Geschichten, die das Leben schreibt
Werner Offenbach* (heute 65) hatte sich mit Fleiss und Talent über viele Jahre hochgearbeitet, und wurde schliesslich mit 45 Jahren stellvertretender Abteilungschef. Was dann geschah, kann er sich bis heute nicht erklären. Es begann damit, dass eines Morgens sein Firmenschüssel nicht mehr ins Schloss passte. Vielleicht wäre mein Leben anders verlaufen, wenn nicht mein Vater noch vor meinem 4. Geburtstag gestorben wäre. So aber heiratete meine Mutter ein zweites Mal und ich bekam einen Stiefvater, der mich von Anfang an nicht leiden konnte. Mein Stiefvater war Alkoholiker, dem man nichts recht machen konnte und der mich regelmässig schlug und misshandelte. So richtig an meine Jugend kann und will ich mich nicht mehr erinnern. Jedenfalls war ich froh, dass ich mit 16 eine Stifti als Sanitär-Installateur machen konnte und so von zuhause wegkam. Die darauffolgenden Jahre waren dann auch die besten in meinem Leben. Ich lernte meine Frau kennen, wir heirateten und nach und nach kamen unsere Kinder zur Welt – 4 Buben an der Zahl. Natürlich war es nicht immer einfach, diese wilde Viererbande zu bändigen. Aber ich wollte meinen Kindern auf jeden Fall ein guter Vater sein und ich glaube, das ist mir auch gelungen. Der Sanitärgrosshandel, in dem ich arbeitete, war sehr zufrieden mit mir und zeigte mir das auch: indem man mich zum stellvertretenden Abteilungschef beförderte. Es ging mir rundum gut und am liebsten hätte ich die Zeit für immer angehalten. Dass das grosse Unglück bereits unmittelbar vor der Türe stand, ahnte ich damals nicht.
Mein tiefer Fall begann unscheinbar. Ohne Vorwarnung brach es an einem ganz normalen, kalten Februarmorgen über mich herein. Wie immer ging ich kurz nach sieben aus dem Haus und wie immer war ich gegen 7.30 Uhr im Geschäft. Aber heute war etwas anders, komplett anders: heute passte mein Büroschlüssel plötzlich nicht mehr ins Schloss. Erst war ich nur irritiert, aber als ich sah, dass es meinen Kollegen nicht besser erging, wusste ich: das war das Ende unserer Firma – offenbar ist sie im Konkurs. Der Schock war gross. Ohne Ansage musste ich von heute auf morgen eine neue Arbeit suchen. Anfangs dachte ich noch, mit meinen Qualifikationen müsste das kein Problem sein. Aber nach unzähligen erfolglosen Bewerbungen wurde mir klar, dass ich mit meinen 45 Jahren bereits definitiv zum alten Eisen gehörte. Keine Arbeit, kein Einkommen und entsprechend immer weniger Selbstwertgefühl hatten fatale Auswirkungen auf mein gesamtes Leben. Immer öfters kam es zum Streit mit meiner Frau, bis schliesslich unsere Ehe auseinanderbrach. Obwohl mir die Kinder immer sehr wichtig waren und ich auch nach der Scheidung ihre Nähe suchte, distanzierten sie sich mehr und mehr von mir. Aber was soll man denn auch anfangen mit einem Papi, der nur noch niedergeschlagen in der Wohnung herumschlich und mit sich und dem Leben haderte?
Nach vielen Jahren fand mich das Glück wieder.
«Ich war erst 45, aber mein ganzes Glück war wohl bereits aufgebraucht.»
