Energiespender Themenservice
WAS IST DER THEMENSERVICE?
Der Themenservice versteht sich als Recherchehilfe für Journalisten. Anhand von Informationen, Zitaten und Bildern wird Südtirol in den unterschiedlichsten Kontexten vorgestellt. Das Bild-, Film- und Textmaterial dieser Ausgabe ist auf der DVD in der Umschlagseite gespeichert. Zusätzlich finden Sie das gesamte Material zum Download unter www.suedtirol.info/presse. Die Verwendung ist honorarfrei. Der Themenservice erscheint ein- bis zweimal jährlich. 2006 ist bereits die Ausgabe „Grenzgänger“ erschienen, 2007 „Böse Weiber, weise Frauen“ und „Weltenbummler“, 2008 „Meisterwerke“ und 2009 „Zeitverschwender“ und „Kleine Helden, große Träume“. Die Bestelladressen für alle Publikationen finden Sie auf Seite 29.
EINBLICK
Südtirol: natürlich voller Energie Bergbewohner sind Querdenker. Sie haben keine Angst vor Höhen, begrüßen verwegen die Einsamkeit auf dem Gipfel, schätzen die Herausforderung und sind stolz, wenn sie dem Berg etwas abgetrotzt haben, was er nicht freiwillig hergibt. Das Leben in den Bergen kostet Kraft. Gleichzeitig ist der Berg ein Energiespender. Physikalisch, physisch, aber auch psychisch: Wer es nach oben geschafft hat, dem öffnet sich der Blick. Oben entstehen neue Ideen. „Südtirol wurde mit seiner Lage am Schnittpunkt der italienischund deutschsprachigen Welt seit jeher von zwei Kulturen beeinflusst. Auch das hat dazu beigetragen, dass es bei den Menschen eine gewisse Offenheit für Neues gibt“, sagt Stefano Dal Savio, Koordinator des Bereichs „Energie & Umwelt“ im TIS Innovation Park in Bozen. Das Dienstleistungszentrum für innovative Unternehmen TIS (Techno Innovation Südtirol) hat es sich zum Ziel gesetzt, die Innovationskultur in Südtiroler Unternehmen zu fördern: Mehrere Expertenteams unterstützen beim Finden von Ideen und bei deren Umsetzung. In den Tälern und auf den Almen rund um das UNESCO-Weltnaturerbe Dolomiten wird aber nicht nur quer, sondern auch grün gedacht: „Südtirol investiert bereits seit vielen Jahren in die Nutzung erneuerbarer Energieträger und in Maßnahmen zur Energieeinsparung“, so Ingenieur Dal Savio. In enger Zusammenarbeit mit der Europäischen Akademie Bozen, der EURAC, einer postuniversitären Einrichtung für angewandte Forschung, wird am TIS daran gearbeitet, neue Wege der Energiegewinnung zu erschließen und die alten zu verbessern. „Wenn es um die Anwendung erneuerbarer Energieträger geht, ist Südtirol auf europäischer Ebene gut positioniert“, so Wolfram Sparber, Leiter des Instituts für erneuerbare Energien an der EURAC. „Das liegt natürlich auch an den geografischen Gegebenheiten: An der Berglage, am Wasserreichtum, am Rohstoff Holz und an den vielen Sonnenstunden.“ Alles Faktoren, die eine umweltschonende Energiegewinnung begünstigen. Ein weiterer, entscheidender Grund ist die Erfahrung. „Wasserkraftwerke gibt es hier beispielsweise seit fast 100 Jahren“, sagt Sparber. Die imposanten Kraftwerke Südtirols produzieren genug Strom, um nicht nur den Bedarf von Italiens nördlichster Provinz zu decken, sondern auch andere Provinzen mit Energie zu versorgen. Südtirol ist energieautark, und die Südtiroler sind zu Recht stolz auf diesen Status. Einen nicht unerheblichen Anteil daran hat auch die Biomasse Holz, ein Energiespender, der in den Häusern und Höfen seit jeher genutzt wurde. Mittlerweile produzieren moderne Biomassekraftwerke genug Wärme für ganze Dörfer. „Wir haben insgesamt über 60 Biomassefernheizwerke. Das heißt, dass die Wärmeenergie von fast jeder zweiten Gemeinde in Südtirol mit Biomasse erzeugt wird.“ Mit über 300 Sonnentagen im Jahr lässt sich
EINBLICK
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auch mit Solartechnik und Photovoltaik gut Energie gewinnen: „Auf EUEbene sind lediglich 57 Quadratmeter Kollektorfläche pro 1.000 Einwohner installiert. In Südtirol haben wir etwa sechsmal so viele Sonnenkollektoren“, so Ingenieur Dal Savio. Und offensichtlich haben die Südtiroler kein Problem damit, sich dem Urteil internationaler Experten zu stellen. Im Gegenteil: Bei den „enertours“, die das TIS veranstaltet, können sich Fachleute, Studenten oder interessierte Privatpersonen anmelden, um sich Biomasse-, Wind-, Photovoltaikanlagen oder Klimahäuser – Häuser mit niedrigem Energieverbrauch – zeigen zu lassen. „Während wir 2008 insgesamt rund 1.000 Exkursionsteilnehmer hatten, haben wir allein im ersten Halbjahr 2009 bereits über 1.100 ,enertouristen‘ zu Südtirols Energieobjekten geführt.“ Das Interesse an nachhaltiger Energiegewinnung wächst, je stärker fossile Ressourcen schwinden und sich der Klimawandel bemerkbar macht. Südtirol hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2015 rund 75 Prozent an Wärme und Strom aus erneuerbaren Energien zu generieren und damit eine Vorreiterstellung in Europa einzunehmen. Ein weiterer Gipfel, den es zu erklimmen gilt. Aber damit kommen Alpenbewohner klar. Und eines ist sicher: Egal, wie anstrengend es wird – den Südtirolern geht die Energie nicht aus.
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Inhalt
4 | INTRO Energiespender
6 | BERGE Der Wegbereiter
10 | HOLZ Der Stammhalter
14 | KRAFTORT Der unorthodoxe Heilige
18 | WASSER Der Umtriebige
22 | ÄPFEL Der Überzeugungstäter
26 |Recherche | Daten und Fakten zu Südtirol
29 |Pressekontakte | DVD
INHALT
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INTRO
Energiespender Fragt man Menschen in Meran, Bozen oder Brixen, was ihnen Energie schenkt, dann lautet die spontane Antwort fast immer: die Berge. Die Berge prägen die Region, sie sind beständig, immer sichtbar. Wie vielfältig die Energiequellen in Südtirol aber tatsächlich sind, das zeigt sich erst, wenn man sich Zeit nimmt, ihnen nachzuspüren.
