Zeitverschwender

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Zeitverschwender Themenservice


WAS IST DER THEMENSERVICE Der Themenservice versteht sich als Recherchehilfe für Journalisten. Anhand von Informationen, Zitaten und Bildern wird Südtirol in den unterschiedlichsten Kontexten vorgestellt. Das Bild- und Textmaterial dieser Ausgabe ist auf der CD-ROM in der Umschlagseite gespeichert. Die Verwendung ist honorarfrei. Der Themenservice erscheint ein- bis zweimal jährlich. 2006 ist bereits die Ausgabe „Grenzgänger“ erschienen, 2007 „Böse Weiber, weise Frauen“ und „Weltenbummler“, 2008 „Meisterwerke“. Bestelladressen für alle Publikationen siehe Seite 29.


EINBLICK

Der glückliche Viehhirt von der Seiser Alm „In meinem ganzen Leben war mir noch nicht langweilig.“ Peter Sattler blickt über die Seiser Alm und scheint erstaunt, dass man ihm eine solche Frage stellen konnte. Der 54-Jährige ist einer der wenigen noch verbliebenen Saltner in Südtirol. Neben dem Bergsaltner, der sich um das Vieh auf der Alm kümmert, gab es früher den Landsaltner, der die Obstwiesen und Weinberge im Tal beaufsichtigte. Noch vor wenigen Jahrzehnten hatte jede Gemeinde einen solchen Viehaufseher, heute sind es in Südtirol höchstens drei, vier. Der Beruf des Berghirten ist selten geworden in einer Zeit, in der die Landwirtschaft zum Großteil maschinell organisiert ist. Peter Sattler ist von der Gemeinde Kastelruth angestellt, um im Sommer 350 Jungrinder und 50 Pferde zu beaufsichtigen. Für den Außenstehenden scheint es unmöglich, die Tiere auseinanderhalten zu können: Auf den ersten Blick sehen alle gleich aus – meist weiß-braun oder weiß-schwarz gescheckt und immer der gleiche, stoische Gesichtsausdruck. Ein Eindruck, den man im Gespräch mit Sattler besser für sich behält. Für ihn ist jedes Tier einzigartig: „Gesicht und Gestell – Kopf, Kreuz, der komplette Bau sind immer unterschiedlich.“ Für seine Aufgabe ist es unerlässlich, sich jedes Tier einzuprägen. Schließlich muss er wissen, welche Kuh am Ende zu welchem Besitzer gehört. „Jeder Bauer hat seine eigene Herde“, erklärt Peter Sattler. Zwar sind die Tiere am Hinterteil und am Kreuz gekennzeichnet, doch die Ziffer ist nur bedingt ein Anhaltspunkt, wenn man die Kühe schnell unterscheiden muss. Schon kurz nach der „Nummerierung“ wächst das Fell an der kahl geschorenen Stelle wieder nach, so dass davon nicht mehr viel zu sehen ist. Also bleibt dem Kuhkenner nichts anderes übrig, als sich über „Eselsbrücken“ seine Kühe, deren Namen, ihre Nummer und ihren Besitzer zu merken. „Ein gutes Gedächtnis braucht ein Saltner neben handwerklichem Geschick und Viehkenntnis auf jeden Fall“, sagt Sattler. Die Herde des Saltners besteht aus glücklichen Kühen: Von Juni bis September ist das Vieh der Kastelruther Bauern auf Sommerfrische. Für Peter Sattler beginnt dann die Saison. Er hat die Spielwiese der Tiere im Blick, die so groß ist wie 15 Fußballfelder. Das nahrhafte Gras der Almwiesen und die wilden Kräuter mit ihren Vitaminen und Mineralien stärken die Jungtiere. Nach einem Sommer auf der Alm kehren sie im Herbst gesund und kräftig zurück ins Tal.

EINBLICK

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Der Alltag eines Hirten richtet sich nach dem Lauf der Natur und seinen Tieren, denen seine ganze Aufmerksamkeit gilt. Selbst nach vielen Jahren harter Arbeit hat die beeindruckende Bergkulisse rund um die größte Hochalm Europas und die Ruhe hier oben nichts an Faszination für Sattler verloren. „Ich sitze oft sehr lange an meinen Aussichtspunkten. Schaue durchs Fernglas und beobachte meine Tiere. Es ist meist ganz ruhig, ich höre nur die Glocken der Kühe, sehe Adler über mir und halte dann schon jedes Mal inne, wenn ich dort oben bin“, sagt er. Seine Bilanz ist eindeutig: „Ich habe den schönsten Beruf der Welt, den ich gegen nichts tauschen würde.“

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Inhalt

4 | INTRO Von der Kunst, Zeit zu verschwenden

6 | GÄRTEN Kraftorte für Generationen

10 | TANZEN Hebefigur im Heustadel

14 | BÄNKE Stille Geschichtenerzähler

18 | WATTEN „Bei uns wird nicht geschwindelt“

22 | SPECK Eine Sache des Gefühls

26 |Recherche | Daten & Fakten zu Südtirol

29 |Pressekontakte | CD-ROM

INHALT

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INTRO

Von der Kunst, Zeit zu verschwenden Eifersüchtig gehütet und nur ja nicht falsch eingesetzt, ist sie zum neuen Luxusgut geworden. Die Rede ist von der Zeit. Wer sich wieder auf ihren Wert zurückbesinnen will, kann sich an Südtirol ein Beispiel nehmen. Hier nehmen sich die Bewohner noch genug Zeit. Für eine Wanderung, deren einziges Ziel der Sonnenaufgang über den Dolomitengipfeln ist. Für einen Aperitif mit Freunden auf dem Bozner Waltherplatz. Für eine Delikatesse, die mehr als sieben Monate ruhen muss, bis sich ihr Geschmack voll entfaltet. Oder für einen Tanz, der für Minuten in eine andere Welt entführt. Die Weisheit des Bergbauern, dessen Leben nicht tickende Uhren, sondern der Rhythmus der Natur bestimmt, verbindet sich in der nördlichsten Provinz Italiens mit mediterraner Lebensfreude. Gärten Sie sind Rückzugsorte und Kraftspender: die üppige Oase in der Stadt, der jahrhundertealte Kräutergarten eines Klosters und das Labyrinth aus Wein. Natur und Kultur gehen im mediterranen Klima Südtirols eine fruchtbare Symbiose ein und setzen einen stillen Kontrapunkt zu unserem lauten Alltag. Tanzen Die Gesichter der tanzenden Südtiroler im Film „Ragwurz“ erzählen mehr über ihr Leben, ihre Kultur und ihr Land als viele Worte. Die Choreografin Veronika Riz wirft einen humor- und liebevollen Blick auf ihre Landsleute – vom alten Landwirt, der mit einem Stuhl ein Tänzchen wagt, bis zum verliebten Paar, das beim Rock ’n’ Roll den harten Arbeitsalltag vergisst. Bänke Ihre verwitterten Inschriften zeugen von den Menschen, die sich ein Stück Südtirol sichern wollten: 53 Bänke, die alle von Gästen des Hotels Zirmerhof gestiftet wurden, stehen auf einem 150 Hektar großen Areal in Radein. Und wer sich ein wenig Zeit nimmt, dem erzählt der alte Zirmerhofwirt Joseph Perwanger die Anekdoten und Schicksale, die sich hinter jeder Bank verbergen.

