Frühling 2017 // Einzelstück

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8. Jahrgang // Ausgabe 1 // Fr. 8.50

Frühling 2017 // Einzelstück

tück. Einzels fte r h I ie nS rbsti Kreiere en Sie sechs Fa te Bestell er Antwortkar . mit d chlag) im Ums ! (Lasche eim Ausmalen ss b a p S l ie V



Editorial // 3

Ivo Furrer

Markus Leibundgut

Adieu Grüezi

Jede und jeder von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, hat eines. Ob Möbel oder Bild, Foto oder Erbstück, Traumobjekt oder Muschel vom Strand, Einzelstücke haben eines gemeinsam: eine ureigene Herkunft und meist eine spezielle Geschichte. Von ganz unterschiedlichen Einzelstücken erzählt diese Ausgabe von SWISSLIFE (unter den vielen Unternehmensmagazinen übrigens auch im achten Jahrgang immer wieder ein lesenswertes Unikat, wie wir finden).

Wertvollstes Einzelstück aber ist unser eigenes Leben, in dem wir Tag für Tag einzigartige Entscheide fällen. Auch ich habe entschieden: Nach gut achteinhalb Jahren gebe ich mein Amt als CEO von Swiss Life Schweiz weiter. Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wie meinem Nachfolger Markus Leibundgut wünsche ich das Allerbeste – und weiterhin viele einzigartige Lesemomente mit SWISSLIFE.

SWISSLIFE Frühling 2017

Auch unter neuer Regie, liebe Leserin, lieber Leser, bleibt das Ziel das gleiche: Wie Ivo Furrer werde auch ich mich als CEO von Swiss Life Schweiz dafür einsetzen, dass Sie Ihr Leben dank unserer umfassenden Vorsorge selbstbestimmt gestalten und geniessen können. Denn, um beim Thema dieses Heftes zu bleiben: Sie, liebe Kundinnen und Kunden, sind für uns die wertvollsten Einzelstücke. Ihre individuellen Wünsche und Bedürfnisse zu erkennen und dafür einzigartige Lösungen anzubieten, das ist und bleibt unser Antrieb. Ob als einzelne Person, als Familie, als Lebensgemeinschaft oder als Unternehmen: Für Sie setzen wir uns seit 160 Jahren ein – und werden das auch in Zukunft mit grossem Engagement tun. Ich wünsche Ihnen vergnügten Lesespass.


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Photo Selection:

Das Auge isst mit

Dominique Kähler Schweizer oder Madame Tricot ist Ärztin, Psychiaterin, Naturheilkundlerin und Künstlerin. Ihre gestrickten Delikatessen sind «gluschtige» Hingucker.

Gibt es keinen Zweiten wie Sie, Georges Bregy? Fragebogen:

Titelgeschichte:

Man nehme: Wolle, Seide, Alpaca. Die kulinarischen Köstlichkeiten in der Auslage sind nicht essbar. Was täuschend echt präsentiert wird, wurde von Madame Tricot mit viel Liebe gestrickt. Die einstige Vegetarierin hat ein Faible für Verderbliches wie etwa Fleisch – zu geniessen ab Seite 6.

Ein Stück des Lebens

1711 in Italien gebaut, 1963 in Südamerika Schiffbruch erlitten, 2012 fast nach Taiwan verkauft: Stradivaris Cello «Mara» ist unsterblich – und klingt heute schöner denn je. Hören Sie das Mara und gehen Sie auf Zeitreise: swisslife.ch/magazin

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Zahlensalat:

Jeder Mensch ein Einzelstück Besitzer, nicht Eigentümer. Christian Poltéra hat das Glück, eines von drei Violoncelli von Antonio Stradivari spielen zu dürfen. Das mehrere Millionen Franken teure Mara hat laut dem angesehenen Zürcher Cellisten «eine unheimliche Klarheit und etwas Schwereloses». Mehr über das Mara ab Seite 16.

Gesamtverantwortung: Swiss Life, Kommunikation Schweiz, Martin Läderach Redaktionskommission: Ivo Furrer, René Aebischer, Thomas Bahc, Ivy Klein, Elke Guhl, Christian Pfister, Hans-Jakob Stahel, Paul Weibel Redaktionsleiter UPDATE: Barbara Störi Redaktionsadresse: Magazin SWISSLIFE, Public Relations, General-Guisan-Quai 40, 8022 Zürich, magazin@swisslife.ch Projektleitung: Mediaform|Christoph Grenacher, Ittenthal/Zürich Konzept und Gestaltung: Festland Werbeagentur, St. Gallen/Zürich Übersetzung: Swiss Life Language Services Druck und Versand: medienwerkstatt ag, Sulgen; gedruckt auf FSC-Papier Adressänderungen/Bestellungen: Magazin SWISSLIFE, General-GuisanQuai 40, 8022 Zürich, magazin@swisslife.ch Auflage: 115 000 Erscheinungsweise: 3 × jährlich; Frühling, Sommer, Herbst. Rechtlicher Hinweis: In dieser Publikation vermittelte Informationen über Dienstleistungen und Produkte stellen kein Angebot im rechtlichen Sinne dar. Über Wettbewerbe wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. ISSN 2235-7645 Das Magazin SWISSLIFE ist eine spannende, aber keine Pflichtlektüre. Falls Sie in Zukunft darauf verzichten wollen, können Sie uns das mit der portofreien Antwortkarte am Schluss des Magazins mitteilen.


Inhalt // 5

27 40 Das Zeitalter des langen Lebens eröffnet den Menschen neue Gestaltungsmöglichkeiten, bietet Chancen und Perspektiven. Das vom Denklabor W.I.R.E. in Kooperation mit Swiss Life publizierte Buch «WIE WIR MORGEN LEBEN» zeigt auf, wohin die Reise geht. Mehr darüber ab Seite 30.

«Mit denen fängst du nichts.» So der männliche Tenor zu Erna Honeggers Fliegen. Die Glarnerin aus Mollis liess sich aber nicht beirren und ging ihren Weg. So wie sie schon als Mädchen mit ihrem Vater lieber frühmorgens auf dem See fischen ging, als mit Puppen zu spielen, wie man ab Seite 42 liest.

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Sorg für dich.

Die steigende Lebenserwartung verändert die Gesellschaft, den Job, den Alltag. Das neue Buch «WIE WIR MORGEN LEBEN» vermittelt Denkanstösse zum immer längeren Leben.

Tour de Suisse:

A Swiss Life:

Jedes Teil ein Unikat

Erna Honegger

Eigentlich war Fliegenbinden Männersache. Doch auch Erna band Fliegen – Fliegen, die Forellen lieben. Heute ist Erna weit über die Landesgrenzen hinaus eine Institution.

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Alpenbitter:

Schlüsselblume

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Prototypen:

Grosse und kleine Unikate

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Wettbewerb:

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2067:

Ein Gewinn nach Mass

Das Ende der Massenproduktion

SWISSLIFE Digital: www.swisslife.ch/magazin oder als App für Tablets und Smartphones bei Google Play und im App Store

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Das Auge isst mit Die gebürtige Pariserin Dominique Kähler Schweizer, alias Madame Tricot, liebt das Makabere, das Zweideutige, das Verderbliche. Sie strickt ihre kulinarischen Fantasien, «denn diese machen nicht dick». Von ihren Delikatessen – alles Originale – hat der Schweizer Fotograf Daniel Ammann ein paar festgehalten.


Photo Selection // 7

Ob Aufschnitt, Wurst oder Terrine: Madame Tricot strickt ihre kuriosen Objekte in einem Stück und ohne Naht.

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Oben und rechts: Mit ein Grund, wieso Madame Tricot kulinarische Köstlichkeiten aus Wolle kreiert, ist, weil sie gut für die Linie sind. Der Genuss ihrer Forelle blau ist absolut kalorienfrei. Nächste Seite: Schweinskopf, Speck und andere Völlereien: Die Kunstwerke haben Lebensgrösse.




Photo Selection // 11


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Photo Selection // 13

Oben: Als Zutaten für die Delikatessen verwendet die Künstlerin Wolle, Seide, Kaschmir, Mohair, Alpaca und Pelzwolle. Links: Die Häppchen sind alles Einzelstücke: Madame Tricots Strickanleitung ist grundsätzlich die Fantasie.

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© RhoneZeitung

Fragebogen // 15

Wie erinnern Sie sich an Ihr legendäres Tor? Es ist immer ein spezieller Moment, wenn ich davon erzähle, und ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich die Bilder sehe. Das wird wohl mein Lebtag so bleiben; auch weil es ein historisches Tor war. Warum? Es war das erste WM-Tor der Schweizer Nationalmannschaft seit 28 Jahren. In dem Moment, als ich den Ball zum Freistoss setzte, erinnerte ich mich, dass der amerikanische Goalie sicher alle Freistösse von mir studiert hatte und wohl darauf spekulierte, dass ich über die Mauer schiesse. Aber ich konzentrierte mich nur auf das hohe rechte Eck und wusste: Wenn du den richtig triffst, dann geht er rein! Sind Sie als Bâloise-Versicherungsberater eigentlich Fan des FC Basel? Ja, auf der internationalen Bühne. Aber in der Schweiz schlägt mein Herz für YB und Sion – die beiden Klubs, bei denen ich Karriere gemacht habe. Wer schiesst heute ähnlich tolle Freistösse wie Sie? Es gibt viele Spieler, etwa Shaqiri oder Dzemaili. Aber irgendwie wollen die mit mehr Kraft schiessen, mit weniger Finesse.

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Dann bleiben Sie also Freistosskönig! Es braucht schon viel, ja. Es braucht die Überzeugung, es braucht viel Training, es braucht Geduld und Können. Würde Ihnen dieses Können auch heute noch reichen? Es hat sich vieles verändert, gewiss. Aber ich würde mir das auch heute noch zutrauen. Ich war ein guter Techniker, konnte intuitiv spielen, hatte eine gute Spielübersicht, konnte gute Pässe schlagen. Ein Spieler mit meinen Qualitäten hätte auch heute noch einen Platz in einer Mannschaft. Auf welcher Position? So wie damals, auf meiner wunderbaren Position. Ich war Dreh- und Angelpunkt, so wie Granit Xhaka heute. Man hat in der Offensive wie in der Defensive sehr viel Verantwortung, man braucht ein gutes Auge, man muss das Spiel lesen können und ist der erste Mann, der das Offensivspiel lanciert. Das tönt wie im richtigen Leben. Ja, man muss aktiv sein, mal offensiv, mal defensiv. Und muss auch einstecken können? Korrekt. Aber ich wollte nie verlieren; egal ob im Training oder im Spiel. Ich wollte gewinnen, ich war ehrgeizig. Dieser Ehrgeiz prägt mich noch heute.


HĂśren Sie das Mara und gehen Sie auf Zeitreise: www.swisslife.ch/magazin oder als App fĂźr Tablets und Smartphones bei Google Play und im App Store


Titelgeschichte // 17

Text: Christoph Grenacher, Bild: Claude Lebet

Ein Stück

des

Lebens Das «Mara» ist 306 Jahre alt und eines von drei Violoncelli des weltberühmten italienischen Instrumentenbauers Antonio Stradivari. Im Jahre 2012 wäre es fast im Schrank eines Sammlers in Taiwan verschwunden – doch nun spielt es der Zürcher Christian Poltéra. Eine Collage zu einem Einzelstück.