Der Wegbereiter Der Bozner Dr. Christian Thuile ist ein Verfechter der Komplementärmedizin: Die Lösung liegt für ihn in einer Mischung aus wissenschaftlichen und alternativen Behandlungsmethoden. Zu den Bergen gibt es aber keine Alternative – gäbe es sie auf Rezept, würde er sie sicher regelmäßig verschreiben.
Der Stammhalter Mit Holz zu bauen hat in Südtirol Tradition: Der nachwachsende Rohstoff ist günstig, stabil und macht Räume behaglich. Stefan Rubner, Präsident der Rubner Holding, sieht im Holz das Baumaterial der Zukunft. Er baut damit Klimahäuser.
Der unorthodoxe Heilige Kraftort für die einen, Forschungsobjekt für die anderen: Über die Fresken in der kleinen Kirche St. Prokulus wurden schon viele Doktorarbeiten verfasst. Auch Kirchenführer Heinrich Koch haben sie in ihren Bann gezogen und seit über 30 Jahren nicht mehr losgelassen.
Der Umtriebige Wasserkraft ist eine der wichtigsten Energiequellen in Südtirol. In der Troyer GmbH in Sterzing werden seit Generationen die Turbinen dafür gefertigt. Wenn Norbert Troyer nicht an einem Kraftwerk baut, dann fotografiert er. Sein Lieblingsmotiv: Wasserfälle.
Der Überzeugungstäter Norbert Blasbichler ist auf dem Radoarhof groß geworden. Richtig zufrieden macht ihn das Leben als Bauer aber erst, seit er den elterlichen Betrieb auf Bio umgestellt hat. Seitdem setzt er auf alte Apfelsorten, wilde Kräuter und Marienkäfer. Und manchmal auch auf rote Rosen.
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Die S端dtiroler nutzen die Kraft der Natur seit Jahrhunderten
INTRO
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Thuile glaubt an die Synergien zwischen Komplementärmedizin und klassischer Schulmedizin
BERGE: KOMPLEMENTÄRMEDIZINER DR. CHRISTIAN THUILE
Der Wegbereiter Von der Kühle der Gipfel ist in Lana, einem Dorf in der Nähe von Meran, manchmal nichts zu spüren. Die Schwüle drückt auf Mensch und Natur. „Viel trinken“, rät Dr. Christian Thuile an solchen Tagen im Radio. „Wer zu Kopfschmerzen neigt, greift am Besten zu Sprudel.“ Vermutlich schlagen die Verkaufszahlen für Sprudel in Südtirol nach seiner Durchsage alle Rekorde – wenn eine Stimme heilsame Kräfte haben kann, dann seine. Man vertraut ihm ungesehen. Begegnet man ihm, verstärkt sich das Gefühl, in guten Händen zu sein. Der gebürtige Bozner ist groß, sehnig, mit einem freundlichen Gesicht und aufmerksamem Blick. Ein Mensch, den es keine Mühe kostet, zuzuhören, andere ernst zu nehmen. Der 42-Jährige ist Allgemeinmediziner, behandelnder Arzt von Spitzensportlern und seit Mai 2009 auch ärztlicher Leiter des Pilotprojekts Komplementärmedizin am Krankenhaus in Meran. „Der Unterschied zwischen alternativer und komplementärer Medizin ist ein feiner, aber wichtiger“, erklärt Thuile. „Die alternative Medizin sieht sich als Ersatz der Schulmedizin. Die Komplementärmedizin ist eine Ergänzung.“ Er glaubt daran, dass komplementäre Heilverfahren die Behandlung eines Patienten unterstützen
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Der Arzt behandelt Patienten auch mit Akupunktur
können. „Eine natürliche, energiereiche Medizin ist dem Menschen näher als alles Chemische. Wir müssen deswegen vor der Chemie keine Angst haben, aber es ist einfach an der Zeit, sich einer natürlicheren Medizin zuzuwenden und Synergien zu bilden.“ Für Thuile sind die Berge wie natürliche Medizin. „Wenn ich müde bin oder gestresst, dann zieht es mich auf den Berg. Dort oben scheint alles leichter.“ Manchmal geht er nur spazieren, genießt die Aussicht. Manchmal nimmt er die Laufschuhe mit, um sich beim Höhentraining auszupowern. „Ab 1.800 Metern setzt der Höheneffekt ein.“ Der Berg wird zum Energiespender, weil der Körper auf den abnehmenden Sauerstoffgehalt der Luft reagiert. „Der Körper produziert das Hormon Erythropoetin oder Epo, das die Bildung roter Blutzellen in den Stammzellen des Knochenmarks anregt.“ Die roten Blutkörperchen binden in der Lunge Sauerstoff und transportieren diesen zur Versorgung von Gehirn, Muskulatur und Organen. „Das führt zu einer erhöhten Leistungsfähigkeit, zu einer besseren Verbrennung und schnelleren Regeneration.“ Man hat plötzlich viel mehr Energie. Allerdings setzt dieser Effekt erst nach ein paar Tagen auf dem Berg ein. „Anfangs ermüdet man schneller, muss viel rasten.“ BERGE
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Dr. Christian Thuile bekommt vom Laufen in der Höhe gute Laune
Tatsächlich funktioniert Höhentraining so gut, dass sich Spitzensportler sogenannte Höhenkammern in ihre Häuser bauen lassen oder – im Wettkampfsport illegal – synthetisches Epo spritzen. „Das ist Doping und nicht ungefährlich“, so Thuile. Außerdem bringen sich die Sportler beim „Höhentraining“ zu Hause um einen wichtigen Nebeneffekt: „Da ist der Ausblick, das Gefühl, über den Dingen zu stehen“, zählt der Arzt auf. „Dann die saubere Luft, die auf dieser Höhe fast frei ist von Feinstaub und Pollen.“ Ein wichtiger Erholungsaspekt für Allergiker. „Der Schlaf ist dort oben tiefer. Es ist ruhiger. Man regeneriert besser.“ Er blinzelt in die Sonne. „Und da ist die erhöhte UV-Strahlung in den Bergen, die stimmungsaufhellend wirkt.“ Ein Tag in den Bergen ist also wie ein leichtes Antidepressivum? Thuile sieht hinauf zu den Gipfeln der Laugenspitzen, die über Lana aufragen und lächelt. „Er tut der Seele gut.“ Besser, er sagt das nicht im Radio. Dann wäre es mit der Ruhe auf dem Gipfel ganz sicher vorbei.