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Watten Ein Kartenspiel ist der Südtiroler liebster Zeitvertreib: Das Watten ist hier Volkssport. Über Generationen hinweg treffen sich die Spieler zu Wattabenden in den urigen Stuben, in Bars oder auf der Skihütte. Bei dem Spiel, für das schon mal der „Bund der Wattehe“ eingegangen wird, bestimmen Temperament und Witz den Spielverlauf. Südtiroler Speck Milder und ausgewogener im Geschmack als nordischer Räucherschinken, aber gleichzeitig intensiver und würziger als Rohschinken aus dem Mittelmeerraum: Die Südtiroler nennen ihn Speck, ein wahres Naturgut. Die Herstellung erfordert Geduld: Mindestens 22 Wochen muss der original Südtiroler Speck reifen. Die Bergbäuerin Barbara Brunner und ihr Mann Georg produzieren ihn auf ihrem Hof so, wie es ihre Vorfahren schon vor Jahrhunderten getan haben.

01_INTRO

Zeit für Freunde bei einem Aperitivo am Waltherplatz

INTRO

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01_GAERTEN

Ein Mann mit Weitblick: Franz Graf Pfeil

02_GAERTEN

Der historische Kr채utergarten des Klosters Neustift: Hier scheint die Zeit stillzustehen

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GÄRTEN

Kraftorte für Generationen Ein Blatt fällt vom Baum. Es trudelt im Sonnenstrahl, der sich durch das Blätterdach seinen Weg bahnt. Gemächlich landet es auf der Tastatur eines Laptops. Die Besitzerin lässt sich nicht stören. Ihre Augen sind geschlossen, das Gesicht ist dem wärmenden Licht zugewandt. Im Park des Hotels Laurin in Bozen gibt es keine Eile. Weder für die Gäste noch für die Pflanzen. Die üppige grüne Oase im geschäftigen Zentrum der Südtiroler Hauptstadt ist sogar älter als das 100-jährige Hotel. Auf 4.000 Quadratmetern gedeihen exotische Gewächse vom Kakibaum über Ginkgo biloba bis zum Rosenstock. Letztgenannter ist eine einzigartige Symbiose mit einer Libanon-Zeder und dem Efeu eingegangen. Über Jahrzehnte wuchs das Dreigestirn zusammen und reckte sich gen Himmel. Jedes Jahr geraten Rosenliebhaber in Verzükkung, wenn die dornige Pflanze einen 30 Meter hohen goldgelben Blütenteppich bildet. „Gärten sind aktuell gefragter denn je“, meint Martina Schullian, Gartenfachfrau und Kunsthistorikerin. „Der Garten wird heute als Rückzugsgebiet, Ruhepol, Kraftort und Raum der Inspiration genutzt.“ Die Chorherren des Klosters Neustift waren, was die Gartenlandschaft betrifft, ihrer Zeit voraus. Bereits im 15. Jahrhundert legten sie ihren Stiftsgarten zu Meditationszwecken an. 2001 wurde er gartenhistorisch wiederhergestellt, im Sommer 2004 neu eröffnet. Der Garten besteht aus drei Teilen: der Fallobstwiese, dem Kräutergarten und dem Barockgarten. Einzigartig sind der 100-jährige Mammutbaum – er wurde 1908 zum 60-jährigen Jubiläum der Krönung Kaiser Franz Josefs von Österreich gepflanzt –, das Piszin, ein Brunnen in Form eines Turms, der eine gartenhistorische Rarität ist, und das Vogelhaus aus dem 17. Jahrhundert. In der Naturwiese sind 50 verschiedene Gräser und Kräuter ausgesät worden. Die Wiese wird nur zweimal im Jahr gemäht, ansonsten der Natur überlassen. Bewusst wurden alte Apfelsorten gepflanzt, die bereits früher im Garten standen. Einfach nur Zeit verschwenden kann man im Labyrinthgarten von Franz Graf Pfeil. Die Anlage wurde nicht geplant, sondern erfühlt. Sie wächst und verändert sich stetig. Der Garten liegt in Tscherms bei Meran, direkt an den Weinbergen seines Ansitzes Kränzel. „Mit der lebenden Skulptur, dem Gesamtkunstwerk“, wie er sagt, will der Winzer den Absatz seines Weines fördern. „Verkaufen ist nicht meine Stärke. Auf Messen beispielsweise fühle ich mich nicht zu Hause“, erklärt der Graf. „Ich kann nur nach meinem eigenen Geschmack und Gefühl den Wein in seiner Entwicklung begleiten.“ Das Herzstück des Labyrinthgartens ist der Irrgarten: ein 1,5 Kilometer langes Spalier aus zehn verschiedenen Traubensorten, das für Genussmenschen genau das Richtige ist – denn die Suche nach dem Ausweg versüßen im Herbst zumindest die Trauben. GÄRTEN