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A

ls das Unglück geschah, in jener nebeldiesigen Nacht auf dem Rio del Plata, als sich das Unheil anbahnte, die Tragödie ihren Lauf nahm, als das Glück zu versinken und etwas Einzigartiges zu verschwinden drohte, da waren die Poltéras aus Zürich noch nicht einmal ein Paar. Erst 14 Jahre später, 1977, kommt ihr Sohn Christian zur Welt. Und es dauert nochmals 18 Jahre, bis der Musikstudent Christian Poltéra, mittlerweile in einer WG in Salzburg einigermassen sesshaft, als Zimmerschmuck ein Poster an die Wand tapeziert, das in Echtgrösse seine grosse Liebe offenbart: Zwischen dem Stachel am unteren Ende und einem schneckenartigen Holzzwirbel am oberen Ende, ein wunderbar geformter gewölbter Korpus aus verschiedenen rötlich hellen Hölzern, dessen Boden und Decke von 111 Millimeter hohen Zargen umrandet werden. Ein bisschen wie eine vergrösserte Violine, einfach doppelt so lang und viermal so hohe Zargen zwischen Deckel und Boden. Von den Wirbeln spannen sich vier Saiten über den Steg bis zum unteren Drittel des Korpus. Definitiv keine Geige; unzweifelhaft ein Violoncello. Bei Christian Poltéra hängt jedoch nicht irgendeine Bassgeige. Bei Poltéra hängt seine Liebe, wenngleich nur als Poster: Das Mara! Der Musikstudent hat sich unsterblich verliebt. In ein Instrument,

das der Meister schon 266 Jahre vor seiner Geburt erschaffen hat. Der Meister? Antonio Giacomo Stradivari baut auf dem Dachboden seines Hauses an der Piazza San Domenico in Cremona im 17. Jahrhundert nicht nur Geigen, die heute als die Weltbesten bezeichnet werden. In seiner Werkstätte in der

Wert bereits um die Hälfte gestiegen. Als Christian Poltéra knapp zwei Jahrhunderte später in seinem Salzburger WG-Zimmer sitzt, das Mara-Poster beim Üben vor sich, ist der Hochbegabte schon auf dem Weg zu einem begnadeten Musiker. In der Jugendmusikschule der Stadt Zürich bei Nancy Chumachenco ausgebildet, gewinnt Cellist Poltéra, gerade 15-jährig, zusammen mit dem Geiger Linus Roth und dem Pianisten Philippe Jordan unter Chumachencos Betreuung den KammermusikPreis am Schweizerischen Jugendmusikwettbewerb. Dann bildet er sich an der Hochschule für Musik in Köln beim Russen Boris Pergamenschtschikow weiter und kommt 1995 nach Salzburg zum legendären Cellisten Heinrich Schiff, der mit allen Granden der Klassik gespielt hat und von allen Maestros dieser Welt dirigiert wurde. Ein ganz Grosser also unterrichtet in Salzburg einen hochbegabten Schüler aus der Schweiz. Und für den ganz Grossen kommt nur ganz Grosses in Frage. Also spielt Schiff seit 1993 auch das Mara. Exakt jenes Mara, dessen Bild beim Novizen Poltéra an der Zimmerwand klebt. Schiff ist ein leidenschaftlicher, ein getriebener, ein besessener Musiker. Und ein beseelter Porsche-Fahrer. Ein Bild aus dem Jahr 1986 zeigt ihn, wie er einen roten Cellokoffer in seinem roten Porsche verstaut, Modell 928 S mit

«Der Klang des Mara ist so einzigartig, dass nicht einmal ein katastrophaler Unfall diese Stimme zerstören konnte.»

Lombardei liegt 1711 auch dieses Mara, gebaut für Giovanni Mara, der das Instrument im Königlichen Orchester Potsdam spielt. Mara war nicht nur einer der grossen Cello-Virtuosen des 18. Jahrhunderts, sondern auch Spieler und Trunkenbold. Er lebte auf Kosten seiner Frau Elisabeth Schmeling, die als Sängerin mehr Geld verdiente als er. Sie machte sein Instrument so berühmt, dass es nicht nur Mozart in einem Brief erwähnte, sondern auch Goethe in seinen Gesprächen. Um 1808 wird das Mara für 100 Pfund verkauft. Als es kurze Zeit später wieder den Besitzer wechselt, ist sein


Gangschaltung. An diesem Knüppelstock macht Schiff seinen Arm allmählich zum Krüppel. Am 25. April 2010, im Mozartsaal des Wiener Konzerthauses, nach der Pause bei Beethovens Sonate Nr. 4 in C-Dur op. 102,1 geht gar nichts mehr, Schiff muss, erst 59-jährig, das Konzert und seine Karriere abbrechen und Wolf Wondratschek, der 2003 eine wunderbare Erzählung über Mara verfasst hat und diese Geschichte bis heute weiterschreibt, notiert in seinem Büchlein: «An diesem Abend verliess ein grosser Musiker die Bühne für immer.» Schiff hat seit jenem Abend bis zu seinem Tod am 23. Dezember 2016 kein Cello mehr angerührt. Zuvor hatte er das Mara Tag für Tag zwischen seinen Beinen. Mit dem Stachel auf dem Boden fixiert, die Innenseiten der Knie an die Zargen gepresst, das Brustbein dicht am oberen Ende des Korpus, den Hals mit dem Griffbrett über der linken Schulter; die linke Hand greift die Tonhöhe auf den Saiten, die rechte Hand, diese malträtierte Schalthebel-Hand führt den Bogen. Und jetzt mag der Arm nicht mehr. Es ist, als ob ein Teil von Schiff stirbt, ein Stück seines Lebens. So kommt sein Lieblingsschüler Poltéra zum Mara, diesem Stück des Lebens, das schon die ganze Welt gesehen hat, bevor es der Schweizer Cellist das erste Mal in seinen Händen hält. Das Mara wird im 19. Jahrhundert in England gar als Berühmtheit präsentiert und ausgestellt, reist mal mit, mal ohne Musiker um die Erdkugel, verzückt mit seinem Klang Könige und das einfache Volk. Und die Banker, weil es immer und immer an Wert zulegt.

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© Nikolaj Lund

Titelgeschichte // 19

Christian Poltéra – der Mann hinter dem Mara

Er ist ein Fixstern der klassischen Musik – und seine Interpretation von Bachs «Goldberg-Variationen» für Streichtrio lässt die «Neue Zürcher Zeitung» schwärmen: Der 39-jährige Zürcher Christian Poltéra «entlockt seinem Cello einen trocken-eleganten, präzis artikulierten Ton ohne Überdruck. Er ist es, der von der Basslinie aus Tänzerisches initiiert, die Töne atmen lässt, die Linien zum Sprechen bringt». So wie sein grosser Lehrer, der Ende letzten Jahres verstorbene Heinrich Schiff, auf allen Konzertbühnen der Welt zu Hause war, ist auch Poltéra rund um den Globus unterwegs – sei es mit dem «Trio Zimmermann», sei es als Solist mit den bekanntesten Orchestern. 2004 wurde der Cellist mit dem BorlettiBuitoni Award ausgezeichnet und als BBC New Generation Artist ausgewählt. Seit 2013 ist Christian Poltéra künstlerischer Leiter der Kammermusiktage in der Bergkirche Büsingen und Dozent an der Hochschule Luzern. christianpoltera.com // musikfestwoche-meiringen.ch


Der Schiffbruch Und in der Nacht vom 11. auf den 12. Juli 1963, das Mara ist gerade mit dem Cellisten Amadeo Baldovino in Südamerika unterwegs, in dieser Nacht, 14 Jahre, bevor Poltéra zur Welt kommt, wird das Cello, das später sein Leben bestimmen wird, endgültig zur Legende, wie die deutsche Journalistin Carolin Pirich in einem herausragenden Radio-Feature schildert. Baldovino ist mit dem weltbekannten «Trio di Trieste» auf Tournee und wartet seit 7 Uhr morgens mit seinen beiden Mitmusikern in Montevideo auf einen Flug. Doch Nebel hält den gesamten Luftverkehr am Boden; die einzige Möglichkeit, pünktlich nach Buenos Aires zu gelangen, ist die Nachtfähre über den Rio de la Plata. Sie sollte abends um 20 Uhr ablegen und um 8 Uhr morgens in Buenos Aires ankommen. Am frühen Morgen um halb fünf, noch etwa 50 Kilometer Flussfahrt bis Buenos Aires, rumpelt es, als die Fähre auf ein gesunkenes Wrack aufläuft. Kurz danach bricht an Deck Feuer aus; Chaos, Panik unter den Passagieren. Schwimmwesten werden verteilt, Rettungsboote zu Wasser gelassen. Amadeo Baldovino greift den Cellokoffer mit dem Mara, alles andere lässt er in der Kabine, rennt an Deck, sieht die Rettungsboote im Wasser. Er muss springen, um zu einem zu schwimmen. «Ich weiss nicht mehr genau, wann genau ich das Mara stehen gelassen habe. Mein Überlebensinstinkt übernahm das Kommando. Ich konnte nicht mehr atmen. War das das Ende? (...) Ich gebe zu, dass ich sehr lange überhaupt nicht an mein Mara gedacht habe»,

schreibt er später in einem Brief an die Versicherung des Instruments. Als er in Buenos Aires, nach einem heissen Bad, einem üppigen Mahl und 14 Stunden Tiefschlaf wieder erwachte, klopfte ein Musikerkollege an die Zimmertür und hielt ihm stumm eine Zeitung entgegen: «Das Stradivari wurde gerettet!» Baldovino konnte es kaum glauben: «Ich war sicher, dass es verloren sein musste. Ich hatte das Feuer ausbrechen sehen, und ich hatte das Cello bestimmt nicht ins Wasser geworfen. (...) Ich wurde gebeten, nach La Plata zu fahren, um das Cello zu identifizieren.» Und tatsächlich: In La Plata liegt ein Cellokoffer, aufgebahrt wie ein Sarg. Baldovino und seine Triokollegen erkennen ihn sofort. Behutsam wird der Koffer geöffnet, doch darin, schreibt Baldovino, war kein Instrument, sondern eine Anzahl von Teilen, die ich zu identifizieren versuchte, indem ich sie so gut, wie ich konnte, zu einer möglichen Rekonstruktion des Mara zusammensteckte. (...) Das war unmöglich.» Eine Ikone von Instrument als jämmerlicher Einzelhaufen: Der Holzkoffer war am Ufer angeschwemmt worden. Verschlammt, verdreckt, verzogen, mit Wasser vollgesogen. 20 Einzelteile von dem, was einmal ein Cello mit Spitzenklang war. In London wird das kostbare Instrument fachmännisch restauriert und Poltéra ist sich sicher – selbst die Unglücksnacht hat dem Meisterwerk nicht geschadet: «Der Klang dieses Instruments ist so einzigartig, dass nicht einmal ein katastrophaler Unfall diese Stimme zerstören konnte. Jeder Ton hat sein eigenes Timbre, man kann

ihm nichts aufzwingen, man muss sich auf seine Komplexität einlassen, dann aber ist das Ergebnis unvergleichlich. Es braucht allerdings eine gewisse Zeit, bis man mit solch einem aussergewöhnlichen, dominanten Instrument auf Du und Du steht.» Die Zeit Es braucht auch Zeit, ein solches Instrument zu hegen, zu pflegen, zu umsorgen. Poltéra: «Ich darf es nicht allein im Auto lassen. Wenn ich zu Hause bin, muss ich die Tür schliessen. Ich darf es nicht auf der Strasse stehen lassen, das wäre fahrlässig.» Das ist auch in Wien nicht anders, im 17. Bezirk, Werkstatt des Geigenbauers, Restaurators und Händlers Marcel Richters. Seitdem Heinrich Schiff seinerzeit das Cello von einem Mäzen geliehen bekommen hatte, betreut es Marcel Richters wie ein Hausarzt seine Stammpatienten. Mindestens einmal im Jahr, aber meistens öfter, liegt es vor Richters auf der Werkbank. Inkognito. Denn die Ware in dieser Werkstatt, vollgestopft mit Gläsern, Tuben, Dosen, Schachteln mit Farbpigmenten in und auf den Regalen und Schränken, mit Lacken und Klebstoffen, diese Ware ist meist millionenschwer – und braucht behutsamen Schutz, verrät Richters im Radio-Feature von Pirich: «Ein Instrument, das 300 Jahre oder mehr alt ist und ständig gespielt wird, muss auch gewartet werden. Ich habe da keine Hemmungen. Ich weiss ja, was ich mache. Schutzlack ist Schutzlack, jeder hat da sein Rezeptchen. Naturharzlack, Kolophonium, Schellack: Das kommt auf den Schweiss




