style in progress
#1/2018
Magnus Hjörne „Der jungen Generation sind Rabatte egal!“
21. Jahrgang # 1.2018
Shop-Quicky Alternativen zu Leerständen und exorbitante Mieten Welcome to the Machine Hat der Mensch noch Platz im Handel der Zukunft? Obrigado! Wie sich Portugal während der Krise selbst neu erfunden hat Smartees Innovationen ebnen den Weg ins „Neuland“
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KULTUR UND HANDWERK
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KULTUR UND HANDWERK
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006 EDITORIAL
Verkatert? Wir doch nicht! Ihnen allen ein ganz herzliches Dankschön für all die Anrufe, Briefe, E-Mails, Kommentare und Postings, die wir zur 20 Jahre Jubiläumsausgabe bekommen haben. Die Wertschätzung hat uns tief berührt. Anders als die Kollegen, die in unserem Schwerpunktthema „Neuland“ eine große Rolle spielen – Influencer und Co – sind wir Fachjournalisten ja eher scheue Wesen und diskutieren so anregend und inspirierend, wie das Martina Müllner-Seybold mit Magnus Hjörne von NA-KD (The Longview, ab Seite 056) getan hat – und man fragt sich angesichts der neuen Medienrealitäten ganz leise: Bin ich als Fachjournalist eigentlich ein Dinosaurier? Danke, Tom Wallmann, dem ehemaligen Marketing Director von Marc O’Polo, der in dem hoch spannenden Salongespräch (Is digital the new normal?, ab Seite 142) den Printjournalisten die Seele streichelte: „Print ist ein Produkt, das von den Konsumenten in einer Zeit wahrgenommen wird, die man als Me-Time bezeichnet. In dieser Me-Time wirkt Print stärker als alle anderen Medien. Digitale Geräte werden mit Arbeit verbunden und in der Me-Time abgelehnt.“ Auch Annette Weber, ehemalige Chefredakteurin der deutschen InStyle und heute selbst Influencerin, zeigt sich geradezu enthusiastisch: „Ich bin ja ein echter Print-Fan. Wenn man eine Marke groß machen will, geht es nicht ohne Print. Als Unternehmen musst du mal im Wirtschaftsteil irgendeiner großen Zeitung dringestanden haben, damit das auch ein gewisses Fundament bekommt, eine gewisse Glaubwürdigkeit und Relevanz erlangt.“ Wir ersetzen die „große Zeitung“ an dieser Stelle mal ganz selbstbewusst mit dem einzigen Modefachmagazin, das für sich in Anspruch nehmen darf, dass es in der Me-Time gelesen wird. Nicht mehr und nicht weniger ist uns in diesen vergangenen 20 Jahren nämlich gelungen – Brancheninhalte so aufzubereiten, dass man sich eben nicht vorkommt, als würde man gerade Überstunden schieben, wenn man die Lektüre der style in progress abends bei einem Glas Wein fortsetzt. Wir sind der Meinung: Diese Branche und ihre Protagonisten (ja, Sie!) haben genau das verdient. Das beantwortet übrigens auch die Frage, die fast jeder Gratulant zum Jubiläum stellte. „Habt ihr schön gefeiert?“ Ja, haben wir. Indem wir uns gleich wieder an die Arbeit gemacht haben, um ein weiteres Heft nach unseren Maximen und Ihrem Gusto aus dem Boden zu stampfen. Mit 200 Seiten die dickste style in progress Ausgabe ever! Jedes Jahr wird’s noch ein bisschen verrückter, jedes Jahr liegen die Termine noch ein bisschen dichter, jedes Jahr wird’s noch ein bisschen intensiver. Das geht Ihnen auch so? Das liegt bestimmt daran, dass wir in der gleichen Branche arbeiten. Umso wichtiger der Ausflug, auf den Sie dieses Heft nehmen soll. Denn Neuland – Stephan Huber erklärt in seinem Kommentar (Mutig in die neuen Zeiten!, ab Seite 066) en detail, warum dieser Name – geht uns alle an. Magnus Hjörne von NA-KD: „Ohne den Willen zur Veränderung kann es leicht passieren, dass man den Anschluss versäumt. Vielleicht nicht in zwei oder drei Jahren, aber allein die Tatsache, dass diese neue Kundengeneration zwischen 15 und 28 schon heute 50 Prozent der Bevölkerung ausmacht – stellen wir uns das mal in zehn Jahren vor …“ Und jetzt: Smartphone weg, iPad aus, Wein einschenken und style in progress Me-Time an.
Coverfoto: NA-KD
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Willkommen im Neuland, Ihr Team von style in progress
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008 INHALT
006 EDITORIAL
Verkatert? Wir doch nicht!
016 JETZT 166 FINDEN WIR GUT THE LONGVIEW 056 „Wir wollen die Kim Kardashian jeder kleinen Stadt.“ Das fünfköpfige Team hinter NA-KD hat in nur zwei Jahren eine Young-Fashion-Marke aufgebaut.
SO LÄUFT’S
Neuland
066 Mutig in die neuen Zeiten. Die Digitalisierung macht manchmal ratlos – Stichwort Neuland –, aber sie ist eine riesige Chance – findet Stephan Huber.
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068 Der Laden Quickie. Warum temporärer Retail die Antwort auf viele Probleme im Einzelhandel sein kann. 072 „Genau diese Art von Information brauchen Sie.“ A Retail Space kann exakt sagen, wo ein Geschäft Sinn macht – oder eben nicht. 073 „Offline und Online ergänzen einander.“ Storefront-CEO Mohamed Haouache sieht Ladeninhaber in der Pflicht: Mit kürzeren Verträgen und umsatzabhängiger Miete. 074 „Stop thinking stores, start thinking stories.“ Christoph Stelzer von Dfrost hält das Pop-up-Format für viele Marken für die bessere Wahl. 075 „Erst durch die physische Anwesenheit glauben die Leute, dass es dich wirklich gibt“ Veronika Brusa wollte ihre eigene Marke mit einem Store pushen – und tut nun auch für andere Brands. 076 Welcome to the Machine. Welchen Einfluss werden moderne Technologien auf die Rolle des Verkäufers haben? Branchenexperten antworten. 084 Geh dahin, wo deine Kunden sind. Mit Erlebbarkeit außerhalb des Shops haben beispielhafte Händler veritablen Erfolg. 090 Obrigado! Portugal: vom wirtschaftlichen Schlusslicht zum Vorzeigeschüler des wirtschaftlichen Aufschwungs aus eigener Kraft. 094 „Portugal musste sich neu erfinden.“ Er macht Regenstiefel, die nach Zitronen duften: Lemon Jelly CEO José Pinto.
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Welcome to the MACHINE Welcome to the MACHINE Welcome to the MACHINE Welcome to the MACHINE Welcome to the MACHINE Welcome to the MACHINE Welcome to the MACHINE Welcome to the MACHINE Welcome to the MACHINE 076 SO LÄUFT’S
Neuland
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096 „Wir sind anpassungsfähig und flexibel.“ Die Schuhmarke No-Brand ist ein Musterbeispiel der portugiesischen Entwicklung. 098 „Ausländische Investoren werden herzlich empfangen.“ Chitra Stern hat eine hochwertige Hotelgruppe geschaffen und ist für die portugiesische Regierung tätig. 100 „Die Begeisterung steckt an.“ Norbert Erhard hängte seinen Führungsjob an den Nagel, um portugiesische Produkte nach Deutschland zu bringen. 102 Gosto. Portugal als Produktionsstätte oder Herkunftsland ist für diese Marken elementar. 106 Die Modeingenieure. Und wer soll das dann alles machen, dieses digitale Zeug? Die Absolventen verschiedener Ausbildungsstätten. 112 „Kennen Sie einen Automobilhändler, der sich 20.000 Autos auf den Parkplatz stellt? Ich nicht.“ Hans Peter Hiemer wirbt für radikale Veränderungen: Tempo, Kundenzentriertheit und neue Technologien. 114 The Beauty of Utility. Wer wird das Rennen um den Kunden machen, der Funktion auch in der City sucht? 120 „Die Menschen wollen sich mit praktischen Dingen umgeben“ Roberto Ricci von RRD hält Techwear für die eine logische Entwicklung. 122 Future Now. Welchem Wandel werden Messen und Orderprozesse unterliegen? 128 Smartees. Schöne, bunte neue Technikwelt: die Bonbons der Digitalisierung. 130 Hohe Retourenquoten sind kein Schicksal. Sizolution hat mit einer bestechend einfach anzuwendenden Technologie der Retourenquote den Kampf angesagt.
010 INHALT
090 SO LÄUFT’S
Neuland
132 Die Multitalente. RFID – Inventur in 30 Minuten? Bitte gerne! 134 Blaues Wunder. Ein Waschverfahren ohne Chemie? Pepe Jeans und Wiser Wash haben es geschafft. 136 Clean Energy. LED statt Glühbirne ohne einen Cent zu investieren: Clean Energy macht es möglich. 138 Sprachrohr 4.0. Bei Ramelow setzt man auf eine Kommunikationsapp, die alle Mitarbeiter miteinander verbindet. 140 Der Fälschungsmelder. Entrupy kann mit 98,2-prozentiger Sicherheit gefälschte Handtaschen erkennen.
Obrigado! *
142 Is digital the new normal? Im style in progress Salongespräch diskutieren Händler, Influencer und Marketingfachleute, wie die digitale Kommunikation alles auf den Kopf stellt. 150 „Wir müssen das Wort Influencer mit Bedeutung füllen.“ Marta Ferrarotti leitet Woolrichs globale digitale PR. 151 „Der Handel braucht positive Impulse.“ Annette Weber bringt ihr geballtes Wissen und die Macht eines Influencers auf die Fläche.
114 SO LÄUFT’S
Neuland
090
152 Neu durchstarten. Daunenspezialist Add will seine Kern kompetenzen wieder in die Köpfe der deutschen Einkäufer bringen.
Arc’teryx Veilance
153 Alles auf Anfang. Mit neuer Vertriebsagentur in Deutschland will die schwedische Marke Filippa K ihre Marktpräsenz stärken.
*portugiesisch für Danke
154 King Karl. Im Contemporary-Segment positioniert, fokussiert die Kollektion Karl Lagerfeld jetzt auf den Großhandel.
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Head
Arc’teryx Veilance
Arc’teryx Veilance
155 Tatü Tata. Der langjährige Lizenznehmer FGF Industry hält nun 50 Prozent an der US-Kultmarke Blauer USA. 156 Das Produkt als Herzensangelegenheit. Ein generations übergreifender Look und gelebtes Spezialistentum: Better Rich.
SP
FUN ORT KTI ON
Lodenfrey Contemporary Menswear im Herbst 17
157 Dran glauben. Die Outerwear von Holubar hat den Durchbruch geschafft.
T SPSOHR ION
158 Optimismus ist ansteckend. Die Erfolgsformel, mit der Yippie Hippie sich innerhalb kurzer Zeit im Premiumhandel etablieren konnte.
FA
Arc’teryx Veilance
Haglöfs V-Series
Lodenfrey Contemporary Menswear im Herbst 17
159 Das Selbstverständnis. Eine hoch spezialisierte Nischenmarke: Lunaria Cashmere. 160 Qualität als persönliches Anliegen. Steiner1888 packt seine Urkompetenz, den Loden, in eine eigene Bekleidungsmarke. 161 Das Teamprojekt. Sun68 baut seine Casualwear konsequent aus.
Haglöfs V-Series
Head
Arc’teryx Veilance
162 Die Baumeister. BOB hat den Wandel vom Monoprodukt zur Marke vollzogen. 163 Die bessere Alternative. Save The Duck ist federführend im federlosen Jackenbusiness.
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164 Keep it simple. Eine authentische Männerpremiumjeans: Claudio Parolini und seine Marke The Nim Standard. 165 Was will der Endverbraucher? Schnelle Kollektionsrhythmen erfordern ein Umdenken bei der Order: American Vintage.
MODE 172 Der Siegeszug. Trends in der Herbst-/Winter-Saison – das sind vor allem die spannenden Neuentwicklungen bei Jacken und Mänteln.
VOR ORT 188 Moskauer Maßstäbe. KM 20/Moskau 190 Luxus in Lissabon. Fashion Clinic/Lissabon 192 Märchenstunde. Rosenrot/Wien 194 Strandgut. Christina’s/Timmendorfer Strand 195 Mono wird Multi. Newseum/Nürnberg 196 Es liegt was in der Luft. Frieder 39/Stuttgart 198 Beziehungsarbeit. Fabelhaft/München
SMARTEES 128
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200 EDITOR’S LETTER
„Rabatte sind schlichtweg egal!“
200 IMPRESSUM
B E R G
B Y
L U I S
T R E N K E R :
D E S I G N E D T O
P E R F O R M .
Die Liebe zur Natur, zum Authentischen und zum Besonderen prägen die Marke Luis Trenker ebenso wie die Suche nach Innovationen. Und diese Suche führte den Wegbereiter des Alpinen Lifestyles diesmal zum Villnösser Brillenschaf. Die Wolle dieser ältesten Schafart Südtirols steht für Nachhaltigkeit und Qualität. Darum kommt diese spezielle Wolle für die Fütterung der neuen BERG Kollektion von Luis Trenker zum Einsatz. Und so bestechen diese neuen Kreationen durch die raffinierte Verbindung von traditionellen Materialien, richtungsweisendem Design und höchster Funktionalität ‒ auf den Skipisten ebenso wie in den Straßen der Stadt.
LU I ST R E N K E R . CO M
C H E F. S C H A F.
Warum Luis Trenker Chef Michi Klemera auf die älteste Schafart Südtirols setzt? Weil die Wolle des Villnösser Brillenschafs für Nachhaltigkeit und Qualität steht. Als Futter für unsere Kleidung schenkt sie natürliche Wärme, Behaglichkeit und das gute Gefühl, mit Luis Trenker auf regionale Rohstoffe zu setzen.
016
Jetzt Yippie Hippie Die Jacke als Statement
Funky Fake Fur! Yippie Hippie bringt jetzt auch Jacken heraus.
Die Reutlinger Marke Yippie Hippie ist ein Synonym für Individualismus, für Farbe und Modemut. Das gilt einmal mehr für die Jacken, die es zur Saison Herbst/Winter 2018/19 neu in der Kollektion gibt. „An Fake Fur kommt auch im nächsten Winter keiner vorbei“, sagt Christiane Braun Prettin, die gemeinsam mit Maja Eger hinter der Kollektion steht. So bildet Fake Fur das zentrale Material, ob einfärbig, mit Leo- oder Camouflageprint. Zum Beispiel für Wendejacken im Streetstyle, in Kombination mit einem dünnen und dennoch stabilen Polyester-Nylon-Material in Metallicoptik in Blau, irisierendem Petrol, Dunkelsilber oder Roségold. Oder für Jacken im typischen Mustermix von Yippie Hippie, dekoriert mit glitzernden Applikationen, Samt und Volants und zu EK-Preisen von 100 bis 130 Euro und einer 2,8er-Kalkulation. „Diese Jacken sind so leicht und weich, dass man sie gar nicht mehr ausziehen will“, sagt Christiane Braun Prettin. „Denn neben der Optik ist für uns der Tragekomfort das Wichtigste, für einen Nicht-mehr-ausziehen-wollen-Effekt.“ www.yippiehippie.de
Hublot X Meindl Die passen zusammen!
Back to the roots: Die junge Linie aus dem Hause Hilfiger heißt ab 2018 (wieder) Tommy Jeans.
Tommy Hilfiger Aus Hilfiger Denim wird Tommy Jeans
Mit der Frühjahrskollektion 2018 firmiert Hilfiger Denim zu Tommy Jeans um. Ein logischer Schritt, denn für viele, gerade junge Konsumenten, waren die Denims aus dem Hause Hilfiger schon immer die Tommy Jeans. „Denim war schon immer ein Klassiker unseres American Styles“, so Tommy Hilfiger. „Tommy Jeans ist eine Hommage an Designs, die unsere Marke berühmt und cool gemacht haben. Indem wir unser originäres Jeanslabel zurückbringen, würdigen wir auch unsere lange Popkulturgeschichte mit ihren inspirierenden und einzigartigen, bei unseren Kunden extrem beliebten Styles.“ Ein erster Testballon, die Tommy Jeans als Markennamen zurückzubringen, wurde bereits in der Kollektionsbennennung gestartet: Eine Unterkollektion trug diesen Namen, künftig also die gesamte junge Brand. www.tommy.com 118 style in progress
Die Big Bang Bavaria verbindet neueste Innovation mit traditionellem Handwerk. Sie ist das produktive Ergebnis der Uhrenmanufaktur Hublot und des Leder experten Meindl.
Die einen verstehen sich auf Uhren, die anderen auf Leder. Wenn sich zwei solche Betriebe mit ihrem Know-how zusammenschließen, ist das Resultat sehenswert. Die Schweizer Uhrenmarke Hublot und der bekannte deutsche Lederfachmann Meindl machten es kürzlich vor. Ihre Liebe zu Tradition und althergebrachter Handwerkskunst inspirierte die kreative Combo zur Big Bang Bavaria: Eine aus Bronze gefertigte Uhr, mit zwei robusten Armbändern aus Hirschleder – selbstverständlich von Hand bestickt. Dass sich Tradition mit Innovation verbrüdert, ist ganz im Sinne von Markus Meindl, dem CEO von Meindl. „Das Spannungsfeld zwischen herausragender Technik und gelebtem, ursprünglichem Handwerk sowie zwischen Stadt und Gebirge ist das, was moderne Menschen begeistert und mich für unsere Meindl-Produkte inspiriert.“ Froh ist der Unternehmer auch darüber, in Hublot „einen Partner gefunden zu haben, der die Faszination und Leidenschaft für Design, Produkt und Handwerk teilt.“ www.hublot.com, www.meindl-fashions.de
018 Jetzt
Moose Knuckles Neuer Luxus
Das Label Moose Knuckles wurde im Jahr 2007 gegründet. Das familiengeführte Unternehmen produziert als Spezialist seit 1921 Jacken in Kanada. Es wird in Montreal designt und in Winnipeg und Toronto produziert. „Unserer Kollektion wird in Kanada mit den höchsten ethischen Standards der Welt gefertigt. Die Leute fürchten sich immer vor zu niedrigen Margen. Wir glauben, dass es möglich ist, familienorientiert, traditionell und umweltfreundlich zu produzieren und dabei lokale Unternehmen zu unterstützen“, sagt Steph Hoff, Creative Director von Moose Knuckles. Kern der Kollektion sind Bomberjacken und Daunenparkas in verschiedenen Längen und Ausführungen. Die Verkaufspreise für die hochwertige Core-Line liegen zwischen 850 und 1.850 Euro bei einer 2,6er- bis 2,7er-Kalkulation. Sportliche Ultraleicht-Daunenjacken gibt es von 365 bis 750 Euro, dazu eine Auswahl von Sweat- und T-Shirts sowie Accessoires. In Deutschland ist die Agentur Ben and für den Vertrieb verantwortlich. In Österreich wird die Marke von Room with a view vertreten. Verkauft werden die Jacken bereits u. a. bei Breuninger, Engelhorn, Hasadeur, Bailly Diehl, Steffi, Paul, Icon, Helmut Eder, Szenario und Schmitt & Lair. Zu sehen ist die Kollektion auf dem Pitti in Florenz und der Premium in Berlin. www.mooseknucklescanada.com Moose Knuckles produziert fa milienorientiert, traditionell und umweltfreund lich in Kanada.
Eigenständig und kreativ: die Kollektion Pas de Calais.
Pas de Calais Erde und Meer
Zur vergangenen Sommersaison hat Anke Burkhardt mit ihrer gleichnamigen Vertriebsagentur die Kollektion Pas de Calais aufgenommen. Nun präsentiert Anke Burkhardt die japanische Womenswear erstmals in München und Düsseldorf. „Ich bin von dem Potenzial von Pas de Calais für Deutschland, Österreich und die Schweiz überzeugt“, sagt Anke Burkhard. „Das Unternehmen hat sich Zeit genommen, um zu verstehen, was der Markt braucht, wenn es um die Größen und ein Gefühl für Schnitte und Materialien geht.“ So übersetzt die Designerin Yukari Suda ihre Vorstellung von Reinheit und Romantik in eine lässige, global verständliche Designkollektion. Inspiriert von der rauen Landschaft des Pas de Calais, lässt sich die 120-teilige Kollektion vielseitig und alltagstauglich interpretieren, ohne dabei je ihre Identität zu verleugnen. Baumwolle, Leinen und Seide zeigen die Farben von Erde und Meer und werden eigens entwickelt und bearbeitet, mal hightech, mal traditionell. Die Preise für die in Japan und Indien gefertigten Teile liegen zwischen 35 und 280 Euro im EK. Geliefert wird an die europäischen Kunden ex Paris. www.pasdecalais.jp, www.ankeburkhardt.de
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020 Jetzt
Josef Einwaller Happy Nepalhilfe
Ein runder Geburtstag alleine wäre für style in progress noch kein Grund für eine Meldung. Doch wer den leidenschaftlichen Bergsteiger Josef Einwaller kennt, weiß, dass er es immer wieder schafft, seine Kunden, seine Sportfreunde aus aller Welt und die Fashionbranche zu Höchstleistungen in puncto Spendenbereitschaft zu animieren. Zu seinem 70. Geburtstag lud der erfolgreiche Einzelhändler mit seiner Frau Ingeborg und seinen Kindern und Enkelkindern zahlreiche Freunde auf die Umbrüggler Alm auf der Nordkette im Karwendelgebirge zu einem großen Fest ein. Und was schenkt man einem Mann, der schon alles hat? Richtig, Unterstützung für sein Herzensprojekt. So spendeten die Gäste an diesem Abend beachtliche Beträge für die Einwaller Nepalhilfe. Seit vielen Jahren engagiert sich die Familie Einwaller direkt in Nepal. Neben Bildungsprogrammen und Projekten der Hilfe zur Selbsthilfe leisteten sie während des verheerenden Erdbebens vor drei Jahren zusammen mit vielen Freunden und Bekannten spontane Soforthilfe. Josef Einwaller, der durch Zufall in Kathmandu war, organisierte damals in kürzester Zeit über 60 Tonnen Hilfsgüter wie Schlafsäcke, Zelte und Kleidung sowie mehr als 500.000 Euro für die traumatisierten Menschen in der nepalesischen Hauptstadt. Und seine Nepalhilfe wächst und gedeiht immer weiter. Nach der Unterstützung beim Bau einer Krankenstation und einer Schule ist eines seiner neuesten Projekte die Errichtung einer Wetterschutzhütte für die einheimischen Sherpas und Touristen. Das Biwak ist ein echter Blickfang und kann noch zahlreiche Sponsoren gebrauchen. Es wird auf dem 5.800 Meter hohen Tashi Lapse Pass platziert, welcher das abgelegene Rolwaling Tal an der Grenze zu Tibet mit der Stadt Namche verbindet, um nachhaltigen Tourismus zu fördern, Arbeitsplätze in den Bergen zu schaffen und der Landflucht entgegenzuwirken. An dieser Stelle wollen wir Danke für so viel ehrenamtliches Engagement und tatkräftigen Einsatz für die vielen Menschen in einem der ärmsten Länder der Welt sagen und wünschen für die Zukunft alles Gute, beste Gesundheit und gutes Gelingen bei allen noch anstehenden Gipfelbesteigungen und Hilfsprojekten. www.einwaller.com
Howlin Belgische Knitwear
Howlin steht für zeitlose, originelle Bekleidung, die mit viel Sorgfalt gefertigt wird.
Im Jahr 2009 launchten die beiden Brüder Jan und Patrick Olyslager ihr Label Howlin. Schon seit 1981 produziert das Familien unternehmen hochwertige Knitwear in Schottland und Irland. Die Produktionswege sind traditionell, dennoch bleibt bei der Verarbeitung Raum für kreative Formen und Schnitte. Um den hohen Qualitätsanspruch zu garantieren, werden selbst die Stoffe der Kollektion nicht außer Haus hergestellt, sondern direkt von Howlin selbst gefertigt. In Deutschland und Österreich ist Mark Grütters mit seiner Agentur Fashion Factory für den Vertrieb verantwortlich. Er sagt: „Die gelungene Kombination aus traditioneller und qualitativ hochwertigster Fertigung mit zeitgemäßem belgischem Design positioniert die Marke umgehend in den Sortimenten von Fashion- und Lifestylestores wie Mr. Porter, Corso Como, Merci, Beams, Isetan, Paul & Friends und Zooloose.“ Die Verkaufspreise reichen von 65 Euro für T-Shirts und French Terry Sweater bis hin zu 265 Euro für Strickpullis. Alle Produkte werden individuell gefertigt und von Hand veredelt. Es werden nur die hochwertigsten Garne ausgewählt, die von traditionell geschulten Handwerkern verarbeitet werden. Zu sehen ist die Kollektion für Damen, Herren und Kids auf der Seek. www.howlin.eu
Place of Tendency Content statt Influencer
Die inhabergeführte New-Media-Agentur Place of Tendency aus Berlin setzt auf Kommunikation als Point of Experience und entwickelt coole, neue Digital-PR-Konzepte, die dem Image und Aussehen von Marken ein einzigartiges Flair verleihen und für eine ultimative Kundennähe sorgen sollen. Neben Social Media Marketing, Creative Content Production, Digital Strategy und Brand Development PR will Agenturinhaberin Julia Bin vor allem aus langweiligem Content von Unternehmen und Brands ein individuelles und qualitatives Designhighlight machen. „Wir haben uns darauf spezialisiert, Marken im digitalen Raum zu etablieren, ihr Verhalten und digitales Image zu überdenken und kreative Inhalte und geistreiche Storys zu entwickeln, um somit neue Zielgruppen zu erreichen und die digitale Präsenz von Marken zu stärken“, sagt Julia Bin. Relevante Inhalte sollen gekonnt Inszeniert werden, um zu inspirieren, neue Impulse zu liefern und die Zielgruppe zur permanenten Interaktion aufzufordern. Hinter Place of Tendency verbirgt sich ein Team von passionierten Fotografen, PR-, Marketing- und Vertriebsexperten aus den Bereichen Fashion, Beauty, Lifestyle, Food, Design und Fotografie, das für jedes Projekt der Zielgruppe entsprechend einzigartige Inhalte produziert. www.placeoftendency.de
Josef Einwaller blickt stets nach vorn und rät: „Achte darauf, dass deine Erinnerungen nicht größer sind als deine Träume!“ Julia Bin will mit ihrer Berliner Agentur Place of Tendency Design, Art, digitale Kommuni kation sowie PR mit Konzept und Strategie erlebbar machen.
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022 Jetzt
Immer neue Westenmodelle – wie dieses mit abknöpfbarer Kapuze aus Jersey – sind Dornschilds Marken-DNA.
Luis Trenker Fashion auf Expansionskurs
Meran ist ab Februar 2018 um eine Sehenswürdigkeit reicher: Neben der mittelalterlichen Altstadt und der bekannten Promenaden lockt dann auch Luis Trenker. Das Südtiroler Traditionsunternehmen eröffnet in Meran einen weiteren Monostore. Auf Wien folgt Südtirol: Dafür steht der alpinen Lifestylewelt und den Outdoorkollektionen eine Verkaufsfläche von 150 Quadratmeter in den unteren Wasserlauben zur Verfügung – Merans beliebter Shoppingmeile. Das Angebot reicht von Accessoires
über handgefertigte Schuhe bis zu Büchern und anderen Lifestyle produkten. Außerdem plant Luis Trenker ein Gastro-Konzept, das in den altehrwürdigen Kellergemäuern untergebracht werden soll. Traditionell und modern – die Trademark prägt nicht nur die Kollektionen der Brand; die Verbindung aus Stadt und Land, Berg und Tal schlägt sich auch im Storedesign nieder: Holzboden, Wandvertäfelung aus Altholz und gerahmte Retro-Fotos von Luis Trenker bilden das Design. Moderne Leuchten, ein Flachbildschirm, Mid-Century-Möbel, geradlinige Regale und chromglänzende Kleiderstangen runden das Konzept ab. www.luistrenker.com
Dornschild Kapuzenmann
Ab Februar 2018 ist Luis Trenker auch mit einem Monostore in Meran vertreten.
RRD Roberto Ricci Designs Follow the wind
Da musste der Kitesurfing-Pro Jerrie Van De Kop seinen Ausstatter RRD nicht lange überzeugen: „Follow the wind“ heißt ein Dokumentarfilm, mit dem der Sportler auf die Folgen des Klimawandels in Afrika hinweisen will. Seine besondere Reise startet er in Sansibar – doch kaum an Land, wurden die Gefährte, mit denen Jerrie Van De Kop schließlich bis zum Kilimandscharo kam, immer kurioser. Vom Blokart übers Landboard bis zum Heißluftballon – schließlich ist der erzählerische Faden im Film der Wind, der von der Küste bis zum (noch) schneebedeckten Gipfel des Kilimandscharo begleitet. RRD unterstützte den Athlethen nach Kräften mit Segeln aus der Manufaktur in der Toskana. Eine Vorabpremiere feiert der Film auf dem Pitti – da lädt RRD am 10. Januar um 12.30 Uhr zum exklusiven Erstscreening. www.robertoriccidesigns.com In seiner Dokumentation „Follow the Wind“ weist Kitesurfing-Pro Jerrie Van De Kop auf die Auswirkungen des Klimawandels in Afrika hin. Sein Ausstatter RRD unterstützt ihn in dieser Mission.
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Das Münchner Westenlabel Dornschild rückte mit seiner Gründung 2013 das Thema Weste modern und doch zeitlos in ein neues Fashionlicht. So vereint Dornschild eine coole Lässigkeit mit einem urbanen Chic und verleiht dabei dem Träger im Handumdrehen einen angezogenen Look. Als „das Jackett ohne Ärmel“ setzt die Designmanufaktur rein auf feinste italienische Stoffe, Knöpfe aus Echtsteinnuss oder Horn und überrascht immer wieder aufs Neue mit besonderen Details und Taschenvariationen. Die Breite der Kollektion ist beeindruckend gewachsen: Ob Einreiher mit und ohne Revers, Doppelreiher,
Smoking- und Bikerweste oder – ganz neu – Westen mit abnehmbarer Kapuze aus feinsten Jerseystoffen. Im Handel waren diese Modelle bereits nach kürzester Zeit ausverkauft. In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist die Marke mittlerweile in über 50 Premiummodestores vertreten und verschickt über seinen eigenen Onlinestore weltweit seine Fashionwesten. Zur Fangemeinde gehören auch zahlreiche Promis und Blogger, zum Beispiel Starkoch und TV-Juror Roland Trettl. www.dornschild.com
024 Jetzt
Stetson Europe Auf nach Prag
Im Zentrum der Stetson-Kampagne für Herbst/Winter 2018 stehen sechs Prager, die in der Kulisse ihrer Stadt die Highlights der neuen Kollektion interpretieren. Ein ehemaliger Rugbyspieler, eine Schauspielerin und Kochbuchautorin, ein Designer und Musiker, eine Fotografin, ein Ladenbesitzer und ein Rapper: Sie alle brennen mit Leidenschaft dafür, was sie tun, und bringen es in ihrem Lebensstil zum Ausdruck. Wer sind die Menschen, die Stetson tragen? Was bewegt sie und wie leben sie? Stetson-Europe-Anbieter Friedrich W. Schneider hat spannende Antworten in Prag gefunden. Geschäftsführer Klaus Kirschner hat in der tschechischen Metropole ein faszinierend kreatives Miteinander erlebt. „In dieser besonderen Stadt haben wir unterschiedliche Menschen und eine mindestens ebenso vielseitige Kollektion zusammengebracht. Die atmosphärischen Bilder aus den Shootings zeigen das und sprechen zugleich für sich. Die Kampagne und die Kollektion haben wir aus dem Markenkern heraus entwickelt. Es geht dabei um die zeitgemäße Interpretation von ehrlicher Handwerkstradition und authentischem Lebensstil.“ Passend dazu ist ein Gewinnspiel in Vorbereitung, das auf den Social-Media-Kanälen von Facebook über Twitter bis Youtube die Kunden zur Interaktion einladen wird. Hauptpreis ist eine Wochenendreise für zwei glückliche Gewinner, die dann das Lebensgefühl der „The Prague Connection“ in der Stadt der hundert Türme an der wunderschönen Moldau selbst erleben können. www.stetson-europe.com
Ab sofort in den Händen von Unifa: G-Lab.
G-Lab Unifa neuer Vertriebspartner
Björn Gericke, Gründer und Geschäftsführer von G-Lab, blickt gespannt auf die anstehende Ordersaison: „Wir müssen in einem Markt, der sich schnell und fundamental verändert, auch selbst immer offen für Veränderungen sein.“ Er meint damit unter anderem den kräftigen Innovationsschub, den die Damenkollektion zuletzt erfahren hat. Femininer und urbaner in den Schnitten, mit softeren, fließenden Materialen, ohne den Anspruch an die Funktion aus dem Fokus zu verlieren. Gericke: „Das Produkt steht immer im Mittelpunkt. Wie wir unseren Anspruch Supreme Weather Wear jetzt für Frauen auf den Punkt bringen, hat großes Potenzial.“ Dieses Potenzial will G-Lab auch mit einigen Neuerungen im Vertrieb noch besser ausschöpfen. Ab dieser Saison ist Unifa als Agentur für die D-A-CHMärkte zuständig. Gericke freut sich auf diese Zusammenarbeit: „Wir kennen und schätzen uns ja schon lange, jetzt hat die Konstellation einfach perfekt gepasst.“ www.g-lab.com Mehr als tausend Jahre Stadtgeschichte verbinden sich in der Stetson x „The Prague Connection“-Kampagne mit zeitgemäßen Impulsen für starke Looks.
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Showroom - Munich - Maximilianstr. 52 Contact: Manuela Windisch Nebauer - mwn@lunariacashmere.de
Jetzt Agenturen
026 Jetzt Agenturen
Room Nine Agency Umzug
Seit November präsentiert Torsten Müller seine Kollektionen im Drahthaus in der Kaiserswerther Straße 137. Damit hat sich der Showroom der Düsseldorfer Room Nine Agency auf 280 Quadratmeter vergrößert. Neu an Bord ist die Jacken- und Outdoorkollektion Sailors & Brides, die ihre besondere Gründungsgeschichte hat: In den späten 1990er-Jahren reisten zwei britische Sportsegler und ein australischer Reisejournalist mit zwei alten Segelbooten um die Welt. Weil sie kein Geld für teure Segelkleidung hatten, stoppten sie in Annapolis, USA und entwarfen mit einem dort ansässigen Hersteller funktionale und bezahlbare Segelkleidung. „2010 wurde die Kollektion von einem segelbegeisterten Hanseaten übernommen, der Sailors & Brides zu einer funktionalen und modischen Outdoormarke geformt hat“, erzählt Torsten Müller. „Jetzt soll der Premiumsportswearmarkt erobert werden, und genau das ist meine Aufgabe.“ Ebenfalls neu in der Room Nine Agency sind Mäntel von Ero aus Florenz aus patentierter Cuore-di-Panno-Wolle: Die Wolle ist gekocht, wasserabweisend und dennoch weich im Griff, zu VK-Preisen zwischen 249 bis 349 Euro. Last but not least gibt Orlebar Brown eine Sonderedition in Kooperation mit Formel-1-Fahrer Daniel Ricciardo heraus: Badeshorts mit Fotodruck der Formel-1-Rennstrecke von Monte Carlo. Labels: Andrea D’Amico, Boomboogie, C.P. Company, Ero, Flip Flop, Kanuk Montreal, Sailors & Brides Room Nine Fashion Agency, Düsseldorf/ Deutschland, torsten.mueller@roomnineagency.de, www.roomnineagency.de
Eine exklusive Kooperation mit Lodenfrey rückte die CapsuleKollektion Peuterey Icon in diesem Winter ins Rampenlicht. Nun folgte die zweite Runde.
Michaelis Fashion Agency Peuterey Icon geht in die zweite Runde
Ero ist der Name der Wollmantelkollektion für Männer und Frauen aus Florenz, die mit wasser abweisender und weicher Cuore-di-Panno-Wolle überzeugt.
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Zur kommenden Premium in Berlin präsentiert die Michaelis Fashion Agency ihren Kunden mit Peuterey eine homogene Kollektion mit vielen Innovationen, die durch ein abwechslungsreiches Daunenprogramm in vielen Farben abgerundet wird. Auch auf die Fortsetzung der erfolgreichen Capsule-Kollektion Peuterey Icon kann man sich freuen. Die ultraleichten Funktionsjacken in limitierter Auflage wurden bereits Ende letzten Jahres exklusiv bei Lodenfrey in München gezeigt und auch mit der bekannten Fashionbloggerin Nina Süß vermarktet. Auf Fashion mit Funktion und feine Stretchmaterialien setzt die Kollektion RRD Roberto Ricci Designs, die sich in kurzer Zeit bei namhaften Referenzkunden etablieren konnte. Für die beiden Agenturinhaber Daniela und René Michaelis trifft sie damit den Zeitgeist: „Sie zeigt einen cleanen und puren Urban Chic, der sich immer mehr an Beliebtheit erfreut.“ „Kometenhaft“, bezeichnet Daniela Michaelis begeistert den Aufstieg der Marke Yippie Hippie, die mit handgefertigten Tüchern gestartet war und inzwischen auch Tuniken, Accessoires, Strick, Shirts und seit neuestem Kleider anbietet. Für die Lammfellkollektion Marlino aus München stehen in der kommenden Saison modische Innovationen und das Thema Leichtigkeit in edlen italienischen Farben auf dem Plan. „Die Hochwertigkeit in diesem Preis-Leistungs-Niveau ist einmalig“, sagt René Michaelis. Neu im Portfolio der Agentur ist die Marke Humility, ein modischer Komplettlook im mittleren Preissegment. Die Kollektion kommt aus dem gleichen Haus wie die Marke La Fee Maraboutée und damit aus der Hand des Designers Jean Pierre Braillard, tritt aber deutlich reduzierter und weniger verspielt auf. Wertige Materialien und subtile Schnitte stehen im Vordergrund. In Berlin stellt die Agentur ihren Neuzugang erstmals den Kunden vor. Labels: Humility, Marlino, Peuterey, RRD, Yippie Hippie Michaelis Fashion Agency, München/Deutschland, mail@michaelis-fashion-agency.com, www.michaelis-fashion-agency.com
antonellifirenze.com
028 Jetzt Agenturen
Vestitus Best of
Curry, Rost, Aqua, Military Green. Die Kollektion Fedeli setzt auf Farbe, sowohl bei sportlich-maskulinen Pullovern aus Bio-Cashmere und Merinowolle als auch bei Polos in Gewürzfarben. Hinzu kommt ein Cashmere-Lagerprogramm. L.B.M. stellt lässig unkonstruierte Sakkos aus Jersey und Strick in den Mittelpunkt, die von Materialien wie Cord und gewaschener Wolle ergänzt werden, in Erdtönen über Rost bis hin zu Türkis und Mint. An der Spitze stehen Luxury-Jackets aus Cashmere-Seide-Mischungen zu Verkaufspreisen bis 999 Euro – und erstmals Grobstrick in unterschiedlichen Styles. Die Marke Herno erweitert ihr Angebot mit der Capsule-Kollektion Resort und dafür neuen Lieferterminen, die mit verschiedenen Luxusmaterialien im Casualstyle und einem eigenen Label auch eigene Identität beweist. Darüber hinaus legen die Herno-Kollektionen Legend und Iconico die weltweit erfolgreichsten Modelle für Männer und Frauen neu auf. Santoni interpretiert Klassik auf Sneaker-Sohlen, für mehr Komfort auch im Business. Hinzu kommen sportive Modelle in prachtvollen Farben. Jacob Cohën schließlich gibt sich von der Mods-Bewegung der 1950er- und 1960er-Jahre inspiriert, mit Woll- und Cord-Themen, Glenchecks und Karos, die in zeitgemäßen Schnitten umgesetzt werden. Labels: Antonelli, Fedeli, Finamore, Herno, Jacob Cohën, L.B.M., Santoni, Tortona 21, WLNS Vestitus GmbH, Düsseldorf/Deutschland, info@vestitus.eu, www.vestitus.eu Die Damenkollektion Antonelli zeigt lässigen Luxus und ist fester Bestandteil des Angebots von Vestitus.
CP Fashion In Sachen Denim
Kompromisslos in den Fits, innovativ im Look und exklusiv im Material. Die Denimwear Jim X Judy ist neu im Portfolio der Agentur CP Fashion von Reinhart Oberstein. Die schwedische Kollektion richtet sich an junge, unkonventionelle Denker und folgt dem Anspruch, zeitgemäße Designs herauszubringen, die die Lücke zwischen zeitlosen Basics und Contemporary Looks schließen, gefertigt wird in Istanbul. Silver Jeans ist fester Bestandteil der Agentur. Das langjährige Know-how des kanadischen Familienunternehmens zeigt sich in aufwändigen Fertigungsdetails und in den eigens entwickelten Denimqualitäten, die die Voraussetzung für perfekte Passform und ein angenehmes Tragegefühl bilden. Neben Vintage-Waschungen zeigt die aktuelle Kollektion wieder cleane Optiken, zu VK-Preisen zwischen 89 und 149 Euro. Greywire ist der Name einer Designerjeans aus New York und setzt auf den Komfort hochelastischer weicher Gewebe in cleanen Optiken. Die Marke mit dem typisch-luxuriösen New Yorker Look wird von CP Fashion importiert und über Peter Nürnberger mit seiner Connecting People Agency vertrieben, so Reinhart Oberstein. Articles of Society steht für besonders demokratische Preise zwischen 79 und 139 Euro VK. „Denimprofi Rick Spielberg hat es geschafft, eine Kollektion zu entwickeln, die mittlerweile in den USA zu den erfolgreichsten L.A.-Marken gehört“, sagt Oberstein. Dabei konzentriert sich die Kollektion auf Skinny-, Slimund Straightvarianten in authentischen Waschungen. Auch hier ist CP Fashion Importeur der Kollektion, die in Deutschland von der Agentur Good Stuff vertrieben wird, während für Österreich Christian Obojes mit Room with a view und für die
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Schweiz Severin Steiner zuständig ist. Orobos steht für Outerwear mit New Yorker Spirit, mit hochwertigen technischen Geweben für einen urbanen Lifestyle. Die T-Shirts von Ultra Tee schließlich werden primär aus Biobaumwolle in Europa hergestellt und runden das Angebot von CP Fashion ab. Labels: Articles of Society, Greywire, Jim X Judy, Robins Jeans, Silver Jeans, Ultra Tee, Orobos CP Fashion, Bad Säckingen, Düssel dorf und München/Deutschland, info@cpfashion.de, www.cpfashion.de
Die Denimkollektion Jim X Judy ist neu im Portfolio der Agentur CP Fashion.
Die Kollektion Once we were warriors steht sinn bildlich für den Anspruch von Eyegasm, ihren Kunden eine abwechs lungsreiche Vielfalt zu bieten.
Eyegasm Full Service mit Presse arbeit
Die Eyegasm-Geschäftsführer Henk Prins und Damir Prins-Juric haben sich das Schlagwort Vielfalt als festes Markenzeichen ihrer Agentur auf die Agenda geschrieben. In der kommenden Saison wird sich diese um vier weitere Marken vergrößern. Neben der Damenkollektion Niu, einem anspruchsvollen Total Look aus Italien, wird auch die DOB-Kollektion Katia Giannini erstmals präsentiert. Beide Marken positionieren sich im mittleren bis gehobenen Preissegment. Als dritte Damenkollektion kommt Femmes du Sud aus Holland hinzu, die sich an Kunden im mittleren Preissegement richtet. Im Bereich Accessoires bereichern ab sofort die Taschen von Bugatti das Portfolio. Gleichzeitig hält Eyegasm auch an seinem Anspruch der Full-Service-Agentur fest und baut dafür im Headoffice eine eigene Abteilung Customer Service auf, um beispielsweise die Abwicklung von Reklamationen, Nachbestellungen,
Beschwerden und die generelle Kommunikation mit den internationalen Labels als Serviceleistung zu übernehmen. „Gerade in den schwierigen Zeiten, in denen es rauf- und runtergeht, die Saisons nicht mehr vorhersehbar sind, ist es uns wichtig, so eng wie möglich mit unseren Vertriebspartnern zusammenzuarbeiten, um ihnen auch von unserer Seite zu zeigen, dass sie mit Problemen nicht alleine gelassen werden und wir Abwicklungen vereinfachen können“, sagt Henk Prins. Im letzten Januar kam daher auch die klassische Pressearbeit ins Leistungsspekturm von Eyegasm hinzu, die schon Labels wie Beatrice B, The Hip Tee und Ivko nutzen. Labels: Beatrice B, Black Colour, BRAEZ, Camicet tasnob, Compagnie de Provence, DEHA, Devo tion, ER Denim, Gaudí, Gean Luc Paris, Herzen’s Angelegenheit, Icon De sign Living, Ivko, Kultfrau, Lollia, Never Enough, No lita, Noa Noa, Oakwood, Officina36, Once we were warriors, Penn & Ink N.Y., POM Amsterdam, Rock Revival, S’well, SET, Sin ce’re, Smaak Amsterdam, Smeet, The Hip Tee, Tokyo Milk, Vilagallo, Voluspa, Wanderlust Eyegasm, Berlin, Hamburg, Düsseldorf, München/ Deutschland, info@eyegasm-fashion.com, www.eyegasm-fashion.com
030 Jetzt Agenturen
Blauer USA zeigt Jacken kompetenz in großer Bandbreite, präsentiert von der Agen tur Komet und Helden.
Komet und Helden Hightech, Komfort und Coolness
Another Souvenir Innovation durch Accessoires
Mit neuen Produkten überraschen – das ist das Credo von Tommy und Vanessa Baroni-Wieler. Für die kommende Saison haben sie eine Reihe von Innovationen im Gepäck. Eine davon ist The White Briefs aus Paris. Das Ready-toWear-Label der Schweden Peter und Henriette Simonsson vereint Coolness mit Minimalismus. Bekannt wurde es durch hochwertige Wäsche-Basics aus Bio-Pima-Baumwolle, erhältlich auch als NOS-Programm. Preislich liegt dieses zwischen 30 und 60 Euro im VK mit einer Kalkulation von 2,7. Ein erster Shop-in-Shop wurde im Herbst bei Bungalow in Stuttgart gelauncht, weitere sollen folgen. Ansonsten gibt es die Looks bei Braun in Hamburg oder im Voo Store in Berlin, international bei Reyer, Printemps oder Opening Ceremony. Neu sind bei dem Stuttgarter Duo Kartenetuis von W4llet, in Deutschland hergestellt, oder die neuen Statement-Ohrringe aus den Niederlanden von Lott Gioielli, die bereits von vielen Promis getragen werden. Damit unterstreicht die Agentur ihre Kompetenz in Sachen Damenschmuck. Mit ihren Newcomern bringt Another Souvenir jede Saison frische Akzente in die Sortimente. Labels: Anna + Nina, Citrus, Estella Bartlett, Finn & Taylor, Honns, Hysteria, Le Cord, Lott Gioielli, Mojipower, Nach Bijoux, Philippe Audibert, SA.AL & Co, Stara London, The Beach People, The Uniform, The White Briefs, Vanessa Baroni, W4llet Another Souvenir GmbH, Stuttgart/Deutschland tommy@anothersouvenir.de, vanessa@ anothersouvenir.de, www.anothersouvenir.de
Neu für den deutschen Markt hat die Agentur Komet und Helden die Marke White Sand aus Italien übernommen. Was zunächst mit Unisex Pants begann, hat sich zu einer Casual-Sportswearhosenkollektion entwickelt, die für Männer und Frauen unterschiedliche Materialien in immer lässigen Schnitten variiert. Die VK-Preise liegen zwischen 179 und 229 Euro bei einem Mark-up von 2,7. Die Kollektionen Safe the Duck und Blauer USA sind feste Größen in der Agentur von Florian Ranft und Henrik Soller und starten jetzt mit Pre-Kollektionen in vier Lieferterminen: Juli, September, Dezember und Februar. „Die beiden Marken folgen damit dem Beispiel unserer Jeanskollektionen wie AG Jeans und 7 for all Mankind“, sagt Henrik Soller. „Was sich dort bewährt hat, halten wir auch für diese Kollektionen für sehr vielversprechend, zumal sich für die Handelskunden die Verkaufszeiträume der Seasonal Jackets verlängern.“ Ab Mai wird die Agentur den Vertrieb von 7 for all Mankind auch im österreichischen Markt übernehmen. Die Kollektion zeigt sich für die aktuelle Saison von Western inspiriert, mit Fransensäumen und Truckerjackets mit Nieten und Bandanas-Details. Hinzu kommen Denims in traditionellen Bindungen, die dank Comfort Stretch oder synthetischer Beimischungen für ein gewohnt angenehmes Tragegefühl sorgen. Für die Damen bieten Vintage-Fits Alternativen zur Skinny Jeans. Die Jacken von Blauer USA überzeugen mit Hightech, Komfort und Coolness. Zur neuen Saison wartet das Unternehmen aus dem italienischen Montegalda mit vielen Daunenstyles und einem überraschenden Innenleben der Jacken aus. Erstmals kann der Kunde zwischen herkömmlicher Daune und einer ökologischen, recycelten Synthetik-Daune wählen, die in der EU nach höchsten Qualitäts- und Hygienestandards produziert wird. Dabei soll das synthetische Material ebenso atmungsaktiv und wärme isolierend wie die natürliche Daune sein. Die Total-Look-Kollektion bietet neben einer Bandbreite von Puffer-Jackets über Fieldjacken bis hin zu Parkas und Lederjacken ebenso Strick, modisch stückgefärbt wie auch Hosen und Shirts, die mit Handschuhen, Schals und Mützen ergänzt werden. Labels: 7 for all Mankind, AG Jeans, B.D. Baggies, Baracuta, Barena, Blauer USA, Bowery NYC, Diemme, Hartford, Ottod’Ame, Paltò, Save the Duck, The NIM, Timothy Everest, T-Jacket, White Sand Komet und Helden, München, Düsseldorf/Deutschland, www.kometundhelden.de Paris trifft Schweden: The White Briefs stehen für skandinavischen Minimalismus.
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www.alberto-pants.com
032 Jetzt Agenturen
Studio Pezzetta Ausbau der Onlineorderplattform
Analog zum Umzug der Münchner Agentur in einen größeren Showroom in der Thalkirchner Straße haben Caro Pezzetta und ihr Team auch online das Angebot weiter ausgebaut. Im Onlineshowroom können Kunden über einen Login ausgewählte Styles und Highlights der jeweiligen Saison von allen Marken einsehen. Geordert wird ihrer Erfahrung nach aber größtenteils noch persönlich, auch wenn die Entscheidungen zunehmend anhand von Fotos getroffen werden. Dieser neue Service ermöglicht der Agentur auch eine Fokussierung auf die Ordertermine in München, in Düsseldorf werden sie in der kommenden Saison nicht mehr vertreten sein. Vor allem mit der Kollektion Nili Lotan aus New York, die im hochpreisigen Segment angesiedelt ist, ist die Agenturinhaberin sehr zufrieden. „Die Marke ist sehr selektiv platziert, was sich auch im Abverkauf bewährt. Sehr viele neue Kunden konnten wir auch mit der bei uns erst seit zwei Saisons am Markt vertretenen Kollektion Les Coyotes des Paris schreiben“, sagt Caro Pezzetta. Hinter der Marke steht Designerin Marieke Meulendijks, die zuvor für Maison Scotch verantwortlich war. Mit Les Coyotes de Paris stellt sie eine stimmige Total-Look-Linie vor, die als Kinderkollektion begann und
Bestseller im Winter: die kuscheligen Jacken von Canadian.
die sich in nur zwei Saisons über starke Vertriebspartner international etabliert hat. Labels: Blancha, Chimi Eyewear, Les Coyotes de Paris, Le Kasha, MSGM, N°21, Nili Lotan, Sam Edel mann, Senso, Sportmax, SPRWMN, Stateside, Tatras, The Seafarer Studio Pezzetta, München/Deutschland, info@studiopezzetta.com, www.studiopezzetta.com
Agentur Mindner Fürstliche Nachbarn Neu in der Agentur von Caro Pezzetta: Les Coyotes de Paris.
Mit ihrem Umzug in die Nähe des Nymphenburger Schlosses hat Sandra Mindner ein neues Zuhause für ihre Agentur gefunden. Auf 500 individuell gestalteten Quadratmetern kann sie ihre Vorstellungen eines Concept-Showrooms umsetzen. „Wir haben mehr Platz und können die Marken schöner inszenieren.“ Eines ihrer Kernprodukte ist das skandinavische Label Graumann, das auf der Premium im Kühlhaus zu sehen
sein wird. Die kuscheligen Jacken von Canadian sind ein Bestseller im Winter und für viele treue Kunden eine feste Größe im Sortiment. „Wir suchen in jeder Saison kleine feine besondere Dinge, dafür gibt es eine große Nachfrage im Handel“, so Mindner. Neu dabei sind beispielsweise die Schuhe von Ivylee Copenhagen. Die schlichte Linie mit skandinavischer Handschrift punktet mit Booties und wird in Portugal produziert. Newcomer Nummer zwei sind T-Shirts von Lazar Studio, deren Illustrationen aufwändig im Siebdruckverfahren auf softe Baumwolle gedruckt werden. Sie liegen im VK um 69 bis 79 Euro mit einer Kalkulation von 2,8. Kultige Wäsche und Loungewear aus nachhaltigen Materialien hält Under Protection aus Dänemark bereit. Labels: 8Eden Avenue, Ca nadian, C.P. Twentynine, Daily’s, Fabienne Chapot, FUB, Graumann, Ivylee Copenhagen, Joe’N’Joyce, La Fée Maraboutée, Lazar Studio, LeJu, Pernille Corydon, Pieszak, Style Heaven, Under Protection Modeagentur Mindner, München/Deutschland, buero@modeagentur-mindner. com, www.modeagenturmindner.com
Rolf Griesinger Internationale Mode Mix and Match
Sommerfeeling: Die Pre-Kollektion von Bloom bringt progressive Muster und stimmt auf die neue Saison ein.
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In der aktuellen Saison konzentriert sich die Agentur auf ihr bestehendes Portfolio aus Jacken, Kleider, Strick und Denim. Wichtiger Player sind die Jacken von IQ+ Berlin. Die stärkste Produktgruppe sei nach wie vor der Parka, ergänzt durch Modelle wie Boxy und Bomberjacke, so Martin Steckel. Das Hamburger Cashmere-Label Bloom besticht in der aktuellen Saison durch seine Pre-Kollektion, in der junge progressive Musterungen gezeigt werden. Mit dem Luxusmaterial arbeitet auch die Kollektion Lu Ren aus Süddeutschland. Hier liegt der Fokus auf femininen und schlichten Looks, die Raffinesse steckt in den Details wie z. B. den unterschiedlichen Stricktechniken, die durch monochrome Farben besonders gut zur Geltung kommen. Sportiver präsentiert sich die New Yorker Kollektion Brown Allan. Hier wird es möglich sein, eigene individuelle Kollektionen für Private Labels zu entwickeln. Noch relativ neu im Agenturportfolio ist E8ht Dreams, eine kleine und feine Auswahl progressiver Jeans-Styles aus Kalifornien aus italienischem Denim. Diese rundet das Sortiment der Münchener Agentur ab. Labels: Animapop, Bloom, Brown Allan, E8ht Dreams, IQ+ Berlin, Lu Ren Rolf Griesinger Internationale Mode GmbH, München/Deutschland, office@griesinger-mode.de, www.griesinger-mode.de
Jetzt Agenturen 033
MAB Fashion
Starke Partner
Zwei Neuzugänge hat die Düsseldorfer Agentur MAB Fashion zu verzeichnen. Das Womenswearlabel Sabina Musayev aus Tel Aviv wurde von Meir Moyal und Sabina Moyal Musayev gegründet, mit der Vision, traditionelle Fertigungstechniken mit Komfort und einem Hauch Romantik zu einem zeitgemäßen Look zu verbinden. Musayev entstammt in dritter Generation einer Schneiderfamilie, die aus Baku, Aserbeidschan immigriert ist, einer Region mit einer besonderen textilen Geschichte. Eine Inspiration, von der auch die Kollektion zeugt, zu VK-Preisen zwischen 70 und 250 Euro und einer Kalkulation von 2,7. Ebenfalls neu ist ETQ, eine Schuhkollektion für Herren und Damen aus Amsterdam: hochwertig und elegant-lässig. ETQ wurde 2010 gegründet, mit vermeintlich simplem Design, das vor allem die Qualität sprechen lässt: ästhetisch, funktional und zeitlos. Die VK-Preise liegen zwischen 230 und 290 Euro. „Mit Sabina Musayev und ETQ haben wir Brands in unser Portfolio aufgenommen, die absolut unserer modischen Aussage entsprechen“, sagt Regis Benabou. „Sie haben beide faire Preise, produzieren beide in Europa, liefern sehr gut aus und sind enorm starke Partner in jeglicher Hinsicht.“ Ferner hat die Agentur MAB den Showroom in der Kaiserswerther Straße umgebaut, um für die präsentierten Brands eine jeweils eigene kleine Welt zu kreieren. Labels: 3.1 Phillip Lim, Ba&sh, Designers Remix, ETQ, HTC Hollywood Trading Compa ny, Jérome Dreyfuss, Lancel, Mackage, Mes Demoiselles, National Standard, Paul & Joe, Paul & Joe Sister, Rachel Zoe, Rails, Sabina Musayev, The Kooples MAB Fashion/Modeagentur Benabou, Düsseldorf/Deutschland, info@mab-fashion.com, www.mab-fashion.com Mackage ist neu in der Agentur MAB von Regis Benabou.
Modeist Auszeichnung für Fake Fur
Zarte Sweatstoffe in kommerziellen Schnitten sind das Geheimnis der neuen Kollektion Sold Out bei Marion Hoferer.
Mit der Marke Jakke feierte die Münchner Agentur von Marion Hoferer im letzten Winter eine ganz besondere Auszeichnung, das Designteam erhielt in London den Peta Fashion Award in der Kategorie Fake Fur. Die verspielte Kollektion erweitert auch in der kommenden Saison das übliche Jackenrepertoire um besonders farbenfrohe Modelle – zu sehen auf der Premium in Berlin und München. Zu einem Spezialisten auf dem Gebiet Fake Fur zählt Marion Hoferer auch die Kollektion Pride to Be, die federleichte Jacken und Mäntel zu EK-Preisen ab 45 Euro anbietet. Eine inhaltliche Weiterentwicklung kann Marion Hoferer auch bei der Accessoiremarke B.Belt berichten, denn mit neuen Lederarten und Farben beginnen künftig die VK-Preise bei einzelnen Modellen schon unter 100 Euro. „Die Hosenkollektion Dolores… but you can call me Lolita hat sich zu einer kompetenten, immer verfügbaren Hosenkollektion gemausert. Mit vier Kollektionen im Jahr unterscheiden wir nicht unbedingt nach Jahreszeiten. Wir bieten auf Wunsch der Kunden inzwischen alle Styles von 24 Inch bis 34 Inch an. Neu ist auch die Denimauswahl mit VK-Preisen zwischen 99 und 149 Euro“, sagt Marion Hoferer. Frisch im Showroom der Agentur ist der Sweatspezialist Sold Out, der mit ultraweichen Qualitäten, aufwändigen Details auf kommerziellen Schnitten und einer Kalkulation von 4,0 aufwartet. T-Shirts beginnen hier bereits bei 12,50 Euro. Labels: B.Belt, Blaumax, Bodylanguage Sportswear, Dolores, It Peace, Jakke, Knit Knit, Pride to be, Sassi Cara, Silk Sisters, Sold Out Modeist GmbH, München und Düsseldorf/Deutschland, info@b-kleidung.com, www.modeist.com
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COLLEC TION FALL 2018
CPD DÜSSELDORF 27/28/29 JANUARY 2018 DÜSSELDORF SHOWROOM RATHER STR. 49E 5TH FLOOR
GERMANY NORTH, AGENTUR STEFAN MAU, ST. ANNENUFER 3 BLOCK R3, D-20457 HAMBURG, PHONE +49 40 300 879 58, MOBIL +49 171 774 189 0, OFFICE@AGTMAU.DE GERMANY WEST, ROLAND GOMOLLA, RATHER STRASSE 49E, D-40476 DÜSSELDORF, PHONE +49 211 943 03 40, ROLANDGOMOLLA@BETTER-RICH.COM GERMANY MIDDLE, BIRGITTA ZÖLLER MODEAGENTUR, HEYNE FABRIK HAUS 12 / 1.STOCK, LILISTRASSE 83E, D-63067 OFFENBACH, PHONE +49 69 401 588 02, MOBIL +49 178 760 53 85, BIRGITTAZOELLER@BETTER-RICH.COM GERMANY SOUTH-WEST, AGENTUR GÖPPERT2, URS & SVENJA GÖPPERT, EURO FASHION CENTER / 3. ETAGE, MAHDENTALSTRASSE 100, D-71065 SINDELFINGEN, PHONE +49 7031 792 452, MOBIL +49 172 633 19 27, S.GOEPPERT@AGENTUR-ANSORGE.DE GERMANY SOUTH-WEST / GERMANY SOUTH, FASHIONWORKS, AGENTUR THOMAS VOGEL, FRANKFURTER RING 162, D-80807 MÜNCHEN, PHONE +49 89 350 649 48, MOBIL +49 179 460 352 4, THOMASVOGEL@BETTER-RICH.COM GERMANY EAST, PR FASHION GMBH & CO. KG, LARS RIEMENSCHNEIDER, WASSERSCHLOSS, SCHLESISCHE STRASSE 26, D 10997 BERLIN, PHONE +49 30 707 814 50, MOBIL +49 171 652 691 2, INFO@PR-FASHION.DE AUSTRIA, ROOM WITH A VIEW, CHRISTIAN OBOJES, STELZHAMERSTRASSE 5A, A-5020 SALZBURG, PHONE +43 662 875 651, OFFICE@ROOMWITHAVIEW.AT NETHERLANDS, BETTER RICH, THOMAS-ANDREAS DREXLER, RATHER STRASSE 49E, D-40476 DÜSSELDORF, PHONE +49 2871 995 789 22, ANDREASDREXLER@BETTER-RICH.COM SWITZERLAND, KAMM+KAMM COMPANY, PATRICK KAMM, SEESTRASSE 95, CH-8800 THALWIL, PHONE +41 44 771 75 65, INFO@KAMMCOMPANY.CH
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034 Jetzt Agenturen
CCT Collectionen Christian Teufl High Performance
Die Outdoorwear von Nobis läuft gut – Events bei den Händlern pushen den Abverkauf.
