![](https://static.isu.pub/fe/default-story-images/news.jpg?width=720&quality=85%2C50)
3 minute read
Mach nichts, was die anderen machen, dann ist es nichts wert
Die Ansprüche, die Kaspar Frauenschuh an seine gleichnamige Luxuskollektion stellt, sind keine geringen, steht die Marke doch nicht nur für ihren unverkennbaren Stil, sondern auch für Qualität und Nachhaltigkeit. Ansprüche, die Kaspar Frauenschuh auch an seine Nachfolger stellt, die die Firma einmal übernehmen könnten. Wie er und seine Kinder sich auf eine mögliche Übergabe vorbereiten, schildert er im Interview mit style in progress. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Frauenschuh
Herr Frauenschuh, Ihre Kinder studieren beide in New York. Steht fest, dass die beiden einmal Ihre Firma übernehmen könnten?
Auf jeden Fall haben beide die Absicht geäußert, ja. Mein 22-jähriger Sohn Simon studiert Fashionmanagement, meine 20-jährige Tochter Lauren Fashiondesign – gerade jobbt sie nebenher bei Proenza Schouler. Ich möchte meinen Kindern aber auf keinen Fall aufdrängen, in meine Fußstapfen treten zu müssen. Sie müssen es selbst wollen. Aber erst, nachdem sie in anderen Unternehmen Erfahrungen gesammelt haben, damit sie ihren eigenen Weg finden. Denn mir ist wichtig, dass meine Nachfolger nicht mit mir verglichen wird: Der Kaspar Frauenschuh hat alles besser gemacht.
Wie bereiten Sie sich als starke Führungspersönlich keit darauf vor, Verantwortung abzugeben?
Seit drei Jahren bin ich dabei, die Verantwortung für unsere Marke auf mehrere Schultern zu verteilen. So wurden Marketing und Finanzen ausgelagert, außerdem habe ich das Administrative übergeben. Wir haben darüber hinaus unser Atelier von Paris nach Kitzbühel zurückgeholt und beschäftigen drei Schneiderinnen hier, um Prototypen zu entwickeln. Diesem Bereich möchte ich mich auch künftig widmen, am liebsten halbtags, sodass ich auch meinen anderen Interessen nachkommen kann: Mountainbiken oder Bergsteigen zum Beispiel.
Es ist sicher nicht leicht, das, was man aufgebaut hat, aus den Händen zu geben.
Ich bin dabei, das zu lernen, und werde von einem Berater gecoacht, der mich lehrt, worauf ich achtgeben muss: Zum Beispiel darauf, dass es nicht reicht, viel zu erklären, sondern dass es wichtig ist, dass die Message auch ankommt. Mein großes Ziel ist es, meinen Kindern den einzigartigen Spirit der Marke weiterzugeben. Sie verstehen den Frauenschuh-Style, und meine Tochter hat auf jeden Fall das Zeug dazu, ihn neu zu interpretieren, so, dass die Leute auch weiterhin erkennen: Das ist typisch Frauenschuh; easy und nicht overdressed, ein bisschen sexy und sehr hochwertig.
Wie steht es um das Thema Nachhaltigkeit?
Vor einem halben Jahr sagte mein Sohn zu mir: Ich verstehe überhaupt nicht, dass wir noch keine Milliarde Euro Umsatz haben. Ich habe unheimlich lachen müssen! Dann habe ich ihm erklärt, dass wir heute mit rund 100 Fachhandelskunden ganz gesund wachsen, gemäß unserer Philosophie: Dass die Kleidung funktionieren soll, mit authentischem Design, dass wir als Familienbetrieb auch nur mit Familienbetrieben arbeiten und nicht mit großen Konzernen, dass uns die Ökologie wichtig ist und der Mensch als Mitarbeiter gut behandelt werden muss. So etwas lässt sich nicht leicht multiplizieren. Als ich meinen
Bei der Marke Frauenschuh steht das Handwerkliche klar im Vordergrund. „Ich denke, dass die größte Stärke in der Einfachheit liegt.“ Kaspar Frauenschuh (64).
Sohn kürzlich besuchte, erfuhr ich, dass in dem Studium das Thema Nachhaltigkeit deutlich wichtiger geworden ist. Das kommt uns entgegen.
Damals, mit nur 19 Jahren, mussten Sie das Geschäft übernehmen, während Ihr Vater sich weiterhin um die Gerberei kümmerte.
Ich fühlte mich geehrt, und mein Vater hat mich machen lassen. Er hat mir nur das eine gesagt: Mach nicht, was die anderen machen, denn dann ist es nichts wert. Auch ich möchte meine Kinder machen lassen, und zwar das, was ihnen gefällt und zu ihnen passt. Denn nur dann kann man Erfolg haben.
Hochwertig, nachhaltig und nie overdressed: Mode von Frauenschuh.