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DR. CHRISTIAN THUILE ÜBER … … SÜDTIROLER SLOW FOOD: „Wir haben hier in Südtirol das Glück einer nahezu autochthonen Lebensmittelversorgung. Die Transportwege sind kurz, und so ist der Energiegehalt der Produkte sehr hoch. Das trägt maßgeblich zu einer gesunden Ernährung bei.“ … RISIKEN BEIM HÖHENTRAINING: „Durch die erhöhte Anzahl roter Blutkörperchen wird das Blut dickflüssiger. Das kann bei unsachgemäßem Training zu Nieren- und Lungenschäden führen. Generell muss die Trainingsintensität angepasst werden, und wer ein schwaches Herz hat, sollte gar kein Höhentraining betreiben. Asthmatikern rate ich zu einem sehr langsamen Aufstieg auf den Berg.“ … ENERGIESPENDER: „Energie ist nichts Stabiles. Sie nimmt ab und zu und verändert ihre Form. Deswegen verändern sich auch die Energiespender eines Menschen immer wieder. Manchmal braucht man Einsamkeit, dann wieder viele Menschen um sich. Manchmal braucht man Sport, manchmal eine Massage. Wichtig ist, regelmäßig in sich hineinzuhören, um herauszufinden, was einem gerade guttut.“
INFORMATIONEN » Neben dem schnelleren Sauerstofftransport hat das Training in der Höhe auch Auswirkungen auf das Hämoglobin: Seine Fähigkeit, Sauerstoff zu binden, wird reduziert, und dieser kann an das Gewebe abgegeben werden. Je nach Höhe und Anstrengung kommt es zu entsprechender Hyperventilation und durch die so erhöhte Herzfrequenz zu einer Kreislaufaktivierung. Die Reflexe verbessern sich. Läufer, Ski- und Radfahrer schätzen das Höhentraining auch wegen der mit zunehmender Höhe abnehmenden Luftdichte. Diese vermindert den Strömungswiderstand – höhere Geschwindigkeiten sind möglich. » Auch bei moderater Höhe und gemäßigtem Tempo hat Bewegung in den Bergen einen positiven Effekt: Beim Wandern wird die Muskulatur auf sanfte Weise gekräftigt, und die Gelenke werden bei regelmäßigen Touren belastungsfähiger. Muskelverspannungen und Rückenprobleme werden gemindert.
KONTAKT Fachbereich Komplementärmedizin im Krankenhaus Meran Kontakt: Dr. Christian Thuile Rossinistr. 7 | I-39012 Meran | Tel.: +39 0473 263 333 www.as-merano.it
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HOLZ: RUBNER HAUS AG
Der Stammhalter Stefan Rubner sieht nicht aus wie jemand, der in unbeobachteten Momenten Bäume umarmt. Der Präsident der Rubner Holding trägt einen hellen italienischen Anzug und auf Hochglanz polierte Schuhe. Was ihn aber nicht daran hindert, es sich mangels eines Stuhls auch mal auf einem Baumstamm gemütlich zu machen. Einem Baumstamm, der zusammen mit Dutzenden anderen auf dem Werkshof der Rubner Haus AG in Kiens darauf wartet, ein Dachbalken zu werden. Oder ein Fensterrahmen. Denn das ist Stefan Rubners Berufung: Bäume umzuholzen. Weil er Holz liebt. Für ihn ist es der Stoff, aus dem Häuser sind. Klimahäuser, wohlgemerkt. Die Rubner Haus AG ist nur eines von insgesamt 28 Unternehmen, denen der 37-Jährige vorsteht, aber sie ist dennoch der Dreh- und Angelpunkt des Familienimperiums. Gegründet wurde es 1926 von Stefan Rubners Großvater Josef, als dieser in Kiens ein Sägewerk eröffnete. Auch heute noch geht es bei Rubner im Großen und Ganzen um Holzverarbeitung: von der südlichsten Niederlassung, der Holzbau Sud im italienischen Calitri (Region Kampanien) bis hinauf in den Norden, nach Magdeburg, wo die LeimbinderFabrik Nordlam sitzt. Hier in Kiens im Pustertal, werden Holzhäuser und
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Stefan Rubner ist Unternehmer in der dritten Generation
Klimahaustüren hergestellt. Mittlerweile kann man auch sagen: Klimahäuser. Denn die jüngeren Entwürfe, darunter auch das von Stararchitekt Matteo Thun konzipierte Einfamilienhaus „Heidis“, entsprechen alle den strengen Südtiroler Standards in Sachen Energieeffizienz. Ein Aspekt, den Stefan Rubner wichtig findet. Denn auch wenn das Fällen von Bäumen Teil seines Geschäfts ist, liegt ihm die Natur, der Wald sehr am Herzen. „Wenn ich im Wald spazieren gehe, dann versetzt mich das sofort in die Kindheit zurück.“ Auch wenn es ihm unter der Woche manchmal schwerfalle, in den Stämmen tatsächlich die lebenden Organismen zu sehen und nicht nur den Werkstoff. Den Wald als Lebensraum betritt er dann am Wochenende – um aufzutanken, durchzuatmen. „Mir wird jetzt erst bewusst, wie viel mir mein Vater und meine Onkel mitgegeben haben.“ Als junger Mann wollte er, der in Rosenheim Holzwirtschaft studierte, eigentlich Tierarzt werden. Vielleicht auch Archäologe. Aber wie in so vielen Familienbetrieben galt auch bei Rubners: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. „Fleiß, Demut, Hingabe“, seien die Eigenschaften, die seine Vorgänger ausgezeichnet hätten. Als 2004 alle drei Gründer der
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Aus diesem Stamm wird einmal ein Klimahaus