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INFORMATIONEN » Alle zwei Jahre zwischen Ende April und Anfang Mai findet in Meran die Meranflora statt. Gärtner und Floristen aus dem In- und Ausland präsentieren auf der Zierpflanzenausstellung entlang der Passer-Promenade ihre neuesten Kreationen. Die nächste Ausgabe der Meranflora ist für April 2010 geplant. www.gemeinde.meran.bz.it/meranflora » Der Park der Therme Meran ist mit rund 51.000 Quadratmetern eine der größten privaten Gartenanlagen Europas. Die Flora ist geprägt von der alpin-mediterranen Umgebung: Zedern, Steineichen und Rosen wachsen neben Schirmpinien, Zypressen, Magnolien und Palmen. In das grüne Areal sind die 12 Außenpools der Therme eingebettet. www.thermemeran.it » 100.000 Blütenstauden zieren die „Blühenden Lehmwände“ in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff bei Meran. Ein Blumenmeer, das für Europa einzigartig ist. Mit Hebebühnen und an Kletterseilen gesichert, gießen und pflegen die Gärtner die Pflanzen. 26 Gärtner sorgen sich um die 5.400 Pflanzenarten auf der 12 Hektar großen Anlage. 2006 wurde sie zu Europas Garten Nr. 6 gewählt. www.trauttmansdorff.it

KONTAKT Parkhotel Laurin | Kontaktperson: Sabina de Lorenzo Laurinstr. 4 | I-39100 Bozen Tel.: +39 0471 311 000 | Fax: +39 0471 311 148 marketing@laurin.it | www.laurin.it Labyrinthgarten | Weingut Kränzel | Kontaktperson: Franz Graf Pfeil Gampenstr. 1 | I-39010 Tscherms Tel.: +39 0473 564 549 | Fax: +39 0473 554 806 info@kraenzel.com | www.labyrinth.bz Stiftsgarten Kloster Neustift | Kontaktperson: Maria Michaeler Stiftstr. 1 | I-39040 Vahrn Tel.: +39 0472 836 189 | Fax: +39 0472 837 305 info@kloster-neustift.it | www.kloster-neustift.it Gärtnerei Schullian | Kontaktperson: Martina Schullian Meraner Str. 75/A | I-39100 Bozen Tel.: +39 0471 933 006 | Fax: +39 0471 513 237 info@schullian.it | www.schullian.it

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MARTINA SCHULLIAN (KUNSTHISTORIKERIN UND GESCHÄFTSFÜHRERIN DER G ÄRTNEREI S CHULLIAN ) ÜBER ... … SÜDTIROLER GÄRTEN: „Das Besondere an den Südtiroler Gärten ist in jedem Falle die Verbindung von mediterraner und alpiner Vegetation. Hier treffen zwei Kulturen und zwei Lebensgefühle aufeinander.“ … GÄRTEN UND ZEIT: „Beides kann nicht voneinander getrennt werden. Pflanzen spiegeln den Jahresverlauf, die Jahreszeiten, das Wachsen und Vergehen wider und für ihre Pflege braucht man viel Zeit und Muße.“ … GÄRTEN UND KUNST: „Nach meinem abgeschlossenen Studium der Kunstgeschichte eröffnete ich 1994, angrenzend an den Produktionsbetrieb meiner Eltern, meine eigene Gärtnerei. Mit Lesungen, Konzerten und Ausstellungen versuche ich, eine Brücke zwischen Pflanzenwelt und Kunst zu schlagen. Gärten waren immer schon ein Teil der Kunst. Das sieht man insbesondere an den beeindruckenden Gärten in der Renaissance und in der gestalteten Natur.“

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Im Labyrinthgarten ist der Weg das Ziel

GÄRTEN

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TANZEN

Hebefigur im Heustadel In einer holzgetäfelten Stube sitzt ein alter Mann in einer blauen Arbeitsschürze am Tisch. Versonnen blickt er auf seine von Arbeit gezeichneten Hände, die parallel vor ihm liegen. Bei den ersten Tönen der volkstümlichen Blasmusik fangen sie an, den Takt zu klopfen. Und dann hält den 81-Jährigen nichts mehr. Mit einem Ruck steht Josef Botzner auf. Zielsicher greift er sich einen Holzstuhl und fängt an, mit ihm zu tanzen. Ein bisschen zittrig vielleicht, aber mit viel Schwung. Botzner dreht und wendet sich im WalzerSchritt, als befände er sich auf einem Maitanz. Den Stuhl mit dem eingeschnitzten kleinen Herz in der Lehne schwingt er wie eine Partnerin vor sich her. Für einen Moment wird die Vergangenheit lebendig. Als er noch jung war und sich an der Türschwelle zum Wirtshaus voller Nervosität auf die feschen Tänzerinnen freute. „Das Tanzen ist nicht mehr dasselbe. Die Frauen sind heute doch viel selbstständiger. Heute tanzen sie am liebsten alleine“, sagt der gebürtige Grissianer später – und blickt ein wenig traurig in die Kamera. Der Landwirt ist einer von dreizehn Protagonisten, die die Südtiroler Choreografin Veronika Riz in ihrem Film „Ragwurz“ porträtiert. Die Hauptdarsteller, alles Laien, tanzen im luftigen Heustadel, in urigen Stuben oder auf der verschneiten Veranda einer abgelegenen Berghütte. Sie schildern im Film ihre Träume, Besonderheiten des Alltags, die Schwierigkeit, sich an die Schritte zu erinnern, und das Glück, mit der Musik zu verschmelzen. Die Filmemacherin legt Wert darauf, die Tänzer in ihrer ursprünglichen Umgebung zu zeigen. „Ich wollte wissen, wo sich in Südtirol der Tanz überall versteckt. Ich wollte hinter die Kulissen blicken“, erzählt Riz. „In Ragwurz geht es nicht um experimentellen Tanz, sondern um Tanz als Freude an der Bewegung, als Freude am Ausdruck, um Verwandlung, Ausbruch. Und – warum nicht? – um eine Flucht in eine andere Welt“, sagt Riz. Dabei gelingt der Filmemacherin mit dem 45-minütigen Dokumentarfilm ein einfühlsames, liebevolles und immer wieder auch amüsantes Porträt ihrer Landsleute. Eine professionelle Tanzszene wie in großen Ballungsräumen gibt es in Südtirol noch nicht. Aber die Lust an der Bewegung und die Freude an der Musik sind ein fester Bestandteil des oft harten Alltags. In den Augen von Mali Höller blitzt der Schalk, wenn sie ihre bestechend einfache Definition von Tanz beschreibt: „Das Tanzen ist wie Knödel drehen: immer rum und rum und rum.“ Wörtlich nehmen das Barbara Thaler Mayr und Werner Mair: Der ausgelassene Walzer mit unzähligen Drehungen endet bei den beiden mit einem Lachanfall und einem Sturz in den Tiefschnee. „Ragwurz“ ist auch ein Porträt über eine Gesellschaft, die nicht nur zwischen den Kulturen, sondern auch zwischen den Zeiten steht. Der traditionelle

