style in progress 2/2020 – Deutsche Ausgabe

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#2/2020

„Mode ist Kunst“ Endless

Cre-ART-ivity. Warum es die Radikalität der Kunst braucht. Die Alles-anders-Saison. Am digitalen Bazar der Zukunftsideen. Dries van Noten. Wenn der Schweigsame seine Stimme erhebt.

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www.minimumfashion.com



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EDITORIAL

Coverfoto: Endless

Die Allesanders-Saison Liebe Leserinnen und Leser, kurz vor dem Shutdown noch die letzte Redaktionsbesprechung – ein Magazin unter dem Motto Art & Fashion war so gut wie fertig. Dann kam auch bei style in progress alles anders. Das Erstaunliche: Wenig von dem, was wir geschrieben hatten, verlor durch Corona seine Relevanz. Als „Zentralorgan des Optimismus“, wie es Stephan Huber ausdrückt, war für uns immer klar: Wir werden aus der ersten style in progress Ausgabe nach dem Reopening kein Trauerheftchen machen. Daher gibt es bei uns auch kein „back to normal“, sondern ein „back to better“. Die (vermeintlich) ruhigen Wochen haben wir genützt, um unsere Hausaufgaben zu machen. style in progress hat massiv in seine Distribution investiert, wir sind stolz, dass dieses Magazin nun noch punktgenauer seine Zielgruppe erreicht. Nämlich Menschen und Marken, die im gehobenen Premiumsegment Ideen vorantreiben. Wir sind dankbar, für und mit genau dieser Zielgruppe zu arbeiten, mehr denn je. style in progress ist eine Wertegemeinschaft – auch dieser Satz hat sich bewahrheitet. Während der magazinlosen Phase haben wir auf www.style-in-progress.com Zugriffs­rekorde gebrochen, auf der Facebook-Seite facebook.com/ styleinprogressonline haben sich vitale Diskussionen etabliert. Den Turbo in digitaler Kommunikation, der so vielen Händlern geholfen hat, gut durch diese ungewissen Zeiten zu schiffen, haben auch wir gespürt. Zählen Sie darauf, dass Ihnen style in progress künftig auch zwischen den Ausgaben die Treue hält – per Newsletter, den Sie auf www.styleinprogress.com/ newsletter bequem abonnieren können. Freuen Sie sich auf ein Heft voll spannender Geschichten, die davon erzählen, dass in der Alles-anders-Saison eines ganz weit oben hingestellt werden muss: die Kraft der Kreativität. Was nicht kreativ ist, hat keinen Wert und keine Zukunft. Ein system­relevanter Faktor, der die Kreativität triggert, ist dabei die Kunst. Ein überraschender, inspirativer und noch relevanterer Brückenschlag, den wir in diesem Heft vornehmen. Denn, um es mit unserem Coverstar Endless zu sagen: „Mode ist Kunst.“ Viel Vergnügen beim Lesen, Ihr style in progress Team

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INHALT

CRE

ART IVITY CRE

ACT IVITY

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004 EDITORIAL

109 Devoted to you Die griechische Marke Devotion Twins auf Erfolgskurs.

012 JETZT 068 FINDEN WIR GUT

110 Eine neue Welt Welche Horizonte die Mode der Kunst eröffnet.

Die Alles-anders-Saison

112 Cashmere Poesie Pin 1876 by Botto Giuseppe webt Träume aus Cashmere.

THE LONGVIEW 078 „Magazine sind unsere Bibeln, Geschäfte unsere Kirchen und Stars unsere Götter“ Der Londoner Streetart-Künstler Endless im Gespräch über moderne Götter und Götzen.

116 „In einer Galerie werden meine Werke zum Besitzobjekt“ Miramar macht mit ihren Murals Kunst – und ein bisschen Politik.

SO LÄUFT’S 084 CRE-ART-IVITY

118 Kunstraum für Raumkunst Ist das Kunst oder kann man das kaufen? Wenn Modehandel und Kunst flirten.

086 (In) Frage(n) stellen... Was Tönnies mit der Mode zu tun hat – ein Kommentar von Stephan Huber.

128 Nachhaltige Trinkflaschen made in Italy mit Kultpotenzial Izmees Trinkflaschen machen ein tolles Entree – über Italiens beste Boutiquen.

088 „Wir müssen definieren, wer wir sind“ Dries van Notens Plädoyer für neue Spielregeln im Luxusmarkt. 096 Ist Mode Kunst? Oder ist diese Abgrenzung gar obsolet? 100 Bewusstsein als Kunst Die ukrainische Künstlerin Julia Beliaeva hat viele Schnittpunkte mit der Mode. 104 Träume aus Papier Die Münchner Künstlerin Shirin Sha kreiert Fantasiewelten aus Papier.

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114 Dolce Vita inklusive Starke Wurzeln und ein klingender Name: die Spezialistenkollektion Tom Ripley.

129 Die lässigsten Hosen made in Napoli Michael Coal mischt mit anspruchsvollen Hosen sein Segment auf. 130 „Kunst ist meine Inspiration“ Markengründerin und Shopinhaberin Sophie Mechaly stellt ihre Lieblingskünstler vor. 132 „Ich bin ungemein neugierig“ Top-Auktionator Robert Ketterer stellt seine favorisierten Künstler vor.

106 „Timing ist alles“ Die dänische Marke Minimum richtet sich neu aus.

134 „Ich glaube an die transformative Kraft von Kunst“ Warum Kunst Unternehmenskultur ist, beantwortet Spitzen­ manager Jochen Zeitz.

108 Neuaufstellung mit alten Werten La Martina setzt wieder auf die Zusammenarbeit mit lokalen Agenten.

135 Die Marke im Zentrum Parajumpers hat seine Limitierung auf die Jacke hinter sich gelassen.

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INHALT

Gute GrUnde, gutes Business

MODE

Die Mode hat ihre Leichtigkeit verloren, um Substanz zu gewinnen. Wer nach der Wiedereröffnung gute Geschäfte gemacht hat, tat das aus Gründen: Weil er Beziehungen hatte und pflegte, weil er Sehnsüchte erkannte und deckte oder weil er Argumente aufspürte und kommunizierte. Die Mode hat die einmalige Chance, ein neues Narrativ zu entwickeln. Statt eines plumpen „Das ist neu“ geht es jetzt um all die anderen Gründe, die zum Kaufen anregen oder den Kauf rechtfertigen. Redaktion: Isabel Faiss. Text: Isabel Faiss, Nicoletta Schaper, Kay Alexander Plonka. Fotos: Marken

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136 „Frauen können gut aussehen und gleichzeitig Künstlerinnen sein“ Beatrix Ost hat bei Oskar Kokoschka gelernt und influenct heute Designer. 138 „Nachhaltigkeit geht auch modisch und schnell“ Top-Influencer und Top-Manager auf gemeinsamer Mission bei Nu-In. 139 Never out of Style Langlebige Jerseyteile, die man von morgens bis abends trägt: Sassenbach.

VOR ORT 170 The More, The Better Kluge Krisenstrategien aus dem Handel im Storefrontticker. 173 Tiroler Freidenker Franz Kitz/Kitzbühel 174 One Step Beyond Phänomen The Corner/Luzern 175 Welcome to the Jungle Three Monkeys 030/Prien am Chiemsee

140 CRE-ACT-IVITY

176 Stilwelt Elisabeth Vienna/Wien

141 Was ist jetzt besser? Branchenexperten schauen nach vorne.

177 Ein komplett autarker Weg Mick’s/Hannover

143 „Eine Win-win-Situation für alle“ Ruby Hotels Gründer Michael Struck zieht jetzt in Einkaufszentren ein.

178 Design trifft Lokalkolorit Mein lieber Schwan/Münsing

144 Die Spiele sind eröffnet Das Vakuum füllen: B2B-Order- und Virtual-ShowroomTools im Überblick. 150 Die wichtigsten Chancen Was Italiens Modevordenker jetzt anders machen wollen. 152 „Wer Leader ist, kann kein Follower sein“ Er spricht Zielgruppe: Ismail Boulaghmal von Clubkind Marketing.

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179 Buy less, choose well Kari Kari/Zürich 180 Dorfidyll meets Zeitgeist Das Kaminzimmer/Mauterndorf 181 Fischer Wind Hallali/Marling 182 Zwei in einem Claris my Goldie/Ettlingen

154 Das ist jetzt Vergangenheit Niemand will zurück zu alten Fehlern, sagen Handelsprofis.

183 Alles für die Muße Rar/Bezau

MODE

184 EDITOR’S LETTER

156 Gute Gründe, gutes Business Welche Faktoren die Mode und Order für die Saison 2021 treiben.

184 IMPRESSUM

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Marktplatz der Ideen


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Ignazio Moser, Tanja Gündling, VP AlphaTauri, Giovanni Masiero

Cüneyt Yilmaz, Inhaber Laufsteg Augsburg, Andreas Murkudis, Murkudis Berlin, mit Sohn

Tanja Gündling, VP AlphaTauri, Ahmet Mercan, CEO AlphaTauri und Mik Yong, Head of Design AlphaTauri

Stephan Huber, style in progress

Pierre Gasly und Daniil Kvyat, die beiden Formel 1 Fahrer von Scuderia AlphaTauri

Jana Schölermann, Schauspielerin/Moderatorin, Thore Schölermann, Schauspieler/Fernsehmoderator

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Marco Ferri, Influencer

Lisa Tomaschewsky, Schauspielerin/Model

Oliver Mintzlaff, CEO RB Leipzig, Ahmet Mercan, CEO AlphaTauri


JETZT

Im Schönberghof wurde anlässlich des Grand-Prix-Wochenendes den anwesenden Händlern und VIPs die aktuelle Kollektion von AlphaTauri für Frühjahr/Sommer 2021 präsentiert.

AlphaTauri

RASANTE KOLLEKTIONSPREMIERE Der Rahmen könnte nicht passender sein: Anlässlich des Formel 1 Grand Prix in Österreich stellte AlphaTauri, die eigenständige Premium Fashion Brand von Red Bull, Highlights der Damen- und Herrenkollektion Frühjahr/Sommer 2021 vor. Seit Anfang des Jahres ist die Bekleidungsmarke ja Namensgeber und langfristiger Partner des Red Bull eigenen Formel 1 Teams Scuderia AlphaTauri. „Für uns ist das Kollektiv entscheidend. Es braucht digitale, aber auch physische Plattformen, um im persönlichen

Austausch mit Handel, Medienvertretern und Opinionleadern unser Business weiter voranzutreiben. Hinzu kommt, dass der eigentliche Prozess des Buying nicht rein digital reproduzierbar ist. Niemand kauft lediglich ein Produkt. Die Markenwelt und der Brand Spirit müssen authentisch erlebbar sein“, erläutert Ahmet Mercan, CEO AlphaTauri. 40 Schaufensterpuppen auf einem 27 Meter langen Laufsteg boten nicht nur einen Blick auf die Key Looks, sondern auch auf die Produktbesonderheiten und Textilinnovationen. Ergänzt wird diese Präsentation von digital inszenierten Clips. Die Überzeugung, dass Markenerlebnis

inszeniert sein will, lässt AlphaTauri weiterhin innovativ sein: Schon bald geht das „MobileInnovation-Lab“ auf Europatour, ein vollständig mobiler und 60 Quadratmeter großer Popup-Store auf einem Truck. „Unseren Kunden und Partnern möchten wir einen exklusiven Mehrwert bieten und gleichzeitig haben wir die Herausforderung, dass es zu jedem Kollektionsteil sehr viel zu erläutern gibt. In diesem temporären Fashion-Home können wir durch die Kollektion führen und sie dank digitaler und virtueller Lösungen erlebbar machen“, beschreibt Tanja Gündling, VP AlphaTauri. www.alphatauri.com

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SCAN CONNECT DO BUSINESS

NAHTLOS VON SAISON ZU SAISON DER DIGITALE MARKTPL ATZ AUF DEM EINK ÄUFER IHR PORTFOLIO ERWEITERN UND BRANDS UMS ÄTZE GENERIEREN


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Inpressd

VERNETZEN UND VEREINFACHEN „Inpressd macht Kollektionen auf einfache Art und Weise digital erlebbar, in erster Linie für die Medien, aber auch für den Wholesale“, sagt Nico Hoffmeister, der die B2B-Plattform zur Vernetzung von Marken mit Medienschaffenden gegründet hat. Die Idee: Marken stellen ihre Informationen, Lookbooks und Mood-Images auf der Plattform sortiert zur Verfügung, sodass sich Redakteure, Blogger oder Einkäufer unkompliziert auch von unterwegs informieren können. Die Fotos werden mit Schlagwörtern versehen, sodass über die integrierte Suchfunktion eine Marken übergreifende Produktsuche und Themenrecherche möglich ist. Freisteller und Mood-Images stehen je nach Zugriffskonfiguration zum Download zur Verfügung, alternativ können Samples für die eigene Fotoproduktion bestellt werden. Dabei wird automatisch mit dem richtigen Ansprechpartner verlinkt. Ein weiterer Benefit: Marken können in Echtzeit ihre News publizieren und teilen. Die Kosten liegen pro Marke bei 99 Euro im Monat, für Medienschaffende, Blogger und Einkäufer ist die Nutzung kostenfrei. www.inpressd.com

Was für ein Auftritt: der neue RRD Showroom in Rom.

RRD

„OFFEN FÜR DAS NEUE, DEM SCHÖNEN DER VERGANGENHEIT TREU“

Nico Hoffmeister war es schon immer ein Anliegen, die Branche miteinander zu vernetzen. Neben Inpressd ist er Community Manager der Gründer-­und Kreativwirtschaftszentren Textilerei und C-HUB in Mannheim. Foto: Elmar Witt

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Roberto, Gratulation zu diesem imposanten Showroom in Rom. Roberto Ricci, Gründer von RRD: Der neue 400 Quadratmeter große RRD-Showroom im römischen Viertel Ponte Milvio wurde kurz vor dem Lockdown eröffnet. Im Nachhinein kann man ihn fast als eine Vorahnung für eine etwas andere Saison interpretieren – eine Orderrunde in der Showrooms sehr an Bedeutung gewinnen. Die Wahl überrascht. Die Idee eines neuen Showrooms hatten wir schon vor einem Jahr. Die Suche hat etwas gedauert, bis wir mit diesem Loft in der Villa Brasini die richtige Location gefunden hatten. Die Räumlichkeiten brechen stilistisch komplett mit unseren Kollektionen und sind auch ein starker Gegensatz zu unserem Showroom in der Via Tortona in Mailand. Wir denken aber, dass der klassische Renaissancebau und unsere modernen und technischen Looks dann doch etwas gemeinsam haben: die Italianità als Detailverliebheit und Sinn für Ästhetik. Die Pandemie hat uns wie alle anderen auch sehr unvorbereitet getroffen und deswegen freuen wir uns umso mehr darüber, in diesen Showroom investiert zu haben. Auch hier in Latium können wir jetzt unsere Kunden persönlich begrüßen und die Kollektionen live zeigen. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen in echt. Wie wird die bevorstehende Orderrunde Frühjahr/Sommer 2021 sein? Wir werden unsere Kollektionen in unseren Showrooms in Mailand und Rom präsentieren und natürlich bei unseren Agenten in ganz Italien. Für unsere ausländischen Kunden, die nicht anreisen können, haben wir uns virtuelle Präsentationen ausgedacht. Für uns bleibt der Kontakt wichtig, vielleicht noch wichtiger als vorher. Wir denken, dass nach dem langen Lockdown der große Wunsch an einem Offline-Leben mit echten Emotionen da ist, dass man die Stoffe anfassen will, die Farben in echtem Licht betrachten möchte usw. Wie werden zukünftig Orderrunden sein? Eine Mischung aus offline und online, ich denke das ist die beste Lösung. Wir müssen den Kunden die Möglichkeit zu entscheiden geben, welcher Modus für ihn besser ist. Wir sollen ihm Kollektionen live erleben lassen, aber auch seine Arbeit durch Fernzugriff erleichtern. Wir möchten keine drastischen Veränderungen und ich meine, dass ein sanfter Übergang zum richtigen Zeitpunkt die Zukunft ist. Wir als Label und ich persönlich sind für den Wandel offen, werden aber nie die Schönheit der Vergangenheit vergessen.


LET´S NOT BE BLIND

We all have the opportunity and responsibility to YLKLÄUL [OL MHZOPVU PUK\Z[Y` >L ULLK [V ÄUK H IHSHUJL IL[^LLU V\Y ULLKZ HUK [OL WSHUL[»Z OLHS[O )L WHY[ VM [OL JOHUNL )LJH\ZL [OLYL PZ UV WSHUL[ ) Deluxe Distribution, Germany

Room with a view, Austria

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Eins Zwei Zwei Eins, Switzerland


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Marc O’Polo

„SOLIDARITÄT IST UNS WICHTIG“ Wie wirkt sich die Pandemie auf die Kollektionen, die Sortimentsgestaltung oder die Order- und Lieferrhythmen aus? Susanne Schwenger, CPO Marc O’Polo: Die Zeit für Plakativität und schnellen Konsum ist vorbei. Wir konzentrieren uns noch mehr darauf, unserem Stil treu zu bleiben und Lieblingsteile zu kreieren. Nachhaltig und zeitlos. Iconics, die Modernität transportieren. Die Order startet drei Wochen später und die Liefertermine sind ca. 20 Prozent kleiner. Vor allem die frühen Liefertermine sind stark reduziert oder wie der Mai bei Casual Men komplett gestrichen. Die Vororder wird von unserem breiten Must-Have- und (B)NOS-Programm ergänzt. Hier gehen wir in Vorleistung und unsere Handelspartner können risikofrei und flexibel nachordern. Solidarität ist uns sehr wichtig und wir sind in engem Austausch mit unseren Partnern, um weiterhin auf die aktuellen Situationen und Bedürfnisse eingehen zu können. Haben Saisons in Zukunft noch Relevanz? Im Hinblick auf die Order und Planbarkeit sind die Liefertermine inzwischen entscheidender als die übergeordneten Saisons. Was die Kollektionen angeht, so werden saisonale Produkte aber immer eine Relevanz haben. Sommerliche Themen wie weißes Leinen und Bohemian Dresses zum Beispiel oder Artikel wie Tanktops, Shorts etc. sind wichtig. Der Kollektionsanteil von nicht saisonalen Themen wird aber immer wichtiger. Wir bedienen uns bei der Kollektionsentwicklung der eigenen Historie und gehen in die Marc O’Polo Archive. The MO’P Era, das Kollektionsthema für Frühjahr/ Sommer 2021, inspirierte sich an den late 80ies und early 90ies. Die Kollektion ist extrem modern, selbstverständlich und zeitgeistig. Mit vielen saisonunabhängigen Fashion-Must-Haves. Welche Veränderungen bedeutet das für den Produktionsprozess und die Produktionsländer? Da die Covid-19-Krise weiterhin anhält und die Entwicklungen noch nicht absehbar sind, ist das schwer einzuschätzen. Wir pflegen seit jeher einen sehr guten Austausch mit unseren langjährigen Partnern. In der aktuellen Situation lässt uns das noch stärker zusammenwachsen und verbindet uns mit unseren Partnern.

„Liefertermine sind inzwischen entscheidender als Saisons.“ Susanne Schwenger, CPO Marc O’Polo

Peuterey

GEKRITZELT Seit mehreren Saisons gibt Peuterey mit dem Kreativlabor Peuterey.Plurals Künstlern und Kreativen die Möglichkeit, eine „neue Sprache“ für das italienische Label zu entwickeln. Es geht darum, mit neuen Kollektionen insbesondere die jüngeren Generationen wie die Gen-Z oder Millennials anzusprechen und für sich zu gewinnen. Die Inspirationen kommen dabei meist aus dem Street­styleSegment. Für die Herbst-/Winter-Kollektion 2020/21 wird gedoodelt – sprich gekritzelt. Ein Doodle ist eine Zeichnung, die meist nebenbei entsteht, wenn eine Person sich auf etwas Anderes konzentriert. Die Maxi-Daunen-Jacken wurden mit Kritzeleien aller Art in vier unterschiedlichen Farben (Rot, Weiss, Schwarz und Beige) bemalt und sind echte Hingucker. „Das Ergebnis dieser Kollaborationen zwischen Künstlern und Mode ist eine Explosion von Ideen, die in einem einzigartigen Produkt münden. Diese Neuinterpretationen lassen den Endverbraucher nie unberührt, sondern rufen Emotionen hervor“, erklärt Francesca Lusini, Vorsitzende der Peuterey Group.

Die Daunen­ jacke als Blatt für Kritzeleien – die neue Kollektion des Kreativlabors Peuterey.Plurals.

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Mey Zzzleepwear

TIEFSCHLAF

„Die Branche verliert an Wert und Prestige. Ich möchte meinen Beitrag leisten, dass sich das ändert.“ Martina Schmidl, Gründerin Business Boostery

Schlafmangel? Diese Nachtwäsche verspricht Abhilfe. Die Innovation aus dem Hause Mey heißt Zzzleepwear, dessen Material N8TEX® mit einem Keramik-Innenprint versehen ist und nachweislich einen regenerierenden Schlaf unterstützt. Die Grundqualität von Mey besteht aus einer plattierten Ware, die mit der Faser Cool­max® den körpereigenen Klimahaushalt regulierend unterstützt. Die außenliegende Baumwollschicht sorgt für einen natürlichen Griff. Der innenliegende Print soll die vom Körper kommenden kurzwelligen Strahlungen reflektieren und für eine entspannte Muskulatur sorgen. On top hilft ein elfteiliger, laut Mey zum Gähnen langweiliger Einschlaf-Podcast. Der Code dazu ist auf die Nachtwäsche gedruckt, sodass die Gutenachtgeschichte via Scan über Spotify gehört werden kann. Die Zzzleepwear kann zur Markteinführung bis 11. September geordert werden und ist danach als NOS verfügbar. Geliefert wird ab Mitte November. www.mey.com

Für die neue Zzzleepwear von Mey verbindet das Unternehmen ein innovatives Produkt mit modernem Storytelling – ein eigener Einschlaf-Podcast wird gelauncht.

Business Boostery

PASSION AND POSITIVITY Weg vom klassischen Coaching, hin zum Boosten, lautet der Ansatz von Martina Schmidl, die sich mit ihrem Beratungsunternehmen Business Boostery selbstständig gemacht hat. „Wir trainieren Manager und ihre Teams zu Top-Performern“, sagt die Gründerin von Business Boostery. „Es geht darum, unternehmerisch zu denken und zu handeln und das Maximale an Potenzial auszuschöpfen, ohne dabei die Motivation zu verlieren. Der Mensch ist das wichtigste Gut eines Unternehmens.“ Auch Vertrieb ist nicht gleich Vertrieb. „Es gilt, zu spüren, was der Markt braucht, die richtigen Partner zu finden und eine Marke nicht überzudistribuieren.“ Was Martina Schmidl für ihren Job prädestiniert? „Meine positive Art, mit Spaß und Motivation an Dinge heranzugehen. Ich limitiere mich nicht im Denken und Handeln, sondern kombiniere meine Machermentalität mit sehr guten strategischen Fähigkeiten.“ Nicht zuletzt spricht ihre Expertise für Martina Schmidl, die bis März 2020 die Entwicklung von American Vintage als Worldwide B2B Director vorangetrieben hat. www.business-boostery.com

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Munich Fabric Start

HOPETIMISM Von 1. bis 3. September veranstaltet die Munich Fabric Start die Fabric Days, ein Sonderformat für eine limitierte Anzahl von Ausstellern in vier Hallen des MOC. „Mit diesem Format bieten wir eine auf Vertrieb fokussierte und aufs Wesentliche konzentrierte Businessplattform in München“, sagt Managing Director Sebastian Klinder. Über den Fabric Days stehen als Leitthema Hoffnung und Optimismus, kurz Hopetimism. „Damit meinen wir das Mindset, neue Wege und Perspektiven aufzuzeigen“, beschreibt Sebastian Klinder die Wortkombination und versteht darunter „den Spirit, mit dem wir gemeinsam in einer für die Branche sehr herausfordernden Zeit zukunftsorientierte Produkte und Prozesse gestalten können, die sich am Marktbedürfnis orientieren“. Klinder sieht es als Aufgabe der Munich Fabric Start, nach den vielen abgesagten oder verschobenen Messen zumindest als Sonderformat stattfinden und die Trends für Herbst/Winter 2020/21 vorstellen zu können. Die Priorität liegt darin, denjenigen Ausstellern und Agenturen, die definitiv in München ausstellen wollen und können, eine Möglichkeit zu bieten, ihre Neuheiten zu diesem Termin zu präsentieren. „Gemeinsam können wir in München eine professionelle Arbeitsumgebung schaffen, die trotz Sicherheits- und Hygienemaßnahmen eine inspirierende und effiziente Atmosphäre bietet“, so Sebastian Klinder. Denn darum geht es: Gerade während einer Zeit der Unvorhersehbarkeiten, Zuversicht auszusprechen und gleichzeitig Inspirationen zu geben, Erlebnisse zu schaffen und persönlichen Austausch zu ermöglichen. „Textilien, insbesondere Stoffe muss man erleben, fühlen und deren Fall sehen, und genauso muss man Freundschaften und Partnerschaften persönlich pflegen.“ Reine digitale Formate sieht Klinder nicht als Alternative zum Showgeschäft, jedoch als Ergänzung, wenn beispielsweise Stoffe nicht nur als Foto, sondern als digitaler Zwilling in 3D vorliegen und innerhalb des Produktionszyklus direkt weiterverwendet werden können. Fabric Days: 1. bis 3. September 2020, MOC München, www.munichfabricstart.com


HATS

THE LEGENDARY HAT BRAND

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Gallery Fashion und Gallery Shoes, Gallery Showroom Concept

STÄRKE BÜNDELN Ulrike, wie plant ihr die Messe in diesem besonderen Jahr? Ulrike Kähler, Geschäftsführerin Igedo Company, Project Director Gallery Fashion und Gallery Shoes: Mit einem gemeinsamen Termin für die Segmente Fashion und Shoes. Die Marktentwicklung zeigt, dass dieser Schritt in Zeiten von Corona einzig richtig ist. Nach vielen Gesprächen mit Ausstellern und Händlern wissen wir, wie wichtig es gerade jetzt ist, alles zu bündeln. Wie wird sich das auf der Fläche zeigen? Im Showroom-Concept- und Premiumbereich funktioniert dieser Mix bereits, da sind wir gut aufgestellt. Im mittleren Markenbereich können wir die Segmente nicht vorbehaltlos mischen, da die Kundenkreise eher unterschiedlich sind. Als Branchenplattform werden wir alles dafür tun, dass sich die Händler öffnen und nicht nur gewohnte Pfade gehen. Die Düsseldorf Fashion Days starten Anfang August, während die Gallery mit dem Showroom Concept erst Ende August beginnt. Ein gemeinsamer Termin für alle wäre wünschenswert. Als Veranstalter hatten wir aufgrund der Verordnungen jedoch keine andere Wahl. Daher auch der partnerschaftliche Zusammenschluss mit der Supreme. Was sollen die Besucher der Gallery vorab wissen? Dass sie nach vorheriger Onlineregistrierung unbelastet kommen können. Das großzügige Gelände sorgt für ausreichend Abstand. Was die Hygiene- und Sicherheitsvorschriften betrifft, sind wir auf höchstem Niveau. Gallery Showroom Concept: 28. August bis 1. September 2020; Gallery Fashion and Gallery Shoes: 30. August bis 1. September 2020, www.gallery-duesseldorf.com

„Ich bin am Standort Düsseldorf für die Konzentration auf einen Termin, damit die Händler möglichst wenig reisen müssen.“ Ulrike Kähler

Spannende Kooperationen stützen den Markenwert von Gant.

Gant

GEMEINSAM DIGITAL Flächeneinsteuerung, EDI, digitale Order, B2B-Plattform. „Wir legen den Fokus auf Digitalisierung, um die Kunden besser unterstützen zu können“, betont Ralf Meier, Sales Director D-A-CH Gant. „Was wir bereits vor einem Jahr angestoßen haben, weist uns jetzt den Weg.“ Statt starrer Ordersysteme kann individueller auf die Händler eingegangen werden. „Wir wollen den Kunden fortwährend Neuerungen in Form von kleinen Kapseln bieten, und das, ohne dass sie für die Order reisen müssen“, so Ralf Meier. „Unsere B2B-Plattform ermöglicht, das Sortiment virtuell zusammenzustellen. Die Modelle sind von allen Seiten sichtbar, dazu gibt es Infos und Imagevideos sowie die Anbindung von EDI, sodass die Ware am PoS immer verfügbar sein kann.“ Jährlich sind vier gezielte Kapseln im Jahr geplant. „Den Anfang machen zwei Kooperationen, die als Limited Editions selektiv distribuiert werden; eine mit der Schuhbrand Diemme und eine weitere mit Interieurdesign-Shootingstar Luke Edward Hall.“ www.gant.de

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Shawls


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Lightning Bolt

EIN HALBES JAHRHUNDERT SURFERKULTUR 1971 gründete auf Hawaii einer der berühmtesten Surfer der Welt, Gerry Lopez aka Mr. Pipeline, sein Surfboard-Label Lightning Bolt. Für das Logo mit dem Blitz gibt es diverse Interpretationen. Einerseits tuschelte man, es sei der Name einer besonderen Marihuana-Sorte der 1970er-Jahre, dann sollte es für die Kraft der Natur stehen oder vielleicht doch für die Schnelligkeit, die Surfer durch die kürzeren Boards erreichten.Tatsache ist, Lightning Bolt wurde in kürzester Zeit eine Marke, die nicht nur mehr Surfbretter und Surfzubehör verkaufte, sondern den coolen Surfer-Lifestyle verkörperte. Heute produziert die Marke in Portugal und achtet darauf, dass die guten Vibes und der „Hawaiian way of life“ weiterleben. Das heißt natürlich auch, sich mit dem Thema Umwelt auseinanderzusetzen. „Wir als Marke sind in Harmonie mit dem Ozean und der Natur – wir beugen uns deren roher Kraft und sind dankbar dafür. Sie sind für uns Zuflucht und Zuhause. Die Wildnis kann uns zusammenbringen, uns vor dem Klimawandel schützen und uns helfen, länger und gesünder zu leben. Wir müssen gemeinsam entscheiden, als ein Teil von ihr zu leben und zu teilen – untereinander, aber auch mit unserer Natur“, formuliert es Maria João Nogueira, Communication Manager von Lightning Bolt. Die Frühjahr-/Sommer-Kollektionen für Damen und Herren feiern diesen Spirit und bestehen hauptsächlich aus Baumwolle, Mischungen werden vermieden. Die Kombination von hellen Farben und kräftigen Erdtönen bringen den Sommer und den Ozean auf T-Shirts, Hoodies und Caps. Dass komplett in Portugal produziert wird, ist Herzstück der Marke, um die lokale Textilindustrie zu unterstützen und CO2-sparend zu arbeiten. Cool und umweltfreundlich kann man also auch mit 50 sein.

Neu von F65.0: der Running-Schuh UWE V1 für Männer.

F65.0

FETISCH

Happy Birthday! Lightning Bolt ist ab sofort ein Silver Surfer, die Marke feiert ihren 50. Geburtstag.

Lightning Bolt in der Pipe mit Surfer Miguel Ruivo.

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Ein Jahr nach dem offiziellen Launch hat das Sneakerlabel F65.0 ein neues Running-Modell für Herren herausgebracht. „Auch hier sind Florian Hofbauer und Manuel von Gadomski ihrer Prämisse gefolgt, zeitlose und zugleich individuelle Klassiker zu kreieren“, sagt Nico Hoffmeister, der das Duo von Mannheim aus unterstützt. „Jetzt starten wir den Direct-Sale in Benelux und Nordeuropa und haben unsere Homepage entsprechend auf Englisch umgestellt.“ Zu den Handelskunden zählen aktuell ein van Laack Store in Hamburg, 7 Aygan in Stuttgart und demnächst die Trendfabrik Brühl. Den niederländischen Markt betreut seit Mai die Modeagentur Atelier 67 B.V. von Bob Rekers. „Wir sind Sneaker besessen, nicht umsonst entspricht der Name F65.0 dem medizinischen Begriff für Objektfetischismus“, sagt Nico Hoffmeister. „Produziert wird in Portugal, wo die Sneaker in Handarbeit unter fairen Bedingungen entstehen.“ Neben dem Running-Modell gibt es zwei weitere Sneakerstyles je als High- und Low-Top-Variante, zum EK von 89,90 Euro und zu 219 Euro im Verkauf. www.f65punktnull.de


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Beyond progress. texprocess.com

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Goldgarn Denim

DURCHDACHT Die Kollektion Goldgarn Denim aus Mannheim wird weiter ausgebaut. So gibt es jetzt auch Jeanshemden für Herren sowie Jeansjacken für Herren und Damen. „Wir leben und lieben Denim“, sagt Labelgründer Kerem Oezcelik. „Wir blicken auf eine 40-jährige Denimkompetenz zurück und übertragen dieses Wissen auf unsere Produkte.“ Durchdachte Details sind Erkennungsmerkmale der Jeans, deren Style unaufgeregt und lässig daherkommt. Das Material stammt von Lieferanten wie Isko International B.V. Die Manufakturen stehen für traditionelle handwerkliche Fertigung und für eine möglichst nachhaltige Produktion mit schonendem Einsatz natürlicher Ressourcen. Zu den 500 Kunden in Europa zählen Engelhorn, Bailly Diehl, Breuninger, L&T, Garhammer und Reischmann. Seit Gründung ist Goldgarn Denim Partner der karitativen Einrichtung Aufwind-Mannheim, um die Region zu stärken. So wird ein Euro pro verkaufter Jeans für sozial benachteiligte Kinder gespendet. www.goldgarndenim.de

Goldgarn Denim besticht mit Detailliebe. Neu sind Denimhemden und -jacken.

DU4

LIGHT AND SOFT Die Kollektion DU4 setzt bewusst auf Innovation. „Neu ist unsere Serie Light and Soft mit Hemden aus ganz leichten Baumwoll- und Baumwoll-Leinen-Qualitäten, die supersoft und fast ohne Einlage verarbeitet werden“, sagt David Dufour, einer der Inhaber der Marke. Die Hemden werden einzeln im leichten Stoffbeutel geliefert und sind somit frei von Plastikzusätzen. Die Order startet im Juli über die Agenturen von DU4. Ausgeliefert wird von Februar bis April, je nach Kundenwunsch. „Wir wollen nicht zu früh liefern, damit ermöglichen wir den Handelskunden, wieder in einen normalen Lieferzyklus zu kommen“, betont Dufour. „Wir haben uns viele Gedanken gemacht, was der Handel jetzt braucht, und wollen ihm Argumente liefern.“ Dazu zählt auch das vergrößerte NOS-Programm mit Hemden, die laut Dufour von heute auf morgen auch einzeln abrufbar sind, oder dass selbst spezielle Wünsche innerhalb kurzer Zeit umsetzbar sind. „Es zahlt sich jetzt aus, dass wir von jeher in Europa produziert haben. So können wir bedarfsgerecht agieren.“ www.du4.de

Der Herrenhemdspezialist DU4 hat mit besonders leichten und soft verarbeiteten Hemden eine echte Innovation herausgebracht.

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style in progress

Matthias Mey führt als geschäftsführender Gesellschafter Mey durch die Krise.

Mey

ALLE BÄLLE IN DER LUFT In der Corona-Krise hat sich das Unternehmen Mey mit agilem Management bewährt. Matthias, was waren eure Maßnahmen? Matthias Mey, geschäftsführender Gesellschafter Mey und Mey Story: Bereits Mitte März kam die ungarische Regierung mit der Anfrage auf uns zu, in unserem dortigen Werk Mund- und Nasenmasken zu produzieren. Dann häuften sich die Anfragen auch hier in Deutschland, sodass mein Bruder und ich gleich im kleinen Team hier in Albstadt eine Produktionsstraße eingerichtet haben. Im Krisenmodus agiert man plötzlich fast wie in den Anfängen eines kleinen Unternehmens: Es stellt sich schnell heraus, was funktioniert und was nicht. Und dass es in solchen Zeiten eine klare Führung braucht. Jetzt ist Mey zum Kerngeschäft zurückgekehrt. Es ist einfach, eine Produktion zu stoppen, aber eine vollstufige Produktion wieder zum Laufen zu bringen, ist ungleich schwieriger. Um möglichst viele Mitarbeiter halten zu können, brauchen wir das Mittel der Kurzarbeit sicherlich noch bis zum Jahresende. Zugleich fühlen wir uns gegenüber unseren Lohnbetrieben verpflichtet, denn wir wollen uns auch fair gegenüber unseren Partnern verhalten. Was ist deine wichtigste Erkenntnis? Die Bedeutung einer nationalen oder europäischen Produktion. Die Corona-Krise hat uns deutlich vor Augen geführt, wie anfällig unsere weltweiten Lieferketten sind. Wären wir nicht regional im Sourcing verankert und hätten wir nicht so viele langjährige starke Partner in Deutschland und im benachbarten Ausland, hätten wir nicht so schnell umstellen können. In Verbindung mit unserer Fertigung in eigenen Werken konnten wir schnell reagieren.


SPRING/SUMMER 2021

GANT.COM


JETZT

Premium, Seek & #Fashiontech

AUF ZU NEUEN UFERN „Be-in-Berlin“, Bread & Butter oder Panorama – im Berliner Messegeschehen herrschte in den letzten 18 Jahren reges kommen und gehen. Jetzt verlässt die Premium zusammen mit der Seek die Hauptstadt und wird im Rahmen der Frankfurt Fashion Week gemeinsam mit der Neonyt im Sommer 2021 auf dem Messegelände im Herzen der hessischen Finanzmetropole stattfinden. style in progress sprach mit Anita Tillmann, Managing Partner der Premium Group über Wendepunkte und Synergien. Anita, wie vermeidet ihr, dass die Entscheidung für Frankfurt als eine gegen Berlin interpretiert wird. Du hast dir das nicht leicht gemacht und immerhin fast 20 Jahre Liebe in die Hauptstadt investiert. Es geht nicht um einen Wettbewerb der Standorte. Jede Stadt hat Stärken und Vorzüge und alles hat seine Zeit. Wir hatten 18 Jahre in Berlin eine aufregende und gute Zeit und ich bin dankbar, dass wir uns als Unternehmen ausprobieren, wachsen und erfolgreich etablieren konnten. Wir leben in Berlin und lieben diese Stadt. Unsere Messen sind sehr erfolgreich und wir gehen aus einer Position der Stärke. Zeiten und Bedürfnisse ändern sich nun mal und wir brauchen ein neues Narrativ – wirtschaftsstark, zukunftsfähig und sexy. Wir müssen unsere Konzepte weiterentwickeln, neu denken, um langfristig und international wettbewerbsfähig zu bleiben, und haben auch eine Verantwortung der Branche gegenüber. Frankfurt ist der perfekte Ort, um unsere Visionen und Ideen umzusetzen und um ein neues Narrativ zu erzählen. Braucht es in Frankfurt eigentlich noch drei verschiedene Messen? Thematisch und auch konzeptionell gibt es ja viele Überschneidungen. Nachhaltigkeit zum Beispiel war auf der Premium immer ein starkes Thema. Im Sinne einer Synergie wird man aber auch Abläufe zusammenfassen. Machen da drei Messen mit eigenen Gesellschaften Sinn? Wie grenzt ihr euch untereinander ab, wie vermeidet ihr, dass es unter den drei Messen zu einem Kampf um die Aussteller kommt? Bei dem neuen Konzept geht es um die Symbiose von Tradeshow, Content und Event. Es geht um einen Gesamtauftritt und ein Happening und ein Wir-Gefühl. Wir arbeiten inhaltlich schon lange mit der Neonyt zusammen, unsere Contentformate #Fashiontech und Fashionsustain haben wir bereits erfolgreich in der Vergangenheit zusammen produziert. Das kam sehr gut an. Wir arbeiten derzeit daran, die Synergie aller unserer Veranstaltungen zu nutzen, um einen Ort zu kreieren, der überrascht, emotionalisiert, inspiriert und begeistert.

Mutiger Schritt: Anita Tillmann, Managing Partner der Premium Group, mischt mit der Entscheidung, nach Frankfurt zu gehen, die Karten neu.

Wie stellen wir uns das Management der Premium und Seek operativ vor? Wird es nach der Messe im Januar noch ein operatives Team in Berlin geben oder ziehen Premium und Seek tatsächlich mit Sack und Pack nach Frankfurt? Wir sind ein digital fortschrittliches Unternehmen, Raum und Zeit halten uns schon lange nicht mehr auf. Was bedeutet die Entscheidung für Frankfurt für das Premium­ gelände am Gleisdreieck? Im Januar planen wir wie gewohnt, unter Berücksichtigung aller Hygiene­konzepte, Premium, Seek und #Fashiontech stattfinden zu lassen. Wir gehen nicht, ohne uns ordentlich und laut zu verabschieden. Alle werden eingeladen, die uns begleitet haben und an unserer Seite sind. Unter dem Motto: „Danke Berlin und hallo Frankfurt“ werden wir der Branche und den Brands unser Konzept, aber auch das Netzwerk und die Player aus Frankfurt vorstellen. Wann hat es in den Verhandlungen mit der Messe Frankfurt Klick gemacht? Was war der Punkt, an dem du gewusst hast: Ja, das ist die Lösung und dafür stehe ich mit meinem Team ein? Über die Idee eines strategischen Schulterschlusses unserer Messen sprechen wir schon eine ganze Weile und wir kennen uns seit über zwei Jahrzehnten. Wir teilen den Enthusiasmus und die Leidenschaft an unseren Jobs, beobachten die Entwicklung der Branche und sehen viele Chance, die mit Veränderungen einhergehen. Bezüglich Frankfurt haben wir erstmals die Köpfe im Oktober 2019 zusammengesteckt und verschiedene Szenarien durchgespielt. Erst hat es also Klick gemacht, die Verhandlungen kamen später. Wir setzen auf Relevanz und Business, aber auch auf eine neue Kultur des Miteinanders.

Die Premium zieht von der Spree an den Main, um der Modebranche eine internationale, digital affine, zukunfts- und nachhaltigkeitsorientierte Businessplattform zu bieten. Foto: Igor - stock.adobe.com

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JETZT

Floris van Bommel

OXYGEN

American Vintage

ANGEKOMMEN Ender, wie ist euer Status quo? Ender Sahin, Sales Manager D-A-CH American Vintage: Nach dem Lockdown in Frankreich rollt unser Business wieder gut an. Jetzt greifen unsere Auslieferungsrhythmen, weil sie dem Handel die Flexibilität ermöglichen, die er braucht. Neben Herbst/ Winter 2020 kann er bedarfsgerecht die High-Summer-Capsule ordern, mit leichten Qualitäten und Leinenoptiken in neuen Farben, die sofort lieferbar sind. Es ist erfreulich, zu sehen, dass das immer mehr Kunden in Anspruch nehmen. Seit ein paar Saisons pusht die Marke die Menswear. Sie entwickelt sich sehr positiv und hat unter anderem Händler wie Breuninger und Konen begeistern können. Wir sind sehr stolz auf die Kollektion, die in ihrem Reifegrad der starken Womenswear gleich kommt, clean im Look und mit dem für uns typischen Wohlfühlcharakter. Es zahlt sich aus, dass wir in unsere Kernkompetenz und in unser Qualitätsmanagement investiert haben. Außerdem wird American Vintage immer mehr als Komplettkollektion wahrgenommen. Diesen Weg werden wir weiterverfolgen. www.americanvintage-store.com

Ender Sahin setzt als Sales Manager D-A-CH American Vintage auf einen flexiblen Auslieferrhythmus.

Pepijn, du bezeichnest Marge als Sauerstoff des Marktes. Pepijn van Bommel, Commercial Director Floris van Bommel: Ja, und davon braucht der unabhängige Retail dringend mehr. Einzelhändler stehen massiv unter Druck: durch strenge Lieferantenrichtlinien, frühen Start der Verkaufssaison, In-Season-Rabatte oder viel zu frühen Sale. Für einen gesünderen Retail ist vor allem die Verschiebung des Ausverkaufs nach hinten unverzichtbar. Wie sollen unabhängige Retailer, die für Einkaufsstraßen und Stadtzentren so wichtig sind, sonst überleben? Ein großer Schritt nach vorne wäre, wenn rechtliche Regularien aufgehoben und Marken erlaubt werden würde, ihre eigene Preispolitik und Länge der Sale-Periode selbst zu bestimmen. Das wäre ein wertvolles Mittel in der Unterstützung des unabhängigen Handels. Was tut ihr, um für den Handel ein guter Partner zu sein? Wir haben unsere Lieferoptionen noch flexibler angepasst und sind von drei auf fünf Lieferfenster übergegangen. In Sachen Lieferzeitpunkt bieten wir zudem größtmögliche Flexibilität. Händler können georderte Modelle zu einem selbst gewählten Zeitpunkt auch erst später in der Saison erhalten und natürlich adhoc Bestellungen aufgeben. Wichtige Key-Styles sind über einen Zeitraum von fünf Monaten verfügbar. Was auch immer in die Strategie eines Händlers passt: Wir können liefern. www.florisvanbommel.com

Circolo 1901

EASY CHIC

Circolo 1901 setzt auf unkomplizierte Eleganz, für Männer genauso wie für Frauen.

Die italienische Marke Circolo 1901 aus Apulien setzt weiterhin auf unkomplizierte, aber qualitativ anspruchsvolle Kollektionen für Mann und Frau. Die Looks sollen die Träger von der Arbeit direkt zum Aperitivo begleiten. Es zählt nur eins: der persönliche Stil des Trägers. Diesen will Circolo 1901 mit seinem Easy-chicMood ein Upgrade geben. Das Herzstück der Circolo 1901 Kollektionen bleibt das Easy Jacket, das ikonische Sakko der Marke, das in vielen Varianten erhältlich ist. Jersey, Pikee oder Plüsch – Wohlfühlen wird groß geschrieben. Der überragende Tragekomfort überzeugt Händler wie Endkunden – und das ist auch die Trumpfkarte der Marke. Wer einmal Circolo 1901 getragen hat, will diesen einzigartigen Mix aus Bewegungsfreiheit und italienischem Stil nicht mehr missen.