Titelgeschichte // 23

des Spielers an. Es geht darum, Instrumente vor den Menschen zu schützen.» Die Rettung Doch nicht nur Schweiss, auch Habgier setzt den Instrumenten zu. Die zehn Jahre nach dem Mara von Stradivari gebaute Geige «Lady-Blunt» wurde 1971 bei Sothebys für 200 000 Dollar ersteigert, 2011 ging beim Auktionshaus Tarisio das Instrument für knapp 13 Millionen Franken weg. Übrigens: Tarisio hat seinen Namen vom findigen Geschäftsmann Luigi Tarisio, der im frühen 19. Jahrhundert alle Stradivari-Instrumente, die er in Italien finden konnte, aufkaufte, nach Paris brachte und nach und nach verscherbelte. Mittlerweile ist der Markt für alte Streichinstrumente so hitzig wie der Kunstmarkt. «Ein Gerücht ist, dass mein Lehrer Heinrich Schiff mir das Mara geschenkt hat. Was natürlich Quatsch ist. Er hat es ja nie besessen», sagt Poltéra; Schiff hatte es zur Verfügung gestellt bekommen, von einer Stifterfamilie. Vier Tage nur dauerte es von jenem Abend im Frühling vor sieben Jahren, als klar war, dass Heinrich Schiff seine Solistenkarriere beenden und das Cello abgeben würde, bis es einen neuen Eigentümer fand – und neben dem Mara kommt noch ein zweites Cello auf den Markt, das Schiff spielte: Die «Sleeping Beauty» aus der Werkstatt von Domenico Montagnana geht schnurstracks an einen Sammler in Taiwan, dessen

Sohn ebenfalls Cello spielt. Als Poltéra seinen Lehrer am Attersee bei Salzburg besucht, erzählt ihm Schiff bei einer Tasse Kaffee, dass der Stifter auch das Mara an den Mann in Taiwan verkaufen will, bei dem schon die «Sleeping Beauty» im Wohnzimmer steht. Poltéra: «Man müsste meinen, dass ein, zwei, drei Celli genügen, aber es genügt halt nicht. Ich habe mir nicht so viel dabei gedacht, weil ich es ja nicht kau-

ment hat eine ganz eigene Stimme. Man darf es nicht forcieren. Man muss wirklich entdecken, wie man das Maximum herausholt. Je besser das Instrument, desto komplizierter. Also man kommt nicht sofort damit zurecht.» Mittlerweile hat sich Poltéra prächtig mit dem legendären Instrument arrangiert, reist nie ohne «Musical Instrument Passport», um zu beweisen, dass er dieses Cello rechtmässig bei sich hat, und ist, 2004 mit dem BorlettiBuitoni Award ausgezeichnet und als BBC New Generation Artist ausgewählt, ebenfalls im Klassik-Olymp angekommen. Und immer mit ihm unterwegs, in einem silbergrauenKoffer: das Mara, durch dessen Resonanzloch das Etikett am Boden zu erkennen ist: «Antonio Stradivarius Cremonensis, Faciebat Anno 1711». In diesem Sommer spielt Poltéra mit dem mittlerweile 306 Jahre alten Instrument unter anderem an den Musikfestwochen Meiringen, wo er am 7. Juli den Goldenen Bogen erhält. Vergoldet kommt der Streichbogen aus der Fabrik der Familie Finkel, die am Thunersee seit fünf Generationen Weltklassebogen produziert. Auch der Goldene Bogen ist ein Einzelstück. Wie das Mara.

«Es braucht eine gewisse Zeit, bis man mit solch einem aussergewöhnlichen, dominanten Instrument auf Du und Du steht.»

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fen kann. Ich kenne auch niemanden, der auf die Schnelle so viele Millionen hinlegen könnte. Ich ging in mein Hotel am Mondsee.» Dort trifft Poltéra Kollegen, erzählt ihnen vom geplanten Verkauf eines alten Instruments, das für immer von der Konzertbühne verschwinden würde: «Einer meinte, Moment mal, ich kenne da jemanden. Und dieser Jemand schaltete sofort seinen Anwalt ein, nahm Kontakt mit dem damaligen Besitzer auf und regelte das unheimlich schnell, um den Verkauf nach Taiwan zu verhindern.» Jetzt spielt Poltéra das legendäre Mara, von dem er sagt: «So ein Instru-

Quellen: Carolin Pirich, «Oh Mara», ZEIT, 2015; Carolin Pirich «Das Ringen um Stradivaris ‹Mara›», Deutschlandradio Kultur, 2014; Wolf Wondratschek «Mara», dtv Verlagsgesellschaft. Webseiten: Archiv der Cremoneser Geigenbauer www.archiviodellaliuteriacremonese.it


100 000 Jeder Mensch ein Einzelstück Was macht uns einzigartig? Diese Frage philosophisch anzugehen, würde hier zu weit führen. Streng wissenschaftlich gesehen, ist es jedoch das Erbgut, das jeden Menschen zum Einzelstück macht. Genauer gesagt, jene fünf Prozent unserer Gene, die von Person zu Person variieren und damit theoretisch unendlich viele Variationen zulassen. Wäre ja auch langweilig, wenn wir alle gleich wären, oder?

Jahre ist es her, seit die ersten Menschen den afrikanischen Kontinent verliessen. Vergleiche des Erbguts verschiedener Völker aus aller Welt belegen, dass jeder heute lebende Mensch mit diesen Auswanderern verwandt ist. Wir sind also alle Afrikaner. Chromosomen befinden sich in einer einzigen Zelle. Aneinandergefügt und ausgebreitet würde das eine Länge von 1,8 Metern ergeben.

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57 100 000 000 000 000 sprich einhundert Billionen oder 10012 oder hunderttausend Milliarden – aus so vielen Zellen setzt sich der Mensch zusammen. In jeder einzelnen Zelle befinden sich 23 Chromosomenpaare, die jeweils etwa 1300 einzelne Gene enthalten.

Jahre bräuchte man theoretisch, wenn man die 3 Milliarden Buchstaben umfassende Sequenz unseres genetischen Materials vortragen möchte. Dies bei 100 Buchstaben pro Minute ohne Pausen für Essen, Trinken und Schlafen.


Zahlensalat // 25

> 30

> 95

Jahre bleiben menschliche DNA-Spuren stabil. Ein Umstand, den sich die Kriminalistik zunutze macht, um Täter auch nach Jahren noch zu identifizieren.

Prozent beträgt die genetische Übereinstimmung von uns Menschen. Nur eine kleine Abweichung im Erbgut macht uns also einzigartig. Ausnahme: eineiige Zwillinge – sie sind natürliche Klone.

2000 30 000 Gene besitzt der Mensch – soweit die Wissenschaft es weiss. Die genaue Anzahl ist jedoch noch nicht endgültig erforscht; deshalb kann auch in Zukunft mit einigen Überraschungen gerechnet werden.

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Gen-Defekte trägt jeder Mensch in sich. Diese können zu Krankheiten führen – müssen es aber zum Glück nicht.


G E G E N H A U TA LT E R U N G G I B T E S K E I N E V E R S I C H E R U N G – ABER EFFEKTIVE PFLEGE MIT MAXIMALEM ZELLS CHUTZ Kosho Matcha Effective ist die neue, einzigartige Gesichtspflegelinie mit exklusivem Bio-Matcha-Extrakt. Keine andere Pflanze besitzt einen so hohen Anteil an wichtigen Antioxidantien wie Matcha Grüntee. Das macht Kosho Matcha Effective hoch effizient in der Wirkung gegen Zellveränderungen, UV-Strahlung und Umwelteinflüsse. Und dabei zu einem sanften, natürlichen Ritual für sichtbar strahlende Schönheit und innere Balance, die Sie nachhaltig spüren werden. % 10

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Sorg für dich.

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Jahre und schwanger? Das neue Buch «WIE WIR MORGEN LEBEN» enthält provokante Thesen, basierend auf einer immer höheren Lebenserwartung. Es wird zu Veränderungen kommen. Und zwar in allen Lebensbereichen. Seite 30

Seite 32


So sind unsere Kunden Pascal Rossoz stellt Kuhglockenbänder her

Die Kunden verstehen ist das oberste Ziel unseres Geschäfts. Darum besuchten 100 Swiss Life-Mitarbeitende 100 Kunden. Joël Daeppen, im Swiss LifeKundenservice für die berufliche Vorsorge tätig, traf KuhglockenbänderHersteller Pascal Rossoz in Orsières. «Meine Eltern und ich wohnen nur wenige Häuser auseinander. Hier in Orsières finde ich alles, was ich brauche. Ich habe mittlerweile drei Jobs nebeneinander: In erster Linie bin ich Lastwagenfahrer. Aber nur in der Region, das heisst, ich bin nie mehrere Tage am Stück weg. Ich bin aber auch Bauer. Und mit meinem Vater stelle ich die dicken Lederhalsbänder her, an denen die Glocken der Eringer Kühe baumeln. Vor allem aber bin ich Vater. Darum habe ich dieses Jahr auch meinen Rallye-Wagen verkauft; unsere drei Kinder bringen längstens genug Tempo in mein Leben. Chris ist acht Jahre alt, Thomas vier und Elena feierte letzten August ihren ersten Geburtstag. Als ich so alt war wie Thomas jetzt, stand ich bei meinem Vater im Atelier und schaute ihm zu, wie er aus den dicken Lederplatten Bänder zuschnitt, wie er sie verzierte – mit Bildern und Plaketten, Stickereien, Bändeln oder ins Leder geritzten Zeichnungen. Wie er die Bänder biegsam machte und die Glocke daran aufhing. Wir gehören in der Schweiz zu den letzten Herstellern der traditionellen Halsbänder. Subventionen kriegen wir leider keine. Wir machen aber trotzdem weiter. Warum? Weil wir es gerne machen.»