Im Showroom in Münchens Residenzstraße 7 zeigt Christian Teufl die Kollektion von Furla in ihrer ganzen Bandbreite. „Wir haben Personal aufgestockt, weil wir weiterhin rasant wachsen“, sagt Christian Teufl, der sich im Vertrieb für Österreich und Deutschland auf hochwertige Boutiquen und Departmentstores wie zum Beispiel KaDeWe, Alsterhaus, Ludwig Beck, Oberpollinger, Steffl und Kastner & Öhler konzentriert. „Mit unserem Karl Lagerfeld Showroom in der Maximilianstraße haben wir einen besonders guten Start hingelegt und konnten ebenfalls die Zusammenarbeit mit Departmentstores und Boutiquen beginnen“, fügt Teufl hinzu. „Neben den Accessoires und Taschen erzielen die bestehenden Kunden unglaublich hohe Abverkaufsquoten bei der Ready-to-Wear für Damen.“ In der vergangenen Saison ist Christian Teufl mit der Hosenkollektion Dolores, die mit Passform, Feminität und guten Preisen punktet, neu in Österreich gestartet. Ebenfalls neu ist in seiner Salzburger Agentur die Kollektion Geospirit, Teil der Peuterey-Gruppe. Im Portfolio der Agentur ersetzt sie die Colmar-Linien. Die Zusammenarbeit mit diesen wurde im September beendet. Geospirit konzentriert sich auf die Damenkollektion zu Verkaufspreisen zwischen 299 und 599 Euro, mit wenigen femininen Modellen, deren Stärke die Farben sind. Nachhaltigkeit wird hier groß geschrieben, mit zertifizierter Daune und recycelbaren Obermaterialien. Hinzu kommt die Mens- und Womenswear von Peuterey, die laut Christian Teufl einen deutlichen Trend nach oben verzeichnet. My Twin ist die um 27 Prozent günstigere Linie als Twinset und ersetzt bei Christian Teufl die Kollektion Manila Grace. Damit bildet My Twin die Anfangspreislage im Premiumsegment und zeigt sich stark in jungen, urbanen Denimthemen, immer mit dem typischen italienischen Touch. Unter dem Dach von CCT in Salzburgs Vierthalerstraße ist jetzt auch die von Wolfgang Olzinger gegründete Agentur mit French Connection gestartet. „Wir freuen uns sehr auf diese Zusammenarbeit“, sagt Christian Teufl, „und wünschen auf diesem Weg ein herzliches Grüß Gott!“ Labels: 0039 Italy, 120%, Dolores, Furla, FTC Cashmere, Geospirit, It Peace, Karl Lagerfeld, Marlino, My Twin, Peuterey, P448, Silk Sisters, Twinset Milano CCT Collectionen Christian Teufl, Salzburg/Österreich und München/Deutschland, office@teufl.cc, www.teufl.cc
Premium Brand Group Künstler kooperationen
Erika Palese möchte die Marken ihrer Agentur Premium Brand Group hochwertig platzieren und setzt dafür auf spezielle Kooperationen und Events. So wurde die Kollektion Begg Schals im November und Dezember mit einem Schaufenster plus Pop-up-Fläche bei Lodenfrey gepusht, um eine auf weltweit zehn Stück limitierte Edition von Decken zu präsentieren, die zwei Werke des jungen Künstlers Michael Wall zeigen. „Die Kollektion entwickelt sich sehr gut, wir konnten bereits gute Partner für Mode und Interieur gewinnen“, sagt Erika Palese. Für Derek Rose gab es gemeinsam mit der Marke Hanro im November eine Pop-up-Fläche in der Lingerieabteilung von Ludwig Beck. Zurzeit baut Derek Rose sein Angebot in Bade mode aus. „Bei Ladage & Oelke in Hamburg haben wir die Kollektion Nobis mit einem Event präsentiert, gemeinsam mit einer Kalligrafie-Künstlerin, die die Daunenjacken signiert hat“, so Erika Palese. Die kanadische Daunenkollektion setzt auf hoch funktionelle Outerwear, die über den klassischen Parka hinausgeht, mit cleanen Optiken in urbanen Styles für Herren und Damen, die auf dem Pitti in Florenz und auf der Berliner Premium präsentiert werden. Labels: Begg & Co, Derek Rose, Les Otto mans, Nobis, The Bespoke Dudes Eyewear, Vilebrequin, Woods Premium Brand Group, München/Deutschland, office@premiumbrandgroup.de, www.premiumbrandgroup.de Umsatzzuwächse bei Furla, die Marke zeigt Christian Teufl im Münchner Showroom in der Residenzstraße in voller Bandbreite.
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A TRIP IN A BAG.
WWW.04651-SYLT.DE
20.1.-20.2.2018
16.1.-18.1.2018
20.1.-28.2.2018
Showroom New York M5 Showroom, www.m5showroom.com
Premium Berlin www2.premiumexhibitions.com
Showroom Munich Heritage Agents, www.heritage-agents.com
036 Jetzt Agenturen
Die lässige Strickkollektion F Cashmere gibt es jetzt auch für Herren.
Agentur Toepfer Die Herren vor!
Hinter F Cashmere steht das Familienunternehmen Fissore, das sich seinen Namen mit lässigem Strick und Überfärbern gemacht hat und heute von Nicola Fissore geführt wird. Jetzt ist zu der Womenswear eine Herrenlinie hinzugekommen, mit Cashmere-Styles zwischen 120 und 150 Euro im EK und einem Mark-up
von 2,7. Ein Neuzugang zur letzten Saison ist Asciari aus Sizilien, eine lässige hochwertige Damenkollektion aus natürlichen Materialien in Farben, die die Farbwelt von Sizilien zitieren und jetzt um Styles für Herren ergänzt wird. Auch das neue Label Roqa präsentiert jetzt in seiner zweiten Saison eine Menswearkollektion, die den bereits sehr erfolgreichen Womenswear-Twist von Eleganz mit Sportivität maskulin übersetzt. Coole Armymäntel von Lost in Me bekommen mit Sternen aus Nerz als Erkennungszeichen ihre ironische Note. Das Label Myths schließlich bietet eine breite Palette an überfärbten und gewaschenen WoolPants für Herren und Damen, zum Beispiel aus einer Vintage-Wool-Qualität, die auch Reisen knitterfrei überlebt. Labels: 8PM, An(+)other, Asciari, Betta Corradi, Circolo 1901, Erika Cavallini, F Cashmere, Faliero Sarti, GMS-75, Kengstar, Liven, Lost in Me, Myths, Roqa, Semi Couture, Shine n Dance, Siyu, Smarteez, True NYC, Ultra Low Luxe Agentur Toepfer GmbH & Co. KG, Düsseldorf/Deutschland, office@agentur-toepfer.com, www.agentur-toepfer.com
Select Studio Fokus auf skandinavische Marken
Mit drei prominenten Neuzugängen aus dem skandinavischen Raum baut die Agentur von Bernard Waage ihre Kernkompetenz weiter aus: J. Lindeberg, Oscar Jacobsen und Sand Copenhagen sind mit der aktuellen Kollektion bei Select Studio gestartet. „Mit der Positionierung skandinavischer Marken in der D-A-CH-Region haben wir einiges an Erfahrungswerten und Know-how aufgebaut, und wir werden auch mit den drei neuen Marken gewohnt strategisch vorgehen. Dabei steht für uns die Beratung der Unternehmen hinsichtlich Marketingmix, Produktstrategie und auch Preisgestaltung an erster Stelle. Wir werden hier sehr früh in die Entwicklung der Kollektionen mit einbezogen, können bei Themen wie dem Auslieferungskalender entscheidend Weichen stellen. Indem unsere Mitarbeiter samstags auf den Flächen unserer Kunden stehen und mit den Verbrauchern sprechen, können wir unseren Markt stetig analysieren und geben unsere Erkenntnisse als Feedback an die Marken zurück“, sagt Bernard Waage. Dementsprechend hält die Agentur auch an ihrer internen Strategie fest, ihre Departments nach Genre und nicht nach Kunde aufzuteilen und dadurch Spezialistenteams zu bilden. J. Lindeberg, Oscar Jacobsen, Sand Copenhagen und Scandinavian Edition wird Select Studio auf der Panorama in Berlin ausstellen, mit Humanoid, Garment Project, Hudson Shoes und Gestuz auf der Premium und mit Oscar Jacobson und Sand Copenhagen auf dem Pitti Immagine Uomo in Florenz präsent sein. Zoe Karssen wird in den Showrooms in Düsseldorf und München präsentiert. Labels: By Malene Birger, Garment Project, Gestuz, Hudson, Humanoid, J. Lindeberg, Oscar Jacobson, Sand Copenhagen, Scandinavian Edition, Zoe Karssen Select Studio GmbH, München, Düsseldorf/Deutschland, info@select-trading.com, www.select-trading.com 118 style in progress
Einer der drei Neuzugänge von Select Studio ist die skandina vische Herren kollektion Oscar Jacobson.
Die skandinavisch anmutende Kollektion von Museum ist der Neuzugang bei den Heritage Agents.
Heritage Agents Early Birds
„Schon in der Sommersaison haben wir gemerkt, dass die Budgetvergaben bei einigen unserer Kunden noch früher erfolgen und wir eine deutliche Verschiebung in Richtung der Vorkollektionen beobachten“, erklärt Malte Kötteritz einen Trend, den vor allem die Kollektion von Lardini sehr gut auffangen kann. Durch die Verwendung eigener und exklusiver Oberstoffe punktet Lardini nicht nur über einen hohen Innovationsgrad, sondern hat quasi zum Termin der Vorkollektionen rund 80 Prozent der Hauptkollektion fertig. Der frühe Zeitpunkt schafft für die Heritage Agents und ihre Kunden eine gewisse Komortzone, in der die Budgets noch flexibel und entspannter verteilt werden. „Die Tendenz, dass die Kunden den frühen Termin bevorzugen, nimmt momentan stetig zu.“ Neu ist im Showroom der Heritage Agents seit vergangenem Sommer Museum, die italienische Outerwearkollektion mit skandinavischer Anmutung, die sich unter neuer Führung von Grund auf neu aufgestellt hat. Mit urbanen Jackenstyles setzen sie einen Kontrast zu Themen wie Lightweight-Daunen oder Parkas. „Uns hat überzeugt, dass die Kollektion sehr nah am Zeitgeist ist. Mit cleanen, technischeren Looks, die wieder reduzierter auftreten, haben sie einen Nerv getroffen“, sagt Malte Kötteritz. Mit VK-Preisen von 250 bis 499 Euro können die Heritage Agents ihren Bestandskunden Museum als Einstiegspreislage anbieten, darüber hinaus mit einer attraktiven Kalkulation von 3,0 aber auch einen neuen Kundenkreis ansprechen. Labels: 04651, Lardini, Mey Story, Mu seum, PT, Xacus Heritage Agents, München/Deutschland, office@heritage-agents.com, www.heritage-agents.com
Me and my Paul&Shark.
038 Jetzt Agenturen
Orciani zeigt edle Taschen made in Italy und ist neu in der Agentur Moormann & Co.
Agentur Ventrella Der Schritt hat sich ” gelohnt“
Im Juni letzten Jahres wagten Gaby und Michele Ventrella den großen Sprung und zogen in München und Düsseldorf zeitgleich in zwei neue, deutlich größere Showrooms um. „Wir glauben an die Branche und haben uns entschlossen, zu investieren“, sagt Gaby Ventrella. Nach zwölf Jahren war die Agentur räumlich buchstäblich aus allen Nähten geplatzt, umso mehr genießt sie es nun, ihren Marken wieder den entsprechenden Raum und Rahmen geben zu können: „Auf je 450 Quadratmeter Fläche können wir die Kollektionen jetzt so inszenieren, dass sogar langjährige Kunden neu angesprochen werden. Unsere bestehenden Kollektionen entwickeln sich inhaltlich immer wieder neu, sodass unsere Kunden auch mit den bestehenden Marken immer neue Styles zusammenstellen können.“ Um diesen hohen Grad an Innovation in den Kollektionen zu gewährleisten, arbeiten Gaby und Michele Ventrella sehr eng mit ihren Lieferanten zusammen und geben das Feedback der Kunden weiter. Ordertermine finden daher auch ausschließlich in den Showrooms statt, denn die frühen Messetermine sind für ihre in Italien und größtenteils von Hand produzierten hochmodischen DOB-Kollektionen zeitlich nicht machbar. Umso gelungener war der Umzug in die neuen Räume: ein lichtdurchflutetes Loft im Erdgeschoss an Münchens Leopoldstraße 184 gelegen und ein großzügiges Penthouse in der Kaiserswerther Straße 119 in Düsseldorf. Labels: 813, 820, Avant Toi, Bazar De Luxe, Caliban, Gold Hawk, Giovi, Guglielminotti, Leather Crown, Le Sarte Pettegole, NDV, Nine in the Morning, Nove, Tagliatore, Tintoria Mattei Agentur Ventrella, München, Düsseldorf/Deutschland, mode@agentur-ventrella.de, www.agentur-ventrella.de
Moormann & Co Produktverrückt
Die Marke Orciani ist neu in der Düsseldorfer Agentur Moormann & Co und präsentiert Taschen, Gürtel und Kleinaccessoires für Damen und Herren. Was 1979 von Claudio Orciani gegründet wurde, um Herrengürtel herauszubringen, ist heute ein sympathisches italienisches Familienunternehmen. Made in Italy ist für Orciani Pflicht und zeitloses Design in vielen Farben und Ledervarianten die Kür. „Die absolute Must-Have-Bag ist die Sveva“, sagt Klara Moormann, die gemeinsam mit ihrem Mann Timo Moormann die Agentur führt. „Das ist eine wunderschöne, leichte Tasche, die sehr praktisch und zugleich stilvoll ist und ein sensationelles Preis-Leistungs-Verhältnis hat.“ Das Label Lener Cordier trägt künftig den Namen Maison Lener. Für Zanieri Cashmere wurde das Designteam verstärkt, das mit neuen Strickbildern und Silhouetten für die Herbst-/Winter-Saison aufwartet. Gewaschene Garne und eine breite Farbpalette sind typisch für die Kollektion, die Klara und Timo Moormann begeistert. „Farbe ist ein Fokus für uns“, sagt Klara Moormann. „Wir stehen für individuellen Luxus und sind absolut produktverrückt.“ Labels: Gimo’s Leder, Gimo’s Sportswear, Kathleen Madden, Maison Lener, Orciani, Stephan Boya, Stouls, Unfleur, Valerie Khalfon, Zanieri Cashmere Moormann & Co, Düsseldorf/Deutschland, k.moormann@moormann-co.com, www.moormann-co.com
118 style in progress
Je 450 Quadratmeter Fläche stehen den Marken der Agentur Ventrella in den neuen Showrooms in Mün chen (oben) und Düsseldorf (unten) zur Verfügung.
PREMIUM - BERLIN - H4 - C01
FW18/19
040 Jetzt Agenturen
Room with a view Neue Kultmarke
Die Marke Holubar wurde im Jahr 1947 gegründet und war bei Bergsteigern besonders beliebt. Als Jackenspezialist gelangte das Label in Amerika und auch in Europa zu Ruhm. Kult ist der orangefarbene Ganzjahreskapuzenparka, den Robert De Niro 1972 im Film The Deer Hunter getragen hat. Sportswearlegende Alberto Raengo hat die Marke Holubar 2010 mit seinen Partnern Tomislav Grajzar und Thomas Köhler wiederbelebt. Der Customer Service für die D-A-CH-Region sitzt in Deutschland, das Lager ist in Italien. Die Kollektion beinhaltet vorwiegend Daunenjacken für Damen und Herren. Zur Auswahl stehen 45 Modelle in bis zu sieben Farben. Die VK-Preise reichen von 499 bis 749 Euro bei einer 2,6er-Kalkulation. Für Herbst/ Winter 2018 gibt es erstmals eine Taschen- und Rucksack- sowie eine Mützenlinie. Außerdem wird ab dieser Saison auf Echtpelz verzichtet. Christian Obojes und sein Team haben ab sofort den Vertrieb für Österreich übernommen. In Deutschland erfolgt der Vertrieb über die Agentur von Fabien Weiß, in der Schweiz ist Urs Schuler zuständig. Kunden in Österreich sind u. a. Adelsberger, Dantendorfer, Reyer, Sport Sailer sowie Mitglieder der Masculin-Gruppe wie Penz. Zu sehen ist die Kollektion auf dem Pitti in Florenz und auf der Premium in Berlin. Labels: 7 for all Mankind, Alto, Annabel Ingall, Aos, Arkk, Better Rich, Deus Ex Machina, Ecoalf, Hanky Panky, Happy Socks, Laidback London, Lovat & Green, Moonbot, Moose Knuckles, Opportuno, Osvaldo Trucci, Pomandére, Pyrenex, R13, RRD, Roque, Steven-K, Stand, Super Natural, Tkees, Veja, Warm Me, White Sand, Xacus Room with a view, Salzburg/Östereich, office@roomwithaview.at, www.roomwithaview.at
Mit Gianni Lupo setzt Colorful Trade auf flexiblen Service. Die Pronto-Kollektion aus Italien liefert in wenigen Tagen.
Colorful Trade Vier neue Marken
In diesem Januar startet Jörg Korfhage mit seinem Team von Colorful Trade mit gleich vier neuen Marken, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Zum einen präsentiert sich erstmals der Lederspezialist Oakwood für die Saison Herbst/Winter 2018/19. Daneben tritt das italienische Pronto-Label Gianni Lupo auf, das einen Komplettlook für Herren mit einer enorm breiten Range von hoch modischen Styles bis hin zu sportlichen Casual Looks anbietet. Die Kollektion wird permanent um neue Outfits ergänzt, die alle innerhalb von wenigen Tagen geliefert werden. Ebenfalls neu ist die Denimkollektion Five Fellas, die auf ein besonderes Aging-Konzept setzt und ihre Modelle in verschiedenen Alterungsstufen von sechs, zwölf, 24 und 36 Monaten anbietet. Die holländische DOB-Kollektion JC Sophie rundet als letzter Neuzugang das Angebot ab. Mit Contemporary Fashion als Total Look positioniert sie sich im mittleren Preissegment. Mit den Labels Liu Jo, Refrigiwear, POM Amsterdam und Oakwood wird die Agentur auf der kommenden Premium vertreten sein, mit Gianni Lupo auf der Panorama in Berlin. Labels: Anonyme Designers, Catwalk Junkie, Five Fellas, FredsBruder, Gianni Lupo, JC Sophie, Kultivate, Oakwood, POM Amsterdam, Refrigiwear. Colorful Trade, München/Deutschland, muenchen@colorfultrade.de, www.colorfultrade.de
Ben and Ein Geschenk
Ab sofort gibt es die Jackenkollektion Holubar für Österreich bei Room with a view in Salzburg.
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„Ich kann es nicht anders formulieren: NA-KD ist ein Geschenk für den Einzelhandel“, freut sich Agenturinhaber Ben Botas über den Senkrechtstarter in seinem Markenportfolio. „So etwas haben meine Kollegen und ich noch nicht erlebt.“ 250 Kunden seit Juli 2017, die mit der jungen, schnell drehenden Marke hervorragende Umsätze erzielen. So wundert es auch wenig, dass die Agentur personell noch einmal verstärkt in die neue Orderrunde geht. „Mit Susanne Wagner, die von Baldessarini kommt, haben wir nun auch eine interne PR-Verantwortliche“, berichtet Botas. Für Ben Sherman ist mit Christian Stoll ein neuer Head of Sales verpflichtet worden. Ab April wird die Agentur außerdem um eine neue Abteilung ergänzt, die sich der Pflege der Flächen in Departmentstores widmet. Sie umfasst zwei Mitarbeiter, die Themen wie Visual Merchandising, Verkäuferschulung und Events am POS in Angriff nehmen und mindestens alle vier bis sechs Wochen beim Kunden sind. „Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung der Agentur und wachsen stark mit unseren bestehenden Labels, weil es
Auf Wachstumskurs: die Agentur Ben and, im Bild der Düsseldorfer Showroom.
noch viel Potenzial gibt. 81Hours zum Beispiel startet ab Herbst/Winter 2018 erstmals mit einer Männerstrickkollektion.“ Unter den Neuzugängen in der Agentur sind Odd Molly sowie das Taschenlabel Pauls Boutique aus UK, außerdem den Deutschlandvertrieb von Filippa K und die Casualwear-Kultmarke Juicy Couture. Labels: 2Shirtsago, 81Hours, Ben Sherman, Filippa K, Fortezza, iBlues, Juicy Couture, Mason’s, Moose Knuckles, NA-KD, Odd Molly, Stefanel, Pauls Boutique Ben and, München, Düsseldorf, Berlin/ Deutschland, agency@ben-and.com, www.ben-and.com
Pitti Uomo 93
9 - 12 JANUARY 2018 D14/ Padiglione Centrale / Floor Piano Terra Fortezza da Basso, Viale F. Strozzi 1 50129 Firenze, Italy
Selvedge Run
16 - 18 JANUARY 2018 Ground Floor Marshall-Haus, Messedamm 22 14055 Berlin, Germany
042 Jetzt Agenturen
Collezione 01 heißt die neue Womens wear aus dem Hause Daniele Fiesoli: Absolutely made in Italy.
Agentur Schwarte
Innovation und Qualität
Erstmalig gibt das Unternehmen Daniele Fiesoli eine neue und eigenständige Damenkollektion heraus, die dem Claim „Absolutely made in Italy“ folgt, mit Strick in hochwertigen Cashmere-, Cashmere-Mischqualitäten und Seide. Der Stil ist puristisch und modisch zugleich; mit schmückenden Eyecatchern wie zum Beispiel Schleifen. „Bei der Marke Parajumpers performen sowohl die Masterpieces als auch die Neuentwicklungen“, sagt Matthias Schwarte über die Kollektion, deren Fokus auf Innovation ebenso wie auf Qualität für eine lange Lebensdauer der Produkte liegt. Die Menswear von Weber + Weber aus Österreich steht für Slow Fashion und zeichnet sich durch Handwerklichkeit und hochwertige Woll- und Lodenqualitäten aus, gefertigt in kleinen italienischen Manufakturen. Hide & Jack ist der Name für Sneaker, die ebenfalls in Italien produziert werden und mit Verkaufspreisen von 189 bis 219 Euro im VK im Premiumsegment angesiedelt sind. „Ab sofort vertreiben wir die Kollektion auf dem deutschen und österreichischen Markt“, so Matthias Schwarte. Die rahmengenähten Sneaker aus Vollleder überzeugen mit ihrer Haptik und einem ausgereiften Leisten. Im Zuge der Umstrukturierungen im Hause Giorgio Armani vertritt die Agentur Schwarte künftig nicht mehr Armani Jeans und Armani Collezioni, sondern die Kollektionen Emporio Armani und Armani Exchange, für die Schwarte für Bayern und Baden-Württemberg zuständig ist. Aktuell bringt People of Shibuya zusätzlich zu der Outerwearkollektion eine Soft Shell Capsule heraus: gewohnt puristisch, gleichzeitig sportiv und dabei mit voller Funktion, wind- und wasserdicht und warmhaltend mit klassischer Daune oder einem technischen Daunenmaterial. Labels: Emporio Armani, Armani Exchange, A fish named Fred, AT.P.CO, Collezione 01, Daniele Fiesoli, Fil Noir, Hide & Jack, Jet-Set, Lodenfrey 1842, Parajumpers, People of Shibuya, Sundek, Weber + Weber Sartoria Agentur Schwarte, München/Deutschland, office@agentur-schwarte.de, www.agentur-schwarte.de
Aco Österreich Verkaufsstark
Riani erlebt weiter einen Aufschwung im Portfolio der Aco Modeagentur Österreich.
Neu in der Modeagentur Aco Österreich ist die Kollektion Erdbär mit Kleidung im lässigen Casual-Style. „Die Marke verkörpert nachhaltiges Denken und Handeln in allen Belangen“, sagt Agenturchef Rudolf Kail. „Die gesamte Wertschöpfungskette wird so klimaneutral und fair wie möglich gestaltet, mit einer Produktion in Europa, um Arbeitsbedingungen zu sichern und um Transportwege zu sparen.“ Ebenso neu sind handgefertigte Taschen von Gianni Chiarini aus Italien, modern und bewusst einfach im Design. Dazu gibt es mit Gum Gianni Chiarini ergänzend die günstigere Linie. Ventcouvert ist der Name für eine hochwertig-elegante Jacken- und Mantelkollektion aus Pelz, Fellen, Wildleder und Lammfell. „Dazu kommt Napapijri, ein Klassiker bei uns und eine unserer verkaufsstärksten Marken, dessen Umsatz sich jede Saison steigert“, sagt Rudolf Kail. Auch die Womenswear von Riani erlebt weiterhin einen Aufschwung, unterstützt von Werbematerialien für den Point of Sale. Last but not Least gehört Steffen Schraut zum Portfolio der Agentur. „Die Marke wird gemeinsam mit den besten Designern auf den Flächen präsentiert und ist anlässlich des 15-jährigen Jubiläums in aller Munde“, so Rudolf Kail, der mit seiner Agentur auf Kundennähe und Service Wert legt. Labels: Camicissima, Erdbär, Franklin & Marshall, Gianni Chiarini, Gum Gianni Chiarini Design, Ishikawa, Just Cavalli, Maliparmi, Marciano Los Angeles, Napapijri, Pinko, Riani, Steffen Schraut, Trussardi Jeans & Accessoires, Versace Jeans, Ventcouvert Aco Modeagentur Österreich, Salzburg/Österreich, salzburg@acomode.at, www.acomode.at
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044 Jetzt Agenturen
Die Hinterhofagentur
Neuer Drive zur neuen Saison
Dominik Meuer hat eine Reihe guter Nachrichten. Zum einen war der Umzug der Hinterhofagentur ein Erfolg, denn im neuen Showroom in der Römerstraße 14 in Schwabing stehen nun 250 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. „Der Tapetenwechsel gibt uns neuen Schwung. Wir starten voll motiviert in die neue Saison. Im Zuge der Erneuerung haben wir uns auch innerhalb unseres Markenportfolios etwas konsolidiert und auf die starken Labels fokussiert, mit denen wir eine richtig gute Entwicklung erleben“, sagt Dominik Meuer. Er setzt vor allem auf ein klares Konzept, die Kontinuität in der Zusammenarbeit mit den Kunden und die Standbeine im Abverkauf. Dazu zählt er vor allem die Kollektionen von Des Petits Hauts, Bob und Wool & Co, wo in der kommenden Saison ein inhaltlicher Neustart bei den Herren und ein kleines Damenprogramm neu gelauncht werden. Als Neuzugang kommt die Herrenkomplettlinie der italienischen Marke Manuel Ritz hinzu. „Wir sehen hier sehr gutes Potenzial, auf der schon bestehenden Basis anzusetzen, um den Umsatz weiter solide auszubauen“, sagt Meuer. Labels Damen: Cape Horn, Des Petits Hauts, Ginger and Ruby, Lab Dip, My Sunday Morning, Rose and Rose, The Jacksons, Wool & Co, Wyse London Labels Herren: Bob, Cape Horn, Koike, Manuel Ritz, Portofiori, Uniform Jeans, Wool & Co Die Hinterhofagentur, München/Deutschland, info@diehinterhofagentur.de, www.diehinterhofagentur.de
Gianni Chiarini Accessoires sind ein Neuzugang bei der Aco Modeagentur Deutschland.
The Farm by Aco Fokussierung
Die Agentur Aco Deutschland verfeinert ihr Konzept einer zukunftsfähigen Modeagentur und konzentriert sich auf drei Standbeine: Contemporary, Advanced Contemporary und Accessoires. Dafür wurde das Markenportfolio auf der einen Seite gestrafft und auf der anderen aufgestockt, um ein möglichst flächenfähiges Markenportfolio zu bieten. So sind Twinset Milano und My Twin sowie Elisabetta Franchi für den Bereich Contemporary neu dabei, ebenso wie die Accessoirekollektionen von Gianni Chiarini und Gum by Gianni Chiarini, während Marken, die nicht in den neu gesteckten Rahmen hineinpassen, nicht mehr Teil des Angebots sind. „Diese Fokussierung ist Teil unser Strategie Agentur 2020, wir wollen damit vor allem unser Image und unseren USP im Markt verdeutlichen“, sagt Michael Schulz. „Hier bleiben wir dem vor einem Jahr eingeschlagenen Weg der Lifestylepräsentation treu und bieten neben den Marken emotionale Produkte als auch kurzfristige Programme im Bereich ‚See now buy now‘ an. Dies umso mehr, da auch wir Antworten auf die derzeitige Systemproblematik bieten wollen.“ So gibt es von den Kollektionen Sorbé, Roots & Roofs sowie Kaleens Sofortware, die innerhalb von drei Wochen im Store sein kann – powered by The Farm, der Beratungsagentur unter dem Dach der Vertriebsagentur Aco Deutschland. Labels: Alex Monroe, Elisabetta Franchi, Gianni Chiarini, Gianni Segatta, Gum by Gianni Chiarini, Happy-Nes, Just Cavalli, Kaleens, Marciano Los Angeles, My Twin, Parosh, Pinko, Pleinsud Jeanius, Purotatto, Roots & Roofs, Serapian, Seventy, Sorbé, Svnty Antwerp, Twinset Milano, Versace Collection Aco Modeagentur, Düsseldorf/Deutschland, kontakt@acomode.de, www.acomode.de The Farm, Düsseldorf/Deutschland, grow@thefarmbyaco.de, www.thefarmbyaco.de Stärken stärken, ist das Motto bei der Hinterhofagentur. Im Bild die Kollektion von Manuel Ritz.
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www.adddown.it
046
Jetzt Messen Premium Group Erlebnismessen
Plattform für Mode und Lifestyle: Nova Concept auf der Panorama.
Panorama Geschärftes Profil
Die Panorama präsentiert sich zur kommenden Veranstaltung mit einer neuen Hallenaufteilung und tritt mit überarbeiteter thematischer Ausrichtung auf. Die Neuordnung ergibt eine Vereinfachung der Laufwege für die Einkäufer. Vor allem aber eine Fokussierung auf die Inszenierung und Identität der einzelnen Themenwelten und Segmente. „Wir wollen nicht nur die Servicequalität für die Einkäufer optimieren, sondern viel neue Inspiration für den Handel bieten, damit noch viel mehr Emotions- und Erlebniswelten auf die Flächen der Stammabteilungen in den Departmentstore übertragen werden. In jeder Halle wird es Community Areas geben, das sollen Treffpunkte sein, die zum interagieren Einladen. Hier wird es neben abwechslungsreichem Catering jede Menge spannende Produkte zu entdecken geben. Wir verbinden beispielsweise Kunst und Mode miteinander und bieten anspruchsvollen Mehrwert auf hohem Niveau. Quasi die Essenz, die jede einzelne Halle in komprimierter Form nochmal unterstreicht. Hier werden wir Interaktion fördern und gute Beispiele für die Inszenierung von Erlebnisshopping anbieten“, erklärt Fares Hadid, Chief Sales Officer der Panorama Fashion Fair Berlin GmbH. „Die Halle 4 steht künftig ganz im Zeichen von maskuliner Sportswear. Damit schaffen wir eine Plattform, um das Segment am Messestandort Berlin wieder deutlich zu stärken. Mit dabei sind unter anderem Marken wie Oscar Jacobsen, Junk De Luxe, J. Lindeberg, Ikks, Minimum und Knowledge Cotton Apparel.“ Die Kooperation zwischen der Panorama Berlin und der Selvedge Run, die ab dieser Saison im Marshal Haus auf dem Messegelände stattfindet, soll eine dauerhafte Verbindung werden, die allen Akteuren langfristig Wachstums- und Entwicklungschancen eröffnet. Grundsätzlich wollen beide Messen damit das Zusammenspiel der Segmente Denim, Progressive Casual, Lifestyle sowie Quality und Crafted Goods stärken. Damit die Internationalität des Standorts Berlin weiter verbessert wird, hat die Panorama ein Gästemanagement eingeführt, um internationale Händler und Marken in Zukunft noch intensiver zusammenzubringen. Dazu wird im Vorfeld ganz gezielt proaktiv im persönlichen Gespräch mit den einzelnen Zielgruppen kommuniziert, um sowohl den Einkäufern aus dem In- und Ausland als auch den Ausstellern zu einem möglichst effektiven und zielführenden Messebesuch bzw. -auftritt zu verhelfen. 16. bis 18. Januar 2017, www.panorama-berlin.com
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Fünf Fashion-Events in Berlin, 3.000 internationale Kollektionen. Die Premium Group vereint die Modemessen Premium, Seek, Bright und Show & Order wie auch das Konferenzformat #Fashiontech und bietet auch zur Herbst-/Winter-Saison 2018/19 eine Fülle von Innovationen für die Fachbesucher. Mit 1.000 Marken und 1.800 Kollektionen präsentiert die Premium in der Station Berlin eine internationale Selektion von Contemporary Fashion Brands, ergänzt von 30 Prozent neuen Labels pro Saison. In Halle 2 zeigt die Messe, wie aus einer Kombination aus Fashion-Pieces und Athleisurewear fashionable Gesamtlooks werden können. Im angrenzenden Kühlhaus wird die Show & Order X Premium zu einem Ort erlebbarer Retail Experience, im Look and Feel eines modernen Departmentstores. Die Seek in der Arena Berlin versteht sich als Stimme der Street Culture, geprägt von Subkulturen, Musik und Art. Entsprechend werden Street- und Urbantrends mit Menswear, Womenswear sowie Unisexkollektionen gezeigt, die mit Schuhen, Accessoires, Gadgets, Kosmetik und Papeterie ergänzt werden. Zur besseren Orientierung gibt es themenbezogene Fashionbereiche, darunter Classics & Icons für zeitlose Kollektionen, Craftmanship für authentische, heritage-inspirierte Brands, Sports & Streetwear für Signature-Brands, die den Streetstyle heute maßgeblich prägen, sowie Green Force für nachhaltige Mode. Das Glashaus dient als Community und Food Area für die Besucher der Seek wie auch der benachbarten Bright für Streetwear, Skateboarding und Boardsport. Für das Konferenzformat #Fashiontech schließlich kooperiert die Premium Group mit der Messe Frankfurt als neuem Partner und zieht ins Kraftwerk Berlin. Die Premium Group rundet ihren Service mit einer GPS-Navigations-App durch alle Hallen, Joint Ticketing und einem kostenlosen Shuttle Service zu den jeweiligen Messestationen ab. 16. bis 18. Januar 2018, www.premiumexhibitions.com Die Premium bietet Erlebnis, Austausch und Inspiration.
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048 Jetzt Messen
Pitti Immagine Uomo Starkes Programm
Die 93. Ausgabe des Pitti Uomo richtet einen besonderen Fokus auf das Athleisure-Phänomen und die Ausweitung der Bereiche, die die modernsten und zukunftsorientierten Stilrichtungen von zeitgemäßer Menswear reflektieren. Mit über 200 Neuausstellern werden neben internationalen Designern auch innovative Konzepte von Traditionsmarken zu sehen sein. In Zusammenarbeit mit Reda 1865, der altehrwürdigen Wollweberei aus Biella, die zum ersten Mal an der Messe teilnimmt, zeigen in einem Sonderprojekt die Marken 42.54, Aeance, Dzne, Gr1ps und Isaora eine Auswahl ihrer Athleisure-Kollektionen. Birkenstock wird auf 700 Quadratmetern sein Box-Projekt mit verschiedenen Limited Editions präsentieren, Karl Lagerfeld zeigt erstmalig seine neue Herrenkollektion auf dem Pitti und WP Lavori in Corso startet für Italien eine Partnerschaft mit Deus Ex Machina. Brooks Brothers feiert sein 200-jähriges Bestehen mit einer Modenschau und einer Retrospektive. Designer und DJ Dorian Stefano Tarantini feiert Pitti-Premiere mit M1992 und im Rahmen des Guest Nation Project zeigen neue Talente aus Finnland, Korea und Japan ihre Kollektionen auf einer Sonderfläche in der Fortezza da Basso. Als Gastdesigner werden Undercover by Jun Takahashi und Takahiromiyashita The Soloist gemeinsam ihre Männerkollektionen zeigen. Ein Highlight verspricht der Launch der ersten vollständigen Modekollektion des in Berlin beheimateten Magazins 032c mit einer Installation in einem Florentiner Renaissancepalast zu werden. 9. bis 12. Januar 2018, www.pittimmagine.com
Gleich zweimal zum Orderauftakt: Gallery und Gallery Shoes in Düsseldorf.
Gallery/Gallery Shoes Gemischtes Doppel
Gemeinsam sind sie stark am Rhein: Gallery und Gallery Shoes haben sich im vergangenen Jahr als wichtige Orderplattformen etabliert. Auf dem Industrieareal Böhler arbeiten sie mit rund 1.300 internationalen Brands zusammen. Bereits zur Gallery im Januar präsentieren sich rund 800 Marken, im März kommen noch rund 500 für die Gallery Shoes hinzu. Die Nachfrage aus dem gehobenen Segment steigt, insbesondere die Bereiche Agencies und Premiumbrands werden erweitert. Gerade für Agenturen ist das Format interessant, da sie die Plattform an beiden Terminen über die Öffnungstage hinaus für zehn Tage als Showroom nutzen können. Mit dabei sind Moderaum Fischer, D-tails, die Hinterhofagentur, Celine Klauser oder 22 fashion agency. Neue Namen sind Feldges & Heidt, Cashmere Secred, Sarah Pacini und Edward Copper. Parallel zu den Ordertagen Düsseldorf wird Platform Fashion wieder eine Reihe von Fashionshows auf dem Areal Böhler veranstalten. Auch zur Gallery Shoes im März sind eine Reihe von Neuausstellern gelistet wie Overland Shoes/Karl Lagerfeld Agencies, Fabiani, Wrangler, Novlaim, Copenhagen, Altraofficina und Andjel. Zur ersten Ausgabe der Gallery Shoes waren im Sommer 9.200 Fachbesucher nach Düsseldorf gekommen, diesmal werden noch mehr erwartet. Gallery: 27. bis 29. Januar 2018, 21. bis 23. Juli 2018; Gallery Shoes: 11. bis 29. März 2018, 2. bis 4. September 2018, www.the-gallery-duesseldorf.com
118 style in progress
Zum Saison auftakt in Florenz erwartet die Besucher eine Vielzahl von Highlights.
Als Titelsponsor und Initiator der neuen Fashion Week will Mercedes-Benz Designern weiterhin eine Plattform in Berlin bieten.
MBFW Neues Konzept
Mercedes-Benz setzt 2018 sein Modeengagement in Berlin fort. Die neue Fashion Week wird von der Kreativ- und Produktionsagentur Nowadays entwickelt und umgesetzt. Die Modenschauen finden im Januar dann erstmals im E-Werk in Berlin-Mitte statt. Darüber hinaus wird es in Partnerschaft mit dem Fashion Council Germany ein bilaterales Austauschprogramm zur internationalen Designernachwuchsförderung geben. Auf den parallel stattfindenden Modemessen wird die Automarke weiterhin als Sponsor vertreten sein. „Mit der Weiterentwicklung des Berliner Fashion-Formats und allen weiteren Modeaktivitäten bekennt sich Mercedes-Benz weiterhin klar zum Modestandort in der Hauptstadt. Wir sind der festen Überzeugung, dass Deutschland in den nächsten Jahren in der internationalen Modebranche eine noch bedeutendere Rolle einnehmen kann“, so
Jens Thiemer, Vice President Marketing Mercedes-Benz Pkw. „Wie die Automobil branche steht auch die Modeindustrie derzeit vor großen Herausforderungen. Nachhaltigkeit, Individualität, Innovationskraft und Digitalisierung sind auch hier die Attribute, die von Kunden erwartet und gefordert werden. Gerade vor diesem Hintergrund haben Nachwuchsdesigner mit ihrer Kreativität und ihren neuen Ansätzen große Chancen. Und genau das wollen wir als Lifestyle-orientierte Automobilmarke in Berlin fördern.“ 16. bis 18. Januar 2018, www.mbfw.berlin
www.wunderfell.com
050 Jetzt Messen
Das Marshall-Haus in zentraler Lage auf dem Messegelände Berlin gelegen, ist ein architektonisches Kleinod, entworfen von Bruno Grimmek.
Selvedge Run Neue Dimension
Die sechste Ausgabe des Selvedge Run findet erstmalig im Marshall-Haus auf dem Messegelände unter dem Funkturm in direkter Nachbarschaft zur Panorama Berlin statt. Der Namenszusatz „Tradeshow for quality garments and crafted goods“ verrät genau, worum es dabei geht. Die Messe der Herzen, wie sie von vielen Fans aus der Branche gerne liebevoll genannt wird, verzeichnet nach den vergangenen fünf Editionen den höchsten internationalen Besucher- und vor allem Einkäuferanteil und trägt somit maßgeblich zur Internationalisierung der Berliner Messelandschaft bei. Mats Andersson von Indigofera sagt: „Der Selvedge Run ist sowohl im Winter als auch im Sommer die wichtigste Veranstaltung für uns. Hier treffen wir 80 Prozent unserer europäischen Kunden. Für unser Business ist die Messe der Place to be.“ Ein Highlight ist jedesmal die Auswahl spannender japanischer Labels, die in Europa ausschließlich bei der Selvedge Run in Berlin zu sehen sind. „Zu uns kommen viele Einkäufer aus den USA, Asien, Osteuropa oder Skandinavien und natürlich auch aus Frankreich, den Benelux-Staaten und Italien sowie dem deutschsprachigen Raum. Darunter unter anderem End Clothing, Son of a Stag aus London, The Bureau aus Belfast, Standart & Strange aus Oakland, Pickings & Parry aus Australien, Pronto aus Thailand, Code 7 aus Moskau und St. Petersburg und VMC aus Zürich“, erklärt Shane Brandenburg, Sales Manager der Selvedge Run und fügt hinzu: „Die Veranstaltung im Januar trägt den Titel: ‚Core, Concrete, Craft‘ und steht für die drei Hauptsegmente, die Selvedge Run repräsentieren: Core sind die Denimmarken und solche, die die Show von Anfang an unterstützen, Concrete steht für die modernen, zeitgeist relevanten Brands und Craft beschreibt die Schuh- oder Accessoirelabels mit Liebe zu Handwerk und Qualität.“ Die Markenliste besteht auch in dieser Saison wieder aus dem Who is Who der Branche. Rund 90 Marken, darunter 3Sixteen, Croots, East Harbour Surplus, Hansen, Indigofera, Iron Heart, Momotaro, Nigel Cabourn, Red Wing Shoes, Stetson, Thedi Leathers, Salvatore Piccolo, Simmons Bilt, Tellason und Viberg. „Uns ist es wichtig, dass die Affinität zu hochwertigen Materialien und handgefertigten Produkten gegeben ist. Wie alt eine Marke ist oder welchen Designansatz sie verfolgt, ist für uns nicht ausschlaggebend. Wir können uns auch sehr gut vorstellen für Labels wie Baracuta oder Stone Island als Plattform zu fungieren. Ich denke, das würde sehr gut passen und noch viele weitere Synergien für die Einkäufer schaffen“, sagt Brandenburg.
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Er weiß, was er tut: Shane Branden burg organisiert mit seinen Partnern und einem guten Team den Selvedge Run.
Zum richtigen Zeitpunkt
Die neue Location könnte mit über 2.000 Quadratmeter Fläche kaum passender sein. Geradlinig, clean, modern, zeit- und schnörkellos steht das Gebäude im Herzen des Messegeländes. Durch die großen Fensterpartien fällt viel Tageslicht in das einzigartige und übersichtliche Raumensemble und gewährleistet eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Das Marshall-Haus wurde 1950 zur Deutschen Industrieausstellung eröffnet und diente den USA als Ausstellungspavillon. Benannt wurde es nach dem damaligen Außenminister, General George C. Marshall. Seit 1988 steht das Bauwerk unter Denkmalschutz. „Mit dem Marshall-Haus haben wir eine zukunftsfähige Location, die uns ermöglicht, die nächsten Wachstumsschritte einzuleiten, um langsam mit den richtigen Marken weiterzuwachsen. Das Angebot zur Zusammenarbeit vom Team der Panorama Berlin kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Wichtig ist, dass die Chemie zwischen uns stimmt. Das Panorama-Team ist sehr offen und zukunftsorientiert, hat uns in aller Ruhe zugehört und ist sehr daran interessiert, den Standort Berlin nach vorne zu bringen. Das hat uns sehr gut gefallen und schlussendlich auch überzeugt, als kleinste Messe zur größten Messe umzuziehen“, erklärt Shane Brandenburg. Der Umzug bringt für die Besucher und Aussteller viele Vorteile mit sich. Beispielsweise können sie den Gepäcklieferservice des Partnerprogramms oder die kostenlosen Shuttlebusse von den Flughäfen und dem Hauptbahnhof mitbenutzen. Allerdings gibt es aufgrund der Eigenständigkeit der beiden Messen noch kein gemeinsames Eintrittskartensystem. Das heißt, dass sich die Panorama Besucher im Vorfeld oder vor Ort noch einmal gesondert für den Selvedge Run akkreditieren müssen. Genau wie die Panorama öffnet der Selvedge Run bereits um 9 Uhr und ist aber weiterhin eine Stunde länger als die Panorama, nämlich bis 19 Uhr geöffnet. 16. bis 18. Januar 2018, www.selvedgerun.com
GERMANY & AUSTRIA
HEADQUARTER
SWITZERLAND
KOMET UND HELDEN GMBH Osterwaldstraße 10, Haus F, Eingang 21, 3. OG München (Lodenfrey-Park) Tel.: +49 (0)899705280 www.kometundhelden.de
EMMEPI ITALIA SRL Via Emilia 2/d 37060 Lugagnano di Sona (Verona), Italy Tel.: +39 (0)45 6084074 Email : info@emmepi-italia.com www.emmepi-italia.com
EINS ZWEI ZWEI EINS FASHION AGENCY GMBH Eichstrasse 27 8045 Zürich Tel.: +41 (0)439609812 www.einszweizweieins.ch
052 Jetzt Messen
Show & Order wird im Januar zu einem Departmentstores der Extraklasse.
Show & Order X Premium Life Experience
Erstmals zeigt die Show & Order als Messe der Premium Group ihre Marken im Kühlhaus und damit in direkter Nachbarschaft zur Premium auf dem Gelände der Station Berlin. Dabei verwandelt sich das Kühlhaus in eine erlebbare Retail Experience, konzipiert wie ein Departmentstore. Auf sechs zum Teil offenen, galerieartigen Etagen werden die Fashionbrands im Kontext mit Beauty, Interieur-, Design- und Papeterieprodukten zu Experience-Bereichen inszeniert. Dabei trägt jede Ebene den Namen einer internationalen Fashionmetropole: Das Erdgeschoss namens London ist mit einer Shop-in-Shop-Atmosphäre Brands wie Khujo, Gang, Freaky Nation oder Nümpf vorbehalten, während der erste Stock Paris Schmuck und Accessoires gewidmet ist, etwa mit Kollektionen wie Abstract, Girlsbestfriends oder Villa Gaia. Die zweite Etage Berlin setzt auf den kreativen Spirit der Stadt, mit Ready-to-wear in einem zukunftsweisenden Mix etablierter Marken mit Aufsteigerkollektionen. Mit dabei sind Laurel, Hanky Panky, Susanne Bommer und Cashmere Couture. Schuhe zeigt die dritte Etage, zum Beispiel von Diesel, NoBrand, Gashopper und Sioux. Dort gibt es auch einen Kaffeewagen von der Milchhalle Berlin. Die vierte Etage Copenhagen präsentiert eine Begegnung von Fashion, Beauty, Interieur und Design, ergänzt von einer Präsentation dänischer Brands des Königlichen Dänischen Generalkonsulats. Dem Spirit New Yorks schließlich ist die fünfte Etage gewidmet, wo die Besucher ein abwechslungsreiches Angebot erwartet, zum Beispiel Beauty-Anwendungen, ein Quick Styling sowie Lingerie von Stella Mc Cartney, Ralph Lauren Sleepwear und Spanx. Dazu werden am Stand des Onlineshops Fashionette Taschen für die Besucher customized. 16. bis 18. Januar 2018, www.showandorder.de
Mit über 1.800 Kollektionen von mehr als 1.000 Anbie tern gibt es auf der Munich Fabric Start einen komplet ten Saisonüberblick.
Munich Fabric Start Neue Innovationsbereiche
Das Leitthema der nächsten Munich Fabric Start „Processing My Realities“ bezieht sich auf eine noch stärkere Integration von Technologie und Neuentwicklungen für Fabrics und Additionals. Bereits auf den vorausgegangenen Veranstaltungen wurde dieser Prozess dynamisch konzentriert im Keyhouse als eigens geschaffenes Kompetenz- und Innovationszentrum für technologischen Fortschritt und Sustainable Innovations gezeigt. „In der Form, wie wir Messe verstehen, ist jede Veranstaltung ein Spiegelbild des Marktes mit perspektivischen Lösungsansätzen und einem auf die Zukunft ausgerichteten Konzeptportfolio. Wir sehen uns als Kommunikator, als Medium, als Netzwerker und Plattform. Diese Mittlerrolle wird in Zukunft eine noch größere Bedeutung bekommen“, sagt 118 style in progress
Wolfgang Klinder, Managing Director Munich Fabric Start. In Zeiten sich verdichtender Rhythmen, saisonaler Verschiebungen und Überlappungen, der Entwicklung neuer Technologien und Funktionalitäten und sich verändernder Produktionsprozesse sieht die Munich Fabric Start eine ihrer Hauptaufgaben darin, Spezialisten und deren Wissen zu verknüpfen sowie Networking zu forcieren. Als Side-Event wird Trend expertin Li Edelkoort einen exklusiven Ausblick auf die übernächste Saison Herbst/Winter 2019/20 geben und erstmals eindrucksvoll und audiovisuell die neuen Themen und Farben für die Segmente Women- & Activewear sowie Lifestyle & Interior vorstellen. 30. Januar bis 1. Februar 2018, www.munichfabricstart.com
www.bloom-fashion.com
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056 THE LONGVIEW
Magnus Hjörne, verantwortlich für Großhandel und Social Merchants bei NA-KD, gehört zum fünfköpfigen Gründerteam der Marke.
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THE LONGVIEW 057
Magnus Hjörne: „Wir wollen die Kim Kardashian jeder kleinen Stadt.“ Das Fräuleinwunder aus Schweden: NA-KD hat es innerhalb von nur zwei Jahren geschafft, eine hoch relevante Marke für junge Frauen aufzubauen. Das Team rund um Gründer Jarno Vanhatapio setzte dabei fast ausschließlich auf die Macht von Social Media. Im Gespräch mit style in progress erklärt Mitgründer Magnus Hjörne, verantwortlich für Großhandel und Social Merchants, warum NA-KDs Bekenntnis zu einer neuen Generation von Konsumentinnen so essenziell für den schnellen Aufstieg der Marke ist. Denn daraus leitet sich eine gänzlich neue Markenrealität ab – getragen, im wahrsten Sinne des Wortes, von mehr als 300.000 Influencern weltweit. Mit dieser Armee schafft die Marke eine Reichweite, die jeden Marketer schwindelig werden lässt. Das perfekte Tool, um die zehn bis 15 neuen Teile, die NA-KD jeden Tag herausbringt, in beeindruckendem Tempo an die Zielgruppe zu bringen. Die Skalierbarkeit des Geschäftsmodells stellen die Schweden mit beeindruckenden Wachstumszahlen unter Beweis. Interview: Martina Müllner-Seybold. Fotos: NA-KD
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arum heißt eine Bekleidungsmarke NA-KD?
NA-KD zu launchen war eine unglaubliche Reise. Wir sind im Mai 2015 gestartet und zählen nun zu den 20 am schnellsten wachsenden Firmen in Europa. Und wir treten nicht an, um jetzt einzubrechen, wir wollen noch mehr Gas geben. Aber zurück zur Frage: In diesem Interview werden wir viel über eine neue Konsumentengeneration sprechen und sehen, dass sie der Grund sind, warum wir dieses Unternehmen gestartet haben. Diese Generation will etwas, was einfach, kurz, relevant und simpel ist. Als wir auf NA-KD als Namen kamen, waren wir uns sicher, genau das gefunden zu haben: Kurz und einfach und es bleibt in Erinnerung. Sie sind als Multilabel-Online store gestartet, aber schnell dazu übergegangen, die eigene Kollektion auszubauen. Was haben Sie in den anderen Kollektionen vermisst? Kreativität? Tempo?
Schon zu Beginn war unser Plan, sowohl auf die eigene als auch externe Marken zu setzen. Die Vision war immer, hauptsächlich unsere Marke zu verkaufen. Die externen Marken haben wir benutzt – und tun das noch immer –, um NAKD in den richtigen Kontext zu setzen. Als wir im Dezember 2015 live gingen, haben wir 75 Prozent externe Marken verkauft und 25 Prozent Private Label. Aber schnell haben wir bemerkt, dass unsere Marke 75 Prozent der Umsätze macht. Warum? Wieder landen wir bei der neuen Generation. Die hat eine Aufmerksamkeitsspanne von acht bis zwölf Sekunden. Sie hat alles gesehen, sie konsumiert Informationen wie keine andere. Es ist schlicht nicht zielführend, sie mit herkömmlichen Marken anzusprechen. NA-KD ist viel relevanter für sie, weil unsere Marke, unsere Styles und unsere ganz eigene Markenseele ausschließlich auf diese Generation und die Nische von Konsumentinnen ausgerichtet ist. Es geht um Einzigartigkeit, etwas zu bieten, was man nirgendwo anders finden kann. Heute geht es vor allem darum, ein Erlebnis rund um den Einkauf zu kreieren, denn diese Generation 118 style in progress
will beim Kaufen etwas erleben. Sie wollen ein Erlebnis kaufen, die Seele einer Marke spüren. Sie mögen nur, was sie als echt und authentisch empfinden. Nur mit externen Marken könnten wir diese Story nicht kreieren. Und natürlich ist das Tempo wichtig: Normale Kollektionen zeigen zwei Kollektionen im Jahr, Sie bringen täglich zehn bis 15 neue Styles, die innerhalb von fünf Tagen sowohl beim Händler als auch direkt bei der Kundin zu Hause sind. Für die neue Kundengeneration funktioniert das alte Modell nicht mehr, denn nach zwei Wochen haben sie alles gesehen …
Wenn unsere Website nur zwei Tage lang gleich aussehen würde, denkt diese Generation: Mann, ist das langweilig. Diese Kundinnen verbringen vier bis fünf Stunden pro Tag auf Social Media. Das gleiche Bild zweimal hintereinander auf Instagram zu posten, würde sie denken lassen: „Oh Gott, die sind tot.“ Das erklärt, warum Tempo und täglich neue Styles so essenziell für uns sind. 68 Prozent unserer Zielgruppe ist unter 24, der Rest ist unter 30. Wir würden diese Mädchen langweilen, wenn wir es nicht so machen würden. Das ist nämlich nicht nur attraktiv für unsere Kunden, sondern auch für unsere Handelspartner. Die müssen auch verstehen, dass unsere Zielgruppe niemals dasselbe Teil nochmals kauft. Man braucht neue Produkte, neue Produkte und noch einmal neue Produkte. Denn dann kommen diese Kundinnen auch jede Woche in den Laden. Gerade erst habe ich eine interessante Studie gelesen, die besagt, dass diese Generation die erste ist, die ihre eigenen Trends kreiert, statt welchen zu folgen. Sie will aus vielen verschiedenen Styles wählen und ihr eigenes Outfit kreieren. Mit unserer großen Auswahl können sie das. Zum Aufbau der Marke haben Sie ausschließlich auf Social Media und digitale Kommunikation gesetzt – und damit vielbeachtete Pionierarbeit geleistet. Zufall oder Strategie?
Wir haben uns gefragt, wer unsere Zielgruppe ist. Als klar war, dass es eine ungefähr 20-jährige junge Frau ist, wollten wir von Anfang an die super-trendy Girls dieser Altersgruppe. Also haben wir uns intensiv mit der Zielgruppe befasst und gesehen, dass sie in Texten der Länge einer SMS oder einer Whatsapp kommu-
nizieren und manchmal den Text auch ganz weglassen und nur Fotos und Videos verwenden. So muss auch unser Content sein: lustige kurze Texte, Bilder, Videos. Dann kam die Frage: Wo vermarkten wir unsere Brand? Weil diese Leute vier bis fünf Stunden pro Tag auf Social Media sind, müssen wir dort präsent sein. Aber: Sie verwenden Ad-Blocker, hassen alles, was als Werbung gekennzeichnet ist und schalten sofort weg, wenn sie irgendeine Form von Werbung sehen. Wie können wir sie also erreichen? Das ist ganz schön widersprüchlich. Also war uns schnell klar, dass wir mit etwas kommen müssen, was wir „Marketing from the side“ nennen. Etwas, was man nicht als Werbung wahrnimmt, was aber trotzdem in deinem Hinterkopf die Marke NAKD abspeichert. Wir bauten eine Influencer-Datenbank auf, mit hunderten, tausenden Influencern und begannen, Klamotten auszugeben. Wenn sie es mögen, würden sie sich darin fotografieren und es posten – und so haben wir diese Community aus Celebritys der nächsten Generation aufgebaut, die unsere Marke glaubwürdig gemacht haben. Das Ausmaß, in dem wir das geplant und ausgeführt haben, unterscheidet uns. Auch weil es sich als noch erfolgreicher erwiesen hat, als wir ursprünglich dachten – daher haben wir es noch weiter intensiviert. Sie arbeiten mit 300.000 Influencern weltweit. Wie viele Leute kümmern sich darum?
Rund 35 Leute arbeiten ausschließlich mit den Influencern und unseren Kooperationen mit ihnen und sie machen einen fantastischen Job. Denn es ist ja nicht nur, einfach
„Es geht um Einzig artigkeit, etwas zu bieten, was man nirgendwo anders finden kann.“
Klamotten zu versenden, wir wollen Beziehungen aufbauen, sodass diese Influencer mehr Produkte wollen und uns auch als Marke kennen lernen. Wenn sie etwas posten, tun sie das sehr engagiert, weil sie unsere
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Sachen auch wirklich mögen. Das ist wichtig, weil diese Generation sehr sensibel ist, was Kommerzialität betrifft – sie kriegen das sofort heraus, wenn etwas nicht authentisch ist und damit funktioniert es nicht mehr so gut. Wie kooperieren Sie mit Influencern? Darf ich mir das als Affiliate-Modell vorstellen oder arbeiten Sie anders zusammen.
Im ersten Schritt geht es einfach darum, mit möglichst vielen Kontakt zu haben. Danach wollen wir Beziehungen aufbauen. Die Influencer sind das Gesicht von NA-KD. Für die Klamotten, die wir verschicken, bekommen wir Bilder zurück, die wir auf unserem Instagram-Account nützen können. Einige Influencerinnen geben Discount-Codes aus und werden dann, ähnlich wie in einem Affiliate-Modell, zu einem bestimmten Prozentsatz an den Verkäufen beteiligt. Einige wenige Mädchen bezahlen wir dezidiert für ihre Posts. Was qualifiziert diese einigen wenigen?
Die meisten glauben, nur die Follower-Zahlen entscheiden, aber darum geht es uns nicht. Wir glauben sogar, dass Micro-Influencer viel besser funktionieren. Vielleicht haben sie keine so große Reichweite, aber ihnen wird vertraut. Das Kriterium ist, dass sie zur Marke passen. Wir stehen für einen coolen Vibe, also müssen es die coolen Fashionistas sein. Wir wollen die Kim Kardashian in jeder kleinen Stadt.
„Die meisten glauben, nur die Follower-Zahlen entscheiden, aber darum geht es uns nicht. Wir glauben sogar, dass MicroInfluencer viel besser funktionieren.“
NA-KD hat 1,3 Millionen Follower auf Instagram. Welchen Umsatz generieren Sie aus dieser Reichweite?
Das ist schwer zu sagen, weil unser Instagram-Account keine klare Verkaufsintention hat. Wenn man uns mit all unseren Mitbewerbern 118 style in progress
wie Zalando, Asos, H&M und Zara vergleicht, sieht man, dass diese eine Engagement Rate von 0,2 bis 0,5 haben. In diesem Fall bedeutet Engagement Rate die Anzahl der Likes und Kommentare pro Bild. Wir erzielen ungefähr 1,9. Ich glaube, wir verstehen diese Generation besser. Auf unserem Account wird man niemals lesen: „Wir haben jetzt dieses Produkt online, kauf es!“, denn das ist viel zu pushy. Wir sprechen über Exfreunde, gebrochene Herzen, Cocktails und Liebe und haben lustige, ansprechende Bildtexte. Das nennen wir die NA-KD Seele. Wie viel das Umsatz bringt, ist schwer messbar. Was wir aber messen können, ist der organische Traffic auf unserer Website und auch der ist höher als bei vielen Mitbewerbern. Natürlich können wir auf Instagram messen, wie viele Leute in unser Shop Feed klicken, aber die meisten Kunden nehmen eine andere Customer Journey. In stagram ist also eine gute Trafficquelle, aber uns geht es darum, dort die Seele und den Spirit unserer Marke zu transportieren. Viele andere Young-Fashion-Marken sind gerade krisengeschüttelt, weil es oftmals keinen Grund gibt, statt beim Fast-Fashion-Anbieter bei einer Marke zu kaufen. Auf NA-KD trifft das offensichtlich nicht zu. Die Marke ist bei der Zielgruppe richtig gehypt. Was unterscheidet Sie von beiden – den Young Fashion Brands und der Fast Fashion?
Das trifft den Nagel auf den Kopf. Eine Marke aufzubauen, ist ja immer etwas vage, man kann sie nicht anfassen. Der Unterschied ist, dass wir uns Reichweite aufgebaut haben, und das, was wir tun, ist für diese Zielgruppe sehr relevant. Im Markenaufbau hat sicher geholfen, dass wir gemeinsam mit anderen, externen Marken, die aber deutlich teurer als wir sind, aufgetreten sind. Das hat einen großen Unterschied gemacht, weil wir so von Anfang an positioniert waren und es uns Glaubwürdigkeit verlieh. Dann machten uns die Influencer uns glaubwürdig und es wurde über uns gesprochen: „Hast du schon von NA-KD gehört?“ Das sorgte für Markenbekanntheit. Und: Wir wissen einfach besser, wie man den Content posten muss. Ein kleines Geheimnis, das unsere eigenen Social-Media-Teams befolgen, ist zum Beispiel, dass wir auf Instagram vermeiden, Bilder zu zeigen, die mit einer echten Kamera oder sogar
„Wenn unsere Web site nur zwei Tage lang gleich aussehen würde, denkt diese Generation: Mann, ist das lang weilig.“
einem iPhone 7 gemacht worden sind. Die Kamera ist einfach zu gut, als dass das authentisch aussehen könnte. Das ist dann nichts Echtes, was diese junge Zielgruppe ansprechen kann. Sie wissen sofort, dass dieses Fotoshooting gestellt ist. Es geht also darum, das Brand-Building ganz auf diese Zielgruppe auszurichten. Wie entscheidend ist dafür das Team dahinter? Gehe ich recht in der Annahme, dass Ihr Erfolg keiner geworden wäre, wenn die Strategie von älteren Leuten gemacht worden wäre? Veränderung passiert ja nur, wenn man disruptiv denken kann. Ich glaube, der alte Weg wird sehr bald der Vergangenheit angehören. Marken müssen schneller werden und endlich kundenzentriert arbeiten. In der Mode war es sonderbarer weise nämlich nie der Kunde, der im Mittelpunkt gestanden hat. Irgendein Designer hat sich irgendwas ausgedacht, was die Leute dann kaufen sollten. Das funktioniert doch für diese neue Zielgruppe nicht mehr.
