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PARKOUR-TRAINING STÖSST AUF GROSSES INTERESSE
Seit 2020 ist die junge, dynamische Sportart Parkour dem Schweizerischen Turnverband angegliedert. Doch ist Parkour bereits in den Turnvereinen angekommen? Wir haben nachgefragt und den SV Tägerig besucht, der seit gut zwei Jahren Parkour-Training für Kids anbietet.
Am Mittwochabend gehört die Turnhalle in Tägerig für 90 Minuten den ParkourJungs des SV Tägerig. 18 Buben im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren kommen jeweils ins Training. Nach einem kurzen Aufwärmen gehts ans Aufbauen. Bis Matten, Trampoline, Schwedenkästen, Barren und Co. korrekt aufgestellt sind, dauert es eine Weile. «Wir bauen immer verschiedene Posten auf, an denen die Jungs dann ihre Tricks und Elemente üben können», sagt Jonathan Rudolf. Der 22-jährige Sportstudent aus Tägerig ist verantwortlich für das Parkour-Training im Sportverein. Seit über zehn Jahren ist Parkour sein Hobby. Das meiste hat sich Rudolf, der seit vielen Jahren als Geräteturner im TV Niederwil und in der Jugi beim SV Tägerig aktiv ist, selbst beigebracht. «Mit meinen Kollegen haben wir oft YouTube-Videos angeschaut und dann versucht, diese Elemente nachzumachen», so Rudolf. Viele Samstage hat er in einer kleinen Gruppe mit Parkour-Trainings verbracht. Wettkämpfe absolviert er keine.
Parkour-Training ist Familiensache Vor gut zwei Jahren klopfte dann der SV Tägerig bei Jonathan Rudolf an und fragte, ob er Interesse hätte, ein offizielles Parkour-Training anzubieten. «Ich habe zugesagt und der Kurs wurde vom Verein beworben», erzählt Rudolf. Von Beginn weg kam eine kleine Gruppe von fünf bis zehn Kindern zustande, die fortan einmal pro Woche bei ihm trainierte. Jonathan Rudolf, der aktuell an der Uni Bern im dritten Semester Sport studiert und die J+S-Schulsport-Ausbildung absolviert hat, holte sich Verstärkung, um die Trainings zu leiten. Seither bilden seine Kollegen Fabio Strebel und Levi Müller sowie seine drei jüngeren Brüder Michael, Raphael und Tobias mit ihm das Leiterteam. «Drei von uns sind immer in der Halle, die anderen kommen, wenn es die Zeit zulässt. Es braucht schon mehrere Leiter, um die Kinder betreuen zu können.»
Sprünge sind beliebt
Wer das Training beobachtet, dem wird schnell klar, weshalb es mehrere Leitende braucht. Die 18 Jungs bringen enorm viel Energie in die Halle, was sich auch am beachtlichen Geräuschpegel bemerkbar macht. Eines aber ist offensichtlich: Die Kinder haben viel Spass am Training. Vor allem die Sprünge – am liebsten Saltos – stehen bei ihnen hoch im Kurs.
Jonathan Rudolf und seine Leiterkollegen beobachten die Sprünge, geben Tipps und bieten falls nötig Hilfestellungen an. «Es ist wichtig, dass wir die Jungs Schritt für Schritt an die Übungen heranführen. Gleichzeitig legen wir aber auch viel Wert darauf, dass sie ihre eigene Kreativität einbringen und mit der Zeit einen eigenen Stil entwickeln können. Schliesslich geht es im Parkour genau darum», sagt Jonathan Rudolf.
Grosses Interesse
Das Parkour-Angebot hat sich im SV Tägerig mittlerweile mehr als nur etabliert. Das Interesse am Kurs ist gross. «Allein im letzten Sommer sind zehn Jungs dazugestossen und die kommen nicht nur aus unserer Gemeinde, sondern auch aus den Nachbardörfern», sagt Jonathan Rudolf. Ausser dem SV Tägerig bietet kein Turnverein in der Region ParkourTrainings an. «Wir haben noch weitere Anfragen, aber wir können aktuell nicht noch mehr Kids aufnehmen, weil die Halle zu klein ist. Vielleicht bieten wir in Zukunft noch ein zweites Training für ältere Jugendliche an», sagt Jonathan Rudolf.
Nicht nur in der Halle
Das Beispiel des SV Tägerig zeigt: Parkour lässt sich sehr erfolgreich in die bestehenden Angebote eines Turnvereins integrieren. Vor allem auch deshalb, weil Synergien mit anderen Sportarten genutzt werden können. «Geräteturnen ist sicherlich eine super Basis, um auch Parkour zu machen», findet Jonathan Rudolf und fügt hinzu. «Es ist jedoch wichtig, dass die Leitenden selbst Parkour-Erfahrung haben und die Sportart verstehen. So können sie die Kinder Schritt für Schritt an die Elemente heranführen und sind in der Lage, in der Halle mit dem herkömmlichen Turn-Equipment coole Hindernisse und Posten aufzubauen.»
Die Parkour-Trainings in Tägerig finden aber nicht nur in der Turnhalle statt. In den Sommermonaten wird auch hin und wieder draussen trainiert, dort wo Parkour eigentlich herkommt. «Draus- sen ist aber besondere Vorsicht geboten. Denn dort gibts keine Matten für eine sanfte Landung. Darum gilt bei uns immer die Regel: Draussen wird nichts Neues ausprobiert», sagt Jonathan Rudolf. Ihm ist es aber dennoch wichtig, dass seine Kids auch draussen Parkour betreiben. So, wie er einst auch angefangen hat.