„Als Marke setzen wir uns für ein gesünderes Einzelhandelsklima mit fairen Bedingungen für den unabhängigen Retail ein.“ Pepijn van Bommel, Commercial Director Floris van Bommel

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Save The Duck

ZEHN FLÜSSE, EIN OZEAN Sie verzichten auf Gänsedaunen. Sie verzichten auf tierische Produkte generell. Aber sie verzichten auch auf vieles mehr, was in herkömmlichen Produktionstechniken der Umwelt schadet. Entsprechend dieser Philosophie kooperiert Save The Duck in diesem Jahr mit der NGO Sea Shepherd für eine limitierte Capsule-Kollektion und begleitet den Forscher Alex Bellini auf seiner Tour zu den zehn am schlimmsten verschmutzten Flüssen der Welt, die alle in einen Ozean fließen. Ihrem Engagement für die Umwelt gab Save The Duck mit der Circular Economy Jacket, der ersten zu hundert Prozent aus recyceltem Material bestehenden Jacke ein prominentes Gesicht. Die Message haben wir verstanden: Wo ein Wille, da ein Weg! www.savetheduck.com

Lieblingsshorts mit langem Leben: Nuffinz aus Österreich.

Nuffinz

FREE YOUR BALLS Ultra bequeme Shorts für Männer für nach dem Surfen, nach dem Sport oder fürs Homeoffice: Mit dieser Vision machte sich Andreas Gähwiler 2018 an sein eigenes Label, das der Geschäftsführer des Company Builders V_labs via Kickstarter finanzierte. Seither erlebt das Label Höhen und Tiefen – und rasenden Zuspruch aus einer organisch wachsenden Community aus Markenbotschaftern, die die Shorts ähnlich wie Andreas Gähwiler am liebsten nie mehr ausziehen würden. Die Teddy-Qualität des Biobaumwollstoffes verwendet Nuffinz inside-out, was den Tragekomfort noch einmal erhöht. www.nuffinz.com

Galeries Lafayette x Kreuzberger Himmel

DIE ENGEL IM DEPARTEMENTSTORE Seit Anfang 2018 beweist ein Team geflüchteter Menschen aus sieben Nationen im Berliner Restaurant Kreuzberger Himmel, wie Integration auf Augenhöhe funktionieren kann. In der Gourmetabteilung des französischen Kaufhauses Galeries Lafayette wurde gerade ein Pop-up-Store eingerichtet, in dem Gäste eine Auswahl der beliebtesten Gerichte wie arabische Wraps, syrische Köstlichkeiten oder verschiedene Humus-Sorten bestellen können. „Wir sind dankbar für diese wunderbare Kooperation und die Unterstützung der Galeries Lafayette. Die verordnete Schließung war für uns nicht einfach und so wissen wir es zu schätzen, dass wir jetzt eine so großartige Chance bekommen“, so der Initiator Andreas Tölke, der gemeinsam mit dem gemeinnützigen Verein Be an Angel e.V. das Restaurant eröffnete und während der Corona-Schließung täglich mehrere hundert Obdachlose mit seinem Team bekochte. www.kreuzberger-himmel.de, www.beanangel.direct

Sie machen gemeinsame Sache: die Teams von Sea Shepherd und SaveThe Duck.

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Gutes Essen, gute Gespräche: Das Team vom Kreuzberger Himmel bespielt jetzt auch einen Pop-upStore in den Galeries Lafayette.



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Italienischer Style geht immer.

Monaco Duck

FRAG CARL!

Der Statement-Loafer mit Mehrwert: 20 Prozent des Kaufpreises gingen an den Einzelhandel.

So eine Serviceoffensive verdient Applaus, denn das Team rund um Julian Hermsdorf und Carl Warkentin hat richtig Gas gegeben. Mit einem eigens designten Statement-Slipper unterstützen sie ihre Partner im Einzelhandel, indem 20 Prozent des Verkaufspreises bei Onlinebestellung direkt an den Händler der Wahl gingen. Die Nähe zu ihren Konsumenten hielten sie par excellence. „Dass du uns immer alles fragen kannst, gehört zu unserer Monaco-Duck-Philosophie. Neu ist aber, dass du auf deine Frage eine persönliche Videoantwort über Instagram bekommst, und das auch noch direkt von Gründer Carl“, ging per Newsletter an alle Follower und Kunden raus. Gesagt, getan, Carl Warkentin stand einmal pro Monat Rede und Antwort. www.monacoduck.com

Les Deux

POP-UP-KONZEPT Nachdem die dänische Menswearmarke Les Deux in Berlin seit Oktober 2019 einen Pop-up-Store am Rosenthaler Platz im Stadtteil Mitte betreibt, wurde die Retail-Expansion in diesem Sommer bei Engelhorn in Mannheim mit einer 25 Quadratmeter großen Shop-in-Shop-Fläche unter dem Titel „The Box“ fortgesetzt. Verkauft wird neben dem erfolgreichen NOS-Programm hauptsächlich die Pre-Kollektion Herbst 2020. „Wir sind sehr stolz, gemeinsam mit Engelhorn unser Pop-up-Konzept ‚The Box‘ für Les Deux weiter auszubauen, und werden in den kommenden Saisons die Zusammenarbeit mit weiteren Handelspartnern intensivieren“, erklärt Ilya Morgan, Managing Partner von Deluxe Distribution, die in Deutschland als Generalagentur mit Unterstützung von der Agentur Wittmann in Düsseldorf und Masch Agency in München für den Vertrieb zuständig ist. Der österreichische Markt wird von der Agentur Room with a view aus Salzburg betreut. www.lesdeux.dk

Barba Napoli

HAND IN HAND

Der Pop-up-Store von Les Deux im Eingangsbereich bei Engelhorn in Mannheim setzt auf farbenfrohe und detailverliebte Inszenierung.

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Auch im Shutdown nicht untätig: Barba Napoli hat sich neu organisiert, die 110 Mitarbeiter anders aufgestellt, Smart Working eingerichtet und das Lager umgestellt. Dem ersten Schock folgte Tatendrang: Raffaele Barba erzählt, wie hart die Zeiten waren, aber er tut es mit der Sympathie und positiven Art, für die Neapolitaner bekannt sind. „Die Frühjahr-/Sommer-Kollektionen 2021 werden reduzierter ausfallen und Styles aus der 2020er-Kollektion wieder aufgreifen, sodass Händler das Problem der überholten Ware nicht haben werden. Es bleiben viele Klassiker und wir werden noch stärker auf unsere Merkmale wie traditionsreiche Schneiderkunst und Made in Italy setzen.“ Barba wird aber auch die Digitalisierung der nächsten Orderrunde einführen: „Den Schritt mussten wir gehen, weil viele unserer ausländischen Kunden nicht in unseren Mailänder Showroom kommen werden können.“ In der D-A-CH-Region wird das Label weiterhin von D-Tails von Patrick Coppolecchia Reinartz vertreten.


REVOLUTIONAL ® JACQUARD BERMUDA

B2B-PORTAL

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Olaf Schmidt ist Vice President Textiles and Textile Technologies bei der Messe Frankfurt.

Messe Frankfurt

DIE NEUE KOALITION Die Messe Frankfurt und die Premium Group veranstalten im nächsten Sommer gemeinsam die Frankfurt Fashion Week. Die Messen Premium, Seek und Neonyt sowie die Konferenzen Fashionsustain und #Fashiontech sollen begleitet von Laufstegschauen und Events im Juli 2021 in der Mainmetropole stattfinden. style in progress sprach mit Olaf Schmidt, Vice President Textiles and Textile Technologies der Messe Frankfurt über Besucherfrequenz, Fördergelder und den Abschied von Berlin im Januar.

Wie soll am Messestandort Frankfurt künftig mehr Anziehungskraft auf Einkäufer ausgeübt werden, nachdem in Berlin besonders die internationale Besucherfrequenz stetig rückläufig war? In Frankfurt soll die Zukunftsvision einer Fashion Week Realität werden. Die intelligente Verzahnung von Fashion, neuen Technologien und Nachhaltigkeit ist entscheidend für die Mode- und Textilbranche. Mit Applied Sustainability und Applied Digitalisation als Content-USPs setzt die Frankfurt Fashion Week auf diese Themen. Es entsteht ein modernes und zeitgemäßes Format, das sich von bestehenden Fashion Weeks abgrenzt und neue Maßstäbe definiert. Internationale Besucher stehen ganz klar im Fokus. Dafür setzen wir unter anderem ein internationales VIP-Buyer-Programme auf. Besonders attraktiv für internationale Gäste sind natürlich auch die zentrale Lage und die leichte Erreichbarkeit durch den internationalen Flughafen. Die extrem kurzen Wege, die das Messegelände, die Stadt, die Transport-Hubs und die urbanen Hotspots untereinander verbinden, sind für die Besucher ein Vorteil. Sie wollen ein „Ecosystem aus Tradeshows, Konferenzen, Runways und Events für Professionals und Konsumenten“ schaffen. Wie soll dieses neue System aussehen? Richtig, mit fünf Plattformen, drei Messen, zwei Konferenzen, über 2.000 Designern, Brands und Modeunternehmen möchten wir ein neues Ecosystem für Mode schaffen. Das Herzstück werden Europas größte Modemessen sein. Premium, die europaweit relevanteste Businessplattform für

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Bankenzentrum und Fashionmetropole: In Frankfurt prallen zwischen den Wolkenkratzern Welten aufeinander. Die Frankfurt Fashion Week will neue Impulse fürs Modebusiness geben.

Advanced Womens- and Menswear, Seek, eine der progressivsten Tradeshows für Contemporary Fashion, und Neonyt, der führende Hub für Sustainable Fashion. Die Frankfurt Fashion Week richtet sich an eine zukunftsorientierte, digital-affine Fashion- und Lifestyle-Community. Business to Business, Business to Consumer, Business to People, People to People. Klar ist, dass die Tradeshows nur für Fachbesucher zugänglich sein werden. In der gesamten Stadt sollen Fashion und Lifestyle für jeden erlebbar werden. Die Stadt Frankfurt rechnet mit einer Umwegrentabilität von über 200 Millionen Euro pro Jahr durch die Fashion Week. Wofür werden die vom Land und der Stadt in Aussicht gestellten zehn Millionen Euro Fördergelder verwendet? Die Frankfurt Fashion Week wird für den Standort Frankfurt von großer wirtschaftlicher Bedeutung sein und ist ein wichtiges, positives Signal in diesen Zeiten. Die Investitionssumme von zehn Millionen Euro für die kommenden drei Jahre, die die Stadt und das Land zugesagt haben, sind unter anderem für den Aufbau verschiedener Maßnahmen wie Standortmarketing, Nachwuchsförderung oder für das eben erwähnte internationale VIP-Buyer-Programme vorgesehen. Wie sind derzeit die Planungen für die Messen der Herbst-/ Winter-Saison im Januar 2021. Wird es in Berlin noch eine Abschiedsrunde der Neonyt geben? Auf jeden Fall! Mit der letzten Neonyt in Berlin wollen wir uns bei Berlin bedanken. In Berlin ist die Neonyt groß geworden. Berlin war sehr wichtig für uns und wir hatten eine tolle Zeit. Wir freuen uns riesig, im Januar 2021 alle wiederzusehen. Bye bye Berlin, welcome Frankfurt. Beides muss gefeiert werden! www.frankfurt.fashion, www.neonyt.messefrankfurt.com



JETZT

Ulli Ehrlich ist seit Ende letzten Jahres alleinige Frontfrau von Sportalm und federführend für die neue Kollektion, die ihren Namen trägt.

Sportalm

HERZENSSACHE Ergänzend zur erfolgreichen Sportalm-Kollektion lanciert das Kitzbüheler Unternehmen jetzt eine neue Linie namens Ulli Ehrlich. „Die Kollektion ist mir eine Herzensanliegen“, so Ulli Ehrlich, die Ende 2019 die Führung von Sportalm übernommen hat und seit November von Norbert Lock beratend unterstützt wird. „Mit ihr berufen wir uns auf unsere Wurzeln als Familienunternehmen, das aus dem Sport kommt.“ Modische und zugleich sportive In- und Outdoorjacken stehen im Fokus, die von Shirts und Strick, Leggings, Röcken und Kleidern ergänzt werden. „Jeder Style hat eine starke Aussage, sodass er auch als Einzelteil funktioniert“, sagt Ulli Ehrlich. Stilprägend sind sportive Elemente wie Kapuzen für Blazer, Kordelzüge und Tapedetails sowie viel Silber, starke Farben und ein plakativer Print. Auch die Materialien sind funktio-

naler Sportswear entlehnt, mit Neopren und Technostretch. Die Preise der 70-teiligen Linie liegen im Rahmen der Hauptkollektion. Indoorjacken kosten etwa 300 Euro/VK und Outdoorjacken zwischen 400 und 500 Euro. Hosen kosten 129 bis 229 Euro bei einer Kalkulation von 2,7. Gemeinsam mit der Kollektion Sportalm bringt das Unternehmen 300 Styles an den Start, die ab Dezember ausgeliefert werden. www.sportalm.at

Dornschild

HIT THE ROAD Weil der Berg schließlich nicht immer zum Propheten kommen muss: In dieser Orderrunde startet Dornschild gemeinsam mit seinem Agenten Lars Fischer von Moderaum Fischer einen besonderen Roadtrip. Im Oldtimer-Van besucht Lars Fischer alle Kunden vor Ort, mediale Begleitung der Reise sind eine Website, Social Media, Liveeinstiege und Instagram-Storys. „Die Leute haben Lust auf den persönlichen Kontakt und wir haben Lust darauf, den persönlichen Kontakt zu etwas Besonderem zu machen“, sagt Jörn Boysen, Mitgründer der Marke. www.dornschild.com

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JETZT

Sealup

NACH VORNE SCHAUEN

Gestern wie heute ein Trendsetter in Sachen Mäntel und Jacken: Sealup.

Blauer-USAEigentümer und Designer Enzo Fusco gibt sich realistisch und trotzdem optimistisch.

Style Munich Mehr Raum und Zeit

Blauer USA

DAS REZEPT IST LOYALITÄT Die aktuelle Orderrunde wird anders sein. Wie geht Blauer USA damit um? Für die Frühjahr-/Sommer-Saison werden wir eine etwas reduziertere Kollektion präsentieren. Diese geht auch intensiv darauf ein, dass sich die Temperaturen in dieser Jahreszeit verändert haben. Wir zeigen Jacken unterschiedlichsten Gewichts für die verschiedensten Temperaturen. Darüber hinaus werden wir wie immer das Thema Umwelt angehen und Modelle aus recyceltem Material anbieten. Jetzt zählen mehr denn je solide Beziehungen und loyale Allianzen zwischen Geschäftspartnern. Haben Sie einen Ratschlag, wie man als Businesspartner zusammen die Krise meistern kann? Wir haben schon immer in gute Beziehungen mit Lieferanten und Kunden investiert. Wir helfen und unterstützen diese heute umso mehr mit einer großzügigen Warentauschpolitik und besonderen Zahlungsbedingungen. In solch einem heiklen Moment ist es sehr wichtig, als Team zu arbeiten und Kunden und Lieferanten noch stärker als Partner zu betrachten, sodass wir alle so schnell wie möglich wieder auf volle Leistung gehen und zusammen nach vorne blicken können. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die Verkaufsrunde? Unsere Erwartungen fallen ganz nüchtern aus – für das nächste Jahr haben wir 20 bis 25 Prozent Orderrückgang prognostiziert. Diese Einschätzung basiert auf einer Studie, die die Situation in Italien und auch auf der ganzen Welt untersucht hat. Aber wie ich schon sagte, gemeinsam werden wir es wie immer schaffen.

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Die Mailänder Traditionsmarke Sealup hat den Shutdown für neue Projekte genutzt und startet zuversichtlich in die Orderrunde. In der ersten Phase hat der Jackenhersteller die Produktion zurückgefahren und angefangen, Masken zu produzieren, die hauptsächlich dem Krankenhaus Humanitas in Mailand gespendet wurden. In der zweiten Phase ging es dann an die Planung der kommenden Kollektion, gewissermaßen an einen Neustart. Das Designerteam hat sich durch das komplette Archiv von Sealup gearbeitet, das über 4.000 Teile zählt, und eine Frühjahr-/Sommer-Kollektion 2021 kreiert, die die DNA und Tradition des Unternehmens verkörpert. Es ist eine kleine Kollektion, aus ausgewählten Teilen mit Kultcharakter – eine Reduzierung auf das Wesentliche, genau wie es der Handel aktuell fordert. Außerdem wurde die schon geplante Investition in Digitalisierung beschleunigt, damit die Kollektionen und das Lagerprogramm der Marke über Joor abrufbar sein können. „Wir sind sehr positiv gestimmt, weil wir sehen, dass sich viele Märkte wieder öffnen und sich eine gewisse Vitalität und Interesse zeigen, wie beispielsweise China“, erzählt Pino Vaghi, General Export Manager des Unternehmens. www.sealup.net

Vom 20. bis 27. August 2020 findet bereits zum vierten Mal das Showroom-Event Style Munich auf dem Zenithgelände statt. Mit dabei sind Agenturen wie Cuore Tricolore, Caramia Fashion Favourites, IP5, Fashion & Shoes, aber auch Labels wie Baum und Pferdgarten oder Hidnander. „Uns hat die Frage getrieben: Wie kann ich ein Zusammen von Agenturen, Labels und Einkäufern gestalten, sodass es für alle Sinn ergibt und allen Spaß macht? Resultat: keine Messe! Einfach ein etwas größerer Showroom, wo man sich in entspannter Atmosphäre trifft, um sich ausgiebig mit Kollektionen zu beschäftigen“, beschreibt es Initiator Toni Leis. 20. bis 27. August 2020, www.stylemunich.de



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Alberto

„WUNDEN LECKEN UND WEITERMACHEN“ Marco, hat die Mode denn etwas gelernt? Marco Lanowy, geschäftsführender Gesellschafter Alberto: Wir haben viele große Ankündigungen gelesen. Was dabei meines Erachtens oftmals in den Ansätzen nicht berücksichtigt wurde, ist, dass Mode ja auch eine Vorstufe hat und es Jahre braucht, dieses komplexe Geflecht zu verändern. Wir haben uns schon vor sechs, sieben Jahren auf den Weg gemacht, unsere Prozesse, aber auch unsere Einstellung zu ändern. Was ist der Schlüssel zu Modernität in der Marke? Wir sind eine Update-Generation – man denke nur an iPhones, Software, Autos. Genau so müssen wir Spezialisten und ihr Angebot denken. Daher haben wir schon vor langem Zwischenkollektionen gestrichen. Die braucht es nämlich gar nicht, wenn man sich ernsthaft mit seinen Modellen und passenden Updates davon beschäftigt. Wir wollen erreichen, dass unsere Produkte über ihre gesamte Nutzungsdauer von mehreren Jahren ihre Aktualität nicht verlieren. Was ist der Schlüssel zum Kunden? Neben all den harten Fakten wie Passform, Langlebigkeit, Qualität selbstverständlich auch Emotion. Der Schlüssel zum Kunden ist allerdings auch, zuzuhören, Chancen zu nutzen. Wir haben zum Beispiel in der Krise stark auf Cross-Selling gesetzt. Als die Golfshops keine Golfhosen verkaufen konnten, weil die Plätze geschlossen waren, haben wir uns gefragt: Was machen die Kunden, die normalerweise golfen, jetzt gerade? Sie fahren Rad. Also haben wir über diese Kanäle begonnen, unsere Bikejeans zu verkaufen. Genauso haben wir aus dem Feedback zu unseren Golfhosen eine neue Chance gemacht. Viele Kunden erzählen uns, dass sie sich darin so wohlfühlen, dass sie darin auch wandern, Rad fahren oder in die Stadt gehen. Gemeinsam mit ausgewählten, starken Partnern werden wir diese Hosen als Hybrid Sports Pants platzieren – und es funktioniert. Weil wir diesen Bedarf nicht im Marketing erfunden haben, sondern ihn dank des Feedbacks unserer Kunden tatsächlich kennen.

Embrace the Future – in seiner Kollektion 2021 stellt Alberto wichtige Neuerungen wie drei Organic-Denim-Modelle vor. Gleichzeitig hat die Marke früh in der Pandemie reagiert und Teile der Sommerkollektion 2020 in den nächsten Sommer übernommen, um die Produkte vor saisonaler Entwertung zu schützen.

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Supreme

„DIE SAISON WIRD SICH ZIEHEN, DAS IST UNUMSTRITTEN“ Aline, viele Agenten und Marken bezeichnen sowohl den Termin in Düsseldorf als auch den Termin in München als zu spät, viele Händler umgekehrt lieben die beiden Termine. Was entgegnet ihr den Kritikern des Termins? Aline Müller-Schade, Mitgründerin der Munichfashion Company GmbH: Zuerst möchten alle, dass sich die Saisons wieder normalisieren, also zeitnah am Bedürfnis des Endverbrauchers die Ware in die Läden kommt und auch der Sale wieder gesetzlich zu einem späteren Zeitpunkt organisiert wird. Frei nach dem Motto: „Der frühe Vogel fängt den Wurm“, preschen viele Akteure der Branche, Agenturen wie auch Hersteller vor, um so früh wie möglich an die Händler ranzukommen und auf keinen Fall auf dem Weg zu verlieren, um dadurch die Order so schnell wie möglich einzufahren. Ob die Agenturen und Hersteller die Rechnung ohne den Wirt gemacht haben, wird sich zeigen. Wir haben viele Stimmen des Handels gehört, die uns für unsere Ordermessentermine ihr Votum gegeben haben. Fakt ist, dass die kommende Saison anders sein wird. Kalkulierbar oder nicht, die Saison wird sich ziehen. Das ist wohl unumstritten. Die Terminwahl wurde darüber hinaus auch durch Faktoren wie Genehmigungsverfahren mit beeinflusst. Der Austausch unter den Herstellern findet bei euch ja immer in besonders herzlichem Rahmen statt. Muss dieses Mal auf alle After-Messe-Events verzichtet werden? Unser herzlicher Austausch ist nicht auf Abendveranstaltungen beschränkt. Wenn wir diese momentan nicht durchführen können, wird wohl jeder dafür Verständnis haben. Als emphatisch empfinden unsere Aussteller und Besucher derzeit vor allem unser Engagement. Da spielen Events einfach augenblicklich keine prioritäre Rolle. Supreme Women & Men Düsseldorf 28. bis 31. August 2020, Supreme Women & Men München 12. bis 15. September 2020



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Buy-fair.de

MARKEN ONLINE SHOPPEN UND GUTES TUN Es gibt Neues aus dem Hause Coppolecchia-Reinartz. Der Gründer von D-tails und Fashionexperte und Themo Tschaidse von der Kanzlei Tschaidse in München haben ein innovatives Projekt ins Leben gerufen: buyfair.de – ein virtueller Marktplatz, in dem Händler diskret Restposten außerhalb ihres Stores vertreiben und gleichzeitig Gutes tun können. Top Einzelhändler haben schon zugesagt und bekommen nebenbei wertvolle Daten aus dem Programm. Das Ziel ist es, ältere Markenware nicht im Laden zu verschleudern und gleichzeitig gemeinnützige Organisationen zu unterstützen. Natürlich profitiert auch der Endverbraucher von diesem neuen Shoppingsystem. Er bekommt hochwertige Markenprodukte für einen rabattierten Preis und hat dabei ein gutes Gefühl, da ein Teil des Einkaufspreises gespendet wird. „Uns ist es sehr wichtig, dass man neben dem Originalpreis und Angebotspreis ganz klar sieht, welcher Prozentsatz an die Charity geht. www.buy-fair.de

Kick-Off Munich Mia san mera

Stetson

„DER KUNDE ENTSCHEIDET, WIE ER ORDERN MÖCHTE“ „Buy less – buy better.“ Wie hat sich das neue Konsum­ verhalten bei Stetson bemerkbar gemacht? Klaus Kirschner, CEO & Managing Partner of Friedrich W. Schneider GmbH & Co.KG/Stetson Europe: Dieses Konsumverhalten ist für den Stetson-Kunden nicht wirklich neu, wir haben eigentlich schon immer in erster Linie den Kunden, der unser Produkt mit der Erwartungshaltung kauft, dass ihn der Kauf jetzt ein Leben lang begleitet. Das klappt natürlich je nach Produkt und Behandlung nicht immer, aber unsere niedrige Retouren­ quote stellt uns ein recht gutes Zeugnis aus. Buy less, buy better war schon immer zu 100 Prozent unsere Linie und bestätigt sich wohl gerade. Wir stellen keine Produkte her, die man, wenn man sie nicht sofort verkauft, abschreiben oder gar wegwerfen muss. Homeoffice, Video-Meetings und Physical Distancing sind über Nacht zum neuen Standard geworden. Was hat sich bei Stetson grundlegend verändert? Ich glaube, wir haben einfach einige zusätzliche Optionen besser kennen und nutzen gelernt, man weiß jetzt, wer auch mal von zu Hause arbeiten kann und trotzdem oder gerade deshalb performt und wer die Strukturen eines Bürobesuchs braucht, um das beste Ergebnis zu erzielen. Wir haben gelernt, wie viel Zeit man plötzlich für lang aufgeschobene Arbeiten hat, wenn man nicht mehr durch die Welt reist, um alle möglichen Termine persönlich wahrzunehmen. Wir haben aber auch gelernt, für welche Themen ein persönliches Treffen unvermeidlich ist. Das richtige Maß ist die Herausforderung und das wird sich im Laufe der Zeit einpendeln. Orderauftakt zum ersten Mal ohne Messen in Florenz und Berlin. Wie wird die neue Saison bei euch aussehen? Da sind wir alle sehr neugierig. Grundsätzlich sind wir in der aktuell wohl luxuriösen Situation über 30 Agenten und Vertreter zu haben, die für uns in Europa unterwegs sind. Wir vermuten, dass die meisten Termine von Angesicht zu Angesicht stattfinden. Ein Produkt, das man gespürt und/oder getragen hat, kauft man einfach mit einem besseren Gefühl. Gleichzeitig haben wir aber auch die technischen Voraussetzungen geschaffen, unsere Kollektion digital zu präsentieren. Am Ende entscheidet unser Kunde, wie er ordern möchte.

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Es begann mit ein paar Telefonaten unter Kollegen. Florian Ranft und Henrik Soller von Komet und Helden in München brachten einen Stein für ihr Heimspiel ins Rollen. Der Austausch hat sich gelohnt. Namhafte Agenturen, darunter Matthias Schwarte Modeagentur, Heritage Showroom, Agentur Mc Alpine, Ben and, Modeagentur Andreas Saam, Modeagentur Raab, Agentur Moormann, Agentur Kappler und die Modeagentur Klauser bekennen sich zu einem gemeinsamen Termin. Von 31. Juli bis 2. August 2020 heißen die genannten Agenturen unter dem Namen Kick-Off Munich ihre Kunden willkommen. Auch der Wintertermin steht bereits. Parallel zur Ispo von 29. bis 31. Januar 2021 zeigen die Münchner Flagge. Wird daraus mehr entstehen? Den Akteuren muss es zugetraut werden. 31. Juli bis 2. August 2020

Munich Connect Der Multi Agency Showroom

In München hat sich etwas zusammengebraut. Etwas Gutes. Denn alle haben sich auf ein gemeinsames Timing geeinigt. So findet auch die Munich Connect, das Showroomformat, das Petra McAlpine und Klara Moormann von Moormann & Co mit befreundeten Agenturen wie Room von Berlin vor drei Saisons erstmals initiierten, wieder vom 20. bis 26. August in München statt. Die Adresse bleibt gleich, nur der Name der Location hat ihren Namen von Reithalle zu Utopia gewechselt. www.munichconnect.de



JETZT

Ecoalf

UPCYCLING AUS DEM OZEAN

Französischer Chic meets Made in Italy: Les Copains hat sich neu aufgestellt.

Les Copains verdankt das Comeback diesem jungen Team: Creative Director Yossi Coen, Brand Managerin Camilla Zambelli und CEO Rodolfo Zambelli.

Die spanische Marke Ecoalf setzt den Kurs der kontinuierlichen Weiterentwicklung fort, um Umweltverschmutzung durch Müllvermeidung noch schneller zu verringern. Premiere feiert die Reisegepäcklinie mit vier Taschen aus ultraleichtem und besonders widerstandsfähigem Recyclingmaterial. Je eine große Travel Bag oder Trolley-Variante mit Volumen zwischen 28 und 95 Liter sind ab sofort zu Preisen zwischen 149 und 199 Euro erhältlich. Ähnlich wie bei der Einführung der Yoga-Kollektion sind die Modelle vorerst nur über die eigenen Läden und den Onlinestore erhältlich, bevor sie für den Wholesale angeboten werden. „Um künftig noch transparenter als bisher zu agieren, werden alle Ecoalf-Produkte mit einem QR-Code versehen sein, mit dessen Hilfe alle Kunden sehen können, wieviel CO2, Wasser, P04 oder Transportkilometer durch den Einsatz der recycelten Materialien eingespart wurden, wer die Produkte gefertigt hat oder welche Zertifikate in den Produktionsstätten vorliegen“, erklärt Javier Goyeneche, Gründer und President von Ecoalf. In Deutschland ist Deluxe Distribution für den Vertrieb zuständig, in Österreich die Agentur Room with a view und die Schweiz wird von der Agentur Eins Zwei Zwei Eins betreut. www.ecoalf.com

Les Copains

EIN REVIVAL Die perfekte Mischung aus italienischem Know-how und französischem Savoir Fair – so präsentiert sich Les Copains unter neuer Leitung. Das französische Label wurde im Oktober 2019 von der Familie Zambelli aus Bologna gekauft und im Februar 2020 während der Fashion Week in Mailand neu vorgestellt. Die Familie Zambelli und ihr Unternehmen Super s.r.l. haben sich große Ziele auf nationaler wie internationaler Ebene gesteckt: „Für uns war es wichtig, die Essenz von Les Copains zu respektieren und alle charakteristischen Elemente der Marke, den Marinestil, das Marine-Blau 188, die goldenen Details oder den Rippstrick neu zu interpretieren. Wir sind froh, einem Look treu geblieben zu sein, der klassischen und zeitgenössischen Stil vereint, und uns auf Kollektionen aus langlebigen und hochwertigen Kleidungsstücken konzentriert zu haben. Nicht das Feuerwerk einer einzigen Saison, sondern eine zeitlose Eleganz, die lange anhält“, so Brand Managerin Camilla Zambelli. Für das ambitionierte Relaunch-Projekt wurde Yossi Coen als Creative Director an Bord geholt. Der israelische Designer studierte das Archiv von Les Copains akribisch und hat sich für die ersten Kollektionen vom Paris der 1970er-Jahre inspirieren lassen. Die neue Les-Copains-Frau ist zeitlos, liebt informelle Eleganz, hochwertige Materialien und natürlich Made in Italy: „Sie ist eine junge Karrierefrau, die Everyday-Eleganz schätzt, die sich an die Trägerin anpasst und sie nicht dominiert“, ergänzt Camilla Zambelli. Für den Vertrieb in der D-A-CH-Region hat sich Les Copains einem bekannten Player im deutschsprachigen Raum anvertraut. Die Agentur Klauser vertritt das Label seit Anfang 2020. www.lescopains.com

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Ab sofort bietet Ecoalf auch Reisegepäck aus recycelten Plastikflaschen an.


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Pitti Immagine

DOLCE & GABBANA ALTA MODA SHOW IN FLORENZ Der Pitti Uomo wurde für den Sommer 2020 abgesagt und durch die Onlineorder ePitti Connect ersetzt. Doch die Mode in der Stadt lebt: Mit einer Dolce & Gabbana Alta Moda Fashionshow und Veranstaltungen am 2. und 3. September in Florenz gibt die Stadt Florenz und Pitti Immagine ein deutliches Lebenszeichen. Neben den weltberühmten Designern werden auch die Handwerker und Artigiani im Mittelpunkt dieses Events stehen, die Alta-Moda-Kreationen wie jene von Dolce & Gabbana erst möglich machen. Alle Veranstaltungen werden live auf den Websites von Pitti Immagine und Dolce & Gabbana übertragen. www.pittimmagine.com

Ein deutliches Lebenszeichen aus Florenz: Am 2. und 3. September lassen Domenico Dolce und Stefano Gabbana gemeinsam mit dem Pitti Immagine und der Stadt Florenz die Mode hochleben. Eine Alta Moda Fashionshow und zahlreiche Events in der Stadt werden im Live­ stream erlebbar sein.

Modehaus Schnitzler

90 MINUTEN Schnitzler macht Tempo: Die Same Day Delivery des Modehauses am Prinzipalmarkt wird noch schneller, und zwar umweltfreundlich per Lastenrad. Mit Kooperationspartner Leezenheroes lässt Schnitzler die Onlinebestellung im Stadtgebiet innerhalb von 90 Minuten von den radelnden Kurieren ins Büro, nach Hause, an den Aasee, Kanal oder ins Hotel bringen. Damit nicht genug. Andreas Weitkamp: „Als ein ganz besonderes Extra nutzen wir den Hauptbahnhof als Lieferhub. Bestellungen liefern wir dort ins Schließfach, sodass Pendler ihre Bestellung direkt auf dem Weg zum oder vom Zug abholen können.“ In für den stationären Einzelhandel bewegten Zeiten setzt Unternehmer Andreas Weitkamp auf Hands-on-Mentalität und neue Ideen. „Dass wir ständig weiter in die Zukunft denken und handeln, sind wir schon allein unserem Team schuldig“, so Weitkamp. www.modehaus-schnitzler.de

Bei Schnitzler bestellen und die Ware zu Hause oder im Büro in Empfang nehmen – in 90 Minuten. Schnitzler und die Leezenheroes machen das möglich. Das sportliche Vorhaben verantworten Andreas Weitkamp und Anissa Große Hokamp (Modehaus Schnitzler) und Florian Voss (Leezenheroes, Mitte).

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Perfekt platzierte Hintertaschen sind nur eines der Features der neuen Bella-Passformen von Fracomina.

Fracomina

CIAO BELLA! Bella heißt das neue Passformkonzept des italienischen Jeansherstellers Fracomina. Zwei Jahre lang hat die Marke 200 verschiedene Styles getestet und für den weiblichen Körper optimiert. Herausgekommen ist eine Passform, die sich perfekt anpasst, stützt und mit geschickt platzierten Hintertaschen die Ergonomie von Bein und Körper akzentuiert. Das Programm feiert in dieser Saison Premiere und kann sowohl in der Vororder als auch in der Nachorder bezogen werden. Der Vertrieb von Fracomina wird über den eigenen Showroom im Lodenfrey Park sowie die Agenturen Modeagentur ER-CE und Modeagentur Arno Przewoznik gesteuert. www.fracomina.com


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Madl Couture

WUNDERKAMMER 700 Quadratmeter Ateliers, Geschäftsräume und Stofflager, von denen jeder Designer nur träumen kann, eine Kundenkartei, die einem den Atem stocken lässt – seit Anfang Juni ist Trachtendesignerin Carolin Sinemus Hüterin einer wohl einmaligen Wunderkammer: Madl Couture in Salzburg. Mit den zehn Mitarbeitern des Couturehauses in Salzburg hat die Gründerin der Fusion-Marke Sisi Wasabi ihr kleines Paradies erschaffen. „Ich will hier meine typische Handschrift sichtbar machen und gleichzeitig diesen besonderen Schatz bewahren“, sagt die Unternehmerin, die in den letzten Jahren für Marken wie Gössl als Designerin tätig war. „Die Idee eines Ateliers gefällt mir sehr und passt sehr in unsere Zeit“, ist Carolin Sinemus überzeugt. www.madlsalzburg.at

Auch die Damenkollektion von National Geographic vereint alle ikonischen Merkmale der Brand.

National Geographic

PREMIERE FÜR DIE DAMEN

In der Salzburger Getreidegasse ist Madl Couture eine bekannte Adresse für hochwertige, maßgefertigte Trachten und Couture. Jetzt hat Designerin Carolin Sinemus das Traditionshaus übernommen. ©Ursula Seelenbacher

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Die Outerwearbrand National Geographic wartet bereits mit der nächsten Premiere auf: Ab Herbst 2020 sind auch Damenstyles verfügbar, die Kollektion erfüllt dieselben hohen Ansprüche wie die Männerkollektion. „Wir glauben an unser Produkt und unsere gemeinsame Verantwortung, mit Ressourcen verantwortungsvoll umzugehen. Für uns heißt das unter anderem: Verwendung von recycelten Materialien und Ökobaumwolle, größte Sorgfalt bei der Auswahl unserer Produktionspartner und ein starker Fokus auf sichere Arbeitsbedingungen und faire Löhne“, so Patrick Andrist, CEO Corem, Lizenznehmer und Produzent der National Geographic Apparel Kollektion. Die eigenständige Handschrift im Design ist deutlich zu erkennen – gekonnt spielt sie mit Hybriden. Klare Schnitte, zeitloses Design und gedeckte Farben prallen auf Pop-Colors. Das ikonische National Geographic Logo, die „Yellow Border“, setzt Akzente mit Wiedererkennungswert. Qualität und durchdachtes Design machen die Outerwear zu einem langjährigen Begleiter. www.thecorem.com



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Room Nine „Als Agentur müssen wir uns JETZT bewegen“, sagt

Agenturinhaber Thorsten Müller. Wortwörtlich gemeint, denn in den letzten Wochen saß er fast nur im Auto, um seine Kunden zu sehen und vor allem zu sprechen. „Die meisten sind auf 75 Prozent des Vorjahresniveaus, ebenso wie wir als Agentur. Das ist ein positives Zeichen nach den letzten Monaten.“ Für die kommende Saison präsentiert er als Neuzugänge unter anderem Dsquared2 Body & Beach und auch die Bodywear von Zegna. „Viel Potenzial sehen wir auch bei Hero7, die gerade die Lizenz für alle Filmplakate von James Bond und das gesamte Fotomaterial von Steve McQueen bekommen haben.“ Präsentiert werden die Kollektionen ab dem 20. Juli im Showroom in Düsseldorf und auf der Supreme in München. www.roomninefashionagency.de

Eine hochkarätige Lizenz ging an die T-Shirt-Kollektion Hero7: Bilder von Steve McQueen als Print.

Michaelis Fashion Agency

KONZENTRATION AUF DIE LEADER René, was ist jetzt eure wichtigste Aufgabe als Agentur? René Michaelis, Geschäftsführer Agentur Michaelis: Mehr denn je müssen wir Vertrauen schaffen, um gemeinsam mit unseren Partnern die richtige Fahrrinne finden zu können. Gerade hat sich bei mir ein Händler dafür bedankt, wie kooperativ und wertschätzend wir in der Krise mit ihrem Haus umgehen – was zeigt, dass das persönliche Miteinander noch wichtiger geworden ist. Welche Marke kooperiert besonders gut? Peuterey, weil die Marke proaktiv auf die Kunden zugeht. Nicht umsonst hat Peuterey in den letzten zwei Jahren über 30 Prozent Plus erwirtschaftet. Jetzt ist angedacht, für Peuterey die virtuelle Order zu ermöglichen. Was gibt es noch Neues? Yippie Hippie hat an den Eckpreislagen gefeilt und bleibt dabei klein, aber fein. Ab Ende Juli präsentieren wir außerdem ein Programm von Absolut Cashmere für Ende November in 40 Cashmere-Farben. In der Schwerpunktpreislage 169 bis 229 Euro/VK gibt es kein besseres Produkt in 100 Prozent Cashmere, sagen uns Kunden. Dazu gibt es Mischqualitäten wie Bambus-Cashmere oder Leinen-­ Cashmere für Liefertermin März/ April.

Sie hat Patrick Ebnöther als Neuzugang überzeugt: Die Kollektion von National Geographic.

The Wearhouse Fashion

FOKUS AUF RELEVANZ Zwei Neuzugänge der Agentur, die Patrick Ebnöther Anfang des Jahres hinzugenommen hatte, haben ihn in der letzten Zeit trotz der Herausforderungen für den Einzelhandel vollkommen überzeugt. „Zum einen ist das National Geographic, wo wir aufbauend auf dem Bekanntheitsgrad der Marke und ihrer Glaubwürdigkeit hinsichtlich des Themas Nachhaltigkeit eine sehr gute Platzierung bei unseren Kunden erreichen konnten. Zum anderen waren auch die Abverkäufe bei der italienischen Strickkollektion Daniele Fiesoli sehr erfreulich.“ In der kommenden Orderrunde, für die Patrick Ebnöther und sein Team von Mitte Juli bis Ende September im Showroom Termine machen, werden erstmals die Preund Main-Kollektionen parallel gezeigt, wobei die Pre-Kollektionen nur bis Mitte August verkauft werden können. „Eine herausfordernde Zeit wie die letzten Wochen zeigt unweigerlich immer auch die Relevanz einer Kollektion auf. Wir rechnen mit einem Rückgang von 20 bis 30 Prozent der Budgets. Wir verzichten daher im Moment auf die Vorstellung neuer Labels und setzen mit unseren etablierten Marken auf Kontinuität.“ Marken: Caliban, Campomaggi, Circolo 1901, Daniele Fiesoli, Deus ex Machina, Duno, GMS-75, Ibeliv, Le Bonnet, Mason’s, Mey Story, National Geographic, Paltò, Save The Duck, Stone Island, White Sand The Wearhouse Fashion, Erlenbach/Schweiz, patrick@wearhouse.ch, www.wearhouse.ch

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Peuterey: innovativ und kundenorientiert.

Marken: Absolut Cashmere, Paris, Peuterey, Yippie Hippie Michaelis Fashion Agency, München/Deutschland, mail@michaelis-fashion-agency.com, www.michaelis-fashion-agency.com



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Modeist

„ICH BIN UNGLAUBLICH STOLZ ...

Handgefertigt und voll recyclebar: die italienischen Statement-Sneaker von Yatay.

… auf meine Kunden, die die letzten Monate mit hervorragenden Ideen und so viel Innovationsgeist agiert haben. Jetzt zahlt es sich aus, treue Stammkunden zu haben“, sagt Marion Hoferer. Seit dem 13. Juli verkauft sie in ihren Showrooms in Düsseldorf und München, voraussichtlich bis Ende August. Und das mit einem klaren Fokus in den Kollektionen: „Ich nenne es Vierjahreszeiten-Storys. Unsere Produkte kann man das ganze Jahr tragen und genau dann in den Markt verkaufen, wenn der Kunde den Bedarf hat. Ich halte nichts von neuen Rhythmen, ich halte etwas von Produkten, die auf den Punkt designt und losgelöst von Anlass und Witterung funktionieren, weil sie einzigartig und wertig sind.“ Für die Fake-Fur-Kollektion Pride to be bedeutet das konkret, dass sie im kommenden Sommer erstmals ein kleines Programm mit Kleidern und Blusen präsentiert. Auch die Hosenkollektion Dolores bekommt Zuwachs mit gewaschenen Blazern in der gleichen Qualität wie die Hosen. Ihrem Motto mit kleinen, feinen Brands jede Menge Schwung in die Stores ihrer Kunden zu bringen, bleibt die Agentur mit Neuzugängen wie der Taschenkollektion La Milanesa, den Kimonos von Kleed, den italienischen Sneakern von Yatay und den Basecaps von Yu/me treu.“ Marken: Alessandra Chamonix, Alife, Avantgarde Spirits, Chaaya, Controfigura, Dolores, Griffin, Gudrun & Gudrun, Kleed, Kooreloo, La Milanesa, Mitawa, Pride to be, Sassenbach, Sassicara, Sold out, Ulysses, Yatay, Yu/me Modeist, München und Düsseldorf/Deutschland, info@b-kleidung.com, www.modeist.com

Modeagentur Flessa

SHOOTING-STAR Claudia, dein Motto für die Saison heißt „The Show must go on“. Claudia Flessa, Inhaberin Modeagentur Flessa: Wir haben unseren Showroom auf 180 Quadratmeter vergrößert, um mehr Platz für die Kollektionen zu haben und um den Kunden Einzeltermine hier bei uns anbieten zu können. Wir möchten uns auf unsere bestehenden Kollektionen fokussieren und so kommt als New Entry nur ein kleines Strickprogramm aus Australien hinzu: Mia Fratino mit langen, lässigen Pullis aus nachhaltigem mongolischen Cashmere und aus einer superweichen, nicht peelenden Opossum-Cashmere-SeideMischung. Eine tolle Ergänzung zu unserem Cashmere-Liebling 360 Cashmere. Auf welche Kollektion lohnt ein besonderer Blick? Auf unseren Shooting-Star Dualist aus Paris. Wir sind im Winter gestartet und zeigen jetzt wendbare Allrounder-Jacken, coole Bomber und Parkas aus recycelten und nachhaltigen Materialien: animalfree, funktional und stylisch, bei einem gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Marken: 360 Cashmere, Drome, Dualist, Ella Silla, Hálo, Hayley Menzies, Mia Fratino, Michael Stars Flessa Modeagentur, Buch am Buchrain/Deutschland, flessa@flessa-modagentur.de, www.flessa-modeagentur.de

Hat mit einem neuen Timing reagiert: Set.

Handelsagentur Hanna „Die Order, wie wir sie bisher kannten, werden wir neu gestalten“, sagt Petra Hanna, Agentur-

Dualist ist stylisch, nachhaltig und funktionell.

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inhaberin. Virtuelle Tools wie Livechats, Imagevideos und Videopräsentationen ergänzen neben Lookbooks und Orderbooks das Serviceangebot für die digitale Order. Die meisten Labels der Agentur Hanna bieten das bereits an. Mit einem Mix aus klassischer Vororder und kurzfristigen Programmen mit vier bis sechs Wochen bei Cotton Candy und Miss Goodlife fokussiert sich Petra Hanna vor allem auf Marken, „die nah am Bedarf, ready to wear sind und mit ihren Produkten eine Lücke schließen“. Partner wie 10days oder Set hatten sich schon früh auf Monatsprogramme umgestellt. www.handelsagenturhanna.de



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Komet und Helden

„SCHON WEGEN DES AUSTAUSCHS HAT ES SICH GELOHNT“

Das restriktive Onlinekonzept von Cuore Tricolore hat sich für Hidnander ausgezahlt.