Das ist absolut richtig. Die neue Generation verhält sich komplett anders und ist sehr egozentrisch. Sie werden immer post-materialistischer, sie überlegen sich gut, einen bestimmten blauen Sweater zu kaufen. Was total interessant ist, wie die verschiedenen Altersgruppen auf Rabatte reagieren. Je älter sie werden, umso mehr wirken Aktionen wie 20 Prozent Rabatt. Aber die junge Generation, die 68 Prozent unserer Kunden stellt, spricht auf Reduzierungen überhaupt nicht an. Tatsächlich?
Es ist ihnen schlichtweg egal. Während eines Mid-Season-Sales bleiben unsere Zahlen gleich. Wir sehen keinen riesigen Anstieg. Diese Generation kauft nur, wenn ihnen etwas gefällt, egal ob es nun 20 Pro-
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zent billiger ist. Wenn es ihnen nicht gefällt, kaufen sie es auch nicht. Das macht es natürlich für uns schwierig, Warenüberhänge los zu werden. Aber es garantiert auch gute Margen, weil sie immer zum Vollpreis kaufen. Unsere Verkäufe erfolgen zu 85 bis 90 Prozent zum Vollpreis. Das sind mal Neuigkeiten – denn genau diese Rabattpolitik ist ja so verheerend für den normalen Modemarkt. Glauben Sie, dass es an den ohnehin schon sehr nachvollziehbaren Preisen liegt?
Das ist sicher ein Grund, aber ich glaube, die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit ändert sich sehr. Meine Mutter ist Pädagogikprofessorin und sie sagt immer, dass mit dem Tempo, in dem sich die Gesellschaft ändert, kaum Schritt zu halten ist. Die Zahlen von ADHDS-Diagnosen bei Kindern steigt zum Beispiel gerade rapide auf eine beängstigende Höhe an. Man sagt, diese Kinder hätten Konzentrationsprobleme, aber in Wahrheit hat sich deren Aufmerksamkeitsspanne einfach verkürzt. Ich denke, das ist auf all die Information zurückzuführen, die sie konsumieren. Am Smartphone passiert dauernd etwas Neues. Frag dich doch selbst mal, wann es das letzte Mal war, dass du dir einen drei Stunden langen Film angesehen hast, ohne auch nur einmal dein Telefon in die Hand zu nehmen. Wenn diese Kinder in der Schule sitzen müssen und ein Buch lesen sollen, natürlich kommt ihnen das alles total langsam vor, keine Bilder, nichts, was einen packt. Da ist dann das Smartphone natürlich viel attraktiver. Sie können in einem Augenblick überall sein. Das ist eine völlig andere Gesellschaft. Dasselbe gilt, wenn sie einkaufen. Wollen sie immer wieder das Gleiche tragen? Denn, wenn du einen Sweater für 3.000 Euro kaufst, musst du ihn ganz schön oft tragen, um damit glücklich zu sein. Es macht viel mehr Spaß, immer wieder etwas anderes zu haben. Es geht um die Neuigkeit. Darum wird Fast Fashion immer existieren. Haben „alte“ Marketingmethoden – Anzeigenkampagnen, PR, Out-ofHome und Fernsehen noch irgendeine Relevanz für NA-KD? Oder sind diese Instrumente schlicht zu langsam für eure Marke?
Wir verkaufen jeden Monat in 130 Länder, wir sind also vollständig global. Wir haben in Summe in 174 Länder dieser Welt Pakete verschickt. Wenn man nun über so etwas wie Fernsehwerbung nachdenkt, muss man es für jeden Markt gesondert betrachten. In manchen Ländern, 118 style in progress
aber bestimmt nicht in allen, kann sie sicher helfen. Aber generell gesprochen und für unsere Zielgruppe würde ich nein sagen. Es ist nicht relevant für unsere Zielgruppe. Wir wissen, dass unsere Zielgruppe die Handys rausholt, wenn die Fernsehwerbung beginnt. Wenn wir mit bestimmten Influencern kooperieren und ihnen Geld bezahlen, erreichen wir ein paar Millionen Leute. Und das kostet uns kein Vermögen. Wie viele Plakate müssten wir an Bushaltestellen aufhängen um zehn Millionen Leute zu erreichen? Wenn wir alle Leute ansprechen, die wir in unserer Influencer-Datenbank haben, erreichen wir drei bis vier Milliarden Leute – das ist umgerechnet jeder, der auf Social-Media-Plattformen aktiv ist. Die Arbeit mit Influencern ist also der eine wichtige Teil unserer Strategie, aber mehr und mehr ist es die Gesamtheit der Kunden unserer Marke, die sich ja auch in NA-KD zeigen. Was kann man authentischeres erreichen, als dass die Kunden für dich als Marke sprechen?
Hat der Start des Großhandelsgeschäfts das Unternehmen entscheidend verändert?
Wir hatten jeden Tag Anfragen von Händlern, die unsere Marke führen wollen. Ein Jahr lang mussten wir nein, nein und nochmals nein sagen. Dann haben wir uns irgendwann gedacht: O. k., lass es uns probieren. Wir sind im Januar 2017 ganz klein in Schweden gestartet, um die Prozesse zu lernen. Im Juni, als das B2B-System aufgesetzt war, haben wir unsere zwei unterschiedlichen Lager integriert, so dass die Händler ebenfalls kaufen konnten und fünf Tage später ihre Ware hatten. Prompt können sie aus 4.000 Produkten wählen, sie kaufen praktisch gleich wie ein Onlineendkunde. Wir liefern sogar mit den gleichen Logistikpartnern aus. Das hat gut funktioniert. Die große Veränderung kam mit Kunden der Größenordnung eines Peek & Cloppenburg. Die haben, sagen wir mal, 150 Läden und wollen zwölf Stück von jedem Style kaufen. Das sind dann 1.800 Stück von einem T-Shirt. Dafür mussten wir ein Vorordersytsem etablieren. Das war eine Veränderung für uns, aber keine massive. Auf welche Weise beeinflussen die Daten, die Sie im Marketing generieren, das Design? Oder haben die Designer einfach die ultimative Freiheit, das zu kreieren, was sie cool und neu finden?
Das ist etwas, was sich sehr verändert hat und wir verfeinern es täglich.
Ganz klar eine Zielgruppe im Visier: NA-KD will sich nicht verzetteln, sondern setzt voll auf die Nische der jungen, trendorientierten Kundin.
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„Der stationäre Händler muss sich in Sachen Erlebnis verändern. Shopping ist etwas Soziales, es ist nicht die Befriedigung von Bedürfnissen wie das nach einem weißen T-Shirt.“ Zwei unserer Mitgründer sind Designer und Einkäufer, die langjährige Erfahrung in der Mode haben und ihre Tätigkeiten ausgezeichnet beherrschen. Wir können uns wirklich auf sie verlassen und haben ihnen schlicht Budgets gegeben, die sie dann einsetzen konnten. Aber natürlich beginnen wir die Daten zu nutzen. Wir teilen das Budget jetzt in drei Segmente auf: 25 Prozent geht an Produkte, die man einfach braucht. 25 Prozent an Produkte, von denen die Kunden noch nicht wussten, dass sie sie brauchen – Überraschendes, Super-Trendiges oder Kooperationen mit Influencern. 50 Prozent sind das, was die Leute von NA-KD erwarten, also sehr modische Produkte. Innerhalb dieser drei Kategorien haben sie die Freiheit, alles zu entwerfen, was sie wollen. Fünf Gründer ist ganz schön sportlich – aber es scheint zu funktionieren. Was ist das Geheimnis?
Wir haben einen Gründer und verschiedene Mitgründer. Jarno Vanhatapio ist der Hauptgründer, er war vorher Gründer von nelly.com, dem größten E-Commerce-Player in Skandinavien, den er dann verkauft hat. Für dieses neue Unternehmen hat er sich ein Team aus Mitgründern zusammengestellt. Wir sind alle verschieden, arbeiten aber alle unternehmerisch in unseren jeweiligen Kompetenzen. Ist es für NA-KD essenziell, dass Sie alle Millenials und Digital Natives sind?
Ja, es macht einen großen Unterschied, dass wir alle so jung sind. Wir haben 150 Mitarbeiter, ohne 118 style in progress
die Praktikanten und die Lagermitarbeiter gerechnet. Der Altersdurchschnitt liegt bei 23 Jahren. Wir sind alle Digital Natives. Wir verstehen unsere Kunden. Wenn man etwas machen will, was ihnen gefallen soll, muss man es nach deren Regeln machen. Welche Veränderungen kommen in den nächsten Jahren auf die Modeindustrie zu?
Es wird eine massive Veränderung geben, aber ich weiß nicht wie schnell sie kommen wird. Es ist nicht entscheidend, wie lang eine Marke schon auf dem Markt ist. Die einzige Frage ist: Wird sie sich verändern? Werden sie ihren Stolz ablegen und nicht daran festhalten, wie sie vor 20 Jahren ihr Business gemacht haben? Sehen sie diese Veränderungen als Chance, um etwas zu bewegen und neue Marktanteile zu erobern? Ohne den Willen zur Veränderung wird es leicht passieren, dass man den Anschluss versäumt – vielleicht nicht in zwei oder drei Jahren. Aber allein die Tatsache, dass diese neue Kundengeneration zwischen 15 und 28 schon heute 50 Prozent des Marktes ausmacht – stellen wir uns das mal in zehn Jahren vor … Und die jüngeren werden noch viel verrückter sein. Veränderung ist auch im Handel wichtig. Wenn sie sich nicht verändern und weitermachen, wie sie die letzten 20 Jahre gearbeitet haben, wird es schwer werden, die jungen Kunden anzuziehen. Freilich haben sie noch die älteren Kunden, die sie hoffentlich sehr glücklich machen, aber für eine neue Generation muss man eine gänzlich andere Strategie haben. Jetzt ist der Zeitpunkt, um ein Vorreiter zu sein! Alles muss für diese neue Generation unmittelbar sein. Ist da der stationäre Handel überhaupt noch der Weg der Wahl?
Der Marktanteil von Online wird sicher weiter wachsen, aber es wird immer Platz für stationäre Läden geben. Aber der stationäre Händler muss sich in Sachen Erlebnis verändern. Shopping ist etwas Soziales, es ist nicht die Befriedigung von Bedürfnissen wie das nach einem weißen T-Shirt. Die Kunden kommen in die Stadt, weil sie ihre Freunde treffen wollen, abhängen wollen, sich treffen, einen Kaffee trinken. Warum sollten sie einen bestimmten Laden betreten? Das tun sie nur, wenn er ihnen ein gutes Gefühl vermittelt und sie etwas erleben können. Gibt es dort etwas Neues, etwas, was sie interessiert?
Sie wollen Spaß haben, es auf Social Media teilen. Ein Selfie machen vor irgendeiner verrückt gestalteten Wand, damit ihre Freunde ihr „ha, ha, ha“ darunter kommentieren können. Was können wir tun, um Kunden mit dem Laden interagieren zu lassen? Es ist eine riesige Möglichkeit, ich hätte liebend gerne einen Laden, um daraus etwas wirklich Cooles und Lustiges zu machen. Das kommt bald: In Deutschland eröffnen Sie die ersten Läden mit Partnern. Warum sucht eine so virtuelle Marke das Physische?
Zunächst wird es Shop-in-Shops in verschiedenen Departmentstores geben, Ende 2018 werden wir dann die ersten Flagshipstores eröffnen. Aber die sehen wir hauptsächlich als Brand-Building-Maßnahme, damit uns die Kunden erleben und angreifen könne. Es ist natürlich eine echte Herausforderung für uns, die wir so virtuell sind – wenn wir Stores machen, müssen die wirklich cool aussehen.
Was will NA-KD eines Tages sein?
Im Grunde wollen wir eine digitale Version von Zara werden, aber stärker als Marke wahrgenommen werden. Wie Sie vorher gesagt haben, wir sind eine Marke. Deutschland ist unser wichtigster Markt und
„Diese Generation kauft nur, wenn ihnen etwas gefällt, egal ob es nun 20 Prozent billiger ist.“
wird das auch bleiben, ungeachtet dessen waren wir seit Tag eins eine hundert Prozent globale Marke. Wir werden versuchen, den Erfolg, den wir in Deutschland haben, auch in den anderen Märkten zu reproduzieren. Es braucht die richtigen Partner und muss sorgfältig geplant werden. Wenn wir das Herzstück etabliert haben, werden wir Land für Land in den Roll-out gehen.
066 SO LÄUFT’S
Neuland
Dass Angela Merkel mal den Anstoß für einen Themenschwerpunkt in style in progress geben würde, hätte ich mir auch nicht träumen lassen. Ich habe sie ja nicht einmal gewählt. Darf ich nicht, würde ich aber auch nicht. Aber das würde jetzt hier zu weit führen.
Mut ig in die
neuen Zeiten! Ein Kommentar von Stephan Huber.
„Das Internet ist für uns alle Neuland!“, so lautete 2013 das vor allem in Kreisen der Distinktions-Poser und digitalen Drübersteher zu rasanter Berühmtheit gelangte Zitat der deutschen Bundeskanzlerin. Gemünzt war es übrigens auf die Enthüllungen rund um das Überwachungsprogramm Prism mit dem US-Geheimdienste einen gigantischen Datenberg angehäuft haben (und sicher immer noch anhäufen). Bezüglich Auswertung und Analyse ebenfalls Neuland, wie sich zeigen sollte. Egal, wie Merkel diesen Satz nun gemeint hat, mich hat er jedenfalls zum Nachdenken gebracht. Er hat sich sozusagen bei mir eingebrannt und ich sehe ihn eigentlich jeden Tag aufs Neue bestätigt. Das Internet, oder präziser, die Digitalisierung ist die zweifelsohne einschneidendste Zäsur in der Menschheitsgeschichte. In ihren Auswirkungen noch weit intensiver, unberechenbarer als die Industrialisierung. Weil sie mit unvergleichbar höherer und sich exponentiell steigender Geschwindigkeit abläuft. Überall, gleichzeitig, auf unterschiedlichsten Ebenen – und in vielen Bereichen weitgehend ungeregelt. Unter anderem, weil Freiheit eines der Versprechen der Digitalisierung war und ist, Freiheit
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von vielen aber mit Regellosigkeit verwechselt wird. Funktionierende Systeme und Gesellschaften brauchen aber Regeln und Menschen/Medien/Institutionen, die diese Regeln verständlich vermitteln können. Deshalb ist es auch nicht lächerlich, wenn die Regierungschefin eines internationalen Schwergewichtes wie Deutschland ihre persönliche Ratlosigkeit im Umgang mit der Digitalisierung zum Ausdruck bringt, sondern Besorgnis erregend. Weil Sorge aber zumeist ein schlechter Ratgeber ist, wollen wir in dieser Ausgabe Wege suchen und beschreiben, auf denen die Modebranche in die Zukunft gehen kann und muss. Neuland ist doch bitte vor allem mal sehr spannend, bietet Möglichkeiten und Chancen. Die Grundlage, um diese Chancen zu nützen, ist heute dieselbe wie schon immer, wenn Menschen in unerforschte Territorien vorgedrungen sind: Innovation, Anpassungsfähigkeit, Mut. Und die Überzeugung, dass es diese Wege gibt. „Mutig in die neuen Zeiten!“ Um noch einmal auf die Politik zu sprechen zu kommen, diesmal auf die österreichische. Mit dieser Message hat nämlich der in meinem Heimatland ja direkt gewählte Bundespräsident Alexander van der Bellen vor gut einem Jahr die Wahlen gewonnen. In unserem Schwerpunkt geht es also nicht nur um „Neuland“, sondern vor allem auch um Optimismus. Lassen Sie sich anstecken.
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068 SO LÄUFT’S
Neuland
Der Laden-
Quickie
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Neuland
Vor den Schaufenstern leerstehender Ladenlokale stehen Paketwagen voller Onlinebestellungen im Stau. Klassische, über zehn Jahre laufende Mietverträge sind im Modehandel unbeliebt geworden – zu langfristig, zu teuer, zu unflexibel. Einen Ausweg gibt es nicht. Sondern mindestens sechs. Die stellen wir Ihnen zusammen mit wichtigen Vordenkern vor. Text: Petrina Engelke. Illustration: Claudia Meitert@Caroline Seidler
Eigentlich will die
Modewelt nach Soho, New York. Am Broadway reihen sich dort Topshop, Prada, Hugo Boss und Aritzia, auch Acne Studios, Bogner, Burberry, Helmut Lang, Alexander Wang, Chloe, Miu Miu und Diesel sind in Soho. Doch inzwischen klaffen immer mehr Lücken auf. 188 leere Ladenlokale zählt die Stadt New York im Sommer 2017 am Broadway – einer der beliebtesten Einkaufsmeilen der Welt. Nicht nur dort ist Gehen oder Bleiben eine Preisfrage. Die Spanne der Ladenmieten ist beachtlich. Mit 360 Euro pro Quadratmeter im zweiten Quartal 2016 steht die Kaufingerstraße in München auf Platz 11 der teuersten Standorte der Welt. Die Spitze besetzt der Streifen der Fifth Avenue zwischen 49th und 60th Street, wo ein Quadratmeter Ladenfläche umgerechnet mehr als 29.000 Euro kostete. So mancher Modehändler spekuliert darauf, dass angesichts der zunehmenden Leerstände die Mieten bald fallen – und lässt sich deshalb nicht mehr auf langfristige Verträge ein. Vermieter wiederum setzen darauf, dass die Branche es sich nicht lange leisten kann, auf den Einkaufsstraßen zu fehlen. Es ist wie dieses Spiel, bei dem verliert, wer zuerst wegguckt. In der Zwischenzeit geht beiden Seiten der Umsatz flöten. Oder es fällt einem etwas Neues ein.
2
Geteiltes Geschäft ist doppeltes Geschäft: Co-Retail
1
Ganz was anderes: „Handel ist Wandel“ ernst nehmen
Was passiert eigentlich, wenn man den Merksatz „Handel ist Wandel“ aus der Fibel knibbelt und wahr macht? Man entdeckt Verbindungen. „Das hängt doch alles irgendwie zusammen“, sagt Cambis Sharegh über seinen Sprung vom Conceptstore ins Gastgewerbe. „Beide sind Orte zwischenmenschlicher Begegnung und des Austausches.“ Für die Branche wie auch die Kundschaft war die Überraschung groß, als Cambis Sharegh und Pete Hannewald den legendären Münchner Laden Pool schlossen – und mit weiteren Partnern zusammen ein Hotel eröffneten, das nur zwei Jahre lang existieren soll. „Ich finde langjährige Mietverträge nicht mehr zeitgemäß“, sagt Sharegh. „Der Markt ist sehr schnelllebig, da muss man sich anpassen.“ Statt zähneknirschend den nächsten Mietvertrag zu unterschreiben, kann man also auch umsatteln – und wenn man schon dabei ist, auch Räume ganz neu denken. Sharegh und Partner haben eine ehemalige Bank so umgebaut, dass dort ebenso gut geschlafen wie gefeiert werden kann. Die Kurzfristigkeit ist dabei Programm. „Bei temporären Happenings entsteht eine ganz bestimmte, fast schon spirituelle Dynamik“, schwärmt Sharegh. Es bleibt aber auch weniger Zeit, um Investitionen wieder hereinzuholen. Das Lovelace-Team gleicht das unter anderem mit Kooperationen aus – sie haben Hersteller wie Qvadrat, Vitra und Coco-mat ins Boot geholt.
Während die einen sich vom stationären Handel verabschieden, entdecken andere ihn mit einer Euphorie, als wäre ihnen die Marslandung gelungen: Bislang reine Onlinemarken sind auf den Trichter gekommen, dass ein Laden ihr Geschäft ankurbelt. Deshalb ist Supreme in London, Paris, Los Angeles, New York und Tokio gelandet. Deshalb kauft Amazon Whole Foods und deshalb haben Alana Branston und Ali Kriegsman ihr Geschäftsmodell geändert. Mit Bulletin gründeten sie ein Onlinemagazin, um von ihnen kuratierte Onlinemarken bekannt zu machen und zu verkaufen. Doch 2,2 Millionen US-Dollar an Investorengeldern sammelten sie erst mit dem Plan ein, Läden zu eröffnen. Auf monatlich kündbarer Basis können sich Onlinemarken bewerben, damit Bulletin ihr Produkt im Laden aufnimmt und von dort aus auch für die zusätzliche E-Commerce-Site verschickt. Die vertretenen Marken zahlen dafür zwischen 300 und 2.000 US-Dollar und geben 30 Prozent ihres Umsatzes ab. Co-Retail schließt eine Lücke für diejenigen, die erkannt haben, dass sie in der physischen Welt präsent sein müssen, um zu funktionieren – aber nicht die Mittel für einen langfristigen Mietvertrag haben oder öfter mal den Ort wechseln oder testen wollen. Hinter Talenthouse N.Y. steckt zudem ein strategischer Gedanke. Dabei hatte die Schweizerin Veronika Brusa vor dessen Gründung eigentlich nur einen zweiten Laden für ihre Marke Berenik im Sinn. (Siehe Interview)
3
Kampagne vom Plakat klauben: Ladenfläche = Marketingfläche
Nachdem die Großen der Branche zum Teil jahrzehntelang auf Expansion schauten, stoßen sie an die Grenzen des Wachstums: Wie viele Flagshipstores braucht man eigentlich? Urban-Outfitters-CEO Richard Hayne ist der Ansicht, der Einzelhandel habe zu viel Fläche aufgebaut. Zumindest in den USA, wo er das Pro-Kopf-Modeangebot für sechsmal so hoch wie etwa in Japan einschätzt. Schon hängt das Wort Gesundschrumpfen in der Luft. Hinter verschlossenen Türen munkelt man, hinter so manchem Luxusmodeschaufenster stünde ein Verlustgeschäft, der Laden tauge nur noch, um den Markennamen zu polieren. Letzteres setzte die Luxusmarke Hermès in ein überraschendes Pop-up um: Von Juni bis November 2017 tauchte der orange Waschsalon Hermèsmatic in mehreren Städten nacheinander auf. In dem Pop-up konnten Besitzer von Hermès-Tüchern ihre Schätze in Spezialwaschmaschinen umfärben – aber nur zwei Wochen lang. Cartier ließ derweil im französisch-vietnamesischen Luxusrestaurant Indochine Champagner aus einem Automaten rumpeln. Die Uhr, deren Relaunch der Extra-„Laden“ feierte, durften New Yorkerinnen zwar probieren, aber nicht mit nach Hause nehmen. Sie gab es später bei Net-A-Porter und im Cartier Store. Aus diesem Wandel ließe sich gar ein neuer Businessplan stricken: Nur einer oder sehr wenige Flagshipstores plus temporäre Läden für gezielte Marketingaktionen, und zwar heute hier, morgen dort.
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Mit Optimismus und Ideen sind die Pool-Gründer Cambis Sharegh und Pete Hannewald von der Mode ins Gastgewerbe gewechselt — zumindest für zwei Jahre.
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Neuland
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Think Big: Einzelhandel als stadtplanerisches Element
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Pop-up aus Prinzip: Airbnb für den Einzelhandel
Wer den Eindruck hat, dass das Tempo des eigenen Innovationszyklus sich eher mit einem Zwei-Wochen-Pop-up als mit einem mehrjährigen Mietvertrag verträgt oder wer neue Märkte lieber erst einmal kurzfristig testen will, steht allerdings vor einem Problem: Ein entsprechendes Ladenlokal dafür zu finden erweist sich als Nadel-Heuhaufen-Situation. Diese Lücke hat inzwischen die Tech-Branche entdeckt. Mit dem Anspruch, das AirbnbPrinzip auf die Suche nach Ladenlokalen zu übertragen, konkurrieren Start-ups wie The Storefront, Appear Here, Vacant, Popupshops.com und A Retail Space. Sie vermitteln die unterschiedlichsten Räumlichkeiten für die unterschiedlichsten Zwecke, für ein Jahr, einen Monat, eine Woche, manchmal sogar nur für einen Tag. Da landet etwa der Online-Herrenausstatter Mr Porter zum Start des zweiten „Kingsman“-Films im Herbst 2017 mit 118 style in progress
einem Pop-up in der Londoner Savile Row. Daniel Wellington ist zu diesem Zeitpunkt mit seinem zweiten Pop-up in New York so erfolgreich, dass der Social-Media-Uhrenliebling einen sechsjährigen Mietvertrag unterschreibt. Die Idee wirbelt durchaus das Verhältnis zwischen Vermietern und Einzelhändlern durcheinander. The-Storefront-CEO Mohamed Haouache etwa sorgt mit einer Vision für Unruhe, die feste Mietzahlungen komplett in Frage stellt. (Siehe Interview)
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Big Data an der Einkaufsstraße: Ladenlokale als Informationsgoldgrube
Wissen ist Macht. In einem Laden kann man mehr über seine Kundschaft erfahren als irgendwo sonst. Die Ökomodemarke Reformation etwa „veröffentlicht“ alle paar Wochen neue Klein-Kollektionen, die sofort in ihre Läden kommen. Was sich nachweislich gut verkauft, wird
dann in höherer Stückzahl und in weiteren Farben und Größen hergestellt, die Ladenkunden dann über im Laden aufgestellte Bildschirme kaufen können. Mit neuen Technologien lässt sich nicht nur erfassen, wie viel Laufkundschaft am Tag vorbeischaute und wo im Laden sie am längsten verweilte. RFIDChips in den Kleidern können auch verraten, was in der Umkleidekabine gelandet ist – und für effizient aufgefüllte Regale sorgen. Und mit einer Kombination von Beacons und Apps lassen sich sogar Kundenprofile direkt von deren Smartphones ziehen. Mit diesen Informationen lässt sich sowohl die Beratung persönlich zuschneiden als auch ein individuelles Marketing für den Onlineableger entwickeln. Besonders in temporären Läden kann man ein neues Publikum erforschen. Die allgegenwärtige Datenerfassung hilft sogar, wenn Ladenbesitzer selbst zu ratsuchenden Kunden werden – und nach dem passenden Ort für einen Laden suchen. Darauf hat sich etwa der Pop-up-Vermittler A Retail Space spezialisiert. (Siehe Interview)
Big Data öffnet die Diskussion für ein Denken im großen Stil. Man kann aus der Misere der leerstehenden Läden sogar einen noch größeren Gedanken formulieren: „Ohne Einzelhandel gibt es keine attraktive Innenstadt“, so Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE). Deshalb hat der HDE zusammen mit dem Deutschen Städtetag ein Positionspapier erarbeitet. Es beschwört eine „Verantwortungsgemeinschaft“ aus Kommunen, Handel und Immobilienbesitzern, die eine flächendeckende Versorgung für die Bevölkerung sichern soll. Zu diesem Behufe rückt das Papier den Onlinehandel als Ergänzung für den stationären Handel ins Rampenlicht. Zu den Forderungen gehört entsprechend auch der Ausbau von Breitbandnetzen für eine flächendeckende Versorgung mit schnellem Internet. Unter dem Motto „Eigentum verpflichtet“ nimmt das Positionspapier auch die Immobilienwirtschaft ins Gebet: Die Mietpreise könnten in Zukunft doch beispielsweise die Besucherfrequenz berücksichtigen. Dem Handel wiederum gilt eine Forderung, die in der Diskussion um Leerstände und Ladenmieten schnell in Vergessenheit gerät. Nötig sei eine Serviceoffensive. Kassenschlangen, mürrisches Personal und mangelhafte Beratung verhageln die Kauflaune schließlich auf jeder noch so coolen Verkaufsfläche.
16.-18.01.2018 hall3 / booth e19
premium exhibition berlin
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Neuland Scott Bagby ist im Gründer-Trio von A Retail Space für die Technologie zuständig.
A Retail Space „Genau diese Art Informat ion brauchen sie.“ Bei A Retail Space beschreibt man eine Kunden-Persona, dann zeigt die Website, wo man diese Menschen findet – und hilft, genau dort Ladenlokale zu mieten. Die Gründer Scott Bagby, Sven Kaufmann und Michael Schoen erklären, wie das funktioniert – und warum. Interview: Petrina Engelke. Fotos: A Retail Space
Was ist Ihrer Ansicht nach der Grund dafür, dass so viele Einzelhändler aus Langzeitmietverträgen aussteigen?
Scott Bagby: Der stationäre Handel wird aus unserer Sicht immer Teil einer Omni-Channel-Strategie im Einzelhandel bleiben, aber in Zukunft werden ganz andere Anforderungen an diese Ladenlokale gestellt als vor, sagen wir einmal, fünf Jahren. Ich meine, in der IT sind fünf Jahre ein ganzes Produktleben. Ich denke, wir befinden uns in einer Definitionsphase: Was ist ein Laden, was ist er wert, wie viel kostet er, was sollten wir dafür ausgeben, wie hoch ist die Rendite?
Unterdessen verliert die Idee des Pop-up-Shops ihren Neuigkeitswert, besonders in einer schnellen Stadt wie New York. Und was kommt jetzt?
Sven Kaufmann: Allgemein gesprochen wird Pop-up zum Erlebnis. Einen Laden zu haben, ist wichtig, man kann ihn zum Geldverdienen nutzen, aber auch als Marketing-Tool. Manche Modemarke entscheidet sich vielleicht gegen einen weiteren Flagshipstore, eröffnet aber kurzfristig einen Laden für eine Sonderkollektion. Hier am Broadway hat Nike etwa seine neuesten Klamotten und Sneaker gezeigt. 118 style in progress
Michael Schoen: Ich glaube, dass uns der Pop-up außerdem für ein Segment erhalten bleibt: Er funktioniert auch in Zukunft für die Marke aus Stockholm oder Berlin, die nach New York kommen und den Markt testen will, ehe sie hunderttausende Dollar für einen Langzeitmietvertrag ausgibt. Bagby: Genau an diesem Punkt wird es umso wichtiger, die Entscheidung für ein Ladenlokal mit Daten zu stützen. Bei A Retail Space schichten wir dazu vier Datenebenen übereinander. Woher bekommen Sie die Daten?
Bagby: Wir nutzen eine Kombination von öffentlich erhältlichen Daten und solchen von kommerziellen Anbietern. Das Schwierige an Daten ist die Fähigkeit, sie so auszuwerten und darzustellen, dass auch ein Nicht-Wissenschaftler sie deuten kann. Weder Einzelhändler noch Immobilienfirmen haben unbedingt eigene Datenteams. Aber genau diese Art Information brauchen sie, um ihre Kunden gezielt ansprechen zu können. Wie werden diese Daten erhoben?
Bagby: Das meiste stammt aus Apps, die Sie auf Ihrem Telefon haben, besonders die kostenlosen. Sie verkaufen Big-Da-
ta-Anbietern Ihre Daten. Diese Anbieter wiederum verkaufen sie dann an Hedgefonds und Leute wie uns. Was werden Händler, die Sie vermitteln, Ihrer Meinung nach in den Ladenlokalen tun?
Kaufmann: Ich bin definitiv der Meinung, dass diese Ladenflächen mit sämtlicher Technologie, die nur denkbar ist, inklusive künstlicher Intelligenz, ausgestattet werden müssen und werden. Schoen: Ich finde, viele Händler machen ihre Sache schon ganz gut, so wie Bonobos und Supreme. Sie arbeiten mit Erlebnissen. Bagby: Viele Dinge kann man online nicht kopieren. Nicht nur das Anfassen, sondern auch das Verständnis dafür, was eine Marke ausmacht. Und in einem Laden können Marken dieses Erlebnis viel besser als mit jeglicher Onlinemaßnahme steuern.
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Mohamed Haouache „Offline und Online ergänzen einander.“ Hedgefonds und Risikomanagement waren Mohamed Haouaches berufliche Heimat. Eigentlich wollte der Franzose nur einem Freund helfen, in Paris für kurze Zeit ein Ladenlokal zu finden. Bald darauf war er Mitgründer des Start-ups PopUp Immo, das mit The Storefront fusionierte. Als dessen Chef hat Haouache eine überraschende Vision für die Zukunft des Einzelhandels. Interview: Petrina Engelke. Fotos: The Storefront
Der Onlinemodehandel macht der Branche seit Jahren Sorgen. Womit ist der stationäre Handel ihm immer noch voraus?
Ich finde, wir sollten diese beiden Handelssegmente nicht als Kontrahenten sehen. Offline und Online ergänzen einander. E-Commerce-Akteure buchen keine Ladenfläche, weil sie uns mögen – sie brauchen uns. Denn sie können mehr Informationen erfassen, wenn sie ihren Kunden persönlich begegnen. Daten sind essenziell und ein Laden liefert jede Menge brauchbare Daten. Weshalb wollen dann so viele Händler keinen langfristigen Mietvertrag mehr unterschreiben?
Dank Zara, H&M und Konsorten und neuer Technologie kann man alle 15 Tage oder so eine neue Kollektion herausbringen. Die Konkurrenz ist größer und man muss den Endkunden überraschen. Die Immobilienbranche fordert also eine langfristige Verpflichtung, während die Marken einen Markt voller kurzfristiger Verpflichtung bedienen. Das passt einfach nicht zusammen.
Was ist dann Ihre Vision für die Zukunft des Einzelhandels?
Ich stelle mir eine Zukunft vor, in der es nichts kostet, Ladenfläche anzumieten, und die Marken die Vermieter am Umsatz beteiligen. Denn in Teilen wichtiger Städte steht der Leerstand bei 20 bis 25 Prozent, und das wird den Immobilienwert mindern. Zunächst werden Vermieter in derselben Straße einen Preiskampf beginnen. Dann werden sie versuchen, ihre Verluste zu kompensieren, und ihr Geschäftsmodell zu dieser Art Win-win-Partnerschaft mit Marken ändern.
Sie sind Franzose und The Storefront ist eine Fusion Ihres ehemaligen Start-ups in Europa mit The Storefront aus den USA. Wie unterscheiden sich die Ladenlokaltrends in den Ländern, die Sie bedienen?
In Europa ist London wohl der am weitesten entwickelte Markt für kurzfristige Verträge. Paris ist für uns am lukrativsten. Der am weitesten entwickelte Markt überhaupt sind für uns aus historischen Gründen die
USA. Aber im Moment ist ein neuer Faktor hinzugekommen: das Risiko eines Terrorangriffs. Das lähmt den Markt. Der Einzelhandel ist in puncto Sicherheit sehr empfindlich und in Anbetracht der Vorhersagen möglicher Terrorangriffe in Paris und London müssen wir mehr in die USA und nach Asien expandieren.
Wird der Pop-up-Shop bleiben oder ist er nur eine Phase, ehe etwas anderes kommt?
Ich glaube, alles wird Pop-up und das Ladenlokal wird zu etwas, das ich Dauer-Pop-up nenne. Ich stelle mir eine Zukunft vor, in der ein Ladenlokal von immer wieder wechselnden Brands genutzt wird, anstelle eines Raums, der für mehrere Jahre denselben Einzelhändler beherbergt. Warum? Wie schon gesagt, das herkömmliche Format des Produktverkaufs ist am Ende. Die Leute müssen überrascht werden. Der neue Weg heißt Einzelhandel als Erlebnis.
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Neuland Einfach nur möglichst viele möglichst gleiche Läden zu bauen, hat das Team von Dfrost noch nie interessiert. „Lieber temporär und inspirierend, als ein 0815-Ladenbau mit Zehnjahresmietvertrag“, sagt Christoph Stelzer, einer der drei Gründer von Dfrost.
Christoph Stelzer „Stop thinking stores – start thinking stories.“ Ob Produkte oder Räume, ob online oder offline – Dfrost, die Stuttgarter Agentur für Retail Identity, sorgt auf jedem Terrain für die passende visuelle Inszenierung. 2008 von Nadine Frommer und den Brüdern Christoph und Fabian Stelzer gegründet, arbeiten heute rund 50 Mitarbeiter für die Brand- und Retailspezialisten. Aus einem interdisziplinären Team von Gestaltern ist längst ein Beratungsunternehmen geworden, das den stationären Handel mit seinen digitalen Kommunikationskanälen verknüpft. Christoph Stelzer verrät im Gespräch mit style in progress, warum er überzeugt ist, dass sich die Schlagzahl im Retail erhöht. Interview: Martina Müllner-Seybold. Fotos: Dfrost
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Welche Chancen hat der Handel heute?
Der Wandel, der in den Köpfen der Konsumenten gerade stattfindet, bietet wirklich Chancen für einen – und das ist Grundvoraussetzung – ambitionierten Händler. Es gibt einen großen Paralleltrend zur Digitalisierung, nämlich Kunden, die ein echtes Erlebnis haben wollen, die inspiriert werden wollen. Freilich braucht die Zielgruppe von heute andere Botschaften oder besser gesagt andere Kommunikationskanäle. Die Ansprache muss vor allem spitzer auf den Kunden zugeschnitten sein, auf eine Klientel, die immer besser informiert ist, aber im Grunde sprechen die Leute immer noch auf das Gleiche an: ein nachhaltiges Einkaufserlebnis. Welche anderen Kanäle konkret?
Social Media war früher in der Markenbildung in Sachen Image zu verorten, heute ist es ein relevanter Verkaufskanal geworden. Influencer haben eine krasse Macht entwickelt. Wenn die richtigen Leute Begeisterung ausdrücken, kann das sehr hilfreich sein. Die visuelle Ebene ist dadurch viel wichtiger geworden – sie erzeugt Begehrlichkeit jenseits eines Bedarfs. Instagram und Co zeigen ja ausschließlich Outfits und dennoch gibt es immer noch
Läden, die glauben, sie könnten mit Schrankwänden voll Hosen emotionalisieren.
Der visuelle Anspruch der neuen Zielgruppe ist ganz klar nicht mehr der eines Kunden, der sich in der Stammabteilung bedient hat. Wir haben früher auch schon gebetet, dass eine Kuratierung und Highlightpräsentation stattfinden muss, die der Kunde in der Antrittsfläche wahrnimmt. Das hat heute zwar andere Gesetzmäßigkeiten, damit es Instagram-tauglich ist, aber der Mechanismus ist immer noch der Gleiche: Man muss vorsortieren, inspirieren und Identifikation erzeugen. Als Trend kommt dazu, dass sich die Zielgruppe heute weniger stark an Marken orientiert, sondern an Einzelstücken. Und das ist genau der Grund, warum auch eine Verknappung wie ein Pop-up-Store so gut funktioniert. Hier trifft eine handverlesene, klar auf eine Zielgruppe zugeschnittene Auswahl aus Produkten auf eine limitierte Verfügbarkeit. Das schafft Begehrlichkeit, macht das Piece zu etwas Besonderem und beugt dem Mainstream und der Langeweile vor. Eine Herausforderung für einen Retailspezialisten wie Dfrost?
Klar, weil wir in neuen Zyklen denken müssen. Aber lieber
lassen wir uns alle drei Monate eine neue, inspirierende Idee einfallen, als dass wir zusehen, wie sich ein Hersteller mit seinen dauerhaften Stores lähmt. Wir erleben ja gerade, dass viele, die großflächig auf Retailexpansion gesetzt haben, Probleme haben. In einen Monobrand store mit starrem Sortiment und bedingter Zeitgeistigkeit dauerhaft über Monate und Jahre Spannung reinzubringen, ist eine riesige Herausforderung. Ich würde derzeit jedem abraten, einen Zehnjahresmietvertrag für einen Monobrandstore abzuschließen. Denn das Prinzip Pop-up schafft ja auch Begehrlichkeit und Emotionalisierung: Für drei Monate bekommt man die enthusiastischen Verkäufer, die bis ins Detail über jedes Produkt Bescheid wissen. Der Eventcharakter unterstützt die Emotionalisierung und Shopping ist wieder ein nachdrückliches Erlebnis.
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Veronika Brusa „Erst durch die physische Anwesenheit glauben die Leute, dass es dich wirklich gibt.“ Bei Talenthouse N.Y. in Soho kann man für seine Kollektion eine monatlich kündbare Kleiderstange mieten. Die Schweizer Designerin Veronika Brusa erklärt, wie nicht nur finanzielle Gründe sie dazu brachten, die Räume ihrer Marke Berenik für andere zu öffnen – und warum Mode überhaupt noch Ladenfläche braucht. Interview: Petrina Engelke. Fotos: Berenik
Wie kam Ihnen die Idee zu Talenthouse N.Y.?
Ich wollte mit Berenik einen zweiten Laden eröffnen und dachte, in New York sei das nicht zu schaffen. Aber dann kam mir eine Vision. Denn eins habe ich in den letzten Jahren gelernt: Wenn wir als Kollektiv zusammenarbeiten und jeder ein bisschen mitbringt, können wir sehr viel in die Tat umsetzen. Und das bezieht sich nicht nur auf geteilte Kosten.
besser, schon hier in New York ein Netzwerk und ein eigenes Marketing zu haben, aber wenn sie wollen, können sie auch bloß ihre Kleider schicken, und wir tun dann unser Bestes für sie. Sie müssen nicht einmal anwesend sein. Das ist Teil des Konzepts, und auch das entspringt meiner Pop-up-Erfahrung: Als Designer kann man es sich nicht leisten, tagelang in einem Popup zu hocken, während so viel anderes zu erledigen ist.
Was war noch Teil der Idee, den Raum für andere Designer zu öffnen?
Könnte dieses Konzept eines Tages zu einer neuen Art Kaufhaus wachsen?
Es ging auch um die Energie. Wenn jeder für sich alleine kämpft, dauert es viel länger, etwas zu erreichen. Aber wenn wir am selben Ort arbeiten, unser Netzwerk mitbringen, wird es für alle viel einfacher. Das habe ich von Messen und Pop-upShops mit anderen Designern gelernt.
Ich denke schon. Meine Vision ist: zwei oder drei größere Marken mit so etwas wie einer eigenen Abteilung und ein Teil für kleinere Marken mit je einer Kleiderstange. Wir suchen nach einem Partner für einen Coffeeshop, planen ein Fotostudio, und unten haben wir bereits Büroräume, wo man einen Tisch mieten kann. Es wird eine Rundum-Erfahrung. Man kann einkaufen, seine Lookbooks und Meetings machen.
Müssen Designer Pop-upShop-Erfahrung haben, um bei Ihnen angenommen zu werden?
Überhaupt nicht, die Marken müssen nichts tun, wenn sie nicht wollen. Selbstredend ist es
del kaputt macht. Sie scheinen das Gegenteil zu denken.
Ich denke, es hängt wohl davon ab, was man verkauft, aber aus meiner Onlineshop-Erfahrung mit Berenik kann ich berichten, dass wir durchgängig die meisten Onlinebestellungen aus Zürich bekommen, wo wir einen Laden haben. Meine Erklärung ist ganz einfach: Erst durch die physische Anwesenheit glauben die Leute, dass es dich wirklich gibt. Sie lernen die Marke kennen, haben ein echtes Erlebnis und bauen Vertrauen auf. Das ist das Wichtigste: Sie vertrauen einer Marke, weil sie sie sehen und anfassen können und wissen, dass man nicht plötzlich verschwindet. Sie bestellen online von dir, weil sie das Produkt kennen und wissen, dass sie sich auf dessen Qualität verlassen können. Ich glaube, es ist Teil unserer Natur, an das zu glauben, was wir anfassen und betreten können. Alles andere ist nur so eine Idee.
So viele Läden schließen und die Branche jammert, dass Online den stationären Han-
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In Adler Modemärkten arbeiten Lagerroboter, Yooxs Logistikzentrale kommt ohne Mitarbeiter aus, in China gibt es komplett autonome Stores ohne Verkäufer, im Alberto Concept Store beantwortet Alexa Fragen zu den Hosenmodellen. Digitali sierung und Automatisierung werden im Modehandel jeden dritten Job obsolet machen, so die Prognosen. Zukunftsmusik aus weiter Ferne? Bedient sich der Kunde der Zukunft selbst – oder sind gerade diese Zukunftsvisionen Grundlage, dem Verkäufer und dem Point of Sale eine völlig neue Bedeutung zukommen zu lassen? Text: Kay Alexander Plonka, Nicoletta Schaper. Illustration: Claudia Meitert@Caroline Seidler
Anette Wartner, Inhaberin Stulz Mode: Genuss: Leben
EMOJIES in real life! „Emotion ist für mich der Gegenpol zur Digitalisierung und Automatisierung. Wir können die Computer mit Informationen aus aller Welt füttern, aber emotional werden sie nie sein! Sie sind rationale Entscheidungshilfen, aber unsere Gefühle und momentanen Befindlichkeiten werden sie nie erraten. Die Zukunft des Einzelhandels liegt für mich genau in diesem Punkt. Unsere Aufgabe ist es, unseren Kunden zuzuhören und sie dann mit Enthusiasmus zu beraten. Die Welt liegt uns dank der Digitalisierung zu Füßen. Jedoch können wir mit dieser Freiheit, uns in allen Bereichen selbst zu entscheiden, immer weniger umgehen. Dafür müssen wir Händler wieder lernen, unseren Kunden die Wünsche von den Augen abzulesen, und Mut haben, uns auf unsere Instinkte zu verlassen. In unserer kleinen Stulz-Welt können wir für die Kunden ein individuelles Paket schnüren. Sie fühlen sich bei uns wie zu Hause, da es jeden Tag frischen Kuchen oder Snacks zum Kaffee oder Prosecco gibt, und können sich auch noch gleich das passende Präsent für ihre Einladung aus unserer Feinkostabteilung zusammenstellen lassen. Und nebenbei haben sie noch so viel gelacht, dass der Smile in ihrem Gesicht, bei Verlassen unseres Ladens, erst einmal eine Weile anhält. Emojies in real life! Das schafft kein Computer dieser Welt.“
Dr. Antje von Dewitz, Geschäftsführerin Vaude Sport
Weiter PERFEKTIONIEREN „Es wird kein entweder oder geben, sondern komplementäre Szenarien, u. a. abhängig vom Verkaufsformat: In großflächigen Handelskonzepten, die stark auf Standardisierung der Sortimente setzen, sehen wir heute schon, dass z. B. im Kassenbereich eine starke Reduzierung der Personaleinsätze eingetreten ist, ohne dass das als schlechter Service empfunden wird. Bei kleinen Innenstadtlagen hingegen wird das persönliche Gespräch weiterhin seinen hohen Stellenwert haben. Im Bereich der individuellen Anpassung, insbesondere bei sehr technischen Produkten, wie wir sie vertreiben, ist der Bedarf nach individueller, fachlicher Beratung weiterhin am größten. Doch auch hier spielt Digitalisierung eine immer wichtigere Rolle: Bereits heute gibt es sehr gute und zunehmend digital gestaltete ‚stille Verkäufer‘. Das wird sich weiter perfektionieren. In jedem Fall müssen sich Industrie und Handel offen dem Thema stellen und kundenorientiert die besten Lösungen aus persönlicher Beratung und digitaler Unterstützung zum Einsatz bringen.“
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Neuland Stefan Crämer, Inhaber Crämer & Co Nürnberg
MENSCHEN brauchen Menschen
„Natürlich ist es eine Herausforderung, sich in dem Dschungel der Möglichkeiten der Digitalisierung nicht zu verlaufen und seinen eigenen Weg zu finden. Ein hohes Maß an Flexibilität, Tempo und die Konzentration auf das, was man am besten kann, bleiben für uns bei Crämer & Co wichtige Orientierungshilfen. Was mit Sicherheit bleibt: Menschen brauchen Menschen und je mehr wir mit Systemen zu tun haben, desto mehr werden soziale Aspekte eine Rolle spielen.“
Kerstin Goerling, Inhaberin und Einkäuferin von Hayashi
Begehrlichkeit & LEIDENSCHAFT „Stores ohne Verkäufer, Farfetch präsentiert den Store
Corinna Weber, Modenhaus Ehlers, Wyk auf Föhr
Leben und EMOTION „Wir brauchen Leben und Emotion für ein hochwertiges Sortiment, wie wir es führen. Wer gewillt ist, viel Geld für Nachhaltiges auszugeben, möchte auch entsprechend beraten werden. Wir als Händler müssen mit immer neuen Dingen Emotionen schaffen, um dem Kunden etwas zu präsentieren, das er so noch nicht gesehen hat. Ich glaube, dass Online im günstigeren Segment und für diejenigen gut funktioniert, die mit dem Onlinehandel aufgewachsen sind. Allerdings beobachte ich bei meinem 20-jährigen Sohn, dass er zum Beispiel Sportequipment online bestellt, aber doch ins Geschäft geht und sich beraten lässt, wenn er etwas zum Anziehen braucht. Er möchte sich auch gar nicht alles nach Baukastenprinzip selbst zusammenbauen. Vielleicht ist seine Generation da ja auch schon wieder einen Schritt weiter. Ich finde es ohnehin spooky, alles online zu kaufen, auch Lebensmittel. Du musst doch vergleichen, was es für Tomaten gibt, sie riechen und vielleicht auch probieren. Das kannst du online nicht. Auch unsere Kleidung im Geschäft ist etwas Edles. Du musst sie anfassen, willst überzeugt werden: Sehen, wie die Nähte beschaffen sind oder die Knöpfe. Dann machen die Dinge auch nachhaltig Freude. Unsere Aufgabe ist es, dem Kunden zu helfen, wieder etwas zu entdecken in einer Welt, wo alles nach Aufmerksamkeit schreit, sodass er sich schon gar nicht mehr angesprochen fühlt.“ 118 style in progress
of the Future, alles wird digital. Muss das Personal nun bangen durch iPads ersetzt zu werden? Meiner Meinung nach nein. Denn Mode muss erlebbar bleiben. Gerade im Luxussegment reicht der Onlinehandel nicht aus. Wir wollen kommunizieren und zwar nicht mit Maschinen. Der Kunde will es festlich, wenn er tief in den Geldbeutel greift. Die nahezu Vertikalisierung des Luxussegments und die ständige Verfügbarkeit schwächen das Image des Luxusmarktes. Unsere Kunden lieben den Austausch im Store und die Begehrlichkeit, die der Verkäufer durch die eigene Leidenschaft weckt. Das obere Preissegment der Mode ist kein Markt der Verfügbarkeiten, die im Onlinehandel unabdingbar sind. Er ist nach wie vor eine Welt, die sich erst durch Kommunikation entfaltet. Die Beziehung zwischen Kunde und Verkäufer wird sogar stärker, freundschaftlich. Denn eins fehlt uns immer: Nähe und Zuneigung! Und die ist digital noch nicht erzeugbar.“
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Neuland Christine Jahn, Senior Partner Agentur Toepfer GmbH & Co. KG
ANSPRACHE „Der Kunde der Zukunft wird sich verändern, sich mehr selbst bedienen, dies tut er bereits schon heute. Vor allem was im Mainstream funktioniert und schnell vermarktet werden kann, lässt sich problemlos übers Internet konsumieren. Aber es gibt auch den Kunden, der von dem übergroßen Onlineangebot verunsichert ist und umso mehr auf Qualität und Beratung setzt. Er ist modeinteressiert und sucht Geschmack und Stil. Das findet er im gehobenen Facheinzelhandel, wo man ihm hilft, seine Persönlichkeit mit der Mode zu unterstreichen, sei es mit einem edlen Cashmere-Pulli, einem tollen Wintermantel oder einem perfekt sitzenden Anzug. Er will sich etwas Schönes gönnen und möchte von Spezialisten beraten werden, die sich besser auskennen als er, denn selbst wenn er sich jeden Post ansieht, kann er nicht ohne weiteres die Qualität erkennen. Das ist eine Riesenchance für den stationären Handel und eine Stärke, in der er immer besser sein wird, denn Stil und individuelle Beratung lassen sich nur persönlich vermitteln und nicht über einen Bildschirm. Für diese Kompetenz muss der Facheinzelhandel aber auch etwas tun. Immer noch erleben wir, dass wir in einen Laden kommen und das Gefühl haben, die Ware wird bewacht, anstatt dass der Kunde mit offenen Armen empfangen wird. ‚Ich freue mich, dass du kommst und dass ich dich beraten, dir etwas verkaufen darf!‘ Dies sollte die Maxime sein. Eine Onlinepräsenz ist heute dennoch unverzichtbar. Die sollte allerdings ebenso individuell sein wie das Geschäft. Hier gibt es noch viel Potenzial. Die meisten Onlineshops sehen gleich aus, kein Wunder, dass der Konsument dann aufgrund der Beliebigkeit der Websites schnell anfängt, nur nach dem günstigsten Preis zu suchen.“
Mark Etzold, Inhaber Agentur MNE, Düsseldorf
ANPASSUNG „Was auf der einen Seite an Jobs wegfällt, wird auf einer anderen Seite neu geschaffen, ist meine Überzeugung. Schon zur Zeit der Industrialisierung hieß es, Arbeitsplätze würden wegfallen und bei der Globalisierung auch, aber es wurden im Gegenteil noch mehr neue Jobs und Möglichkeiten geschaffen. Die Arbeit der Roboter in den Lagern von Amazon, Zalando und Co. könnten Menschen nicht in der erforderlichen Menge mehr erledigen, das alles regelt sich nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage. Der kostengünstigere Einsatz von Robotern gewährleistet unter anderem ja auch, dass Retouren kostenfrei zurückgeschickt werden können. Statt über Anbieter wie Amazon zu klagen, sollten wir uns flexibel dem Markt anpassen. Auch für kleinere Händler ist eine Internetseite der Produkte, die sie im Laden anbieten, realisierbar. Das heißt nicht, dass sich das Persönliche ersetzen lässt. Gerade in unserer Branche hängt viel von Emotion, Vertrauen und der persönlichen Beratung ab. Die Mode lebt, anders als zum Beispiel die Automobilbranche, von vielen verschiedenen Anbietern und Produkten. Der überwiegende Teil des Premiumhandels ordert Nischenprodukte bei den Agenturen, um anzubieten, was nicht jeder hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Prozess automatisiert werden kann. Zwar wird die Arbeit von Vertriebsagenturen nicht leichter, aber grundsätzlich bin ich Optimist und möchte offen und bereit für neue Anforderungen sein. Denn wer will Stillstand statt Weiterentwicklung?“
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Neuland Johannes Huber, geschäftsführender Inhaber Modehaus Garhammer, Waldkirchen
INDIVIDUELLE Einkaufserlebnisse „Selbstbedienung mag in anderen Handelskonzepten eine große Rolle spielen, für unser Haus kann ich sagen, dass die Selbstbedienungsquote mit rund drei Prozent verschwindend gering ist. Wie in unserem Claim ‚Mode und Menschen‘ ausgedrückt, geht es bei Garhammer neben der Mode auf 9.000 Quadratmetern vor allem um eines – nämlich darum, Menschen zu begeistern! Eine ehrliche und kompetente Beratung durch motivierte und bestens ausgebildete Mitarbeiter sowie ein exzellenter Service zeichnen unser Haus und die Marke Garhammer seit jeher aus. Und das schätzen und erwarten unsere mittlerweile rund 90.000 Kundenkarteninhaber auch zu Recht. Das Persönliche, das Individuelle, das Menschliche ist das, was Einkaufen bei Garhammer zu etwas Besonderem macht – das ist unser USP. Wie wichtig das Eingehen auf die individuellen Wünsche des Einzelnen ist, zeigt auch die Entwicklung unseres Personal Shopping Services. An Spitzensamstagen buchen bis zu 100 Kunden einen exklusiven Beratungstermin mit ihrem persönlichen Wunschberater in unserem Haus – das läuft super. Wir glauben fest daran, dass es auch in Zukunft viele Menschen geben wird, die genau diese individuellen Einkaufserlebnisse zu schätzen wissen, die gerne andere Menschen treffen wollen und die einfach eine gute Zeit beim Shoppen verbringen wollen. Für diese Klientel sind wir da, für sie wollen wir außergewöhnlich, relevant und begehrlich bleiben.“
Stefan Jakobs, Division Director Buying, Anson’s – Mode für Männer
Vorteil PERSÖNLICHKEIT „Ja, die Digitalisierung hat zunehmend Einfluss auf den PoS. Aber gerade bei hochwertigen Produkten oder Artikeln, die zu besonderen Anlässen gekauft werden, ist den Kunden eine persönliche Beratung enorm wichtig. Präferenzen wie Farbe und Größe digital zu erschließen, ist das eine, aber speziell auf den Kunden, seine Bedürfnisse und Wünsche einzugehen, ist das andere. Gerade im Hinblick auf Emotionen, Geschmack und Hintergrundinformationen steht eine digitale Beratung der Persönlichen um einiges nach. Daher denke ich, dass die persönliche Beratung auch in Zukunft ihren Stellenwert am PoS behalten wird.“ 118 style in progress
Dr. Kai Hudetz, Geschäftsführer IFH Institut für Handelsforschung GmbH
Soziale INTERAKTION „Die Digitalisierung verändert den Einzelhandel in rasanter Geschwindigkeit: Immer mehr Onlinehandel, immer mehr Technologien am Point of Sale. Dass Verkäufer zukünftig aber vollständig durch Roboter ersetzt oder überflüssig werden, glaube ich nicht. Denn die soziale Interaktion und eine kompetente, freundliche Beratung durch das Ladenpersonal sind ein Faktor, der Konsumenten auch im digitalen Zeitalter in den stationären Einzelhandel kommen lässt, statt bequem vom Sofa aus online zu bestellen. Heute entfällt ein Großteil der Tätigkeiten von Verkäufern aber auch auf das Suchen von Ware und einfache Auskünfte. Diese Funktionen können Roboter durchaus übernehmen. Mit verkaufsunterstützenden Technologien werden sich Verkäufer zukünftig viel intensiver dem Kunden widmen können – und damit die Möglichkeit haben, viel stärker zu einem positiven Einkaufserlebnis beizutragen!“
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Neuland
Geh dahin, wo deine Kunden sind! Weniger Frequenz in den Geschäften ist eine Tatsache, die sich ebenso wenig wie Schwellenangst mancher Kunden oder die Onlinekonkurrenz wegdiskutieren lässt. Aber Frequenzmangel ist auch kein unabänderliches Schicksal – jedenfalls nicht für Händler, die raus zum Kunden gehen und sich einiges einfallen lassen, um für ihre Kunden Anlaufstelle Nummer eins zu sein. Denn sie wissen, dass die persönliche Begegnung ihr unbestreitbarer Vorteil ist. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Gesprächspartner.
