Bild: Corinne Gygax
5/2020
Zweimonatszeitschrift für Salutisten und Freunde der Heilsarmee
Die Seelsorge in der Heilsarmee Innere Nöte lindern: Drei Seelsorger berichten Haiti: Zehn Jahre nach dem Erdbeben blicken wir zurück Aus dem Leben der Heilsarmee
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EDITORIAL
GESCHENKIDEE
Balsam für die Seele Livia Hofer
Leitbild der Heilsarmee Die Heilsarmee ist eine internationale Bewegung und Teil der weltweiten christlichen Kirche. Ihre Botschaft gründet auf der Bibel. Ihr Dienst ist motiviert von der Liebe Gottes. Ihr Auftrag ist es, das Evangelium von Jesus Christus zu predigen und in seinem Namen menschliche Not ohne Ansehen der Person zu lindern.
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DIALOG · Zweimonatszeitschrift der Heilsarmee · Oktober 2020
DIALOG MIT GOTT Bild: Giuseppe Donatiello flickr.com
„Einer trage des anderen Last”, legt uns die Bibel nahe (Galater 6,2). Warum sagt sie nicht: Ein jeder trage seine eigene Last? Ob meine eigene Last oder die einer anderen Person − Last ist Last. Oder nicht? Diese Aufforderung bezweckt wohl, dass wir uns einander zuwenden und dass Anteilnahme entstehen darf. Anteilnahme ist Balsam für die Seele. Wie gut tut es mir, wenn mich jemand versteht, wenn ich spüre, dass jemand anders meinen Schmerz erahnt, wenn ich wahrnehme, dass sich jemand für mich interessiert. Schon dies allein macht, dass mir ein Stein vom Herz fällt, und wie ein sanfter Sonnenstrahl zeigt sich manchmal von ferne gar der Ansatz einer Lösung. Anteilnahme ist eines der Prinzipien, die in der Seelsorge aktiv sind. In dieser DIALOG-Ausgabe kommen drei Seelsorger zu Wort, die ganz verschieden und mit unterschiedlichen Zielgruppen arbeiten. Da ist zum einen Basile Langoul, dessen Berufung es ist, Obdachlosen und drogenabhängigen Personen in den Strassen von Genf als Seelsorger zu dienen. Im Interview schildert er den langen Weg zum Vertrauen dieser vom Leben gebeutelten Menschen (S. 5). Zum anderen berichtet Stephan Braun, der während des Corona-Lockdowns fünf Monate lang das Seelsorgetelefon der Heilsarmee Zürich-Oberland betreut hat. In über 800 Anrufen durfte er Menschen dabei begleiten, Ordnung in ihr Leben zu bringen (S. 6). Major Markus Walzer schliesslich leitet die neue OE Seelsorge am Hauptquartier und spricht von seiner Vision, das Seelsorgeangebot in den sozialen Institutionen der Heilsarmee zu entwickeln und zu fördern (S. 4).
Unvollendete Schöpfung Ach Herr, wie viele Welten hast du erschaffen? Und doch vollendest du keine davon. Hast du noch ein paar Sterne übrig, Die du in deiner riesigen Milchstrasse Wie Konfetti säen kannst? Wunderbare Schöpfung! Milliarden von Sternen! Satelliten deiner Herrlichkeit! Ewigkeit, die mir meine Sprache verschlägt! Verwundert, erstaunt Bete ich: „Bitte antworte mir!” Du gabst uns so viel zum Nachdenken. Woran hast du gedacht, als du den Menschen erschaffen hast? Ja, sage mir, Schöpfer Gott, und versprich mir, nicht zu lachen! Warum gibt es in all dieser Harmonie Die Dissonanz mit Namen «Mensch»? Höre ich richtig, Herr? Du lachst? Ja, es ist wahr! Warum habe ich es nicht erkannt? Solange es einen Menschen gibt, Der dich machen lässt, Bleibt deine Schöpfung unvollendet!
General John Gowans (†)
HA-INFO
Ist die helfende Beziehung eine Wissenschaft? Eine Kunst? Ein Know-how? Ein Beruf? Sicherlich führen manche Menschen intensive und interessante Debatten, um diese schwierige Tätigkeit zu definieren, bei der man sich im Namen unseres himmlischen Vaters in den Dienst der Menschheit stellt: die geistliche Begleitung, die Seelsorge. Die helfende Beziehung kümmert sich um das menschliche Leben und die Schwierigkeiten, die es mit sich bringt. Sie stellt den Menschen ins Zentrum – mit all seinen erstaunlichen Möglichkeiten, aber auch mit all seinen Schwächen und vor allem mit all seinen Verletzungen. Und selbstverständlich gehört es zur Aufgabe einer helfenden Beziehung, Menschen dabei zu unterstützen, ihre Verletzungen zu verstehen, damit sie, wenn möglich, heilen.
Anderen Menschen etwas wert sein Natürlich geht es bei einer helfenden Beziehung darum, Männer und Frauen zu befähigen, mit ihrem Leben zurechtzukommen. Nun habe ich mir aber folgende, eher zufällige Frage gestellt: Was, wenn die helfende Beziehung auch darauf abzielt,
herauszufinden, ob ich den anderen etwas wert bin? Manche meiner Offizierskollegen berichten mir ab und zu davon, wie sie sich fühlen, wenn sie Menschen im Gefängnis besuchen. Sie haben das Gefühl, dass ihr Dienst geschätzt wird. Manchmal reicht die Zeit allerdings nicht aus, um alle Personen zu besuchen, die sich in die Besuchsliste eingetragen haben. Könnte es sein, dass es gerade das ist, was diese Menschen spüren wollen, die nicht in Freiheit leben? Dass sie jemandem etwas wert sind? „Bin ich für diesen Offizier, diese Offizierin, diesen Seelsorger, diese Seelsorgerin wichtig?”
Interesse ohne Verpflichtung Natürlich bedeuten ihnen diese Menschen etwas! Das ist aber auch das Herausfordernde an diesem Dienst, an dieser hel-
B il d :
Major Jean-Marc Flückiger, Leiter Abteilung Kirchliches Werk
C o r in n e G y g a x
Ich bin jemandem etwas wert
fenden Beziehung, die so komplex ist: Es gilt, Interesse zu zeigen, gleichzeitig darf man sich aber nicht an Menschen binden. Hier kommt die übernatürliche Seite der helfenden Beziehung ins Spiel. Die Person, die begleitet wird, ist für den Begleiter wichtig. Aber es ist nicht das, was im Endeffekt zählt.