Cuore Tricolore

„VORNE IST DA, WO SICH KEINER AUSKENNT …“ … lacht der überzeugte Visionär Uwe Deinert, wenn man ihn nach seiner Strategie für die kommende Ordersaison fragt. „Jetzt gehen Konzepte auf, wie wir sie mit Marken wie Hidnander fahren. Im ersten Schritt gab es gar keinen Onlineverkauf und im zweiten nur über die Onlinestores stationärer Händler – immer geknüpft an das Versprechen, auf keinen Plattformen zu erscheinen.“ Cuore Tricolore hat viel in die eigenen Strukturen investiert und den 365-Tage-Service als echter Partner seiner Kunden etabliert. Davon profitiert das Team nun umso mehr. Als Neuzugang präsentiert sich im Showroom die Sneakermarke Rubirosa, eine Hommage an Stilikone Rubi Rosa, einer der bedeutendsten Gentlemen der 1950er-Jahre. Am 20. Juli startete Uwe Deinert den Verkauf in seinem Showroom in Düsseldorf und wird vom 20. bis 27. August wieder das Showroomkonzept Style Munich im Kohlebunker neben der Zenithhalle mitgestalten, das nun schon in die vierte Saison geht. Marken: Chevignon, Flotte, Hidnander, On Parle De Vous, Paloma Barcelo, Rubirosa, The Seller Cuore Triolore, Düsseldorf/Deutschland, info@cuore-tricolore.com, www.cuore-tricolore.com

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Florian, ihr seid treibende Kraft hinter der Kick-Off Munich. Wie kam es dazu? Florian Ranft, Mitinhaber Komet und Helden: Wir wollen es unseren Kunden einfach machen. Die Termine sind unübersichtlich, es fehlt ein Wochenende, an dem man sich informieren kann. Das haben wir gemeinsam mit anderen wichtigen Münchner Playern geschaffen. Für mich persönlich kann ich sagen: Schon wegen des Austauschs unter Kollegen hat es sich gelohnt. Sich mit Kollegen über die Situation und die bevorstehende Saison zu unterhalten, hat mir gutgetan. Was waren für dich die positiven Überraschungen der Schließzeit? Zu sehen, wie engagiert sich kleine, feine Stores mit einer treuen Stammkundschaft durchkämpfen. Wir haben bei einzelnen Produkten wie der Baracuta G9 Jacke sogar Nachbestellungen bekommen, die uns gezeigt haben, dass Icons in dieser Zeit eine besondere Bedeutung bekommen. Auch Jeans liefen verhältnismäßig stabil. Gibt es Neuzugänge im Portfolio? Wir haben alle Angebote auf die nächste Saison verschoben. Ich glaube nicht, dass es diese Saison Offenheit für neue Marken gibt, denn es gibt bei den bestehenden Marken so viel Neues zu kommunizieren. Viele haben positiv und innovativ auf die Krise reagiert. Uns ist wichtig, das in den Mittelpunkt zu stellen. Marken: 7 for all mankind, AG, Aniven, Baracuta, Barena Venezia (Men), Blauer USA, Deus Ex Machina, Dickies, Diemme, Halfboy, Hartford, Le Bonnet, Ottod’Ame, Paige, Save The Duck, White Sand Komet und Helden, München, Düsseldorf/ Deutschland, www.kometundhelden.de

Krisenfest: Baracuta war eine der Marken, die während des Shutdowns mit Nachbestellungen überrascht hat.

„Stillstand ist kein Zustand“, sagt Christian Klaus von der Modeagentur Klaus. Daher gibt es einen Neuzugang im Portfolio: Lollys Laundry.

Agentur Klaus

„WIR MÜSSEN NEUES ZEIGEN!“ Stillstand ist kein Zustand, den Christian Klaus als Prämisse hat, vor allem nicht nach den letzten Wochen. Übersetzt für seine Agentur bedeutet das, dass sie von Mitte Juli bis Ende August in ihrem Showroom im Fashionpalais in Salzburg-Bergheim Gas geben und auch eine neue Marke präsentieren: die dänische DOB-Linie Lollys Laundry. „Uns hat die modische Gesamtaussage der Kollektion begeistert, die ein klares Profil hat und einen Look aus romantischen und coolen Rock-Chick-Elementen in einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis umsetzt.“ Generell werden sich die Liefertermine aller Kollektionen in den kommenden Monaten um mindestens vier Wochen nach hinten verlagern. „Wir beobachten und forcieren hier eine Anpassung der Liefertermine an die Realität im Markt, sodass näher am Zeitpunkt des Bedarfs und vor allem länger zu vollem Preis verkauft werden kann. Endlich erleben wir, dass Qualität und Individualität einer Kollektion wirklich vom Kunden honoriert werden – was wir so lange beschworen hatten“, beschreibt Christian Klaus den vergleichsweise guten Status quo seiner Kunden und seiner Agentur, die mit überwiegend legeren und modischen Kernaussagen im Sortiment den Nerv der Zeit treffen. Marken: Freedomday, Gustav, JC Sophie, Kyra & Ko, Lollys Laundry, Marc Aurel, Margittes, Oakwood, Penn & Ink N.Y., Pom Amsterdam, Resort Finest Modeagentur Klaus, Salzburg/Österreich, office@modeagentur-klaus.at, www.modeagentur-klaus.at


www.MEINLIEBESGLUECK.de // IG: MEINLIEBESGLUECK


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Deluxe Distribution

FAIR FOOTWEAR Die Vertriebsspezialisten von Deluxe Distribution haben ein neues Schuhlabel im Portfolio. Für die D-A-CH-Region haben die Berliner den Wholesale der Frankfurter Schuhmarke Ekn als Generalagentur übernommen, die hierzulande zu den Pionieren von fairen und umweltfreundlichen Sneakern, Schuhen und Sandalen zählen. „Die Kollektion beinhaltet rund 80 Modellvarianten zu Verkaufspreisen zwischen 79 und 199 Euro, ergänzt durch limitierte Editionen wie z. B. das Signature-Modell des Sängers Max Herre. Wir konzentrieren uns jetzt auf die Positionierung der Marke bei unseren Handelspartnern und bauen das Vertriebsnetz sukzessive aus“, erklärt Torsten Lange von Deluxe Distribution. Der Gründer des Mailorder- und späteren Onlineshops Frontline verstärkt das Deluxe Distribution Management seit 2019. Marken: Casall, Ecoalf, Ekn Footwear, Lez-a-lez, Les Deux, Roscomar, Skfk, United Nude Deluxe Distribution, Berlin/ Deutschland, info@deluxe-distribution.de, www.deluxe-distribution.de

Room von Berlin „Die Budgets müssen wir Anfang August in Düsseldorf abholen, auf die Messen im September können wir nicht warten“, argumentiert Mi-

chaela von Berlin ihre Terminplanung für die kommende Order, die sie ab dem 5. August nach Düsseldorf und ab dem 20. August nach München führt. Unterstützt wird der Orderprozess auch im Vorfeld von digitalen Tools wie Joor oder Brand Boom. Lokale Produktion war einer der Erfolgsfaktoren der letzten Zeit. „Vor allem mit der lässigen Casualwear von Liv Bergen, produziert in Portugal, sind wir erfolgreich durch die letzte Zeit gekommen. Die entspannten Looks unserer Brands treffen den Zeitgeist, außerdem können sie schnell reagieren.“ www.roomvonberlin.de

Joggers und Sweatshirts: Mit legeren Looks konnte Liv Bergen auch während des Shutdown punkten.

Sundek startet diese Saison unter neuer Führung. „Ein Formel-1-Wagen, der jetzt den richtigen Fahrer hat“, sagt Matthias Schwarte.

Agentur Schwarte

„DAS FUNKTIONIERT!“ Matthias, stößt das entspanntere Timing auf Akzeptanz? Matthias Schwarte, Inhaber Agentur Schwarte: Der Verkaufszeitpunkt im August ist sehr sympathisch, fast wie früher. Wenn wir mit dem Timing auch im Einzelhandel nur vier Wochen weiter hinten bleiben, hätten wir schon was geschafft, aber da müssten die Händler mit den First Lines mitgehen. Was stimmt dich gerade besonders positiv? Dass unsere Outdoorspezialisten wie Parajumpers und People of Shibuya prompt reagiert haben und den Anteil an sogenannten Hybridteilen in der Kollektion erhöhen. Mit einer größeren Spanne an Sportswear spielen sie die Saison perfekt durch. Was ist dein Tipp der Saison? Sundek. Das wird die erste Kollektion, seit die Marke von Simona Babieri und Tiziano Sgarbi, den Machern von Twinset, übernommen wurde. Die kalifornische Livestylebrand hat eine großartige Heritage, sie ist wie ein Formel-1-Wagen, in dem nun der richtige Fahrer sitzt. Sie entwickeln sich gerade weit über das Thema Beachwear hinaus, extrem spannend. Ekn ist einer der bekanntesten Pioniere ­für Fair Footwear in Deutschland und bietet neben Ledermodellen auch vegane Varianten an.

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Marken: Armani Exchange, 59 inches, AT.P.CO, Balr, Collezione 01, Daniele Fiesoli, Fil Noir, Mason Garments, Parajumpers, People of Shibuya, Saucony, S.T.R.A., Sundek, Weber + Weber Agentur Schwarte, München/Deutschland, office@agentur-schwarte.de, www.agentur-schwarte.de



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Modeagentur Cocron

Die Hinterhofagentur

DAS LOKALE GEWINNT

„DAS GLAS IST FÜR UNS IMMER HALB VOLL, …

Die steigende Nachfrage nach in Europa in kleinen Serien produzierten Produkten beobachtet die Unternehmerfamilie Cocron in Salzburg schon länger. „Das beste Beispiel dafür ist der anhaltende Erfolg unserer italienischen Brands wie beispielsweise Vicario Cinque. Die Kollektion wird im Großraum Vicenza in kleinen Manufakturen produziert und man setzt auf ökologische Farben“, beschreibt es Gerhard Cocron. „Die Stimmung wird wieder positiv, wichtig ist, dass wir immer mit ihnen und mit unseren Lieferanten in Kontakt geblieben sind“, sagt Uli Cocron. Für die Order stehen die Zeichen auf Optimismus. „Unsere Lieferanten können schnell auf aktuelle Entwicklungen reagieren und das Angebot von In-Season-Programmen wird sicherlich noch zunehmen – auch digital. Im Showroom in Salzburg machen wir von Juli bis in den September hinein viele Einzeltermine“, sagt Uli Cocron. Marken: #7.0 Settepuntozero, Apart, Cat Noir, Chiara B., Fine Mood, Ibu Jewels, Stegmann Hamburg, Vicario Cinque, Zanetti 1965, Zaubermond Modeagentur Cocron, Salzburg/Österreich, office@cocronmodeagentur.at, www.cocronmodeagentur.at

… aber es kommt darauf an, was drinnen ist!“, lacht Dominik Meuer. Sein Credo ist es, optimistisch in die Saison zu starten, die in der Hinterhofagentur in der ersten Augustwoche in Düsseldorf beginnt. „Für die Saison Frühjahr/Sommer 2021 bieten unsere Brands eine digitale Ordermöglichkeit an, obwohl der Großteil unserer Kunden persönlich die Kollektion in Augenschein nehmen will. Die Musterkollektionen werden etwas gestrafft, jeder besinnt sich auf seine Stärken. Zusammen mit unseren Lieferanten wollen wir ein effektives und interessantes Angebot bieten. Im Markenportfolio werden wir uns auf die wichtigen Partner konzentrieren.“ Der Konsumklimaindex für das zweite Quartal 2020 bestätigt, was Dominik in den letzten Wochen beobachtet hat: „Die kleinen, feinen, individuellen und inhabergeführten Stores erholen sich schneller, da bekommen wir auch viel positives Feedback. Der Kunde setzt jetzt umso mehr auf seinen Händler des Vertrauens, das ist eine unglaubliche Chance.“ Marken: AdHoc, Bob, Des Petits Hauts, Goodmatch, Koike, Lightning Bolt, Manuel Ritz, Monaco Duck, Portofiori, Original Vintage Style, The Jacksons, Wool & Co Die Hinterhofagentur, München/Deutschland, info@diehinterhofagentur.de, www.diehinterhofagentur.de

Eins Zwei Zwei Eins

KLIMANEUTRALE BASICS

Der enge Austausch steht an erster Stelle. Kollektionen wie Vicario Cinque können kurzfristig auf Feedback aus dem Handel reagieren. Die Modeagentur Cocron dient hier als Schnittstelle.

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Neu im Portfolio der Schweizer Agentur ist die dänische Marke Organic Basics aus Kopenhagen. Das Produktportfolio besteht aus Unterwäsche, Basics wie T-Shirts und Sweatshirts aus hochqualitativen Stoffen aus biologischem Anbau, erneuerbaren Rohstoffen und recycelten Materialien, zertifiziert und in Europa produziert. Organic Basics wurde 2015 durch Crowdfunding auf der Plattform Kickstarter in weniger als 24 Stunden finanziert und entwickelt sich seitdem stetig weiter. Neu für den Sommer sind Badehosen und Bikinis. Außerdem kommt in Kürze eine Denimlinie, bei der Nieten und Knöpfe ohne viel Aufwand entfernt werden können, um das Material im Anschluss an den Nutzungszyklus besser recyceln zu können. Marken: 7 for all mankind, Alto Milano, Ecoalf, Happy Socks, Knowledge Cotton Apparel, Mystique, Organic Basics, SA.AL & Co., Warm Me, Wood’d, Eins Zwei Zwei Eins Fashion Agency GmbH, Zürich/Schweiz, severin@einszweizweieins.ch, www.einszweizweieins.ch

Organic Basics fokussiert Aspekte wie Gesundheit, Umwelt und Soziales, die bei immer mehr Verbrauchern im Vordergrund stehen.



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Agentur Stefan Wittmann

KLASSIKER MIT EINEM AUGENZWINKERN Die Agentur von Stefan Wittmann übernimmt für zahlreiche Gebiete in Deutschland den Vertrieb des Labels Brosbi von den Brüdern Dennis und Yves-Oliver Wilke aus München. Zum ersten Mal gibt es ab Sommer 2021 eine eigenständige Frauenkollektion aus rund 35 Teilen. Die Herrenlinie umfasst etwa 70 Styles, wovon besonders T- oder Sweat-Shirts sowie einige Hemden bisher auch von Frauen als unisex Teile gekauft wurden. Außerdem ist die Agentur in verschiedenen Gebieten von Deutschland für den Vertrieb von Canadian Classics, Collezione No 01, Daniele Fiesoli, Ecoalf, Date, La Residence, Les Deux und Litchi zuständig. Marken: Brosbi, Happy, La Fée Maraboutée, La Petite Francaise, Nalho, Shoe, Sylt Boheme. Agentur Stefan Wittmann, Düsseldorf/Deutschland, stefan.wittmann@agentur-wittmann.de, www.agentur-wittmann.de

Brosbi ist besonders für sein humorvolles Labeling und seine Prints mit selbstironischer Haltung bekannt.

Heritage Showroom

„KEEP IT SIMPLE“ Sie hatten schon 2019 den richtigen Riecher. Malte Kötteritz und Michael Brockmann haben die Digitalisierung ihrer Agentur früh so weit vorangetrieben, dass sie in den letzten Wochen enorm davon profitierten. Der Service lief uneingeschränkt weiter. „In unserem Genre wollen die Kunden die Qualitäten einfach anfassen können“, sagt Michael Brockmann. Das beweist auch der gefüllte Terminkalender mit Terminen vom 8. bis 12. August im Showroom in Düsseldorf und davor und danach in München. In enger Abstimmung mit ihren Marken setzt der Heritage Showroom auf ein klares Credo: „Mach es gut, aber mach es simpel. Produkte mit einem hohen Erklärungsbedarf und Kollektionen mit einer zu hohen Komplexität kann man kaum noch rüberbringen, weder in der Order noch auf der Fläche. Wir setzen den Fokus auf die Kernkompetenzen, auf Qualität statt Komplexität.“ Zusätzlich rechnet Michael Brockmann damit, dass seine Kunden kaum Budgets für Experimente planen. „Das ist für uns der falsche Zeitpunkt, neue Marken vorzustellen. Wir möchten die Arbeit mit unseren in der letzten Saison neu hinzugekommenen Brands wie Warm Me, Myths und The Nim vertiefen, alle haben enormes Potenzial.“ Labels: Circolo 1901, Mey Story, Myths, The Nim, Warm Me Heritage Showroom, München/Deutschland, info@heratige-showroom.de, www.heritage-showroom.de

Digitale Serviceoffensive aus Berlin: Mela Bauer konzipierte eine eigene Plattform für ihre Kunden.

Melagence „Wir und unsere Kunden müssen auf allen Kanälen präsent sein“,

Highlight der kommenden Orderrunde: Mit Circolo 1901 entwickelte der Heritage Showroom ein Sakko mit eigener Passform für die Kunden im deutschen Markt.

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sagt Mela Bauer. Sie reagierte prompt, als sich die Anfragen der Kunden häuften. Innerhalb kürzester Zeit stellten sie Onlinetutorials zusammen, die auf einfache Art und Weise digitale Anwendungen erklärten. Digitale Tools übernahm sie auch in die Order, die am 15. Juli im Berliner Showroom startete, begleitet durch ein virtuelles Orderfestival, bei dem neben Kollektionspräsentationen, Orderterminen und Catwalkevents auch Designerinterviews, Webinare und Talkrunden geplant sind – auf Wunsch live oder über den Bildschirm. www.melagence.com


INTERNATIONAL TRADE SHOW FOR FASHION, SHOES AND ACCESSORIES

ETH G O T Y A #ST

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Gallery FASHION & Gallery SHOES, August 30 – September 1, 2020 Showroom Concept, August 28 – September 1, 2020 AREAL BÖHLER l DÜSSELDORF


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Petra Esparza McAlpine Agency „Hinter Düsseldorf steht noch ein Fragezeichen“, sagt Petra Esparza McAlpine. Denn

das neue Showroomformat von Petra McAlpine und Klara Moormann von Moormann & Co im Stil einer Multi Agency Show, Munich Connect, wird auch in diesem Jahr wieder stattfinden. Dazu laden die beiden Gründerinnen wieder befreundete Agenturen wie unter anderem Room von Berlin und ausgewählte Designer dazu ein, in der ehemaligen Münchner Reithalle, jetzt Utopia genannt, vom 20. bis zum 26. August ihre Kollektionen zu präsentieren. www.esparza-mcalpine.de

Meta Pesch „Wenn ein Einkäufer ohne original Sample ordert, braucht es einen guten Vertreter“, hat Meta

Pesch nicht zuletzt durch die Digitalisierung des gesamten Orderprozesses bei der Trachtenkollektion Alpenherz gemerkt. „Sie haben die Digitalisierung vorangetrieben und in die Zukunft investiert. Ab August 2020 wird es neben einem B2B-Onlineshop auch ein komfortables B2B-Vorordersystem für unsere Händler geben. Das begrüßen wir sehr.“ Inhaltlich entwickelt sich die Kollektion immer weiter hin zu einer modischen Ausrichtung, womit nun auch erste Fashionstores als Kunden gewonnen wurden. www. metapesch.com

Izmee will zum It-Piece werden. Die innovativen Trinkflaschen stammen aus Italien.

D-Tails

„UNSEREN WERTEN TREU BLEIBEN“ Patrick, es wird eine ganz andere und aufregende Ordersaison. Was planst du mit D-Tails? Patrick Coppolecchia Reinartz, Inhaber D-Tails: Es ist die Stunde null und wir können neu anfangen, aber trotzdem unseren Werten treu bleiben. Unsere Werte vor der Krise sind dieselben wie nach der Krise, nur bestärkt: Service, Authentizität, europäische Produkte, echte Inhalte und persönlicher Kontakt. Dieser ist heute umso wichtiger. Wir werden neben dem Mailänder Showroom und Firmensitz im Loft Accaierie Breda mit Janaina Rothschild und GC Coppolecchia die ganze Saison für die deutschsprachigen Märkte zur Verfügung stehen und auch richtige Ordertage in Städten wie Hamburg, Frankfurt, Wien und Salzburg organisieren. Wir möchten unsere Kollektionen lokal ausstellen und somit Einkäufer entlasten. Es bleiben wie immer die Showrooms in München und Düsseldorf aktiv und wir nehmen an folgenden bestätigten Events teil: Gallery Düsseldorf, Supreme München, Micam, White Milano, Tranoi Paris. Ändert sich etwas im Brandportfolio? Auch hier machen wir da weiter, wo wir vor der Krise aufgehört haben. Wir möchten weiterhin Kollektionen präsentieren, die durch Einzigartigkeit, hohe europäische Qualitätsansprüche, Fairness und ganz viel Style glänzen. Neu ist Izmee, eine Trinkflasche made in Italy, die das neue Fashion-Item werden soll. Marken: ACBC, Alexander Smith, 19Andrea‘s47, Anita Bilardi, Barba Napoli, Beltepà, Bitossi, Fabi, Fracap, Gallo 1927, Il Bisonte, Izmee, Kaya Sophie Milano, RRD Donna, Michael Coal, Sealup, Wushu D-tails, München, Düsseldorf/Deutschland, info@d-tails.de, www.d-tails.de

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Sie spricht mit Jacken und Röcken auch Fashionboutiquen an: die Trachtenkollektion Alpenherz.


KLAUSER – Lindberghstraße 3, D-80939 München – infoline Tel +49 (0)89 231199-70


JETZT ag e n t u r e n

Mit der dänischen Marke Minimum zieht bei Ben and eine serviceorientierte Kollektion ein.

Ben and

DIGITAL SHOWROOM PIONIER Ben Botas hat eine klare Strategie: Ben and 2.0. Das bedeutet auch, in einen langfristigen Plan und schon jetzt in die Zukunft zu investieren. Ein Tool ist die Digitalisierung. Ein wirklicher digitaler Showroom. Am 15. Juli launchte das Team bereits das gemeinsam mit IT-Experten eigens für Ben and entwickelte Konzept Vevently für einen voll integrierten, virtuellen Showroom. Darin begrüßt die Agentur zukünftig alle Kunden online, die den Weg in den Showroom nicht schaffen. Es wartet ein dreidimensionales, virtuelles Abbild des Münchner Showrooms, in dem sich Kunden per Mausklick bewegen können. Geht man in einen Raum mit Kollektion, so kann jedes Teil angeklickt werden und man erhält ein Bild, das in 360 Grad betrachtet werden kann. Unterstützt wird der virtuelle Shworoombesuch durch eine Live Chatfunktion, die es dem Agenturteam ermöglicht, ihre Kunden persönlich in Echtzeit zu beraten und die Order aufzunehmen. „Im zweiten Schritt planen wir den weiteren Ausbau der Plattform im voll integrierten Modus, bei dem dann auch der Orderprozess digital abläuft“, sagt Ben Botas, der in Vevently eine ideale Ergänzung sieht. Mehr Platz für alle Marken „Ich rechne damit, dass wir bis Ende August mindestens 80 Prozent unserer Kunden in den Showrooms in München und Düsseldorf sehen werden“, so Ben Botas. Und das auf erweitertem Raum. In München präsentiert Ben and die Herrenkollektionen in einer stilvollen Altbauvilla und im dahinterliegenden Atelierhaus die Damen. Insgesamt sind es 900 Quadratmeter Showroomfläche, die vor kurzem aufwändig umgebaut wurde. Auch in Düsseldorf wurde mit einem neuen 300 Quadratmeter umfassenden Showroom im Hafen erweitert, wo die Young Fashion Kollektionen Na-kd, Gina Tricot und Kendall & Kylie verkauft werden. „Damit sind wir in Düsseldorf auf insgesamt 1.000

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Mehr Platz durch die Expansion: In Düsseldorf erweitert Ben and mit einem zusätzlichen Showroom im Hafen auf insgesamt 1.000 Quadratmeter Fläche und in München auf über 900 Quadratmeter.

Quadratmeter Showroomfläche gewachsen. In den letzten drei Jahren haben wir uns sehr gut entwickelt, worüber ich mich gerade in diesen Zeiten sehr freue“, bringt er es auf den Punkt. Die schlafende Prinzessin Auch im Sortiment gibt es ein paar Veränderungen. Zum einen kommt die dänische Marke Minimum hinzu, eine „nachhaltige, verständliche und Preis-Leistungs-orientierte DOB- und HAKA-Kollektion mit einer zweimonatigen Taktung, die auch über ein umfangreiches NOS-Programm verfügt. Zusätzlich kommt mit La Martina ein italienischer Klassiker, den Ben and beginnend mit der Saison Frühjahr/Sommer 2021 in der gesamten D-A-CH-Region vertritt. „Hier sehen wir sehr großes Potenzial, denn La Martina ist ein starker Name. Wir werden für unsere Märkte die Kollektion entwickeln und die Modernität zurückbringen. Hierfür arbeiten wir bereits an der Herbst-/Winter-Kollektion. Marken: Axel Arrigato, Filippa K, Gina Tricot, Hvisk, Kendall & Kylie, La Martina, Limitato, Mason’s, Minimum, Moose Knuckels, Na-kd, Nu-In, Paul x Claire, Second Female, Stefan Brandt, Stutterheim, Zoe Ona Ben and, München und Düsseldorf/Deutschland, agency@ben-and.com, www.ben-and.com


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JETZT ag e n t u r e n

Agentur Klauser

Room with a view

NEUER KURZFRIST­ SPEZIALIST

„NACHHALTIGKEIT IST UNSER WEG“

Die Agentur Klauser vertritt ab sofort das Label Kontatto. Die italienischen Kurzfristspezialisten für Womenswear haben ein Strickprogramm in vielen verschiedenen Varianten zu EK-Preisen zwischen 29 und 32 Euro mit einer 3,0er-Kalkulation für den Herbst aufgelegt. Künftig gibt es zu den beiden Hauptkollektionen, zwei Capsule-Kollektionen an Weihnachten und Ostern sowie jede Woche neue Ware, die sofort ab Lager lieferbar ist. Auch beim Blusenspezialisten Blooming haben Kunden die Möglichkeit, unkompliziert und kurzfristig Ware zu ordern. Neben klassischen weißen Baumwollblusen in drei Silhouetten gibt es zahlreiche Oberteile aus Seide in vielen unterschiedlichen Farben. Freie Einteilung, keine Mindestabnahme und die Lieferzeit beträgt vier Wochen. Marken: 2Stars, Bagnoli Sartoria Napoli, BCC:ed, Blooming, Briglia, Care Label, Dragon Diffusion, Felicia Magno, Filippo de Laurentiis, FourTen, Giangi, In the Box, Kontatto, Les Tricots de Léa, Les Copains, Lunaria, Majestic Filatures, Manrico Cashmiere, Maurizio Miri, Pierre Louis Mascia, Noize, Openspace by Faking, Original Bombers, Salvatore Piccolo, Teezy, Ventcouvert Agentur Klauser, München/Deutschland, info@kirstenklauser.de, www.klauserpressoffice.com

Christian, das Motto der Saison? Christian Obojes, Inhaber Room with a view: Wird schon werden (lacht). Es ist ein Auf und Ab, wir hören jeden Tag etwas anderes, mal extrem positive Nachrichten, mal wieder verhaltene Reaktionen. Mich stärkt die Freude, mit der meine Mitarbeiter wie Christopher Mönch oder Sassi Weissbacher in die Saison gehen. Gleich vier neue Marken? Ja, weil Marken wie Organic Basic oder Colorful Standard voll in unsere Philosophie passen. Es sind nachhaltige Kollektionen, aber auch echte 365-Tage-Geschäftsmodelle, die keine Saisonabhängigkeit zeigen. Worüber bist du happy? Dass wir bei Marken wie Ecoalf oder Veja eine so positive Konjunktur haben und die Krise der Nachhaltigkeit nichts anhaben konnte, im Gegenteil. Nachhaltigkeit ist unser Weg.

Blooming und die Agentur Klauser versorgen den Handel kurzfristig mit Ware nach Bedarf.

Marken: Anne Delaigle, Casall, Colorful Standard, Cristina beautiful life, Devotion, Ecoalf, Happy Socks, Krakatau, Les Deux, Lovelies, Moonboot, Moose Knuckles, National Geographic, Organic Basic, Pomandère, RRD, Stand Studio, Steamery, Tomorrow Denim, Veja, Warm Me Room with a view, Salzburg/ Österreich, office@roomwithaview.at, www.roomwithaview.at

Sie setzt komplett auf ökologische Brands: die Vertriebsagentur Haven.

Haven

FULL SERVICE NACHHALTIGKEIT Die auf nachhaltige Labels spezialisierte Vertriebsagentur Haven von Tina Bächle empfängt gleich an sechs Standorten ihre Kunden im Showroom: in der Homebase Berlin, in Hamburg, München, Stuttgart, Düsseldorf und Nürnberg. Von Anfang August bis Mitte September läuft die Order. „Das Bild, das sich im Handel zeichnet, ist sehr divers: von Händlern, die noch sehr vorsichtig sind, bis zu Ladeninhabern, die diese Krise als die Chance für die nachhaltige Mode sehen“, erzählt Tina Bächle. Für die Haven-Geschäftsführerin gibt es klare Gewinner der Krise: „Ich finde, dass die Marken, die mit Kampagnen, Social Media oder Newslettern auch während des Shutdowns präsent waren, profitiert haben. Genau wie auf Händlerseite viele tolle Initiative gezeigt haben, mit Instagram-Liveshopping, Onlineshops, Lieferservice oder Gutscheinaktionen für Stammkunden.“ Marken: Cus, Fremdformat, Hydrophil, Mud Jeans, Nine to Five, Thinking Mu, Vatter Haven Vertriebs GmbH, Nürnberg/Deutschland, hello@haven-agency.de, www.haven-agency.de

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„Marken wie Ecoalf oder Veja haben sich auch in der Krise bewährt, ein Grund mehr, diese Säule unserer Agentur weiter zu stärken“, sagt Christian Obojes. Im Bild: Colorful Standard.


Parajumpers • Daniele Fiesoli • Collezione 01 • Fil Noir • Sundek • People of Shibuya • Weber+Weber • BALR. • Mason Garments • AT.P.CO • Parajumpers • Daniele Fiesol • Collezione 01 • Fil Noir • Sundek • People of Shibuya • Weber+Weber • BALR. • Mason Garments • AT.P.CO • Parajumpers • Daniele Fiesoli • Collezione 01 • Fil Noir • Sundek • People of Shibuya • Weber+Weber • BALR. • Mason Garments • AT.P.CO • Parajumpers • Daniele Fiesoli • Collezione 01 • Fil Noir • Sundek • People of Shibuya • Weber+Weber • BALR. • Mason Garments • AT.P.CO • Parajumpers • Daniele Fiesoli • Collezione 01 • Fil Noir • Sundek • People of Shibuya • Weber+Weber • BALR. • Mason Garments • AT.P.CO

Heinrich-Kley-Straße 6 • 80807 München T +49 - 89 - 35 80 57 6 • office@agentur-schwarte.de • www.agentur-schwarte.de Showroom Düsseldorf: Kaiserswertherstraße 132 • 40474 Düsseldorf


FINDEN WIR GUT

Spannung und Diversität, Inno­vation und Normalität – die neuen Sterne am Markenhimmel leuchten intensiv und klar. Ein sauber definiertes Brandcredo ist das A und O.

Geschlossener Kreislauf

Rifò. Rifò ist toskanisch für „Io rifaccio“

und bedeutet „Ich mache neu, ich erneuere.“ Das Label aus Prato entstand 2017 mithilfe eines Crowdfundings über Ulule und ist seitdem mit seinen fairen Kollektionen auf Wachstumskurs. Für die beiden Jungunternehmer Niccolò Cirpiani und Clarissa Cecchi war immer klar, wenn Mode, dann nur nachhaltig, lokal und sozial. Die Marke recycelt Cashmere und stellt daraus Pullover, Mützen und Schals her. Seit 2019 gibt es auch Denimmodelle wie Sweatshirts, Jacken und Shirts, die aus alten Jeans hergestellt werden. Der Recyclingprozess und die Neuentstehung der Kollektionen erfolgt per Hand von erfahrenen „Artigiani“, ausschließlich in Prato. Und mit der Initiative #2lovePrato gehen bei jedem verkauftem Teil zwei Euro an gemeinnützige Organisationen der Stadt. Rifò zeigt, dass Circle Economy möglich und vor allem cool ist. Rifò, Prato/Italien, ciao@rifo-lab.com, www.rifo-lab.com

Fashion for Future

Hey Soho. Transparenz, Nachhaltigkeit

Italien x Fernost

Wushu Ruyi. Seit 35 Jahren ist Wushu eine Institution in Sachen Sneaker. Das italienische Label wurde 1985 von den Brüdern Lorini gegründet: Wushu gilt als eine der ältesten Kampfkünste. Die Wushu-­ Philosophie hatte die Lorinis schon Ende der 1970er-Jahre fasziniert, sodass sie den Sport nach Italien brachten. Es fehlte aber der passende Trainingsschuh: So kam der erste Wushu-Schuh mit dem Ruyi-Symbol auf den Markt. Ruyi steht für Glück, Freude und Vollendung. In seiner aktuellen Kollektion setzt Wushu auf zwei erfolgreiche Modelle für Damen und Herren, die dann in einer Vielzahl von Farb- und Materialkombinationen geordert werden können. Wushu Ruyi, Agentur D-Tails, München/Deutschland, info@d-tails.de, www.d-tails.de 068

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und Fair Trade – der Fokus der Beschaffungsund Produktionsprozesse sind bei Hey-Soho klar definiert. Die Shirts der Marke greifen mit Statements wie „Catch Me“, „Good Girl“ oder „Play“ das positive Lebensgefühl der Marke auf. Zugleich verweist Gründerin Elise Seitz auf die starken Einflüsse, die die kosmopolitischen Stadtteile in New York und Hongkong auf das Label haben. „Wir möchten dazu inspirieren, Mode zu verändern, hinauszugehen und für einen guten Zweck einzustehen. Jeder kleine Schritt zählt und jeder kann ihn gehen.“ Die aktuelle Unisex-Kollektion umfasst T-Shirts ab VK 49 Euro und 89 Euro für Sweater und Hoodies in den Größen XS bis XXL. Hey Soho, Hamburg/Deutschland, info@hey-soho.com, www.hey-soho.com


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Everyday Wear

Sold Out. Der Name ist ein Versprechen.

Mit Sold Out geben die Macher der Hosenmarke Dolores aus Regensburg ihren Kunden ein wunderbares Tool in die Hand, Bons zu erhöhen und gleichzeitig die Kundin mit schönen, erschwinglichen und universellen Teilen zu begeistern. Sympathische, gemütliche Oberteile, lässige Hosen, Overalls und Kleider in frischen Farben, die allesamt den Spagat von zu Hause bis Ausgehen schaffen. Loungewear, Cashmere-Touch und Bettgeschichten heißen die drei Kollektionsthemen, die ab November ausgeliefert werden können. Im VK niemals über 150 Euro und selektiv von der Agentur Modeist distribuiert, so dass die unabhängigen Fachhändler und nicht die großen Multis das Rennen machen. Modeist GmbH, München/Düsseldorf, info@b-kleidung.com, www.modeist.com

Gio Giacobbe

Edoardo Iannuzzi

Eine Sohle, 100 Schuhe

ACBC. ACBC steht für Anything Can Be Changed und der Markenname scheint nicht nur ein Claim des italienischen Schuhlabels zu sein. Die zwei jungen Gründer Gio Giacobbe (CEO und von Forbes Italia 2019 zu den Top 100 Managern gekürt) und Edoardo Iannuzzi (Creative Director) möchten mit ihren Modular Sneakers die Schuhwelt erobern und die Welt verändern. Das Prinzip: Eine Sohle kann mithilfe eines Reißverschlusses mit bis zu 100 Schäften verbunden und immer wieder leicht ausgetauscht werden. Der sogenannte Zipshoe™ ist dank der unzähligen Skin-Varianten extrem vielseitig und kann alles: sportlich, casual, sogar elegant. Ein weiteres Thema, dass das mutige Start-up-Duo mit diesen Modellen angeht, ist Nachhaltigkeit. Alle Materialien sind pflanzlichen Ursprungs wie z. B. Mais, Trauben, Eukalyptus und Algen, und jeder alte Schuh, den der Kunde zurückbringt, wird recycelt und für Spielplatzbodenbeläge wiederverwendet. Diese Schuhidee hat Zukunft, das bestätigen auch die Auszeichnungen zum besten Start-up 2020 der Sendung BHeroes (die auf Sky ausgestrahlt worden ist), und der Preis „Innovator dell’anno“ von Wpp, Amici della Triennale und Triennale Milano. Zudem kann das Label erfolgreiche Kooperationen mit Marken wie Armani, Moschino, MTV usw. vorweisen. Alles kann verändert und verbessert werden – ACBC macht es vor. D-tails, München/Deutschland, info@d-tails.de, acbc.com

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FINDEN WIR GUT

Frankophil

Meggy K. Munich. Moderne Archi-

Eco Skandi

Storm & Marie. Rebellisch und zart, ungezähmt und dennoch elegant. Die dänische Marke Storm & Marie lebt von gegensätzlicher und authentischer Mode. 2010 gründeten Signe Elisabeth Vedel und Kim Vedel Hansen ihre Marke, für die Diversität im Vordergrund steht. Beeinflusst werden die femininen Designs vom skandinavischen Lebensgefühl und Verantwortung gegenüber der Umwelt. Nachhaltigkeit dominiert die Materialien. Die Modelle sind keinen flüchtigen Trends unterworfen. Expresskollektionen sind nicht Teil des Sortiments. Stattdessen setzen Storm & Marie auf Qualität und klassisches Design, das sich einfach kombinieren lässt. Auf Nachhaltigkeit setzt auch das Verpackungsmaterial aus biologisch abbaubarem Kunststoff. Für die Anhängeetiketten wird Steinpapier verwendet, das weniger Wasser als herkömmliches benötigt. Storm & Marie, Kopenhagen/Dänemark, kim@stormandmarie.com, www.stormandmarie.com

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tektur und Kunst inspirieren die Kollektionen von Meggy K. Munich. Inhaberin Meggy Kaiser sammelt die Eindrücke dafür auf Reisen. Besonderen Stellenwert genießt Frankreich. Aus diesem Grund tragen die Handtaschen der Münchner Marke französische Frauennamen. Von Audrey bis Zoé stehen die Modelle für klare Linienführung, luxuriöse Verarbeitung und zeitlose Eleganz. Jedes Accessoire wird mit dem Anspruch entworfen, treue Begleiterin für viele Jahre zu sein. Die Basis dafür bildet eine nachhaltige und ethisch korrekte Designphilosophie. Dazu zählt unter anderem die konsequente Verarbeitung vegetabil gegerbten Leders, um die Auswirkung auf die Umwelt möglichst gering zu halten. Meggy K. Munich arbeitet ausschließlich mit Produzenten, die faire und gesunde Arbeitsbedingungen bieten. Die Kalkulation beträgt 2,6 und saisonale Nachordermöglichkeit ist bei Lagerverfügbarkeit gegeben. Die empfohlene Verkaufspreis variiert zwischen 79 und 499 Euro. Meggy K. Munich, München/Deutschland, a.larontonda@meggy-k-munich, www.meggy-k-munich.com

Sonnenschein

Bagni Luisa. Das Label aus Mailand entstand 2019 aus einer Idee von Kommunikationsexpertin Luisa Bertoldo. Nach zehn Jahren Brand Development für andere Marken war Luisa bereit, eine eigene Kollektion auf den Markt zu bringen. Mit vier unterschiedlichen T-Shirt-Designs für Groß und Klein ist die aktuelle Kollektion mit Italo-Flair der Mittelmeerstrände aus Biobaumwolle erhältlich und macht richtig Lust auf Eis, Pizza und Meer. Die Teile im Retrolook sind unisex und können momentan online sowie über den Amore Shop in Berlin bezogen werden. Der Wunsch, in Deutschland Fuß zu fassen, sei aber groß, da das Land für seine Liebe zu Italien ja bekannt ist. Demnächst überrascht Bagni Luisa mit einer Kooperation mit dem Swimsuit-Label Mimì à la mer, ab Herbst 2021 soll auch Schmuck dazu kommen. Bagni Luisa, Mailand/Italien, bagniluisa@luisabertoldo.com, www.bagniluisa.com


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Pariser Chic

Ami Paris. Die Nummer 9 ist die Glückszahl von Alexandre Mattiussi, Chefdesigner, Gründer und Inhaber von Ami Paris. 2020 bringt die Zahl wieder Anlass zur Freude. Ami Paris feiert neunjähriges Bestehen. Mattiussi kommt aus der Modebranche. Schon vor der Selbstständigkeit war er als Modedesigner in Paris beschäftigt. Dieser Ruf eilte ihm voraus und die erste Kollektion wurde vom Fleck weg von Barneys in New York, Le Bon Marché in Paris und dem Onlinegiganten Mr. Porter eingekauft. Inzwischen zählt Ami Paris in namhaften Kaufhäusern wie Harrods in London oder Galeries Lafayette in Paris zum guten Ton. Die Marke betreibt auch eigene Stores von Paris bis Hongkong. Sympathisch, nahbar und bescheiden, der Stil von Ami Paris lässt sich einfach beschreiben. Gleichzeitig bewegt sie sich bewusst zwischen Luxuslabel und Kreativmarkt. Statt auf komplizierte Red-Carpet-Kollektionen setzt die französische Marke auf Pariser Chic zu erschwinglichen Preisen. Order ist online möglich. Ami Paris, Paris/Frankreich, info@amiparis.fr, www.amiparis.com

SneakerStatement

Yatay. Umberto de Marco entstammt der Unternehmerfamilie de Marco von Coronet SpA aus Mailand, die sich auf die Herstellung von Kunstleder spezialisiert hat. Der Full-Circle-Ansatz seiner Sneakermarke Yatay, die er 2018 launchte, umfasst von der Produktion bis zum Thema Recycling und Upcycling alle Aspekte: Eine CO2-neutrale Fabrik, zu 75 Prozent aus Nachhaltigen Materialien bestehendes Kunstleder (50 Prozent aus Mais, 25 Prozent aus recyceltem Plastik), den Aufruf, getragene Schuhe zurückzuschicken, damit die Gummisohlen recycelt werden können. Für jedes verkaufte Paar Schuhe pflanzt Yatay mit der NGO One Three Planted einen Baum in Kenia. Die unisex Sneaker gibt es in einer High-Top- und einer Low-Fariante in bis zu zwölf verschiedenen Farben, die VK-Preise beginnen bei 200 Euro. Yatay ist bei Referenzkunden wie Selfridges oder L’Eclareur vertreten. Modeist, München/Deutschland, info@b-kleidung.com, www.yatayatay.com

Grenzenlos

Kleed. Carolina Guedes Cruz bezieht all ihre Inspiration aus Afrika, einer Welt mit grenzenlosen Wundern, wie sie es beschreibt. Die Farben, die Drucke, die Faszination für wilde Tiere – alles fängt sie in ihren Designs auf. „Kleed ist eine kleine, feine Kollektion aus Kimonos, Kaftans, Kleidern und Schlafanzügen aus reiner Seide, die in Portugal mit höchster Sorgfalt produziert wird“, beschreibt Marion Hoferer von der Agentur Modeist ihren aktuellen Neuzugang aus Südeuropa. Nachhaltigkeit spielt für Carolina Guedes Cruz eine ebenso große Rolle wie die Qualität ihrer handgearbeiteten und in Lissabon produzierten Designs. Die kleinteiligen Kollektionen umfassen nur etwa 20 Teile und liegen im Verkauf zwischen 200 und 250 Euro (mit einer Kalkulation von 2,7). Ein Teil des Gewinns geht an die NGO Save the Rhino. Modeist, München/Deutschland, info@b-kleidung.com, www.kleedkimonos.com 072

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Gemacht auf fünf Wegen

La Milanesa. Die Taschenkollektion La Milanesa speist ihre Kreativität aus den versteckten, mailändischen Werkstätten im Stadteil Cinque Vie. Hier sucht Designerin Cinzia Macchi nach natürlichen Stoffen, aus denen sie in einem Upcycling-Prozess ihre außergewöhnlichen Taschen herstellt. Modelle voll Freude und Eleganz. 2018 debütierte Cinzia Macchi mit ihren ersten Modellen auf der Designmesse Salone del Mobile in Mailand. Das Herzstück der Kollektionen sind verschiedene Shopper aus wiederverwertetem Plastik und Jute, die mit Stoffüberresten bezogen werden. Diese stammen aus den Kunsthandwerksateliers Mailands. Das Ergebnis sind unglaublich modische Taschen aus Brokat, Baumwolle oder Leinen mit kleinen Details wie Federn, Bordüren, Fransen oder sogar Bast. Durch die aufwändige, handgemachte Fertigung hat jedes Modell Einzelstückcharakter. „Jede Kreation ist ein Unikat und hat als solche ihren eigenen Stil. Die Handwerkskunst und die Suche nach besonderen Stoffen und Materialien rufen immer etwas hervor: einen Ort, ein Objekt, einen Geruch, eine Person aus der Gegenwart oder Vergangenheit, andere Kulturen, die das Herzen berühren“, erzählt die Designerin. Das Herz ist ein weiteres gutes Stichwort für La Milanesa, denn Cinzia Macchi hilft, wo es geht: Sei es während der Covid-19-Pandemie mit der Capsule Italia Bag, dessen Erlös teils an die Krankenhausgruppe San Donato ging, oder durch ihre Zusammenarbeit mit der Organisation „Fare per Bene“, die für die berufliche Wiedereingliederung misshandelter Frauen kämpft. Modeist GmbH, München/Düsseldorf, info@b-kleidung.com, www.modeist.com

Kostbarkeit

Beltepá. Benannt nach Beltepá, einem

Viertel der usbekischen Hauptstadt Taschkent, in dem die Familie Alotto-De Marchi aus Turin die Idee zur gleichnamigen Marke hatte. Antonella, Gründerin des Labels, war sofort von der Kostbarkeit der dortigen Stoffe fasziniert und konnte dank der Begegnung mit der Schneiderin Nigora viel über die traditionelle Näh- und Stickereikunst des Landes lernen. Es war schnell klar, dass sie diese edlen und elaborierten Stoffe mit italienischer Kreativität und Mode-Know-how verbinden wollte und sich somit endlich den Traum eines eigenen Fashion-Labels erfüllen würde. Seit 2018 produziert das Familienunternehmen ausschließlich in Italien Kaftane und Mäntel aus usbekischem Samt, Wolle, Baumwolle, Atlas, Adras, Barmal und Bekasab. Jedes Stück ist ein Unikat – die perfekte Liaison orientalischer Farbexplosion und italienischem Kunsthandwerk. D-Tails, München/Deutschland, info@d-tails.de, www.beltepa.com

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MODEist zeigt:

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FINDEN WIR GUT

Bilderbuch

Ro’Skinwear. Ein Teil sieht wie Kör-

perkunst aus und lässt sich auch wie Kunst betrachten, bedruckt mit Schriften, allerlei Symbolen und Grafiken. Die italienische Jazzsängerin und Designerin Rosanna Fedele will für ihr Label Mode mit Kunst verschmelzen lassen, um einzigartige Kleidungsstücke zu kreieren. Was 2014 mit Leggings und Shirts aus Mesh begann, wurde mit Jerseys und Röcken ergänzt – und seit Herbst/Winter 2020/21 auch mit Strick. Die zweimal jährlich erscheinende Kollektion wird in Italien produziert und bedient 40 Handelskunden im Heimatmarkt und weitere 60 europaweit, darunter Different Fashion in Sylt, Pool in Konstanz und Ruby in Linz. Shirts starten ab 45 Euro EK bei einer Kalkulation von 2,8 bis 3,0. D, A: Agentur Knallgrau, München/ Deutschland, office@knallgrau-agentur.de, www.ro-skinwear.com

Spezialisten für Effektgarn

Lanificio dell’Olivo. 1947 gründet

Rodolfo Querci Lanificio dell’Olivo in Prato, wo ja eigentlich die Stoffhersteller zu Hause sind. Doch Querci hat andere Pläne, er will Garne herstellen – und zwar ganz besondere. Das war der Anfang einer der erfolgreichsten Geschichten der Garnherstellung der Toskana. Die Firmengeschichte ist von vielen Meilensteinen geprägt. In den 1950er-Jahren die gebürsteten Garne, in den 1960er-Jahren die Verarbeitung nobler Fasern wie Alpaka und Mohair, in den 1970er-Jahren ist die Familie Mitgründer des Pitti Filati, in den 1980er-Jahren der internationale Durchbruch, in den 1990er-Jahren kommen die Frauen der Familie an die Spitze und richten das Unternehmen stärker am Damenmarkt aus, in den 2000er-Jahren dann die neuen Technologien und Spezialisierung auf „filati fantasia“ (Effektgarn). Das Unternehmen stellt heute Nachhaltigkeit in den Fokus. Sein Going-Green-Programm umfasst konkrete Maßnahmen in Sachen soziale Verantwortung, Reduktion von Chemikalien und Optimierung des Energieverbrauchs. Lanificio dell’Olivo S.p.a., Florenz/Italien, info@lanificiodellolivo.com, www.lanificiodellolivo.com

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Urbane Accessoires

Paprcuts. Kleines Crowdfunding-Projekt

ganz groß. Der Startschuss fiel 2014 in Berlin. Inzwischen ist Paprcuts merklich gewachsen und bietet ein breites Sortiment von Accessoires. Die Lifestyleprodukte wie Portemonnaies, Uhren oder Smartphone-Hüllen sind aus reiß- und wasserfestem Tyvek gefertigt. Das ist so dünn wie Papier und gleichzeitig so robust wie Leder. Paprcuts will die Welt mit seinen farbenfrohen Accessoires bunter gestalten. Deshalb werden die Modelle mit unterschiedlichen Designs bedruckt. Die Fertigung in einer Schneiderei in Berlin-Friedrichshain entspricht dem Nachhaltigkeitsgedanken. Das junge Unternehmen fördert die lokale Wirtschaft und zelebriert Diversität mit einem internationalen Team. Der Vertrieb unterliegt dem Unternehmen selbst. Für Händler gibt es einen B2B-Bereich, wo jederzeit nachgeordert werden kann. Die Preislage rangiert im EK zwischen 5,99 und 19,99 Euro. Neu im Sortiment sind Sneaker, die auch für Händler verfügbar sind. Paprcuts, Berlin/Deutschland, info@paprcuts.de, www.paprcuts.de



THE LONGVIEW

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THE LONGVIEW

Eine feste Größe der internationalen Streetart ist der in London ansässige Endless nicht zuletzt durch seine Thema­ tisierung großer Modemarken und -ikonen geworden.