In der Folge hielt ich mich während Jahren mit einfachen Arbeiten wie Zeitungen austragen über Wasser. Ich hatte einen alten Ford, mit dem ich die Ortschaften, in denen ich verteilte, abklapperte und ich hatte gerade genug Geld, um die fälligen Rechnungen zu bezahlen. Bis zu dem Tag, als mein Auto den Geist aufgab und ich schlagartig die Grundlage für mein eh schon bescheidenes Leben verlor. Aber diesmal hatte ich Glück, das erste Mal wieder Glück nach langer, langer Zeit. Bei der Heilsarmee nämlich, wo ich seit längerer Zeit schon bei der Lebensmittelabgabe aushalf, sprach mich eine Mitarbeiterin an: «Du Werner, geht es dir nicht gut, willst du mir sagen, was los ist?» Das Eis war gebrochen und ich glaube, es hat nur so aus mir herausgesprudelt. Man hörte mir geduldig zu und half mir dann unkompliziert aus der Patsche. Die Menschen von der Heilsarmee gaben mir ein zinsloses Darlehen, das ich inzwischen wieder zurückzahlen konnte. Sie berieten mich in meinen Finanz- und Lebensfragen und gaben mir Arbeit. Und vor allem: Sie gaben mir mit ihrer Liebe ein Zuhause, in dem ich mich sehr wohl fühle.
* Bei der hier dargestellten Lebensgeschichte haben wir den Namen geändert und die Bilder von einer anderen Person verwendet. Dies zum Schutz der Privatsphäre der dargestellten Person.
Auch wenn ich irgendwann nicht mehr daran glaubte, ging es plötzlich in meinem Leben wieder aufwärts. Ja, ich glaube, es gibt eigentlich immer und in jeder Lebenssituation eine Türe, die sich für einem öffnet. Manchmal dauert es einfach ein bisschen länger, bis man sie erkennt.
Wir helfen Menschen wie Werner Offenbach aus der Not. Nächstenhilfe aus Nächstenliebe ist seit jeher das zentrale Anliegen der Heilsarmee. Wenn immer wir können, helfen wir Menschen, die vom Glück verlassen wurden. Und zwar unabhängig von ihrem Hintergrund. Weder Nationalität, Religion, Bildung, Beruf noch Alter spielen bei uns eine Rolle. Mal genügt bereits ein tröstendes Wort
oder eine warme Suppe, mal braucht die notleidende Person umfassende Unterstützung und am besten auch gleich noch ein Dach über dem Kopf. Nicht zuletzt dank der grosszügigen Unterstützung von unseren Gönnerinnen und Gönnern dürfen wir für viele notleidende Menschen der rettende Anker sein.
Suppe, Seife, Seelenheil. So hilft die Heilsarmee mit Ihrer Hilfe.
Offene Ohren
Freie Betten
Gedeckte Tische
Tröstende Worte
Alles beginnt mit einer einfühl samen Person, die sich eines hilfesuchenden Menschen annimmt. Darum empfangen wir Menschen in Not sowohl in unseren 8 Sozialberatungs stellen als auch in unseren 57 Heilsarmee-Gemeinden mit offenen Armen und Ohren.
Wer den Boden unter den Füssen verloren hat, hat oftmals auch kein Dach mehr über dem Kopf. In insgesamt 7 Wohn- und 5 Übergangs heimen, 4 Alters- und Pflege heimen und 2 Passantenheimen bieten wir jede Nacht über 1200 Menschen ein Obdach. Zusätzlich führen wir noch 1 Jugend- und 6 Kinderheime.
Oft ist das Problem eines hilfesuchenden Menschen ganz profan. Er oder sie hungert nach Essen oder nach ein bisschen Gesellschaft. Darum laden wir gern zu Tisch. Zum Beispiel bei unseren diversen Mittagstischen für Jung und Alt oder den FrauenZmorgen.
Unser Tun ist geprägt durch unsere Beziehung zu Gott. Darum bringen wir die Menschen mit Jesus Christus in Berührung. Nicht zuletzt mit unseren Gottesdiensten, die jeden Sonntag in 57 HeilsarmeeGemeinden stattfinden. Aber auch unsere psychiatrische Spitex und der Gefängnisdienst sind wertvolle Angebote für Menschen in Not.
Stiftung Heilsarmee Schweiz | Laupenstrasse 5 | Postfach 6575 | 3001 Bern | Telefon 031 388 05 35 | Fax 031 382 05 91 spenden@heilsarmee.ch | heilsarmee.ch | Spendenkonto 30-444222-5