Wir sind dem Schöpfer etwas wert Was zählt, ist die aussergewöhnliche Botschaft, dass für Gott jeder Mensch wertvoll ist. Wir sind keine Nummern, wir sind keine Früchte des Zufalls. Wir sind Gott, dem Schöpfer des Universums, etwas wert. Du bist Gott wichtig, ich bin Gott wichtig, ich bin nicht allein auf dieser Welt. Diese Erkenntnis kann ein Leben verändern.
OFFEN GESAGT
Wer denkt schon an mich? Kommissäre Henrik und Lisbeth Andersen, Territorialleiter
Vor mehr als 50 Jahren schrieb John Gowans, der spätere General der Heilsarmee, in einem Lied: Do you sometimes feel no one truly knows you? And that no one understands or really cares? (Es gibt Tage, da fühlst du dich ganz verlassen, unverstanden von der Welt und ungeliebt.)
B il d :
Seit diese Zeilen geschrieben wurden, haben sich unsere Möglichkeiten, einander zu kontaktieren, ins fast Unermessliche gesteigert. Wir haben nun Smartphones und sind ständig via Internet miteinander verbunden. Es gibt E-Mail, Facebook und Instagram. Und doch bleibt die Frage genauso relevant wie damals. Einsamkeit ist ein Symptom unserer Zeit, und vielen von uns scheint es immer noch so, als ob sich niemand um sie sorgte.
C ori n n e G y g a
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Wir alle kommen mit dem menschlichen Grundbedürfnis zur Welt, gesehen und gehört zu werden. Dazuzugehören und zu erleben, dass wir geliebt sind. Als Christen wissen wir, dass Gott uns liebt und sich um uns sorgt. Aber für die Menschen um uns herum muss diese Liebe sichtbar gemacht werden. Erzbischof Desmond Tutu sagte es so: „Unser Gott ist ein Gott, der weiss. Unser Gott ist ein Gott, der sieht. Unser Gott ist ein Gott, der hört. Unser Gott ist ein Gott, der herabsteigt, um uns zu erlösen. Aber Gott erlöst uns, indem er uns als seine Partner einsetzt, indem er Mose, Sie und mich beruft.” Berufung gilt nicht nur Fachleuten, Pastoren, Offizieren oder Sozialarbeitern. Berufung geht uns alle an. Es ist Berufung, unseren „Nächsten” die Hand zu reichen, unser Leben mit ihnen zu teilen. Ihnen zu zeigen, dass sie uns wichtig sind und wir für sie da sind. Oft braucht es nicht viel, um eine solche Beziehung zu beginnen. Ein Anruf, ein gemeinsamer Kaffee, eine Einladung zu einem Gespräch oder einem Spiel. Manchmal genügt ein einfaches „Wie gehts?”, um die Mauern der Einsamkeit zu durchbrechen. Gott ruft uns auf, gemeinsam mit ihm seine Liebe sichtbar zu machen. Lasst uns einander so lieben, dass wir nicht nur die rettende Botschaft verkünden, sondern auch unser ganzes Leben miteinander teilen (1. Thessalonicher 2,8). Wenn wir das tun, sind wir vielleicht die Antwort auf die Gebete eines anderen. DIALOG · Zweimonatszeitschrift der Heilsarmee · Oktober 2020
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DOSSIER: SEELSORGE
Heilsarmee: kein anderer Zweck, als Gott und den Menschen zu dienen Interview: Livia Hofer
Bild: Corinne Gygax
Major Markus Walzer leitet die Organisationseinheit (OE) Seelsorge und ist Sekretär für geistliche Entwicklung. Wie er beides unter einen Hut bringt, erklärt er im Interview. Major Markus Walzer, welche Bereiche umfasst die OE Seelsorge? Major Markus Walzer: Sie umfasst den Gefängnisdienst, den Personensuchdienst sowie die Förderung der geistlichen Begleitung in den Sozialinstitutionen, den Brockis und der Flüchtlingshilfe. Die geistliche Begleitung umfasst die Seelsorge und den Zugang zu geistlichen Angeboten für Bewohnende und Mitarbeitende. In der Strategie ist die Zielsetzung verankert, dass in der ganzen Heilsarmee Jesus Christus im Zentrum sein soll und dass der freiwillige Zugang zu Gebet und christlicher Spiritualität an allen Standorten gewährleistet sein soll. Das heisst für mich: Überall, wo Heilsarmee draufsteht, soll auch Heilsarmee drin sein. Zusätzlich wurde mir von der Heilsarmeeleitung auch die Aufgabe des Sekretärs für geistliche Entwicklung anvertraut. Da auch die anderen drei Aufgaben mit geistlicher Entwicklung zu tun haben, ist eine solche Zusammenführung sinnvoll.
Was bedeutet Seelsorge für Sie persönlich? Seelsorge hat mit Zuhören, Ernstnehmen und Eingehen auf die Bedürfnisse des anderen zu tun. Mir ist der barmherzige Samariter ein grosses Vorbild, auch für die Seelsorge. Er hat sich eines verletzten Menschen angenommen, seine Wunden gepflegt und für die weitere Versorgung Verantwortung übernommen. Das sind für mich die Eckpfeiler der Seelsorge: Menschen in ihrer Not ernst nehmen, zuhören, Gebet und geistliche Unterstützung anbieten sowie für die weitere Versorgung aufkommen, damit Verletzungen heilen und das Lebensfundament wieder stabil werden kann. Wie gestalten Sie Ihre Aufgabe als OE-Leiter Seelsorge? Meine Aufgabe besteht darin, zusammen mit den Institutionsleitenden die Bedürfnisse betreffend Seelsorge-Angebot zu prüfen und wenn nötig weiterzuentwickeln. Dabei gibt es natürlich auch Ausbaupotenzial. Gerade haben wir in Zürich für die Sozialinstitutionen eine 40-Prozent-Stelle geschaffen, weil es seit einigen Jahren keinen festen Seelsorger mehr gab und von verschiedenen Seiten her ein Bedürfnis vorhanden war. Bei anderen Institutionen werde ich mit den Verantwortlichen sprechen und nach Bedarf Lösungen finden.