Gestatten: Ich bin das «weise» Baby

Wir leben immer länger: Dieser po- Neuer Markenbotschafter sitive Trend hat unweigerlich AusLife stösst mit der wirkungen auf die Planung unserer Swiss neuen Markenkampagne Zukunft – und die kann nicht früh erneut die Diskussion über genug beginnen! Ein «weises» Baby das längere, selbstbestimmte Leben an. Ein sprechengibt uns Denkanstösse. Mit einem Baby gibt clever und langen Leben wird auch die Selbst- des humorvoll Tipps zur richtibestimmung wichtiger: Unser Leben gen Vorsorge und regt sein und damit unsere Lebensqualität Publikum an, darüber nachfrei von Zwang und Bevormundung zudenken: Was heisst es, länger zu leben und dabei zu gestalten, setzt verschiedene die Selbstbestimmung zu Wahlmöglichkeiten und Entscheide wahren? Klar, hat das «weivoraus. Wer könnte die Themen se» Baby auch Tipps zur Vorsorge parat. Und das Langlebigkeit und SelbstbestimMan kann mit dem mung aber überraschender vermit- Beste: kleinen grossen Experten teln als jemand, der sein langes auch einen Dialog führen. Leben noch vor sich hat? Eine swisslife.ch/ueber-uns Person, der die Selbstbestimmung quasi in die Wiege gelegt wird?


Sorg für dich // 29

Zeit für ein Umdenken

Pingpong Vorsorge muss nicht schwierig sein. Eine Frage, eine Antwort. Im Chat. Und zwar jetzt. Sofort. Do., 16. März 14:36

Swiss Life Premium Delegate oder Swiss Life Premium Choice: Welche Anlageform ist die richtige für mich? Wenn Sie die Verwaltung der Anlagen delegieren möchten, wählen Sie Swiss Life Premium Delegate. Ist es Ihnen aber wichtig, Ihre Anlageentscheidungen selbst zu treffen, entscheiden Sie sich für Swiss Life Premium Choice. Gibt es noch weitere Unterschiede? Nein, bei beiden Systemen profitieren Sie von unserer Vorsorgekompetenz. Zudem sind Einlagen und Rückzüge jederzeit möglich. Mehr Informationen finden Sie hier: swisslife.ch/premium-choicedelegate Danke. Das schau ich mir genauer an.

Länger leben heisst auch, sich finanziell und sozial auf die verbleibende Zeit im Berufsleben vorzubereiten. Die Economist Intelligence Unit (EIU) ist dieser Entwicklung nachgegangen und hat über 1200 Personen in der Schweiz, in Frankreich, Deutschland und Österreich befragt.

SWISSLIFE Frühling 2017

Willi Marti, Swiss Life-Generalagent in Chur, und unser Beraterteam antworten im Chat auch auf Ihre Fragen: myworld.ch/chat


Ideen zum Geldanlegen Sparkonti bieten kaum noch Zinsen. Alternativen für die Bildung privater Kapitalreserven werden wichtiger. Swiss Life bietet mit neuen Fonds Alternativen mit guten Ertragschancen – trotz Tiefzinsumfeld. Gezielt auf mittelund langfristige Ziele sparen und jederzeit auf sein Geld zugreifen können? Die neuen Anlagelösungen von Swiss Life ermöglichen beides. Swiss Life unterstützt die Kunden dabei, abgestimmt auf die individuellen Bedürfnisse die passende Lösung zu finden. Die Anlagekompetenz von Swiss Life Asset Managers sorgt für eine professionelle Anlage und Verwaltung des Kapitals – schon ab kleinen Beträgen.

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Wie wir morgen leben wollen Die steigende Lebenserwartung in der Schweiz führt zu grundlegenden Veränderungen: In der Gesellschaft, im Job, in unserem Alltag. «WIE WIR MORGEN LEBEN» heisst ein eben von Swiss Life in Kooperation mit dem Denklabor W.I.R.E. herausgegebenes Buch, das Denkanstösse zum Leben im Zeitalter der Langlebigkeit vermittelt. VORWÄRTS ZUR TRADITION

© Wojtek Klimek / W. I.R .E. / Swiss Life

«WIE WIR MORGEN LEBEN» zeigt in 44 realistischen bis radikalen Szenarien, wie das Leben im Übermorgen aussehen könnte.

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as Denklabor W.I.R.E. hat sich intensiv mit der Frage befasst, wie wir morgen leben werden – ganz nach der Devise des französischen Schriftstellers Marcel Proust: «Nichts geschieht so, wie wir es fürchten, noch so, wie wir es hoffen. Aber alles geschieht so, wie wir es wollen.» Das von W.I.R.E. in Zusammenarbeit mit Swiss Life veröffentlichte Buch will An-

stösse für einen Dialog vermitteln, erklärt auch der CEO von Swiss Life Schweiz, Markus Leibundgut: «Um das Beste aus allen Möglichkeiten von morgen zu erreichen, haben wir uns zusammen mit dem ThinkTank W.I.R.E. überlegt, was uns das Zeitalter des langen Lebens an neuen Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet. Wo ergeben sich für den einzelnen Menschen neue Chancen und Perspektiven – im Privatleben


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«Wir werden uns fragen müssen, welche Entwicklungen wir fördern, welche Gefahren wir umgehen wollen. Damit wir morgen nicht nur länger, sondern auch besser leben können, sind Antworten auf diese Fragen dringend nötig.» Markus Leibundgut CEO Swiss Life Schweiz

wie im Beruf? Wohin geht die Wirtschaft? Wie gedeiht unsere Gesellschaft?» Die beiden Autoren der Studie, W.I.R.E.Gründer Stephan Sigrist und Mitgründerin Simone Achermann, monieren, die Diskussion um das lange Leben werde zu einseitig geführt: «Man spricht nur über superfitte Alte oder über chronisch Kranke. Kaum jemand thematisiert, was die längere Lebenserwartung für unser gesamtes Leben bedeutet: in erster Linie mehr Lebenszeit! Und dadurch mehr Freiraum und Flexibilität für die Lebensgestaltung: Wir haben mehr Zeit, um unsere privaten und beruflichen Ziele zu erreichen.» Sigrist und Achermann verzichten in ihrem Buch auch bewusst auf Voraussagen: «Wir stellen in unserem Buch unterschiedliche Szenarien vor, wie unser Leben in Zukunft aussehen könnte – und stellen keine Prognosen an, was wahrscheinlicher ist. Ziel ist es, den Lesern die verschiedenen Optionen aufzuzeigen, wie ein Leben in der Zukunft aussehen könnte. Jeder muss aber für sich selbst entscheiden, was für ihn passend und richtig ist.» Markus Leibundgut ergänzt: «Wir werden uns fragen müssen, welche Entwicklungen wir fördern, welche Gefahren wir umgehen wollen. Damit wir morgen nicht nur länger, sondern auch besser leben können, sind Antworten auf diese Fragen dringend nötig.» Zeit also, umzudenken, unterstreichen auch die Autoren:

SWISSLIFE Frühling 2017

weg vom linearen Lebensmodell unserer Vorfahren und der heutigen Parallelität zu einem flexiblen Modell der Vielfalt. Doch wie gelangen wir dorthin? Der Bruch mit der Tradition braucht Mut, aber auch Imagination. «WIE WIR MORGEN LEBEN» macht sich auf die Suche nach alternativen Lebensmodellen. Basierend auf den neuen Möglichkeiten, die sich durch das lange Leben, den Wertewandel und den technologischen Fortschritt ergeben, sowie auf der Analyse der wichtigsten gesellschaftlichen Makrotrends werden den wichtigsten biografieprägenden Tätigkeiten – vom Gründen einer Familie über das Arbeiten und Wohnen bis hin zum Abschiednehmen – realistische, aber auch radikale und neue Szenarien zugeordnet. Für alle wird es auf individueller Ebene die grosse Aufgabe sein, sich aus all diesen Optionen ein gutes Leben zusammenzusetzen – ohne das Gefühl, gleichzeitig auch noch zwei andere Leben führen zu müssen. Nie zuvor lag so viel Eigenverantwortung beim Einzelnen. Auf gesellschaftlicher und politischer Ebene werden gleichzeitig Flexibilisierungen und Regulierungen vonnöten sein, die die neuen Chancen und Risiken mit Rahmenbedingungen ergänzen, die ein glückliches Leben erst ermöglichen. Mehr Informationen: swisslife.ch/wire

Gewinnen Sie 500 Franken für Ihre Zukunft!

Das längere Leben wird aller Voraussicht nach dazu führen, dass auch das Arbeitsleben länger wird. Wie eine Umfrage der Economist Intelligence Unit (EIU) in vier europäischen Ländern zeigt, befassen sich die Menschen bereits damit. Wie viele sind gemäss Umfrage bereit, über das traditionelle Rentenalter hinaus zu arbeiten? 1/3

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Wenn Sie die Wettbewerbsfrage richtig beantworten, können Sie einen Startbatzen für Ihre private Vorsorge gewinnen. Wir wünschen viel Glück!

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Lebensmodelle für die Zukunft Das Buch «WIE WIR MORGEN LEBEN» geht davon aus, dass die steigende Lebenserwartung die Zeitspanne erhöht, innerhalb derer wir unser Leben gestalten. Wir können aber nicht nur die letzte Lebensphase, sondern das ganze Leben neu planen. Das eröffnet uns morgen ganz neue Möglichkeiten. Unter anderem in den folgenden Lebensbereichen. Beziehungspflege

ELTERN WERDEN IN DER ZWEITEN LEBENSHÄLFTE

© Wojtek Klimek / W. I.R .E. / Swiss Life

Familiengründung Die steigende Lebenserwartung ermöglicht unter anderem eine Flexibilisierung von Nachwuchsplanung und Familienleben – also Kinder haben, wenn man Zeit hat. Während die Biologie den Lebensabschnitt der Fortpflanzung bis heute klar definiert, ermöglichen Fortschritte in der Reproduktionsmedizin wie die künstliche Befruchtung oder das Social Freezing (das Einfrieren von fruchtbaren Eizellen für eine spätere Schwangerschaft) den Kinderwunsch bis ins hohe Alter. Der Druck, Kinder und Karriere zu verbinden, nimmt so massiv ab. Paare können sich nach ihren beruflichen Erfolgen ihren Nachkommen widmen. Altersverzögernde Technologien sorgen dafür, dass die Leistungsfähigkeit während der anstrengenden ersten Jahre der Kinder gegeben bleibt. Bei körperlich intensiver Arbeit unterstützen uns Hilfsroboter. Für das Paar bedeutet die späte Elternschaft eine flexiblere Lebensgestaltung: Plötzlich haben mehrere Karrieren und Kinder Platz. Für die Kinder bedeutet sie ein Aufwachsen in einer stabilen Beziehung, die den Test der Zeit bestanden hat, umsorgt von reifen, erfolgreichen und wohlhabenden Eltern. Sie erhalten die Aufmerksamkeit, die für ihre Entwicklung am förderlichsten ist.