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Sie spürte den Tanz in Südtirol auf: Filmemacherin und Choreografin Veronika Riz

Volkstanz des alten Landwirts trifft auf das Teenager-Mädchen, das sich beim Hip-Hop hinterm Hühnerstall wie sein Idol aus MTV fühlt. Allen Generationen gemeinsam ist jedoch die Verbundenheit zur Heimat. „Jeder Mensch ist von seiner Umgebung geprägt. Das spiegelt sich auch im Tanz wider“, ist Lothar Gluderer überzeugt. Für ihn und seine Freundin Katrin Paris ist Tanzen mehr als ein Hobby. Sie lebt mit ihrem Vater und ihren Brüdern auf einem Bergbauernhof im abgelegenen Ultental, er im Dorf. Hier oben wirkt die Natur mächtig und einschüchternd. Die Arbeit ist anstrengend und lang. Doch für den Tanz findet das Paar auch nach einem 14-StundenTag die Zeit. „Tanzen ist unsere eigene Welt. Tanzen ist Sein, Leben“, sagt Lothar. Und wenn die einzige ebene Fläche auf dem Hof, die genug Platz bietet, der Heuschober ist, wird eben dort abgerockt. Zu Brian Adams „Summer of 69“ aus dem Ghetto-Blaster tanzen sich die beiden die Seele aus dem Leib. Als Katrin zum Sprung in die spektakuläre Hebefigur ansetzt, zeigt die Kamera Lothars Gesicht in Großaufnahme: So sieht Erfüllung aus. Kurz hält auch der Vater inne, der im Hintergrund das Heu aufschichtet. Im Augenblick des Sprungs fühlen sich die beiden als eine vollkommene Einheit. Und für einen Moment hält auf 2.000 Metern Höhe die Zeit den Atem an.

TANZEN

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Der mit dem Stuhl tanzt: Josef Botzner dreht sich im Walzertakt

INFORMATIONEN » „Tanzsommer – Bolzano Danza“ ist das größte Tanzfestival in Südtirol. Jeden Sommer stellen nationale und internationale Tanzkompanien ihre neuen Stücke vor. Zeitgleich können Kurse für zeitgenössischen Tanz belegt werden. Das Festival will den interkulturellen Austausch fördern. www.tanzbozen.it » Der Südtiroler oder Meraner Dreier ist ein Volkstanz, der 1944 auf dem Vigiljoch bei Lana aufgezeichnet wurde. Dreiertänze sind bereits aus dem 13. Jh. bekannt und werden in der Regel von einem Tänzer und zwei Tänzerinnen ausgeführt. Der Südtiroler Dreier gehört zum Tanztyp der Ländler, die zu den Werbetänzen zählen. Er ist durch seine Figurenfülle und Schauwirksamkeit gekennzeichnet: Der Tänzer kann seine Geschicklichkeit zeigen und die Tänzerin bringt ihre Anmut zum Ausdruck. www.arge-volkstanz.org/de » Veronika Riz ist Südtirols derzeit vielseitigste und kreativste Choreografin. Sie studierte Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte in Wien. In London und New York tanzte sie mit und bei Stephen Petronio und Meg Stuart. 1985 gründete sie in Bozen ihr Atelier „Dansart“, 2002 erfolgte der Startschuss zur Kompanie „Veronika Riz“. www.veronikariz.it

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Discofox im Heuschober: Getanzt wird, wo Platz ist

VERONIKA RIZ ÜBER ... ... DIE IDEE „RAGWURZ“: „Ich wollte einen anderen Zugang zum Tanz finden. Außerhalb der urbanen Zentren. Daher habe ich Bergbauern als Protagonisten gesucht, denen ich die Möglichkeit gegeben habe, ihre Freude und Lust am Tanzen auszuleben.“ ... LAMPENFIEBER: „Es war erstaunlich, wie natürlich und frei sich die Tänzer vor der Kamera bewegt haben. Sie waren keineswegs aufgeregt. Sehr offen und natürlich.“ … DER NAME ZUM FILM: „Ragwurz ist eine seltene Orchideenart, die im Südtiroler Unterland wächst. Sie strebt dem Himmel entgegen. Über den Horizont hinaus blicken auch die Protagonisten meines Films beim Tanzen.“

KONTAKT Ehrliche Arbeit, Freies Kulturbüro | Kontaktperson: Elena Polzer Schönhauser Allee 73A | D-10435 Berlin | Tel.: +49 30 392 021 40 post@ehrlichearbeit.de | www.veronikariz.it

TANZEN

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BÄNKE

Stille Geschichtenerzähler An diesem Ort haben sich Joseph Perwangers Erinnerungen an die Jugend festgesetzt. Auf einer Bank über den Wolken und am Fuß der Berge. Hier, findet der 81 Jahre alte Hotelier aus der Nähe von Radein, hat man die schönste Aussicht der Welt. „Almenröder Bank“ ist in der Lehne eingeritzt. Die Schwester seines im Zweiten Weltkrieg gefallenen Jugendfreundes, welcher der Bank ihren Namen gab, ließ sie einst aufstellen. Seit den Anfangsjahren des Hotels um 1900 lassen sich hier Wanderer und Erholungssuchende nieder und genießen die Landschaft. Die „Almenröder Bank“ befindet sich eineinhalb Stunden Fußmarsch entfernt vom Hotel Zirmerhof. Das im Jahr 1890 eröffnete Hotel, das heute vom Sohn Perwangers geführt wird, liegt hoch über dem Etschtal, bis Bozen sind es rund 45 Minuten. Abgeschieden und eingebettet in fast unberührte Natur auf etwa 1.800 Metern Höhe genießen seine Gäste vom Frühstücksraum und der Terrasse den Panoramablick auf die vergletscherten Gipfel des Ortlergebirges im Osten und die Ötztaler und Stubaier Alpen im Norden Südtirols. Aristokraten, Geheimräte, Künstler und Wissenschaftler aus Wien, Leipzig und Berlin waren die ersten Urlauber im Zirmerhof. Sie wussten um die heilsame Wirkung der alpinen Landschaft. Sie suchten in Südtirol das, was ihnen keine Großstadt bieten konnte: Natur pur und ungestörte Entspannung. So begannen die Zirmer-Gäste bereits vor 35 Jahren, Bänke zu stiften, um ein Stück dieser schönen Landschaft ihr Eigen nennen zu können. „Insgesamt gibt es 53 auf unserem Land. Jedes Jahr kommen etwa drei neue hinzu“, erzählt Joseph Perwanger. Meist sind es Stammgäste, die eine Bank aufstellen lassen. Sie fühlen sich dem Hotel und der Umgebung verbunden. So auch die Herren, die seit rund 40 Jahren jedes Jahr zu Fronleichnam für ein langes Wochenende auf den Zirmerhof kommen. Für besonders verdiente Mitglieder ihres Clubs aus dem fränkischen Pappenheim stifteten sie jeweils eine Bank. Etwa fünf Minuten vom Hotel entfernt gruppieren sich jetzt die „Vier Pappenheimer“ um einen Tisch. „Wie ein Denkmal kommt mir das vor“, sagt Perwanger. Und ein wenig geheimnisvoll sehen sie aus, so wie sie da stehen. Sie scheinen nur darauf zu warten, dass sich jeden Moment distinguierte Herren auf sie setzen und anfangen zu debattieren. 500 Euro kostet es, eine Bank zu stiften. Der Tischler Peter Lantschner aus Radein baut die Bänke in der zweiten Generation. „Sie sind aus Lärchenholz, haben alle den gleichen Neigungswinkel und auf allen sitzt es sich gleich bequem“, meint Joseph Perwanger.

