STANDORT Ausgabe 1/2013

Page 1

TANDORT

1

DAS IMMOBILIENMAGAZIN FÜR STUTTGART UND DIE METROPOLREGION

13 HANDELSIMMOBILIEN

INNOVATIVE KONZEPTE GESUCHT

ABENTEUER HAUSBAU

Einmal im Leben BUSINESS

Büros mit Stadtcharakter ZUR PERSON: WOLFGANG RIEHLE

Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg

SEITE

12 SEITE

20 SEITE

28


Unverbindliche Illustration

Eigentumswohnungen

Wohnpark Azenberg Stuttgart-Nord

AUSSERGEWÖHNLICH WOHNEN Exklusives Wohnensemble in gefragter Stuttgarter Halbhöhenlage. Lange Fensterbänder, weißer Putz, Naturstein, Tegalit-Dächer – die drei Stadtvillen spielen virtuos mit Formen und Materialien. Außergewöhnlich ist auch das Wohnangebot der Gebäude. 21 Wohnungen spannen ein breites Spektrum von der 2-ZimmerEinheit bis zur 5-Zimmer-Suite auf. Drei Einheiten entstehen als Galeriewohnungen in den beiden oberen Geschossen. Vor den Türen setzt sich die hohe Lebensqualität fort – in großen, atmosphärischen Terrassen und in der parkartigen Anlage des weitläufigen Grundstücks.

Persönliche Beratung und Besichtigung nach Absprache. Telefon 07142/76 333

Bietigheimer Wohnbau

2-Zi.-Whg., ca. 59 m² € 239.000,4-Zi.-Whg., ca. 109 m² € 534.000,5-Zi.-Whg. mit eigenem Garten, ca. 178 m² € 992.000,-

Bietigheimer Wohnbau GmbH Berliner Straße 19 74321 Bietigheim-Bissingen www.bw-individual.de

Unverbindliche Illustration

Stuttgart-Vaihingen

Betreutes Wohnen in der Seerosen-Residenz!

Seerosenstraße Betreute Seniorenwohnungen im Paritätischen Mehrgenerationenzentrum. Ideal für Eigennutzer für ein sorgenfreies Wohnen im Alter wie auch für Kapitalanleger als sichere Zukunftsinvestition (Vermietungsservice über Bietigheimer Wohnbau möglich).

Im Rohbau

2-Zi.-Whg., 2-Zi.-Whg., 2-Zi.-Whg., 2-Zi.-Whg.,

ca. 43 m2 Wfl. ca. 50 m2 Wfl. ca. 54 m2 Wfl. ca. 71 m2 Wfl.

€ 149.900,€ 188.900,€ 195.900,€ 265.900,-

atung Persönliche Ber und Besichtigung . che pra nach Abs

07142/76 333

Persönlich für Sie da: Montag bis Sonntag, 8-22 Uhr

07142/76 333 Bietigheimer Wohnbau GmbH Berliner Straße 19 74321 Bietigheim-Bissingen www.bietigheimer-wohnbau.de info@bietigheimer-wohnbau.de


EDITORIAL

Hat eine spannende Topografie und ist ein attraktiver Immobilienstandort: die Landeshauptstadt Stuttgart Foto: Mierendorf

Liebe Leserinnen, liebe Leser, selbst wer von den Schwaben kaum mehr als den Begriff „Weckle“ kennt, weiß häufig, dass es in Stuttgart den Fernsehturm, die Wilhelma und den Killesberg gibt. Letzterer gilt schon seit Jahrzehnten als eine der gefragtesten Wohngegenden der Landeshauptstadt. Die neue Ausgabe von STANDORT wirft einen Blick auf den Stadtbezirk, der nicht nur von seinen Bewohnern geschätzt wird.

Impressum Herausgeber: Stuttgarter Zeitung Werbevermarktung GmbH, Plieninger Straße 150, 70567 Stuttgart. Redaktion: Stuttgarter Zeitung Werbevermarktung GmbH, Redaktion Sonderthemen, Ulrich Bethscheider-Kieser (Ltg.), Ingo Dalcolmo, Dagmar EngelPlatz, Karl Gutbrod, Gabriele Metsker, Gabi Ridder, Barbara Wiesenhütter. Layout und Bildbearbeitung: Pressehaus Stuttgart Infotechnik GmbH, Melanie Morlok. Anzeigen: Bernhard H. Reese (verantwortlich), Stuttgarter Zeitung Werbevermarktung GmbH, Plieninger Straße 150, 70567 Stuttgart, Telefon 07 11 / 72 05 - 0. Titelfoto: Wilhelm Mierendorf. Druck: Pressehaus Stuttgart Druck GmbH.

Schätzen gelernt hat die Schauspielerin Astrid M. Fünderich die Region um Stuttgart. Fernsehzuschauern ist sie als erste Kommissarin in der Serie „Soko Stuttgart” bekannt. Die gebürtige Düsseldorferin erzählt in dieser Ausgabe von STANDORT, warum sie nicht nur wegen des Jobs an den Neckar kommt, sondern auch privat ihre Zelte vor Ort aufgeschlagen hat. Den Traum vom eigenen Haus erfüllt sich mancher erst spät. STANDORT-Mitarbeiterin Dagmar Engel-Platz schildert in dieser Ausgabe ihre Erfahrungen, als es nach rund drei Jahrzehnten in Miete daran ging, die Idee vom eigenen Haus in die Realität umzusetzen. Zu einem Ort zum Leben gehört auch das Arbeiten. In der wirtschaftlich starken Region Stuttgart kümmern sich manche Unternehmen um moderne Bürokonzepte, in denen sich die Arbeitnehmer Schreibtische teilen – das sorgt für Flexibilität und senkt die Kosten. Viele Kosten fließen derweil in die großen Bauprojekte in der Stuttgarter City, bei denen neue und üppig dimensionierte Shopping-Center entstehen. STANDORT bietet also einmal mehr eine Fülle spannender Immobilienthemen aus der Region. Die Redaktion freut sich über Zuschriften mit Anregungen oder Kritik, gerne per E-Mail an sonderthemen@stzw.zgs.de.

3


4

INHALT

Inhalt

Unternehmensporträts 6

Remax Deutschland Südwest

3 Editorial

14

Nord-Süd

4 Inhalt

21 Archy Nova Projektentwicklung

5 Kurz berichtet

Neuigkeiten aus der Welt der Immobilien auf den Punkt gebracht

8 Astrid M. Fünderich: Die Schauspielerin aus der

ZDF-Vorabendserie „Soko Stuttgart” gibt einen Einblick in ihr Heim vor den Toren Stuttgarts

24

12 Abenteuer Hausbau: Mit Mitte 50 hat ein Ehepaar aus der Region ihr erstes Haus gebaut. Ein Erfahrungsbericht

Der Killesberg: Beliebte Wohngegend

16 Titelthema Handelsimmobilien: Durch neue

Einkaufszentren in der Landeshauptstadt bekommt die Einkaufsmeile Königstraße immer mehr Konkurrenz

20 Büroimmobilien: Die Büros verändern sich.

Die fortschreitende Individualisierung führt zu einem Umdenken bei Planern und Bauherren

24 Stadtteillagen: Der Killesberg gehört zu den begehr-

testen Wohnlagen der Landeshaupstadt. Und wie sehen das die, die dort wohnen? Eine Momentaufnahme

28 Zur Person: Der Priviligierte

Wolfgang Riehle ist seit vier Amtsperioden Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg

32 Gewerbebau: Nicht immer freuen sich Gemeinden

und Bürger, wenn es Unternehmer in ihre Kommune zieht. Ein Erfahrungsbericht.

34 Der rote Punkt: Brandschutz in Gebäuden wird

zu-nehmend für Planer und Bauherren zur Achillesferse. Einen Überblick über den aktuellen Stand

Schauspielerin Astrid M. Fünderich

Abenteurer Hausbau: Viele Kleinigkeiten führen zum Ganzen

12

20


KURZ BERICHTET

Erneuerbare Energien im Neubau Pflicht Das Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien im Wärmebereich – kurz EEWärmeG − schreibt den Einsatz erneuerbarer Energien im Neubau vor. Daran erinnert der Verband Privater Bauherren (VPB) und rät: Käufer schlüsselfertiger Objekte sollten genau prüfen, ob das Haus, das sie kaufen, auch tatsächlich den gesetzlichen Vorgaben entspricht. Das geht nur mit Hilfe sachverständiger Vertrags-

kontrolle und laufender Bauüberwachung. Der Käufer sollte sich dabei nicht allein auf Bauträger oder Handwerker verlassen. Ihnen drohen bis zu 50 000 Euro Bußgeld, wenn sie die gesetzlichen Auflagen verletzen, und auch der Bauherr wird zur Rechenschaft gezogen. Er muss sich informieren, absichern und Nachweise aufbewahren. Weitere Informationen unter www.vpb.de.

Schreibtisch mieten Ab sofort findet man bei Immobilienscout24 auch flexible Arbeitsplätze in Bürogemeinschaften zur Miete. Das Suchportal Deskwanted wird in die Gewerbeplattform des Immobilienportals integriert. Freiberufler, kreative Köpfe oder Reisende, die temporär einen Schreibtisch benötigen und die Vernetzung mit anderen suchen, finden unter www.immobilienscout24.de/coworking die Angebote in ihrer Stadt.

8

Büroimmobilien: Büros brauchen Luft zum Atmen Fotos: Wilhelm Mierendorf/privat

Albtraum Wasserschaden Teure Schadenfälle im Haushalt gehören zu den Albträumen eines jeden Mieters. Das Risiko, selbst betroffen zu sein, ist hoch: Jeder zweite Deutsche wurde schon einmal Opfer von kleineren und größeren Haushaltskatastrophen. Das häufigste Ärgernis ist der Wasserschaden; jeder Dritte musste sich damit schon herum-

plagen, gefolgt von Schimmelbefall, defekter Heizung und Unwetterschäden. Die große Mehrheit der Deutschen geht auf Nummer sicher und schützt sich durch eine Hausratsversicherung. Diese Ergebnisse gehen aus einer repräsentativen Umfrage von ImmobilienScout24 unter 1020 Teilnehmern hervor.

5


UNTERNEHMENSPORTRÄT

INVESTMENT

Remax Deutschland Südwest: Netzwerker mit Erfolgsbilanz Immobilienverkauf ist Vertrauenssache. Wer eine Wohnung oder ein Haus schnell und zu einem guten Preis verkaufen will, sollte daher die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen und seriösen Makler suchen. Fachkompetenz, Erfahrung, Erscheinungsbild und Verbandszugehörigkeit machen den Profi aus. Faktoren, über die auch die Immobilienmakler und die Büroinhaber von Remax verfügen. Remax ist ein klassisches Franchise-Immobilien-System und steht für Real Estate/ Maximum. Die Erfolgsphilosophie des Unternehmens setzt auf eine ausgeprägte Win-win-Situation für den Kunden ebenso wie für den einzelnen Franchisenehmer und den auf selbstständiger Basis in dessen Büro beschäftigten Lizenz-Makler. Der Schlüssel für den Erfolg ist in erster Linie das Netzwerk, das Remax seinen Maklern zur Verfügung stellt. Das bedeutet, jeder einzelne Mitarbeiter ist mit den anderen vernetzt und kann auf eine riesige Datenbank zugreifen, in der alle Objekte der Kollegen aufgelistet sind. Ein unschlagbarer Vorteil, insbesondere bei Geschäften, die Grenzen von Städten, Ländern oder gar Kontinenten überschreiten.

