Geschichten, die das Leben schreibt Bis zu seinem 35. Geburtstag hätte das Leben L von Beat Spahr* nicht besser sein können. Er hatte einen tollen Job a als Kurdirektor, genoss rundherum hohes Ansehen und wurde von allen Se Seiten zu Anlässen und Apéros eingedanach schlimme Folgen haben. laden. Genau das sollte aber viele Jahre d Wenn ich mich an meinem jetzigen Arbeitsplatz bei der Heilsarmee umsehe und umhöre, denke ich oft: Hey Beat, im Vergleich zu andern hattest du es in deinen jungen Jahren eigentlich schon sehr gut. Während meine Kollegen vom Wohnheim Hasenberg zum Teil unter sehr schwierigen Familienverhältnissen aufwuchsen, kann ich mich diesbezüglich nicht beklagen. Ich hatte eine herzensgute Mutter, die mich liebte, ich hatte einen tüchtigen Vater, der mich liebte, und ich hatte eine kleine Schwester, die mich ... fast immer gern hatte. Die Schule durchlief ich ohne nennenswerte Zwischenfälle. Weil Geografie mein Lieblingsfach war und weil mich fremde Länder schon seit früh auf faszinierten, entschied ich mich für eine Lehre in einem Reisebüro. Kaum ausgelernt, fand ich eine Stelle als Reiseleiter. Diese unbeschwerten Jahre zwischen 20 und 30 waren wohl die schönsten in meinem Leben. Mal war ich in den USA, mal in Japan, dann gabs eine kurze Verschnaufpause in der Schweiz und schon sass ich wieder im Flugzeug zum nächsten Abenteuer. Andere Sprachen, andere Kulturen, andere Menschen – immer war etwas los und nie wurde mir langweilig. Lächelnd trank ich mich ins Elend. Irgendwann hatte ich von diesem zwar aufregenden, aber – ehrlich gesagt – auch ausschweifenden Leben genug. Ich entschied mich, sesshaft zu werden. Als man mir in einem bekannten Schweizer Ferienort eine tolle Stelle als Kurdirektor anbot, zögerte ich keine Sekunde, den Vertrag zu unterzeichnen. Damals konnte ich nicht ahnen, dass der Traumjob einmal zum Alptraum werden würde.
Hauptberuflich war ich Kurdirektor. Nebenberuflich Alkoholiker.
Der Alptraum begann eigentlich ganz angenehm. Als Kurdirektor war ich laufend an irgendwelche Veranstaltungen und Apéros eingeladen. Immer gab es Weisswein und immer griff ich zu. Ich trank zwar nie übermässig viel, aber ich hatte immer einen gewissen Pegel. Weil ich ganz selten einen Rausch und eigentlich nie einen Kater hatte, empfand ich mich überhaupt nicht als alkoholkrank. Im Gegenteil: Ich war überall gern gesehen und meistens gut drauf. Dass ich so nebenbei täglich 2 bis 3 Flaschen Wein konsumierte, war mir gar nicht so richtig bewusst. Oder anders gesagt: Ich verdrängte es, wollte es mir nicht eingestehen. Bis zum richtigen Absturz sollte es aber noch viele Jahre dauern. Weil mich der Alkohol immer mehr in Beschlag nahm, fing ich an, mich langsam zurückzuziehen. Erst brach ich die Kontakte zu meinen Freunden ab, schliesslich wollte ich auch von meiner Schwester nichts mehr wissen. Ich verbarrikadierte mich in meiner Wohnung, bis meine Vermieterin so in Sorge um mich war, dass sie eines Tages die Polizei rief. Mein Ende war gleichzeitig mein Anfang. Gott sei Dank. Denn mit der Polizei kam endlich auch ein Stein ins Rollen. Man brachte mich ins Spital, wo mir die Ärzte vor Augen führten, wie schlimm es wirklich mit meiner Sucht stand. Auf ihr Anraten hin machte ich einen fünfmonatigen Entzug in einer Klinik in Münsterlingen. Dort hörte ich auch zum ersten Mal vom Männerwohnheim Hasenberg, das von der Heilsarmee geführt wurde. Weil der Glaube in meinem Leben immer eine Rolle gespielt hat und weil mir klar war, dass ich jetzt einen starken Schilfhalm brauche, um mich ans Ufer retten zu können, entschied ich mich für den Hasenberg. Ich habe es keine Sekunde bereut. Im Hasenberg habe ich Halt und Heimat gefunden und einen Job in der Küche, der mir half, meinen Lebenssinn und mein Selbstbewusstsein wiederzufinden. Langsam, aber sicher geht es mit mir wieder aufwärts. Ich treffe mich wieder mit alten Freunden, lese viel, mache Sport und – vielleicht das Wichtigste: Ich habe wieder Träume. Gerne würde ich eines Tages an der Rezeption eines Hotels arbeiten und so wieder etwas von meinem früheren Leben zurückgewinnen. Ausser dem Alkohol, den habe ich für immer und ewig aus meinem Leben verbannt.