Endless „Magazine sind unsere Bibeln, Geschäfte unsere Kirchen und Stars unsere Götter“ Schon sein erster Mentor kam aus der Mode. Ed Burstell von Liberty London entdeckte die Kunst von Endless in den Straßen Londons. Mit den Schaufenstern für das bekannte Londoner Kaufhaus hatte der Streetartist seinen ersten großen Coup. In seinem Werk, das maßgeblich von der Popkultur beeinflusst ist, verwendet er häufig bekannte Symbole und Logos. Er beschreibt eine Welt, in der Marken und Stars die neuen Götter sind – und nimmt diese Welt gleichzeitig kritisch unter das Brennglas seines künstlerischen Ausdrucks. Er hat mit Kunstgrößen wie Gilbert und George, für Marken wie Fiorucci und Karl Lagerfeld gearbeitet. Capsules mit Modemarken gehören genauso zu seinem Handwerk wie die Gestaltung von Shops, Bars und Murals. Stephan Huber hat mit Endless über neue und künftige Götter gesprochen. Interview: Stephan Huber. Text: Manfred Thurner. Fotos: Endless

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THE LONGVIEW

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ielleicht fangen wir mit dem schwierigsten Aspekt an, nämlich dem Versuch, die Kunst oder die Funktion der Kunst im sozialen Kontext einzuordnen. Warum und wozu braucht eine Gesellschaft eigentlich Kunst? Die Kunst erlaubt uns einen Augenblick in Zeit festzuhalten, ohne dass der Kreativität irgendwelche Grenzen gesetzt sind. Kunst ist, im Vergleich zu anderen Mitteln der Dokumentation, in ihrer Art absolut einzigartig. Sie ist subjektiv. Genau aus diesem Grund hat es schon immer eine Form von Kunst gegeben: von den Anfängen unserer Zeit bis hin zur modernen Welt von heute. Die Kunst war schon immer essenziell für Menschen. Ich sehe keine Anzeichen dafür, dass sich das in absehbarer Zeit ändert. Was kann Kunst auslösen? Kunst zu schaffen, kann eine Vielzahl von Emotionen hervorrufen, genauso wie das Betrachten von Kunst. Meine besten Arbeiten entspringen einer gewissen Aufregung, einer positiven Energie, ausgelöst durch eine neue Idee. Als Künstler hofft man natürlich immer, dass diese Emotionen beim Betrachter dieselbe Energie freisetzen. Was darf Kunst? Oder gibt es etwas, das die Kunst nicht darf? Kunst kann nichts erreichen oder Kunst kann alles erreichen. Ich habe schon immer betont, dass es die Aufgabe der Kunst ist, den Menschen zu geben, was sie von ihr brauchen. Was immer das auch sein mag. Warum ist Streetart heute nicht nur gesellschaftlich akzeptiert, sondern sogar zu einem prägenden Bestandteil des globalen Kunstmarktes geworden? Die Medien haben die Straßenkunst in den Mainstream gerückt und ihr somit einen gewissen Wert zugemessen. Die Kunsthändler und Galerien haben diesen kulturellen Wert dann in einen monetären Wert umgewandelt. Jetzt wird sie ganz anders wahrgenommen, weil die Menschen jetzt glauben, dass sie davon profitieren können – also wird sie viel ernster genommen. Verliert Streetart dadurch die Glaubwürdigkeit, die sie so sehr auszeichnet? Das Beste an Streetart ist doch die Tatsache, dass sie jeder umsonst sehen und genießen (oder hassen) kann. Es gibt keine sozialen Abgrenzungen, keine von versnobten Galeriemitarbeitern angebotenen Broschüren und niemand sagt einem, was man von der Arbeit halten soll. Hoffentlich bleibt das so. Es wäre schade, wenn Menschen nur noch den Wert eines solchen Werkes betrachten. Gleichzeitig sehen wir den mächtigen Einfluss, den Kunst und Streetart in sogenannten peripheren Ländern hat – nicht zuletzt dank Social

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Media als Multiplikator. Wie schätzt du die Situation ein? Das Wunderbare an Streetart – und an Kunst im Allgemeinen – ist, dass man aus wirklich allem Kunst schaffen kann. Man braucht nur etwas Fantasie. Jedes Land hat seine eigene Kunstszene, bloß weiß der Rest der Welt vielleicht noch nichts davon. Streetart ist zu einem kulturellen Phänomen geworden, begünstigt durch Social Media natürlich. Wenn Streetart Kunstfans in ein Land führt, das sie sonst nicht besuchen würden, dann erweitert das ihr kulturelles Verständnis. Das kann nur positiv sein. Woher stammt der Name Endless? Zuerst habe ich den Namen Endless zur Beschreibung meines kreativen Denkprozesses eingesetzt, aber inzwischen hat er innerhalb meiner Kunstwerke eine neue Bedeutung erhalten. Er verleiht jetzt der Philosophie des jeweiligen Werkes mehr Tiefe. Der Name dient als permanente Erinnerung daran, dass der Kreativität keine Grenzen gesetzt sind – und da mein Gehirn meist rund um die Uhr im Overdrive-Betrieb arbeitet, ist er ziemlich passend. Deine Arbeiten sind in vielerlei Hinsicht – und im besten Sinne – verwirrend. Sie spielen gerne mit Elementen und Ikonen unserer modernen Konsumgesellschaft, sind dabei aber nie zu offensichtlich oder gar belehrend. Sie urteilen nicht über andere. Es ist aber sicherlich viel sinnvoller, wenn du Hintergrund und Inhalt deiner Kunst erklärst, als wenn ich versuche, sie zu interpretieren. Das ist absolut richtig. Meine Arbeit vermittelt weder eine positive noch eine negative Botschaft, sondern vielmehr eine neutrale, künstlerische Darstellung der Welt, die ich um mich herum wahrnehme. In dieser modernen Welt haben sich unsere Prioritäten maßgeblich geändert. Gemälde der Renaissance enthalten zumeist religiöse Darstellungen, also greife ich diese Idee auf und übertrage sie auf unsere moderne Welt. Magazine sind unsere Bibeln, Geschäfte unsere Kirchen und Stars unsere Götter. Meine Arbeit lässt auch die Werbeindustrie nicht unkommentiert. Das ist ein richtig spannendes Thema. Warum ist Mode ein so zentrales Thema deiner Arbeit geworden? Vielleicht darf ich noch eine andere Frage nachschießen: Was ist deine persönliche Einstellung zur Mode? Ich nehme Plakatwerbung und Schaufensterauslagen als eine Streetart-Variante wahr. Wir als Gesellschaft verehren die Marken ja fast im Sinne einer „New Age Religion“. Uns wird ständig gesagt, dass wir sie „brauchen“. Mode und Branding begegnen

„Das Beste an Streetart ist doch die Tatsache, dass sie jeder umsonst sehen und genießen (oder hassen) kann.“


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uns jeden Tag, und wir machen uns wahrscheinlich nicht besonders viele Gedanken darüber. Indem ich Models und Designer als anbetungswürdige Ikonen darstelle, verbinde ich die klassische Kunst mit einem durchwegs modernen Publikum. Meine persönliche Einstellung zur Mode basiert in erster Linie auf einer künstlerischen Perspektive. Sie fußt auf Ansichten, die ich im Laufe der Jahre in Zeitschriften entdeckt habe. Ich sehe es gern, wenn die Kluft zwischen Mode, Kunst und Design überbrückt wird. Lass uns an dieser Stelle deine Arbeiten mit Modebezug etwas genauer betrachten. Das „Chapel“ Logo zieht sich wie ein roter Faden durch dein Schaffen. Es scheint also viel mehr zu sein als ein augenzwinkerndes Dekorelement. Was steckt dahinter? Indem ich „Chanel“ in „Chapel“ ändere, kommentiere ich lediglich die Anbetung der Marke durch so viele Menschen weltweit. Die Form des Parfümflakons ist auf Anhieb wiedererkennbar und ikonisch. Menschen sehen das Logo und die Form der Flasche und knüpfen – in welcher Art und Weise auch immer – sofort eine Verbindung. Ich liebe den Umstand, dass eine so einfache Form so bekannt werden kann und als Synonym für Luxus steht. Es dreht sich alles um Werbung. Die beinahe symbiotische Beziehung zwischen Kunst und Mode ist nichts Neues. Aber in meinen Augen entwickelt sich gerade eine völlig neue Qualität dieser Beziehung. Denn die Mode sucht quasi verzweifelt nach neuen Inhalten und Narrativen. Sie hofft auf die Kunst, um diese zu finden. Kann das funktionieren? Manche würden behaupten Mode IST Kunst. Die Trennlinie ist tatsächlich sehr schmal. Sollte es im Laufe der Zeit in der Modewelt zu positiven Veränderungen kommen, verschwimmen Kunst und Mode vielleicht noch mehr in der Kreation von zum Beispiel maßgeschneiderten, einzigartigen und handbemalten Kleidungstücken. Wer weiß, was alles möglich ist. Was ist der Anreiz einer Zusammenarbeit mit bekannten Marken oder großen Unternehmen? Wenn ein Künstler behauptet, dass er oder sie kein Interesse an Öffentlichkeitswirksamkeit hat, dann ist das eine glatte Lüge. Es kann nur von Vorteil sein, wenn man mit seinen Werken ein breiteres Publikum erreicht. Ich habe die Gelegenheit, meine jüngste Zusammenarbeit mit Karl Lagerfeld umzusetzen, sofort beim Schopf gepackt, nicht zuletzt, weil ich Karl oft in meinen Arbeiten einbette. Er war in so vielfältiger Hinsicht eine Ikone mit einer Vielzahl von Talenten und einer unglaublichen Arbeitseinstellung. Ich hatte gerade in Amsterdam

„Kunst mit einer Botschaft ist eine feine Sache, aber muss ein Künstler unseren Planeten verbessern?“

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„Indem ich Models und Designer als anbetungswürdige Ikonen darstelle, verbinde ich die klassische Kunst mit einem durchwegs modernen Publikum.“

einige Streetart-Darstellungen von Karl enthüllt, da wandte sich das Team von Karl Lagerfeld (noch vor seinem Tod) an mich und fragte, ob ich Lust hätte, ein Wandgemälde im Hauptsitz der Firma umzusetzen. Am Ende des Prozesses stand dann eine Kapselkollektion bestehend aus T-Shirts und Kapuzenpullovern. Die Leute, die diese Kleidung tragen, sind quasi wandernde Werbeträger für meine Kunst. So erreiche ich eventuell ein breiteres Publikum oder eine vollkommen neue demografische Schicht. Große Marken sind in der Regel auch ethischer. Das ist mir wichtig. Lass mich nochmals auf die soziale oder politische Rolle der Kunst zurückkommen. Die Modeindustrie muss sich gerade einigen eher unschönen Wahrheiten stellen: exzessiver Konsum, Überproduktion, ein katastrophales ökologisches Ungleichgewicht, soziale Umbrüche… Dementsprechend hat sie ein Legitimationsproblem. Letztlich ist die Mode eben wieder ein Spiegel der Gesellschaft und eines falsch interpretierten Kapitalismus. Welche Rolle können die Kunst – und der Künstler als quasi Influencer – in diesem Zusammenhang spielen? Die des Katalysators oder doch nur die des Narren? Das ist tatsächlich ein unglaublich wichtiges Thema. Fast Fashion und Wegwerfmode sind riesige Probleme. Da steht allen noch viel Arbeit bevor. Ich glaube, dass Leute für das Problem sensibilisiert werden müssen. Dann können sie daraus ihre eigenen Schlüsse ziehen. Ich persönliche hatte noch nie Interesse, den Leuten ihr Handeln oder gar eine Interpretation meiner Kunst vorzuschreiben. Da greift die vorherige Aussage, meine Kunst sei nicht belehrend oder verurteilend. Die Menschen sollen tun, was sie wollen. Das geht mich nichts an. Manchmal verlieren sich Künstler ein wenig im Social Media Hype und glauben, sie können Leuten ein bestimmtes Verhalten vorschreiben. Kunst mit einer Botschaft ist eine feine Sache, aber muss ein Künstler unseren Planeten verbessern? Ich persönlich bin der Meinung, dass das stark vom jeweiligen Künstler abhängt. Künstler sollten bei der Auswahl der Marken, mit denen sie zusammenarbeiten, selektiv vorgehen. Wir alle wissen, dass qualitativ hochwertigere Produkte länger halten und seltener ersetzt werden müssen, aber leider machen viele Online-Fast-Fashion-Unternehmen den Influencern immer noch Angebote, die sie nicht ausschlagen können.


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„Indem ich Chanel in Chapel ändere, kommentiere ich die Anbetung der Marke durch so viele Menschen weltweit.“ Endless in Barcelona

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KREATIVITÄT IST DER SCHLÜSSEL ZU EINER ERFOLGREICHEN NEUORDNUNG DER BRANCHE. INSPIRATION MACHT DIE MODE ERST ZUR KUNST.

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(IN) FRAGE(N) STELLEN... Nicht nur die Mode muss Kreativität als Schlüssel zur Zukunft wiederentdecken. Ein Kommentar von Stephan Huber

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er Fall Tönnies wird Spuren lassen. Dass derlei Arhinter­ beits- und Hygienebedingungen mitten in Europa (Stichwort „Wertegemeinschaft“), noch dazu mitten in Deutschland (Stichwort „Vorbild“) überhaupt möglich sind, hat völlig berechtigt in weiten Teilen der Öffentlichkeit Entsetzen ausgelöst. Auf einmal wurde gnadenlos offensichtlich, welches System hinter Billigfleisch steckt. So offensichtlich, dass Wegschauen und Wegducken nicht mehr möglich ist. Wer diese Produkte kauft, hat keine Ausrede mehr. Er weiß, dass andere den Preis für ihn bezahlen, und dieser Preis ist viel zu hoch. Denn über das so Offensichtliche wie Widerliche hinaus, nämlich die brutale Ausbeutung von Menschen und Tieren, gibt es einen Aspekt der an den Grundlagen unseres Gesellschaftssystems rührt. Nicht wenige, die der nachweislich erfolgreichen Symbiose von Demokratie und Marktwirtschaft nur zu gerne das Licht ausknipsen würden, nehmen den Tönnies-Skandal pauschal als Kronzeugen für eine sozusagen immanente Dysfunktionalität des Kapitalismus und die Notwendigkeit seiner Überwindung. Tatsächlich ist dieser Skandal aber Nachweis fehlender oder eben dysfunktionaler Ordnungspolitik. Um es einmal mehr zu betonen: Freiheit bedeutet nicht die Abwesenheit von Regeln und

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Gesetzen. Tatsächlich muss Freiheit IMMER durch Regeln vor denjenigen geschützt werden, die sie für den individuellen Vorteil und zum Nachteil oder Schaden vieler anderer missbrauchen wollen. Einem Unternehmen oder einer gesamten Industrie, deren Existenz auf hemmungsloser Ausbeutung gründet, weitgehend gesetzlich, also ordnungspolitisch gedeckt by the way, sollte eben diese Existenzgrundlage entzogen werden. Und zwar AUCH, um die freie Marktwirtschaft zu schützen. Das ist einerseits Gestaltungsauftrag der Politik, andererseits aber gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Es gibt eine direkte Verbindung zwischen Gütersloh und dem Einsturz des Rana Plaza vor mittlerweile über sieben Jahren. Das war ein selbstverständlich noch viel grauenhafteres Sittenbild einer unkontrollierten Globalisierung. Aber dieses Gebäude ist eben in Bangladesch zusammengestürzt. Weit genug entfernt, um die 1.500 Toten nicht wirklich an sich heranzulassen. Wurden also tatsächlich Konsequenzen gezogen? Wurden die damals unter dem Schock der Bilder abgegebenen Versprechen auch eingelöst? Wurde oder wird ernsthaft die entscheidende Frage diskutiert, wie wir Konsum neu definieren, um ihn auch in der öffentlichen Wahrnehmung wieder zu dem zu machen, was er tatsächlich ist oder sein sollte, nämlich die Grundlage von Wohlstand und der Motor jeder Innovation? Wer könnte diese Frage frei und radikal stellen oder Angebote für Antworten machen? Dass wir ausgerechnet in dieser Ausgabe von style in progress, die inmitten einer historischen Zeitenwende erscheint, so tief in die Ideenwelt und die Narrative der Kunst eintauchen, war zwar so nicht geplant, ist aber dennoch keine zufällige Koinzidenz. Genau hier und heute ist der perfekte Moment, um daran zu erinnern, dass wir diesen Zukunftsfragen mit Kreativität begegnen müssen, mit Respekt vor Originalität, mit Liebe zur Idee.


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„WIR MÜSSEN DEFINIEREN, WER WIR SIND“ Der Designer Dries van Noten hat sich während der Geschäftsschließungen mit einem offenen Brief an die Branche gewandt, viel Beifall erhalten und doch ist er miss­interpretiert worden. Wenn Dries van Noten aufruft, realistischer und besonnener zu werden, hat er kein kommerzielles, sondern ein kreatives Ziel vor Augen: Die Magie zurück zu bringen. Interview: Martina Müllner-Seybold. Fotos: Dries van Noten

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it der Initiative Just In haben Sie während des Lockdowns einen Austausch zwischen hochrangigen Playern im Top-Genre der Modeindustrie angestoßen. Wie kam es dazu? Zu allererst will ich betonen, dass es mir nie darum ging, mich selbst als Person, als Anführer darzustellen oder gar für mein Unternehmen einen Vorteil herauszuholen. Ich habe nicht erwartet, dass es sich dann so darstellen würde, als wäre ich die Gallionsfigur. Vielleicht war ich da ein bisschen naiv. Worum geht es Ihnen primär? Das wurde auch schnell missverstanden. Es geht sicher nicht darum, irgendwelche Absprachen zu treffen. Mir liegt am Herzen, dass wir unseren Rhythmus wieder den Bedürfnissen des Endkunden anpassen. Denn unsere Industrie scheint vergessen zu haben, dass es da einen Endkunden gibt, der versucht, mit uns Schritt zu halten. Was war für Sie besonders interessant in diesem Prozess, der ja mit einigen Zoom Calls gestartet hat? Es war unglaublich divers. Designer, Händler, Distribution, Fashionshows, PR, wir haben einander zugehört und die Bedürfnisse der anderen ergründet. Wir haben schnell bemerkt, dass See-Now-Buy-Now eigentlich die nächste Evolutionsstufe ist und sich unser System dahin entwickeln muss. Doch darin liegt auch eine Gefahr. Nämlich? Wenn wir also für die Öffentlichkeit erst ein halbes Jahr, nachdem die Kollektion von den Einkäufern vorgeordert wurde, präsentieren, dann könnten wir Gefahr laufen, dass rein kommerzielle Faktoren dieses Experiment bestimmen. Nicht mehr die kreative Vision, die aber in unserem Segment erwartet wird. Sie glauben nicht daran, dass sich die Time-to-market-Zeiten reduzieren ließen?

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Der Stille ist auf einmal laut geworden: Mit einem offenen Brief während des Shutdowns hat Designer Dries van Noten deutlich auf Missstände in der Branche hingewiesen.

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Die Mode habe die Aufgabe und Verantwortung, dem Konsumenten zu erklären, welche Werte in Designerfashion stecken, ist Dries van Noten überzeugt.

Ich glaube, dass das Top-Genre oder der Teil der Mode, der noch von Designern bestimmt wird, über die letzten Jahre gezwungen war, sich dem Tempo der Fast Fashion anzupassen. Ich will nichts Böses über die Fast Fashion sagen, ich will einfach nur feststellen: Dieses Tempo ist in unserem Segment nicht möglich. Kann man diesen Unterschied dem Konsumenten erklären? Ja, und wir haben auch die Aufgabe und Verantwortung, das jetzt zu tun. Wir müssen lernen, verstärkt zu erklären, warum unsere Kleidung so ist, wie sie ist. Zum Beispiel arbeite ich mit einem Damast, der in Lyon produziert wird. Dieses Handwerk ist vom Aussterben bedroht und wenn wir mit diesem Stoffhersteller arbeiten, dann tragen wir dazu bei, dass er weiterleben kann. 090

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Das stimmt, das stand in der Kommunikation von Designermarken eigentlich nie im Vordergrund. Das Stück kam bis auf den Namen ohne jede weitere Erklärung. Ja, wir waren in der Mode vielleicht ein bisschen zu sehr auf die Selbstdarstellung fokussiert. Ohne das Covid-Ding jetzt zu verklären, diese Zwangspause hat dennoch ermöglicht, dass wir uns fragen: Wer sind wir eigentlich? Das mag banal klingen, aber es ist doch so, dass wir unsere Zeit eigentlich damit verbringen, mit uns selbst und unseresgleichen zu


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sprechen. Dieser ganze Zirkus, der von Show zu Show mitreist – am Ende sind es doch immer die Gleichen. Und ja, es gibt Anzeigen und es gibt Editorials, über die wir Informationen vermitteln können, aber oft dienen auch die nur dazu, diese Peer-Group zu beeindrucken, und nicht dazu, den Endkonsumenten zu informieren. Was müssen wir also tun? Wieder unsere Leidenschaft teilen. Das war auch das spannende an diesem Forum, dass wir im Austausch waren und bemerkt haben, mit welch großer Leidenschaft die jeweils anderen das tun, was sie tun. Was jetzt aber noch nicht heißt, dass wir in dieser Runde den Stein der Weisen gefunden haben. Wichtig ist: Wir wollen uns zum Besseren wandeln, wollen Verantwortung übernehmen und ändern, dass wir so aus dem Takt des Endkunden sind. Wir müssen uns in Frage stellen, Antworten finden und sie dann auch dem Endkunden erklären können. Einfach etwas unter den Begriff Luxus zu packen, reicht nicht mehr. Wir müssen auch erklären können, wer wir sind und warum die Teile so viel kosten, wie sie eben kosten. Das wird nicht jeder vermitteln können – in der Kommunikation hängt sich die Mode bisher immer nur am Wort „neu“ auf. Absolut, daher müssen wir nicht nur unseren Endkunden, sondern auch uns mit Wissen füttern. Insbesondere die junge Generation kennt nicht naturgegeben den Unterschied zwischen Popeline, Searsucker oder Damast. Auch das müssen wir erzählen, vor allem aber die Magie vermitteln, die bei unseren Produzenten entsteht, damit die Endkunden diese Leidenschaft spüren. Wir müssen diese Handwerksbetriebe erhalten und erzählen, wie wichtig das ist und mit welch großer Leidenschaft diese Menschen arbeiten. Nochmal, es geht nicht um Preis oder Preisabsprachen, es geht darum, wieder gesunde wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die uns ermöglichen, das Geld zu verdienen, mit dem wir Stücke herstellen können, die den Endkunden unsere Leidenschaft spüren lassen, und die sicherstellen, dass die Menschen, die diese Produkte hergestellt haben, eine Chance haben, ihre kleinen Manufakturen weiterzuführen. Aber im Dauer-Sale gelingt das nicht. Das ist richtig und insbesondere in den USA ist es extrem geworden. Es bleibt nur noch ungefähr ein Monat, in dem zum vollen Preis verkauft wird. Womit wir bei einem heißen Thema angekommen sind, zu dem ich gerne Ihre Meinung hören würde. Sind denn diese Preise, die das Luxussegment aufruft, tatsächlich immer argumentierbar? Mein Eindruck als Endkonsumentin sagt: Nein, viele Preise sind eher von der Marketingabteilung erfunden. Das ist wohl wahr, allerdings will ich mich wirklich nicht in die Preispolitik anderer einmischen. Das war auch niemals die Intention des offenen Briefes, den wir verfasst haben. Wir alle wissen, dass eine gewisse Ehrlichkeit in unserem Segment Hand in Hand mit 092

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„Es geht nicht um Preis oder Preisabsprachen, es geht darum, wieder gesunde wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die uns ermöglichen, das Geld zu verdienen, mit dem wir Stücke herstellen können, die den Endkunden unsere Leidenschaft spüren lassen.“

Nachhaltigkeit geht. Und das nachhaltigste, was man überhaupt tun kann, ist weniger zu produzieren. Dann kann man auch reguläre Preise besser durchsetzen. Natürlich sind hohe Preise, die auf diesem ehrlichen, nachhaltigen Weg zustande kommen, dann auch damit verbunden, dass nicht jeder, der deine Sachen mag, sie sich auch leisten kann. Also müssen wir uns fragen: Wie kriegen wir das hin, wie gehen wir damit um, wie bleiben wir mit den Fans verbunden, die sich keine 2.000 Euro für einen Mantel leisten können? Das ist keine einfache Aufgabe, an die Sie sich da gemacht haben. Wichtig ist doch, dass wir über all dem negativen den positiven Blickwinkel nicht verlieren. Ja, die Menschen werden weniger konsumieren, ja, Kleidung als Form des Selbstausdrucks mag an Relevanz verloren haben, aber gut, vielleicht müssen wir ein bisschen kleiner werden und gleichzeitig unsere Relevanz neu definieren. Die Passion, die Freude, das Handwerk wieder in den Fokus stellen. Ist No-Season eine Antwort? Für manche sicher, es hängt davon ab, wer man ist und wie man produzieren kann. Aber zum Beispiel junge Designer werden das nicht leisten können. In unserem Genre ist es gelernt, dass man seine Kollektion vorstellt, verkauft und mit diesen Zahlen kann man dann jemanden finden, der die Stoffe und Produktion zwischenfinanziert, bis die Händler ihre Rechnungen zahlen. Mit einer laufenden Produktion funktioniert das nicht. Also nicht für Designermode. Für Jeans funktioniert das wunderbar. Es gibt aber noch einen weiteren Aspekt, der für mich als Kreativer schlagend wird. Ich bin sehr glücklich darüber, eine Show zu haben und einen Termin, an dem die Saison auch wieder zu Ende ist. Denn es ist ja eine Geschichte, die ich erzähle, und ich muss die eine abschließen, um eine neue zu eröffnen. Das ist meine Art, kreativ zu sein, seit 32 Jahren. Das ist meine Sicht auf die Dinge, so kann ich mich ausdrücken. Was glauben Sie, dass sich ändern wird?



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Die Kollektionen erst am Laufsteg präsentieren, wenn sie auch in den Läden sind? Für Dries van Noten Chance und Herausforderung zugleich. Man müsse wachsam sein, dass dann die Kreativität immer noch erste Priorität bleibt.

„Ich bin sehr glücklich darüber, eine Show zu haben und einen Termin, an dem die Saison auch wieder zu Ende ist.“

Ich weiß es nicht. Man hört im eigenen Umfeld, dass sich viele bewusstere Gedanken um ihren Konsum machen wollen, pro Saison vielleicht ein, zwei wirklich besondere Teile kaufen. Genauso kann es aber sein, dass wir in unsere schlechten Angewohnheiten zurückfallen und es bald wieder okay finden, dass wir für eine Fashionshow eine Hundertschaft von Leuten an einen besonderen Ort der Welt fliegen. Wichtig ist, dass wir Respekt bewahren. Respekt vor dem Endkunden. Respekt vor uns selbst und unserer Sache. Und Respekt vor denen, die einen anderen Weg gehen. 094

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Heißt Respekt vor dem Kunden auch, dass man ihn in allem in den Fokus stellt? Wir müssen zuhören, als Kreativer darf man gleichzeitig auch nicht zu viel zuhören. Denn man muss ja derjenige bleiben, der überrascht, der den Hasen aus dem Hut zaubert. Das ist unsere Rolle, wir müssen Magie schaffen, einen bestimmten Geschmack erst formen, die Menschen anleiten, sie inspirieren. Wer immer nur seine Kunden fragt, ob sie denn einen aus dem Hut gezauberten Hasen toll finden würden, wird keine Magie versprühen.


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IST MODE KUNST?

Wie kann die Mode wagen, sich Kunst zu nennen, schreit das eine Lager. Aber selbstverständlich ist Mode Kunst, sagt das andere Lager. Klar ist: Auf der Suche nach Relevanz hat die Liaison der Mode mit der Kunst einen neuen Höhepunkt erreicht. style in progress hat Designer, Händler und Autoren befragt, was Mode und Kunst eint und was sie trennt. Text: Stefanie Buchacher, Janaina Engelmann-Brothánek, Martina Müllner-Seybold, Nicoletta Schaper. Illustrationen: Claudia Meitert@Caroline Seidler

NATÜRLICHE MEISTERWERKE

KATEGORIEN SIND OBSOLET

Esma Annemon Dil, Autorin „Die Dadaisten, Surrealisten und Designerinnen wie Elsa Schiaparelli oder Coco Chanel hatten begonnen, Grenzen zu überschreiten. Jean Cocteau war Künstler, Designer, Autor, aber auch Verbündeter der Mode und Warhols Factory wurde zum Symbol der Auflösung von Hoch- und Popkultur. Seit das Metropolitan Museum dank Diana Vreeland Mitte der 1970er-Jahre begonnen hat, jährlich Mode mit einer großen Ausstellung zu feiern, denken nicht mal mehr Institutionen in strengen Kategorien. War Modefans bewusst, wie sehr die Ästhetik der Streetwear-Ikone Supreme von der rot unterlegten Text-Art von Barbara Kruger geprägt ist? Deshalb beauftragen weitblickende Modehäuser junge Designer und Künstler damit, Editionen zu gestalten, um die Präsenz ihrer Marke auf einer Art Basel, Frieze oder Biennale zu rechtfertigen.“

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Andrea Bardelli, CEO 19Andrea’s47 „Kunst inspiriert Mode, wie Mode wiederum Kunst inspiriert. Modische Kreationen können nicht nur getragen werden, sondern auch große Meisterwerke des Handwerks und Ausdruck großen Könnens sein. Diesem Anspruch folgen wir auch für unsere Kollektion, die für die kommende Saison von der Natur inspiriert ist. Wir haben beispielsweise Stolen kreiert, die mit Blumen, Blättern, Beeren und Wurzeln bedruckt werden. Das Ergebnis ist wie ein natürlicher Fußabdruck und zeigt faszinierende Effekte – so kann man einzelne Blütenblätter und Pflanzenadern im Material entdecken, die ihrerseits wahre Kunstwerke der Natur sind.“


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MODE IST KONKRETISIERTE KUNST

Yossi Coen, Designer Les Copains „Ich liebe diese Frage! Aus meiner Sicht ist Kunst der kreative Ausdruck einer Person und kann auf unterschiedliche Weisen nach außen getragen werden: als Zeichnung, auf einem Stoff oder auf anderen Materialien. Kunst wird aber vom Betrachter definiert und nicht von demjenigen, der sie macht. Wer Kunst macht, drückt sie nur aus. So gibt es einzigartige Haute-Couture-Teile, die als Kunst gelten und gleichzeitig Kunstwerke, die es in tausenden Exemplaren gibt und als kommerziell definiert werden. Also kann ich nur antworten, dass der Betrachter das subjektiv entscheidet. Letztlich ist für mich Mode eine Form der Kunst, auch wenn sie einer Funktion dient, weil sie die Konkretisierung von etwas ist, das man in sich trägt.“

BEWEGUNG

WIR BRAUCHEN TRÄUME

Francesca Lusini, CEO Peuterey „Heute sollte die Diskussion um Mode und Kunst den Dualismus aufheben. Es sind nicht mehr zwei getrennte Systeme. Vielmehr lassen sich Designer und Kunsthandwerker von Kunst inspirieren und oft sind diese den Künstlern gleichgestellt. Kunst und Mode sind nämlich beide Ausdruck des eigenen Ich, der eigenen Weltanschauung und der Themen, die einen berühren. So haben Künstler, die von der Modewelt engagiert werden, die Möglichkeit, dem Produkt ihre Vision einzuhauchen und mehr Freiheit und Experimentierfreude zu verleihen. So erreicht man letztendlich auch ein größeres Publikum. Beide Welten, Mode und Kunst, lassen uns durch ihre Darstellungen weiterhin träumen und das brauchen wir: Träume.“

Ela Holscher-Di Marco, Inhaberin Ela Selected, Düsseldorf „Es gibt Mode, die nichts Künstlerisches hat, die immer gleich ist. Wahre Mode jedoch ist für mich Bewegung, sie inspiriert mich und bringt mich weiter. Ab diesem Moment ist die Mode Kunst, wie sie Designer wie Martin Margiela und Henrik Vibskov schaffen. In ihren Entwürfen ist Bewegung, ist Konstruktivismus drin, man könnte die Teile wie Bilder an die Wand hängen oder wie Skulpturen in den Laden stellen. Ebenso verwandelt sich der Träger wirklich gut geschnittener Kleidung und wird selbst zum Objekt. Diesem Gedanken folgt auch meine eigene Kollektion, der immer eine geometrische Form wie Kreis oder Dreieck zugrunde liegt. Es ist das Künstlerische in der Mode, das mich selbst noch nach 43 Jahren als Modehändlerin begeistert und immer neu mit Energie auflädt.“

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DIE SUMME DER ELEMENTE

Alain Fracassi, Designer Doppiaa „Es kommt darauf an, über welche Art von Mode und Kunst man spricht. Es gibt solche Mode und es gibt jene Mode. Das gleiche gilt für die Kunst. Nicht jede Kunst ist modisch, im Sinne von en vogue, und nicht jede Mode mit Kunstanspruch kann tatsächlich als Kunst bezeichnet werden. Wenn überhaupt, dann kann Modedesign nur durch den ganz eigenen Stil seine künstlerischen Möglichkeiten zeigen. Damit meine ich eine authentische Haltung, eine einzigartige Perspektive und visionäre Ideen, die mithilfe des Schneiderhandwerks und individueller Kunstfertigkeit letztlich Sinn ergeben. Eine Intuition, die gegen den Strom schwimmt und unserer Zeit voraus ist und stolz auf die eigene Identität, Arbeit und Geschichte ist. Wenn wir in der Lage sind, die Kraft dieser einzelnen Elemente zu erkennen und sie zu vereinen, dann ist es möglich, dass echte Kunst durchblitzt.“

REICHTUM UND FANTASIE

Tullio Marani, Designer und Inhaber Henry Beguelin „Sowohl die Kunst als auch die Mode dienen dazu, uns zum Träumen anzuregen. Selbstverständlich vermögen sie dies umso stärker, je qualitätvoller und originärer die Entwürfe sind. Mode kann Kunst sein und auch die Kunst unterliegt den Moden, aber beide überhöhen unser alltägliches Leben, übersteigen unsere primären Bedürfnisse und verleihen unserem Leben ideellen Reichtum und Fantasie. Vielleicht entspringt diese Anschauung auch einem spezifisch-italienischen Verständnis: Steckt doch im italienischen Wort für Handwerker, ‚artigiano‘, Kunst, nämlich ‚arte‘. Ein (Selbst-)Bewusstsein im Übrigen, auf das wir uns wieder stärker besinnen, denn die Berufsgruppe der Handwerker war auch in Italien nicht sehr angesehen. Handwerk war gleichbedeutend mit Armut und jeder strebte nach einer akademischen Laufbahn. Doch in den letzten Jahren steigt auch das Ansehen des Handwerks wieder.“

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Julia Beliaeva lebt und arbeitet in Kiew.

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JULIA BELIAEVA

BEWUSSTSEIN ALS KUNST Die hochtalentierte ukrainische Künstlerin Julia Beliaeva stellt sich den Widersprüchlichkeiten einer globalisierten Mediengesellschaft mit einer schonungslosen Intimität – ein äußerst spannender Ansatz. Interview: Stephan Huber. Text: Manfred Thurner. Fotos: Julia Beliaeva

Es ist auffallend, wie sehr zeitgenössische Kunst und ihre Narrative von (jungen) Frauen geprägt werden, insbesondere von Frauen aus „peripheren“ Ländern, in denen soziale Brüche und Konflikte stattfinden. Ist Konflikt ein Motor der Kreativität? Ich kann nicht für alle sprechen, nur für mich selbst. Ich bin Künstlerin, weil ich eine persönliche Sensibilität für verschiedene Strömungen menschlichen Handelns und Lebens entwickelt habe. Ich habe mich schon immer für viele Dinge parallel interessiert, aber in der Regel versuche ich, mein eigenes Leben in meinen Werken zu ergründen. Es ist für mich sehr wichtig, dass meine Kunst keine Nationalität widerspiegelt. Die Welt ist globalisiert, jeder hat das Recht, seine Meinung zu äußern. Genau das macht unsere Zeit so wertvoll. Sie übertrifft vergangene Zeiten insofern, als heute jede Stimme Gehör findet. Die Kunst kämpft für neue Formen der Wahrnehmung und reflektiert auf ihre eigene Art und Weise aktuelle Entwicklungen. Das zeigt sich in ganz unterschiedlichen Bereichen: intim, sozial und global. Darüber hinaus haben aktuelle Veränderungen einen globalen Hintergrund. Wir sind voneinander abhängig wie nie zuvor. Die Kunst ist ein Spiegelkabinett der Welt, sie entscheidet, welche Teile man klarer darstellt – und welche man verzerrt. Ist die Corona-Pandemie ein Beschleuniger für all diese Prozesse und Entwicklungen? Das Corona-Virus ist in gewisser Weise die Globalisierung eines Virus. Für die Menschheit ist dies in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung. Sie erinnert uns daran, dass das Wichtigste im Leben die Entfaltung der Seele ist. Und ich glaube, es ist eine Ära der wahren Kunst, sogar des Bewusstseins als Kunst. Das mag abstrakt klingen. Antizipationen sind immer schwer zu beschreiben und die Gesellschaft ist mittlerweile reaktiv. Wir beobachten politische Krisen in vielen Ländern. Evolution war nie einfach.

Du setzt dich in deiner Kunst intensiv und radikal mit dir selbst auseinander. Warum? Anhand meiner Selbstporträts begreife ich mich selbst. In diesen Arbeiten werden auch feministische Aspekte thematisiert. Als Inspiration bediene ich mich oft symbolischer Szenen und Figuren, die ich mir aneigne und an mir selbst erforsche. Ich genieße die Freiheit, mich selbst als Objekt meiner Forschung zu verwenden. Ich bin nicht in meinen Ideen und Modifikationen eingeschränkt. In diesen Arbeiten sprenge ich die Grenzen meiner Persönlichkeit. Ich sehe viele, sehr unterschiedliche Berührungspunkte mit dem Thema Mode. Gibt es eine logische Interaktion zwischen Kunst und Mode? Mode ist ein gesellschaftliches Phänomen. Ich hatte mehrere bedeutende Kooperationsprojekte im Modebereich. Wir arbeiteten dabei intensiv mit der Öffentlichkeit zusammen. Eines der jüngsten Projekte entstand in Zusammenarbeit mit Tsum, einem Departementstore im Zentrum Kiews. Ich entwarf eine Reihe von Skulpturen, die das Thema Mythen und verzerrte Realität in sozialen Medien darstellen. Die Skulpturen wurden in Schaufenstern ausgestellt und täglich von Hunderten Menschen gesehen. Auch die virtuelle Modenschau in Zusammenarbeit mit der Designmarke Finch bot uns die Möglichkeit, den Wirkungskreis geschlossener Modenschauen zu erweitern. Das Projekt bot allen Interessierten eine Chance, diese Show für Auserwählte mittels virtueller Realität zu erleben. style in progress

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„Die Kunst ist ein Spiegel­kabinett der Welt“, sagt die Künstlerin Julia Beliaeva über ihre Arbeit.

Gibt es Fragen der Identität, die beide Welten verbinden? Ja, ich denke das ist Teil meiner eigenen Individualität. Die Mode sucht offensichtlich die Nähe zur Kunst oder Künstlern. Sind Kooperationen reizvoll? Kooperationen zwischen Mode und Kunst sind attraktiv, aber nicht unbedingt zu diesem Zeitpunkt. Ich persönlich finde Kooperationen nicht immer einfach, aber ich glaube dennoch, dass Teamarbeit eine sehr wertvolle Erfahrung sein kann. Ich bin darüber hinaus übrigens sehr froh, dass

die Mode sich sehr anfällig für Technologie und digitale Kunst zeigt. Wie wichtig ist Mode für dich selbst? Mode ist wie ein Spiel. Mir gefällt der Gedanke, dass man mit Hilfe der Mode verschiedene Rollen ausprobieren oder einfach man selbst sein kann. Mode diktiert nicht mehr, sondern gibt einem die Möglichkeit, sich selbst zu bestimmen. www.julia-beliaeva.com style in progress

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SHIRIN SHA

TRÄUME AUS PAPIER Anja Shahinniya, Gründerin des Kunstprojektes Shirin Sha, hat aus ihrer Leidenschaft einen Job gemacht und kreiert für Luxusmarken beeindruckende Schaufensterdekorationen, Kataloge und Pop-upKarten aus Papier. Als ehemalige Moderedakteurin hat sie im Setdesign ihr Talent entdeckt, das Zeichnen, Schneiden und Modellieren sind auch heute noch Bestandteil ihrer Kunst. Shahinniyas Feinfühligkeit und Liebe zum Detail schätzen Marken wie Cada, Cartier, Bulgari, Mercedes Benz, Nymphenburg oder Parmigiani. Interview: Janaina Engelmann-Brothánek. Fotos: Shirin Sha

Anja, wie würdest du deine Kunst bezeichnen? Ist das Paper-Art? Paper-Art kann man als Überbegriff nehmen, da Papier in meinen Arbeiten die Hauptrolle spielt. Es ist auf jeden Fall kein Origami und jeder Auftrag verlangt eine eigene Umsetzung mit verschiedenen Techniken, die ich mir mit der Zeit angeeignet habe. Als ersten Schritt mache ich immer eine Skizze. Danach, je nach Größe der Objekte, beginne ich mit dem Ausschneiden der Formen mithilfe von Scheren, Skalpellen oder Messern. Später setze ich die Teile alle in Handarbeit zusammen. Bei sehr kleinen und detailreichen Motiven arbeite ich mit Laser, so kann ich diese nach Bedarf auch vervielfältigen. Wie sehr spielt Mode in deinen Projekten noch eine Rolle? Würdest du dich als Künstlerin bezeichnen? Als ehemalige Redakteurin bei diversen Fashionmagazinen wird Mode immer eine große Rolle in meinem Leben spielen. Ich arbeite weiterhin eng mit der Modewelt zusammen und lass mich oft für meine Paper-Art von den Pariser Modeschauen inspirieren. Mit dem Wort Künstlerin tue ich mir wahnsinnig schwer, weil für mich Frida Kahlo, Picasso und Co Künstler sind. Schaufenster sollen das Interesse der Kunden wecken und sich von der Konkurrenz abheben. Deine Art des Visual Merchandising ist zudem auch noch ökologisch und weniger kostspielig. Papier ist für jeden greifbar und nicht abgehoben, es ist nachhaltig und bezahlbar. Ich verwende fast ausschließlich das nachhaltige Papier der Papiermanufaktur Gmund aus Tegernsee. Ein gutes Gefühl, solch ein Material zu nutzen. Mir ist auch wichtig, dass sich mein Papier niemandem aufdrängt, aber trotzdem auffällt. Es soll das Produkt umschreiben, es hervorheben. Viele Auftraggeber haben mir das Feedback gegeben, dass Laufkundschaft bei meinen Window Displays stehen bleibt und in die Shops geht, um nach meiner Paper-Art zu fragen. Wenn der Endverbraucher den Laden betritt, haben beide, der Händler und ich, gewonnen. Meine Arbeiten haben keinen abstrakten Preis, sondern berechnen sich aus den Stunden, die ich für Idee und Umsetzung benötige. Für Bulgari z. B. habe ich drei Monate fast Tag und Nacht Blüten gestaltet. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass ich günstiger als eine Werbeagentur bin. (lacht)

„Ich versuche Traumwelten zu schaffen, in die man versinken kann und für eine Weile seine eigene vergisst. Diese Vorstellung wäre schön“, sagt Anja Shahinniya.