Der Zugriff auf sämtliche gelistete Remax-Immobilien spart den Maklern und damit auch den Kunden Zeit und Aufwand. „Im Schnitt dauert die Verkaufsabwicklung für Häuser von der Angebotserstellung bis hin zum Vertragsabschluss beim Notar etwa zwei Monate“, erklärt Kurt Friedl, Geschäftsführer von Remax Deutschland Südwest. Die Lizenznehmer, also Büroinhaber, sind bei Remax selbstständig agierende und qualifiziert ausgebildete Makler mit Zertifikat. Alle Büros und Makler weltweit folgen dem „Remax Ehrenkodex“. Dieser garantiert einen gleich bleibend hohen Standard in Sachen Professionalität und Service. Ein Verstoß gegen diesen 38 Artikel umfassenden Ehrenkodex kann, nach Anhörung vor einer Schlichtungsstelle, im schlimmsten Fall sogar zum Ausschluss aus dem Franchise-Verbund führen. Remax Deutschland Südwest, mit Sitz in Leinfelden-Echterdingen, legt nicht nur sehr viel Wert auf eine seriöse Arbeitsweise, auch die Maklerausbildung erfolgt auf hohem Niveau. So verläuft die qualitativ hochwertige Ausbildung in drei Stufen. Die einzelnen Ausbildungslevel sind auf die Bedürfnisse von Quereinsteigern abgestimmt, fördern aber auch die berufliche Weiterentwicklung

branchenerfahrener Bewerber. Stufe eins „Quick & Fit“ macht den Makler-Nachwuchs fit für den Mietmarkt, die nächste Etappe „Makler Big Start“ legt den Grundstein zum Wohnimmobilienmakler. Auf diesen Grundlagen baut – ganz neu seit September 2012 – die qualifizierte Weiterbildung zum „Geprüften Immobilienwirt“ (WAF) als dritter Baustein auf. „Momentan nutzen 15 Makler und Franchisenehmer diese Chance, sich zum Immobilienwirt ausbilden zu lassen, die Remax in Zusammenarbeit mit der Weiterbildungsakademie (WAF), der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt NürtingenGeislingen anbietet“, freut sich Regionaldirektor Kurt Friedl. „So können wir unseren Kunden ein Höchstmaß an Qualität und Wissen bieten.“

AUSGEKLÜGELTE KONZEPTE Doch nicht nur Know-how wird den Neuzugängen offeriert. Remax Mitarbeiter profitieren auch von ausgeklügelten Marketingkonzepten, einer professionellen Pressearbeit und Werbemaßnahmen, die in allen Regionen einheitlich sind und damit den Wiedererkennungseffekt erhöhen. Büroinhabern und Maklern stehen darüber hinaus hilfreiche Franchise-, Marketing- und BüromanagementHandbücher zur Verfügung. Dermaßen gerüstet, will das Franchise-Unternehmen dem negativen Ansehen des Immobili-


Anzeige

INVESTMENT

enmaklers in Deutschland entgegentreten. „Es gibt viele schlecht ausgebildete Makler in der Branche, darunter auch schwarze Schafe, die nur aufs schnelle Geld aus sind“, sagt Friedl. „Bei uns dagegen ist eine solide Ausbildung Pflicht. Wir legen Wert auf kompetente Ansprechpartner und zufriedene Kunden. Remax soll sich in der Öffentlichkeit als eine Immobilienorganisation präsentieren, die sich ethisch und berufsständig korrekt verhält.“ Remax wurde 1973 von Dave Liniger in Denver, Colorado gegründet. Der 27-jährige Makler verfolgte mit dieser Idee seinen ganz persönlichen amerikanischen Traum, den Immobilienmarkt in seinem großen Heimatland professioneller und ökonomischer zu gestalten. Heute ist Remax mit über 90.000 Maklern und etwa 6.300 Büros in derzeit 90 Ländern der Welt die unangefochtene Nummer 1 in der Immobilienwirtschaft. Seine Wachstumskraft beruht zum einen auf der angebotenen Dienstleistung, zum anderen auf der Organisation als Franchisesystem.

Motivierte Mitarbeiter am Maklertag von Remax Südwest in Esslingen

In Deutschland ist Remax seit 1996 erfolgreich. Hier agiert das Franchise-System mit mehr als 920 Maklern in rund 200 Büros. Neben Remax Deutschland Südwest mit zurzeit 72 Franchisenehmern gibt es in Bayern, Deutschland Mitte, im Norden, in Nordost sowie im Westen fünf weitere Masterfranchise-Regionen, welche die Expansion und Betreuung der Remax FranchiseBüros in Deutschland verantworten. Das Wirtschaftsmagazin „Impulse“ setzte Remax drei Mal in Folge auf den neunten beziehungsweise elften Platz im Gesamtranking aller Franchiseunternehmen in Deutschland. In der Kategorie der Dienstleistungsunternehmen erreichte Remax sogar den zweiten Platz. Für die überdurchschnittliche Partnerzufriedenheit bekam Remax Deutschland Südwest in den Jahren 2009 und 2012, im Rahmen des Systemchecks durch den Deutschen Franchiseverband, sogar den „Gold Award“ des Internationalen Centrums für Franchising und Cooperation (F&C) verliehen.

Über das unternehmensinterne Engagement hinaus setzt sich Remax auch im sozialen Bereich ein: Kurt Friedl überreichte im Dezember 2012 im zweiten Jahr in Folge einen Scheck über 15.000 Euro an Katrin Handgrödinger de Ruiz, Koordinatorin des gemeinnützigen Dachverbands „Clowns für Kinder im Krankenhaus Deutschland e.V.“. Mit diesem Geld sollen die Visiten der Spaßmacher unterstützt werden. Diese helfen unter dem Motto „Lachen ist die beste Medizin“ den Jungen und Mädchen, Schmerzen, Angst und Einsamkeit zu vergessen und auf heiterer Mission dem Krankenhausalltag zu entfliehen.

40 JAHRE REMAX 2013 geht das weltweite Unternehmen in die 40. Runde. Bis zu 150 Teilnehmer aus den deutschsprachigen Regionen werden sich zur Feier des 40. Geburtstags von Remax in Las Vegas einfinden. „So viel darf ich verraten“, schmunzelt Friedl, „ein deutscher Abend unter dem Motto ‚Alpenglühen‘ ist bereits fest eingeplant.“ Auch das zehnjährige Jubiläum des ersten Remax-Büros in der Region Südwest (diese umfasst Baden-Württemberg, Rheinland Pfalz und das Saarland) wird gebührend gefeiert. Mit einem Sommermeeting voller spannender Teamwettbewerbe soll den Franchisenehmern Dankeschön gesagt werden. Doch Remax will sich nicht auf den bisherigen Erfolgen ausruhen: „Ab 2013 werden wir unser Unternehmensprofil in der Öffentlichkeit noch klarer kommunizieren. Zu diesem Zweck haben wir die deutschlandweit arbeitende PRAgentur ‚fischerAppelt‘ engagiert“, erklärt der Geschäftsführer von Remax Deutschland Südwest, Kurt Friedl. Diese Imagekampagne wird dem Wahrzeichen des Unternehmens, einem Heißluftballon, zu weiteren Höhenflügen verhelfen. Dann sollte auch der Verwirklichung von Friedls Zielen bis 2020 – 150 Bürostandorte im Südwesten mit rund 750 – Immobilienmaklern nichts mehr im Wege stehen.

KONTAKT

Remax Deutschland Südwest-Geschäftsführer Kurt Friedl

RE/MAX Deutschland Südwest Max-Lang-Str. 24 70771 Leinfelden-Echterdingen Telefon 07 11 / 93 32 63 30 Fax 07 11 /93 32 63 33 suedwest@remax.de www.remax-suedwest.de


8

ASTRID M. FÜNDERICH

TRAUMHAUS GEFUNDEN

Wunderland aus dem Internet Als Erste Kriminalhauptkommissarin jagt die Schauspielerin Astrid M. Fünderich in der Soko Stuttgart Mörder und Ganoven. Privat schätzt sie das ländliche Leben vor den Toren der Landeshauptstadt – mit der Option, in kürzester Zeit ins Stadtleben einzutauchen.


ASTRID M. FÜNDERICH

Obwohl auf den Fotos nur ein Ausschnitt zu sehen war, wusste ich dennoch sofort: Das ist es.

E

r scheint die Sonne zu genießen, obwohl Wärme ihm eigentlich nicht zuträglich ist. Doch bei den klirrenden Temperaturen hat der stattliche Schneemann mit dem roten Schal und den frechen Kohleaugen gut lächeln, bei minus sechs Grad können ihm die Strahlen nichts anhaben. Im Gegenteil, sie verzaubern den Garten in ein glitzerndes Winterwunder unter blauem Himmel. Indes, es ist nicht die legendäre Alice, die da mit Bobbelmütze und dickem Mantel ihr Wunderland durchstreift, sondern Astrid Margarete Fünderich. „Wir haben den Schneemann mit unserem Sohn gebaut – und wir sind richtig stolz auf ihn“, schmunzelt die Schauspielerin, die seit dem Jahr 2009 die Hauptrolle in der Serie „Soko Stuttgart“ spielt: die Erste Kriminalhauptkommissarin

und Soko-Leiterin Martina Seiffert. Und es war denn auch dieses Engagement, das die gebürtige Düsseldorferin von der Domstadt Köln in den Südwesten ziehen ließ. „Anfangs bin ich noch gependelt, die Woche über in Stuttgart, am Wochenende in Köln. Das war auf Dauer sehr anstrengend“, erinnert sich die 49-Jährige. Also machte sie sich mit ihrem Mann, dem Produzenten Mark Horyna, auf die Suche und wurde im Internet fündig: Sie entdeckte dort jenes Haus in der Nähe von Stuttgart, in dessen winterlichem Garten der Schneemann nun fröhlich grinst. „Obwohl auf den Fotos nur ein Ausschnitt zu sehen war, ein Stück Fenster mit Dachrinne, wusste ich dennoch sofort: Das ist es“, so Fünderich. Und ihr Instinkt sollte recht behalten. Bei einem Besichtigungstermin ►

Am Treppenaufgang des Hauses finden sich zahlreiche farbenfrohe Kindermalereien. Fotos: Wilhelm Mierendorf

9


10

ASTRID M. FÜNDERICH

Szenenfoto aus der ZDF-Serie „Soko Stuttgart” Foto: Fenchel/Bavaria Fernsehproduktion

wurde schnell klar, der DreißigerJahre-Bau ist ideal als neues Familiendomizil. „Ich habe den Makler belagert“, sagt sie und lacht. Dabei war es weniger die Architektur als die Lage, die sie reizte: Wenn Fünderich aus dem Küchenfenster schaut, blickt sie weit über die Felder und Wiesen des Strohgäu. „Für ein Kind ist es schön, hier mit viel Natur aufzuwachsen“, beschreibt sie. „Außerdem laufen mein Mann und ich leidenschaftlich gern.“ Und sie müsse dafür nicht ewig mit dem Auto herumfahren, sondern einfach nur vor die Tür gehen: „Ich kann sofort loslegen.“ Das Ländliche in Kombination mit der Nähe zum Drehort ist es, was Fünderich hier vor den Toren Stuttgarts so schätzt. Obwohl man wie auf dem Land lebe, ist dank guter Verkehrsanbindung die Landeshauptstadt nah – und das nicht nur zum Arbeiten, son-

dern auch um Kunst und Kultur zu erleben. Ihre Affinität zu Architektur, Kunst und Design ist auch im Interieur zu spüren. Auf dem schwarzem Sofa im Bauhausstil setzen rote Kissen Akzente, ein flexibles Kubensystem dient als schlicht-schöne Sideboards, fragile Papierfaltobjekte schmücken das Fensterbrett, Bilder und Fotografien die Wände. Eines der kleinen, feinen Chemigramme der Kölner Künstlerin Yvonne Diefenbach prangt am Treppenaufgang – Schmetterlinge auf Fotopapier –, einige Stiegen weiter finden sich zahlreiche farbenfrohe Kindermalereien.

SCHUHE AUS SÜDAFRIKA Da die Familie FünderichHoryna leidenschaftlich gerne verreist, sind denn auch allerlei

Mitbringsel aus allerlei Ecken der Welt in ihrem Heim zu entdecken: Schuhe aus Südafrika, ein Reisetagebuch aus Australien. Liegt diese Lust am Entdecken anderer Welten auch darin begründet, dass Astrid Fünderich einst Geologie studierte, dann aber während des Diploms an der Technischen Hochschule Aachen zugunsten der Schauspielerei aufgab? „Das mag damit zusammenhängen. Ich wollte damals Lagenstättenkunde machen, da ist man stets unterwegs“, sinniert sie. „Andererseits gab es noch eine andere undefinierbare Sehnsucht in mir – und die wurde erst gestillt, als ich auf der Bühne stand.“ Freunde von ihr führten das bekannte freie Theater K in Aachen und boten ihr an, eine Zeit lang Ensemblemitglied zu werden. Ab da war es um Fünderich geschehen – der Rest ist Geschichte. Nach ihrem FernsehDebüt 1994 in „Notaufnahme“

Beliebte Metropole Auch Prominente schätzen das Wohnen in der Stadt. Neben vielen Fußballern gehören dazu etwa die Schauspieler Dietz-Werner Steck – einst der schwäbische „Tatort“-Kommissar Bienzle –, „Soko Stuttgart“ -Ermittler Peter Ketnath Dietz-Werner Steck (rechts im Bild), Dokumentarfilmerin Sigrid Klausmann-Sittler und ihr Mann Walter Sittler, der derzeit als Kommissar Robert Anders ermittelt. Freilich hat auch so mancher Wirtschaftsboss, etwa Daimler-Chef Dieter Zetsche, in Stuttgart seinen Wohnsitz. Genauso wie die Schriftsteller Wolfgang Schorlau und Heinrich Steinfest, der Jazz-Musiker Wolfgang Dauner, der Sterne- und Fernseh-Koch Vincent Klink. Und auch das international bekannte Label Blutsgeschwister, respektive deren Gründerin, die Designerin Karin Ziegler, hat dort den Hauptsitz, zudem die Künstlerin Rosalie, Opernstar Helene Schneiderman oder Primaballerina Sue Jin Kang, um nur einige wenipeix ge aufzuzählen.


