Gute Ausbildung - Leitfaden für Betriebe

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Erfolgreich ausbilden im Bäckerhandwerk Fachkräfte sichern durch gute Ausbildung

Leitfaden für Betriebe 1


Elemente einer erfolgreichen Ausbildung Vor der Ausbildung: Recruiting Ausbildungsmarketing

Kandidaten anwerben

Praktika, Betriebsbesichtigungen, Tag der offenen Tür, Schnuppertage, Aktionen für Familien und Kinder, Ferienjobs/Aushilfsjobs, Girls‘Day und Boys‘Day

Stellenbörse Bäckerhandwerk, Messen, Ausbildungsbörsen, „Passgenaue Besetzung“, Aktionen in Schulen, Agentur für Arbeit, Azubi-Speed-Dating

Ausbildungsbeginn

Maßnahmen „Qualität in der Ausbildung“ • Willkommenskultur

Einführungs- und Willkommenstag Feedbackgespräch Ende der Probezeit

• wertschätzende Ausbildung • Patenschaften im Betrieb

Feedbackgespräch

• Ausbildungsplan • Mitarbeitermotivation

Prüfungsvorbereitung

• Kommunikation und Feedback • individuelle Förderung und Karriereplanung

Zwischenprüfung

• Prüfungsvorbereitung

Feedbackgespräch

• Zukunftsgespräch • Schulung und Weiterbildung von Führungskräften, Ausbilderinnen und Ausbildern und ausbildenden Fachkräften • gute, motivierende Unternehmens- und Menschenführung

Prüfungsvorbereitung Abschlussprüfung

Zukunftsgespräch Ausbildungsende

Anschlussvertrag

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1. Gute Ausbildung vom ersten Tag an Um die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft Ihres Betriebes zu stellen, lohnt sich kaum etwas so sehr, wie in die Fähigkeiten der eigenen Mitarbeiter/innen zu investieren.

Die Gewinnung von Nachwuchskräften und deren Ausbildung

Ihr Ziel sollte sein, die richtigen Mitarbeiter/innen zu finden,

ist der Schlüssel, um sich vom externen Arbeitsmarkt unab-

diese nachhaltig zu motivieren und an Ihren Betrieb zu binden.

hängig zu machen und die Gestaltung der Nachwuchsfrage in die eigene Hand zu nehmen. Für diese Zielsetzung spielt die

Dieser Leitfaden für Betriebe zum Thema „gute Ausbildung“ soll

Qualität in der Ausbildung eine entscheidende Rolle.

Ihnen nützliche Werkzeuge an die Hand geben und Sie mit Ideen in den Bereichen Ausbildungsmarketing und Recruiting, Kom-

Bei einer Ausbildung geht es nicht nur um die fachliche Bezie-

munikation und Mitarbeitermotivation sowie Karriereplanung

hung. Für junge Menschen ist eine Ausbildung der erste Schritt in

ausstatten.

die berufliche Zukunft und prägend für den weiteren Lebensweg. Als Betrieb ist man ab der ersten Stunde an der beruflichen Ent-

Eine DIN-A4-seitige Zusammenfassung der Themen und Hand-

wicklung der Auszubildenden beteiligt und wird Zeuge davon, wie

lungsempfehlungen finden Sie auf Seite 11 dieser Broschüre.

aus Neulingen echte Profis werden, die ein ganzes Team mit ihrer Kompetenz, Persönlichkeit und Identifikation bereichern können –

Als praktisches Beispiel wird in Ergänzung dazu ein Innungsbe-

ein unbezahlbarer Wert.

trieb vorgestellt, der sich im Bereich „gute Ausbildung“ vorbildlich engagiert und daher inspirierende Impulse für Ihre eigene Nachwuchsarbeit geben kann.

Eine Investition in die Zukunft Weitere Broschüren zum Thema Die Investition in eine Ausbildung ist immer eine bewusste Investition in die Zukunft. Dabei geht es weniger um materiellen Aufwand, sondern eher um gute Ideen, einen aufmerksamen

In der Reihe „Leitfäden für Betriebe“ stehen Ihnen des Weiteren

Blick, das Engagement aller Beteiligten und um den Willen, ge-

Broschüren zum Thema „Quereinsteiger“ und „Flüchtlinge“ zur

meinsam etwas zu erreichen.

Verfügung, die Sie als Innungsbetrieb auf der Website des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks kostenfrei herun-

Der Arbeitsmarkt hat sich gewandelt und die Konkurrenz um

terladen können:

qualifizierte Fachkräfte wird immer größer. Umso wichtiger ist

www.baeckerhandwerk.de/leitfaeden

es für Sie, sich als Betrieb sichtbar zu machen und offensiv zu zeigen, was Sie zu bieten haben und warum es sich lohnt, ausgerechnet in Ihrem Unternehmen ins Berufsleben zu starten.

Hinweis

Dabei ist das Gehalt nicht unbedingt der ausschlaggebende Faktor. Vielmehr geht es darum, welche Herausforderungen und Perspektiven geboten werden und welche Kultur und welches

Die Qualität der Ausbildung und der Erfolg eines Unterneh-

Miteinander in einem Betrieb gelebt werden. Vor allem aus der

mens hängen nicht zwangsläufig vom Umsatz oder der Grö-

Sicht junger Menschen zählen Wertschätzung, kollegiales Mitei-

ße des Betriebes ab. Viele Maßnahmen zum Thema „gute

nander, Respekt und Fairness, Kommunikation, ein offenes Ohr,

Ausbildung“ sind mit übersichtlichen Mitteln und sehr pra-

individuelle Betreuung und Förderung und individuelle Möglich-

xisorientiert umzusetzen.

keiten der Ausbildung und Karrieregestaltung. Finden Sie heraus, welche Ideen Sie für Ihren Betrieb als Wer sich auf diese Parameter konzentriert und bereits vor, wäh-

geeignet erachten und wie Sie diese individuell umsetzen

rend und nach der Ausbildung aktiv auf den Nachwuchs zugeht

können.

und gemeinsam mit ihm plant, hat langfristig gewonnen. Denn

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2. Vor der Ausbildung Die ersten Schritte für eine gute Ausbildung beginnen bereits vor dem eigentlichen Ausbildungsstart. Machen Sie auf sich aufmerksam und werden Sie mit Ihrem Betrieb sichtbar.