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Casper Bech Olesen ist International Sales Manager bei Minimum. Die dänische Marke hat sich strategisch fokussiert aufgestellt und arbeitet ab sofort mit der Agentur Ben and.

„TIMING IST ALLES“ Die dänische Marke Minimum stellt sich am D-A-CH-Markt neu auf. Mit der Agentur Ben and als neuen Vertriebspartner sollen die Stärken der dynamischen Kollektion noch besser zur Geltung kommen. Für Frühjahr/Sommer 2021 setzt die Marke auf einen Mix aus digitaler und physischer Order.

Die Einstiegspreislage im Premiumsegment kompetent besetzen: Minimum präsentiert eine Reihe von Maßnahmen, die das Risiko der Händler verringern und die Kollektion schlagkräftig machen.

Interview: Martina Müllner-Seybold. Fotos: Minimum

Wie sieht die Order der Zukunft aus? Casper Bech Olesen, International Sales Manager Minimum: Die Covid-19-Pandemie hat ohne Zweifel die digitalen Strategien von Unternehmen und Marken beschleunigt. Wir starten für Frühjahr/Sommer 2021 mit unserem virtuellen Showroom. Der Weg in die Zukunft wird definitiv eine Kombination aus digitalen Elementen und physischer Präsenz sein. Was hat sich in der Kollektion und eurer Lieferstrategie verändert? Das alte Geschäftsmodell mit viel zu frühen Lieferterminen und Beständen, die sich wochenlang nicht drehen, bevor sie endlich relevant werden, sind vorüber, dafür fehlt einfach der Cash-Flow. Das bedeutet, dass Timing alles entscheidet. Wir haben die letzten Monate genutzt, um proaktiv unseren aktuellen Lieferrhyhtmus und die Größe der Kollektion zu überdenken. In diesem Prozess haben wir es geschafft, unsere wichtigsten Produktgruppen auf eine Handvoll pro Saison herunterzukürzen, die wir dann mit passenden Produkten ergänzen. Wir ver106

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kaufen in Looks und Themen, gestaffelt nach Liefermonaten. Was hat sich am Verhältnis Vororder zu Inseason-Order verändert? Die Vororder geht allgemein zurück, das Risiko verlagert sich hin zu den Marken. Unsere Antwort darauf ist eine digitale. Ab Frühjahr/Sommer 2021 starten wir unser Angebot Endless Isle für unsere Händler, sodass sie niemals ausverkauft sind. Außerdem bieten wir das Online-to-online-Programm, das unsere Lagerbestände mit den E-Commerce-Plattformen unserer Händler abgleicht, wir stocken automatisch Lagerbestände auf. Das ist ein entscheidendes Argument für unser Essentials-Angebot, ein NOS-Programm, das für den Händler völlig ohne Risiko ist. Mit diesen Initiativen geben wir stationären Händlern etwas von der Munition und Stärke zurück, die große E-Commerce-Plattformen haben. In der Krise haben sich die kleinen, beweglichen Händler bewährt, Minimum adressiert Händler einer gewissen Größe,

von denen vielen die Kreditversicherungen genauso schmerzlich fehlt wie die Kundenfrequenz. Was ist eure Strategie? Jeder Fall wird einzeln behandelt und unsere Angebote basieren auf der gemeinsamen Geschichte und den aktuellen Infos, die uns zur Verfügung stehen. Mit offenem Dialog und gemeinsamer Planung finden wir immer eine Lösung, die für alle involvierten Partner passend ist. Für die deutschsprachigen Märkte habt ihr mit Ben and einen neuen Partner. Diese Partnerschaft untermauert unsere neue Strategie, die wir vor einem Jahr verabschiedet haben. Wir wollen im Premium­ segment die Einstiegspreislagen besetzen und in diesem Marktsegment ist eine der Kernkompetenzen von Ben Botas und seinem Team. Unsere Erwartungen sind hochgesteckt und wir können es kaum erwarten, gemeinsam die Saison 2021 zu starten und unseren bestehenden Kunden und potenziellen Neukunden unsere Initiativen zu präsentieren.


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Modernität in der Kollektion und eine fein abgestimmte, auf vier Liefertermine aufgeteilte Kollektion – so will La Martina in den deutschsprachigen Ländern wieder an alte Erfolge anknüpfen.

Enrico Roselli will globale Strategien lokal adaptieren – zum Beispiel mit einem NOS-Programm speziell für den D-A-CH-Markt.

LA MARTINA

NEUAUF­STELLUNG MIT ALTEN WERTEN Ein klingender Name will mit voller Stärke zurück auf den D-A-CH-Markt. Dazu hat sich La Martina die Unterstützung von Ben and geholt. style in progress hat mit Enrico Roselli, CEO von La Martina, über seine Pläne gesprochen. Text: Janaina Engelmann-Brothánek. Fotos: La Martina

Back for Good: La Martina startet mit der Kollektion Frühjahr/Sommer 2021 die Zusammenarbeit mit der Münchner Agentur Ben and, die ab sofort den Vertrieb für den deutschsprachigen Markt übernimmt. Beide Seiten starten hoch motiviert. Das italienische Familienunternehmen mit argentinischen Wurzeln ist weltweit seit Jahren für seine Polo-Sportswear bekannt. Die letzten Jahre führte das Unternehmen die D-A-CH-Region in Eigenregie. Heute heißt es aber, die Krise zu nutzen, um Neues anzugehen. Dafür sind Ben Botas und sein Team genau die richtigen: „Während des Lockdowns ist uns noch klarer geworden, wie wichtig der richtige Partner und die folglich faire und transparente Zusammenarbeit sind, denn Fair Play bleibt auch hier unser Core Value“, erzählt uns Enrico Roselli, CEO von La Martina Europe. Es wird vier Kollektionen (die auch mehrere thematische Capsules 108

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beinhalten werden) mit vier Lieferterminen geben und man arbeitet gerade an einem NOS-Programm für die deutschsprachigen Länder. „Gemeinsam mit dem Designteam haben wir ein NOS-Programm angestoßen, das neben Polos und Hemden auch Hosen enthalten wird. Dafür planen wir ein Lager in Deutschland, um möglichst schnell und flexibel reagieren zu können. Gleichzeitig geht es auch hier um die Fokussierung und Reduktion auf Kernthemen. Wir werden die Looks vorselektieren, um den Kunden ein optimales Bild zu zeigen“, so Ben Botas. Enrico Roselli ergänzt: „Eine innovative globale Strategie erfordert eine lokale Umsetzung mit leichten Anpassungen in der regionalen Interpretation. Man darf nicht so arrogant sein, zu glauben, dass die globale Strategie in allen Märkten gleich angewandt werden kann.“ Mit dem gleichen Spirit macht La Martina auch in den Benelux-Ländern einen Neustart, dort wurde die renommierte Agentur D-Lux Concept als Partner gewonnen. DESIGN UND DIGITALISIERUNG

La Martina ist schon seit mehreren Saisons auf Erneuerungen eingestellt, das verlangt auch die Entwicklung des Marktes. Einer-

seits sind die Kollektionen aufgelockert worden, der Look eben jünger designt und heute für eine Zielgruppe zwischen 30- und 40-Jährigen gedacht. Anderseits ist Digitalisierung das große Thema und umfasst nicht nur aktive Social-Media-Arbeit, sondern alle Ebenen der Firmenstruktur, insbesondere die Zusammenarbeit mit dem Retail. In der näheren Zukunft soll jeder La-Martina-Kunde in der Lage sein, Kommunikationsmaterial (PoS-Material, Pressematerial usw.) virtuell abrufen zu können und auch Zugriff auf den zentralen Lagerbestand zu haben. Ein Händler, der bisher nur die Bekleidungskollektion von La Martina führt, soll über dieses System auch Zugriff auf das virtuelle Lager anderer Produktgruppen haben und so zum Beispiel einen Schuh der Marke für einen Endkunden besorgen können. „Eines der Dinge, in die wir viel investiert haben, ist die Synergie zwischen uns und dem Einzelhandel, insbesondere mit dem unabhängigen Multi-Brand-Einzelhändler. Denn unsere Idealvision der Zukunft sieht vor, jeden La-Martina-Partner so in unsere Plattformen zu integrieren, dass diese möglichst schnell und direkt Service und Inhalte nutzen können“, so Enrico Roselli.


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Die griechische Designerin Athina Parnasa (links) benannte Devotion Twins nach ihren Zwillingen. Ob es ein Zufall ist, dass Distribution und globales Brand-Management von den Zwillingen Sandjar und Sara Safay (rechts) gesteuert wird? Übrigens: Deren Bruder, der unter anderem das USA-Geschäft von Devotion Twins verantwortet, ist Zwilling im Sternzeichen.

DEVOTION TWINS

DEVOTED TO YOU Der rasante internationale Aufstieg der griechischen Marke Devotion Twins macht Laune. Feminine Kleider voll Wertigkeit, eine perfekte Balance aus Ikonen und Überraschungen, Designerin Athina Parnasa hat es geschafft, aus einem One-Hit-Wonder eine Marke mit Alleinstellung zu machen. Text: Martina Müllner-Seybold. Fotos: Devotion Twins

„Athina sagte zu mir: Du liebst Devotion Twins ja noch mehr als ich“; lacht Sara Safay, Global Brand Managerin von Devotion Twins. Gemeinsam mit ihren Brüdern Sandjar und Sassan hat sie die 2001 gegründete Marke ab 2018 zu einem internationalen Phänomen gemacht. Der von den Brüdern geführte Distributor SASAtrend GmbH managt die Geschäfte der Marke im D-A-CH-Markt genau wie in wichtigen Märkten wie den USA, Europa, Australien und vielen Ländern mehr. „Wir haben sogar Kunden in Südafrika, den Bermudas oder Singapur“, berichtet Sara Safay. Erklärungen, warum Devotion Twins in all diesen Ländern ein solches Phänomen ist, hat die Markenmanagerin viele: „Es ist die Lebensfreude, die unangestrengte Weiblichkeit, die Unkompliziertheit. Eine Frau ist einfach schön in einem Kleid von Devotion Twins.“ In den samt und sonders nachhaltig in Grie-

chenland hergestellten Kleidern steckt jede Menge Handarbeit. „Ein Ella-Kleid braucht mindestens vier Meter Stoff, der direkt vor Ort in Athen von Hand zugeschnitten und gefärbt wird. So erklärt sich auch der Preis“, erzählt Sara Safay. MEHR ALS ELLA

„Der Erfolg des Ella-Kleids war und ist beeindruckend. Es ist easy-to-wear, anziehen und gut aussehen, ob im Supermarkt oder am Strand. Was es aber so erfolgreich macht, ist: Der Schnitt ist absolut neu. In den letzten Jahren haben wir nicht viel wirklich Neues bei den Damen gesehen, Devotion Twins war da ein Wendepunkt“, fasst es Sara Safay zusammen. Designerin Athina Parnasa sorgt dafür, dass dieser Neuigkeitswert der Kollektion nicht abreißt. „Die aktuelle Frühjahr-/Sommer-Kollektion 2021 hat mir wirklich Gänsehaut gemacht, so schön ist sie“, erzählt Sara Safay begeistert. „Jede Kollektion ist eine Einladung an den Handel, Devotion Twins neu zu entdecken und mit seiner individuellen Selektion einen genau zum eigenen

Laden passenden Schwerpunkt zu setzen.“ Außerdem wird die Kollektion kräftig erweitert: eine Mädchenkollektion – „Was glaubst du was da auf Instagram los sein wird“ – Homeaccessoires, Alltagsmasken, Taschen, Handtücher, Hüte, Kissen. „Wir bekommen täglich Anfragen von Händlern, die Devotion Twins führen wollen, aber unsere Agenten sind sehr selektiv. Wir von SASAtrend stehen für Langfristigkeit, wir wollen keine Marke verbrennen“, macht Sara Safay deutlich. „Da versteht es sich auch von selbst, dass wir keine großen Händler bedienen, die die Marke im Sale verschleudern würden. Devotion Twins muss nicht in den Sale gehen, selbst während der Pandemie haben wir sensationell verkauft.“ Mit einem deutlicheren Branding will man den Status des Originals noch untermauern. Dass der Erfolg von Devotion Twins auch zahlreiche Nachahmer auf den Plan ruft, sieht Sara Safay mit Professionalität. „Das Schöne bei diesen Kleidern ist ja: Sie bringen Frauen zusammen. Aber zu dieser Community gehört man eben nur im echten Devotion Twins Kleid.“ style in progress

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Für Sun 68 ist der italienische Künstler Zamoc schon mehrmals aktiv geworden. Er bemalte die gesamte Fassade des Firmensitzes mit auffälligen Murals.

EINE NEUE WELT Kunst ist der Mode in vielfacher Hinsicht Inspiration. Die Reibung der Disziplinen alleine kann Energien freisetzen, entschließen sich Kunst und Mode zu Kooperation, sprühen die Funken – und zwar nicht nur im Kreativprozess. style in progress hat Marken gebeten, das nicht Offensichtliche ihrer Kooperationen zu reflektieren. Text: Janaina Engelmann-Brothánek, Martina Müllner-Seybold. Fotos: Marken

UNTER DIE HAUT Sun 68. Anfang 2018 engagiert Sun 68 den italienischen Künstler Zamoc, um die Fassade ihres Firmensitzes in Noventa di Piave bei Venedig zu schmücken. Den Anfang machte ein Mural mit einem riesigen Tiger im orientalischen Tattoo-Style. Seither durfte Zamoc das Gebäude mehrmals bemalen, so dass es mittlerweile komplett „tätowiert“ ist – ein beeindruckender Dschungel aus Tieren und Pflanzen. Die Zusammenarbeit ging in die Verlängerung. Im Auftrag von Sun 68 bemalte der Künstler während einer Live-Painting-Session den Hangar eines ehemaligen Zollamtes der Stadt Treviso. „Sun 68 möchte mit solchen Kreativprojekten und Kooperationen wichtige Werte mit seinem Publikum teilen. Sun 68 ist nicht nur Fashion und ist sich bewusst, dass nur durch das Zusammenspiel mit Musik, Kunst oder Sport weiter geträumt, gewagt, Emotionen geteilt und das Leben wirklich erlebt werden kann“, erklärt Maria Chiara Teza, die mit ihrer Agentur Think Inc. Communications gemeinsam mit ihrem Kunden Projekte wie diese lanciert und kommuniziert.

Von Weber + Webers Projekten mit Tänzern hat die Kollektion profitiert: „Wenn man in einem Teil tanzen kann, ist es im Alltag überragend bequem“, sagt Designer Christian Weber.

IN DIE KOMFORTZONE Weber + Weber. „Wir hören von unseren Kunden immer wieder, dass Weber + Weber so komfortabel zu tragen ist. Dieses Extra haben wir zweifelsohne bei unseren Projekten mit Tänzern gelernt. Wenn ein Teil flexibel genug ist, um darin zu tanzen, dann ist es im Alltag überragend bequem“, erzählt Christian Weber. Eine persönliche Begegnung mit Ina Broeckx und Walter Matteini, den Köpfen des internationalen Tanzensembles Imperfect Dancers, hat Christian und Manuel Weber angefixt: Shakespeare-Stoff, ausdrucksvoll getanzt in Kostümen in Weber + Webers Signature-Qualität Felted Wool. „In den ersten Kostümen haben die Tänzer noch ganz schön geschwitzt“, lacht Christian Weber. Mittlerweile hat die österreichische Marke mit ihren Produktionspartnern dehnbare Loden-Fliegengewichte entwickelt, die sich auf Bühnen genauso gut wie in der Kollektion machen. „In Sachen Passform und Bewegungsfreiheit haben wir sehr profitiert, außerdem haben wir mit den Tänzern auch beeindruckende Kundenevents und Modeschauen realisiert.“ Dieser Linie bleibt Weber + Weber treu – im aktuellen Kampagnenvideo ist wieder ein Tänzer, Tristan Ridel vom Wiener Staatsopernballett, zu sehen.

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Mit einem mehrfach ausgezeichneten Film über Plastikverschmutzung erreichte North Sails ein neues und größeres Publikum.

KINDERLEICHT North Sails. Im Rahmen des Umweltprojektes „What about you“ hat North Sails zusammen mit Regisseur Victor Claramunt den Film „La Mer“ herausgebracht. Die Botschaft ist klar: Plastik verschmutzt unsere Meere – das wissen mittlerweile auch die Kleinsten. Der Kurzfilm zeigt Kinder von sechs bis elf Jahren, die nüchtern erläutern, wie wir immer noch unsere Meere mit Plastik verschmutzen und wie sehr das unseren Alltag beeinflusst. „Kooperationen wie diese mit Victor geben uns als Modemarke die Möglichkeit, Botschaften, die uns wichtig sind, direkt und schnell einem größeren Publikum zu präsentieren. Und durch Kinder erreicht man das Herz der Menschen noch besser“, erzählt die Marketing Chefin von North Sails Elisa Riva. Für das Modelabel brachte der Film Aufmerksamkeit aus ganz anderer Ecke: „La Mer“ beeindruckte auch Filmkritiker und sahnte mehrere internationale Filmpreise ab. „Wenn Kunst und Mode Kreativität, Talent, Fantasie und Originalität zusammenbringen, entstehen große Dinge“, so Elisa Riva.



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Hauchdünne Cashmere-­Schals der aktuellen Kollektion von Pin 1876. Den Vertrieb verantwortet Meier & Rybinski.

Das Cashmere bezieht Pin 1876 direkt von Züchtern und zertifizierten Farmen im Alashan-Gebiet in der Mongolei.

PIN 1876 BY BOTTO GIUSEPPE

CASHMERE POESIE

1876 gründete Giuseppe Botto Poala seine Wollweberei in der Nähe von Biella. Fast 150 Jahre später ist die Firma noch immer in Familienbesitz. Die Manufaktur Giuseppe Botto & Figli ist heute einer der bedeutendsten Spezialisten, was Stoffe, Jersey, Strickgarne, Strickerei und Weberei angeht. Die mittlerweile vierte Generation hat jetzt das Accessoire-Label Pin 1876 ins Leben gerufen, das mit hochwertigen Cashmere-Schals begeistert. Text: Janaina Engelmann-Brothánek. Fotos: Pin 1876 by Botto Giuseppe

Der Name Pin ist schnell erklärt: Gründer Guiseppe Botto Poala trug diesen Spitznamen. Jetzt zollen seine Urenkel dem visionären Unternehmer mit einer Kollektion Tribut. Extrem weicher Cashmere und innovative Styles haben Pin 1876 weltweit den Ruf eines absoluten Geheimtipps eingebracht. Dass die gesamte Produktion in Italien vonstatten geht, versteht sich von selbst. Vorreiter ist die Kollektion mit ihrem Engagement in Sachen Umwelt und fairem Handel. Die Cashmere-­Schals werden an zwei Produktionsstätten in Valle Mosso (bei 112

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Biella) und Tarcento (bei Udine) hergestellt, die seit mehr als zehn Jahren in erneuerbare Energien investieren. Das Dach des ältesten Werks ist großflächig von Photovoltaikmodulen bedeckt und dank der Solarenergie werden eine Million Kolowattstunden Strom produziert, das entspricht einer Ersparnis von etwa 420 Tonnen CO2 pro Jahr. Die Fabrik in Tarcento hat sogar einen eigenen Staudamm, dort werden acht Millionen Kilowattstunden Strom produziert, entsprechend groß ist die Ersparnis an CO2-Emission. Auch der kostbare Rohstoff, die Cashmere-­ Wolle aus dem Alashan-Gebiet in der Inneren Mongolei, wird von Pin 1876 direkt von den Züchtern und zertifizierten Farmen bezogen. Denn für das Traditionslabel heißt Nachhaltigkeit auch Respekt für die Tiere. GLOBALE VERANTWORTUNG, LOKALE PRODUKTION

In Italien angekommen, wird das Cashmere zu einem hauchdünnen Faden versponnen und anschließend verstrickt. Auch beim Fär-

ben der Garne achtet Pin 1876 genau auf die Auswahl der Farbstoffe. Aktuell gibt es die edlen Cashmere-Schals in 50 unterschiedlichen Farben und 20 Melange-Kombinationen. Neben den quadratischen Modellen gibt es die Infinity-Kollektion mit Loop-Schals. Als Ganzjahresprodukt konzipiert, können alle bestehenden Händler der Marke auf den sogenannten Quick Service zurückgreifen, Nachbestellungen werden dann innerhalb von 48 Stunden geliefert. Eingebettet in das starke Mutterunternehmen hat Pin 1876 die Freiheit, innovativ und zukunftsorientiert zu agieren. Der Expansionskurs beeindruckt. In den vergangenen drei Jahren ist der Umsatz jährlich um 30 Prozent gestiegen. Pin 1876 zählt aktuell 700 Handelspartner, davon 200 in Italien und 500 im Ausland. Die Exportmärkte machen 75 Prozent des Gesamtumsatzes aus, die wichtigsten Länder sind Deutschland, Japan und die USA. Nach dem Re-Start schaut die Familie Botto mit viel Optimismus nach vorne – eine Einstellung, wie sie schon Urgroßvater Pin vorgelebt hat.


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Franz Bäumler zeichnet für das Design der in Italien gefertigten Marke Tom Ripley verantwortlich.

Genau das sucht der Handel. Eine kompakte Spezialistenkollektion, die italienisches Stilgefühl und solide Strukturen perfekt verbindet: Tom Ripley.

Wolfgang Müller, Geschäftsführer von Hajo Polo & Sportswear, baut mit Tom Ripley eine hochwertige Nischenkollektion auf.

TOM RIPLEY

DOLCE VITA INKLUSIVE Man staunt: Tom Ripley als Markenname für eine hochwertige Polo- und Strick­ kollektion, geht das? Ja, das geht, freut sich Wolfgang Müller, der mit seiner kompakt aufgestellten Marke dem Handel gibt, was er sucht: Qualität und Stil mit viel Feingefühl und ohne Ablaufdatum. Text: Martina Müllner-Seybold. Fotos: Tom Ripley

„Tom Ripley hat mich immer fasziniert“, sagt Wolfgang Müller. Die Chuzpe, einfach mal zu fragen, ob man den so positiv konnotierten Namen als Markennamen einer Kollektion anmelden könnte, hat sich gelohnt. Tom Ripley war geboren. Ein kreatives und unternehmerisches Spielfeld, das sich Wolfgang Müller neben dem Unternehmen Hajo Polo & Sportswear gönnt, das er gemeinsam mit seinem Vater Hans Joachim Müller als Geschäftsführer leitet. Die italienische Strickkompetenz hatte man vor Jahren mit der Übernahme des damals insolventen Premiumstrickers Maselli ins Haus geholt, für Tom 114

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Ripley eine Trumpfkarte. „Wir setzen auf hochwertige, sehr gepflegte Strickqualitäten mit Mehrwert“, erklärt Tom-Ripley-Designer Franz Bäumler. Es ist eine Reihe von Innovationen, die in Tom Ripley stecken: H2Dry K-Wool, Stereo System, Cashmere Blend und im Sommer Poloshirts aus der Edelbaumwolle Filo di Scozia. Der Claim der Marke „The Italian way of Americano“ könnte auf die Ware übertragen auch „The German way of Americano“ heißen, denn genau das ist die unschlagbare Kombination, die in Tom Ripley steckt: italienische Kompetenz und Exzellenz gepaart mit deutscher Zuverlässigkeit und Strukturiertheit. Auch in den Passformen schlägt Tom Ripley genau diese Brücke: ein durch und durch italienischer Look, perfekt für Männer im D-A-CHRaum gefittet. Inspiration? Das italienische Dolce Vita der 1950er-Jahre, die Stilwelt des Tom Ripley-Darstellers Alain Delon. STARK IN DER NISCHE

Es ist eine kleine Nische, doch genau dafür wollen Wolfgang Müller und sein Team zum Spezialisten avancieren: Hajos solide Strukturen sind der Hafen, in dem ein schnittiges Schnellboot – nein, wahrscheinlich ein

Riva-Boot – ankert. Beim Auftritt auf der Premium im Januar konnte man hören, wie es klingt, wenn es durchstartet. „Mit einer Preislage von 99 bis 149 Euro VK machen wir dem Handel ein interessantes Angebot. Tom Ripley bietet die Chance, sich mit einer Kollektion, die nicht vergleichbar ist, abzusetzen“, sagt Wolfgang Müller. „Unser Ziel sind 120 Händler in der D-A-CH-Region. Wir setzen bewusst darauf, dass es Tom Ripley nicht an jeder Ecke gibt.“ Seine italienischen Wurzeln trägt jedes Produkt stolz im Labelling, Designer Franz Bäumler genießt die Freiheit, sich in detailreichen Polos oder kreativem Strick auszudrücken. „Männer sind offen für diese Kombination aus gutem Stil und fühlbarer Qualität und mit unserer Marke hat der Premiummodehandel ein frisches Konzept, das sein Sortiment vom Einheitsbrei am Markt absetzt“, ist Wolfgang Müller überzeugt. Dem Prinzip der extrem kompakten Kollektionsgröße ist man treu geblieben, auch Nachbestellungen und Lagerprogramme gehören von Anfang an zum Geschäftsprinzip. „Wir denken partnerschaftlich, heute mehr denn je“, bringt es Wolfgang Müller auf den Punkt. www.tom-ripley.com.


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MIRAMAR

„IN EINER GALERIE WERDEN MEINE WERKE ZUM BESITZ­ OBJEKT“ Als Tochter einer irakischen Familie wurde die 23-jährige Miramar Muh’d in Amman, Jordanien, geboren. Sie wuchs in einer Künstlerfamilie auf, arbeitete erst klassisch und verlegte sich später auf Streetart, die ihr weltweite Beachtung einbrachte. Ihre Murals thematisieren Ungerechtigkeit und die Unterdrückung von Frauen. Interview: Stephan Huber. Fotos: Miramar

Waren die Wochen des Lockdowns ein Wendepunkt für dich als Person und Künstlerin? Als jemand, die gewohnt daran ist, jeden Tag aus dem Haus zu gehen, war es anfangs schwer. Mit der Zeit begann ich, die Abgeschiedenheit zu mögen und die Ungewissheit zu akzeptieren. Das hat mich zu dem Schluss gebracht, dass Sicherheit auch in Zeiten der Stabilität nur eine Illusion ist. Als Künstlerin war es furchtbar. Mein Studio mit all meinen Materialien und Werkzeugen ist weit weg von meinem Zuhause, während der zwei Monate Lockdown hatte ich darauf keinen Zugriff. Am Anfang war das schwer. Nach und nach fand ich alternative Materialien und zum Glück auch etwas Ton. An Skulpturen wollte ich mich immer schon versuchen, jetzt war also der perfekte Zeitpunkt gekommen. Also habe ich zum ersten Mal eine Männerfigur aus Ton erschaffen. Deine Biografie ist spannend: Du bist Tochter einer irakischen Familie, wirkst heute in Amman, Jordanien. Als Frau. Ich weiß, dass das heute keine Rolle spielen sollte, aber in der Tat tut es das immer noch. Was hat deinen Weg in die Kunst vorgezeichnet? Aufgrund der politischen Aktivität meines Vaters lebt unsere Familie in Amman im Exil. Was meinen Weg in die Kunst bestimmt hat, ist meine Überzeugung, dass Menschen, egal welchen Geschlechts, ein tiefes Bedürfnis nach Ausdruck haben. Ich denke eigentlich nie über mein Geschlecht nach, nur wenn ich darauf hingewiesen werde. Das mag eigenartig klingen, aber diese wohl etwas unnatürliche Art, das Geschlecht nicht wahrzunehmen, hat mich davor bewahrt, den Geschlechterrollen der Gesellschaft zu folgen, und hat es mir innerlich ermöglicht, all die Grenzen zu überschreiten, die mit ihnen verbunden sind. Natürlich bin ich auch mit geschlechtsspezifischer Diskriminierung konfrontiert, aber immer wenn ich auf einer Arbeitsbühne von einem Haus hänge und diese riesigen Murals schaffe, dann ist es der für manche wohl sehr schockierende Beweis, dass ich das als Frau auch kann. 116

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„Das mag komisch klingen, aber bevor ich in die Streetart kam, verstand ich nicht, warum Skateboarder und Straßenkünstler sich so kleiden. Bis ich selbst auf der Straße arbeitete“, sagt die 23-jährige Street Art Künstlerin Miramar aus Amman.

Insbesondere die Streetart hatte immer eine wichtige gesellschaftspolitische Komponente. Ich habe das Gefühl, dass ihr erzählerischer Charakter wieder besonders wichtig wird. Was denkst du darüber? Vermittelst du Botschaften mit deiner Kunst? Ich glaube, dass Kunst als Kommunikationsinstrument, als Katalysator für gesellschaftlichen Wandel wirkt, indem sie persönliche Erfahrungen zugänglich macht und ihnen Form und Struktur verleiht. Sie fördert das Verständnis, weil durch sie zum Beispiel Minderheiten eine Plattform geboten wird und diese plötzlich in den öffentlichen Diskurs einbezogen werden. Diesem Ansatz, das Bewusstsein zu fördern, bin ich treu, seit ich mit 19 Jahren begonnen habe, Porträts zu fertigen. Mit ihnen habe ich meine Technik verfeinert und begonnen, einen Stil zu etablieren. Ich betone in meiner Arbeit den emotionalen Ausdruck, Verletzlichkeit und Intimität. Ich bemerkte relativ schnell, dass der enge Raum einer Galerie dafür nicht der richtige Ort ist. Zum einen wird meine Kunst dort vom Werk zum Besitzobjekt. Zum anderen sehen es so wenige Menschen, da verhallt der Effekt, einen gesellschaftlichen Wandel anstoßen zu wollen. Die Lösung war Streetart, denn so kann meine Zielgruppe in Amman mit den Werken interagieren und sie ist nicht mehr museal, sondern lebendig und in die Landschaft der Stadt verflochten. Mit Streetart möchte ich Werke schaffen, die sich aus unseren Bedürfnissen speisen und die Kunst zugänglich und inklusiv machen – für die breite Öffentlichkeit, anstatt nur für eine soziale Elite in White Cubes ausgestellt zu werden. Kunst, nicht zuletzt Streetart, hatte und hat einen starken Einfluss auf Stil und Trends. Wirkt Mode umgekehrt auch auf dich? Das mag komisch klingen, aber bevor ich in die Streetart kam, verstand ich nicht, warum Skateboarder und Straßen-


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künstler sich so kleiden. Bis ich selbst auf der Straße arbeitete. Nach und nach begann sich meine Garderobe hin zu Streetwear zu drehen. Es ist ganz schön anspruchsvoll, sich so zu kleiden, dass man sich wohlfühlt, dass es praktisch ist und man ein selbstbewusstes Bild abgibt. Streetwear macht genau das – man fühlt sich darin auf der Straße wie zu Hause. Interdisziplinarität ist einer der wichtigsten Triebkräfte der Kreativität. Was sind deine Quellen und Inspirationen? Zu Beginn meiner Reise, als Studiokünstlerin, trieb mich vor allem mein Instinkt, mich ausdrücken zu wollen. Die visuellen Reize kamen hauptsächlich aus meinem familiären Hintergrund, unser Zuhause war mir Inspiration und Wissensquelle zugleich. Mir wurde die Borderline-Persönlichkeitsstörung diagnostiziert, Kunst fungierte als eine Form der Therapie und half mir, Herausforderungen zu bewältigen. Die Kunst lehrte mich, dass es keine Grenzen gibt, ich habe ganz neue Seiten meiner Persönlichkeit kennen gelernt. Ich war besessen, meinen expressiven Horizont zu erweitern, ich habe an meiner Technik gefeilt und meine Ästhetik immer weiter verfeinert. So kam ich auf diese minimalen Farbschemata und Kompositionen, die zwischen Stärke, Verwundbarkeit und Intimität changieren. Irgendwann reichte mir die Leinwand aber nicht mehr. Ich brauchte größere Maßstäbe und so kam ich zu Murals.

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Dieser Übergang vom kleinen Format zur großen Wand brachte Leichtigkeit, es eröffnete mir die Möglichkeiten, zu neuen kreativen Experimenten und Medien. Streetart ist ein von Natur aus öffentliches Medium, das nicht an den Wände einer Galerie gefangen ist. Das Arbeiten an meinen Werken fühlt sich eher kollektiv als individuell an. Die Kunstwerke verlieren ihre Fixierung in Raum und Zeit, sie sind lebendig, erzeugen Reaktionen und unterschiedliche Formen der Interaktion zwischen Künstler und Publikum. Wenn ich im Freien arbeite, fühle ich mich oft, als wäre ich eins mit der Öffentlichkeit, die sich durch mich ausdrückt. Meine Erfahrungen als Straßenkünstlerin lassen mich fest daran glauben, dass Kunst Solidarität innerhalb von Gemeinschaften fördern kann. Weil ich als weiblicher Streetartist selbst eine Minderheit darstelle, sind oft Frauen in meinen Werken zu sehen – das ist mein Beitrag, Geschlechterrollen neu zu definieren. Und natürlich ist die Brücke, die ich als Künstlerin schlage, für mich sehr wichtig – weil ich im Studio und auf der Straße arbeite, weil ich herkömmliche Kunst und Streetart mache. Das mag so gegensätzlich sein wie Yin und Yang, aber genau dieser Gegensatz inspiriert mich und bereichert meine Konzepte. Instill führt dich in der Liste der 50 Frauen, die die Welt im Jahr 2020 gestalten werden. Was bedeutet dir das? Das ehrt mich sehr und es hilft, meiner Kunst noch mehr Kraft zu verleihen.

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Was sind heute Status­ symbole? In der ökologisch-kritisch sensibilisierten Konsumgesellschaft hat sich das verlagert: vom Produkt zur Attitude. Bestes Stilmittel für den neuen Anspruch ist die Kunst. Mit ihr kann man sich schmücken, von ihr kann man profitieren, denn sie vergoldet. Nicht nur Sammler und Galerien genießen diesen Status-Lifter, auch der Modehandel bedient sich gerne der Kunst, um sich als Marke, als Connaisseur, seine Fläche als interdisziplinäre Plattform und Konzept zu präsentieren. Eine Erfolgsstory, die gerade international neue Fahrt aufnimmt. Text: Janaina Engelmann-Brothánek, Isabel Faiss, Martina Müllner-Seybold, Nicoletta Schaper. Fotos: Stores

KUNSTRAUM FÜR RAUMKUNST 118

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The Greatest You/Shenyang Der Raum für alle Fälle Im Januar eröffnete in Shenyang mit The Greatest You einen Conceptstore, der sich innerhalb von einem Tag ganzheitlich umgestalten lässt. Als kreative Plattform und Treffpunkt für die interdisziplinäre Kunstszene beherbergt The Greatest You neben dem Store auch ein Café, Spa und einen Blumenladen. Die Storefläche soll außerdem regelmäßig für Ausstellungen, Events, Kollektionspräsentationen und andere Veranstaltungen der Community genutzt werden. Ein ganzheitlicher Ansatz, mit dem das italienische Designteam von Ramporino rund um Marcella Campa und Stefano Avesani in China Pionierarbeit geleistet hat.

Metall ist das Hauptmaterial für den Laden, denn es ist neutral und reagiert gleichzeitig durch sich spiegelnde Lichtreflexe auf das Geschehen.

Polierter Stahl als Eyecatcher Die Idee der permanenten Veränderung ist der kreative Leitfaden im The Greatest You. Kunden sollen so oft wie möglich ein neues Bild vorfinden, nicht nur innerhalb des Sortiments. Zentrum der Fläche sind zwei blütenartige Halbkreise aus geschwungenem poliertem Stahl. Der größere Halbkreis beherbergt Umkleideräume und Lager, der kleinere grenzt einen Bereich für Kunstausstellungen ab und lässt sich um seine eigene Achse drehen. The Greatest You, Kerry Parkside N202, Qingnian Street No.139, Shenyang/China

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Die überdimensionalen Spiegel im Souterrain von Mirror Garden spielen mit der Mode, den Perspektiven und der Selbstbetrachtung der Kunden.

Mirror Garden/Peking Die perfekte Illusion Überdimensionale Spiegel kreieren optische Perspektiven, die ins nirgendwo führen und den Raum endlos wirken lassen. Gleichzeitig setzen bepflanzte Wandbilder Akzente und erschaffen die Vision von einer Verschmelzung des Innen- und Außenbereichs. Vor allem in Chinas vibrierender, lauter und schriller Hauptstadt Peking ist die Inszenierung einer avantgardistischen, reduzierten und leisen Ästhetik als Aufschrei einer Kunstszene zu verstehen, die hier noch relativ jung ist. Erst seit der Ära Deng Xiaoping (1979 bis 1997) ist zeitgenössische Kunst in China salonfähig und erfreut sich seitdem einer jungen Fangemeinde, deren finanziellen Mitteln kaum Grenzen gesetzt sind. Es sind die chinesischen Yuppies, die sogenannten Fuerdai, Kinder neureicher Familien, die im Westen studiert haben und sich mit prominent besetzten Sammlungen Prestige kaufen. Als Vergleich: Im Jahr 2018 lag der Wert aller in China und Hongkong versteigerten Werke zeitgenössischer, chinesischer Kunst bei rund 1,1 Milliarden US-Dollar (Quelle: Statista, Oktober 2019) Mit dem Conceptstore Mirror Garden hat das chinesische Architekturbüro Archstudio unter der Leitung von Han Wenq Qiang und Li Xiaoming in einem der wenigen erhaltenen historischen Gebäude im Pekinger Altstadtviertel Dongsi einen Avantgarde-Tempel erschaffen, in dem Kunst, Architektur, Interieurdesign, Kulinarik und avantgardistische Mode aufeinanderprallen. Der Conceptstore eröffnete im April 2019 und umfasst neben Modekollektionen von Designern wie Uma Wang, MA+, Marc Le Bihan oder Empress47 auch einen Bereich mit ausgewählten Möbeldesigns, einen kleinen Restaurantbereich mit offener Küche und eine Lounge. Mirror Garden. Dongsi Subdistrict, Peking/China 120

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Der Name ist Programm: Mirror Garden setzt Spiegelflächen und Grünflächen in Bezug zueinander und schafft so die Illusion einer grenzenlosen Einheit von Innen und Außen. Ein einzigartiges Kunstprojekt im Herzen Pekings.


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10 Corso Como/Mailand Creative Mastermind In diesem Jahr feiert ihre Erfolgsstory 30-jähriges Jubiläum und ist immer noch wortwörtlich State of the Art, wenn es um die Liaison aus Mode und Kunst geht. Als Carla Sozzani 1990 ihre Galleria und ein Jahr später das 10 Corso Como in Mailand eröffnete, schuf sie den ersten Concepstore, der heute mehr denn je als Messlatte gilt. Sie ist sozusagen die Erfinderin des Slow Shopping. Außerdem ist sie aber noch Kunstsammlerin, Kuratorin ihrer eigenen Sammlung, Stilikone, Publizistin, Mäzenin der internationalen Mode- und Kunstszene und ganz nebenbei eine der erfolgreichsten Unternehmerinnen im Modebusiness. Carla Sozzani hat ihre ursprüngliche Idee, Mode und Kunst als Einheit zu begreifen und als solche zu vermarkten, professionalisiert. Nach Mailand eröffnete 10 Corso Como Stores in New York, Seoul, Peking und Schanghai. Fester Bestandteil aller Stores ist dabei die enge Zusammenarbeit

mit der lokalen und internationalen Kunstszene, was von der Gestaltung der Flächen bis hin zu temporären Kooperationen und Kollektionspräsentationen reicht. Name Dropping als Begleiterscheinung Mit der Ausstellung „Between Art & Fashion – Photographs from the collection of Carla Sozzani“ präsentiert die Fondazione Sozzani 160 Fotografien von insgesamt 87 verschiedenen Künstlern, die sich alle auf ihre eigene Art dem Thema Mode genähert haben. Die Autorenliste liest sich wie das Who-is-Who der Fotografie der letzten zwei Jahrhunderte, darunter Helmut Newton, Man Ray, Leni Riefenstahl oder Irving Penn. 10 Corso Como. Corso Como 10, Mailand/Italien, www.10corsocomo.com

Neben Namen wie Helmut Newton, Paolo Roversi oder Sara Moon stellte die Galeria Sozzani schon alles aus, was Rang und Namen hat. Hier die Werke von Walker Evans und die aktuelle Ausstellung von Modeillustrator Antonio Lopez.

Der Clou im Mailänder Store: exklusive Kooperationen und Ausstellungen mit Designern wie Victor & Rolf, Salvatore Ferragamo oder Carla Sozzanis engem Freund Azzedine Alaia.

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Trongyee/Shantou Alles im Fluss Auf kleinstem Raum hat das Designteam von AD Architecture im chinesischen Shantou inmitten der Innenstadt mit dem Gestaltungskonzept für die Trongyee Boutique eine Fusion aus Kunst, Architektur und Mode erschaffen – und dabei die Grenzen der rund 90 Quadratmeter umfassenden Fläche durch optische Illusionen erweitert. Die Dekonstruktion eines dreidimensionalen Raums Eine Herausforderung war die niedrige Decke im Obergeschoss und die verwinkelten Räume. Daher entschied man sich kurzerhand, den Multibrandstore für Designermarken wie Atelier J.FB, Cochains, Grace Feng, Front oder Mili.Xu wie eine Kunstgalerie zu gestalten und kubische, geometrische Formen aus rohem Naturstein in den Räumen wie Ausstellungsstücke zu platzieren. Indem Boden, Decke und Wände die gleiche Farbe bekamen, nahm man den Räumen bewusst ihre Dreidimensionalität. Im Obergeschoss symbolisiert eine gewellte Metalldecke die stetige Veränderung eines Multibrandstores, der immer im Fluss ist und sich erneuert. Das reflektierende Metall soll außerdem die Illusion der Vergrößerung schaffen, denn die Räume sind nur 2,20 Meter hoch. Trongyee Boutique. No. 6, Building 1, Qinghua Town, Shantou, Guangdong Province/China Künstlerische Illusionstechnik: Die geringe Raumhöhe wird durch die Illusion einer reflektierenden Wasseroberfläche an der Decke aufgebrochen.

Die kunstvolle Gestaltung macht den Store zur Galerie.

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Surreal und skurril: dieser Raum zeigt einen weit in der Zukunft liegenden Moment, der den Menschen in einer digital überentwickelten Umgebung mit einem Hauch von Nostalgie einfängt.

Im Designkonzept von Gentle Monster ist der Mars der Mittelpunkt, an dem sich die analoge und die digitale Zukunft treffen. Der Kreativität setzen die Auftraggeber von SKP-Select keine Grenzen.

für ihre schrillen, kritischen bis kunstvollen Storeinszenierungen berühmte Brillenmarke Gentle Monster aus Seoul vergeben. Der Auftrag: Die gesamte Mall umgestalten. Mit offenem Ausgang, wie es scheint, denn das Ergebnis ist eine Persiflage auf die Zukunft der Konsumgesellschaft und die Vereinbarkeit von digitalen und analogen Welten.

SKP-Select/Peking Die Mall der Superlative Im Januar eröffnete in Peking ein Pilotprojekt seine Türen, das internationale Strahlkraft hat. Als Inbegriff des chinesischen Luxusmarktes und dessen unstillbaren Durstes nach westlichen High-Fashion-Statussymbolen ist Shin Kong Palace in Peking seit 2007 das Epizentrum. Um mit der Zeit und vor allem der Kundschaft zu gehen, entwickelt sich die Luxus-Mall immer mehr zum gigantischen Departmentstore. Für diese Transformation wird geklotzt, nicht gekleckert: Die Neugestaltung des südlich gelegenen SKP-Select wurde als Gesamtprojekt an die

Die Future Farm Das Konzept veranschaulicht unsere unbändige Neugierde an der Zukunft und die Bedürfnisse des Übermorgen. Gentle Monster stellt unsere Visionen und Versionen möglicher Antworten auf die drängendsten Fragen durch eine theatralische Raumerfahrung nach – und ist dabei nicht zimperlich. Auf der Ausstellungsfläche Art Experiment Space im Erdgeschoss inszenierte Gentle Monster seine Future Farm, wo Schafe als Rohstoff für Kleidung maschinell verarbeitet werden, Maschinen längst die Macht übernommen haben und uns Menschen durch künstliche Intelligenz manipulieren. Die gesamte Mall ist zu einer gigantischen Ausstellung geworden, die Konsum und Kunst ungewohnt kritisch beleuchtet. Shin Kong Palace. 86 Jianguo Lu, Peking/China, www.skp-beijing.com style in progress

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Das Atelier de’ Nerli befindet sich links vom Arno (Oltrarno) und grenzt an das hippe Viertel San Frediano an, inmitten der florentinischen Boheme.

Gianluca Camilotto und Daniele Cavalli, Partner im Job, Freunde im Leben.

Die Räumlichkeiten werden durch die großen Bogenfenster mit Licht durchströmt. Das Design des Ateliers spiegelt die Leidenschaft der Familie Cavalli für das Schöne und Handgefertigte wider, die Daniele auch für das Atelier de’ Nerli aufgreift.

Atelier de’ Nerli/Florenz Next Generation Cavalli Daniele Cavalli, Entrepreneur, Kreativkopf und Sohn des Designers Roberto Cavalli, eröffnete 2019 in Florenz das Atelier de’ Nerli auf der linken Seite des Arno. Das Viertel ist heute wie damals für seine reiche Kunsthandwerkstradition bekannt und steht für echte Florentinität. „Ich wollte einen Ort der Symbiose toskanischer Esskultur, florentinischer Kunst und Kunsthandwerk kreieren. Es soll einladend sein, warm, ein Salon, in dem der Tourist Florenz erlebt und der Einheimische sich daheim fühlt“. Das Lokal grenzt an das hippe und junge Borgo San Frediano an und ist tatsächlich die perfekte Mischung aus Kunstgalerie und Restaurant. 124

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Handwerklichkeit Für die Einrichtung wurden nur heimische artigiani beauftragt. Die Eleganz der vergoldeten mise en place, der Kristallkrüge von Moleria Locchi sowie die Samtsofas von Casa Wolf mit Stoffen aus dem Setificio Fiorentino wird durch die mutige Farbwahl der Wände gebrochen und die Atmosphäre ist die eines Wohnzimmers der florentinischen Boheme: vintage und international, aber trotzdem der Tradition treu. Küchenchef Gianluca Camilotto ist zwar noch jung, gehört aber bereits zu den besten Köchen von Florenz. Er präsentiert toskanische Küche, einfach, aber mit höchsten Ansprüchen an Qualität und Geschmackserlebnis. Atelier de’ Nerli, Piazza Dei Nerli 8/9r, Florenz/Italien, atelierdenerli.it


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Die Macherei/Zürich Design erleben Die Macherei ist ein kreatives Kollektiv für lokales Design. Mode, Architektur, Handwerk, Kunst, Fotografie funktionieren neben- und miteinander, sie inspirieren und verschmelzen zum Teil interdisziplinär. Präsentiert in einem Kubus mit beachtlicher Raumhöhe, der aber nicht als musealer Ort der Inszenierung, sondern als Treffpunkt verstanden werden soll. „Der Austausch mit den Kunden und untereinander liegt unserer Idee zugrunde und fördert einen gemeinsamen gedanklichen Prozess“, beschreibt es Miranda Kaloudis, die die Macherei gemeinsam mit Stefanie Sixt, Chelsea Morrissey und Stephanie Kunz leitet. Ihre Labels, darunter die funktional-stylischen Taschenkollektionen Sputnik Zurich und MDK sowie Greengap, Wandbilder mit Pflanzen als vertikale Begrünung, werden mit Gastlabels ergänzt, ob Jewelry, Footwear, Mode oder Möbel. Allen gemein ist der lokale Gedanke und ein nachhaltiger Ansatz. Exklusiv, hip, viel diskutiert Der Store ist Teil der Europaallee, ein neu erschlossenes Areal direkt am Hauptbahnhof, exklusiv, hip und viel diskutiert. Als Nischenkonzept haucht die Macherei dem neuen Quartier Leben ein, ebenso wie das benachbarte Kulturzentrum Kosmos mit anspruchsvollem Kinoprogramm, Büchersalon und Bistro. Highlights der Macherei sind Workshops und Events wie die gut besuchten Design-Apéros, um neue Kollektionen vorzustellen. Die Macherei. Lagerstraße 4, Zürich/ Schweiz, www.diemacherei.ch

Galerie? Boutique? Die Macherei ist ein flexibles Gedanken- und Raumkonzept, als Heimat für junge Designer und Künstler.

