Artikel von Sven Ruoss im Jahrbuch Marketing 2015

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DIGITALE TRANSFORMATION   DIGITALISIERUNG IN ZAHLEN

FÜNF FRAGEN ZUR DIGITALISIERUNG, DIE SICH JEDES UNTERNEHMEN STELLEN MUSS DIE ERGEBNISSE DER STUDIE «DIGITAL SWITZERLAND 2015» SPRECHEN EINE DEUTLICHE SPRACHE. DREI VIERTEL DER BEFRAGTEN UNTERNEHMEN GEHEN DAVON AUS, DASS DIE DIGITALISIERUNG GROSSE AUSWIRKUNGEN AUF IHRE BRANCHE HABEN WIRD. FÜR EINE MEHRHEIT DER SCHWEIZER UNTERNEHMEN WIRD DIE DIGITALE TRANSFORMATION BIS 2017 SOGAR ERFOLGSKRITISCH. ANDERERSEITS SIND 50 PROZENT DER UNTERNEHMEN DIGITALE DINOSAURIER. FÜR SCHWEIZER UNTERNEHMEN IST ES ALSO HÖCHSTE ZEIT, DEN WEG DER DIGITALEN TRANSFORMATION ZU STARTEN. DOCH WO SOLL ANGESETZT WERDEN?

Allgemeingültige Kochrezepte für die digitale Transformation taugen wenig. Je nach aktuellem Reifegrad, Branche, Grösse des Unternehmens etc. ist ein unterschiedliches Vorgehen nötig. Dennoch gibt es ein paar Fragen zur digitalen Transformation, mit welchen sich jedes Unternehmen zu beschäftigen hat. Frage 1: Ist das Thema Digital integraler Bestandteil der Unter­nehmensstrategie? Häufig erarbeiten Unternehmen eine separate Digitalstrategie, welche sich auf digitale Kommunikation und neue digitale Transaktionswege fokussiert. Dabei wird das Thema ‹Digitale Transformation› jedoch zu eng betrachtet und nicht das komplette Potenzial ausgeschöpft. Auch die Separierung der Strategie offenbart, dass in den Köpfen der Manager das Thema noch nicht im Unternehmenskern angekommen ist. Vielmehr sollte das Thema Digital als wichtiger Bestandteil in die Unternehmensstrategie integriert werden. Nur so können die Chancen der digitalen Technologien vollumfänglich genutzt werden. SVEN RUOSS

Sven Ruoss arbeitet seit vier Jahren im Business Development bei verschiedenen Medienunternehmen, wie Ringier, Tamedia und Watson, und setzt sich für die digitale Transformation in der Medienbranche ein. Nebenamtlich ist Ruoss als Studienleiter des CAS Social Media Manage­ment und als Dozent am Center for Digital Business der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich engagiert. Mindestens einmal pro Jahr macht Sven Ruoss eine digitale Diät und besteigt Berge – ohne Smartphone und ohne Internet. www.svenruoss.ch

Frage 2: Was versteht mein Unternehmen unter digitaler Transformation? Oft wird unter digitaler Transformation die Erweiterung der Kundenbeziehungen auf digitale Kanäle verstanden. Dieses Management der unterschiedlichen Touchpoints stellt für Unternehmen eine bedeutende Herausforderung dar, um den Kunden in der Multichannel-Welt eine einheitliche Erfahrung zu bieten. Jedoch wird unter digitaler Transformation nicht nur


DIGITALE TRANSFORMATION   DIGITALISIERUNG IN ZAHLEN

Customer Experience verstanden, sondern auch operationelle Prozesse und Geschäftsmodelle. Durch die Digitalisierung werden Prozesse effizienter und skalierbarer. Auch die Arbeits­ weise der Mitarbeitenden verändert sich durch die Digitalisierung und Virtualisierung. Traditionelle Geschäftsmodelle werden um eine digitale Komponente erweitert und komplette neue digitale Geschäftsmodelle wie Airbn oder Uber entwickelt. Es ist wichtig, dass Unternehmen in all diesen Themengebieten nach neuen Möglichkeiten suchen. Frage 3: Unterstützt die Geschäftsleitung und das mittlere Management die Digitalisierung? Ohne das Commitment der Geschäftsleitung und des mittleren Management ist es unmöglich, die digitale Transformation voranzutreiben. Deshalb ist es entscheidend, dass der CEO und seine Geschäftsleitungskollegen die Verantwortung für den digitalen Wandel übernehmen und ihre Zielvision vorleben. Gleichzeitig prägt das mittlere Management die Unternehmenskultur massgeblich mit, da diese Führungskräfte viel näher bei den Mitarbeitenden sind. Entsprechend reduziert die Unterstützung beim mittleren Management die Gefahr, dass digitale Projekte scheitern.

Wann wird die digitale Transformation erfolgskritisch?

9 %

Bereits erfolgskritisch

10 %

13 %

1 %

Innerhalb 12 Monate In 1 bis 2 Jahren

7 %

In 3 bis 5 Jahren In 6 bis 10 Jahren

5 %

21 %

In über 10 Jahren 16 %

Nie erfolgskritisch K.A.