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Zu jeder Bank hat Joseph Perwanger eine Anekdote im Kopf. Besonders kurios ist die Entstehungsgeschichte der „Jedermann Bank“: Als eines Tages vor etwa 35 Jahren die beiden Stifterinnen der „Mariellenbank“ wie an jedem ersten Tag ihres Urlaubs ihre Bank besuchen wollten, fanden sie diese zu ihrer Entrüstung besetzt vor. Zwei andere Damen hatten es sich auf ihrer Bank bequem gemacht und weigerten sich, diese freiwillig zu räumen. Es entbrannte ein lautstarker Streit zwischen den vier Frauen inmitten der sonst so friedlichen Bergwelt, der mit einem Sieg der rechtmäßigen Bank-Stifterinnen endete. Die beiden Unterlegenen bestellten umgehend ihre eigene Bank bei Joseph Perwanger. Und dem nicht genug, bestanden sie darauf, dass diese nicht nur direkt neben der „Mariellenbank“ aufgestellt werden, sondern auch noch einen bezeichnenden Namen tragen solle: „Sie wurde ,Jedermann Bank‘ getauft, weil die Frauen jedem Wanderer das Recht gewährten, darauf Platz zu nehmen, um die Natur zu genießen und sich die Zeit ein wenig vertreiben zu können“, erinnert sich Perwanger schmunzelnd. Dann lehnt er sich zurück, lässt den Blick über die Berglandschaft schweifen und denkt an die vielen Geschichten, die ihm die „Almenröder Bank“ erzählt.

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Zeitvertreib mit Aussicht: die „Almenröder Bank“ am Zirmersteig

BÄNKE

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JOSEPH PERWANGER SENIOR ÜBER ... ... ERINNERUNGEN: „Wenn ich auf einer Bank sitze, dann denke ich an alles mögliche. Erinnerungen werden wach. Sie kommen mir einfach so in den Sinn. Ich blicke in die Natur und meine Gedanken verselbstständigen sich.“ ... „BANK-TAUFE“: „Die Einweihung der Bänke ist jedes Mal aufs Neue eine schöne Sache. Bei einem Glasl Wein und einer Portion Speck wird die Chronik in die Bank eingeritzt. Das hat schon etwas Feierliches.“ ... STAMMGÄSTE: „Es ist natürlich schön zu sehen, wenn Gäste immer wieder kommen. Kinder, die früher mit ihren Eltern gekommen sind, kommen mittlerweile mit ihren eigenen Kindern zu uns. Wir haben sehr viele Stammgäste, die zu unserem Haus gehören. Umgekehrt gehört der Zirmerhof wohl auch zu ihrem Leben.“

INFORMATIONEN » Im Mittelalter nahmen nur Personen auf einer Bank Platz, die einander auch gleichgestellt waren. Adlige durften nicht neben dem gemeinen Volk sitzen und umgekehrt. Daher stammt auch der Ausdruck „durch die Bank“, was so viel wie ohne Unterschied bedeutet. » Im bäuerlichen Vorgarten ist die Bank neben der Haustür ein Muss. Am Eingang und als Wartebank an der Straße wird dieser Platz zum Ruhepunkt und somit ein Gegenpol zum hektischen Treiben der Straße. » Die romantischste Bank Südtirols befindet sich in der Höhle im Innern eines gespaltenen, 600 Jahre alten Kastanienbaums in Schenna. Ein Liebesversprechen, das zwei sich im Stamm dieses Kastanienbaums zuflüstern, soll von ganz besonderer Wirksamkeit sein.

KONTAKT Hotel Zirmerhof | Kontaktperson: Joseph Perwanger junior I-39040 Radein | Tel.: +39 0471 887 215 | Fax: +39 0471 887 225 info@zirmerhof.com | www.zirmerhof.com

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Joseph Perwanger kennt alle Geschichten hinter den Bänken

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Platz für Verliebte: „Meine Bank, Deine Bank“

BÄNKE

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Gesellige Damenrunde: Auch Südtiroler Frauen haben Spaß am Watten

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Die Zeit bleibt stehen und die Tradition lebt weiter: Wattenspielrunde in Sarner Tracht