Digitale Medien haben unsere Beziehungen weiter entkörperlicht; das physische Zusammentreffen wird zur Nebensache, wenn Begegnungen in virtuellen Welten stattfinden können. Mit dem Aufstieg von künstlicher Intelligenz und der Verbreitung von smarten Alltagsgegenständen entwickeln sich alltägliche Beziehungen zwischen Menschen und Maschinen. Weil das Kommunizieren mit anderen Personen im Vergleich dazu viel Zeit und Nerven kostet, wird der soziale Austausch – und selbst eine Liebesbeziehung – mit Avataren oder Robotern zu einer möglichen und akzeptierten Alternative. Diese Art von Beziehung ist konfliktarm und von einer starken Ausrichtung auf die persönlichen Bedürfnisse des Menschen geprägt. Je intelligenter die Systeme werden, umso ähnlicher werden sie den Menschen: Sie haben Ansprüche an ihre Geliebten – und ihre eigenen Laster. Doch auch die besten Maschinen können den Menschen nicht ersetzen. Ihre Liebe ist Programm, es bleibt der Wunsch nach Beziehungen zu echten Menschen. Doch: So wie Flugsimulatoren Piloten auf eine Gewitterfront vorbereiten, könnten uns liebende Roboter helfen, unsere Beziehungskompetenzen für die grosse Liebe zu erweitern.

LIEBE MIT KÜNSTLICHER INTELLIGENZ

© Wojtek Klimek / W. I.R .E. / Swiss Life


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Interview mit Elke Guhl «Länger besser leben!» LEBENSLANGES SPAREN

© Wojtek Klimek / W. I.R .E. / Swiss Life

Sparen und vorsorgen Mit der höheren Lebenserwartung und dem sinkenden Wirtschaftswachstum gerät der Generationenvertrag unter Druck. Der finanziellen Vorsorge für das Alter kommt in der Folge eine immer bedeutendere Rolle zu. Gefragt sind neue Modelle, die die veränderten demografischen Verhältnisse aufgreifen. Die Bandbreite alternativer Vorsorgemöglichkeiten reicht von einer höheren Eigenverantwortung durch lebenslanges Sparen oder dem Verzicht auf externe Unterstützung durch Selbstversorgung bis hin zum Entscheid, gar nicht zu sparen – und dafür bis ins hohe Alter zu arbeiten. Insbesondere für

die Erhaltung von Gesundheit und Pflege spielen weitere Sparsäulen wie eine 4. Säule oder der Abschluss einer privaten Pflegeversicherung eine wichtigere Rolle. Auch dem Sparen von anderen Werten kommt eine hohe Bedeutung zu. Ein Beispiel ist die Zeitbank, bei der in soziale Tätigkeiten investierte Stunden einbezahlt und bei Bedarf wieder bezogen werden – für dieselben oder andere Leistungen. Der Ausspruch «Zeit ist Geld» wird so Realität: Immer mehr Menschen nutzen Vorsorgemodelle, bei denen nicht Geld, sondern Zeit gespart wird – schon in jungen Jahren, wenn sie noch fit genug sind, sich sozial zu engagieren.

«WIE WIR MORGEN LEBEN» Bestellen Sie das neue Buch zum Vorzugspreis! Die Gesellschaft altert zusehends, doch der Zugewinn an Lebenszeit eröffnet auch ungeahnte Möglichkeiten in der Lebensgestaltung. «WIE WIR MORGEN LEBEN» liefert Inspirationen zu künftigen Lebensmodellen und Anregungen für eine soziale Alterung. Die ersten 100 Interessierten erhalten das Buch zum Vorzugspreis von CHF 20.– (statt CHF 34.–). Bestellung mit der Antwortkarte im Umschlag des Magazins oder online auf: swisslife.ch/wire

SWISSLIFE Frühling 2017

Warum interessieren Swiss Life die Umstände, wie wir morgen leben? Die Zukunft der Schweizerinnen und Schweizer geht uns alle an, also auch unser Unternehmen, das sich intensiv mit Vorsorge befasst. Das Thema ist latent: In den nächsten 30 Jahren wird sich der Anteil der über 50-Jährigen weltweit verdoppeln; der Anteil der über 65-Jährigen in der Schweiz wird bis 2050 um 30 Prozent liegen – ein globaler Spitzenwert! Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Denklabor W.I.R.E.? Die Langlebigkeit ermöglicht völlig neue Szenarien für das Leben im Alter und erfordert ein neues Denken ausserhalb bekannter Muster. Um ohne Scheuklappen ans Werk zu gehen, war das Denklabor der ideale Partner. Also steht Ihr Unternehmen voll hinter der Idee, dass Mütter ihre Kinder erst mit 60 kriegen? Das Buch enthält provokante Vorschläge. Sie müssen nicht eins zu eins umgesetzt werden – aber sie sollen mithelfen, die Bevölkerung für das Thema der Langlebigkeit zu sensibilisieren und selbstbestimmtes Leben im Alter zu ermöglichen. Wieso engagiert sich Swiss Life stark für ein Thema, bei dem eigentlich Politik und Gesellschaft gefordert wären? Bei diesem Thema sind wir alle gefordert, auch die Wirtschaft, auch ein Unternehmen wie Swiss Life, das sich intensiv mit der Vorsorge befasst. Uns hat vor allem auch im Dienst der Kunden zu interessieren, wie man nicht nur länger, sondern auch besser leben kann.

Elke Guhl (48), ist Leiterin des Geschäftsbereichs Marketing bei Swiss Life.


Smart vorsorgen: Swiss Life myWorld Wie bin ich im Alter abgesichert? Wo liegt Optimierungspotenzial? Kann ich mir diese Immobilie langfristig leisten? Vorsorge ist vielseitig und von vielen Faktoren abhängig. Das Finanz- und Vorsorgeportal Swiss Life myWorld macht die Vorsorge digital. Ganz leicht verschafft man sich eine Übersicht über die persönliche Vorsorgesituation und plant mit wenigen Klicks die finanzielle Zukunft für ein selbstbestimmtes, langes Leben. Neben Swiss Life-Verträgen lassen sich auch Versicherungsunterlagen anderer Anbieter sowie Dokumente (Fahrzeugausweise, Hypothekenverträge etc.) hochladen und anzeigen. Bei jeder Simulation kann man auch online eine individuelle Offerte beantragen.

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Offenen Herzens durch die Welt reisen

Sarina Strebel (30), lebt in Winterthur und arbeitet bei einem kleinen Verlag in Zürich. Letztes Jahr ist sie mit ihrem Freund sechs Monate durch Neuseeland und Asien gereist. Sie hofft, dass sie auch mit 70 noch in einer intakten Welt leben kann.

Die App Oldify schickt Menschen fotografisch 40 Jahre in die Zukunft.

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Wo arbeiten Sie? Ich arbeite in der Grafik. Zu hundert Prozent, bei einem kleinen Verlag in Zürich. Wie wohnen Sie? Momentan in meiner 2,5-Zimmer-Wohnung, die ich seit einigen Monaten mit meinem Freund teile, da wir fürs Reisen letztes Jahr nicht zwei Wohnungen behalten wollten. Bald ziehen wir aber «offiziell» zusammen, in eine neue 4-Zimmer-Wohnung. Was tun Sie in Ihrer Freizeit? Ich lese gerne, mag schön gestaltete Magazine,

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Was werden Sie nach der Pensionierung tun? Die Pensionierung liegt zwar noch in weiter Ferne, aber ich werde dann hoffentlich wieder mehr Zeit haben, um malen und gestalten zu können. Wie werden Sie mit 70 wohnen? Mit 70 hätte ich gerne einen Garten. Unsere Wohnung sollte nicht weit weg von der Stadt sein. Damit alles mit dem Fahrrad oder zu Fuss erreichbar ist. Ein Ort mit Theater und Kino, wo auch Familie und gute Freunde leben.


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liebe Filme und gute Musik. Zudem habe ich das Wandern neu entdeckt und gehe am Wochenende gerne ein bisschen in die Berge – egal, ob im Sommer oder im Winter. Wie viel Geld brauchen Sie zum Leben? Im Alltag wird die Miete für die neue Wohnung der grösste Ausgabeposten sein. Ich habe kein Auto und bin mit dem GA unterwegs. Für gutes Essen, Kino und Theater gebe ich gerne Geld aus. Nach Möglichkeit lege ich aber auch etwas für die Zukunft beiseite. Was tun Sie für Ihre Gesundheit? Ich versuche, ausgewogen und frisch zu kochen und mich viel zu bewegen. Dem Alltagsstress zu entfliehen, gelingt mir aber nicht immer. Was ist Ihnen zurzeit am wichtigsten? Freunde und Familie, mit denen ich die schönen wie auch weniger schönen Seiten des Lebens teilen kann. Wovon träumen Sie? Ich wünsche mir, dass ich unabhängig bleibe und weiterhin mit dem, was ich gerne mache, mein Geld verdienen kann.

Ein Haus mit warmer Seele

Was werden Sie mit Ihrer freien Zeit anfangen? Ich werde hoffentlich meine Enkelkinder aufwachsen sehen und viel Zeit mit der Familie verbringen. Und natürlich weiterhin reisen. Wie viel Geld werden Sie zum Leben brauchen? Es wäre schön, wenn ich meinen Lebensstandard im Alter beibehalten und gegenüber Familie und Freunden weiterhin grosszügig sein könnte. Was tun Sie mit 70 für Ihre Gesundheit? Nach der Pensionierung habe ich dann für alles mehr Zeit: um zu kochen und um draussen in der Natur zu sein. Was wird Ihnen mit 70 am wichtigsten sein im Leben? Ich hoffe, dass es meinem Umfeld auch gut geht, wenn wir älter sind, und dass wir alle gesund bleiben. Wovon träumen Sie mit 70? Mit 70 werde ich – wenn alles gut läuft – offenen Herzens durch eine hoffentlich intakte Welt reisen.

«Das Haus haben wir in einem Immobilienportal entdeckt. Eine Besichtigung schien uns sinnvoll, aber die Skepsis war noch gross: In ein anderes Dorf ziehen? Längerer Arbeitsweg? Als wir jedoch ins Haus traten, da fühlten wir uns gleich wie daheim! Schon sprudelFamilie Rudolph (v.l.n.r): ten Ideen – da würden wir schlafen, Clio, Beatrice, Levi, Darkon und Lou. hier unser Büro einrichten und das wäre perfekt für die Kinder zum Spielen. Dieses Haus hat eine ganz besondere, wärmende Seele. Es gab uns augenblicklich das Gefühl, angekommen zu sein. Somit brauchten wir auch keine Bedenkzeit: In diesem Haus soll sich unsere Zukunft gestalten! Es liegt direkt am Bahnhof, auch Kindergarten und Schule sind zu Fuss zu erreichen. So profitieren wir von kurzen Arbeitswegen und können mehr Zeit als Familie verbringen.» SWISSLIFE Frühling 2017

Kieser schwitzt «Körpermitte stärken!»