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DIALOG · Zweimonatszeitschrift der Heilsarmee · Oktober 2020
Wie möchten Sie innerhalb der Gefängnisseelsorge wirken? Die Gefängnisselsorge ist gut aufgebaut. Hier bin ich für das Team und die künftigen personellen Ressourcen zuständig. Den Gefängnisdienst möchte ich stärker mit der Korpsarbeit verbinden. Hier erkenne ich ein grosses Potenzial. Wenn ein Korpsoffizier oder ein Mitglied eines Korps neben seiner Korpsaktivität in einem nahegelegenen Gefängnis Besuche anbietet, kann dies seinen Dienst bereichern und der Gefängnisdienst wird für ein Korps relevant. In der Korpsgebetsstunde kann dafür gebetet werden und Angehörige könnten besser betreut werden. Wie zum Beispiel die Frau eines Gefängnisinsassen, die gerade ihr zweites Kind bekommen hat: Das Korps könnte sie betreuen und zu Angeboten wie Babysong oder einem Gesprächskreis einladen. Sie sind auch Sekretär für geistliche Entwicklung. Welches sind hier die Ziele? Die Ziele der geistlichen Entwicklung sind wie folgt festgelegt: Planung und Leitung von Veranstaltungen, die das geistliche Leben bereichern und den Menschen helfen, Christus ähnlicher zu werden; Bereitstellung von Ressourcen zur geistlichen Entwicklung; Ermutigung und Förderung bei der Umsetzung von systematischen Gelegenheiten zum geistlichen Wachstum in der ganzen Heilsarmee. Dazu gehört auch die Unterstützung der Territorialen Leitung in der kontinuierlichen Priorisierung des geistlichen Lebens der Salutisten und Freunde. Es gilt, relevante und kreative Wege zu finden, damit die Menschen in ihre eigene geistliche Entwicklung und in die anderer in ihrer Umgebung investieren können. Wie möchten Sie dies umsetzen? Ich möchte diese geistliche Förderung in erster Linie in Zusammenarbeit mit dem Abteilungsleiter Kirchliches Werk sowie den Divisions- und Korpsoffizieren angehen. Ich bin davon überzeugt, dass jeder kreative Ansatz nur dann Frucht bringt, wenn er einem Bedürfnis der Basis entspricht. Priorisieren möchte ich dabei die Förderung des Gebetslebens, weil das die Grundlage aller geistlichen Entwicklungen ist. Einen zweiten Schwerpunkt sehe ich in der Förderung des Gemeindebaus. In meinen 23 Jahren als Korpsoffizier in drei verschiedenen Korps ist eine Überzeugung gewachsen, dass wir als Heilsarmee mehr in den Korps- und Gemeindebau investieren sollten. Ich bin gerne bereit, Korps, die das wünschen, in ihrer geistlichen Entwicklung zu unterstützen. Orten Sie bei den Korpsleitenden den Trend hin zu mehr Diakonie? Es war schon immer so, dass der Dienst des Heilsarmeeoffiziers neben dem geistlich-theologischen Dienst auch den praktischsozialen Auftrag mit einschloss. Die Herausforderung sehe ich aber darin, dass sich die Sozialarbeit im Verhältnis zur Gemeindearbeit stärker entwickelt hat. Die beiden Bereiche weisen zum Teil nicht mehr die gewünschte Verbindung zueinander auf. Das geistliche Fundament, die Liebe Gottes, die uns zur Tat drängt, das Erlösungswerk von Jesus Christus und die Kraft des Heiligen Geistes sind und bleiben die Grundlage und Motivation der Heilsarmee in allen Bereichen. Die Heilsarmee darf keinen anderen Zweck haben, als Gott und den Menschen zu dienen.
„Die Menschen auf der Strasse wurden meine Familie“ Interview : Sébastien Goetschmann
Basile, wie fanden Sie zu Ihrer Berufung als Seelsorger? Basile Langoul: Seit meiner Kindheit ist es mein tiefster Herzenswunsch, die Liebe Christi mit anderen Menschen zu teilen. Ich träumte schon damals davon, in meinem Heimatland Kamerun Priester zu werden. Wie kamen Sie zur Heilsarmee? Nach mehreren Jahren des Studiums, verschiedenen Weiterbildungen und Missionseinsätzen in verschiedenen Ländern, unter anderem mit „Jugend mit einer Mission” in Mali, wo ich auch meine Frau kennenlernte, kamen wir schliesslich in die Schweiz. Meine Frau und Majorin Sylvette Huguenin, Divisionschefin der Division Romande, hatten zusammen die Ausbildung zur Krankenschwester absolviert. Ich kann mich gut daran erinnern, wie Sylvette einmal zu mir sagte: „Du wirst sehen, eines Tages bist du einer von uns.” Sie sollte recht behalten. Seit wir in Genf leben, besuchen wir das Korps Verdaine. Im Oktober 2015 wurde eine Stelle als Strassenseelsorger geschaffen. Was sind das für Menschen, die in Genf auf der Strasse leben? Es sind sehr unterschiedliche Menschen. Nur wenige haben sich bewusst für ein Leben auf der Strasse entschieden. Einige erlebten Tragisches in ihrer Jugend, zum Beispiel sexuellen Missbrauch, und da ihre Familien ihnen nicht glaubten, zogen sie es vor, auf der Strasse zu leben. Andere befanden sich in einer angenehmen Lebenssituation, bis es aufgrund einer Scheidung oder eines anderen Schicksalsschlags bergab ging und sie sich auf der Strasse wiederfanden. Ihr Lebensweg ist im Grunde nicht so wichtig. Meine Aufgabe besteht einfach darin, ihnen mit allem Mitgefühl zuzuhören, das ich für die Abgründe des Lebens empfinde.
Bild: Sébastien Goetschmann
Vor über acht Jahren suchte Basile Langoul, Strassenseelsorger der Heilsarmee, erstmals Obdachlose und Drogenabhängige in den Strassen von Genf auf. Seither wurden diese Menschen ein wenig wie seine Familie.
Basile Langoul (Mitte) mit Menschen von der Strasse, die für ihn wie eine Familie sind.