Denn zunächst geht es darum, die richtigen Bewerber/innen zu finden. Dabei bieten Praktika und Schnuppertage gute Möglichkeiten, beim Nachwuchs die Neugier für die Berufe des Bäckerhandwerks zu wecken und gleichzeitig auf beiden Seiten herauszufinden, ob Interesse an einer Ausbildung und Zusammenarbeit besteht. Ebenfalls können Ferienjobs und Aushilfstätigkeiten als Sprungbrett zu einer Ausbildung genutzt werden.

Ausbildungsmarketing Machen Sie auf sich aufmerksam und werden Sie mit Ihrem

kalender der Bundesagentur für Arbeit werden anstehende

Betrieb sichtbar! Leben Sie eine Mentalität der offenen Tür,

Termine rund um die Themen Ausbildung und Berufsorientie-

bauen Sie Kontakt zu Schulen auf, organisieren Sie Betriebsbe-

rung veröffentlicht:

sichtigungen und Aktionen für Kinder und Familien. Nutzen

www.arbeitsagentur.de/apps/faces/home/vdb

Sie dabei Ihre Filiale als Werbefläche, um mit Plakaten und Flyern auf Aktionen und freie Ausbildungs- oder Praktikums-

Dabei können Sie die Argumente für eine Ausbildung im Bä-

plätze hinzuweisen. Sorgen Sie bei diesen Anlässen für Auf-

ckerhandwerk persönlich erläutern und übersichtlich aufbe-

merksamkeit, laden Sie lokale Pressevertreter ein und werben

reitete Informationen zu den Berufen, zu den einzelnen Tätig-

Sie auf Ihrer Website und in Ihren Social-Media-Kanälen.

keiten und zu den Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten nutzen. Die Nachwuchswebsite „Back dir deine Zukunft“ bie-

Der Girls’Day und der Boys’Day sind gute Möglichkeiten, um

tet hierzu umfangreiche Informationen:

dem Nachwuchs einen Einblick in die Berufe und in Ihren Be-

www.bddz.de/baecker

trieb zu geben:

www.bddz.de/baeckereifachverkaeufer

www.girls-day.de www.boys-day.de

Nutzen Sie die umfangreichen Werbemittel des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks für eine gelungene

Messen und Ausbildungsbörsen bieten gute Gelegenheiten,

Recruiting-Aktion:

um in direkten Kontakt mit potenziellen Nachwuchskräften

www.baeckerhandwerk.de/mitgliederservice/

zu treten und im persönlichen Gespräch für eine Ausbildung und das eigene Unternehmen zu werben. Im Veranstaltungs-

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werbemittelbestellung www.baeckerhandwerk.de/aktionskatalog


Kandidatinnen und Kandidaten anwerben Stellenbörse Tragen Sie Ihre freien Ausbildungsplätze auf der Stellenbörse des Bäckerhandwerks ein: www.baeckerhandwerk.de/mitgliederservice/stellenboerse Die eingetragenen Stellenangebote werden auf der Seite der Nachwuchskampagne „Back dir deine Zukunft“ im Stellenfinder und optional auch bei der Agentur für Arbeit ausgespielt: www.bddz.de/stellenfinder Zusätzlich sollten Sie Ihre Stellenanzeigen auf der eigenen Website und in Ihren Social-Media-Kanälen veröffentlichen, um für Reichweite und Aufmerksamkeit zu sorgen.

Azubi-Speed-Dating Ein innovatives Format ist das sogenannte „Azubi-Speed-Dating“, bei dem sich Betriebe und Bewerber/innen in einem kurzen Zeitfenster persönlich kennenlernen können. Erkundigen Sie sich bei Ihrer zuständigen Handwerkskammer nach den nächsten Terminen: www.handwerkskammer.de

„Passgenaue Besetzung“ Das Projekt „Passgenaue Besetzung“ des BMWi (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie), koordiniert durch den ZDH (Zentralverband des Deutschen Handwerks), unterstützt kleine und mittlere Unternehmen bei der Besetzung von offenen Stellen und bietet Beratung beim Thema Nachwuchsgewinnung: www.bit.ly/zdh-passgenaue-besetzung

Übersicht Maßnahmen vor der Ausbildung

Ihre Filiale(n) als Werbefläche, Online-Präsenz, eigene Website, Social Media (Facebook, Instagram etc.), klassische Werbemittel (Plakate, Flyer, Messe-Zubehör etc.)

• Praktika • Schülerpraktika • Schnuppertage • Ferienjobs • Aushilfsjobs

• Betriebsbesichtigungen • Tag der offenen Tür • Girls‘Day, Boys‘Day • Aktionen für Familien und Kinder

• Messen • Ausbildungsbörsen • Azubi-Speed-Dating

• Stellenbörse des Bäckerhandwerks • Agentur für Arbeit • „Passgenaue Besetzung“

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3. Während der Ausbildung Der Beginn der Ausbildung bedeutet für die neuen Mitarbeiter/innen auch den Beginn eines neuen Lebensabschnitts. Heißen Sie die neuen Auszubildenden daher im Betrieb herzlich willkommen. Ausbildungsbeginn – Der erste Tag

Der erste Ausbildungstag wird von den neuen Auszubildenden mit großer Spannung erwartet. Der Sprung in die Arbeitswelt bedeutet für die meisten auch den Beginn einer neuen Lebensphase. Umso wichtiger ist es, den Ausbildungsbeginn mit einer „Willkommenskultur“ zu gestalten, den neuen Auszubildenden eine erste Orientierung und ein sicheres Gefühl zu vermitteln und sie am ersten Tag nicht gleich voll zu belasten.