ASTRID M.INVESTMENT FÜNDERICH

erhielt sie ihre erste durchgehende Rolle als OP-Schwester Ina in der Serie „Hallo Onkel Doc“. Es folgten große Rollen in Krimis wie „Der Fahnder“ oder „Die Cleveren“. Und als sie 2009 zum Casting für die SOKO Stuttgart fuhr, hatten sich die Produzenten erst einmal offen gehalten, ob die Serie von einem männlichen oder weiblichen Part getragen werden sollte – Fünderich machte das Rennen. Vom Ländle und seiner Hauptstadt habe sie damals nicht viel gewusst. Mittlerweile hat sie hier viele Freunde gefunden. „Stuttgart und sein Umland haben viel zu bieten. Man fühlt sich hier sicher und aufgehoben, das ist nicht überall so.“ Und freilich schätzt Fünderich auch die Nähe zu Frankreich und Italien sowie die vielen Möglichkeiten, sich im Ländle selbst zu erholen, etwa in den Mineralbädern von Stuttgart. Petra Mostbacher-Dix

Astrid M. Fünderich schätzt die ländliche Umgebung Foto: Wilhelm Mierendorf

Strom von morgen braucht Gebäude mit Zukunft. Unsere Experten begleiten Ihre Immobilie auf dem Weg zur Energiewende!

11


12

ABENTEUER HAUSBAU

EINMAL IM LEBEN

Die Häuslebauer Für STANDORT-Redakteurin Dagmar Engel-Platz und ihren Mann war das erste eigene Haus ein Projekt, das auch Spaß machte. Ihr Erfahrungsbericht.

V

or ein paar Jahren konnten wir uns gar nicht vorstellen, selbst ein Haus zu bauen. Jahrzehntelang in einem alten Haus zur Miete, das Kind dort großgezogen, kam mehrmals die Frage auf, dieses Haus zu kaufen. Die Besitzerin verschob das Anliegen, die Sache zog sich hin. Wir mussten handeln. In eine Wohnung zu ziehen, konnten wir uns aber nicht vorstellen. Und so reifte bei uns, beide über 50, der Entschluss, doch noch zu bauen. „Das wollt ihr euch antun?“, fragte ein Freund. „Es macht aber auch Spaß, etwas Neues anzufangen“, ermunterte eine Kollegin, die ebenfalls in reiferem Alter baute. Einmal im Leben bauen – das wurde unser Projekt. Nachdem einige Gespräche, sowohl mit Fertighaus-Bauunternehmen als auch mit Massivhaus-Bauunternehmen, nicht zu unserer Zufriedenheit verliefen, entschlossen wir uns, mit einem örtlichen Holzbau-Familienunternehmen, das auch ausschließlich mit örtlichen Handwerkern zusammenarbeitet, zu bauen. Das Grundstück hatten wir inzwischen – nach monatelanger Suche – erstanden. In vielen, zum Teil langen Gesprächen im Herbst und Winter

2010–Mitte 2011 Entschluss zu bauen, Besuch von Messen, Einholen von Informationen

ab August 2011 Gespräch mit Bauunternehmen

Juli 2011 Grundstückskauf

März 2012 Beginn der Bauarbeiten (Keller)

Dezember 2011 Vertragsunterzeichnung, Abgabe, Bauantrag, Küchenkauf

Mai 2012 Installation Sanitär, Heizung

April 2012 Errichtung des Hauses und Richtfest, Begehung mit dem Elektriker, Beginn Installation Sanitär, Heizung


ABENTEUER HAUSBAUT

Schritt für Schritt zum Eigenheim: Innerhalb eines Tages wird aus einer Lkw-Ladung Holz ein Wohnhaus. Der Innenausbau dauert aber wesentlich länger. Fotos: Wilhelm Mierendorf/Angela Frey

entwickelte sich auf dem Papier beziehungsweise am Computer das Haus. Denn wir hatten ganz konkrete Vorstellungen. Im Bauantrag mündeten unsere Wünsche, Machbares, was den Vorschriften entspricht und für uns finanzierbar ist.

START IM FRÜHJAHR Im Frühjahr begannen die Bauarbeiten. Fristgerecht war der Keller fertig. Im April wurde das Haus errichtet. Morgens wurde die Straße gesperrt, ein riesiger Lastwagen brachte die Bauteile, abends stand das Haus. Beim Besuch am Abend konnten wir kaum fassen, was passiert war. Genauso wenig wie Benni aus der Nachbarschaft. „Das ging mir jetzt viel zu schnell“, kommentierte der Vierjährige fast enttäuscht. Er musste nämlich in den Kindergarten und konnte deshalb die Bauarbeiten gar nicht verfolgen. Anders die Reaktion des Bauleiters. Bei ihm löste sich die Anspannung. Verwöhnt vom bisherigen Baufortschritt dachten wir, es gehe geradewegs so weiter, und wir könnten in den Sommerferien einziehen. Schon zu Jahresbeginn hatten wir Fliesen, Bodenbeläge, Türen und die Sanitäreinrichtung ausgesucht.

Juli/August 2012 Estrich trocknet, Beginn Gartenbau, Leitungen Strom und Telekommunikation

Juni 2012 Malerarbeiten außen, Estrich gelegt, Besprechung mit Gartenbauunternehmen

Zügig begannen die Installateure und der Elektriker. Wir rieben uns mit Strom- und Telekommunikationsanschluss auf, besprachen mit dem Gartenbauer die Außenanlagen und suchten die Fassadenfarbe aus. Bei der Besprechung mit dem Maler war die Bauherrin nicht dabei, wurde aber extra noch mal angerufen, ob denn die dritte Farbe auf der zuvor erstellten Liste auch wirklich okay sei. „Das ist wohl das Geheimnis einer guten Ehe“, kommentierte der Bauleiter. Dass die im Laufe des Jahres aber noch ein paarmal auf die Probe gestellt werden würde – davon könnten wohl viele Baufamilien erzählen. Außen nahm das Projekt immer mehr Gestalt an, aber der Estrich verlangte Geduld. Schwülwarmes Wetter im Hochsommer verhinderte, dass der Estrich gut durchtrocknete. Im August schrieb der Bauherr eine „To-do-Liste“ und nahm sie zu einer Besprechung mit dem Bauleiter mit. Der nahm sie lachend entgegen, und die fortgeführte Liste sollte künftig den EMail-Verkehr zwischen Bauherr, Bauleiter und beteiligten Handwerkern prägen. In Liste Nr. 2 standen zum Beispiel größere Dinge wie „französische Balkone“ und Kleinigkeiten wie „Loch in der Wand

im Technikraum ausschäumen“. Zum nahenden Einzugstermin hatte die Bauherrin Urlaub genommen und konnte neben Kaffee kochen und Umzug organisieren so wichtige Dinge entscheiden wie, wo der Toilettenpapierhalter hin soll. Die letzte „To-do-Liste“ Nr. 8 vom Dezember enthielt nur noch fünf Punkte, wovon einige getrost aufs Frühjahr verschoben werden konnten, zum Beispiel die Aussaat für die Dachbegrünung.

EIN BISSCHEN STRESS Dass sich der Installateur im Bad und in der Küche vermessen hatte, verursachte Stress. Dass es trotz rechtzeitiger Besprechungen vor Ort mit allen Beteiligten, vom Ofenhersteller über den Schornsteinfeger, den Heizungsbauer, den Kaminbauer, den Bauleiter und den Bauherrn, bis Weihnachten nicht geklappt hat, den Schwedenofen ins Haus zu bekommen, war ärgerlich. Aber der Entschluss, mit einem örtlichen Betrieb zu bauen und engen Kontakt zum Bauleiter, der in großer Gelassenheit fast alle Wünsche der Bauherrn erfüllte, zu halten, hat sich gelohnt. Wir wohnen nun im neuen Haus, alles funktioniert, der Alltag kehrt zurück.

Anfang September 2012 Installation Sanitär, Böden

Mitte/Ende August 2012 Umzug planen, Fortfahren mit dem Innenausbau, Maler, Fliesenleger

September/Oktober/November 2012 Abarbeiten von „Kleinigkeiten“ wie Duschwände einbauen, Isolierungen, Verkleidungen, Ausbesserungen, Fenster und Türen nachstellen, Außenarbeiten . . .

Mitte/Ende September 2012 Einbau Küche, Einzug in Etappen

13


UNTERNEHMENSPORTRÄT

INVESTMENT

Nord-Süd: Immobilien in die grüne Richtung bewegen Nach einer schwierigen Phase ab Mitte der 1990er Jahre bis 2008 habe sich der Immobilienmarkt vollkommen verändert, resümiert Talmon l‘Armée: „Wohnimmobilien werden nun verstärkt nachgefragt.“ Gründe sind die Euro-Krise, die niedrigen Zinsen und der unsichere Wirtschaftsmarkt. So konnte Nord-Süd auch außerhalb des eigentlichen Betätigungsraums Projekte umsetzen, zum Beispiel in Augsburg oder Leverkusen.

Auf dem Flugfeld ist ein Drittel der Nord-SüdGebäude bereits vor Baubeginn an einen Investor verkauft.

Die Nord-Süd setzt bei ihren Projekten verstärkt auf Umweltschutz und ökologisches Bauen. Von Mehrfamilienhäusern bis zu ganzen Stadtquartieren: Seit fast 60 Jahren entwickelt und realisiert die Nord-Süd Hausbau GmbH die verschiedensten Wohnbauprojekte. Im Vordergrund steht dabei immer das moderne Wohnen. Das Motto des Unternehmens lautet: Grundsolides Bauen mit maximalem Wohlfühlfaktor verbinden. Ansprüche und Bedingungen ändern sich ständig, also passt auch die Nord-Süd ihre Projekte den jeweiligen Trends an. So stehen derzeit bei vielen Projekten das werterhaltende und nachhaltige Bauen im Mittelpunkt. Für den Geschäftsführer Frank Talmon l‘Armée sind innovative Energiekonzepte und eine ökologische Bauweise mit einer hohen Energieeffizienz zukunftsweisend. Die Nord-Süd ist zum einen als Bauträger und zum anderen bei der Projektierung und in der Vermögensverwaltung aktiv. Unternehmenstandorte sind in Stuttgart und in Köln. Die Zentrale befindet sich jedoch in Stuttgart. Hier sind auch die Verwaltung und die Unternehmensführung. Geschäftsführer ist neben Frank Talmon l‘Armée der Bauingenieur Gottfried Weidner. „Wir sind ein reines Familienunternehmen“, sagt Talmon l‘Armée. So stehen hinter der Nord-Süd noch immer die Familienmitglieder der Gründer. Schon in den Anfangsjahren haben sich die beiden Standorte herauskristalisiert, aus denen sich auch der Firmenname ableitet: Nord steht dabei für Köln und Süd für den Süddeutschen Raum. Das sind bis heute zwei florierende Wirt-

schaftsregionen, so Talmon l‘Armée. Die NordSüd ist fast ausschließlich im Wohnungsbau tätig und hat sich auf größere Projekte spezialisiert, wie beispielsweise den Bau eines kompletten Wohngebiets wie auf dem Flugfeld in Böblingen oder dem Luisenhof in Großbottwar. „Wir begleiten jedes Projekt sehr professionell“, sagt Talmon l‘Armée. Dafür ist jedoch ein großer Personalbedarf notwendig. Über 40 Mitarbeiter sind für den Bauträger tätig, darunter sind Bauingenieure, Architekten, Projektentwickler, Vertriebsmitarbeiter und Finanzexperten. Diese geballte Kompetenz unter einem Dach ermöglicht es der Nord-Süd, selbst Pläne für Quartiere zu entwerfen und damit dann auf die Kommunen zuzugehen: „Wir agieren statt zu reagieren.“ Die Experten aus dem eigenen Haus beziehen dafür umfassende Faktoren ein. „Wir sind uns der städtebaulichen Tragweite immer bewusst.“

Die Rhein-Logen in Bonn.

„Wir machen uns viele Gedanken um die Zukunft unseres Planeten, so weit es für einen Bauträger möglich ist“, sagt Frank Talmon l‘Armée. Es geht darum, die nächste Generation von Immobilien zu entwickeln, die ressourcenschonender gebaut werden. Da geht es beispielsweise um die Dämmung der Fassaden. Oft werde dafür Styropor verwendet, erklärt Talmon l‘Armée. Der basiert aber auf Rohöl. „Wir versuchen, auf solche Materialien zu verzichten, und setzen auf mineralische Dämmungen, auch wenn das die teurere Alternative ist.“ Auch bei der Energieerzeugung geht Nord-Süd einen ungewöhnlichen Weg: „Wir investieren in die Windkraft.“ Die Verbindung von CO2-neutraler Energie und Immobilien wird von immer größerer Bedeutung sein. Das ist auch bei den KfW70-Häusern zu sehen, die Nord-Süd auf dem Böblinger Flugfeld baut. Sie sind weniger als andere Häuser gedämmt, beziehen dafür aber klimaneutrale Energie. Viel diskutiert werden auch immer wieder der Sinn und Unsinn von Kunststofffenstern. Diese basieren ebenfalls auf Rohöl, bemängelt Talmon l‘Armée. Eine Alternative wären Holzfenster, möglichst aus heimischen Hölzern. Die Bauexperten von NordSüd sondieren auch Möglichkeiten, Gebäude so zu konzipiren, um Strom zu speichern, und zwar nicht mit einer Batterietechnik. Eine Möglichkeit ist, die Energie in Wärme zwischenzuspeichern. Im Sommer könnte so die Wärme gespeichert und im Herbst und Winter genutzt werden.