Illustration: Claudia Meitert@Caroline Seidler
Amazon Prime Ward robe macht es vor: Der Kunde bekommt eine Box mit Kleidern bequem nach Hause geschickt, die er in Ruhe probieren kann. Was er behalten möchte, bezahlt er und profitiert darüber hinaus von einem Bonussystem. Der Rest wird wieder in die Box gepackt und nur noch vor die Haustür gestellt, wo ein Bote die Ware abholt. Was sich von Amazon lernen lässt? Der Kunde und seine Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt und der Kleiderkauf wird maximal vereinfacht, noch dazu bei minimalem Zeitaufwand. Bequemer geht es kaum. Emotional erreichen
„Der Frequenzmangel ist die größte Herausforderung des stationären Einzelhandels“, sagt Chris Zanon. Er weiß,
wovon er spricht, immerhin führt er sein gleichnamiges Geschäft seit 1988 und war bis 1995 sehr erfolgreich mit Snowboard Hartware und passender Sportswear dazu. Heute will er mit einem skandinavisch geprägten Sortiment Modedestination für Lifestyle affine Menschen sein. „Lienz hat 12.000 Einwohner und eine Zentralraumfunktion, die nächsten großen Städte wie Klagenfurt oder Bruneck liegen 120 Kilometer entfernt“, so Chris Zanon. Als ebenso aufgeschlossener wie auch aktiver Mensch blickt Zanon über den sprichwörtlichen Tellerrand hinaus. Zwölf Jahre lang hat er sich im Stadtrat mit Lienz als attraktivem Standort beschäftigt. So setzte er sich zum Beispiel dafür ein, dass im Sommer Kübel mit Palmen aufgestellt style in progress 118
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Neuland „Der Frequenzmangel ist die größte Herausforderung des Einzelhandels.“ Chris Zanon, Geschäftsführer Zanon in Lienz
„Die Anzahl der Kurz urlaube wächst und damit die Bereitschaft, es sich in kurzer Zeit gutgehen zu lassen und entsprechend Geld auszugeben.“ Thomas Wartner, Geschäftsführer Wartner Concepts
„Gerade das gehobene Publikum im Hotel genießt die Exklusivität, das Probieren, dass man nur für sie da ist. Wir haben viel Spaß daran, die Kunden bestmöglich zu bedienen.“ Christine Wahler-Dietz, Geschäftsführerin Mi’kmaq in Bad Tölz, Rottach-Egern und München
Das beste Einkaufserlebnis ist das persönliche, und ein persönlicheres als beim Kunden zu Hause kannst du nicht schaffen.“ Ambros Einwaller, Geschäftsführer Sportsmann und Sportsfrau in Innsbruck
werden, die für mehr mediterranes Flair in der Stadt nahe der italienischen Grenze sorgen. Und er kennt die Marktanalysen der Region genau, die ihm eine hohe Kaufkraft für sein Einzugsgebiet bescheinigen, zumal in Osttirol zwei Millionen Nächtigungen in gehobener Hotelkategorie jährlich gezählt werden. Zanon setzt auf kreatives Marketing und hat ein großformatiges Hochglanzmagazin mit Features über seinen Store und seine Marken herausgebracht. Damit hat er sich zu sämtlichen Hotels der gehobenen Kategorie von Südtirol über Oberkärnten, Osttirol und bis nach Kitzbühel aufgemacht, mit dem Erfolg, dass sein Magazin dort für die Gäste ausliegt, und dem Zusatzeffekt, dass die Hoteliers ihre Gäste zu ihm schicken, wenn sie Fragen zum Thema E-Biken und Snowboarden haben. Denn auf beiden Gebieten ist Zanon passionierter Spezialist und damit besser als jede Touristeninformation. „Im Hotel werden die Gäste ja rundum betreut, sodass sie außer auf die Piste gar nicht mehr aus dem Hotel raus wollen“, sagt Chris Zanon. „Also muss ich sie emotional erreichen, damit sie sich auf den Weg zu uns machen.“ Beachtenswerte 19.300 Kontakte hat Zanon in den sozialen Medien. Ein Onlineshop kommt für ihn dennoch nicht in Frage. Stattdessen hat er seinen Store 118 style in progress
zum Wohnzimmer gemacht, mit Lounge-artigen Ecken und einem großen Tisch, an dem die Kunden auch mal sitzen und einfach plaudern können, bei einem selbst gebrauten Zanon-Lifestyle-Bier und der eigens für den Store gemachten Schokolade. Chris Zanon liebt Marken, die ihre Geschichte haben und er will diese Geschichten erzählen. Dass sie auch ankommen, beweisen ihm die heute wieder zweistelligen Wachstumsraten. „Das ist schon was Besonderes, nach 30 Jahren“, freut sich Zanon. „Wir erreichen heute jeden hier, der Lifestyle begeistert ist.“ Die Zeiten sind vorbei, in denen der Verkäufer nur im Geschäft steht, weiß auch Ambros Einwaller. Deshalb packt sich der Sohn des Premiumhändlers Josef Einwaller regelmäßig nach der Arbeit den Kofferraum seines Wagens mit Ware voll und fährt damit zu seinen Kunden, nach Deutschland, Italien bis in die Schweiz, weil Zeit oftmals die wertvollste und knappste Ressource für eine betuchtere Klientel ist. „Viele von ihnen können nicht regelmäßig nach Innsbruck kommen“, so Ambros Einwaller. „Umso mehr genießen sie es, dass ich mir die Zeit für die Fahrt zu ihnen nehme.“ Als ehemaliger Spieler des Bundesnachwuchszentrums in Tirol kommen Ambros Einwaller auch seine Kontakte zu Profifußballern zugute, zu denen er reist, wann immer sie in
Österreich oder Deutschland ihr Trainingslager aufschlagen. Die meisten seiner Kunden besucht er monatlich oder mindestens einmal im Quartal. „Mit vielen sind Freundschaften entstanden“, so Einwaller. „Dadurch dass ich zu ihnen komme, ist die Atmosphäre umso lockerer und Preisdiskussionen finden, anders als manchmal im Geschäft, nie statt.“ Für Änderungen wird kein Aufpreis verlangt und gezahlt wird unkompliziert per Kreditkarte. „Ich verkaufe wahnsinnig gern außerhalb unseres Geschäfts, und meine Kunden nehmen diesen Service wahnsinnig gern an“, so Einwaller. „Ich hätte vorher nie gedacht, welche Dynamik das nehmen kann, die Leute wollen die Ware anfassen und es kommt ein ungezwungenes Probieren zustande. Die Verkäufe sind sensationell.“ Urlaubslaune
Heute ist es zum größten Luxus geworden, sich etwas Gutes zu gönnen. „Die Anzahl der Kurzurlaube wächst und damit die Bereitschaft, es sich in kurzer Zeit gutgehen zu lassen und entsprechend Geld auszugeben“, erklärt Thomas Wartner. Der Händler, der gemeinsam mit seiner Frau Anette Wartner in Waldshut-Tiengen zwei Stores führt, liebt es, herausragende Hotels mit nachhaltigen Wohlfühlkonzepten zu finden, die er seinen Kunden persönlich
empfehlen kann. Weil er ein großes Entwicklungsfeld sieht und in vielen Vorgesprächen begeistertes Feedback bekam, hat er im November eine Consultingagentur namens Wartner Concepts gegründet, mit der Idee, Hoteliers bei der Gründung von Conceptstores im Hotel zu beraten. „Hotelshops haben ein großes Potenzial, aber vielen fehlt das Tüpfelchen auf dem I, weil sie oft so nebenher laufen“, so Thomas Wartner. „Wir bieten einen reichen Erfahrungsschatz bei der Verflechtung von Fashion, Feinkost, Büchern und Accessoires und ein großes Netzwerk hochwertiger und spezieller Lieferanten. Es macht uns großen Spaß, zu analysieren, welches individuelle Konzept für welches Hotel passt, mit einem zusammengestellten Angebot, das das Herzblut für die Produkte widerspiegelt.“ Von der Kauflust im Urlaub profitiert auch Christiane Wahler-Dietz. Nicht nur in der Fußgängerzone von Bad Tölz, wo sie ihren 200 Quadratmeter großen Store Mi’kmaq mit Marken wie zum Beispiel Habsburg, Meindl, Weber + Weber und AG Jeans führt, sondern auch im Hotel Althoff Seehotel Überfahrt in Rottach-Egern. Nur fünf Quadratmeter ist der Hotelshop groß, aber „der Shop brummt“, wie es Christiane Wahler-Dietz ausdrückt. „Ich glaube, die Magie für den Kunden liegt darin, dass das Einkaufen bei
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Neuland „Manche Händler, die mit uns Events machen wollen, denken, wir haben einen Bus, aus dem die Models steigen wie bei James Bond, mit Licht und Ton inklusive. Aber Events sollten partnerschaftlich organisiert werden, es lohnt sich, dass sich die Händler etwas lokal Besonderes einfallen lassen, wie bei Sagmeister in Bregenz ein Event mit einem Sternekoch aus der Gegend.“ Adrian Runhof, Geschäftsführer Talbot Runhof
uns völlig aus seinem Alltag herausgelöst ist“, sagt Wahler-Dietz. Teilweise bringen die Kunden auch ihre eigenen Sachen mit, mit denen Wahler-Dietz und ihr Team neue Kombinationen zusammenstellen, oder die Hotelgäste werden persönlich zum Store nach Bad Tölz gefahren. „Gerade das gehobene Publikum im Althoff Seehotel-Überfahrt genießt die Exklusivität, das Probieren, dass man nur für sie da ist“, so Wahler-Dietz, die im Herbst einen weiteren Hotelshop im Bayerischen Hof in München eröffnet hat. „Wir haben viel Spaß daran, die Kunden bestmöglich zu bedienen.“ Traumschiff
Das kann umso besser an Bord eines Kreuzfahrtschiffs gelingen. Im vergangenen Sommer reisten Johnny Talbot und Adrian Runhof mit der Europa 2 von Monte Carlo nach Lissabon, um ihre Kollektion mit Shows und in der Bordboutique im Rahmen der Veranstaltungsreihe Fashion2Sea von Hapag-Lloyd und Gala zu präsentieren. „An Bord ist man unter sich, das schafft schnell eine familiäre Atmosphäre“, sagt Adrian Runhof. „Wir waren sofort in Kontakt mit den Leuten, beim zweiten Sehen grüßt man sich schon oder setzt sich auch mal zueinander an den Tisch.“ Adrian Runhof und Johnny Talbot gelten als bodenständige Designer ohne Starallüren. So 118 style in progress
sind auch auf dem Schiff viele ganz zwanglos in der Boutique vorbeigekommen, einfach um zu schauen und um zu plaudern. „Das gibt es so in unseren Läden nicht, wo uns die meisten nur besuchen, wenn sie etwas für einen bestimmten Anlass brauchen“, sagt Adrian Runhof. „Auf dem Schiff waren viele überrascht, wie tragbar unsere Mode ist, und andere haben unsere Kleider im Voraus gekauft, weil sie so begeistert waren und sich gesagt haben, dass die Gelegenheit zum Tragen schon noch kommt.“ Last but not least profitieren beide Designer von dem direkten Austausch mit dem Kunden, der sie für kommende Kollektionen inspiriert. Nicht zuletzt deshalb gehören Trunkshows und Kunden events von Anfang an zu ihrem Konzept. Kundenevents gehören auch für Andreas Weitkamp zum Geschäft. „Wir merken allerdings, dass alles, was mit Verkauf zu tun hat, nur noch in den seltensten Fällen funktioniert“, sagt der Geschäftsführer des Modehauses Schnitzler. Deshalb hat er sich zum 125-jährigen Jubiläum des Modehauses Schnitzler Ungewöhnliches einfallen lassen: zum Beispiel mit Guide begleitete Radtouren durch Münster zu einigen Stationen der Skulpturprojekte im vergangenen Sommer, exklusiv für die Kunden des Modehauses Schnitzler, als die öffentlich
„Was Amazon, Outfittery und Co machen, klingt so wahnsinnig neu, mit Begriffen wie Curated Shopping oder Amazon Prime Wardrobe. Wir Einzelhändler bieten genau diesen Service doch schon seit Jahren.“ Andreas Weitkamp, Geschäftsführer Modehaus Schnitzler Münster „Ich will die Kunden aus Düsseldorf, München, egal woher und ich will nicht warten, bis sie von selbst in Bremerhaven aufschlagen. Wir sind das Original, das Flagship, und das lässt sich nicht beliebig multiplizieren.“ Harm Hesterberg, Geschäftsführer Sailour & Harbour Bremerhaven
erhältlichen Karten bereits vergriffen waren. „Wir haben rund 30 Touren veranstaltet und dabei Alt und Jung gemischt, für einen lebhaften Austausch“, erzählt Andreas Weitkamp. Am Abend klang die Veranstaltung in der extra geschaffenen GiebelBar auf der Dachterrasse des Modehauses aus, mit Blick auf die Dächer des Münsteraner Prinzipalmarktes und die beleuchtete Lambertikirche. „Alle waren begeistert, weil es so locker und besonders war, wir bekamen sogar Dankesbriefe“, so Andreas Weitkamp. „Solche exklusiven Veranstaltungen zahlen direkt auf unser Image ein: Das nächste Mal, wenn der Kunde eine Jacke braucht, denkt er sofort an uns, weil wir der Händler seines Vertrauens sind, der Händler, der ihm ein besonderes Erlebnis beschert hat.“ Storytelling auf der Senatsbarkasse
Harm Hesterberg gehört ebenso zu den rührigen Händlern. Er hat keine Lust, zu warten, bis sich sein jetzt eineinhalb Jahre junger Store Sailor & Harbour in Bremerhaven etabliert hat. Also hat es sich der 53-jährige zur Aufgabe gemacht, interessante Leute bei speziellen Events mit erlesenen Gästen zusammenzubringen. Beim exklusiven Sartorial Dinner im Storeo – oder bei der Schifffahrt auf der MS Senator, der ehemaligen Senatsbarkasse Bremen, die
er im August 2017 gechartert hat. „Ignatious Joseph und Jörg Broska haben einen Vortrag gehalten und sich im Dialog die Bälle zugespielt, zu Themen wie Feinkost, Manufakturen und Fertigung in Italien“, so Harm Hesterberg. „Die 20 Gäste stürmten im Anschluss geradezu nach vorn, um sich die Hemden von Ignatious Joseph und die besonderen Seidenkrawatten und Einstecktücher von Jörg Broska anzuschauen und gleich anzuprobieren. Das ergab einen Umsatz von mehreren Tausend Euro, mit dem keiner gerechnet hätte.“ Und es ist darüber hinaus Storytelling der besonderen Spielart mit charismatischen Protagonisten und anregenden Gesprächen, die Kombinationen ganz spielerisch ausprobieren, noch dazu an einem ungewöhnlichen Ort. Diese persönliche Begegnung schafft kein Onliner dieser Welt und hat noch dazu die Marken mit Leben erfüllt – und begehrlich gemacht. „Es geht heute im Einzelhandel wieder darum, herausragend zu sein: spannend, edel, verrückt“, sagt Harm Hesterberg. „Dafür müssen wir aber auch rausgehen und unsere Geschichte erzählen.“
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Obrigado! *
*portugiesisch für Danke
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Vom Hinterland Europas zur Designdestination schlechthin – aus einer nationalen Krise hat Portugal eine landesweite Chance gemacht. Ein Lehrstück in vielen Akten. Text: Martina Müllner-Seybold. Fotos: Gesprächspartner.
„Wir exportieren heute wieder so viel wie vor 20 Jahren, allerdings erzielt die portugiesische Textilindustrie diesen Umsatz mit der Hälfte der Beschäftigten und der Hälfte der Stückzahlen“, sagt der Unternehmer Manuel Serrão. Er ist für den portugiesischen Textilverband tätig, organisiert Messen in Porto und Lissabon und die beiden nationalen Fashion Weeks Portugal Fashion. Damit ist fast schon alles gesagt – denn diese Zahlen implizieren alles, was das heutige Portugal heute vom früheren unterscheidet. Noch immer ist es „ein Land am äußersten Rande Europas“, wie auch Hans-Joachim Böhmer von der deutschen Außenhandelskammer in Lissabon bestätigt – und doch hat es sich selbst auf die internationale Agenda gesetzt, wie kein anderes Mitglied der Europäischen Union. Vom Sorgenkind der EU-Troika zum touristisch und unternehmerisch interessanten Neuland. Events wie der WebSummit mit Speakern von Apple, Google oder Tesla über Ikonen wie Suzy Menkes bis zu Farfetch-Gründer José Neves – übrigens selbst Portugiese und intensiver Förderer der Wirtschaft in seiner Heimat
– ziehen 60.000 Teilnehmer nach Lissabon. Unter technologiegetriebenen Start-ups und etablierten Playern ist Lissabon plötzlich mindestens so cool wie Berlin. Kurz vor dem international angesehenen Event gibt Zalando bekannt, in Lissabon einen neuen Tech-Hub zu etablieren. „Lissabon bietet für unseren neuen Tech-Hub das perfekte Umfeld und technologische Ökosystem, um genau die Talente zu finden, die wir brauchen. Wir freuen uns zudem auf einen produktiven und regen Austausch mit der lokalen Start-up-Community“, sagt Marc Lamik, Head of Innovation and Partnerships bei Zalando. Damit ist er nicht allein: „Insbesondere für Shared-Service-Unternehmen bietet Portugal perfekte Voraussetzungen, hier wurden in den vergangenen Jahren 50.000 bis 80.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Der portugiesische Arbeitsmarkt hat sich spürbar erholt, das Land hat einen hohen Bildungsgrad, zum Beispiel einen höheren Anteil von Menschen mit abgeschlossenem Studium als Deutschland. Die Sprachkenntnis ist sehr hoch, Spanisch und Englisch als perfekt gesprochene Fremdspra-
chen sind fast selbstverständlich, dazu kommt, dass viele junge Leute hoch motiviert sind und sich für Projekte im internationalen Kontext sehr interessieren“, berichtet Hans-Joachim Böhmer. Er selbst ist vor 20 Jahren ins Land gekommen – und geblieben. „Gibt es noch eine schönere Stadt in der Welt als Lissabon?“, stellt er in den Raum, wissend, dass die Antwort schwer fällt. Investitionsboom
Ob Porto oder Lissabon, die großen Städte des zehn Millionen Einwohner zählenden Landes sind unermüdlich dabei, sich für die, die kommen, hübsch zu machen. Die Touristen, die plötzlich überall einfallen genau wie die Investoren, die eine attraktive Steuerpolitik erwartet: Auf passive Einkommen bezahlt man in Portugal zehn Jahre lang keine Steuern, für 500.000 Euro Investment in Immobilien gibt es das viel zitierte Golden Visa, also portugiesische und damit EU-Staatsbürgerschaft. Heiß begehrt in Südamerika, insbesondere Brasilien, Russland oder neuerdings der Türkei – die instabile politische und Sicherheitslage anderswo lässt
Portugal zum Dorado werden. Der Premierminister selbst hat jetzt – neben vielen anderen Investitionsprogrammen – ein weiteres Programm gestartet, das Portugal insbesondere bei Brexit-Flüchtlingen auf den Radar bringen soll. Portugal IN heißt dieses Programm, eine der drei Schutzherrinnen ist die Unternehmerin Chitra Stern, die gemeinsam mit ihrem Mann Roman die Familiendesignhotelgruppe Martinhal ins Leben gerufen hat. Projektentwick lung, Immobilienverkauf und Lease-Back sowie der Betrieb der Anlagen sind das Spezialgebiet des kosmopolitischen Ehepaares, das vor 17 Jahren nach Portugal kam, um die unternehmerischen Chancen zu nützen. „Wir sind selbst als Investoren nach Portugal gekommen“, erzählt die indisch-stämmige, in Singapur geborene Unternehmerin. „Das Leben für jemanden, der hier sein Business – und auch seine Familie – gründet ist exzellent: Das ganze Jahr hervorragendes Wetter, liebenswerte, offene, tolerante und liberale Menschen, die offen gegenüber ausländischen Investoren und Ideen sind. Fast überall wird Englisch gesprochen, fantastisches Essen style in progress 118
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Neuland und Wein – die portugiesischen Starköche bekommen gerade international viel Anerkennung; dazu ein trendiger und europäischer Spirit und Surf-Kultur – es ist das Kalifornien Europas!“ Hilfe und Selbsthilfe
Portugals EU-Beitritt 1986 hat dem Land signifikant geholfen, Anschluss an den europäischen Markt zu finden. „Bis heute ist die Stimmung der EU gegenüber äußerst positiv“, bestätigt Hans-Joachim Böhmer. Manuel Serrão ergänzt: „Jeder einfache Mann auf der Straße weiß, was die EU-Fonds sind und wie sehr sie zum Wandel in Portugal beigetragen haben.“ Doch nicht nur die externe Hilfe hat Portugal unterstützt. „Ich erinnere mich, als wir vor 20, 25 Jahren Messen in Porto veranstaltet haben. Die liefen vier Tage, am ersten Tag standen um 8.00 Uhr schon alle Einkäufer und Sourcer vor den Toren und haben den portugiesischen Textil- und Schuhfabrikanten teilweise
„Der portugiesische Arbeitsmarkt hat sich spürbar erholt, das Land hat einen hohen Bildungsgrad, zum Beispiel einen höheren Anteil von Menschen mit abgeschlossenem Studium als Deutschland.“ Hans-Joachim Böhmer, AHK Lissabon
Design- und Produktkompetenz investiert, dass man Messen im Ausland besucht und sich anders präsentiert – das musste alles erst wachsen“, erzählt Manuel Serrão. Heute unterstützt der Textilverband seine 800 Mitglieder bei all diesen Aktivitäten, organisiert Messeteilnahmen auf 85 Messen in 35 Ländern, mehr als 1.000 Messeteilnahmen sind es pro Jahr. Diversifizierung, Modernisierung und trotzdem Handwerk
„Lissabon bietet für unseren neuen TechHub das perfekte Umfeld.“ Marc Lamik, Head of Innovation and Partner ships bei Zalando.
die gesamte Jahresproduktion abgekauft. Es gab Firmen, die hätten eine halbe Stunde nach Eröffnung der Messe schon ihre Stände schließen können, weil sie alles verkauft hatten, was sie anzubieten hatten. Als dann die Kunden plötzlich nicht mehr kamen, standen viele dieser Unternehmen vor dem Aus und mussten schließen, weil sie immer nur ihre Arbeitskraft angeboten hatten. Sie haben nicht in eigene Kollektionen, Design, Marketing und Vertrieb investiert. Das war ihnen alles unbekannt – und dann ist die portugiesische Seele auch so, dass man das einfach zur Kenntnis nimmt. In vielen Unternehmen hat es erst eine neue Unternehmergeneration gebraucht, um das zu wandeln. Dass man in eigene Entwicklung, 118 style in progress
Im textilen Sektor hat Portugal nicht nur in der Mode aufgeholt. Hoch spezialisierte Firmen entwickeln zum Beispiel Stoffe und Textilien, die in der Medizin oder Autoindustrie zum Einsatz kommen. „Vor 20, 30 Jahren waren die Schulen im Textilbereich leer, jetzt sind sie voll“, beschreibt Manuel Serrão die Entwicklung. „Für die Jugend ist der Textilbereich heute mindestens so interessant wie Informatik, weil viele verstanden haben, dass die Innovation dort eine sichere Zukunft bedeutet.“ Immer mehr gelingt die Emanzipation von Großabnehmern – mit Ausnahme der Inditex-Gruppe, die schon aus logistischen Gründen und dem Zeitfaktor Portugal zu einem ihrer Hauptproduktionsländer machte. „Die Lieferanten legen sich die Stoffe aufs Lager und können so innerhalb kürzester Zeit auf Nachfrage antworten“, beschreibt Manuel Serrão. Externe Faktoren helfen, das Geschäft weiter anzukurbeln. „China ist heute nicht mehr so einfach, viele Marken haben erkannt, dass die hohen Lots, die frühen Bestellungen und
das ständige Reisen nach China letzten Endes dann doch den Preisvorteil nicht rechtfertigen. Einer unserer Mitglieder erzählte mir vor kurzem, dass auf der Premier Vision eine frühere Kundin zurückgekommen sei. Als er wissen wollte, warum, sagte sie schlicht: Ich bin müde. Nach Porto sind es zwei Flugstunden, nach China 20. Dazu die Entwicklung des Dollars, in China wird ja alles in Dollar fakturiert plus aktuell die Entwicklungen in der Türkei. Aber all diese externen Faktoren würden uns nicht helfen, wenn wir uns nicht selbst erneuert hätten.“ Vom Geist der Veränderung leben aber nicht nur die Pioniere. „Auch in den kleinen, feinen Handwerksbetrieben hat sich viel getan“, erzählt Norbert Erhard, der mit seiner Distributionsagentur Vista Portuguese feine Produkte von der Keramik bis zu Delikatessen nach Deutschland bringt – und damit auch den Modehandel mit Kunden wie zum Beispiel Impressionen anspricht. Mit seiner Fashion-Vita kein Wunder, bevor er sich dem Portugal-Projekt und drei Läden in Heidelberg gemeinsam mit seiner Partnerin widmete, war er zuletzt CEO bei Herrlicher. Er sei vom Portugal-Virus infiziert und freue sich, das Seine dazu beizutragen, die Schönheit, Ästhetik und das Designgespür dieses Landes nach außen zu tragen. Eine seiner Entdeckungen ist die Keramik von Antonio Duro Designers. Ana und Antonio Duro haben der traditionellen portugiesischen Keramikkunst ein modernes Format gegeben. Mit lifestyligen Kollektionen geben sie der Handarbeit einen neuen Ausdruck. „Ich glaube, dass in dieser schnelllebigen Welt etwas sinnliches und
„Nach Porto sind es zwei Flugstunden, nach China 20.“ Manuel Serrão, Portugal Fashion & Textilverband
„Portugal hat liebenswerte, offene, tolerante und liberale Menschen, die offen gegenüber ausländischen Investoren und Ideen sind.“ Chitra Stern, Martinhal Hotelgruppe & Portugal IN
bleibendes wie Keramik wieder einen ganz anderen Stellenwert bekommt“, sagt Antonio Duro. Das Ehepaar ist quirlig, Unternehmer im besten Sinne – und gerade davor, eine ganze Produktionsstätte zu kaufen, weil die Auftragslage so gut ist. Und genau dieser gelungene Brückenschlag zwischen einer reichen Historie und einer optimistischen Zukunftsorientierung ist es, der Portugal so auszeichnet: Die Liste der Marken, die sich an der einen oder der anderen Qualität des Landes bedienen, ist lang. Die Argumente sind immer wieder dieselben – Nearshoring, Kompetenz, Qualität. „Und dann dürfen Sie nicht vergessen: Auch die Sourcer und Einkäufer fahren lieber in ein sicheres, sauberes, schönes und gastfreundliches Land als irgendwohin, wo es unwirtlich ist“, lacht Manuel Serrão – und behält Recht. Selbst an einem grauen Regentag in Porto.
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Lustig, ironisch und von hoher Qualität: José Pintos Marke Lemon Jelly hat dem Regenstiefel neuen Drive verpasst
„Portugal musste sich neu erfinden“ José Pinto ist CEO der mit Regenstiefeln bekannt gewordenen Marke Lemon Jelly. Der Zitronenduft, der allen Produkten innewohnt, ist eine Remineszenz an seine Heimat.
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Für Portugal ist der Zeitpunkt günstig: Es gilt als angesagtes Reiseziel, es gibt internationales Interesse an portugiesischem Design, Stil, Essen und Mode. Wie kommt es, dass Portugal sich auf die Bucket List der internationalen Hipster gesetzt hat?
Ich denke, das ist etwas, für das wir seit einigen Jahren arbeiten. Nach der Befreiung Portugals in den 1970er-Jahren war das Land ein oder zwei Jahrzehnte mit schnellem Wachstum konfrontiert, allerdings in Industrien mit niedrigem Mehrwert, was normal für das Bildungsniveau war, das wir hatten. Aber in den letzten 20 Jahren musste sich das Land aus mehreren Gründen neu erfinden. Eine neue Generation nahm das Schicksal des Landes in die Hand. Im ganzen Land entstanden mehrere Bewegungen im Zusammenhang mit Kunst, Architektur, Design und Mode, die in verschiedenen Regionen des Landes schnell wuchsen und ein reiches und lebendiges Umfeld schufen.
Das führte zum wachsenden Interesse der Welt an Portugal. Als Folge dieser Entwicklung wurden wir wiederentdeckt: unsere Städte, unsere Speisen und unser Volk, das schon in der Vergangeheit die Fähigkeit hatte, sich an verschiedene Kulturen anzupassen.
Vor ein paar Jahren erlebte die portugiesische Modeund Schuhindustrie harte Zeiten: Die Fabriken wurden geschlossen. Jetzt lebt das Land wieder auf: Es erreichte Exportzahlen wie vor 20 Jahren, aber mit höherwertigen Produkten. Was hat sich im Land verändert?
Die Globalisierung brachte neue Akteure. Plötzlich war es einfach, in Asien zu einem Bruchteil des Preises zu produzieren. Portugal musste die Branche neu erfinden, um sich dieser Veränderung zu stellen. Wir konnten nicht im Preis mithalten, also mussten wir durch Differenzierung konkurrieren. Damit fing die Veränderung an. Die Industrie begann Innovati-
on, Technologie und Marketing für die Schaffung von Marken zu investieren.
Was hat Ihre Marke getan, um für Exportmärkte attraktiver zu werden?
In den letzten zehn Jahren konzentrierte sich unser Unternehmen auf Investitionen in Bereichen wie Design, Forschung und Entwicklung sowie Marketing. Wir suchen ständig nach besseren Materialien, nach Möglichkeiten, den Komfort unserer Produkte zu erhöhen und sie umweltfreundlicher und effizienter zu produzieren. Nach so viel Aufwand in den Bereichen Operations und Produktentwicklung spielt das Marketing eine sehr wichtige Rolle, um alles, was wir tun, in eine Marke zu integrieren, die unsere Kunden erkennen und verstehen können.
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Hervorragende Qualität zu guten Preisen alleine reichen nicht mehr: Für seine Marke No-Brand setzt Sérgio Cunha auf Markenbildung.
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Neuland Hervorragende Qualität zu guten Preisen alleine reichen nicht mehr: Für seine Marke No-Brand setzt Sérgio Cunha auf Markenbildung.
„Wir sind anpassungsfähig und flexibel“ No-Brand gehört zu den herausragenden Schuhmarken aus Portugal, die es geschafft haben, eine eigene Marke zu etablieren. CEO Sérgio Cunha im Gespräch.
Warum ist Portugal gerade so in?
Portugal ist ein einladender und entspannter Ort mit liberalen Einstellungen. Zusammen mit dem (beginnenden) Wirtschaftswachstum bietet dies die beste Umgebung für Kreativität. Das reiche Erbe und die Kultur sind die Quelle der Neuerfindung in Stil und Mode. Was hat die portugiesische Mode- und Schuhindustrie wieder auf Vordermann gebracht?
Die portugiesische Industrie hat generell begonnen, über die Jahre größere Investitionen zu tätigen: 1. Dank der Schaffung von Fachschulen, die spezifische Schulungen in allen Bereichen der Produktion und Vermarktung von Schuhen anbieten, sind wir technisch auf dem höchsten Niveau angelangt. 2. Modernisierung der Infrastrukturen mit Anlagen, die auch ordentlich strukturiert für die Produktion sind. 3. Die Firmen haben sich angepasst und sind nun in der Lage, auch kleinere Serien zu produzieren. Somit sind sie auch bereit für die sich schnell verändernde Fashionindustrie. 4. Die Erfahrungen mit großen Importeuren hat die Unternehmen erzogen, sich an Vereinbarungen zu halten. Diese Entwicklung zwingt zur Perfektion. 118 style in progress
5. Die Ständige Zusammenarbeit mit Universitäten und Entwicklungszentren von Produktionstechniken ist gewährleistet. 6. Portugal hat wie kein anderes Land gelernt, mit Leder umzugehen. Heute hat Portugal das Alleinstellungsmerkmal, das Land zu sein, dass für seine unterscheidbaren und unterschiedlichen Endbearbeitungen von Leder bekannt ist.
Welche Investments standen bei Ihrer Marke in den letzten Jahren im Fokus?
Wir haben der Identität der Marke, sowie der Kommunikation nach außen mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Die Welt hat sich völlig verändert und auch wir müssen uns anpassen. Dank unserer Marketingabteilung gehen wir sensibler damit um, welche Art von Inhalten und Tools benötigt werden, um die Marke unterscheidbar zu machen, einschließlich Produkt-Branding. Dies spiegelt sich in der Qualität unserer Medieninhalte und unserem Engagement in Social-Media-Plattformen wider. Es ist nicht genug, dass das Produkt gut ist – wir müssen die Geschichte zum Produkt erzählen und eine Verbindung herstellen. Sie produzieren in Portugal. Was zeichnet den Standort aus?
Wir sind von unserer Kultur und allem, was uns umgibt, beeinflusst. Das spiegelt sich
auch in den Produkten wider. Wir kombinieren die Handwerkskunst der Vergangenheit mit internationalen Einflüssen. Wir sind sehr anpassungsfähig und flexibel. Daher sind wir in der Lage, eine große Vielfalt an Schuhen herzustellen, von klassischen Modellen bis hin zu High-End-Sneaker.
Sehen Sie in den kommenden Jahren noch mehr wirtschaftlichen Fortschritt und Wachstum?
Ich sehe Portugal in eine positive Richtung gehen. Wir haben keine Angst vor Innovationen. Um zu verhindern, dass unsere talentierten und hart arbeitenden Menschen das Land verlassen, müssen wir sicherstellen, dass wir notwendige Möglichkeiten schaffen. Warum, glauben Sie, haben europäische Marken beschlossen, ihre Produktion nach Portugal zu verlagern?
Dies macht aus vielerlei Gründen Sinn: Die Sprache ist für uns kein Hindernis, fast jeder spricht Englisch. Wir sind sehr flexibel in unserer Arbeitsweise und auch unsere Lage ist perfekt!
Die Menschen nennen Portugal das Kalifornien Europas …
Klar. Wir haben eine wunderschöne Küste, schönes Wetter und tolle Weine!
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Neuland Chitra Stern war eigentlich Ingenieurin, danach Unternehmensberaterin, bis das Immobilienund Hotelprojekt Martinhal im Süden Portugals sie zur Vorzeigehotelierin werden ließ.
„Ausländische Investoren werden herzlich empfangen“ Chitra und Roman Stern waren Unternehmensberater bei PWC in London, ehe sie sich entschlossen, in einem abgelegenen Naturschutzgebiet in Portugals Süden den Grundstein zur Martinhal Hotelkette zu legen. Jetzt engagiert sich die preisgekrönte Unternehmerin zusätzlich in einem staatlichen Programm, das britische Investoren schon vor dem Brexit nach Portugal bringen soll.
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Sie kamen vor 16 Jahren nach Portugal, warum ausgerechnet hierher?
Glauben Sie, dass der Erfolg von Martinhal nur in Portugal möglich ist?
Ich bin indischstämmig, in Singapur geboren und in London ausgebildet. Mein Mann ist Schweizer, auch er hat seine ersten Immobilienprojekte in England gemacht. Als wir uns selbst unternehmerisch verwirklichen wollten, haben wir viele Projekte geprüft und uns schließlich für ein touristisches Projekt in Sagres im Süden Portugals entschieden. Die Menschen haben uns anfangs für verrückt erklärt, aber wir hatten eine starke Vision: Wir wollten es Familien ermöglichen, in schönem Ambiente einen Urlaub auf Fünf-Sterne-Niveau zu verbringen, das trotzdem diesem Barefoot-Luxury-Gedanken entspricht, den man aus seiner kinderlosen Zeit kennt und auf den man dann glaubt, verzichten zu müssen.
Ich will nicht ausschließen, dass wir unsere Marke auch in andere Länder tragen können, aber viele unserer Werte sind tief mit den Menschen hier verbunden: Portugal ist liberal, offen, die Menschen sind anpackend und freundlich, dazu der Sinn für das Schöne. Ich habe in all den Jahren hier niemals Rassismus erlebt – was selbst in London nicht selbstverständlich war. Wie viel haben externe Faktoren zum Aufstieg Portugals beigetragen?
Die EU und all ihre Investitionen in die portugiesische Infrastruktur waren ein Segen für dieses Land, nicht nur für uns im Tourismus. Die Expo war ebenfalls ein wichtiger Punkt, damals hatten all die großartigen Architekten dieses
Landes endlich Gelegenheit, der Welt zu zeigen, was sie können. Die Sicherheit ist heute ein großer Faktor, die Reisefreiheit, der Euro – das macht das Land für Besucher und Investoren gleichermaßen interessant.
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Norbert Erhard hat aus seiner Liebe zu Portugal eine Geschäftsidee gemacht: Mit Vista Portuguese importiert er Delikatessen, Heimtextilien und Keramik nach Deutschland.
„Die Begeisterung steckt an“ Norbert Erhard war in verschiedenen Führungspositionen in der Mode tätig, ehe er sich gleich zweimal verliebte: In seine Partnerin Nathalie Nicoletti, mit der er mittlerweile drei Conceptstores unter dem Namen Blue Sense in Heidelberg führt und in Portugal – daraus entstand die Distributionsagentur Vista Portuguese.
Was begeistert Sie an Portugal?
Soll ich sagen, alles? Nein, insbesondere die Bescheidenheit, der Fleiß und die Kreativität der Menschen. Portugal hat sich aus eigenen Kräften aus einer Krisensituation befreit, unsere Geschäftspartner sind allesamt sehr gebildete, unglaublich fleißige und kreative Menschen, die so gut wie alles möglich machen. Ihre Produkte – von der Keramik über Öle und Heimtextilien bis zu Seifen – bieten Sie auch dem Modehandel an, wie kam es dazu?
Da ist natürlich meine eigene Geschichte und Nähe zum Modehandel und wir haben in unseren Blue Sense Stores in Heidelberg gesehen, dass sich diese Produkte ideal ergänzen. Ein schöner Teller oder eine Flasche Wein sind ein idealer Zusatzverkauf und bringen auch zusätzliche Frequenz – die Leute kommen ja wieder, um sich die tolle Fischkonserve in der 118 style in progress
schönen Verpackung oder das Öl zu holen.
Sie betreiben ein eigenes Büro in Lissabon, suchen immer wieder nach Geheimtipps und neuen Produzenten. Das alles gibt es jetzt im neuen Showroom in Heidelberg und online zu sehen. Ein guter Grund, immer wieder in Ihre gefühlte zweite Heimat zu reisen?
Natürlich, und ich freue mich sehr, das Meine dazu beizutragen, dass Portugal Aufwind hat – auch wenn unser Beitrag natürlich mikroskopisch ist. Kürzlich war ich während des WebSummits in Lissabon, da flirrt es nur so vor Internationalität und neuen Ideen. Es ist schön, das mitzuerleben.
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GOSTO
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*FINDEN WIR GUT
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CASTELBEL. Sonnendurchflutete Weinberge und saftige Olivenhaine – Portugal ist reich an Schönheit und Ressourcen. Beste Voraussetzungen für ein Unternehmen wie Castelbel. Deshalb setzt sich der Markenname auch aus dem Heimatdorf (Castêlo da Maia) und dem portugiesischen Wort für Schönheit (beleza) zusammen. Das Hauptquartier liegt im Norden des Landes, im berühmten Douro-Tal. Dort, wo die Hügel steil hinab zum Meer fallen, kreiert und vertreibt Castelbel seine feinen Seifen, luxuriösen Body-Care-Produkte und edlen Raumdüfte. Dazu zählen neben Bodylotions, Handcremes und Rasierschaum auch Kerzen oder Raumsprays in eleganter Verpackung. Die Preise rangieren von 1,20 bis 29,90 Euro im EK. Wobei Händler nach einer ersten Bestellung im Wert von 500 Euro das ganze Jahr aus dem Vollen schöpfen. Einzig Sondereditionen wie zu Weihnachten sind saisonal limitiert. Aktuell vertreibt Castelbel seine hochwertigen Produkte auf allen Kontinenten und ist in Departementstores wie Harvey Nichols (Hongkong) oder El Corte Inglés (Spanien und Portugal) vertreten. Im Juli war das Label auch auf der internationalen Konsumgüterfachmesse TrendSet in München vertreten. Castelbel, Castêlo da Maia/Portugal, T 00351.229826430, geral@castelbel.com, www.castelbel.com 118 style in progress
DUBARRY OF IRELAND. Vor mehr als 80 Jahren wurde in der kleinen Stadt Balliansloe an der herrlichen irischen Westküste eine Kooperative gegründet, die den Menschen in der Region Arbeit geben sollte. Benannt nach Madame du Barry, der berühmten Mätresse des französischen Königs Ludwig XV., machte sich das Unternehmen als Hersteller hochwertiger Schuhe rasch einen Namen und bot schon bald einer Reihe fleißiger Männer und Frauen ein Auskommen. Heute lässt Dubarry alle seine Schuhe und Stiefel der Country-Linie in Portugal produzieren. Auch viele Modelle der beliebten Segelstiefel werden dort gefertigt. Die unverwechselbaren Galway-Stiefel sind eine einzigartige Symbiose aus traditioneller Handarbeit in höchster Vollendung und modernster Technologie. Das feine handgegerbte Leder in Verbindung mit der Goretex-Fütterung sind in Anlehnung an die irische Küstenregion benannt und werden für Haltbarkeit, Tragekomfort, Atmungsaktivität und Wasserdichtigkeit geschätzt. Drei Modelle in bis zu fünf verschiedenen Farben gibt es zur Auswahl. Der Clou sind die verschiedenen Weiten: SlimFit mit einem schmaleren Schaft, RegularFit oder ein etwas weiter geschnittenes Modell als ExtraFit für Menschen mit kräftigen Waden. Mittlerweile verfügt Dubarry längst auch über eine Lifestyle- und Country Komplettkollektion, die von Jacken und Mänteln über Oberteile und Hosen auch eine große Bandbreite an Accessoires wie Taschen und Gürtel umfasst. D, A, CH: Dubarry of Ireland, Matthias Betzler, T 0049.151.22102106, mbetzler@dubarry.com, www.dubarry.com
New Generation
NEUVILLE. Das belgische Designertaschenlabel Neuville wurde 1988 von Pedro Gomez in Brüssel gegründet. Produziert werden die Handtaschen in der eigenen Fabrik in Portugal. Nachdem er über 2.000 Taschen entworfen hat, übergab Pedro die Firma an seinen Sohn Mateo, der mit einem jungen Team und viel Know-how das Label neu positioniert hat. Es gibt zwei Kollektionen im Jahr mit jeweils etwa 150 Taschen. Derzeit beinhaltet die Kollektion viele farbenfrohe und zeitgemäß geformte Modelle. Von der lässigen Shoulderbag über Mini, Midi und Maxi Bucket Bags bis hin zu verschiedenen Clutches hält die Kollektion jede Saison die Klassiker und Bestseller in neuen Farben und aus neuen Materialien bereit. Neben Wild- und Glattleder, das aus Italien oder Portugal stammt, sind auch Obermaterialien mit Metallic-Effekten in Bronze, Gold und Silber erhältlich. Derzeit ist das Label in den USA, Frankreich, Belgien, Luxemburg, Italien, Spanien, Japan, Neuseeland und nun auch in Deutschland und Österreich vertreten. Die Preise liegen zwischen 75 und 230 Euro bei einer 2,5er-Kalkulation. D, A: Deluxe Distribution, Berlin/Deutschland, info@deluxe-distribution.de, www.neuvillebags.com
STAND 2.19
SMART WINTER
alberto-pants.com
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Moderner Minimalismus
So schön
BENAMÔR. Benamôr trägt die Leidenschaft zu luxuriösen Produkten nicht nur im Namen, sondern auch in der DNA. Die Marke wurde 1925 von einem Apotheker in Lissabon gegründet, der für seine Salben bekannt war. Zu den prominentesten Fans der Kosmetiklinie zählte Königin Amélie von Portugal. Zeit ihres Lebens schwor die Monarchin auf die exklusiven Rezepturen. Doch auch ganz ohne royale Patronanz weiß die Kosmetikmarke zu überzeugen. Nach wie vor setzt man bei Benamôr auf natürliche Inhaltsstoffe, die die Haut auf hohem Niveau verwöhnen. Duftende und pflegende Handcremes, bunte und reichhaltige Seifen sowie Körpercremes vervollständigen das Sortiment. Die Pflegeprodukte rangieren im EK von 3,50 bis 11,00 Euro. Ein absoluter Hingucker sind die kunstvoll gestalteten Art-déco-Verpackungen, die den Signature-Look des Labels bilden. Schon mit einer kleinen Produktauswahl lässt sich ein optischer Akzent im Sortiment setzen. Doch auch die gesamte Produktpalette von Benamôr macht einen starken Eindruck – in Köln wurde kürzlich ein Pop-up-Store der Marke eröffnet. Tibea Beauty Distribution, Köln/Deutschland, T 0049.221.58986358, info@tibea.de, www.benamor1925.com 118 style in progress
AEANCE. Der Name des in München beheimateten Labels Aeance ist eine Kombination aus den drei Begriffen Aesthetics, Ascetic und Performance. Die Marke steht für anspruchsvolle Premiumsportswear und will einen fließenden Übergang zwischen Sportbekleidung und alltagstauglicher Mode schaffen. Die 20-teilige Kollektion für Männer und Frauen besticht durch minimalistische Linienführung, technische Innovation und transparente Nachhaltigkeit. Das Design verantwortet der Kanadier Steven Tai, Absolvent des Central Saint Martins, der 2012 beim Hyères Festival den erstmalig verliehenen Chloe Award erhielt und seine eigene Kollektion stets auf der London Fashion Week zeigt. Die wasserabweisenden und atmungsaktiven Jacken verfügen über die c_change Technologie von Schoeller und garantieren aufgrund neuester Membranen immer ein optimales Körperklima. Für die Tights wird Hightech-Recyclingmaterial aus Italien verwendet, feinste technische Merinowollgemische aus Neuseeland kommt bei den Jerseys zum Einsatz. Alle Westen, Shorts und Hosen bestehen aus einem ultraleichten, Vier-Wege-Stretch-Material, das mit Hilfe einer schmutz- und wasserabweisenden Beschichtung aus nachwachsenden Rohstoffen optimiert wurde. Produziert wird in Portugal unter Einhaltung ökologischer Standards wie Bluesign und Oeko-Tex. Durch die saisonunabhängigen Kollektionen bleibt das Angebot dauerhaft kompakt und konkret. Die VK-Preise reichen von 145 bis 525 Euro. Aeance GmbH, München/Deutschland, T 0049.89.490033130, info@aeance.com, www.aeance.com
Fußgeformt
NATURE. Albert Einstein hat einmal gesagt: „Schau ganz tief in die Natur, und dann verstehst du alles besser.“ Und genau das hat der Däne Eik Braun Ottosen getan und 2013 Nature Footwear gegründet, nachdem er ein Jahr lang barfuß gelaufen war. Gemeinsam mit Orthopäden und Schuhexperten entwickelte er seinen Schuh auf Basis von Moccasins, die den Bedürfnissen des Fußes und seinen 26 Knochen und 33 Gelenken angepasst wurden. Nämlich so, dass weder die Zehen noch der Fußballen eingeengt werden. Getreu dem dänischen Designmantra überzeugen beim Aussehen Einfachheit und Funktionalität. Hergestellt werden die Schuhe in Portugal aus pflanzlich gegerbtem Elch- oder Veloursleder. Die Sohle besteht aus recyceltem Material. Für Frauen stehen ein hohes und ein flacheres Modell in bis zu zwölf Farben zur Auswahl, Männer müssen mit dem Flachen Modell Vorlieb nehmen. Für Kinder gibt es ein Modell mit Klettverschluss und ab dem Sommer eine Unisex-Sandale für die ganze Familie. Die Verkaufspreise liegen je nach Leder zwischen 100 und 200 Euro bei einer 2,7er-Kalkulation. D, A, CH: Anotherproject GmbH, Berlin/ Deutschland T. 0049.178.5983400, niels.garbe@anotherproject.de, www.nature.dk
ISPO HALL B6 Munich BOOTH 400
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Die Mode
Ingenieure - - - - Willkommen Zukunft: Amazon ersetzt den Fashiondesigner durch Artificial Intelligence, Algorithmen unterstützen Trendresearch und Einkauf, 3D-Modelle erobern Onlineshops. Wird der Mensch entbehrlich? Die Digitalisierung verändert radikal den Alltag in der Mode, schafft neue Jobs und lässt dafür andere wegfallen. Wie fit ist die Ausbildung in der Branche dafür? Text: Ina Köhler. Fotos: Gesprächspartner. Illustration: Claudia Meitert@Caroline Seidler
Noch ist es Zukunftsmusik: Man lässt sich im Store die Körpermaße scannen, sucht den Stoff aus – und drei Stunden später liegt das maßgeschneiderte Kleid vor der Tür. Dieses „Made to measure“-Prinzip zeigte das Unternehmen Human Solutions in einem gemeinsamen Projekt mit Amazon zur Munich Fabric Start. Was sich für Konsumenten noch wie Science Fiction anhört, ist mittlerweile nicht mehr weit von der Realisierung entfernt. S.Oliver zeigte in einer Microfactory die weitgehend automatisierte Produktion eines T-Shirts. „Als eines der ersten Unternehmen in Deutschland arbeite S.Oliver mit 3D-Modellentwicklung im regulären Produktentwicklungsprozess“, sagt Andreas Baur, COO der S.Oliver Group. Digitale Produktentwicklung ist im Moment eines der heißesten Themen für die Branche, aber nicht das einzige, was die
Berufswelt revolutionieren wird. Bereits im Sommer wurde das sogenannte Digital Retail Lab, eine Kooperation der Universität Würzburg mit S.Oliver und Drykorn, gegründet. „Die Studenten haben die Möglichkeit, in echten Unternehmen an realen Fragestellungen zu arbeiten und wichtige Erfahrungen für ihre berufliche Zukunft zu machen“, so Gerrit Voss von Drykorn. „Wir bekommen im Gegenzug innovative Lösungen für den wichtigen Wachstumsmarkt E-Commerce.“ Die meisten denken beim Thema Digitalisierung und Mode spontan an spektakuläre Gadgets wie leuchtende Kleider. Doch die Revolution findet im Hintergrund statt. Amazon will künftig künstliche Intelligenz für die Entwicklung von automatisiertem Modedesign nutzen. Auf Basis von Bilddaten können neue Produkte ohne Zuhilfenahme menschlicher
Kreativität generiert werden. Design ohne Designer? Im Prozess der Produktentwicklung, der im Vergleich zum Industriedesign noch viel zu lange nach traditionellen Regeln spielte, wird zunehmend rationalisiert und digitalisiert, getrieben durch den anspruchsvollen Konsumenten. Schlagworte wie „See now, buy now“ haben die klassischen Rhythmen auf den Kopf gestellt. Sie fordern alle Beteiligten zu mehr Schnelligkeit und zu neuen Prozessen heraus: Designer, Produktmanager, Produzenten, Vertrieb, Logistiker und nicht zuletzt die Vermarkter wie Digital und Social Media Manager. Designer als Brand Developer
Gerade der Beruf des Modedesigners wandelt sich: Designer brauchen auf verschiedenen Ebenen mehr technisches Wissen und müssen sich stärker style in progress 118
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„Die große Herausforderung besteht momentan darin, möglichst lebensechte Avatare in der Darstellung zu entwickeln.“ Lena Nussmann Assyst/Human Solutions
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mit anderen Bereichen vernetzen – im Sinne der Marke als eine Art Brandmanager. Darin sind sich viele in der Branche einig. Horst Fetzer von der HTW Berlin/Mode Design: „Meiner Ansicht nach hat sich die Rolle des Designers geändert – vom künstlerischen Individualisten, dem Kreateur, der eine eigene Designsprache prägt, hin zu einem Teamplayer, der sich auf Grundlage von Marktdaten an den Bedürfnissen des Kunden orientiert und die Marke und das Merchandising insgesamt im Blick hat.“ Die Auswertung von Recherchedaten, interdisziplinäres Denken und Teamarbeit mit Beschaffung, Schnittmachern und Produktmanagern sind Themen, die der Designer von morgen beherrschen muss. Nicht zuletzt deshalb, weil der Designprozess insgesamt digitaler wird und mit der Fertigung verschmilzt. 3D-Darstellungen, die sich unmittelbar in 2D-Schnittsysteme für die Fertigung übertragen lassen, treiben aktuell den Fortschritt voran. „Das Kreativteam wird sich um Spezialisten, die 3D-Techniken beherrschen, vergrößern“, meint Fetzer. „Wir werden Musterkollektionen in Zukunft nur noch bedingt brauchen. Meiner Meinung nach müssen die Unternehmen stärker in 3D-Darstellung investieren, weil man so nicht 118 style in progress
nur den Entwurfs- und Prototyping-Prozess verkürzen, sondern das Ergebnis direkt anstelle von Fotos verwenden kann. Das System der riesigen Musterkollektionen, von denen nur ein kleiner Teil geordert wird und der Rest im Lagerverkauf landet, wird allmählich auslaufen.“ Nach der Einführung des digitalen Showrooms durch Tommy Hilfiger zündet die nächste Stufe. 3D-Spezialisten gefragt
An der Revolution sind nicht nur Designer, sondern vor allem Produktmanager beteiligt. Hautnah begleitet diese Entwicklung Verena Goldberg, die im Masterstudiengang Fashion and Product Management an der AMD Akademie Mode & Design lehrt. Sie sieht die rasante Veränderung in der Produktentwicklung, beispielsweise in ihrer aktuellen Arbeit für eine deutsche Modemarke: „Bis vor zwei bis drei Jahren war die visuelle Darstellung mit den bestehenden Programmen qualitativ noch nicht so weit. Mit 3D wurde zwar gearbeitet, allerdings konnten die Ergebnisse nicht mit einer fotografischen Darstellung mithalten, ohne ein fremdes Rendering-Programm einzusetzen. Hier haben die Unternehmen große Fortschritte gemacht und sind über das Basic-Stadium längst hinaus.
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„Das Kreativteam wird sich künftig um Spezialisten vergrößern, die 3D-Techniken beherrschen.“ Horst Fetzer, Professor an der HTW Berlin/ Mode Design
Immer mehr Produkte werden digitalisiert. In einem aktuellen Projekt haben wir mit T-Shirts und Hemden angefangen und sind jetzt bei Kleidern, Strick und Anzügen angelangt.“ Damit gerade Hochschulen mehr Anreize haben, mit 3D-Darstellungen zu arbeiten, hat einer der führenden Softwareanbieter, Assyst/Human Solutions, den sogenannten Vidya-Award ins Leben gerufen. „Das Niveau der eingereichten Arbeiten ist deutlich angestiegen – das zeigt, dass das Arbeiten mit 3D-Simulationen in den Schulen und Hochschulen angekommen ist und immer selbstverständlicher wird“, meint Jurymitglied Michael Ernst von der Hochschule Niederrhein, der in der Lehre mit unterschiedlichen 3D-Programmen arbeitet. Diese Entwicklung bestätigt auch Lena Nussmann, Product Consultant Sizing & Fitting von Assyst/ Human Solutions, die mit den Hochschulen zusammenarbeitet. Der persönliche Avatar
Sie prognostiziert den stärkeren Einsatz von 3D-Darstellungen im Onlinehandel. Diese seien nicht nur für den Entwurf nutzbar, sondern im Vertrieb und – sofern es die Qualität hergebe – für den Konsumenten im Onlineshop. „Die große Herausforderung besteht momentan darin, möglichst
lebensechte Avatare in der Darstellung zu entwickeln“, so Nussmann. Diese könnten mittelfristig Mannequin-Fotos entbehrlich machen. Schon jetzt gibt es Entwurfsprogramme, die mit visuell sehr ansprechenden Avataren arbeiten – sie kommen bezeichnenderweise aus dem Game-Design. Der Konsument dürfte sich recht schnell daran gewöhnen. Peter Schmies, der den Masterstudiengang Fashion and Product Management an der AMD Akademie Mode & Design leitet und mit entwickelt hat, denkt in der Anwendung von 3D noch weiter. Er sieht viel Potenzial in dem System für individualisierte Angebote: „Es besteht die Möglichkeit, mit individuellen Körpermaßen zu arbeiten und damit einen persönlichen Avatar zu entwickeln, für den eine maßgefertigte Garderobe entstehen kann. Das eröffnet viele weitere spannende Businessmodelle für die Zukunft.“ Der eigene Avatar, mit dem man online shoppen geht und anprobiert, bevor man kauft? Oder noch besser: Individuelle Körpermaße, die in das Produkt einfließen und künftig viele Passformprobleme lösen? Professionalisierte Fotobeschaffung
Bis es so weit ist, arbeiten viele an der Professionalisierung der Darstellung. Dafür sind
Panorama Berlin, 16. - 18.01.2018, Hall 4, Booth 4.30, www.schott.eu Showroom: Fashion Factory, Fichtenstraße 70, 40233 Düsseldorf ad@ff bymg.com, +49 (0) 211-31129901
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zahlreiche, teils riesige Fotostudios, (z. B. von Amazon in London) entstanden, die für ihre jeweiligen Auftraggeber quasi am Fließband Produktfotos erstellen und freistellen. Noch, denn auch hier schreitet die Digitalisierung rasant voran. Das Berliner Unternehmen Fast Forward Imaging hat ein Verfahren entwickelt, das den Prozess rationalisiert und 360-Grad-Freisteller entstehen lässt. Anja Rojahn, Gründerin des Unternehmens, arbeitet nicht nur mit Still Lifes, sondern zusätzlich mit Composed Photography. Hier wird ein reales Model digitalisiert und kann dann nach Belieben mit Freistellern zusammengesetzt werden. Ihrer Ansicht nach funktioniere das noch besser und sei lebensechter als die 3D-Darstellung mit Avataren. Sie denkt noch einen Schritt weiter: „Augmented Reality wird aus prozessualer Sicht die gesamte Wertschöpfungskette vom Design bis zum PoS umkrempeln“, fügt Rojahn hinzu. „Die Augmented Reality wird der Filter sein, durch den wir die Welt sehen.“ Was wird wegfallen?
Nicht nur Fotografen, Models und Stylisten müssen um ihre Jobs fürchten, auch das in Deutschland bewährte System der dualen Ausbildung wird auf den Kopf gestellt – weg von 118 style in progress
„Neue Berufsbilder werden mittelfristig in der Textillogistik voraussichtlich nicht entstehen, allerdings wird die Aus- und Weiterbildung immer wichtiger.“ Markus Muschkiet, Professor an der Hochschule Niederrhein
manuellen, hin zu digitalen Kompetenzen. Traditionelle Berufe wie Modeschneider bekommen Nischenstatus. Das lässt sich klar an Ausbildungszahlen belegen, wie z. B. am Beruf Textil- und Modenäher/ in bzw. -schneider/in. Waren es 2006 in Deutschland noch 1.225 Auszubildende, gab es 2016 gerade noch 447. Im gleichen Zeitraum verdoppelte sich die Zahl der Maschinen- und Anlageführer in der Textil- und Bekleidungsindustrie auf 528. Das liegt natürlich auch daran, dass mehr und mehr technische Textilien die Umsätze der Branche bestimmen. „Einfache Tätigkeiten werden zunehmend entbehrlicher, gefragt sind Spezialisten, die sich mit Themen wie Robotik auskennen“, glaubt Detlef Braun von der ZiTex, Textil & Mode. Auch Berufsschulen müssen der neuen Entwicklung Rechnung tragen. In Mönchengladbach wird daher im August 2018 die Textilakademie eröffnen, die sich die schulische Aus- und Weiterbildung des textilen Nachwuchses in Nordwestdeutschland auf die Fahnen geschrieben hat. Künftige Berufseinsteiger können auf Labore und Werkstätten der gut ausgestatteten Hochschule Niederrhein zurückgreifen. Logistik als Wachstumsfeld
Im Bereich Logistik hat diese
„Persönliche Avatare eröffnen viele weitere spannende Businessmodelle für die Zukunft.“ Peter Schmies, Professor an der AMD Akademie Mode & Design
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vor rund einem Jahr den Lehrstuhl Textillogistik geschaffen. „Damit stärken wir nicht nur die Textilbranche in der Region, wir reagieren auch auf den wachsenden Logistiksektor am Niederrhein“, meint Hochschulpräsident Hans-Hennig von Grünberg. Markus Muschkiet war für Zalando als Senior Manager Operative Transport Logistics tätig, bevor er im Herbst 2016 die Professur übernahm. „Neue Berufsbilder werden mittelfristig in der Textillogistik voraussichtlich nicht entstehen, allerdings wird die Aus- und Weiterbildung immer wichtiger“, prognostiziert er. „Textiler müssen mehr Verständnis für Logistikprozesse und Logistikkosten entwickeln, zumal diese Kosten einen vergleichsweise hohen Anteil an den Gesamtkosten des Produkts haben. Hier ist auch ein Sinneswandel der Branche erkennbar. Dies zeigt sich beispielsweise an der Investition in das Logistikzentrum bei Gerry Weber in für das Unternehmen herausfordernden Zeiten.“ Er unterrichtet an der Hochschule Niederrhein in den Studiengängen des Fachbereichs Textil- und Bekleidungstechnik. Die Absolventen werden später in der Regel nicht als Logistiker arbeiten, allerdings so über das notwendige Logistik-Know-how verfügen, um in der internationalen und interdisziplinären
Textilbranche einen Mehrwert zu leisten. „Wenn es in der Supply Chain klemmt, haben Sie gerade in der Textilbranche ein großes Problem, da textile Produkte immens saisonabhängig sind.“ In Bezug auf spektakuläre Bilder, die Flugdrohnen als Paketboten zeigen, ist er pragmatisch. „Den flächendeckenden Einsatz von Flugdrohnen in den Innenstädten sehe ich ehrlich gesagt nicht, allerdings werden Drohnen künftig vermehrt in geschlossenen Systemen genutzt. Zum Beispiel, um Inventuren durchzuführen und so den Datenbestand zu verbessern, der wiederum das Rückgrat für Optimierungs- und Geschäftsprozesse darstellt. Zudem denke ich, dass künftig mehr und mehr fahrerlose Transportsysteme in den Städten eingesetzt werden.“ Schnelligkeit, Effizienz und Transparenz in der Lieferkette, die zum Beispiel asiatische Supplier wie Li Fung ankündigen, sind Herausforderungen, denen man auch in Europa ohne Know-how und Investitionen in Technologie nicht begegnen kann. Selbst wenn das leuchtende Kleid im Kleiderschrank noch eine Weile auf sich warten lässt und der Modedesigner noch aus Fleisch und Blut ist.
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W W W.PANORAMA-BERLIN.COM
shaping identities
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Hans Peter Hiemer, Business4Brands
„Kennen Sie einen Automobilhändler, der sich 20.000 Autos auf den Parkplatz stellt? Ich nicht.“ Hans Peter Hiemer fordert einen radikalen Neuanfang für die Modebranche. Mit der Consultingfirma Business4Brands berät er Firmen im Prozess der Digitalisierung und rät dringend zu einem Systemwechsel. Weg vom analogen Verhaltensmuster der Branche hin zum Bewusstsein für die Bedürfnisse des Endverbrauchers. Denn er kennt die Kraft der Kettenreaktion, die schon kleine Schritte in die richtige Richtung bewirken.
Mit der Consultingfirma Business4Brands berät Hans Peter Hiemer verschiedene Unternehmen im Prozess der Digitalisierung. Für die Modebranche fordert er ein Umdenken in der Beziehung vom Produkt zum Verbraucher.
Text: Isabel Faiss. Fotos: Business4Brands
Die Modebranche folgt einer einzigartigen Systematik: Das Produkt sucht sich einen Verbraucher. Nicht umgekehrt, was logischer wäre. Denn zu dem Zeitpunkt, zu dem der klassische Produktfindungsprozess in der Industrie beginnt, weiß der Konsument noch nicht einmal, was ihm Monate später als sein Bedürfnis präsentiert wird. Diese Unkenntnis über die Wünsche des Verbrauchers gekoppelt an den langen Weg, den ein Produkt von der Idee bis in den Verkauf benötigt, treibt die Branche von ihrem Verbraucher weg und in eine Schrotflintenreaktion hinein, weil reflexartig noch mehr produziert wird – in der Hoffnung, etwas davon könnte sich verkaufen. Falsche Produkte zum falschen Zeitpunkt. Durch die Überproduktion folgt eine fast schon notgedrungende Entwertung der Produkte, 118 style in progress
wodurch ein reales Wachstum quasi unmöglich wird. Ein Teufelskreis? Eher ein Relikt der Vergangenheit, das es zu überwinden gilt. Hans Peter Hiemer stellt Thesen auf, deren Umsetzung die Modebranche auf den Kopf stellt. Er nennt sie nicht radikal, sondern zwangsläufig. Herr Hiemer, sie prophezeien, dass die Ansprüche der Verbraucher einen vollständigen Systemwechsel bedingen werden. Was läuft falsch?
Bisher trägt die Branche eine rosarote Brille, die da heißt „time to market“. Wenn man sich die Prozesse aber genauer ansieht, sprechen die Firmen bei „time to market“ nur über die geniale letzte Meile, wo die Ware dem Verbraucher zur Verfügung steht. Dass aber die Mehrzahl aller Entscheidungen neun bis 24 Monate vorher getroffen werden,
ist der Haken an der Sache. Denn, wie will man heute noch einem Verbraucher erklären, dass er Produkte kaufen soll, die vor Monaten irgendjemand für modisch empfand?
Sie sagen auch, dass die analogen Handlungsmuster der Branche den Verbraucher und dessen Wünsche vom Prozess der Produktentwicklung entkoppeln und dass diese Unkenntnis des Bedarfs zu einer permanenten Überversorgung und einem enormen Warendruck auf der Fläche führt. Faktisch ein Wertverlust für alle Beteiligten.
Das ist ein reines Verwertungsdrama: Weil wir vorne nicht wissen, was wir anbieten müssen, bieten wir viel zu viel an und hoffen, dass es der Kunde hinten kauft. Weil wir immer schlechter mit unseren Prognosetools
werden und die Reaktionen der Verbraucher auf so unterschiedlichen Kanälen stattfinden, dass sie schwer zu messen sind, kommt es zum typischen Panikreflex, einfach noch mehr zu produzieren. Das Thema Entwertung ist wie ein Damoklesschwert, das über diesem System schwebt. Ich kenne keine zweite Branche, die mit so viel Unwissen über die Bedürfnisse ihres Verbrauchers herangeht und so viel Geld ausgibt für die Produktion. Welcher Bäcker backt unzählige Brote in der Hoffnung, davon zwei zu verkaufen, und macht davon noch 30 Varianten? Von der Kollektionsentwicklung bis hin zum Teil auf der Fläche haben wir einen Kostenmultiplikator von fünf oder sieben, um erst einmal herauszufinden, welche Produkte überhaupt entwickelt werden sollen. Ich rate dringend dazu, die Leistungskette in
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Neuland der Branche viel früher darauf abzustimmen, was überhaupt gebraucht wird, um nicht mit diesem enormen Wertverlust am Anfang des Produktzyklus zu starten. Damit ließe sich auch das Dilemma lösen, wie die Unternehmen diese Disproportionen als Ware auf die Fläche einsteuern. Wie lässt sich der Verbraucher so früh in den Entwicklungsprozess mit einbeziehen, dass ein Produkt Sinn macht?