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Rubner AG innerhalb von neun Monaten verstarben, wurden die Familientugenden auch von ihm und seinen Cousins gefordert. „Da hat das Wort Familie für mich noch einmal eine andere Bedeutung bekommen – wir haben es tatsächlich geschafft, alles zusammenzuhalten.“ Mehr als das: Die Mitarbeiter scheinen sich nicht nur dem Unternehmen, sondern auch der Familie zugehörig zu fühlen. Zumindest sprechen alle mit der gleichen Begeisterung vom Werkstoff Holz. Etwa 450 Rubner-Häuser baut die Firma pro Jahr. Ein paar davon sind immer auch Häuser für Mitarbeiter. „Es lebt, es atmet, es arbeitet“, versucht Stefan Rubner das Besondere seines Lieblingsmaterials zu erklären. Das Holz reguliert das Raumklima, macht es im Haus behaglich. „Seit wir Menschen Bäume fällen können, haben wir auch mit Holz gebaut.“ Die Faszination bleibt. „Verwurzelung, Stabilität, die Fähigkeit nachzugeben und trotzdem immer nach oben zu streben – das ist schon bewundernswert.“ Stefan Rubner klopft sich eine Holzflocke von der Hose, und man ist sich nicht ganz sicher, ob er gerade nur an Bäume denkt oder doch an die Menschen. Vielleicht ist das für einen Rubner aber auch einfach dasselbe. WERNER VOLGGER VON DER RUBNER HOLDING AG ÜBER … … DIE TRADITION, MIT HOLZ ZU BAUEN: „In der Bronzezeit konnte jeder, der einen Baum fällen konnte, auch ein Haus bauen. Im 20. Jahrhundert gab es eine Abkehr von der Holzbauweise, weil Holzhäuser als Wohnstätten für die ärmere Bevölkerung galten. Dass in ganz Italien im Sommer Menschen in ihren völlig überhitzten Betonhäusern litten, schien bis in die 80er Jahre kaum einer zu merken. Erst dann erlebten Holzhäuser eine Renaissance.“ … DIE HERMANN RUBNER STIFTUNG: „Die Firma Rubner ist stark mit den Menschen, mit Südtirol verbunden. Deswegen wollen wir mit der Stiftung etwas zurückgeben und unterstützen in Not geratene Bergbauern, Kulturbetriebe und Kulturschaffende oder Menschen mit Behinderungen.“ … DAS KLIMAHAUS „HEIDIS“: „Unser Ziel war es, gemeinsam mit Matteo Thun ein Lowtech-Haus zu entwickeln, das Energie einspart. Wir haben uns dafür auf klassische Bauweisen besonnen, die den Sonnenstand im Sommer und Winter und die Wetterseite des Hauses einbeziehen. Das Ergebnis ist ein Haus mit ganzjährig gutem Raumklima.“
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Das Fertighaus „Heidis“ vereint Design mit Umweltfreundlichkeit
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INFORMATIONEN » Holz atmet eigentlich nicht: Es hat die Fähigkeit, Wasser oder Wasserdampf aus der Luft in den Poren aufzunehmen, dort zu speichern und wieder abzugeben, wenn die Luft trockener wird. Damit dieser Effekt eintreten kann, darf das Holz allerdings nur mit Lasuren behandelt werden, die die Poren nicht verschließen. Dann sorgt es kontinuierlich für ein angenehmes Raumklima. » Die KlimaHaus Agentur in Bozen prüft und zertifiziert Häuser in Südtirol auf ihren Energiebedarf hin. Den niedrigsten Energieverbrauch hat ein „KlimaHaus Gold“: Weil es unter 10 Kilowattstunden pro Quadratmeter Wohnfläche und Jahr verbraucht (entspricht einem Liter verbrauchtem Heizöl), wird es auch 1-Liter-Haus genannt.
KONTAKT Rubner Holding AG | Kontakt: Werner Volgger Handwerkerzone 2 | I-39030 Kiens | Tel.: +39 0474 563 777 werner.volgger@rubner.com | www.rubner.com
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Die Prokuluskirche – eine Herzensangelegenheit für Heinrich Koch
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Ein ungewöhnlicher Heiliger: Prokulus auf der Schaukel
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KRAFTORT: ST. PROKULUSKIRCHE NATURNS
Der unorthodoxe Heilige „Ein Heiliger auf der Schaukel“, Heinrich Koch zeigt auf die bemalte Wand. „Das gibt es sonst nirgends.“ Tatsächlich ist das aus dem Frühmittelalter stammende Bild an der Südwand von St. Prokulus in Naturns ein für eine katholische Kirche ungewöhnliches Fresko: Da sitzt ein Mann im langen Gewand auf einer Schaukel, die, so meint man, aus einem Fenster hängt. Die Haare unterm Heiligenschein wehen im Wind. Rechts vom Schaukelnden hat der Künstler aus dem Mittelalter eine Gruppe Menschen gemalt. Diese scheinen den Heiligen – man geht davon aus, dass es sich dabei um Bischof Prokulus auf der Flucht über die Stadtmauer von Verona handelt – missbilligend zu betrachten. Bei Heinrich Koch dagegen ist von Missbilligung keine Spur. Den 70-Jährigen machen die unorthodoxen Malereien fast ein wenig stolz: „Wir haben auch eine ganze Wand voll Kühe. Eine Seltenheit.“ Seit mehr als 30 Jahren arbeitet der pensionierte Lehrer in der vermutlich im 8. Jahrhundert erbauten Vinschgauer Kirche als Führer. Auf freiwilliger Basis, aber mit spürbarer Begeisterung für das zwischen Apfelbäumen gelegene Gotteshaus, dessen Kirchenschiff kaum größer ist als eine Waschküche. Wenig Raum für eine Führung, aber langweilig wird es mit Heinrich Koch trotzdem nicht: Die bunten Kühe und der Schaukler sind nämlich nicht die einzigen Besonderheiten in St. Prokulus. Zu fast jeder Darstellung hat er etwas Spannendes zu erzählen. „Byzantinische Mäanderkästchen und ein keltisches Band“, er deutet auf die gut erhaltenen Verzierungen. „Beide zur Abwehr böser Geister. Und das in einer christlichen Kirche.