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The Strangers Club/Kapstadt Abenteurer und Sammler Seit fast drei Jahren betreibt Emma Vith mit ihrem ehemaligen Schulkameraden Adam Reilly den Strangers Club. Angefangen hat alles mit einem kleinen Markt am Wochenende im Lagerhaus der Eltern, die neben dem Strangers Club den Laden „out of this world“ betreiben. Dort handeln sie, seit 25 Jahren mit nachhaltiger und ethisch hergestellter, afrikanischer „Back to the roots“ Kunst und handgemachten Einrichtungsgegenständen. Gemeinsam mit ihrem Vater Peter hat die 23-jährige Emma, die in Kapstadt geboren und aufgewachsen ist und Business & Branding studiert hat, ein Jahr lang die Einrichtung aus altem Lagermaterial upgecycelt.

Café, Creative Hub für die internationale Community von Kapstadt und Laden mit weltweitem Netzwerk und lokalem Angebot – der Strangers Club verbindet das zeitgemäße Afrika mit dem traditionellen.

Treffpunkt Gestartet ist der Club als Café und Deli mit großem Innenhof, das sich mittlerweile als Treffpunkt der Kreativ- und Modebranche etabliert hat und auf seinen schattigen Terrassen das perfekte Ambiente für Meetings oder zum Arbeiten bietet. Seit einem Jahr gibt es im hinteren Teil des Clubs einen Laden, in dem ausschließlich Fashion, Schmuck, Accessoires und Beautyprodukte von afrikanischen Marken angeboten werden. 90 Prozent davon stammen aus Kapstadt. Die Auswahlkriterien für die Aufnahme ins Sortiment sind neben Qualität, Design und Look & Feel vor allem die ethisch korrekte Produktionsweise, das Ethos der Macher und dass die Produkte nicht überall in Kapstadt angeboten werden. „Der Club ist ein Ort, an dem unterschiedliche Menschen aus der ganzen Welt zusammenkommen – Reisende treffen auf lokale Entrepreneure und talentierte Persönlichkeiten aus Afrika. Es ist eine gute Möglichkeit, um Menschen für neue Sachen zu begeistern, und das macht uns viel Spaß“, sagt Emma Vith, Creative Director des Mini-Meltingpots. The Strangers Club, 1 Braemar Road, Kapstadt/Südafrika, www.thestrangersclub.co.za

Der 250 Quadratmeter große Strangers Club liegt versteckt in einer Seitenstraße im Stadtteil Greenpoint in Kapstadt.

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Internationales Flair, landestypischer Detailreichtum: Robinsons Department Store ist nicht nur der größte seiner Art im Mittleren Osten, er wurde auch bis ins allerkleinste Detail durchkonzipiert.

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Robinsons/Vereinigte Arabische Emirate Oase der Inspiration Der größte Departementstore im Mittleren Osten ist an sich schon eine Ansage. Die Al Futtaim Group in Dubai investierte für dieses Projekt nicht nur in den üblichen Prunk und Glamour. Geradliniges, leichtes Shopdesign, ornamental zwar in Details, aber unglaublich modern. Das Architekturstudio HMKM hat auf 20.000 Quadratmeter in Dubai den größten Departmentstore des Mittleren Ostens geschaffen. Im Marketing und Visual Merchandising hat die Agentur Exalis eine klare Handschrift vorgegeben. Gemeinsam mit dem international renommierten Künstler und Fotografen wurde das Markenversprechen, eine Oase der Inspiration zu sein, zum Leben erweckt. Instore-Schaufenster, kunstvolles Visual Merchandising und ein Opening Event, das sich den Titel „Grand“ auch verdient hat: Die Al Futtaim Group setzte auf interaktive Animationen, customizing Ateliers und Master Classes zu verschiedenen Themen. Die Freiheit, sich mit jedem Detail zu befassen, hat Mayouri Sengchanh, die Beraterin des Centers, Mayouri, nachhaltig beeindruckt: „Ein eigens kreierter Duft für jedes Departement, auf die Abteilung abgestimmte Musik oder Licht, das die Stimmung positiv beeinflusst – im Robinsons Departement Store wurde jedem Detail Beachtung geschenkt.“ Robinsons, Ground floor Level 1 & 2 Dubai Festival City Mall, Dubai/Vereinigte Arabische Emirate style in progress

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Es gibt zwei Izmee-Versionen, IZ ON und IZ OFF. Die ON ist aus lebensmittelechtem 304-Edelstahl und hat das innovative Q3-System, das aus zwei Stahl­wänden und einer Kupferschicht besteht und die Flüssigkeiten im Inneren zwölf Stunden heiß bzw. 24 Stunden kalt hält. ON ist in drei Größen erhältlich: 810, 510 und 310 Milliliter. OFF ist auch aus lebensmittelechtem 304-Edelstahl und überzeugt durch ihre extreme Leichtigkeit: nur 126 Gramm. Auch OFF gibt es in drei Größen: 500, 550 und 860 Milliliter. Alle Flaschen sind BPAfrei und haben neben dem Stahlverschluss auch einen besonderen Boden: rutschfest, mit Spiegeleffekt, personalisierbar (z. B. kann man seinen Namen eingravieren) und geräuschlos (man hört beim Abstellen das unangenehme klirren nicht). Die Flaschen gibt es in ca. 100 unterschiedlichen Motiv- und Farbvarianten.

Serial Entrepreneur Enrico Accettola lancierte seine Trinkflaschen in den 300 besten Fashionstores Italiens.

IZMEE

NACHHALTIGE TRINKFLASCHEN MADE IN ITALY MIT KULTPOTENZIAL Der italienische Serial Entrepreneur Enrico Accettola hat ein neues Projekt ins Leben gerufen: Izmee. Das sind Trinkflaschen mit hohem Fashionanspruch. Im Gespräch mit style in progress verrät er, warum er ihnen Kultstatus zutraut. Text: Janaina Engelmann-Brothánek. Fotos: Izmee

Herr Accettola, Sie als facettenreicher Unternehmer, Kommunikationsexperte und Serial Entrepreneur müssen uns erzählen, wie man zu einer Idee wie Izmee kommt: eine nachhaltige und praktische Trinkflasche als Fashion-Item. Nach 20 Jahren Business sehnt man sich nach etwas richtig Sinnvollem. Nicht dass ich in meiner Laufbahn was vermisst habe, aber es war an der Zeit, etwas zurückzugeben. Ich habe mich gefragt, was und wie, und die Antwort war schnell gefunden. Es gab zwei Möglichkeiten: entweder spenden und/oder zum Umdenken verhelfen. Mein Projekt basiert auf beiden dieser Prinzipien – ich möchte was für die Umwelt tun, die Leute dazu bewegen, Wasser aus ihren eigenen Flaschen zu trinken, und gleichzeitig mit einer gemeinnützigen Organisation kooperie128

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ren. Plastik muss weg, doch die Flaschen sollen nicht nur ihren Nutzen erfüllen, sondern auch gut aussehen. Es soll wie das Handy zum alltäglichen Begleiter werden: mit ins Büro, zum Sport und auch daheim. Es wäre toll, wenn Izmee das Fashion-Must-Have made in Italy der nächsten Jahre werden würde, das es nur in High-End-Shops als echtes Accessoire zu kaufen gäbe. Vielleicht steigern wir so bei allen die Green Awareness, auch die des super modebewussten Kunden. Die Umwelt ist schon längst ein Problem unserer Gesellschaft, aber nur mit einem Produkt mit gewissem Appeal zu einem fairen Preis kann man jeden erreichen. Außerdem gehen bei jeder verkauften Flasche eine Spende an CESVI, eine gemeinnützige Organisation, die sich um Menschenrechte kümmert. Was braucht ein Start-up heutzutage, um erfolgreich zu sein? Wenn ich einen Tipp meinen jüngeren Start-up-Kollegen geben darf, ist es, eine klare Mission zu haben und dieser auch treu zu bleiben und sich um die richtigen Botschafter zu kümmern. Über unsere Mission habe ich ja in der vorigen Antwort gesprochen. Was die Partner angeht, war im Fall von Izmee von vornherein klar, dass wir auf die Exklusivität der Retailer setzen und ihnen auch mit der Einführung des Produktes stark helfen möchten. Wir haben uns bewusst nur an die besten High-End-Shops in Italien

gewandt und diese 300 Läden gingen Mitte Juni mit unseren Flaschen an den Start. Die Ware war schon lange im Lager, wir haben aber trotzdem mit dem Onlineverkauf gewartet, weil es uns wichtig war, die Händler nicht zu benachteiligen. Des Weiteren gibt es Modelle, die nur im Laden verkauft werden. Der Kunde kann sie zwar im Internet finden, aber nicht online kaufen. Auf das Produkt kann man klicken, seine Stadt angeben und es erscheinen dann die Händler, die das Modell führen. Wie sehen Ihre Projekte in der D-A-CH-Region aus? Auch im Ausland fangen wir erst jetzt an und sind sehr froh, Patrick Coppolecchia Reinartz an Bord zu haben. Er hat sich in das Produkt vertieft, sich verliebt und seitdem nie aufgehört, positive Inputs zu unserer Produkteinführung in diesen für uns so wichtigen Markt zu geben. Wir werden auch in Deutschland das High-End-Segment anpeilen und sind ganz stolz, dass ein Händler wie Lodenfrey schon seine erste Order gemacht hat. Wir werden sicherlich auch mit relevanten Influencern in Deutschland zusammenarbeiten und sind sehr zuversichtlich, dass unser Konzept des „Drink à porter“ auch dort Fuß fassen wird. Der deutsche Kunde hat schon immer Wert auf Umwelt und Made in Italy gelegt. Und das ist Izmee: nachhaltig, praktisch, schön und das Design made in Italy.


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In Italien im Rekordtempo zu einer der gefragtesten Hosenkollektionen im Premiumsegment aufgestiegen: Michael Coal.

Michele Carbone – oder eben Michael Coal – entstammt einer traditionellen neapolitanischen Hemdenfabrikantenfamilie und wagte sich an eine ganz neue Produktgruppe, nämlich Hosen.

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DIE LÄSSIGSTEN HOSEN MADE IN NAPOLI Der Hosenspezialist Michael Coal aus Neapel feiert dieses Jahr sein zehn­ jähriges Jubiläum. style in progress hat sich mit Michele Carbone, CEO und Creative Director des Labels, über den Status quo und die Pläne der Marke unterhalten. Interview: Janaina Engelmann-Brothánek. Fotos: Michael Coal

Michele, in diesem sehr besonderen Jahr feiert Michael Coal sein zehnjähriges Jubiläum. Wie kam es zu deinem jüngsten Label? Warum Hosen? Eigentlich kommen meine Brüder und ich aus der Hemdenproduktion. Wir haben jahre­lang Hemden für andere Labels hergestellt, irgendwann suchte ich einen neuen Anreiz. Ich wollte etwas Neues lernen. Und so fingen wir an, Hosen zu machen. Die Konstruktion der Hose, das Zeichnen, Herstellen dieses Kleidungsstückes faszinieren mich und machen mir Spaß. Wie hat sich die Marke entwickelt? Wie sind deine Zukunftsperspektiven? Ich wollte es anfangs langsam angehen und habe die Hosen nur an Läden in drei Regionen in Italien verkauft: Venetien, Lombardei und Kampanien. Die Modelle kamen gut an, weil sie ein Made-in-Italy-Produkt sind und zu einem mittleren bis höheren Shopsegment

passen, aber trotzdem extrem attraktiv in der Preislage sind. Heute zählen sie zu den drei meistverkauften Hosenmarken in Italien und wir sind bereit für neue Abenteuer. Wir haben uns in den letzten Jahren intern sehr verstärkt, haben in die Produktion, ins Customer Care und den Aufbau unseres Lagerbestands investiert. Darüber hinaus haben wir natürlich auch die Märkte, die unser Interesse wecken, intensiv beobachtet. Die Expansion ins Ausland ist also unser nächster Schritt und mit Patrick Coppolecchia Reinartz von D-tails haben wir den richtigen Partner für Deutschland gefunden. Er, als halber Italiener, versteht das Label und geht gleichzeitig auf die Wünsche und Bedürfnisse der deutschen Kunden ein. Nach Deutschland ist das nächste Ziel Belgien und so weiter. Ein Schritt nach dem anderen, vorsichtig, aber entschlossen. Das hat uns dieser Shutdown definitiv beigebracht. Da du ihn ansprichst, wie war der Shutdown für dich? Wie für alle anderen auch – sehr plötzlich und heftig. Italien musste schnell reagieren und viele Branchen sind vom Staat allein gelassen worden. Wir haben das Beste daraus gemacht, haben uns auf die Wiedereröffnung konzentriert und versucht, unseren Kunden

weiterhin einen guten Service zu bieten, indem wir Rabatte und gleichzeitig die Möglichkeit geboten haben, die Ware bei uns auf Lager zu lassen. Man hat gelernt, noch flexibler zu sein und zusammenzuhalten. Wir arbeiten mit unterschiedlichen Werkstätten zwischen Neapel und Benevento und geben 350 Familien Arbeit. Es war klar, als die Kurzarbeitgehälter immer noch nicht da waren, dass wir diese vorstrecken. Wir sind ein Team und nur zusammen konnten wir das überstehen. Und jetzt noch eine unbeschwertere Frage zum Abschluss: Was ist deine Idee des modebewussten Mannes? Es gibt nicht die eine Idee. Jeder hat oder sollte seinen eigenen Stil finden und damit spielen können. Momentan gefällt mir eine aufgelockerte und erwachsene Version des Lord Fauntleroy aus dem Film „Der kleine Lord“ – klassisch, stilsicher und trotzdem unkompliziert. Ich mag Hosen mit etwas Volumen, wie die aus unserer kommenden Kollektion. Ich kombiniere sie mit einem Shirt oder Hemd, je nach Anlass, und trage dann ein lässiges Field-Jacket dazu. Ein Mix der Styles aus Südkorea und Japan mit ganz viel italienischem Flair, das ist für mich momentan aktuell und cool. style in progress

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Sophie Mechaly hat die Marke Paul & Joe gegründet, ist Inhaberin des visionären Pariser Menswearstores Boys don’t cry und leidenschaftliche Kunstsammlerin. Für style in progress stellt sie die drei Künstler vor, die sie am meisten inspirieren.

„Kunst ist meine Inspiration“

Genieve Figgis Farbkraft und Ironie „Die Maltechnik von Genieve Figgis ist unglaublich. Viele ihrer Werke sind von alten Meistern wie Fragonard, Goya oder Vermeer inspiriert, die sie jedoch verformt und ein bisschen aufs Korn nimmt. Gesichter werden zu Fratzen, das Drumherum zu psychedelischen Phantasiewelten. Ihre Szenerien sind oft romantisch, fast schon kitschig, wie aus einem Märchen. Für meine letzte Kollektion hat sie einige erstaunliche Drucke angefertigt. Ich war begeistert, mit einem meiner jungen Lieblingskünstlerinnen arbeiten zu können.“ Genieve Figgis: Genieve Figgis, Picnic, 2018, Acrylic on canvas, 60 x 80 x 4 cm 23 5/8 x 31 1/2 x 1 5/8in © Genieve Figgis - Photo: Rebecca Fanuele Courtesy of the Artist and Almine Rech

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Sayre Gomez Dystopie und Fotorealismus „Ich habe seine Arbeiten in der Ghebaly Gallery in Los Angeles entdeckt. Ich bin von seinen fotorealistischen Gemälden fasziniert, die er mit gefundenen Alltagsgegenständen versieht, um den Betrachter in eine andere Welt zu versetzen. Zu meinen Lieblingswerken zählt ein Bild mit echten Türgriffen und Aufklebern, sodass man das Gefühl hat, in einem amerikanischen Diner zu sein und auf ein fast dystopisches Paradies zu blicken. Mit seiner ästhetischen Sprache erzeugt Gomez eine besondere Stimmung. Mode funktioniert ähnlich: Man muss bestimmte Codes verwenden, um das Universum um jede Kollektion oder jedes Teil herum zu schaffen.“ Sayre Gomez: Sayre Gomez, Hungry Boy, 2019, Acrylic on canvas, 72 x 108 inches Courtesy of the Artist and François Ghebaly, Los Angeles Photo: Robert Wedemeyer

Vanessa Stockard Kontrastreich und karikaturistisch „Das Werk von Vanessa Stockard ist verträumt, dunkel und humorvoll zugleich. Ihr naiver und karikaturistischer Ansatz kommt der Ästhetik meiner eigenen Marke sehr nahe. Wir teilen die Liebe zu Katzen. Es gefällt mir sehr, wie sie ihre Tiere in fast jedes Bild einfügt. So setzt die Künstlerin mit einem rauen und zugleich sensiblen Pinselstrich eine ihrer Katzen in einem dunklen Raum auf einen possierlichen Stuhl. Der Kontrast der sehr mädchenhaften Elemente und einer düsteren Atmosphäre schafft einen ganz eigenen Reiz.“ Vanessa Stockard: Vanessa Stockard, floof_40 x 40 cm

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Jahr für Jahr rasant steigende Umsatzzahlen, Rekorderlöse für die Werke bedeutender Künstler – Ketterer Kunst könnte man durchaus als Shootingstar unter den Auktionshäusern weltweit bezeichnen. Inhaber Robert Ketterer stellt seine persönlichen Top drei der spannendsten Künstler vor.

„Ich bin ungemein neugierig!“

Katharina Grosse Farbe und Akribie „Ich bin ein großer Fan von Katharina Grosse! Sie ist ungeheuer farbstark und expressiv. Je berühmter sie wird, desto akribischer und auch langsamer wird sie, hinterfragt umso kritischer sich selbst oder taucht mal ein halbes Jahr nach Neuseeland ab, um zu arbeiten. Sie könnte das Zehnfache verkaufen, zumal sie mit Gagosian in New York in der größten Galerie überhaupt vertreten ist. Aber sie erliegt dieser Versuchung nicht. In einem Markt, in dem viele erfolgreiche Künstler in Masse produzieren, wirkt das auf mich sehr heilsam.“ Katharina Grosse: Katharina Grosse, Mumbling Mud – Underground, 2018, chi K11 art museum, Shanghai, China, Acryl auf Erde und diversen Gegen­ ständen, 370 x 1.620 x 2.400 cm, © Katharina Grosse und VG BildKunst, Bonn, 2019; Commissioned by chi K11 art museum; Courtesy Galerie nächst St. Stephan/ Rosemarie Schwarzwälder, Wien Foto: JJYPHOTO

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Njideka Akunyili Crosby Selbstbewusstsein und Authentizität „Njideka Akunyili Crosby aus Nigeria habe ich im Haus der Kunst gesehen. Sie macht ihre Herkunft und traditionelle Geschlechterrolle zu ihrem Thema. Beides verarbeitet sie auf subtile Art, mit vielen Interieurszenen. Mich erinnern ihre Werke an die Anfänge der Pop Art, zum Beispiel an die Themen der Arbeiten von Tom Wesselmann. Crosby ist noch nicht so etabliert, aber ein aufgehender und schon sehr hell leuchtender Stern am Himmel der Kunstwelt. Sie wirkt echt auf mich, weil sie ihren ganz eigenen Stil entwickelt hat, ohne Trends nachzulaufen.“ Njideka Akunyili Crosby: Njideka Akunyili Crosby, Haus der Kunst München Photograph: Brigitte Sire

Sterling Ruby Expression und Popkultur „Der amerikanische Künstler Sterling Ruby arbeitet vielseitig. Mal sind es großflächig besprühte Leinwände, mal Collagen, Skulpturen oder Videoarbeiten. Raf Simons hat sich öfter von Ruby inspirieren lassen; jetzt hat der Künstler mit S.R.Studio. LA.CA. seine eigene Mode kreiert. Die Teile sehen wie mit Farbspritzern übersäte Malunterlagen aus und zitieren die Popkulturen von Rubys Jugend. Mir gefällt vor allem, dass sie einzigartig und neu sind, mit hohem Wiedererkennungswert. Das ist heute so wichtig in der Kunst und vielleicht auch in der Mode.“ Sterling Ruby: S.R.Studio LA.CA.

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JOCHEN ZEITZ

„ICH GLAUBE AN DIE TRANS­FORMATIVE KRAFT VON KUNST“ Bis 2012 war Jochen Zeitz CEO von Puma, wo er ab 2010 ein langfristiges Nachhaltigkeitsprogramm einführte. Er war im Aufsichtsrat von Kering und widmete sich intensiv nachhaltigen Projekten, heute ist er CEO und Chairman oft the Board von Harley Davidson. Seine große Liebe gilt Afrika. Seine Sammlung zeitgenössischer afrikanischer Kunst ist seit 2017 im Museum of Contemporary African Art in Kapstadt zu sehen. style in progress hat mit dem visionären Manager gesprochen.

Jochen Zeitz ist Kenner und Bewunderer des afrikanischen Kontinents und der afrikanischen Kultur. Er spricht sechs Fremdsprachen, darunter Swahili und betreibt in Kenia eine Farm.

Interview: Kay Alexander Plonka. Fotos: Huft & Crow

Das Zeitz MOCAA Museum wurde in einem ehemaligen Getreidespeicher im Kapstädter Hafen errichtet, auf dessen Dach auch ein Hotel gebaut wurde.

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Warum das Zeitz MOCAA, warum Kapstadt? Die Gründung von Zeitz MOCAA war ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren. 2008 beschloss ich, eine erstklassige Sammlung zeitgenössischer Kunst aus Afrika und seiner Diaspora aufzubauen. Die Idee und Vision dahinter war es, eine große Museumssammlung zu schaffen, die eines Tages auf dem afrikanischen Kontinent ausgestellt werden könnte. Gleichzeitig erkannte die V & A Waterfront in Kapstadt die Bedeutung ihres Getreidesilokomplexes als historisches Wahrzeichen und diskutierte jahrelang über mögliche Verwendungszwecke. Der Wunsch war es, etwas von öffentlicher Bedeutung unterzubringen, das für die Öffentlichkeit zugänglich war. Es wurde schließlich beschlossen, den Raum in ein Kunstmuseum zu verwandeln, für das eine Sammlung benötigt wurde. Und so stimmten unsere Visionen überein. Wir haben uns mit dem Team an der V & A Waterfront getroffen und von da an dann ausgeführt. Sie sind ein Vorreiter der Nachhaltigkeitsdebatte und haben früh gefordert, dass Umweltfaktoren zu Bilanzfaktoren werden sollten. Gilt das Gleiche für die Förderung der Kunst? Absolut. Das Museum legt großen Wert auf Bildung und Schulprogramme, um jüngere Generationen zu inspirieren und den Zugang für alle aufrecht zu erhalten.  Welche Rolle sollte Kunst in einem weltweiten Konzern spielen? Ich glaube an die transformative Kraft der Kunst. Kunst trägt zu kulturellen Entwicklungen bei und verändert Wahrnehmungen, Verhaltensweisen und eröffnet neue Horizonte. Zu lange gab es nicht genug Möglichkeiten, um die unglaubliche Kreativität und das künstlerische Talent aus Afrika der Welt zu präsentieren. Was kann die Modeindustrie von der Kunst lernen? Die Modebranche und die Kunstwelt sind bereits untrennbar miteinander verbunden. Kreativität, Einzigartigkeit und Innovation sind für beide von grundlegender Bedeutung. Genauso wie wir Plattformen für eine Vielzahl von Künstlern bereitstellen müssen, müssen wir dies auch für Modebewusste tun. Und dann muss die Praxis natürlich immer nachhaltig sein. Arbeiten Sie so, dass es um die Verbesserung dieser und zukünftiger Generationen geht! www.zeitzmocaa.museum


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SO LÄUFT’S

Immer kompletter werden und trotzdem eine Jackenmarke bleiben – Parajumpers schafft diesen Spagat perfekt.

PARAJUMPERS

DIE MARKE IM ZENTRUM Eine feste Größe, wenn es um die Jacke geht: Parajumpers baut rund um sein Coreprodukt die Kollektion aus. All diesen neuen Produkten wohnt der einzigartige Parajumpers-Spirit inne. style in progress hat mit International Sales Manager Cristina Paulon gesprochen. Interview: Martina Müllner-Seybold. Fotos: Parajumpers

In der Kollektion hat sich viel getan, sie ist breiter geworden. Nennt ihr euch selbst nach wie vor eine Jackenmarke? Absolut, Parajumpers ist eine Jackenmarke, das ist, was wir am besten können und worin wir einzigartig sind. Es ist unsere Kernkompetenz und das, was unserer Marke ihre Identität gibt. Allerdings heißt eine Marke werden auch, dass das, worin du gut bist, zum Qualitäts- und Stilversprechen in vielen anderen Kategorien wird. Die Kunden lieben unsere Hoodies und Crew-Neck-Pullis, sie fragen Logoshirts und Polos nach und sind von unserer Hybrid-Kollektion überzeugt. Der jüngste Neuzugang für die Saison Frühjahr/ Sommer 2021 ist eine wunderschöne Serie von Hosen aus unglaublich komfortablen und gleichzeitig raffinierten Materialien. Und zu guter Letzt unsere Accessoirelinie, in der sich coole Rucksäcke und Caps befinden, die perfekt zum Look and Feel unserer besten Outerwearteile passen.

Während der Pandemie mussten sowohl Marken als auch Händler kreative Lösungen finden. Was sind die positiven Lektionen, die euer Unternehmen aus diesen traumatischen Wochen mitgenommen hat? Für mich gibt es zwei positive Dinge. Vom Standpunkt der internen Organisation betrachtet: Wie bedeutsam es ist, seine Strategien und Pläne schnell an veränderte Umstände anpassen zu können, insbesondere wenn etwas so Außergewöhnliches passiert. Und aus dem kommerziellen Blickwinkel und der Markenführung aus betrachtet: Wie essenziell es ist, die Werte der Marke immer im Zentrum aller Maßnahmen, die sich an Konsumenten richten, zu behalten. Marken, die auf Basis einer tollen Story mit ihren Endkonsumenten eine Verbindung aufbauen konnten und diese auch in großartigem Storytelling erzählt haben, waren in der Lage, ihren Fans auch während einer so schrecklichen Phase nahe zu sein. Glaubst du, dass sich das Konsumverhalten verändern wird? Wie werden die Konsumenten reagieren? Einige Kunden werden sicherlich sorgfältiger auswählen, was sie kaufen und wie viel sie ausgeben. Diese Konsumenten werden eher zu sicheren, risikolosen und Strandardprodukten

greifen, zu einfachen und soliden Dingen. Andererseits wird es aber Konsumenten geben, die beim Kauf mehr positive Vibes erwarten, die geradezu nach inspirativen Teilen als Zeichen des Wiedererwachens suchen. Diese Kunden werden auffälligen Farben und Formen genauso wie interessanten Details und Charakteristiken den Vorzug geben. Wir sind der Meinung, dass der typische Parajumpers-Kunde eher zur zweiten Kategorie gehört und folglich drückt unsere Frühjahr-/ Sommer-Kollektion genau das aus. In dieser Order wird vieles anders sein: Was sind eure Maßnahmen, um sicherzustellen, dass allen Händlern alle Informationen und ein Erlebnis rund um die Kollektion offensteht? Wir werden einen virtuellen Showroom haben mit der gesamten Information über die Kollektion, außerdem fotografieren wir dafür alle Styles an Models. Es ist sehr wichtig, dass wir unseren Händlern das richtige Werkzeug in die Hand geben. Um die Kollektion zu sehen, aber auch um ihr Leben und das Leben unserer Agenten so einfach wie möglich zu machen. Termine im Showroom sollen überall dort, wo es möglich ist, aber unbedingt stattfinden, natürlich unter Einhaltung aller Auflagen. style in progress

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Die Olson-Zwillinge nennen die Wahl-New-Yorkerin Beatrix Ost eine Inspiration. Die Künstlerin hat unter anderem bei Oskar Kokoschka gelernt und kam Mitte der 1970er-Jahre nach New York.

BEATRIX OST

„FRAUEN KÖNNEN GUT AUSSEHEN UND GLEICHZEITIG KÜNSTLERINNEN SEIN.“

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Seit sie Mitte der 1970er-Jahre nach New York zog, hat Beatrix Ost ihre Gemälde und Skulpturen in Deutschland und den USA ausgestellt, aber sie betrachtet sich als nicht energisch genug für die geschäftliche Seite der Kunst. Mehr als 50.000 Instagram-Fans sehen die 1940 in Stuttgart geborene Ost selbst als Ikone, mit ihrem blauen oder violetten Haar und ihrer Vorliebe für einen Modestil aus der Zeit von Edward VIII., den sie mit Designern wie Azzedine Alaia oder Yunya Watanabe sowie eigenen Kreationen kombiniert. Das Modelabel der Olsen-Zwillinge, The Row, erklärte Ost 2016 zur Muse. Grenzüberschreitungen zwischen Kunst und Mode haben der Künstlerin allerdings auch Diskriminierung eingebrockt. Interview: Petrina Engelke. Foto: Stacey Evans

Frau Ost, Sie hatten einen berühmten Lehrer: Oskar Kokoschka. Wie kam’s? Er hatte eine Schule in Salzburg. Dort ließ er uns nur Aquarellmalen, und wir mussten Akt skizzieren, währen das Modell sich langsam bewegte. Als ich die Bilder nach München mitnahm, kaufte ein reicher Mann, den ich kannte, fast alles. Das ging damals weg wie warme Semmeln Wie haben Sie neue Beziehungen geknüpft, als Sie nach New York kamen? Das war eine drastische Veränderung. Ich wurde zur surrealistischen Malerin und konnte keine Galerie finden, obwohl einige von Frauen wie Mary Boone geführt wurden. Über Umwege reichte man dort Portfolio und Lebenslauf ein und wurde dann zum Vorstellungsgespräch gerufen. Schon bei meiner Ankunft in der Galerie konnte ich sehen, dass sie dachte: Die kommt hier nicht rein. Eine Clique beherrschte die Kunstszene. Die kamen alle von Yale und trugen eine gewisse Uniform. Ich war zu elegant für die Kunstwelt. Wie musste eine Künstlerin denn aussehen? Sehr leger, Jeans, kein Make-up, aber mit dem richtigen Jargon. Das war ich einfach nicht. Wenn ich in den 1970ern, 1980ern sagte, ich sei Künstlerin, wurde ich oft nicht ernstgenommen: „Nein, du bist so fesch, du machst doch sicher Mode?“ Heute ist das ganz anders. Man kann ungeheuer elegant und schick sein, seinen Erfolg zeigen, man selbst sein. Und Frauen können gut aussehen und gleichzeitig Künstlerinnen sein. Zurück zum glanzlosen Teil der Kunst: Letzten Endes muss sie sich verkaufen. Ich hatte sehr früh bereits zwei Kinder und war geschieden. Um als Malerin frei zu sein, verdiente

ich dazu. Ich arbeitete in Deutschland oft als Model bei Mode-Shootings und verdiente damit gutes Geld. Und heute machen Sie neben Ihrer Kunst auch Schmuckdesign für Article 22. Ja. Die kleinen Schlangen kamen diesen Herbst heraus und waren über Weihnachten ein Renner. Immer hat man mir gesagt: Beatrix, mach Mode, da wärst du erfolgreich. Aber ich hatte kapiert, dass Mode aus 95 Prozent Geschäft und fünf Prozent Kreativität besteht. In der Modebranche braucht man Unternehmergeist, und das interessierte mich nicht. Aber wenn ich sehe, wie Modehäuser Künstler einladen und sie Künstler sein lassen: Das würde mir gefallen. Ist so was in der Art nicht mit den Olsons passiert? Wir liefen uns in einer Art Szene in New York über den Weg und hatten eine Fotosession. Aber sie kamen nicht zu mir und sagten: Was hältst du hiervon, oder was sollten wir designen? Sie haben mich nur als interessanten Menschen und als Inspiration zitiert. Hatte das für Sie irgendwelche Folgen? Ich habe jetzt viele Instagram-Fans, und da mache ich gar nicht viel, ich poste nur ein paar Fotos. Sie waren auch eins der Sujets in dem Buch „The Art of Dressing“. Ist das Kleiden für Sie eine Kunstform? Ich finde, Kleidung sollte Selbstdarstellung sein. Deshalb ist es die Kunst des Ich. Wir alle sind außerordentliche Kreaturen und unsere Körper sind ein Geschenk. Wer das begreift und sich selbst erkennt, kann um diesen Körper herum etwas erschaffen. Und das einzige, das wir beeinflussen können, sind wir selbst und unser eigenes Handeln. Sich morgens Mühe mit dem Anziehen zu geben, dient meiner Ansicht nach dem Wohlbefinden. Bindest du da einen Gürtel drum oder steckst du Blumen ans Revers oder trägst du das mit etwas völlig Konträrem? Das bist du, das ist dein künstlerischer Moment.

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NU-IN

„NACHHALTIGKEIT GEHT AUCH MODISCH UND SCHNELL“ Fashion forward, always sustainable – die Marke Nu-In beweist, dass Nachhaltigkeit auch für eine schnell drehende Fashionkollektion umsetzbar ist. Mit Stefanie Griesinger und Marcus Butler hat der Industrievordenker Mike Mikkelborg die Marke als sein Meisterstück konzipiert. Und dann kam Covid-19 – und machte Nu-In umso erfolgreicher. Mike Mikkelborg erklärt, warum. Text: Martina Müllner-Seybold. Fotos: Nu-In

14 Tage nach dem Start – und der war mitten in der weltweiten Pandemie – hatte Nu-In bereits die Umsatzzahlen übertroffen, die ihr euch für den Launch­ monat vorgenommen hattet. Gratulation! Wir sind einfach nur dankbar, wie sehr die Kunden auf unser Konzept reflektieren – eine trendstarke, leistbare und durch und durch nachhaltige Kollektion. Nicht mal in meinen kühnsten Träumen hätte ich erwartet, dass wir den Umsatz, den wir geplant hatten, als die Pandemie und die darauffolgende Wirtschaftskrise nocht nicht einmal am Radar war, übertreffen würden. Die ersten Wochenenden haben wir durchgearbeitet, um der Nachfrage hinterher zu kommen und dafür zu sorgen, dass unsere Artikel wieder lieferbar sind. Unsere Produzenten waren großartig, aber Dinge wie Färben oder Drucken von Hand bringen einem dann wirklich die Grenzen. Die Fähigkeit, kurzfristig auf Nachfrage reagieren zu können, war nie wichtiger und unsere Investitionen in ein hocheffizientes System machen sich bezahlt. Wir nutzen die Bedarfsanalyse Tiyo.app und unser gesamtes Beschaffungsteam ist in höchstem Maße responsiv, auf den Kunden und den Handel fokussiert. Das alles hilft uns, noch besser von diesem Traumszenario zu profitieren. Worauf führst du diesen schnellen Erfolg zurück? Das ist einfach erklärt. Wir haben erkannt, dass für eine vertikale Direct-to-Consumer-Marke,, die trendstark, erschwinglich und nachhaltig agiert, eine riesige Lücke klafft. Dabei geben in der Generation Z neun von zehn Konsumenten an, dass sie immer die nachhaltige Marke vorziehen würden. Kämpft man in dieser Zielgruppe nicht auch gegen ein massives Discount-Mindset? Wir halten es wie Zara. Es gibt vier Sale-Phasen im Jahr und das war’s – weil wir nämlich von Anfang an intelligent planen. Wir verwenden Bedarfsprognosen, geben nur in Auftrag, von dem wir auch wissen, dass wir zum Vollpreis verkaufen können, und verwenden Technologien wie Sizolution. Mit dieser Sizing-App vermeiden 138

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Stefanie Griesinger (unten rechts) und Marcus Butler (unten links) sind nicht nur Gesicht der Marke Nu-In, sie sind gemeinsam mit Mike Mikkelborg (stehend rechts) Inhaber der nachhaltigen Fashionbrand.

wir unnötige Retouren, was nicht nur unsere Kunden zufriedener macht, sondern auch hilft, Ware nicht zu entwerten. Nachhaltigkeit wird ja oft mit Slow Fashion gleich­ gesetzt, aber Nu-In tickt so schnell wie die Influencer, die die Marke promoten. Ist das nicht ein Widerspruch? Ich halte diesen Widerspruch für ein Missverständnis. Wer Trends anbietet, die sich schnell verkaufen und vorher gut einschätzt, wie viel er davon braucht, produziert keinen Müll. 2019 wurden eine Milliarde Bekleidungsstücke hergestellt und die horrende Zahl von 200 Millionen davon wurde nie verkauft. Diese Überproduktion ist beschämend, es ist so falsch, Dinge, die keiner braucht, zu produzieren. Würden alle Firmen auf bedarfsgesteuerte Planung setzen, würden wir nur mehr produzieren, was auch abgesetzt werden kann, und diesen Müll vermeiden.


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Stille Sinnlichkeit: „Der ganze Zauber liegt in den richtigen Schnitten“, beschreibt Michaela Sassenbach ihre Designphilosophie für die Jerseykollektion Sassenbach.

NEVER OUT OF STYLE Ihre Designs leben von den Silhouetten, die den Fokus konsequent auf Klarheit und den bewussten Verzicht auf Dekoration legen. Michaela Sassenbach hat die Vision des All-in-one-Pieces, das man morgens zum Rasenmähen und abends in der Oper tragen kann, mit feinfühliger Eleganz und Tragekomfort ausgestattet. Eines ihrer Erfolgsgeheimnisse ist ein spezieller Hightech-Jersey aus Italien. Text: Isabel Faiss. Fotos: Sassenbach

„Die Begegnung mit dem Material war tatsächlich ein Zufall, denn ich traf einen ehemaligen Studienkollegen auf der Straße, der für den Vertrieb des Stoffes verantwortlich war, und so kam eines zum anderen“, erzählt Michaela Sassenbach. Was sie an dem Jersey so begeistert? „Er ist leicht, super lässig und unkompliziert, gleichzeitig elegant und zeitlos, nachhaltig und fair produziert. Der Fokus auf diese eine Stoffqualität ist der rote Faden jeder Kollektion, er erschafft ein ruhiges Bild und bringt den Designstil am besten zum Ausdruck. Der ganze Zauber liegt in den richtigen Schnitten, denn der Look ist

sehr aufgeräumt und lebt von der Simplizität der Silhouetten. „Das macht Frauen einfach schön“, sagt die Designerin. Ihre Kollektion ist anspruchsvoll, und diesen Anspruch leitet Michaela Sassenbach von sich selbst als Prototyp ihrer Kundin ab. Als berufstätige Mutter von drei Kindern war die gelernte Modedesignerin schon früh auf der Suche nach Kleidern, in die man reinschlüpft, sich wohl fühlt und immer gut aussieht. Der Tragekomfort ihrer Multitalente steht bis heute an erster Stelle, dicht gefolgt von einer strikten Produktionsphilosophie. Der Stoff stammt aus Italien und wird in Deutschland produziert. Hier legt Sassenbach Wert auf angemessene Bezahlung und Termintreue. Außerdem soll die Umwelt so wenig wie möglich belastet werden, daher wird gemäß Order gefertigt und die Transportwege werden so kurz wie möglich gehalten. LOKALE PRODUKTION = SERVICE

„Die Produktion in Deutschland ermöglicht eine Nachbestellung innerhalb kürzester Zeit“, erklärt Marion Hoferer von der Agen-

tur Modeist als nur einen der Vorteile ihrer Zusammenarbeit mit Michaela Sassenbach. Neben den klassischen Hauptkollektionen für Sommer und Winter gibt es auch kleine Zwischenprogramme und neue Farben. Es gibt mehrere Stärken des Jerseys, die den Einsatzbereich von Shirts und Blusen über Hosen, Kleider und Jumpsuits bis hin zu Blazern und Mänteln abdecken. „Der softe Stoff ist atmungsaktiv, knitterfrei und unkompliziert. So entsteht in den Styles ein Twist zwischen Eleganz, Bequemlichkeit und Lässigkeit – und das für jeden Anlass“, beschreibt Marion Hoferer das enorme Potenzial, das sie in Sassenbach im stationären Einzelhandel sieht. „Online sind wir exklusiv bei unseren Händlern zu finden, aber auf keinen Plattformen.“ Mit Daniels in Köln und München, Moosbrugger in Rottach-Egern oder Bailly Diehl sind einige Referenzkunden bereits an Bord. Sassenbach ist klein und sehr fein gestartet, eine Herzensangelegenheit der Designerin, die mit ihrem Slow-Fashion-Ansatz viel Wert auf Nachhaltigkeit und Sorgfalt legt: „Es macht so viel Spaß dabei zuzusehen, wie Sassenbach wächst, Schritt für Schritt.“ style in progress

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CRE

ACT IVITY IM HANDELN LIEGT SO VIEL KREATIVITÄT. AUS DEM CHAOS EINE NEUE, BESSERE ORDNUNG ZU MACHEN – DAS IST DAS GEBOT DER STUNDE.

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WAS IST JETZT BESSER?

