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Surprise-Porträt

«Ich bin lieber unabhängig»

«Ich heisse Roma Weldu Gebrihiwet, stamme aus Eritrea und bin ungefähr 56 Jahre alt. Wenn ich mich vorstelle, sind die Leute meistens überrascht, dass ich mein genaues Alter nicht kenne. In meinem Heimatdorf waren Geburtsdaten bis vor wenigen Jahren nicht wichtig. Als ich mir meine Papiere ausstellen liess, konnte ich ein Geburtsdatum wählen. Wahrscheinlich bin ich ein paar Jahre älter, als es in meinen Ausweisen steht, aber ich fühle mich jung und fit, darum passt mir mein ‹ungefähres Alter›. Auf Nachfragen antworte ich darum meistens: ‹Ich weiss nicht, wie alt ich bin – aber das ist auch gut so.›

Ich bin nie zur Schule gegangen, denn kurz vor meiner Einschulung begann der eritreische Unabhängigkeitskrieg. Im Alter von ungefähr elf Jahren wurde ich verlobt. Meinen Mann habe ich erst nach unserer Hochzeit kennengelernt, da er einen langen Militärdienst leistete. Wir waren fünf Jahre verlobt und heirateten ohne sein Beisein. Ein Jahr später kam er schliesslich aus dem Krieg zurück. Unsere Ehe hielt jedoch nicht lange, und so zog ich zu meiner Schwester in den Sudan. Dort habe ich meinen zweiten Mann kennengelernt, einen begabten äthiopischen Schneider. Er baute ein erfolgreiches Geschäft in Libyen auf und hatte zwanzig Angestellte. Über dreizehn Jahre lebten wir gemeinsam in Libyen – ein Luxusleben im Vergleich zu dem, was vorher war und nachher kam. Ich gebar vier Kinder und konnte mich als gut gestellte Frau ganz auf ihre Erziehung konzentrieren. Doch dann verschwand mein Mann nach einem Familienbesuch in Äthiopien. Niemand wusste, was mit ihm geschehen war. Erst Jahre später erfuhr ich, dass er bei seiner Einreise in Äthiopien verhaftet wurde und mehrere Jahre im Gefängnis sass. Den Grund für seine Verhaftung kennen wir bis heute nicht. Für mich als Frau allein mit vier Kindern wurde das Leben in Libyen sehr schwer. Nachdem ich ein Jahr lang nichts von meinem Mann gehört hatte, verkaufte ich alle Kleider und Maschinen, um nach Europa zu kommen.

Nun leben wir schon fast sechzehn Jahre in der Schweiz. Meine Kinder konnten hier eine Ausbildung absolvieren, dafür bin ich sehr dankbar. Für meinen Mann, der nach seinem Gefängnisaufenthalt ebenfalls in die Schweiz kommen konnte, ist das Leben hier jedoch sehr schwer. Er ist es gewohnt, ein eigenes Geschäft zu führen, und liebt seinen Schneiderberuf. Die Stellen, die er hier bekommen hat, entsprachen ihm nicht. Sein letzter Job in einer Wäscherei wurde ihm wegen der Corona-Pandemie gekündigt. Das macht ihn noch trauriger und gestresster. Wir leben seit fünf Jahren getrennt, für mich wurde seine Schwermut zu einer grossen Last. Vielleicht finden wir wieder zusammen, wenn er sich etwas fängt.

Im Moment bin ich lieber selbständig und unabhängig. Ich verkaufe sechs Tage in der Woche Surprise. Zum einen schätze ich den regelmässigen Kontakt zu meiner Kundschaft sehr, zum anderen kann ich so für mich und meine vier Kinder sorgen. Es macht mich stolz, dass ich seit vier Jahren ohne finanzielle Unterstützung der Sozialhilfe zurechtkomme. Ich hoffe daher auch, dass wir nun endlich eine richtige Aufenthaltsbewilligung erhalten. Der Status als vorläufig aufgenommene Person macht einem das Leben schwer, sei es bei der Stellen- oder der Wohnungssuche. Ich suche schon seit fünf Jahren eine grössere Wohnung. Bezahlen könnte ich sie wohl ohne Probleme, aber wegen meines unsicheren Status ist es sehr schwer, eine anständige Wohnung zu bekommen.

Momentan leben wir in einer ‹Notfallwohnung›. Die Wohnung ist im Vergleich zu unserer letzten Gemeindeunterkunft wenigstens geheizt, die Wände schimmeln aber, und wir müssen uns drei Zimmer teilen. Ich würde mich freuen, wenn meine Kinder ihre Freund*innen ohne Scham mit nach Hause nehmen und wir nach sechzehn Jahren in der Schweiz endlich ein normales Leben in einer normalen Wohnung führen könnten.»

Roma Weldu Gebrihiwet, Mitte 50, verkauft Surprise in Zug sowie in Unterägeri, Eglisau und Hüntwangen und sucht schon lange eine grössere Wohnung.

Café Surprise – eine Tasse Solidarität Zwei bezahlen, eine spendieren.