“ Heinrich Koch ist ein Mensch mit festem Glauben, aber ohne Paradigmen. Für ihn bedeutet die Kirche St. Prokulus mit ihren scheinbaren Widersprüchen Versöhnung, eine Einigkeit der Religionen. „In der Spätantike war das hier erst ein Wohnhaus, dann wurde es ein römischer Tempel und erst zum Schluss eine katholische Kirche.“ Germanen, Bajuwaren, Römer sind an dem kleinen Gotteshaus vorbeigezogen. Und auch wenn es zu manchen Zeiten nur ein profanes Haus war – für die Menschen war das Gebäude dennoch immer etwas Besonderes, und all die Bewohner, Bittsteller und Betenden haben hier ihre Spuren hinterlassen. Sichtbare, wie die Wandbilder, über die es mittlerweile einen ganzen Bücherschrank voller Doktorarbeiten gibt und deretwegen die Mehrheit der jährlich mehr als 15.000 Besucher in die Kirche kommt. Vielleicht aber auch unsichtbare: „Hier soll man es spüren können.“ Heinrich Koch steht am Altar. Er hält seine Hände ausgestreckt darüber wie ein Pianist, der gleich sein Konzert beginnen wird. „Angeblich merkt man hier ein Kribbeln.“ Am Altar soll sie am stärksten sein, die Strahlung, die schon viele Esoteriker in Begeisterung versetzte: Angeblich ist St. Prokulus ein Kraftort. „Ein Besucher meinte, wenn ich mein Bett an den Altar stellte, würde ich 150 Jahre alt.“ Heinrich Koch lacht. Er selbst habe nie etwas von der Strahlung
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gespürt, sagt er. Trotzdem zieht es ihn immer wieder in die Kirche, auch im Winter, wenn sie eigentlich geschlossen hat. Die Stille tue ihm gut, sagt er. Und wahrscheinlich ist das auch alles, was man über Kraftorte wissen muss: Sie können überall sein, Energiefelder hin oder her. Wichtig ist nur, dass man sie spürt. HEINRICH KOCH ÜBER … … FRESKEN: „Mit der Verbreitung der Schrift haben wir Menschen auch ein Stück weit verlernt, die Bilder zu lesen. Deswegen wird man diese Fresken wohl nie vollkommen deuten können.“ … DIE DARSTELLUNG DES HEILIGEN PROKULUS: „Es gibt viele Theorien, warum sich der Heilige nicht am Seil festhält, auf dem er sitzt. Das Seil verläuft hinter den Händen. Manche sagen, der Künstler sei des realistischen Zeichnens einfach nicht mächtig gewesen. Mir gefällt der Gedanke besser, dass er die Hände bewusst so gemalt hat, weil das Seil etwas Diesseitiges ist, der Heilige aber etwas Jenseitiges. Und das Jenseitige hält nicht am Diesseitigen fest.“ … DAS OSTEN: „Der Altar von St. Prokulus steht nicht gerade, weil man ihn nach Osten ausgerichtet hat. Das Osten ist eine alte christliche Tradition: Kirchen wurden so gebaut, dass die Gläubigen beim Gebet zum Orient sahen – daher auch der Begriff ,sich orientieren‘. Weil das Kirchengebäude von St. Prokulus aber nicht immer eine christliche Kirche war, stimmte die Ausrichtung für den Gottesdienst nicht. Deswegen hat man den Altar einfach um 10 Grad gedreht.“
INFORMATIONEN » Allgemein werden die Fresken in St. Prokulus dem 8. Jahrhundert zugeschrieben, die Langhausfresken sind vielleicht sogar schon um das Jahr 1000 entstanden. Die Fresken im unteren Kirchenbereich stammen aus dem vorkarolingischen Zeitalter und zählen zu den bedeutendsten Kunstschätzen in Mitteleuropa. » An der Westwand von St. Prokulus befindet sich ein für die frühmittelalterliche Kunst einzigartiges Fresko. Abgebildet ist eine bunte Rinderherde, die von zwei Hirten und einem hechelnden Hund begleitet wird. Dieses Fresko wurde oft als Votivbild zu Ehren des Viehpatrons Prokulus gedeutet.
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Kraftort inmitten der Apfelhaine von Naturns
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» Direkt neben der St. Prokuluskirche liegt das Prokulus-Museum, dessen Parcours komplett unterirdisch angelegt ist. Die Geschichte der Kirche während der Spätantike, des Frühmittelalters, der Gotik und der Pestzeit wird in verschiedenen Raum-Zeit-Stationen veranschaulicht. Videoprojektionen machen die 1.500 Jahre lange Geschichte der in dieser Region wohnenden Menschen lebendig.
KONTAKT Prokulus Kirche und Museum | Kontakt: Heinrich Koch St. Prokulusstraße | I-39025 Naturns | Tel.: +39 0473 667 312 info@prokulus.org | www.prokulus.org
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Norbert Troyer prüft eine Turbine, die aus Wasser Energie macht
WASSER: TURBINENBAU TROYER GMBH
Der Umtriebige „Ein Kunde meinte, diese Form sei erotisch.“ Norbert Troyer legt die schwere Schale wieder zurück zu den anderen. Tatsächlich haben die Schaufeln einer Peltonturbine, wie sie hier in Sterzing im Werk Troyer GmbH hergestellt werden, wenn auch keine erotische, so doch zumindest eine sinnliche Form – wie eine versilberte, hohle Apfelhälfte. Das ist wohl der Grund, warum viele der Kunden, die bei Norbert Troyer eine Turbine oder ein ganzes Wasserkraftwerk bestellen, nach Vertragsabschluss um eine Peltonschaufel bitten. „Die stellen sie sich auf den Wohnzimmertisch.“ Auch wenn er es sich nicht anmerken lassen mag: Norbert Troyer ist stolz auf die Firma, die sein Großvater 1934 gründete, die seither in Familienbesitz ist und beständig wächst. Der Standort Südtirol hat sicher dazu beigetragen: Seit ewigen Zeiten nutzen die Menschen hier das Wasser als Energiequelle. In Flüssen, Bächen und Wasserfällen kommt es auf natürliche Weise aus den Bergen hinunter in die Täler – mit so viel Kraft, dass Südtirols Wasserkraftwerke genug Strom produzieren, um den kompletten Bedarf der Region zu decken und den Überschuss zu verkaufen. „Wenn Kinder am Wasser spielen, dann stauen sie es am liebsten oder leiten es um. Das steckt wohl in uns drin“, meint Troyer. 18
