Joseph Staub

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Geschichten, die das Leben schreibt 33 Jahre lang führte Joseph Staub (heute 76ig) ein beschauliches Leben. Bis die Idylle in einer lauen Sommernacht anno 1970 auf einen Schlag brutal zu Ende ging. «Nein, ich kann nicht über eine schwere Jugend klagen. Ich hatte auch keinen gewalttätigen Vater und erst recht keine alkoholsüchtige Mutter. Im Gegenteil, ich hatte eigentlich eine schöne Kindheit – und trotzdem habe ich mein halbes Leben am Rand des Abgrunds verbracht.» Aufgewachsen bin ich zusammen mit 7 Geschwistern auf einem Bauernhof im Wallis. Zwar mussten wir alle schon in jungen Jahren auf dem Hof mitarbeiten, aber ich habe immer gern gearbeitet und auch gern geholfen. Bauer, wie mein Vater, wollte ich nicht werden, darum entschloss ich mich mit 16, eine Lehre als Installateur zu machen. Auf die Lehre folgte eine Festanstellung in Biel, wo ich nicht nur gute Kollegen fand, sondern auch eine liebenswerte Frau. Silvia, so hiess meine grosse Liebe, hatte zwar noch andere Verehrer, aber irgendwie war ich ihr besonders sympathisch (oder war mir das Glück damals einfach besonders hold). Jedenfalls wurde Silvia schon bald meine Frau. Von ganz, ganz oben ... Unsere Liebe war innig und so vergingen kaum zwei Jahre, bis unsere kleine Sonja auf die Welt kam. Das Glück schien perfekt und nie hätte ich gedacht, dass es einmal so jäh zu Ende gehen würde. Es war an einem Freitagabend, als ich ausnahmsweise mit meinen Kollegen von der Firma noch auf eine Landchilbi ging. Mit dabei war auch Toni, der eigentlich ein fleissiger Arbeiter und flotter Kumpel war, aber leider mit steigendem Alkoholpegel immer aggressiv wurde. Toni hatte an diesem Abend sicher schon 10 Stangen intus, als er plötzlich auf einen wildfremden Festbesucher losging. Ich wollte Toni zurückhalten, aber das passte ihm gar nicht. Aus dem Nichts heraus versetzte er mir einen Faustschlag, der mich zu Boden warf. Was danach geschah, weiss ich nur vom Hörensagen. Offenbar bin ich wie ein gefällter Baum auf die geteerte Strasse gestürzt und habe mir beim Aufprall einen schweren Schädelbruch zugezogen. Ein ganzes Jahr lang lag ich im Spital. Dort wurde ich zwar nach bestem Wissen «zusammengeflickt», aber fortan war ich ein Halbinvalider, der zu nichts mehr nutz war. ... nach ganz, ganz unten. Obwohl es mir vorkommt, als wäre das alles erst gestern geschehen, liegt dieses einschneidende Ereignis schon viele, viele Jahre zurück. So, wie es die ersten 33 Jahre in meinem Leben nur aufwärts ging, führte mein Weg seit diesem Vorfall nur noch abwärts.

Ein einziger Faustschlag von einem Kollegen nahm mir alles: Gesundheit, Arbeit, Frau und Freunde.