Wenn wir die Projekte beobachten, die wir mit ganz unterschiedlichen Kunden aus anderen Branchen bearbeiten, sehen wir, dass sie Informationen über die Bedürfnisse ihrer Kunden so früh erhalten, dass ihr Endprodukt tatsächlich zu deren Ansprüchen passt. In der Modebranche hat sich in den letzten 120 Jahren ein Effizienzsteigerungs-, Mechanisierungsund Industrialisierungsaspekt durchgesetzt, der mit jeder technischen Erneuerung die Distanz zum Verbraucher vergrößert hat. Neue digitalisierte Konzepte fangen heute mit dem Einbeziehen des Konsumenten so früh an, dass der Verbraucher eigentlich noch gar nicht merkt, dass er mit seiner momentanen Handlung bewusst oder unbewusst einen Bedarf oder einen Wunsch geäußert hat. Wie kann man sich das konkret vorstellen?
Die Systeme funktionieren so, dass über Verhaltensmuster, die ein Verbraucher in der digitalen Welt hinterlässt, online sein Verhaltensprofil gemessen wird und analog zu diesem digitale Produkte erzeugt werden. Diese werden innerhalb von kürzester Zeit umgesetzt – in den Konzeptphasen sprechen wir hier von 48 Stunden; sind die Systeme mal ausgereift, werden wir
Business4Brands arbeitet mit Bildern: Eine gezielte Kommunikation mit dem Endverbraucher ersetzt das Prinzip Hoffnung in der Produktentwicklung.
bei 30-Minuten-Zyklen liegen – und dem Verbraucher anschließend in einer anderen Situation direkt empfohlen. Er sieht ein Produkt, das es physisch noch gar nicht gibt, das maßgeschneidert auf seine Wünsche designt wurde. Wenn sie beispielsweise auf ihrem Instagram-Account unterwegs sind und sich durch Fotos klicken, misst das Programm, bei welcher Abbildung sie wie lange stehen bleiben und welches modische Teil, welcher Stil dort zu sehen ist. Ihr digitales Profil speichert dann, dass beispielsweise eine weiße Bluse ihrem Geschmack entspricht. Wenn sie dieses Verhalten öfter hintereinander zeigen, ist es heute kein Problem mehr, von Instagram diese Daten zu kaufen und zu recherchieren, welche Produktorientierungen sie haben. Wenn ich schon weiß, in welcher Preiskategorie und in welchem Modegrad sie sich angesprochen fühlen, dann ist es nicht mehr schwer, ihnen, wenn sie zum Beispiel den nächsten Artikel auf Spiegel online lesen, eine Werbung für eben dieses auf sie zugeschnittene Produkt hineinzuschieben. Das ist die
Auf der Munich Fabric Start im September 2017 wurde eine Micro-Factory präsentiert, die vor Ort T-Shirts in kürzester Zeit produzierte.
Schleife, auf die wir uns hinbewegen, dass Produkte gemeinsam mit Konsumenten so früh entstehen, dass es sie physisch noch gar nicht gibt. Mit dem Konsumenten mal aktiv und mal inaktiv, mal bewusst mal unbewusst entwickelt.
Das macht das Thema Fast Fashion nicht mehr zum Spielfeld der klassischen Modeindustrie, sondern eher zu dem der technischen Anbieter.
Das ist die zweite große These, auf die wir uns in den nächsten Jahren einstellen müssen. Man muss einmal ernsthaft hinterfragen, was eigentlich das Lebenselixier ist, der Grund dafür, warum eine Modemarke oder ein Fast-Fashion-Unternehmen heute besonders gut funktioniert. Was sind die Schutzmechanismen, die den Kern dieses Geschäftsmodells umgeben? In erster Linie ist das ein gewisser Informationsvorsprung und eine schnelle Umsetzung. Einer Firma wie Asos gelingt es, innerhalb von drei Wochen zu reagieren. Jeder Markenanbieter, der seine Produkte online öffentlich macht und damit Zugriff auf diese Information gewährt, wird sich damit abfinden müssen, dass ein Wettbewerber von ihm inspirierte Produkte sehr schnell liefern kann und wird. Und dann steht natürlich auch das Einkaufserlebnis selbst zur Diskussion. Apple macht vor, wie das veränderte Konsumentenverhalten sensationell gut auf ein stationäres Format übertragbar ist. Im Apple Store kaufen die wenigsten einen Computer, dort trifft man sich, tauscht sich aus, feiert das Produkt. Das Modell,
stationäre Systeme mit einem ganz neuen Entertainmentformat auszustatten, sehen wir als Modell der Zukunft. Denn der Raum, wo gekauft wird, ist das Wohnzimmer. Ein Wettlauf gegen die Zeit?
Was alle Hersteller als unglaubliche Herausforderung zu meistern haben, ist der Umstand, dass ihre Produktkompetenz eigentlich immer auf Informationen aus historischen Daten aufbaut. Diese sind z. B. bei Asos vier Wochen alt, bei Zara knapp zweieinhalb Monate und bei den schnellen deutschen Unternehmen vier Monate. Wer dann noch in großen Mengen in streng getaktete Vertriebsschienen liefern muss, hat keine Flexibilität mehr, um kurzfristig auf den Verbraucher zu reagieren. Hier wird über einen definierten Rhythmus etwas für frisch und neu verkauft, das vor vielen Monaten designt wurde. Ein wichtiger Aspekt, den der Systemwechsel hin zum „product on demand“ unter dem Benchmark „time to consumer“ mit sich bringt, ist die Produktion in unmittelbarer Nähe als Voraussetzung. In den nächsten drei bis acht Jahren werden wir sicherlich eine sehr starke Polarisierung erleben zwischen bestehenden Systemen, die auch weiterhin erfolgreich sein können, und denen, die sehr schnell neue technologische Möglichkeiten ausschöpfen. Aber prinzipiell kann jedes Unternehmen auch durch kleine Schritte seine Prozesse so optimieren, dass ein großer Prozentsatz an Kosten zugunsten mehr Effizienz eingespart wird. style in progress 118
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Arc’teryx Veilance
Head
Arc’teryx Veilance
Arc’teryx Veilance
SPO FUN RT KT
ION
Lodenfrey Contemporary Menswear im Herbst 17
T R O SP HION FAS
ryx Veilance
Haglöfs V-Series
Haglöfs V-Series
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Head
Arc’teryx Veilance
Loden Mens
nfrey Contemporary swear im Herbst 17
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The Beauty of Utility
Der ursprüngliche Gedanke bei Sportprodukten ist – wie bei Workwear – die Problemlösung. Das unterscheidet die Funktion von der Fashion. Eigentlich. Doch die Grenzen verschwimmen, so wie sich Privatleben und Job vermischen, die Selbstoptimierung in den Vordergrund tritt und unser Anspruch an unser eigenes Funktionieren sich auf alle Lebensbereiche überträgt. Text: Susanne Kern. Fotos: Hersteller
Das Schöne um der Schönheit willen, das l’art pour l’art – die pure, sinnfreie und oft unbequeme Dekoration – findet in unserem Leben kaum mehr Platz. Schön ist, was optimal dem Zweck dient und uns leistungsfähiger macht. Der große Siegeszug von Stretch – bei Denim oder in der Konfektion – ist hier exemplarisch. Kleidung muss nicht mehr im wahrsten Sinne des Wortes „getragen“ werden, weil sie schwer und steif ist. Wer Sneaker statt High Heels trägt, ist schneller am Ziel. Yoga-Pants sind die akzeptierte West-Coast-Uniform und im Alltag gesellschaftsfähig. Wir sind den Reizen der Funktion verfallen. So wie wir an uns selbst nicht mehr akzeptieren, dass etwas nicht reibungslos performt, akzeptieren wir das auch bei den Tools nicht, die uns umgeben – Bekleidung eingeschlossen. So wundert es nicht, dass die großen Innovationen aus dem Funktions bereich auch im großen Stil in die Modebranche Einzug gehalten haben und Designer inspirieren, mit ge bondeten und laminierten Stoffen, Stretch, neuen Reißverschlusslösungen,
nahtfreier Verarbeitung und Tapes zu arbeiten. Der minimalistische Reiz der puren Funktion: eine Art Bauhauskonzept 2.0 für Bekleidung. Fischen in fremden Gewässern?
Es scheint, als würden immer mehr Sportunternehmen funktionelle Fashionkollektionen entwickeln, um neue Kundenkreise zu erschließen. In der Tat will der Konsument, der eine Jacke von Haglöfs oder The North Face am Wochenende zum Bergsport trägt, nicht im Alpinisten-Look seinen urbanen Alltag bestreiten. Er schätzt und sucht die Funktion, mit der er in der Freizeit positive Erfahrung hat, in einem urbanen Kontext. Die Nachfrage ist da. „Gore-Tex ist eigentlich der gemeinsame Nenner bei diesen Kollektionen. Diese Marken bieten nichts anderes als Outdoorfirmen, nur nicht in Gelb und Lila – und bedienen damit den Kunden, der im täglichen Kontext eine stylische, funktionierende Bekleidung sucht“, meint André Storvoll von Firmament in Berlin. Der gebürtige Norweger style in progress 118
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Sebastian Haufellner, Lodenfrey „Wir verkaufen fast nicht mehr, was nur gut aussieht, das muss schon alles etwas können.“
ist mit Funktionsbekleidung aufgewachsen und war 2009 mit seinem extrem auf die Trendsetter zugespitzten Konzept der Erste, der in Deutschland Arc’teryx Veilance in seinem Laden führte. „Zu uns kommen die Early Adaptors“, sagt er. „Mittlerweile ist der Trend breiter geworden und auch Nike oder The North Face bieten solche Teile. Wir verlegen uns jetzt auf Marken wie Acronym, Stone Island oder importieren kleine japanische Insiderlabels. Das suchen die Kunden bei uns.“ Storvoll im Firmament oder auch Très Bien in Schweden oder Union in Los Angeles sind Paradebeispiele für das stilvolle Verschmelzen von Fashion und Funktion. Ende November war Firmament Gastgeber für den globalen Launch des neuen Haglöfs-Projektes V-Series: eine Hightech-Daunenjacke mit hochfesten Dyneema-Fasern im Oberstoff, zu haben in fünf Läden weltweit – und in den Haglöfs-Flagshipstores. „Wir sehen V-Series als eigenständige Heimat für unsere innovativsten Produkte. Wir wollen hier neue Maßstäbe setzen in 118 style in progress
André Storvoll, Firmament „Mittlerweile ist das Thema Techwear viel breiter geworden und fängt auch im Main stream-Handel ganze Sortimentsbereiche auf.“
puncto Funktion, Ästhetik und Performance. Der Daunenjacke werden andere Produkte folgen“, erklärt Haglöfs-CEO Peter Fabrin. Schon seit rund zehn Jahren gärt das Thema Techwear und wird auch für den Mainstream immer relevanter. Die große Frage ist: Wer wird das Potenzial abgreifen? Werden es Outdoorfimen sein, die mit modischen Designs das urbane Terrain erobern oder Modefirmen, die sich das Knowhow der Sportfirmen zu eigen machen? Physiologie und Physiognomie
„Fashionmarken können das einfach nicht, die sind nicht authentisch“, sagt Sebastian Haufellner von Lodenfrey. Warum aber macht es im Endprodukt einen Unterschied, wo der Designer sozialisiert wurde? Anders als in der Mode, wo man ein visuelles Konzept entwirft und dann ein Produkt herstellt, das der Optik nahe kommt, zäumen Sportdesigner das Pferd von der anderen Seite auf: Die Problemlösung treibt das Design. Was tue ich in diesem
Kleidungsstück? Wie viel Wetterschutz brauche ich, welche wiederkehrenden Bewegungen mache ich, wird es kalt sein oder muss ich Hitze loswerden? Die Bewegungslehre ist also ein Aspekt. So wie es für den Alpinisten wichtig ist, dass die Jacke bei bestimmten Bewegungen nicht aus dem Klettergurt rutscht, sind für den modernen Businessmenschen andere Dinge wichtig, die moderne Materialien leisten können: Wash+Wear-Funktionen, Geruchskontrolle, Gewicht, Bequemlichkeit, Alltagstauglichkeit in Hotel, auf Flughäfen, in Meetings und beim Afterwork an der Bar. Äußerst befruchtend ist in diesem Zusammenhang das gemeinsame Arbeiten von Designern aus ganz unterschiedlichen Ställen, wie sie bei neuen Projekten wie Alpha Tauri zusammenkommen. Die Menschen, die in den letzten Jahrzehnten bahnbrechende Innovationen im Outdoorsport entwickelt haben, waren meistens Anwender, die nach der besseren Lösung gesucht haben: wie der passionierte „Outdoorsman“ Mike Blenkarn von Arc’teryx, der den wasserfes-
ten Reißverschluss, die Softshell, Gore-Tex Pro, Thermoformung und die Lamination entwickelt bzw. mitentwickelt hat. Die Liste dieser Entwickler ist lang. Ergonomie und Physiologie spielen eine ganz andere Rolle, sowohl beim Schnitt als auch bei der Materialauswahl. „Die Möglichkeiten dessen, was Textilien leisten können, sind noch lange nicht ausgeschöpft“, sagt Andreas Breitfeld, Brancheninsider und unter anderem Berater von KTC, die für exklusive Anbieter wie Mountain Force die Produkte mit reichlich Innovation aus ihren Fertigungsstätten vorantreiben. Schon lange schielt die Modebranche Richtung Sport, wo die großen Textilinnovationen herkommen. „Die gesamte Innovation bei Jacken in den letzten 20 Jahren kommt aus dem Sport“, sagt etwa Nicolas Bargi, CEO von Save the Duck. Denn Funktion macht Sinn. Im hoch beschleunigten Arbeitsleben, in dem Reiseflexibilität, lange Arbeitszeiten und ein Leben aus dem (Business-)Koffer Alltag ist, hat sich das Unkomplizierte, Pflegeleichte, Sleeke bei jeder-
g-lab.com supreme weatherwear
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Takanori Kasuga, Arc’teryx Veilance „Die Konsumenten wollen und brauchen Performance in allen Lebensbereichen.“
mann bewährt. Funktionelle Urbanwear aus technischen Materialien, mit laminierten Säumen, getapten Nähten, laminierten Taschen und wasserfesten Reißverschlüssen. In dieser Mission ist auch Roman Stepek unterwegs, seit eineinhalb Jahren an der Spitze der Head AG und verantwortlich für die Schrittweise Neuerfindung von Head im Textilbereich. „Wir brauchen auch bei Hybridteilen einen kommerziellen Ansatz. Das muss für einen Normal sterblichen cool sein und nicht zu abgehoben. Wir kommen für die Saison 2019/20 mit einem neuen dreilagigen Programm aus innovativen Materialien, das wir vor allem in die Resortgeschäfte wie nach Ischgl oder St. Anton verkaufen wollen. Da haben wir auch nicht die Gefahr, dass schon im November oder Dezember reduziert wird.“ Das neue Head-Projekt hat den Arbeitstitel Legacy und wird konsequenterweise nicht vom Hartwaren-Außendienst verkauft. Umgekehrt – also von Seiten etablierter Modemarken – sind die Bemühungen, Performance 118 style in progress
in die Kollektion fest einzubauen, genauso groß. Man denke nur an den Erfolg von Start-ups wie People of Shibuya, an Line Extensions wie Herno Laminar oder gar Marken wie Traiano, die mit Geweben aus dem Sport selbst Konfektion so mit Leistung aufladen, als sei es ein Sporttrikot. Gefragt, wer denn das Rennen um die Gunst des Verbrauchers machen wird, sagt Takanori Kasuga von Veilance: „Performancemarken reizen alle Möglichkeiten aus und definieren neue Benchmarks. Textilien kochen das Etablierte meist nur neu auf.“ Das sehen die betreffenden Fashionmarken naturgemäß anders – und starten mit voller Marketingpower in das Rennen um den Athleisure-Kunden. So positioniert sich zum Beispiel Calvin Klein mit seiner zum Sommer 2018 erstmals auch in Europa erhältlichen Sportkollektion ganz neu. Im Handel braucht es Hybride
Für den Handel stellt sich die Herausforderung, diesem extrem agilen Markt zu folgen – und neue Brückenschläge
Peter Fabrin, Haglöfs „Aus unserer Sicht wachsen die beiden Welten Techwear und Fashion eher zusammen. Einige Läden präsentieren sich bereits sehr erfolgreich mit einem solchen hybriden Sortiment.“
zu schaffen. Denn so wie kein gestandener Outdoorliebhaber im Modetempel einkaufen will, setzt ein Fashionist keinen Fuß in einen Sportladen. Einer wie Beams in Japan kann das neue Hybridmodell: Die richtigen Marken zu führen und den Mehrwert, den Technologien bieten, auch an den Mann und die Frau zu bringen. Elastische Hosen erklären sich von selbst. Wasserdichtigkeit, Windschutz und Wasserdampfdurchlässigkeit sind für Textilhändler schon ein Stück anspruchsvoller. Und es geht noch komplizierter: Mit einem Bein in der Wissenschaft, mit dem anderen tief in kruden Verschwörungstheorien steht das Thema „Wearable Technologies“. Der Oberbegriff zielt in erster Linie auf Smartwatches etc., dehnt sich aber bis in den Textilbereich. Relativ verständlich ist da beispielsweise die Nutzung der körpereigenen Infrarotstrahlung, ganz schnell bewegt man sich aber auch mit der Abwehr von Strahlen emission in einen gefährlich pseudowissenschaftlichen oder zumindest angreifbaren Bereich. Die große Masse der Kunden
Roman Stepek, Head „Die Produkte müssen für den Sport wie für die City tragbar sein, es darf nicht zu abgefahren sein.“
wird sich davon nicht unbedingt angesprochen fühlen. Relevant ist für den Handel das Verständliche, Verkäufliche und mit Argumenten gut belegbare. Was ist also die Konsequenz für den Handel – auch den mittelmodischen? „Das Thema Bequemlichkeit geht nicht mehr weg“, sagt Sebastian Haufellner, „Die Entwicklung hat unterschwellig schon vor zehn Jahren begonnen und ist unaufhaltsam. Der Weg für funktionelle Produkte in den Alltag ist nicht nur geebnet, sie sind auch zum Fashion Statement geworden.“ Und Takanori Kasuga ergänzt: „Warum sollte ein Modehändler Sneaker verkaufen? Ganz einfach: Weil der Kunde sich in puncto Komfort auf keine Kompromisse mehr einlässt.“
www.mountainforce.com
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Neuland Roberto Ricci ist mit Technologie aus dem Wassersport auf Landgang: Mit Outerwear zwischen Performance und Mode trifft er den Zeitgeist.
RRDs Verbindung zu Profisportlern ist von Inhalten geprägt - den Kitesurfer Jerrie Van De Kop unterstützte die Marke bei einem Dokumentarfilm über die Klimaveränderung.
„Die Menschen wollen sich mit praktischen Dingen umgeben.“ Roberto Ricci, „Waterman“ aus Italien und mit seiner Marke RRD (Roberto Ricci Designs) aufstrebender Textilunternehmer auch im Modehandel, ist einer der Vorreiter der Performance Wear mit hohem Designanspruch. Rasant verlagert sich zur Zeit sein Umsatzschwerpunkt von Surf- und SUP-Boards sowie technischen Wassersportan lagen auf Textilien. style in progress befragte ihn zum Thema. Text: Susanne Kern. Fotos: RRD
Wenn Sie auf den Start von RRD zurückblicken: Gab es bei Händlern immer schon viel Offenheit für das Thema Techwear?
Absolut! Unser Konstruktionsansatz, mit der „Holistic technology“ eine echte Mischung aus 118 style in progress
Schneiderkunst und technischer Funktion zu kreieren, wurde vom Handel gleich verstanden und angenommen. Warum sollte ein Modehändler überhaupt funktionelle Ware verkaufen?
Weil der Konsument die gleichen Sachen in einer Vielzahl von Situationen tragen können will. Vom Morgen im Büro, über ein Meeting bis zum Fitnessstudio oder für den Weg zum Büro auf dem Fahrrad. Das gleiche Teil muss smart, elegant und stylisch genug für eine Menge Anlässe sein. Ist Techwear ein kurzfristiger Trend oder Ausdruck eines geänderten Kaufverhaltens?
Die Menschen wollen sich mit praktischen Dingen umgeben. Sie wollen keine Zeit und kein Geld verschwenden und sich nicht mehrmals am Tag umziehen müssen. Sie wollen
gleichzeitig elegant und lässig sein und sich immer richtig angezogen fühlen, auch wenn sich der Tagesplan spontan ändert.
Wie haben sich die Distri butionswege für RRD in den vergangenen Jahren ent wickelt?
In den ersten 15 Jahren haben wir unsere Sommerkollektion vor allem in Wassersportläden und Sportgeschäften verkauft. Seit wir auch Winterjacken und -mäntel bieten, hat sich der Kundenkreis auf den Modehandel verlagert – und ich denke, dass wird auch in Zukunft unser Hauptvertriebsweg sein. Andere Marken, die einen reinen Fashion-Background haben, wollen den Markt jetzt ebenfalls angreifen. Wer macht das Rennen um die Flächen im Handel?
Ich glaube fest an die Wirkung von Authentizität. Deine wirk-
liche Seele und dein Charakter ist an all deinen Entscheidungen sichtbar – das trifft nicht nur für Menschen, sondern auch für Marken zu. In unserer vernetzten Welt ist es heute ganz einfach, zu erkennen, ob du echt und authentisch bist, oder eben nicht. Was machen Sportunter nehmen bei funktioneller Techwear anders als Fashion marken?
Performance Brands sind authentisch, das macht den Unterschied, und das spüren die Kunden. Wenn überhaupt, dann nehmen Verbraucher dein Produkt an, weil du es aus bestimmtem Grund herstellst – nicht unbedingt nur, weil es existiert.
S E LV E D G E R U N
Tra d e s how fo r q ua lit y g a r m e n ts an d c ra f te d goods
N° 06
January 16 — 18 2018 — Marshall-Haus Messedamm 22 14055 Berlin
Accreditation at www.selvedgerun.com
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Future Now Wie funktionieren Order und Messe in fünf Jahren? Könnte eine Orderplattform zumindest einige der Orderreisen obsolet machen, würde das fast einem Heilsversprechen gleichen. Wegen eines Termins nach Mailand fliegen – wie gerne würde mancher Händler das digital lösen. Doch das, was sich jetzt abzeichnet, kann nicht die Lösung sein: Jeder Hersteller baut an einer isolierten B2B-Lösung, von Einkaufserlebnis fehlt oft jede Spur. Was ist die Antwort? Eine Plattform? „Das geht nicht“, heißt es von Zweiflern – die Liste der Argumente dagegen ist lang: Die Marken wollen sich nicht in die Karten schauen lassen, Exklusivität und Gebietsschutz wären kaum zu halten, die Agenten und Distributeure als Zwischenhändler wären entmachtet. Und vor allen Dingen: Wo bleibt dann das, was Messe ganz abseits von der Order leistet? Das Entdecken neuer Kollektionen, das persönliche Gespräch, der Austausch, die belebende Konkurrenzsituation, der Flurfunk … Kann sich denn die Messe so wandeln, dass diese Aspekte in den Vordergrund rücken? Vom Ware-Präsentier-Happening zum Branchen-Networking-Event mit wichtigen Impulsen? Und muss dieses exklusive Event für Fachbesucher dann ergänzt um einen Endkonsumenten-Event werden – ganz im Sinne von „See now, buy now“? Denn die Erfahrung von Zalandos Bread & Butter oder fürs Publikum offene Fashionshows zeigen: Endverbraucher finden all das, worüber unsere Branche so gerne lamentiert, richtig, richtig cool! style in progress hat Protagonisten befragt. Text: Martina Müllner-Seybold, Kay Alexander Plonka. Fotos: Gesprächspartner, Boris Kralj, Peter Lorenz
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Bewegung durch Digitalisierung
Keine Insellösungen
Zalandos Vision ist es, als Onlineplattform für Mode alle Akteure der Branche miteinander zu verbinden: Marken mit Kunden, Kunden mit Stylisten, aber auch Marken mit Händlern. Wenn man sich die Prozesse in der Modeindustrie einmal genauer anschaut, stellt man schnell fest, dass das Business nach wie vor stark manuell gesteuert wird. Bestellungen werden zum Teil immer noch händisch geschrieben. Die Digitalisierung schreitet nur mit kleinen Schritten voran. Als Digital Native der Modeindustrie wurde Zalando zum Vordenker für neue Partnerschaften und Modelle. Denken Sie nur mal ins Jahr 2008 zurück, als Marken noch viel stärkere territoriale Distributionsstrategien verfolgten. Die Digitalisierung hat auch in diese Branche viel Bewegung gebracht. Der Onlinehandel hat die Grenzen zunehmend aufgehoben – alles ist im Netz verfügbar. Zusammen mit unseren Partnern verfolgen wir die gleiche Vision: das Einkaufs erlebnis unserer Kunden bestmöglich zu gestalten. Von Beginn an arbeiten wir kontinuierlich daran, innovative und digitale Ansätze zu entwickeln, die das Geschäft auf Seiten der Marken und Händler vereinfacht und vor allem das Tempo im Warenmanagement erhöht. Die flexiblere Einsteuerung von Ware, datenbasiertes Marketing, Offline-Stock-Integration sind nur einige Beispiele. Gemeinsam wollen wir die Prozesse in der Modeindustrie so reibungslos und vor allem effizient wie möglich gestalten. Wir sehen zum Beispiel großes Potenzial darin, das Wholesale-Business mit Hilfe von digitalen Lösungen zu vereinfachen. Der B2B-Modemarkt kann viel stärker das Potenzial der Digitalisierung und moderner Technologien nutzen, als es heutzutage oftmals noch die gängige Praxis ist. Von daher lag unsere Entscheidung auf der Hand, Mitte 2017 zusammen mit Bestseller United in die B2B-Plattform FashionTrade zu investieren. Dort gelistete Händler können Produkte von mehreren Marken in einem einzigen Warenkorb bestellen, statt bei jedem Partner einzeln eine Order zu platzieren. FashionTrade leitet die Bestellung an die Marken weiter. Das Unternehmen steht gerade noch am Anfang. Zukünftig könnte FashionTrade alle Schritte des Bestellprozesses vom Einkauf bis zur Rechnungsabwicklung abdecken und somit für mehr Geschwindigkeit sorgen. B2B-Plattformen wie FashionTrade, auf denen man als Händler seine Order schreiben kann, bedeuten jedoch keinesfalls, dass klassische Modemessen ihre Bedeutung verlieren. Sie bieten der Branche weiterhin Inspiration und Einblick in aktuelle Themen. Das persönliche Gespräch und der Austausch innerhalb der Branche sind für den Aufbau guter Partnerschaften und die Pflege von Beziehungen essenziell. Das kann durch keine digitale Plattform ersetzt werden. Neue Ideen und Projekte können viel zielgerichteter initiiert werden, wenn man die andere Seite kennt. Dennoch ändern sich die Formate dieser Messen und fokussieren stärker ein bestimmtes Gebiet. Schauen Sie nur mal nach Mailand oder Florenz, wo sich die Micam für Schuhe oder Pitti Filati für Garne und Strickwaren etabliert haben. Diese Veranstaltungen sind jedoch nur einem sehr ausgewählten Fachpublikum zugänglich. Ein Format wie die Bread & Butter stellt das Konzept herkömmlicher Messen komplett auf den Kopf, richtet sich aber auch an eine ganz andere Zielgruppe: den Endverbraucher. Sie durchbricht die Grenze zwischen einem reinen Offline- und Onlineerlebnis und bietet reihenweise Inspiration. Durch den Trend „See now, buy now.“ erwarten Kunden heutzutage, dass sie die neuesten Produkte vom Catwalk auch direkt kaufen können. Und hier schließt sich der Kreis für uns: Mit einem Format wie der B&B bieten wir unseren Partnern und Kunden eine Plattform, sich direkt miteinander zu verbinden.
Order und Messen werden in fünf Jahren genau so wie heute funktionieren – nur ganz anders. Die Diskussion stationär versus digital ist meines Erachtens obsolet. Es geht vielmehr darum, die Stärken beider Kanäle zu nutzen und sinnvoll miteinander zu verknüpfen, zugunsten aller Markteilnehmer. Die Herausforderungen und Chancen liegen gleichermaßen in der Neudefinition von Prozessen. Das mag unbequem sein, ist aber unausweichlich. Die Mehrwerte der Digitalisierung sind für eine Mehrzahl der Marktteilnehmer so groß, dass sie den Gegenwind bestehender Strukturen überwinden werden. Digitalisierung boostet Effizienz, Geschwindigkeit und Informationstransparenz. Digitallösungen werden entlang der gesamten Wertschöpfungskette zum Einsatz kommen. Fällt deswegen das klassische Messebusiness weg? Nein, im Gegenteil: Unsere Branche lebt von persönlichen Kontakten, Emotionen, Inspiration und einer gewissen Informationsdichte. Isolierte Insellösungen für die B2B-Order sind aus unserer Sicht eher eine kurzfristige Antwort und werden höchstwahrscheinlich den Anforderungen des Marktes dauerhaft nicht gerecht werden, zumindest für einen großen Teil. Warum? Eigene Lösungen sind ressourcen- und kapitalintensiv, lenken vom Kerngeschäft ab und meist leidet aufgrund fehlender Expertise die Qualität des Produktes. Letztendlich läuft es auf Plattformen hinaus. Es ist wesentlich wirtschaftlicher, die Investitionskosten auf mehrere Marktteilnehmer zu verteilen und Ressourcen und Know-how zielgerichteter einzusetzen. Der Kunde braucht eine Key-Destination. Diese muss komfortabel sein und gelernten optimierten Prozessen entsprechen. Das ist bei unseren Messen ganz genauso. Schon jetzt ist man mit dem Scan beim Messebesuch automatisch mit der Plattform der Brandprofiles aller Segmente und Locations über unsere Premium Group App verbunden. Wir investieren siebenstellig, um dieses Servicetool weiterzuentwickeln, denn wir glauben an die Power unseres Netzwerks. Die Gegenargumente und kritischen Stimmen gegenüber Digitallösungen im Markt beinhalten keine wirklichen Argumente. Zwei Entwicklungen werden es ermöglichen, Digitalisierung mit Themen wie Schutz vor Mitbewerbern, Gebietsschutz und Agenturen in Einklang zu bringen. Erstens sind gute Digitalprodukte immer aus der Nutzerperspektive entwickelt und so designt, dass sie den Nutzerinteressen am besten entsprechen. Schutz vor Mitbewerbern lässt sich auch in Digitalprodukte implementieren und Gebietsschutz kann wesentlich transparenter abgebildet werden. Zweitens werden aufgrund von Kundenwünschen ganz neue Strukturen und Prozesse geformt. Neue Lösungen bieten die Chance, gelernte Pfade zu hinterfragen und Prozesse zu optimieren. Was spricht dagegen, dass Vertriebsagenturen ihre Ziele neu definieren und Stärken wie Marktzugang und Know-how-Transfer in Form von strategischer Beratung herausarbeiten? Es ist offensichtlich, dass Einzelhändler einen Teil ihrer Prozesse effizienter digital abwickeln könnten. Hier gibt es Potenzial für größere Margen auf allen Seiten. Prozesse, Jobs und Taktungen müssen neu gedacht und auch neu gestaltet werden, um Vorteile und Innovation voranzutreiben. Daher legen wir den Besuchern der Premium Group Events auch den Besuch der #Fashiontech Berlin am 16. Januar 2018 so ans Herz. Auf der Innovationskonferenz stellen wir aktuelle Digitallösungen und Innovationen der Branche vor und vernetzen die Macher miteinander. Namhafte Player präsentieren Best Cases und teilen ihre Erfahrungen mit den Teilnehmern.
Carsten Keller, VP Direct-to-Consumer bei Zalando
Anita Tillmann, Geschäftsführung Premium Group
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Einzigartiges und Tiefgang Raffaello Napoleone, CEO Pitti Immagine
Emotionalität ist nicht programmierbar Peter Balzarek, Deniba
Mit dem Warenwirtschaftsprogramm von Deniba und der Agentursoftware begleite ich viele Showrooms sowie Modedistributoren im deutschsprachigen Raum, gerade in den letzten Jahren ist da viel passiert: Die digitalisierte Warenwirtschaft ist auch im Showroom eigentlich Standard und der Sprung, in Folge auch unseren B2BShop einzusetzen, war für viele Kunden natürlich. Doch so wie ich überzeugt bin, dass ein digitales BackEnd heute ein Muss ist, bin ich auch überzeugt, dass diese Tools das Erleben auf einer Messe nicht ersetzen werden. Der wahre Impuls auf einer Messe geht ja immer von den Verrückten (liebevoll gemeint) aus – doch diese Emotionalität ist nicht zu greifen und schon gar nicht zu programmieren. Denn es ist selten allein die Ware, die heraussticht, es ist eine Mischung aus Gespür, Bauchgefühl, Spirit, die eine Marke oder einen Auftritt von anderen abhebt. Für mich besteht eine Messe ganz stark aus Erleben, ich sehe es ja aus der Position eines etwas Außenstehenden; wenn man dann innerhalb kürzester Zeit so viele interessante Menschen treffen kann, das beeindruckt mich schon. Persönlich finde ich die kleinen, fein kuratierten Messen wie zum Beispiel die Bright am inspirierendsten, auch wenn der verbohrte Einzelhändler da vielleicht gar nicht hingeht. Doch solche Messen haben Kraft und Atmosphäre – und am Ende lösen die Verrückten dort dann eben doch etwas aus. Warum ist Champion gerade wieder total angesagt? So etwas startet auch auf einer Messe wie der Bright oder in der Struktur deren Protagonisten. Für größere Messen gilt das Prinzip: Wo Tauben sind, fliegen Tauben zu. Das ist nur natürlich. Der Einkäufer steht vor einer riesigen Auswahl, für jede Produktgruppe, die er besetzen muss, gibt es mit Sicherheit zehn hervorragende Optionen. Da ist es schwierig, unter den tausenden von Angeboten, die jede Messe mit sich bringt, zu entscheiden – und gerade deshalb ist diese menschliche Komponente, die eine Messe bringt, so unerlässlich. Auf dem Stand sind richtig viele Leute? Dann muss es toll sein! So funktionieren Menschen eben. Daher bin ich auch skeptisch, ob sich in Zukunft viel Messegeschäft ins Digitale verlegen lässt. Die Order, Erfassung und Nachbearbeitung auf jeden Fall, aber diese Inspiration zu Beginn einer Einkaufsphase? Ich bin überzeugt, dass die Begegnung immer eine wichtige Komponente bleiben wird. Verzichtbar ist sie nur dort, wo es ohnehin nicht um das Außergewöhnliche geht – zum Beispiel dieses Cash & Carry Thema aus Bologna, da hat sich eine gut funktionierende Orderplattform etabliert. Aber das ist auch Ware, von der man nicht viel mehr als ihren Preis wissen muss. Ich liebe alle digitalen Lösungen, die einem das Leben einfacher machen, und es erstaunt mich immer wieder, was alles schon geht. Aber bei allem Enthusiasmus rate ich jedem Händler den weisen Umgang mit Daten: Was hat uns das Hecheln nach den besten LUGs gebracht? Dass die Experimente im Einkauf wegfallen, aber gerade diese Experimente locken Kunden. Die Folge sind flache und schlechte Sortimente – und damit nicht mehr das, was insbesondere Frauen wollen. Denn die sind mindestens so lebendig und als Kunden unberechenbar, wie das die Einkäufer auf den Messen sind. Zum Glück! 118 style in progress
Ich glaube, dass das physische Erleben auf einer Messe immer einen Mehrwert in sich tragen wird. Die Möglichkeit, Produzenten von Angesicht zu Angesicht zu treffen, neue Produkte anfassen zu können und die Geschichten hinter neuen Kollektionen und neuen Projekten zu sehen, ist etwas Einzigartiges. Nicht zu vergessen, die Networking-Möglichkeiten, der Informationsaustausch, die Aussteller zu treffen, mit denen man ja nicht nur Geschäftsbeziehungen aufbaut, sondern auch Projekte initiiert, die lange über die Messe hinaus wirken. In diesem Sinne halte ich Messen für unersetzbar, und dafür müssen sie immer mehr zu einem einzigartigen und nicht wiederholbaren Erlebnis werden. Auftritte, die bis ins allerkleinste Detail durchdacht sind – von Menschen mit außergewöhnlichem Talent. Fast wie in der modernen Kunst. Sie müssen es schaffen, Einkäufer, Journalisten und Aussteller so zu involvieren, dass sie merken, dass sie an etwas Besonderem teilnehmen, was in dieser Art nur hier und in diesem kostbaren Moment passiert. Die Messen, die es schaffen, inspirierende Begegnungsstätte zu sein, auf denen Business, Unterhaltung sowie kreativer und kultureller Ausdruck eins werden, werden überleben. Essenziell sind Investments in die Digitalisierung, um die Bedürfnisse der Einkäufer heute und in Zukunft zu befriedigen. Pitti Immagine hat schon 2010 die FieraDigitale ins Leben gerufen, ein Unternehmen, das eine virtuelle Version der Pitti-Veranstaltungen realisiert und die es Einkäufern erlaubt, zu vertiefen, was sie auf den Ständen gesehen haben – aber es funktioniert auch für die, die gar nicht da waren. Dieses Segment wächst: Die letzte digitale Messe, die von Juni bis August 2017 online zugänglich war, hat 1.355 Marken und mehr als acht Millionen Produkte beinhaltet, das waren 13 Prozent mehr als 2016. e-Pitti.com hat 15 Prozent mehr Einkäufer – sie kommen aus 109 Ländern – angesprochen als die physischen Messen. Italien ist Spitzenreiter, danach kommen Japan, Spanien, USA, UK, Türkei, Russland und Frankreich. Fast ein Drittel nutzt dafür das Smartphone. Insgesamt zählen wir bis heute 17.000 Unternehmen und 48.000 Einkäufer, die daran teilnehmen. Das ist nicht unser einziges Investment: Im Januar 2017 haben wir die Software Ready-to-Order lanciert, die es Firmen erlaubt, ihren gesamten Orderprozess am Tablet abzuwickeln. 66 Kollektionen, überwiegend Damen- und Kindermode, haben sie genützt und damit 1.700 Aufträge im Gegenwert von 4,3 Millionen Euro realisiert. Unsere Messen und Fashionshows fürs Publikum zu öffnen, wäre sicher interessant, aber es würde auch Verwirrung auslösen, die einfach systembedingt sind – wir zeigen nicht, was der Konsument schon kaufen kann. Außerdem glaube ich, dass die Exklusivität für ein Fachpublikum wichtig ist: Man muss dem Einkäufer die Zeit für seine Recherchearbeit geben, damit er verstärkt nach einzigartigen und speziellen Produkten suchen kann. Auch die Bedeutung der Presse ist nicht zu unterschätzen, ihre Rolle, das Gezeigte zu analysieren und in einen größeren, auch sozialen Kontext zu stellen. Dass man anfangs so unter sich ist, ist Basis für viele Arbeits- und Kommunikationsprozesse in der Mode. Das schließt nicht aus, dass es wichtig ist, manche Modeschauen, Events oder Ausstellungen ganz gezielt öffentlich zugänglich zu machen, da experimentieren wir auch gerne, denn diese neue Interaktion mit dem Endkonsumenten ist toll. Unser Weg ist, mit Events und Kulturprojekten ein breiteres Publikum anzusprechen. Mein Fazit: Immer mehr Digitales, aber auch immer mehr Tiefgang, was die Themen und Protagonisten der Modegeschichte betrifft. Sorgsam kuratiert, so dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einen Platz haben.
We’re pleased to invite you to discover our new collection: Premium Tradeshow January 16-18 Berlin Halle 5, Stand D 05 Gallery Shoes: 11-13 March 2018 Alte Schmiedehallen
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Klare Botschaften Jörg Wichmann, Geschäftsführer
Panorama Fashion Fair Berlin GmbH
Neue Anforderungen abbilden Tobias Gröber, Geschäftsbereichsleiter Konsumgütermessen, Messe München
Messen – unabhängig davon, welche Industrie sie abbilden – unterziehen sich seit jeher und stets einem Wandel: Denn sie spiegeln ihre Branche und deren Entwicklung wieder. Wie für alle Branchenteilnehmer gilt auch für Messen, die Zeichen der Zeit frühzeitig zu erkennen, die Herausforderungen aufzugreifen und neue Anforderungen abzubilden. Der digitale Wandel hat zahlreiche Branchen vor neue Herausforderungen gestellt, auch die Sportindustrie. Bei Ispo haben wir diese Entwicklung früh aufgegriffen und bauen seit 2010 unsere digitalen Services aus. Heute bieten wir unseren Kunden unterschiedliche Angebote, um ihre Zielgruppe anzusprechen, 365 Tage im Jahr: vom Händler bis hin zum Konsumenten. Dennoch bin ich überzeugt, dass Messen jetzt und auch in Zukunft wichtig sind, da sie eine Form der Kommunikation bieten, die eine digitale Welt nicht bieten kann: die persönliche Begegnung. Zudem ist die haptische Wahrnehmung nur auf Messen gegeben: Materialien können angefasst, Farben gesehen und Stoffe gefühlt werden. Damit diese Vorteile voll ausgeschöpft werden können, müssen sie sich von reinen Orderplattformen verstärkt hin zu Markenbühnen entwickeln. Die Überlegungen sollten dahin gehen, dass Marken nur einen Teil ihrer Kollektion vorstellen, um mehr Zeit für Gespräche und Networking zu haben. Denn bei 3.000 ausstellenden Marken auf einer Ispo Munich bringt der besuchende Händler nur wenig Zeit an den Messestand mit . Immer wichtiger wird es, den Konsumenten mit einzubinden. Ob das Öffnen der Messetüren für den Endverbraucher der richtige Weg ist? Beispiele aus der jüngsten Messegeschichte zeigen, dass diese Entscheidung oft nicht das gewünschte Ergebnis gebracht hat und der Weg zurück zur reinen Fachmesse wieder eingeschlagen wurde. Dabei heißt die Antwort nicht entweder oder, sondern sowohl als auch. Gerade die Digitalisierung bietet zahlreiche Möglichkeiten, den Konsumenten über die Messehallen hinaus einzubinden und somit die Reichweite für den Aussteller zu erhöhen. Livestrea mings oder -berichterstattung sind nur einige Beispiele. Diese Möglichkeiten und noch viel mehr können nicht nur an vier Messetagen, sondern ganzjährig gespielt werden. Dazu zählt bei Ispo unser Online-Newsportal ispo.com sowie unsere Crowdsourcing-Plattform Ispo Open Innovation, die Unternehmen mit Konsumenten verbindet. Daraus ergeben sich wiederum neue Marketingmöglichkeiten – Stichwort Re-Targeting –, die wir unseren Kunden anbieten und mit denen sie ihre Zielgruppe spezifisch ansprechen können. 118 style in progress
Messen werden in Zukunft immer stärker Orientierungsveranstaltungen sein. Es geht deutlicher darum, sich für den Markt anzubieten. Um im Handel zu funktionieren, muss eine Marke relevant sein und sich klar positionieren. Die Messe ist quasi der „First point of truth“. Hier finden Einkäufer Antworten auf die Frage: Was ist die Botschaft der Marke und welchen Mehrwert bietet sie mir? Nicht zuletzt deswegen steht unsere Veranstaltung unter dem Title „Shaping Identities“. Messen sind mehr denn je ein wichtiger Baustein in der gesamten Markenkommunikation, wenn sie als Plattform für die Inszenierung der Marken, ihrer Messages und den passenden Produkten verstanden wird. Eine schlüssige Gesamtinszenierung spielt sowohl auf Seiten der Marken als auch bei uns als Veranstalter eine entscheidende Rolle. Die Besucher müssen etwas mitnehmen, das ihnen weiterhilft. Sei es die Integration von Gastro- oder Lifestylekonzepten in Fashion-Formaten oder der passende Kontext für Erlebniswelten auf der Fläche. Messen müssen Emotionen wecken, Formate und Lösungen bieten, die Anbieter, Händler und Community zusammenbringen. Wir setzen noch stärker auf die Inszenierung von Fashion und Lifestyle als ein zusammenhängendes Thema. Eine gesättigte Gesellschaft möchte nicht zwangsläufig noch mehr Produkte kaufen, sondern in gut inszenierte Geschichten eintauchen. Auf der Panorama Berlin haben die Besucher die Möglichkeit dazu und können zu einem sehr frühen Zeitpunkt in der Saison spannende neue Themen entdecken. Wir stehen sowohl mit unseren Marken als auch wichtigen Händlern bereits in der Vorbereitung der Messe in engem Kontakt. Im besten Fall arbeiten wir sogar gemeinsam an der Inszenierung des Messeauftritts. Unser Gästemanagement haben wir konsequent ausgebaut, um aktiv neue nationale und internationale Händler zu akquirieren. Wir übernehmen hier auch gerne die Rolle eines Beraters, damit die richtigen Leute bereits vorab zusammenfinden. Ein praktisches Beispiel: In wöchentlichen Aussteller-Mailings präsentieren wir je zehn neu akquirierte internationale und nationale Stores, die bisher noch nie auf der Panorama Berlin waren. Für unsere Aussteller ergibt sich dadurch eine einfache Möglichkeit, auf potenzielle Neukunden aufmerksam zu werden. Für uns als Messe ist es ein guter Trigger, enger mit unseren Ausstellern zusammenzuarbeiten. Wir sind überzeugt, dass im stärkeren Austausch und der engeren Zusammenarbeit der gesamten Branche, noch ein sehr großes Potenzial schlummert. Die unabhängigen Marken und Händler sollten sich insgesamt stärker als eine Fashion Community verstehen. Die Zukunft von Messen liegt nach unserer Ansicht in der Verbindung eines starken Erlebnisses und eines digitalen Hub. Unser Ziel ist es, uns in den kommenden zwei bis drei Jahren zu einer digitalen Company zu entwickeln. Wir kennen die Bedürfnisse und Herausforderungen, denen ein Großteil unserer Marken und Händler in der digitalen Transformation gegenübersteht. Jeder ist in dem Prozess der Digitalisierung des eigenen Unternehmens an einem anderen Punkt und findet gerade seine jeweils passende Lösung. Die damit einhergehende Fragmentierung und mangelnde Convenience für die Einkäufer sehen wir als eine Chance. Als neutraler Partner von Industrie und Handel sind wir sozusagen prädestiniert, eine Plattform zu schaffen, in der die gesamte Branche zusammenkommt und ohne hohe Investments, gleichberechtigt und professionell online interagieren kann.
PROUDLY PRESENTS: THE NEW CAPSULE COLLECTION FIL NOIR SELEZIONE BLUE PREMIUM BERLIN, H3 D19 FIL-NOIR.COM
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SMARTEES Ein Problem erkannt, technisch gewieft gelöst und plötzlich mutet alles, was vorher zum Einsatz kam, wie Steinzeit an. Das ist die faszinierende, schöne und beeindruckende Seite der Digitalisierung: Lösungen, die einem ob ihrer Smartness ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Text: Petrina Engelke, Isabel Faiss, Stephan Huber, Ina Köhler
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Vahe Taamazyan, Stanislav Podshivalov und Mikhail Matrosov haben gut lachen. Mit Sizolution haben sie die perfekte Lösung für die exakte Bestimmung der individuellen Größe und Passform beim Onlinekauf entwickelt.
Sizolution
Hohe Retourenquoten sind kein Schicksal Das Onlinegeschäft mit Mode hat ein Problem. Und dieses Problem heißt Retourenquote. Ein junges Start-up aus Moskau hat die Lösung. Und diese Lösung heißt Sizolution. Text: Stephan Huber. Fotos: Sizolution
Weltweit werden im Schnitt über 50 Prozent der bestellten Teile wieder zurückgeschickt. In den deutschsprachigen Märkten sogar noch einmal deutlich mehr. Das verhagelt nicht nur die Ergebnisse, es ist auch der Grund dafür, dass die Conversion Rate im Vergleich zu anderen Branchen ernüchternd niedrig ist. Dazu kommen „Kollateralschäden“ wie massiver zusätzlicher Verkehr oder nach Rücksendung nicht mehr verkäufliche Ware. Alle Untersuchungen und Statistiken zu diesem Thema kommen zum selben Schluss: Der mit Abstand häufigste Grund, weswegen enttäuschte Kunden ihre Einkäufe zurückschicken, lautet falsche Größe und falsche Passform. Lange haben Unternehmen das beinahe schicksalhaft hingenommen. Noch 2015 bezeichnete Rubin Ritter, Vorstandsmitglied von Zalando, Retouren als Teil des Geschäftsmodells. Mittlerweile wird aber fieberhaft nach einer Lösung gesucht. Ein Start-up aus Moskau hat sie gefunden. 118 style in progress
Geballtes Know-how
Vahe Taamazyan, Stanislav Podshivalov und Mikhail Matrosov kennen sich schon lange. Sie haben an Moskauer Eliteuniversitäten studiert und im Anschluss intensiv in den Bereichen 3D-Technologie, Artificial Intelligence, Computer Vision und selbstlernenden Algorithmen geforscht und gearbeitet. Vor drei Jahren haben sie ein gemeinsames Unternehmen gegründet. Tardis, benannt nach der legendären Raum-Zeit-Maschine aus der britischen Science-Fiction-Fernsehserie „Doctor Who“. Schnell war ihnen klar, auf welchen Fokus sie ihr geballtes Know-how ausrichten wollten. „Das Problem ist ja offensichtlich“, erzählt Taamazyan. „Persönliche Erfahrungen, Gespräche im Freundeskreis – das Versprechen, das mit dem Kauf von Mode online eigentlich verbunden ist, wird viel zu oft enttäuscht. Wir haben dann intensiv recherchiert und waren vom tatsächlichen Ausmaß überrascht. Für uns die perfekte Herausforderung.“ Und diese Herausforderung ist durchaus komplex. Stanislav Podshivalov erklärt: „Zum einen kennen die meisten Menschen ihre Kleidergröße nur ungefähr. Die üblichen standardisierten Größentabellen sind sehr ungenau und auch noch von Land zu Land unterschiedlich. Dazu kommt, dass diese Größen keine Auskunft über die Passform
geben.“ Taamazyan ergänzt: „Eine Frau kann 176 oder 164 Zentimeter groß sein und jeweils Größe 36 tragen. Der Unterschied in der individuellen Passform liegt auf der Hand.“ Auf der anderen Seite unterscheiden sich Größe und Passform auch von Marke zu Marke, teilweise von Produktkategorie zu Produktkategorie. Eine wirklich funktionierende Lösung musste also beide Auslöser von Fehlkäufen erfassen und zusammenführen.
Schon mit der Implementierung des True Garment Sizing konnte ein signifikanter Rückgang der Retouren erreicht werden. Ab Februar diesen Jahres wird bei KupiVIP das gesamte System laufen. Mikhail Matrosov, einer der Väter des selbstlernenden Algorithmus, ist überzeugt: „Die Ergebnisse werden phantastisch sein. Weil der Kunde mit Sizolution wirklich die Sicherheit bekommt, die richtige Größe in der individuell bevorzugten Passform zu bestellen.“
The solution? Sizolution
Wants and Needs der Konsumenten
Die Lösung heißt Sizolution und funktioniert, einfach erklärt, so: Mit einem simplen Ganzkörper-Selfie errechnet der Sizolution-Algorithmus (Revolutionary Body Measuring) die Echtgröße und die genaue Passform des Konsumenten. Und zwar mit rund 80 verschiedenen Parametern. Ein adaptierter Algorithmus (True Garment Sizing) erfasst auf Seiten des Onlineshops ganz einfach im Zuge der Warenerfassung ebenfalls exakt Größe und Passform der angebotenen Kleidungsstücke. Der Kunde erhält also während des Bestellvorgangs nicht nur die Information, ob ihm das gewünschte Teil passt, sondern auch wie es ihm passt. KupiVIP, zweitgrößter russischer Onlineanbieter, startete im September letzten Jahres als erster Kunde eine Pilotphase.
Ende 2017 machte Sizolution den Schritt in die internationalen Märkte. Erste Präsentationen bei ausgewählten renommierten Marken und Onlinehändlern in Westeuropa verliefen so vielversprechend, dass gemeinsam mit Partnern eine eigene Niederlassung innerhalb der EU gegründet wird. Denn die drei jungen Russen haben einen Plan: „Es geht doch letztlich um die Wants and Needs der Konsumenten. Mit Sizolution soll jeder sein ganz individuelles Shoppingprofil erstellen können. Aufgeladen mit vielen Informationen, die das Einkaufserlebnis auf eine völlig andere Ebene bringen. Online, aber letztlich auch stationär. Sizolution ist die perfekte Lösung für die Omni-Channel-Zukunft.“ info@sizolution.com www.sizolution.com
132 SO LÄUFT’S
Neuland
Zeitsparend: Uwe Quiede von Tailorit setzt auf die Vielseitigkeit von RFID und elektronischen Etiketten.
Tailorit
Die Multitalente Kontaktlos kommunizierende Etiketten gibt es schon lange. Nur macht der textile Einzelhandel bislang wenig daraus. RFID ist multifunktionell nutzbar, selbst für kleine Stores. Es kommt darauf an, wie. Text: Ina Köhler. Fotos: Nedap, SoluM, Tailorit.
Wie wäre es, wenn Ihre Kundin in der Kabine oder vor der Jeanswand automatisch erfahren würde, welche Größen und Farben noch im Store verfügbar sind? Wenn Sie automatisch erkennen könnten, in welchem Paket ein bestimmtes Teil enthalten ist, ohne dieses zu öffnen? Wenn Sie Ihr Lager innerhalb einer Stunde durchscannen könnten, beim Träger des Mantels, der Ihren Store betritt, direkt auslesen würden, wann und wo er das Teil gekauft hat? All diese unterschiedlichen Funktionen ermöglicht die RFID-Technologie (Radio Frequency Identification). Kontaktlos werden via elektromagnetischer Wellen Produkte individuell identifiziert. Diebstahl- und Plagiatsschutz, Zuordnung von Schuhpaaren 118 style in progress
und Anzugteilen, Nachverfolgung von Warenströmen bis hin zu Bewegungsprofilen innerhalb der Verkaufsräume. Vieles ist mit dem Multitalent möglich. Die Technologie hat sich in Deutschland bisher nur bei wenigen durchgesetzt, beispielsweise bei Gerry Weber, Inditex, Adler, Marc O’Polo oder C&A. Das Düsseldorfer Beratungsunternehmen Tailorit erklärt, worauf es bei der Anwendung ankommt.
Über welche Zeit- und Kostenersparnis reden wir?
Welche Möglichkeiten bietet RFID im Einzelhandel?
Welche Nachteile gibt es?
Uwe Quiede, Tailorit: Von schneller Wareneingangserfassung über permanente Bestandskontrolle, bis hin zur Nachverfolgbarkeit der Ware, um online wie stationär die tatsächlichen Warenbestände anzubieten. Das Hauptziel der RFID nutzenden Retailer ist die Optimierung der Bestandsqualität und die Prozessbeschleunigung. Ist die Ware erst mal RFID-ausgezeichnet, so können Produkt- und Cross-Selling-Informationen an intelligenten Spiegeln und in Smart Fitting Rooms angezeigt werden, wie es z. B. Burberry macht.
Bei der Inventur kann man über 5.000 Teile pro Stunde erfassen. Modehändler gehen von einem zusätzlichen Umsatz von zwei bis fünf Prozent aus, da schnell Bestandslücken geschlossen werden, gerade bei NOS-Artikeln. Auch andere Prozesse werden signifikant beschleunigt. Die Mitarbeiter haben somit mehr Zeit ihrer Haupttätigkeit nachzugehen, der Betreuung der Kunden. Viele Händler scheuen die Kosten für RFID-Etiketten und Hardware, insbesondere wenn die Etiketten erst in den eigenen Prozessen und nicht in der Produktion angebracht werden können. Vertikale wie Zara und C&A haben es da einfacher. Letztlich ist die RFID-Einführung ein komplexes Projekt, das nahezu alle Fachbereiche eines Unternehmens betrifft. Lohnt es sich auch für kleinere Geschäfte?
Ist die Ware bereits vom Hersteller ausgezeichnet, so sind die Investitionen überschaubar. Mobile Lesegeräte gibt es bereits für unter 2.000 Euro. Möchte man
nur seine Bestände verbessern und die wichtigsten Prozesse beschleunigen, so kommt man im Store mit Handgeräten und einem Stück Software aus. Diese Kosten können dann schnell durch Mehrumsatz wieder hereingeholt werden. Welche Chancen haben elektronische Preisetiketten, auf denen Preise direkt verändert werden können? Es gibt sie ja bereits im Lebensmitteleinzelhandel.
Beate Hölters, Tailorit: Für den Handel sehr interessant, da es zu großen Zeiteinsparungen bei den Non-Sales-Tätigkeiten kommt, die für mehr Kundenberatung genutzt werden können. Bis jetzt werden diese aber nur vereinzelt in Pilotprojekten eingesetzt, wie z. B. bei G-Star. Hier werden sie in einem Outlet in Holland verwendet. Jedoch sind die Preise für die wiederverwendbaren Etiketten mit drei bis fünf Euro noch recht hoch, insofern haben eher größere Unternehmen Interesse daran. www.tailorit.de
Photo: Vitek Ludvik / shutterstock.com
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134 SO LÄUFT’S
Neuland Mit dem Wiser-WashVerfahren schafft Pepe Jeans den Traum: ein ökologisch korrektes Wasch verfahren von Jeans.
Wiser Wash x Pepe Jeans London
Blaues Wunder Mit Wiser Wash beweist Kevin Young, CEO und Gründer der Denimwäscherei Eco Prk aus Los Angeles, dass schöne, ethisch vertretbare und biologisch unbedenkliche Waschungen kein Ding der Unmöglichkeit sind. Pepe Jeans London will künftig mit Hilfe seines Verfahrens Umweltstandards setzen, die für die gesamte Branche richtungsweisend werden sollen. Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: Wiser Wash
Gleich nach dem College arbeitete Kevin Young in der Denimindustrie und lernte bei seinem Mentor Adriano Goldschmied, auch bekannt als der Godfather of Denim, wie man gute Waschungen und Jeans macht. Auf Basis seiner Erfahrungen entwickelte er eine gegen die Umwelt nicht aggressive, patentgeschützte Waschtechnik mit natürlichem Ursprung und nannte sie Wiser Wash. „Noch immer zählt die Denimindustrie in erster Linie aufgrund der Waschverfahren zu den stärksten Umweltbelastern im Textilbereich. Die dabei entstehende Wasserver118 style in progress
schmutzung stellt sowohl für das Ökosystem als auch für die menschliche Gesundheit eine schwerwiegende und kritische Bedrohung dar“, sagt Kevin Young. „Es war schon immer mein Traum, die Denimindustrie nachhaltig zu verbessern und den Produktionsprozess umweltfreundlich zu Gestalten. Beim Wiser-Wash-Verfahren verzichten wir auf den Einsatz von Bimsstein und giftigen Chemikalien wie Kaliumpermanganat oder Bleichmittel, die bei traditionellen Waschungen verwendet werden. Für die komplette Entfärbung einer Hose, ist weniger als eine Tasse Wasser erforderlich. Das Wasser wird im Anschluss gereinigt und hat wieder Trinkwasserqualität.“ Die Kombination von Ozon und Feuchtigkeit bewirkt eine Oxidation, wodurch der Denim entfärbt wird. Das Besondere: Mit der Wiser-Wash-Methode lassen sich außergewöhnliche Farbschattierungen erzielen. Zudem verlängert sich die Lebensdauer des Produktes, denn die Fasern des Jeansstoffes werden beim aufbringen der Effekte weitaus weniger beschädigt. Zudem bleibt die Kleidung frei von Rückständen, die von ätzenden
Chemikalien herrühren. Kevin Young will das Verfahren im Laufe der nächsten fünf Jahre zum Standard für die Industrie machen. Die Vorteile und das Einsparpotenzial liegen klar auf der Hand: Es bringt eine Zeitersparnis von 63 Prozent mit sich, reduziert die Feuchtigkeitsprozesse um 75 Prozent, senkt den Stromverbrauch in der Produktion um 66 Prozent und den Wasserverbrauch um mehr als 90 Prozent. Vielversprechende Partnerschaft
Damit sein Traum, die Denim industrie im Kern nachhaltig zum Besseren zu verändern, Wirklichkeit wird, braucht Kevin Young starke Partner und mehr öffentliche Wahrnehmung. Bei Pepe Jeans London hat man die Zeichen der Zeit erkannt und bemisst dem Faktor Umweltbewusstsein in Zukunft einen ebenso wichtigen Stellenwert wie dem des Produktdesigns bei. Gemeinsam mit Eco Prk will Pepe Jeans London auf dem Gebiet der umweltverträglichen Waschungen künftig führend sein. Beginnend mit der Kollektion Frühjahr/Sommer 2018 kommt
das Wiser-Wash-Verfahren bei den zehn wichtigsten Bestsellern für Frauen und Männern zum Einsatz. „Es ist uns sehr wichtig, die umweltverträgliche Produktionsweise im großen Stil umzusetzen. Bei unseren Linien True Blue und Ice Shock haben wir das bereits getan, doch das war erst der Anfang. Jetzt ist es an der Zeit, die Art, wie wir leben, nachhaltig zu verändern. Wir transformieren unsere Marke Schritt für Schritt zum Besseren. Wir freuen uns, darauf hinzuarbeiten, um in Zukunft ein zu 100 Prozent umweltfreundlich agierendes Unternehmen zu sein. Der Beginn der Zusammenarbeit mit Wiser Wash ist ein sehr selbstbewusster Schritt in die richtige Richtung. Wir werden die Kooperation Saison für Saison ausweiten, bis alle Teile vom Hemd, über die Jacke bis hin zu jeder Hose mit dem revolutionären ökologischen Verfahren produziert werden“, erklärt Trevor Harrison, Head of Denim Design bei Pepe Jeans London. Also wer sagt’s denn: Grün und blau lassen sich eben doch hervorragend kombinieren – für eine bessere Zukunft. www.ecoprk.com/wiserwash www.pepejeans.com
contemporary alpitude We give a modern interpretation to what has preserved for generations paying attention to high quality materials and special processing.
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Neuland
Dominique Eggeringhaus verkauft gemeinsam mit dem österreichischen Unternehmen Clean Energy AG ein smartes LED-Servicepaket für den Einzelhandel, das den Kunden Aufwand und Kosten spart.
Cleen Energy
Buchstäblich einleuchtend LEDs sind clean und clever – die perfekte Lichtquelle für den Einzelhandel. Sie sind aber leider auch teuer. Das Unternehmen Cleen Energy hat aus diesem Dilemma einen genialen Deal entwickelt: Sie tauschen alle Lichtquellen im Laden gegen energiesparende LEDs aus, die Kosten dafür werden im Leasingmodell über 80 Prozent der Strom ersparnis refinanziert. 20 Prozent der Ersparnis landen ab dem ersten Tag der Umrüstung auf dem Konto des Kunden.
