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Wie grün sind wir?“

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Alles ist Energie

Alles ist Energie

von Mariella Milani

Wie grün sind wir? Und welchen Zusammenhang gibt es zwischen Nachhaltigkeit und Chancengleichheit? Kann ein grünes System ohne Ethik funktionieren? In meinem Buch Fashion Confidential habe ich versucht, mich dem Thema vorsichtig zu nähern.

Vor einigen Wochen wurde auf TGR Veneto ein Bericht über die unmenschlichen Bedingungen – nicht der Arbeit, sondern der Sklaverei – von 154 chinesischen Arbeitern in verschiedenen italienischen Produktionsstätten ausgestrahlt – alle stellen Bekleidung für Luxusmarken her. Sie wurden zu zermürbenden Schichten gezwungen, auch an Feiertagen oder während ihrer wohlgemerkt unbezahlten Urlaube. Das alles in Teilzeitverträgen, die von fünf verschiedenen Unternehmen ausgestellt wurden.

Noch ausführlicher ist die Enthüllungsreportage „Ein Stein im Schuh“, die auf Rai3 in der Sendung Presa Diretta ausgestrahlt wurde. Sie zeigt albanische Frauen, deren Hände aufgrund ihrer Arbeitsbedingungen schon ganz deformiert sind, Menschen, die mit Stöcken geschlagen werden, und Umweltverschmutzung, die unter den Bewohnern der umliegenden Gebiete schwere Krankheiten verursacht. Missstände, die keinesfalls nur die von chinesischen Eigentümern geführten Betriebe in Italien betrifft, sondern auch italienische Handwerker, die gezwungen sind, lächerliche Preise zu akzeptieren, um Objekte herzustellen, die dann für Aberhunderte oder sogar Tausende von Euro verkauft werden. Männer und Frauen, die das schweigend akzeptieren, weil sie riskieren würden, auf der Straße zu landen!

Wir sprechen von Nachhaltigkeit ... aber ist das die menschliche Nachhaltigkeit der Luxuswelt? Sprechen wir noch einen weiteren wunden Punkt in unserer Industrie an: Italien kann es sich nicht leisten, seine eigenen Lieferketten grün und ethisch korrekt zu betreiben, aber gleichzeitig den Import von Produkten ohne jede Kontrolle weiterlaufen zu lassen. So kommen massenhaft Produkte auf unseren Markt, die nach unseren Maßstäben nicht marktfähig wären. Produkte, für die in Europa illegale Chemikalien verwendet werden, die von Frauen in Zwangsarbeit hergestellt werden, Produkte, die in der EU nicht verkauft werden dürften. Davor können wir unsere Augen nicht verschließen!

Die Mode muss dahin zurückkommen, Kultur und Schönheit zu schaffen, und aufhören, ausschließlich auf maximalen Profit zu zielen. Wir müssen die Bedeutung des Wortes Mode wieder herstellen! Matteo Ward, ein Vordenker für soziale und ökologische Gerechtigkeit, ein junger Mann, den ich als Vorbild für die Zukunft betrachte, sagte etwas, das mich sehr beeindruckte: „Wenn die Modeindustrie ein Staat wäre, wäre Chancengleichheit eine Utopie.“ Stellen wir also weiterhin unbequeme Fragen, finden wir heraus, wie groß der Graben zwischen der Realität und dem, was kommuniziert wird, ist. Und machen wir uns daran, ihn zu schließen!

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