«Beckenboden? Diese Muskeln sieht man doch nicht!», meinte ein Zuhörer, als ich vor einigen Jahren die weltweit erste Trainingsmaschine für den Beckenboden ankündigte. Nein, sehen tut man diese Muskeln nicht, umso mehr aber spürt man sie! Vorausgesetzt, sie sind trainiert und damit unserem Willen zugänglich. Allerdings besitzen viele Menschen in unserer Kultur vom Hals an abwärts wenig Körperbewusstsein. Nur schon Zehen einzeln zu bewegen, fällt vielen schwer. Und dass da eine wichtige Muskulatur im Unterleib ist, wissen noch längst nicht alle. Bisher war es auch schwierig, diese Muskeln gezielt zu trainieren. Beim konventionellen Beckenbodentraining, auch beim Yoga oder Pilates, war und ist es nicht möglich festzustellen, ob tatsächlich der Beckenboden kontrahiert. Es gibt darum gerade jetzt in der Frühlingszeit fünf gute Gründe, an einer Beckenbodenmaschine Ihre Körpermitte zu stärken: 1. Ein starker Beckenboden sichert die Kontinenz, indem er den Bauchraum zuverlässig nach unten abstützt und die Schliessmuskeln entlastet. 2. Der Beckenboden trägt zur Rumpfstabilität und damit zur aufrechten Haltung bei. 3. Krafttraining verbessert die Muskelstruktur des Beckenbodens vor und nach der Schwangerschaft. 4. Nach operativen Eingriffen an der Prostata hilft ein Beckenbodentraining, den Harnröhrenschliessmuskel wieder besser zu kontrollieren. 5. Ein gesunder Beckenboden unterstützt das sexuelle Empfindungsvermögen beim Geschlechtsverkehr. Werner Kieser (75), gelernter Schreiner, Ex-Boxer, Buchautor und Philosoph (MA), ist der erfolgreichste Krafttrainer Europas. Kiesers Blog: kieser-training.de/blog


Nicht eine Karriere macht glücklich, sondern das, was man tut Vor zehn Jahren liess sich Robert Weil mit seinem älteren Sohn für eine Swiss Life-Werbekampagne fotografieren. Dass er sowohl Kinderchirurg wie auch aktiver Vater sein kann, verdankt er seiner Frau. Die Kinderärztin hat ihn immer unterstützt. Text: Yvonne Eckert, Bild: Tom Haller

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dfi.indd 1 arriere war nie ein Begriff, der für agazin_Arzt_210x275_ Anz_Keine_Karriere_M mich Bedeutung hatte. Ich wollte war gerade erst zur Welt gekommen. Es das tun, was mir Freude macht, zusammen war eine stressige, aber auch spannende Zeit. Im mit Leuten, die mich tragen. Deshalb bin Herbst machte ich die Facharztprüfung und Ende ich spielerisch mit der provokativen Aussage «Ich 2006 beendete meine Frau ihre Ausbildung. Sie ist hätte nie gedacht, dass ich so gerne keine Karriere Kinderärztin. Wir haben uns im Spital kennen gelernt. mache» umgegangen. Auch weil ich wusste, was daDie Reaktionen auf die Kampagne liefen meist auf hinter steht: Dass man nie im Voraus weiss, was das der lustigen Ebene ab: «Bist du jetzt Hausmann?» Leben bringt, vieles passiert zufällig. Dan, mein Sohn Ich wollte diese Aussage nicht in dem Sinn raustraauf dem Bild, war damals 16 Monate alt und Finn gen, wie sie später auch in einem Magazin kritisiert


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Robert Weil (48) ging als Kind gerne zum Doktor. Während seines Wahlstudienjahrs arbeitete er in verschiedenen Kinderspitälern und fand in der Chirurgie seine Berufung. Der Kinderchirurg wohnt mit seiner Frau, die als Kinderärztin arbeitet, und seinen zwei Söhnen, Dan (12) und Finn (10) in Zürich. Nebst seiner Tätigkeit als Oberarzt im Kinderspital Zürich spielt er in seiner Freizeit Geige und geht auch mal gerne alleine ins Museum.

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wurde: Wenn der Vater zuhause ist, macht er keine Karriere. Für mich war aber immer klar, dass ich mich an der Kinderbetreuung beteiligen wollte. Meine Frau und ich mussten uns schon gut organisieren: In meinem Fach hat es wenig Ausbildungsstellen, da ist Teilzeit schwierig, deshalb habe ich lange 100 Prozent gearbeitet, sie zwischen 50 und 60 Prozent. Zum Glück gab es bei uns auf der Kinderchirurgie eine sehr angenehme Dienstregelung. Arbeitete ich nachts oder am Wochenende, hatte ich unter der

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Woche frei. Ich war mit den Buben oft im Gemeinschaftszentrum im Quartier und einer der wenigen Papis, die morgens noch schnell mit den Kindern schwimmen gingen. Doch nur dank dem Einsatz meiner Frau konnte ich Vater und Chirurg sein. 2008/2009 arbeitete ich als Oberarzt in St. Gallen, weil es keine fixe Oberarztstelle in Zürich gab. Damals hatte es meine Frau wirklich streng. Dann liess ich halt den Rapport ausfallen, damit ich die Buben wenigstens einmal in der Woche von der Kita abholen konnte. Vor zwei Jahren habe ich auf 80 Prozent reduziert. Das geht, weil ich ein gutes Team habe, und natürlich hilft es, dass andere das Feld schon etwas vorbereitet haben. Auch bei uns in der Chirurgie arbeiten immer mehr Mütter. Das gemeinsame Abendessen gelingt uns eigentlich immer. Und Dan und Finn wissen, dass meine Frau und ich unsere Jobs sehr gerne machen. Dass wir beide zufrieden sind, kommt auch ihnen zugute. Ich bin nicht habilitiert und habe im akademischen Sinne tatsächlich keine Karriere gemacht. Wenn man das Ganze aber von ausserhalb betrachtet, habe ich eine Super-Karriere: Ich arbeite auf der chirurgischen Abteilung in einer renommierten Universitätskinderklinik. Dieser Ort hat eine wahnsinnige Entwicklung durchgemacht, und ich bin ein Teil davon. Ich habe den Ort und die Patienten gefunden, mit denen ich gut «z’Schlag» komme. Kinder sind einfach positiv, und ich finde die Arbeit mit ihnen motivierend. Ihre Dankbarkeit, ihr Spirit und ihre Kraft sind anders. Es freut mich sehr, wenn mir ein Kind, dem ich den gebrochenen Arm gerichtet und eingegipst habe, später eine Zeichnung in die Sprechstunde mitbringt. Es gibt vieles, was mich analytisch herausfordert, aber ich mag auch den Alltag. Die Schnattere am Kopf, die ich nähe, beispielsweise. Man weiss ja nie, wie der Tag abläuft. Gestern begann es mit einer Operation bei einem zwei Wochen alten Baby, das zu früh geboren wurde, dann gabs eine Besprechung zur Reorganisation der Sprechstunden, danach eine Kinderschutzsitzung. Ich weiss nicht, ob man Karriere planen kann. Ich hatte das Glück, dass es mir an der ersten Stelle, auf einer Kinderchirurgie, gleich gefallen hat. Vieles hängt davon ab, welchen Menschen man in diesen Momenten begegnet. Was für eine Atmosphäre herrscht, welches Feedback man kriegt. Doch es ist nicht die Karriere, die einen glücklich macht, sondern dass das, was man tut, zu einem passt. Dass man morgens aufsteht und sich freut und abends denkt: Das war ein guter Tag.

Das Budget im Griff Wissen Sie, wie viel Sie jeden Monat ausgeben und wie viel Sie sparen können? Sein eigenes Budget zu kennen, ist Grundvoraussetzung für die persönliche Vorsorge- und Finanzplanung. Insbesondere dann, wenn etwas Unvorhergesehenes wie ein Unfall oder eine Krankheit die Pläne durcheinander bringt. Einen ersten Anhaltspunkt liefert unser Budgetrechner. Dieser ersetzt aber nie eine persönliche Beratung durch einen unserer Vorsorgespezialisten.

@ Fragen zur Finanzplanung? Schreiben Sie Annette Behringer, Finanzexpertin bei Swiss Life: annette.behringer@swisslife.ch. Senden Sie uns die Karte im Umschlag des Magazins oder gehen Sie auf swisslife.ch/finanzplanung


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Jedes Teil ein Unikat

Seit 1817 gibt es die Glashütte Hergiswil am Vierwaldstättersee. 1975 wäre die direkt am See gelegene Fabrik um ein Haar geschlossen worden. Der Designer und Auslandschweizer Roberto Niederer rettete das Unternehmen; heute führt sein Sohn mit über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die älteste Glashütte der Schweiz – ein Traditionsunternehmen, das moderne Formen mit altem Handwerk verbindet.


Tour de Suisse // 41

So kommen Sie hin Am schönsten mit dem Schiff ab Luzern. Vom Schiffsteg zur Glasi sind es nur fünf Minuten zu Fuss. Ermässigte Fahrkarten offerieren die SBB.

Dann ist geöffnet Die Glasi ist von Montag bis Freitag von 9:00 bis 18:00 Uhr geöffnet, am Samstag von 9:00 bis 16:00 Uhr. Produktion und Kugelblasen jeweils bis 17:00 Uhr, am Samstag bis 16:00 Uhr. Vor Feiertagen ist die Glasi ab 17:00 Uhr geschlossen.

Das erwartet Sie Der spektakuläre, drei Millionen Franken teure Glasschmelzofen, der bei 1500 Grad Celsius seit dem 7. Februar 2012 ohne Unterbruch mit Gas und Strom 24 Stunden lang in Betrieb ist und pro Tag 4 Tonnen Glas schmilzt. Von der Galerie kann man den Handwerkern bei bester Sicht auf die Glasmacher-Plattform bei ihrer Arbeit zuschauen. Dazu gibt es die vom Europarat als «eines der schönsten Museen Europas» ausgezeichnete Schau, welche die Entwicklung des Handwerks und die wirtschaftlichen Höhen und Tiefen des Unternehmens schildert. Im Glaslabyrinth schliesslich werden die Besucher mit Licht- und Audioeffekten vorbei an 77 Glasscheiben in ein Gesamtkunstwerk aus Licht, Klang und dem Spiel mit der Illusion geführt.

i Gut zu wissen Als Highlight kann man auf der Zuschauertribüne für 20 Franken und mit Hilfe eines Glasbläsers seine eigene Glaskugel blasen. Nach etwa 15 Minuten ist die erkaltete Kugel zum Mitnehmen bereit. Auf Wunsch gibt es auch ein Erinnerungsfoto und einen Film auf YouTube.

Guten Appetit Bei Hunger und Durst muss man nicht lange suchen: Der Glasi angegliedert ist das Glasi Restaurant Adler, das saisonale kulinarische Überraschungen in allen Preislagen serviert. Ein Erlebnis spezieller Art ist das auf verschiedenen Glastellern servierte «Glasi-Menü».

© Mario di Marco

Auch noch zu entdecken Unweit von Hergiswil wird auf dem Bürgenstock in Obbürgen emsig gebaut, im Sommer soll das grösste Schweizer HotelResort wiedereröffnet werden. Die Sicht auf die Zentralschweiz ist von dort fantastisch.



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Text: Michael Bahnerth, Bild: Tom Haller

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Fliegen-

fischerin Es gibt Mädchen, in denen schlägt ein Jungenherz. Sie wollen nicht Prinzessin sein, haben keine Freude an hübschen Kleidern und die Haare tragen sie immer kurz. «Mädchen-RöckchenZeugs», sagt Erna Honegger dazu. Erna war so ein Mädchen, das nie wie eines gelebt hat. Sie lebte ihr eigenes Leben.

