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Die beste Idee gewinnt
Herr Fischer, gibt es im Handel ein heikleres Thema als das der Nachfolge?
Wohl nicht, zumal sich die Branche fortlaufend stark verändert. Die Übergabe ist eins der brennendsten für viele mittlere bis kleine Händler. Es gibt ja nur wenige junge Leute, die sagen: Mein größter Wunsch ist es, einmal einen Textilladen zu übernehmen.
Im Jahr 2012 haben Sie das Unternehmen von Ihren Eltern übernommen.
Wenn man sozusagen unterm Kleiderständer groß wird, ist das Thema tatsächlich von frühester Kindheit an da. Zum Start meiner beruflichen Ausbildung, konnte ich mir das auch tatsächlich vorstellen. Nach meiner Einzelhandelslehre bei SinnLeffers in Hannover und meinem Studium in Nagold haben mein Vater und ich beschlossen, dass meine weitere berufliche Entwicklung im eigenen Unternehmen stattfinden sollte. Also habe ich nach und nach verschiedene Verantwortungsbereiche übernommen: Erst den Einkauf der Young Fashion über die Betreuung des Einkaufs der Menswear, bis ich schließlich das Gesamtunternehmen übernommen habe.
Wie sah das im Einzelnen aus?
Die beste Idee gewinnt, lautet unser Grundsatz. Bis 2012 wurde gemeinsam entschieden, mit einer Mischung der Erfahrungswerte der Alten gepaart mit den Innovationen der Jugend. Das war in der Praxis schwierig. Daraus haben wir gelernt, dass immer einer von uns letztendlich die finale Entscheidung treffen muss. Heute kümmert sich mein Vater eher um private Dinge, während meine Mutter sich ihrer Hauptaufgabe, dem „Unser Fischer hilft E.V.“, widmet, einem Verein, der sich um benachteiligte Kinder kümmert. Getrennte Aufgaben sind ebenso wichtig wie die Trennung von Beruf und Privatem. Streitkultur im Unternehmen, ja, aber das darf nicht das Persönliche belasten.
Wo konkret hat Ihnen die Beratung von Hutner geholfen?
Nicht nur in der Entwicklung und Umsetzung der Unternehmensstrategie, die wir in den Jahren 2013 und 2016 entwickelten, sondern auch bei der Einführung eines Systems zur Mitarbeiterentwicklung. Der Aufbau des „Mein Fischer Trainings“ als Akademie war dabei einer der wichtigsten Bausteine, sowie mit einem Fördersystem für unsere Mitarbeiter. Also haben wir begonnen, alle Mitarbeiter und ihre Positionen im Unternehmen zu hinterfragen, welches ihre Passionen sind, und verfolgen heute den Anspruch, jeden an die Position zu setzen, die ihm wirklich liegt. Nur wer seiner Passion folgt, kann richtig gut sein, ist meine Überzeugung.
Worin liegt Ihre Passion?
Ich liebe es, zu gestalten, Dinge auszuprobieren, Gutes weiterzuentwickeln, mit dem Ziel, das eigene Unternehmen auf das nächste Level zu heben. Derzeit möchten wir Mein Fischer vom Textilunternehmen hin zum Lifestyleanbieter entwickeln, inklusive Beauty und Styling. Wir haben viele entsprechende Events in unseren Häusern, die wir als Bühnen sehen, um unseren Gästen Besonderes zu präsentieren. Wir möchten erreichen, dass wir überall, über verschiedene Kanäle mit unseren Kunden in Kontakt treten können, sei es über den Onlineshop, Facebook, Instagram oder eben in unseren Geschäften. Denn die Begegnung mit dem Kunden ist das Wichtigste.
MEIN FISCHER Das Stammhaus des vor 185 Jahren gegründeten und 300 Mitarbeiter starken Unternehmens steht in Taucha bei Leipzig. Insgesamt gibt es 15 Filialen, ergänzt von einem Onlineshop sowie einem Marc Cain Franchiseshop. www.meinfischer.de