Auf welche Weise haben Sie sich der Strassenwelt genähert? Sechs Monate lang ging ich einfach auf die Strasse und hatte in meinem Rucksack Kaffee, Tee und Gipfeli für die Armen und Drogenabhängigen dabei. Ich bat Gott im Gebet, mir einen Schlüssel zu geben, um diese Menschen zu berühren. Ich fühlte, dass ich die Liebe, mit der er mich erfüllte, einfach weitergeben musste. Wurden Sie in diesem Milieu akzeptiert? Am Anfang war es schwierig. Einige waren misstrauisch und dachten, ich sei ein Polizeispitzel. Andererseits wurde auch ich von der Polizei mehrmals kontrolliert. Denn wenn ein Schwarzer auf der Strasse herumhängt, geht man zunächst einmal davon aus, dass er Drogen konsumiert oder verkauft. Aber auch für mich war es schwierig, zuhause an der Wärme an all die Menschen zu denken, die ich tagsüber getroffen hatte. Oft weinte ich ihretwegen. Die Dinge änderten sich, als einer dieser harten Jungs mich fragte, weshalb ich meine Zeit mit ihnen verschwende, obwohl ich doch verheiratet sei und Kinder habe. Es war das erste Mal, dass ich mit ihnen über Jesus sprechen konnte. Heute kenne ich einige von ihnen seit über acht Jahren. Ich sehe sie fast täglich. Sie sind für mich ein wenig wie meine Familie geworden. Worin besteht Ihre Arbeit als Strassenseelsorger?
In erster Linie geht es einfach darum, da zu sein, zuzuhören und den Menschen in ihrer Not eine Orientierung zu geben. Manchmal gebe ich ihnen einen Schlafsack, eine warme Jacke oder ein Paar Schuhe. Ich erkläre ihnen auch ihre Rechte, weil sie diese oft gar nicht kennen. Einige Teenager habe ich darin unterstützt, einen Entzug zu beginnen. Migranten, die nicht wissen, wohin sie gehen sollen, verweise ich zum Beispiel ans Sozialbüro der Heilsarmee. Gibt es eine Begegnung, die Sie besonders beeindruckt hat? Als ich einmal auf einer Terrasse einen Kaffee trank, wurde ich von einem Ehepaar angesprochen. Sie fragten mich, ob ich ein Dealer wäre, da sie mich schon oft in diesem Umfeld gesehen hatten. Als ich mit ihnen über meine Arbeit sprach, begann die Frau zu weinen. Sie erzählte mir, dass sie ihren Sohn vor 20 Jahren an die Drogen verloren hatte und fragte mich, ob ich ihn kenne. Ich fragte nach seinem Namen und verneinte. Zuhause betete ich mit meiner Frau, dass ich diesen jungen Mann treffen würde. Zwei Monate später traf ich einen etwa 35-jährigen Mann, dem ich noch nie zuvor begegnet war. Als ich das Gespräch mit ihm suchte, wurde mir bewusst, dass er der Sohn jenes Ehepaars war. Wir wurden Freunde und ich sah ihn fast jeden Tag. Inzwischen ist er leider verstorben, aber ich bin überzeugt, dass er sein Leben Jesus übergeben hat. DIALOG · Zweimonatszeitschrift der Heilsarmee · Oktober 2020
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DOSSIER: SEELSORGE
„Viele nutzten die Chance, um Ordnung in ihr Leben zu bringen“ Interview: Livia Hofer
Bild: Heilsarmee Zürich-Oberland
Fünf Monate lang hat Stephan Braun das Seelsorgetelefon betreut, das die Heilsarmee Zürich-Oberland während des Corona-Lockdowns und darüber hinaus anbot. Der Theologe zieht über die insgesamt 843 Anrufe Bilanz. Was war das Besondere an der Seelsorge in der Coronakrise? Stephan Braun: Ich erhielt den Eindruck, dass einige Leute, ob Christen oder Nichtchristen, ihr Leben sehr intensiv anschauten. Ich habe noch nie erlebt, dass in so kurzer Zeit so viele heftige Sünden wie eheliche Untreue, Pornografie oder Sodomie bekannt wurden. Es gab viele Gespräche, die zahlreicher Folgetermine bedurften. Denken Sie, dass allenfalls Todesängste diese Menschen dazu veranlasst haben, mit Gott ins Reine zu kommen? So weit würde ich nicht gehen. Aber es war spannend zu sehen, dass es Menschen gab, welche die Krise als Chance nutzten, um ihr Leben aufzuräumen. Viele alltägliche Dinge, die einen sonst beschäftigt halten, fielen in der Zeit der Isolation weg. Dies schuf Zeit, Problematisches im eigenen Leben zu reflektieren, und auch die Bereitschaft, es in Ordnung zu bringen.
Sucht war eine sehr belastende Situation entstanden, als die Kinder plötzlich immer zuhause waren. Doch genau diese Krise der völligen Überforderung und Verzweiflung konnte sie nutzen, um sich von ihrer Sucht zu lösen und zu einer intensiveren Beziehung zu Jesus zu finden. Während eines Telefongesprächs schliesslich konnte sie ihr Mobiltelefon ganz bewusst Jesus weihen.
Haben Sie mit den Anrufenden auch übers Telefon gebetet? Ja, mit sehr vielen! Es gab ja ganz unterschiedliche Schwerpunkte. Bei manchen ging es darum, dass ihnen jemand einfach mal zuhörte. Eine ältere Frau beispielsweise rief ganz verzweifelt an und es war, als hätte sie den Lebensmut verloren. Nach dem Gespräch ging es ihr aber wieder besser, sie konnte sogar etwas essen und ihre Medikamente einnehmen. Bei anderen galt es, das ganze Leben von der Kindheit an anzuschauen sowie Verletzungen über alle Bereiche hinweg seelsorgerisch aufzuarbeiten.
Haben Sie auch Heilung erlebt? Ich durfte einen Mann begleiten, und zusammen bereinigten wir ganz unterschiedliche Bereiche seines Lebens. Er konnte sich von Dingen, die er falsch gemacht hatte, lösen und Busse tun. In unserem Abschlussgespräch sagte er, dass die Beziehung mit seinem Sohn nun völlig anders sei und er in sehr kurzer Zeit Heilung erfahren habe. Es ist sehr schön, wenn sich Menschen auf einen solchen, manchmal länger dauernden Prozess einlassen, an dessen Ende sie aufatmen und sagen können: Jetzt ist gut!