Sinne des Wortes einleuchtend: ein Energy Contracting System. Cleen Ernergy tauscht alle vorhandenen Lichtquellen im Laden gegen Qualitäts-LEDs der Marke Philips aus. Die Kosten dafür werden über 80 Prozent der Stromersparnis refinanziert. Das geschieht über ein Leasingmodel in enger Kooperation mit internationalen Leasingunternehmen. Die Amortisation erfolgt in der Regel nach zweieinhalb Jahren. Die verbleibenden 20 Prozent sind ein Reingewinn ab dem Zeitpunkt der Umstellung.
Text: Isabel Faiss. Fotos: Cleen Energy
Herr Eggeringhaus, wie verkauft man in der Modebranche ein Energy Contracting System?
60 bis 80 Prozent. Ein Faktor, der sich sehen lassen kann. Dass ein Fixposten wie Stromkosten in den meisten Bilanzen gegen Charakterzahlen wie Umsatz und Gewinn nicht mithalten kann, weiß Dominique Eggeringhaus. Und er kennt seine Pappenheimer aus dem Modefacheinzelhandel. Die Effizienz der Idee, die die Cleen Energy AG aus Österreich entwickelte, ist da im wahrsten 118 style in progress
Das ist auch für mich ein gewisses Neuland, denn bisher habe ich mich in den 25 Jahren, die ich hauptsächlich in Vertrieb und Einkauf tätig war, immer mit dem Produkt, dem haptischen Erlebnis und er Emotionalität beschäftigt. Hier sprechen wir über ein Thema, das in erster Linie einen finanziellen Nutzen hat. Eigentlich
fragt mich jeder: Und wo ist der Haken? Man hat kein Risiko, muss sich mit keinem Hersteller, Installationsteam oder Leasinggeber herumschlagen, bekommt den besten Preis für ein Gesamtpaket und muss sich um nichts kümmern. Die Tilgung des Leasingvertrages erfolgt in der Regel innerhalb von zweieinhalb Jahren, die Lampenhersteller geben eine Garantie über fünf Jahre und LEDs haben ohnehin eine Halbwertszeit, die wesentlich über der von Glühbirnen liegt. Das verringert die Kosten für die Instandhaltung. Außerdem strahlen LEDs deutlich weniger Wärme ab, was sich in den Kosten für die Klimatisierung der Flächen niederschlägt.
Seit wann sind sie auf dem Markt?
Die Cleen Energy AG gibt es seit vier Jahren. Erwin Stricker und Lukas Scherzenlehner haben sich bisher hauptsächlich auf große Industrieunternehmen in Österreich und Deutschland fokussiert, beispielsweise die Rewe Group. Sie haben in ihrem Team erfahrene Experten, die je nach Bedarf die Beleuchtung
anpassen – von der Industriehalle in der Logistik bis hin zum Imagestore mit emotionaler Beleuchtung. Mit Partnern wie Philips als Hersteller und der Deutschen Leasing als Finanzpartner an der Seite haben sie die nötige Vertrauensbasis aufgebaut, um Projekte schnell und strukturiert umsetzen zu können. In Österreich bietet Cleen Energy noch den Zusatzservice, über sein Partnerunternehmen Goldgas auf 100 Prozent Ökostrom umzustellen.
Wer ist der typische Kunde für Energy Contracting?
Ab 500 Quadratmeter Fläche rechnet sich das Modell sehr schnell. Aber natürlich ist auch ein einzelner Store machbar. Ich habe im Juni auf der Premium in Berlin erste Interessenten angesprochen, vom klassischen Einzelhändler über Vertriebsagenturen bis hin zu Messen. Die Munich Fashion Fair ist momentan daran, ihre Showrooms umzustrukturieren, und hat Interesse. www.cleen-energy.com, dominique.eggeringhaus@ cleen-energy.de
Premium Berlin, 16. - 18.01.2012, Hall H3, Booth E01 German contact: Agency ad@ffbymg.com - Distribution ad@panorama-europe.eu
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138 SO LÄUFT’S
Neuland
Die PIA-App zum persönlichen Informationsaustausch erfüllt bei Ramelow die Anforderungen an moderne Mitarbeiterkommunikation.
Gustav Ramelow KG
Sprachrohr 4.0 Im Zeitalter der digitalen Transformation stehen Unternehmen vor der Herausforderung, sich am technologischen Fortschritt zu orientieren. Die Schweizer Firma Beekeeper bietet ein Softwaretool zur Etablierung des Arbeitsplatzes 4.0 an, ohne dabei den Menschen durch Algorithmen zu ersetzen. Das Mode- und Markenhaus Ramelow hat die App den Bedürfnissen seiner Mitarbeiter anpassen lassen und unter dem Titel PIA – persönlicher Informationsaustausch – zum Einsatz gebracht. Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: Gustav Ramelow KG
Mit Facebook, Twitter, Instagram, Youtube und Pinterest bespielt Ramelow fünf Social-Media-Kanäle, um seine Kunden auf dem Laufenden zuhalten. Für acht Häuser und über 350 Angestellte in den Bundesländern SchleswigHolstein und Niedersachsen an Standorten in Heide, Buchholz, Elmshorn, Schenefeld, Stendal, Uelzen und Wedel ist interne Kommunikation bei der Gustav Ramelow KG eine Herausforderung. Nicht alle Beschäftigten verfügen über einen PC-Arbeitsplatz. Heide und Stendal liegen über 300 Kilometer voneinander entfernt, die Öffnungs- und Arbeitszeiten der Filialen variieren. „Eine große und auch mehrere kleine Whatsapp-Gruppen waren zuletzt 118 style in progress
nicht mehr zielführend. Es kam oft dazu, dass Mitarbeiter auch in der Freizeit oder im Urlaub Nachrichten und Fotos aus der Arbeitswelt auf ihr Smartphone übermittelt bekamen. Der Wunsch der Kollegen nach einem Business-Tool für die interne Kommunikation, welches schnelles Kommunizieren mit Bildern, Texten und Videos ermöglicht und bei dem man gleichzeitig Berufliches von Privatem trennen kann, war sehr groß“, erklärt Clara Becker, Digital Operations Manager der Gustav Ramelow KG. „Mit einem schwarzen Brett kommt man mittlerweile nicht mehr weit. Informationen zu neuen Marken im Sortiment, eine Umfrage unter den Entscheidern, Warenumlagerungen für Kunden, Umsetzung eines Marketingthemas auf der Fläche, Abstimmungen zwischen Warenannahme, Einkauf und Verkauf – all das erlaubt heute keine langen Verzögerungen. Die Kunden erwarten schnelles Handeln und verbindliche Aussagen zur Verfügbarkeit des gewünschten Artikels.“ Die neue App, die die Belegschaft über den App Store oder Google Play Store kostenlos auf dem Smartphone installieren kann, bietet nun jedem die Möglichkeit, sich offen zu engagieren und mitzuteilen oder einfach nur am stetigen Informationsfluss teilzuhaben. Letztlich kann sogar der Hausmeister ganz unkompliziert dem Chef eine private Nachricht senden.
Motivation und Identifi kation erhöhen
„Unsere Mission besteht darin, diejenigen Menschen zu verbinden, die zuvor von der internen Kommunikation weitgehend ausgeschlossen waren. Beekeeper macht Mitarbeiter über Standorte und Abteilungen hinweg in Echtzeit erreichbar und integriert bestehende IT-Systeme und Kommunikationskanäle auf einer sicheren Plattform. Unser smartes Dashboard hilft dabei, alle Arbeitskräfte effektiv zu erreichen, einfach zu verbinden und die Zusammenarbeit im Team zu stärken, um bessere Entscheidungen zu treffen und Prozesse zu optimieren“, sagt Cristian Grossmann, CEO und Mitgründer von Beekeeper. Die Software kombiniert Peer-toPeer-, Top-down- und Bottom-up-Kommunikation auf der Basis von News-Kanälen und Enterprise-Chats. So erreicht und verbindet sie jeden Einzelnen über das Smartphone, eine Web-Version oder Digital Signage-Bildschirme. Die Beiträge in den News-Kanälen sind für alle ersichtlich, während die Inhalte der Chats verschlüsselt sind und von Dritten weder gelesen noch nachverfolgt werden können. Das Dashboard ermöglicht es, die Effizienz und Effektivität der Kommunikation zu messen. Dabei können Trends rasch erkannt und entsprechende Maßnahmen schnell eingeleitet werden. Die Bestimmungen der neuen Datenschutzgrundverordnung der EU werden dabei stets
eingehalten. „Durch die Integration bestehender Systeme wird die App zum zentralen Kooperations-Hub. Da alle Mitarbeiter über diesen Hub auf wichtige Informationen zugreifen, sich in Diskussionen einbringen und bei Bedarf die richtigen Leute direkt kontaktieren können, werden Prozesse effizienter gestaltet, die Leistung erhöht und die Stimme jedes Einzelnen gehört. Dies führt schließlich zu einer gesteigerten Motivation und erhöhten Identifikation mit dem Arbeitgeber. Beekeeper kreiert also einen Arbeitsplatz, der auf erfolgreiche Zusammenarbeit ausgerichtet und digital sowie persönlich zugleich ist“, erklärt Corinne Berger, Communications Manager bei Beekeeper in Zürich. Mit weiteren Standorten in San Francisco, Berlin, London und weltweit 90 Mitarbeitern arbeitet Beekeeper seit 2012 in mehr als 130 Ländern mit Unternehmen aus Branchen wie dem Hotel- und Gastgewerbe, Einzelhandel, der Produktion, Logistik und dem Baugewerbe zusammen. „Die Bedienung der Anwendung ist genauso intuitiv wie Facebook oder Whatsapp. Allen macht es Spaß mit der PIA-App zu arbeiten, denn wir vereinfachen damit viele Prozesse und steigern die Qualität unserer Arbeit. Und davon profitieren Kunden und Kollegen gleichermaßen“, sagt Clara Becker. www.beekeeper.io, www.ramelow.com
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EVENING & OCCASION
January 27 – 29, 2018 GALLERY-DUESSELDORF.COM
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March 11 – 13, 2018 GALLERY-SHOES.COM
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140 SO LÄUFT’S
Neuland
Mit einem Mix aus Spezialkamera und Software erkennt Entrupy mikroskopisch feine Unterschiede zwischen Original und Fälschung.
Entrupy
Der Fälschungsmelder Das kleine Schwarze liegt schon bereit? Ein kleines schwarzes Gerät plus App helfen dabei, die passende Luxustasche dazu zu finden – sofern man Wert darauf legt, dass sie echt ist. Text: Petrina Engelke. Fotos: Entrupy
Früher war es einfach: Eine Designerhandtasche kauft man nicht aus einem Kofferraum oder von der Straße. Dort bekäme man eine Fälschung, manchmal stimmte nicht einmal der Markenname. Inzwischen ist das Geschäft mit solchen Kopien so sehr gewachsen, dass Luxusmarken es zu spüren bekommen. Und es wird immer schwieriger, eine falsche Luxushandtasche von einer echten zu unterscheiden – selbst für Händler, die sie (wieder-) verkaufen. Mit einem Koffer voller Fälschungen aus China und Zugang zum Sortiment einiger New Yorker Secondhandläden baute sich eine Gruppe Ingenieure eine Fotodatenbank auf, mit der ihre Software lernte, 118 style in progress
wie eine echte Balenciaga-, Prada- oder Burberry-Tasche aussieht. Daraus entstand Entrupy, ein Gerät mit Mikros kopkamera, das man auf die fragliche Ware setzt und dann nach Anweisungen der dazu gehörigen App Fotos machen und analysieren lässt: echte Chanel-Handtasche oder nicht. Entrupy-CEO Vidyuth Srinivasan erklärt, wie das funktioniert. Herr Srinivasan, wer sind Ihre Kunden?
Im Moment wird Entrupy von Hunderten Secondhandläden, Pfandhäusern, Großhändlern und Online-Wiederverkäufern genutzt. Es ist unser Ziel, Vertrauen in den enorm großen Secondhandmarkt zu bringen, indem wir die am stärksten gefragte Ware für echt erklären. Mit Entrupy können Kunden sichergehen, dass die Luxusware, die sie kaufen, auch das ist, was sie vorgibt. Wie bringt man einem Computer bei, Unterschiede in Luxusgütern zu finden?
Entrupy sammelt mikroskopisch kleine Bilder auf Designerbriefund -handtaschen. Unsere Algorithmen analysieren dann diese Fotos, sie bewerten winzige Nuancen in der Produktion und Eigenschaften wie Gewebe, Fadenzahl, Kontrast, räumliche Struktur, geometrische Formen und so weiter. Je mehr Entrupy analysiert, desto besser wird es beim Erkennen von Fälschungen, weil unsere Algorithmen auf lernfähiger Technologie basieren. Derzeit kann Entrupy Produkte mit einer 98,2-prozentigen Genauigkeit für echt erklären. Welche technologischen Entwicklungen haben die Funktionsweise von Entrupy ermöglicht?
Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen sind unsere Basis. Entrupy wird erst dadurch möglich, dass Technologie mit zunehmendem Gebrauch klüger werden kann. Es wäre schlicht nicht machbar, jede der massenhaft im Umlauf befindlichen Fälschungen daraufhin zu untersuchen, was sie als Fäl-
schung verrät, insbesondere, da sie immer besser gemacht sind. Ist Entrupy eine Erfindung oder ein Start-up?
Wir sind ein Start-up, schließlich haben wir gerade erst 2,6 Millionen Dollar bei einer Series-A-Investorenrunde eingesammelt, um Wachstum und weitere Expansion zu finanzieren. Aber unser Gerät und die KI-Technologie sind unsere Erfindung, geschützt durch fünf US-Patente. Wir nennen Entrupy trotzdem ein Start-up, weil wir an die Skalierbarkeit unserer Erfindung glauben und daran, dass wir verschiedene Märkte bedienen können, indem wir ein und dasselbe Problem lösen.
Welche andere Nutzung Ihrer Software wäre denn denkbar?
Luxusgüter sind zwar unser Schwerpunkt, aber wir wollen die Reichweite von Entrupy auf andere oft gefälschte Produkte ausweiten, zum Beispiel auf Uhren, Sneaker oder elektronische Geräte. www.entrupy.com
142 SO LÄUFT’S
Neuland
Wie verändert die Digitalisierung das Marketing von Mode. Auf Einladung von style in progress diskutieren v.l.n.r: Gabriele Castegnaro, Cambis Sharegh, Annette Weber, Holger Petermann, Martina Müllner-Seybold, Jörn Boysen und Tom Wallmann.
SALONGESPRÄCH
Is digital the new normal? In der Markenführung und im Modemarketing bleibt nichts, wie es war – der Drang, alles neu zu machen, ist mindestens so groß wie die Unsicherheit, was denn nun richtig ist. Im Salongespräch von style in progress diskutieren Entscheider, welche Chancen digitale Kommunikation und Social-Media-Marketing für Marken und Handel bieten. Interview: Martina Müllner-Seybold. Text: Maria Aschauer, Isabel Faiss. Fotos: Yorick Carroux
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SO LÄUFT’S 143
Neuland
Was ist für Händler im Moment die größte Herausforderung, wenn man seine Marketingstrategie neu denken muss? Gabriele Castegnaro, geschäftsführende Gesellschafterin Konen: Spontan sehe ich
zwei große Herausforderungen. Die eine ist tatsächlich die Budgetsteigerung in allen Bereichen. Um den Umsatz zu machen, den wir vor zehn, 20, 25 oder 30 Jahren gemacht haben, benötigen wir heute einen immer größeren Aufwand. Die zweite ist es, strategisch nicht zu revolutionär, sondern evolutionär vorzugehen, indem man den Zielkunden und die Kundenschicht im Blick behält. Also nicht von heute auf morgen nur noch Online statt Prospekte und Printkampagnen. Wir stellen jedes Jahr mehr Budget für Digitalmarketing zur Verfügung, momentan noch als Mehr-Budget, wobei schon ein Shift von Offline zu Online zu erkennen ist. Wir betreiben einen Onlineshop und einige Cross-Channel-Funktionalitäten und die brauchen ein eigenes Marketing. Insofern lässt sich die Frage nach den neuen Herausforderungen nicht ohne den Vertriebskanal beantworten. Man muss als Händler schon überlegen, wo möchte man seine Geschäfte machen.
Ist es zwingend notwendig, dass die Waren unmittelbar erwerbbar sind? Cambis Sharegh, Inhaber Super Légère und Mitgründer The Lovelace Hotel: Ja, weil
das eigentlich der Vorteil der Digitalisierung ist. Die schnelle Erreichbarkeit. Vor allem, wenn wir von der jüngeren Zielgruppe sprechen, die in der digitalen Welt komplett zu Hause ist. Sie haben ihre Bedürfnisse, ihr Verlangen, ja es ist fast schon eine Gier und diese muss sofort befriedigt werden. Wenn wir das nicht anbieten, gibt es hundert andere, die es tun. Der heutige Kunde ist so untreu geworden, ihm geht es um die sofortige Verfügbarkeit und nicht darum,
etwas bei seinem vertrauten Händler zu kaufen. Seine Priorität ist es, das Objekt zu besitzen, und zwar als Erster! Annette Weber, Sie sind von einem analogen Medium, der Chefredaktion der deutschen InStyle, ins Digitale gewechselt. Annette Weber, Glamometer:
Es gibt unheimlich viel Ware im Markt, die Kunden suchen nach Orientierung. Sie brauchen Leuchttürme, die sagen, damit siehst du cool aus und alle Freundinnen werden dir applaudieren. Deswegen geht im Moment sehr viel über Persönlichkeits- bzw. Influencermarketing. Der Influencer hat direkten Einfluss auf die Zielgruppe. Als Influencer kannst du die Zielgruppe punktgenau erreichen. Das ist schon toll, wenn man bei seinem professionellen Instagram-Account sieht, wen man alles erreicht, wie alt sie sind, wo sie sitzen, wer swipet und wer gleich etwas kauft. Es ist ganz wichtig, dass du das kaufen kannst, was du siehst. Ansonsten verpufft der Effekt.
Holger Petermann, Inhaber Think Inc.: Wir müssen ler-
nen, den Konsumenten in den Mittelpunkt zu rücken, auf ihn zu hören und darauf unsere Kommunikation abzustimmen. Der Endverbraucher will eine authentische Person vor sich haben, die mehr empfiehlt, als vorgibt. Genau so müssen wir als Agentur von heute agieren. Dies bedeutet aber nicht, dass man seine Positionierung aufgibt, sondern vielmehr, dass man andere Perspektiven zulässt, erkennt und nutzt. Für den Handel bedeutet dies natürlich auch mehrere Saisons, teilweise kurzfristige Trends. Wir leben in Stay-in-Style-Kollektionen und in Pre-Kollektionen. Und zusätzlich haben wir natürlich immer noch die klassischen Herbst-/Winter- und Frühjahr-/Sommer-Kollektionen. Für uns als Kommunikationsagentur hat sich der Marketingmix erweitert. Print, TV, Radio, Digital, Influencer und Blogs, aber auch das Verständnis der Plattformen wie Instagram,
Facebook, Pinterest aber auch Marktplätze wie Zalando, About you oder Amazon. Und hier herrscht Aufbruchsstimmung und ständige Erneuerung, die wir verstehen, lernen und an unsere Kunden weitergeben wollen und müssen. Meine Agentur hat das digitale Momentum vor sieben Jahren schon aufgegriffen und wir profitieren heute von der damals getroffenen Entscheidung und den Learnings daraus. Für den Handel sind sogenannte Stay-in-Style-Kollektionen sehr wichtig, um Kunden, die sofort befriedigt werden wollen, auffangen zu können. Hier hat das Digitale einen unschlagbaren Vorteil. Cambis Sharegh: Man muss die Digitalisierung als Vorteil sehen und nicht als Gefahr oder Problem. Das ist genau die falsche Denkweise: Oh Gott, das ist jetzt so. Man muss froh sein, dass es so ist. Sie schafft neue Instrumente, die man in die Hand nehmen und diese haargenau und gezielt einsetzen kann. Jörn Boysen, Inhaber Götterfunke PR und Dornschild:
Beim Thema Influencer ging es anfangs darum, an einem Part des Lebens teilzuhaben. Dieser Big-Brother-Effekt. Ganz authentisch, irgendwo ein Foto gemacht und alle wussten, ach, sie ist jetzt im Bad oder sonst wo. Das Thema wird aber gerade so professionell aufgezogen, dass die Influencer ihre eigenen Fotografen dabei haben, ihr eigenes Styling kreieren, oftmals nun auch ein Management haben etc., das ist ein reines und toughes Business geworden. Holger Petermann: Trotzdem sind es Leuchttürme. Und diese Leuchttürme brauchen wir, um Marken eine Reflektion zu geben. Ihre Leistung darf und muss honoriert werden, denn es geht um den Markenmatch, die Reichweite und Sympathiewerte. Auf der anderen Seite sprechen wir von dem Grundrauschen in der Kommunikation und dafür brauchen wir tatsächlich diese ganz authentischen Menschen, die nicht nur bezahlt werden,
sondern die auch sehr viel aus Begeisterung, eigenem Anspruch und eigener Haltung machen. Meine Erfahrung sagt aber auch, wenn die Marke zur Person passt, die Geschichte oder das Produkt begeistert, dann berührt man den größten Influencer auch auf einer anderen als auf einer nur monetären Ebene. Insgesamt haben wir die Möglichkeit, mit sehr vielen Menschen zu kommunizieren und Produkte oder Botschaften rasant schnell zu platzieren und bekannt zu machen. Wenn man eine Marke aufbaut, spielt man das alles durch, und wenn man einen Leuchtturm braucht, kooperiert man mit ihm. Wenn man ein Grundrauschen braucht, nimmt man eben Influencer, die zwischen 20.000 und 50.000 Follower haben. Zusammen mit unseren Partnerplattformen und Datenbanken, errechnen wir nach qualitativen und quantitativen Gesichtspunkten Kampagnen, die für Marken die nötige Reichweite und Impact erzielen. Die Messbarkeit der Kampagnen ist so weit fortgeschritten, genau wie das transparente Abrechnungsmodel. Das macht das Ganze für Marken hoch interessant. Nicht für alle Marken, aber für viele. Tom Wallmann, ehemaliger Marketing-Director Marc O’Polo:
Was alles in den Pott Digitalisierung geschmissen wird, finde ich problematisch und glaube, dass auch etablierte Unternehmen mit der Herausforderung konfrontiert sind, den Überblick zu behalten. Am Ende des Tages reden wir bei der Digitalisierung auf der einen Seite über die Optimierung von Prozessen, die Kommunikation bis hin zu Influencern und auf der anderen Seite über die Möglichkeit, Daten über Kunden zu gewinnen, um sie besser zu verstehen. Das muss man auseinanderhalten, auch wenn es am Ende des Tages wieder zusammenfließt.
Wie führt man eine Marke also heute? Tom Wallmann: Wenn man pro-
vokant sein möchte, könnte man
style in progress 118
144 SO LÄUFT’S
Neuland sagen: Als Marke können wir die Entscheidung treffen, ob wir selbst unsere Position halten und das unser Markenzeichen ist, oder ob wir uns dafür interessieren, was die Kunden denken und wir uns danach richten. Das ist in gewissem Maße ein Dilemma. Unabhängig davon ist es für Marken spannend, zu sehen, was ein kompetenter Influencer mit einer Brand macht. Zu sehen, wie ein Influencer die eigene Marke darstellt, kann ein schöner Anstoß sein, um darüber nachzudenken, ob das, was man die vergangenen Jahre mit der eigenen Marke gemacht hat, noch zeitgemäß ist. Man lässt sich sozusagen interpretieren. Darauf muss man sich aber einlassen wollen. Gabriele Castegnaro: Wir durchleben sowieso jede Saison eine neue Interpretation, dadurch dass immer wieder neue Modetrends und Stilistiken kommen. Für uns ist es längst eine Konstante geworden, dass wir uns immer wieder inspirieren lassen und auch Profis wie Annette Weber bitten, einmal ihren Blick auf das Ganze zu werfen. Wir leben ja davon, dass wir Trends herausstellen, dass wir die Dinge entsprechend zusammenstellen und ebenso aufbereiten, dass der Kunde es jede Saison wieder mit einer anderen Schwerpunktsetzung attraktiv findet. Insofern finde ich es für die Marke nicht verkehrt.
Tom Wallmann: Da kann man
die spannendsten Sachen lernen. Die Revolution, die mit der weiteren Digitalisierung auf uns zukommt, hat noch eine ganz andere Dimension: Sie erreicht jetzt erst das Back-End der Industrie. Wenn ich mir heute ansehe, wie beispielsweise Strickmaschinen so digitalisiert arbeiten, dass ein Kunde am Ende des Tages seinen selbst entworfenen Pullover mit nach Hause nehmen kann und die Strickmaschine ein One-of-akind-Produkt kreiert, dann ist das ein Vorbote für die nächste Evolutionsstufe, nach Personalierung und Customizing: die Individualisierung. Wenn beispielsweise Unmade (www. unmade.com) in London an Technologieprojekten für Marken arbeitet, bei denen die Größe und die genauen Maße einer Person vorliegen und eine Strickmaschine den Pullover auf ihre Figur passend anfertigt – sorry, aber warum sollte sich dann jemand noch einen anderen Pullover kaufen? Hier kommt dann wieder Loyalisierung ins Spiel. Wenn ein Unternehmen das smart und addictive löst, kann es Kunden in Zukunft auch über die Digitalisierung binden. Jörn Boysen: Der große Digitalisierungstraum der Kommunikationsbranche ist auch das Thema Out of Home. Wenn die Out of Home verstärkt digi-
talisiert wird und ich meinen Kunden kenne und weiß, wo er ist und wo er wohnt, dann spiele ich gezielt anhand dieser Daten meine Out-of-Home-Werbung aus. Das kann voll digitalisiert werden und verbindet die ganze Geschichte in einer guten Art und Weise. Bei Printkampagnen hast du diese Möglichkeit einfach nicht. Dann kannst du auch nicht bei einer Bushaltestelle vor einer Schule von 7 bis 9 Uhr ein Poster schalten. Annette Weber: Trotzdem braucht man Print, ich bin ja ein echter Print-Fan. Wenn man eine Marke groß machen will, geht es nicht ohne Print. Als Unternehmen musst du mal im Wirtschaftsteil irgendeiner großen Zeitung dringestanden haben, damit das auch ein gewisses Fundament bekommt, eine gewisse Glaubwürdigkeit und Relevanz erlangt. Tom Wallmann: Zu Print gibt es eine relevante Studie aus den USA, die der Frage nachgegangen ist, ob Print in Zukunft noch eine Relevanz hat. Die Amerikaner sind pragmatisch. Die Studie hat ergeben, dass Print ein Produkt ist, das von den Konsumenten in einer Zeit wahrgenommen wird, die man als Me-Time bezeichnet. In dieser Me-Time wirkt Print stärker als alle anderen Medien. Digitale Geräte werden mit Arbeit verbunden und in der Me-Time abgelehnt.
Gabriele Castegnaro: Trotz-
dem: Wenn man nicht online unterwegs ist und nicht online verkauft, ist man für die nachwachsende Generation irrelevant. Diese These würde ich einfach mal so aufstellen wollen. Deshalb muss man sich als Unternehmen oder als Manager eines Unternehmens ganz genau überlegen, wie viel meiner Ressourcen fokussiere ich auf die Jetzt-Zielgruppe und wie viel auf die neue. Wir wissen alle, die neue Zielgruppe ist nicht die allertreueste, sie lässt nicht die ganz großen Beträge bei uns. Da ist jeden Tag die große Herausforderung, die Balance zu finden. Denn im Hier und Jetzt machen wir sehr gute Geschäfte mit stationärem Handel und analogen Kunden. Wir haben bei einer Akqiuseaktion um die E-Mail-Adressen unserer Kunden gebeten und dabei festgestellt, dass wirklich tausende unserer ganz treuen Konen-Kunden noch nicht einmal digital erreichbar sind. Deshalb meinte ich vorher, es ist eine Evolution. Wir würden sicherlich einen großen Fehler machen, wenn wir zu einseitig auf die Digitalisierung im Bereich Marketing aufspringen würden. Jörn Boysen: Wir haben ohnehin eine starke Konvergenz der Medien. Print ist nicht mehr nur Print, sondern oft auch online, Social Media und Sponsoring. TV ist nicht mehr nur TV, sondern auch YouTube und viel mehr. Das heißt, wenn ich eine Anzeige in einem Magazin buchen will, wird mir noch eine Facebook-Kampagne oder ein Influencer-Ansatz angeboten. Annette Weber: Leider haben die Printmarken keine eigenen Influencer. Die Chefredakteure der Tageszeitungen schreiben Newsletter, die funktionieren wie Blogs. Aber bei Modemagazinen ist es durch Complience äußerst schwierig, ein Influencer-System auf die Bein zu stellen. Und die Anzeigen-
Die individuelle Betreuung von Kunden ist doch ein Grundwert, der völlig unabhängig von der Digitalisierung gegeben sein muss. Gabriele Castegnaro, geschäftsführende Gesellschafterin Konen
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Wenn ich versuche, es einer Masse recht zu machen, werde ich wieder Durchschnitt. Jörn Boysen, Inhaber Götterfunke PR und Dornschild
kunden haben, sagen wir mal, Budgets offen zwischen 5.000 und 10.000 Euro. Einen Influencer kann man für dieses Geld schon buchen, bei Print wird das knapp. Tom Wallmann: Die großen Verlagshäuser haben aus meiner Sicht eine Chance verpasst. Warum besitzt Condé Nast nicht Mr. Porter und Net-a-Porter? Warum gibt man style.com nach nur neun Monaten E-Commerce auf? Okay, man hat früh in Farfetch investiert, aber ich finde, dass die Modeverlage zu spät die Chancen der Digitalisierung und des E-Commerce erkannt haben. Holger Petermann: Solche Unternehmen sind nicht mehr agil. Eine Telekom könnte ja auch WhatsApp besitzen – tut sie aber nicht. Facebook besitzt WhatsApp. WhatsApp hat 50 Mitarbeiter weltweit, die Telekom 220.000 nur in Deutschland. Die Herausforderung des digitalen Umfeldes ist es, sich daran zu gewöhnen, dass wir nicht alle Sachen immer gleich richtig machen können. Wir müssen viel agiler sein, als Unternehmer, als Mitarbeiter, 118 style in progress
als Angestellter. Wir brauchen Menschen, die frei sind, die offen sind, die Dinge ausprobieren, die neue Wege beschreiten. Die Unternehmen, die am erfolgreichsten sind, sind die Unternehmen, die auch am meisten Fehler gemacht haben. Nicht um kaputt zu gehen, sondern um zu lernen und erfolgreich zu wachsen. Gabriele Castegnaro: An die Managementebene stellt das eine ganz hohe Anforderung, dass man trotzdem nicht alle Grundsätze und alle Qualitätsaspekte, die man im Laufe seines Lebens gelernt hat, über Board wirft. Natürlich muss man neue Dinge ausprobieren, aber trotzdem tickt der Mensch nicht anders. Tom Wallmann: Das Stichwort ist Testing. Die Digitalisierung erlaubt, im kleineren Rahmen zu testen. Über soziale Medien probieren wir zum Beispiel aus, ob eine Erdbeere auf einem T-Shirt für unsere Kunden in Rot, Grün oder Gelb auf Weiß, Grau oder Schwarz besser funktioniert. Das kostet uns fast nichts. Wir produzieren ein paar T-Shirts, bieten sie dem
Kunden an und schauen, welche Variante am besten ankommt. So kann man sehr viel Geld in der Produktion sparen. Jörn Boysen: Ich sehe solche Tests kritisch. Wenn ich versuche, es einer Masse recht zu machen, werde ich wieder Durchschnitt. Ich glaube, man braucht diese Alphatiere, die mutig sind und vorne weggehen und im Endeffekt Trends schaffen. Ihnen folgen andere und so baut sich dann auch ein Haben-Wollen-Effekt auf. Holger Petermann: Du musst dir einfach die Daten ansehen. Denn vielleicht wollen 500 Leute dein T-Shirt, aber da ist kein einziger Leithammel dabei. Ein anderes T-Shirt wollen fünf Leute, aber das sind Meinungsbildner. Dann wirst du es machen, weil es die richtigen Leute sind. Man muss halt bei den Daten aufpassen, dass man die Intelligenz, die wir zur Verfügung haben auch intelligent nutzt.
Als großes Unternehmen hat man demnach die große Aufgabe, mit einem Tanker Schnellboote zu überholen – mit Testings und Flexibilität auf Produktebene. Aber in der heutigen Produktionsrealität müssen Produktmanager 24 Monate vor dem Verkaufsstart ihre Produktionslots und Ressourcen sichern. Das ist direkt konträr zur geforderten Agilität. Denn zu dem Zeitpunkt, an dem heute Feedback durch Endverbraucher oder Influencer generiert wird, ist mindestens schon die Hälfte der Produktion vom Stapel gelaufen. Tom Wallmann: Ready-to-wear
wird immer wichtiger. Marc O’Polo hat ein Vertikalisierungsteam ins Leben gerufen, das kurzfristig verfügbare Kollektionen entwickelt, die außerhalb der klassischen Vor order laufen. Der in der Branche übliche Vororderprozess sollte überdacht werden. Wenn man im September beginnt, eine Herbstkollektion für das darauf folgende Jahr zu entwickeln, kann man die Learnings aus der
aktuellen Saison nicht berücksichtigen. Wenn man hingegen im Januar, Februar oder sogar später anfangen würde, hätte man eine bessere Position. Je mehr man die Vorentwicklung verkürzt, desto besser. Eine Verkürzung des heute üblichen Kollektionserstellungsprozesses wird vieles ändern. Und wenn der Kunde am Ende sagen kann: Ich möchte den Pullover so oder so, also nach seinen individuellen Vorstellungen, und wenig später wird das Produkt von der Strickmaschine entsprechend fertiggestellt und ihm zugesandt, dann wird das eine unvorstellbare Geschwindigkeit mit sich bringen. Jörn Boysen: Aber was ist dann Marke? Wenn ich jetzt online gehe und sage okay, ich möchte jetzt einen eigens gestalteten Pullover in Rot-Weiß gestreift haben. Wer ist dann die Marke bzw. der Designer? Dann braucht man kein Marc’O Polo draufschreiben, dann ist man mehr oder weniger ein Dienstleister. Als Dienstleistungsmarke hast du ganz andere Herangehensweisen und Schwerpunkte in Themen wie Service, Qualität, Kontrolle usw. Als Herstellermarke hast du dein Image, deinen Bekanntheitsgrad und im besten Fall Alleinstellung. Wo geht das hin? Haben wir dann lauter Dienstleistermarken? Tom Wallmann: Wir sprechen ja über den Markt und nicht über die Marke. Im Markt wird es verschiedene Anbieter geben: No-Names, Marken und Luxusmarken. Auf der einen Seite nutzen die Menschen Marken als Leitplanken und um sich selbst zu positionieren. Auf der anderen Seite wird es eine reine Befriedigung von Bedürfnissen geben. Böse gesagt, trägt der E-Commerce dazu bei, dass Mode austauschbarer wird. Diese beiden Extreme werden nebeneinander existieren. Es wird immer Menschen geben, denen eine Marke wichtig ist und es wird immer Menschen geben, die einfach nur das Produkt suchen, auf den Preis schauen und bei denen die Marke keine Priorität hat. Es gibt ganz klar einen ästhetischen und inhaltlichen Anspruch hinter jeder relevanten Marke, der nie verloren geht. Richtige Marken werden
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Neuland zu Medienhäusern und gehen massiv in die Kommunikation. Wenn sich LVMH Nowness auf die Fahnen schreibt, dann sehen wir, wohin die Reise gehen kann. Das beschränkt sich aber nicht nur auf die Mode. Red Bull hat ein Mediahaus. Mercedes auch und Samsung arbeitet ebenfalls daran. Marken werden zu Publishern oder Content-Anbietern. Annette Weber: Das müssen sie aber ehrlicher Weise auch. Ich habe das Gefühl, dass die großen Konzerne sich im Moment selbst auf den Füßen stehen, weil sie Strukturen haben, die nicht mehr zeitgemäß sind. Es gibt dort zu viele Entscheidungsebenen, die schnelle Reaktionen nicht mehr möglich machen. Bis eine Idee durch ist, ist es oft zu spät. Deshalb glaube ich auch, dass sich die großen Konzerne dringend erneuern müssen. Und sei es, dass sie zu Medienhäusern werden. Cambis Sharegh: Manche Firmen haben sich auf ihrem Erfolg zu lange ausgeruht und auch stilistisch, in ihrem Look und zielgruppentechnisch immer auf das gewinnende Pferd gesetzt, ohne sich auf die neueste Generation auszurichten. Das ist die große Chance für Newcomer, Designer oder Labels, die gerade wie Pilze aus dem Boden schießen und von irgendeinem 18-,
Als Marke können wir die Entscheidung treffen, ob wir selbst unsere Position halten und das unser Markenzeichen ist, oder ob wir uns dafür interessieren, was die Kunden denken und wir uns danach richten. Tom Wallmann, ehemaliger Marketing-Director Marc O’Polo
19- oder 20-Jährigen geschaffen wurden, der nie eine Designschule besucht hat, aber dessen Produkt einfach authentisch ist. Frische und Erneuerbarkeit kommt bei der neuen Zielgruppe an. Tom Wallmann: Die Globalisierung wird hier zu einem riesigen Vorteil. Diese Silicon-Valley-Mentalität. Wenn ich ein Produkt online stelle, habe ich die Welt als Markt. Das ist eine ganz andere Einstellung. Holger Petermann: Viele Modemarken, die relativ lange im Markt sind, kommen jetzt auf uns zu und sagen: Wir brauchen digital irgendetwas. Sie wissen oftmals gar nicht, was. Und das ist genau das Problem. Wenn mir eine Marke sagt, sie will einen Instagram-Auftritt, frage ich zurück, warum? Was willst du da genau? Es gibt Marken, die kopieren in Instagram eigentlich nur ihr Lookbook rein. Und interessanterweise funktioniert das bei einigen, weil ihre Haltung und die Marke dazu so stark ist. Dann gibt es andere
Marken, die unklar oder gar nicht positioniert sind und die nur Anzeigen oder nur noch Instagram machen wollen. Sie suchen irgendwo ein Heil. Und die Erwartungshaltung ist, mit einem Leuchtturm wie Annette Weber oder Chiara Ferragni sofort Umsatz zu generieren. Das sind aber erst einmal Image-Builder. Also müssen wir die Erwartungshaltung erst einmal regulieren, damit die Marken nicht eine große Enttäuschung erleben. Und vor allem müssen Marken eine klare Positionierung haben und klare Botschaften senden. Erst dann definiert man den Kommunikationsmix. Annette Weber: Das Problem ist, dass die Entscheider alle aus meiner Generation kommen, über 40 und keine Digital Natives sind. Wenn sie Pech haben, sagen sie noch: Ach, ich bin ganz stolz, dass ich nicht auf Facebook bin. Das ist mir unlängst in Mailand bei einem ganz großen, weltbekannten Hersteller passiert. Ich habe gedacht, ich höre nicht recht. Jörn Boysen: Was die Digitalisierung betrifft, ist die Mess-
Der heutige Kunde ist so untreu geworden, ihm geht es um die sofortige Verfügbarkeit und nicht darum, etwas bei seinem vertrauten Händler zu kaufen. Cambis Sharegh, Inhaber Super Légère und Mitgründer The Lovelace Hotel
barkeit entscheidend. Wenn Marken ihr soziales Netzwerk aufbauen und darin investieren, haben sie eine Erwartungshaltung, weil sie wissen, dass der Erfolg messbar ist. Holger Petermann: Die große Chance des Digitalmarketings ist, dass man mit der Commu nity arbeitet. Früher war Facebook ein Selbstdarstellungstool. Heute ist es ein Tool, mit dem ich mit der Community den Kontakt pflege. Ich kann sie sehen, hören, fühlen, ich kann mit ihr interagieren und ihr sogar einen Wunsch von den Lippen ablesen. Das Gleiche ist der Messenger bei Instagram. Bei Reklamationen zum Beispiel kann ich sofort reagieren und direkt mit dem enttäuschten Verbraucher in Kontakt treten. Und eine schnelle Reaktion überzeugt den Kunden einfach. Früher hat es zwei Monate gedauert, bis eine Reklamation überhaupt beantwortet wurde, heute wickeln wir das binnen sechs Stunden ab. Und der User schenkt uns ein Herz dafür. Gabriele Castegnaro: Die individuelle Betreuung von Kunden ist doch ein Grundwert, der völlig unabhängig von der Digitalisierung gegeben sein muss. Der Mensch tickt und funktioniert weiterhin gleich und findet die gleichen Dinge schön und angenehm. Das ändert sich nicht damit, dass es das ominöse Internet gibt und neue Möglichkeiten, auf eine andere Art style in progress 118
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Neuland und Weise zu kommunizieren. Ich glaube die Art, menschlich mit solchen Dingen umzugehen, hat sich nicht geändert. Da gibt es in der alten Welt genauso viele schwarze Schafe wie in der neuen. Cambis Sharegh: Als Unternehmen ist das ein enormer Druck. Wie reißfest ist der Geduldsfaden dieser Kunden? Warten sie fünf Minuten oder 15 Stunden? Ich glaube, der Geduldsfaden ist sehr dünn und der Anspruch groß. Ich möchte unserer Kern leserschaft, etwas Positives aus unserer Diskussion mitgeben. Welche von uns besprochenen Aspekte des Digitalmarketings zahlt auf den stationären Handel ein? Gabriele Castegnaro: Alles, was
mit digitalen Features zu tun hat, alles, was wir in Richtung Marketing neu entwickeln, alles, was wir lernen, zahlt ein. Das schönste und plakativste Beispiel für den Kunden ist die Entwicklung im Bereich Umtausch und Reklamation. Würde es den Onlinehandel nicht geben, wären wir da wahrscheinlich ein paar Jahrzehnte hinten dran. Das Ganze wird ein klarer Hybrid sein. Die Onlinehändler gehen stationär und die Stationären gehen online. Was ist denn unsere Berechtigung als Konen mit einem Onlineshop? Die klare lokale Strategie und die Verknüpfung. Wenn jemand
Die Kunden suchen nach Orientierung. Sie brauchen Leuchttürme, die sagen, damit siehst du cool aus und alle Freundinnen werden dir applaudieren. Annette Weber, Glamometer in einem Café sitzt und bei uns auf der Website ein schönes Abendkleid sieht, dann kann er sich innerhalb von einer Stunde mit Click and Collect dieses Kleid holen. Diese Verknüpfung beider Welten wird sowohl für den Kunden als auch für den stationären und den Onlinehandel der Königsweg sein. Cambis Sharegh: Aber auch die Visibility. Das ist eine Art Schaufenster. Tom Wallmann: Die Customer Journey hat sich geändert. Früher hat man eine Anzeige gesehen und ist ins Geschäft gegangen. Heute sieht man, wenn überhaupt, eine Anzeige, googelt den Absender, sieht sich die Marke oder das Produkt an, checkt deren Social-Media-Kanäle, studiert Customer Reviews oder holt über WhatsApp Erfahrungen von Freunden ein. Das ist eine ganz andere Customer Journey, und nur eine von vielen. Holger Petermann: Ich hoffe und glaube, dass Menschen nach wie vor gerne in die Innenstädte gehen und Dinge erleben wollen. Das Kaufverhalten wird sich drastisch ändern, aber auf der anderen Seite wollen wir
Dinge auch sehen und greifen. Ich liebe Showrooms. Wir müssen die Einladungen so gestalten, dass die Leute auch gerne zu uns kommen. Wo sie kaufen, ist eine andere Frage. Wenn man den Kunden schon vor Ort hat, hat man einen massiven Vorteil. Man kann ihm den vollen Service anbieten. Deshalb sind Automobilhändler heute nicht mehr in der Peripherie, sondern so wie Mercedes direkt in der Innenstadt und haben dort einen Showroom. Das macht Spaß, da reinzugehen. Cambis Sharegh: Im stationären Handel ist der Kundenservice alles. Damit kannst du deinen stationären Kunden gewinnen und halten. Gabriele Castegnaro: Aber nicht als Differenzierungsfaktor, sondern als Hygienefaktor. Cambis Sharegh: Der Kunde ist einfach aufgeklärter als früher. Er kennt seine zusätzlichen Rechte. Darum sind wir gefordert, immer wieder Inhalte zu
Wir müssen viel agiler sein, als Unternehmer, als Mitarbeiter, als Angestellter. Wir brauchen Menschen, die frei sind, die offen sind, die Dinge ausprobieren, die neue Wege beschreiten. Holger Petermann, Inhaber Think Inc.
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schaffen, Highlights reinzubringen. Es ist ganz wichtig, ein gewisses Risiko im Sortiment einzugehen und vor allem immer wieder etwas Neues zu haben. Immer einen Schritt weiter denken. Darüber hinaus gilt es, eine starke digitale Visibility nach außen zu schaffen. Jeder hat eine Authentizität in seinem Dasein und man muss versuchen, diese digital rüberzubringen. Tom Wallmann: Die Branche hat ein Dimensionierungsproblem. Die Geschäfte wurden unter der Annahme geschaffen, dass eine gewisse Menge von Kunden sie besucht. Aber wenn die Frequenz abnimmt und immer mehr online gekauft wird, dann sind die Flächen zu groß dimensioniert. Das ist ein Real-Estate-Problem. Außer man schafft es, auf seiner Fläche nicht nur Produkte zu präsentieren, sondern eine Erlebniswelt zu kreieren. Cambis Sharegh: Das ist dann ein Highlight. Man muss neue Emotionen für den Kunden schaffen. Annette Weber: It is a place to be. Und wenn es gelingt, dass stationäre Läden ein Place to be sind, dann wird dort auch verkauft werden.
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Persönlichkeiten und echte Beziehungen – die Leitmotive der Influencer-Zusammenarbeit bei Woolrich.
Marta Ferrarotti ist Woolrichs Beziehungsmanagerin fürs Digitale.
„Wir müssen das Wort Influencer mit Bedeutung füllen“ Dass Influencer heute zum Kommunikationsorchester einer Marke gehören, ist ebenso selbstverständlich, wie, dass große Marken auf Instagram & Co ihren Einflussbereich ausweiten. style in progress hat mit Marta Ferrarotti gesprochen. Sie ist bei Woolrich für die globale digitale PR verantwortlich. Text: Martina Müllner-Seybold. Fotos: Woolrich
Influencer-Marketing steht wohl bei allen Marken derzeit ganz oben auf der Prioritätenliste. Wie nähert sich eine Marke wie Woolrich dem Thema?
Ich bin seit vergangenem Mai bei Woolrich, dass man eine Stelle für digitale Kommunikation geschaffen hat, zeigt die Wichtigkeit. Als Marke Woolrich und als Unternehmen WP Lavori gehören wir sicher nicht zu denen, die etwas nur 118 style in progress
machen, weil es gerade angesagt ist. Wir wollen auch in diesem Bereich langfristige Beziehungen schaffen.
Steht das nicht im Kontrast zum Geschäftsmodell des Influencers – gerade weil er heute das und morgen jenes zeigt, unterhält er seine Follower und verdient er sein Geld?
Sicher, das ist auch der Grund, warum wir nicht wahllos irgendjemand dafür bezahlen, dass er Woolrich trägt und promotet. Man darf den Influencer nicht wie ein Model behandeln. Und es gibt ja nicht nur die üblichen Verdächtigen, die großen Mode-Blogger, sondern es gibt eine Menge talentierte Leute da draußen. Das können Fotografen sein, Architekten, Musiker, Bands oder einfach Leute, die sich mit ihrem hochqualitativen Content eine treue Followerschaft aufgebaut haben. Das ist die Art von Menschen, auf die wir zugehen – und zwar nicht nur digital. Wir treffen sie, er-
klären ihnen die Marke, interessieren uns dafür, was sie tun und bewegen. Und wir laden sie ein, unsere Marke zu interpretieren. Wir schreiben nicht vor, was sie tragen müssen oder wie sie es zu fotografieren haben. Wir legen großen Wert auf Natürlichkeit und Spontanität.
Im Grunde gab es Influencer ja immer schon: Ob der coole Typ auf dem Schulhof oder der Musiker, den alle für seinen Stil bewunderten …
Exakt – und genau deshalb ist es wichtig, dass wir dem Wort Influencer eine Bedeutung geben. Und in meinen Augen geht die weit darüber hinaus, dass ein hübsches Mädchen irgendeine It-Bag für Geld in die Kamera hält. Woran messen Sie Langfristigkeit und damit Erfolg?
Der Frage nach dem ROI müssen wir uns alle stellen – aber so wie wir es verstehen, ist die Arbeit mit Influencern keine
unmittelbar messbare Maßnahme, sie zahlt aufs Image ein. Wer konnte früher, wenn er drei Seiten in einem Magazin gebucht hat, sagen, wie genau sich das auf den Umsatz auswirkt? Niemand. Trotzdem ist eine gewisse Kontrolle natürlich nötig, unsere Aktivität darf nicht ins Leere gehen. Daher arbeiten wir intensiv mit PR, Marketing und Retail zusammen. Es ist ein Orchester, das nur im Zusammenspiel funktioniert. Welche Zukunft sagen Sie dem Influencer-Marketing voraus?
Wir müssen uns zunächst daran gewöhnen, dass sich alles wahnsinnig schnell ändern kann. Vor ein paar Jahren waren es Blogger, jetzt sind es Instagram-Stars – und wer sagt, dass nicht bald das Nächste kommt? Umso wichtiger ist, dass wir keine fiktiven, sondern reale Beziehungen kreieren.
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Neuland Mit ihrem persönlichen Profil und Glam-o-Meter tut Annette Weber das, was sie am besten kann: Kuratieren, empfehlen – und Frequenz schaffen.
Erschienen bei Teneues: „Die Fashiongeheimnisse einer Chefredakteurin“.
„Der Handel braucht positive Impulse“ Als Chefredakteurin von InStyle Deutschland zählte sie zu den mächtigsten Frauen der Branche, jetzt nutzt Annette Weber diese Kraft und ihr Netzwerk als Influencerin. Die Popularität ihres Instagram-Accounts und ihrer Seite www.glam-ometer.com instumentalisiert sie auch, um im Handel neue Impulse zu setzen. Text: Martina Müllner-Seybold. Fotos: Teneues, NettiWeber, Glamometer
Mit Lesungen aus Ihrem Buch „My Style – Fashion geheimnisse einer Chefredakteurin“ bei Händlern wie Breuninger, Lodenfrey oder Sois Blessed bringen Sie die Power eines Influencers an den Point of Sale. Wie kam es dazu?
Der Handel braucht Impulse und ich finde es großartig, dass Events wirklich Frequenz bringen können. Bei Breuninger waren es an einem Samstag im Oktober sensationelle 50.000 Kunden, die gekommen sind – das müssen Sie sich mal vorstellen! Das zeigt, dass unsere Idee, den Handel mit passenden Influencern zu verbinden, funktioniert. Der Handel sieht sich ja in einer
strukturellen Krise – das wissen Ihre Leser noch viel besser als ich und da wollen wir mit unseren Instrumenten helfen. Wie sehr unterscheidet sich denn Ihre heutige Tätigkeit von dem, was Sie früher gemacht haben?
Im Grunde tue ich noch immer dasselbe: Ich kuratiere und mache Vorschläge, wie man etwas tragen und kombinieren kann. Ich bin überzeugt, dass die Endkonsumenten hungrig sind nach dieser Art von Beratung oder Hilfestellung. Das riesige Angebot ist ja auch wirklich fordernd, wenn man sich nicht jeden Tag und ausschließlich mit Mode beschäftigt, wie ich das tue. Aber klar, es war eine Umstellung. Ich musste, offen gestanden, sehr über meinen Schatten springen, mich selbst so zu inszenieren und in den Vordergrund zu stellen. Das kostet mich wirklich Überwindung, weil ich ja niemals so exponiert gearbeitet habe. Aber es ist der new way. Der Zuspruch allerdings, den ich von meinen Followern habe, der ist wirklich zauberhaft, sehr persönlich und damit auch sehr berührend. Im Gegensatz zu vielen anderen Influencern merkt man Ihrem Profil deutlich an,
dass Sie noch immer einem Servicegedanken verpflichtet sind: Was Sie tragen, ist auch eine Empfehlung an die Follower, keine reine Selbstdarstellung.
Das freut mich sehr, denn genau darum geht es mir. Ich hatte mein Leben lang eine Antwort auf die Frage zu geben: Wie kann eine 20-, 30-, 40- oder 50-Jährige diesen Look tragen? So gehe ich heute noch an die Auswahl heran. Der Glamometer-Hoodie, den Sie gelauncht haben, war innerhalb von zwei Wochen ausverkauft.
Ja, wir haben die erste Edition gemeinsam mit der Katag AG, die zweite mit The Mercer NY, gelauncht und überall das Feed back bekommen, dass Kunden ganz konkret in die Läden gekommen sind und genau dieses Teil kaufen wollten. Das zeigt mir erstens, wie gut digitales Marketing funktioniert, und zweitens, wie ernst meine Stimme genommen wird und somit wahnsinnig schnell Nachfrage generieren kann. Der Handel sollte diese Macht der passenden Influencer erkennen und ganz konkret an den Themen arbeiten, die Umsatz bringen sollen. Der Winter kommt? Dann
Annette Weber in ihrer neuen Rolle als Stilikone.
macht man eben ein Daunen jackenspecial!
Lassen Sie sich an den Ergebnissen messen oder versuchen Sie langfristige Partnerschaften mit Händlern aufzubauen?
Beides. Instagram und digitale Kommunikation bringen ja eine große Transparenz mit sich, ich kann genau sehen, welche Kundengruppe ich anspreche. Wichtig ist mir, dass die Händler unsere Zusammenarbeit als langfristigen Impuls verstehen – denn es zieht ja nicht nur neue Kunden an, sondern es motiviert auch die Verkäufer, wenn ich zum Beispiel eine Lesung und einen Vortrag zum Thema Stil mache. www.glam-o-meter.com
Anette Weber war Mastermind hinter dem Erfolg der deutschen InStyle, die Autorin, Kolumnistin und Modeikone ist Gründerin und Chefredakteurin des Blogs www.glam-o-meter.com. Mit Firmen kooperiert sie in Form von klassischen Influencer-Postings, sie bietet Lesungen und Book Signings, Vorträge, Styling für Modeschauen und Kampagnen sowie Handelskooperationen. Darüber hinaus ist sie als Fashion Consultant erfolgreich in der Kollektionsberatung und -begleitung. Kontakt: Magari International, Daniela Giller, management@magari.international
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Der modische Aspekt ist für die Add Damenkollektion das A und O.
Carlo Martinelli ist Exportmanager bei Comei & Co, der Mutterfirma von Add.
Add. NEU DURCHSTARTEN Konsequent gut, aber zuletzt ein bisschen aus dem Fokus geraten: Das Daunenjackenlabel Add startet neu ausgerichtet in eine vielversprechende Zukunft. Text: Veronika Zangl. Fotos: Add
Mit Daunen kennt sich Add aus: Das italienische Label zählt seit 1999 zu den Experten auf dem Jackensektor und revolutionierte das softe Innenmaterial, indem der Kiel entfernt und nur die Daune in ihrer Reinform verwendet wird. Nach dem Höhenflug der ersten neun Jahre war es in letzter Zeit etwas ruhiger um die italienische Marke geworden. Das soll sich ändern – mit dem neuen Vertriebspartner Patrick Coppolecchia Reinartz von D-tails will man in Deutschland frisch durchstarten. Sales Director von 118 style in progress
Add Carlo Martinelli zieht auf die ersten Reaktionen der neuen Kollektion ein zufriedenes Fazit: „Alle zeigen sich sehr interessiert.“ Als Grund nennt er das innovative Konzept. Während sich namhafte Brands entweder auf den sportiven oder den klassischen Faktor konzentrieren, verschmilzt Add beide Vorzüge. „Add ist City, Add ist urban“, hält Carlo Martinelli fest. Für die Damenlinie bedeutet das: „Frauen sind heute aktiv und reisen um die Welt.“ Um zu allen Anlässen bestens gekleidet zu sein, „prägt die Damenkollektion immer ein Touch von Design. Sie ist leicht und sehr feminin.“ Davon unterscheidet sich die Herrenkollektion, die auf den praktischen, modernen Mann zielt. Die Daunenjacken für ihn ist eine von Fashion inspirierte, urbane Casualwear, die raffiniert umgesetzt wurde.
Rise and shine: Alle Zeichen auf Wachstum
Aktuell sei das Verhältnis von Damen- und Herrenmode bei Add ungefähr 80 zu 20, schätzt Carlo Martinelli. Das Herrensegment soll aber in naher Zukunft wachsen. Auf dem Pitti Uomo 2018 ist Add deshalb mit einem reinen Herrenstand vertreten. Apropos Wachstum: Add ist global präsent, aber natürlich, so Martinelli, sei immer Raum nach oben vorhanden. Zu den stärksten Märkten zählen aktuell Russland und Italien, trotz der italienischen Krise. Außerdem möchte man die Präsenz in den skandinavischen Ländern oder beispielsweise auch in den USA und in Asien weiter ausbauen. Dabei setzt Add auf zwei Kollektionen pro Jahr. Wobei in Zukunft auch Vorprogramme als Ergänzung angedacht sind.
Einkaufspreise liegen zwischen 160 bis 270 Euro. Aktuell hat Add circa 600 Händler, denen das Label ein Full-Service-Programm bietet. Das inkludiert eine gewisse Überproduktion: „Dadurch können Händler bei uns auch kurzfristig nachordern“, wie Carlo Martinelli feststellt. Die italienische Marke wendet sich klar an den Premiummodehandel. Dabei stehen Qualität, Design und Preis in einem homogenen Verhältnis zueinander – oder wie es Sales Director Carlo Martinelli ausdrückt: „Unsere Kunden finden es interessant, dass wir Qualität und Design anbieten und bei den Preisen dennoch appetitlich bleiben. Das hebt uns von unseren Mitbewerbern ab.“
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Ben Botas übernimmt mit der Agentur Ben and den Deutschland-Vertrieb von Filippa K.
Karl-Johan Bogefors, Brand Director von Filippa K, denkt global und spezialisiert sich lokal.
Puristisch, klassisch und zurückhaltend – Filippa K ist der Inbegriff für schwedisches Design.
Filippa K. ALLES AUF ANFANG Im vergangenen Jahr hat Filippa K eine Neuausrichtung begonnen und konzentriert sich seitdem wieder auf seine Wurzeln. Die schwedische Marke will im deutschsprachigen Raum vor allem ihren Auftritt im Facheinzelhandel stärken. Deshalb arbeitet Filippa K ab dieser Saison für den Vertrieb in Deutschland mit der Münchner Agentur Ben and von Ben Botas zusammen. Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: Filippa K
Skandinavischer Purismus und elegante Schlichtheit – kaum eine Marke verkörpert diesen Stil so sehr wie Filippa K. Das schwedische Label wurde 1993 in Stockholm gegründet. Heute ist die Marke in 65 Ländern erhältlich. Weltweit gibt es 50 eigene Läden, zwei davon sind in Berlin und einer in München zu finden. Letztes Jahr wurde die gesamte Führungsebene neu aufgestellt. Im Januar kehrte zuerst die Gründerin Filippa Knutsson als Creative Director zurück, darauf
folgte im Februar der neue CEO Kristofer Tonström und im September kam nach zehn Jahren Abwesenheit der ehemalige PR- und Marketing Director Karl-Johan Bogefors wieder als Brand Director an Bord. Zuletzt war er beim H&M-Ableger Cos in London und hat davor als Marketing Director für By Malene Birger gearbeitet. „Wir haben begonnen, die Markenidentität, unsere Kommunikation und die Brand Experience klarer zu positionieren. Die Agentur Ben and ist eine der führenden Vertriebsagenturen in Deutschland und war bei der Partnersuche in Deutschland unser Favorit. Wir teilen die gleichen Visionen und das Verständnis für die Werte und den Lifestyle von Filippa K. Gemeinsam werden wir die Marke durch die Auswahl der richtigen Produkte, relevante Kommunikation und Handelspartner den richtigen Feinschliff geben“, erklärt Karl-Johan Bogefors. Think global act local
Für Männer und Frauen gibt es in jeder Saison eine Pre- und
eine Hauptkollektion, dazu mehrere kleine Capsule- und Limited-Edition-Kollektionen über das ganze Jahr verteilt. „Die Stärken von Filippa K sind klare Schnitte und dezente Farben nach skandinavischer ästhetischer Designtradition. Modebewusste Männer und Frauen können mit unaufgeregter Kleidung perfekte Alltagslooks kreieren. Die Kollektion bietet aber auch viele modische Teile für feierliche Anlässe. Besonders viel Potenzial sehen wir neben der Ready to wear sowohl für Frauen als auch bei Männern in der Soft-Sport-Linie. Ausgerichtet ist diese Kollektion auf Athleisure- und Lounge-Wear mit dem Schwerpunkt auf weiche, cleane, funktionale Kleidung für die Bereiche Yoga, Pilates, Reisen und Wellness“, erklärt Ben Botas, Geschäftsführer der Agentur Ben And. „Filippa K ist seit Jahren eine der führenden skandinavischen Brands. Die Marke hat eine hohe Bekanntheit in Deutschland und der Look hat immer eine klare Linie. Es gibt schon einige gute Kunden, mit denen wir weiter
wachsen wollen, haben aber noch viele Wunschkunden, mit denen wir in den nächsten Wochen und Monaten sprechen werden. Bei Oberpollinger in München wurde beispielsweise Anfang des Jahres eine große Shop-in-Shop-Fläche eröffnet und ab der Saison Frühjahr/ Sommer 2018 wird Filippa K im KaDeWe in Berlin verkauft“, fügt Botas hinzu. Seit dem Jahr 2010 etabliert die Agentur Ben and Modelabels wie 81Hours, Mason’s, NA-KD, Moose Knuckles und Ben Sherman auf dem deutschen, österreichischen und Schweizer Markt. Hauptsitz der Agentur ist das für Showrooms bekannte Areal Parkstadt Schwabing in München. Neben diesem Standort ist die Agentur in Düsseldorf auf der Kaiserswerther Straße und in Berlin-Mitte mit Showrooms vertreten. Zu sehen sind die Kollektionen von Filippa K außerdem während der Fashion Weeks in Stockholm, Paris, London und New York. www.filippa-k.com, www.ben-and.com.
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Ikonische und ironische Produkte, ganz typisch Karl, dazu eine moderne, aber zeitlose Ready-to-Wear-Kollektion: Die Marke Karl Lagerfeld ist in ihrer Gesamtkonzeption modern und agil angelegt.
Pier Paolo Righi vereint mit viel Sensibilität das Genie Karl Lagerfelds und die Anforderungen an eine internationale, dynamisch wachsende Marke.