Wie kann das Azubi-Starterkit aussehen? • Begrüßungsschreiben • Vorstellung und Informationen zum Unternehmen, Unternehmensleitbilder, ggf. ergänzt durch ImageBroschüren und Werbematerial • Organigramm und wichtigste Ansprechpartner/innen mit Kontaktdaten • Haus- und Betriebsordnung • betrieblicher Ausbildungsplan

Mindestens eine verantwortliche Person bzw. die Ausbilder/ innen sollten durch diesen Tag führen und als erste Ansprechpartner/innen für die Azubis in Erscheinung treten. Falls Sie in Ihrem Betrieb Patenschaften für die Azubis einrichten, ist es sinnvoll, diese ebenfalls von Anfang an zu integrieren.

• Dienstplan • Übersicht über die Themen Arbeitssicherheit, Hygienebestimmungen, Arbeitskleidung • ein kleines Willkommensgeschenk

Möglicher Ablauf des Willkommenstages Empfang und Begrüßung durch die Ausbilder/innen, Begrüßung durch die Geschäftsführung: Die Auszubildenden werden im Team willkommen geheißen. Rundgang durch den Betrieb Vorstellung aller relevanten Abteilungen und Ansprechpartner

Einführung in die Themen Arbeitssicherheit und Verhalten bei Unfällen Aushändigung der Arbeitskleidung & ggf. der Arbeitsmittel Aushändigung des Berichtshefts und Besprechung zur Führung des Berichtshefts

Aushändigung des Azubi-Starterkits

ggf. Einführung in die erste Arbeitsstation/Abteilung am Ende des Tages

Ausbildungsziele und Ablauf des Ausbildungsplans erläutern

Übersicht über weiteren Verlauf der ersten Tage im Betrieb

betriebliche Arbeitsregelungen besprechen: Dienstplangestaltung, Pausenregelungen, Verhalten bei Krankheit, Urlaubsregelungen und -antrag, Berufsschulzeiten

genügend Zeit einplanen für Rückfragen

Aufklärung über Hausordnung, Kleiderordnung und Hygienebestimmungen

ggf. Vorstellung und Zuteilung der Patinnen und Paten im Betrieb gemeinsames Mittagessen

Hinweis: Bei Bedarf lassen sich die Inhalte und einzelnen Punkte auch auf zwei bis drei Tage aufteilen, je nach Größe des Betriebes und Anzahl der neuen Azubis.

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Wertschätzende Ausbildung

Ausbildungsplan

Das Betriebsklima und die Unternehmenskultur sind Säulen für

Gutes Gelingen hängt meist von einem planvollen Vorgehen ab.

eine gute Ausbildung und den Erfolg des Betriebes. Ein gutes Be-

Darum sind der gesetzlich vorgeschriebene, betrieblich passende

triebsklima und ein guter Umgangston geben bei der Wahl des

Ausbildungsplan und die Kenntnis der Ausbildungsinhalte, die

Ausbildungsplatzes häufig den Ausschlag. Ein guter, korrekter

in einem Beruf mindestens zu vermitteln sind, so wichtig. Nur

und wertschätzender Umgang mit Auszubildenden ist elementar

dann wissen sowohl der Ausbildungsbetrieb als auch die Auszu-

für eine gute Ausbildung. Auszubildende, die sich wohlfühlen,

bildenden jederzeit, wo man steht, was geleistet wurde und was

die ein offenes und respektvolles Miteinander pflegen, deren

noch geleistet werden muss. Die Azubis sollten den betrieblichen

Leistung gesehen und anerkannt wird und die schließlich gerne

Ausbildungsplan kennen. Der Betrieb kann für dessen Erstellung

ihrer Arbeit nachgehen, stellen mit ihrem persönlichen Einsatz

die Mindestanforderungen für die Ausbildungsberufe nutzen.

und ihrer Motivation eine große Bereicherung für ein Unternehmen dar. Darüber hinaus lässt sich Wertschätzung auch auf materieller Ebene ausdrücken. Dabei reichen oft kleine Gesten, wie beispielsweise Aufmerksamkeiten zum Geburtstag oder auch Kinogutscheine o. Ä. bei bestandener Zwischenprüfung oder bei besonderem Einsatz. Nicht zuletzt geht es bei der Wertschätzung

Ein gutes Betriebsklima hilft allen, sich wohl und willkommen zu fühlen.

auch um eine Imagefrage. Denn die Arbeitsbedingungen im Betrieb und sein Ruf sind wichtige Kriterien bei der Ausbildungsplatzwahl junger Menschen.

Mitarbeitermotivation Hinweis Die Motivation der Azubis ist ein zentraler Erfolgsfaktor in Bezug Die Akademie Deutsches Bäckerhandwerk Weinheim bietet

auf das Gelingen der Ausbildung und die Förderung des Nach-

Workshops und Seminare zur wertschätzenden und erfolg-

wuchses. Dahinter steht das authentische Interesse an dem an-

reichen Führung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an:

gestrebten Beruf und den Aufgaben im Arbeitsalltag, woraus im

www.bit.ly/ADB-seminare-fuehrungskraefte

Idealfall der selbstständige Antrieb zum Lernen und zur persönlichen Weiterentwicklung resultiert. Dabei ist das Thema Motivation nicht als Einbahnstraße zu sehen, sondern als dynamischer Prozess, den man als Ausbilder/in positiv beeinflussen kann.

Patenschaften im Betrieb Als Grundlage seitens der Ausbilder/innen ist die Vorbildfunktion zu nennen. Wer persönliche Begeisterung für den Beruf Es empfiehlt sich, den Azubis neben den Vorgesetzen und den

ausstrahlt, überträgt diese auch automatisch auf die Auszubil-

Ausbilderinnen und Ausbildern auch Ausbildungspatinnen bzw.

denden.