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WATTEN

„Bei uns wird nicht geschwindelt“ Eine Mitgliedschaft im Rotary Club zu ergattern ist einfacher, als bei den „Alten Mendlwattern“ mitzumischen. Unmoralische Angebote, Bestechungsversuche oder hartnäckiges Bitten und Betteln: keine Chance. Die 12 Kartenspieler aus Tramin sind den „Bund der Wattehe“ eingegangen. „Bis dass der Tod uns scheidet“, sagt Gründungsmitglied Kurt Dibiasi. In der 29-jährigen Geschichte des informellen Clubs hat es bisher nur drei Mitglieder-Wechsel gegeben. Die Suche nach dem jeweils neuen 12. Mann dauerte nicht lange. Die Kriterien für die Neuaufnahme? Keine objektiven. „Wenn’s passt, dann merkt man’s glei“, meint Werner Oberhofer. Er ist der Spielführer der „Alten Mendlwatter“. Sei es die Damenrunde beim Kaffeeklatsch, zwei Bergsteiger am Gipfelkreuz oder Südtirols Landeshauptmann Luis Durnwalder in seiner Freizeit: Das Watten, das ist in Südtirol Volkssport. Jeder der rund 490.000 Einwohner zwischen Brenner und Salurn ist damit schon einmal in Berührung gekommen. Kein Wunder, das Kartenspiel wurde dort erfunden. Der Überlieferung nach kommt der Name vom italienischem „battere“ (schlagen, stechen) bzw. vom französischem „va-tout“ (letzter Trumpf). Während der napoleonischen Kriege Ende des 18. Jahrhunderts sollen Franzosen und Bayern sich in Südtirol beim Watten die Zeit vertrieben haben. Gewattet wird in Südtirol mit dem „Salzburger Blatt“ zu zweit, viert oder zu sechst. Jeder Spieler bekommt fünf Karten. Pro Spiel sind drei Stiche notwendig, um zu gewinnen. Dafür gibt es zwei bzw. drei Punkte. Bei 18 Punkten ist die Partie zu Ende. Bei einer Runde am Abend bleibt es bei den „Alten Mendlwattern“ aber meist nie. Sind „Schlag“ und „Trumpf“ erst einmal im Umlauf, geht es heiß her. Dann wirbeln die Karten durch die Luft, die Stimmen werden lauter und die Fäuste knallen auf den Tisch: „Stich und Sieg“, jubelt Werner Oberhofer. „Jetzt kennen mir a glei Kurse für Anfänger anbieten, weil unsere lieben Gegner gar nichts mehr zombringen.“ In Tramin sind sie stolz darauf, als einzige in Südtirol gegen den Uhrzeigersinn zu spielen. „So wie der Bauer sät“, erklärt Oberhofer. Und überhaupt sei ihr Spiel mit dem herkömmlichen Watten kaum zu vergleichen, meint er und schaut einem dabei treuherzig in die Augen: „Mir sein Ehrliche. Bei uns wird am wenigsten geschwindelt.“ In Tramin spielen sie das Blindwatten. Schlag und Trumpf werden nur zwischen zwei Spielern angezeigt. Wer sich schon fast zum Profi zählt, spielt das „Kritisch-Watten“: „Herz-König“, „Schellen-Sieben“ und „Eichel-Sieben“ sind die hochrangigsten Karten, die alles stechen.

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Mit einem Augenzwinkern rechts oder links deuten die Teams untereinander an, welche der drei Karten sie in der Hinterhand haben. „Bei denen weiß man ja schon bevor die Karte ausgespielt ist, was kommt“, meint Werner Oberhofer. „Unser Spiel ist viel sensibler und feinfühliger.“ Egal, ob man sich zu den „Alten Mendlwattern“ nach Tramin oder ins Nachbartal zu den Sarnern nach dem Kirchgang in den Gasthof Höllriegl gesellt: Schnell wird klar, dass es weniger um Satz und Sieg geht als vielmehr um den Zeitvertreib. In Frankreich spielt man Boule im Park, in Süditalien vertreiben sich die alten Herren mit Domino ihre Zeit und in Südtirol ist es das Watten. Wer die Südtiroler kennen lernen will, der spielt am besten mit ihnen eine Runde Karten. Aber Vorsicht: Suchtgefahr!

INFORMATIONEN » Unerfahrenen Kartenspielern erscheinen die Regeln des Wattens zu Beginn sehr kompliziert, da es keine einheitlichen Regeln, aber viele verschiedene Spielvarianten gibt. Zum erfolgreichen Watten braucht es daher Übung und Erfahrung. Und letztendlich geht es auch um die Wahl des richtigen Partners, um bei diesem Spiel als Sieger hervorzugehen. » Jedes Jahr im Frühjahr findet in Tramin ein Wattturnier statt, an dem allerdings nur Frauen zugelassen sind. 2008 zum 9. Mal ausgerichtet, nahmen 148 Paare teil, die untereinander die „Südtiroler Wattkönigin 2008“ ausspielten. Es gibt in Südtirol kein landesweites Männer-Wattturnier, weil die Spielregeln in den einzelnen Regionen zu unterschiedlich sind, als dass man sich auf einen Modus einigen könnte. » Vom Südtiroler Künstler Egon Moroder Rusina stammen die beiden Prominenten-Watt-Kartenspiele, die 1997 und 2002 für große Aufregung sorgten. Noch heute spielen die 30.000 glücklichen Besitzer mit den Karten, auf denen Südtiroler Persönlichkeiten wie Landeshauptmann Luis Durnwalder oder die Journalistin Lilli Gruber abgebildet sind.

KONTAKT „Die Alten Mendlwatter“ | Kontaktperson: Werner Oberhofer Mühlgasse 19 | I-39040 Tramin Tel.: +39 0471 860 803 | edith.o@brennercom.net

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Der Spielführer der „Alten Mendelwatter“: Werner Oberhofer

WERNER OBERHOFER (VORSTAND DER „ALTEN MENDLWATTER“) ÜBER ... ... PREISE: „Nein, um Haus und Hof geht es bei uns nicht mehr. Früher war das in Südtirol aber tatsächlich der Fall. Heute gibt es Rohrzangen, T-Shirts oder Baseballkappen bei unseren Turnieren zu gewinnen. Alles, was der Mann eigentlich nicht mehr braucht, weil er es eh schon hat. Teilweise haben wir bereits fünf Rohrzangen im Haus …“ ... HAHNENKÄMPFE: „Mit den Jahren sind wir ruhiger geworden. Früher war der 13. Mann bei uns der wichtigste. Der Schiedsrichter musste schon so einige Hahnenkämpfe schlichten. Vor 30 Jahren, als wir angefangen haben, war die interne Rangliste Ehrensache.“ ... NACHAHMER: „Neben unserem Wattclub gibt es seit 1982 ,Die Jungen Mendlwatter‘. Sie sind zwar nicht wirklich jünger als wir, aber den Namen haben sie wohl als Seitenhieb auf uns ausgewählt. Sie wollten in unseren Club, doch wir ließen keine neuen Mitglieder mehr zu.“