Karl Lagerfeld. KING KARL Sieben Jahre nach dem Start der Marke Karl Lagerfeld rückt nun das Whole sale-Business in den Fokus. Das Angebot ist verlockend: Des Modekaisers gebündelte Modekompetenz, Marketingpower und nicht zu vergessen – seine Ironie. Text: Martina Müllner-Seybold. Fotos: Karl Lagerfeld
Schon der Start war unkonventionell: Als die Marke Karl Lagerfeld vor sieben Jahren in neuer Konstellation gelauncht wurde, war net-a-porter.com die Destination, das zu tun. Ein Raketenstart, der bis heute Rekorde hält, was den Traffic betrifft. „Wäre ich aus der Branche gewesen, hätte ich diese Entscheidung vielleicht nicht so unbefangen getroffen“, sagt Pier Paolo Righi, der deutsch-italienische Manager des Unternehmens, der von Nike kam, was Karl Lagerfeld beeindruckte. „Mir gefällt es sehr, dass du einen anderen Blick hast“, hat der Designer gleich zu Beginn zu verstehen gegeben. Eine wertschätzende Beziehung zwischen Righi und Lagerfeld ermöglichte, das Unternehmen so schnell zu eta118 style in progress
blieren. Jeder tut das, was er am besten kann, interessiert sich für die Meinung des anderen, aber mischt sich nicht ein, wo seine Kompetenzen enden. Als privates Unternehmen mit Finanziers, die allesamt aus der Mode kommen, genießt Pier Paolo Righi die Freiheit, kurzfristige Erfolge und langfristigen Markenaufbau in eine ausgewogene Balance zu bringen. Die Positionierung der Marke im Affordable Luxury Segment ist gesetzt, neben der Ready-to-Wear hat sich die Marke differenziert: von Brillen und Düften über eine Männer- und Kinderkollektion bis zu Taschen und Schmuck. „Karl Lagerfelds Interessen und Können gehen ja weit über das Design hinaus, das manifestiert sich auch in der Kollektion: So universell und multikulturell interessiert wie er ist, so auf der Höhe der Zeit, so sind wir auch als Marke“, sagt Pier Paolo Righi. Dass Karl Lagerfeld der Fashionrockstar schlechthin ist, zahlt ein: „Wir erzählen Storys, im Marketing, auf der Fläche, im Produkt, wir sind schnell und können Impulse aus Karls Welt rasch umsetzen.“ Capsules und Injections machen die Karl
Lagerfeld Welt agil, von der Idee der Zusammenarbeit mit einem angesagten Street-Artist bis zur Umsetzung in einer Kapselkollektion vergeht wenig Zeit – das entsprechende Feuer auf allen Kommunikationskanälen selbstredend eingeschlossen. Wholesale mit Verantwortung
100 Läden in aller Welt, davon gut ein Viertel in eigener Hand, dazu maßgebliche Onlinevertriebskanäle. Jetzt folgt mit dem Aufbau des klassischen Wholesales ein nächster Schritt. „Wir wenden uns bewusst an Händler, die der Kollektion entsprechende Fläche zur Verfügung stellen können und sehen ganz klar die Marke in der Verantwortung der Inszenierung und des Weckens der Begehrlichkeit“, erläutert Righi. Internationalität ist Selbstverständlich: Erfolgreich ist die Marke im Mittleren Osten oder in China, wo mit einem neuen Partner ein massiver Roll-out geplant ist, oder auch in den USA, wo die Marke in nur eineinhalb Jahren auf einen Wholesale-Umsatz von 80 Millionen US-Dollar wachsen konnte. In Europa stellt Karl Lagerfeld
nun die D-A-CH-Region in den Fokus. Nach eigenen Läden in Berlin, Düsseldorf, Hamburg und München nun auch einer am Kohlmarkt in Wien. Dazu die Zusammenarbeit mit Online-Key-Playern wie Zalando oder Departmentstores wie KaDeWe, Breuninger, Steffl oder Jelmoli. „Wir wollen unseren Footprint ausweiten“, gibt Righi den Kurs vor. Mit einer Marke, die insbesondere Millenials anspricht, aber auch deren Elterngeneration begeistert, gibt man ein einzigartiges Versprechen. „Vier Millionen Follower auf Social Media sind eine Macht“, ist der Manager überzeugt, die Kollektion ist maßgeschneidert für diese Kanäle: „Wir können Nachfrage generieren und suchen auch all unsere Lieferanten so aus, dass wir die Begehrlichkeiten abdecken können.“ Mit Maß und Ziel, denn: „Lieber eine Tasche ausverkauft sein lassen, als den Markt zu überschwemmen.“ Man merkt: Pier Paolo Righi hat aller Schnelligkeit zum Trotz auch Ausdauer. „Niemand in unserer Organisation hat Interesse an einem schnellen Strohfeuer.“
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Blauer USA. TATÜ TATA Enzo Fusco und FGF Industry meinen es Ernst mit Blauer USA: Ende des letzten Jahres erwarben die langjährigen Lizenz nehmer die Hälfte der Anteile des Unternehmens. Die Zeichen stehen auf Expansion. style in progress sprach mit Enzo Fusco. Interview: Martina Müllner-Seybold. Foto: Ioan Pilat
Sie halten jetzt 50 Prozent der Anteile an Blauer USA – ein starkes Commitment zur Marke. Was waren die Gründe für den Einstieg?
Wir haben schon lange darüber gesprochen und jetzt haben wir unser Ziel erreicht. Ein Ziel, das uns erlaubt, weiter zu investieren und die Marke weiter wachsen zu lassen. 50 Prozent der Anteile innezuhaben, ist bereichernd für FGF Industry und erlaubt uns, langfristige Investitionen zu tätigen. Blauer hat eine lange Geschichte, die Sie mit Italianità verbunden haben: mit modischem Geschmack und einem globalen Branding. Was hat Sie ganz zu Beginn der Zusammenarbeit mit Blauer USA gefesselt?
Die Stringenz und Authentizität hat mich gepackt: Vier Generationen lang hat das Unternehmen die amerikanische Polizei und Regierungseinheiten angezogen. Sie waren und sind der stärkste Zulieferer der USA in Sachen Uniformen. Am Anfang war es herausfordernd, aber die Idee war immer klar: Es ist uns schnell gelungen, die Marke
zu transformieren und meine Passion für Uniformen kombiniert mit meiner Erfahrung in der Sportswear haben uns in den letzten 16 Jahren die richtige Balance finden lassen. Es sind zwei Familien, die nun ihre Stärken in Blauer USA vereinen. Glauben Sie, dass familiengeführt und nicht von einem gewinngetriebenen Investor finanziert zu sein, einen wichtigen Wert der Marke darstellt?
Auf jeden Fall … Uns macht es zuallererst glücklich, wenn wir ein großartiges Produkt in hervorragender Qualität herstellen. Und das gilt auch für Blauer in den USA in ihrem Kerngeschäft, den Uniformen. Wachstum und die Identität der Marke sind wichtig, aber Finanzspekulationen sind nicht unser Ding. Trotzdem wissen alle, dass es heute nicht ohne wirtschaftlichen Erfolg geht. Im Moment aber fühlen wir uns mit dem Management in Familienhand bestens aufgehoben. Der Outerwearmarkt ist heiß umkämpft. Was macht Blauer USA einzigartig?
Wir bieten ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis und sind außerdem sowohl in den Materialien als auch in den Modellen sehr innovativ. Im vergangenen Jahr haben wir erstmals eine Daunenlinie vorgestellt, die einen sehr wichtigen Platz in der Kollektion einnimmt. Was sind die wichtigsten Märkte und wo expandieren Sie?
Die wichtigsten Märkte sind Deutschland, Spanien und
Enzo Fusco hat sich ein Stück vom Kuchen gesichert: Seit letztem Jahr ist sein Unternehmen FGF Industry 50 Prozent Anteilseigner von Blauer USA.
Russland, gefolgt von Ost- und Nordeuropa. In Zukunft wollen wir die USA, Japan und Korea stärken, das Business dort entwickelt sich.
Blauer USA war historisch eine überwiegend maskuline Marke. Wie haben Sie es geschafft, den Frauenbereich gleich erfolgreich zu machen?
Das ist nur eine unserer Errungenschaften, ich habe aus reiner Intuition darauf gesetzt, die Damenkollektion allen sportlichen und Uniform-Wurzeln zum Trotz sehr feminin zu machen. Ohne auf die typischen Stoffe und Modelle der Marke zu verzichten, habe ich sie sehr feminin angelegt, sodass Frauen die Kollektion mögen: Weil sie zugleich komfortabel und schön ist. Echte Daune und Pelz sind ja mittlerweile umstritten. Planen Sie alternative Füllmaterialien, um der Nachfrage nach Produkten nicht tierischen Ursprungs nachzukommen?
Das ist heute ein wichtiges Thema, ja. In der zuvor genannten Blauer Down Jacket Kollektion gibt es vier verschiedene Füllungen: von der echten Daune bis zu recycelter Daune, gemischten Qualitäten und vollsynthetischen Füllungen. Den Trend müssen wir ernst nehmen. Stärkt es eine Marke, wenn sie bestimmte Modelle länger als eine Saison in der Kollektion hat oder ist es wichtig, auch die Klassiker immer zu variieren?
Wir behalten unsere Icons immer in der Kollektion, klarerweise mit kleinen Veränderungen. Blauer USA will den aktuellen Trends und Evolutionen Rechnung tragen, wir forschen und verbessern kontinuierlich. Materialien, Ausrüstungen, Volumina und Muster – all das unterliegt einer natürlichen Evolution. Unsere Stärke ist, dass wir uns kontinuierlich erneuern. style in progress 118
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Der Look von Better Rich kommt generationsübergreifend gut an und überzeugt mit besonderer Haptik.
Better Rich. DAS PRODUKT ALS HERZENSANGELEGENHEIT Nach nunmehr acht Jahren hat Better Rich bewahrt und verfeinert, wofür die Marke seit Anbeginn steht: einen lässig-unkomplizierten Style zum Wohlfühlen. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Better Rich
Die Sports- und Loungewear Better Rich zielt auf die Sinne ab. Mit farblich abgestimmten Stickereien auf Shirts und Sweats, gewaschenem Strick und casual interpretierten Blusen gibt sie sich ebenso lässig wie sophisticated. Wer sie anfasst, erlebt eine kleine Offenbarung. Better Rich, das ist alltagstaugliche Mode zum Hineinkuscheln. So will Helmfried Strupat den Markennamen auch verstanden wissen: als Synonym für reichhaltige und qualitativ hochwertige Materialien. Leidenschaft und Risiko freude
„Das Produkt ist das Herz von Better Rich“, sagt Helmfried Strupat, der die Marke gemeinsam mit Markus Funder gegründet hat. „Wir verwenden enorm viel Energie darauf, Neues zu entwickeln und machen 118 style in progress
permanent Waschproben, damit haben wir uns ein unglaubliches Know-how erarbeitet.“ Markus Funder verantwortet das Produktmanagement, die meiste Zeit ist er in den eigenen Betrieben in Istanbul zugegen. Auch für ihn sind Leidenschaft und Risikobereitschaft selbstverständliches Investment und haben Better Rich einen Vorsprung auf dem Gebiet alltagstauglicher Wohlfühlmode verschafft. „Die Waschungen sorgen für einen überdurchschnittlich hohen Verschnitt, den sich viele Marken nicht erlauben würden“, sagt Helmfried Strupat, weshalb er auch die wachsende Konkurrenz auf dem Terrain gelassen sieht. „Was wir uns über die Jahre erarbeitet haben, lässt sich nicht ohne weiteres kopieren.“ Helmfried Strupat sind die Beziehungen zu Menschen, mit denen er arbeitet, wichtig. Die meisten der 67 Mitarbeiter in der Firmenzentrale in Bocholt sind der Marke schon lang verbunden und junge neue Mitarbeiter bringen mit ihrer Sicht auf die Dinge frischen Input, die den Firmeninhabern durchaus willkommen sind.
Alles passiert innerhalb der eigenen Firma, um autark agieren zu können. Auch in Sachen Marketing gibt es ein volldigitalisiertes Fotostudio im Betrieb, um vor allem dem inhabergeführten Einzelhandel lifestyliges Werbematerial an die Hand zu geben: das Lookbook als Pdf, den Printkatalog und Aufsteller für den Point of Sale, mit stimmungsvollen Bildern des New Yorker Meatpacking Districts, die das Markenimage prägen. Mit Preisen zwischen 59, 90 bis 199 Euro VK und einer Kalkulation von 2,75 bildet Better Rich die Anfangspreislage im Premiumsegment, so zum Beispiel bei Handelspartnern wie Breuninger, Daniels oder Strolz. „Wir wollen im besten Sinne des Wortes kommerziell sein“, so Strupat, der trotz moderater Preise auf einen gleichbleibend hochwertigen Materialeinsatz achtet. Strick und Blusen sind seit einigen Saisons neu und erzielen bereits einen beachtlichen Umsatzanteil in der Kollektion, die viermal jährlich erscheint. Rund 25 Prozent der Modelle sind saisonal unabhängig und werden ganzjährig verkauft,
dazu kommt ergänzend ein starkes NOS-Angebot, das bereits 20 Prozent des Umsatzes ausmacht. „Wir setzen uns keinen modischen Zwängen aus und laufen keinen Trends hinterher“, sagt Helmfried Strupat. „Wir machen Lieblingsteile.“ Kundennähe
Better Rich wird in Deutschland von sechs Agenten und im eigenen Düsseldorfer Showroom präsentiert, denn Kundennähe wird groß geschrieben. „Im D-A-CH-Markt sind wir gut aufgestellt, in der Schweiz sind wir durch Patrick Kamm und in Österreich von Room with a view sehr gut vertreten“, sagt Strupat, der zurzeit Vertriebs partner für die Benelux-Länder sucht, um auch dort organisch zu wachsen. Das geht nicht von allein, weiß Strupat, der deshalb auf Partnerschaft setzt. „Wir wünschen uns von unseren Handelspartnern Dialogbereitschaft, dafür bieten wir ihnen ein Produkt, das seine eigene DNA entwickelt hat. Es ist unsere Stärke, dass wir den Fokus auf uns legen und ganz bei uns selbst sind.“ www.better-rich.com
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Ein ganz großer der Sportswear: Alberto Raengo hat schon so manche Marke groß gemacht. Holubar nennt er sein Meisterstück.
Eine klare Markenhandschrift, die riskiert, auch mal konträr zu Trends zu sein, zeichnet Holubar aus. Er hat schon an Holubar geglaubt, als der Markt noch nicht auf die Marke reflektierte: Tomislav Grajzar verantwortet den selektiven Vertrieb der Marke.
Holubar. DRAN GLAUBEN Als alle auf Nylon setzten, kam er mit beschichteter Baumwolle, als alle nach Pelzverbrämungen suchten, kam er mit einem Alpaka-Teddystoff. Für sein Meisterstück Holubar hat der italienische Sportswearvisionär Alberto Raengo auf eine starke, unterscheidbare Markenpersönlichkeit gesetzt und durchgehalten, was sich jetzt bezahlt macht. Text: Martina Müllner-Seybold. Fotos: Holubar
„Wir waren immer beständig“, sagt Alberto Raengo – nicht ohne Stolz. 2010 hat er mit Holubar ein Marken-Dornröschen wachgeküsst, jetzt trägt die Liebe Früchte. „Wir sind mit der Marke Holubar in einer schwierigen Marktsituation gestartet, Italiens Modebranche hatte gerade das härteste Jahr seit dem Zweiten Weltkrieg hinter sich gebracht. Unsere Positionierung, unser Style, unsere Materialien – einfach alles, was die
Marke ausmacht, war damals konträr zu dem, was die Einkäufer suchten.“ Mit einer Mischung aus Heritage-Pieces der ursprünglich amerikanischen Marke und Neuentwicklungen stemmte sich Holubar gegen alle Gefälligkeit. Maskuline, signifikante und rough-authentische Styles, die ihre Wurzeln in der Outdoorbranche in ein urbanes Umfeld transferierten. „Um ehrlich zu sein: Wir haben wirklich gekämpft, aber allen Widrigkeiten zum Trotz habe ich nie aufgehört, an die Marke zu glauben“, sagt Raengo. Mit ihm „gekämpft wie ein einsamer Ritter“ hat von Anfang an Tomislav Grajzar, der den internationalen Vertrieb verantwortet und gemeinsam mit Thomas Köhler die deutsche Vertriebsgesellschaft gegründet hat. Beide Geschäftspartner, die sich seit ihrer Jugend kennen, sind für diesen Kampf in Vorleistung und ins persönliche Risiko gegangen. „Holubar trägt ja die Subline Pioneers of American Outdoor Clothing und genau
so haben wir gehandelt – wir haben Pionierarbeit geleistet.“ Konsistenz
Das zahlt sich jetzt aus: 2017 haben sich allein in Deutschland die Umsätze verdreifacht, Referenzkunden sind beispielsweise Breuninger oder die Masculin-Gruppe. Dazu kommt das wachsende Geschäft im Heimatmarkt Italien sowie positive Wachstumsignale aus Märkten wie Frankreich, den Benelux-Ländern, Korea, China, Russland oder Japan. „Wir spüren, dass der Markt nun für eine andere Jacke bereit ist, dazu kommt, dass wir mit Entscheidungen wie einer komplett pelzfreien Kollektion ab Herbst/ Winter 2018 den Zeitgeist treffen“, sagt Raengo. Neben den Klassikern wie dem Metro- oder Boulder-Parka setzt die Marke auf Wiederentdeckungen aus dem Archiv. „Wir bringen in der nächsten Saison zwei Stoffe zurück, die bei Holubar eine lange Geschichte haben: Loden und Cordura“, erzählt Raengo. Es
ist seine Spezialität, Geschichte neu zu interpretieren. Diesem Prinzip folgt auch das Super-Hoodie, wie Holubar seine Kapuzenlösung nennt, die auf weiches Alpaka-Teddyfutter aus dem Haus Steiff-Schulte setzt. „Mit 649 bis 749 Euro für eine komplett in Europa gemachte und gesourcte Jacke bieten wir ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis“, ist Tomislav Grajzar überzeugt. Jetzt, wo das Interesse groß ist, die Schleusen zu öffnen, ist nicht Holubars Intention: „Wir wollen mit den bestehenden Kunden wachsen und nehmen nur wenige Neukunden auf.“ Dieses Versprechen glaubt man jemandem wie Tomislav Grajzar. Alberto Raengo ergänzt: „Schauen Sie, ich bin 55, das ist wahrscheinlich das letzte Projekt, in dem ich mich verwirkliche. Es ist mein Meisterstück – und damit versteht es sich von selbst, dass ich es wie einen Schatz hüte.“ www.holubar.it
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Maja Eger und Christiane Braun Prettin stehen hinter der lebenslustigen, außergewöhnlichen Marke.
Der Name Yippie Hippie steht für lässige Statement-Pieces zum Wohlfühlen.
Yippie Hippie. OPTIMISMUS IST ANSTECKEND Der Name ist Programm: Die Kollektion Yippie Hippie verkörpert einen durchweg positiven Lifestyle, der eine wachsende Klientel über den deutschsprachigen Markt hinaus begeistert. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Yippie Hippie
Nur wenige Kollektionen schaffen es, sowohl individuell als auch kommerziell zu sein. Der Womenswear plus Accessoires von Yippie Hippie gelingt dieses Kunststück offenbar spielend. „Wir stehen für Individualismus und Spaß an dem, was wir tun“, sagt Maja Eger, die Yippie Hippie gemeinsam mit Christiane Braun Prettin gegründet hat. Das ist spürbar in jedem einzelnen Produkt, vom Schal und Tuch über Strick, Shirt bis hin zur Jacke. Farbstark, handwerklich, phantasievoll
Yippie Hippie ist farbstark, handwerklich geprägt und phantasievoll. Der Style zeugt von der Reiselust von Designerin Christiane Braun Prettin, 118 style in progress
die ihre weltweit gesammelten Inspirationen in sehr tragbare Mode für die verschiedensten Frauentypen umsetzt. Die besondere Fertigung ist ein wesentliches Element von Yippie Hippie. Eger und Braun Prettin ist wichtig, wo ihre Kollektion produziert wird. Die Mützen werden in Bayern handgestrickt, während das meiste in Partnerbetrieben in Europa entsteht – bis hin zu ganz besonderen gepatchten Stücken, die in Indien gefertigt werden: handbestickt, mit Digitalprint, Applikationen und Batikelementen. „Manchmal vereinen sich bis zu 20 Zutaten in einem Teil, und wir sind ziemlich dickköpfig, wenn es darum geht, unsere Ideen zu verwirklichen“, sagt Maja Eger augenzwinkernd. Umso individueller das Ergebnis – das noch dazu umso schwerer kopierbar ist. Was 2012 mit Tüchern begann, die Christiane Braun Prettin für sich selbst fertigte und damit auf Anhieb ihre Freundinnen begeisterte, zeigte schnell sein Potenzial. „Wir sind anfangs von unserem Erfolg gerade-
zu überrollt worden, haben die Aufträge teilweise auf Blankopapier geschrieben und wussten gar nicht, wie wir den Ansturm bewältigen konnten“, erzählt Maja Eger. „In den kommenden Saisons haben wir unser Vertriebsnetz Zug um Zug ausgebaut, aber immer nur eine neue Vertretung pro Saison hinzugenommen. Wir wollen, dass alles reibungslos funktioniert, denn Zuverlässigkeit steht bei uns ganz oben.“ Mittlerweile hat Yippie Hippie 600 Verkaufspunkte und liegt sowohl in Modeboutiquen, Concept- und Interior-Stores als auch in Schuhgeschäften. Vorrangig in Deutschland, Österreich und der Schweiz, zum Beispiel bei Breuninger, Ludwig Beck, Konen, Classico, Conleys, Reischmann und Zumnorde. Darüber hinaus bei Händlern in ganz Europa, in den USA, der Ukraine und dem Libanon, die Yippie Hippie in ihrem Sortiment führen. Daraus sollen sukzessive mehr werden. „Die Premium ist die wichtigste Messe für uns, um unsere Kollektion zu zeigen“, so Eger. Nun sind
im vergangenen Jahr die White in Mailand und die Ciff in Kopenhagen hinzugekommen, um die Basis für internationales Wachstum zu ermöglichen. Die Konstante ist die Überraschung
Auch die Kollektion ist mit der Zeit gewachsen, beispielsweise mit Tuniken und Kleidern zwischen bezahlbaren 65 und 89 Euro im EK, Strick zwischen 65 und 99 Euro und Taschen zu 39 und 49 Euro, die mit 2,8 kalkuliert werden. Christiane Braun Prettin hat viele Ideen, mit denen sie überraschen und überzeugen will, und so sind diese Saison Blusen und Jacken neu hinzugekommen, mit Neuheiten, die es so im Markt noch nicht gibt. „Wir wollen uns abheben und ein Statement setzen“, sagt Maja Eger. „Gleichzeitig soll unsere Mode dem Einkäufer wie auch seinem Kunden im Laden gefallen. Unsere Abverkäufe zeigen uns, dass wir diesen Spagat prima hinbekommen.“ www.yippiehippie.de
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Mit eleganten, cleanen Schnitten und aufwändig gearbeiteten Detaillösungen tritt Lunaria Cashmere auf.
Feinste Garne treffen auf ausgetüftelte Finishing-Methoden.
Lunaria Cashmere. DAS SELBSTVERSTÄNDNIS Nino Virgili hat mehr als 30 verschiedene Finishes entwickelt, mit denen er Cashmere wäscht, walkt und veredelt. Die Faser bearbeitet er innovativ – und mit ganzer Hand. Dieses tiefe Know-how, das richtige Gespür für die edlen Fasern und die Handwerkskunst mit ihrer italienischen Selbstverständlichkeit machen aus Lunaria Cashmere echte Luxusmanufaktur. Text: Isabel Faiss. Fotos: Lunaria Cashmere
„Wir waren seit elf Jahren auf der Suche nach einem Trüffel“, sagt René Nebauer und sein Strahlen verrät, wie die Geschichte weitergeht. 2006 hatten er und Thomas Rieffel von der Madison Clothing Company bereits die Hackett Deutschland GmbH gegründet und die Marke im deutschsprachigen Raum aufgebaut. Immer schon stand fest, dass das Team diesen Schritt noch mit anderen Marken tun könnte, doch an dem richtigen Partner fehlte es. Im Sommer 2016 tauchte schließlich Lunaria Cashmere auf und es folgte ein erstes Treffen mit Inhaber Nino Virgili. „Als er uns seine Produktionsstätten in
Perugia zeigte, waren wir hin und weg“, erklärt René Nebauer. Ihn überzeugte die räumliche und inhaltliche Verknüpfung von Entwicklung und Produktion, die Präzision und das angereicherte Know-how, das hier auf engstem Raum konzentriert ist – die feinen Cashmere-Stoffe werden direkt gegenüber bei Ninos bestem Freund gewaschen und veredelt. Damit behält er immer die Kontrolle über die Finishes, denn es ist oft nur eine Frage von Sekunden, ob ein perfekter Flor entsteht oder das Gewebe beim Waschen verfilzt. Und das Risiko hat es in sich, denn die kostbaren Garne stammen ausschließlich vom schottischen Garnspezialisten Todd & Duncan. Alles vom Feinsten
Seit Nino Virgili Lunaria Cash mere im Jahr 2000 gründete, legte er Wert darauf, alles selbst in der Hand zu halten. Daher verzichtete der erfahrene Produktmanager, der zuvor über 25 Jahre für internationale Cashmere-Luxuslabels tätig war, bewusst auf den Großhandel und belieferte ausschließlich seine fünf eigenen Stores in Italien. Für René Nebauer und seine Frau Manuela Windisch-Nebauer die ideale Basis
für einen selektiv ausgerichteten Vertrieb in Europa. Lunaria produziert zwei Hauptkollektionen pro Jahr, die mit je zehn Updates stetig aufgefrischt und vervollständigt werden. Neben der Damenkollektion gibt es auch eine Home Story und eine kleine Herrenselektion. Durch die Produktion vor Ort kann Lunaria innerhalb von nur vier Wochen liefern, was kurzfristige Kleinserien zu aktuellen Farb themen ebenso möglich macht wie ein spezielles Customizing für Kunden. „Nino hat seine Marke perfekt aufgebaut und wir wollen sie ebenso perfekt in Europa international langfristig tragfähig in ihrer anspruchsvollen Nische machen: der Luxusmanufaktur für handgearbeiteten Cashmere.“ Die Mäntel sind das Highlight
April 2017 eröffnete der erste Store auf Sylt als Franchisemodell – sozusagen eine Blaupause für den deutschen Markt – in direkter Nachbarschaft und mit Unterstützung von Manuel Rivera, der auch gleich der erste Kunde mit der Different Fashion Group wurde. „Nino lieferte auf den Tag genau. Er ist extrem offen in der Gestaltung der Kollektion und bietet unseren Kunden damit maximale Flexi-
bilität, und das auf diesem Produktniveau! Der Abverkauf der ersten Kollektion lag nach drei Monaten schon bei 70 Prozent.“ Dreh- und Angelpunkt der Kollektion ist der Cashmere-Mantel. Als gewalkter Doubleface, als wadenlanger Outdoormantel oder als Bouclé – Nino Virgilis Innovationsgeist kennt keine Grenzen. Mit Hauptpreislagen um 1.200 bis 1.700 Euro für einen Cashmere-Walkmantel richtet sich der Vertrieb im ersten Schritt an die 20 Topkunden in Deutschland. Als langfristiges Ziel sieht das Team neben einer Platzierung im Premiumfachhandel auch eigene Stores, um das Flair der Marke zu transportieren. „Lunaria ist ein Produkt für Wiederholungstäter“, bringt es René Nebauer auf den Punkt und macht damit auch klar, dass er und sein Team die Zusammenarbeit als langfristige Partnerschaft sehen. www.lunariacashmere.it
Der erste Store auf Sylt eröffnete bereits im April 2017.
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Steiner 1888 interpretiert das Thema Loden urban und sportiv, ohne seine Herkunft zu verleugnen.
Johannes Steiner (links) und Herbert Steiner führen Steiner 1888 in die Zukunft.
Steiner 1888. QUALITÄT ALS PERSÖNLICHES ANLIEGEN Loden ist die Kernkompetenz des Traditionsunternehmens Steiner 1888. Jetzt will sich die Lodenmanufaktur aus der Steiermark mit einer Whole salekollektion, die über das Trachtenimage des Materials hinausgeht, ihren Namen machen. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Steiner 1888
Die Voraussetzungen für einen Erfolg könnten kaum besser sein. Schließlich verfügt das Familienunternehmen Steiner 1888 über ein langjährig gewachsenes Know-how seit der Gründung 1888. Traditionsbewusstsein, Manufakturdenken und der Fokus auf Qualität sind auch Herbert Steiner und Johannes Steiner in Fleisch und Blut übergegangen, die die Firma seit 1998 und damit in vierter Generation führen. So ist Steiner 1888 Qualitätsgarant nicht nur für Bezugsstoffe und Decken, sondern auch als Lieferant von Marken wie Habsburg, Gössl und Luis Trenker ebenso wie 118 style in progress
Yves Saint Laurent und Dior. „Nun wollen wir mit unserer eigenen Bekleidungskollektion zeigen, wie man Loden zeitgemäß interpretieren kann und dabei dem Material die Wertschätzung zukommen lassen, die es verdient“, sagt Johannes Steiner. So ist die Bekleidung auch wie ein Best of Loden gedacht, das mit dem veralteten Bild des kratzig-graugrünen Lodenjankers nichts mehr gemein hat. Innovation und Tradition
Die 120-teilige Kollektion für Männer und Frauen gibt sich urban mit sportiver Lässigkeit und zeigt in Details Reminiszenzen an die Trachtenmode. Die wesentliche Innovation aber liegt im Material. „Es ist unser Anspruch, die Materialien weiterzuentwickeln. Wir haben großen Spaß daran, ihr Poten zial und die Vielseitigkeit zu zeigen“, sagt Steiner. Zum Beispiel mit Doubleface-Qualitäten, mit klassischen und neuartigen Wollstrukturen. Mit weichen Streichgarnen, die Loden angenehm tragbar machen, oder
mit dem eigens entwickelten Lodenstretch, der besonderen Komfort für ungefütterte leichte Indoorjacken, Gilets, Hosen und Röcke bietet. Strick, Parkas sowie Wolljacken und -mäntel vervollständigen die Kollektion, letztere zu VK-Preisen zwischen 399 und 469 Euro. „Wir wollen bei den Eckpreislagen Flagge zeigen, um auch eine gewisse Kommerzialität unserer Premiumkollektion zu gewährleisten“, so Steiner, der im Unternehmen mit 65 Mitarbeitern die Kollektionsentwicklung wie auch das Marketing verantwortet, während sein Cousin Herbert Steiner für Einkauf und Produktion zuständig ist. Konfektion und Strick werden in Partnerbetrieben in Slowenien, Kroatien und Rumänien produziert, während Loden weiterhin vollstufig in Österreich gefertigt wird: vom Spinnen der Wolle über das Weben, Walken bis hin zur Veredlung. „Bei uns kann jeder Konsument kommen und schauen, wie Loden gemacht wird“, sagt Johannes Steiner. „Wir sind stolz auf unsere Kom-
petenz und werden sie nicht aus der Hand geben.“ Bereit für den nächsten Schritt
Die Bekleidungskollektion Steiner 1888 geht nun in die vierte Saison. Was zuerst in den drei eigenen Geschäften in Schladming, Mandling und Obertauern präsentiert wurde, hat im Vertrieb über die Salzburger Agentur Stolz bereits 56 Handelskunden im D-A-CH-Markt überzeugt, darunter namhafte Adressen wie Lodenfrey in München, Grasegger in Garmisch-Partenkirchen und Seidl in Graz. „Wir haben viel gelernt und sind bereit für den nächsten Schritt“, sagt Johannes Steiner, der die Kollektion jetzt erstmalig auf der Supreme in Düsseldorf und München zeigt und darüber hinaus auf der Salzburger Messe Tracht & Country präsentiert. „Es liegt an uns, unsere Kernkompetenz mit unserem Design nach außen zu tragen. Ob wir damit den Nagel auf den Kopf treffen, wird uns der Markt zeigen.“ www.steiner1888.com
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Sun68 verbindet klassisches und modernes Design mit italienischem Stilempfinden.
Sun68. DAS TEAMPROJEKT Die Strahlkraft der Sonne, die Aufbruchsstimmung Kaliforniens im Jahr 1968. Das ist der Spirit der Marke Sun68, die mit ihrem relaxten Style den internationalen Markt erobert. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Sun68
Am Anfang steht eine Vision – und der Anspruch der Marke Sun68, klassisches italienisches Design mit Modernität zu verbinden. Immer die Bedürfnisse der Kunden im Blick und immer mit dem Ziel, das perfekte Produkt in hochwertiger Qualität und mit bester Passform zu kreieren. Erfolgsgeschichte
Die Story von Sun68 ist eine dynamische Erfolgsgeschichte. Sie begann im Jahr 2005 in Noventa di Piave in der Nähe Venedigs, als Enrico Spinazzè ein Polohemd in einem dezenten Vintage-Look kreierte. Es traf den Nerv der Zeit und so wurde aus dem Polohemd mit dem
Delta-Dreieck und dem X auf der Brusttasche nach und nach mehr. Für Markengründer Enrico Spinazzè ist Sun68 ganz bewusst keine One-Man-Show, sondern viel mehr ein echtes Teamprojekt, in das sich jedes Teammitglied mit seinem Know-how und seinen Ideen einbringt. So wurde die Kollektion über die Saisons hinweg Sparte um Sparte erweitert, immer in der Geschwindigkeit, die ein organisches und gesundes Wachstum braucht. Heute, 13 Jahre nach der Gründung, ist Sun68 eine Total-Look-Kollektion inklusive Accessoires geworden, für Damen, Herren und Kinder. Der Lifestyle von Sun68 spricht die Konsumenten weltweit an, und so gibt es heute neben 22 Sun68 Stores in Italien über 1.400 Doors in Ländern wie Deutschland, Belgien, Spanien, den Niederlanden und Japan. Das mag daran liegen, dass Qualität und Preis eine ausgewogene Balance halten. So
kosten die Polos 69 bis 79 Euro im VK, um nur ein Beispiel zu nennen. Aber der Erfolg liegt wohl vor allem darin begründet, dass das Team von Sun68 nie den Markenkern aus den Augen verloren hat. Das Iconic Piece der Kollektion bildet auch in der Herbst-/Winter-Saison 2018/19 das Vintage-Poloshirt, das in neuen Farben und mit neuen Details reinterpretiert wird. Darüber hinaus ist die gesamte Kollektion Athleisure inspiriert und reflektiert die Heritage von Sun68. So präsentiert die Menswear zum Beispiel Sweatshirts und Cotton Fleece Hoodies mit Patches und Grafiken im Retrostil. Kombiniert zu Chinos und formalen Jackets oder Coats wird der Look zum Statement für das vielgerühmte italienische Verständnis von Style, der Sun68 von Anfang an ausmacht. Das gilt ebenso für die Womenswear, die neben sportiven Basics romantische Elemente einfließen lässt und so den Markenspirit feminin übersetzt.
„Run faster than you can“
Der neueste Coup des Unternehmens ist die 2015 gelaunchte Sneakerkollektion. „Run faster than you can“, ist der Slogan der Sneakers, die mit puristischen Designs in trendigen Farben und VK-Preisen um 99 Euro bereits 500 Verkaufspunkte in Deutschland und im Heimatmarkt Italien erreicht hat und künftig den Schuheinzelhandel ins Visier nimmt. Aber der Slogan der Schuhe bedeutet für die Macher von Sun68 nicht, sich selbst zu überholen. Viel mehr lautet die erklärte Philo sophie der Marke, jeden Tag neu zu überdenken. Nicht umsonst zeigt das Logo von Sun68 Symbole aus der Mathematik: das Dreieck, das frei übersetzt für den Wandel steht, und das X für die unbekannte Variable. Für Sun68 lässt sich das so interpretieren: Es gibt unendliche Möglichkeiten und viel Raum für die Entfaltung.
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Mit den Polos nahm alles seinen Anfang – bis heute sind sie Key-Item der Marke BOB, doch andere Produktgruppen ergänzen das Angebot stimmig.
Tommaso Bellini, Alessio Bonaiuti und Enrico Giarrè gründeten BOB 2006.
BOB. DIE BAUMEISTER Vom Produkt zur Marke – Tommaso Bellini, Alessio Bonaiuti und Enrico Giarrè haben das 2006 gegründete Label BOB Schritt für Schritt aufgebaut. Die Besonderheiten in der Kollektion machen die Marke absatzstark, der Handel freut sich über eine wiedererkennbare Designhandschrift, die beim Endunden ankommt. Im Gespräch mit style in progress spricht Tommaso Bellini über seine Pläne mit der Marke. Text: Martina Müllner-Seybold. Fotos: BOB
Ganz am Anfang der Geschichte von BOB standen einzigartige Polos, teilweise von Hand bemalt. Mittlerweile ist aus dem Monoprodukt ein ganzer Look geworden. Immer noch konzentriert im Angebot, aber deutlich variantenreicher. Und die Vögel zwitschern von den Dächern,
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dass es bald auch ein Angebot für Damen gibt.
Was ist BOBs Unterscheidungsmerkmal?
Die Damen müssen sich leider noch ein bisschen gedulden, denn wir wollen ein hundert Prozent stimmiges Angebot machen. Wir sind 2006 als Monoprodukt-Label gestartet, wir präsentierten 13 stückgefärbte Stone-Washed-Polos, die von Hand mit Blumen und florealen Mustern bemalt wurden. Unsere Intention war, etwas ganz Neues für den Premiummarkt zu machen. Wir wenden uns an einen Kunden, der informiert ist und etwas Neues, Stimulierenderes als das klassische Polo sucht. Einige Jahre lang haben wir diesen Kurs des Monoprodukt-Labels erfolgreich verfolgt, die handbemalten Modelle sind bis heute Teil unserer Kollektion, aber heute etwas reduzierter. Wir haben unsere stilistische Breite ausgeweitet, stets mit anderen Handarbeitstechniken wie zum Beispiel Stickereien.
Die Teile von BOB sind charakterisiert von ihren kleinen, aber sehr wichtigen Details: Die Handstickereien, farbenfrohe Kontraste, viel Liebe für jedes noch so kleine Detail. Zum Beispiel verschiedenfarbige und -artige Knöpfe. Wie breit ist die Kollektionsrange heute?
Im Winter beinhaltet die BOB-Kollektion Sakkos, Jacken und Strick, im Sommer ergänzen wir die Sakkos um Polos, Hemden und T-Shirts. Nicht nur die Kollektion ist gewachsen, sondern auch das Unternehmen. Wie hoch ist der Exportanteil der Marke?
Aktuell erwirtschaften wir die Hälfte unseres Umsatzes in Exportmärkten. Die wich tigsten davon sind Deutschland, die Niederlande, Belgien, Spanien, Frankreich, Südkorea und Japan.
Erstaunlich ist, dass BOB in einem schwierigen Marktmoment Wachstum verzeichnen kann. Woran liegt das?
Ich glaube, dass BOB ein Bedürfnis befriedigt: Eine bestimmte Nische von Premiumhändlern sucht einfach nach schönen Dingen, die sich vom Einheitsbrei, den der Markt sonst bietet, abheben – und trotzdem wollen diese Läden keine Verrücktheiten, sondern ein stimmiges Produkt zu einem nachvollziehbaren Preis-Leistungs-Verhältnis. Denn mit solchen Produkten können sie beim Endverbraucher sehr unmittelbar punkten. Und dieser ist unserer Marke immer treuer, das merken wir auch auf unseren Kanälen wie der Website, Instagram oder Facebook, auf denen wir direkt mit dem Endkonsumenten kommunizieren. www.bobcompany.it
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Jede Menge Technologie in jedem Stück: Ob Plumtech-Füllung, regenabweisende Oberfläche oder Multiway-Stretch – Save The Duck hat Zukunftsgeist.
Aus Überzeugung Ökounternehmer: Nicolas Bargi formte aus einem über hundertjährigen Familienunternehmen eine Marke an der Speerspitze der Animal-Free-Bewegung.
Save The Duck. DIE BESSERE ALTERNATIVE Tierfreundlich, vegan und im ständigen Bemühen, in jedem Einzelschritt ein nachhaltiges Unternehmen zu sein: Save The Duck kann für sich beanspruchen, die Daunenjacke neu erfunden zu haben – komplett ohne Daune und modisch progressiv. Text: Martina Müllner-Seybold. Fotos: Save The Duck
Hier ist Innovation Programm: Der Firmensitz von Save-The-Duck-Mutter Forest 1914 ist nicht zufällig in Mailands Up-and-Coming-Viertel. Das Gebäude teilt man sich mit dem Start-up-Hub „Tag“, die Fondazione Prada ist gleich nebenan. Inhaber Nicolas Bargi hat das Familienunternehmen, das er in dritter Generation führt, 2012 mit einem Schlag in die Zukunft geführt – mit der Lancierung von Save The Duck. „Wir schreiben hier Geschichte“, sagt der passionierte Unternehmer aus tiefer Überzeugung, weil alles an Save
The Duck neu und innovativ ist. Mit der eigenentwickelten Plumtech-Technologie kann die Marke eine bessere, wärmere, atmungsaktivere, hygienischere und vor allem tierfreundlichere Alternative zur Daunenfüllung anbieten. „Wir sind das erste Unternehmen, dass sich hundert Prozent Animal-Free auf die Fahne geschrieben hat. Diesen Ansatz wissen wir positiv umzusetzen, wir sind ironisch, was schon unsere pfeifende Ente im Logo ausdrückt. Sie geht. Das symbolisiert, dass sie einen Fuß in der Vergangenheit und einen im Hier und Jetzt hat, und ihr Blick ist in die Zukunft gerichtet.“ Millenials and more
Seit 2012 ist die Marke von drei auf 33 Millionen Euro Umsatz gewachsen, will sich mit der Herbst-/Winter-Order 2018 noch einmal steigern. Der schnelle Erfolg liegt am stimmigen Produkt und seinem optimalen Preis-Leistungs-Verhältnis. Oft markieren die Jacken
in den Premiumsortimenten der Händler die Einstiegspreislage. Von Design und Innovationsgrad sind Endkunden schnell überzeugt – dazu muss man noch nicht einmal die spannende und konsistente Philosophie der Marke kennen. „Jetzt sagen wir selbstbewusst: Wir wollen unsere Story und unsere Mission laut in die Welt hinaustragen“, sagt Daniela Holnsteiner, die das Exportgeschäft verantwortet. Glaubwürdigkeit und Transparenz hat Save The Duck zur Genüge: Das Unternehmen ist mehrfach ausgezeichnet und zertifiziert und hat kritische NGOs wie etwa den WWF überzeugt. „Meine Frage an den WWF zum Start der Zertifizierung war: Wann ist man als durch und durch nachhaltige Marke am Ziel?“, erzählt Nicolas Bargi. Die Antwort ist ein Auftrag, den Bargi ernst nimmt: „Man kann immer noch etwas tun, es hört nie auf.“ Diese Erkenntnis lässt sich analog auf die Kollektion und ihren Innovationsgrad umlegen,
wo Save The Duck vom OneHit-Wonder zur abwechslungsreichen Gesamtkollektion gereift ist. Ob die technisch ausgefeilten Teile der Protech-Linie, EcoFur, die Green Parkas oder die Recycle-Modelle, für die sogar das Plumtech aus gebrauchten PET-Flaschen gesourct wird. Dazu gibt es on top limitierte Capsule-Kollektionen, 2017 mit Christopher Raeburn, 2018 mit Christopher Bevans von Dyne. Geschichte schreiben eben. Gemeinsam mit starken Partnern, versteht sich, denn ob Agenturen oder Kunden, das Bekenntnis zu den Besten ist gesetzt. Mit wachsender Bewusstheit der Kern-USPs Tierfreundlichkeit und Nachhaltigkeit trifft Save The Duck ins Herz seiner Zielgruppe. „Wir wissen, dass 65 Prozent unserer Kunden sich der Marke verbunden fühlen, weil sie unser Mindset schätzen und teilen.“ Der Rest hat das Entchen ins Herz geschlossen, weil es modisch ist. Auch eine Geschichte – aber längst nicht die einzige. style in progress 118
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The Nim Standards USPs: hohe Qualität, außergewöhnliche Waschungen und ein nachvollziehbares Preis-Leistungs-Verhältnis.
Claudio Parolini konzentriert sich mit The Nim Standard auf das Wesentliche.
The Nim Standard. KEEP IT SIMPLE Jeansmarken gibt es immer mehr, Relevante dafür immer weniger. The Nim Standard ist die neue Premiumdenimmarke des ehemaligen Europalizenznehmers von Gilded Age Claudio Parolini. Seine Männerjeans made in Italy haben das Zeug zur Erfolgsgeschichte. Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: The Nim Standard
Claudio Parolini hat wohl indigoblaues Blut: Schon sein Vater hat Ende der 1980er-Jahre Jeans produziert, seit Anfang der 1990er-Jahre ist er selbst im blauen Business. Zuletzt hat Claudio Parolini PRPS Goods & Co und Denham the Jeanmaker in Italien betreut und davor die Produktion in Italien von Gilded Age und die dazugehörige Europalizenz. All diese Erfahrung mündete 2014 in seine eigene Marke. „Ich liebe es, mit Denim zu experimentieren. Für The Nim Standard arbeiten wir ausschließlich mit den besten italienischen Betrieben zusammen. Und für unsere Lab-Serie, die in kleinen Stückzahlen für ausgewählte Einzelhändler 118 style in progress
entsteht, kaufen wir Selvedge Denim aus japanischen Manufakturen dazu“, erklärt Claudio Parolini. Die Kollektion beinhaltet vorwiegend authentisch gewaschene Hosen im Wornin-Look aus vergleichsweise leichten Stoffen. Einfach, aber in jedem Detail stimmig, dazu zeitgemäße Looks in tragbaren Schnitten „Die Leute haben keine Lust, eine Hose erst jahrelang einzutragen. Wir konzentrieren uns darauf, ein Produkt zu schaffen, das sich gut anfühlt und von Anfang an gut passt“, erklärt Claudio Parolini. „Unsere Kollektion ist klar und übersichtlich und beinhaltet genau, was der Markt momentan braucht. Nicht mehr und nicht weniger.“ Den Stoff für seine Jeans bezieht Parolini von der Weberei Candiani, 98 Prozent Baumwolle, zwei Prozent Elasthan. Gefärbt, gewaschen, veredelt und genäht werden die Hosen vollständig in Italien. Dafür hat Parolini einige kleine Betriebe ausgewählt und einzelne Produktionsschritte gemeinsam mit ihnen verfeinert. Die Wasch- und Destroyed-Effekte werden zum größten Teil von Hand gemacht. Mit Verkaufs-
preisen zwischen 150 und 230 Euro bei einer 2,7er-Kalkulation liegt The Nim Standard klar im Premiumbereich. Einfaches Erfolgsrezept
Für den Vertrieb von The Nim Standard in der Schweiz ist die Agentur Eins Zwei Zwei Eins von Severin Steiner in Zürich verantwortlich. Deutschland und Österreich werden von Komet und Helden in München betreut. Händler, die Hosen von The Nim Standard bereits im Sortiment haben, sind u. a. District 1 in Wien, Helmut Eder in Kitzbühel, Abseits in Stuttgart, Daniels in Köln, Jades in Düsseldorf, 14oz. in Berlin, Mientus in Hamburg, Brauneis in Frankfurt und Stereo in München. Das Erfolgsmodell ist eine schmal geschnittene Tapered Jeans mit Knopfleiste und trägt den Namen Dylan. Das zweite Modell heißt Iggy, eine locker sitzende Tapered Jeans in Anlehnung an einen Karottenschnitt, während das dritte Modell, ein klassischer Regular Fit für erwachsene Männer, Morrison benannt wurde. Insgesamt umfasst die Kollektion 50 Teile, darunter
Chinos, Flanell- und Denim shirts sowie einige Jeansjacken. „Inspiriert ist die Kollektion von meiner zweiten Heimat, den USA. Dort habe ich lange gelebt und gearbeitet. Ich liebe das Land und die Menschen und ich liebe es, dort zu sein und über die Flohmärkte oder durch Läden zu gehen oder mit der U-Bahn zu fahren – das inspiriert mich ungemein. Natürlich haben wir die Schnitte auf die europäischen Anforderungen ausgerichtet – körperbetonte Silhouetten und leichte Stoffe mit gutem, weichem Griff.“ Eine Website von The Nim Standard sucht man im Internet vergebens. „Wir haben vorerst nur eine Facebookseite und einen Instagram-Account. Am liebsten sehe ich meine Hosen im Laden von unseren Kunden statt auf meiner Website. Jeder sollte das machen, was er am besten kann. Wir arbeiten mit einigen Bloggern und Influencern zusammen, die haben viel mehr Reichweite als unsere Website jemals haben könnte. Denn wir wissen, wie man Hosen macht, die auf jedem Bild gut aussehen“, erklärt Claudio Parolini. Keep it simple and smart!
SO LÄUFT’S 165
Schnelle Kollektionsupdates statt Vororder: American Vintage setzt auf sein Ready-to-wear-Konzept.
Martina Schmiedl ist American Vintages Whole sale-Managerin für die D-A-CH-Region.
American Vintage. WAS WILL DER ENDVERBRAUCHER? Für Martina Schmidl, Director Wholesale bei American Vintage für Deutschland und Österreich, ist Ready to wear das beste Angebot für den Konsumenten im Omni-Channel-Zeitalter. Text: Stephan Huber. Fotos: American Vintage
Das Konzept Ready to wear ist eigentlich nicht neu, wird aktuell aber wieder intensiv besprochen, weil der Handel in der aktuellen Wettbewerbssituation andere Rhythmen, kürzere Vorlaufzeiten etc. braucht, teilweise sogar fordert. Gleichzeitig machen Anbieter regelmäßig die Erfahrung, dass der Einkauf mit dem Thema sehr zögerlich umgeht, wenn es dann konkret wird. Warum?
In unseren Märkten dominiert immer noch das klassische Saisondenken. Obwohl sich die Verkaufsrhythmen im Handel selbst gar nicht mehr an diese Saisons halten und damit weitgehend an den Bedürfnissen
der Konsumenten vorbeigehen. Wir hatten beispielsweise im August und September letzten Jahres einen tollen Erfolg mit Strick für die Übergangszeit. 80 Prozent Abverkauf nach vier Wochen! Aber die meisten Kunde konnten nicht nachziehen, weil bei ihnen mit November der Sommer beginnt und dann wiederum am 1. Juni der Winter. Ready to wear funktioniert also auf der Fläche, aber es gibt eine Hemmschwelle im Denken oder in den Strukturen. Hier müssen wir umdenken, um flexibler reagieren zu können. Wie definiert American Vintage Ready to wear?
Die alles entscheidende Frage ist doch: Was braucht und will der Endverbraucher. Und die Antwort ist eigentlich sehr einfach. Das richtige Produkt zum richtigen Zeitpunkt zum richtigen Preis, und einen Look, der aufeinander aufbauend und abgestimmt das ganze Jahr funktioniert. Es geht also letztlich um die Überwindung von Rhythmen, die mit dem echten Leben der Konsumen-
ten und damit auch mit ihrem Einkaufsverhalten nichts mehr zu tun haben. Welche Vorteile hat das für den Handel?
Perfekte Sortimentsgestaltung, flexibel ausgerichtet an den Wants and Needs des Kunden! Keine festgelegten Budgets, deutlich verbesserte LUG. Ganz wichtig ist auch die Möglichkeit, die Looks und Warenbilder öfter und präziser zu ändern. Und letztlich ist das auch der Weg, der Rotpreisspirale zu entkommen, die ja vor allem eine Folge falscher Rhythmen ist. Gibt es eventuell noch zu wenige Anbieter, die dieses Thema kompetent spielen? Anders gefragt: Hat der Handel in einer auf Vororder fokussierten Saison das Thema überhaupt auf dem Schirm?
Das ist vielleicht ein Mitgrund. Und es liegt an uns, unser Angebot und die damit verbundenen Vorteile und Chancen so zu kommunizieren, dass wir damit künftig noch besser durchdringen. Der Handel muss verste-
hen, dass er offenere Budgets braucht, weil er so schneller genauer reagieren kann. Die viel besprochene Flexibilität muss in allen Bereichen Realität werden. Würde es helfen, wenn sich die Messen diesem Thema in einem darauf zugeschnittenen eigenen Konzept widmen?
Da wäre ich sehr dafür! Denn das ist ja auch für die Messen ein Zukunftsthema: Dem Handel das zu bieten, was er braucht.
Mit welcher Erwartung gehen Sie in diese kommende Saison?