-paten zur Seite zu stellen. Der/die Pate/Patin dient als erster/ erste Ansprechpartner/in für alle fachlichen, betrieblichen und je nach Patenschaft auch persönlichen Fragen und Probleme. Diese Mentorenrolle übernehmen idealerweise motivierte Auszu-

Teamevents für starken Zusammenhalt

bildende aus höheren Jahren, die ihre Erfahrungen als Azubis weiterreichen und ein Vorbild auf Augenhöhe sein können. Die

Zusätzlich zur individuellen Motivation lässt sich mit Team-

Dauer der Patenschaft ist flexibel. Zumindest sollte sie die ers-

building-Events und regelmäßigen Veranstaltungen der Zu-

ten Wochen und Monate umfassen, denn dann erweist sie sich

sammenhalt stärken, beispielsweise durch gemeinsame

als sehr hilfreich, um die neuen Azubis in den Betrieb zu inte-

Ausflüge und Aktionen. Ein regelmäßiger Runder Tisch oder

grieren. Die Übertragung dieser Verantwortung auf ältere Azu-

ein Jour fixe können dazu dienen, sich gegenseitig auszutau-

bis kann zusätzlich den positiven Effekt haben, dass sich diese

schen und über aktuelle Themen zu sprechen.

durch das entgegengebrachte Vertrauen in ihrer Arbeit bestätigt und gestärkt fühlen.

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Folgende Maßnahmen lassen sich bereits zu Beginn bzw. im weiteren Ausbildungsverlauf umsetzen:

Aufgaben und Erfolgserlebnisse

Integration und Mitwirkung

• sich als Ausbilder/in genügend Zeit für die Ausbildung nehmen

• Azubis als vollwertige Teammitglieder ansehen und integrieren

• nicht zu lange nur zuschauen, sondern auch selbst machen lassen

• Azubis trotz ihrer Jugend ernst nehmen • Verantwortung für angemessene Aufgaben/Bereiche übertragen

• an echten Aufträgen arbeiten lassen, da diese spannender sind als Übungsaufgaben

• Eigenständigkeit fördern

• den Stellenwert der Aufgabe unterstreichen

• Ideen und Vorschläge zulassen

• den Schwierigkeitsgrad variieren

• Mitentscheidungen ermöglichen

• gesetzliche Vorschriften einhalten • keine ausbildungsfremden Aufgaben übertragen

Kritik und Anerkennung

• grundsätzlich für die Einhaltung der Arbeitszeiten sorgen und Überstunden ausgleichen

• gute Leistungen und Lernerfolge bemerken und mit Lob und Anerkennung honorieren

• Azubis für die Berufsschule und die Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung (ÜLU) freistellen

• Kritik konstruktiv üben, sodass die Auszubildenden die Kritik aufnehmen und produktiv verarbeiten können

• insgesamt gilt: Erfolgserlebnisse generieren!

• auch bei Fehlern und Misserfolgen die Auszubildenden ermutigen

Kommunikation und Feedback

Die richtige Kommunikation ist wichtiger Bestandteil einer mo-

Auch wenn alles gut läuft und beide Seiten insgesamt zufrieden

tivierenden Personalführung. Auch hier gilt es, als Ausbilder/

sind, sollten diese Gespräche geführt werden, denn es geht auch

in Vorbild zu sein, denn insbesondere bei jungen Menschen

darum, gemeinsam Ziele für den weiteren Ausbildungsverlauf

etabliert sich die Kommunikationskultur in der Ausbildungs-

zu definieren.

zeit und wird an andere Mitarbeiter/innen und nachfolgende Generationen weitergereicht. Klassische „Kommunikationskil-

Die Abstimmung und der regelmäßige Austausch mit der Be-

ler“ (Argumentation auf persönlicher Ebene, Übertreibungen,

rufsschule gehören ebenfalls zur Kommunikation, um sich ein

Pauschalvorwürfe, Kraftausdrücke oder sogar Beleidigungen)

umfassendes Bild über den Leistungs- und Ausbildungsstand zu

sollten vermieden werden. Eine dauerhaft negative Kommunika-

machen.

tion kann sich gravierend auswirken und sogar mit einem Ausbildungsabbruch oder einer Kündigung enden. Darüber hinaus

Die Gespräche mit den Auszubildenden sollten in der Probezeit

gibt es Konflikte, die nicht offensichtlich sind, sondern sich über

stattfinden, außerdem zeitnah vor Prüfungen und zwischen-

längere Zeit anstauen und nicht angesprochen werden. Daraus

durch z. B. bei neu anstehenden Aufgaben und Ausbildungs-

kann sich eine Unzufriedenheit entwickeln, die sich auf die Leis-

etappen.

tung und die Motivation in der Ausbildung negativ auswirkt.

Zur Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung der

Regelmäßige Feedbackgespräche sind daher ein zentrales Werk-

Gespräche stehen Ihnen auf der Website des Zentralverbands des

zeug, um sich in wiederkehrenden Abständen mit den Auszu-

Deutschen Bäckerhandwerks eine Anleitung und eine Checkliste

bildenden im Einzelgespräch auszutauschen und Konflikte, ent-

kostenfrei zum Download zur Verfügung:

täuschte Erwartungen und Ausbildungsabbrüche zu vermeiden.

www.baeckerhandwerk.de/leitfaden-gute-ausbildung

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Individuelle Förderung

Resultierend aus den Feedbackgesprächen können Stärken und Schwächen frühzeitig erkannt werden. Lernschwierigkeiten in der Berufsschule können durch Nachhilfe reduziert werden. Azubis, denen bereits der Start in die Ausbildung durch schlechte Schulnoten o. Ä. schwerfällt, können ebenfalls Hilfe erhalten. Bei Schwierigkeiten stehen folgende Instrumente zur Verfügung:

VerA

Assistierte Ausbildung (AsA)