13 % der Befragten halten die digitale Transformation bereits heute für erfolgskritisch

Auswirkung der digitalen Transformation

Die wichtigste Ziele der digitalen Transformation

Kostenreduktion 3.14

20

Produktivitätssteigerung 3.60

0

1 %

10

47 %

30

27 %

Verbesserte Kundenanalysen 3.35

17 %

40

5 %

Verbessertes Kundenerlebniss 3.67

3 %

50

Komplett neue Produkte und Dienstleistungen 3.50 Produkt- und Dienstleistungserweiterungen 3.74

K.A.

Keine

Geringe

Mittlere

Grosse

Sehr grosse

Gewinnung der besten Nachwuchskräften 2.69

Für 47 % der Unternehmen in der Schweiz wird die digitale Transformation sehr grosse Auswirkungen haben

Produkt- und Dienstleistungserweiterungen, verbessertes Kundenerlebnis und Produktivitätssteigerung sind die drei wichtigsten Ziele

Wichtigkeit der digitalen Transformation in der Zukunft

Die wichtigsten digitalen Technologien

50

Digital Security Mobile

40

Big Data

30

Social Media

20

29 %

43 %

24 %

1 %

1 %

0

E-Commerce

2 %

10

Cloud Computing

Wearables Internet of Things

K.A.

Deutlich weniger

Weniger

Gleich

Wichtiger

Deutlich wichtiger

Die digitale Transformation wird in Zukunft für Unternehmen in der Schweiz noch wichtiger

3D-Drucker

0.0

0.5

1.0

1.5

2.0

2.5

3.0

3.5

4.0

Digital Security, Mobile, Big Data, Social Media und Cloud Computing sind die 5 wichtigsten digitalen Technologien

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DIGITALE TRANSFORMATION   DIGITALISIERUNG IN ZAHLEN

«  Unternehmen müssen agil sein.»

Frage 5: Lebt mein Unternehmen den digitalen Spirit? Die Digitalisierung ist dynamisch. Die Innovationsgeschwindigkeit ist rasant gestiegen. Unternehmen müssen agil sein. Die Mitarbeitenden müssen Lust und Spass daran haben, neue Technologien auszuprobieren und dauernd dazuzulernen. Sie werden Fehler machen, doch das müssen sie auch dürfen. Nur wer diese kulturellen Voraussetzungen erfüllt, wird zukünftig ein attraktiver Arbeitgeber sein und bezüglich digitalem Wandel eine Vorreiterrolle einnehmen.

Digitaler Reifegrad der Unternehmen in der Schweiz

Die wichtigsten Herausforderungen der digitalen Transformation

Digitales Kundenerlebniss

Frage 4: Verfügt mein Unternehmen über ausreichend digitales Know-how? Ohne digitales Know-how kann der digitale Wandel nicht zum Erfolg werden. Das digitale Know-how muss sowohl auf Führungs- als auch auf Mitarbeiterstufe deutlich erhöht werden. Es genügt nicht, nur neue digitale Experten anzuheuern. Jeder Mitarbeitende muss sich eine gewisse digitale Kompetenz aufbauen – CEO inklusive. Es ist dringend notwendig, dass Inves­titionen ins digitale Know-how getätigt werden.

Digitale Konnektoren 6%

Einschränkungen beim IT-System

Digitale Master 26%

Fehlende finanzielle Mittel Fehlendes Know-how bei der Führung Unklare Rollen und Verantwortlichk. Fehlendes Know-how der Mitarbeiter

Digitale Dinosaurier 56%

Kein Sinn für Dringlichkeit

Digitale Arbeiter 12%

Silo-Implementierungen Fehlendes Veränderungskultur Unklarer Business Case Fehlende Vision

Digitale operationelle Exzellenz

0.0

0.5

1.0

1.5

2.0

2.5

3.0

Mehr als die Hälfte der Unternehmen in der Schweiz sind digitale Dinosaurier

Es fehlt an digitalem Know-how – sowohl auf Führungs- als auch auf Mitarbeiterebene

Die digitale Reife einzelner Branchen

Wer trägt die Verantwortung für die digitale Transformation?

Digitale Konnektoren

Digitale Master

1

4 %

Verarbeitendes Gewerbe /

3

Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen

4

Erbringung von sonstigen (wirtschaftlichen) Dienstleistungen

5 Handel

6 %

12 % Unternehmensleitung 56 % 22 %

6 Erziehung und Unterricht Digitale Dinosaurier

Digitale Arbeiter

3.5

Information & Kommunikation

2 Herstellung von Waren

Digitales Kundenerlebniss

4

Bereichsleitung Abteilungsebene Digitalisierung = Kein Thema

7 Öffentliche Verwaltung

K.A.

Digitale operationelle Exzellenz Die Branche «Information & Kommunikation» ist ein digitaler Master

Die digitale Transformation ist auf dem C-Level angekommen

Nicht börsenkotierte Unternehmen sind weiter als börsenkotierte

WEITERLESEN!

Digitale Konnektoren

Digitale Dinosaurier

Infos zur Studie «Digital Switzerland 2015»: www.digital-switzerland.ch

Digitale Master

1

Börsenkotierte Unternehmen

2

Nicht börsenkotierte Unternehmen

3

Behörden, politische Organisationen, Verbände

4

Non-Profit-Organisationen

Digitale Arbeiter

Haben einen deutlichen Vorsprung: nicht börsenkotierte Unternehmen

Die Präsentation «Digitale Transformation»: http://www.slideshare.net/SvenRuoss/digitale-transformation51221767 Die lesenswerte zwölfteilige Serie zum Thema Digitale Transformation: http://svenruoss.ch/studie-ueber-die-digitale-transformation/


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