Der Moment des Innehaltens war vielleicht der kostbarste Moment in den Wochen, die Europa stillgelegt war. Herausgerissen aus der Routine des Alltags, nützten viele Unternehmen die Chance, die Gelegenheit für Veränderungen beim Schopf zu packen. style in progress hat nachgefragt, was auch nach dem Re-Opening noch nachhallt und positive Entwicklungen auf den Weg gebracht hat. Text: Martina Müllner-Seybold. Illustrationen: Claudia Meitert@Caroline Seidler

BEGEHRLICHKEIT UND VERLÄSSLICHKEIT

GEMEINSAM ANPACKEN

Norbert Gresch, Inhaber der Agentur Norbert Gresch „Auf die von mir gestartete Petition habe ich viel Feedback bekommen. Das macht mich sehr zuversichtlich, dass die Menge der Menschen, die in dieser Branche etwas bewegen und verändern wollen, groß ist. Abgesehen davon hat sich der Kontakt und Austausch zu unseren Händlern noch einmal sehr intensiviert. Wir machen jetzt Zoom Calls und tauschen uns auch zu Themen jenseits der Abverkaufslisten aus. Diese Energie beflügelt mich sehr.“

Uwe Bernecker, Inhaber Funky Staff „Unsere Formel lautet: Begehrlichkeit und Verlässlichkeit auf einem Bügel – schon vor der Krise. Jetzt allerdings haben wir erlebt, wie sehr sich diese beiden Werte auf allen Stufen bewahrheiten. Das beginnt zuallererst damit, dass der Look stimmig und unique sein muss und spontan gefällt. Wir freuen uns, dass das unserer Marke attestiert wird. Hat man diese Kernaufgabe erledigt, ist es wichtig, für den Händler ein ehrlicher und verlässlicher Partner zu sein. Gleichzeitig meine ich, dass wir als Marke auch Ehrlichkeit und Verlässlichkeit einfordern dürfen. Bei Produzenten, bei Agenten, bei Handelspartnern. Wir haben eine Positiv-Selektion erlebt, das zeigt auch unser starkes Plus in den ersten Ordertagen. Weil wir ready-to-wear denken, produzieren und ausliefern.“

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EIN NEUES WIR

Olaf Schmid, Vice President Textiles & Textile Technologies Messe Frankfurt „Der Entschluss der Premium Group und der Messe Frankfurt für Frankfurt wurde vor Corona gefasst. Durch die aktuelle Situation ergeben sich aber Chancen, von der auch die Frankfurt Fashion Week profitiert: neue Denk- und Lösungsansätze. Die Branche befindet sich in einer Transformation hin zu mehr digitaler Vernetzung, innovativer Produktion und Nachhaltigkeit. Unser Anspruch ist es, mit zukunftsweisenden Ansätzen und Formaten neue Standards zu setzen und eine gemeinsame Plattform für die Branche zu schaffen. Wir wollen ein neues Wir-Gefühl vermitteln, danach sehnen sich die Menschen momentan mehr denn je.“

ECHTER AUSTAUSCH

Gregor Grüner, Mitinhaber Grüner „Die Kommunikation hat sich verbessert – sowohl zwischen unseren Kunden und uns als auch zwischen unseren Marken und uns. Wir haben viel Zuspruch für unsere offene, ehrliche Kommunikation bekommen. Industrieseitig haben sich einige Marken absolut verdient gemacht, weil sie ganz konkrete Hilfestellungen gegeben haben, indem sie uns zum Beispiel gefragte Ware, Fotos und Produktdaten zur Verfügung gestellt haben. Dieses Miteinander wird sich für die Marken bezahlt machen, denn wenn wir diese Saison über Budgets entscheiden müssen, dann fließt das sicher ein.“

EINE SPANNENDE SAISON

Damir Prins-Juric, Mitinhaber Agentur Prins-Juric „Der Shutdown hat gezeigt, dass es nicht DIE Modebranche gibt. Kleine Läden haben andere Interessen als große Vertikale, Marken haben andere Sorgen als Agenten. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass das Verständnis und die Wertschätzung füreinander zugenommen haben. Gerade wir Agenturen können in dieser Saison ohne Messen und Zufallstreffer beweisen, was unsere Arbeit wert ist. Darauf freue ich mich schon sehr.“ 142

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RUBY HOTELS

„EINE WIN-WINSITUATION FÜR ALLE“ Michael Struck, Gründer der Ruby Hotels, hat seine Branche schon mehrmals überrascht. Mit einem schlanken, modernen und bis in die Tiefe digitalisierten Hotelkonzept lassen die Ruby Hotels und Workspaces ihre Mitbewerber weit hinter sich, wenn es um Kosteneffizienz, Performance, aber auch Bindung und Wohlfühlen geht. Jetzt macht sich die Gruppe in der Umnutzung von Einzel­ handelsflächen verdient. Text: Martina Müllner-Seybold. Fotos: Ruby Hotels, Thorsten Jochim

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n Düsseldorfs Kö-Galerie hat die Probe aufs Exempel geklappt. Über den Geschäften ist das Hotel Ruby Coco eingezogen. Jetzt zieht die Hotelgruppe Ruby Hotels, die in Deutschland, Österreich, der Schweiz, UK und Finnland Hotels und Workspaces betreibt, in Stuttgarts Gerber ein. Die anspruchsvollen Umbauarbeiten starten im Herbst 2021, auf 8.000 Quadratmeter ehemaliger Einzelhandelsfläche entstehen 150 Hotelzimmer und 1.700 Quadratmeter Co-Workingspace. „Die Konversion von Handelsfläche im Herzen Stuttgarts stellt für uns einen Meilenstein dar“, sagt CEO und Gründer der Ruby Hotels, Michael Struck. Der Unternehmer rührt mit seinem Lean-Luxury-Konzept seit einigen Jahren Branchenstandards auf. Als ehemaliger Unternehmensberater und langjähriger Manager hat Michael Struck für das Konzept der Ruby Hotels seine Erfahrung mit einem agilen, modernen Hospitality-Konzept vereint. „Wir setzen stark auf Zentralisierung und Digitalisierung. Durch die zentrale Bündelung und weitgehende Automatisierung von Verwaltung, Reservierung, Marketing und anderen Aufgaben, schaffen wir Synergien, höhere Qualitätssicherheit und natürlich auch einen kaufmännischen Vorteil. Unsere Kostenposition ist damit doppelt so gut wie die von Wettbewerbern, die den gleichen Umsatz pro Zimmer machen und aus Sicht des Gastes die gleiche Qualität liefern. Statt wie bei Wettbewerbern 35 bis 30 Prozent schlagen bei uns die Personalkosten mit 17 bis 19 Prozent zu Buche. Das bringt uns vor allem auch einen enormen Fixkostenvorteil, mit dem wir zyklische und konjunkturelle Schwankungen besser auszugleichen wissen. Während Mitbewerber 60 bis 65 Prozent Auslastung brauchen, um ihren Break Even Point zu erreichen, liegt unserer bei 40 Prozent Auslastung. Diese Liste solcher Stellschrauben, an denen wir gedreht haben, könnte ich jetzt lange fortsetzen. Die wichtigste Botschaft ist allerdings: Wenn wie in der Hotellerie die Margen unter Druck sind, kann man

Win-win-Situation: Mit der Umnutzung von Einzelhandelsflächen wie zum Beispiel im Stuttgarter Gerber geht die Ruby Hotels Gruppe innovative Wege. Statt Leerstand Hotelzimmer und ein Co-Workingspace. Dass der Ruby-Gründer mit dieser Idee Investoren begeistert, wundert niemanden.

darüber jammern, oder man nimmt sich Stellschraube für Stellschraube vor, überlegt, investiert und sucht nach Lösungen.“ Dabei ist Michael Struck besonders wichtig, dass das Erlebnis für den Gast oder Mitarbeiter nicht leide, sondern im Zweifel sogar besser werde. „Unser Lean-Luxury-Konzept befasst sich intensiv damit, was vom Gast als essenziell empfunden wird und was weggelassen werden kann. Ich glaube, da kann man eine gute Parallele zur Mode ziehen. Bling-Bling und nach außen getragener Status sind für unsere Kunden heute nicht mehr entscheidend. Man setzt auf Qualität, Langlebigkeit und das persönliche Wohlbefinden. Um wieder in Hotelbildern zu sprechen: Unsere Gäste können auf marmorne Empfangshallen und goldene Wasserhähne getrost verzichten, wenn sie dafür gutes Design, funktionierende Prozesse und eine spürbare Seele erleben.“ style in progress

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DIE SPIELE SIND ERÖFFNET Wer hat eigentlich in Ihrem Unternehmen die Digitali­ sierung vorangetrieben? Der CEO, der CTO oder doch Covid-19? Ein Meme, das während der Krise kursiert ist, trifft eine Wahrheit auf den Punkt. Die Lockdown-Phasen haben digitale Formate zur neuen Selbstverständlichkeit gemacht. Neben Herstellern haben auch Agenturen, Messen und B2B-Plattformen in dieser Zeit massiv investiert. Die Nagelprobe einer Saison ohne physische Leitmessen erleben wir gerade live – oder besser gesagt: digital live. style in progress hat zusammengetragen, was verschiedene Player planen und umsetzen. Redaktion: Janaina Engelmann-Brothánek, Isabel Faiss, Martina Müllner-Seybold, Nicoletta Schaper. Fotos: Marken und Gesprächspartner

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Für B2B Order, B2B Webshop, Virtual Showroom, Digital Showroom und In-Store Solutions bietet Colect.io seine Softwarelösungen als Abomodelle. Arthur Hoffman ist seit einem Jahr als Executive Director bei Colect.io.

„SELBST UNS FEHLT DIE MESSE“ Arthur Hoffman ist Executive Director von Colect.io. 400 Marken nützen die Softwear-­ as-a-Service-Lösungen des Anbieters, der jetzt verstärkt den deutschen Markt in den Fokus nimmt. Thomas Ott wurde als Advisory Board Member berufen, mit der Katag AG hat man eine Kooperation geschlossen.

Arthur, eine Saison ohne Messe. Das gibt euren Lösungen von B2B Sales über Virtual Showroom bis Endless-Isle doch sicher gewaltigen Auftrieb? Das stimmt, wir müssen zumindest nicht mehr erklären, wozu ein virtueller Showroom und ein B2B Ordertool gut sind. Aber selbst uns fehlt der persönliche Kontakt auf der Messe, denn dazu ist sie einfach das perfekte Tool. Sich kennen lernen, eine Ahnung von unserem Produkt bekommen. Ohne diesen initialen Kontakt wird der Sales Cycle tatsächlich länger. Mit Marc O’Polo hat sich ein wichtiger deutscher Player zu Colect.io bekannt. Knallen jetzt die Korken? Ja, darauf sind wir definitiv stolz, auch dass wir mit Thomas Ott ein Board-Mitglied und mit Robert Braaksma einen in Berlin ansässigen Ansprechpartner für Deutschland verpflichten konnten, und auf die Partnerschaft mit der Katag AG. Jeder neue Kunde ist für uns eine neue Herausforderung, der jeweiligen Marke zu einem möglichst eigenständigen und starken Auftritt zu verhelfen.

Kann das in einer Welt gelingen, in der viele Standards einfach aus Usability- oder Kompatibilitätsgründen einzuhalten sind? Definitiv, denn die sorgen ja dafür, dass die Benutzer ganz intuitiv navigieren – also kann man sich auf die Marke, ihre Story und ihre Produkte konzentrieren. Das ist in meinen Augen ein ganz wichtiger Aspekt. Bei allen technischen Aspekten darf nicht vergessen werden, dass es um ein physisches Produkt geht, das einen Look hat, das eine Passform hat und das sich auf bestimmte Art und Weise trägt. Die Pandemie hat zusätzlich zu den bekannten Playern noch eine ganze Reihe von B2B Ordertools, virtuellen Showrooms und Onlinemessen auf den Markt gespült. Wie viele davon werden am Ende übrigbleiben? Unser Sichtfeld ist noch immer getrübt. Die mittelfristigen Folgen der Corona-Krise beginnen gerade erst greifbar zu werden. Es zeigt sich allerdings schon deutlich, dass die digitalen Aufgaben in einer Order zunehmen. Davon werden wir alle profitieren. Langfristig aber glaube ich, dass sich das Feld auf drei bis vier Player einpendeln wird. style in progress

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TRANSFORMATION

Premium x Joor Die Premium digital erleben? Das hat die Premium Group ihren Besuchern jetzt mit der digitalen Veranstaltung Premium + Seek Passport ermöglicht, in Kooperation mit der weltweit größten B2B-Großhandelsplattform Joor. Via Website und mit der Passport-App können die von der Premium und Seek kuratierten Lookbooks der Marken und Key-Looks in virtuellen Showrooms gesichtet und auch geordert werden. On top werden die Händler umfassend über allgemeine Trendstorys und Schlüsselthemen wie beispielsweise das Thema Nachhaltigkeit informiert. „Es war der nächste logische Schritt für uns, unser digitales Angebot mit Premium + Seek Passport zu konsolidieren, um unseren Kunden einen nahtlosen Übergang zwischen Online und Offline zu bieten“, sagt Anita Tillmann, geschäftsführende Gesellschafterin der Premium Group. „Die Digitalisierung ist eine fantastische Chance für Marken und Käufer, relevant zu bleiben und internationale Geschäfte zu tätigen.“ Die digitale Premium + Seek Passport findet vom 14. Juli bis Oktober 2020 statt. Für die Saison Herbst/Winter 2021/22 sollen das digitale Erlebnis mit dem physischen in einem Event in Berlin zusammenkommen. Dort können Marken und Händler über die mobile Passport-App Kontakte austauschen, Termine vereinbaren und direkt ordern. www.premiumexhibitions.com

Die Premium Group übersetzt ihr Erfolgsrezept mit der Veranstaltung Premium + Seek Passport ins Digitale.

Mit der Agentur Ben and startete Vevently Mitte Juli ein Pilotprojekt für den virtuellen Showroom.

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„WIR GEHEN NICHT AUF MASSE, …

Vevently … sondern auf Klasse“, bringt es Drako Palic auf den Punkt. Ende Juli launchten sie gemeinsam mit der Agentur Ben and ihre Plattform Vevently, die neben einem virtuellen Showroom eine Vielzahl von Erweiterungsmöglichkeiten für die Digitalisierung verschiedener Prozesse in einer Agentur ermöglichen soll. Von IT-Experten entwickelt. Alle drei Mitglieder des Teams, Gerhard Wartha, Darko Palic und Stefan Hoferer haben langjährige Erfahrung mit dem Genre und damit, serviceorientierte Lösungen für Agenturen zu finden. „Wir spiegeln den jeweiligen Showroom der Agentur digital und versehen ihn mit allen Möglichkeiten, die der User bereits aus dem E-Commerce kennt. Dabei stehen der persönliche Kontakt mit dem Kunden, die direkte Kommunikation und das persönliche Erlebnis an erster Stelle. Wir arbeiten mit Tools wie Augmented Reality und Virtual Reality, um dieses Erlebnis noch spannender zu machen“, erklärt Gerhard Wartha. Service 24/7. „Jeder Kunde muss sich 24/7 einloggen können, um sich die Kollektionen ansehen zu können. Wir müssen schneller und flexibler sein, auch in der Termingestaltung“, erklärt Stefan Hoferer, der das Branchen-Know-how einbringt. Für Vevently als Hybridlösung, die das virtuelle mit dem realen verbindet, sieht er großes Potenzial. www.vevently.com


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Giulio Di Sabato, einer der Initiatoren von Best Showroom und Inhaber von Sari Spazio Fashion Showroom: „In jeder Krise stecken Chancen. Man muss diese Krisenwelle reiten lernen, als Einheit geht das besser als als Einzelkämpfer.“

BEST SHOWROOM

„WIR BRAUCHEN EINHEIT UND DIGITALE EXZELLENZ“ Mailands Modeshowrooms machen gemeinsame Sache. Unter der Federführung von Giulio Di Sabato, Inhaber des Sari Spazio Fashion Showrooms und Präsident von Assomoda, entsteht Best Showroom. In Zusammenarbeit mit dem Handelsverband Confcommercio Milano und weiteren Showrooms wie Gruppo Zappieri Showroom, Casile & Casile und Studio Zeta will Best Showroom Kräfte bündeln. Erstes Ziel ist die Digitalisierung der Frühjahr-/Sommer-Order 2021.

Sie haben zusammen mit der Confcommercio Milano und anderen Kollegen ein Netzwerk von Showrooms ins Leben gerufen. Bietet gerade die Krise die Möglichkeit, Visionen wahr werden zu lassen? Ich bin davon überzeugt, dass in Krisenzeiten auch immer ganz viele Chancen stecken. Das aus dem Griechischen stammende Wort Krise (krísis) bedeutet ja Wahl und Entscheidung. Es liegt also bei uns, ob wir die Welle der Krise reiten wollen oder darin ertrinken.

Ich bin seit 30 Jahren in diesem Business tätig, erst als Inhaber des Sari Spazio Fashion Showrooms, dann als Präsident der Assomoda und als aktives Mitglied der Confcommercio Milano. Ich beobachte schon seit langer Zeit, wie in Italien und auch in vielen anderen Ländern Agenten und Distributoren meist im Alleingang handeln. Uns ist schnell klargeworden, d. h. mir und einer Gruppe von Kollegen, mit denen ich die Leidenschaft für diese Arbeit teile, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, eine Vision umzusetzen, die ich schon seit etwa fünf Jahren hege. Wir möchten ein Netzwerk aus exklusiven Showrooms für Mailand und Italien kreieren. So entstand das Konzept zu Best Showroom. Der Traum wäre ein gemeinsames Zuhause auch in anderen Städten wie Paris, ein Fashion House für ausgewählte Showrooms, die sich in Größe und Relevanz ähneln, die sich über Werte wie hochwertige Qualität und fairer Wettbewerb einig sind. Wie soll man sich die zukünftigen Orderrunden in Mailand vorstellen? Best Showroom ist ein Verband, in den Agenten und Distributoren nach der Prüfung durch einen Ausschuss beitreten können. Wir haben schon 50 Mitglieder und unser Ziel ist, diese in allen Bereichen zu unterstützen. Es geht jetzt darum, die Kräfte zu einen und ein neues Businessmodell zu kreieren. Das fängt definitiv mit der Digitalisierung an. Wir werden eine gemeinsame Plattform haben, einen virtuellen Showroom, der sich in viele kleinere Showrooms unterteilt. Hier wird sich erst einmal alles abspielen. Die Interessenten können sich alle Kollektionen anschauen und mit der Genehmigung des einzelnen Showrooms ordern. Natürlich ist es wichtig, unsere Mitglieder zu schützen. Zudem möchten wir unsere Mitglieder nicht nur im Verkauf unterstützen, sondern auch ein Full-Service-Paket anbieten, das gemeinsame Kommunikation, Werbung und Internationalisierung beinhaltet. Wie ich schon sagte, ein Fashion House wie wir es aus New York (Fashion Avenue), Los Angeles (LA Mart) oder Miami (Fashion District) kennen, aber eben erst einmal nur auf virtueller Ebene. Anfang Juli 2020 gehen wir voll virtuell in die erste Orderrunde und hoffen dann, das Konzept bald in anderen Ländern umzusetzen. Ich könnte mir sehr gut eine Pop-up-Version von Best Showroom während der Orderrunde in Paris vorstellen. style in progress

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NO LIMITS

Brandlab Fashion Ein Showroom im Louvre oder an jedem anderen Ort, real oder surreal. Ob abstrakt oder exakt nach Vorbild gestaltet, die Masterminds hinter Brandlab Fashion, Jen Drury und Don O’Connell, bieten eine Lösung für den digitalen Showroom. Der Clou an der Sache. Sie transportieren ihren Traum-Showroom in die virtuelle Welt, beanspruchen, der erste voll integrierte digitale Virtual Reality Showroom zu sein. Das Budget … hält sich in Grenzen, die Möglichkeiten nicht. Man kann durch Showrooms laufen, Vorträge und Konferenzen besuchen, an einem Tisch private Gespräche führen und ordern. Das Unterscheidungsmerkmal … ist ein hinterlegtes Kommuni­ kationstool, das Audio- und Video­aufnahmen als Liveschaltung ermöglicht. Man läuft buchstäblich gemeinsam mit bis zu fünf Personen durch den Showroom und

kann sich in Echtzeit über die Ware unterhalten, Produkte herausgreifen, hinterlegte Kampagnen- und Lookbookbilder sehen und digital ordern. Skalierbar ist die Plattform auf bis zu 2.000 Personen gleichzeitig – eine Lösung für kleinere Messen. „Unser Entwicklerteam arbeitete rund um die Uhr daran, eine Lösung zu finden, die es uns erlaubt, unsere virtuellen Showrooms aus der Ferne zu erschaffen, ohne physische Samples in unserem Studio fotografieren zu müssen“, sagt Jen Drury. „Wir sind in der Lage, aus bestehendem, statischem Bildmaterial oder CAD-Zeichnungen, realistische 3D Assets hervorzubringen.“ www.brandlabfashion.com

Der Showroom im Louvre. Brandlab Fashion macht jede Kulisse möglich.

CUUUB

INSPIRIERT VON COMPUTERSPIELEN Ihre Idee vom 3D-Webstore, den man per Mausklick betritt und mit interaktiven Modulen bedient, in dem man Produkte aus dem Regal nehmen und betrachten kann, bevor man sie kauft, entwickelten Frank Dürr und Norbert Ropelt von Acameo auf Basis des Indoor Mapping.

Schrittgeräusche beim Gehen machen das Erlebnis so real: Shopping im 3D-Webshop.

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Frank, Indoor Mapping für Digital Immigrants erklärt? Ein Kamera-Trolley mit 360-Grad-Objektiv fährt durch Räume und scannt sie. Diese Daten übersetzen wir in den digitalen Raum und bilden die Wirklichkeit möglichst detailgetreu ab. Das kann man mit sehr kleinen und sehr großen Flächen machen, sogar mit ganzen Stadtvierteln. Seit unserem Start 2019 haben wir uns auf den stationären Einzelhandel fokussiert und sind mit den ersten 3D-Webstores gestartet. Hemmschwelle Flatscreen, wie betritt man einen Cuuub-Store? Per Klick auf die Türschwelle. Verschiedene Soundeffekte wie Schritte beim Gehen, Hintergrundmusik des jeweiligen Stores und das Schlagen der Kleiderbügel, wenn man ein Teil auswählt, machen das Erlebnis real. Wie sind die Reaktionen im Markt? Die Leute rennen uns die Türen ein. Das Konzept lässt sich auf alles anwenden, vom Showroom bis zur Messe oder Mall, sogar für eine ganze Stadt. Wir nehmen das Einkaufserlebnis im stationären Handel ernst und übertragen es ins Digitale. Also keine VR, denn die Anwendung muss massentauglich sein. www.cuuub.com


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„BISHER KANN NOCH KEINE B2B-PLATTFORM AUCH AI“ Agenturintelligenz ist dein Stichwort. Peter Balzarek, GH Order/Deniba: Dass ich als Gesicht von GH Order von Deniba sage, dass die virtuellen Systeme die persönliche Order nicht ersetzen werden, mag zunächst verwundern. Es ist aber nicht nur meine absolute Überzeugung, sondern auch evident. Egal wie perfekt das B2B-System ist, es fehlt die Magie. Und die AI, die Agenturintelligenz. Die Agenten sind Profis, mit einer ganz besonderen Begabung. Die man virtuell nicht imitieren kann? Wer will das Imitat, wenn er das Original haben kann? Unsere Branche ist unglaublich komplex und es braucht Menschen, die auf den ganzen Wahnsinn eingehen können, den unser Geschäft eben mit sich bringt. Was fehlt am meisten, wenn Messen ausfallen? Ganz klar, die neuen Entdeckungen. Das kann noch keine Orderplattform leisten. Um in Zeiten wie diesen überhaupt etwas Neues an den Start zu bringen, braucht es den Menschen, der sich dein Vertrauen erarbeitet hat, dich zur Seite nimmt und sagt: Ich habe da was ganz Spannendes für Dich. Peter Balzarek ist Gesicht und Herz von Deniba von GH Order. „Die Krise hat in den Agenturen viel Kreativität freigesetzt, die in konkrete Optimierungen unseres Systems übersetzt werden.“

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Der voll integrierte virtuelle Showroom war nur der Anfang. NuOrder baut gerade weitere Funktionen wie auch die Partnerschaft mit Messen aus.

NUORDER

DER GOLIATH Als NuOrder 2011 gelauncht wurde, war das Konzept völliges Neuland in der Branche. Bis heute hat sich der Marktführer vor allem in den USA zu dem etablierten Partner für virtuelle Lösungen entwickelt, der mit 2.000 Marken und 500.000 Händlern weltweit die größte und sicher prominenteste Kundenbasis hat. Heath Wells, Mitinhaber und Co-CEO von NuOrder konnte gerade eine weitere prominente Partnerschaft mit Saks Fifth Avenue bekannt geben.

Heath, NuOrder erklärt in der Länge eines Tweets? NuOrder vermittelt zwischen Marken und Einzelhändlern, um ihnen zu ermöglichen, den Einkauf digital abzuwickeln. Mit uns können Marken ihre Showrooms und den gesamten Verkaufsprozess digitalisieren und die Order voll integriert abwickeln. Der Kunde kann jederzeit von überall ordern. In Amerika haben sie eine prominente Kundenbasis. Wie sieht es in Europa aus? Europa ist für uns ein Wachstumsmarkt. Wir generieren rund 40 Prozent unseres Bruttowarenvolumens außerhalb Amerikas. Was sind die nächsten Schritte, die NuOrder plant? Vor kurzem haben wir ein digitales Messekonzept gelauncht, das über unsere Plattform läuft und es Marken und Einkäufern ermöglicht, einander zu treffen. Wir arbeiten bereits mit den wichtigsten Messen weltweit zusammen und haben kürzlich unsere Partnerschaft mit dem führenden Messeanbieter Informa bekannt gegeben, der Formate wie Coterie, Project und Micam Americas leitet. In den kommenden Wochen werden wir weitere Partnerschaften ankündigen. www.nuorder.com

DIGITAL FASHION WEEK

Fashion Cloud Von 28. bis 30. Juli 2020 lädt die Fashion Cloud zur Digital Fashion Week. Mit einem spannenden Angebot für Marken und Händler markiert die Fashion Cloud ihren Führungsanspruch in ihrem Segment. Mehr als 400 Marken arbeiten mit den verschiedenen Tools des Unternehmens mit Sitzen in Hamburg und Amsterdam. „Wir wollen mit der Digital Fashion Week ein Vakuum füllen“, formuliert es René Schellen, einer der Gründer der Fashion Cloud. „Unsere Gespräche lassen vermuten, dass die Limits um 20 bis 30 Prozent gekürzt werden, umso wichtiger ist es, als Marke schon früh Flagge zu zeigen. Weil der Kick-off auf der Messe fehlt, wollen wir mit der Digital Fashion Week eine Plattform zur Information und Präsentation bieten.“ Neben einem Rahmenprogramm mit Masterclasses haben Marken die Möglichkeit, sich in 20-minütigen Brand Sessions zu präsentieren. Erste bestätigte Teilnehmer sind Comma, Marc O’Polo, Summum Woman oder Digel. Kooperationspartner der Digital Fashion Week sind Unitex, BTE, Katag AG, Euretco, EK/Servicegroup und die Messe Modefabriek. Beworben wird die Digital Fashion Week über alle Kanäle der Fashion Cloud, der Marken und Partner. Für Händler ist die Teilnahme kostenlos. www.fashion.cloud

Ein digitaler Kick-off für die Modebranche veranstaltet von Fashion Cloud: die Digital Fashion Week von 28. bis 30. Juli 2020.

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DIE WICHTIGSTEN CHANCEN

Die Krise ist die Entscheidung, aus ihr zu lernen. Das impliziert schon die Etymologie des griechischen Wortes krísis. Welche Chancen müssen jetzt ergriffen werden? style in progress hat Player der italienischen Modeindustrie gesprochen. Text: Janaina Engelmann-Brothánek. Illustrationen: Claudia Meitert@Caroline Seidler

IDENTITÄT UND KOMPETENZ STÄRKEN

DAS WESENTLICHE AN ERSTER STELLE

Giuseppe Colombo, CEO und Creative Director Gallo 1927 „Diese Krise bietet die Möglichkeit, das tägliche Leben neu zu gestalten und sich auf Grundwerte und das Wesentliche zu konzentrieren. Unsere Werte, wie die Leidenschaft für das, was wir tun, sowie kompromisslose Qualität, Kreativität, Forschung und Innovation machen Gallo schon seit 1927 zum Maßstab in Sachen High-End-Socken. Dies sind die Säulen, auf denen wir die Geschichte unseres Unternehmens aufgebaut haben und die heute dazu geführt haben, dass unsere Kunden bei der Wiedereröffnung nach dem Lockdown in unsere Filialen zurückgekehrt sind. Aber nicht nur. Wir haben gelernt, die Zeit bewusster zu schätzen und daran zu arbeiten, ästhetisch aufregende Produkte zu entwickeln, die jedoch zunehmend ethisch, umweltbewusster und fairer sind.“ 150

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Gennaro Dargenio, Gründer Circolo 1901 „Uns war sehr schnell und deutlich klar, dass wir an einer Frühjahr-/Sommer-Kollektion 2021 arbeiten wollten, die zu 100 Prozent die DNA von Circolo 1901 verkörpern sollte. Stärker als je zuvor möchten wir unsere Identität, Besonderheit und Persönlichkeit ausdrücken. Wir haben als Brand schon immer ein Ziel gehabt: Stil und Eleganz mit Funk­ tionalität und Komfort zu verbinden. Jetzt ist unsere Zeit. Eine Zeit, in der das Über­ flüssige dem Wesentlichen das Feld über­ lassen muss. Ich bin fest davon überzeugt, dass nur mit Kompetenz und Mut in die Zukunft geblickt werden kann.“


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ORT DER MENSCHLICHKEIT

Beppe Angiolini, Inhaber Sugar und Ehrenpräsident der Camera Buyer Italia „Der Lockdown war in Italien eine sehr harte Zeit, und auch jetzt ist nicht alles einfach und rosig, insbesondere für den Einzelhandel. Aber ich muss gestehen, ohne rhetorisch klingen zu wollen, dass ich bereits Veränderungen sehe. Ich sehe mehr Menschlichkeit, mehr Achtsamkeit und das haben wir gebraucht. Als wir am 18. Mai Sugar in Arezzo wiedereröffneten, hatten wir einen unglaublichen Zulauf, es war ein wunderbarer Tag. Jeder war froh, den anderen wiederzusehen und sich mitteilen zu können, es war ein großer Moment der Verbundenheit. Es ist an der Zeit, dass Shops wieder zu Treffpunkten werden, an denen man sich austauscht und gegenseitig zuhört. Es sollen Orte der Entschleunigung werden, in dem man Mode entspannter genießen kann.“

DIE KLEINEN DINGE DES LEBENS

Eleonora Marini, Communication Specialist Rifò S.r.l. „Die Situation, die wir erlebt haben, hat alles in Frage gestellt. Wir haben gemerkt, was notwendig ist und was überflüssig. Wir haben kapiert, dass uns kleine Dinge, wie ein Spaziergang im Wald oder eine selbstgemachte Torte, sehr viel Freude bereiten können. In diesem Moment, den wir Neustart nennen, haben wir die Chance, dieses Bewusstsein in unseren Alltag zu bringen. Wir sind an einem Scheideweg, all das, was wir in dieser Zeit gelernt haben, weiterhin zu beherzigen oder diese Lernzeit als eine Art Nebensatz der Geschichte abzuhaken. Die Wahl liegt bei uns.“

SICH TREU BLEIBEN

Alessandro Squarzi, Stilikone, Showroom-Inhaber und Creative Director von Fortela „All diese Veränderungen sind der Beweis dafür, dass sich Konsistenz am Ende immer auszahlt. Was mich anbelangt, war ich immer konsequent und meine Marke Fortela ist ein Beweis dafür. Ich wollte schon immer Kleidungsstücke kreieren, die nicht flüchtigen Trends folgen, sondern Kultcharakter haben, zeitlose Lieblingsteile mit einer Geschichte. Und ich denke, ich habe die richtige Wahl getroffen. Ich glaube, dass die Veränderungen, die im Laufe der Geschichte immer stattgefunden haben, auch neue Bezugspunkte bieten, aber ich glaube auch, dass die Vergangen­heit immer bleiben wird. Die Geschichte lässt sich nicht einfach auslöschen.“

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Ismail Boulaghmal ist Inhaber von Clubkind Marketing und hat mit vielen Streetwear­ marken kooperiert, so hat er auch das Comeback von Fila mit konzipiert. Hip-Hop, Street- und Sportswear sind ihm eine Herzensangelegenheit.

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CLUBKIND MARKETING

„WER LEADER IST, KANN KEIN FOLLOWER SEIN“ Was können sich Fashionbrands von Fortnite abschauen? Wie hebt man sich in einem Umfeld von Marken ab, für die Kollabos das Allheilmittel für mehr Inhalt sind? Ismail Boulaghmal, Gründer von Clubkind Marketing, hat die Marke Snipes mit aufgebaut und berät heute Unternehmen wie Urban Classics, die Saturn- und die Bestseller-­ Gruppe. Im Gespräch mit style in progress gibt er spannende Antworten. Interview: Nicoletta Schaper. Foto: Clubkind Marketing

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odemarken sollten mehr so agieren, wie das Spiel Fortnite mit seinen Skins verfährt, lautet eine Forderung von dir. Was hat es damit auf sich? Fortnite ist eine erfolgreiche Marke geworden. Ihre Skins, vergleichbar mit modischen Styles der Modemarken, sind oft zeitlich nur begrenzt verfügbar und lösen bei der Community einen richtigen Hype aus. Hier wird etwas kurz Verfügbares produziert, was bei der Community echt begehrt ist, sozusagen on demand und ohne Überschuss. Das definiert die Gesetzmäßigkeiten von Angebot und Nachfrage neu: Jetzt triggert ein Angebot eine Nachfrage, mit der Möglichkeit, viele weitere Angebote zu machen, ohne jegliches Risiko. Genial! Das kann die Modeindustrie heute auch schon. Zumindest im Bereich Textil. Noch tut sich die Branche mit on demand schwer. Dabei lässt es sich jetzt schon recht einfach umsetzen. Zum Beispiel habe ich für einen Popkünstler mit großer Fangemeinde einen Release geplant. Er hat zehn Tage lang eine Capsule zwei Tees und zwei Pullis mit speziellem Print promotet, die die Fans dann innerhalb von nur 48 Stunden online bestellen konnten. Mit dem Erfolg, dass 14.000 Teile bestellt wurden, produziert und ausgeliefert von einem Textilhersteller in Deutschland innerhalb von zehn Tagen. Alle haben profitiert! Sicher wäre die Marge bei der Produktion in China höher gewesen. Aber man kann ruhig mehr Geld in die Hand nehmen für etwas, das exklusiver ist und den Wert der Marke nur steigert. Wer so agiert, würde der Fashionwelt nachhaltig etwas ersparen, was uns die letzten zehn Jahre passiert ist, nämlich Überproduktion und Dauersale. Die Folge ist Entwertung. Sale verschmutzt die Umwelt, ebenso jede Marke, die Sale macht. Sale interessiert die Kids nicht, Sale ist peinlich. Der Kernimpuls von Markenmode ist ja, sich einen Wert

zu kaufen. Nichts anderes hat der Hype um Balenciaga, Gucci, YSL, Fendi, Prada, Off-White und Supreme gezeigt. Ein Sneaker von Gucci hat immer seinen Preis, man bekommt ihn kaum rabattiert. Darum geht es ja in der Jugendkultur: Man will zeigen, dass man etwas von Wert trägt. Wer den Gucci-Sneaker anhat, zeigt auch anderen, dass er etwas Wertvolles anhat. Wer den Sneaker aus dem Sale trägt, zeigt hingegen, dass er nichts nachhaltig Wertvolles anhat. Die Lebensdauer eines Produktes wird immer kürzer, weil Unternehmen ihre Liquidität und Lagerkapazitäten schonen wollen. Das funktionierte früher mit zwei Sale-Phasen im Jahr ganz gut, aber leider hat sich das Sale-Karussell immer schneller gedreht. Umso mehr Konsumenten verabschieden sich in Richtung Preisstabilität, wie sie zurzeit nur von den Luxury Brands gehalten wird. Dabei müssten die Sportswearmarken doch enorm von dem allgemeinen Sportsweartrend profitiert haben, einmal mehr durch stay at home befeuert. Schon, aber dennoch haben viele Sports- und Streetwearmarken im mittleren Segment einen Markenverlust erlitten, weil man nicht mehr wusste, wofür sie stehen. Kein Brand Marketing, keine selektive Distribution, keine klare Linie, kein Give Back an die Kultur hat zur Folge, dass die Profilschärfe verloren geht. Pro Saison werden nicht mehr nur ein, sondern drei, vier Modelle gleichzeitig angeteasert, sodass sich die Releases überlappen. Viele Sportswearmarken hatten Kollabos ohne nachvollziehbaren Wert und Inhalt gemacht und so einmal mehr die Führung den Luxury Brands überlassen. Die Zeit der Kollabos ist für mich ohnehin über dem Zenit. Wenn Virgil Abloh etwas mit Ikea macht, zeigt das auch, dass für ihn Kollabos mit Modemarken nicht interessant sind. Brands wie Louis Vuitton pflegen ihren Wert, bauen auf ihre Ikonen, ebenso wie zum Beispiel Supreme, Apple und Cartier. Der Wert kommt von Marken, die die Leadership für sich beanspruchen, die vorgeben, was läuft, anstatt sich etwas diktieren zu lassen. Dabei geht die Macht doch heute vom Konsumenten aus. Wer Leader sein will, darf kein Follower sein. Brands, die zu konsumentengetrieben sind, sind immer in einer Abwärtsspirale. Hat Andy Warhol jemanden gefragt, bevor er die Campbell-Dose gemalt hat? Oder Amy Winehouse, bevor ihre Musik kam? Tinker Hatfield wurde anfangs dafür belächelt, dass er Luft in eine Sohle verbauen wollte! Kreativität ist nun mal Kunst, und wer Teil einer bestimmten Kultur ist, versteht ihre Kunst und kreiert Produkte, die die Community dieser Kultur gern kauft. Ohne Sale.

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DAS IST JETZT VERGANGENHEIT

Jetzt ist genau die richtige Zeit, Entwicklungen und Eigenarten der Branche zu überdenken und den Fokus neu auszurichten. Was bleibt (hoffentlich) Vergangenheit? Das beantworten Händler und Branchenprofis. Text: Stefanie Buchacher. Illustrationen: Claudia Meitert@Caroline Seidler

ZU VIEL WARE, ZU FRÜHE AUSLIEFERUNGEN

Anneliese Reiter, Inhaberin von Frauenzimmer „Während des Lockdowns hat sich ein Bewusstsein für Regionalität und Qualität der Produkte breitgemacht. Viele unserer Kunden machen sich nun Gedanken darüber, ob sie ihr Objekt der Begierde vor Ort erhalten können, bevor sie den Warenkorb eines großen Onlineriesen anklicken. Was hoffentlich Vergangenheit bleibt: Zu viel Ware, zu frühe Auslieferungen und vielleicht schaffen wir es alle zusammen, mit diesen Rabattschlachten aufzuhören, was sich selbstverständlich ergeben würde, wenn weniger Ware am Markt wäre.“

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WENDEPUNKT DER HYPERGLOBALISIERUNG

Dominic Fellinger, Inhaber Fellinger Moden „Ich hoffe, dass dieser Zeitpunkt ein Wendepunkt der Hyperglobalisierung ist. Viele Dinge müssen sich ändern. Viele Hebel können nicht (nur) vom Handel getätigt werden, sondern viel mehr von der Industrie. Vergangenheit sollten Lieferrhythmen sein, die nicht im Einklang mit den Jahreszeiten sind. In Hinsicht auf diese Situation haben wir unser Limit schon vor Saisons geändert. Ich weigere mich, Produktgruppen oder Marken zu kaufen, die zum großen Teil reduziert verkauft werden, wie z. B. dicke Winterjacken. Wirklich Vergangenheit sollte der Onlinehandel mit kostenlosem Versand und Retouren sein und dass es dem Kunden nicht so leicht gemacht wird, unendlich viel Ware gratis zu bestellen und auch noch gratis zurückzuschicken. Und wovon wir auch wegkommen sollten, ist die Geringschätzung von Wert. Wertigkeit soll wieder mehr wert sein.“


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VERRÜCKTE RHYTHMEN, GROSSE ABNAHMEMENGEN Jule Ehrenreich, Inhaberin Lautenschlager „Wir freuen uns darauf, wenn das unbeschwerte Shoppen in unseren Store zurückkehrt und wir unsere Kunden mit einer Umarmung oder einem Glaslerl Sekt oder Kaffee begrüßen dürfen. Unabhängig davon wäre es jetzt an der Zeit, etwas zu ändern. Vergangenheit sollten beispielsweise verfrühte Oder- und Liefertermine oder zu hohe Abnahmemengen sein. Wenn sich alles mehr den aktuellen Saisons anpassen würde und nicht schon im Januar die kurzen Hosen oder im August die Mäntel herein­flattern. Oder dass bei manchen Firmen die Abnahmemengen ein bisschen herunter geschraubt werden – gerade wenn 8er oder 12er Lots vorgegeben sind, ist das für uns sehr viel auf der Fläche.“

VERFRÜHTE RABATTAKTIONEN ADE

Kirsten Esser und Anke Kemp, Inhaberinnen Dein Lieblingsladen „Corona hat einen Perspektivenwechsel angestoßen. Ziel sollte sein, Lieferzeiten anzupassen, um der steigenden Nachfrage nach Ready-to-wear-Mode gerecht zu werden, so dass auch verfrühte Rabattaktionen der Vergangenheit angehören. Statt der Globalisierung sollten europäische Geschäftsbeziehungen intensiviert und internationale Versandwege überdacht werden, denn die Konsequenzen für die eingeschränkten Lieferketten und Warenverfügbarkeiten waren für Händler und Kunden spürbar. Wir wünschen uns, dass der Wettbewerb unter den Händlern aufhört und unabhängig davon der Zusammenhalt gestärkt wird (Stichwort #support­ yourlocals). Am Ende erfreut sich der Kunde an einem Stadtbild mit kleinen, individuellen Geschäften. Statt bei Onlineriesen kauft er gerne bei engagierten Händlern.“

WENIGER WETTBEWERB, MEHR MITEINANDER

Meta Pesch, Inhaberin Agentur Pesch „Was ich hoffe, was danach der Vergangenheit angehört? Konkurrenzdenken. Ich würde mir so sehr wünschen, dass wir durch Corona gelernt haben, dass wir nur gemeinsam stark sein können oder gemeinsam noch viel stärker werden. Ich fand es so wunderschön, zu sehen, wie in meiner Whatsapp-Gruppe einer dem anderen geholfen hat und sich alle gegenseitig mit Tipps und Infos versorgt und sich gegenseitig motiviert haben. Selbst dann, wenn sie echte Wettbewerber um die gleichen Endverbraucher sind! Ich selbst liebe diesen Community-Gedanken und versuche, ihn – wo immer es geht – zu leben. Das war für mich einer der positiven Nebenaspekte von Corona. Das Miteinander, der Austausch, das tiefe Verständnis und Mitgefühl für einander.“

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u G te d GrUn e, gutes Business

MODE

Die Mode hat ihre Leichtigkeit verloren, um Substanz zu gewinnen. Wer nach der Wieder­ eröffnung gute Geschäfte gemacht hat, tat das aus Gründen: Weil er Beziehungen hatte und pflegte, weil er Sehnsüchte erkannte und deckte oder weil er Argumente aufspürte und kommunizierte. Die Mode hat die einmalige Chance, ein neues Narrativ zu entwickeln. Statt eines plumpen „Das ist neu“ geht es jetzt um all die anderen Gründe, die zum Kaufen an­ regen oder den Kauf rechtfertigen. Redaktion: Isabel Faiss. Text: Isabel Faiss, Nicoletta Schaper, Kay Alexander Plonka. Fotos: Marken

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MODE

Future Technology

Der Teufel steckt nicht nur im Detail, sondern in der Faser. Das Experimentierlabor wird dabei kurzerhand in die Natur verlegt. Die Avantgardisten und Pioniere auf dem Gebiet experimentieren mit Beimischungen von Graphit, Algen und phosphoreszierenden Partikeln von Meerestieren. Ecoalf präsentiert eine neue Faser, die durch Photokatalyse Stick- und Schwefeldioxide sowie Feinstaubpartikel aus der Luft filtert und Bakterien zerstört. Der Weg ist hier das Ziel und dieses hat eine klare Vision: die Mode für Mensch und Umwelt besser zu machen.

Senscommon

EgonLab

Vollebak

C.P. Company

Vollebak

SAUBERE LUFT „Wir stellen eine neue ökologische Technologie vor, die während des Tragens die Luft reinigt und hilft, Bakterien abzutöten. Das ist eine wirksame Schutzmöglichkeit mit hohem Potenzial im Kampf gegen Luftverschmutzung und der Übertragung von Infektionskrankheiten. Die Firma Pureti, mit der wir kooperieren, ist Teil des Projekts Horizon 2020, eines der wichtigsten Forschungs- und Innovationsprogramme in der EU, das dabei helfen will, die Schadstoffbelastung zu bekämpfen. Die Stoffe verringern den Verunreinigungsgrad um 40 Prozent und töten 99,99 Prozent aller Bakterien. Das Coating einer Jacke oder eines Sneakers konvertiert die Verunreinigung durch Photokatalyse in Wasserdampf und Salz. So können wir mit etwa 1,5 Jacken oder 12 Paar Sneakers die Luftverpestung von 10.000 Autokilometern kompensieren.“ Javier Goyeneche, Gründer und President von Ecoalf

Ecoalf

Senscommon

P.E.Nation

Ecoalf

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MODE

Logo-ism

Status und Luxus sind in Bedrängnis: Wenn das Publikum fehlt, braucht es weniger Show-off. Könnte man meinen. Doch nicht zuletzt wegen der neuen, prominenten Werbefläche mitten im Gesicht eines Kunden geht die Logo-Liebe in eine neue Runde. Warum das Plakative boomt, hat aber viel einfachere Gründe: Onlineshops verzeichnen die meisten Zugriffe via Mobile Device, der Smartphon -Bildschirm ist nicht für subtile Reize gemacht. Auch die Vermarktung der Produkte sowie das Sich-zur-Schau-Stellen passiert hauptsächlich am kleinen Screen – da sind deutliche Botschaften der Weg zum Ziel.

CyK by Constantly K

Mads Norgaard

Les Deux

Re/Done

WAY OF LIFE „Das Logo ist für uns mehr als nur ein Weg, die Marke zu zeigen. Uns geht es dabei darum, einen Lifestyle und ein Zugehörigkeitsgefühl zu vermitteln – unsere Heimat. Das zeigt, wer wir sind und was wir gemeinsam mit den Menschen aufgebaut haben, die uns in den vergangenen Jahren auf unserer Reise begleitet haben.“ Andreas von der Heide, Mitbegründer Les Deux

The Colorful Crew/Greenstyle Munich

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Marc O’Polo

Ecoalf


MODE

Kirin

Constantly K

Save the Duck

Balr

Green Berlin

Stetson

Adidas x GAA

Lightning Bolt

Lightning Bolt

National Geographic

Templa

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MODE

Less and better

Geld für Mode ausgeben? Gerne, wenn gesichert ist, dass soziale und ökologische Standards hochgehalten werden. Die Krise hat den Menschen ein deutlicheres Verständnis davon gegeben, dass alles miteinander zusammenhängt und dass der bewusste Modekonsum sehr wohl einen Unterschied macht. Weniger, dafür umso besser. Die geleerten Schränke will man nicht wieder ohne Sinn, Verstand und Moral füllen. Das beschert werthaltigen Stücken neue Aufmerksamkeit. Ein besonderes Teil statt einer ganzen Tüte halber Sachen.

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Wool & Co

Marc O’Polo

360 Cashmere

Lemon Jelly/Greenstyle Munich

American Vintage

Circolo 1901

Sassenbach

Tom Ripley

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MODE

Selected Femme

North Sails

Closed

Michael Coal

Blauer USA

Mey

Goldgarn

INNOVATION IST PFLICHT „Stillstand ist das falsche Signal, wir wollen Neues bieten und glauben an die Zukunft. Auf die Kollektion übersetzt, heißt das deutlich mehr Farbe für Feinstrick, ganz neue superfeine Jacquard-Strickpolos sowie gestrickte Overshirts in cooler Funktionsware. Dabei schließt die Innovation Langlebigkeit nicht aus, im Gegenteil. Der Kunde sucht hochwertige Produkte, die vielleicht mehr kosten, dafür aber über die Saisons hinweg Lieblingsteile bleiben. So wird es in der neuen Kollektion auch wieder cleane Basics geben, die die DNA von Phil Petter ausmachen.“ Anja Grabherr-Petter, Geschäftsführerin Phil Petter

Dualist

Dornschild

Lightning Bolt

DU4

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MODE

Hedonismus

Diese Magie hat die Mode: In einer noch stärker von Ratio getriebenen Gesellschaft einfach mal alles vergessen und sich ganz der Emotion hingeben. Sich belohnen, sich erfreuen, sich ergötzen. Die wichtigsten Stellschrauben für diesen schönen Rausch müssen auf Herstellerseite gedreht werden. Die Antennen für Preis-Leistung sind fein wie nie. See now, buy now funktioniert nur, wenn das Preisetikett keine unangenehme Überraschung birgt. Sehen wir einer Realität ins Auge: Marken, deren Preise nur im Sale oder Outlet angemessen scheinen, haben ein Problem, das auch eine Regulierung der Sale-Phasen nicht lösen kann.

Lemon Jelly/Greenstyle Munich

Hero7

Baum und Pferdgarten

Belle Ikat

Munthe

Hayley Menzies

Kleed

Day Birger et Mikkelsen

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WUNDERSCHÖNE WARE „Man sagt zwar immer, die Frauen kaufen emotional. Mittlerweile glaube ich allerdings, dass das auch für Herren gilt. Vielleicht ist der emotionale Impuls noch nicht das Anschauen alleine, auf jeden Fall aber das Anfassen. Schöne, wertige Ware ist eine haptische Verführung, der Männer gerne erliegen. Insbesondere dann, wenn das Preisetikett keine böse Überraschung birgt, sondern das Bauchgefühl auch noch einmal vom Kopf Bestätigung bekommt.“ Wolfgang Müller, Inhaber Tom Ripley

MODE

Copenhagen Studios

Ivko

LaMartina

Izmee

Marc O’Polo

Silk Sisters

Les Copains

Lollys Laundries

Pin 1876 by Botto Giuseppe

La Milanesa

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MODE

New Work

Wenn im Herbst in Deutschland das Recht auf Homeoffice verbrieft wird, trifft das die Konfektionäre in ihrer allerletzten Bastion. Im Smart-Working-Modus erodieren Dresscodes endgültig. Darüber, ob in Jogginghosen auch der gute Geschmack erodiert, streiten die Stilexperten. Faktum ist, die neue Arbeitsrealität ist Katalysator einer schon lange andauernden Verschiebung hin zu mehr Komfort und cooler Lässigkeit. Das gilt in vollem Umfang auch für die Damen, die sich allerdings auch noch anders zu helfen wissen. Schmückendes für alles oberhalb der Tischkante gewinnt enorm an Bedeutung, die Schuhe verlieren dagegen. Auch mal spannend.