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Das Wasserkraftwerk in Sterzing versorgt eine ganze Gemeinde
Der 37-Jährige grüßt fröhlich die Arbeiter, die in der Werkshalle fräsen, schleifen, schweißen. „Vorsichtig mit den Spänen. Die sind messerscharf.“ Troyer deutet auf einen Berg goldener Locken aus Metall. Abfälle vom Fräsen. Er selbst hat damit schon als Kind gespielt. „Mein Großvater war Kraftwerkswart, und das Haus, in dem ich aufgewachsen bin, war ein Kraftwerk.“ Die von Generation zu Generation vermittelte Expertise der Familie ist weltweit gefragt. Oft haben die vier Troyers, die die Firma leiten, und ihre über 90 Mitarbeiter zu viel zu tun, um neue Angebote erstellen zu können. 25 Anlagen produziert, liefert und installiert das Unternehmen im Jahr. Troyer zeigt auf die neue Werkshalle, die gerade neben der alten gebaut wird: „Ich hoffe, die ist jetzt groß genug. Aber das dachten wir auch von der alten.“ Die „alte“ Halle wurde erst vor knapp acht Jahren in Betrieb genommen – das Unternehmen wächst in beachtlichem Tempo. Mit drohendem Klimawandel und steigendem Umweltbewusstsein wird Wasser als erneuerbare Energiequelle immer wichtiger. Die Anfragen nach Turbinen steigen. Doch auch, wenn der so produzierte Strom ökologisch einwandfrei ist, muss Norbert Troyer manche potentiellen Kunden oft erst von der Umweltverträglichkeit eines Wasserkraftwerks überzeugen. WASSER
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Schön, aber messerscharf: Beim Turbinenbau fallen Späne
Davon, dass nicht gleich ein ganzes Tal geflutet werden muss, um einen Ort mit Strom zu beliefern. Oder dass ein Kraftwerk nicht automatisch hässlich und laut sein muss. Das kleine Kraftwerk in Sterzing hilft ihm dabei. „Fast lautlos.“ Troyer hat den Kopf in den Nacken gelegt und lauscht. Der quaderförmige Bau liegt in einem steilen Tal gegenüber einer Mühle. Man hört den Fluss rauschen, der einst das hölzerne Mühlrad antrieb. Vom Kraftwerk hört man fast nichts. Erst als er die Türen öffnet, dringt das Dröhnen der Turbinen nach draußen. „Das versorgt die ganze Gemeinde.“ Wie er so vor den Turbinen steht, eine Hand in der Hosentasche, die andere auf dem Geländer, sieht Norbert Troyer seinem Großvater sehr ähnlich. Neben dem „technischen Gen“ und der Begeisterung für Turbinen hat er von ihm noch etwas anderes geerbt: die Leidenschaft für das Fotografieren. Doch während Valentin Troyer gern Maschinen und Mitarbeiter ablichtete, zieht es den Enkel eher nach draußen in die Natur. Und was knipst er dort am liebsten? Troyer strahlt: „Wasserfälle sind ein tolles Motiv.“ Es scheint, als bräuchte ein Troyer nur zwei Dinge im Leben, die ihn vorantreiben: Begeisterung und Wasser.
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WOLFRAM SPARBER, LEITER DES INSTITUTS FÜR ERNEUERBARE E NERGIEN AN DER EURAC ÜBER
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… DIE TRADITION DER WASSERKRAFT: „In Südtirol war die Verbindung zwischen Mensch und Natur immer sehr stark, und so war es zur erfolgreichen Nutzung der Wasserkraft auch nie ein weiter Weg. Jeder Bauernhof in Flussnähe hat fast automatisch ein Wasserrad. Dass damit auch Energie produziert wurde, sieht man daran, dass unser Stromnetz nicht zentral gesteuert wird, sondern aus vielen kleinen Inselnetzen besteht.“ … DIE STROMERZEUGUNG: „Wir produzieren doppelt so viel Strom in Südtirol wie wir selbst verbrauchen und das zu über 90 Prozent mit Wasserkraft. Der überschüssige Strom wird in das gesamtitalienische Netz eingespeist.“
INFORMATIONEN » Waale nennt man die künstlich angelegten, jahrhundertealten Wasseradern, die in Südtirol Felder und Haine versorgen. 300 historische Waale gibt es noch, die meisten davon im sonnenverwöhnten und deswegen trockeneren Vinschgau. Betreut werden sie vom Waaler, der sie reinigt und intakt hält. Der Waaler ist ein aussterbender Berufsstand. » Der Reschensee in der Gemeinde Graun ist wohl der bekannteste Stausee Südtirols. Das liegt vor allem an dem Kirchturm von Alt-Graun, der noch immer aus dem Wasser ragt. Obwohl pittoresk anzusehen, ist die Geschichte des Stausees eine traurige: Aus drei Seen wurde 1950 einer gemacht, es wurden mehrere hundert Hektar fruchtbares Land geflutet und die Dörfer Reschen und Alt-Graun umgesiedelt und überschwemmt. » Mit Erstarken des Faschismus in den 20er Jahren in Italien wuchs auch das ökonomische Interesse an Südtirol und den dort vorhandenen Energievorkommen. Viele der heute noch aktiven Wasserkraftwerke in der Region wurden gegen den Willen der Bevölkerung errichtet, um Italiens Industrie mit Strom zu versorgen.