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rna stammt aus Mollis, das gehört heute zur neu geschaffenen Gemeinde Glarus Nord. Mollis war einmal ein wenig gut gehende Textilindustrie, war Militärflugplatz, war Zweigstelle des Hi-Fi-Highenders Revox und ist heute eher Wohn- als Arbeitsort; ein nicht unhübsches Schlafdorf im stets etwas schläfrigen Kanton Glarus. Auf dem Friedhof liegt ein ganz kleines Stückchen Weltruhm begraben: Fritz Zwicky, der Physiker, immer noch Mr. Supernova, 123 davon entdeckte er, das ist Weltrekord. Zwei Jahre, bevor Erna auf die Welt kam, stellte er 1938 in den USA die Theorie auf, dass Supernova-Explosionen die Folge eines Gravitationskollapses seien, dass es Neutronensterne gebe und Dunkle Materie. Auch Erna wird eines Tages auf diesem Friedhof liegen. Angst vor dem Sterben hat sie nicht. Wichtig wäre einfach, sagt sie, dass sie nicht vor ihrem Hund stirbt, das möchte sie nicht, ihn allein lassen, sie verlassen müssen, die 13-jährige Colleen. Deswegen wird es auch ihr letzter Hund sein. Acht Hunde gingen mit ihr durchs Leben. Wie wird das Leben ohne Hund sein? Sie schweigt und zuckt mit der Schulter. Sie hat ein Leben ohne Männer gelebt, aber ohne Hund? Die Forellen werden ihr bleiben. Erna fischt seit 70 Jahren. Immer in denselben Gewässern um Mollis herum, in den Bächen dort, am Linthkanal, im Walensee. Wie viele Forellen es waren, weiss sie nicht. Bis vor 20 Jahren waren es jedenfalls mehr, 200 pro Saison, aber vor 20 Jahren hörte die Welt ein wenig auf, eine gute für Forellen zu sein: «Ja, Dünger halt und Chemie», sagt Erna. Habe die Uferlandschaft ausgedünnt. «Heugümper zum Beispiel, die sieht man ja kaum noch. Und Forellen mochten Heugümper.» Hinzu kam dann auch da und dort noch die Absicht des Menschen, klüger zu sein als die Natur. Da wurden Elritzen ausgesetzt in Seen, damit die Forellen mehr zu fressen hätten. Dann frassen aber die Elritzen die kleinen Egli. Also hat man Hechte in den See gesetzt, damit sie die Elritzen fressen. Aber die Hechte frassen dann die Forellen. Erna zuckt mit den Schultern. Ging schon besser, das mit den Fischen und der Welt. Als andere Mädchen mit ihren Röckchen Mädchenzeugs veranstalteten, war sie mit ihrem Vater fischen. Morgens um vier Uhr früh ging es los, mit dem Fahrrad zu den Fischgründen, in eine Welt, die die dunkle Energie in Ernas Leben wurde. Fliegenfischen, auf Forellen und Hechte.

Honeggers waren eine Fischerfamilie an Land. Ihre Mutter besass vor 70 Jahren das erste Fischerpatent des ganzen Kantons. Ihr Vater, ein Pinselstieldreher, hatte auf seinem Arbeitsweg Fischkästen voller Forellen im Wasser. Nach Feierabend brachte er die gefangenen Tiere ins Dorf, kippte sie in Bottiche oder in den Molliser Dorfbrunnen und verkaufte sie. Als Erna zehn war, durfte sie das erste Mal im Stehen auf dem Walensee das kleine Fischerboot rudern, «Stehrudern», sagt sie, Ruderschläge in eine Männerwelt waren es, «das war eine Ehre». Die drei «K», hiess das damals, als die Forellen noch ein gutes Leben hatten, die Schweiz kein Frauenstimmrecht, die ersten Fernseher kamen, die Männer Hüte trugen und die Frauen Mieder, als noch klar war, was anständig war und was nicht und wo die Welt gut war und wo nicht, und die drei «K» umschrieben die Welt der Frauen: Kinder, Küche, Kirche. Mädchenzeugs für Frauen, fand Erna. Sie wollte Rossknecht werden, wie das damals hiess, ein Männerberuf. Vielleicht noch Dekorateurin, aber da hiess es, ein Mädchen habe zu wenig Kraft dafür. Dass sie eine zwölfpfündige Forelle, die einen halben Meter lang ist, aus dem Fluss ziehen konnte, zählte nicht. Rossknecht? Träum weiter, sagte der Vater, der gerade seinen Hobby-Fischerladen von der Stube in den neu umgebauten Keller zügelte. Dann kam der Gasableser Erna zu Hilfe, sagte: «Lass sie doch. Wenn’s zu streng ist, kommt sie sowieso zurück.» Erna ging auf ein Gehöft und trat aus der Engstirnigkeit des Dorfes, das voll war von «Leuten halt, die das Dorf noch nie verlassen hatten». Sie ging nach Elgg, das war 65 Kilometer weiter nördlich, zu Paul Weier, der damals der unumstrittene Hengst unter den Turnierreitern war. Die Mutter Weiers ritt als eine der ersten Frauen Pferderennen. Erna war angekommen in einem kleinen Gehege der selbstverständlichen Gleichberechtigung, in dem Geschick die Währung war und nicht Geschlecht. Erna wollte Reitlehrerin werden, aber das sei für Frauen wie verboten gewesen. So wurde sie zuerst Bereiterin, folgte dann aber ihrem eigenen Fluss und ging nach Italien, da konnte sie Reitlehrerin sein, kümmerte niemanden dort, eine schöne Zeit sagt sie, aber dann hätten sie dort eine Autobahn mitten durch die Reitschule gebaut, und das Gehöft war Geschichte. Pferdestärken statt Pferde. Erna packte die Koffer. Erna kommt daher, wie eine Frau ohne Gepäck. Sie ist eine überaus geglückte Mischung aus Bescheidenheit und

«Heugümper zum Beispiel, die sieht man ja kaum noch. Und Forellen mochten Heugümper.»


Bei der Herstellung künstlicher Köder wie dem «Streamer» gelingt es Erna Honegger, die Natur perfekt zu kopieren. SWISSLIFE Frühling 2017


Die alte Frau und der See: Schon als Kind liebte es Erna Honegger, am und auf dem Walensee zu fischen.


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diesem unabdingbaren Mut, den es braucht, um gegen den Strom zu schwimmen und dem eigenen Lebensentwurf zu vertrauen. Sie war schon emanzipiert, als es das Wort noch gar nicht gab im kollektiven Bewusstsein. Sie folgte nur sich selbst, wählte stets die Freiheit und nie den goldenen Käfig. Für Männer blieb sie ein Fisch, der unangelbar war. Sie war gerne verliebt, immer wieder, das schon, vielleicht weil Verliebtsein etwas ist, das sich grenzenlos anfühlt. So wie unendlicher Galopp. Wenn es dann ernst wurde, galoppierte Erna davon. «Ich brauchte keinen, der mir sagte, was ich tun solle und was nicht.» Erna kam zurück, wollte nach Davos, blieb dann aber in Mollis, und es war für immer. Sie wurde eine der ersten Malerinnen, sie war eine kleine Attraktion, die Leute blieben stehen, wenn sie malte, und schauten zu, verwundert, dass eine Frau das kann. Sie erntet beides, ein Lächeln und Respekt. Sie verlor zwar die Pferde, das war nicht leicht, gewann aber die Fische zurück und hatte eine Fünftagewoche und bezahlte Ferien. Tagsüber malte sie Fassaden, abends Pferde, das erste, das sie malte, hiess Colleen. Fische malte sie auch. Eine Galerie in Küssnacht stellte ihre Bilder aus. «400 Franken für ein Bild», sagt sie und zuckt mit den Schultern, sie war «stolz wie Anton», auch weil die Schauspielerin Anne-Marie Blanc eines ihrer Bilder kaufte, das Colleen-Bild. Zwölf Jahre malte sie ihr Leben, dann übernahm sie den Fischereiartikel-Laden ihres Vaters. 35 Jahre ist das her, und Erna war angekommen im Fluss ihres Lebens. Kein grosses Leben vielleicht, aber doch ein grossartiges auf seine Weise. Wahrscheinlich hat ihr das Fischen alles Wesentliche beigebracht; die Geduld, das Warten, das Gespür für den richtigen Ort zur richtigen Zeit, und dass wenn der Fisch heute nicht beisst, er es dann morgen tun wird, mit Bestimmtheit aber irgendwann. Erna ist ein Mensch, der den Satz sagen kann: «Ich habe meine Träume gelebt.» Ihr Fischereiartikel-Laden liegt mitten im Dorfkern von Mollis. Ein Brunnen steht da, vor dem der Hund auf einer Matratze liegt, es geht einen Treppentritt hinunter und da liegt das kleine Reich von Erna, das nächstes Jahr 70 Jahre alt wird. Es gibt Ruten, Spulen, nicht viele, aber darum geht man nicht zu Erna. Man geht zu Erna wegen der Fliegen, die sie bindet. Manche halten sie für die besten Fliegen der Welt. Schon ihr Vater hatte sie gebunden. Als der Fluss des Lebens

ihres Vaters versiegte, band sie die Fliegen. Es war wie immer. Fliegenbinden war Männersache und der männliche Tenor war: «Mit denen fängst du nichts.» Aber Erna brachte stets Forellen nach Hause, die gefangene Forelle war stärker als das Vorurteil, und die ersten Männer wollten ihre Ratschläge und probierten ihre Fliegen, und sie waren perfekt: «Die Forelle sieht ja nur die Silhouette, also muss die gebundene Fliege einfach aussehen wie eine echte. Damit sie echt aussieht, muss man die Natur beobachten und sie dann kopieren.» Fliegenfischen, sagt sie, habe noch einen anderen Vorteil, man würde den Satz doch kennen: «Rettet die Würmer, fischt mit Fliegen.» In den lokalen, nationalen und auch ein wenig in den internationalen Fliegerfischer-Kreisen, in der Champions League des Fischens, wurde Erna zu einer Institution, zu einer Respektsperson auch. Forellen lieben Ernas Fliegen, und Fliegenfischer lieben Forellen und so weiter. Die perfekte Kombination im Fliegenfischen ist, eine Fliege von Erna und die Angelrute in der Hand von Erna. Dann kommt es zu dem, was sie «einen perfekten Moment» nennt: Die am Abend zuvor gebundene Fliege in einem Bergsee genau dorthin zu werfen, wo man eine Forelle vermutet, also punktgenau, die Forelle dann auch tatsächlich dort ist und nach dem ersten Wurf an der Fliege hängt. 54 Zentimeter war die Bachforelle lang. Später steht sie auf der Strasse vor ihrem Laden und schwingt die Angel, hin und her, es ist eine einzige anmutig kraftvolle, perfekte Bewegung, fast ein bisschen Kunst. Sie gibt hin und wieder Kurse, das Interesse war auch schon grösser, aber das war die Population von Fischen ja auch. Ein paar Junge aus dem Dorf lernen gerade, «und wenn so einer kommt mit der ersten gefangenen Forelle... das ist schon schön.» Sie weiss nicht, wie viele Fliegen sie gebunden hat oben in ihrer kleinen Stube mit der kaum benutzten Küche, weil Erna jeden Abend auswärts essen geht, denn «kochen mochte ich noch nie». Am liebsten mag sie die «Hacktätschli» vom Restaurant. Dreimal die Woche jasst sie. Und manchmal nimmt sie sich einen «Scheider-Tag», wie sie das nennt, fährt zum Walensee, steigt in ihr Boot und fischt. «Ich bin gerne alleine», sagt sie und man denkt, so wie Erna wäre man das auch.