Gab es auch Anrufende, die Rat suchten? Medizinische Beratung machten wir ganz klar nicht. Jedoch rief jemand an, der seine sehr sorgenvolle Situation schilderte und sich überlegte, ob wohl der Alkohol eine Lösung wäre. Da konnte ich ihm klar sagen, dass Alkohol gar keine Lösung ist und die Probleme nur noch schlimmer macht.
Hatten auch kurze Gebete eine starke Wirkung? Eine Frau rief aus dem Spital an und war sehr verzweifelt in der Situation, dass sie dort abgeriegelt war und das Zimmer nicht verlassen durfte. Wir beteten und sie äusserte, gespürt zu haben, dass durch das Gebet etwas geschehen sei und sich verändert habe.
Gab es auch Bekehrungen? Zwei Personen durfte ich am Telefon anleiten, die ihr Leben Jesus übergeben wollten. Das hat mir sehr viel Freude bereitet. Ich habe ein evangelistisches Herz, und dieses hat dann gejubelt! Haben Sie sich auch mit Personen auseinandergesetzt, bei denen Corona eine Glaubenskrise auslöste? Bei einer Frau war es so, dass Corona eine bereits vorhandene Onlinesucht verstärkte.Zunächst wohl einfach deshalb, weil sie alles über das Virus genau recherchieren wollte. Doch irgendwann verbrachte sie sechs Stunden täglich am Handy. Aufgrund dieser
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Stephan Braun ist Teammitglied des Seelsorgezentrums Hesekiel der Heilsarmee Zürich-Oberland in Uster.
DIALOG · Zweimonatszeitschrift der Heilsarmee · Oktober 2020
Wie erholten Sie sich von all dem Belastenden, das Sie jeweils mitbekamen? Sehr wichtig war die Zeit mit Jesus am Morgen: Loblieder singen, beten und Gottes Wort lesen. Die Velofahrten ins Korps taten mir gut. Sehr wertvoll war, mit Beat und Monika Schulthess zu reflektieren und zu beten. Ich wusste, dass viele Leute hier und auch in meiner Heimat Deutschland für mich beten. Diese konnte ich auch anrufen und konkrete Gebetsanliegen mitteilen. Meiner Gastfamilie war ich sehr dankbar, morgens, mittags und abends an einen gedeckten Tisch sitzen zu dürfen. Vor dem Einschlafen hörte ich noch zwei, drei Loblieder und löste mich ganz bewusst im Namen Jesu von dem, was ich den Tag über gehört hatte.
PANORAMA
Haiti − die Lebensgrundlage ist wieder hergestellt André Chatelain
Das Erdbeben und seine Nachbeben forderten im Januar 2010 rund 320 000 Tote. Damit handelt es sich um das schwerste Beben in der Geschichte Nord- und Südamerikas sowie um das weltweit verheerendste Beben des 21. Jahrhunderts. Über 310 000 weitere Personen wurden verletzt, schätzungsweise 1,85 Millionen Menschen verloren ihre Bleibe. Die Leute verloren aber nicht bloss ihr Hab und Gut, sondern oft auch ihre Arbeit, ihr Einkommen und die schulische Zukunft ihrer Kinder. Hunger und später auch Cholera breiteten sich aus. Das Gesundheitssystem Haitis war nicht mal annähernd in der Lage, allen Betroffenen die nötige Behandlung zukommen zu lassen. So verstarben auch viele Menschen infolge der ungenügenden medizinischen Versorgung.
Hilfe zur Selbsthilfe In dieser ganzen Zerstörung fand die Heilsarmee Haiti mit verschiedenen Projekten und Unterstützungsmassnahmen Lösungen und Wege, die Sorgen der lokalen Bevölkerung kurz- und längerfristig zu lindern. Sie lieferte permanente Unterkünfte, stellte Berufsbildungsangebote auf die Beine und stärkte Gemeinden und ihre Kapazitäten zur Selbsthilfe. Die Heilsarmee bildete lokale Aktionsgruppen, die ihrerseits Projekte auf dem Land unterstützten. Das Ziel dieser Projekte war und ist, Einkommen zu generieren und die landwirtschaftliche Versorgung zu verbessern. Mit ihren 46 Schulen für über 10 000 Kinder – wovon 22 Schulen von der Heilsarmee Schweiz finanziert werden – ist die Heilsarmee einer der grössten nichtstaatlichen Anbieter im haitianischen Bildungswesen.
Bilder: Heilsarmee Internationale Entwicklung
Genau am 12. Januar 2010 passierte es: Ein verheerendes Erdbeben erschütterte Haiti. Die Auswirkungen für das sonst schon bitterarme Land waren fatal. Jetzt ist es zehn Jahre her – Zeit, darauf zurückzuschauen, wie sich Haiti von einer der grössten Katastrophen erholt hat, die das Land je sah.
Die Heilsarmee führt in Haiti 46 Schulen; 22 davon werden von der Heilsarmee Schweiz finanziert.
Dank Projekten der Heilsarmee können haitianische Kinder wieder hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.