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BARBARA BRUNNER ÜBER ... ... SPECK-VERKAUF: „Das müssen schon sehr gute Bekannte sein, denen wir ein Stück Speck verkaufen. Unser Speck ist uns heilig. Gäste bekommen natürlich den besten Speck, serviert mit Schüttelbrot, Pellkartoffeln und vielleicht ein bisschen Meerrettich. Da sind die Kinder und Enkelkinder immer wieder neidisch, denn sie bekommen meist die Ränder und den weniger guten Speck.“ ... VARIATIONEN: „Speck und Brot – so kommt er bei uns auf den Tisch. Doch der Speck wird schon seit Jahren auch in der gehobenen Küche verwendet: Bandnudeln mit Speck, Carpaccio vom Speck mit Steinpilzen oder Seeteufel im Speckmantel. Der Speck ist vielseitig verwendbar.“ ... LOBLIED: „Der Speck ist einfach praktisch. Er ist nahrhaft, gut zu verpacken und zu transportieren und ist lange haltbar. Hans Kammerlander, einer unserer bekanntesten Bergsteiger beispielsweise, geht auf keinen Berg, ohne sich ein Stück Speck mitzunehmen. Da hat er alles, was er braucht.“

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Der Fettanteil im Speck ist Geschmacksträger und Energiespender


SÜDTIROLER SPECK

Eine Sache des Gefühls Hier dürfen Schweine noch echte Ferkel sein: Heublumen zum Frühstück, viel Platz und Freilauf sowie genüssliches Suhlen im Schlamm. Artgerechte Haltung ist bei den Brunners selbstverständlich. Barbara und Georg Brunner leben mit vier von fünf erwachsenen Kindern sowie Enkelkindern auf dem Johannserhof bei Villanders im Norden von Südtirol. Die Bergbauern sind Selbstversorger. Von Getreide und Gemüse über Milch bis hin zum Speck produzieren sie alles selbst; für den Eigenbedarf und für ein paar Gäste, die während einer Tour auf dem Fernwanderweg „Keschtnweg“ bei ihnen einkehren. Neben Landwirten wie den Brunners gibt es in Südtirol 28 lizenzierte Speckproduzenten, die im Jahr rund 2,3 Millionen Hammen (eine Hamme entspricht 4,5 Kilogramm) Südtiroler Markenspeck produzieren. Der Markenspeck ist ein leicht geräucherter Rohschinken, der sich vom Geschmack her zwischen Parma- und Schwarzwälder Schinken bewegt, mit einer leichten Rauchnote und nussigem sowie nach rohen Steinpilzen duftendem Aroma. Besonders ist, dass der Südtiroler Speck sowohl geräuchert als auch gepökelt wird. Das Räuchern kommt aus dem Norden, wo Fleisch bereits im Mittelalter über dem Feuer haltbar gemacht wurde. Im Süden dagegen wurde das Fleisch mit Salz eingerieben und luftgetrocknet, um es haltbar zu machen. Die Herstellung erfordert Geduld: Mindestens 22 Wochen muss der Speck reifen, wenn er sich „Südtiroler Speck“ nennen will. 1996 wurde dem Südtiroler Speck das „g.g.A.-Siegel“ (geschützte geografische Angabe) der Europäischen Union verliehen. Ein Qualitätssiegel, das vor Missbrauch schützt. Tragen darf es nur der Speck, der die strengen Richtlinien befolgt: traditionelle Würzmischung, die Reifezeit und die Lagerung bei maximal 20 Grad sowie ein Salzgehalt im Endprodukt unter fünf Prozent. Die lizenzierten Speckhersteller der Region werden durchschnittlich zweimal pro Woche von Kontrolleuren aufgesucht. Geruch, Geschmack, Salzgehalt, Reifezeit und das Verhältnis von Mager- und Fettanteil des Specks werden geprüft. Ob ihr Speck gut geworden ist oder nicht, das beurteilen die Brunners selbst. Rauch, kühle Luft, die Qualität des Fleisches: Worauf kommt es bei der Speckherstellung ganz besonders an? „Sicher muss man vor allem auf die Qualität der Zutaten achten, aber die Würzmischung, die macht den entscheidenden Unterschied aus“, sagt Barbara Brunner. Die 64-Jährige würzt das Fleisch nur mit Salz, Pfeffer, Knoblauch und Piment. Und wie viel davon? „Ja, das hat man im Gefühl. Das merkt man dann schon“, meint die Bäuerin mit einem Lachen. Außerdem verrät kein Speckhersteller gerne sein Rezept, das oft schon seit mehreren Generationen überliefert ist. Circa

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drei Wochen lässt Brunner das Fleisch in der Beize liegen, bis es anschließend in der urigen, vom Rauch der vielen Jahre ganz rußigen Küche bei 15 bis 20 Grad von Ende Januar bis Mitte April geräuchert wird. Der fertige Speck lagert später im kühlen Keller, bis die Familie ihn verspeist hat. Ihren Speck essen die Brunners jeden Tag: „Das ist uns immer noch das liebste Essen.“

INFORMATIONEN » Jedes Jahr im Herbst feiert Südtirol das Speckfest. Im Villnösser Tal, dem Geburtstal Reinhold Messners, wird die Südtiroler Spezialität auf einer überdimensionalen Tafel mit einer Länge von einem halben Kilometer serviert. Höhepunkt des Festes ist die Kür der neuen Speckkönigin. Außerdem gibt es Musik, einen Bauernmarkt und in Schauöfen frisch gebackenes Brot. Am 3. und 4. Oktober 2009 findet das 7. Speckfest in Villnöss statt. www.speck.it » Die EU-Ursprungsbezeichnung „geschützte geografische Angabe (g.g.A.)“ bietet Sicherheit bezüglich Herkunft und Qualität von Lebensmitteln: Händler können die Produkte vom Bauern bis hin zum Verkaufsregal zurückverfolgen, während der Kunde Sicherheit durch die Produktinformation und das Siegel erhält. Gleichzeitig werden Verbraucher und Hersteller vor Missbrauch von Marken geschützt. » Bei der Trockenpökelung lagern die Hammen nach meist händischer Einsalzung und Behandlung mit einer geheimen Gewürzmischung drei Wochen lang in kühlen Räumen unter regelmäßigem Wenden. Die Gewürzmischung ergibt zusammen mit dem unterschiedlichen Mikroklima der jeweiligen Produktionsstätte und den dort vorhandenen Schimmel sowie Hefen ein jeweils herstellerspezifisches Aroma: das einzige Merkmal, das sich von Hersteller zu Hersteller bei jedem Südtiroler Speck g.g.A. unterscheidet. Die Konservierungstechniken der Spritzpökelung mit Lake und des Polterns (das mechanische Walken) könnten kostengünstiger sein und die Produktion beschleunigen, entsprechen aber nicht der Tradition und sind daher in Südtirol nicht erlaubt.