Anzeige

INVESTMENT

„Wir beschäftigen uns intensiv mit solchen Themen“, sagt der Nord-Süd-Geschäftsführer. Er ist sich sicher: „Das ist der Weg der Immobilie der Zukunft.“ Auch ein Bauträger wie die Nord-Süd habe eine gesellschaftliche Verantwortung. Allerdings, so schränkt er ein, gelingt diese Umsetzung nicht bei allen Immobilien auf dem Markt. Zudem setzen sich noch nicht alle Kunden mit dem Thema ökologisches Bauen auseinander. Sie betrachten die langfristige ÖkoBilanz nicht. „Doch es gibt eine große positive Resonanz. Grünes Gedankengut setzt sich in der Gesellschaft immer mehr durch“, sagt Talmon l‘Armée. „Ökologie heißt, man muss schonend mit Energieressourcen umgehen, und nicht, dass man auf Luxus verzichten muss.“ Allerdings könne man nicht alles ökologisch perfekt machen. „Aber wir haben die Chance, den Markt in die grüne Richtung zu bewegen.“ Die Nord-Süd tue das mit ihren Möglichkeiten, doch der Bauträger sei natürlich kein Spezialist oder Nischenanbieter für ökologisches Bauen. Mitten in Stuttgart hat Nord-Süd mit „O87“ kürzlich ein ganz anderes Projekt realisiert. In der Olgastraße 87 sind 34 neue Stadtwohnungen entstanden. Diese innenstädtische Entwicklungsmaßnahme war eine städtebauliche Herausforderung. „Doch wir scheuen uns nicht vor solchen Herausforderungen“, sagt Talmon

Mitten in der Stadt. In der Stuttgarter Olgastraße entstand dieses Objekt.

KONTAKT

l‘Armée. Das Grundstück war schwierig zu bebauen, da es direkt an einem steilen Hang liegt. Dieser musste nach dem Abriss des alten Gebäudes zunächst gesichert werden. Auch die Baulogistik musste an die zentrale Lage angepasst werden.

Nord-Süd Hausbau GmbH Kronenstr. 51 70174 Stuttgart Telefon 07 11 / 2 27 83 - 0 info@nord-sued-hausbau.de www.nord-sued-hausbau.de

Firmengeschichte: Mit drei kleinen Häusern fing es an Der Ursprung der Nord-Süd Hausbau liegt in der Nachkriegszeit. Da die Innenstadt von Stuttgart zerstört war und zugleich viele Leute in die Stadt strömten, war der Bedarf an Wohnraum sehr groß. Vor diesem Hintergrund taten sich der Kaufmann Josef Unger und der Architekt Alfred Nauerz zusammen und bauten drei kleine Mietshäuser – mit Erfolg.

Infrastrukturen. Durch die solide Unternehmensführung konnte der Bauträger die wirtschaftliche Krise von 1966 und die folgende Baukrise von 1973 unbeschadet überstehen. Ende der 1970er und zu Beginn der 1980er Jahre entstehen zahlreiche Einfamilien- und Reihenhaussiedlungen. Nach dem Mauerfall realisiert Nord-Süd auch einige Bauprojekte in Thüringen und Leipzig.

Daraufhin gründeten sie am 20. Januar 1954 die Nord-Süd Hausbau- und Siedlungsgemeinschaft. In den ersten zehn Jahren des Bestehens wurden 932 Einfamilienhäuser, 740 Eigentumswohnungen und 13 Gewerbeeinheiten gebaut, mit einer Gesamtfläche von 135 000 Quadratmetern. Als in den 1960er und 1970er Jahren immer mehr Menschen nach einer eigenen Wohnung suchten, entstanden neue Siedlungen mit vielgeschossigen Wohnhäusern. Auch die Nord-Süd engagierte sich dabei und baute Siedlungen mit den notwendigen

Wohnprojekt in Augsburg

Im Vergleich mit anderen Unternehmen jedoch mit Augenmaß, der Schwerpunkt der Tätigkeit liegt weiterhin im süddeutschen und Kölner Raum. Seitdem wurden kleine wie große Objekte umgesetzt, von flächensparendem Wohnen bis zur eleganten Stadtvilla. In den vergangenen Jahren hat sich Nord-Süd auch verstärkt mit dem Thema „grünes Bauen“ auseinandergesetzt.


16

HANDELSIMMOBILIEN

INNOVATIVE KONZEPTE GESUCHT

Die Königstraße bekommt Konkurrenz In Stuttgart wurden noch nie so viele neue Shoppingplätze gebaut. Die Handelsfläche wird auf einen Schlag um 100 000 Quadratmeter wachsen.

W

illkommen zum Tanz der Kräne: in keiner anderen deutschen City drehen sich derzeit so viele Baukräne wie in der Landeshauptstadt. Stuttgart ist auch jenseits des umstrittenen Tiefbahnhofs eine Großbaustelle: Eine Milliarde Euro ver-

bauen Investoren in den nächsten Jahren in drei neue Stadtquartiere. Deren Shopping-Malls lassen die Handelsflächen in der Innenstadt auf einen Schlagum rund 100 000 Quadratmeter anwachsen. Allein das Milaneo im neuen Europaviertel, seit Juli 2012 in Bau, bringt 43 000 Quadratmeter auf den

Markt, zuzüglich Dienstleistungsund Gastroflächen. 550 Millionen Euro investieren ECE, Strabag, Bayerische Hausbau und der Investor Hamburg Trust in das Projekt, das ab Frühjahr 2015 mit über 200 Shops ein neues Einkaufserlebnis in Stuttgart bieten will. Zudem bietet der dreigliedrige Gebäude-


HANDELSIMMOBILIEN

Schon von weitem ist die Baustelle von Stuttgarts größtem Einkaufszentrum, dem Milaneo auf dem A1-Gelände, sichtbar. Bis 2014 sollen hier rund 200 neue Geschäfte ihren Platz finden, darunter auch der erste Apple-Store der Landeshauptstadt. Foto: Wilhelm Mierendorf

Umverteilung vorprogrammiert Interview mit Sabine Hagmann, Hauptgeschäftsführerin Handelsverband Baden-Württemberg.

komplex Raum für 415 Mietwohnungen, 7400 Quadratmeter Bürofläche sowie ein 165-Betten-Hotel. Auch auf der anderen Seite der City geht es hoch hinaus. „Erst schippen, dann shoppen“, verspricht am Ende der oberen Königstraße das neue Gerber, das die Württembergische Lebensversicherung mit dem Projektentwickler Phoenix für rund 250 Millionen Euro realisiert. 75 Läden und Lokale wird die Gerber-Mall auf rund 25 000 Quadratmetern beherbergen. Eröffnung soll im Frühjahr 2014 sein. Rund 7000 Quadratmeter Büroflächen sowie 85 Wohnungen ergänzen das Projekt. Mitten in der City will zudem das Handelshaus Breuninger hinter seinem Stammsitz das Dorotheen-Quartier erstellen. Spätestens Anfang 2014 soll das 200-Millionen-EuroProjekt am Karlsplatz auf Baustelle gehen. Auf Druck des Rathauses wurden die Geschossflächen von 49 000 auf 38 000 Quadratmeter abgespeckt. Als Nutzung sind niveauvolle Geschäfte und gehobene Gastronomie sowie Büros und Wohnungen vorgesehen. ►

Frau Hagmann, Baden-Württemberg und die Region Stuttgart sind im bundesweiten Vergleich mit Shopping-Centern noch unterversorgt. Wie viele zusätzliche Center vertragen Land und Region? Nicht mehr viele! Sicher gibt es Standorte, die – losgelöst vom Umland betrachtet – punktuell profitieren können. Eine neue Studie zu den Auswirkungen auch innerstädtischer Einkaufszentren zeigt aber: Aufbruchstimmung auf der einen bedeutet immer Katerstimmung auf der anderen Seite. Fakt ist, die Umsätze im Einzelhandel stagnieren seit Jahren. Durch Neuansiedlungen kommt es also in der Regel nur zu Umverteilungen. Nicht zuletzt muss sich heute auch jeder stationäre Händler – ob inhabergeführt oder Shoppingcenter – im wachsenden Wettbewerb mit Online-Anbietern behaupten. Welche Folgen haben zentrumsnahe CenterNeubauten für die Innenstädte? Zum einen sinken die Mietpreise in den Citys, insbesondere in den weiter entfernten (Rand-)Lagen. Zudem verlagern sich die Kundenströme. Das wirkt sich bei vorhandenen Einzelhändlern oft negativ aus und führt nicht selten zum Attraktivitätsverlust dieser Straßenzüge und sogar zu Existenzaufgaben. Konkret: Was passiert mit der Stuttgarter

Königstraße und angrenzenden Lagen, wenn nach dem GerberCenter das neue Milaneo-Einkaufszentrum im Europaviertel eröffnet? Die Stuttgarter Königstraße ist eine der meistfrequentierten Shopping- Sabine Hagmann meilen und gefragt bei Investoren. Branchenmix, Aufenthaltsqualität und Kundennachfrage stimmen – auch dank des professionellen Citymanagements. Dennoch werden die über 100 000 Quadratmeter geplante Handelsfläche an mehreren Standorten deutliche Umverteilungen auslösen. Wie hoch und wo diese konkret sind, lässt sich nur grob abschätzen. Das hängt auch davon ab, wie die Anbindung vorhandener Lagen an die neuen Center und umgekehrt gelingt. Hier sind alle Beteiligten gefragt. Sicher ist, dass auch Stadtteile sowie umliegende Kommunen enorm tangiert werden. Wie sollte der etablierte Einzelhandel auf die Entwicklung reagieren? Die Händlerschaft muss die eigenen Stärken − Authentizität, Nähe zum Kunden, unverwechselbares Profil – schärfen und die regionale Verbundenheit betonen. Persönlicher Kontakt, kompetente Beratung, kulantes Beschwerdemanagement – diese Werte besitzen auch weiterhin einen hohen Stellenwert, belegen Kundenumfragen und Einkaufsles verhalten.

17


18

HANDELSIMMOBILIEN

Der Bauboom von Einkaufszentren stellt den etablierten Handel vor Herausforderungen. Nicht nur die Einkaufsmeile Königstraße muss sich erstmals ernstzunehmender Konkurrenz stellen. Im verschärften Wettbewerb sehen Experten vor allem City-Randlagen sowie die Zentren angrenzender Stadtbezirke. Die Sogwirkung der neuen Shopping-Center könnte auch den Einzelhandel in der Region tangieren. Nicht ohne Grund drängen die Breuninger-Länder in Sindelfingen und Ludwigsburg auf Flächenerweiterung.

ZEIT DES UMBRUCHS Dabei fällt der Bauboom in Stuttgarts City in eine Zeit des Umbruchs. Gesellschaftlicher Wandel und technische Innovation beeinflussen das Konsum- und Kaufverhalten. „Die Bevölkerung

Neue Bühnen Interview mit Professor Bernd Falk, Leiter des Stranberger Instituts für Gewerbeimmobilien Herr Professor Falk, in der Stuttgarter Innenstadt entstehen derzeit mit Milaneo und Gerber zwei neue große Shopping-Center. Lassen sich deren Läden dauerhaft vermieten, obwohl fast alle namhaften Ketten bereits in der Königstraße vertreten sind? Von besonderer Relevanz ist hierbei beispielsweise das Wettbewerbsumfeld. Bei einer attraktiven Einkaufsstadt wie Stuttgart ist es durchaus üblich, dass von namhaften Ketten mehrere Filialen in der Gesamtstadt, in der Innenstadt und sogar in derselben Straße vorhanden sind. Werden auch die Verbraucher die neuen Konsumtempel annehmen? Dies ist wiederum von der Attraktivität des Center-Konzepts und seiner Erfolgsfaktoren abhängig. Daneben muss sich ein Shopping-Center im Zeitablauf immer wieder neu erfinden. Handel bedeutet Wandel und erfordert hohe Innovation. Zahlreiche deutsche Shopping-Center werden derzeit durch Revitalisierungsmaßnahmen an den neuen Zeitgeschmack angepasst. Was bieten diese Center, was die klassischen Einkaufsmeilen nicht bieten? Neben dem üblichen Witterungsschutz sind hier etwa einheitliche Öffnungszeiten, attraktive Parkierung, ergänzende Serviceeinrichtungen,

attraktives Center-Marketing und ein durchdachter Mieter-Mix anzuführen. Shopping-Center entwickeln sich immer mehr zur Bühne für neue Produkte, Angebote, Marken und bieten ein hohes Maß an Atmosphäre und Emotionalität.