Die nächste Krise steht bevor Wie präsentieren sich das Land und seine Bevölkerung heute? Die Lage in Haiti ist nicht mehr so gravierend wie nach dem Erdbeben, auch dank der Hilfe vieler Organisationen, der Regierung und der Heilsarmee. Die Lebensgrundlagen und Teile der Infrastruktur konnten wiederhergestellt werden. Obwohl das Land weiterhin politische Turbulenzen durchlebt und Leid und Armut immer noch an der Tagesordnung sind, ist kaum auszudenken, was ohne die lokale und internationale Hilfe aus Haiti geworden wäre. Das Land stand ja vor dem totalen Kollaps. Heute sind, auch dank der lokalen
Heilsarmee und der Projekte der Internationalen Entwicklung der Heilsarmee Schweiz, die Einkommen wiederhergestellt, die Nahrungsversorgung stabilisiert und der schrittweise Ausbau des Schul- und Berufsschulwesens wieder ermöglicht. Dennoch wird Haiti auch weiterhin auf Hilfe angewiesen sein. Durch die Coronakrise steht dem gebeutelten Land die nächste menschliche und wirtschaftliche Herausforderung in kolossalem Ausmass bevor. Auch hier wird die Heilsarmee in Haiti und in der Schweiz ihren Teil dazu beitragen, die Bevölkerung durch die Krise zu begleiten. Denn dafür sind wir da. DIALOG · Zweimonatszeitschrift der Heilsarmee · Oktober 2020
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PANORAMA
Initiative für humanitäres Engagement
Grundsteinlegung für Le Passage
Stiftung Heilsarmee Schweiz
Gabriel Hauser
Die Kampagne „Kirchen für Konzernverantwortung” prangert die Verletzung der Menschenrechte und die Umweltzerstörung durch einige unserer multinationalen Unternehmen an und zieht diese zur Verantwortung: Wenn Konzerne das Trinkwasser verseuchen oder ganze Landstriche zerstören, sollen sie dafür geradestehen. Das humanitäre Engagement der Heilsarmee, insbesondere bei Entwicklungsprojekten, ermöglicht es unserer Organisation, die katastrophalen Folgen der Missachtung der Menschenrechte, der Zwangsarbeit, der Kinderarbeit und des Menschenhandels auf allen Ebenen zu messen. Die Initiative gründet auf zwei zentralen Anliegen der biblischen Botschaft und des christlichen Glaubens: Bewahrung der Schöpfung und Nächstenliebe. Jedem steht es frei, sich eine eigene Meinung zu dieser Initiative zu bilden. Konsultieren Sie dazu die folgende Website: kirchefuerkonzernverantwortung.ch
Bild: Gabriel Hauser
Zum ersten Mal unterstützt die Heilsarmee aktiv eine Initiative und beteiligt sich u. a. zusammen mit der Schweizer Bischofskonferenz, der Evangelisch-reformierten Kirche in der Schweiz und der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA an der Kampagne „Kirchen für Konzernverantwortung”.
Die Zeremonie zur Grundsteinlegung der Notschlafstelle fand am 17. September am Genfer Standort Sécheron statt. „Wir tun alles Menschenmögliche, damit das Gute Wirklichkeit wird”, sagte Majorin Agnes Wahli, Geschäftsführerin der sozialen Institutionen Westschweiz (Foto). Diese Bemühungen wurden von zahlreichen anderen Rednerinnen und Rednern hervorgehoben sowie von den vielen Menschen, die sich an diesem Tag unter der sengenden Sonne eingefunden hatten. Le Passage wird an 365 Tagen im Jahr öffnen und 90 Plätze für erwachsene Männer und Frauen bieten.
Alles nur Blech ...? Tabea Wipf, Exchange-Koordinatorin
Am 31. Oktober wird der jährliche Event „Go! for exchange” wieder stattfinden. Angesprochen sind Personen, die an der Arbeit der Heilsarmee Schweiz im internationalen Bereich und an Einsatzmöglichkeiten in Übersee interessiert sind. Welchen Einfluss hat unsere Arbeit in Entwicklungsländern? Trägt sie dazu bei, dass Menschen ihre Lebensumstände verbessern können? Das sind Fragen, die auch wir uns stellen. Durch die Möglichkeit der Musik bietet sich der Heilsarmee eine tiefgreifende und grosse Chance, Menschen zu berühren, anzusprechen, ihnen Hoffnung und Perspektiven zu geben. Also doch nicht alles Blech? Lasst euch überzeugen durch die reellen Erlebnisse verschiedener Einsätze in Afrika und Haiti. Sylvaine Mägli, Micael Dikantsa und Mitglieder von SwiZimAid erzählen davon. Dazu gibt es Infos über die gesamte Arbeit mit unseren lokalen Partnern. Zu diesem Anlass gehörten wie immer der Austausch und die Gemeinschaft, deshalb werden wir ihn mit einem selbst mitgebrachten Lunch beim gemütlichen Zusammensein ausklingen lassen. Alle sind herzlich willkommen! Go! for exchange: Heilsarmee Bern, Laupenstrasse 5, 3001 Bern | Samstag, 31. Oktober 2020
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DIALOG · Zweimonatszeitschrift der Heilsarmee · Oktober 2020
Willkommen, liebe Kadettinnen und Kadetten − wir beten für euch! Die Redaktion
Bild: Christine Eckert
Am What if Day vom 6. September wurden die „Boten der Versöhnung” feierlich willkommen geheissen. Der Anlass im Korps Bern unter Mitwirkung der Territorialleiter, der Kommissäre Henrik und Lisbeth Andersen, wurde online live übertragen. Für ihren Weg im Glauben und im Dienst sind die neuen Offiziersschüler auf Gebet angewiesen. Hierfür hat die Redaktion Gebetskarten mit den Lieblingsversen der Kadetten vorbereitet. Und all jene, die den What if Day verpasst haben oder die Zeremonie noch einmal erleben wollen, können sich das Video in Ruhe zuhause anschauen. Unsere neuen Kadettinnen und Kadetten wurden am What if Day willkommen geheissen.
SALE − alles muss raus! Ob Faserpelz, Microfleece, Arbeitsgilet, Cardigan, Poloshirt, Softshelljacke oder Uniformmantel − Heilsarmee-Kleidung für alle Jahreszeiten und Gelegenheiten gibt es jetzt zu sensationellen Preisen. Greifen Sie deshalb zu! Das grosse Sale-Angebot im E-Shop & E-Print-Portal der Heilsarmee dauert noch bis Ende Oktober und nur solange der Vorrat reicht.
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Bilder: E-Shop & E-Print
Schauen Sie das Video und drucken Sie die Gebetskarten im Postkartenformat aus: info.heilsarmee.ch (Stichwort „What if Day 2020”)
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DIALOG · Zweimonatszeitschrift der Heilsarmee · Oktober 2020
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PANORAMA
Erholsame Ferienwoche für pensionierte Reisende ins Tirol Bilder: zVg
Christine Hauri
In der Ruhe liegt die Kraft - und im wunderschönen Wildschönau im Tirol.
Interessante Ausflüge in angepasstem Tempo.
Das Landhotel Tirolerhof bietet alles, was das Herz begehrt.
Im August verbrachten rund 30 Offiziere, Salutisten und Mitglieder anderer Freikirchen eine wunderschöne Ferienwoche in Wildschönau im Tirol. Christine Hauri berichtet.
locker. Es war auch nicht Pflicht, bei den Aktivitäten teilzunehmen.