KONTAKT Johannserhof | Kontaktpersonen: Barbara und Georg Brunner Am Erzweg 25 | I-39043 Klausen | Tel.: +39 0472 847 995 Consortium Südtiroler Speck Rittner Str. 33/A | I-39100 Bozen Tel.: +39 0471 300 381 | Fax: +39 0471 302 091 info@speck.org | www.speck.it

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Das schmeckt auch der Enkelin: Opa Brunner schneidet den Speck an

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Bei den Brunners kommt die Südtiroler Spezialität jeden Abend auf den Tisch

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RECHERCHE » GÄRTEN Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff | Kontaktperson: Birgit Oberkofler St.-Valentin-Str. 51a | I-39012 Meran | Tel.: +39 0473 235 730 b.oberkofler@provinz.bz.it | www.trauttmansdorff.it Meranflora (nächste Ausgabe: April 2010) Kurverwaltung Meran | Kontaktperson: Tamara Scarselletta Freiheitsstr. 45 | I-39012 Meran | Tel.: +39 0473 272 000 info@meraninfo.eu | www.gemeinde.meran.bz.it/meranflora Gartenwelten. Südtiroler Porträts | Sulzenbacher, Gudrun Folio Verlag 2007 | ISBN 978-3852563640 Meran. Mediterrane Parks, blühende Gärten, romantische Promenaden Zeller, Robert | Athesia Verlag (erscheint April 2009) | ISBN 978-8882665296 » TANZEN Arbeitsgemeinschaft Volkstanz in Südtirol Dominikanerplatz 7 | I-39100 Bozen | Tel.: +39 0471 970 555 info@arge-volkstanz.org | www.arge-volkstanz.org Tanzsommer Bozen (20. Juli bis 1. August 2009) Verdi-Platz 40 | I-39100 Bozen | Tel.: +39 0471 053 800 bolzanodanza@ntbz.net | www.bolzanodanza.it » WATTEN Südtirol Reisen Blog | Informationen und Video zum Watten unter: http://www.blog.suedtirol-reisen.com/2007/03/watten-kartenspiel.html Zwei Kulturen ins Spiel bringen | El Abchi, Abdelouahed Edition Raetia 2008 | ISBN 978-8872833063 Perlaggen in Südtirol – mit Watten & Bieten | Lanznaster, H.; Tutzer, L. u. a. Athesia 1996 | ISBN 978-8870149005 » SPECK Das kleine Südtiroler Speckbuch | Gruber, Maria KOMPASS 2006 | ISBN 978-3854914365 Speck aus Südtirol. Ein Beitrag zur Nahrungsgeschichte Tirols De Rachewiltz, Siegfried W. | Autonome Provinz Bozen – Südtirol 1995

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DATEN UND FAKTEN ZU SÜDTIROL » Land | Italien Status | Autonome Provinz Bozen – Südtirol (seit 1972) Fläche | 7.400 km2 Einwohner | 480.000 Landeshauptstadt | Bozen (100.560 Einwohner) Amtliche Sprachen | Deutsch (70 %), Italienisch (25 %), Ladinisch (5 %) Angrenzende Staaten | Österreich, Schweiz Übernachtungen/Jahr | 27 Mio., davon 16,5 Mio. im Sommer Herkunft Touristen | 40,6 % Deutschland, 39,4 % Italien BIP (2007) | 14 Mrd. Euro, Veränderung: + 1,6 % Wertschöpfung gesamt | 12,5 Mrd. Euro nach Sektoren | Landwirtschaft: 0,64 Mrd. Euro (5,1 %), produzierendes Gewerbe: 2,8 Mrd. Euro (21,9 %), Dienstleistungsbereiche: 9,1 Mrd. Euro (72,9 %) Import (2007) | 3,7 Mrd. Euro Export (2007) | 3,2 Mrd. Euro » Höchster Berg | Ortler, Vinschgau (3.905 m) Größter See | Kalterer See (1,47 km2, wärmster Badesee der Alpen) Längster Fluss | Etsch (153 km) Kleinste Stadt | Glurns, Vinschgau (880 Einwohner) Höchster Kirchturm | Schlanders, Vinschgau (91 m) Längste Skipiste | Trametsch auf der Plose, Eisacktal (9 km) Größte Hochalm | Seiser Alm, Dolomiten (52 km2) Größter Skiverbund | Dolomiti Superski (1.220 km Skipiste) Nationalparks | Nationalpark Stilfserjoch Naturparks | Schlern-Rosengarten, Texelgruppe, Puez-Geisler, FanesSennes-Prags, Trudner Horn, Sextner Dolomiten, Riesenferner-Ahrn Tourismus-Website | www.suedtirol.info

RECHERCHE

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RECHERCHE » Für Deutschland und Österreich häberlein & mauerer | agentur für public relations | Martina Wiesenbauer Rosenthaler Str. 51 | D-10178 Berlin Tel.: +49 30 726 208 204 | Fax: +49 30 726 208 250 martina.wiesenbauer@haebmau.de | www.haebmau.de » Für die Schweiz Bernet_PR | Sonja Stieglbauer Olgastr. 8 | CH-8001 Zürich Tel.: +41 44 266 90 80 | Fax: +41 44 266 90 88 sonja.stieglbauer@bernet.ch | www.bernet.ch » Südtirol Marketing Gesellschaft K.A.G. | Judith Oberhuber Pfarrplatz 11 | I-39100 Bozen Tel.: +39 0471 999 888 | Fax: +39 0471 999 800 judith.oberhuber@suedtirol.info | www.suedtirol.info/presse

IMPRESSUM Herausgeber Südtirol Marketing Gesellschaft K.A.G. Pfarrplatz 11 | I-39100 Bozen Konzept und Text häberlein & mauerer AG I Berlin Design | borgwardt design | Berlin Fotografie | Max Lautenschläger | Berlin Druck | Ferrari Auer | Bozen

PRESSE & CD

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