Sassenbach

Patrizia Pepe

RRD

Gestuz

Gant

Lovjoi

GEPFLEGTE LÄSSIGKEIT „Die Kreativität wird aktuell von Reduktion und der Konzentration auf das Wesentliche geprägt. Der Trend zu mehr Lässigkeit und weiteren Silhouetten setzt sich zwar fort, aber jetzt nach der Krise glaube ich an Ästhetik und Sexiness. Vielleicht noch nicht in dieser Saison, aber in der nächsten. Die Sehnsucht nach Erleben ist groß und das wird sich auch im Konsum zeigen. Der Mensch ist nicht so geschaffen, sich nur auf das Allernötigste zu beschränken. Er will auch das, was er nicht wirklich braucht.“ Marco Götz, Gründer Drykorn

Sophie Schnoor

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MODE

Marni

Mads Norgaard

Aymuse

Pommandère

Circolo 1901

Aybi

Philosophy di Lorenzo Serafini

Nümph

Sun 68

Manuel Ritz

Charles & Keith

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MODE

Architektur und Skulptur

Skulpturale Formen treffen auf architektonischen Minimalismus. Als sei der Körper ein Bauwerk, geht die Avantgarde konstruktiv ans Werk. Klare, gerade Formen und übertriebene Volumen zitieren aus den Lehrbüchern des Bauhaus und der Botanik. Die Mode verliert ihre oberflächliche Kostümierung, sie dient wieder einem Zweck. Hinter dem vermeintlichen Minimalismus steckt ein großer Reichtum: an Recherche, an Verständnis, an Innnovation. Weil die Baumeister der neuen Mode ihre Materialien kennen, gelingen plötzlich wieder große Würfe.

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Shipsheip

Judy Zhang

Mads Norgaard

Alberta Ferretti

EgonLab

Second Female

Minimum

House of Dagmar

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MODE

Simonetta Ravizza

Canali

Richert Beil Utopia

Envin Levé

Drome

Rianna+KENDIMA

Cecilie Bahnsen

Marni

GRENZEN AUFBRECHEN „Ich lehne die Vorstellung ab, dass etwas, um verständlich zu sein, vertraut, allgemein oder formelhaft sein muss. Anstatt Vorhandenes zu wiederholen, möchte ich die vorher bestehenden Grenzen aufbrechen und die Idee von dem, was etwas ist, und der Funktion, der es dient, in Frage stellen. Es liegt Trost in dem, was vertraut und etikettiert ist. Ich möchte diesen Komfort aufbrechen, eine Kategorie neu definieren und eine neue Art und Weise schaffen, die die Funktion und den Zweck der Mode in Frage stellt.“ Rob Maniscalco, Creative Director Templa

Judy Zhang

J. Lindeberg

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MODE

Digital Fashion

Nichts bleibt, wie es war. Und vorne weg gehen wie immer die Pioniere, vor allem, wenn es um die bedingungslose Professionalisierung im Design- und Produktentwicklungszyklus geht. Mit einer Selbstverständlichkeit gehen hier fachliches Know-how und technischer Fortschritt eine Liaison ein, die ganz nebenbei die gesamte Branche revolutioniert. Wie sehr die Digitalisierung die Mode verändert, ist noch absolut nicht absehbar – absehbar ist, dass aktuell schon die Beschäftigung mit den Möglichkeiten neue Synapsen in den Hirnen der Designer verknüpft. Übrigens auch, was intelligente Warensteuerung betrifft: Shifts von Frühjahr/Sommer 2020 nach 2021 waren überall dort schnell Realität, wo intelligente Managementtools schon lange an der Tagesordnung sind.

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Mey

Maqu

Alberto

Peuterey

Gant

Bogner

Sealup

Sportalm


TRANSPARENZ „Was einst ein sehr zeitintensiver Prozess mit vielen physischen Moodboards war, hat sich dank Digitalisierung enorm vereinfacht. Indem wir unsere PLM-Produktinhalte nutzen, können wir team- und raumübergreifend präsentieren, was zu mehr Transparenz und zu schnelleren Entscheidungen führt und auch den Prototypenprozess verkürzt – und darüber hinaus einen nachhaltigeren Fußabdruck erzeugt.“ Karen Vogele, Executive Vice President Product & Design Gant

MODE

Manuel Ritz

North Sails

Sun 68

Drykorn

Parajumpers

Floris van Bommel

Blauer USA

Phil Petter

BomBoogie

Marc O’Polo

People of Shibuya

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VOR ORT

STOREFRONT THE MORE, THE BETTER

Schwierige Fragestellungen erfordern komplexe Antworten? Nicht immer, vor allem, wenn es um den Handel geht, wo der prominenteste Lösungsansatz den Namen impliziert. Handle! Momentan macht keiner einen Fehler, außer, er macht gar nichts. Der Einzelhandel hatte während des Shutdown die historische Chance, alles auszuprobieren, was in puncto Kundenbindung, Kommunikation, Interaktion und Digitalisierung möglich ist. Der Improvisation waren und sind keine Grenzen gesetzt.

TICKER

Text: Isabel Faiss, Stephanie Buchacher. Fotos: Stores

Mela Beuer (ganz rechts) und ihr Team launchten quasi über Nacht einen eigenen Onlinestore für alle Kunden und Marken der Agentur.

Melagence Local

#SUPPORTEACHOTHER Im März startete Mela Bauer mit der Agentur Melagence eine digitale Serviceoffensive für ihre Kunden. Daraus entstand die Idee zu Melagence Local, einem eigenen Onlineshop exklusiv für die Kunden der Agentur und Marken aus dem eigenen Sortiment. „Über Nacht hatte jeder Store Zugang zu einem hochwertigen Onlineshop mit dem entsprechenden Traffic, unsere Marken ein aktives Schaufenster und wir als Host eine gewisse Mitsprache“, beschreibt es Mela Bauer. local.melagence.com

Die neu eingetroffene Sommerware per Videochat bestaunen, Impressionen und Tipps zu Outdooraktivitäten – Frank Hirt nahm seine Community einfach überall hin mit. Kerstin Feiertag kämpft mit Einsatz und Eigenleistung.

Sestra Store, Graz

ÄRMEL HOCKREMPELN X-Sport Kastellaun, Hunsrück

WEIT ÜBER DEN STORE HINAUS Die geschlossene Ladentür verstand Inhaber Frank Hirt von X-Sport Kastellaun eher als Aufforderung denn als Blockade. Über Instagram und Facebook band er seine Kunden lebensnah und sehr persönlich in seinen Alltag als Einzelhändler ein: mit Produkt- und Familienvideos, spannenden Outdooraktivitäten, kreativen Gewinnspielen, telefonischer Fachberatung, CO2-neutralem Lieferservice per Rad und jeder Menge fachgerechtem Unterhaltungsfutter für die Community. www.x-sport.de

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So lautete die Devise von Kerstin Feiertag, die nur 18 Tage nach dem Lockdown eine Website mit Onlineshop launchte. Zudem war Sestra verstärkt auf Instagram aktiv, auch in Zusammenarbeit mit lokalen Bloggern, und konnte so gute Umsätze verzeichnen. Was sich gerade in Krisenzeiten bewährt: Stammkunden, „die schon immer bewusst lokal einkaufen und dieses Verhalten nun noch verstärken“ und ein ausgewähltes Sortiment. „Vielmehr verkaufen wir ein Lebensgefühl und ganz viel Individualität.“ www.sestra-store.com


VOR ORT

Bube & König, Nürnberg

DON’T LET THE GOOD ONES GO! So lautete im März der Aufruf des Bube & König Teams auf der Crowdfunding-Plattform Startnext, wo innerhalb kürzester Zeit rund 4.500 Euro zusammenkamen. Beispielsweise so: „Bei einer Spende von 200 Euro erhaltet ihr einen Gutschein über 100 Euro und ein Bussi!“ Begleitet von Werbemaßnahmen auf Social-Media-Kanälen wie Instagram und einem kurzfristigen Lieferdienst plus Gutscheinverkauf sind die drei Ladeninhaber gut durch die letzte Zeit gekommen. www.bubeundkoenig.de

Sie haben ihre Kunden ins Boot geholt: Steven Kautler, Raimar Bratt und Sandro Nuzzo von Bube & König in Nürnberg.

Three Monkeys 030, Prien am Chiemsee

HUMOR IS THE KEY

Mit schrägen Aktionen überrascht Esther Süß-Wörz ihre Kunden nicht nur, sondern lockt sie manchmal sogar aus der Reserve. Dann gibt’s spontan 10 Prozent auf den Einkauf für diejenigen, die am Valentinstag ein Liebeslied singen oder vor dem Laden einen Skateboard-Trick zeigen. Das sticht im beschaulichen Prien am Chiemsee heraus und auch bei Instagram, wo die Three Monkeys dem Shutdown mit Witz und Ehrlichkeit die Stirn bieten. Mit dem Ergebnis: extreme Nachfrage, Kundenberatung 24/7 per Direktmessage und bis zu zwölf Stunden Handyzeit für die Inhaber. www.threemonkeys030.shop

„Wir wollen die Kunden zum Lachen bringen“, sagt Esther Süß-Wörz – im Store, via Social Media und über den im Shutdown gelaunchten Onlineshop.

Sie legte mit Instagram den Grundstein für ihren Erfolg in der Zwangspause: Kerstin Görling von Hayashi in Frankfurt.

Hayashi, Frankfurt

UNTER HOCHSPANNUNG: DER DIREKTE DRAHT ZUM KUNDEN Kerstin Görling hat mit ihrem Team die Zeit des Shutdown über „geschuftet, aber es hat sich ausgezahlt“. Innerhalb kürzester Zeit zogen sie quasi als Untermieter in den Onlineshop des Stores Uebervart von Daniel Steindorf in Frankfurt ein, um eine eigene Onlinepräsenz zu haben. Außerdem veranstalteten sie LiveShopping-Events über den eigenen Instagram-Kanal. Der Clou: Innerhalb einer Stunde nahm das Team von Hayashi den Umsatz eines normalen Verkaufssamstags ein. „Dafür war unsere lange Vorarbeit, die wir über Instagram in den letzten Jahren geleistet haben essenziell. Von unseren rund 27.000 Followern waren durchschnittlich 200 bei den Live-Shopping-Events dabei, was auch zu einer Art Wettlauf im Verkauf geführt hat.“ Diese unmittelbare und sehr persönliche Nähe zu ihren Kunden ist die positive Erfahrung, die Kerstin Görling für sich und ihr Team auch in Zukunft beibehalten möchte: „Man darf diesen direkten Draht zu seinen Kunden nie verlieren.“ www.hayashi-shop.com

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VORORT MIT PERSÖNLICH KEIT

Alles andere als anonym, bloß nicht stereotyp und mit so viel Persönlichkeit wie möglich: Wer in den 20er-Jahren des neuen Jahrtausends ins Abenteuer Retail startet, verschreibt sich diesem Austausch mit Haut und Haaren. Dass menschliche Nähe oberstes Gebot bleibt, auch wenn sie gerade nicht opportun ist, lässt diese Generation Läden nicht verzweifeln. Ihre Bande zum Kunden sind eng gestrickt – wenn nötig, auch auf Distanz. Text: Stefanie Buchacher, Martina Müllner-Seybold, Kay Alexander Plonka, Nicoletta Schaper, Veronika Zangl

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VOR ORT

Auf rund 300 Quadratmetern erstreckt sich der junge Streetwearstore Franz Kitz.

Franz Kitz / KITZBÜHEL

TIROLER FREIDENKER

Fotos: Franz Kitz

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as Ambiente erinnert an ein hippes Großstadtloft: rohe Wandteile, unverputzte Kabel an der Decke und hie und da noch die Fliesen des Vormieters. Tatsächlich sorgt Franz Kitz seit 2017 im illustren Tiroler Skiort Kitzbühel für neuen Wind. „Wir wollen etwas Leistbares für Junge und Junggebliebene bieten“, erklärt Lucas Etz, einer der Geschäftsführer des Lifestylestores in der zentrumsnahen Bichlstraße. Dazu zählt die an die Verkaufsfläche angeschlossene Bar im hinteren Teil des Ladens. Wer will, kann also während des Shoppens italienische Kaffeespezialitäten, Craft Beer, Wein oder Ähnliches konsumieren. „Das Interieur greift das Nachhaltigkeitsthema auf. Statt State of the Art setzen wir auf alte Holzstühle, die neu bezogen wurden. Warenträger aus Holz sorgen dafür, dass der Store bei Bedarf trotzdem räumlich von der Gastro abtrennbar ist. Da die Bar auch abends geöffnet hat, ist das unabdingbar.“ Der Handel befindet sich im vorderen Bereich des Ladenlokals. „Wir bieten ein breites Sortiment an Streetwear. Dazu gehört beispielsweise eine Wand mit New Balance, Arkk, Puma und anderen Sneakern. Weitere Hauptlieferanten sind Iriedaily, Champion, Carhartt, Nike oder Happy Socks.“ Neuem steht das Lifestylekonzept offen gegenüber. Davon zeugt auch die eigene Pop-up-Fläche im Geschäft. Die zentrumsnahe Lage spricht für sich. „Vor allem mit Parkplätzen ist das in Kitzbühel immer so eine Sache“, erzählt Lucas Etz, der froh ist, mit der fußläufigen Lage sehr gut erreichbar zu sein.

Lucas Etz, Manuel Gianmoena und Alexander Etz sind Franz Kitz. Mit ihrem Lifestylekonzept bringen sie neuen Schwung in den noblen Wintersportort.

Franz Kitz Bichlstraße 22, Kitzbühel/ Österreich, www.franz-kitz.com Eröffnung: Juli 2017 Inhaber: Lucas Etz, Alexander Etz, Manuel Gianmoena Verkaufsfläche: Handel 200 qm, Gastro 140 qm Marken: Arkk Copenhagen, Carhartt, Champion, Happy Socks, Iriedaily, Kapten & Son, New Balance, Ellesse, Nike, Under Armour

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VOR ORT

Zurückhaltendes Schwarz-Weiß im Storedesign bereitet die perfekte Bühne für High Fashion.

The Corner by Phänomen / LUZERN

ONE STEP BEYOND Mit ihrem neuen Store wagen Marina Bayat-Rogger und Laura Rogger den Schritt ins Luxussegment. „Ein Hotspot für Luxusmode hat bislang in Luzern gefehlt“, sagt Marina Bayat-Rogger, „das wollen wir ändern.“ The Corner ist ein Eckhaus am historischen Weinmarkt, wo auch die zwei weiterhin bestehenden Phänomen-Stores beheimatet sind. Auf vier Etagen wird High Fashion etwa von Givenchy, Stella McCartney, Saint Laurent und Balenciaga präsentiert, in offenen Räumen mit großen Fenstern. „Im Erdgeschoss gibt es neben Accessoires eine Bar als Ort der Begegnung“, erzählt Marina Bayat-Rogger. Die oberen Geschosse sind intimer, zwei davon mit Womenswear und die oberen mit Menswear. Die Aussichten sind vielversprechend. Als einer der weltweit wichtigsten Umschlagplätze für Uhren zieht Luzern eine kaufkräftige Klientel aus dem asiatischen wie arabischen Raum an. Dazu kommt die treue Stammkundschaft von Phänomen. Von jeher hat die Familie auf persönliche Begegnung und Beratung gesetzt. Nicht als Strategie; es ist viel mehr das, was Phänomen seit 1988 ausmacht. Was Sonja und Fritz Rogger-Furrer mit Pioniergeist und Passion begonnen haben, führen die Töchter in die Zukunft, noch mit Support. Während Sonja Rogger-Furrer beim Ein- und Verkauf sowie administrativ unterstützt, verantwortet Fritz Rogger-Furrer mit Leidenschaft Umbau und Visual Merchandising von The Corner. Nun plant er den Ausstieg. Er weiß Phänomen in guten Händen, weil Laura Rogger und Marina Bayat-Rogger einen guten Job machen. Konsequent ohne Onlinebusiness, dafür live am Standort Luzern. 174

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Ist die Krise ein guter Zeitpunkt für einen neuen Store? „Wenn wir unseren Job gut machen und persönlichen Service bieten, haben wir eine Zukunft“, ist Familie Rogger überzeugt.

The Corner by Phänomen Weinmarkt 7, Luzern/Schweiz www.phaenomen.ch, www.fashion-lifestyle.ch Inhaber: Sonja und Fritz Rogger-Furrer Geschäftsführerinnen: Laura Rogger, Marina Bayat-Rogger Eröffnung: Juli 2020 Anzahl Mitarbeiter: 7 Verkaufsfläche: 400 qm Frauenmarken: Balenciaga, Etro, Givenchy, Moncler, Saint Laurent, Stella McCartney, Valentino Herrenmarken: Balenciaga, Dolce & Gabbana, Ermenegildo Zegna, Givenchy, Moncler, Saint Laurent, Stone Island, Valentino


VOR ORT

Three Monkeys 030 / PRIEN AM CHIEMSEE

WELCOME TO THE JUNGLE

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er kennt sie nicht, die drei Affen, die sich Augen, Ohren und Mund zuhalten. Dahinter steckt in der japanischen Mythologie eine tiefere Bedeutung: Wer über Schlechtes nicht spricht, es nicht im Blick hat oder nicht davon hört, verändert sein Leben zum Positiven. Diese Allegorie gefiel Esther und Frank Wörz sowie Tochter Amelie. Drei radikal positiv denkende Menschen. Entstanden ist ein Raum für Freu(n)de, Herzlichkeit und Freigeist, in dem Menschen unterschiedlichster Couleur aufeinandertreffen oder auch gerne einfach einmal abhängen – und mittels des unkonventionellen Sortiments echte Begegnungen und Gespräche entstehen. Three Monkeys 030 offenbart auf gut 110 Quadratmetern eine eigene Welt, in der es sich zu stöbern lohnt: nach Klamotten, Accessoires, Design-Utensilien, Geschirr, Postkarten, Schmuckstücken oder nach den eigens entworfenen Shirts, Sweatern und Accessoires mit dem Print „Life ist better at the lake“, die in Kooperation mit einem dänischen Label entstanden und mithilfe eines alten Stempeldruckverfahrens bedruckt werden. Integriert ist auch ein eigener Corner für Freitag Taschen. „Ich liebe es, Menschen zum Lachen zu bringen, zu schockieren und zu inspirieren“, sagt die umtriebige Ladeninhaberin Esther, „denn oft zeigt sich, dass Gegensätze doch zusammenpassen.

Three Monkeys 030 Seestraße 8 Prien am Chiemsee/Deutschland @threemonkeys030 Inhaber: Esther Süß-Wörz, Frank Wörz Eröffnung: Februar 2018 Verkaufsfläche: 110 qm Marken Fashion und Accessoires: Derbe, Freitag, Quiksilver, Ripndip, Roxy, Stance, Marken Lifestyleartikel: Broste Copenhagen, Kay Bojesen, Normann Copenhagen

Mit den drei weisen Affen aus einem japanischen Mythos fühlen sich Esther und Frank Wörz sowie Tochter Amelie nicht nur verbunden – sie dienen auch als Namensgeber ihres unkonventionellen Conceptstores am Chiemsee.

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VOR ORT

Elisabeth Vienna / WIEN

STILWELT

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2016 eröffnete Sabine Groiss Elisabeth Vienna, sie versteht ihren Laden als ein Zeichen für den stationären Handel.

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Elisabeth Vienna Wollzeile 34, Wien/Österreich www.elisabethvienna.at Geschäftsführerin: Sabine Groiss Eröffnung: 2016 Verkaufsfläche: 60 qm Marken: Cambio, Cellar Door, Selected Femme, Someday, Xacus u. a.

Fotos: Elisabeth Vienna

ie Wollzeile kennt in Wien jeder. Dass Sabine Groiss die Straße als Standort für ihren Store wählte, war Zufall. „Ich kannte Wien bis dahin nur als Touristin“, erklärt die gebürtige Deutsche, die der Liebe wegen nach Österreich zog. „Ich habe also nicht die Frequenz gemessen. Die Wollzeile fiel mir auf, weil es so eine charmante Straße ist, wo es noch individuelle, inhabergeführte Geschäfte gibt. Es ist wie ein Bezirk im Bezirk, man kennt und grüßt sich.“ Der Österreich-Bezug spiegelt sich auch im Namen, der an Kaiserin Elisabeth angelehnt ist. „Eine selbstbewusste Frau, die mitten im Leben und mit beiden Beinen auf dem Boden steht“, erklärt Sabine Groiss. Ihr war es wichtig, mit Elisabeth Vienna ein Zeichen zu setzen. „Der stationäre Handel wird gerne totgesagt, aber ist das wirklich so? Mit einer klaren Aussage und einem klaren Konzept konnte ich mir das nicht vorstellen.“ Groiss trat zum Gegenbeweis an, das war 2016 – Elisabeth Vienna gibt es immer noch. „Ich bewege mich mit meinem Sortiment in einer Stilwelt, Mode ohne Chichi trifft es am besten. Qualität, Passform und Preis-Leistungs-Verhältnis sind für mich extrem wichtig. Deshalb finden Kundinnen bei mir ein Shirt für 20 Euro genauso wie einen Cashmere-Pullover.“ Trends sind für Sabine Groiss bedeutsam, aber sie springt nicht auf jeden auf. Außerdem achtet sie sehr auf die Wertigkeit jedes einzelnen Stücks und die Präsentation ihrer Ware. Auf 60 Quadratmeter wird alles sorgfältig präsentiert. „Der Store ist klar und übersichtlich, da die Ware wirken soll.“ Gleichzeitig resümiert Sabine Groiss: „Für mich ist Innendesign ein konstanter Prozess, in den der Zeitgeist einfließt.“ Mit immer neuen Dekorationen bietet sie ihren Kundinnen beides – die Verlässlichkeit des bekannten Rahmens und trotzdem ein neues Bild.


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Das Interieur des Ladens in Hannovers Luisenstraße wurde von der Innenarchitektin Inna Dobiasch geplant. Gediegen und mit Überraschungsmomenten.

Mick’s / HANNOVER

EIN VÖLLIG AUTARKER WEG

Fotos: Mick’s

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ch glaube, es gibt Unternehmenstypen und Unternehmertypen – ich bin definitiv zweites“, beschreibt sich Mick Möller. Das Etikett Sohn wird er bei dem Renommee des Ladens der Eltern nicht einfach los, das war dem Nagold-Absolventen klar. Ein Jahr bei Lodenfrey in München, „wo ich sehr viel gelernt habe“, dann zog es den 24-Jährigen in die Heimat. Er hat sein eigenes Konzept geschmiedet, das eine neue Generation ansprechen soll. „Unsere Kunden sind aus meiner Generation bis Ende 50, viel unterwegs und von Qualität fasziniert.“ Das trifft den Charakter des Inhabers perfekt, der intensiv scoutet. „Wir führen gerne Newcomer, Underdogs.“ Große Marken? Absage. Denn bei Mick’s fesselt der Austausch auf Augenhöhe. Fachsimpeln können, Details entdecken, gemeinsam mit Mick Möller und seinen zwei Verkäufern Geheimnisse aufspüren. „Wir haben die Welt auf unseren Smartphones und können immer und überall kaufen. Aber der Mensch ist ein soziales Wesen und wenn wir als Händler seine Sehnsüchte bedienen, sind wir die erste Anlaufstelle. Wir müssen Profil haben und eine Art sich zu kleiden vermitteln“, ist sich Mick Möller sicher. Spannend ist, welche Schlüsse er daraus für seine Einkaufspolitik zieht. „Ich bin kein Markensammler. Wir arbeiten mit Lieferanten, die echte Könner sind. Es braucht Tiefe. Sortimente, die alles nur anreißen, weil sie alles und jeden bedienen wollen, sind austauschbar und dieser Typ von Laden wird auch aussterben.“

Die Jungen tragen nur Street­ wear? Da beweist Mick Möller das komplette Gegenteil: erlesene Marken, Ikonen der Konfektion und Sartoria. Aber modern eben.

Mick’s Luisenstraße 8–9, Hannover/Deutschland www.micks-hannover.de Eröffnung: 2019 Inhaber: Mick Möller Verkaufsfläche: 160 qm Marken: Camoshita, Hackett, Incotex, John Smedley, Kired, Ma.Strum, Nine in the Morning, Paul Smith, Roberto Collina, Sartorio u. a. Marken Accessoires: Church’s, Doucal’s, Fausto Colato, Shibumi u. a.

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So blau wie der See: Mein lieber Schwan in Münsing am Starnberger See überzeugt mit einem liebevoll zusammengestellten Sortiment von kleinen, teils unbekannten Herstellern und Manufakturen.

Mein lieber Schwan / MÜNSING

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n Münsing, einem Ort am Ostufer des Starnberger Sees, der eher für sein Erholungsgebiet bekannt ist, versteckt sich der liebevoll kuratierte und gestaltete Conceptstore Mein lieber Schwan. Inhaberin Susanne Platzer bietet eine Auswahl exklusiver und handverlesener Produkte – von Mode und Accessoires, Interieur- und Hauswaren bis hin zu Schreibutensilien und Drucken. Für ihr Sortiment trüffelt sie bei kleinen, teils unbekannten Herstellern und lässt sich auf Reisen, internationalen Messen oder auf Streifzügen durch Plattformen wie Instagram inspirieren. „Nach Jahren als Gestalterin und Designerin von Markenraum und Markenerlebnis wollte ich einen lebensfreundlichen Arbeitsraum schaffen und eine Produktwelt generieren, die Mehrwert schafft. An meinem eigenen Einkaufsverhalten konnte ich feststellen, dass das Überangebot an Massenware, stationär und online, meine Lust zu konsumieren gemindert hat“, sagt Platzer. Umso inspirierender erschienen ihr da kleine feine, gerne auch regionale Geschäfte mit sinnvollen, ausgesuchten Produkten sowie in Manufakturen hergestellte Waren. Der Standort ist im Übrigen kein Zufall: „In den vergangenen zwölf Jahren hier in Münsing habe ich festgestellt, dass die Nähe zum Wasser und den Bergen jede Menge inspirierte, lebensbewusste Menschen anzieht. Sie fliehen vor der Stadt und dem Überangebot und was sie verbindet, ist die Sehnsucht nach Land und Natur. Hier passt das Prinzip der ausgesuchten Produkte hervorragend.“

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Mein lieber Schwan Hauptstraße 6 Münsing/Deutschland @mein.lieber.schwan Inhaberin: Susanne Platzer Eröffnung: November 2017 Verkaufsfläche: 60 qm Marken: Alyki Cashmere, American Vintage, Ann Kurz, Armedangels, Arnhem, Atelier Humanoid, Blundstone, Hey Soho, Langerchen, Maison Labiche, Moismont, Ledermanufaktur München, Niu Italy, Samsøe & Samsøe, Saskia Dietz Jewellery

Fotos: Mein lieber Schwan

DESIGN TRIFFT LOKALKOLORIT


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Kari Kari / ZÜRICH

BUY LESS – CHOOSE WELL

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ber eine Recherche für ihre eigene Kosmetikmarke Kosmic entwickelte Nina Gschwilm die Idee für ihren Fair Fashion Concept­ store. „Mir ist es wichtig, zu zeigen, dass es möglich ist, modisch und gleichzeitig auch bewusst und fair einzukaufen“, sagt die Inhaberin. Das Besondere an ihrem Konzept: Alle Labels sind anhand verschiedener Nachhaltigkeitskriterien ausgewählt. Diese sind im Store und auf den Produkten transparent dargestellt, sodass die Kunden entscheiden können, welche Kriterien und Eigenschaften den Kaufausschlag geben. Hierfür entwickelte Gschwilm eine eigene Übersicht, die zwar Zertifikate aufgreift, aber nicht unbedingt voraussetzt. „Einige Produkte sind fair produziert und aus natürlichen Materialien, aber leider haben kleine, neue Labels oftmals noch nicht die finanziellen Mittel, sich Zertifikate leisten zu können. Uns ist es wichtig, die Menschen und Prinzipien hinter den Produkten zu kennen und das transparent weiter zu kommunizieren.“ Getreu dem Credo: Lieber weniger, dafür aber richtig ausgesucht. Das gilt beim Sortiment, das von Fair Fashion über Accessoires und Schmuck bis hin zu wenigen Beauty-Produkten reicht, wie auch bei der Warenpräsentation. So zeigt sich der Store clean und wohnlich, was durch grüne Akzente mittels schwebender und stehender Pflanzendekoration unterstrichen wird. Über den eigenen Onlineshop ist das feine Sortiment ebenfalls erhältlich, was mittlerweile einen Umsatzanteil von 20 Prozent ausmacht.

Im März 2017 übernahm Nina Gschwilm den Züricher Store Kari Kari und setzt seither auf kuratierte Slow Fashion.

Kari Kari Kalkbreitestraße 43 Zürich/Schweiz www.karikari.ch, @karikarizh Inhaberin: Nina Gschwilm Eröffnung: März 2017 Verkaufsfläche: 80 qm Anzahl Mitarbeiter: 2 Marken: Armedangels, Beaumont Organic, By Signe, Cossac, CUS, Diarte, Jungle Folk, Kings of Indigo, Knowledge Cotton Apparel, Kosmic, Kowtow, Mara Hoffman, Nette Rose, Nuori, O my bag, Palorosa, Pura Clothing, Sunad, Swedish Stockings, Thunders Love, Underprotection, Woodlot, Woron, Zamt

Fotos: Kari Kari

Elf Nachhaltigkeitskriterien sind die Basis bei der Order und ermöglichen den Kunden eine bewusste Entscheidung.

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VOR ORT

Gemütlich, stylisch und modern. Das Kaminzimmer spricht ein breites Publikum an und etablierte sich bereits wenige Wochen nach Eröffnung zum Treffpunkt für Einheimische und Gäste gleichermaßen.

Das Kaminzimmer / MAUTERNDORF

DORFIDYLL MEETS ZEITGEIST

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Für ihren Conceptstore hat Karin Rainer jede Menge Visionen. Von der sommerlichen Grillparty im Garten bis zu Pop-up-Stores.

Das Kaminzimmer Markt 238, Mauterndorf/Österreich Instagram: das_kaminzimmer Eröffnung: Jänner 2020 Inhaberin: Karin Rainer Verkaufsfläche: 90 qm Marken Mode: Absolut Cashmere, Cat Noir, La Fille des Fleurs, Risskio, Zaubermond u. a. Marken Möbel, Stoffe und Accessoires: Fischbacher, Kare, Lambert, Mathilde, Pfleger Luxury Weaving Stoffe, Riverdale, Tre Pini u. a

Fotos: Das Kaminzimmer

anche Gelegenheiten müssen einfach beim Schopf gepackt werden. „Als mein Lebensgefährte das alte Gebäude gegenüber für Apartments kaufte, schlug ich ebenfalls zu“, erklärt Karin Rainer ihre Entscheidung, für den eigenen Conceptstore alles auf eine Karte zu setzen. Im Jänner 2020 feierte Das Kaminzimmer in Mauterndorf Eröffnung. „Wir mussten das ganze Gebäude sanieren, nur der Kamin durfte stehen bleiben. Nachdem der Store früher aber als Wohnzimmer diente, steht der Name selbstverständlich auch synonym für die Gemütlichkeit. Meine Gäste sollen sich rundum wohlfühlen.“ Tatsächlich lässt sich die Lungauerin für das Kundenwohl einiges einfallen und machte deshalb sogar eine Ausbildung zur Sommelière. Als geprüfte Weinfachfrau ist Modeexpertin Karin Rainer jetzt mit den österreichischen Weinen auf Du und Du. In der hauseigenen Bar werden neben den verschiedenen Rebensäften aber auch andere Spezialitäten geboten. „Wir haben einen riesigen Tisch, wo die Leute zusammensitzen und plaudern können“, verrät Karin Rainer. „Die schmökern durch das Sortiment und nehmen das eine oder andere Stück mit nach Hause.“ Schwerpunkt gibt es aktuell noch keinen. „Wir bieten alles an, was das Herz begehrt. Mode von Mittelpreis bis Cashmere, Wohnaccessoires wie bestickte Samtpolster oder Alpakakissen und Schmucklinien aus heimischem Holz.“ Für den Einkauf vertraut Karin Rainer einmal mehr auf ihr Bauchgefühl – und ihre Kontakte. Sie leitete acht Jahr lang die Abteilung Mode, Accessoires und Schuhe bei Freudenhaus in Obertauern und war auch für den Einkauf zuständig. Know-how, von dem sie jetzt profitiert. Länger­ fristig soll dann auch eine Fokussierung auf den Bereich Mode folgen. Dass sie bereits wenige Wochen nach der Eröffnung die ersten Stamm­ kundinnen verzeichnen kann, sieht die Geschäftsfrau als großes Kompliment und Bestätigung.


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Hallali / MARLING

FRISCHER WIND

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s ist Andrea Waldner in die Wiege gelegt. Der Vater kaufte vor ihrer Geburt das Objekt, in dem sich heute Hallali befindet. Der ehemalige Stall war über lange Zeit ein Geschäft für Jagdbekleidung. Als Andrea Waldner nach Umwegen über die Gastronomie und Praktika in der Modebranche übernahm, setzte sie mit dem Namen ein Zeichen. Aus dem traditionellen Jagdruf „Halali“ wurde ein frisches „Hallali“. Ein Stil, der auch das Sortiment der Boutique prägt. „Wir verbinden das klassische Trachtenelement mit modernen Einflüssen“, erklärt Andrea Waldner, deren Verkaufsfläche sich über drei Stockwerke erstreckt. „Ganz oben befindet sich die Damenabteilung. Was von der Straße aus wie das Erdgeschoss wirkt, ist eigentlich der zweite Stock. Das liegt an der speziellen Lage. Im Anschluss folgt die Herrenabteilung und im eigentlichen Erdgeschoss befindet sich das Outlet.“ Die oberste Priorität bei Hallali ist Kundenzufriedenheit. Um das Kauferlebnis zu perfektionieren, gibt es bereits konkrete Pläne. „Wir haben eine Schneiderin direkt im Haus und planen ein Atelier. Aktuell befinden wir uns dafür in der Testphase“, verrät Andrea Waldner. Künftig sollen kleine, begleitende Wünsche direkt realisiert werden können. Als Beispiel nennt Waldner eine Jacke für das Dirndl. „Das klingt profan, aber wenn man auf dem Berg heiratet, sollte es warm sein. In unserem Atelier planen wir diese Modelle und passen sie an die individuellen Bedürfnisse der Trägerin an.“ So viel Kundenpflege lohnt sich. Im Schnitt bleiben Kunden zwei bis drei Stunden im Geschäft. „Und manch einer“, freut sich Andrea Waldner, „richtet sogar seinen Urlaub nach einem Besuch bei uns aus.“

Hallali Gampenstraße 8, Marling/Südtirol, www.hallali.it Inhaberin: Andrea Waldner Verkaufsfläche: ca. 400 qm Marken: Amsel, Better Rich, Cambio, Elisabeth Eugeni, FFC, Fil Noir, Giesswein, Glücklich, Gössl, Hiltl, Hutmacher Zapf, Juvia, Lanz, Le Tricot Perugia, Lodenfrey, Luis Trenker, Meindl, Phil Petter, Repeat Cashmere, Sabine Sommeregger, Sportalm, Susanne Spatt, Van Laack, Weber + Weber u. a.

„Mode sollte etwas sein, das erschwinglich ist“, findet Andrea Waldner, die Hallali in Südtirol führt.

Fotos: Hallali

„Für jedes Stück kommt der richtige Mensch.“ Bei Hallali steht Kundenzufriedenheit im Fokus.

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Claris My Goldie / ETTLINGEN

ZWEI IN EINEM

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eitgeist? Wichtig und gut. „Wir machen aber auch nicht jeden Trend mit“, erklärt Nadine Hanke, Inhaberin von Claris My Goldie. Sie führt den Familienbetrieb in zweiter Generation gemeinsam mit ihrer Schwester Catharina Golder. „Wir haben unseren eigenen Stil, der ist natürlich und entspannt. Mitunter auch völlig schmerzfrei, wenn wir Premiummode mit preiswerten Modellen kombinieren“, schmunzelt Hanke. Dieser Wagemut ist Teil ihrer DNA. „Unsere Mutter sprang mit Claris ins kalte Wasser“, verrät die Geschäftsfrau. „Sie war immer schon sehr zierlich und dafür gab es in Deutschland damals noch kein Angebot. Deshalb deckte sie sich im Italienurlaub mit Mode ein und beschloss eines Tages, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Von der Chefsekretärin zur Boutique-Inhaberin.“ Ursprünglich handelte es sich um zwei Läden. Während sich Claris auf Premiummode spezialisierte, stand bei Goldie das preiswerte Segment im Fokus. 2019 führten die Schwestern beide Konzepte zusammen. „Im vorderen Ladenbereich bieten wir My Goldie an und im hinteren Claris“, sagt Nadine Hanke. „Das kommt an, schließlich sind die Claris Damen inzwischen älter geworden und greifen gerne auch mal zu günstigeren Modellen, während die My Goldies Kundinnen erstmals voll im Berufsleben stehen. Dadurch steigen ihre Ansprüche an die Mode. Längerfristig wollen wir aber beide Bereiche kombinieren.“ Kundenbindung wird bei Claris My Goldie großgeschrieben. „Beim Einkauf sind unsere Kundinnen im Gedanken immer dabei. Manche kennen wir schon, seit wir als kleine Kinder im Laden zu Besuch waren. Da ist eine ganz spezielle Bindung vorhanden. Man weiß, was sie sich wünschen und orientiert sich selbstverständlich daran.“ Zusätzlich setzt das Team von Claris My Goldie auf Stammkundenevents wie Hausmodenschauen oder Shopping Nights mit eigener Band. Monotonie? In Ettlingen ein Fremdwort.

Ein eingeschworenes Team: Die Schwestern Nadine Hanke und Catharina Golder vereinten die beiden Familienläden zu Claris My Goldie.

Claris My Goldie Marktpassage 16, Ettlingen/Deutschland, www.clarismygoldie.de, Instagram: my.goldie & claris.my.goldie Eröffnung: Claris 1979, Goldie 2009, Zusammenführung: Claris My Goldie 2019 Inhaberinnen: Nadine Hanke, Catharina Golder Verkaufsfläche: 120 qm Marken: Armedangels, Cambio, Catwalk Junkie, Cotton Candy, Dawn, Dorothee Schumacher, Friendly Hunting, Marc Cain, Minimum, NA-KD, Not Shy, Pepe Jeans, Princess goes Hollywood u. v. m.

Fotos: Claris My Goldie

Etwas versteckt am Marktpassagenhof und ein echter Geheimtipp: Claris My Goldie in Ettlingen mit 120 Quadratmeter Verkaufsfläche

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VOR ORT

Neben Fashion und Papeterie gibt es bei Rar auch Kinder- und Babygeschenke wie coole Beißringe und Rasseln, putzige Lätzchen oder hinreißende Lampen.

Rar / BEZAU

ALLES FÜR DIE MUSSE

Fotos: Rar

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er Bregenzerwald hat einiges zu bieten. Es tut sich viel in der Region. In Egg betreibt die Familie Behmann drei Stores mit insgesamt 40 Mitarbeitern. Das Hauptgeschäft bietet auf 400 Quadratmeter Mode für Frauen und Männer, dazu ein Spielwarengeschäft und eine Papeterie mit je 200 Quadratmeter. Das Geschäft für Schreib- und Papierwaren war zunächst ein Pop-up-Store. Im vergangenen Jahr wurde der Laden in Bezau von dem Architekturbüro Innauer-Matt zum Conceptstore mit Café umgebaut. Das Interieurkonzept setzt auf natürliche Materialien, Pastellfarben, viel Holz und ein lichtdurchflutetes modernes Ambiente. Seitdem gibt es dort neben zahlreichen Accessoires, einer guten Auswahl von Büchern – auch für Kinder – und Lifestyleartikel auch ein umfangreiches Sortiment von Fashionkollektionen. „Es braucht schon etwas Zeit und Geduld, um Rares zu finden. Unser Herz schlägt für kleine Labels“, erklärt Julia Matt, die den Laden mit ihrem Bruder Michael Behmann betreibt. Von Notizbüchern, Karten und Geschenkpapieren über spannende Romane und angesagte Kochbücher bis hin zum Coffee Table Book oder der feinen Auswahl von Büchern und Magazinen. Beim Betreten des Stores dürfte jedem Papierliebhaber das Herz vor Freude höher schlagen. Einen guten Einblick ins Sortiment gewährt auch der liebevoll geführte Instagram-Account.

Rar Brugg 393, Bezau/Österreich www.rar-schoenes.com Inhaber: Michael Behmann Anzahl der Mitarbeiter: 4 Marken Mode: And Less, Anerkjendt, Cotton Candy, Jan n June, Kaffee, KMB, Lee Jeans, Native Youth, Modström, Pavement, Rockamora, Samsøe & Samsøe, Someday, Selected Homme, Sparkz Marken Lifestyle: Ann Kurz, Doiy, Donkey Products, Fabelab, House Doctor, LA:Bruket, Life is delicious, Madame Stoltz, Nicolas Vahé, Trixie, Yope, Vielö

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EDITOR’S LETTER

Marktplatz der Ideen Dieser Sommer 2020 ermöglicht, genauer gesagt, erzwingt einen Testfall, der zwar in den vergangenen Jahren intensiv und kontrovers diskutiert worden ist, zu dem es aber ohne die durch Corona ausgelöste historische Ausnahmesituation wohl in dieser Form nie gekommen wäre: nämlich einer Saison ohne Messen. Auch bei diesem Thema erweist sich der janusköpfige Virus nicht als Auslöser eines Problems oder einer Herausforderung, sondern als zugegeben atemberaubender Beschleuniger. Denn schon lange war klar, dass sich insbesondere die Messen nicht einfach nur ändern, sondern tatsächlich neu erfinden müssen. Es wird wohl niemanden geben, der Anita Tillmann visionären Geist und gestalterische Kraft absprechen wird. Und es war die Premium-Macherin selbst, die bereits vor Jahresfrist deutlich ausgesprochen hat, dass Messen oder Fashion Weeks „alter Schule“ wohl keine langfristige und erfolgreiche Zukunft als saisonaler Fix- und Höhepunkt einer sich auf allen Ebenen und in all ihren Teilmengen fundamental wandelnden Branche vergönnt sein wird. Diese auch gegenüber sich selbst schonungslose und mutige Tatsachenfeststellung gründet auf gleich mehreren Marktentwicklungen, denen die Messen bislang nicht gerecht werden konnten. Dieser Befund gilt übrigens international und ist nicht als Vorwurf zu verstehen. Messen sind letztlich Spiegel des Marktes und der Marktteilnehmer und die Beharrungskräfte sind in unserer Branche beachtlich, auch wenn der Erneuerungsbedarf eigentlich schon für wirklich alle offensichtlich ist. Drei Punkte will ich exemplarisch herausgreifen: 1) Vom richtigen Zeitpunkt: Die Diskussion über die Messetermine begleitet mich, seit ich in dieser Branche arbeiten darf, also schon sehr, sehr, sehr lange. Angesichts der zunehmenden Auflösung der Saisons, wie wir sie kennen – und ich halte diese Auflösung für völlig richtig und alternativlos –, und des enormen Impacts, den die Digitalisierung des Designs bzw. weiterer Teile der Supply Chain auf alle Prozesse und damit auf das Timing haben wird, geht es aber heute um wesentlich mehr als um die Frage, welcher Veranstalter welchen Termin für sich besetzt. Die künftigen Saisonverläufe und damit immanent auch die künftigen Messetermine müssen ohne Denkverbote out of the Box diskutiert werden. 2) Wer soll das bezahlen? Nach wie vor ist es so, dass die Last der Finanzierung auf den Schultern der Industrie liegt. Obwohl der ursprünglich zugrunde liegende Deal schon lange nicht mehr gilt. Den (hohen) Investitionen in einen repräsentativen Messeauftritt steht seit vielen Jahren kein

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Chefredaktion Stephan Huber stephan@style-in-progress.com Martina Müllner-Seybold martina@style-in-progress.com Redaktion Stefanie Buchacher Petrina Engelke Janaina Engelmann-Brothánek Isabel Faiss Kay Alexander Plonka Nicoletta Schaper Veronika Zangl Art Direktion/Grafik/Produktion Elisabeth Prock-Huber elisabeth@style-in-progress.com

objektiv bewertbarer Return on Investment in Form von gut gefüllten Auftragsbüchern gegenüber. Dass der kommunikative Wert, also Brandbuilding und Networking, dem finanziellen Aufwand entsprechen, wurde zuletzt von vielen immer deutlicher und offener hinterfragt. Vor allem auch angesichts der spürbaren Frequenzverluste, die alle Messen und damit eben die Aussteller zu verkraften hatten und haben. Wobei oft vergessen wird, dass in den letzten Jahren die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte und damit eben auch die Zahl der potenziellen Fachbesucher signifikant geschrumpft ist. 3) Die Mode ist keine Insel. Nie wurde deutlicher, dass unsere Branche interdisziplinäres Denken und Handeln verinnerlichen muss. In einer vom Konsumenten getriebenen Realität ist Mode immer in einem gesellschaftlichen und kulturellen Kontext zu verstehen. Insbesondere auch ökonomisch. Was wir also in Zukunft brauchen, und ich meine damit tatsächlich brauchen im Sinne einer begründeten Notwendigkeit, sind nicht mehr Marktplätze für Produkte, sondern mehr Marktplätze für Ideen. Es geht darum zu lernen – voneinander und miteinander. Wer für diese, ich sage es noch einmal, alternativlose neue Positionierung der Messe das beste Konzept anbieten kann, wird erfolgreich den Weg in die Zukunft finden. Standortfragen sind daher eher nachrangig. Herzlichst Ihr Stephan Huber stephan@style-in-progress.com PS: Ich weiß nicht, wie oft ich in den letzten Wochen #weareinthistogether gelesen habe. Wir sind es IMMER!

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Nächste Ausgabe Jänner 2021. Ein exakter

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