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Wie führt man am besten?

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Alles ist Energie

Alles ist Energie

„Haben wir immer so gemacht“, war gestern. Die vergangenen zwei Jahre haben gezeigt, dass es an der Zeit ist, starre Strukturen und althergebrachte Führungsstrategien von Grund auf zu hinterfragen. Welche Unternehmensstruktur braucht es jetzt, um mit den aktuellen Herausforderungen und Unwägbarkeiten fertig zu werden? Und wie kann es gelingen, die Talente der Mitarbeiter optimal zu fördern?

Text: Janaina Engelmann-Brothánek und Nicoletta Schaper. Fotos: Ansprechpartner, More Images – stock.adobe.com

SPIELRÄUME LASSEN

Martina Schmidl, CEO Ayms Wie führt man, damit die Mitarbeiter sich optimal entfalten können?

Indem es nicht nur darum geht, einen Job zu erledigen, sondern darum, das Team so aufzustellen, dass jeder seinen Stärken entsprechend seine top Performance erreicht. Das ist der Spirit von Start-ups: Weil es keine starren Strukturen gibt, kann sich jeder neu einbringen und wir können gemeinsam neue Standards setzen. Mein Credo: Nicht fürs Geld zu arbeiten, sondern für die Leidenschaft.

Wie kreiert man das perfekte Team?

Als Leader muss ich zwei Schritte voraus und mir für nichts zu schade sein. Indem ich diese offene Kultur lebe, zeigt sich auch im Team, wer das geeignete Mindset hat.

Ist es noch zeitgemäß, nach Fünfjahresplan zu arbeiten?

Planung und Strategie bleibt das A und O. Aber ich spreche lieber von Visionen, für deren Umsetzung absolute Flexibilität unabdingbar ist. Es ist veraltet, nur in digitalen oder stationären Vertriebswegen zu denken. Das gilt auch für das Arbeiten: Spielräume und Flexibilität sind superwichtig. Dann kommen Motivation und Wertschätzung ganz von allein.

SCHLANKE STRUKTUR

Alexander Socher, Managing Director Moon GmbH

„Allgemein gilt: Je kritischer die Zeiten, desto straffer sollte Führung sein, um flexibel und schnell entscheiden zu können. Wir als Newcomer setzen grundsätzlich auch weiterhin auf eine schlanke Struktur, mit einem Management, das positiv auf die Zukunft und Veränderung gestimmt ist. Ich meine damit keinen blinden Optimismus, sondern dass du an den Erfolg deines Produkts und an die Sinnhaftigkeit deines Tuns glauben musst. Nur dann kann sich der Erfolg auch einstellen.“

SPASS-LEISTUNGS-KULTUR

Angelika Schindler-Obenhaus, Vorstand Gerry Weber

„Ein Unternehmen muss heute eher Start-up als ein alter Tanker sein. Dafür brauchen wir flache Hierarchien, kurze Wege, schlanke Strukturen und Transparenz. Als Führungskraft muss ich das Mindset vorleben, das ich von meinen Mitarbeitenden erwarte, mit einem wertschätzenden Umgang und gelebter Fehlerkultur, um zu eigenverantwortlichen Entscheidungen zu ermutigen. In dieser Atmosphäre, in der sich jeder mit seinen Ideen einbringen kann, können alle ihr Potenzial zeigen. Unsere Mitarbeiter wissen aufgrund einer transparenten, engmaschigen Kommunikation immer, wo wir stehen, wohin wir wollen und was dafür von wem zu tun ist. Eine Werteumfrage, Workshops für Führungskräfte, ein Mobile-Working-Konzept und eine Duz-Kultur über alle Ebenen sind nur einige Beispiele dafür, wie Spaß und Leistung gut zusammenpassen können.“

AGILITÄT IST RESILIENZ UND INNOVATION

Alessandra Chiara Guffanti, Inhaberin von Showboom Guffanti, Präsidentin SMI Kids, Mentorin des Bildungsprogramms der CNMI (Camera Nazionale Moda Italiana)

„Agilität ist für mich ein Balanceakt zwischen Resilienz und Innovation. Ein Unternehmer kann die heutige Komplexität der Märkte nur kompetent bewältigen, wenn er eine dynamische Beziehung zwischen seinen Grundprinzipien und Innovationen aufrechterhält. Jeder einzelne Unternehmensbereich sollte kontinuierlich im Dialog mit externen Fachleuten stehen, die immer auf dem neuesten Stand sind, das Unternehmen mit anderen vergleichen können und es von den Finanzen bis hin zu Marktstrategien konkurrenzfähig halten. Zudem sollte man an bereichsübergreifenden Ausbildungsplänen arbeiten. Schließlich bleibt ein Team frisch und up to date dank der Teilnahme von Auszubildenden aus Schulen und Universitäten, die auf konstruktive Weise über Arbeitsprozesse und Strukturen zum Nach- und Überdenken anregen.“

EIN GUTER TRAINER SEIN

Filippo Colnaghi, Gründer und CEO von Traiano Milano

„Ein guter Leader ist wie ein guter Trainer. Er hat eine klare Vision und bringt sie zum Ausdruck, indem er die sowohl besten als auch die weniger guten Eigenschaften seiner Spieler erkennt, hervorhebt oder einfängt. Gute Führung basiert für mich nie auf Standardmanagementmethoden, die für alle gleich sind, sondern gibt jedem Mitarbeiter die Möglichkeit, sein individuelles Potenzial optimal auszuschöpfen. Sobald das Team steht und klare und konkrete Ziele vorgegeben sind, sollte man es dann loslassen – es übernimmt so Verantwortung und findet immer neue Impulse, um das Unternehmen zum Sieg zu bringen. Wenn ein Team in der Lage ist, seine Arbeit selbst zu managen, wird es einfacher, mit unvorhersehbaren Situationen umzugehen und lösungsorientiert zu arbeiten.“

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