Calwer Passage: Kleinere Handelsplätze tun sich als Frequenzbringer immer schwerer. Fotos: Wilhelm Mierendorf

Bernd Falk

Wie wirken die neuen Center auf die klassischen innerstädtischen Einzelhandelslagen? Zu den positiven Effekten können auch eine Flächenerweiterung begrenzter Innenstädte und ein Flächenrecycling brachliegender Areale gehören. Neben positiven Auswirkungen können sich auch negative Auswirkungen auf klassische innerstädtische Lagen ergeben. In Stuttgart könnte dieses insbesondere zu Verschiebungen der Kaufkraftströme führen. Bei einer projektierten Handels- und Dienstleistungsfläche von insgesamt rund 75 000 Quadratmetern in den neuen Centern ist mit einem künftigen Umsatz von etwa 400 Millionen Euro zu rechnen. In Relation zum Gesamtumsatz in Stuttgart bedeutet dieses einen Marktanteil von circa neun Prozent. Das sieht nicht nach „ruinösem Wettbewerb” aus. Aber so mancher Anbieter der Gegenwart wird seine Attraktivität rechtzeitig erhöhen müssen, um den „Shake-out-Prozess” zu überleben. les


HANDELSIMMOBILIEN

Eindrucksvolle Einkaufspassage: das Breuninger in Stuttgart Foto: Mierendorf

schrumpft, und sie wird älter“, erwähnt der Münchner Immobilienexperte Winfried Swatlo demografische Einflussgrößen. Prognosen sagen bis zum Jahr 2060 einen bundesweiten Bevölkerungsschwund von bis zu 15 Prozent voraus. Weniger Menschen bedeutet weniger Nachfrage. „Zudem wird die deutsche Gesellschaft ärmer und reicher zugleich“, erwartet Swatlo, dass Einkommens- und Vermögensscheren weiter auseinandergehen. Wenn sich wenige alles, aber viele nur noch wenig leisten können, dann bedeutet dies zugleich sinkende Umsätze. Dramatisch beeinflussen auch neue Kommunikationstechnologien den Einzelhandel. „Bereits heute werden mehr Bücher online als im Buchladen gekauft“, nennt Swatlo ein Beispiel, wo Internethandel klassische Vertriebswege bereits überholt hat. „In allen Warengruppen wird es sich immer mehr vom physischen Einkaufen auf das Internet verlagern“, erwartet auch Hanspeter Gondring, Professor für Immobilienwirtschaft an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Mobile Geräte und immer leistungsfähigere Software werden diesen Trend beschleunigen. „Jugendliche gehen kaum noch in den Schuhladen. Mit Smartphone oder Tablet-PC konfigurieren und kaufen sie Schuhe unterwegs in der S-Bahn“, skizziert Gondring eine Entwicklung. Branchenindikatoren bestätigen das Substitutionsphänomen. „Die Flächenleistung im stationären Handel ist in den letzten 15 Jahren um 15 Prozent zurückgegangen“, erwähnt Swatlo, dass immer weniger Umsatz pro Quadratmeter erzielt wird. Die neuen Shopping-Center könnten nach Swatlo in etablierten Lagen deshalb

schnell zu Marktreaktionen führen: „Die Fähigkeit, hohe Mieten zu zahlen, sinkt.“ Innerstädtische ShoppingCenter machen in Stuttgart dennoch Sinn, zumindest auf einen absehbaren Zeitraum, bekräftigt Professor Gondring: Einkaufen werde immer mehr zum Event. In den riesigen Malls und Arkaden der Städte könnten sich Besucher, vor Wind und Wetter geschützt, mehrere Stunden aufhalten, ohne dass es langweilig werde.

SPEZIALISIERUNG GEFRAGT „Königstraße und Randlagen überleben durch Spezialisierung im Angebot, das man nicht in den Konsumtempeln findet“, umreißt Gondring die Strategie. „Das Problem ist nicht die Lage, sondern das Sortiment“, betont der Fachmann. Als Frequenzbringer fungierten Medien und Kommunikation. Swatlo sieht neue Markenshop-Konzepte auf Flächen bis zu 600 Quadratmeter als Antwort. Schwerer werde es für kleinere Center wie die Calwer Passage mit einem Branchenmix, der kaum Frequenz bringe. Chancen räumen die Experten dem Einzelhandel in der Region ein. „Dort etablieren sich erfolgreich Center mittlerer Größe, die teils die Nahversorgung übernehmen“, verweist Swatlo auf das jüngst eröffnete NelMezzo in Geislingen. Ob es auf dem Land auch eine Nummer größer geht, müssen die Mercaden in Böblingen beweisen. Mit Investitionen von 120 Millionen Euro und 24 400 Quadratmeter Verkaufsfläche gehört das Shopping-Center nach der geplanten Eröffnung 2014 zu den großen Einkaufstempeln in der Region. Jürgen Lessat

19


20

BÜROIMMOBILIEN

IMMOBILIEN ZUM ARBEITEN

Büros im Stadtcharakter

Himmelblau vorm PC Arbeiten unter traumhaft, bayrischem, weiß-blauem Himmel statt flackerndes Neonröhrengeblinke überm Schreibtisch. Wer träumt nicht davon? Oliver Stefani vom FraunhoferInstitut und seine Kollegen haben ihn erfunden: den Oliver Stefani, Himmel für drinnen. Hin- Fraunhofer-Institut tergrund ist nicht etwa die Arbeitswirtschaft und verrückte Idee eines Innen- Organisation IAO architekten oder spinner- Stuttgart. FOTO: IAO ten Designers, sondern die Frage: wie Büroarbeiter weniger schnell ermüden. Und wie die Kreativität gefördert werden kann. „Menschen leben seit 200 000 Jahren unter freiem Himmel. Erst mit der Industrialisierung haben wir uns in Fabrikhallen und später in Büros zurückgezogen“, verdeutlicht Stefani. Erforscht ist aber inzwischen, dass sich Tageslicht positiv auf das vegetative Nervensystem und damit auf die Psyche des Menschen auswirkt. „Hohe Lichtstärken wirken gegen Depression, und der Blauanteil im Licht beugt Müdigkeit vor“, erklärt Stefani. Im Fraunhofer-Institut in Stuttgart-Vaihingen ist ein Labor mit zwei Indoor-Kunsthimmeln installiert. Dort erproben die Forscher, wie sich etwa der Wolkenzug simulieren lässt. Oder ob dieser bei konzentrierter PC-Arbeit eher ablenkt. ms


BÜROIMMOBILIEN

D

IBM-Zentrale in Ehningen Fotos: Wilhelm Mierendorf

ie Welt der Büros verändert sich. „In Zukunft wird weniger mehr sein“, sagt etwa Stefan Rief vom FraunhoferInstitut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) in Stuttgart. Hintergrund des Wandels ist eine fortschreitende Individualisierung der Arbeitswelt, meint der Forscher. Menschen wollen entscheiden, wo sie wann arbeiten. Home-Office oder Arbeiten im Co-Working-Center, also an gemieteten Schreibtischen, liegen im Trend. „Abwesenheitszeiten wiederum bedeuten, dass Unternehmen künftig weniger Raum für ihre Mitarbeiter bereitstellen müssen“, sagt Rief. Das spart Kosten. Hinzu kommt: Arbeitgeber konkurrieren um Mitarbeiter. Besonders vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels. Daher werden Chefs in Zukunft wohl immer mehr individuell gestaltete Wohlfühlbüros anbieten, um (junge) Leute anzulocken, aber auch, um

die Leistungsfähigkeit zu stimulieren, wie Rief vermutet. Das Beispiel Google in Zürich mit bunten und futuristischen Büroräumen steht für diesen Bürotrend. Vorreiter der modernen Bürokultur in der Region um Stuttgart ist aber eine ganz andere Computerfirma. Bereits vor 15 Jahren hat IBM in Ehningen Akzente gesetzt. Der Konzern entwickelte eine Bürolandschaft. In drei sternförmigen Gebäudekomplexen arbeiten 3700 Menschen – an 2100 Schreibtischen. „Personen zugeordnete Arbeitsplätze gibt es keine“, sagt

UNTERNEHMENSPORTRÄT

der IBM-Architekt und geistige Vater des Konzepts, Peter Oechsle. Vielmehr hat das Unternehmen bereits in den 1990er Jahren Stechuhren abgeschafft und Heimarbeit eingeführt. Ganz ohne Ordnung geht es aber trotzdem nicht. Einzelne Abteilungen haben ihren Sitz in bestimmten Gebäudeteilen. Pro Flügel und Etage sitzen nicht mehr als 40 Kollegen in einem Raum. Nicht mehr als zehn teilen sich eine Bürofläche. Dabei schwankt die Belegung. In der Finanzabteilung teilen sich elf Personen zehn Tische. ►

Anzeige

Archy Nova Projektentwicklung: Ideenschmiede für ganzheitliches Bauen

Archy Nova verfolgt bei seinen Objekten hohe ökologische und ökonomische Ansprüche. Im Bild das Silberado in Stuttgart

„Der Name der Projektentwicklungsgesellschaft ist eine Mischung aus Architektur und Innovation“, erklärt Firmengründer Gerd Hansen. So entwickelt und realisiert seine Firma Archy Nova seit 1984 innovative Immobilienkonzepte nach höchsten ökonomischen und ökologischen Maßstäben. Als Bauträger realisiert Archy Nova schlüsselfertige Objekte in Passivhaus-Standard oder im effizient modernisierten Bestand. Die Palette der Projekte reicht vom unwetterfesten und extrem energiesparenden Erdhügelhaus SolArc über die sanierte Fabrik für gemeinschaftliches Wohnen

und Arbeiten bis hin zu dem höchst anspruchsvollen aktuellen Projekt „view“ auf der Membergkuppe in Bad Cannstatt. Stets verfolgen Hansen und seine Crew, bestehend aus sieben Mitarbeitern sowie Architekten und Ingenieuren aus der Region, hohe Ansprüche an Energieeinsparung, Ressourcenschonung und soziale Konzepte. Für so viel Innovativität hagelte es natürlich bereits mehrfach Preise. Etwa für das nachhaltige Konzept Silberado im Stuttgarter Westen mit KfW-40-Standard und Wasserkreisläufen. Mehrere Generationen wohnen hier gemeinschaftlich

mitten in der Großstadt. Den gebürtigen Husumer hat einst das Architekturstudium nach Stuttgart verschlagen. „Stuttgart ist die Großstadt mit der höchsten Lebens- und Wohnqualität in Deutschland, hier wollen wir noch stärker wirken.“ Daher hat Hansen sein Büro im September dieses Jahres von Bietigheim-Bissingen nach Stuttgart in die Königstraße verlegt, um für die Kunden vor Ort präsent zu sein. Der neueste Coup des 55-Jährigen aber ist der Erwerb des ehemaligen Diakonie-Areals auf der Gänsheide. In Kooperation mit der Nanz-Gruppe und in enger Abstimmung mit der Stadt soll in zwei Jahren eine mehrgeschossige Wohnanlage in Holzbau entstehen.

KONTAKT Archy Nova Projektentwicklung GmbH Königstraße 43 A 70173 Stuttgart Telefon 07 11 / 12 04 69 00 www.archy-nova.de

21


22

BÜROIMMOBILIEN

„Weil Außendienstler im Vertrieb viel unterwegs sind, reicht zwölf Mitarbeitern im Schnitt ein Tisch“, sagt Oechsle. Möglichkeiten zum Rückzug gibt es in Glasboxen für Besprechungen, an abgeschirmten Stehtischen oder in Sesseln für Telefonate sowie Ruhe- und Kommunikationsinseln. Im Rückblick ist für Oechsle das Bürokonzept aufgegangen. Auch wirtschaftlich rechnet sich die Bürokultur. Die in den 1980er Jahren gefassten Pläne sahen sechs Bürohäuser vor. Gebaut worden sind nur drei. „Auf den freien Grünflächen weiden heute Schafe“, wie Oechsle mit einem Augenzwinkern erklärt. Übrigens genießen auch IBM-Manager keinen Sonderstatus. Erwin Staudt, bis 2003 Vorsitzender der Geschäftsführung, löste die Einzelbüros in den Chefetagen auf. Was sich bis heute gehalten hat – wie Besuchern gerne gezeigt wird. Nicht ganz so revolutionär wie einst IBM, doch ebenfalls ambitioniert sind die neuen Arbeitsräume von Schlaich, Bergermann und Partner. Die Ingenieurgesellschaft residiert in einem 1960-JahreBürobau im Stuttgarter Westen. Ihnen ist es gelungen, die aus heutiger Sicht klobig wirkende Bausünde chic zu renovieren. Innen wie außen. Ein Schlüssel dafür ist aber alt: Das Achsmaß, in dem das Bürogebäude bebaut ist, beträgt 1,50 Meter. Und ist damit gut

Büros müssen nicht langweilig sein. Fotos: Wilhelm Mierendorf

Urbanität ist nicht nur ein Trend in Stuttgart.