«Die Forelle sieht ja nur die Silhouette, also muss die gebundene Fliege aussehen wie eine echte. Man muss die Natur beobachten und dann kopieren.»

SWISSLIFE Frühling 2017


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Alpenbitter // 49

Die sonnige Frühlingsbotin Schlüsselblume (Primula veris) 1

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Die Blüte besteht aus fünf gelben Kronblättern.

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Aus dem Fruchtknoten entwickelt sich die 5 bis 10 mm lange ovale Kapselfrucht.

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Die dunkelgrünen Blätter haben eine runzlige Struktur.

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Illustration: Alexander Schmidt

Wenn ab März auf nicht zu trockenen Wiesen oder in Laubwäldern die ersten Blüten der Schlüsselblume spriessen, gibt es keine Zweifel mehr: Es ist Frühling! Weil die 10 bis 20 Zentimeter hohe Pflanze, eine Ur-Primelart, an den Schlüsselbund von Petrus erinnert, wird sie im Volksmund auch als Himmelsschlüssel bezeichnet. Die Blüten ohne Kelch wirken entwässernd und entzündungshemmend und sind zu empfehlen bei Blasen- und Nierenleiden. Die ätherischen Öle der Blüten wirken beruhigend und krampflösend – es geht die Rede, die Wirkstoffe würden auch Melancholie vertreiben. Gut helfen dabei mag beispielsweise ein Schlüsselblumen-Likör, bei dem 100 Gramm Schlüsselblumenblüten mit 300 Gramm Kandiszucker und 1 Liter Korn vermengt, gut verschlossen an einen warmen hellen Platz gestellt werden. Täglich einmal schütteln und nach sechs Wochen absieben und in Flaschen abfüllen.

Lieblicher Gaumenschmaus Eine Suppe, die hervorragend als Starter zu einem Gericht mit Kalbfleisch oder einem nachfolgenden milden Rindfleischgang passt. Für 4 Portionen 300 Gramm gewaschene und in feine Streifen geschnittene Schlüsselblumenblätter mit 1 Bund fein gehackten Frühlingszwiebeln und 250 Gramm fein geraffelten Kartoffeln in Butter anschwitzen, mit 1 Deziliter nicht zu saurem Weisswein und 9 Deziliter Gemüsebrühe aufkochen. Pürieren, mit Rahm, einer Prise Anis und Muskat, Liebstöckel und Salz abschmecken. Mit Schlüsselblumenblüten garnieren und servieren.


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Prototypen // 51

Wer hats erfunden? Die Schweiz ist voller Menschen, die mit tollen Ideen erfolgreiche Produkte lancieren. Einige Highlights zum Thema «Einzelstück». Frisch ab Hof Mammutsofa Einen Prototypen der besonderen Art entwickelte der Schweizer Designer Alfredo Häberli für das Möbelunternehmen Girsberger: Ein zwei Tonnen schweres, raumhohes Sofa mit vier Sitzstufen Medien-Koje im Gebäudeensemble «Haussicht» für Baufritz, und einem überhöhten entworfen von Alfredo Häberli. Fotografie: Jonas Kuhn Zürich Rücken. Das für den Fertighausbauer Baufritz gefertigte rund 30 000 Franken teure Unikat steht auf einem versteckten Podest auf Rollen und lässt sich mittels kugelgelagertem Drehteller von Hand je nach Gebrauch im Raum positionieren. alfredo-haeberli.com

Freitag? Immer!

Sie sehen sich zwar ähnlich, sind aber alle einzigartig: Keine der Taschen der Gebrüder Freitag, die weltweit zu Tausenden verbreitet sind, gleicht exakt der anderen. Vor über 20 Jahren entwickelten die beiden damaligen Grafikdesigner eine funktionelle und wasserabweisende Tasche aus gebrauchten LKW-Planen, ausrangierten Fahrradschläuchen und Autogurten. Aus der ersten Kuriertasche sind bis heute über 40 verschiedene Modelle – von der Smartphone-Hülle über die Einkaufstasche bis zur Laptop-Tasche – entstanden, seit 2014 haben sich die Brüder zudem mit F-ABRIC ein neues Rohmaterial geschenkt: von Grund auf selbstentwickelte Textilien aus Bastfasern. freitag.ch

SWISSLIFE Frühling 2017

Als die Eltern gerade in den Ferien waren, verkaufte 1991 der damals gerade 17-jährige Spengler-Lehrling Thomas Binggeli die letzten Schafe vom Hof, damit er sich das Werkzeug kaufen konnte, um fortan als «Thömus» die Velos von Nachbarn und Schulkollegen zu reparieren. Heute liefert das Unternehmen vor den Toren von Köniz nur massgeschneiderte Velos. Vielseitigstes «Thömus»-Modell ist der «Twinner». Ob als leichter Stadtflitzer oder als sportliches Pendlervelo: Jedes Rad zum Preis von 1290 bis 3890 Franken ist ein Unikat, individuell nach den Wünschen des Besitzers zusammengebaut. thoemus.ch

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Für die Dame Ein Modestück von Irene Studer im Wert von 2500 Franken – nach Mass und ganz nach Ihren Wünschen. Beantworten Sie unsere Wettbewerbsfrage: Wie viele Stunden benötigt die Herstellung eines Masskonfektionsanzugs für Herren (Maschine und Handarbeit)? Wir hoffen, dass Sie gut abschneiden. Die Gewinnerin wird nach dem Teilnahmeschluss persönlich benachrichtigt. Wir beglückwünschen die Gewinnerinnen des letzten SWISSLIFE-Wettbewerbs: Irene Cereghetti, Bottmingen; Marion Schmid, Zürich; Anne-Marie Belussi, Horn; Silvia Stähli, Büren; Monika Baumann, Winterthur; Karin Vauthier, Oberwil b. Zug; Karina Schäfer, Thalwil; Susanne Schwarz, Brugg; Susanna Petroccia-Lieberherr, Kreuzlingen; Marina Leroy, Genève.


Wettbewerb // 53

Für den Herrn Einen Massanzug von Alferano im Wert von 2500 Franken – ganz nach Ihren Vorstellungen für Sie geschneidert. Beantworten Sie unsere Wettbewerbsfrage: Wie viele Stunden benötigt die Herstellung eines Masskonfektionsanzugs für Herren (Maschine und Handarbeit)? Viel Glück bei diesem Preis nach Mass. Der Gewinner wird nach dem Teilnahmeschluss persönlich benachrichtigt. Den folgenden Gewinnern des letzten SWISSLIFE-Wettbewerbs gratulieren wir herzlich: Richard Lenz, Chur; Grégory David, Rueyres; Bernhard Thomann, Thun; Georg Schafer, Wünnewil; Jean-Yves Perruchoud, Lens; Kurt Brechbühl, Chur; Walter Zurlinden, Bad Zurzach; Armin Hauser, Aesch; Bernhard Schneider, Frauenfeld; Fabio Baiardi, Magliaso; Hans-Martin Kasper, Felsberg.

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Illustration: Luca Schenardi

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Anfang des 21. Jahrhunderts endete das Zeitalter der Massenproduktion. Der rasche Fortschritt bei den 3D-Druckern hatte dazu geführt, dass bald nur noch Einzelstücke produziert wurden. Noch waren die Möglichkeiten zur Individualisierung bescheiden. Kunden konnten zum Beispiel bei Kleidern die Passform, das Material und die Farben bestimmen oder Möbel und Fahrzeuge aus Einzelteilen selbst konfigurieren. Ein zunehmend dichteres Netzwerk von Körper- und Verhaltensdaten, die über smarte Uhren, Brillen, Kontaktlinsen und Kleider erhoben wurden, führte aber dazu, dass individuelle Merkmale jedes einzelnen Menschen immer präziser erfasst und einzelne Produkte dadurch genauer angepasst werden konnten. Die Einführung der individualisierten Medizin verstärkte diesen Trend, indem immer mehr Produkte von den Socken, über die Zahnbürste bis zum Sofa auch in Bezug auf die persönliche Gesundheit optimiert wurden. Einen besonders hohen Stellenwert gewann dabei die personalisierte Ernährung. Jede Mahlzeit wird individuell zubereitet mit Zutaten, die auf die individuelle genetische Disposition sowie auf den aktuellen Kalorienbedarf und die Tagesform abgestimmt werden – Bäckereien etwa backen jedes Brötchen nach Mass. Im Unterschied zu früher, als sich ein Unikat nur in ein paar Punkten von einem Massenprodukt unterschied, unterscheidet es sich jetzt bis in feinste Details und in so vielen Punkten, dass kein Mensch mehr in der Lage ist, alle Unterschiede zu erkennen – wir sind gewissermassen im Stadium der Retina-Individualisierung angelangt. Weiter hat das Internet der Dinge dazu geführt, dass Produkte nicht nur einmalig – in der Grundeinstellung –, sondern dynamisch und in Echtzeit je nach Situation individualisiert werden. Ein smartes Einzelstück lernt und passt sich flexibel an, wenn sich die Bedürfnisse des Nutzers oder sein Kontext ändern. Zum Beispiel verändert ein Kleid je nach

Temperatur und Stimmung der Trägerin die Farbe und Gewebestruktur, oder ein Stuhl passt sich ergonomisch an die Statur der Person an, die darauf sitzt. Einzelstücke waren wertvoll, solange sie rar und teuer waren. Doch ihr Wert sinkt, wenn jedes Produkt ein Original ist. Zudem eröffnen neue 3D-Scanning-, 3D-Design- und 3D-Druck-Technologien neue Perspektiven für das Kopieren: Alles, was man sieht und was einem gefällt, lässt sich scannen und digitalisieren. Und alles, was digitalisiert werden kann, kann mit einem 3D-Drucker als Eins-zu-eins-Kopie reproduziert werden. So haben die meisten Museen ihre Exponate digitalisiert und mittels 3D-Druck die Sammelstücke aus der Vergangenheit so originalgetreu nachgebildet, dass es auch für Fachleute ohne Spezialwerkzeuge fast unmöglich ist, einen Unterschied zu erkennen. Zurzeit arbeitet die Forschung an der nächsten Generation von intelligenten 3-D-Druckern, die nicht nur perfekte Kopien machen, sondern selbst neue Meisterwerke erschaffen können. Das Projekt «The Next Rembrandt» hat mithilfe eines Algorithmus ein Bild gefertigt, das alle Merkmale eines Rembrandt-Gemäldes hat – bald werden mit diesem Verfahren täglich Millionen einzigartiger Kunstwerke entstehen.

Karin Frick schaut für SWISSLIFE in die Zukunft. Die Ökonomin erforscht und analysiert seit vielen Jahren Trends und Gegentrends in Wirtschaft, Gesellschaft und Konsum. Sie ist Leiterin Research und Mitglied der Geschäftsleitung des Gottlieb Duttweiler Instituts.



www.swisslife.ch/magazin

SWISSLIFE // Frühling 2017 // Einzelstück

Illustration: Stephan Liechti


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