„Wir waren alles pensionierte Mitreisende. Auf der Fahrt gab es genügend Pausen, in denen man ein wenig umhergehen oder die Toilette aufsuchen konnte. Auch die Ausflüge wurden immer dem Wetter angepasst, und natürlich unserem Alter. Ich erlebte nie Hektik oder Stress. Alles war gemütlich und
Ein eingespieltes Team Das Landhotel Tirolerhof ist sehr schön: angenehme Zimmer inklusive TV und Kühlschrank. Die meisten hatten sogar einen kleinen Balkon. Ausserdem besitzt es auch ein kleines Hallenbad, und das Essen − wir hatten Halbpension − war ausgezeichnet. Die Idee und auch die Organisation lagen in den Händen von Major Stephan Mosimann. Sein Bruder Markus ist Pastor, aber auch
Carfahrer beim Reiseunternehmen Surprise. So war die Verantwortung für diese Reise bei einem eingespielten Team.
Wunderbare Erholung Markus Mosimann, der diese Region sehr gut kennt, machte uns während der Fahrt immer wieder auf Sehenswürdigkeiten und wissenswerte historische Begebenheiten aufmerksam. Ich genoss diese Tage sehr: Einerseits die schöne Gemeinschaft, andererseits die Ruhe. Ich konnte mich wunderbar erholen!”
Die nächste Tiroler Ferienwoche für Offizierinnen und Offiziere im Ruhestand sowie weitere Interessierte ist in Planung, und zwar vom 18.−24. Oktober 2021 im Hotel Arzlerhof in Arzl, Österreich (arzlerhof.at). Auskünfte erteilt Major Stephan Mosimann (stephan.mosimann@bluewin.ch).
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DIALOG · Zweimonatszeitschrift der Heilsarmee · Oktober 2020
NOTABENE
NATIONALE WECHSEL Divisionen Mitte und Ost: Major Rudolf Odermatt, von Korps Rheineck, nach Korps Rheineck und Sozialberatungsstelle St. Gallen, per 1. März 2021 | Major Othmar Wyss, von Treffpunkt Zug, Cham, nach Treffpunkt Zug, Cham und Leitung E-Shop, per 10. August 2020 | Kapitän Michael Huber, von Korps Solothurn, nach Korps Solothurn und Mitarbeit Brocki Luterbach, per 1. August 2020 | Leutnantin Rahel Steiger, von Korps Thun, Mitarbeit, nach Korps Thun, Co-Leitung mit Kapitänin Regula Achermann, per 1. September 2020
TERMINE Kommissäre Henrik und Lisbeth Andersen, Territorialleiter: 26.–30.10. Besuch HA Ungarn | 8.11. Gottesdienst Korps St-Aubin | 14.11. Besuch BASICS | 19.11. Nationale Offiziersversammlungen, Saal Korps Bern | 5.12. Kommission für Ethik und soziale Gerechtigkeit Oberstleutnantin Marianne Meyner, Chefsekretärin: 16.−18.10. Besuch HA Österreich | 15.11. Gottesdienst Korps Basel 1 | 19.11. Nationale Offiziersversammlungen, Saal Korps Bern | 29.11. Geistlicher Tag HA BZ Biel | 2.−4.12. Besuch HA Ungarn
GRATULATIONEN 85 Jahre 7.10. Majorin Marianne Tzaut-Berner, EMS Jardins la Plaine, rue Haldimand 14b, 1400 Yverdon-les-Bains | 16.11. Oberstleutnantin Andrée Dudan, avenue des Alpes 18c, 1450 La Sagne (Ste-Croix) | 5.12. Majorin Ruth Schoch, Hauptstrasse 17, 8477 Oberstammheim 80 Jahre 8.10. Majorin Marlis Dutler, Wülflingerstrasse 63, 8400 Winterthur | 6.12. Majorin Mirjam Stauber, Sonnentalweg 4, 8610 Uster 75 Jahre 10.10. Majorin Sonja Balmer, Kreuzbündtenstrasse 8c/35c, 5727 Oberkulm | 31.10. Majorin Ruth Tschopp, Schützenrain 47, 3042 Ortschwaben
RUHESTAND
HEIMGANG
Majorin Mirjam Inniger
Majorin Alice Zuber
Majorin Mirjam Inniger
Die Redaktion
„Ich bin als zweites Kind in einer Heilsarmeefamilie aufgewachsen. Zusammen mit meinen fünf GeBild: z V g schwistern erlebte ich eine bewegte und harmonische Jugendzeit. Als Teenager konnte ich mir nicht vorstellen, die gleiche Berufung wie meine Eltern auszuleben, was ich auch lautstark verkündete. Doch nach meiner Ausbildung zur Pflegefachfrau zeigte mir Jesus immer wieder seinen Plan für mein Leben. Er hatte Geduld mit mir und auf mein Ja hin beschenkte er mich mit einer unendlich grossen Freude, ihm zu dienen, die mich bis heute nicht verlassen hat. Ich bin eine reich gesegnete Frau: Reich an Gnade und Frieden in meiner Beziehung mit Jesus. Reich an Leidenschaft und Liebe für ihn, weil er so viel für mich getan hat. Ich bin reich beschenkt mit einem lieben Ehemann. Der gemeinsame Dienst bedeutet mir sehr viel. Gott hat uns mit fünf Söhnen beschenkt. Hinzu kamen liebe Schwiegertöchter und Enkelkinder, die mein Leben unendlich bereichern. Ich bin reich beschenkt an Begegnungen mit wunderbaren Menschen, mit denen ich eine Wegstrecke gehen durfte. Wir ermutigten uns gegenseitig im Glauben und erlebten Grosses mit unserem treuen Gott. Auch dienten wir zwölf Jahre in Italien: im Süden, in einem kleinen Bergdorf im Piemont und als Schlussbouquet in der Grossstadt Rom. In der Schweiz leiteten wir die Korps Schaffhausen, Thun und Zürich Nord. Überall ist ein Teil meines Herzens geblieben. Fazit: Wenn ich noch einmal von vorne beginnen könnte, würde ich den gleichen Weg wählen. Projekte für die Zukunft? Ich lasse mich überraschen, was Jesus mit mir vorhat. Viel Verantwortung darf ich nun abgeben, dafür bin ich dankbar. Aber die Berufung bleibt – weiterhin mit Jesus und Mitmenschen unterwegs zu sein. Ich bin bereit für neue Abenteuer.“