Eigener Arbeitsplatz schafft Vertrautheit Jürgen Kurz, Büroexperte und Bestsellerautor (Für immer aufgeräumt). Der Mann schafft Ordnung: Profiaufräumer Jürgen Kurz tourt quer durch die Republik, um Büroarbeitern zu helfen, sich besser zu organisieren. Dabei stellt der Bestsellerautor fest, dass sich in den zurückliegenden zehn Jahren Arbeitsvolumen und -geschwindigkeit rapide vergrößert beziehungsweise beschleunigt haben. „Der

E-Mail-Eingang mutiert zur Running-to-do-Liste“, verdeutlicht der Experte. Gehetzt vom Taktschlag der elektronischen Post fühlen sich die Menschen zudem verpflichtet, rund um die Uhr „on“, also ansprechbar, zu sein. Freizeit und Job verschmelzen demnach nicht nur in der Architektur und Inneneinrichtung der Büros, sondern bestimmen das Leben von Chefs und Angestellten. Kurz rät daher zum Entschleunigen: E-Mails nicht ständig, sondern möglichst nur dreimal am Tag abzurufen. „Was dann innerhalb von fünf Minuten zu erledigen ist, sofort abarbeiten“, empfiehlt der Giengener Büroaufräumer, der den Trend zum non-territorialen Arbeitsplatz nur für wenige (Projekt-)Arbeiter sieht. „Der Großteil arbeitet nach wie vor an seinem Arbeitsplatz“,

weiß Kurz. Und unterstreicht: „Was verständlich ist. Menschen wollen eine gewisse Verlässlichkeit.“ Dem widerspreche es, jeden Morgen auf Schreibtischjagd gehen zu müssen. Vielmehr fördere ein ständiger, eigener Arbeitsplatz im Büro die Arbeitseffektivität. Außerdem sieht Kurz einen weiteren Trend: Weil Wohlfühlen bei Büroeinrichtungen zum Trend wird, ändere sich dadurch auch der Umgang unter Kollegen. Vor allem Jüngere arbeiteten wieder lieber in einer familiären Büro atmosphäre. „Wertschätzung wird großgeschrieben“, meint Kurz. Gerade weil durch soziale Netzwerke im Internet das Private öffentlicher werde, wollten die Menschen ihr öffentliches Leben privater gestalten. ms


BÜROIMMOBILIEN

zwölf Zentimeter breiter als das heute bei Neubauten verwendete Achsmaß. Wer also die Büros Ecke Schwab-/Rothebühlstraße betritt, spürt eine Leichte und Luftigkeit, in der hier 100 Bauingenieure konstruieren – etwa die Fassade des neuen World Trade Center in New York.

WOHNLICHE RÄUME Sven Plieninger, der die Innenraumrenovierung organisiert hat, führt Besucher durch offene und wohnliche Räumlichkeiten. Im 1. OG, der Kommunikationsebene, ist eine Café-Küche mit Tischen und Stühlen, die Platz für 50 Menschen bietet. Abgeteilt durch Vorhänge, Glaswände und Regale sollen hier Begegnungen stattfinden. Wie etwa bei der morgendlichen Frühstückspause, wenn Mitarbeiter über ihre Projekte diskutieren. Verantwortlich für das Interieur sind die Innenarchitekten der Ippolito Fleitz Group aus Stuttgart, die auch die Fou Fou Bar im Leonhardsviertel gestaltet haben.

Legebatterien gleichen Großraumbüros inzwischen einem ganz anderen Bild vom Arbeitsplatz. „Es erinnert vielmehr an einen Stadtplan“, so die Professorin für Innenraumgestaltung an der Hochschule für Technik in Stuttgart. Es gebe Verkehrswege, Marktplätze und Cafés für Kommunikation, Boxen zum Rückzug, ähnlich den Häusern einer Stadt, und Raum für Gruppenarbeit, vergleichbar mit Spiel- oder Sportplätzen. Eine weitere Entwicklung sieht die Gestalterin im Einsatz von Corporate Design. Sprichwörtlich leuchtendes Beispiel ist die oberste Etage des Charlottenhochhauses in Stuttgart. Gegenüber dem Wilhelmspalais strahlt das 11. Stockwerk im Dunkeln in Rosa. In Summe gilt auch bei Schwarzspringer: das elegante Design schafft eine Arbeitsatmosphäre, die „Raum für Kreativität lässt“, wie die verantwortliche Innenarchitektin Diane Ziegler verdeutlicht. Michael Sudahl

Büro von Schlaich, Bergermann und Partner in der Schwabstraße Foto: Zooey Braun

KEINE LEGEBATTERIEN Überhaupt scheint Urbanität nicht nur in Stuttgarter Büros ein Trend zu sein. Innenarchitektin Diane Zielger vergleicht Bürogestaltung gerne mit Städtebau. Statt abgeriegelter Einzelkammern oder

S-Memberg: EFH mit ELW, Wohnfl. ca. 220 m², Grundstück ca. 900 m², € 1,05 Mio.

S-Degerloch: Saniertes EFH, 7 Zi., Wohnfl. ca. 206 m², € 3.200,– zzgl. NK/KT/Court.

Ob Kauf oder Miete – wir sind die richtige Adresse! Stuttgart-Mitte · Eberhardstr. 2 · Tel. 0711-227 24 70 Stuttgart-Degerloch · Epplestr. 31 · Tel. 0711-25 85 89 90 Stuttgart@engelvoelkers.com · Immobilienmakler

VERKAUFT: Stilvolles EFH in naturnaher Lage, Wohnfläche ca. 260 m², Garage

S-Degerloch: 3,5-Zi.-WHG, saniert, Wohnfl. ca. 122 m², € 1.650,– zzgl. NK/KT/Courtage

23


24

STADTTEILLAGEN

BELIEBT UND TEUER

Trendviertel Killesberg E

„Killesberg-Baby, ich bin aus Heslach“, sang Thomas D von den Fantastischen Vier. Schon 1997, als sein Soloalbum erschien, kamen klischeehaft die Reichen vom Killesberg und die alternativen Künstlertypen aus Heslach. Und heute ist die Gegend vor allem teuer – teurer als rational nachvollziehbar.

inen weiten Blick über die Stadt, großzügige Grundstücke mit Gartenanteil und frei stehende Einfamilienhäuser oder noble Stadtvillen bieten vor allem die Straßen unterhalb des Bismarckturms. Besonders begehrt sind die Bauten in Halbhöhenlage am Nordhang, die zur Innenstadt ausgerichtet sind. Das zieht die Schönen und Reichen an: Breuningers und Porsches wohnen hier oder legen zumindest ihr Geld in Betongold an. Die Folge: sanierte Villen und schicke Neubauten in puristischem Weiß prägen – inspiriert von den Architekten des Bauhaus-Stils der nahe gelegenen Weißenhofsiedlung – das Bild des Killesbergs. Nur wenig neuer Wohnraum ent-

steht im eher statischen Viertel, wo man frei werdende Immobilien unter der Hand vergibt oder an die nachfolgende Generation vererbt. Wer sich am Killesberg einmietet, bezahlt zwölf bis 20 Euro pro Quadratmeter. Für den Kauf von neuen Eigentumswohnungen notiert Ellwanger & Geiger 3500 bis 10 000 Euro pro Quadratmeter. „Als wir vor 26 Jahren in die Robert-Bosch-Straße zogen, war unser Haus noch verhältnismäßig günstig“, berichtet Inge Haug (Name geändert). Das damalige Zweifamilienhaus war noch von einem älteren Mann bewohnt, der lebenslanges Wohnrecht hatte. Die Haugs, die zuvor sieben Jahre nach einer passenden Immobilie gesucht hatten, kauften den Bau aus den 50er Jahren der Stadt Stuttgart


STADTTEILLAGEN

25

Der Killesberg gehĂśrt zu den beliebtesten Wohnlagen in der Landeshauptstadt. Fotos: Wilhelm Mierendorf

dennoch ab. Als nach vier Jahren der Mieter starb, richtete das Ehepaar die Immobilie fĂźr sich her. „Ich bin auf dem Killesberg, in der Gustav-Siegle-StraĂ&#x;e, aufgewachsen, und am liebsten mĂśchte ich aus meinem Viertel nicht mehr weg“, sagt die 65-Jährige. Ihr Mann, der aus Vaihingen stammt, habe auch schon immer an den

Killesberg gewollt. „Wir genieĂ&#x;en die herrliche Aussicht und die grĂźnen Gärten um uns. AuĂ&#x;erdem sind alle Läden fĂźr den täglichen Bedarf in Laufweite“, schwärmt die Schwäbin. In den letzten Jahrzehnten habe sich die Nachbarschaft zwar verändert, aber nicht zum Negativen, berichtet die Rentnerin. Vor allem jĂźngere Leute und Fami-

lien seien in jĂźngster Zeit zugezogen. „Es ist ja nicht so, dass hier lauter reiche Leute wohnen“, klärt Haug auf. Von den derzeit unverschämt hohen Mieten und GrundstĂźckspreisen bekommt sie freilich etwas mit. Seit einigen Jahren sucht sie eine Eigentumswohnung als Alterswohnsitz, denn ein Haus in Hanglage hat viele Treppen. â–ş

 Â? Â? Â? Â? /p\ZLY \UK >VOU\UNLU QLKLY .Y€Â?L NLZ\JO[  ­ € Â? ^^^ ^PKTHUU PTTV KL ‚ Âƒ Â? Â? Â?Â? Â?^PKTHUU 0TTVIPSPLU

 � � ;LS !

Â


26

STADTTEILLAGEN

„Die Neubauwohnungen in unserer Straße kosten 2,2 Millionen Euro für 200 Quadratmeter“, weiß Haug, die gleich nach Bekanntgabe des Bauvorhabens in ihrer Straße ein Exposé anforderte. Sie müsste also ihr weißes Haus mit Dachterrasse, Balkon und Gartenanteil gegen eine Stadtwohnung in derselben Lage tauschen, rechnet die Junggebliebene vor. „Die Alternative wäre, dass wir uns einen Lift einbauen“, sagt Haug. Doch nicht jeder ist von Stuttgarts Luxusviertel begeistert: „Seien wir mal ehrlich − so richtig schön ist es auf dem Killesberg nun wirklich nicht.“ Will der Stuttgarter schon aufschreien, führt Merian-Autor Christian Litz auch stichfeste Argumente an. „Auf den Straßen kaum Menschen, es fehlen Läden, Cafés und Lebensqualität. Nicht mal ein Supermarkt. Killesberg glänzt nur demjenigen, der seinen (unsichtbaren) Mythos erspürt.“ Tatsächlich wartet das Viertel mit der Anmutung eines in die Jahre gekommenen schwäbischen Neubauviertels auf, nicht gerade mit perfekter In frastruktur. Das überalterte Wohngebiet bietet eine kleine Auswahl an Einzelhandel und Dienstleistungen fast ausschließlich im Gebiet um die Helfferichstraße. Wer hier kostspielig wohnt, zahlt weniger für gute Einkaufsmöglichkeiten und mehr für Image und Mythos.

Seit den 50er Jahren wird das Viertel als Premium-Wohnlage gehypt. Die Medien haben einen nicht unerheblichen Anteil am Mythos, der sich um die weißen Häuser rankt. Dass Knappheit ein gutes Verkaufsargument ist, sieht man bei anderen Luxusartikeln wie dem iPhone. Auf dem Killesberg sind Wohnungen Mangelware und schon deshalb heiß begehrt. Wer eine Immobilie ergattert, gibt sie nicht mehr her. Ein Stuttgarter ist dem Mythos Killesberg nicht verfallen. Thomas D. lebt mit seiner Familie in einer vegetarischen Kommune in der Eifel. Leila Haidar

Der Killesberg glänzt nur demjenigen, der seinen unsichtbaren Mythos erspürt.