Die Abkürzung VerA steht für „Verhinderung von Ausbildungs-

Die AsA ist ein Programm der Bundesagentur für Arbeit und

abbrüchen“ und ist eine Initiative des SES (Senior Experten

richtet sich an Betriebe und Auszubildende, die individuell nach

Service), gefördert vom Bundesministerium für Bildung und

den jeweiligen Bedürfnissen gefördert und während der Ausbil-

Forschung. Die Maßnahme richtet sich an Auszubildende, die

dung begleitet werden können:

Probleme in der Ausbildung haben. Diese können von erfahrenen

www.bit.ly/Arbeitsagentur-AsA

ehrenamtlichen Expertinnen und Experten Unterstützung erhalten. Die Begleitung erfolgt auf Wunsch und Initiative der Azubis, kann aber auch durch Ausbilder/innen, Eltern und Lehrer/innen in Anspruch genommen werden. Das Programm ist für die Be-

Teilnahme am Leistungswettbewerb des Deutschen Bäckerhandwerks (PLW)

triebe kostenlos. Die Leistungswettbewerbe des Deutschen Handwerks (PLW) helWeitere Informationen und die Kontaktdaten der regionalen An-

fen Azubis, immer besser zu werden, und eröffnen ihnen Per-

sprechpartner/innen sind abrufbar unter

spektiven für ihre Karriere. Es besteht die Chance auf den Ge-

www.vera.ses-bonn.de/ausbilder

winn einer Fortbildung, eines Weiterbildungsstipendiums und von Sach- und Geldpreisen. Von der Teilnahme können aber nicht nur die jungen Menschen selbst profitieren, sondern auch und

Karriere und Weiterbildung

nicht zuletzt die Betriebe – durch den Ruf der Bäckerei als guter Ausbildungsbetrieb, durch Wettbewerbsvorteile in der Region,

Leistungsorientierte und ambitionierte Auszubildende lassen

durch Abwechslung im Sortiment und die Chance auf mehr Ab-

sich mithilfe von Seminaren und Workshops fördern. Nutzen Sie

satz sowie durch Attraktivität für neue Azubis in der Zukunft.

die regelmäßigen Feedbackgespräche, um Aufstiegs- und Weiter-

Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks ruft alle

bildungsmöglichkeiten zu skizzieren.

Ausbildungsbetriebe auf, ihren Auszubildenden die Teilnahme an den Leistungswettbewerben der Deutschen Bäckerjugend zu

Eine Übersicht der Karrieremöglichkeiten im Bäckerhandwerk

ermöglichen.

finden Sie auf der Website der Nachwuchskampagne „Back dir deine Zukunft“. Informationen zu Seminaren und Workshops,

Weitere Informationen zu den Leistungswettbewerben finden Sie

die man bereits während der Ausbildung absolvieren kann, fin-

auf der Website des Zentralverbandes:

den Sie dort ebenfalls:

www.bit.ly/ZV-Leistungswettbewerbe

www.bddz.de/baecker/karriere www.bddz.de/baeckereifachverkaeufer/karriere

Fördermöglichkeiten Hinweis

Darüber hinaus bestehen vielfältige Fördermöglichkeiten. Die Akademie Deutsches Bäckerhandwerk Südwest e.V. hat eine

Auch ein Auslandsaufenthalt während der Ausbildung kann

Übersicht über die finanziellen Fördermöglichkeiten der Aus-

eine interessante und motivierende Option sein:

und Weiterbildung im deutschen Bäckerhandwerk herausgege-

www.bddz.de/infos-tipps/entdecke-die-welt

ben, die Innungsbetriebe über die Landesinnungsverbände des Bäckerhandwerks beziehen können.

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4. Ende der Ausbildung Unterstützen Sie Ihre Auszubildenden bei der Vorbereitung und Absolvierung der Zwischenund Abschlussprüfung. Prüfung und Prüfungsvorbereitung To do‘s Wichtige Schritte in der Ausbildung sind die Zwischenprüfung

• gegenüber den Azubis Interesse an ihrem jeweiligen Leistungs- und Ausbildungsstand und der/den Prüfung/en zeigen

und die Abschlussprüfung. Die Auszubildenden sollten gut vorbereitet sein, um diese Herausforderungen mit Erfolg zu meistern. Bleiben Sie als Ausbilder/in up to date, was die Termine und den

• über die Prüfungsanforderungen, -inhalte und den Ablauf informiert sein, Fristen und Termine im Blick behalten

Wissensstand der Auszubildenden angeht, und bereiten Sie sich gemeinsam auf die Prüfungen vor.

• Feedbackgespräche und Berichtsheft nutzen, um den Leistungsstand zu ermitteln

Online-Hilfe

• ggf. bestimmte Bereiche nacharbeiten

Ausführliche Informationen und Anregungen zu allgemeinen

• Aufgaben Schritt für Schritt angehen

Lehrstrategien für Ausbilder/innen finden Sie im Lernzentrum des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB).

• Feedback in Form von konstruktiver Kritik und Anerkennung geben

Modul „Lehr- und Lernmethoden in der Ausbildung“:

• bei Bedarf Prüfungssituation simulieren und üben

www.bit.ly/BIBB-Lernzentrum

Zukunftsgespräch

Bereits während der Ausbildung stellt sich die Frage, wie es

lichen Ziele aus und sollte man bereits an weitere Fortbildungen

nach der Ausbildung weitergeht. Sprechen Sie frühzeitig mit Ih-

o. Ä. denken?

ren Azubis – am besten weit vor der Abschlussprüfung – und diskutieren Sie die Interessen und Möglichkeiten. Wenn beide

Auch wenn nicht alle Fragen zum entsprechenden Zeitpunkt kon-

Seiten weiterhin zusammenarbeiten möchten, lassen sich vorab

kret beantwortet werden können, lohnt es sich, darüber zu spre-

in einem Anschlussvertrag Wege skizzieren: Welche Aufgaben

chen. Die Auszubildenden kann eine solche Perspektive zu guten

und welche Herausforderungen stehen an, wie sehen die persön-

Leistungen anspornen, was sich positiv auf die Prüfung auswirkt.