Wo immer Beat Spahr helfen kann, legt er heute Hand an – besonders gern in der Küche unseres Männerwohnheims.
Weg vom Alkohol und hin zu einem neuen Leben. Das Männerheim Hasenberg im Kanton St. Gallen ist seit 1934 eine Institution der Heilsarmee. Es bietet knapp 50 Männern in besonderen Lebenssituationen Heimat und Halt. Die meisten von ihnen sind wie Beat Spahr durch Alkohol oder psychische Probleme in eine Existenzkrise geraten. Hier im Hasenberg helfen wir ihnen, von ihrer Sucht loszukommen. Wir pflegen einen möglichst normalen Tagesablauf mit Wohnen, Arbeiten, Essen und gemeinsamer Freizeitgestaltung. Alle Bewohner übernehmen
eine ihren Fähigkeiten angemessene Aufgabe. Und sie übernehmen Verantwortung, trainieren ihre Ausdauer und stärken ihr Selbstbewusstsein und ihr Selbstwertgefühl. Für die meisten Männer ist der Hasenberg ein Ort, wo sie sich angenommen und geborgen fühlen. Während die einen für immer hier bleiben, stellen sich andere nach einer gewissen Zeit wieder gestärkt dem «eigenständigen» Leben.
Suppe, Seife, Seelenheil. So hilft die Heilsarmee mit Ihrer Hilfe.
Offene Ohren
Freie Betten
Gedeckte Tische
Tröstende Worte
Alles beginnt mit einer einfühlsamen Person, die sich eines hilfesuchenden Menschen annimmt. Darum empfangen wir Menschen in Not sowohl in unseren 8 Sozialberatungsstellen als auch in unseren 57 Heilsarmee-Gemeinden mit offenen Armen und Ohren.
Wer den Boden unter den Füssen verloren hat, hat oftmals auch kein Dach mehr über dem Kopf. In insgesamt 7 Wohn- und 5 Übergangsheimen, 4 Alters- und Pflegeheimen und 2 Passantenheimen bieten wir jede Nacht über 1200 Menschen ein Obdach. Zusätzlich führen wir noch 1 Jugend- und 6 Kinderheime.
Oft ist das Problem eines hilfesuchenden Menschen ganz profan. Er oder sie hungert nach Essen oder nach ein bisschen Gesellschaft. Darum laden wir gern zu Tisch. Zum Beispiel bei unseren diversen Mittagstischen für Jung und Alt oder den FrauenZmorgen.
Unser Tun ist geprägt durch unsere Beziehung zu Gott. Darum bringen wir die Menschen mit Jesus Christus in Berührung. Nicht zuletzt mit unseren Gottesdiensten, die jeden Sonntag in 57 HeilsarmeeGemeinden stattfinden. Aber auch unsere psychiatrische Spitex und der Gefängnisdienst sind wertvolle Angebote für Menschen in Not.
* Bei der dargestellten Lebensgeschichte haben wir Bilder von einer anderen Person verwendet. Dies zum Schutz der Privatsphäre von Beat Spahr. Stiftung Heilsarmee Schweiz | Laupenstrasse 5 | Postfach 6575 | 3001 Bern | Telefon 031 388 05 35 | Fax 031 382 05 91 spenden@heilsarmee.ch | heilsarmee.ch | Spendenkonto 30-444222-5