Nachdem ich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an meine Arbeitsstelle zurückkonnte, verfiel ich mehr und mehr dem Alkohol. Immer tiefer versank ich in Schwermut und Selbstmitleid, bis sich erst meine Kollegen und dann auch noch meine Familie von mir abwandte. Auch wenn es hin und wieder Lichtblicke in meinem Leben gab, fehlte mir die Kraft, mich aus meinem eigenen Elend zu befreien. Und wahrscheinlich wäre ich heute nicht mehr am Leben, wenn mich nicht eine göttliche Fügung mit einem alten Freund und der Heilsarmee zusammengebracht hätte. Dank alten Ski zu einem neuen Leben. Das kam so: Weil bei mir im Keller noch ein paar alte Ski standen, fragte ich die Brocki Biel, ob sie vielleicht Interesse daran hätten. Ein Mitarbeiter von ihnen kam, sah mich, erkannte mich und lachte mich an: «He Joseph, was machst du denn so allein hier, komm doch mit zur Heilsarmee!» Ich ging – und ich sollte es nicht bereuen. Nach Jahren der Einsamkeit fand ich in der Heilsarmee wieder Halt, ein neues Zuhause und eine neue «Familie». Die langen Gespräche mit Mitarbeitern und mein neu gefundener Glaube an Jesus Christus halfen mir, vom Alkohol loszukommen und wieder Fuss zu fassen. Plötzlich gingen für mich wieder Türen auf, die während Jahren verschlossen gewesen waren. Mit meiner Tochter, die ich jahrelang nicht mehr gesehen hatte, habe ich heute wieder ein prima Verhältnis. Und o Wunder, mein alter Arbeitskollege, der so viel Leid über mich gebracht hatte und sich die ganze Zeit um eine Entschädigung drücken konnte, wurde jetzt per Gericht doch noch zu einem Schmerzensgeld verklagt.

* Bei der hier dargestellten Lebensgeschichte haben wir die Namen geändert und die Bilder von anderen Personen verwendet. Dies zum Schutz der Privatsphäre von Joseph Staub.

Wenn ich heute über mein Leben nachdenke, dann bin ich trotz meines Leidensweges glücklich und denke oft für mich: «Ja, Gott hat mich wirklich schwer geprüft, aber er hat auch meine Seufzer gehört und hat mir geholfen.»


Menschen wie Joseph Staub finden mit uns wieder Boden unter den Füssen. Als Joseph Staub zum ersten Mal im Korps der Heilsarmee Biel aufgetaucht ist, haben wir ihn sofort herzlich willkommen geheissen. Seit Sommer 2010 ist er nun Mitglied im «engeren Freundeskreis» der Heilsarmee. Zu Anfang waren wir es, die ihm geholfen haben, heute ist er es, der uns seine Hilfe für alle möglichen Arbeiten zur Verfügung stellt. Für beide Seiten ist die aktuelle Situation beglückend und ideal.

Suppe, Seife, Seelenheil. Wie die Heilsarmee mit Ihrer Hilfe hilft:

Offene Ohren:

Freie Betten:

Gedeckte Tische:

Tröstende Worte:

Alles beginnt mit einer einfühl­ samen Person, die sich eines hilfesuchenden Menschen annimmt. Darum empfangen wir Menschen in Not sowohl in unseren 8 Sozialberatungs­ stellen als auch in unseren 55 Heilsarmee-Gemeinden mit offenen Armen und Ohren.

Wer den Boden unter den Füssen verloren hat, hat oftmals auch kein Dach mehr über dem Kopf. In insgesamt 7 Wohn- und 5 Übergangs­ heimen, 4 Alters- und Pflege­ heimen und 2 Passantenheimen bieten wir jede Nacht über 1200 Menschen ein Obdach. Zusätzlich führen wir noch 1 Jugend- und 6 Kinderheime.

Oft ist das Problem eines hilfesuchenden Menschen ganz profan. Er oder sie hungert nach Essen oder nach ein bisschen Gesellschaft. Darum laden wir gern zu Tisch. Zum Beispiel bei unseren diversen Mittags­tischen für Jung und Alt, aber auch bei unseren Weihnachts­feiern oder den Frauen-Zmorgen.

Unser Tun ist geprägt durch unsere Beziehung zu Gott. Darum bringen wir die Menschen mit Jesus Christus in Berührung. Nicht zuletzt mit unseren Gottesdiensten, die jeden Sonntag in 55 HeilsarmeeGemeinden stattfinden. Aber auch unsere psychiatrische Spitex und der Gefängnisdienst sind wertvolle Angebote für Menschen in Not.

Stiftung Heilsarmee Schweiz | Laupenstrasse 5 | Postfach 6575 | 3001 Bern | Telefon 031 388 05 35 | Fax 031 382 05 91 spenden@heilsarmee.ch | heilsarmee.ch | Spendenkonto 30-444222-5


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