Hinweis Die Akademie Deutsches Bäckerhandwerk Weinheim e.V. hat ein

Bitte beachten Sie, dass Sie dieses ausdrucken und für Ihren

Merkblatt „Erfolgreich ausbilden – Lehrlinge finden und binden“

Betrieb nutzen, jedoch nicht weitergeben oder an anderer Stelle

herausgegeben:

digital bereitstellen dürfen. Die Rechte liegen bei der Akademie

www.akademie-weinheim.de/downloads/tipps-und-rezepte

Deutsches Bäckerhandwerk Weinheim e.V.

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5. Zusammenfassung Handlungsempfehlungen

1

Gute Ausbildung ist eine Imagefrage

• Achten Sie darauf, dass in Ihrem Betrieb der Ton stimmt und das Betriebsklima gut ist. • Sorgen Sie für die Einhaltung der Arbeitszeiten und gleichen Sie Überstunden aus. • Legen Sie großen Wert auf gutes und geeignetes Ausbildungspersonal und einen guten, korrekten und wertschätzenden Umgang mit Auszubildenden.

3

Gute Ausbildung findet im Dialog statt

• Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit für die Ausbildung und ein Gespräch mit Ihren Auszubildenden. • Sprechen Sie mit Ihren Auszubildenden über Verhalten, Leistungs- und Ausbildungsstand. • Fragen Sie Ihre Auszubildenden, wie sie sich selbst einschätzen und ob es Probleme gibt. • Tauschen Sie sich regelmäßig mit der Berufsschule aus, um Hand in Hand mit ihr zu arbeiten.

5

Gute Ausbildung braucht individuelle Förderung

• Benennen Sie erfahrene Mitarbeiter/innen als persönliche Paten/Patinnen für die Azubis neben dem/der eigentlichen Ausbilder/in. • Geben Sie leistungsorientierten Auszubildenden die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. • Erkennen Sie Differenzen im Ausbildungsstand und unterstützen Sie bei Bedarf mit Nachhilfe.

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2

Guter Ausbildung liegt eine Planung zugrunde

• Richten Sie sich in der Ausbildung stets nach dem Ausbildungsrahmenplan, den Sie in Form eines innerbetrieblichen Ausbildungsplans individuell anpassen können und sollten. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Auszubildenden den betrieblichen Ausbildungsplan kennen. • Nutzen Sie bei der Ausbildung die Mindestanforderungen für Ihre Ausbildungsberufe. • Lassen Sie sich regelmäßig die Berichtshefte Ihrer Auszubildenden vorlegen. Prüfen Sie sie inhaltlich und nehmen Sie sie zum Anlass für Gespräche mit den Auszubildenden.

4

Gute Ausbildung sichert Qualität

• Interessieren Sie sich für den jeweiligen Ausbildungsstand und die Prüfungen Ihrer Auszubildenden. • Informieren Sie sich über Prüfungsanforderungen, -inhalte und den Ablauf von Prüfungen. • Nehmen Sie Gespräche mit Ihren Auszubildenden zum Anlass, um notfalls Korrekturen in der Ausbildung vorzunehmen oder um zu loben, und bereiten Sie Ihre Azubis auf die Abschlussprüfung vor.

6

Gute Ausbildung braucht Vorbilder

• Zeigen Sie Interesse und Ihre Leidenschaft für den Beruf. • Übertragen Sie diese Motivation auch auf Ihre Auszubildenden. • Durch die Vorbildfunktion machen Sie aus den Auszubildenden eigenständige und verantwortungsvolle Mitarbeiter/innen.

Gute Ausbildung startet bereits vor Ausbildungsbeginn

• Machen Sie Ihren Betrieb sichtbar und laden Sie junge Menschen in Ihren Betrieb ein. • Bauen Sie Kontakt zu Schulen auf und organisieren Sie Aktionen für Kinder und Familien. • Nutzen Sie Online-Stellenbörsen, soziale Netzwerke und Recruiting-Aktionen, um Kandidatinnen und Kandidaten anzuwerben.

8

Gute Ausbildung beginnt mit einem Willkommenstag

• Veranstalten Sie einen Willkommenstag, an dem Ihre Auszubildenden den Betrieb und die anderen Azubis in entspannter Atmosphäre kennenlernen. Lassen Sie die jungen Leute dort etwas erleben, von dem sie im Freundeskreis berichten können.

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6. Best Practice: Peter‘s gute Backstube „Man muss immer schauen, dass man den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Möglichkeiten bieten kann. Denn sie sind unsere Säulen.“ - Bruno Ketterer, Peter’s gute Backstube

Peter’s gute Backstube wurde im Jahr 1831 gegründet und be-

für sein Handwerk. Ein größeres Lob und eine bessere Form der

schäftigt derzeit über 600 Mitarbeiter/innen in der zentralen

Wertschätzung gegenüber der eigenen Arbeit könne man kaum

Backstube, in der Verwaltung und in den über 50 Filialen im Raum

erhalten.