Immer im Blick vom Killesberg: der Stuttgarter Fernsehturm auf der anderen Seite des Talkessels Fotos: Wilhelm Mierendorf


STADTTEILLAGEN

Prächtige Villen in bester Lage

Think K Modernes Stadtteilzentrum bietet neuen Wohnraum am Killesberg Auf dem ehemaligen Messegelände am Killesberg entsteht ein neues Stadtteilzentrum, das neudeutsch „Think K“ genannt wird. Auf 26 000 Quadratmetern gibt es seit Ende 2012 Wohnungen, Büros und Einzelhandel. Das Quartier soll sich in die Umgebung einfügen, denn in unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich die Akademie der Bildenden Künste und die Weißenhofsiedlung. Rund 160 Millionen Euro Investitionsvolumen veranschlagt der Investor Franz Fürst aus Salzburg. Der Geldgeber engagierte renommierte Architekten. Der Entwurf von David Chipperfield überzeugt durch lichte Deckenhöhen bis 3,80 Meter und raumhohe Atelierfenster. Die Terrassenhäuser von KCAP Architects & Planners setzen dagegen auf Mehrfamilienhäuser, in denen jede Wohneinheit

eine Sonnenterrasse zum Höhenpark bietet.Für wohnungsnahes Arbeiten ist die Ansiedelung von Dienstleistungsunternehmen geplant, die durch den direkten Anschluss an die Stadtbahn profitieren. Generalunternehmer Züblin übernimmt Betonarbeiten und übergibt die Bauten schlüsselfertig inklusive Außenanlagen. Stadtplanerisch ist ein Mix aus Büros, Geschäften, Restaurants und weiterer Infrastruktur geplant, wie ein Ärztezentrum und knapp 80 noble Eigentumswohnungen an der Stresemannstraße mit Blick auf den Höhenpark. Die Puls-Fitnessstudios, die Drogeriemarktkette dm, Edeka, Bio-Lebensmittel-Händler Alnatura sowie das Café Scholz vom Marktplatz haben angekündigt, dort Filialen zu eröffnen. Vor Weihnachten eröffneten die ersten Geschäfte am Kochenhof. Anfang 2013 folgen weitere nach. Mehrere Tiefgaragen bieten Parkplätze für Anwohner und Besucher. LH

27


ZUR PERSON

Jede einzelne Aufgabe muss sich stets auch daran messen lassen, ob sie neben ihrer funktionalen Bestimmung zugleich auch ein Beitrag zur Baukultur ist. Wolfgang Riehle, Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg

Wolfgang Riehle Der Diplom-Ingenieur, Freier Architekt BDA und Stadtplaner, studierte von 1973 bis 1979 an der Universität Stuttgart Architektur. Anschließend trat er in das Architekturbüro seines Vaters Eugen Riehle ein. Seit 1991 ist Wolfgang Riehle Partner der Sozietät Riehle + Partner Architekten und Stadtplaner. Von 1991 bis 1998 war Wolfgang Riehle Vorsitzender der BDA Bund deutscher ArchitektenKreisgruppe Neckar-Alb. Seit 1998 ist er Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg und Vorstandsmitglied der Bundesarchitektenkammer. Seit dem Jahr 2010 ist er auch geschäftsführender Gesellschafter von Riehle + Assoziierte. Das Architekturbüro hat seinen Sitz in Reutlingen und beschäftigt rund 60 Mitarbeiter. olm

Foto: Wilhelm Mierendorf

28


ZUR PERSON

ZUR PERSON

Der Privilegierte Für Wolfgang Riehle, den Präsidenten der Architektenkammer Baden-Württemberg, ist es immer noch ein Privileg, Architekt und Stadtplaner zu sein. Es gebe nur wenige Berufe, die die Lebensqualität anderer so beeinflussen und so erlebbar verändern könnten.

O

b etwas gestalterisch wertvoll oder städtebaulich sinnvoll ist – die zurückliegenden Jahre haben immer wieder gezeigt: über Architektur und Stadtplanung lässt sich vortrefflich streiten. Jüngstes Beispiel ist Baden-Württembergs größtes Infrastrukturprojekt Stuttgart 21. Selbst die Architektenschaft sei bei diesem Thema gespalten, konstatiert Kammerpräsident Wolfgang Riehle im Gespräch. Manche seiner Kollegen hätten ihm in der Vergangenheit sogar die Legitimation abgesprochen, überhaupt zu diesem Thema als Kammerpräsident Stellung nehmen zu dürfen, ärgert er sich ein bisschen. Um eine ergebnisoffene Diskussion zu ermöglichen und die den Berufsstand betreffenden Themenkomplexe fachlich zu erörtern, hat die Kammer deshalb auch mehrere Veranstaltungen durchgeführt. Andererseits hat Riehle nach fast 15 Amtsjahren als Kammerpräsident auch die nötige Gelassenheit für solche Kritik. „Die

Kammer hat 24 000 Mitglieder. 4500 davon sind in Stuttgart. Vielen anderen, die an den Rändern von Stuttgart wohnen, ist Stuttgart 21 längst nicht so wichtig,“ versucht er das Thema zu relativieren. Das heißt aber nicht, dass Riehle nicht auf die internen Kritiker bei diesem Thema zugehen würde. „Wir alle haben aus den Stuttgart-21-Protesten viel gelernt“, gesteht er ein. Zum einen hätten die Bürger seit einigen Jahren ein gewachsenes Interesse daran, bei Großprojekten mitzubestimmen. Andererseits sei es heute praktisch unmöglich, ein Projekt dieser Größenordnung überhaupt noch ohne eine begleitende Moderation für die Bevölkerung auf die Beine zu stellen. Dabei sieht Wolfgang Riehle seinen Berufsstand durchaus kritisch: „Auch wir haben die Weisheit nicht gepachtet.“ Mittlerweile sei die Welt so vielfältig geworden, dass die Architekten nicht auf allen Feldern den Anspruch aufrechterhalten könnten, auf allen planerischen Gebieten allwissend

Ob ein multifunktionales AtriumBürogebäude mit Tiefgarage wie das D19 für Hugo Boss in Metzingen (oben) oder das IHK Forum in Reutlingen: Architektur ist für alle jederzeit präsent, sagt Wolfgang Riehle. Fotos: Andreas Keller, Tobias Hock

zu sein. Vor dem Hintergrund der zunehmend komplexer werdenden Welt des Bauens wachse auch die Bedeutung der Architekturvermittlung. Erfreulicherweise finde sich diese auch immer öfter in den Lehrplänen der Architekturhochschulen. So gehörten Vorlesungen über die Moderation von Beteiligungsprozessen mittlerweile zu den Angeboten an den Hochschulen des Landes. „Wir wollen, dass die künftige Architektengeneration ihre Gedanken nicht nur zu Papier bringen, sondern auch verbalisieren kann“, unterstreicht Riehle die Bedeutung dieser Lehrveranstaltungen. ►

29


30

ZUR PERSON

„Der Beruf des Architekten hat auch Haken und Ösen”, sagt Kammerpräsident Wolfgang Riehle. Foto: Mierendorf

Obwohl die Anforderungen an den Architekten größer geworden sind – und das nicht nur, weil immer mehr Menschen mitreden wollen –, muss sich Wolfgang Riehle quantitativ keine Sorgen um den beruflichen Nachwuchs machen. „Dieser Beruf übt noch immer einen unglaublichen Reiz auf die Menschen aus, auch wenn sich das Tätigkeitsfeld gewandelt hat. Vielleicht liegt das daran, dass man in diesem Beruf wie in nur wenigen anderen Berufen auch etwas Bleibendes schaffen kann und das Ergebnis seiner Arbeit sieht“, erklärt Wolfgang Riehle. Andererseits sei der Beruf des Architekten aber auch nicht frei von Haken und Ösen. Dadurch, dass die Architektur überall präsent sei, könne man ihr auch nicht ausweichen. Es stehe immer die Frage im Raum, ob das, was entstanden ist, auch so zeitlos ist, dass es auch künftig Bestand haben wird. In den letzten zehn Jahren habe sich der Berufsstand komplett verändert. Dass man dabei teilweise von den Bauingenieuren in Sachen Projektsteuerung „vorgeführt“ wurde, irritiert Wolfgang Riehle ein Stück weit. Er sieht aber bereits wieder gegenläufige Ent-

wicklungen. „Heute findet man wieder viele große Projekte, bei denen ein Architekt auch koordinierend an der Spitze steht.“ Die wahre Herausforderung für die Architektenschaft läge nicht darin, die ungezählten Entwurfskriterien aus den Bereichen Städtebau, Funktion, Energieeffizienz und vieles mehr „nachhaltig“ abzuarbeiten, sondern der gebauten Umwelt vor allem aktiv Gestalt zu geben. „Entscheidend ist das architektonische Ergebnis als Ganzes“. Erst wenn es gelinge, für eine Bauaufgabe eine zeitlos gute, beständige Lösung zu erarbeiten, hätte die Architektenschaft neben vielfältigem Wissen auch tatsächlich berufliches Können unter Beweis gestellt, so Wolfgang Riehle bereits auf der Landesvertreterversammlung 2012. Ein erster Schritt in diese Richtung soll dabei das Jahresmotto 2013 „einfach gestalten“ sein. Statt sich immer nur mit den komplexen Rahmenbedingungen für das berufliche Tun auseinanderzusetzen, ginge es um „eine inhaltliche Rückbesinnung auf unsere eigentliche Aufgabe als Architekten und Stadtplaner: auf das Gestalten.“ So gebe es kaum etwas Schwierigeres,

Architektenkammer Baden-Württemberg Die Architektenkammer Baden-Württemberg ist ein öffentlich-rechtlicher Berufsverband von Architekten im Land. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts führt eine Architektenkammer auch staatliche Aufgaben aus. Über demokratisch gewählte Gremien gibt sich die Architektenschaft eine eigene Berufsordnung, bestimmt die Berufspolitik und wirkt bei Gesetzen und Verordnungen mit. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts überwacht die Architektenkammer das ordnungsgemäße Handeln aller Mitglieder. Verstöße gegen die Berufsordnung ahndet die Architektenkammer mit einer eigenen Berufsgerichtsbarkeit, im

außergerichtlichen Streit vermittelt sie schlichtend zwischen den Parteien. Im Sinne der Konkurrenzfähigkeit und einer guten Positionierung am Markt definiert die Architektenkammer für ihre Mitglieder fachliche Qualifikationen und Bildungsziele. Sie begleitet angehende Architekten und Stadtplaner bei ihrer zweijährigen berufspraktischen Tätigkeit, überwacht die Eintragungsverfahren in die Architektenliste und fördert die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitglieder mit einem eigenen Institut. Gegenüber der Landesregierung, den Kreisen und Kommunen vertritt die Kammer die politischen Interessen der Architektenschaft. olm


ZUR PERSON

als komplexe Sachverhalte auf einfache Botschaften einzudampfen – und dies gelte ganz besonders in der Architektur, deren Qualität sich nicht nur Fachleuten, sondern vor allem den Menschen ohne Architekturausbildung gewissermaßen nonverbal mit nachvollziehbaren, spür- und erlebbaren Botschaften mitteilen sollte. Zumal es „den“ Generalisten unter den Architekten schon lange nicht mehr gebe. Heute werde in der Regel im Team geplant und gebaut. Auch bestehe die Arbeit eines Architekten nur zu einem Bruchteil aus dem eigentlichen Entwerfen und Gestalten. „Da ist auch viel Schwarzbrot dabei“,

relativiert Riehle und ergänzt:. „Die Verdienstsituation ist für viele Kollegen im Land schwierig. Im Fokus der Kammer steht deshalb schon längere Zeit die Novellierung der Honorarordnung (HOAI). Der Präsident rechnet damit, dass die zugesagten Nachbesserungen noch in dieser Legislaturperiode über die Bühne gehen werden. „Vor allem bei den Tabellenwerten muss sich etwas verändern.“ Hier dominiere immer noch der Neubau, während zeitaufwendige Umbaumaßnahmen oder Sanierungen keine angemessene Berücksichtigung bei den Honoraren fänden. Dass die überfällige Nachbesserung der HOAI zunächst eine Verteuerung beim Bauen

31

bedeute, räumt der Präsident ein. Doch sei es eine Milchmädchenrechnung, hier sparen zu wollen. Denn nur wenn Architekten zu auskömmlichen Bedingungen arbeiten, könnten sie den komplexen Anforderungen umfassend gerecht werden. Ingo Dalcolmo

Ihr Spezialist für Fliesen, Bäder und Heizung in Stuttgart-Feuerbach

Gemütlich und warm. Aber das ist kein Parkett, das sind Fliesen. Jetzt gibt es die Gemütlichkeit eines Holzbodens auch in Räumen wie Bad und Küche die für Parkett oder Laminat ungeeignet sind. Fliesen, verblüffend ähnlich wie Holz. Mit allen Vorteilen der Fliese: farbecht, unempfindlich gegen Flecken, pflegeleicht und dauerhaft wasserfest. Und Sie nutzen die Wärme Ihrer Fußbodenheizung optimal aus. Kommen Sie vorbei, wir beraten Sie gerne. Öffnungszeiten: Mo - Fr 9 - 19 Uhr, Sa 9 - 14 Uhr Schausonntag 10 - 17 Uhr, kein Verkauf, keine Beratung. Terminvereinbarung: Tel. 0711 89003-0 Heinrich Taxis GmbH Bludenzer Straße 37 70469 Stuttgart Tel. 0711 89003-0 www.taxis.de


32

GEWERBEIMMOBILIEN

Freie Gewerbeflächen in der Region wie hier in Bonlanden sind rar. Foto: Luftbild Affelter Bonlanden

GEWERBEBAU

Transparenz wird immer wichtiger

Beste Freunde werden Matthias Krebs und die Damen und Herren aus dem Bauamt Göppingen wohl nicht mehr. Zwar konnten der Geschäftsführer der Messtechnik-Firma Topometric und sein Team im vergangenen Juli ihren Erweiterungsbau im Gewerbegebiet Jebenhausen beziehen, allerdings musste der Messtechnikspezialist tiefer in die Tasche greifen als erwartet.