Alice Zuber wurde am 16. Januar 1934 geboren und verbrachte mit ihren Eltern und Geschwistern eine Bild: z V g schöne Kindheit. Im Alter von 19 Jahren zog sie von zuhause weg. In Wädenswil fand ihre Begegnung mit der Heilsarmee statt: An einem Zeltfeldzug entschied sie sich, Jesus nachzufolgen. Nach einem Jahr im Korps Wädenswil zog sie nach Montreux, um Französisch zu lernen. Im Korps Montreux wurde sie in viele Aktivitäten integriert: Kriegsruf-Tournee, Hausbesuche, Spitalsingen und Wirtschaftsmission. In diese Zeit fiel auch die Gewissheit der Berufung zur Heilsarmeeoffizierin. Im Jahr 1956 meldete sie sich für die Kadettenschule an. Ihre Laufbahn begann in Genf im Kinderheim La Maternelle und im Foyer de la Femme. Ein neuer Marschbefehl kam 1967 ins Haus und führt Alice ins Kinderheim Sonnhalde in Münsingen. 1975 ging es nach Vevey ins La Tour-de-Peilz und 1980 wieder zurück ins Foyer de la Femme, wo sie die letzten 15 Jahre ihres aktiven Dienstes verbrachte. Mit ihrem Eintritt in den Ruhestand wurde das Haus zum Hotel Bel’Espérance umfunktioniert. Doch auch nach ihrer aktiven Zeit wurde es Alice Zuber nicht langweilig. Sie packte weiterhin mit an, wo Hilfe nötig war. Zusammen mit einer Freundin bezog sie eine Wohnung in Heimberg. Die beiden Jungseniorinnen bereisten die Schweiz mit Bus, Zug und Schiff. An den Sonntagen zog es Alice in den Gottesdienst der Heilsarmee Thun, wo sie während vieler Jahre im Märitstandteam aktiv war. Als das selbstständige Wohnen schwierig wurde, war die Majorin im Altersheim Riedacker in Heimberg gut aufgehoben. Zuletzt war Alice krank und aufgrund der Coronazeit auch einsam, und so war das Sterben eine Erlösung. Am 14. Juli 2020 ging sie heim zu Jesus, an den sie geglaubt, auf den sie gehofft und dem sie ihr Leben lang gedient hatte. DIALOG · Zweimonatszeitschrift der Heilsarmee · Oktober 2020
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DAS LETZTE WORT
Ein Sommer im Zeichen der Freundschaft Bilder: Heilsarmee Huttwil
Samantha und Markus Staufer, Rahel Egli
AZB
3001 Bern
„Wer hat im Pantherlager einen neuen Freund gefunden?” Alle Hände schiessen in die Höhe!
Heilsarmee Huttwil: Während sich die Kleinen in den Räumlichkeiten täglich zum Pantherlager einfanden, campierten die Royal Rangers in Eggiwil. Hüben wie drüben erlebten die Kids und Teens viel Abenteuerliches, Spannendes und Unvergessliches. Auf die Kleineren wartete ein vielseitiges Pantherlager, umrahmt von attraktiven Freizeitmöglichkeiten. Sehr beliebt waren das Gumpischloss, die Turnhalle zum Fussballspielen, der „Verchleiderli-Ruum” für die Mädchen sowie das Basteln! Jeden Tag gab es eine biblische Erzählung, passend zum Lagerthema Freundschaft, welches in kleinen Gruppen vertieft wurde. Und auch in diesem Jahr wurde viel gesungen. Ein Postenlauf im Wald, Wurst und Brot am Lagerfeuer, Spielen am Bach, ein Badi- und ein Clownbesuch, Geschichten, Musik, Tanz und Akrobatik und natürlich das rauschende Abschlussfest in der dekorierten Halle mit dem leckeren Festmenü liessen die Kinder eine unvergessliche Woche erleben und viele Freundschaften entstehen.
Auf Wüstenwanderung Eine Besonderheit der Royal Rangers ist, dass die Kinder vollumfänglich miteinbezo12
DIALOG · Zweimonatszeitschrift der Heilsarmee · Oktober 2020
gen werden. Und so hörte man es gleich nach Ankunft im Camp Eggiwil hämmern, sägen und hacken, bis die Zelte aufgebaut und die Kochstellen samt Brennholz errichtet waren. Thema der Woche war Jericho und die 40-jährige Wüstenwanderung der Israeliten. Dazu führten die Royal Rangers Aktivitäten durch wie Wandern nach Karte und Kompass, Übernachten im Wald, Seilbahn über die Emme, Nachtspiel, Stafetten, Kochen über dem Feuer, Erste Hilfe, Gemeinschaft, Singen und vieles weitere mehr. Lesen Sie die vollständigen Lagerberichte auf info.heilsarmee.ch (Suchbegriffe Pantherlager bzw. Rangers).
Wandern nach Karte und Kompass: Die Royal Rangers in Aktion.
IMPRESSUM Zweimonatszeitschrift für Salutisten und Freunde der Heilsarmee Verlag und Redaktion: Territoriales Hauptquartier | Heilsarmee Schweiz, Österreich & Ungarn | Laupenstrasse 5, Postfach | CH-3001 Bern | Telefon 031 388 05 02 | redaktion@heilsarmee.ch Adressänderungen bitte an diese Adresse! Redaktionsteam: Sergeant Philipp Steiner (Leiter Marketing & Kommunikation), Florina German (Leiterin Kommunikation); Livia Hofer (Redaktion); Christine Eckert Übersetzung) | Layout: L. Geissler | Druck: rubmedia AG, Wabern/Bern Gründer der Heilsarmee: William Booth | General: Brian Peddle | Territorialleiter: Kommissär Henrik Andersen Abonnement: DIALOG CHF 23 (Inland), CHF 32.50 (Ausland)
„Ich nenne euch nicht mehr Diener, weil ein Herr seine Diener nicht ins Vertrauen zieht. Ihr seid meine Freunde, denn ich habe euch alles gesagt, was ich von meinem Vater gehört habe.” Johannes 15,15