Rastatt-Offenburg. Trotz der Größe des Betriebes besteht keine Absicht, über diese Grenzen hinaus zu wachsen. „Wir sagen ganz

„Unsere wichtigsten Ressourcen sind unserer Mitarbeiter/innen“,

klar: Wir sind ein regionaler Bäcker – von Bühl aus 40 km nach

erzählt Bruno Ketterer. „Wenn in der Produktion das Handwerk

Süden und 40 km nach Norden. Da sind wir verwurzelt, da müssen

nicht sitzt, dann haben wir Qualitätsprobleme. Wenn im Verkauf

uns die Menschen kennen und da kommen unsere Mitarbeiter/

das Wissen und die Strukturen nicht sitzen, dann haben wir ein

innen her, die sich mit dem Unternehmen identifizieren“, erklärt

Umsatzproblem. Das heißt, wir müssen intensiv und mehr denn je

Bruno Ketterer.

in die Ressource Mitarbeiter/in investieren.“

„Unsere wichtigsten Ressourcen sind unsere Mitarbeiter.“

Dieser Leitsatz gilt natürlich für alle Mitarbeiter/innen, aber vor

– Bruno Ketterer

che Kanäle –, und dann müssen wir sie dort abholen, wo sie stehen,

Einmal im Jahr findet der Tag der offenen Backstube mit einem

Instrument sieht er die Betreuungssituation der Azubis. Dazu ge-

angrenzenden Wintermarkt statt, bei dem die Besucher/innen

hören in erster Linie Gespräche mit den Auszubildenden oder auch

feststellen, dass die Brezeln tatsächlich noch per Hand geschlun-

mit den Schulen und Eltern. Wenn beispielsweise jemand eine

gen und nicht einfach Fertigprodukte eingekauft werden. Und

Lernschwäche hat, sollte dies frühzeitig thematisiert werden, um

auch der Ofenmeister bekommt aus der Bevölkerung Komplimente

dann zu überlegen, wie man nachhelfen kann.

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allem auch für den Nachwuchs. Die Philosophie von Peter’s guter Backstube ist es, von Anfang an intensiv auf die Auszubildenden einzugehen und ihnen das Gefühl zu geben, Teil eines Teams zu sein. „Es gibt junge Menschen, die kommen zu uns – egal über welund weiterentwickeln“, verrät Bruno Ketterer. Als entscheidendes


Gute Ausbildung startet schon vor Ausbildungsbeginn

kommen möchten“, erzählt Vanessa Schaufler. Oder die Schüler/ innen können direkt mit einem einwöchigen Praktikum einsteigen. „Hier im Verkauf geht es dann vom ersten Tag an direkt los mit dem Kundenkontakt. Wenn sie wirklich live eine Woche

Vanessa Schaufler ist Ausbildungsleiterin bei Peter‘s gute

mitarbeiten, sagen viele ‚Oh, toll!‘, manche aber auch ‚Nie wie-

Backstube und für das gesamte Personalmanagement zuständig.

der‘. Auch wenn die meisten Schüler/innen noch recht jung sind,

Vor ihrem dualen Studium im Fach BWL/Handel hat sie im Ver-

können einige von ihnen in dieser Woche schon ihr Verkaufsta-

kauf gearbeitet und bereits als Schülerin an den Wochenenden

lent unter Beweis stellen. Deswegen ist so ein Schulpraktikum

hinter der Theke gejobbt. Daher weiß sie: „Eine gute Ausbildung

auch für uns die beste Möglichkeit, an Bewerber/innen heran-

startet schon vor Ausbildungsbeginn.“

zukommen.“

Denn das Anwerben von jungen Menschen für das Bäckerhand-

Das Bewerbungsverfahren läuft zunächst ganz klassisch ab. Als

werk und den eigenen Betrieb ist auch für eine Bäckerei mit

Erstes geht es für die Bewerber/innen in ein ca. halbstündiges

50 Filialen kein Selbstläufer. Für Vanessa Schaufler sind Aus-

Gespräch. Nach diesem ersten persönlichen Kennenlernen wird

bildungsmessen ein zentrales Werkzeug, um in direkten Kon-

ein dreitägiges Praktikum in der Filiale bzw. Backstube absol-

takt mit dem Nachwuchs zu kommen. Dabei zeigt Peter’s gute

viert. Innerhalb dieser Zeit können die Verkaufsleiter/innen und

Backstube sowohl Präsenz auf kleinen Messen in der Region als

die Abteilungsleiter/innen feststellen, welche Kandidatinnen

auch auf Großveranstaltungen wie der Messe in Karlsruhe. „Für

und Kandidaten sie favorisieren, und sie können direkt vor Ort

uns ist das auch immer eine gute Gelegenheit, um etwas Prakti-

eine Entscheidung treffen.

sches anzubieten, und wir gehen dabei gerne auf aktuelle Trends ein. Beispielsweise haben wir mal Cup-Cakes, Cone-Cakes und Cake-Pops gemacht. Denn es ist schon wichtig, auf das Image des Bäckerhandwerks zu achten und zu vermitteln, dass es hier nicht um verstaubte Berufe geht“, betont Vanessa Schaufler. Auf

„Hier geht es nicht um verstaubte Berufe.“ – Vanessa Schaufler

den Messen sind auch immer Azubis mit dabei. „Die können viel besser und authentischer erzählen, was sie machen und worauf es in der Ausbildung ankommt.“

Bevor es mit der eigentlichen Ausbildung losgeht, wird bei Peter’s gute Backstube eine Schulung angeboten, um die neu-

Neben einem gemieteten Messestand kann man idealerweise

en Azubis auf Themen wie Berichtsheftführung, Verhalten bei

auch die eigene Filiale als Werbefläche für das Recruiting nut-

Krankheit und Ausbildungs- und Schulpläne vorzubereiten. Am

zen. „Wir haben jeden Tag 20.000 Kunden. Da kommen dann

ersten Ausbildungstag wird der Betrieb in einem Rundgang vor-

vielleicht die Oma oder die Mutter in die Filiale und sehen ein

gestellt und ein gemeinsames Mittagessen dient dem gegenseiti-

Plakat. Außerdem haben wir ganz viele Anfragen von Lehrer/

gen Kennenlernen und bereitet den Weg, um Schritt für Schritt

innen, die mit ihren Schulklassen für eine Besichtigung vorbei-

im Betrieb anzukommen.