Wie immer mit großem Optimismus und dem festen Willen, noch besser zu werden. Die D-A-CH-Region ist mittlerweile der stärkste Wholesale-Markt für American Vintage. Das ist eine großartige Motivation. Mein festes Ziel ist, unser Angebot Ready to wear weiter professionell und gezielt aufzubauen. Wir wollen gesund wachsen, keinen Druck machen und partnerschaftlich arbeiten. Darauf freue ich mich schon. style in progress 118
FINDEN WIR GUT
L. A. meets Seoul
E8HT DREAMS. Das Label aus dem Denimmekka Los Angeles steht laut eigener Aussage für Liebe, Freundschaft, Harmonie und Frieden. Neben diesen idealistischen Zielen punktet E8ht Dreams mit nahezu perfekten Passformen der Jeans. Besonders viele Fittings sorgen für einen guten Sitz. Eine hohe Taille und die verkürzte Länge in verschiedenen Weiten kennzeichnen den typischen Look. Hochwertiger Denim von Candiani aus Italien sorgt für angenehmes Tragegefühl und erzeugt besonders schöne Waschungen in allen Schattierungen. Der Schwerpunkt liegt auf den Jeans, daneben gibt es aber auch ausgefallene Oberteile wie Jacken und Mäntel z. B. aus Fake Fur. Designerin Stephanie Y. Park stammt ursprünglich aus Seoul, sie prägt mit spannendem Materialmix den femininen und auffälligen Look. Liefertermin für die aktuelle Kollektion ist im März/April 2018, die Preislagen sind zwischen 189 und 269 Euro VK bei einer Kalkulation von 2,7 angesiedelt. Kunden wie Harvey Nichols, Merci New York, der Pariser Store Le 66 oder Lodenfrey haben schon angebissen. Prominente Unterstützung bekommt das Label durch die Fashionexpertin Eva Chen und Schauspielerin Jamie Chung. D, A: Rolf Griesinger Internationale Mode GmbH, München/Deutschland, T 0049.89.332244, office@griesinger-mode.de, www.griesinger-mode.de 118 style in progress
Herzensangelegenheit
FABIENNE CHAPOT. Amsterdam ist die Heimat von Fabienne Chapot, Gründerin und Geschäftsführerin des gleichnamigen Lifestylelabels, kurz FAB genannt. Nach der Karriere in der Werbebranche setzte sie sich 2006 ins Flugzeug, um auf Bali die erste farbenfrohe „Herzens“-Tasche zu entwerfen. Produkte mit Herz sind denn auch ihr Markenzeichen. Schritt für Schritt kommen neue hinzu: Ihre beste Freundin Ellen Rijntjes kümmert sich 2011 um die Markteinführung der Schuhlinie. 2016 ist die Zeit reif für Bekleidung: Chapot ernennt Sophie van Bentum zur Kreativdirektorin, die fortan für alle Designs und die Markenidentität verantwortlich ist. Heute ist Fabienne Chapot eine internationale Lifestylemarke eines überwiegend weiblichen Teams, das mit Bekleidung, Schuhen, Taschen, Accessoires und Schmuck punktet. Die Preislagen starten z. B. für Taschen bei ca. 130 und reichen bis 380 Euro im VK. Verspielte Elemente gehören ebenso zur Markenidentität wie starke Farben. Neben dem eigenen Flagshipstore in Amsterdam werden die Kreationen an mehr als 500 Stores in Europa vertrieben. In Deutschland wird die Marke über Conleys, L+T Lengermann + Trieschmann, Mohrmann oder Breuninger verkauft. D: Modeagentur Mindner, München/ Deutschland, T 0049.89.35062051, buero@modeagentur-mindner.com, www.modeagentur-mindner.com
Farbgefühl
UNFLEUR. Unfleur heißt die Leder-Outdoorlinie aus dem italienischen Mantua, die die Vertriebsagentur Moormann & Co seit letztem Winter für den deutschsprachigen Markt unter Vertrag hat. „Eine Stärke von Unfleur sind Lammfelljacken und Mäntel in den schönsten Farben, die noch dazu besonders leicht sind“, sagt Klara Moormann. „Außerdem begeistert uns das besondere Farbgefühl dieser DOB-Kollektion.“ Es gibt zum Beispiel bedruckte Lederjacken und zweifarbige Blousons, mal couturig geschnitten, mal lässig im Ethnostyle mit Blumen bestickt. Die Seidenfütterung und liebevoll gestaltete Hangtags sind weitere Details der Linie, die ebenfalls im Norden Italiens gefertigt wird. Sommerblousons und Jacken kosten im EK zwischen 220 und 360 Euro, bei einem Markup von 2,8. Die Preise für die Winterkollektion liegen zwischen 320 und 760 Euro. D, A, CH: Moormann & Co, Düsseldorf/ Deutschland, T 0049.177.8016417, k.moormann@moormann-co.com, www.unfleur.com
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Heimatverbunden
ASCIARI. Weiß steht für den typischen Bimsstein Siziliens, Rot für die Vulkanlava des Ätna und Anthrazit für die Erde. Das sind die typischen Farben der Womenswear von Asciari, die bewusst auf die Heimat Sizilien Bezug nehmen. Der Stil der Kollektion ist pur und edel, locker und lässig, ohne je ihre Femininität einzubüßen. Dazu passen die bevorzugten Naturmaterialien Baumwolle, Seide und Leinen, aus denen zum Beispiel Hängekleidchen und Trägerkleider, Röcke und Tops sowie Jacken und weit geschnittene Mäntel gemacht werden, ergänzt von Strickteilen. Ein Preisbeispiel: Kleider kosten je nach Materialeinsatz zwischen 150 und 180 Euro im EK bei einer Kalkulation von 2,7. Die Kollektion Asciari wurde 2016 ins Leben gerufen. Dahinter steht das gleichnamige Familienunternehmen aus Milazzo auf Sizilien, geleitet von Pedro Mazzettini, dessen Schwester Federica das Design verantwortet. „Profis erkennen die Schönheit und Qualität von Asciari sofort“, erklärt Udo Toepfer, der mit seiner Agentur für den Vertrieb in Deutschland, Österreich und der Schweiz zuständig ist. „Wir werden die Kollektion Schritt für Schritt aufbauen und ihr die Zeit geben, die sie braucht.“ D, A, CH: Agentur Toepfer GmbH & Co. KG, Düsseldorf/Deutschland, T 0049.211.1306360, office@agentur-toepfer.de, www.asciarimilano.com
Innovatives Wanddesign
RAUMKLEID. Tapeten spalten die Gemüter: Die einen assoziieren mit ihnen das Blümchenmuster aus Omas Wohnzimmer oder endloses Herunterpulen, die anderen erkennen ihr Potenzial. Eine dieser Erleuchteten ist Eveline Sperl. Als Tischlertochter hat sie das kreative Handwerksgen bereits in der DNA. 2008 wagte sie den Sprung ins Raumdesign, kurz darauf folgte die Selbstständigkeit. Dafür setzt Eveline Sperl mit Raumkleid auf außergewöhnliche Wandgestaltung: Das selbst kreierte Material besteht aus einem form- und UV-stabilen, perforierten Stoffgewebe. Mit Spezialkleber lässt es sich mühelos im ganzen Stück auf Wände im Innenbereich anbringen – und ist selbst Jahre später noch rückstandslos entfernbar. Außerdem kann Raumkleid bei 30 Grad gewaschen und danach wieder verwendet werden. Die Preise bewegen sich im Bereich von 85 Euro pro Quadratmeter exklusive Montage. Zur Auswahl stehen 600 unterschiedliche Motive, die alle Vorlieben bedienen: Von formschönen geometrischen Prints über orientalische Anleihen und malerische Kulissen. Mittels neuester Technologien können anhand von Bildprogrammen auch fotoreale Szenerien dargestellt werden. Für den Modehandel sind die wechselbaren Raumkleider perfekt, um saisonal wechselnde Looks in den Laden zu bringen. Stilbruch Design, Wels/Österreich, T 0043.664.5418990, office@raumkleid.at, www.raumkleid.at
Tag am Meer
THE BEACH PEOPLE. Der Sommer kann kommen. Und wo ist der Ursprung eines typischen Beachlabels? Natürlich in Australien, dort, wo der Strand für viele so etwas wie das zweite Zuhause ist. The Beach People wurde 2013 von den Schwestern Emma Henderson und Victoria Battle gegründet. Die beiden smarten Beauties entwickelten aus einer Serie von Handtüchern eine komplette Life stylewelt rund um das Thema Strandleben. Ihr Roundie-Handtuch ist so etwas wie das Aushängeschild der Marke. Es gibt sie in verschiedenen Größen in vielen Farbvarianten und Mustern und sie kosten zwischen 87 und 95 Euro im VK. Daneben steht eine Reihe von Produkten, die man gerne beim Relaxen an einem Strandtag dabei hat, wie Jutetaschen oder Kissen. Geschickt im Store präsentiert, versetzt es Kunden sofort in Urlaubslaune. TBP hat Anhänger in vielen Ländern der Erde, die sympathischen Gründerinnen engagieren sich zudem für die Great Barrier Reef Foundation. Kunden wie Ortner in Dortmund, Breuninger, Reyer oder Gränicher in der Schweiz haben bereits Gefallen am Lifestyle der Aussies gefunden. D, A, CH: Another Souvenir GmbH, Stuttgart/Deutschland, T 0049.711.99751642 tommy@anothersouvenir.de, vanessa@anothersouvenir.de, www.anothersouvenir.de
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FINDEN WIR GUT
West-östliche Kooperation
LU REN. Reduktion auf das Wesentliche – das ist das Credo der Cashmere-Linie von Katie Ji Hookway. Bevor sie 2013 Lu Ren ins Leben rief, entwarf sie hochwertigen Echtschmuck, in Seefeld steht heute ihr Showroom für Casmere. Der Name ist eine Hommage an ihre Großmutter. Zeitlose und sehr wertige Looks aus dem edlen Material sind ihr wichtig: vom legeren Poncho über weit geschnittene Wohlfühlpullover bis hin zum modischen Mantel. Zopfstrickmuster und aufwändige, detailreiche Stricktechniken charakterisieren die feminine Linie. „Man kann die Teile sehr gut kombinieren – in jedem Alter und für jeden Stil“, so die Designerin. Die Frühjahr-/Sommer-Kollektion besteht aus rund 45 Styles, die Winterlinie aus etwa 90, jeweils in unterschiedlichen Farben. Im Winter kommt das Material nahezu pur zum Einsatz, im Sommer zusätzlich eine Mischung mit Merinowolle, Seide oder Leinen. Entsprechend kalkuliert sind die EK-Preise: 45 bis 299 Euro für Frühjahr/Sommer, 95 bis 590 Euro für die Winterkollektion; kalkuliert wird mit 2,7. Lu Ren liegt bislang bei Premiumkunden wie Lodenfrey, Ludwig Beck, Castros in Nürnberg, Mainglück oder Eliane in Würzburg. Neben Kunden in Österreich und der Schweiz gibt es Kunden in Großbritannien und Frankreich. D, A: Rolf Griesinger Internationale Mode GmbH, München/Deutschland, T 0049.89.332244, office@griesinger-mode.de, www.griesinger-mode.de CH: Modeagentur Sascha Rohr GmbH, Glattpark/Schweiz, T 0041.432119021, info@sascharohr.ch, www.sascharohr.ch 118 style in progress
Stilvolle Pflege
OAK. Die Marke Oak kreiert Bartpflegeprodukte inspiriert von der traditionellen Welt der Barbiere und wurde jüngst mit dem German Design Award 2017 ausgezeichnet. In der Oak-Welt werden Werte über hochwertige Materialien, die Einfachheit der Anwendung und die Qualität des Ergebnisses definiert. Bei den Produkten wird viel Wert auf die Auswahl von Wirk- und Duftstoffen gelegt. Die verwendeten Inhaltsstoffe sind nach den Vorgaben zertifizierter Naturkosmetik hergestellt, Mandel-, Brokkolisamen- und Sanddornkernöl sind aus kontrolliert biologischem Anbau und stammen aus Deutschland und Spanien, reines Traubenkernöl kommt aus Italien. Die Oak-Macher entwickeln seit 2013 ihre Produkte gemeinsam mit Friseuren und Bartträgern. Gefertigt wird in Deutschland in familiärer Produktion. Das Portfolio besteht aus einem schonenden Bart- und Gesichtsreiniger auf Kokosölbasis mit feuchtigkeitserhaltenden Eigenschaften, einem Öl das den Bart weich macht, ihm leichten Glanz verleiht und dabei die Haut pflegt und beruhigt sowie Pflegebalsam mit Vitamin A und C der nach Vetiver, Wacholder und Grapefruit duftet. Die Verkaufspreise reichen von 19,75 bis 38,50 Euro. Das Komplett-Set mit Holzschatulle und einer Bürste aus Wildschweinborsten kostet 93 Euro. Oak Berlin GmbH, Berlin/Deutschland, T 0049.30.23635846, info@oakberlin.com, www.oakbeardcare.com
Spitze
VALÉRIE KHALFON. Die Französin Valérie Khalfon hat sich mit ihrer gleichnamigen Kollektion auf das Thema Spitze fokussiert, vom Citylook bis zur Beachwear à la Saint Tropez. Die Begeisterung fürs Produkt, viel Know-how und die Liebe zum Detail merkt man den Kleidern, Blusen, Tops und Tuniken an, die zum EK zwischen 45 und 125 Euro bei einer Dreierkalkulation angeboten werden. Der Stil: elegant bis lässig, modern, easy to wear. Weiß und Ecru-Töne herrschen vor, ergänzt von Blau, Rosa, Khaki, Gold sowie sommerlichen Neontönen. „Wir haben den Vertrieb seit letztem Sommer übernommen und konnten jetzt die Handelskunden in Deutschland und Österreich in einer Saison auf 50 verdoppeln“, sagt Klara Moormann von der Agentur Moormann & Co Düsseldorf. Die Firma hinter Valérie Khalfon ist ein Familienunternehmen mit nunmehr 20-jähriger Erfahrung und hat für mehrere französische Ready-to-wear-Brands gefertigt, bevor es das erworbene Fachwissen für die eigene Kollektion Valérie Khalfon einsetzte. Moormann & Co, Düsseldorf/Deutschland, T 0049.177.8016417, k.moormann@moormann-co.com, www.valeriekhalfon.com
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Echte RockstarAttitüde
ROCKINS. Wenn Lenny Krawitz, die Stones oder Rod Stewart eine Kollektion tragen, braucht sie sich um ihre Rock’n’Roll Credebility keine Sorgen mehr zu machen. Das britische Label Rockins beliefert die Damen und Herrn Superstars seit 2014 mit schmalen, bis zu zwei Meter langen Seidenschals, wild gemustert und ganz hervorragend zu offenen Hemden, Schmuck aller Art und Lederjacken zu kombinieren. Dass jetzt auch Kate Moss, Kendall Jenner und Co auf den Geschmack kommen, beschert der Marke internationales Aufsehen. Die Schals, die in Kassettenhüllen verkauft werden, haben mittlerweile allerdings Zuwachs bekommen: Es gibt größere Seidentücher aller Art, sowie eine Ready-to-Wear-Kollektion aus Oberteilen, Hosen, Jacken und Pyjamas – und ein echter Rockstar tritt auch gerne mal tagsüber darin vor die Kameras. Dazu kommen noch Kissen und Home Decor. Das ergibt insgesamt also eine vielseitige Kollektion, die Spaß ins Sortiment bringt. In den deutschsprachigen Ländern hat Studio Pezzetta den Vertrieb übernommen. Die Preislagen für die Schals liegen bei 32 Euro für Bandanas und 177 Euro für Cashmere-Schals. Rockins, Studio Pezzetta, München/ Deutschland, T 0049.89.23000081, info@studiopezzetta.com, www.rockins.co.uk
Cashmere Revolution
LE KASHA. Coco Chanel, Jeanne Lanvin oder Jean Patou – das Luxuslabel Le Kasha hat schon für die größten der Grandes Dames der französische Mode produziert. 1918 gegründet, war es in den 1920er-Jahren an der Kleiderrevolution beteiligt. Frauen tauschten ihre engen Korsetts gegen körperliche Freiheit: Le Kasha setzte dafür auf innovatives Material, das aus Ziegenhaar gewonnen wurde: Cashmere. Die exklusive Wolle war elegant, bequem und galt als absolutes Novum. Als Coco Chanel kurze Zeit später ihre erste Kostümkollektion mit Le-Kasha-Strick produzierte, ging die Brand in die Modeannalen ein. Aber auch Tradition passt sich ihrer Epoche an – die junge Familienerbin Mali Marciano führte die Marke ins 21. Jahrhundert. Zu den Kunden zählen mittlerweile Dover Street Market, Selfridges, Matches Fashion, Kirna Zabête (New York), 10 Corso Como oder Anita Haas. Der Cashmere wird eigens in den Regionen Aslashan und Arbus in der Mongolei produziert und zu feiner Luxuswear verarbeitet. Die Großhandelspreise rangieren zwischen 100 und 300 Euro für T-Shirts und leichte Pullover. Pro Saison präsentiert Le Kasha zwei Kollektionen, geordert wird in Paris oder für die D-A-CH-Region im Studio Pezzetta. Le Kasha, Studio Pezzetta, München/ Deutschland, T 0049.89.23000081, info@studiopezzetta.com, www.studio-pezzetta.com
Spaß tanken
MOJI POWER. Wer kennt das nicht? Gerade kommt ein dringender Anruf – dann ist beim Handy mal wieder der Saft alle. Natürlich gibt es mittlerweile unzählige Powerbars, die mit Akkuladung aushelfen, aber keine so lustigen wie die von Moji Power. Sie haben sich Emoticons als Vorbild genommen und die Umsetzung macht einfach Spaß. Ob als Totenkopf mit Plastikzähnen, der schwarzen Bombe, dem Gespenst, dem Smiley, das sich totlacht, oder dem unvermeidlichen blauen Einhorn. Das Label aus Mailand verbindet das Nützliche mit Humor und bringt die unterschiedlichsten Formen an den Start. Erschwinglich ist das Trendaccessoire darüber hinaus auch noch: Die Powerbank der anderen Art kostet 15 Euro im EK und wird für rund 30 Euro verkauft. Die Kundenliste für den klassischen Mitnahmeartikel ist lang und reicht von Colette über Selfridges bis hin zu Coin Excelsior. Im deutschsprachigen Raum findet man sie bei Jades, Nicole Mohrmann, Breuninger, Lodenfrey, Engelhorn und Helmut Eder. D, A: Another Souvenir GmbH, Stuttgart/ Deutschland, T 0049.711.99751642, tommy@anothersouvenir.de, vanessa@anothersouvenir.de, www.anothersouvenir.de style in progress 118
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FINDEN WIR GUT
Die neue Klassik
MONACO DUCK. Sneaker und Loafer aus bayerischem Loden, handgefertigt in Italien. Noch Fragen? Diese beantworten Julian Hermsdorf und Carl Warkentin vom Label Monaco Duck mit ihrer Kollektion präzise und clever: Sie setzen auf zeitlose Schuhmodelle wie Loafer, Sneaker und Boots. Dabei liegt der besondere Fokus stets auf der Handwerkskunst und der einzigartigen Optik von Loden. „Loden aus natürlicher Schafwolle ist einer der ältesten und besten Outdoorstoffe der Welt und herkömmlichen Materialien in seinen Funktionen deutlich überlegen. Loden ist wasser- und schmutzabweisend, super pflegeleicht, robust gegen Flecken und Kratzer und zugleich atmungsaktiv und sehr leicht. Durch die Kombination dieses altbewährten und emotionalen Materials mit unseren urbanen Schuhen entstehen Designs, die für den Kenner etwas ganz Besonderes und trotzdem klassisch sind“, sagt Julian Hermsdorf. Mit All-Seasons-Klassikern als Kernkompetenz, die um saisonale Specials wie Jackboots oder Chelseas ergänzt werden, bieten sie ihren Kunden Modelle, die nicht in den Sale gehen, und die Flexibilität, kurzfristig und jederzeit nachzuordern. Im Vertrieb konzentrieren sie sich auf den klassischen Einzelhandel mit Kunden wie Lodenfrey, anspruchsvolle Boutiquen und Schuhfachhändler. Daneben betreiben sie einen eigenen Store in München und einen Webshop, der vor allem auch der Kommunikation und Markenbildung dient. Mit EK-Preisen zwischen 79 und 151 Euro und einer Kalkulation von 2,5 positioniert sich die Marke im gehobenen Fachhandel, die Taschen liegen zwischen 155 und 200 Euro im Einkauf. Bei einigen Modellen können Kunden auch schon ab kleinen Stückzahlen individuelle Farbkombinationen aus Loden und Leder zusammenstellen, die Kalkulation variiert entsprechend. Monaco Duck wird in der kommenden Messesaison auf der Premium in Berlin, der Tracht & Country in Salzburg und der Essenz in München vertreten sein. Monaco Duck, München/Deutschland, T 0049.170.3384717, info@monacoduck.com, www.monacoduck.com 118 style in progress
Zwischen Athleisure und Couture
19/91 LATERAL PRODUCT. Die Designerin Martina Sossi hat mit ihrer Marke 19/91 Lateral Product ihre Vision einer zeitgemäßen Ready-to-wear geschaffen. Die 50 Teile große Kollektion wurde 2016 gegründet, in der Firma Sossi Srl ihrer Eltern fand sie die perfekten Bedingungen für den Launch des innovativen Konzepts. Ganz dem Athleisure-Gedanken verpflichtet, verwendet die 26-jährige Designerin technische, performende Materialien, die allerdings in Optik und Haptik höchst anspruchsvoll sind. „So entsteht ein luxuriöser Contemporary Look, der Komfort und Design gekonnt vereint. Für eine selbstbewusste Frau, die Fashion affin ist, sich von der Masse abheben will und trotzdem Kleidung sucht, die eine Synergie mit ihrem Körper bildet“,erzählt die Designerin – das 1991 im Markennamen ist übrigens ihr Geburtsjahr. „Die langjährige Produktionskompetenz hier in Norditalien erlaubt mir den Zugang zu den besten Stoffherstellern und Ressourcen“, unterstreicht Martina Sossi. Nach College in San Francisco und Designausbildung am renommierten Marangoni-Insitut in Mailand arbeitete sie zunächst für die drei Marken ihrer Eltern, ehe sie sich mit 19/91 Lateral Product ihren Traum erfüllte. Neben zwei Hauptkollektionen plant die Designerin „regelmäßige modische Updates in kleinen Drops, damit die Läden Neues nachbestellen können“. Die VK-Preise für die komplett in Italien gefertigten Stücke beginnen bei rund 100 Euro für die Basics, Kleider liegen zwischen 200 und 500 Euro, Jacken beginnen bei 400 Euro. Kalkuliert wird mit 3,0. In den USA und Italien hat 19/91 bereits erste Handelskunden überzeugen können, mit Messepräsenz auf der Gallery, während der Paris Fashion Week und im Herbst auf der White soll die europäische Expansion vorangetrieben werden. Aktuell ist die Kollektion ganz in Schwarz gehalten, was die Wertigkeit der verwendeten Performance-Materialien noch besser zur Geltung kommen lässt. In den deutschsprachigen Ländern wird 19/91 Lateral Product von Patrick Coppolecchia Reinartz und seiner Agentur D-tails betreut, auch in anderen Märkten wie Frankreich setzt Martina Sossi auf Multilabelshowrooms. 19/91 Lateral Product, D-tails, München/Deutschland, T 0049.89.20207771, info@d-tails.de, www.1991lateralproduct.com
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Made in Parma
IBRIGU. Hier läuft kein einziges Teil vom Band, denn die Zutaten der ungewöhnlichen Jacken- und Mantelkollektion von Ibrigu stammen aus den entlegensten Ecken und Enden unserer Welt. Das italienische Designteam verwandelt zum Beispiel alte Kimonos aus dem 19. Jahrhundert in modische Blazer und verwendet für seine ausgefallenen Designs Materialien wie Vintage-Pelze aus den USA, Seidenjaquards aus Turkmenistan oder Knöpfe aus Syrien. Alles wird von Hand produziert, und zwar maximal 50 Kilometer rund um Parma. Patrick Coppolecchia Reinartz von der Münchner Agentur D-tails hatte die Marke schon einige Zeit im Blick und lernte dann in Paris die Inhaber kennen. „Dahinter steht eine tolle Familienbande aus Sizilien, die Ibrigus. Seit Jahren sind sie als Designer für namhafte Labels tätig, dies ist ihr erstes eigenes Projekt“, erklärt er. Jede Kollektion enthält rund 30 Modelle, die stilistisch ausgefallen und auf den Punkt geschnitten sind. Die Blazer und Sakkos liegen bei einer Kalkulation von 3,0 bei einem VK-Preis von 599 bis 1.300 Euro, Parkas mit Seideneinsätzen und Fellbesatz liegen bei 899 bis 2.499 Euro. Um ein weitläufigeres Preisgefüge zu bekommen, gibt es neben den Unikaten preislich um etwa 50 Prozent reduzierte Modelle, bei denen beispielsweise der Kimonodruck reproduziert und in Como aufgedruckt wurde oder sich der Fellbesatz auf den Kragen reduziert. Mit Ibrigu wendet sich Coppolecchia Reinartz an erlesene Stores wie beispielsweise Sois Blessed, Frauenschuh, Apropos oder Amicis. Als besonderen Service für Kunden gibt es die Möglichkeit, Nachorder zu platzieren und diese innerhalb von 15 Tagen zu erhalten. Die Produktion in Italien macht es möglich. D-tails, München/Deutschland, T 0049.89.20207771, p.coppolecchia-reinartz@d-tails.de, www.ibrigu.it
Multi Möbel
Sound mit Köpfchen
TALKING HEAD. Wintersportler kennen das Problem: Mit Helm sind sie von der Außenwelt abgeschnitten, ohne setzen sie sich einem unkalkulierbaren Risiko aus. Abhilfe verspricht Talking Head – der erste Ski- und Snowboardhelm mit integriertem Kommunikationssystem. Die ausgefeilte Technik ermöglicht eine kabellose Bluetooth-Übertragung zwischen Helm und Smartphone (Android und iPhone). Mit der integrierten Freisprecheinrichtung können Sportbegeisterte Anrufe einfach per Knopfdruck entgegennehmen, ohne das Handy aus der Jacke zu holen.. Die Kommunikation mit der Gruppe ermöglicht das Interkom-System: Skilehrer geben ihre Anweisungen direkt an die Schüler weiter und müssen dafür nicht die ganze Gruppe um sich versammeln. Bedient wird das Multitasking-Tool mit einem Panel auf dem Helm oder einer externen Fernbedienung an Ärmeln oder Handschuhen. Wer beim Skifahren und Snowboarden auf Musik setzt, darf sich über das moderne Audiosystem freuen; über Bluetooth verbindet sich das Tech-Gadget mit dem Endgerät und überträgt die Musik kabellos. Mit einer Sprechzeit von sechs Stunden und einer Stand-by-Zeit von sechs Tagen verfügt der Talking Head eine beachtliche Ausdauer. Talking Head präsentiert auf der Ispo, Stand B6 UE 01. Marlino GmbH, München/Deutschland, T 0049.89.45205880, info@talking-head.ski, www.talking-head.ski
PACO Y LOLA. In erster Linie sehen die Möbel von Paco Y Lola wunderschön aus. Dann fühlen sie sich auch noch großartig an und zu guter Letzt sind sie Multifunktional, denn die guten Stücke lassen sich vielseitig einsetzen. Sie dienen entweder als Wohnzimmertisch, Nachttisch, Beistelltisch oder als Hocker und außerdem als erhöhtes, stabiles Tablett, das man auf dem Sofa abstellen kann, wobei das dreieckige Gestell dann weiterhin als Tisch genutzt werden kann. Zur Auswahl stehen drei Größen mit 42, 55 oder 68 Zentimeter Durchmesser. Die unterschiedlichen Modelle lassen sich natürlich perfekt miteinander kombinieren. Der Entwurf stammt von Kyra Hildebrandt, die Produktdesign an der Bauhaus Universität in Weimar und am Politecnico di Milano studiert hat. Seit 2008 betreibt sie ihr eigenes Designstudio in München. Die Idee zum Namen des Möbels basiert auf den vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten: Paco, der maskuline Part wird durch die Tischplatte abgebildet, Lola, die weibliche Seite durch das nach oben gekehrte Polster. Jedes Stück wird von Hand gefertigt. Die Herstellung erfolgt ausschließlich in qualifizierten Schreiner- und Polsterbetrieben unter Verwendung von heimischem Eichen- und Räuchereichenholz. Die handverlesenen Stoffe werden in einem Familienunternehmen aus Bayern nach exakten Vorgaben verarbeitet. Die Verkaufspreise beginnen bei 699 Euro. Für Unikate kommen antike Stoffe aus Indien, der Türkei oder Spanien zum Einsatz, die aufgrund ihrer kleinen Makel ihre ganz eigenen Geschichten erzählen. April und Bonnie GmbH, München/ Deutschland, T 0049.89.45240802, kh@april-und-bonnie.de, www.paco-y-lola.com style in progress 118
172 MODE
Der Siegeszug 118 style in progress
MODE 173
Der Kompass in der Herbst-/WinterMode? Zweifelsohne sind das Jacken und Mäntel – denn hier wird das Bekenntnis zur jeweiligen Stilgruppe am deutlichsten. Kein Wunder, dass der Handel auf diese Umsatzträger setzt: Aufgeladen mit so viel Funktion und Emotion, beeindruckend in vielen Details und eben nicht mal einfach vom Vertikalen zu kopieren. Und der Rest der Trends? Passt hervorragend dazu. Text: Isabel Faiss. Fotos: Hersteller
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174 MODE
„Holubar relauncht das Material Cordura, ein besonders robuster Nylonstoff, den die Marke bereits in den 1970er-Jahren für Kleidung und Rucksäcke nutzte. Cordura ist berühmt für seine Langlebigkeit und besonders widerstandsfähig gegenüber Abrieb und Feuchtigkeit.“ Alberto Raengo, Holubar
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Holubar
19/91 Lateral Product
MODE 175
Athleisure Dudes
Da hat wieder jemand tief in die Kiste auf dem Dachboden gegriffen. Heritage-Sports-Elemente kommen in lässigen, sportiven Streetstyles daher. Mit natürlichen Highperformern wie Cashmere-Feinstrick, Loden, Nylon und Biobaumwollmixturen kombiniert zu technischen Funktionsmaterialien setzt sich die Smartwear in Szene.
Cividini
Marc O’Polo
Mey
Mac
Wool & Co
Once We Were Warriors
Joop
Project Delray
Puma
J. Lindeberg
Alchemy Equipment
04651/
176 MODE
„Die Regenkollektion von Save the Duck ist von Militäruniformen inspiriert. Die Linie Protech für Männer beinhaltet Reflektoreinsätze. Für die Damen zeigt Save the Duck erstmals einen Langmantel.“ Designteam Save the Duck 118 style in progress
Peuterey
Save the Duck
MODE 177
Carpet Soldiers
Eine gewisse Eleganz und Haltung ist beim Military Look Grund und Ursache der Faszination, die ihn jede Saison als Zitat oder Übersetzung neu auftreten lässt. Für die kommende Saison erwartet uns der Militarylismus in Form von stylischen Detaillösungen wie Patches, herausnehmbaren Innenfuttern oder als hochgeschlossene Uniformsilhouetten.
C.P. Company
Aeronautica Militare
Schott NYC
Blauer USA
Bomboogie
Schott NYC
Save the Duck
People of Shibuya
Camel Active
Handstich
Diesel Black Gold
Emu Australia
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178 MODE
„Unsere Produkte sind nie als Massenprodukt zu bekommen und werden aus Materialien gefertigt, welche natürlichen Kapazitätsgrenzen unterliegen und ökologischen Grundsätzen folgen.“ Markus Meindl, Meindl
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Meindl
Parajumpers
MODE 179
Gone for Hunting
Die Romantik des Lonely Rangers trifft hier auf den Steppenwolf. Grobe, robuste Leder in natürlichen, erdigen Farbtönen stehen in Kontrast zu High-Performance-Outerwearstoffen und fließend weichem Pelz als Kragen oder Futterstoff. Vintage-Finishes geben den Jacken und Mänteln ihren charakteristischen, gewaschenen Used-Look und zitieren so die Hochwertigkeit der natürlichen Materialien.
Woolrich
RRD
Bob
Norrøna
Puma
Handstich
Meindl
C.P. Company
Aeronautica Militare
Wunderfell
Luis Trenker
Moose Knuckels
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„Als180 Supreme MODE Weatherwear übersetzt G-Lab aktuelle Modeströmungen in eine zeitgeistige Outerwearkollektion. Der Megatrend ‚Oversize Fits‘ wird sowohl in der Womenswear als auch in der Menswear neu durchdekliniert.“ Barbara Kühne, G-Lab
G-Lab
Add
„Seit geraumer Zeit ist Shearling quer durch alle Modebereiche wieder verstärkt im Fokus. Aspekte wie die sachkundige Gerbung, neuartige Färbungen, spezielle Finishings und handwerkliche Expertise sind die Basis für das innovative Design von Marlino.“ Mel Nienaber, Marlino
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Sportalm
Marlino
MODE 181
Bakery Shopper
Lässige Oversize-Puffer-Jackets, Teddyfur, Niki, Samt und Seide setzen das Modethema Cocooning als Wintertrend um. Hochwertige Materialien und glamouröse Stylings mit Accessoires aus der High Fashion verkörpern den hohen Luxus anspruch dieser Slow Fashion. Dazu zählen neben zartem Shearling auch ökologische Materialien wie Biobaumwolle und Statements aus Fake Fur.
Bloom
Liu Jo
Mac
It Peace
Marc O’Polo
Houdini
Cinque
Jacob Cohen
Pride to be
Liu Jo
Alberto
P448
182 MODE
„Die Jacken in verschiedenen Längen erhalten ihren Charakter über einen meist tonalen Materialmix, Volumen und Wärme durch unterschiedlichste Wärmespender von Daune bis Ökodaune. Das Materialspielfeld reicht von 2-Tone-Nylon über Wolle, Waxed Cotton bis Shearling.“ André Berger, Handstich
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BomBoogie
Handstich
MODE 183
The Day After Tomorrow
Metallisch schimmernde Nylonjacken, spiegelnde Finishes auf High-Performance-Materialien und Stretch-Polyester. Mit diesen futuristischen Leichtgewichten aus sehr flexiblen, innovativen neuen Stoffen macht die Outerwear-Jacke ihre Funktionalität citytauglich. Ein optisches Highlight sind die zweifarbig glänzenden Oberstoffe mit Changeant-Effekt.
Bogner
Liu Jo
Refrigiwear
Blauer USA
Save the Duck
Blauer USA
G-Lab
Toni Sailer
Marc O’Polo
People of Shibuya
Yippie Hippie
Just Cavalli
184 MODE
Head
Peuterey
„Zum allerersten Mal kann man neben der herkömmlichen Daunenfüllung, die ökologische, synthetische Füllung Sustans oder eine unglaublich weiche, recycelte Daune wählen. Sustans bietet dieselben Qualitätsstandards bei Atmungsaktivität, Wärmeisolierung und fortschrittliche Technologie.“ Designteam Blauer USA
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Blauer USA
Mountain Force
MODE 185
Breaking Down
Daunen gehören zum Winter wie Kälte und Schnee. Neu sind in dieser Saison die Kombinationsmöglichkeiten und Alternativen zur klassischen Daune: Ökodaunen, recycelte Daunen oder gleich das ökologische, synthetische Daunensubstrat Sustans oder Eigenentwicklungen wie Save the Ducks Plumtech. Kombiniert zu funktionalen Nylonstoffen spielt das Thema Leichtigkeit die Hauptrolle.
Add
Handstich
People of Shibuya
Parajumpers
Norrøna
Museum
Save the Duck
Cape Horn
Save the Duck
Hunter
Moose Knuckels
Woolrich
186 MODE
„Mit unseren vielseitigen Dornschild-Styles und -Schnitten sprechen wir eine breite Männerzielgruppe von klassisch bis casual an. Daraus resultieren innovative Looks aus weichen Jersey- oder Baumwollmaterialien bis hin zu Kapuzenwesten, die wie alle unsere Westen, Stil mit Modernität vereinen.“ Jörn Boysen, Dornschild
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Dornschild
Nobis
MODE 187
Go to Guy
Als hätte man sie aus dem Handgelenk einfach so hinausgeschüttelt – die Menswear versteht es in dieser Saison, sportive Lässigkeit mit gelungenen Zitaten aus dem klassischen Tailoring zu bestücken. Heraus kommt ein unwiderstehlich lässiger Stilmix, der Westen eine Kapuze ansetzt und Minimals und Paisleys zu Samt kombiniert.
Cinque
Handstich
Fil Noir
Weber + Weber
Monaco Duck
04651/
Floris van Bommel
Mac
Manuel Ritz
Museum
Hauptshirt
Alberto
188 VOR ORT
Das neue KM 20 im Stoleshnikov Shopping Distrikt ist mit 2.500 Quadratmeter Verkaufsfläche sechsmal so groß wie die vorherige Location und hat an sieben Tagen in der Woche geöffnet.
M KM20/Moskau.
Einer der bekanntesten Multilabelstores der russischen Hauptstadt ist KM20 von Olga Karput. Ihr Conceptstore gilt als Wegbereiter der „Post Soviet“-Bewegung mit Labels und Designern wie Vetements und Gosha Rubchinskiy. Ende Oktober ist KM20 innerhalb der historischen Altstadt in eine neue Location gezogen und setzt damit neue Maßstäbe in Moskau. Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: KM20
MOSKAUER MASSSTÄBE
oskau hat sich für die Fußballweltmeisterschaft in diesem Jahr mächtig rausgeputzt. Es ist die Stadt der Gegensätze: Auf der einen Seite dominieren exklusive Geschäfte und unzählige Luxuslimousinen das Bild auf den prächtigen Einkaufsstraßen in der Innenstadt. Auf der anderen Seite zeigt sich dazwischen das alte Moskau an jeder Ecke mit morbidem Charme und Zeugnissen der Geschichte aus der Zeit der Zaren und der sozialistischen Sowjetunion. PLATTFORM ZUR SELBST ENTFALTUNG Im Alter von 25 Jahren eröffnete Olga Karput 2009 ihren Fashionstore in der Kuznetskiy Einkaufsstraße und benannte ihn kurzerhand Kuznetskiy Most 20, unter diesem Titel übrigens auch bei Instragram zu finden. Der neue Laden im angesagten Stoleshnikov Shopping District erstreckt sich nun über drei Etagen und verfügt insgesamt über 2.500 Quadratmeter Verkaufsfläche. Damit wurde er um das sechsfache vergrößert. Geöffnet ist an
sieben Tagen in der Woche von 11 bis 23 Uhr. Das neue KM20 will noch mehr Erlebniswelt sein als zuvor. „Das Gebäude wurde gebaut, um mit den Sinnen der Kunden zu spielen. Von außen sieht es wie ein kleines zweigeschossiges Haus aus, doch innen verwandelt es sich in eine Alice im Wunderland Landschaft“, erklärt Olga Karput. Die Decken im Erdgeschoss sind bis zu acht Meter hoch. Zwei große Fensterreihen sorgen für jede Menge Tageslicht. In der hauseigenen Tiefgarage finden gelegentlich Kunstausstellungen, Produktpräsentationen oder Partys statt. Im obersten Geschoss ist ein Restaurant mit Dachterrasse, von wo aus man einen atemberaubenden Blick über die Stadt genießt. Eigens angefertigte Objekte und Installationen, überdimensionale rollbare Warenpräsenter oder lange Wandschränke wirken erst so richtig aufgrund der großzü-
VOR ORT 189
gigen Raumaufteilung. „Es gibt einem ein bisschen das Gefühl, auf einer Kunstausstellung zu sein, in einer Galerie oder einem kleinen Museum“, sagt Karput. „Alle Einrichtungsgegenstände wurden von befreundeten Designern entworfen. Heutzutage ist alles ganz einfach auf dem Smartphone anzusehen, deshalb haben wir uns bemüht, für die Kunden ein besonders wertvolles Offlineerlebnis zu kreieren.“ Eigens zur Neueröffnung haben 14 Marken aus dem Portfolio exklusive Capsule-Kollektionen für KM20 entworfen, die mit dem „Collaboration Festival“ jede Woche im November und Dezember aufs Neue Premiere feierten. MUSEALER RAUM Im Erdgeschoss werden auf individuell gestalteten Flächen Heron Preston, 032c Merchandise und Comme des Garçons Play sowie eine große Auswahl von Büchern und Magazinen vom Londoner Buchhändler Idea gezeigt. Außerdem eine riesengroße Auswahl von Sneakers und Beautyprodukten. Während das Erdgeschoss vornehmlich Streetwear orientiert gestaltet ist, wird im ersten Stock des Hauses ein Mix aus etablierten Labels und Designern gezeigt, darunter Raf Simons, Helmut Lang und Dries Van Noten. Alle Flächen und Installationen wurden gemeinsam mit den Designern entwickelt. So hat Vetements sich für einen riesigen 150 Quadratmeter großen Teppich mit eingewebtem Schriftzug entschieden, der von einer Rolle an der Wand bis auf den Boden hinabgleitet. Off-White ließ einen antiken Tempel in der Größe eines Gewächshauses in leuchtendem blau errichten und Gosha Rubchinskiys Fläche ist der Nachbau der Tribüne aus dem Fußballstadion von Lokomotive Moskau mit den original Sitzschalen. „Wir verstehen uns als Symbol für Innovation und Kreativität und blicken deshalb immer nach vorne, um frische Marken und junge talentierte Designer neben den Etablierten zu präsentieren. Das Ergebnis verspricht immer wieder aufs Neue, exzeptionell, grandios und eben einfach umwerfend zu werden“, sagt Olga Karput zum Abschluss.
Olga Karput spielt im neuen KM20 mit den Sinnen ihrer Kunden wie bei Alice im Wunderland.
KM20 Conceptstore Stoleschnikow Pereulok 2 Moskau, Russland www.km20.ru Eröffnung: Oktober 2017 Inhaber: Olga Karput Verkaufsfläche: 2.500 qm Marken: 032c Merchandise, Ashish Gupta, Cav Empt, Comme des Garçons Play, Cottweiler, Demna Gvasalia, Dries Van Noten, Gosha Rubchinskiy, Guillermo Andrade, Helmut Lang, Heron Preston, Jacquemus, JW Anderson, Kappa Kontroll, Kenzo, Maison Margiela, Mykita, Off-White, Raf Simons, The Kochs, Vetements, Virgil Abloh, Y/Project style in progress 118
190 VOR ORT
Schuhe und Taschen bis der Arzt kommt: Fashion Clinic lässt Frauenherzen höher schlagen.
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D Fashion Clinic/Lissabon.
Der neue Place to be für Hipster aus aller Welt: Lissabon. Stadtviertel wie das Bairro Alto mit dem Elevador da Gloria, die schmalen Gassen und großen Plätze, unzählige historische Bauten und der Ausblick von den Hügeln der Stadt aufs Meer bieten ein unvergleichliches Flair. Im vergangenen Oktober hat der Luxusmultilabelstore Fashion Clinic von Paula Amorim im Tivoli Forum auf dem Prachtboulevard Avenida Liberdade Neueröffnung gefeiert und bietet seitdem ein in Lissabon unvergleichliches Shopping-Erlebnis. Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: Fashion Clinic
LUXUS IN LISSABON
Ein Luxustempel: Fashion Clinic verarztet Lissabons Modefans.
ie Avenida Liberdade ist eine beeindruckende Prachtstraße, die den Platz Pedro des Vierten mit dem Platz auf dem das Denkmal des Marques de Pombal steht, miteinander verbindet. Bei schönem Wetter – und davon hat Lissabon viel – die Flaniermeile schlechthin. Hier sind Lissabons renommierte Theater, Varietees, Hotels, Banken und zahlreiche Stores von Gucci, Louis Vuitton bis Prada zu finden. Der erste Fashion Clinic Store eröffnete in Lissabon bereits im Jahr 1990. 2005 wurde Paula Amorim die neue Besitzerin. Mittlerweile gibt es zwei Dependancen in der Hafenstadt Porto im Norden des Landes und einen eigenständigen Männerladen, der im April 2017 neu eröffnete und in JncQUOI umbenannt wurde. Dort wird auf drei Etagen den Männern ein komplettes Lifestylekonzept mit Restaurant, Delibar und Fashionstore geboten. „Wir haben den Männerladen vom Frauenladen getrennt, weil das Einkaufserlebnis von Männern und Frauen unterschiedlichen Anforderungen unterliegt. Unsere Kunden zu verstehen, ist ein sehr wichtiger Bestandteil unseres Geschäftsmodells. Beiden Zielgruppen eine auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Destination zu bieten, war das Hauptanliegen. Dazu kommt, dass unsere Kunden nun ganz in Ruhe getrennt voneinander einkaufen können und wir an beiden Standorten über viel mehr Platz für die Inszenierung verfügen“, erklärt Paula Amorim. EXKLUSIVITÄT UND KOMMUNIKATION Wichtiger Teil der Philosophie von Fashion Clinic ist, ein gut zusammengestelltes Portfolio von internationalen Luxusmarken zu bieten und die Highlights aus den Kollektionen jede Saison aufs Neue gekonnt zu kuratieren. Seit Januar sind 3x1, Frame und JW Anderson neu im Damenportfolio. Für Marken wie Aquazzura, Balenciaga, Boglioli, Borsalino, Canada Goose, Christian Louboutin, Gucci, Joseph, Manolo Blahnik, Santoni, Tom Ford, Dior Homme und Giuseppe Zanotti Man ist Fashion Clinic der einzige Händler in Portugal.
Außerdem führt Paula Amorim als einzige die Marken Saint Laurent, Self-Portrait und Dsquared2 in Lissabon. Um das zu kommunizieren, spielt nicht nur die eigene Website mit eigens produzierten Lookbooks eine wichtige Rolle, sondern auch die gängigen Social Media Tools wie Facebook mit rund 50.000 und Instragram mit über 20.000 Followern. „Social Media ist ein sehr effizientes Tool, um Neuigkeiten an unsere Kunden zu kommunizieren, besondere Highlights aus den Kollektionen unseren Kunden zu zeigen und darüber hinaus den gesamten Lifestyle und das Konzept von Fashion Clinic zu transportieren“, sagt Paula Amorim.
Fashion Clinic Avenida Liberdade 180, Tivoli Fórum, Loja 5, 1250-146 Lissabon/Portugal, www.fashionclinic.com Wiedereröffnung nach Umbau: Oktober 2017 Inhaberin: Paula Amorim Store Managerin: Paula Isidoro Anzahl der Mitarbeiter: ca. 50 Verkaufsfläche: 340 qm Marken: Balenciaga, Balmain, Canada Goose, Diane von Furstenberg, Equipment, Givenchy, Gucci, Isabel Marant, J Brand, Joseph, Missoni, Miu Miu, Prada, Prada Linea Rossa, Saint Laurent, Self-Portrait, Stella McCartney, Tom Ford, Yves Salomon Marken Schuhe & Accessoires: Aquazzura, Balenciaga, Christian Louboutin, Givenchy, Golden Goose, Gucci, Isabel Marant, Jimmy Choo, Manolo Blahnik, Miu Miu, Moreau, Prada, Prada Linea Rossa, Saint Laurent, Stella McCartney, Tom Ford Marken Duft & Beauty: Antica Barbieria Colla, Atelier Cologne, Byredo, Cire Trudon, Diptyque, Linari, Nasomatto, Natura Bissé, Orto Parisi, Tom Daxon, Tom Ford, Cutler and Gross, J Plus, Mykita, Sheriff & Cherry, Super, Stella McCartney, Thierry Lasry Accessoires: Assouline, Fuji, Hadoro, Leica, Marston, Taschen, Thames & Hudson style in progress 118
192 VOR ORT
A
n ungläubiges Staunen hat sich Yasemin Demirci gewöhnt: „Als ich 2008 meinen ersten Store Schneeweiß eröffnete, dachten sicher viele: In dieser Lage, im ersten Bezirk, mit diesen Marken und dann noch ohne Erfahrung im Modehandel?“ Doch der Unternehmerin fiel der Abschied aus ihrem Job im Controlling leicht: „Ich habe schon in meiner Studienzeit im Modeverkauf gearbeitet und auch wenn ich meinen Job als Controllerin liebte, hat mich doch die Leidenschaft für Mode und Verkauf nie losgelassen.“ Ein Umzug nach Wien bot die Chance, das Parkett zu wechseln. „Der direkte Kontakt mit den Kunden ist das, was mich immer noch motiviert. Ihn beraten, begleiten, auch mal zu einem Experiment zu überreden, ist doch wunderschön.“ Die beiden Stores spiegeln die Seele ihrer Eigentümerin wieder und haben doch zwei verschiedene Handschriften. Markenüberschneidungen zwischen Schneeweiß im ersten Bezirk und Rosenrot im siebten Bezirk vermeidet sie bewusst. „Wir stehen nicht für Luxury- Brands, sondern Contemporary
Rosenrot/Wien.
Was eine ehemalige Controllerin in der Modebranche macht? Viel bewegen! 2008 mit der Eröffnung von Schneeweiß, 2012 folgte der Multibrandstore Rosenrot, der jetzt mit einem Sortiment für Männer seinen Wirkungskreis erweitert. Text: Martina Müllner-Seybold. Fotos: Rosenrot
MÄRCHEN STUNDE 118 style in progress
Marken, deren Produkte für sich sprechen, die alle Sinne des Kunden ansprechen können und deren tolle Qualität und Design den Preis rechtfertigen“, sagt Yasemin Demirci. Jeans von R13, Konfektion von Harris Wharf, Cashmere und Shirts von James Perse, Sneakers von Diemme und ähnlich gelagerte Produkte bilden das Sortiment des Stores. Seit September 2017 auch für Herren. „Viele Männer haben nachgefragt, ob es diesen typischen Rosenrot-Mix nicht auch für sie gäbe.“ Grund genug für die Geschäftsfrau, initiativ zu werden. „Insbesondere unsere Beratung, dass wir uns Zeit nehmen für die Kunden und immer ein Austausch auf Augenhöhe stattfindet, bilden das Rückgrat von Rosenrot. Das schätzen auch Männer sehr.“ ALTE BEKANNTE UND NEUE KUNDEN Aus dem loyalen Kundenpotenzial der Stores schöpft Yasemin Demirci auch für die Männerfläche – wenngleich sie anders als viele Kollegen wenig auf Events und Socializing setzt. „Unsere Kundinnen genießen es, wenn wir ganz unter uns sind.“ Trotzdem, zur Eröffnung hieß es einmal auf die Pauke hauen, um dann wieder auf leisere Töne zu setzen. Eben so, dass echte Beziehungen entstehen können. „Es ist heute wahnsinnig wichtig, wie wir miteinander umgehen. Respektvoll behandelt zu werden, das gilt für mich, für Kunden und Mitarbeiter gleichermaßen. Der Beruf der Verkäuferin ist ja leider etwas negativ besetzt, daher ist es mir wichtig, meinen Mitarbeiterinnen den Rücken zu stärken. Der Kunde ist bei uns nicht König, auch wenn wir natürlich alles tun, um ihn zufrieden zu stellen und ihm eine gute Zeit zu bereiten – aber ich sehe ihn auf einer Ebene mit unseren Mitarbeitern, da darf kein Wertgefälle sein.“ Auch selbst versucht Yasemin Demirci so viel wie möglich auf der Fläche zu sein. „Es ist und bleibt meine Leidenschaft.“ Dass Leidenschaft nicht ohne strengen Blick auf die Zahlen geht, ist bei dieser Biografie selbstredend. „Es mag sein, dass der Umsatz im Modehandel rückläufig ist, aber dann muss
ich eben umso mehr die Marge und den Ertrag im Auge behalten. Gerade in Zeiten wie diesen ist es wichtig, unternehmerisch einen klaren Kopf zu behalten und an sich und seinen Einkauf zu glauben. Ich bemühe mich, nicht zu viel links und rechts zu schauen – was ich in meinen Stores mache, muss stimmig sein, was die anderen machen, darf mich nicht vom Weg abbringen.“ Dass dieser Weg erfolgreich ist, muss man Yasemin Demirci nicht erst fragen – die berufliche Vita impliziert es. Und die Modekompetenz erst recht.
Yasemin Demirci: Von der Controllerin zur erfolgreichen Shopinhaberin.
Rosenrot Lindengasse 26, 1070 Wien/Österreich, www.rosenort-wien.com Eröffnung: 2012 Inhaberin: Yasemin Demirci Anzahl der Mitarbeiter: 5 Verkaufsfläche: 200 qm Marken Frauen: 360 Sweater, Alexa Chung, Aeron, Ancient Greek Sandals, Citizens of Humanity, Fine Edge, Ganni, Goldsign, Harris Wharf, James Perse, Joseph, Love Stories, Masscob, Nomadics, Opportuno, Tsatsas, Tkees, Warm Me Marken Männer: Ami, Citizens of Humanity, Canada Goose, Diemme, GEYM, Harris Wharf, Joseph, James Perse, Limitato, Double Rainbouu, R13 Denim, Roberto Collina, Tiger of Sweden, Vince
Das Interieur nimmt sich zurück, die Ware soll ihre volle Strahlkraft entwickeln. VOR ORT 193
Ein bisschen Bel Époque Charme, dazu ein frisches Sortiment – Wally Gastein.
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194 VOR ORT
Wie Country-Style zu Marken wie MSGM und N°21 passt? Hervorragend, zumindest im Christina’s am Timmendorfer Strand.
A
Christina’s/Timmendorfer Strand.
Der Laden von Christina und Volker Liebrecht gehört seit über 30 Jahren zu Timmendorf wie Sonne, Sand und Meer. Text: Dörte Welti. Fotos: Christina’s
STRAND GUT
Christina und Volker Liebrecht haben die Kundenbeziehungen von Anfang ihres Ladens an zur Herzensaufgabe gemacht. Das zahlt sich heute aus.
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ls sich Christina und Volker kennen lernten, gab es eine Entscheidung zu treffen: „Machen wir dein Metier zu unserem oder meins?“ Christina studierte Modedesign in Hamburg, ergatterte zunächst einen Job beim legendären Modehaus Thomsen, dann wechselte sie zu Linette. Volker Liebrecht hatte ein erfolgreiches Unternehmen im Catering-Bereich aufgebaut. Am Ende entschied der Kopf: Im Modebusiness muss man vielleicht genau so viel zupacken wie in der Gastronomie, aber zu Partnerschaft freundlicheren Uhrzeiten. Sie eröffneten 1984 ihr erstes Geschäft in Timmendorf, die Verkaufsfläche betrug gerade mal 25 Quadratmeter, aber sie hatten als eine der ersten im Norden überhaupt Taschen von Prada. Das sprach sich herum, der Laden lief vom ersten Tag an. C.P. Company, Boneville, Stone Island, Dolce & Gabbana – junge angesagte Marken der 1980er-Jahre bildeten das kleine feine Sortiment. Von Anfang an versuchten die Jungunternehmer, die Kunden an sich zu binden. Die 1.000 Kunden der heutigen Stammkundendatei kennen Christina und Volker persönlich, pflegen den Kontakt. Dann erhöhten die Marken den Einfluss, Christina’s musste Ware kaufen, von der sie wussten, dass sie sie gar nicht wieder verkaufen können. Christina’s CheckOut war ein Versuch, die Berge abzubauen. Als der Druck übermächtig zu werden drohte,
fällten die Liebrechts ihre im Nachhinein beste Entscheidung: Sie trennten sich 2006 von den klingenden Namen. Mit Lieferanten, zu denen sie enge Bindungen pflegten, wie beispielsweise Brunello Cucinelli, Ermanno Scervino, MSGM und N°21 steuerten sie weiter auf der Erfolgswelle. 2008/09 konnten sie eine noch größere Verkaufsfläche anmieten und zogen in die Location, an der sie heute noch sind. Mit dem neuen Barefoot Hotel, machen sie gemeinsame Sache, um eine ärgerliche Neuerung in der Bäderregelung auszubremsen, die besagt, dass im Winter sonntags die Läden geschlossen bleiben müssen. Was aber nicht für intime Anlässe wie ein Private Shopping betuchter Hotelgäste gilt. Wo ein Liebrecht, da ein Weg.
Christina’s Strandallee 90, 23669 Timmendorfer Strand/Deutschland www.christinas.de Eröffnung: Juli 1984 Inhaber: Christina und Volker Liebrecht Store Managerin: Christina Liebrecht Anzahl Mitarbeiter: 6 Verkaufsfläche: 200 qm Marken Frauen: Brunello Cucinelli, Cristiano Fissore, Ermanno Scervino, Fay, Iris von Arnim, MSGM, Moncler, N°21, Seafarer Marken Männer: Brunello Cucinelli, Christiano Fissore, Eleventy, Eleventy Platinum, Fay, O’Keeffe Taschen, Schuhe, Accessoires: Brunello Cucinelli, Eleventy Platinum, Ermano Scervino, Hogan, Moncler, Tod’s
VOR ORT 195
Das Newseum von Crämer & Co hat zum fünften Geburtstag eine eigene Location bekommen.
N Newseum/Nürnberg.
Seinen Anfang machte das Newseum vor fünf Jahren im Untergeschoss des Denimstores Crämer & Co in der Einkaufsstraße Breite Gasse in der historischen Nürnberger Altstadt. Zum Jubiläum hat das Newseum nun eine eigene Location bekommen und ist in den ehemaligen G-Star-Store in die Parallelstraße umgezogen. Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: Newseum
MONO WIRD MULTI
ewseum, das impliziert, auf der Höhe der Zeit zu sein – und so wandelt sich das Sortiment auch beständig. Was mit Heritage begann, ist jetzt ein cooler Mix aus angesagten Marken. Mode von ausgewählten Labels wie Comme des Garçons, Stussy, Brosbi, Fred Perry, Aime Leon Dore, Ami, Porter Yoshida und Stone Island. Auf der großzügigen Schuhwand ist ein exklusives Sneakersortiment von Common Projects, Adidas Originals und vielen Adidas-Kooperationen von Raf Simmons bis Kanye West zu finden. Auf mittlerweile 250 Quadratmetern kreieren Nico Crämer und Clemens Wehr einen eigenständigen Stil. „Newseum steht für einen legeren, funktionellen und modischen Look, der europäische und asiatische Strömungen verschmelzen lässt. Die hochwertige Markenauswahl bietet eine Vielfalt passender Outfits. Bei der Auswahl messen wir jedes Produkt an den Werten Qualität und Authentizität“, erklären die beiden Storemanager.
Im Mittelpunkt des Ladens in der Fußgängerzone steht ein heller, eleganter Holztisch. Eine große Spiegelwand auf der Rückseite verleiht ein großzügiges Raumgefühl. Das Storedesign mit seinem Mix aus Holz, Beton und Stahl verbindet klassisches Industriedesign mit zeitgemäßem Minimalismus. „Wir haben uns bewusst für eine zurückhaltende Einrichtung und Präsentation entschieden, weil die Produkte ganz eindeutig im Vordergrund stehen sollen“, erklären die beiden. Die Kunden dürfen sich auf stetig wechselnde Wahrnehmungserlebnisse freuen.
Newseum Brunnengasse 13, 90402 Nürnberg/ Deutschland, www.newseum.de Eröffnung: September 2017 Inhaber: Crämer & Co Storemanager: Nico Crämer, Clemens Wehr Verkaufsfläche: 250 qm Marken: Adidas x Raf Simons, AMI, A Kind of Guise, A.P.C., ATF, Aime Leon Dore, Brosbi, Comme des Garçons, Common Projects, Dads Cap, Gosha Rubchinskiy, Maison Kitsune, Medicom Toy, Norse Projects, Porter Yoshida, RetaW, Stone Island, Stussy, The North Face Black Label style in progress 118
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Witz und Ironie in Klenk’scher Hochform: Wer genau schaut, erkennt im Interieur lustige Zitate der Einrichtung von Kinder- und Jugendzimmern.
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Frieder 39/Stuttgart.
Wird Mode wieder politischer? Wird sie wieder Statement und Ausdruck von Protest? Auf jeden Fall ist etwas in Bewegung, sagt Winni Klenk, der mit seinem neuen Konzept Frieder 39 auf ein deutlich jüngeres Publikum als mit seinem Store Abseits abzielt. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Frieder 39
ES LIEGT WAS IN DER LUFT F
rieder 39, das klingt wunderbar sperrig und für ein Geschäft mit Mode ein bisschen wie aus der Zeit gefallen. Genau richtig, findet Winni Klenk, der ein Fan subtiler Ironie ist und bei dem Namen nicht nur an seinen Großvater Friedrich denkt, sondern auch an Wilhelm Buschs lehrreiche Geschichten schwer belehrbarer Kinder. „Lange waren die Kids sehr angepasst, aber das ändert sich gerade“, sagt Winni Klenk. „Riesige Sportswearpullover mit überlangen Ärmeln und Hosen mit einem Saum, der über den Boden schleift, ergeben einen Style, den schon die 30-Jährigen nicht mehr verstehen. Für mich ist das ein Zeichen für einen gesellschaftlichen Wandel und dafür, dass sich wieder was bewegt in der Mode.“ LABOR Für Winni Klenk verkörpern Kollektionen wie Off-White und Marcelo Burlon diesen jungen Style und sind damit Kernmarken von Frieder 39. Dazu kommen beispielsweise GCDS aus Australien mit starken Farben, Ih Nom Uh Nit, MISBHV, Champion und Kanye West Season 5, die von Freitag-Taschen, dicksohligen Sneakers etwa von Raf Simons oder Creep-Boots von Yeezy
ergänzt werden – Kollektionen, die Winni Klenk mit seinem Team meist auf Messen und in Showrooms in Berlin, London, Paris und Mailand findet. Der 54-Jährige sieht seinen neuen Store auch ein Stück weit wie ein Labor, in dem sich experimentieren lässt. „Wir wollen die jugendliche Kundschaft nachziehen und bieten auch mal ein T-Shirt für 49 Euro an und die Hose für 119 Euro. Außerdem wollen wir jungen Labels eine Chance geben und sie mit in den Markt einführen.“ Frieder 39 ist in mehrfacher Hinsicht ein Schritt in die Zukunft. Zum einen spricht es die Klientel unter 30 an, zum anderen bietet es den Switch von luxuriöser Exklusivität des Abseits zu junger Sportswear. „Wer im Abseits die Hose von Dsquared2 kauft, kann mit dem Verkäufer kurz zu Frieder 39 rübergehen, um seinen Look mit ein, zwei T-Shirts zu vervollständigen. Auch das ist die Idee dahinter, zumal sich diese Stile ja immer mehr vermischen.“ KINDERZIMMER Der neue Store liegt nur eineinhalb Minuten von Abseits entfernt in einer schmalen Durchgangsstraße. Helle Räume mit hoher Decke und grauem Estrichboden bilden eine nur scheinbar neutrale Kulisse für das Sortiment. Wer genauer hinschaut, findet Anspielungen auf ein Kinder- oder Jugendzimmer: Die Umkleidekabinen haben Vorhänge aus japanischer Folie in leuchtendem Gelb und Blau und die Schuhregale sind aus nachgebildeten SpielzeugHolzeisenbahnschienen gebaut. „Jeder, der die Witze versteht, ist hier richtig“, sagt Winni Klenk. Bevor er Frieder 39 eröffnete, kamen immer öfter Trupps von Jugendlichen mit Rucksack ins Abseits. „Sie haben uns oft nur das Handy unter die Nase gehalten, um ein Foto eines Off-White-Styles zu zeigen und sind wieder gegangen, wenn wir es nicht da hatten. Sie wollen sich gar nicht mehr dem Verkäufer stellen und möglichst nur online kaufen. Aber wir haben ihnen als stationäre und lokale Händler viel zu bieten und sie können bei uns etwas finden, was sie im Netz noch gar nicht entdeckt haben.“
Winni Klenk ist überzeugt, dass die junge Zielgruppe wieder die Abgrenzung sucht – Frieder 39 ist seine Antwort darauf.
Frieder 39 Friedrichstraße 39, 70174 Stuttgart/ Deutschland, www.frieder39.eu Eröffnung: November 2017 Inhaber: Werner Klenk Geschäftsführer: Manuel Thüring Anzahl der Mitarbeiter: 3 Verkaufsfläche: 400 qm Marken Frauen: Ben Traverniti Unravel, Diesel Black Gold, Filles a Papa, GCDS, Helmut Lang, Ih Nom Uh Nit, Kenzo, MISBHV, Off-White c/o Virgil Abloh, PE Nation, RtA, Thom Krom u. a. Marken Männer: Adidas x Raf Simons, Ben Traverniti Unravel, Champion, Diesel Black Gold, Filling Pieces, GCDS, Helmut Lang, Ih Nom Uh Nit, Kanye West Season 5, Kenzo, Marcelo Burlon, Off-White c/o Virgil Abloh, RtA, Thom Krom, Y-3 u. a. Marken Accessoires: Dsquared2, Freitag, Off-White c/o Virgil Abloh u. a. style in progress 118
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„D
as Fantastische an diesem Bild ist, dass es den Betrachter einfach in seinen Bann zieht. Es ist sinnlich, weiblich, ausdrucksstark und weckt bei vielen Menschen Neugierde. Und es leuchtet im Dunkeln, obwohl es nicht angestrahlt wird. Das ist großartig!“ Birgitta Rieber hat ein XXL-Imagebild als Eyecatcher über den Verkaufstresen gehängt, das auch viele Attribute ihres Stores widerspiegelt. Im Januar 2017 eröffnete die erfahrene Modeexpertin Fabelhaft in der Reichenbachstraße 26. Wenige Monate später schmiss ihre Kollegin Klaudia Burger am prominenten Gärtnerplatz das Handtuch und schloss nach 26 Jahren den High-Fashion- Store Slips. Dass Fabelhaft in der Szene als Nachfolger
Fabelhaft/München.
Viel wurde im letzten Jahr über den Münchner Gärtnerplatz geredet. Und während alle rätselten, warum und weshalb der Kultstore Slips seine Pforten für immer schloss, verwirklichte sich Birgitta Rieber einen Steinwurf entfernt ihren Traum: Fabelhaft. Text: Isabel Faiss. Fotos: Fabelhaft
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gehandelt wird, belächelt die Inhaberin mit der ihr eigenen Bescheidenheit. Gemeinsam mit Kerstin Müller – ehemals Storemanagerin im Slips – und einer Aushilfe blickt sie auf das erste Jahr zurück und stellt fest: „Wir sind auf dem richtigen Weg.“ STYLING-SERVICE Dem Opening von Fabelhaft ging im Winter 2016 ein zweimonatiger Pop-up-Store als Monolabelkonzept in Kooperation mit Manuel Rivera voraus. Diesen hatte Birgitta Rieber über ihre Münchner Modeagentur Starpool Fashion organisiert, die sie seit 18 Jahren betreibt. Parallel führte sie noch die letzten 13 Jahre lang den Premiumfashionstore Lily’s Arosa im gleichnamigen Schweizer Ferienort. Mit Fabelhaft widmet sie sich nun einer völlig neuen Klientel. „Wir sind hier in keiner 1-A-Lage, deswegen müssen wir einfach kämpfen“, sagt sie. Dass in der Reichenbachstraße die Bindung der Stammkundinnen wichtiger als die Effekthascherei um Laufkundschaft ist, hat die gelernte Modedesignerin mit einer cleveren Idee aufgefangen: Sie arbeitet mit derzeit vier Stylistinnen zusammen. Das ist eine tolle Bereicherung, gegenseitig. Sie kommen einerseits mit bestehenden Kundinnen in den Store, um neue Looks zusammenzustellen, stehen auf Anfrage aber auch Fabelhaft-Kundinnen zur Verfügung. Birgitta Rieber und ihre Kollegin überlegen auch, ausgewählten Stammkundinnen diesen Service selbst anzubieten. „Viele sind einfach unsicher, wie man was miteinander kombiniert. Die Kundinnen suchen wieder gezielt kleinere Geschäfte, in denen man stimmige Gesamtbilder findet. Unsere Labels bieten viele Möglichkeiten, man bekommt einen tollen Look.“ DER MIX MACHT’S Neben ein paar prominenten Zugpferden wie Closed, Lala Berlin oder Citizens of Humanity setzt das Sortiment vor allem auf Überraschungen, auf neue Marken, die es in München noch nicht so häufig gibt. Mit Einstiegspreislagen bei 25 Euro für ein kleines Accessoire und 49 Euro für ein T-Shirt spricht die Auswahl ein breites Publi-
kum an, denn es kommen sehr unterschiedliche Kundentypen. „Wir haben uns bewusst für eine Deckelung bei 1.000 Euro als VK-Preis entschieden, unsere Durchschnittspreislagen sind zwischen 150 und 400 Euro“, sagt Birgitta Rieber. Zurück zu der Frage, ob Fabelhaft im Glockenbachviertel eine Lücke geschlossen hat: Das kann man voller Überzeugung mit ja beantworten.
Birgitta Rieber ist kein Mode neuling: Sie führte lange einen Store in der Schweiz und betreibt eine Modeagentur.
Fabelhaft Reichenbachstraße 26, 80469 München/ Deutschland, www.fabelhaft.shop Eröffnung: Januar 2017 Inhaber: Birgitta Rieber Anzahl der Mitarbeiter: 2 Verkaufsfläche: 68 Quadratmeter Marken: 360 Cashmere, Anni Carlsson, Bazar Deluxe, Blonde No.8, Braez, Chaingang, Christophe Sauvat, Citizens of Humanity, Closed, Faliero Sarti, Graumann, Hanky Panky, Jadicted, Jerome Dreyfuss, Joyce & Girls, Lala Berlin, Le Sarte Pettegole, Magali Pascal, Myths, Rag & Bone, Reptile’s House, Roqa, Seafarer, Semicouture by Erika Cavallini, Shirtaporter, The Hip Tee, True Religion, Velvet
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Das Interieur gibt der Mode Raum zum Wirken: Der Fabelhaft-Store in MĂźnchens Glockenbachviertel.
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200 EDITORIAL /// IMPRESSUM
„Rabatte sind schlichtweg egal!“ Wer bitte ist denn Magnus Hjörne? Haben Sie sich das eventuell beim ersten Blick auf das Cover dieser Ausgabe der style in progress gefragt? Das Interview mit dem blutjungen Schweden, einem der Mitbegründer des aktuellen Überfliegers NA-KD, wird dafür sorgen, dass Sie sich diesen Namen merken. Erklärt er doch in einer Tour de Force, welches Neuland die Modebranche betreten wird und muss, wenn sie im Zeitalter der Digitalisierung mit dem völlig veränderten Konsumverhalten, insbesondere der (heute) jungen Zielgruppen mithalten will. Wie immer gilt: „No need for Angst!“ Denn selbst ein personifizierter Digital Native wie Hjörne erkennt ganz klar die Zukunft und Berechtigung des stationären Handels, wenn er bereit und in der Lage ist, den Endverbraucher dort abzuholen, wo er heute abgeholt werden will. Ganz allgemein hat die Modebranche in den letzten Jahren zwar immer sehr viel über die Konsumenten geredet, aber vielleicht etwas zu wenig über sie nachgedacht und dabei übersehen, dass der Kunde 3.0 nicht mehr im servilen Verständnis König ist, sondern Taktgeber, der in vieler Hinsicht anders tickt und denkt und vor allem schon viel weiter ist, als ihm das die real exisiterenden Branchen akteure so zutrauen. Ich will einen Aspekt aus dem Interview mit Magnus Hjörne herausgreifen und noch einmal explizit darauf hinweisen, dass von einer Zielgruppe Anfang bis Mitte 20 die Rede ist: „Total interessant ist, wie die verschiedenen Altersgruppen auf Rabatte reagieren. Die junge Generation, die 68 Prozent unserer Kunden stellt, spricht auf Reduzierungen 118 style in progress
überhaupt nicht an. Es ist ihnen schlichtweg egal. Diese Generation kauft nur, wenn ihnen etwas gefällt, egal ob es nun 20 Prozent billiger ist. Wenn es ihnen nicht gefällt, kaufen sie es auch nicht.“ Rumms! Da staunen wir aber mal. Kann doch gar nicht sein! Aber mit ein wenig Anstrengung können diese seltsamen jungen Menschen natürlich auch alle zu Schnäppchenjägern umerzogen werden. Wenn ich meinen Sarkasmus mal kurz beiseite lasse, dann zeigt diese mit Daten belegte, also evidenzbasierte Feststellung zur Rabatt(un) anfälligkeit junger Zielgruppen vor allem mal eines: Die Rotpreisspirale ist kein Schicksal, sondern ein Systemfehler. Entstanden aus einem falschen Verständnis der Wants und Needs der Endverbraucher. Konsum um des Konsums willen ist ein Konzept von gestern. Und selbst gestern war es schon falsch. Tatsächlich will eine Mehrheit der Menschen, zumindest in der Zielgruppe, um die es für die „Welt von style in progress“ letztlich geht, bewusst konsumieren. Und zwar zwingend nicht in einem ethischen oder ideologischen, sondern im Sinne des Wortes, also im Sinne einer bewussten Kaufentscheidung. Dass dieselben Menschen sich durchaus mal freuen, wenn sie etwas Tolles zum reduzierten Preis finden, steht dazu in keinerlei Widerspruch. Denn auch das kann ein Erlebnis sein. Gefühltes (in Wirklichkeit sogar reales) DauerrabattTrommelfeuer ist aber kein Erlebnis. Sondern langweilig. Ihr Stephan Huber stephan.huber@ucm-verlag.at
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Nächste Ausgabe 23. April 2018
style in progress
#1/2018
Magnus Hjörne “The Young Generation Doesn’t Care About Discounts!”
21st year # 1.2018
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