BETEILIGTE CAFÉS

IN AARAU Rest. Schützenhaus, Aarenaustr. 1 | Rest. Sevilla, Kirchgasse 4 IN ARLESHEIM Café Einzigartig, Ermittagestrasse 2 IN BACHENBÜLACH Kafi Linde, Bachstr. 10 IN BASEL Bäckerei KULT, Riehentorstr. 18 & Elsässerstr. 43 | BackwarenOutlet, Güterstr. 120 | Bioladen Feigenbaum, Wielandplatz 8 Bohemia, Dornacherstr. 255 | Elisabethen, Elisabethenstr. 14 | Flore, Klybeckstr. 5 | frühling, Klybeckstr. 69 | Haltestelle, Gempenstr. 5 | FAZ Gundeli, Dornacherstr. 192 | Oetlinger Buvette, Unterer Rheinweg | Quartiertreff Kleinhüningen, Kleinhüningerstr. 205 | Quartiertreff Lola, Lothringerstr. 63 Les Gareçons to go, Bad. Bahnhof | L‘Ultimo Bacio, Güterstr. 199 | Didi Offensiv, Erasmusplatz 12Café Spalentor, Missionsstr. 1a | HausBAR Markthalle, Steinentorberg 20 | Shöp, Gärtnerstr. 46 | Tellplatz 3, Tellplatz 3 | Treffpunkt Breite, Zürcherstr. 149 Wirth‘s Huus, Colmarerstr. 10 IN BERN Äss-Bar, Länggassstr. 26 & Marktgasse 19 | Burgunderbar, Speichergasse 15 | Generationenhaus, Bahnhofplatz 2 | Hallers brasserie, Hallerstr. 33 | Café Kairo, Dammweg 43 | MARTA, Kramgasse 8 | MondiaL, Eymattstr. 2b | Tscharni, Waldmannstr. 17a | Lehrerzimmer, Waisenhausplatz 30 | LoLa, Lorrainestr. 23 Luna Llena, Scheibenstr. 39 | Brasserie Lorraine, Quartiergasse 17 | Dreigänger, Waldeggstr. 27 | Löscher, Viktoriastr. 70 | Sous le Pont, Neubrückstr. 8 Rösterei, Güterstr. 6 | Treffpunkt Azzurro, Lindenrain 5 | Zentrum 44, Scheibenstr. 44 | Café Paulus, Freiestr. 20 Becanto, Bethlehemstrasse 183 | Phil’s Coffee to go, Standstr. 34 IN BIEL Äss-Bar, Rue du Marché 27 | Inizio, Freiestrasse 2 | Treffpunkt Perron bleu, Florastrasse 32 IN BURGDORF Bohnenrad, Bahnhofplatz & Kronenplatz | Specht, Hofstatt 5 IN CHUR Café Arcas, Ob. Gasse 17 | Calanda, Grabenstr. 19 | Café Caluori, Postgasse 2 | Gansplatz, Goldgasse 22 | Giacometti, Giacomettistr. 32 | Kaffee Klatsch, Gäuggelistr. 1 | Loë, Loestr. 161 | Merz, Bahnhofstr. 22 | Punctum Apérobar, Rabengasse 6 Rätushof, Bahnhofstr. 14 | Sushi Restaurant Nayan, Rabengasse 7 | Café Zschaler, Ob. Gasse 31 IN DIETIKON Mis Kaffi, Bremgartnerstr. 3a IN FRAUENFELD Be You Café, Lindenstr. 8 IN LENZBURG Chlistadt Kafi, Aavorstadt 40 | feines Kleines, Rathausgasse 18 IN LIESTAL Bistro im Jurtensommer, Rheinstr. 20b IN LUZERN Jazzkantine zum Graben, Grabenstr. 8 | Meyer Kulturbeiz & Mairübe, Bundesplatz 3 | Blend Teehaus, Furrengasse 7 | Quai4-Markt, Baselstr. 66 & Alpenquai 4 | Rest. Quai4, Alpenquai 4 | Bistro Quai4, Sempacherstr. 10 | Pastarazzi, Hirschengraben 13 | Netzwerk Neubad, Bireggstr. 36 | Sommerbad Volière, Inseli Park | Rest. Brünig, Industriestr. 3 | Arlecchino, Habsburgerstr. 23 IN MÜNCHENSTEIN Bücher- und Musikbörse, Emil-Frey-Str. 159 IN NIEDERDORF Märtkaffi am Fritigmärt IN OBERRIEDEN Strandbad Oberrieden, Seestr. 47 IN RAPPERSWIL Café good, Marktgasse 11 IN SCHAFFHAUSEN Kammgarn-Beiz, Baumgartenstr. 19 IN STEIN AM RHEIN Raum 18, Kaltenbacherstr. 18 IN ST. GALLEN S’Kafi, Langgasse 11 IN WIL Caritas Markt, Ob. Bahnhofstr. 27 IN WINTERTHUR Bistro Dimensione, Neustadtgasse 25 | Bistro Sein, Industriestr. 1 IN ZUG Bauhütte, Kirchenstrasse 9 Podium 41, Chamerstr. 41 IN ZÜRICH Café Noir, Neugasse 33 | Café Zähringer, Zähringerplatz 11 | Cevi Zürich, Sihlstr. 33 | das GLEIS, Zollstr. 121 | Kiosk Sihlhölzlipark, Manessestrasse 51 | Quartiertr. Enge, Gablerstr. 20 | Quartierzentr. Schütze, Heinrichstr. 238 | Flussbad Unterer Letten, Wasserwerkstr. 141 jenseits im Viadukt, Viaduktstr. 65 | Freud, Schaffhauserstr. 118 | Kumo6, Bucheggplatz 4a | Sport Bar Cafeteria, Kanzleistr. 76 | Zum guten Heinrich Bistro, Birmensdorferstr. 431

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