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Kommunikation mit den Azubis Ihre Türe steht für die Anliegen der Azubis immer offen. Die Umstellung von Schule zu Ausbildung ist nicht einfach. Für viele Diese sozialen Komponenten sollen aber keine einmalige Sa-

ist das der erste Job und auch Arbeiten muss erst mal gelernt

che bleiben, die nur am ersten Tag stattfindet. Einmal im Jahr

werden. Dass man Verantwortung trägt, viel lernt und mit der

wird ein Azubi-Team-Training veranstaltet, welches von einem

Ausbildung die Basis für die Zukunft legt – das kann schon mal

Pädagogen begleitet wird. Bei diesen Events geht es darum, ge-

alles zu viel werden. Bei Problemen, Fragen, Anliegen oder Ideen

meinsam an bestimmten Aufgaben zu arbeiten, das Teamgefühl

ist Vanessa Schaufler immer die erste Ansprechpartnerin für die

zu stärken und letztlich auch einfach Spaß zu haben und eine

Azubis. Gemeinsam wird dann nach einer Lösung gesucht und

gute Zeit miteinander zu verbringen. Das letzte Team-Training

auch eine gefunden.

bestand aus einem Ausflug in einen Klettergarten. Diese gemeinsamen Aktivitäten werden immer vom Unternehmen getra-

Unabhängig von akuten Fragestellungen finden in regelmäßigen

gen. „Wir waren mal Pizza essen, ein andermal gingen wir zum

Abständen Feedbackgespräche mit jeder/jedem einzelnen Azubi

Bowling. Das ist auch richtig so. Man sollte auch einfach mal so

statt. Das erste Gespräch wird vor dem Ende der Probezeit ge-

einen Spaß-Tag haben“, sagt Vanessa Schaufler.

führt. Danach werden die Gespräche im jährlichen Rhythmus mit Vanessa Schaufler und den Ausbilderinnen und Ausbildern vor

Bei den regelmäßig stattfindenden Azubi-Stammtischen geht es

Ort weitergeführt. Mit den Auszubildenden im dritten Lehrjahr

vor allem darum, sich auszutauschen. Hier kann man sich auch

werden dann frühzeitig die Übernahmeoptionen thematisiert.

mal richtig „auskotzen“. „Das fordere ich aber auch ein“, sagt Vanessa Schaufler. Es sei wichtig, seinem Ärger Luft zu machen. Wenn mal etwas nicht rund laufe, dann müsse man darüber re-

Nach der Aus- kommt die Weiterbildung

den. Denn Vanessa Schaufler hat gelernt: „Mit einem ersten Gespräch kann man die Gefahr bannen, dass ein Azubi seine Ausbildung abbrechen möchte.“

Peter’s gute Backstube hat auch eine eigene Schulungsakademie. In dieser werden Weiterbildungen und Schulungen zu allen Themen angeboten. So hat jeder die Chance, mehr zu lernen und

Ein offenes Ohr für die Sorgen der Azubis zu haben ist wichtig. 14

sich weiterzubilden. „Man muss Talente erkennen und individuell fördern“, da sind sich Bruno Ketterer und Vanessa Schaufler einig. Wichtig ist aber auch, das richtige Tempo zu erkennen. Beispielsweise im Verkauf gibt es einen beliebten Weg auf der Karriereleiter. „Azubis wollen immer ganz schnell Filialleiter/in


werden. Da muss ich aber auch sagen: erst mal eins nach dem anderen. Natürlich wollen wir auch Karrieremöglichkeiten aufzeigen. Manche Auszubildenden sind aber vom Alter her noch nicht so weit. Dann sage ich: Mach erst einmal eine ordentliche Schichtleitung, lern da alles und dann können wir gerne in Richtung Filialleitung weiterdenken.“

„Man muss Talente erkennen und individuell fördern.“ – Bruno Ketterer Nicht nur für den Nachwuchs ist es wichtig, sich weiterzuentwickeln, sondern auch für alle, die an der Ausbildung beteiligt sind. Nach dem Prinzip „Train the Trainer“ gehen beispielsweise Filialleiter/innen in Seminare und Schulungen und können dann ihr Wissen im Arbeitsalltag ans Team weitergeben.

Der Erfolg gibt Peter’s gute Backstube recht

Einige Azubis sind mit ihren Abschlüssen als Kammersieger/ innen und Landessieger/innen hervorgegangen. In einem Fall gab es sogar eine Vize-Bundessiegerin. Und nicht zuletzt ist der Betrieb im Jahr 2016 mit dem „Baker Maker Award“ für besondere Qualität in der Ausbildung ausgezeichnet worden. „Wir haben mit der Bewerbung auch ein Zeichen für unsere Auszubildenden setzen wollen: Was wir gemeinsam machen, ist wertvoll!“, betont Bruno Ketterer. Denn für ihn äußert sich der Qualitätsanspruch auch in der Nachwuchsfrage: „Keiner möchte in einem Betrieb arbeiten, der kein Aushängeschild hat. Ob das die Qualität des Produkts ist, die Qualität im Verkauf oder der Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, das sind alles Qualitätskriterien. Und ich glaube, wenn die Nachwuchskräfte eine solche Außenwahrnehmung spüren, dann finden sie sich auch in diesen Strukturen, in diesem Team wieder und sind stolz darauf.“

Weitere Informationen Ein ausführliches Porträt von „Peter‘s gute Backstube“ finden Sie auf der Website der Nachwuchskampagne des deutschen Bäckerhandwerks „Back dir deine Zukunft“. Diese ist unter folgendem Link einzusehen: www.bddz.de/portrait-peters-gute-backstube

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Kontakt Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e. V. Neustädtische Kirchstraße 7a 10117 Berlin E-Mail:

zv@baeckerhandwerk.de

Tel.:

030 / 20 64 55-0

Fax:

030 / 20 64 55-40

www.baeckerhandwerk.de

Die Inhalte des Leitfadens sind auf dem Stand von Mai 2018 und können dauerhaft keine Aktualität garantieren. Falls Sie sich zu einem späteren Zeitpunkt erneut informieren möchten, steht Ihnen online als Ergänzung stets ein aktueller Leitfaden zur Verfügung:

www.baeckerhandwerk.de/leitfaden-gute-ausbildung


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