KONTAKT Turbinenbau Troyer GmbH | Kontakt: Norbert Troyer Karl-von-Etzel-Str. 2 | I-39049 Sterzing | Tel.: +39 0472 765 195 info@troyer.it | www.troyer.it
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ÄPFEL: DER RADOARHOF IN FELDTHURNS
Der Überzeugungstäter Könnte man Sonnenstrahlen in Gläser füllen, dann sähen sie sicher so aus wie das, was Norbert Blasbichler gerade so großzügig einschenkt: Apfelsaft, selbst gemacht. Es ist Sommer und die Luft drückend, selbst hier oben in Feldthurns, auf 860 Metern Höhe und im Schatten der Weinreben, die sich wie ein grünes Sonnensegel über die Terrasse des Radoarhofs spannen. Der Hof im Eisacktal erinnert mit seinen hohen Mauern, den Kühen mit ihren langen Wimpern und den vereinzelt im Gras scharrenden, roten Hühnern an ein Bild aus einem Kinderbuch. Fast zu schön, um wahr zu sein. Darüber hinaus ist der Radoarhof ein Bioland-Betrieb: Äpfel, Wein, Destillate und alle anderen Erzeugnisse, die man im „Hofladele“ kaufen kann, werden nach strengen ökologischen Richtlinien hergestellt. Blasbichler nimmt einen Schluck Apfelsaft. „Das ist mein Energiespender. Wenn ich abends richtig erledigt bin, trinke ich ein Glas. Das macht mich wieder munter.“ Es fällt schwer, sich den Biobauern „richtig erledigt“ vorzustellen. Braungebrannt, in Polohemd und Shorts erinnert der 43-Jährige an einen Tennislehrer, der die Hälfte seines Lebens an der Côte d’Azur verbracht hat. Ob es nur am Apfelsaft liegt? Oder am ökologisch-korrekten Lebenswandel? „Wenn man auf biologischen Anbau umstellt, verändert sich auch das Denken.“
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Norbert Blasbichler trinkt am liebsten seinen eigenen Apfelsaft
Erst wollte Blasbichler das ganze Bio-Ding gar nicht. Er hat den Hof von seinen Eltern übernommen, bewirtschaftet ihn mit seiner Frau Edith, ihren drei Kindern und seiner Mutter. „In den 90ern haben wir von Viehwirtschaft auf Obstanbau umgestellt“, erinnert er sich. „Wir haben Apfelbäume gepflanzt und wie üblich gegen Schädlinge gespritzt. Danach haben die Hühner drei Wochen lang keine Eier mehr gelegt.“ Das gab ihm zu denken. 1997 entschied er sich dann für die Umstellung, obwohl sie einige Nachteile mit sich brachte: „Es macht mehr Arbeit, und die Erträge sind geringer.“ Und das, obwohl sich Bio-Produkte zu besseren Preisen verkaufen lassen. Der Vorteil des Ganzen sei aber nicht annähernd in Geld aufzuwiegen, meint Blasbichler. „Ich fühle mich gut. Und ich muss keine Angst mehr haben, dass einer von uns versehentlich Gift einatmet.“ Er geht an den Bäumen entlang, die dicht beim Haus stehen. Zwischen den Baumreihen wuchern Kräuter, blühen Wiesenblumen. „Sonnenblumen haben wir auch gepflanzt.“ Die Blumen sind Konzept – wider die Monokultur und als Lebensraum für Nützlinge. „Mittlerweile habe ich so viele Marienkäfer, dass ich sie tütenweise verkaufen könnte.“ Er schmunzelt.
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Biobauer aus Leidenschaft
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Seinen Hauptumsatz macht der Biobauer mit Wein, aber mit den Äpfeln kann er mehr experimentieren. Blasbichler pflanzt Sorten, die schon lange vom Markt verschwunden sind, die wegen ihrer Form oder ihres Geschmacks nicht massentauglich sind. Dafür sind sie oft resistenter gegen Krankheiten. „Der eine ist gut für Kuchen, der andere hat ein wunderbares Aroma für Obstbrand.“ Blasbichler betrachtet seine Bäume. Dann deutet er auf eine Rose, die zwischen den Ästen rankt: „Schön, nicht?“ Er sieht sehr zufrieden aus. Ob Äpfel glücklich machen? Ihn sicher. So lange es die eigenen sind. „Ich ess’ keine anderen!“ SABINE UNTERHOLZNER, LEITERIN DES OBSTBAUMUSEUMS IN LANA ÜBER … … DEN APFEL ALS SYMBOL: „Der Apfel war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts und sogar bis in den Beginn des 20. Jahrhunderts hinein eine sehr kostspielige Frucht, deren Genuss der Oberschicht vorbehalten war. Seine Haltbarkeit verband man mit dem Bild der Lebenskraft. Wohl deshalb ist in Märchen von goldenen Äpfeln die Rede. Die Formvollendung und Kugelform des Apfels wurde ab dem Mittelalter jener von Himmelskörpern, die man auf den Schöpfer zurückführte, gleichgestellt. So setzte sich der Reichsapfel als Herrschaftssymbol durch. Daneben ist bis heute der Paradiesapfel, den Eva vom Baum der Erkenntnis pflückte und Adam reichte, ein beliebtes Thema in künstlerischen Darstellungen.“ … DEN UNTERSCHIED ZWISCHEN ALTEN UND NEUEN APFELSORTEN: „Wir unterscheiden zwischen den sogenannten alten Sorten und den Erwerbssorten, wobei ,alt‘ dabei relativ ist. Erwerbssorten sind Äpfel, die aktuell im Handel sind. Das sind zur Zeit zwölf Sorten, darunter Granny Smith oder Golden Delicious, die es schon sehr lange gibt. Alte Sorten aus unserer Sicht sind die, die nicht mehr im Handel sind.“ … DIE ETSCH-REGULIERUNG: „Ohne die Regulierung der Etsch gegen Ende des 19. Jahrhunderts wäre Südtirol nicht das erfolgreiche Apfelanbaugebiet, das es heute ist. Aus Sumpf- und Sandland wurden durch die Umleitung und Begradigung von Südtirols größtem Fluss fruchtbare Böden gemacht und die jährlichen Überschwemmungen eingedämmt.“
INFORMATIONEN » Südtirol ist das größte geschlossene Obstanbaugebiet in Europa. Es umfasst zirka 18.000 Hektar Anbaufläche auf Höhen von 250 bis 1.000 Metern. Die Klimabedingungen in der Region sind für den Apfel ideal. Rund 8.000 Obstbaubetriebe erzeugen im Durchschnitt um die 960.000 Tonnen Tafeläpfel pro Jahr.
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» Von Kasachstan aus soll der Apfel seinen Siegeszug um die Welt angetreten haben. Mittlerweile gibt es weltweit etwa 30.000 Apfelsorten – genau weiß das niemand. Im europäischen Handel sind etwa 30 bis 40 davon erhältlich. Die Zahl sinkt beständig. Golden Delicious, Jonagold und Red Delicious haben den größten Marktanteil. » Äpfel enthalten neben Vitamin C und Kalium auch sekundäre Pflanzenstoffe wie zum Beispiel Polyphenole, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen, das Immunsystem stärken und das Krebsrisiko mindern sollen.