W

arum mussten wir 60 Parkplätze bauen, obwohl wir nur 36 Mitarbeiter haben?“ oder: „Warum wurden ausgerechnet von uns behindertengerechte Maßnahmen gefordert, die sonst nur bei öffentlichen Einrichtungen und Schulen üblich sind?“, fragt Matthias Krebs von der Firma Topometric auch heute noch. Abgesehen von den freigaberechtlichen Anforderungen des Bauamts will und kann sich Krebs aber nicht über die Göppinger Verwaltung beklagen. Im Gegenteil. „Die Gemeinde hat auf unseren Wunsch, das benachbarte Grundstück zu kaufen, das der Stadt gehörte, superflexibel und schnell reagiert.“ Auch von anderer Seite wurden Topometric kei-

ne Steine in den Weg gelegt. Das kann nicht jedes Unternehmen in der Region Stuttgart behaupten. Manchmal dauert es Jahre, bis ein Immobilienprojekt realisiert wird. Ein treffendes Beispiel dafür ist der Bekleidungshersteller Hugo Boss, der an seinem Stammsitz Metzingen ein Hochregallager bauen wollte. Trotz der Fürsprache des damaligen Bürgermeisters Dieter Hauswirth, der sich davon eine Stärkung des Standorts versprochen hatte, wurde das geplante Vorhaben im Ortsteil Neuhausen verhindert. Bevor die Bagger anrücken konnten, kam es 2008 zu einem Bürgerentscheid – und zu einer Ablehnung des Projekts. Auch der zweite Anlauf des Modeunternehmens in Nürtingen ging schief, obwohl der Gemein-


GEWERBEIMMOBILIEN

derat dem Objekt mehrheitlich zustimmte. Doch dann klagten im Jahr 2010 mehrere Bürger in einem Normenkontrollverfahren gegen den Boss-Bebauungsplan im Gebiet Großer Forst und den 290 Meter langen, 180 Meter breiten und 20 Meter hohen Koloss. Mit Erfolg. Der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg gab ihnen recht. Daraufhin legte Boss seine Pläne zunächst auf Eis. Doch nur kurz. Beflügelt durch den raschen Aufschwung machte sich das Unternehmen alsbald wieder auf die Suche nach einem Baugebiet – und wurde endlich fündig. In Filderstadt-Bonlanden kaufte Boss im Januar 2012 von der Stadt und privaten Eigentümern 58 000 Quadratmeter Grundstücksfläche. Bald darauf erfolgte der Spatenstich für das 100 Millionen Euro teure Logistikprojekt, dessen Rohbau im März dieses Jahres fertig sein soll. Für den Umstand, dass in Filderstadt nun geklappt hat, was zweimal zuvor schiefgegangen war, gibt es mehrere Gründe. Zum einen wäre Boss in Nürtingen auf landwirtschaftliche Nutzungsfläche angewiesen gewesen. In Bonlanden hingegen gab es bereits ein gewerblich genutztes Gebiet mit einem existierenden Bebauungsplan. „Dadurch bestand viel weniger Konfliktpotenzial“, sagt Boss-Sprecherin Hjördis Ketten-

bach. Noch viel wichtiger aber sei es, dass der Modekonzern aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt habe, wie Finanzvorstand Mark Langer sagt. „Ein Bauvorhaben in dieser Größenordnung erfordert ein maximales Maß an Transparenz.“ Dies wurde in Filderstadt „viel intensiver beherzigt“ (Kettenbach). „Wir sind sofort auf alle Beteiligten sehr offen zugegangen, haben unser Vorhaben im Detail erklärt, Hinweise berücksichtigt und zu Diskussionen eingeladen.“ Außerdem sei Boss jederzeit dazu bereit, Fragen zu beantworten. „Dies“, betont Unternehmenssprecherin Kettenbach, „wurde von allen Seiten sehr positiv aufgenommen.“ Die Lehren, die Boss aus der Vergangenheit gezogen hat, haben sich aber offenbar noch nicht bei allen Unternehmen herumgesprochen. „Insbesondere die Logistikbranche hat sich noch nicht in dem Maß geöffnet, wie es eigentlich sein sollte“, sagt Alexander Fink, Berater Industrie- und Logistikunternehmen des Stuttgarter Bankhauses Ellwanger und Geiger. Das bestätigt auch ein kürzlich veranstaltetes Forum des Fraunhofer-Instituts für Supply Chain Service und der Beraterfirma Logivest. Dort wurden „mangelnde Informationen, unprofessionelle Marketing- und Kommunikationsmaßnahmen gegenüber Bür-

gern und Kommunen sowie Fehler während des Planungs- und Genehmigungsverfahrens“ als die häufigsten Gründe identifiziert, warum geplante Ansiedlungen von Logistikunternehmen oftmals scheitern. „Dadurch werden bestehende Vorurteile gegenüber der Branche weiter manifestiert“, sagt Fink. Auch wenn die Wirklichkeit inzwischen eine ganz andere sei. „Logistikunternehmen transportieren nicht nur Ware von A nach B, sondern übernehmen immer häufiger gesonderte Dienstleistungen bis hin zu Montagetätigkeiten für die Industrie“, betont Fink. „Da es hier sehr viel Industrie gibt, ist diese Form der Logistik in unserer Region stark in den Mittelpunkt gerückt.“ Und sorge für Arbeitsplätze. Ein Argument, mit dem schon manches Unternehmen gegenüber Verwaltungen erfolgreich gepunktet hat. Gerhard Hörner

Spatenstich für das Hugo-BossLogistikzentrum in Filderstadt-Bonlanden. Fotos: Horst Rudel

33


34

BRANDSCHUTZ

WENN ES BRENNT

Brandschutz in Gebäuden Das geltende Baurecht regelt den Brandschutz in Gebäuden. Oberstes Ziel der ausgeklügelten Sicherheitskonzepte: im Falle eines Brandes müssen alle Personen aus dem Gebäude sicher nach draußen kommen.

W Rauchmelder können Leben retten. Fotos: Fotolia

er neu baut, sollte Brandschutzmaßnahmen gleich einplanen. Nachträglich lässt sich Sicherheit über Brandmelde- oder Sprinkleranlagen herstellen. Rauchmelder sind seit diesem Jahr in Neubauten gesetzlich vorgeschrieben. „Wichtig ist, dass man die Gebäudeart und -nutzung bei den Sicherheitsmaßnahmen berücksichtigt“, sagt Prof. Peter Cheret, Lehrstuhlinhaber an der Universität Stuttgart im Institut für Baukonstruk-

tion und Entwerfen. Grundsätzlich sei geregelt, dass es bei mehrstöckigen, nicht privat genutzten Gebäuden immer mindestens zwei Fluchtwege gibt. Normalerweise ist einer dieser Wege das Treppenhaus, das mit nicht brennbaren Materialien gestaltet sein muss. Metallgeländer und Steinfliesen sind die probate Ausstattung. „Oft stehen in Mehrfamilienhäusern Schuhregale und Pflanzen auf Stufen oder Absätzen. Das gibt dem Feuer Nahrung und blockiert die Fluchtwege.“ „Häufig werden Brandschutztüren im Alltag etwa mit Keilen am Zufallen gehindert“, erklärt Cheret. Gerade

Besuch von der Feuerwehr Brandverhütungsschau beugt Feuer in Sonderbauten vor Baurechtsamt und Feuerwehr begehen Stuttgarter Gebäude und überprüfen diese auf ihre Brandschutzmaßnahmen. Besucht werden dabei Sonderbauten wie Schulen, Versammlungsstätten, Hotels und Seniorenheime. Für die Besuche zuständig ist das Baurechtsamt, die Feuerwehr unterstützt als Brandexperte. „Wir begehen Häuser, die durch ihre Nutzung oder Beschaffenheit besonders brandgefährdet sind“, erläutert Stadtoberbrandrat Markus Hauser von der Feuerwehr Stuttgart. Dazu gehören Gefahrgutlager, gastronomische Betriebe oder denkmalgeschützte Bauten. Ein zweites Kriterium für den Besuch der Brandbekämpfer ist die Anzahl der Menschen, die

im Falle eines Feuers in Gefahr sein könnten, also Kinos, Theater und Hochhäuser. Ziel dabei ist es, Mängel zu erkennen und zu beseitigen, bevor Schlimmeres passiert. „Wir gehen nach vier Kriterien vor. Erstens soll ein Brand am besten gar nicht entstehen. Zweitens soll ein Feuer sich nicht ausbreiten können. Zum Dritten muss die Rettung von Mensch und Tier möglich sein, und viertens muss die Feuerwehr das Feuer angemessen löschen können“, erläutert Hauser von der Abteilung Vorbeugende Brandbekämpfung. Gefahren oder schlechten Brandschutz muss der Besitzer dann innerhalb einer bestimmten Frist abschaffen. Bei besonders schweren Mängeln findet eine Nachschau statt. LH

Der rote Punkt Im Baurecht steht der „rote Punkt auf weißem Grund“ für die Freigabe einer Baumaßnahme. STANDORT möchte künftig an dieser Stelle ein aktuelles Thema aus der Immobilien- oder Bauwirtschaft behandeln.

Räumlichkeiten, in denen sich viele Menschen aufhalten: Kinos, Theater oder Schulen müssen innerhalb einer bestimmten Zeit geräumt werden. „Das stellt Anforderungen an Beschilderung und Türbreite“, sagt der Architekt. Die Landesbauordnung für Baden-Württemberg sieht bei Sonderbauten Einzelfallregelungen vor: So sind etwa bei Zahl, Anordnung und Herstellung von Treppen Spielräume möglich. Dass Brandschutz oft im Einzelfall geregelt wird, sieht Cheret unkritisch: „Das ist gerade im Denkmalschutz gängige Praxis.“ Denn wo der Brandschutz das Gebäude optisch verändert, müsse man sensibel und bei jeder einzelnen Maßnahme entscheiden, inwieweit ein historisches Gebäude verändert wird. Einige nachträgliche Brandschutzmaßnahmen sind für ältere Bauten überhaupt nicht geeignet: eine Sprinkleranlage, die bei ihrem Einsatz das 100 Jahre alte Parkett aufweicht, wäre katastrophal. In Privathaushalten stößt man immer wieder auf brandgefährliche Materialien oder bewegt sich in Grauzonen. Die styroporähnliche Außendämmung, die viele Hausbesitzer jetzt anbringen, sehen Experten kritisch. „Ich würde hier immer zu mineralischer Dämmung raten“, sagt der Professor. Doch Steinwolle ist um ein Vielfaches teurer als die günsLeila Haidar tigen Kunststoffe.


Anzeige

Das Team Stuttgart der Immobilienvermittlung BW GmbH, Ihr kompetenter Partner für die Themen rund um den Immobilienverkauf oder -kauf.

Die Baden-Württembergische Bank gehört mit ihrer Maklertochter Immobilienvermittlung BW GmbH mit zu den marktführenden Unternehmen bei der Vermittlung von wohnwirtschaftlichen und gewerblichen Immobilien im Großraum Stuttgart. Die Immobilienvermittlung BW GmbH ist mit Immobiliencentern in den BW-BankFilialen an zentralen Standorten in Stuttgart und den umliegenden Kreisstädten sowie am Bodensee vertreten. Durch dieses Filialkonzept und der direkten Kundennähe profitieren Kaufinteressenten und Verkäufer städte- und landkreisübergreifend von einem dichten Betreuungsnetz sowie von der Größe und der Marktpräsenz der BW-Bank. Entsprechend erreichen Verkaufsangebote mengen- und flächenmäßig einen sehr großen Kundenstamm. Die Immobilienberater vor Ort verfügen über detaillierte Marktkenntnisse und eine langjährige Markterfahrung. Der Verkäufer einer Immobilie profitiert nicht nur von dem überregionalen Filialnetz und den damit verbundenen höheren Verkaufschancen, sondern auch von der kompetenten Marktpreisanalyse, der gewissenhaften Aufbereitung der Objektunterlagen, dem professionellen Marketing in den herkömmlichen und den neuen Medien sowie den umfassenden Serviceleistungen während und nach des Verkaufsprozesses durch die Immobilienberater.

Auch die enge Verzahnung mit den Bankberatern im Privat- und Anlagekundengeschäft ist für Verkäufer und Käufer gleichermaßen von Vorteil. Zudem sind Kooperationen landesweit mit ausgesuchten örtlichen Maklern in vielen Landkreisen außerhalb der Region Stuttgart vorhanden. Weiter besteht eine Verbundpartnerschaft mit DIP, den Deutschen Immobilien-Partnern, die bundesweit in den Metropolen von Hamburg über Köln/ Düsseldorf bis München vorrangig im gewerblichen Immobilienbereich tätig sind. Profitieren auch Sie beim Verkauf Ihrer Immobilie von der über 40-jährigen Markterfahrung im Großraum Stuttgart. Ein Verkaufsvolumen von über EUR 3,5 Mrd. sowie über 16.000 erfolgreich vermittelte Kaufverträge sind ein deutlicher Beweis für die sehr große Leistungsfähigkeit und hohe Qualität.



Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.