiedlichen Episoden bestehenden Arbeit zu Gemüte. »Als der Mond schon längst verschwunden war« heißt die erste, »Hören und Sehen und was sonst noch« die nächste. Und so geht es weiter bis zum »Betteln um den letzten Kuss« verbunden mit dem Wunsch, es möge sich in unsere Haut einnisten, was da an Tragik und an Humoreskem im Tempo einer Schlittschuhläuferin geschildert werde. Mit dabei sind – von Margarete Berghoff kostümiert – spielend und tanzend Katrin Schyns, Venera Dik, Elena Thimmel, Myriam Tancredi, Eric Lenke und Richard Köhler, musizierend Katrin Brecht (Violine) und der verantwortliche Komponist Uwe Kremp (Piano, Gitarre) sowie singend Bernadette Schäfer (Mezzo-Sopran), alles beleuchtet von Johannes Schmidt auf der von e9n-Co-Gründer Wilfried Fiebig präparierten Bühne.

Termine: 24., 25., 26., 27. September 2020, jeweils 20 Uhr www.gallustheater.de www.e9n.de gt

VORGEFÜHRT

>> Grüneburgpark-Festival verlängert:

Sechs zusätzliche Termine darf die

Dramatische Bühne noch unter freiem Himmel anbieten. Gezeigt werden die Blockbuster »Shakespeare in

Love« (31.8., 1.9. um 20.15 Uhr), »Ein

Sommernachtstraum« ( 2., 3., 9.9. um 20.15 Uhr) und »Das Parfum« (4., 5.9. um 20.45 Uhr) www.diedramatischebuehne.de

>> Auf YouTube statt im Gallus-Theater: Wilfried Fiebigs bühnenverhindertes »Der andere Carneval der Tiere« gibt es als eigenständiges Gesamtkunstwerk jetzt jederzeit für alle abrufbar. Eine Gruppe von Kunstschaffenden um das Ensemble 9. November präsentiert ein Kaleidoskop der Künste, in dem Schauspiel, Objektkunst, Musik, Gedicht und Sprache mit dem Medium Film zusammenkommen. Zum Link geht es über www.e9n.de .

>> Die Seuche produktiv nutzen: Wie ihr Namensgeber während der damaligen Pest, so nimmt auch

Shakespeare Frankfurt die erzwungene Bühnenpause zum Anlass für neue Ideen. Mit einer Serie von

Film-Vignetten unter Regie von

PJ Escobar zu »Was ihr wollt« und

© Johanna Kanzler

Alles dreht sich

Megalomania Theater zeigt Brechts »Leben des Galilei«

Man könnte das Spannungsverhältnis zwischen Gesellschaft und Wissenschaft derzeit als ein besonders akutes betrachten. Ist es aber nicht, wie Bertolt Brechts Theaterstück »Leben des Galilei« zeigt, das auch heute noch keiner erklärenden Updates bedarf, um seine Wirkung zu entfalten. Es geht in dem nun vom Megalomania Theater angekündigten Schauspiel um den historischen Widerruf des Gelehrten im Jahre 1633 vor dem Gericht der Inquisition. 1939 unter dem Eindruck der Moskauer Prozesse im dänischen Exil verfasst, sah Brecht in Galileis Abschwur eine legitime, zumal lebensrettende Haltung im Umgang mit der Macht. Schließlich endete 30 Jahre vor Galileo der uneinsichtige Giordano Bruno auf dem Scheiterhaufen. Nach dem Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki 1945 revidierte Brecht diese Sicht und fokussierte in einer englischen Fassung die Verantwortung des Wissenschaftlers. Nicht nur die Erde kann sich drehen. Megalomania-Gründer und Regisseur Abraham Teuter will dieses »Stück über die Lust zu leben und zu forschen in schwierigen Zeiten« weitgehend ungekürzt in drei Stunden mit einer Pause und neun Darstellern auf die Bühne bringen. Mit Dominik Betz spannt die durchweg bühnenerprobten Laientheatergruppe in der Rolle des Galilei sogar einen Profi ein. Corona-bedingte Korrekturen blieben minimal und dank Brechts Verständnis von der Rolle des Schauspielers im epischen Theater problemlos zu transportieren, meint Teuter in seinem sehr empfehlenswerten Programmheft. Man könne dem Publikum auch sagen, wann es sich einen Kuss oder eine herzliche Umarmung vorstellen soll, heißt es dort. Demnächst in der Offenbacher Landstraße 368.

gt Termine: 6. (Premiere), 13. September, 18 Uhr; 11. September, 19 Uhr www.megalomania-theater.de

»King Lear«, aufgenommen in ihrer Spielstätte Botanischer Garten, bedient das Ensemble seine treue FanGemeinde ab dem 22. September über YouTube. Ebendort kann man die Schauspieler schon heute unter »The Plague Project Monologues« in ausgewählten Rollen erleben. www.shakespearefrankfurt.de .

>> Kulturelle Grundversorgung: So nennt das Bürgerhaus Dreieich seine coronabedingtes Rumpfprogramm.

Dazu gehören am 25. September für Erwachsene die Familie Flöz mit »Teatro Delusio« und am 23. September für Kinder ab 4 Jahren »Hans im Glück« vom Theater Gruene Sosse Frankfurt. https://buergerhaeuser-dreieich.de

>> Eintritt frei: Am 12. September um 19 Uhr und am 13. um 18 Uhr gastiert das Theaterensemble »Pilango« ganz umsonst und draußen im TVN Kastanienhof, Schwarzwaldstraße 11b.

>> Überall hin, nur nicht in den Mousonturm: Zum Stadtrundgang vom

Osthafen aus lädt selbiger mit dem

Duo Susanne Zaun/Marion Schnei-

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