KONTAKT Radoarhof | Kontakt: Edith und Norbert Blasbichler I-39040 Feldthurns | Tel.: +39 0472 855 645 info@radoar.it | www.radoar.it Südtiroler Obstbaumuseum | Kontakt: Sabine Unterholzner Brandis-Waalweg 4 | I-39011 Lana | Tel.: +39 0473 564 387 info@obstbaumuseum.it | www.obstbaumuseum.it
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Der Südtiroler Apfel – Kraftspender auch als Saft
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RECHERCHE » EINBLICK TIS Techno Innovation Südtirol KAG | Kontakt: Stefano Dal Savio Siemensstr. 19 | I-39100 Bozen | Tel.: +39 0471 068 000 info@tis.bz.it | www.tis.bz.it EURAC Research | Kontakt: Wolfram Sparber Drususallee 1 | I-39100 Bozen | Tel.: +39 0471 055 055 info@eurac.edu | www.eurac.edu ACADEMIA Nr. 44: Erneuerbare Energie Das Wissenschaftsmagazin der Europäischen Akademie Bozen zum Download als PDF unter: www.eurac.edu/academia/44/academia44.pdf ENERTOUR Tel.: +39 0471 068 047 | enertour@tis.bz.it | www.enertour.bz.it » BERGE Tage der Erfüllung – Eine Liebeserklärung an den Lebensraum Berg Hugo Wassermann/Chrisostymus Giner Athesia | ISBN 978-8882665760 Stiftung Vital | Kontakt: Franz Plörer Kanonikus-Michael-Gamper-Str. 1 | I-39100 Bozen | Tel.: +39 0471 409 333 info@stiftungvital.it | www.stiftungvital.it Verband der Südtiroler Berg- und Skiführer | Kontakt: Toni Stocker Weintraubengasse 9 | I-39100 Bozen | Tel.: +39 0471 976 357 info@bergfuehrer-suedtirol.it | www.bergfuehrer-suedtirol.it » HOLZ KlimaHaus Agentur GmbH | Kontakt: Norbert Lantschner Handwerkerstr. 31 | I-39100 Bozen | Tel.: +39 0471 062 140 info@klimahausagentur.it | www.klimahausagentur.it KlimaHaus – Bauen mit Holz | Thomas Schrentewein Edition Raetia | ISBN 978-8872833094 Bauen mit Holz | Cristina Benedetti University Press Verlag | ISBN 978-8860460288
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» KRAFTORT Geheimnisvolles Südtirol | Karl Gruber/Hans Grießmair Athesia | ISBN 978-8882661434 Heilige Orte – Quellen der Kraft | Karl Gruber/Hans Grießmair Athesia | ISBN 978-8882663780 Ein mystischer Zugang zu der Kirche St. Prokulus in Naturns bei Meran Joachim Seeger Karin Fischer Verlag | ISBN 978-3895145803 Culturonda Südtirol: Kultur und Lebensart erwandern und erleben Andreas Gottlieb Hempel Folio Verlag | ISBN 978-3852564043 Wege zu Orten der Kraft: Plätze der Erholung, Inspiration und Heilung selber finden | Pier Hänni AT Verlag | ISBN 978-3038002789 » WASSER Wandern am Wasser in Südtirol | Peter Mertz Bruckmann | ISBN 978-3765439070 Erneuerbare Energie: Alternative Energiekonzepte für die Zukunft Thomas Bührke/Roland Wengenmayr Wiley-VCH | ISBN 978-3527409730 » ÄPFEL VOG – Verband der Obstgenossenschaften Südtirols Kontakt: Wolfgang Drahorad Haus des Apfels | Jakobistr. 1A | I-39018 Terlan | Tel.: +39 0471 256 700 info@vog.it | www.vog.it VI.P. – Verband der Vinschgauer Produzenten für Obst und Gemüse Kontakt: Karl Dietl Hauptstr. 1c | I-39021 Latsch | Tel.: +39 0473 723 300 info@vip.coop | www.vip.coop Laimburg – Land- und forstwirtschaftliches Versuchszentrum Pfatten, Laimburg 6 | I-39040 Auer | Tel.: +39 0471 969 500 versuchszentrum-laimburg@provinz.bz.it | www.laimburg.it Alte und neue Apfelsorten | Franz Mühl Obst- u. Gartenbauverlag | ISBN 978-3875960938 RECHERCHE
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DATEN UND FAKTEN ZU SÜDTIROL » Land | Italien Status | Autonome Provinz Bozen – Südtirol (seit 1972) Fläche | 7.400 km2 Einwohner | 500.030 Landeshauptstadt | Bozen (101.417 Einwohner) Amtliche Sprachen | Deutsch (70 %), Italienisch (25 %), Ladinisch (5 %) Angrenzende Staaten | Österreich, Schweiz Übernachtungen/Jahr | 27,7 Mio., davon 16,5 Mio. im Sommer Herkunft Touristen | 46,5 % DE, 36,6 % IT, 3,6 % CH, 2,6 % AT » UNESCO-Weltnaturerbe | Dolomiten Höchster Berg | Ortler, Vinschgau (3.905 m) Größter See | Kalterer See (1,47 km2, wärmster Badesee der Alpen) Längster Fluss | Etsch (153 km) Kleinste Stadt | Glurns, Vinschgau (880 Einwohner) Höchster Kirchturm | Schlanders, Vinschgau (91 m) Längste Skipiste | Trametsch auf der Plose, Eisacktal (9 km) Größte Hochalm | Seiser Alm, Dolomiten (52 km2) Größter Skiverbund | Dolomiti Superski (1.200 km Skipiste) Nationalparks | Nationalpark Stilfserjoch Naturparks | Schlern-Rosengarten, Texelgruppe, Puez-Geisler, Fanes-Sennes-Prags, Trudner Horn, Sextner Dolomiten, Rieserferner-Ahrn Tourismus-Website | www.suedtirol.info
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PRESSEKONTAKTE » Für Deutschland und Österreich häberlein & mauerer | agentur für public relations | Kristina Deppe Rosenthaler Str. 51 | D-10178 Berlin Tel.: +49 30 726 208 214 | Fax: +49 30 726 208 250 kristina.deppe@haebmau.de | www.haebmau.de » Für die Schweiz Bernet_PR | Sonja Stieglbauer Olgastr. 8 | CH-8001 Zürich Tel.: +41 44 266 90 80 | Fax: +41 44 266 90 88 sonja.stieglbauer@bernet.ch | www.bernet.ch » Südtirol Marketing K.A.G. | Judith Oberhuber Pfarrplatz 11 | I-39100 Bozen Tel.: +39 0471 999 888 | Fax: +39 0471 999 800 judith.oberhuber@suedtirol.info | www.suedtirol.info/presse
IMPRESSUM Herausgeber Südtirol Marketing K.A.G. Pfarrplatz 11 | I-39100 Bozen Konzept und Text häberlein & mauerer AG I Berlin Design | borgwardt design | Berlin Fotografie | Max Lautenschläger | Berlin Druck | Ferrari Auer | Bozen
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